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Studie Kultur Region Oberes Mittelrheintal 2019 - Davide Brocchi

Davide Brocchi Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews, im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

Davide Brocchi
Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel
Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal

Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews,
im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

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Wandel durch <strong>Kultur</strong> – <strong>Kultur</strong> im Wandel<br />

Neue Entwicklungspfade für die <strong>Region</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong><br />

<br />

Eine enge Zusammenarbeit zwischen <strong>Kultur</strong> und Tourismus ist für diese <strong>Region</strong> wichtig,<br />

es sollte jedoch vermieden werden, dass <strong>Kultur</strong> und Kunst dem Tourismus zu stark untergeordnet<br />

werden – und im Extremfall eine Disneyfizierung der <strong>Kultur</strong> stattfindet.<br />

8.4.2 Die Weiterentwicklung der regionalen Strukturen<br />

Welchen Bestand hat das Obere <strong>Mittelrheintal</strong> als <strong>Region</strong>?<br />

Ein zentrales Problem für die Entwicklung der <strong>Region</strong> liegt in ihrer institutionellen Zersplitterung.<br />

Die Frage, was die Bezugsregion sei, wird unterschiedlich beantwortet. In dieser Form kann die<br />

<strong>Region</strong> als Einheit nur schwer wirklich gelebt, geschweige durch ihre Bürger*innen mitgestaltet<br />

werden. Wenn die <strong>Region</strong> bzw. der Zweckverband unbeweglich bleiben, dann gehen die verschiedenen<br />

Institutionen darin eigene Wege, um ihre Probleme zu lösen und ihre Ziele zu erreichen;<br />

es bilden sich Parallelstrukturen, Ressourcen werden unnötig verschwendet.<br />

Die <strong>Region</strong> kann als solche nur dann ihr Potenzial entfalten, wenn sie mehr als ein Verwalter und<br />

Pfleger des Welterbe-Status ist. Für eine echte <strong>Region</strong> bräuchte es eine stärkere institutionelle<br />

Anerkennung und politische Einheit, bis hin zur Bildung eines regionalen Parlaments. Auf jeden<br />

Fall benötigt der Zweckverband einen deutlich breiteren Handlungsspielraum als bisher.<br />

Wie wird <strong>Kultur</strong> begriffen?<br />

So lange <strong>Kultur</strong> nur eng begriffen wird und einem gewöhnlich schwachen Ressort in den öffentlichen<br />

Verwaltungen unterordnet wird, wird sie unter Marginalisierung und Fremdverzweckung<br />

leiden. <strong>Kultur</strong> riskiert so einerseits eine elitäre Angelegenheit zu bleiben, andererseits die Massen<br />

und die Tourist*innen zu unterhalten. Es braucht ein anderes Verständnis von <strong>Kultur</strong>, um<br />

ihre Bedeutung bewusst zu machen und ihr Potenzial für die regionale Entwicklung auszuschöpfen.<br />

Die <strong>Kultur</strong>- und Kunstförderung ist noch zu stark in einem versäulten Denken gefangen,<br />

während Querverbindungen, ein vernetztes Denken oder die experimentelle Erprobung von gesellschaftlichen<br />

Alternativen (Realexperimente, Reallabore) immer gefragter sind.<br />

Für eine weitsichtige Politik<br />

Probleme können niemals mit der gleichen Denkweise gelöst werden, die sie verursacht hat, so<br />

Albert Einstein. Die bisherigen dominanten Entwicklungsmodelle (Wirtschaftswachstum über alles,<br />

Massenkonsum, autogerechte Stadt, Deregulierung 21 ) werden allein die Probleme der <strong>Region</strong><br />

nicht lösen, eine nachhaltige Entwicklung benötigt Weitsicht und neue Visionen, auch angesichts<br />

der großen Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Die künftige Entwicklung sollte<br />

mehr auf die Bildung von Sozial- und <strong>Kultur</strong>kapital setzen, nicht allein auf ökonomisches Kapital.<br />

Die <strong>Region</strong> braucht neue, unkonventionelle Allianzen auf Augenhöhe, zum Beispiel Public Citizen<br />

Partnerships zwischen Produzent*innen, Händler*innen und Konsument*innen, zwischen<br />

21<br />

Nicht der liberale Gedanke oder der politische Liberalismus ist das Problem, sondern die Abschaffung<br />

von Regeln, die die Mächtigen in die Pflicht nehmen.<br />

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