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Studie Kultur Region Oberes Mittelrheintal 2019 - Davide Brocchi

Davide Brocchi Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews, im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

Davide Brocchi
Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel
Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal

Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews,
im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

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Wandel durch <strong>Kultur</strong> – <strong>Kultur</strong> im Wandel<br />

Neue Entwicklungspfade für die <strong>Region</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong><br />

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„Man sagte immer, die Kirche hat hier wieder einen Heiligen, den Werner. Die Kirche<br />

hat diesen Heiligen aber nie anerkannt. Der Papst und der Kaiser haben ihn damals nie<br />

anerkannt. Das war ein Pegida-Heiliger: ‚Wir sind das Volk und wir bestimmen wer heilig<br />

ist!‘“ (PW)<br />

„1979 ist alles aufgedeckt worden. Nicht einmal die Altnazis, die noch da waren, haben<br />

sich gegen diese Wahrheit gewehrt. Die waren alle still.“ (SA) „…und verunsichert.“ (PW)<br />

„Die ganze Bevölkerung hat damals mitgemacht.“ (KP) „Ich habe hier auch ein paar<br />

Leute interviewt, mich hat das sehr beeindruckt. Sowohl Andreas Stüber als auch Randolf<br />

Krauer waren damals als Jugendliche daran beteiligt, diese Wernerkapelle da zu sichern.<br />

Da hat das ganze Dorf daran geholfen, sie mussten das Gerüst hochschleppen...<br />

Alle Männer haben geholfen und die Frauen haben Suppe und Schnaps ausgeschenkt.<br />

Sie waren Jugendliche, 14-, 15-, 16jährige.“ (WH)<br />

„Wenn wir mit der Restaurierung der Kapelle fertig sind, sagte ich damals, dann hätte<br />

ich gerne, dass hier einmal pro Jahr ein Konzert der Villa Musica stattfindet. Seit 20 Jahren<br />

haben wir jedes Jahr tatsächlich ein solches Konzert. Es ist immer eine Riesenatmosphäre,<br />

sie kommen von weit her, das Publikum. Da merken wir wieder, wie diese<br />

Professionalität für das Gelingen wichtig ist. Villa Musica übernimmt hier die Werbung.“<br />

(KP)<br />

„Heute beobachten wir hier von der Terrasse aus die Menschen, die zur Wernerkapelle<br />

gehen. Und wenn sie da oben stehen, nehmen sie sich in den Arm. Dieser Ort scheint<br />

etwas Magisches zu haben.“ (SA)<br />

7.1.2 „Das rote Fenster“ und Vortragsreihe zur Toleranz (2007-2009)<br />

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Initiator: Peter Keber<br />

„Es ist die Arbeit von drei Jahren gewesen. Wir haben zuerst eine Kunstinstallation an<br />

die Kapelle angebracht, das Rote Fenster. Sie durfte die Struktur der Kapelle nicht berühren.<br />

Diese Aktion hat insgesamt 120.000 Euro gekostet. Auch dieses Geld haben wir<br />

zusammen gekriegt. Drei Jahre lang haben dann ganz bekannte Persönlichkeiten hier<br />

Vorträge gehalten, über Toleranz. Jeder durfte sich das Thema selbst aussuchen, es<br />

musste nur um Toleranz gehen. Unter anderem war Prof. Dr. Leo Trepp bei uns als Referent,<br />

ein bekannter Judaistik-Professor aus San Francisco. Damals war er 93 Jahre alt<br />

und hat noch Vorträge über Verständigungsarbeit zwischen Juden und Christen gehalten.<br />

Seine ganze Familie ist im KZ Sachenhausen umgebracht worden, er war der einzige<br />

Überlebende. Ich habe ihn in San Francisco angerufen: ‚Herr Trepp, die Wernerkapelle...<br />

Eine Vortragsreihe... Ich möchte Sie fragen, ob sie bereit wären, den Vortrag in der<br />

Wernerkapelle zu halten‘. Und dann war Stille, als ob er aufgelegt hätte. ‚Herr Trepp,<br />

sind Sie noch da?‘ ‚Ja! Wernerkapelle?‘ Das müsste er sich überlegen. Er kannte die<br />

Wernerkapelle ganz genau! Ich habe ihm erzählt, was wir bisher gemacht hatten. Mit<br />

der Vortragsreihe wollen wir Verständigungsarbeit zwischen Juden und Christen machen,<br />

‚das ist eigentlich Ihr Anliegen! Ich kann mich erinnern, als junger Student habe<br />

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