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Studie Kultur Region Oberes Mittelrheintal 2019 - Davide Brocchi

Davide Brocchi Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews, im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

Davide Brocchi
Wandel durch Kultur – Kultur im Wandel
Neue Entwicklungspfade für die Region Oberes Mittelrheintal

Eine Studie auf Basis von zwölf Experteninterviews,
im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal

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Wandel durch <strong>Kultur</strong> – <strong>Kultur</strong> im Wandel<br />

Neue Entwicklungspfade für die <strong>Region</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Mittelrheintal</strong><br />

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tun. Aber bis wohin komme ich damit? Bin ich bereit nur aufgrund der Rheinromantik<br />

zwei Wochen Urlaub in der <strong>Region</strong> zu machen?“ (KN)<br />

„Die Rheinromantik hat kein Gesicht, keine Substanz mehr. Für die Touristen hat es eine<br />

Faszination, aber die alte Rheinromantik ist nicht im Sinne des Neubeginns, des Aufbruchs.<br />

Wenn ich darüber schreibe, trenne ich das Ro (ursprünglich) von Mantik. Ich<br />

unterscheide zwischen Romantik und Romantisieren. Romantik ist das schon abgeschlossene,<br />

das vergangene. Romantisieren ist jetzt, der Moment, wo ich lebe. Romantisieren<br />

finde ich besser.“ (SF)<br />

„Ich bin skeptisch. Wer von außen kommt, freut sich auf das enge Tal, die Schlösschen,<br />

die Wanderwege. Wer im Tal hingegen lebt, sagt: ‚Anstrengend, da hoch zu steigen. Ich<br />

möchte gerne in Frankfurt sein, wann werden fünf Brücken gebaut?‘ Diese Brücken würden<br />

natürlich das Tal zerstören. Ich befürchte, dass nicht jeder ein Rheinromantiker ist,<br />

der hier wohnt. Aber wenn man nach außen reist, nach Berlin zum Beispiel, man sagt<br />

‚Rhein‘ und dann kommt automatisch die Assoziation ‚Loreley‘ oder ‚Rüdesheim‘. Sicher<br />

ist es interessant für den Anfang, ein Thema zu haben, das auch nach außen bekannt<br />

wird. Das Thema Rheinromantik ist bekannt, jedoch auch negativ. Rheinromantik kann<br />

auch bedeuten: diese volkstümlichen Menschen, trinken Wein, sind bieder, leben abgeschottet.<br />

Sie wollen die Welt nicht sehen und in der eigenen Blase bleiben. Rheinromantik<br />

kann auch mit Kitsch verwechselt werden: ‚Wie romantisch!‘ Das hat nichts mit dem<br />

Ursprung zu tun, ein ganz tiefes Gefühl, die Landschaft, die in einem etwas schwingen<br />

lässt […]. Es ist schwer Themen von oben vorzugeben. Rheinromantik ja, aber nicht wie<br />

vor 200 Jahren, das Thema muss modern gestaltet werden. Man kann die gleichen Gefühle,<br />

aber mit der Ästhetik von heute berühren, es kann auch Hip-Hop sein. Das würde<br />

auch helfen, die Jugend anzusprechen.“ (AM)<br />

„Romantik zieht auch nur alte Leute an. Stellen Sie sich da oben an der Loreley, zwei<br />

Stunden, und schauen Sie sich an, was aus den Bussen aussteigt. Hier kommt keine Jugend<br />

her. Diese Rheinromantik ist für mich ein Reizwort! Ich finde es völlig altbacken<br />

und völlig daneben! Damit zieht man keine Leute mehr an.“ (SB)<br />

„Die Rheinromantik ist für mich: diese ganzen Schlösser und Burgen, die wir hier haben<br />

– und dann hört es für mich auch auf. Klar, die Burgen sind schön, aber ich weiß nicht,<br />

ob das die Zukunft ist.“ (MR)<br />

3) Differenzierende Positionen<br />

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„Die Rheinromantik ist wichtig, weil die <strong>Region</strong> weltweit dafür bekannt ist. Ich verkaufe<br />

meine Weine im Ausland, weil man Riesling mit Rhein und Rheinromantik verbindet. Die<br />

Loreley ist auch in Japan bekannt. Aber die Rheinromantik interessiert vor allem ältere<br />

Menschen, sie interessierte mich als junger Mensch nicht. Jeder wird jedoch irgendwann<br />

älter […]. Unsere Kinder wissen davon, aber für sie hat die Rheinromantik längst nicht<br />

die Bedeutung, die sie für mich nun hat. Wenn Sie mich vor 50 Jahren gefragt hätten,<br />

hätte ich auch über Rheinromantik gelacht: Das ist etwas für alte Leute!‘ Der Geschmack<br />

ändert sich im Laufe der Zeit. Wer heute für Popmusik ist, wird irgendwann auch auf<br />

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