Automationspraxis 08.2019
automationspraxis.de 07/08_Juli/August 2019 Künstliche Intelligenz So gelingt Unternehmen der KI-Einstieg Seite 24 Silicon Valley der Robotik Wie Odense zum Cobot- Mekka wurde ab Seite 30 Forum Mobile Robotik Alle Vorträge aus Bayreuth zum Nachlesen ab Seite 55 Sinumerik One: Digital native CNC Juli/August 2019 1
- Seite 2 und 3: Industrie Das Kompetenznetzwerk der
- Seite 4 und 5: _Inhalt Inhalt 34 Trio: Esben Øste
- Seite 6 und 7: _Inhalt Praxis-Highlights im Juli/A
- Seite 8 und 9: _Titelgeschichte Sinumerik One mit
- Seite 10 und 11: _Titelgeschichte Bild: Siemens Mit
- Seite 12 und 13: _Titelgeschichte Bild: Siemens Bild
- Seite 14 und 15: _Personalien Bild: Onrobot Bild: Ro
- Seite 16 und 17: _Industrie 4.0 Interview: Bernhard
- Seite 18 und 19: _Industrie 4.0 Bild: Sick Die Senso
- Seite 20 und 21: _Industrie 4.0 Vorausschauende Wart
- Seite 22 und 23: _Industrie 4.0 Smart Data für KMU:
- Seite 24 und 25: _Industrie 4.0 Künstliche Intellig
- Seite 26 und 27: _Industrie 4.0 Mit Sensoren ausgest
- Seite 28 und 29: Forschung & Praxis IPA exklusiv Ser
- Seite 30 und 31: _Robotik Cluster Odense Dänisches
- Seite 32 und 33: _Robotik Cluster Odense Mikkel Chri
- Seite 34 und 35: _Robotik Cluster Odense Esben Øste
- Seite 36 und 37: _Robotik Cluster Odense eine stattl
- Seite 38 und 39: _Robotik Cluster Odense Weitere Mac
- Seite 40 und 41: _Robotik Cluster Odense obachtet, b
- Seite 42 und 43: _Kollaborative Robotik Interview: P
- Seite 44 und 45: _Kollaborative Robotik Cobot-Techno
- Seite 46 und 47: _Projekt des Monats Low-Cost-Automa
- Seite 48 und 49: _Projekt des Monats Bild: Yannick S
- Seite 50 und 51: _Robotik Sonderanlagenbau: Linearac
automationspraxis.de<br />
07/08_Juli/August 2019<br />
Künstliche Intelligenz<br />
So gelingt Unternehmen der<br />
KI-Einstieg Seite 24<br />
Silicon Valley der Robotik<br />
Wie Odense zum Cobot-<br />
Mekka wurde ab Seite 30<br />
Forum Mobile Robotik<br />
Alle Vorträge aus Bayreuth<br />
zum Nachlesen ab Seite 55<br />
Sinumerik One:<br />
Digital native CNC<br />
Juli/August 2019 1
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
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2 Juli/August 2019
_Editorial<br />
MINI<br />
nur in der Größe<br />
Yannick Schwab<br />
Redaktion<br />
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Kooperieren wie<br />
die Dänen<br />
Die Zusammenarbeit über die Unternehmensgrenzen hinweg fördert das<br />
Wachstum Aller und jedes Einzelnen – so trifft das zumindest auf die<br />
Robotik-Szene in Odense zu. Mithilfe eines engagierten Clusters hat<br />
sich die Stadt in kurzer Zeit zu Europas Robotik-Hauptstadt entwickelt (Seite<br />
30). Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist die Forschungsarbeit, die an<br />
der dortigen University of Southern Denmark geleistet wird und u. a. als<br />
Keimzelle für Universal Robots steht (Seite 34).<br />
Die Robotik-Szene in Boston entstand ebenfalls rund um eine der weltweit<br />
führenden Eliteuniversitäten, dem Massachusetts Institute of Technology<br />
(MIT). Hier entstand z. B. die Sawyer-Cobot-Technologie, die inzwischen<br />
von der Hahn Group weitergeführt wird (Seite 42).<br />
Auch in Deutschland sammelt sich im Süden, entlang der A8, reichlich Robotik-Knowhow:<br />
Angefangen beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT),<br />
über das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung<br />
(IPA) in Stuttgart, bis nach München an die dortige Technische Universität,<br />
wo im vergangenen Jahr die Munich School of Robotics and Machine Intelligence<br />
ihre Pforten öffnete. Entlang dieser Achse finden sich etablierte Player<br />
wie Kuka, Schunk und Zimmer. Aber auch innovative Start-ups wie Robodev,<br />
Drag&bot, Magazino oder Franka Emika sind hier beheimatet.<br />
Deutschland braucht sich also in Sachen Roboter-Kompetenz nicht zu verstecken.<br />
Der nächste Schritt in Richtung dynamisches Wachstum müsste eine<br />
verstärkte Kooperation und die Schaffung firmenübergreifender Netzwerke<br />
sein. Universal Robots hat das früh verstanden: Schon im Jahr 2016 präsentierte<br />
der Cobot-Pionier sein Ökosystem Universal Robots+ als Plattform für<br />
Greifer, Visionssysteme, Software und anderes Zubehör von Drittanbietern<br />
aus aller Welt. Von den Dänen können wir also einiges lernen<br />
↓<br />
Der MotoMINI, unser kleinster Roboter,<br />
ist riesig in Geschwindigkeit, in Präzision<br />
und dabei so leicht. Damit können Sie<br />
ihn einfach mitnehmen und sich selbst<br />
davon überzeugen.<br />
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Juli/August 2019 3
_Inhalt<br />
Inhalt<br />
34<br />
Trio: Esben Østergaard,<br />
Enrico Krøg<br />
Bild: Universal Robots<br />
Bild: : Onrobot<br />
Bild: MiR<br />
Iversen und Thomas<br />
Visti haben UR<br />
zum Erfolg geführt<br />
und prägen nun<br />
weiter die Odenser<br />
Robotik-Szene.<br />
16<br />
Sensoriker: Wie<br />
Sick mit künstlicher<br />
Intelligenz<br />
seine Sensor Intelligence<br />
vorantreibt,<br />
erklärt<br />
Bernhard Müller,<br />
Geschäftsführer<br />
Industrie<br />
4.0.<br />
Bild: Sick<br />
Bild: Teradyne<br />
39<br />
Käufer: Was der<br />
US-Konzern Teradyne<br />
mit Mobile<br />
Industrial Robots<br />
und Universal Robots<br />
vorhat, sagt<br />
Andrew Blanchard<br />
von Teradyne.<br />
42<br />
Treiber: Die Pläne<br />
der deutschen<br />
Rethink<br />
Robotics GmbH<br />
sowie Neuerungen<br />
rund<br />
um den Cobot<br />
Sawyer verrät<br />
CEO Philipp Unterhalt<br />
Bild: Kuka<br />
Odense und Mobile Robotik<br />
In dieser <strong>Automationspraxis</strong>-Ausgabe<br />
beleuchten wir den boomenden<br />
Robotik-Cluster im dänischen<br />
Odense (ab Seite 30), und<br />
wir blicken zurück auf unser Expertenforum<br />
Mobile Robotik, das<br />
Ende Juni in Bayreuth stattgefunden hat (auf Seite 7 und ab Sei-<br />
4 Juli/August 2019
_Inhalt<br />
_ _Titelthema<br />
08 Siemens: Digital Born CNC<br />
Sinumerik One profitiert von digitalem Zwilling<br />
_ Interview des Monats<br />
16 „Sensoren lernen mit KI“<br />
Interview mit Bernhard Müller, Sick AG<br />
_Industrie 4.0<br />
20 Der Weg zur Predictive Maintenance<br />
Vorausschauende Wartung mit intelligenten Daten<br />
24 KI in der Produktion: So gelingt der Einstieg<br />
Omrons Manager Tim Foreman gibt Tipps.<br />
28 Schlauer montieren<br />
Deep Learning für die Montageautomation<br />
TOP<br />
K I N E -<br />
MATICS<br />
SCARAROBOTER EZ<br />
FÜR HOCHPRODUKTIVES PICK-AND-PLACE<br />
Vertikaler Hub in der ersten Achse<br />
Innenliegende Kabelführung:<br />
Keine Störkonturen<br />
Überkopf montierte Kinematik<br />
verringert Zellengröße<br />
_Trend des Monats<br />
30 Robotik-Hotspot in Dänemark<br />
So wurde Odense zum Silicon Valley der Robotik<br />
_Macher der Automation<br />
34 Drei Macher prägen die Robotik in Odense<br />
Østergaard, Krøg Iversen und Visti im Porträt<br />
_C ob ots<br />
42 So geht es mit Rethinks Cobot Sawyer weiter<br />
Die Pläne der Hahn Group<br />
_Projekt des Monats<br />
46 Robotisierte Regenwurmzucht<br />
Automation und Transportroboter für Wurmfarm<br />
_Robotik<br />
52 Nähroboter sorgt für hochwertige Nähte<br />
Nähautomatenhersteller nutzt Yaskawas GP7-Robot<br />
_Fo ru m M ob ile Ro bo ti k<br />
55 Rückblick auf das Expertenforum bei Stäubli<br />
Alle Vorträge vom 27. Juni 2019 zum Nachlesen<br />
_10 Fragen an<br />
66 „Durchs Studium zum Autodidakten“<br />
10 Fragen an: Ralf Gronemann, Kawasaki Robotics<br />
_Rubriken<br />
14 Personalien<br />
15 News<br />
64 Impressum / Inserenten<br />
Stuttgart<br />
07-10 . 10 . 2019<br />
Halle 7,<br />
Stand 7330<br />
MADE IN JAPAN<br />
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ROBOTICS | TOOLS | H Y D R A U LJuli/August I C S | BEARINGS<br />
2019 5
_Inhalt<br />
Praxis-Highlights im Juli/August<br />
26<br />
IIoT-Lösung blickt live in die<br />
Lackierkabine: Dürr macht Abläufe<br />
in Lackier anlagen transparent und<br />
intelligent.<br />
44<br />
Kollaborativer Griff in die Kiste: In<br />
einer Technologiestudie zeigt Schunk<br />
mit Kuka und Roboception, wie der<br />
Griff in die Kiste im kollaborativen<br />
Betrieb gelingen kann.<br />
Bild: Winkel<br />
Bild: Dürr<br />
50<br />
Riesenroboter auf Achse: Bei einer Roboteranlage für<br />
Turbinenschaufeln mit einem Fanuc M-2000iA/1200<br />
setzt der Sonderanlagenbauer cts eine Schwerlast-<br />
Linearachse von Winkel ein.<br />
Bild: Schunk<br />
Bild: Yaskawa<br />
52<br />
Nähroboter für<br />
hochwertige<br />
Nähte: Für anspruchsvolle<br />
Nahtapplikationen<br />
an Auto-<br />
Ledersitzen nutzt<br />
der Nähautomatenhersteller<br />
KMF einen<br />
GP7-Roboter von<br />
Yaskawa.<br />
Künstliche Intelligenz<br />
So gelingt Unternehmen der<br />
KI-Einstieg Seite 24<br />
07/08_Juli/August 2019<br />
Silicon Valley der Robotik<br />
Wie Odense zum Cobot-<br />
Mekka wurde ab Seite 30<br />
automationspraxis.de<br />
Forum Mobile Robotik<br />
Alle Vorträge aus Bayreuth<br />
zum Nachlesen ab Seite 55<br />
Sinumerik One:<br />
Digital native CNC<br />
Juli/August 2019 1<br />
Zum Titel<br />
Siemens‘ neue CNC-<br />
Steuerung Sinumerik<br />
One wurde für die digitale<br />
Transformation<br />
entwickelt. Erstmals ist<br />
ein digitaler Zwilling integraler<br />
Bestandteil.<br />
Das hat Vorteile für Maschinenbauer<br />
und<br />
-betreiber. Seite 08<br />
6 Juli/August 2019
_Branche<br />
Nächste Messe:<br />
FachPack 24.09.-26.09.2019<br />
Großes Interesse an mobiler Robotik<br />
Ein voller Erfolg war das Expertenforum<br />
„Mobile Robotik“, das die <strong>Automationspraxis</strong><br />
am 27. Juni 2019 bei und mit Stäubli<br />
Robotics in Bayreuth veranstaltet hat.<br />
Statt der ursprünglich geplanten 80 bis<br />
100 Besucher kamen – trotz der großen<br />
Hitze – knapp 200 interessierte Teilnehmer.<br />
Daher mussten die Kapazitäten vor<br />
Ort kurzfristig stark erweitert werden.<br />
Die Veranstaltung fand daher in einer leer<br />
geräumte Produktionshalle statt.<br />
Ein Blick in die Besucherliste zeigt, dass<br />
die Veranstaltung offensichtlich den Nerv<br />
vieler Anwenderbranchen getroffen hat,<br />
denn die interessierten Kunden kamen sowohl<br />
von Automobilherstellern und namhaften<br />
Automobilzulieferern als auch aus<br />
vielen anderen Branchen wie Kunststoff,<br />
Elektronik, Glas, Lebensmittel, Porzellan,<br />
Verpackungstechnik sowie Medical und<br />
Pharma.<br />
Die Besucher konnten sich bei Vorträgen<br />
im Plenum sowie anhand von Live-Exponaten<br />
im Showroom überzeugen, welche<br />
Potenziale fahrerlose Transportsysteme<br />
und autonome Transportroboter für eine<br />
flexible Automatisierung der Produktion<br />
bieten: Neben der Keynote des Fraunhofer<br />
IPA und den Technologievorträgen<br />
von Baumann Automation, Engrotec,<br />
Leuze, Schunk, Stäubli und Stäubli WFT<br />
stießen vor allem die Praxisberichte von<br />
Audi und BMW auf großes Interesse. ↓<br />
Impressionen und Vorträge zum<br />
Download:<br />
https://automationspraxis.industrie.de/<br />
events/mobile-robotik/<br />
Das<br />
nach da?<br />
<br />
Bild: Konradin<br />
oben: Aufgrund des großen<br />
Interesses fand die<br />
Veranstaltung in einer<br />
leer geräumten Produk -<br />
tionshalle statt.<br />
Bild:?????<br />
In der begleitenden Ausstellung<br />
gab es eine Menge spannender<br />
Exponate von Stäubli Robotics<br />
und den anderen Partnern des<br />
Expertenforums zu sehen.<br />
Bild: Konradin<br />
Wir beraten Sie gerne.<br />
www.haro-gruppe.de<br />
Juli/August 2019 7
_Titelgeschichte<br />
Sinumerik One mit digitalem Zwilling: Virtuelle und reale CNC-Steuerung perfekt integriert<br />
Digital native CNC<br />
Mit Sinumerik One bringt Siemens die erste CNC-Steuerung, die von Grund auf<br />
für die digitale Transformation entwickelt wurde. Erstmals ist der digitale Zwilling<br />
ein integraler Bestandteil der Steuerung. Arbeitsprozesse und das Verhalten<br />
der Maschinen lassen sich realitätsnah und detailliert simulieren.<br />
Digital First: Der digitale<br />
Zwilling wird zur Führungsgröße.<br />
So wird jeglicher<br />
Aufwand in der realen Welt<br />
im gesamten Produkt -<br />
lebenszyklus der Maschine<br />
– von der Entwicklung über<br />
die Anwendung bis hin zum<br />
Service – über die Virtua -<br />
lisierung mit Sinumerik<br />
One auf das Notwendigste<br />
minimiert.<br />
Bild: Siemens<br />
8 Juli/August 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
TITELGESCHICHTE<br />
exklusiv<br />
Juli/August 2019 9
_Titelgeschichte<br />
Bild: Siemens<br />
Mit Sinumerik One werden<br />
virtuelle Prozesse<br />
und Abbilder zur Grundlage<br />
realen Handelns.<br />
Hand aufs Herz: Bisherige Steuerungen sind<br />
der Digitalisierung nachgelaufen, wurden<br />
mit nachträglich eingebauten Funktionalitäten<br />
auf neue Anforderungen in der vernetzten<br />
Welt getrimmt. Das Ergebnis: Fortschritt – aber<br />
langsam, mit Lücken, engen Grenzen und hohem<br />
Zusatzaufwand bei Steuerungsanbietern, Maschinenherstellern<br />
und Anwendern. Kein Wunder,<br />
denn selbst fortschrittlichste Highend-Steuerungen<br />
wie die Sinumerik 840D sl sind bereits vor<br />
über 15 Jahren eingeführt worden. Bei ihrer Entwicklung<br />
spielten smarte Fabriken und Virtualisierung<br />
noch keine große Rolle.<br />
Ganz anders die neue Sinumerik One. Sie ist speziell<br />
für die smarte Fertigung entwickelt – „digital<br />
native“ nennt Siemens das. Denn grundlegende<br />
Trends und Herausforderungen der digitalen<br />
Transformation sind bereits in der Grundkonzeption<br />
berücksichtigt. Neben massiv erhöhter CNC-<br />
Performance und verbesserten Fähigkeiten in Sachen<br />
Vernetzung und Datenkommunikation ist<br />
ein Punkt besonders hervorzuheben: Bei der Sinumerik<br />
One ist der digitale Zwilling integraler Bestandteil<br />
der CNC-Steuerung, virtuelle und reale<br />
Steuerung verschmelzen und ergänzen sich.<br />
Nahtlos in digitale Lösungen und<br />
Workflows integrierbar<br />
Die Digitalisierung ändert nichts an den grundlegenden<br />
Herausforderungen sowohl bei der Herstellung<br />
als auch bei der Anwendung von Werkzeugmaschinen.<br />
Produkte müssen noch schneller<br />
eingeführt werden, Produktionsprozesse deutlich<br />
flexibler und effizienter werden. Konsequent umgesetzt<br />
stellen Digitalisierung sowie im Speziellen<br />
Virtualisierung und Simulation Maschinenherstellern<br />
und -betreibern sehr wirksame Instrumente<br />
für die Bewältigung dieser Aufgaben zur Verfügung.<br />
Dafür braucht es ein digitales, hochgenaues<br />
und auf beiden Seiten durchgängiges Abbild der<br />
Steuerung, der Maschine und ihres Verhaltens.<br />
Der digitale Zwilling ist die Basis für die digitale<br />
Transformation in den Unternehmen – und genau<br />
diese Basis legt Siemens mit der Sinumerik One<br />
jetzt.<br />
Sinumerik One bietet eine moderne Hardwareund<br />
Softwareplattform, die dazu beiträgt, Maschinen-<br />
und Bearbeitungsperformance massiv zu erhöhen.<br />
Gerade im Bereich des hochanspruchsvollen<br />
Formenbaus ergeben sich Produktivitätszu-<br />
10 Juli/August 2019
_Titelgeschichte<br />
Bild: Siemens<br />
wächse im bis zu zweistelligen Prozentbereich. Rechenintensive<br />
Aufgaben wie die Kollisionsüberwachung<br />
finden nun ohne Einschränkung während<br />
des Bearbeitungsprozesses statt. Sinumerik One<br />
bietet mit der nahtlos integrierten Simatic<br />
S7–1500F PLC Zugriff auf neueste Innovationen<br />
der Automatisierungstechnik. Die leistungsstarke<br />
PLC reduziert die Prozessnebenzeiten der Maschinen<br />
noch einmal merklich.<br />
Der Name ist Programm<br />
Sinumerik One – der Name ist Programm.<br />
Mit der neuen CNC-Steuerung stellt Siemens<br />
die weltweit erste nativ digitale<br />
Steuerung vor. Neben den Performancedaten<br />
begeistert die neue CNC mit Prozessverbesserungen<br />
dank des komplett integrierten,<br />
digitalen Zwillings. Als komplett<br />
für das digitale Zeitalter konzipiertes<br />
CNC-System leitet Sinumerik One einen<br />
Paradigmenwechsel sowohl bei der Herstellung<br />
als auch beim Betrieb von Werkzeugmaschinen<br />
ein. Digital First – also die<br />
Virtualisierung und Simulation aller relevanten<br />
Prozesse vor ihrer Ausführung in<br />
der realen Welt – birgt enorme Potenziale<br />
für Qualität, Produktivität und Flexibilität.<br />
Kurzum: Maschinenhersteller und -betreiber<br />
werden künftig anders arbeiten,<br />
weil Sinumerik One virtuelle und reale<br />
Prozesse verschmelzen lässt.<br />
↓<br />
Performance und Kommunikation<br />
enorm verbessert<br />
Entscheidende Verbesserungen betreffen auch die<br />
Kommunikations- und Vernetzungsfähigkeiten<br />
der neuen Steuerung. Die Kommunikation von<br />
PLC- und NC-Daten via OPC UA wird deutlich<br />
vereinfacht und beschleunigt. Gleichzeitig sind bereits<br />
viele Sicherheitsmechanismen integriert, um<br />
vernetzte Maschinen vor unbefugten Zugriffen zu<br />
schützen.<br />
Diese durchaus beindruckende Steigerung der<br />
CNC-Leistungsdaten ist die konsequente Antwort<br />
auf die permanent steigenden Performanceanforderungen<br />
moderner Werkzeugmaschinen. Das eigentlich<br />
Revolutionäre der Sinumerik One ist<br />
aber, dass virtuelle Prozesse und Abbilder zur<br />
Grundlage realen Handelns werden.<br />
Maschinenentwicklungen und Inbetriebnahmen,<br />
Produktionsplanungen und Werkstückbearbeitungen,<br />
Maschinenerweiterungen und Services erreichen<br />
über den digitalen Zwilling der Sinumerik<br />
One eine völlig neue Qualität und Genauigkeit,<br />
lassen sich zudem viel komfortabler erstellen.<br />
Möglich wird dies durch das Softwareportfolio<br />
Create Myvirtual Machine und Run Myvirtual<br />
Machine.<br />
Digital first – von der Entwicklung<br />
bis zum Service<br />
Die Durchgängigkeit, Effizienz und Genauigkeit<br />
beim Einsatz der digitalen Zwillinge erlaubt Herstellern<br />
wie Betreibern erstmals die konsequente<br />
Umsetzung einer Digital-First-Strategie in allen<br />
Mit Create Myvirtual<br />
Machine wird das Maschinenverhalten<br />
exakt<br />
simuliert. So lassen sich<br />
System- und Funktionstest<br />
virtualisieren, was<br />
Entwicklungsrisiken<br />
minimiert.<br />
Juli/August 2019 11
_Titelgeschichte<br />
Bild: Siemens<br />
Bild: Siemens<br />
Die Inbetriebnahme wird<br />
rein virtuell vorbereitet.<br />
Durch die Verlagerung<br />
von Test und Inbetriebnahme<br />
weg von der Maschine<br />
werden unproduktive<br />
Zeiten an der<br />
Maschine reduziert.<br />
Moderne Hardwareplattform.<br />
Sinumerik One<br />
wird auf der EMO 2019<br />
als schaltschrankbasierte<br />
und als panelbasierte<br />
Variante vorgestellt.<br />
Prozessen. Auf ein frühes, prüfendes Nachvollziehen<br />
in der realen Welt wird verzichtet und first time<br />
right wird in Entwicklung, Inbetriebnahme,<br />
Planung, Produktion und Service zur Realität.<br />
„Digital first“ wird zum Effizienztreiber in der<br />
Werkzeugmaschinenindustrie. Ob kundenspezifische<br />
Maschinenkonzepte bei Spezialmaschinen<br />
oder kundenspezifische Anpassungen bei Serienmaschinen<br />
– auf Basis der digitalen Sinumerik<br />
One und des umfangreichen Siemens-Angebots an<br />
digitalen Engineering-Werkzeugen erreicht die virtuelle<br />
Entwicklung eine neue Qualitätsstufe.<br />
Über das TIA-Portal wird die Sinumerik One mit<br />
PLC und HMI unter Einsatz moderner Programmiersprachen<br />
projektiert. Die Maschinen werden<br />
nicht mehr nur virtuell konstruiert, sondern mit<br />
Create Myvirtual Machine auch ihr Verhalten<br />
exakt simuliert. So lassen sich System- und Funktionstest<br />
virtualisieren, was Entwicklungsrisiken<br />
minimiert. Die Inbetriebnahme wird rein virtuell<br />
über Software-in-the-Loop vorbereitet. Durch die<br />
Verlagerung von Test und Inbetriebnahme weg<br />
von der Maschine werden nicht-produktive Zeiten<br />
an der Maschine reduziert.<br />
Völlig neue Geschäftsmodelle<br />
Soll eine bereits im Feld befindliche Maschine<br />
funktionale Erweiterungen erfahren, so kann das<br />
Upgrade seitens des Maschinenherstellers bereits<br />
am digitalen Zwilling weitgehend vorbereitet werden.<br />
Maschinenstillstandszeiten werden auf diese<br />
Weise erheblich minimiert.<br />
Diese Digital-First-Arbeitsweise erlaubt zudem<br />
völlig neue Geschäftsmodelle und -strukturen. Die<br />
Anpassung von Maschinen auf kundenspezifische<br />
Varianten erfolgt schneller und direkter auf Basis<br />
von virtuellen Maschinen. Die virtuelle Entwicklung<br />
der Maschinen auf Basis digitaler Zwillinge<br />
hat noch einen weiteren wichtigen Mitnahme -<br />
effekt: Maschinenhersteller können Service- aber<br />
auch Hotlineaufgaben auf Basis identischer Abbildungen<br />
der Maschinen im Feld schnellstmöglich<br />
umsetzen. Durch virtuelle Begutachtung werden<br />
schnelle Reaktionen möglich – speziell im Überseegeschäft<br />
ein unschlagbarer Nutzen.<br />
↓<br />
Siemens AG<br />
www.siemens.com<br />
12 Juli/August 2019
_Branchennews<br />
Smart-Factory-Konzentration:<br />
Trumpf verkauft Axoom an GFT<br />
Um bei der Entwicklung<br />
von Smart-Factory-<br />
Lösungen schneller<br />
voranzukommen, führt Maschinenbauer<br />
Trumpf seine<br />
Smart-Factory-Aktivitäten<br />
mit der Maschinenvernetzung<br />
und den Plattformaktivitäten<br />
am Stammsitz in Ditzingen<br />
zusammen.<br />
Ein Teil dieser Smart-Factory-Lösungen<br />
wurde bisher<br />
vom Tochterunternehmen<br />
Axoom am Standort Karlsruhe<br />
entwickelt. Der Teil des<br />
Axoom-Teams, der bislang<br />
bereits eng in die Truconnect-<br />
Entwicklung eingebunden<br />
war, wird daher bei Trumpf<br />
integriert.<br />
Den Rest von Axoom und<br />
das Team am Standort Karlsruhe<br />
verkauft Trumpf allerdings<br />
an den IT-Dienstleister<br />
GFT, der damit sein Industriegeschäft<br />
weiter ausbauen<br />
will. Zugleich hat Trumpf<br />
mit GFT eine enge Entwicklungspartnerschaft<br />
geschlossen.<br />
Die enge Kooperation<br />
mit GFT ist zunächst auf<br />
zwei Jahre angelegt. Beide<br />
Unternehmen verbindet bereits<br />
eine langjährige Zusammenarbeit.<br />
Mathias Kammüller, Chief<br />
Digital Officer von Trumpf:<br />
„Wir sind überzeugt, dass<br />
wir mit dieser Neuorganisation<br />
bei Trumpf und durch die<br />
Entwicklungspartnerschaft<br />
mit GFT künftig noch<br />
schneller und effektiver unsere<br />
digitale Ambition in der<br />
Blechfertigung umsetzen und<br />
unsere ausgewiesene Expertise<br />
im Bereich der Industrial<br />
IoT sowie der Smart-Factory-<br />
Lösungen rascher ausbauen<br />
können.“<br />
Schwerpunkt der gemeinsamen<br />
Projekte von Trumpf<br />
und GFT liegt auf der raschen<br />
Weiterentwicklung von<br />
Maschinensoftware zur einfacheren<br />
Umsetzung der vernetzten<br />
Fertigung. Ziel ist die<br />
weitere Standardisierung der<br />
Maschinenvernetzung, um<br />
den Kunden einfacher und<br />
schneller als bisher Smart-<br />
Factory-Lösungen anbieten<br />
zu können. Die Rechte an der<br />
Marke Axoom verbleiben<br />
übrigens bei Trumpf. ↓<br />
www.trumpf.com<br />
www.gft.com/de<br />
UNSERE<br />
e-Series.<br />
Weltweit #1 unter den<br />
kollaborierenden<br />
Robotern.<br />
Schnell einzurichten<br />
Einfach zu<br />
programmieren<br />
Flexibel<br />
Einfach Automatisieren: Optimieren und expandieren<br />
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Die neue Cobot-Generation ist das Ergebnis jahrelanger<br />
Innovation und kontinuierlicher Verbesserungen, mit<br />
Erleben Sie jetzt die e-Series auf<br />
universal-robots.com/de/e-series<br />
Bild: Trumpf<br />
Mathias Kammüller,<br />
Chief Digital Officer<br />
von Trumpf: „Wir sind überzeugt,<br />
dass wir mit dieser Neuorganisation<br />
noch schneller unsere digitale<br />
Ambition umsetzen können.“<br />
Schnelle<br />
Automatisierung<br />
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denen die Produktivität erheblich gesteigert werden<br />
kann – für jede Unternehmensgröße, Branche oder<br />
Anwendung. Finden Sie heraus, was die e-Series alles<br />
für Sie leisten kann!<br />
Juli/August 2019 13
_Personalien<br />
Bild: Onrobot<br />
Bild: Rockwell<br />
05<br />
Bild: Rittal<br />
01<br />
06<br />
Bild: Balluff Bild: SMC<br />
Bild: Omron<br />
02 03<br />
04<br />
07<br />
Bild: Eckelmann<br />
Bild: Bettenhausen<br />
08<br />
01 Enrico Krøg Iversen (CEO, links) und Björn Milsch<br />
(General Manager DACH & Benelux, rechts) haben<br />
in Soest das erste DACH- und Benelux-Büro des dänischen<br />
Cobot-Greifspezialisten Onrobot eröffnet.<br />
02 Seigo Kinugawa leitet bei Omron als neuer CEO das<br />
Industrieautomatisierungsgeschäft in der EMEA-Region.<br />
Er folgt auf Hiroyuki Usui.<br />
03 Matthias Schad verantwortet seit dem 1. April 2019<br />
den Vertrieb des Bereichs Maschinenautomation bei<br />
der Eckelmann AG. Er löst Roland Simon ab.<br />
04 Christian Ziegler (rechts) ist beim Pneumatikspezialisten<br />
SMC nun Manager Digital Business Development.<br />
Seine Position als Manager Marketing & Communication<br />
übernimmt Michael Junkermann (links).<br />
05 Andreas Hamm ist neuer Deutschland-Geschäfts -<br />
führer bei Rockwell Automation. Seit 2018 war er bereits<br />
Country Sales Director für Deutschland.<br />
06 Dr. René Umlauft ist neuer Geschäftsführer für den<br />
internationalen Vertrieb beim Schaltschrank-Spezialisten<br />
Rittal.<br />
07 Dr. Roland Schaefer, Vice President Innovation Management<br />
bei Balluff, ist neues Vorstandsmitglied der<br />
Forschungsinitiative Arena2036.<br />
08 Dr. Kurt D. Bettenhausen ist neuer Technologie- und<br />
Digitalchef (CTO/CDO) bei Schunk. Bettenhausen<br />
war zuvor lange Senior Vice President of Corporate<br />
Technology bei Siemens. Er ist zudem Vorsitzender<br />
des VDI-Gremiums Digitale Transformation.<br />
14 Juli/August 2019
_Branchennews<br />
Termine<br />
Branchenticker + Branchenticker<br />
05.09.2019, Fanuc-Webinar:<br />
Sicherheit bei der Mensch-<br />
Roboter Kollaboration MRK<br />
Von der Koexistenz bis zur<br />
Kollaboration: Wie sich das<br />
Zusammenspiel zwischen<br />
Mensch und Roboter in der<br />
Produktion absichern lässt, erklärt<br />
Michael Keller, Applikationsingenieur<br />
Robotics bei<br />
Fanuc Deutschland, im <strong>Automationspraxis</strong>-Webinar.<br />
https://industrie.de/webinare/<br />
11.–12.09.2019 All About<br />
Automation in Leipzig<br />
Automationsmesse für Mitteldeutschland.<br />
www.automation-leipzig.com<br />
16.–21.09.2019 EMO mit mav<br />
industrie 4.0 Area<br />
Digitalisierungs-Treffpunkt<br />
auf der Werkzeugmaschinen-<br />
Messe in Hannover.<br />
https://mav.industrie.de/<br />
industrie-4–0-area-2019/<br />
MPDV gründet KI-Tochter<br />
Der MES-Softwarespezialist MPDV<br />
hat mit Perfectpattern aus München<br />
das Tochterunternehmen Aimes (Artificial<br />
Intelligence for Manufacturing<br />
Excellence Solutions) gegründet, um<br />
KI-basierte Lösungen im Fertigungsumfeld<br />
zu entwickeln. www.mpdv.de<br />
Cloos stärkt Automation<br />
Der Schweißtechnikspezialist Cloos<br />
hat sich mehrheitlich am Automatisierungsspezialisten<br />
MPA aus Burbach<br />
beteiligt.<br />
www.cloos.de<br />
Liebherr eröffnet China-Standort<br />
Die Liebherr-Verzahntechnik hat eine<br />
neue Produktionsstätte in Yongchuan<br />
in China eröffnet. Hier montiert Liebherr<br />
Wälzfräsmaschinen und Wälzschleifmaschinen.<br />
www.liebherr.com<br />
Stemmer kauft Infaimon<br />
Mit der Übernahme der spanischen<br />
Infaimon setzt der Bildverarbeitungsspezialist<br />
Stemmer Imaging seinen<br />
internationalen Wachstumskurs fort<br />
und verstärkt sich beim Thema Bin-<br />
Picking. www.stemmer-imaging.de<br />
Schunk baut aus<br />
Mit einem breit angelegten Investitionsprogramm<br />
macht sich Schunk fit<br />
für sein globales Wachstum: Rund 85<br />
Millionen Euro investiert Schunk bis<br />
Mitte 2020 in die Standorte Brackenheim-Hausen,<br />
Mengen, St. Georgen<br />
und Morrisville – rund 42 000 m²<br />
Produktions- und Verwaltungsfläche<br />
entstehen zusätzlich. www.schunk.de<br />
Weidmüller paktiert mit Oring<br />
Der Connectivity-Spezialist Weidmüller<br />
hat einen Minderheitsanteil am taiwanesischen<br />
Networking- und IIoT-<br />
Anbieter Oring Industrial Networking<br />
übernommen. www.weidmueller.de<br />
Das Kamel dehnt den Rücken vollständig.<br />
Ihrem Projekt widmen wir<br />
uns genauso umfassend.<br />
Yogaübung “Kamel”<br />
Tel. +49 (0) 74 52 84 66-0<br />
www.MartinMechanic.com<br />
Bearbeitung I Handling I Montage I Prüfung I Robotik<br />
www.rsp.eu.com<br />
Juli/August 2019 15
_Industrie 4.0<br />
Interview: Bernhard Müller, Geschäftsführer Industrie 4.0 bei der Sick AG<br />
„Sensoren lernen mit KI“<br />
Wie künstliche Intelligenz (KI) die Sensor Intelligenz verbessert und wie Sick mit<br />
intelligenten Sensoren die eigene Fertigung smart macht, verrät Bernhard Müller,<br />
Geschäftsführer Industrie 4.0 bei der Sick AG.<br />
Autor: Armin Barnitzke<br />
AP: Was sind derzeit Ihre strategischen Innovationen<br />
in Sachen Industrie 4.0 bei Sick?<br />
Müller: Ein wichtiges Thema ist künstliche Intelligenz.<br />
Ziel ist es, mithilfe von KI den Sensor zu befähigen,<br />
seine Aufgabe in der jeweiligen Applikation<br />
noch besser zu lösen. Standardsensoren erledigen<br />
ihren Job bereits gut, aber wenn eine neue<br />
Aufgabe hinzukommt, dann stoßen die Sensoren<br />
an ihre Grenzen. Mit KI dagegen kann ein Sensor<br />
aus Erfahrungen lernen und antizipieren: Was ist<br />
das, was ich da sehe? So entsteht ein besserer Sensor,<br />
der auch Dinge erkennen kann, die er noch nie<br />
gesehen hat.<br />
AP: Zieht KI in alle Sensoren ein?<br />
Müller: Natürlich benötigt der Sensor dafür eine<br />
Hardwarebasis mit entsprechender Rechenleistung<br />
und für die Aufgabe eine passende Software-<br />
App. Dafür haben wir das Eco-System Sick App-<br />
Space geschaffen. Früher hat ein Sensor Daten in<br />
Form von Bits & Bytes abgegeben, heute geben intelligente<br />
Sensoren Informationen weiter.<br />
AP: Aber entstehen dabei nicht trotzdem riesige<br />
Datenmengen?<br />
Müller: Übergeordnete Systeme und Cloud-Plattformen<br />
sollten gewiss nicht mit Sensorinformationen<br />
überflutet werden. Dafür bauen wir unser Edge-Computing-Portfolio<br />
aus. Unsere Sensor Integration<br />
Machines, kurz SIM, sitzen zwischen Sensorebene<br />
und Cloud, integrieren mehrere Sensoren<br />
und bereiten deren Daten auf. Der Sensorcluster<br />
kann so außerhalb der Cloud dezentrale Entscheidungen<br />
treffen. Die dafür benötigten Software-<br />
Apps können natürlich auch im AppSpace erstellt<br />
und dann auf die SIMs ausgerollt werden.<br />
AP: Um wirklich Informationen generieren zu<br />
können, muss man aber den jeweiligen Prozess<br />
genau kennen, oder?<br />
Müller: Ja, klar. Ich kann einen Sensor nicht intelligenter<br />
machen, wenn ich nicht weiß wofür. Deshalb<br />
sehen wir uns bei Sick auch sehr gut aufgestellt,<br />
eben weil wir uns in den jeweiligen Märkten<br />
Bild: Sick<br />
16 Juli/August 2019
_Industrie 4.0<br />
„Früher gab ein Sensor Daten in Form von Bits<br />
& Bytes ab, heute geben intelligente Sensoren<br />
Informationen weiter.“<br />
Bernhard Müller, Sick<br />
Bernhard Müller, Geschäfts führer<br />
Industrie 4.0 bei der Sick: „Unser<br />
Ziel ist es, mithilfe von KI den<br />
Sensor zu befähigen, seine Auf -<br />
gabe in der jeweiligen Applikation<br />
noch besser zu lösen.“<br />
Juli/August 2019 17
_Industrie 4.0<br />
Bild: Sick<br />
Die Sensor Integration<br />
Machines, kurz SIM,<br />
sitzen zwischen Sensorebene<br />
und Cloud, in -<br />
tegrieren mehrere<br />
Sensoren und bereiten<br />
deren Daten auf.<br />
gut auskennen, ob in der Automobilindustrie, im<br />
Maschinenbau oder in der Logistik. Die Branchenexperten<br />
in unseren Solution Centern beschäftigen<br />
sich nur mit den Anwendungen ihrer jeweiligen<br />
Industrie.<br />
AP: Aber den Kunden braucht man sicher auch?<br />
Müller: Selbstverständlich. Gerade beim Thema<br />
KI geht es nicht ohne den Kunden. Denn jede<br />
Applikation ist immer ein bisschen anders.<br />
Der Kunde sollte uns<br />
daher am besten konkrete<br />
Beispieldaten liefern, mit<br />
denen der KI-Sensor lernen<br />
kann: KI benötigt passende<br />
Trainingsdaten.<br />
AP: Können Sie diese<br />
Sensor Intelligenz auch<br />
in der eigenen Produktion<br />
nutzen?<br />
Müller: Unbedingt. In unserer<br />
4.0 Now Fabrik in<br />
Freiburg setzen wir ausschließlich<br />
Sick-Sensoren<br />
ein. Es gibt nicht einen Fremdsensor. Das<br />
Besondere an der Fabrik: Sie ist total flexibel:<br />
Jede Maschine ist eine Universalmaschine, die löten<br />
oder kleben oder bohren oder pressen oder beschriften<br />
kann. Es gibt keine speziellen Maschinen,<br />
die nur für eine Sensorvariante geeignet sind.<br />
Wir können daher in der Fabrik bis zu 500.000<br />
verschiedene Varianten herstellen, von Losgröße 1<br />
bis zur 1000er-Stückzahl. Jeder Sensor sucht sich<br />
selbst seinen Weg durch die Fabrik und steuert auf<br />
mobilen Transportsystemen, wir nennen sie AGC,<br />
Automated Guided Cart, zum jeweils benötigten<br />
Prozess. An der Maschine wird dann identifiziert,<br />
welcher Sensortyp das ist und was mit ihm passieren<br />
soll. Ist der Arbeitsgang erledigt, weiß der Sensor<br />
was als Nächstes zu tun ist und fährt an die<br />
entsprechende Station. Alles völlig autonom und<br />
flexibel.<br />
AP: Welche Arten von Sensoren nutzen Sie in<br />
der 4.0 Now Fabrik?<br />
Müller: In der 4.0 Now Fabrik haben wir optische,<br />
elektromagnetische und Ultraschallsensoren<br />
sowie Encoder verbaut. Im Umfeld von Roboterzellen<br />
spielt auch bei uns der Sicherheitsaspekt eine<br />
entscheidende Rolle. Deshalb gehören Sicherheitslösungen<br />
wie Sicherheitssensoren mit Sicherheitssteuerungskomponenten<br />
ebenfalls in die Produktionszellen.<br />
Und mit Inspektionslösungen stellen<br />
wir eine gleichbleibend einwandfreie Qualität<br />
unserer Produkte sicher.<br />
AP: Zum Beispiel?<br />
Müller: Beispielsweise werden für die präzise Roboterpositionierung<br />
industrielle 2D-Kameras, wie<br />
die Picocam oder programmierbare InspectorP gemeinsam<br />
mit unserer SIM4000 genutzt. Zusätzlich<br />
stellen Displacement-Messsensoren höchste<br />
Messgenauigkeit sicher. So können wir mittels<br />
100%-Prüfung die Qualität unserer Endprodukte<br />
verbessern und gleichzeitig Material- und Stillstandskosten<br />
reduzieren. Eine weitere Anwendung<br />
sind Track&Trace-Lösungen zur Identifizierung<br />
und Lokalisierung von beispielsweise Material.<br />
Dazu verwenden wir Barcode-Leser oder 2D-Kameras,<br />
wie Lector 620, und RFID Technologie. ↓<br />
Sick AG<br />
www.sick.de; Control<br />
Bernhard Müller im<br />
Gespräch mit der <strong>Automationspraxis</strong>.<br />
Bild: Sick<br />
18 Juli/August 2019
_Industrie 4.0<br />
Sensor für Fabrik<br />
der Zukunft<br />
TRANSPORTIERT<br />
AUTONOM<br />
O<br />
Sense, connect, detect: Um mit vertretbarem Aufwand Daten für<br />
die Fabrik der Zukunft zu erfassen, hat Bosch mit dem SCD einen<br />
neuen Sensorbaustein entwickelt. Der kabellose, streichholzschachtelgroße<br />
SCD-Sensor lässt sich einfach an der gewünschten<br />
Komponente befestigen (per Kabelbinder oder<br />
selbstklebend). Sofort nach seiner Aktivierung liefert der Sensor<br />
Messwerte für Temperatur, Beschleunigung,<br />
Magnetfeld/<br />
Strom und Licht. Dank seiner<br />
Multisensortechnologie<br />
erfasst der SCD mehrere<br />
Daten simultan und überträgt<br />
sie drahtlos zur sofortigen<br />
Schwachstellenanalyse<br />
an eine App. Zur weitergehenden<br />
Auswertung und<br />
Dokumentation lassen sich die<br />
Messwerte in Excel exportieren. In die Entwicklung des SCD<br />
sind das Knowhow von Bosch zur Sensorfertigung sowie die Automatisierungserfahrung<br />
von Bosch Rexroth eingeflossen. ↓<br />
Bild: Bosch<br />
Bosch Rexroth AG<br />
www.boschrexroth.com<br />
AGV<br />
info@tuenkers.de<br />
www.tuenkers-modular-automation.de<br />
Via Funk ab in die Cloud<br />
Mit einem eigenen Cloud-Dienst<br />
ebnet Murrelektronik den Weg in<br />
die Industrie 4.0. Als Schnittstelle<br />
in die Cloud dient dabei die kompakte<br />
Schaltschrankkomponente<br />
Nexogate, die auf dem von Schildknecht<br />
entwickelten IoT-Edge-Gateway Dataeagle<br />
7050 basiert. Die Übertragung der Daten erfolgt auf einem<br />
verschlüsselten Kommunikationsweg, wahlweise<br />
per GSM-Übertragung oder über ein Netzwerk.<br />
Der Murrelektronik-Cloud-Dienst zeichnet sich dadurch<br />
aus, dass er die Daten von Steuerungs- und IO-<br />
Komponenten in Maschinen und Anlagen direkt in die<br />
Cloud überträgt. In einem übersichtlichen Dashboard<br />
können alle wichtigen Daten flexibel zusammengestellt<br />
werden können. So hat der Maschinen- und Anlagenbetreuer<br />
alle wichtigen Informationen jederzeit im<br />
Blick. Sie können für die Prozessanalyse, für die Maschinenoptimierung<br />
und natürlich auch als Tool für die<br />
vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance)<br />
genutzt werden.<br />
↓<br />
Murrelektronik GmbH<br />
www.murrelektronik.com<br />
Bild: Murrelektronik<br />
Ein Laser –<br />
grenzenlose Einsatzmöglichkeiten.<br />
Mobil<br />
Integrierbar Automatisierbar<br />
www.mobil-mark.de<br />
Anzeigendaten einfach und sicher übermitteln.<br />
PDF<br />
<br />
<br />
www.konradin-ad.de<br />
<br />
<br />
Juli/August 2019 19
_Industrie 4.0<br />
Vorausschauende Wartung durch intelligente Auswertung der erfassten Daten<br />
Predictive Maintenance:<br />
Big Data im Einsatz<br />
Predictive Maintenance ist ein prima Beispiel, wie man Big Data und<br />
maschinelles Lernen im Produktionsumfeld gewinnbringend einsetzen<br />
kann.<br />
Autoren: Marc Hönig/Prof. Dr.-Ing. Peter Zeiler, Hochschule Esslingen<br />
Beim vorausschauenden Wartungsansatz der<br />
Predictive Maintenance werden Störungen und<br />
Ausfälle von Anlagen auf Basis einer intelligenten<br />
Auswertung der erfassten Daten vorhergesagt.<br />
Stillstände können somit verhindert werden, noch bevor<br />
sie auftreten. Ein weiteres Ziel von Predictive<br />
Maintenance neben der Vermeidung von ungeplanten<br />
Stillständen der Fertigung ist die Umsetzung einer bedarfsorientierten<br />
Wartung, die Wartungsintervalle maximiert<br />
und den Wartungsaufwand minimiert.<br />
nitoring). Dabei werden Anomalien detektiert sowie<br />
die zugrundeliegenden Ausfallmechanismen identifiziert.<br />
Anschließend wird der aktuelle Anlagenzustand<br />
bewertet und eine Prognose der RUL durchgeführt.<br />
Sowohl bei der Diagnose als auch der Prognose zeigt<br />
sich der Trend, dass zunehmend Verfahren des maschinellen<br />
Lernens für die Predictive Maintenance eingesetzt<br />
werden. Voraussetzung für deren Einsatz ist<br />
die Verfügbarkeit einer ausreichenden Datenbasis,<br />
welche für das Training der Modelle benötigt wird.<br />
Bild: Hochschule Esslingen<br />
Vorteile der<br />
Predictive Maintenance<br />
im<br />
Vergleich mit<br />
traditionellen<br />
Wartungs an -<br />
sätzen.<br />
Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung von<br />
Predictive Maintenance stellen zuverlässige Kenntnisse<br />
über den Anlagenzustand sowie eine Prognose der<br />
verbleibenden nutzbaren Lebensdauer (Remaining<br />
Useful Lifetime, RUL) dar. Die RUL beschreibt den<br />
Zeitraum, in welchem eine Komponente zuverlässig<br />
ohne Ausfall betrieben werden kann. Die Grundlage<br />
bildet die Erfassung und Speicherung aller relevanten<br />
Daten – vor allem solche, die als Indikator für die<br />
fortschreitende Degradation der betrachteten Komponente<br />
dienen. Essenziell für die Prognose sind zudem<br />
Daten über die zukünftige Belastung der Komponente<br />
(z. B. Prozess- und Auftragsdaten).<br />
Vorgelagert erfolgt im Rahmen der Diagnose eine<br />
Überwachung des Anlagenzustandes (Condition Mo-<br />
Auf Basis der Diagnose- und Prognoseinformationen<br />
kann dann im sogenannten Health Management eine<br />
verbesserte Planung der Wartungs- und Logistikmaßnahmen<br />
erfolgen.<br />
Im Vergleich zu den traditionellen Wartungsansätzen<br />
– der reaktiven sowie der periodischen Wartung – bietet<br />
ein vorausschauender Ansatz diverse Vorteile.<br />
Beim reaktiven Ansatz werden erst bei Auftritt einer<br />
Störung entsprechende Maßnahmen eingeleitet, was<br />
zu ungeplanten Stillstandszeiten führt. Der periodische<br />
Ansatz beruht auf definierten Wartungsintervallen.<br />
Die Wartung erfolgt also ohne Kenntnisse des tatsächlichen<br />
Anlagenzustands und wird daher in der<br />
Regel öfters als notwendig ausgeführt – trotz ausreichendem<br />
Lebensdauervorrat.<br />
20 Juli/August 2019
_Industrie 4.0<br />
Kreislauf aus Datenerhebung, Diagnose, Prognose und<br />
Health Management.<br />
Bild: Hochschule Esslingen<br />
Predictive Maintenance als<br />
Wartungsstrategie der Zukunft?<br />
Bei einem vorausschauenden Ansatz hingegen wird<br />
der tatsächliche Zustand der Anlage sowie die verbleibende<br />
RUL berücksichtigt. Die Wartung erfolgt nach<br />
Bedarf, sodass Arbeitszeit und Kosten für Ersatzteile<br />
minimiert werden und zugleich die Lebensdauer der<br />
Bauteile optimal ausgenutzt wird.<br />
Die Vorteile einer vorausschauenden Wartung sind also<br />
unbestritten. Allerdings ist bei der Auswahl der geeigneten<br />
Wartungsstrategie eine Vielzahl an Faktoren<br />
zu berücksichtigen, sodass eine allgemeingültige Aussage<br />
nicht möglich ist. Zudem ist bei der Predictive<br />
Maintenance in der Regel mit hohen Implementierungskosten<br />
zu rechnen. Dennoch sollte der Einsatz<br />
von Predictive Maintenance in Betracht gezogen und<br />
seine Wirtschaftlichkeit kalkuliert werden. ↓<br />
Technische Akademie Esslingen e.V.<br />
www.tae.de<br />
Die Autoren und die TAE<br />
Marc Hönig und Prof. Dr.-Ing. Peter Zeiler arbeiten an<br />
der Hochschule Esslingen in der Fakultät Mechatronik<br />
und Elektrotechnik. Mit dem Thema Prognostics and<br />
Health Management (PHM) in der Produktion haben sie<br />
im November 2018 den Themenstrang KI der TAE-<br />
Fachtagung „Industrie 4.0 und das Internet of Things“<br />
bereichert.<br />
Aktuelle Seminare der Technischen Akademie Esslingen<br />
zum Thema KI und Digitalisierung:<br />
· Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz in der<br />
Produktion 26.09. – 27.09.2019 www.tae.de/go/35387<br />
· Fachtagung Industrie 4.0 am 20. und 21.11.2019<br />
www.tae.de/go/iot<br />
Hochproduktiv UND<br />
kollaborativ zugleich<br />
TX2 – Effizientes Arbeiten für und mit Menschen<br />
Hochleistungsfähige Kinematik<br />
Wegweisende und modulare SiL3 / PLe<br />
Sicherheitsfunktion<br />
Hohe Konnektivität für die smarte Produktion<br />
Geschlossene Bauform für sensitive Umgebungen<br />
Beeindruckende Zuverlässigkeit<br />
Stäubli – Experts in Man and Machine<br />
www.staubli.com<br />
Stäubli Tec-Systems GmbH, Tel. +49 (0) 921 883 0, sales.robot.de@staubli.com<br />
Juli/August 2019 21
_Industrie 4.0<br />
Smart Data für KMU: Beratung und Potenzialanalyse erleichtern den Einstieg<br />
Clevere Datennutzung<br />
Mit einer neutralen und kostenlosen Beratung will das Smart Data<br />
Solution Center Baden-Württemberg KMUs beim Einstieg in die<br />
smarte Datenwelt helfen. Zwei Beispiele aus der Praxis.<br />
Andreas Wierse,<br />
Geschäftsführer<br />
der Stuttgarter<br />
Sicos BW: „Entscheidend<br />
ist,<br />
dass man bei<br />
der Datenanalyse<br />
Muster oder<br />
Verbindungen<br />
erkennt, die<br />
wertvolle Hinweise<br />
für mögliche<br />
Prozessverbesserungen<br />
geben.“<br />
Für eine sinnvolle Nutzung müssen Daten nicht<br />
massenhaft vorhanden sein – auch viele kleine<br />
Datenmengen können in Kombination mit weiteren<br />
externen Informationen gewinnbringend sein.<br />
Andreas Wierse, Geschäftsführer der Stuttgarter Sicos<br />
BW: „Entscheidend ist, dass man bei der Datenanalyse<br />
Muster oder Verbindungen erkennt, die wertvolle<br />
Hinweise für mögliche Prozessverbesserungen geben.“<br />
Bei Smart Data geht es daher nicht nur um die<br />
Analyse der erfassten Datenmengen, sondern auch um<br />
die Berücksichtigung weiterer semantischer Informationen.<br />
„Viele KMU erkennen allerdings das Potenzial dieser<br />
Technologien nicht oder wissen nicht, wie sie sich dem<br />
Thema nähern sollen“, berichtet Wierse. Um KMU in<br />
Baden-Württemberg an das Thema heranzuführen,<br />
hat Sicos BW daher 2014 deshalb mit dem Karlsruher<br />
Institut für Technologie (KIT) das Smart Data Solution<br />
Center Baden-Württemberg gestartet. „Vielen<br />
KMU mangelt es schlicht an den finanziellen Mitteln<br />
oder der fachlichen Expertise, diese Technologie für<br />
sich zu bewerten“, so Wierse. „Hier wollen wir Unterstützung<br />
geben.“<br />
Bild: Wolfram Scheible<br />
Nützliche Vorhersagen treffen<br />
Das SDSC-BW bietet KMU eine neutrale und kostenlose<br />
Smart-Data-Beratung – dank finanzieller Unterstützung<br />
durch das baden-württembergische Landesministerium<br />
für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />
(MWK). Anhand einer Potenzialanalyse beurteilen die<br />
Experten des SDSC-BW, ob sich die Aufbereitung,<br />
Analyse und Auswertung vorhandener Daten lohnt.<br />
Falls ja, beraten sie die Unternehmen zur Projektrealisation<br />
und begleiten die Umsetzung.<br />
Paradebeispiel für eine sinnvolle Datennutzung im Industrieumfeld<br />
ist Predictive Maintenance (vorausschauende<br />
Wartung). Erkennen Firmen in Verbindung<br />
mit semantischen Informationen Datenmuster, die auf<br />
den kommenden Ausfall beziehungsweise die Störung<br />
einer Anlage oder Maschine hinweisen, können sie gefährdete<br />
Anlagenkomponenten rechtzeitig austauschen.<br />
„So sind die Unternehmen in der Lage, Wartungszeiten<br />
vorbeugend zu planen und teure Ausfallzeiten<br />
zu minimieren“, erläutert Wierse.<br />
Energieverbrauch optimiert<br />
Projektbeispiel Mader: Ziel der sechswöchigen Potenzialanalyse<br />
beim Druckluft-Spezialisten Mader war es<br />
herauszufinden, inwieweit die Zeitreihendaten eines<br />
Druckluftsystems für eine vorausschauende Instandhaltung<br />
geeignet sind; außerdem galt es, weitere energieeffiziente<br />
Kompressor-Optimierungen zu entdecken.<br />
Denn rund 78 Prozent der Lebenszykluskosten<br />
einer Druckluftanalage sind Energiekosten.<br />
Die Smart-Data-Experten wandten hierzu eine Zeitreihenanalyse<br />
sowie Techniken des maschinellen Lernens<br />
an. Das erlaubte ihnen, die Entwicklung der Daten<br />
des Druckluftsystems zu untersuchen – insbesondere<br />
die Korrelation zwischen Faktoren, wie zum Beispiel<br />
der Auslastungskombination der Kompressoren<br />
und dem Gesamtenergieverbrauch des Systems.<br />
Das SDCS-BW präsentierte Mader verschiedene Techniken<br />
des maschinellen Lernens, die es erlauben, aus vorhandenen<br />
historischen Daten neue effizientere Kompressor-Konfigurationen<br />
zu erstellen. Peter Maier, geschäftsführender<br />
Gesellschafter von Mader, freut sich über das<br />
22 Juli/August 2019
_Industrie 4.0<br />
Resultat der Analyse: „Die Zusammenarbeit mit dem<br />
SDSC-BW hat uns eine neue und tiefere Betrachtungsweise<br />
der Druckluftstation-Daten ermöglicht.“<br />
Maschinenzustand analysiert<br />
Projektbeispiel Hermle: Beim mittelständischen Maschinenbauer<br />
Hermle ging es um die Nutzung von Datenanalysen<br />
zur Bewertung der Maschinenzustände.<br />
Durch ein intern entwickeltes System erfasst das Unternehmen<br />
zentrale Maschinen-Parameter, die Aussagen<br />
zum Zustand der Maschinen ermöglichen. Diese<br />
Informationen werden analysiert und ausgewertet,<br />
um Stillstände zu vermeiden und den Wartungsbedarf<br />
exakt zu bestimmen. Diese Fähigkeiten wollte das Unternehmen<br />
mithilfe des SDSC-BW weiter ausbauen.<br />
In der ebenfalls sechswöchigen Potenzialanalyse griff<br />
das Team des SDSC-BW auf die bereitgestellten Wartungsdaten<br />
eines Maschinentyps für den Zeitraum<br />
von zwölf Monaten zurück. Die Erstanalyse konzentrierte<br />
sich darauf, den Zustand der Achsen des Bearbeitungszentrums<br />
zu bestimmen und auf diese Weise<br />
Potenziale für eine automatisierte Fernwartung zu<br />
identifizieren. Im zweiten Schritt ging es um die Auswertung<br />
der Daten anhand überwachter Lernverfahren,<br />
zum Beispiel sogenannter Entscheidungsbäume,<br />
„Vielen KMU mangelt es schlicht an den<br />
finanziellen Mitteln oder der fachlichen<br />
Expertise, um Smart-Data-Technologie für<br />
sich zu bewerten.“<br />
die automatisch Wenn-Dann-Regeln erzeugen.<br />
Das Resultat: Die Experten entwickelten einen Ansatz,<br />
der eine automatisierte Auswertung des Maschinenzustands<br />
unter Einbeziehung optionaler Verfahrprofile<br />
ermöglicht. Die Techniker können nun zukünftig<br />
mithilfe der Datenauswertung den Wartungsprozess<br />
noch weiter verbessern. „Mit der Smart-Data-<br />
Analyse des SDSC-BW konnten wir unsere Erfolge im<br />
Bereich Predictive Maintenance bestätigen und die<br />
Weichen für eine noch bessere Maschinenwartung<br />
stellen“, freut sich Daniel Weiss von Hermle. ↓<br />
Smart Data Solution Center Baden-Württemberg<br />
www.sdsc-bw.de<br />
Sicos BW GmbH<br />
www.sicos-bw.de<br />
Andreas Wierse, Sicos<br />
INFO:<br />
VDW – Generalkommissariat EMO Hannover 2019<br />
Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.<br />
Corneliusstraße 4 · 60325 Frankfurt am Main · GERMANY<br />
Tel.: +49 69 756081-0 · Fax: +49 69 756081-74<br />
emo@vdw.de · www.emo-hannover.de<br />
Juli/August 2019 23
_Industrie 4.0<br />
Künstliche Intelligenz: Maschinennahe Datenauswertung bietet Vorteile<br />
KI in der Produktion:<br />
Tipps für den Einstieg<br />
Wie gelingt in der Produktion der Einstieg in die künstliche Intelligenz<br />
(KI)? Omrons R&D-Manager Tim Foreman gibt Tipps.<br />
Omron Sysmac<br />
AI Controller<br />
besitzt eine<br />
adaptive Intelligenz,<br />
die lernt,<br />
normale von<br />
abnormalen<br />
Mustern für die<br />
einzelne<br />
Maschine zu unterscheiden.<br />
1Wissen über Umgang mit<br />
großen Datenmengen ausbauen:<br />
„Produzierende Unternehmen<br />
sind häufig eher abwartend,<br />
wenn es um neue Technologien<br />
geht, da sie mit Maschinen arbeiten,<br />
die 20 und mehr Jahre laufen<br />
müssen“, so Foreman. Es wird<br />
aber nun Zeit, dass diese ihre<br />
Scheu überwinden. „Um die neuen<br />
Möglichkeiten bestmöglich zu nutzen,<br />
sollten Unternehmen sicherstellen,<br />
dass sie mit großen Datenmengen<br />
und fortschrittlichen Algorithmen<br />
arbeiten können.“<br />
Bild: Omron<br />
2Zentrale Projektfragen und<br />
-ansätze skizzieren. Foreman<br />
rät zu Beginn eines KI-Projektes<br />
wichtige Fragen zu klären:<br />
Welches Problem und welche Herausforderung<br />
sollen angegangen<br />
werden? Welche Strategien und<br />
Technologien eignen sich am besten<br />
und sind diese anpass- und erweiterbar?<br />
Welche Führungskräfte<br />
und Mitarbeiter sollen mit an<br />
Bord geholt werden? Gibt es die<br />
notwendige Expertise im eigenen<br />
Unternehmen oder müssen externe<br />
Experten involviert werden?<br />
3Klare und messbare Ziele<br />
festlegen: Oberstes Ziel des<br />
KI-Einsatzes in der Produk -<br />
tion sollten Qualitäts- und Prozesseffizienzsteigerungen<br />
sein, beispielsweise<br />
durch Vermeidung von<br />
Maschinenstillständen. „Die KI-<br />
Lösung sollte daher auf mess- und<br />
spürbare Verbesserungen der OEE<br />
abzielen“, sagt Foreman. Und bereits<br />
eine Optimierung um nur wenige<br />
Prozentpunkte könne zu erheblichen<br />
Effizienzsteigerungen<br />
und Kostensenkungen führen. „KI<br />
in der Maschineninstandhaltung<br />
kann beispielsweise dazu beitragen,<br />
das Risiko von Geräteschäden<br />
und Stillstandzeiten zu reduzieren,<br />
da sich Probleme frühzeitig erkennen<br />
lassen.“<br />
4Vorteile von KI at the Edge<br />
nutzen: Damit man nicht<br />
mühsam eine riesige Menge<br />
an Daten nach Mustern durchsuchen<br />
muss, sei es ideal, wenn die<br />
„Die KI-Lösung sollte auf mess- und<br />
spürbare Verbesserungen der OEE<br />
abzielen“, rät Tim Foreman, R&D-<br />
Manager bei Omron Europe.<br />
KI-Algorithmen in die Maschinensteuerung<br />
integriert sind und so<br />
den Rahmen für Echtzeitoptimierung<br />
schaffen – an der Maschine<br />
(Edge). Foreman verweist in diesem<br />
Zusammenhang auf den hauseigenen<br />
Sysmac AI Controller. Diese<br />
integrierte KI-Steuerung verfügt<br />
über eine adaptive Intelligenz, die<br />
nahe am Geschehen ist und lernt,<br />
normale von abnormalen Mustern<br />
für die einzelne Maschine zu unterscheiden.<br />
Foreman: „Das biete<br />
nicht nur die Möglichkeit für eine<br />
Datenverarbeitung in Echtzeit,<br />
sondern sorge auch dafür dass sich<br />
die KI-Lösung einfach und verhältnismäßig<br />
schnell implementieren<br />
lässt.“<br />
↓<br />
Omron Electronics GmbH<br />
www.industrial.omron.de<br />
Bild: Omron<br />
24 Juli/August 2019
_Industrie 4.0<br />
Konferenz zeigt Künstliche Intelligenz in Unternehmen<br />
Kongress: Smarte<br />
Maschinen im Einsatz<br />
Ihre Herausforderung<br />
Innovationsgeschwindigkeit<br />
Ein hochkarätiger Kongress von Konradin Mediengruppe und<br />
Fraunhofer IPA beleuchtet am 15. Oktober 2019 den Einsatz<br />
künstlicher Intelligenz (KI) in Industrieunternehmen.<br />
Kooperation von Konradin Mediengruppe und Fraunhofer IPA: Der Kongress Smarte Maschinen<br />
im Einsatz – Künstlicher Intelligenz in Unternehmen am 15. Oktober 2019.<br />
Bild: Konradin<br />
Die Lösung<br />
Umsetzungsstärke<br />
Beim zweiten Kongress<br />
„Smarte Maschinen im Einsatz<br />
– Künstliche Intelligenz<br />
in Unternehmen“ präsentieren die<br />
Konradin Mediengruppe und das<br />
Fraunhofer IPA konkrete KI-basierte<br />
Anwendungen in der Industrie:<br />
Von Startups und agilen Mittelständlern<br />
bis zu Konzernen.<br />
Auf dem Kongress geben Vertreter<br />
von ABB, Bosch Rexroth, Siemens,<br />
Stihl, Trumpf und Voith Einblicke<br />
in ihren KI-Einsatz. Ergänzt werden<br />
die Industrievorträge durch<br />
Strategiereferate führender Wissenschaftler<br />
wie Prof. Thomas<br />
Bauernhansl und Prof. Marco Huber,<br />
beide Fraunhofer IPA, sowie<br />
Prof. Marc Toussaint von der Universität<br />
Stuttgart. Zudem gibt es<br />
Rundgänge am Fraunhofer IPA zu<br />
Stationen rund um Industrie- und<br />
Service-Robotik, Maschinelles Lernen<br />
und Bildverarbeitung, Smart<br />
Data und Industrie 4.0.<br />
Die ganztägige Veranstaltung gibt<br />
eine herausragende Standortbe-<br />
stimmung, was KI in Firmen heute<br />
tatsächlich leisten kann und wo<br />
noch Herausforderungen zu bewältigen<br />
sind. Schirmherrin der<br />
Konferenz ist die baden-würtembergische<br />
Wirtschaftsministerin<br />
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut. ↓<br />
www.industrie.de/kuenstliche-intelli<br />
genz-2019<br />
Save the Date:<br />
15. Oktober 2019<br />
Das detaillierte Programm des zweiten KI-<br />
Kongresses von Konradin Mediengruppe<br />
und Fraunhofer IPA finden Sie unter www.<br />
industrie.de/kuenstliche-intelligenz-2019.<br />
Die Teilnehmerzahl am Dienstag, dem 15.<br />
Oktober 2019, ist auf 150 begrenzt, der<br />
erste Kongress war rasch ausgebucht. Die<br />
Kongressteilnahme kostet 640 Euro zzgl.<br />
MwSt.<br />
↓<br />
www.industrie.de/kuenstliche-intelligenz-2019<br />
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Juli/August 2019 25
_Industrie 4.0<br />
Mit Sensoren<br />
ausgestattete<br />
Lackierroboter<br />
erfassen große<br />
Datenmengen –<br />
eine IoT-Analytics-Software<br />
von Dürr wertet<br />
diese aus, sogar<br />
in Echtzeit.<br />
Bild: Dürr<br />
Analytics Software wertet Roboter- und Prozessdaten millisekundengenau aus<br />
IoT-Lösung blickt live in<br />
die Lackierkabine<br />
Dürrs IoT-Lösung Ecoscreen Equipment Analytics macht Abläufe in<br />
Lackieranlagen transparent und intelligent: Sie wertet alle Roboterund<br />
Prozessdaten millisekundengenau aus. Highlight ist eine<br />
Streaming-Analytics-Anwendung für die Datenanalyse in Echtzeit.<br />
Die Software Ecoscreen<br />
Equipment Analytics erfasst<br />
und analysiert alle relevanten<br />
Signale der Sensoren und Aktoren<br />
in der Lackieranlage. Beispielsweise<br />
stellt die Applikationstechnik<br />
des Roboterarms permanent<br />
Daten der Druckregler, Dosierpumpen<br />
und Farbventile bereit.<br />
Hauptnadel, Turbinendrehzahl,<br />
Lenkluft und Lufterhitzer<br />
sind ebenfalls an den Datenrecorder<br />
angeschlossen. Darüber hinaus<br />
erfasst die Software Ecoscreen<br />
Equipment Analytics die Positionen,<br />
Drehmomente und Temperaturen<br />
der einzelnen Achsen der Lackier-<br />
und Handlings Roboter.<br />
Diesen Angaben werden Sachverhalte<br />
aus den Lackierzellen gegenübergestellt,<br />
wie Start- und Endzeitpunkt<br />
einer Lackierung oder<br />
Produktionsdaten einzelner Karosserien,<br />
wie Typ- und Farbcode.<br />
Auch alle Fehler aus dem Lackierprozess<br />
werden erfasst.<br />
Diese Daten werden nicht nur gesammelt<br />
und gespeichert: Eine visuelle<br />
Darstellung der Daten<br />
schafft Transparenz: „Mithilfe des<br />
Visual Analytics Moduls können<br />
wir die Daten der zurückliegenden<br />
Wochen bis auf den Millisekundentakt<br />
genau nachvollziehen“, erklärt<br />
Dr. Lars Friedrich, Vorstand<br />
der Dürr Systems. „Die detaillierten<br />
Informationen helfen dabei,<br />
Fehler schneller zu identifizieren<br />
und zu beseitigen. Die Quervergleiche<br />
verschiedener Roboter verbessern<br />
die Ursachenanalysen und<br />
unterstützen den Anlagenbetreiber<br />
dabei, die Verfügbarkeit der Anlage<br />
zu steigern und den Gesamtprozessablauf<br />
zu verbessern.“<br />
Die Prozesssignale kann die Software<br />
in einer 3D-Ansicht auch mit<br />
den gefahrenen Bahnverläufen der<br />
Roboter und der exakten Position<br />
der Karosserie gemeinsam darstellen<br />
und abgleichen.<br />
Algorithmen errechnen<br />
Idealzustand<br />
Das Zusatzmodul Streaming Analytics<br />
geht noch einen Schritt weiter:<br />
Es analysiert die Daten in Echtzeit.<br />
Mithilfe von Algorithmen werden<br />
aus den erhobenen Daten Muster<br />
und Zusammenhänge errechnet,<br />
die den Idealzustand der Anlage<br />
beschreiben. Bereits kleinste<br />
Anomalien sowohl innerhalb der<br />
Anlage als auch im Prozess werden<br />
automatisiert ermittelt. Mitarbeiter<br />
können so Abweichungen auf den<br />
Grund gehen, noch bevor die Karosserie<br />
die Lackierkabine verlässt.<br />
Für die Streaming-Analytics-Funktion<br />
kommt eine Software der IIoT-<br />
Plattform Adamos zum Einsatz, die<br />
26 Juli/August 2019
_Industrie 4.0<br />
Kein schweres<br />
Heben mehr!<br />
Dürr gemeinsam mit der Software<br />
AG und mehreren Maschinenbauern<br />
betreibt.<br />
Mit Streaming Analytics stehen<br />
dem Anlagenbetreiber leicht bedienbare<br />
Grafikoberflächen zur<br />
Erstellung von Analysemodellen<br />
bereit. Damit kann ein Experte ein<br />
Analysemodell erstellen, welches<br />
aus der Charakteristik des Signalverlaufs<br />
automatisch Auffälligkeiten<br />
ermittelt.<br />
Künftig maschinelles<br />
Lernen möglich<br />
Mit der Software Equipment Analytics kann der<br />
Anlagenbediener den Zustand in der Lackierzelle<br />
überwachen.<br />
Bild: Dürr<br />
„Parallel zu Streaming Analytics<br />
entwickelt Dürr für Batch-Analytics-Anwendungen<br />
weitere Module,<br />
die auf der Basis künstlicher<br />
neuronaler Netze arbeiten. Die<br />
Software erlernt vollautomatisch<br />
den optimalen Prozesszustand und<br />
registriert jegliche Abweichungen.<br />
Das heißt, die Software löst Problemstellungen<br />
zukünftig durch<br />
maschinelles Lernen selbst“, blickt<br />
Dr. Friedrich voraus. „Sofern die<br />
selbstlernenden Module Trends<br />
feststellen, können Probleme im<br />
Equipment sogar unter Angabe<br />
einer Prognose des Ereigniszeitpunktes<br />
vorausschauend erkannt<br />
werden.“<br />
Die Software Ecoscreen Equipment<br />
Analytics ist seit 2018 bei<br />
Automobilherstellern im Einsatz.<br />
Das auf Echtzeitdaten basierende<br />
Zusatzmodul Streaming Analytics<br />
wird seit dem vierten Quartal<br />
2018 in einer kompletten Produktionslinie<br />
erstmalig eingesetzt. Das<br />
mit künstlicher Intelligenz arbeitende<br />
Modul Batch Analytics befindet<br />
sich derzeit bei einem Kunden<br />
in der Erprobungsphase. Entwickelt<br />
wurde das Ganze in der<br />
Digital Factory von Dürr. In diesem<br />
Kompetenzzentrum arbeiten<br />
rund 100 Software-Experten an<br />
Lösungen für die Digitalisierung<br />
von Produktionsprozessen. ↓<br />
Dürr Systems AG<br />
www.durr.com<br />
Automatisierte Fehleranalyse<br />
Der zur Dürr-Gruppe gehörende<br />
MES-Spezialist Itac Software hat ein<br />
neues IIoT-Konzept zur Vernetzung,<br />
Automatisierung und Analyse von<br />
Produktionsprozessen entwickelt.<br />
Kernbestandteil ist Itac Manufac -<br />
turing Analytics, ein System zur optimierten<br />
und automatisierten Fehler -<br />
ursachenanalyse sowie intelligenten<br />
Wartungsplanung. Im Zusammenspiel<br />
mit der IIoT-Plattform von Adamos<br />
(an der Dürr ebenfalls beteiligt ist)<br />
und weiterer Software der Dürr-Gruppe<br />
lassen sich damit ganzheitliche Data-Analytics-<br />
und Predictive Maintenance-Szenarien<br />
umsetzen.<br />
Dabei werden verschiedene Daten von<br />
Maschinen in der Produktionslinie innerhalb<br />
eines Gateways gesammelt<br />
und zusammengeführt: Strukturierte<br />
Daten aus der Itac.MES.Suite, unstrukturierte<br />
IIoT-Daten (von Sensoren)<br />
und Dateneingaben von Bedienern<br />
(Benutzeroberflächen, Apps,<br />
Tablets). Das Gateway leitet die Daten<br />
mittels Messagebrokern wie Kafka zu<br />
Analyseprozessen und Big-Data-Speichern<br />
weiter. So ergibt sich die Basis<br />
für die Überwachung von Prozessverhalten<br />
und Produktanomalien, für die<br />
zustandsbasierte und vorausschauende<br />
Wartung sowie Prozessoptimierung.<br />
↓<br />
Itac Software AG<br />
www.itacsoftware.de<br />
Palettiersysteme<br />
für Bodenroller<br />
Schwere Palettenstapel<br />
automatisiert der Maschine<br />
zu- und wieder abführen, ist<br />
mit dem neuen Ladesystem<br />
für Bodenroller kein Problem.<br />
Der Bediener fährt mit einem<br />
beladenen Gitterwagen auf<br />
die Rampe und betätigt einen<br />
Fußschalter. Alles weitere<br />
erfolgt vollautomatisch.<br />
Kein schweres Heben<br />
mehr, dank dem neuen<br />
ergonomischen Ladesystem.<br />
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Juli/August 2019 27
Forschung & Praxis<br />
IPA exklusiv<br />
Serie Industrie 4.0<br />
Deep Learning für die Montageautomation<br />
_Industrie 4.0<br />
Schlauer montieren mit<br />
maschinellem Lernen<br />
Maschinelles Lernen gibt der Montageautomation neue Impulse. Die<br />
Tools helfen, den Automatisierungsgrad zu erhöhen sowie Planungsund<br />
Programmieraufwände zu reduzieren.<br />
Neuro-CAD-Software bewertet<br />
Bauteileigenschaften<br />
Maschinelles<br />
Lernen gibt der<br />
Montage-Auto<br />
mation neue Impulse.<br />
Auch wenn viele Produktionen heute weitgehend<br />
durchautomatisiert erscheinen, so trifft dies auf<br />
die Montage nicht zu. Der Einsatz von Robotersystemen<br />
liegt hier bei unter 15 Prozent. Gründe<br />
dafür sind verschiedenste Bauteile, kurze Taktzeiten<br />
und mitunter sehr knifflige Fügevorgänge. Das bedingt,<br />
dass der Einsatz von Robotern und der Aufwand<br />
für deren Programmierung oft noch nicht wirtschaftlich<br />
ist. Das gilt nicht nur, aber insbesondere für<br />
kleine und mittelständische Produktionen, deren geringe<br />
Losgrößen bisher noch nicht für den Robotereinsatz<br />
sprachen.<br />
Technologien basierend auf maschinellem Lernen eröffnen<br />
nun neue Möglichkeiten. Generell hat maschinelles<br />
Lernen das Potenzial, den Automatisierungsgrad<br />
in Produktionen weiter zu erhöhen und die Abläufe<br />
zu optimieren. Grundlage hierfür sind große Datenmengen.<br />
Verfahren des Deep Learnings, also künstliche<br />
neuronale Netze, können Zusammenhänge in<br />
diesen Daten erkennen und daraus Aktionen ableiten.<br />
Was heißt das konkret für die Montage?<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Um zu prüfen, ob sich ein Montageprozess aus wirtschaftlicher<br />
und technischer Sicht überhaupt automatisieren<br />
lässt, ist bisher das Wissen eines Automatisierungsexperten<br />
gefordert. Das Fraunhofer IPA bietet<br />
dieses Wissen beispielsweise im Rahmen seiner Automatisierungs-Potenzialanalyse<br />
an. Die webbasierte<br />
Software Neuro-CAD erarbeitet sich mithilfe eines<br />
neuronalen Netzes gerade ähnliches Wissen und ist<br />
reif für den Praxistest.<br />
Interessenten mit Montageaufgaben können auf der<br />
Webseite www.neurocad.de die Step-Dateien ihres<br />
Bauteils hochladen. Die Software bewertet dann<br />
innerhalb weniger Minuten bestimmte Bauteileigenschaften.<br />
Wissensgrundlage hierfür sind rund 50.000<br />
Datensätze, mit denen das neuronale Netz bereits gelernt<br />
hat. Aktuell analysiert die Software, wie einfach<br />
ein Bauteil zu vereinzeln ist. Außerdem bewertet sie<br />
die Greifflächen und Ausrichtbarkeit. Die Ausgabe<br />
weiterer Informationen, wie zum Beispiel die Positionierbarkeit,<br />
ist in Arbeit.<br />
Neben der Bewertung des Bauteils nennt die Software<br />
zudem eine Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit der<br />
Bewertung. Weil das neuronale Netz noch Trainingsdaten<br />
braucht, sind ebenfalls Nutzer willkommen, die<br />
neben den Step-Dateien auch ihre eigene Einschätzung<br />
des Bauteils angeben – so tragen sie dazu bei,<br />
dass die Software dank der größeren Datenbasis besser<br />
trainiert und performanter wird.<br />
Auch Bildverarbeitung vereinfacht die<br />
Roboterprogrammierung<br />
Ein anderes Beispiel für den Nutzen von maschinellem<br />
Lernen in der Montageautomatisierung ist die Software<br />
Visualcue. Bei klassischen Montageaufgaben<br />
werden bisher große Zeitanteile verwendet, um den<br />
Roboter langsam manuell zu bewegen und den Füge-<br />
28 Juli/August 2019
_Industrie 4.0<br />
vorgang im Hinblick auf Robustheit und Taktzeit<br />
feinzuteachen. Der Einsatz von Kameras und Bildverarbeitungssoftware<br />
mithilfe von maschinellem<br />
Lernen kann diese Zeitanteile drastisch reduzieren.<br />
Spezielle Algorithmen extrahieren Montagemerkmale<br />
wie Schraubpositionen, Kanten oder Steckverbinder<br />
aus den Bilddaten und bieten diese dem<br />
Anwender zur Manipulation an. Damit werden<br />
Befehle wie „Teil an Kante ausrichten“, „In Kantenrichtung<br />
bewegen“ oder „Um Kante drehen“<br />
möglich. Die Auswirkung der Befehle wird direkt<br />
im Bild dargestellt, sodass auch unerfahrene Roboternutzer<br />
Montageaufgaben erfolgreich via<br />
Roboter automatisieren können.<br />
Die genannten Technologien für die Montage sind<br />
nur zwei Beispiele dafür, wie maschinelles Lernen<br />
den Robotereinsatz und Produktionen voranbringen<br />
kann. Am Fraunhofer IPA entstehen zahlreiche<br />
weitere Lösungen, die neben der Robotik die<br />
Bereiche Qualitätssicherung, Produktionsoptimierung<br />
und Umgebungserfassung adressieren. Interessierte<br />
Unternehmen erhalten von der ersten Beratung<br />
bis zur Realisierung eines Demonstrators<br />
zum Thema maschinelles Lernen Unterstützung<br />
im Zentrum für Cyber Cognitive Intelligence. ↓<br />
Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und<br />
Automatisierung IPA<br />
www.ipa.fraunhofer.de<br />
In drei Schritten zur passenden KI-Strategie<br />
Ron Brandt, CGI<br />
Deutschland: „Je konkreter<br />
der Use Case<br />
beschrieben ist, desto<br />
erfolgreicher können<br />
KI-Projekte durchgeführt werden.“<br />
Für eine erfolgreiche KI-Strategie empfiehlt<br />
Ron Brandt, Vice President Consulting<br />
Services bei CGI, ein Vorgehen<br />
in drei Schritten.<br />
1. Identifikation und Beschreibung potenzieller<br />
Use Cases: „Bewährt haben<br />
sich hier Design-Thinking-Methoden“,<br />
so Brandt. „In Workshops erarbeiten<br />
die Fachabteilungen mögliche<br />
Anwendungsfälle.“<br />
2. Schritt zwei befasst sich mit der<br />
Auswahl der passenden Methoden<br />
und Verfahren, die sich für die Umsetzung<br />
des Use Cases am besten eignen.<br />
3. Im dritten Schritt muss der Daten -<br />
bestand aus eigenen oder externen Datenquellen<br />
aufbereitet werden, um die<br />
Prognosemodelle zu trainieren.<br />
Ein entscheidender Faktor ist für<br />
Brandt ein klares Einsatzziel. „Je konkreter<br />
der Use Case beschrieben ist,<br />
desto erfolgreicher können KI-Projekte<br />
durchgeführt werden.“ Ist der Use<br />
Case gefunden, sollte ein Projektteam<br />
einen geeigneten Prognosealgorithmus<br />
trainieren und dann die Idee in einem<br />
Proof of Concept umsetzen. „Ist der<br />
Ansatz auf einem klar abgegrenzten<br />
Gebiet erfolgreich, lässt er sich – leicht<br />
abgewandelt – auch auf weitere Use<br />
Cases anwenden“, so Brandt.<br />
Notwendig dafür sind auch qualifizierte<br />
Mitarbeiter, die über Kenntnisse mathematisch-statischer<br />
Verfahren sowie<br />
Erfahrungen beim Einsatz von Deep-<br />
Learning-Frameworks verfügen. ↓<br />
CGI Deutschland B.V. & Co. KG<br />
www.de.cgi.com<br />
Bild: CGI<br />
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Juli/August 2019 29
_Robotik Cluster Odense<br />
Dänisches Odense auf dem Weg zur weltweit führenden Robotik-Stadt<br />
Miteinander wachsen,<br />
voneinander profitieren<br />
Intensive Kooperationen und der Austausch untereinander sorgen dafür, dass<br />
sich das dänische Odense zu einem Vorzeige-Cluster der Robotik und Automation<br />
entwickelt. Junge Unternehmen, mutige Gründer und ein engagiertes Netzwerk<br />
treiben diese Entwicklung voran und sehen noch viel Potenzial. Autor: Yannick Schwab<br />
Bild: Odense Robotics<br />
30 Juli/August 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Trend des Monats<br />
exklusiv<br />
„Odense bündelt in einzigartiger Weise<br />
Forschung, Start-ups und Senkrechtstarter<br />
der Robotik“<br />
Henrik Schunk, Schunk GmbH<br />
Vielfältige Kooperationen<br />
im Robotik-Cluster<br />
Odense: Insgesamt 46 %<br />
der Unternehmen arbeiten<br />
mit sechs bis zehn<br />
Partnerunternehmen zusammen<br />
– 38 % sogar<br />
mit mehr als zehn.<br />
Bis 2020 soll Odense zur weltweit führenden<br />
Robotik-Stadt werden. So zumindest lautet<br />
das erklärte Ziel von Bürgermeister Peter<br />
Rahbæk Juel. Die dänische Großstadt liegt auf der<br />
Insel Fünen und beheimatet rund 180 000 Einwohner.<br />
Aushängeschild der Stadt ist neben Hans<br />
Christian Andersen die florierende Robotikbranche<br />
mitsamt Flaggschiff Universal Robots (UR).<br />
Spätestens der Verkauf des Cobot-Pioniers für 285<br />
Mio. USD an den US-Konzern Teradyne brachte<br />
Odense auf die Robotik-Landkarte. „Nicht zuletzt<br />
dank der Erfolge von Universal Robots, Start-upfreundlicher<br />
Rahmenbedingungen und einem in<br />
seiner Art wohl einzigartigen Zusammenhalt der<br />
Community wurde Odense zu einem bedeutenden<br />
Hotspot der Robotik“, zeigt sich Henrik Schunk,<br />
geschäftsführender Gesellschafter und CEO bei<br />
Schunk, begeistert.<br />
Vom Schiffsbau zur Robotik<br />
Der Grundstein für diese Entwicklung wurde vor<br />
mehreren Jahrzehnten gelegt: Bevor Odense zum<br />
Robotik-Hotspot wurde, drehte sich hier alles um<br />
den Schiffsbau. Um dort mit asiatischen Wettbewerbern<br />
mithalten zu können, musste die Odense<br />
Staalskibsværft, eine Werft der dänischen Mærsk-<br />
Gruppe, ihre Fertigungsprozesse überdenken. In<br />
den 1980er-Jahren kooperierte das Unternehmen<br />
deshalb mit der örtlichen Universität, um im Bereich<br />
der Robotik zu forschen. 1997 spendete der<br />
Juli/August 2019 31
_Robotik Cluster Odense<br />
Mikkel Christoffersen,<br />
Cluster Director,<br />
Odense Robotics:<br />
Henrik Schunk, geschäftsführender<br />
Gesellschafter<br />
und CEO, Schunk:<br />
Bild: Odense Robotics<br />
„Die mehr als 130<br />
Unternehmen im<br />
Cluster sind sich<br />
einig, dass Zusammenarbeit<br />
der<br />
Schlüssel zum Erfolg ist.“<br />
Bild: Schunk<br />
„War es in der<br />
Vergangenheit der<br />
Schiffsbau, der die<br />
Stadt prägte, soll<br />
diese Aufgabe nun<br />
die Robotik übernehmen.“<br />
Firmengründer A. P. Møller 80 Mio. dänische<br />
Kronen für ein Forschungsinstitut. Bald darauf<br />
konnten die ersten Schweißroboter für die Werft<br />
produziert werden.<br />
Seitdem konnte eine Menge Knowhow und Talent<br />
in der Region gefördert werden. Heute vereinigt<br />
das Cluster Odense Robotics mehr als 130 Unternehmen<br />
der Bereiche Robotik und Automation<br />
unter seinem Dach. Diese beschäftigen aktuell<br />
rund 3600 Menschen und generierten 2017 einen<br />
Jahresumsatz von 763 Mio. Euro – Tendenz steigend.<br />
Allein durch Exporte konnten die Robotikfirmen<br />
aus Odense 509 Mio. Euro umsetzen.<br />
„Dänemark ist ein kleines Land mit einem kleinen<br />
Heimatmarkt, daher haben wir von Anfang an<br />
global gedacht“, sagt Thomas Visti, CEO des Robotikspezialisten<br />
Mobile Industrial Robots (MiR)<br />
und ehemaliger Vertriebsleiter bei UR.<br />
Talente mit Talenten locken<br />
Ein besonderes Augenmerk legt das Netzwerk<br />
auch auf Gründer und bietet mit dem Robotics<br />
Start-up Hub ein Förderprogramm in Odense an.<br />
„Hier haben Unternehmen die Möglichkeit, ihre<br />
Organisationsentwicklung zu beschleunigen und<br />
ihre Produkte durch die Unterstützung und Beratung<br />
von Spezialisten weiterzuentwickeln“, erklärt<br />
Mikkel Christoffersen, Cluster Director bei<br />
Odense Robotics. Bisher konnten 11 Start-ups das<br />
Programm abschließen – mehr als 80 % mit kommerziellem<br />
Erfolg. Insgesamt ist rund die Hälfte<br />
der Unternehmen im Cluster 2010 oder später gegründet<br />
worden.<br />
„Odense Robotics, das Southern Denmark<br />
Growth Forum und die Stadt Odense sind bestrebt,<br />
die besten Bedingungen für die Entwicklung<br />
neuer Technologien und Unternehmen im Bereich<br />
der Robotik zu schaffen“, so Christoffersen.<br />
Die Unternehmen haben Zugang zu einer Reihe<br />
von Dienstleistungen, die sie beim Wachstum unterstützen,<br />
z. B. durch Innovationsprojekte, Kompetenzentwicklung<br />
und Hilfe bei der Rekrutierung.<br />
Ein Beispiel für die gelungene Arbeit mit Start-ups<br />
ist Purple Robotics. Die drei Gründer Lasse Kieffer,<br />
Henrik Tillitz Hansen und Peter Nadolny<br />
Madsen, die zuvor bei UR als Produktentwickler<br />
tätig waren, entwickelten einen cleveren doppelten<br />
Vakuum-Greifer. Dieser verleiht einem Roboterarm<br />
zwei „Hände“ und ermöglicht ihm damit,<br />
mehrere Objekte gleichzeitig zu handhaben und<br />
mehrere Aufgaben in einer Bewegung zu lösen.<br />
„Es war eine inspirierende Erfahrung, ein gänzlich<br />
neues Robotik-Unternehmen aufzubauen und mit<br />
unserer Erfindung für einen Umbruch auf dem<br />
Markt für Vakuum-Greifer zu sorgen“, erzählt<br />
Kieffer. Im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen<br />
vom expandierenden Greiferspezialisten Onrobot<br />
aus Odense übernommen. Dessen CEO,<br />
Enrico Krog Iversen, war bereits von 2008 bis<br />
2016 Geschäftsführer bei UR.<br />
Wachstum durch Knowhow-Transfer<br />
Die Vermittlung von Wissen ist ein wichtiger Aspekt<br />
der gemeinschaftlichen Arbeit in Odense.<br />
„Netzwerke, Partnerschaften – auch solche zwischen<br />
Wettbewerbern – und kreativer Freiraum<br />
beschleunigen die Entwicklungen in Odense und<br />
sprengen Grenzen in den Köpfen. Das zeigt sich<br />
auch an den Lösungen im Bereich Robotik, die<br />
den Robotikmarkt komplett verändert haben“, erklärt<br />
Henrik Schunk. „Das enge Miteinander eröffnet<br />
enorme Potenziale in der Entwicklung, aber<br />
auch im Tagesgeschäft. Dieser besondere Teamgeist<br />
ist Teil der Erfolgsgeschichte von Odense.“<br />
Der Greiferexperte Schunk ist seit 2016 mit einer<br />
eigenen Ländergesellschaft in Odense vertreten<br />
und hat Anfang 2019 erstmals seine Expert Days<br />
on Service Robotics in der dänischen Stadt ausgerichtet.<br />
32 Juli/August 2019
_Robotik Cluster Odense<br />
Mikkel Christoffersen: „Die Unternehmen des<br />
Odense Robotics Clusters sind sich einig, dass Zusammenarbeit<br />
der Schlüssel zum Erfolg ist.“ Tatsächlich<br />
kooperieren 78 % der Unternehmen in<br />
Odense Robotics mit anderen Clusterunternehmen.<br />
„Anstatt gegeneinander anzutreten, gibt es<br />
den Wunsch und das Engagement, einander zu<br />
helfen, indem sie zusammenarbeiten, neue Technologien<br />
entwickeln und Wissen teilen.“<br />
Das bestätigt Thomas Visti: „Wir arbeiten eng zusammen.<br />
Wir tauschen uns aus, geben unsere Erfahrungen<br />
weiter und helfen uns untereinander<br />
auch mit Kontakten weiter.“ Aber auch die lokale<br />
Regierung unterstützt den Cluster vorbildlich:<br />
„Ich habe auf der ganzen Welt noch nichts Vergleichbares<br />
gesehen, wo eine so beeindruckende<br />
Anzahl an Robotikfirmen so stark von der Regierung<br />
unterstützt wird“, freut sich Visti.<br />
Tatsächlich ist das Robotik-Cluster auch ein<br />
Schwerpunktthema der öffentlichen Hand – Verwaltung,<br />
Forschung und Entwicklung arbeiten<br />
eng zusammen. Das lockt auch internationale<br />
Größen an. Wenn der positive Trend in Odense<br />
anhält, will Schunk die Zahl seiner Mitarbeiter<br />
vor Ort ausbauen – und ist damit vermutlich nicht<br />
alleine. Henrik Schunk ist optimistisch: „Ich persönlich<br />
bin der Meinung, dass der ehrgeizige Plan<br />
von Bürgermeister Peter Rahbæk Juel gelingen<br />
kann, wenn er weiter so zielgerichtet umgesetzt<br />
wird.“<br />
↓<br />
Odense Robotics<br />
www.odenserobotics.dk<br />
Weitere spannende Unternehmen aus Odense<br />
·<br />
Blue Ocean Robotics hat mit seinem<br />
Desinfektionsroboter UVD Robot<br />
den 15. Innovations- und Entrepreneur-Award<br />
in Robotik und Automation<br />
(IERA) gewonnen. Der kollaborative<br />
Desinfektionsroboter fährt<br />
autonom durch Krankenhäuser und<br />
sendet dabei konzentriertes UV-<br />
C-Licht aus, um Bakterien und andere<br />
schädliche Mikroorganismen zu beseitigen.<br />
Ein weiteres Produkt ist der<br />
Multi Tower Robot, ein mobiler Roboter<br />
für die sichere Patientenbehandlung.<br />
Jede der Blue-Oceans-Robotermarken<br />
ist dabei als eigenständiges<br />
Venture-Unternehmen aufgestellt.<br />
·<br />
ROEQ vertreibt spezielles Equipment<br />
für die MiR-Roboter von Mobille<br />
Industrial Robots für verschiedene<br />
Abhol- und Zustellaufgaben. Dazu gehören<br />
verschiedenes Zubehör und<br />
Wagen, die an den Mobilroboter gekoppelt<br />
werden können.<br />
·<br />
Kobots entwickelt einen mobilen,<br />
sprachgesteuerten Schneidroboter für<br />
Handwerker und Baustellen. Dort soll<br />
er die Produktionskapazität um bis zu<br />
300 % steigern. Gleichzeitig reduziert<br />
der Roboter die Ausschussquote und<br />
erhöht die Arbeitssicherheit. Die gesamte<br />
Maschine ist in zehn Minuten<br />
aufgebaut und kann in zwei Sporttaschen<br />
verstaut werden.<br />
·<br />
Trivision hat sich auf die Entwicklung<br />
automatisierter Qualitätskontrollsysteme<br />
für die Lebensmittel- und<br />
Verpackungsindustrie spezialisiert.<br />
Diese sollen dabei helfen, die Effizienz<br />
und Güte in der Produktion mittels<br />
Dokumentation und Nachverfolgbarkeit<br />
zu verbessern.<br />
↓<br />
Juli/August 2019 33
_Robotik Cluster Odense<br />
Esben Østergaard, Enrico Krøg Iversen und Thomas Visti haben Robotik-Erfolgsstory geprägt<br />
Drei Dänen schreiben das<br />
Odenser Robotik-Märchen<br />
Die Geschichte des Robotik Clusters in Odense ist eng verknüpft mit der Erfolgsstory<br />
von Universal Robots. Und diese haben drei Männer entscheidend geprägt:<br />
Esben Østergaard, Enrico Krøg Iversen und Thomas Visti. Alle drei treiben die<br />
Robotik weiter voran – nun aber unabhängig von UR.<br />
Autor: Armin Barnitzke<br />
Das dänische Odense, die Geburtsstadt des<br />
Märchenautors Hans Christian Andersen,<br />
hat eine wundersame Wandlung durchgemacht:<br />
Einst von Werften geprägt und dann unter<br />
der Schiffsbaukrise leidend ist die Stadt auf der Insel<br />
Fünen heute ein Hightech-Mekka und so etwas<br />
wie das Silicon Valley der Robotik. Ein Märchen?<br />
Ein Wunder? Eher das Ergebnis harter Arbeit, wie<br />
ein Blick auf die Protagonisten zeigt.<br />
Einer dieser Protagonisten der Odenser Robotikszene<br />
ist Esben Østergaard. 2001 kam der junge<br />
Robotik-Nerd, der schon mit fünf Jahren aus Lego<br />
seinen ersten Roboter gebaut und später in Tokio<br />
und Kalifornien geforscht hatte, nach Odense,<br />
um am dortigen Maersk Mc-Kinney Moller Institute<br />
seine Doktorarbeit zu schreiben. Das Institut<br />
ist nach dem Reeder Arnold Mærsk Mc-Kinney<br />
Møller benannt, der 1997 der Odenser Universität<br />
„Firmen<br />
auf zu bauen<br />
gefällt mir. Es<br />
gibt mir persönlich<br />
wahnsinnig<br />
viel Energie, mit<br />
jungen Firmen<br />
zu arbeiten und<br />
mit diesen den<br />
richtigen Weg<br />
zum Markt und<br />
zu den Kunden<br />
zu finden. “<br />
Bild: Onrobot<br />
Enrico Krog Iversen<br />
schmiedet jetzt mit<br />
Onrobot eine neue<br />
Greiftechnik-Größe.<br />
34 Juli/August 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
MACHER DER AUTOMATION<br />
exklusiv<br />
„Ich glaube wirklich,<br />
dass wir die<br />
Welt durch<br />
Robotik zu einem<br />
besseren Ort<br />
machen können.“<br />
Esben Østergaard hat mit<br />
reinvestrobotics.com eine<br />
neue Firma gegründet.<br />
Die Hälfte der Einkünfte<br />
soll an wohltätige Zwecke<br />
gehen.<br />
Bild: Universal Robots<br />
„Ich werde<br />
weiter lokal<br />
investieren<br />
und auch<br />
meine Er -<br />
fahrungen<br />
weitergeben.“<br />
Bild: MIR<br />
Thomas Visti kann<br />
durchaus stolz darauf<br />
sein, mit UR und MIR<br />
gleich zwei Firmen<br />
aus Odense zum Erfolg<br />
geführt zu haben.<br />
Juli/August 2019 35
_Robotik Cluster Odense<br />
eine stattliche Summe zum Aufbau eines Robotik-<br />
Forschungszentrums gespendet hatte.<br />
In Odense arbeitet Esben Østergaard an diversen<br />
Robotik-Forschungsprojekten und gründete dann<br />
2005 zusammen mit den Uni-Kollegen Kristian<br />
Kassow und Kasper Stoy das Start-up Universal<br />
Robots. Erklärtes Ziel der Jungunternehmer war<br />
es, einen leichten Roboter zu entwickeln, der sich<br />
einfach installieren und programmieren lässt, um<br />
die Robotertechnik auch kleinen und mittelständischen<br />
Betrieben zugänglich zu machen.<br />
„Wir wollten eine ganz neue und bessere Art von<br />
Robotern entwickeln“, erinnert sich Esben Østergaard,<br />
„und wir wussten auch, dass wir das schaffen<br />
können. Doch der Anfang war alles andere als<br />
einfach.“ Vor allem war das Jungunternehmen<br />
(trotz eines Anfangsinvestments von Syddansk Innovation)<br />
immer knapp bei Kasse. „Denn für Investoren<br />
waren wir bloß ein paar Freaks irgendwo<br />
2008 in das Jungunter nehmen investierte. Der<br />
Investmentfond stellte allerdings auch die Bedingung,<br />
dass UR ein professionelles Management<br />
bekommt und installierte Enrico Krøg Iversen als<br />
neuen CEO. Kristian Kassow, der sich bislang als<br />
CEO von Universal Robots gesehen hatte, verließ<br />
daher das Unternehmen kurz darauf. Esben Østergaard<br />
selbst wollte ohnehin nicht CEO werden.<br />
„Dafür fehlt mir das fokussierte Business-Denken<br />
– ich bin mehr ein Philosoph.“<br />
Einiges an Business-Denken und Erfahrung brachte<br />
dagegen der neue CEO Enrico Krøg Iversen<br />
mit: Dieser hatte seine Karriere bei der Reederei<br />
von Arnold Mærsk Mc-Kinney Møller begonnen<br />
und dann viele Jahre als Vertriebsdirektor in der<br />
elterlichen Firma, einem Holzofenhersteller, die<br />
internationale Expansion vorangetrieben. Als die<br />
Familie aufgrund des steigenden Konsolidierungsdrucks<br />
die Ofenfirma verkaufte, gab Enrico Krøg<br />
Iversen ein Inserat in der dänischen Wirtschaftszeitung<br />
Börsen auf: „Geschäftsmann mit bewiesenem<br />
Erfolg sucht Firma zum Leiten und Investieren.“<br />
Diese Anzeige entdeckte der Danish Growth<br />
Fund und holte Enrico Krøg Iversen als CEO und<br />
Mitinvestor bei UR mit ins Boot.<br />
Den Roboter im Kofferraum<br />
Ein Bild aus den Anfangstagen<br />
bei Universal<br />
Robots. In der hinteren<br />
Reihe: Enrico Krog<br />
Iversen (4. von rechts),<br />
Thomas Visti (7. v.r.) und<br />
Esben Østergaard (8. v.r.)<br />
aus Dänemark, die behauptet haben, dass sie bessere<br />
Roboter bauen können als die etablierten Big<br />
Player, die den Markt unter sich aufgeteilt haben“,<br />
blickt Esben Østergaard zurück.<br />
Mit dem Rücken zur Wand<br />
Zwar konnte man 2007 erfolgreich den ersten<br />
Roboter-Prototypen bei einem Pilotkunden (ein<br />
Gewächshaus) installieren, doch allmählich ging<br />
den UR-Gründern das Geld aus. Einige Monate<br />
konnten sich Esben Østergaard und Kristian Kassow<br />
keinen Lohn mehr auszahlen. Die Gründer<br />
standen also mit dem Rücken zur Wand. Den Umschwung<br />
leitete der Danish Growth Fund ein, der<br />
Bild: Universal Robots<br />
Neben einem CEO brauchte das junge Unternehmen<br />
noch einen Vertriebsleiter, und diesen fand<br />
man im April 2009 mit Thomas Visti, der bis dahin<br />
beim Danfoss-Konzern als Sales Manager für<br />
große Accounts zuständig war. „Am Anfang war<br />
ich schon etwas geschockt. Schließlich kam ich<br />
aus einem Unternehmen mit 25.000 Mitarbeitern<br />
und leitete dort ein großes Sales-Team. Und<br />
nun war ich der einzige Vertriebsmitarbeiter einer<br />
ganz jungen Firma mit gerade mal einer Hand -<br />
voll Angestellten“, erinnert sich Thomas Visti.<br />
Aber es sei eben auch eine spannende Aufgabe gewesen.<br />
Also begannen Thomas Visti und Enrico Krøg<br />
Iversen, für UR eine kommerzielle Strategie zu erarbeiten<br />
und einige Schwächen im Business Plan<br />
der beiden UR-Gründer auszumerzen. Beispielsweise<br />
setzte man nun konsequent auf einen stückzahlorientierten<br />
Vertrieb über Distributoren, anstatt<br />
auf eigene Robotik-Integration.<br />
Umsatz explodiert förmlich<br />
„Und dann habe ich den UR-Roboter in den Kofferraum<br />
gepackt und bin durch Dänemark und<br />
Deutschland gefahren, um Kunden und potenzielle<br />
Distributoren zu begeistern“, erinnert sich Thomas<br />
Visti. Am Anfang war das durchaus abenteuerlich.<br />
So habe er den Vertrag mit dem ersten deutschen<br />
Partner Torsten Woyke (heute i-botics –<br />
WMV Robotics) an einer Tankstelle unterschrieben,<br />
schmunzelt Thomas Visti.<br />
36 Juli/August 2019
_Robotik Cluster Odense<br />
Aber dank dieses großen persönlichen Einsatzes<br />
und mit geschicktem Vertrieb und Marketing kam<br />
das Geschäft bei UR allmählich mehr und mehr<br />
ins Rollen. Von 0,5 Mio. Euro in 2009 auf 6,5<br />
Mio. in 2011 und 29,2 Mio. in 2014. Erfolge feierte<br />
UR vor allem im Mittelstand, aber auch mit<br />
den großen Automobil-OEMs kam man allmählich<br />
ins Geschäft.<br />
Für Schlagzeilen sorgte 2013 eine Applikation im<br />
Volkswagen-Werk Salzgitter.. „Der erste kollaborierende<br />
Roboter, der weltweit bei VW im Einsatz<br />
ist“, hieß es damals. Was natürlich den VW-Hauslieferanten<br />
Kuka sehr ärgerte, der daraufhin den<br />
Integrator und frühen UR-Partner Faude, der den<br />
UR-Cobot bei VW installiert hatte, kurz darauf<br />
einfach aufkaufte.<br />
Verkauf an Teradyne<br />
Aber auch der UR-Erfolg lockte natürlich Interessenten<br />
auf den Plan. 2015 haben der Investment<br />
Fond und die Miteigentümer Universal Robots für<br />
stolze 285 Mio. Dollar an den US-Elek -<br />
troniktest-Konzern Teradyne verkauft. Für beide<br />
Seiten war das ein Gewinn. UR profitiert nun von<br />
Teradynes Finanzkraft und globaler Reichweite.<br />
Teradyne wiederum stieg mit UR ins wachsende<br />
Automationsgeschäft ein. Am Verkauf an Teradyne<br />
haben übrigens nicht nur Esben Østergaard, Enrico<br />
Krøg Iversen und Thomas Visti mitverdient,<br />
sondern auch Christian Kassow, der zwar ausgestiegen<br />
war, seine Anteile aber behalten hatte.<br />
Seinen Job als UR-CEO hat Enrico Krøg Iversen<br />
dann allerdings kurz nach dem Verkauf an Teradyne<br />
aufgegeben. „Ich fühle mich einfach in kleineren<br />
Unternehmen wohler.“ Ganz abgesehen davon:<br />
„Wenn man 30 Jahre keinen Chef hatte,<br />
braucht man auch zukünftig keinen“, grinst Enrico<br />
Krøg Iversen.<br />
Thomas Visti war zum Zeitpunkt des Teradyne-<br />
Verkaufs ohnehin nicht mehr bei UR, denn er hatte<br />
schon im Januar 2014 einen Schnitt gemacht.<br />
„Nach fünf Jahren harter Arbeit Tag und Nacht<br />
war es Zeit innezuhalten.“ Viel Auszeit hat sich<br />
Thomas Visti dann aber doch nicht gegönnt: Denn<br />
schon nach ein paar Monaten und einem längeren<br />
gemeinsamen Urlaub mit der Tochter war er<br />
schnell begeistert für die nächste Herausforderung.<br />
Der Odenser Robotik-Experte Niels Jul Jacobsen,<br />
der Thomas Visti über seinen Job als UR-<br />
Aufsichtsrat gut kannte, überzeugte Visti, als CEO<br />
und Investor bei seiner Neugründung Mobile<br />
Industrial Robots (MIR) einzusteigen.<br />
Und wieder ein Neustart<br />
„Also habe ich wieder bei null angefangen“, blickt<br />
Thomas Visti zurück. Das hieß: wieder den Roboter<br />
in den Kofferraum und Klinken putzen. Immerhin:<br />
Der Aufbau von MIR sei zwar kein Spaziergang<br />
gewesen, aber doch einfacher als bei UR,<br />
erinnert sich Thomas Visti. „Nach dem UR-Erfolg<br />
wurde man als dänischer Roboterhersteller nicht<br />
mehr schief angeschaut. Zudem konnte ich viele<br />
alten Kontakte nutzen.“ Trotzdem war auch die<br />
Anfangszeit bei MIR nicht ganz ohne, denn für die<br />
mobilen Roboter musste Thomas Visti erst mal einen<br />
ganz neuen Markt entwickeln.<br />
Doch auch das ist ihm geglückt. Seit seinem Einstieg<br />
verzeichnet MIR ein steiles Wachstum, allein<br />
von 2015 auf 2016 um 500 Prozent sowie von<br />
2016 auf 2017 um 300 Prozent. Aufgrund dieser<br />
beeindruckenden Zahlen landete auch MIR recht<br />
bald im Schoß des US-Konzerns Teradyne, der den<br />
Mobilroboter-Spezialisten Anfang 2018 für 272<br />
Mio. US-Dollar als Ergänzung zu UR kaufte. „Wir<br />
haben gesehen, dass Teradyne mit UR gut umgeht<br />
und haben uns daher überzeugen lassen, dass wir<br />
ebenfalls von Teradynes globaler Power und Finanzkraft<br />
profitieren können“, begründet Thomas<br />
Visti den Verkauf.<br />
Auf dem über die Teradyne-Verkäufe eingenommenen<br />
Geld will Thomas Visti (ebenso wie seine<br />
Mitstreiter) aber nicht sitzen bleiben: Das Geld<br />
wird wieder reinvestiert, vor allem in junge Robotikfirmen<br />
in Odense. So war Thomas Visti der ers-<br />
Die smarte Art Produkte zu handeln<br />
Mit den intelligenten Greifern von Piab<br />
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Prozesse ganz im Sinne von Industrie 4.0.<br />
Die Greifer nutzen hocheffiziente und<br />
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und sind mit Piabs piSMART ® Technologie<br />
ausgestattet, die während des<br />
Handlings die wesentlichen Parameter<br />
der Abläufe misst, diese als ein selbstlernendes<br />
System optimiert und bei<br />
Abweichungen Warnungen abgibt.<br />
Ausgestattet mit einer Greifereinheit<br />
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vakuumbasierter weicher Greifer zum<br />
Handhaben sensibler Objekte wie<br />
Obst – ist der piCOBOT ® das kompakte<br />
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Juli/August 2019 37
_Robotik Cluster Odense<br />
Weitere Macher aus dem<br />
UR-Universum<br />
Kristian Kassow: Der einstige UR-Mitgründer<br />
hat Universal Robots 2009 verlassen<br />
und dann unter anderem für den französischen<br />
Roboterhersteller Aldebaran gearbeitet,<br />
bevor er sein eigenes Start-up<br />
Kassow Robots gründete. Auf der Automatica<br />
2018 zeigte Kassow erstmals seine siebenachsigen<br />
Cobots. Auch der Vertriebschef<br />
von Kassow Robots ist übrigens aus dem UR-Umfeld bekannt:<br />
Dieter Pletscher war von 2014 bis 2017 Area Sales Manager<br />
DACH bei Universal Robots.<br />
Kasper Støy ist der dritte Mitgründer von<br />
Universal Robots, entschied sich aber für<br />
eine Universitätskarriere. Kasper Stoy<br />
forscht an Robotik und künstlicher Intelligenz<br />
und ist heute Professor an der IT-Universität<br />
Kopenhagen. Zudem ist er Gründer<br />
und CEO von Flow Robotics, das sich<br />
auf Laborautomation und Pipettieranwendungen<br />
konzentriert.<br />
Lasse Kieffer war 2007 der erste Elektronikentwickler<br />
bei Universal Robots. 2017<br />
gründete Kieffer mit zwei ehemaligen Kollegen<br />
den Vakuumgreifer-Spezialisten Purple<br />
Robotics. Enrico Krog Iversen kaufte<br />
Purple Robotics 2018 und ergänzte damit<br />
das Portfolio von Onrobot. Lasse Kiefer ist<br />
heute Global Compliance Officer bei Onrobot.<br />
Bilge Jacob Christiansen schrieb 2010 seine<br />
Bachelor Arbeit bei Universal Robots<br />
und gründete 2015 zusamen mit Ebbe<br />
Fuglsang Onrobot, das von Enrico Krog<br />
Iversen gekauft und mit Perception Robotics<br />
sowie Optoforce zum neuen Unternehmen<br />
Onrobot fusioniert wurde. Heute ist<br />
Christiansen COO bei Onrobot.<br />
Niels Jul Jacobsen ist der technische Kopf<br />
hinter Mobile Industrial Robots. Jacobsen<br />
arbeitet seit 1989 in der Robotik: Er führte<br />
das Robolab an der University of Southern<br />
Denmark und managte die Robotikentwicklung<br />
an der Odenser Werft. 2011 begann<br />
Jacobsen mobile Roboter zu entwickeln<br />
und baute erste Modelle aus Legosteinen.<br />
2013 gründete er die Firma MIR<br />
und startet mit dem Einstieg von Thomas Visti als CEO und Miteigentümer<br />
die kommerzielle Vermarktung. Niels Jul Jacobsen ist<br />
bei MIR heute Chefstratege (CSO) und Cheftechniker (CTO).<br />
te Investor beim Greiferspezialisten On Robot,<br />
der von zwei ehemaligen UR-Kollegen gegründet<br />
worden war: „Ich habe die beiden Gründer mit<br />
Geld und Erfahrungen unterstützt.“<br />
Kollaborativer One-Stop-Shop<br />
Kurz darauf ist dann auch Enrico Krøg Iversen bei<br />
On Robot eingestiegen. 2018 hat er dann On Robot<br />
mit dem US-Greifer-Start-up Perception Robotics<br />
und dem ungarischen Kraft-Momenten-<br />
Sensorik-Spezialisten Opto Force zum neuen Unternehmen<br />
Onrobot fusioniert, das Enrico Krøg<br />
Iversen auch als CEO operativ führt. Warum?<br />
„Ganz einfach: Weil es mir Spaß macht. Es gibt<br />
mir persönlich wahnsinnig viel Energie, mit jungen<br />
Firmen zu arbeiten und mit diesen den richtigen<br />
Weg zum Markt und zu den Kunden zu finden.<br />
Kurzum: Firmen aufzubauen gefällt mir.“<br />
Inzwischen hat Enrico Krøg Iversen ein weiteres<br />
dänisches Robotik-Start-up, Purple Robotics, seiner<br />
neuen Firma hinzugefügt. Sein Ziel: „Onrobot<br />
zum zentralen One-Stop-Shop für alle Belange der<br />
der kollaborativen Automatisierung ausbauen.“<br />
Innerhalb der nächsten Monate will Enrico Krøg<br />
Iversen das Portfolio von Onrobot stark erweitern<br />
und plant dazu auch weitere Akquisitionen.<br />
„Eine bessere Welt dank Robotik“<br />
Und auch der dritte im Bunde, Esben Østergaard,<br />
hat inzwischen UR den Rücken gekehrt. Hatte er<br />
bis Juni 2018 noch tatkräftig am Aufbau der neuen<br />
UR-Robotergeneration e-Series mitgewirkt,<br />
verkündete er Anfang April 2019 in einem kurzen<br />
Video-Statement auf Linkedin überraschend seinen<br />
Rücktritt als Chief Technology Officer bei<br />
UR. „Universal Robots, das ich vor 14 Jahren gegründet<br />
habe, war ein großer Teil seines Lebens.<br />
Irgendwann muss man aber eben auch etwas Neues<br />
im Leben ausprobieren“, so Esben Østergaard.<br />
Der immer noch jugendlich wirkende Däne bleibt<br />
zwar Universal Robots in einer strategischen Beraterrolle<br />
erhalten, er hat inzwischen aber auch eine<br />
neue Firma namens reinvestrobotics.com gegründet.<br />
Details verrät er noch nicht, nur dass die<br />
Hälfte der Einkünfte seiner neuen Firma an wohltätige<br />
Zwecke gehen soll. Vermutlich dürfte es bei<br />
reinvestrobotics.com vor allem darum gehen, jungen<br />
Firmen mit Geld, Erfahrung und Knowhow<br />
weiterzuhelfen. „Denn ich glaube wirklich, dass<br />
wir die Welt durch Robotik zu einem besseren Ort<br />
machen können. Es gibt noch so viel zu tun“, so<br />
Esben Østergaard. Das Roboter-Märchen von<br />
Odense geht also weiter.<br />
↓<br />
www.universal-robots.com/de<br />
https://onrobot.com/de<br />
www.mobile-industrial-robots.com<br />
www.reinvestrobotics.com<br />
38 Juli/August 2019
_Robotik Cluster Odense<br />
Interview: Andy Blanchard, Vice President Corporate Relations, Teradyne Inc.<br />
„Automation ist unser<br />
Wachstumsmotor”<br />
Welche ehrgeizigen Wachstumspläne der US-Konzern Teradyne mit den dänischen<br />
Robotik-Playern Mobile Industrial Robots und Universal Robots hegt und welche<br />
Rolle dabei der Robotik-Cluster im Raum Boston spielt, erklärt Andrew Blanchard,<br />
Vice President Corporate Relations bei Teradyne.<br />
Autor: Armin Barnitzke<br />
AP: Teradyne ist im Bereich Elektronik-Test -<br />
equipment eine feste Größe. Warum haben Sie<br />
2015 Universal Robots gekauft?<br />
Blanchard: Unser traditionelles Geschäft mit Elektronik-Testsystemen<br />
läuft gut, erreicht aber nur<br />
noch Wachstumsraten von wenigen Prozent. Daher<br />
war unser CEO Mark Jagiela auf der Suche<br />
nach einem neuen Wachstumsmotor und den haben<br />
wir beim Thema Industrie Automation gefunden.<br />
Zumal Universal Robots mit seinen Cobots<br />
ganz andere Bereiche adressiert als traditionelle<br />
Robotikanbieter. Universal Robots bietet Roboterarme,<br />
die leicht zu trainieren sind, und hat darüber<br />
hinaus mit UR+ ein Ökosystem mit rund<br />
400 Partnern aufgebaut. Der Kunde kann also mit<br />
niedrigem Risiko eine funktionierende Lösung<br />
kaufen. Damit wird Automation auch für Firmen<br />
interessant, die sich bislang noch nicht mit dem<br />
Thema beschäftigt haben.<br />
AP: Wie viel steuert der Wachstumsmotor Automation<br />
bereits zum Umsatz bei?<br />
Blanchard: Unser Testbusiness hat 2018 noch<br />
rund 88 Prozent unserer Company ausgemacht.<br />
Allerdings erwarten wir bei der Automation<br />
Wachstumsraten von 30 bis 40 Prozent, während<br />
das Test-Geschäft nur mit 3 bis 5 Prozent pro Jahr<br />
wächst. Daher soll die Automation 2022 bereits<br />
fast 30 Prozent zum Umsatz beisteuern – ohne<br />
weitere Zukäufe. Mit weiteren Akquisitionen<br />
könnte der Automationsanteil nochmal steigen.<br />
AP: Zusätzlich zu UR haben Sie auch Mobile Industrial<br />
Robots (MIR) gekauft. Warum? Weil<br />
MIR auch aus Odense kommt?<br />
Blanchard: Nein, nicht in erster Linie. Natürlich<br />
kannten wir MIR als Robotik-Player aus Odense.<br />
Aber wir haben die Firma ein Jahr lang genau be-<br />
Andy Blanchard arbeitet seit fast 20 Jahren<br />
bei Teradyne. Das Elektronik-Testunternehmen<br />
hat seine Wurzeln im traditionsreichen<br />
und Hightech-geprägten Boston, ist aber<br />
aus Platzgründen vor einigen Jahren in den<br />
Vorort North Reading gezogen – gleich<br />
nebenan hat Amazon Robotics seinen<br />
Firmensitz.<br />
Bild: Teradyne
_Robotik Cluster Odense<br />
obachtet, bevor wir sie 2018 gekauft haben. Wir<br />
waren uns sicher, dass das gut zusammenpasst.<br />
Denn MIR hat ein tolles Team und verfolgt letztlich<br />
das gleiche Ziel wie UR: Den Menschen repetitive<br />
Aufgaben abzunehmen, die niemand gerne<br />
macht. Warum sollte ein Mitarbeiter Material<br />
durch die Fabrik schleppen? Lasst das doch den<br />
Roboter tun. Im Zuge des Fachkräftemangels<br />
wollen die Leute heute ohnehin keine stumpfen<br />
Jobs mehr machen.<br />
AP: Inzwischen haben Sie auch Energid übernommen.<br />
Wie passt diese Firma dazu? Kommt<br />
Energid auch aus Odense?<br />
Blanchard: Nein, Energid ist eine Firma aus dem<br />
Raum Boston, die wir im Februar 2018 gekauft<br />
haben. Energid ist ein kleines Unternehmen, das<br />
aber 20 Jahre Erfahrung mit komplexen Motion-<br />
Control-Anwendungen hat, etwa für die Nasa<br />
oder die Ölindustrie. Energid soll uns helfen, das<br />
Thema Griff in die Kiste umfassend zu adressie-<br />
AP: Sie wollen also UR und MIR nicht unter einem<br />
Dach zusammenführen?<br />
Blanchard: Bislang planen wir nicht, die Firmen<br />
zusammenzuführen. Es gibt zwar einige Synergien<br />
auf Distributorenseite, aber wir lassen UR und<br />
MIR grundsätzlich ihr jeweils eigenes Ding<br />
machen. Natürlich holen wir die Management<br />
Teams zusammen, um Möglichkeiten für gemeinsame<br />
Aktivitäten auszuloten. Aber wir forcieren<br />
nichts.<br />
AP: Gibt es denn bei Teradyne eine koordinierende<br />
Stelle?<br />
Blanchard: Unser CEO, Mark Jagiela, kommt<br />
zwar aus der Halbleitertest-Branche, trotzdem<br />
widmet er über die Hälfte seiner Zeit der Industrial<br />
Automation. Er und auch unser CFO, Sanjay<br />
Mehta, sind also quasi die Koordinatoren, die das<br />
Automationsgeschäft weiter wachsen lassen. Die<br />
beiden schauen sich auch mögliche Akuisitionen<br />
an: Was brauchen wir, um das Wachstum weiter<br />
zu beschleunigen? Ein gutes Beispiel ist Energid:<br />
Dank deren Software erwarten wir nun, mehr<br />
Roboterarme beim Bin Picking verkaufen zu<br />
können.<br />
AP: Sie planen also noch mehr Zukäufe?<br />
Blanchard: Ich wäre überrascht, wenn wir das<br />
Industrial Automation Segment nicht weiter ausbauen<br />
würden. Wir schauen uns insbesondere<br />
Softwarefirmen an, die einfach nutzbare Automationslösungen<br />
ermöglichen. Meistens sind das<br />
kleine junge Firmen, aber mit großartigen Ideen.<br />
Mit den UR-Robotern ist<br />
Universal Robots bei<br />
kleinen und mittleren<br />
Unternehmen schon<br />
sehr erfolgreich. Nun<br />
will Teradyne dabei helfen,<br />
auch größere Unternehmen<br />
als Kunden zu<br />
gewinnen.<br />
ren. Viele UR-Partner widmen sich bereits dem<br />
Thema Bin Picking, aber diese Lösungen stießen<br />
bislang an ihre Grenzen, weil sie nicht alles aus<br />
der Kiste entnehmen oder nicht tief genug in die<br />
Kiste reingreifen können. Energids Software kann<br />
uns helfen, den adressierbaren Markt für kollaborative<br />
Roboter um mehr als 50 Prozent steigern.<br />
AP: Werden all diese Lösungen mittelfristig unter<br />
dem Teradyne Brand vereint?<br />
Blanchard: Eher nicht. In der Test-Community hat<br />
Teradyne zwar einen starken Namen, aber in der<br />
Industrieautomation hat Universal Robots die viel<br />
stärkere Marke. Wir lassen MIR und UR viele<br />
Freiheiten: Sie müssen nur ihre Finanzzahlen entsprechend<br />
unserer Vorgaben reporten und müssen<br />
unserem Code of Conduct für ethisches Verhalten<br />
folgen. Ansonsten können UR und MIR ihr Geschäft<br />
so betreiben, wie sie es für richtig halten.<br />
Bild: Universal Robots<br />
AP: Neben M&A: Wir fördern Sie das Automationsgeschäft<br />
noch?<br />
Blanchard: Wir investieren eine Menge, um die<br />
Möglichkeiten von UR auszubauen: Das betrifft<br />
sowohl R&D als auch die Distribution. Beim<br />
Thema R&D kümmern wir uns vor allem darum,<br />
dass der Roboter immer einfacher bereitgestellt<br />
werden kann, dass er noch einfacher trainiert und<br />
mit Apps erweitert werden kann. Denn wenn man<br />
30 bis 40 Prozent pro Jahr wachsen will, kann<br />
man das Integratoren-Knowhow nicht beliebig<br />
skalieren. Wir wollen daher die Software immer<br />
besser machen und so den Integrationsaufwand<br />
senken.<br />
AP: Und wo wollen Sie beim Vertrieb und beim<br />
Thema Distribution zulegen?<br />
Blanchard: Beispielsweise haben wir bei Universal<br />
Robots ein Large-Account-Programm gestartet,<br />
um verstärkt an größere Firmen zu verkaufen. UR<br />
ist sehr erfolgreich bei KMU, aber noch nicht so<br />
sehr bei großen Firmen. Weil kleinere Distributoren<br />
nicht mehrere Quartale warten können, bis eine<br />
große Firma endlich ein Produkt kauft. Wir setzen<br />
daher nun Sales Mitarbeiter bei UR auf große<br />
Kunden an. Distrobutoren sn wichtig für uns, aber<br />
40 Juli/August 2019
wir wollen auch direkt mit den Kunden sprechen,<br />
um zu schauen, welche Lösungen sie in der Zukunft<br />
benötigen und in welche Richtung wir unser<br />
Engineering lenken müssen.<br />
AP: Zeigt das bereits Erfolge?<br />
Blanchard: Ja. Erst kürzlich haben einige größere<br />
Kunden zugesagt, Dutzende von Robotern kaufen<br />
zu wollen. Diese Firmen nutzen die UR-Roboter<br />
für Montagearbeiten wie Schrauben und Kleben,<br />
aber auch für Verpackungsaufgaben. Diese Firmen<br />
haben die Kapazität, uns künftig mehrere<br />
Hundert Roboter abzukaufen.<br />
AP: Haben Sie dabei Fokusindustrien? Etwa die<br />
Automobilindustrie?<br />
Blanchard: Wir fokussieren uns weniger auf bestimmte<br />
Branchen, als vielmehr auf konkrete Anwendungsbereiche.<br />
Das sind erstens Montageund<br />
Schraubarbeiten, zweitens Maschinenbeladung,<br />
drittens Packaging und viertens Oberflä-<br />
„Mit der Übernahme der ehemaligen Rethink-<br />
Mitarbeiter bauen wir Boston als zweiten Entwicklungsstandort<br />
auf.“<br />
Welche Rolle spielt der Raum Boston für Teradynes<br />
Automationsambitionen?<br />
Blanchard: Eine große Rolle. Das Gebäude, in<br />
dem wir gerade sitzen, ist ein gutes Beispiel. Hier<br />
hatte früher Rethink seinen Firmensitz. Mit der<br />
Übernahme der ehemaligen Rethink-Mitarbeiter<br />
bauen wir Boston als zweiten Entwicklungsstandort<br />
auf, das aber natürlich eng mit Odense zusammenarbeitet.<br />
Die rund 20 ehemaligen Rethink-<br />
Mitarbeiter sind fast alle Softwareingenieure und<br />
kümmern sich bei uns um das Thema Benutzerfreundlichkeit.<br />
Andrew Blanchard, Teradyne<br />
Als Ergänzung zu den<br />
Cobots von Universal<br />
Robots hat Teradyne<br />
2018 auch MIR mit seinen<br />
autonomen Mobil -<br />
robotern zugekauft.<br />
Bild: MIR<br />
cheninspektion und Oberflächenbearbeitung. Gerade<br />
bei diesen vier Hauptanwendungen wollen<br />
wir den Robotereinsatz vereinfachen.<br />
AP: Denken Sie auch an Preissenkungen?<br />
Blanchard: Nein. Derzeit liegt der ROI für den<br />
Einsatz von UR-Robotern bei unter einem Jahr, in<br />
manchen Anwendungen sogar unter 2 Monaten.<br />
Eine Preissenkung bringt dem Kunden also kaum<br />
echte Vorteile. Die Antwort ist dagegen, den Roboter<br />
immer einfacher benutzbar und integrierbar<br />
zu machen. Und wir wollen die Zahl der möglichen<br />
Anwendungen vergrößern, etwa in Richtung<br />
Feinmontage.<br />
AP: Sie haben kürzlich mehrere Mitarbeiter der<br />
Pleite gegangenen Rethink übernommen und<br />
die Bostoner Standorte zusammen geführt.<br />
AP: Wie sind die weiteren Pläne in Boston?<br />
Blanchard: Heute arbeiten in Boston rund 30 Mitarbeiter,<br />
bis Ende des Jahres soll die Zahl auf 50<br />
steigen. Gerade im Softwarebereich gibt es eine<br />
Menge zu tun: Wir wollen, dass nicht nur die Bedienung<br />
des Roboters einfacher wird, sondern<br />
auch das Schreiben von Apps. Hier profitieren wir<br />
auch vom Ökosystem im Raum Boston. In Boston<br />
gibt es neben dem MIT, aus dem ja Rethink Robotics<br />
hervorgegangen war, einige spannende Hochschulen.<br />
Zudem ist hier in der Umgebung gerade<br />
im Bereich Robotics jede Menge los: Direkt neben<br />
unserem Teradyne Headquarter beispielsweise<br />
sitzt Amazon Robotics, die ehe malige Kiva Systems.<br />
↓<br />
Teradyne Inc.<br />
www.teradyne.com<br />
Juli/August 2019 41
_Kollaborative Robotik<br />
Interview: Philipp Unterhalt, CEO Rethink Robotics GmbH, Managing Director Hahn Group<br />
„MRK bietet Mittelstand<br />
eine riesige Chance“<br />
Im April berichtete die <strong>Automationspraxis</strong> über die ersten Pläne der<br />
deutschen Rethink Robotics GmbH. Nun bezieht Philipp Unterhalt,<br />
CEO Rethink Robotics GmbH und Managing Director Hahn Group,<br />
Position zu Neuent wicklungen und News rund um den Cobot Sawyer.<br />
Bild: Rethink<br />
Philipp Unterhalt,<br />
CEO der<br />
Rethink Robotics:<br />
„Wir freuen<br />
uns auf unseren<br />
neuen Standort<br />
im Ruhrgebiet.“<br />
AP: Welche Veränderungen im<br />
Markt sehen Sie seit unserem<br />
letzten Gespräch?<br />
Unterhalt: Wir sehen weiterhin ein<br />
sehr hohes Interesse an kollaborativer<br />
Robotik und eine steigende<br />
Akzeptanz für Mensch-Roboter-<br />
Kollaboration (MRK) – sowohl<br />
bei den Entscheidungsträgern als<br />
insbesondere auch bei den Werkern.<br />
Daneben zeigt auch die steigende<br />
Anzahl an Anbietern die zunehmende<br />
Reife des Marktes. Dies<br />
liegt natürlich auch an der stetig<br />
wachsenden Menge an möglichen<br />
Anwendungen, welche vermehrt<br />
auch außerhalb des industriellen<br />
Bereiches zu finden sind.<br />
AP: Was meinen Sie damit?<br />
Unterhalt: Wir sind aktuell in der<br />
Entwicklung von roboterbasierten<br />
Service-Lösungen. Diese benötigen<br />
keinerlei Kompetenz in der Roboterprogrammierung<br />
und sind vollständig<br />
intuitiv nutzbar. Das hohe<br />
Interesse von Partnern und Kunden<br />
basiert dabei auf dem freundlichen<br />
Design von Sawyer, also die<br />
Akzeptanz, und mündete bereits in<br />
„Noch in diesem Sommer werden wir<br />
eine erste roboterbasierte Service-Lösung<br />
präsentieren.“<br />
Philipp Unterhalt, Rethink Robotics<br />
erste Vorbestellungen. Noch in<br />
diesem Sommer werden wir eine<br />
erste Lösung präsentieren.“<br />
AP: Ihr Cobot Sawyer ist aber<br />
doch für den Industrieeinsatz<br />
konzipiert, oder?<br />
Unterhalt: Tatsächlich lag darauf<br />
bisher der Fokus. Die allermeisten<br />
unserer Cobots sind entsprechend<br />
in industriellen Anwendungen wie<br />
Maschinenbeladung, Inspektionen,<br />
leichten Montagen, Verpackung<br />
usw. eingesetzt. Wir haben<br />
uns in den letzten Monaten allerdings<br />
auch intensiv mit der Weiterentwicklung<br />
beschäftigt. So werden<br />
wir in Kürze eine Hardware<br />
präsentieren, die mit verbesserter<br />
Zuverlässigkeit und verringerter<br />
Geräuschemission punktet. Auch<br />
auf der Softwareseite präsentieren<br />
wir neue Funktionalitäten, die es<br />
dem Anwender noch einfacher<br />
machen, Sawyer zu nutzen. Diese<br />
Verbesserungen sind natürlich für<br />
die industriellen Anwendungen relevant,<br />
bieten aber eben auch die<br />
Möglichkeit, serviceorientierte Anwendungen<br />
zu unterstützen.<br />
AP: Wie schätzen Sie MRK und<br />
Cobots als Chance für den Mittelstand<br />
ein?<br />
Unterhalt: MRK bietet dem Mittelstand<br />
eine riesige Chance, zum<br />
Beispiel Produktionsspitzen abzufedern<br />
oder dem Fachkräftemangel<br />
zu begegnen. Dabei steht weniger<br />
die direkte Zusammenarbeit,<br />
also Kollaboration, als vielmehr<br />
die Koexistenz im Vordergrund.<br />
Wichtiger ist die hohe Flexibilität<br />
von MRK-Anwendungen. Mit der<br />
integrierten Kamera im Sawyer ist<br />
ein Wechsel zwischen verschiedenen<br />
Anwendungen problemlos<br />
möglich. Damit rückten zunehmend<br />
auch Produktionen mit kleinen<br />
Serien in den Fokus, bei denen<br />
eine Automatisierung bisher unwirtschaftlich<br />
war.<br />
AP: Wie können KMUs den MRK-<br />
Einsatz vorantreiben und eigene<br />
MRK-Kompetenz aufbauen?<br />
Unterhalt: Grundsätzlich können<br />
wir KMUs die Kompetenz für den<br />
Einsatz und die Integration von<br />
Cobots selbst und durch unsere<br />
Partner liefern. Es ist für KMUs<br />
aber sicherlich hilfreich, eigene<br />
Kompetenz aufzubauen, um den<br />
Einsatz kollaborativer Robotik<br />
richtig vorzubereiten und effizient<br />
zu gestalten – bestenfalls ohne Risiko<br />
größerer Investitionen. Dies<br />
unterstützen wir mit Robot-asa-Service.<br />
Die Möglichkeit, Cobots<br />
42 Juli/August 2019
_Kollaborative Robotik<br />
Bild: Rethink<br />
Rethink Robotics hat sich in den letzten Monaten intensiv mit der Weiterentwicklung<br />
des Cobots Sawyer beschäftigt. In Kürze will man eine Hardware präsentieren,<br />
die mit verbesserter Zuverlässigkeit und verringerter Geräuschemission punktet.<br />
für sich selbst auszuprobieren ist<br />
das Kerngeschäft von Hahn Robshare.<br />
Eine MRK-Lösung zu kreieren<br />
und Cobots zu mieten, ist<br />
ideal, um seine eigenen Erfahrungen<br />
zu machen. Diese Erkenntnis<br />
schafft zum einen Vertrauen dem<br />
Roboter gegenüber und zum anderen<br />
eine Perspektive, welche Produktionsaufgaben<br />
sich mit MRK<br />
lösen lassen.<br />
AP: Gerade unergonomische<br />
oder langweilige Tätigkeiten<br />
müssten für flexibel einsetzbare<br />
Cobots doch ein breites Einsatzspektrum<br />
bieten, oder?<br />
Unterhalt: Das ist genau die Chance,<br />
neben der industriellen Fertigung<br />
auch zahlreiche andere Aufgaben<br />
zu finden, die sich nun automatisieren<br />
lassen. Der Kreativität<br />
sind keine Grenzen gesetzt, denn<br />
von Systemen, in denen Menschen<br />
aus der Entfernung einen Roboter<br />
vor Ort bedienen, bis zu Service-<br />
Robotern, die Hol- und Bringdienste<br />
in Pflegestationen ausführen,<br />
gibt es noch enorme Tätigkeitsfelder,<br />
die erst am Anfang der<br />
Entwicklung liegen. Weitere Potenziale<br />
der Cobots liegen in der<br />
effizienteren Organisation von Arbeitsabläufen<br />
und der gesteigerten<br />
Attraktivität von Arbeitsplätzen<br />
durch den Einsatz dieser Technologie.<br />
Identifizieren, evaluieren und<br />
dann umsetzen – diese Schritte gehen<br />
wir immer gemeinsam mit den<br />
Kunden der Hahn Group.<br />
AP: Apropos Hahn Group. Wie<br />
läuft der Aufbau des Unternehmens<br />
Rethink Robotics, seit Sie<br />
vor neun Monaten die Technologie<br />
erworben haben?<br />
Unterhalt: Wir haben mittlerweile<br />
unser Team ausgebaut und freuen<br />
uns auf unseren neuen Standort im<br />
Ruhrgebiet. Wir wollen nah an die<br />
Universitäten und mit dem Zukunftsfeld<br />
kollaborative Robotik<br />
auch aktiv zum Strukturwandel im<br />
Ruhrgebiet beitragen. Wir haben<br />
mittlerweile ein weltweites Partnernetzwerk<br />
für Vertrieb und Integration<br />
aufgebaut. Wir haben Servicestandorte<br />
in Deutschland, den<br />
USA und Japan und bieten Unterstützung<br />
durch den Einsatz von<br />
Augmented-Reality-Technologie.<br />
So kann der Kunde uns auch ein<br />
Problem zeigen, ohne dass ein Servicetechniker<br />
anreisen muss. Darüber<br />
hinaus haben wir Partnerschaften<br />
entwickelt, die Hardware<br />
verbessert und arbeiten am Release<br />
der neuen softwarebasierten<br />
Funktionalitäten. In Summe eine<br />
sehr spannende Zeit – insbesondere,<br />
da wir kurz davor sind, mit vielen<br />
neuen Themen an den Markt<br />
zu gehen.<br />
↓<br />
Rethink Robotics GmbH<br />
https://www.rethinkrobotics.com/de/<br />
Juli/August 2019 43
_Kollaborative Robotik<br />
Cobot-Technologiestudie: Weder Kenntnisse der Robotik noch der Bildverarbeitung nötig<br />
Kollaborativer Griff in<br />
die Kiste wird einfach<br />
In einer Technologiestudie zeigt Schunk zusammen mit Kuka und<br />
Roboception, wie der Griff in die Kiste im kollaborativen Betrieb<br />
einfach, schnell und effizient gelingen kann.<br />
Die Aufgabe ist realitätsnah<br />
gestaltet: Unsortierte Metallteile<br />
sollen mittels Cobot<br />
aus einer Kiste gegriffen, in eine<br />
Schleifmaschine eingelegt und<br />
nach der Bearbeitung passgenau<br />
abgelegt werden. Parallel sollen<br />
Bild: Schunk<br />
Werker im laufenden Betrieb die<br />
Möglichkeit haben, Transportboxen<br />
oder einzelne Teile manuell zuzuführen<br />
oder zu entnehmen.<br />
Die Technologiestudie kombiniert<br />
also den Griff in die Kiste mit dem<br />
Aspekt der kollaborativen Robotik<br />
und nutzt dazu Technologien<br />
aus Robotik, Greiftechnik und<br />
Bilderkennung. Über ein CAD-basiertes<br />
Matching erfasst das Stereokamerasystem<br />
Rc_visard von<br />
Roboception die unsortierten<br />
Werkstücke. Der 3D-Sensor, der<br />
dem LBR iisy Cobot sowohl eine<br />
3D-Messung als auch eine Positionierung<br />
im Raum ermöglicht, verarbeitet<br />
unmittelbar im Kamerasystem<br />
voll aufgelöste Tiefenbilder<br />
in unter 1s, ermittelt daraus die jeweils<br />
optimalen Greifpunkte und<br />
übermittelt unmittelbar an den<br />
Cobot.<br />
Das Frontend des Cobots ist mit<br />
einem anwendungsspezifischen<br />
Co-act-Greifer ausgestattet, der eine<br />
gefahrlose Interaktion mit dem<br />
Menschen ermöglicht. Die komplette<br />
Regelungs- und Leistungselektronik<br />
ist im Innern des Greifers<br />
verbaut. Sowohl die Schnittstelle<br />
als auch die Abmessungen<br />
Die Technologiestudie kombiniert den<br />
Griff in die Kiste mit der kollaborativen<br />
Robotik und nutzt dazu Technologien<br />
aus Robotik, Greiftechnik und<br />
Bilderkennung.<br />
und Störradien wurden individuell<br />
an die Applikation angepasst. Neben<br />
solchen anwendungsspezifischen<br />
Co-act-Greifern bietet<br />
Schunk ein Standardgreiferportfolio<br />
für kollaborative Anwendungen,<br />
das den DGUV-zertifizierten<br />
Kleinteilegreifer Co-act EGP-C sowie<br />
den ebenfalls für kollaborative<br />
Anwendungen zertifizierten Großhubgreifer<br />
Co-act EGL-C umfasst.<br />
Letzterer kann Greifkräfte bis<br />
450N zu realisieren.<br />
Mit Handführung den<br />
Cobot programmieren<br />
Über die Handführung des Cobots<br />
lassen sich neue Ablagepositionen<br />
sehr einfach programmieren. Bei<br />
ungeplanten Unterbrechungen<br />
merkt sich der Cobot jede ausgeführte<br />
Bewegung und kann ohne<br />
erneutes Anlernen ad hoc die Arbeit<br />
wieder aufnehmen. Für die<br />
Griff-in-die-Kiste-Lösung sind also<br />
weder umfassende Kenntnisse der<br />
Robotik noch der Bildverarbeitung<br />
erforderlich. Bei Bedarf kann<br />
das Kamerasystem modular um<br />
Projektoren sowie Module zum<br />
neuronalen Lernen erweitert werden.<br />
Es lässt sich wahlweise stationär<br />
oder alternativ mobil auf dem<br />
Cobot betreiben, sodass auch flexible<br />
Greifszenarien auf mobilen<br />
Plattformen möglich sind. ↓<br />
Schunk GmbH & Co. KG<br />
www.schunk.com<br />
44 Juli/August 2019
_Kollaborative Robotik<br />
Interview: Dr. Albrecht Hoene, Director Human Robot Collaboration, Kuka<br />
„Es gibt eine Welt hinter<br />
dem Roboterflansch“<br />
Die Herausforderungen der Mensch-Roboter-Kollaboration<br />
(MRK) und den Sinn von MRK-Partnerschaften erklärt<br />
Dr. Albrecht Hoene, Director Human Robot Collaboration in<br />
der Forschung und Entwicklung von Kuka.<br />
Dr. Albrecht Hoene, Director Human<br />
Robot Collaboration bei Kuka: „Es gibt<br />
heute bereits Beispiele, bei denen MRK<br />
wirtschaftlich eingesetzt wird. Dies ist<br />
vor allem dann der Fall, wenn die<br />
Applika tion mehrfach realisiert wird.“<br />
Bild: Kuka<br />
AP: Wo sehen Sie konkrete Einsatzbereiche<br />
für MRK-Anwendungen?<br />
Hoene: Es gibt eine Vielzahl von Anwendungen,<br />
bei denen sich Mensch und Roboter<br />
in sinnvoller Weise die Arbeit teilen<br />
und ihre jeweiligen Stärken ausspielen<br />
können: Die Stärken des Menschen liegen<br />
darin, auf Erfahrungswissen zuzugreifen,<br />
auf ungeplante Situationen zu reagieren,<br />
zu improvisieren. Die Stärken des Roboters<br />
liegen darin, sich wiederholende Aufgaben<br />
mit hoher Genauigkeit oder höherem<br />
Kraftaufwand auszuführen. Kurzum:<br />
Der Roboter assistiert dem Menschen<br />
und erleichtert die Arbeit.<br />
AP: Wie kann die MRK-Implementierung<br />
gelingen?<br />
Hoene: MRK kann erfolgreich implementiert<br />
werden, wenn ein leistungsfähiges<br />
Eco-System aus Engineering-Tools, Robotern,<br />
Greifern und Sensoren zur Verfügung<br />
steht. Es macht also durchaus für einen<br />
Roboterhersteller Sinn, über den<br />
Flansch hinaus zu denken und mit Partnern<br />
zusammenzuarbeiten. So entsteht ein<br />
Gesamtsystem, das für den Kunden die<br />
ideale Lösung bietet. Das spielt natürlich<br />
auch für die Sicherheit des Gesamtsystems<br />
eine entscheidende Rolle. Wichtig ist<br />
übrigens auch die Akzeptanz in der Belegschaft.<br />
Diese sollte bei der Erarbeitung deratiger<br />
Konzepte miteinbezogen werden.<br />
AP: Und welche Rolle spielt das Thema<br />
Wirtschaftlichkeit?<br />
Hoene: Das ist natürlich eine große Herausforderung.<br />
Es gibt heute bereits Beispiele,<br />
bei denen MRK in bestehenden<br />
Anlagen wirtschaftlich eingesetzt wird.<br />
Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die<br />
Applikation mehrfach realisiert wird.<br />
Wenn bei einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
zudem Aspekte wie Qualitätsverbesserung,<br />
Rückverfolgbarkeit von<br />
Produktionsdaten oder die Vermeidung<br />
von Fehltagen aufgrund ergonomischer<br />
Arbeitsplätze betrachtet werden, lässt sich<br />
die Wirtschaftlichkeit oft leicht nachweisen.<br />
↓<br />
Kuka AG<br />
www.kuka.com<br />
Juli/August 2019 45
_Projekt des Monats<br />
Low-Cost-Automation und selbstentwickelte Roboter automatisieren Prozesse in der Wurmfarm<br />
Vom Transportroboter auf<br />
den Angelhaken<br />
Martin Langhoff und seine Familie züchten Regenwürmer. Um die Zucht zu optimieren,<br />
entwickelt er eigene Maschinen, die den Betrieb bei der täglichen Arbeit<br />
entlasten. Robuste Bauteile von Igus überzeugen dabei durch Langlebigkeit.<br />
46 Juli/August 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Projekt des Monats<br />
exklusiv<br />
„Kleine Unternehmen müssen bezahlbare<br />
Automatisierungslösungen für Produktion und<br />
Lager nutzen, um mit den Großen mithalten<br />
zu können“<br />
Martin Langhoff, Superwurm<br />
Das fahrerlose Transportsystem holt Container aus<br />
dem Lager und bringt sie zur Fütterungs- und Be -<br />
wässerungsanlage. Dazu sind zwei parallel synchron<br />
angetriebene Drylin ZLW-Zahnriemenachsen inklusive<br />
Portalmittenantrieb verbaut, welche die Container -<br />
stapel auf einem Rollwagen in das FTS ziehen.<br />
Vor 20 Jahren ist Martin Langhoff auf den<br />
Wurm gekommen. Als ihn sein Sohn über<br />
Regenwürmer ausfragte und er das Internet<br />
zur Hilfe nahm, stellte der Familienvater fest, dass<br />
zwar ein Markt für Würmer in Deutschland existiert,<br />
dieser aber von niemandem bedient wird.<br />
Das war der Startschuss für Martin Langhoff Superwurm<br />
e. K., die erste Wurmfarm Deutschlands<br />
mit dem wahrscheinlich weltweit höchsten Automatisierungsgrad:<br />
Auf rund 1200 m² übernehmen<br />
diverse Roboter, ein automatisiertes Förderband<br />
und ein fahrerloses Transportsystem (FTS) Arbeitsschritte,<br />
die bislang sehr zeitaufwendig waren.<br />
Vieles davon hat Martin Langhoff selbst entwickelt<br />
und mit Komponenten von Igus konstruiert.<br />
Der Inhaber verfügt über Kenntnisse in der<br />
Konstruktion und Softwareentwicklung.<br />
Auf die Igus-Produkte ist Langhoff gestoßen, als<br />
er auf der Suche nach Bauteilen für seine erste<br />
selbstgebaute Maschine war – er wollte den Fütterungs-<br />
und Bewässerungsprozess der Regenwürmer<br />
teilautomatisieren. Deshalb mussten es für die<br />
Wurmfarm Bauteile sein, die bei Schmutz, Erde<br />
und Feuchtigkeit zuverlässig funktionieren, da die<br />
Maschine für den 24-Stunden-Dauerbetrieb ausgelegt<br />
wurde. Mittlerweile sind die Drylin<br />
R-Quattroschlitten mit Vollkunststofflagern, die<br />
auf zwei parallelen Wellen gleiten, und die<br />
E4-Energieketten seit zehn Jahren im Einsatz und<br />
die Maschine läuft ohne Wartung und Reinigung.<br />
Raue Einsatzbedingungen<br />
Bild: Yannick Schwab<br />
Da die Gleitelemente der Linearführungen aus<br />
Kunststoff mit inkorporierten Festschmierstoffen<br />
bestehen und somit keine zusätzliche Schmierung<br />
benötigen, gelangt kein Schmiermittel in die Erde<br />
oder zu den Würmern. Auch den E-Ketten machen<br />
die rauen Einsatzbedingungen nichts aus. Trotz<br />
Schmutz und Feuchtigkeit führen sie die Leitun-<br />
Juli/August 2019 47
_Projekt des Monats<br />
Bild: Yannick Schwab<br />
Bild: Igus<br />
Martin Langhoff und<br />
500 g Riesen-Rotwürmer<br />
in einem Spezialbeutel,<br />
bereit für die Auslieferung.<br />
gen zuverlässig und geräuscharm. Freitragende<br />
Längen stellen kein Hindernis dar.<br />
Im Lager von Superwurm stapeln sich Eurocontainer,<br />
die Erde und Würmer enthalten. Jeder dieser<br />
Container muss einmal pro Woche bewässert und<br />
mit Futter bestreut werden. M.A.R.C.o (Mobile<br />
Automated Robot Coworker), das selbstentwickelte<br />
FTS, transportiert die mit Erde und Würmern<br />
gefüllten Container stapelweise zur neuen<br />
Fütterungs- und Bewässerungsanlage. Dazu sind<br />
im FTS zwei parallel synchron angetriebene Drylin<br />
ZLW-Zahnriemenachsen inklusive Portalmittenantrieb<br />
verbaut, welche die Containerstapel<br />
auf einem Rollwagen in das Transportfahrzeug<br />
ziehen. Dafür waren Zahnriemenachsen mit<br />
Schrittmotoren notwendig, die 120 kg schwere<br />
Container ziehen können.<br />
Dieses Komplettsystem ist besonders leicht, erfordert<br />
für den Betrieb nur eine geringe Leistung und<br />
ist stoß- und schmutzunempfindlich. Für die Bewegung<br />
der Zahnriemenachsen werden die Leitungen<br />
mithilfe einer E6-Energiekette geführt. So<br />
wird ihre Lebensdauer erhöht und sie sind vor äußeren<br />
Einflüssen, z. B. Quetschungen, geschützt.<br />
Sind die Container vollständig eingezogen, wird<br />
durch einen Schrittmotor eine Schranke geschlossen,<br />
um beim Transport für zusätzliche Sicherheit<br />
zu sorgen.<br />
Autonome Wurmversorgung<br />
An der Anlage angekommen, fährt das FTS die<br />
Container zum ersten Roboter, der diese nacheinander<br />
auf ein Fließband stellt. Dabei arbeitet er<br />
mit einem intelligenten Greifer, der die Position<br />
der Container erkennt, korrigiert und diese erst<br />
anhebt, wenn ein sicherer Griff garantiert ist.<br />
„Dafür brauchten wir kostengünstige, kompakte<br />
und leichte Bauteile“, erklärt Langhoff.<br />
Zum Auf- und Zufahren des Greifers werden deshalb<br />
Wellen in Igubal ESTM-Stehlagern gelagert.<br />
Sie halten dank speziellen Tribopolymeren hohen<br />
radialen Belastungen stand, sind selbstschmierend<br />
und somit wartungsfrei. Für die Bewegung des<br />
Roboters förderlich sind außerdem ihr schwingungsdämpfendes<br />
Material und das geringe Gewicht.<br />
Um die Leitungen bei den schnellen Bewegungen<br />
des Roboters sicher zu führen und für<br />
lange haltende Leitungen zu sorgen, wird eine<br />
Energiekette der Baureihe E4 eingesetzt. Zusätzlich<br />
kommen Schrittmotoren mit Getriebe zum<br />
Einsatz, damit der Greifer die Container auf das<br />
Fließband bewegen kann.<br />
Auf dem Fließband werden die Container dann<br />
automatisch bewässert und es wird Futter auf die<br />
Erde gestreut. Am anderen Ende des Fließbands<br />
hebt ein zweiter Roboter die bewässerten und ge-<br />
Steckbrief<br />
·<br />
Das familiengeführte Unternehmen<br />
Superwurm züchtet Regenwürmer und<br />
verkauft sie an Angler, Gärtner und Zoohandlungen.<br />
Dabei setzt die Familie auf<br />
Automatisierung und Igus-Komponenten.<br />
· Die in den Anlagen eingesetzten Igus-<br />
Bauteile sind zum Teil seit zehn Jahren<br />
ohne Reinigung und Wartung im Dauereinsatz.<br />
· Die selbstkonstruierten Automations -<br />
lösungen will die Familie Langhoff künftig<br />
selbst vertreiben. Dafür wurde die Firma<br />
Robcotec gegründet.<br />
↓<br />
48 Juli/August 2019
_Projekt des Monats<br />
Bild: Yannick Schwab<br />
Die Drylin Linearführungen am<br />
Druckluftgreifer der ersten<br />
Futterstation von Superwurm<br />
funktionieren zuverlässig seit<br />
zehn Jahren – trotz Feuchtigkeit<br />
und Schmutz.<br />
Weltweit einzigartig: Der Worm Picker, eine<br />
selbstentwickelte Maschine, zählt Würmer<br />
und packt diese in kleine Boxen. Eine<br />
Bildverar beitungssoftware identifiziert die<br />
genaue Position des Wurms, der dann mittels<br />
Sauggreifer gegriffen und abgelegt wird.<br />
fütterten Container vom Fließband zurück auf einen<br />
Rollwagen, das FTs holt sie ab und fährt sie<br />
zurück ins Lager. „Mit der neuen Anlage kann die<br />
Fütterung und Bewässerung rund um die Uhr<br />
durchgeführt werden, selbst bei Personalausfall.<br />
Zudem werden Fehler auf ein absolutes Minimum<br />
reduziert“, erklärt der Superwurm-Inhaber. Nach<br />
der Optimierungsphase plant der Familienbetrieb<br />
ein zweites baugleiches FTS einzusetzen, um den<br />
Prozess zusätzlich zu beschleunigen.<br />
Um die Regenwürmer aufbewahren zu können,<br />
bietet Superwurm einen speziellen Eimer an. Bislang<br />
mussten in jeden Eimer große Belüftungslöcher<br />
gebohrt werden, die mit maßgefertigten<br />
Kunststoffsieben verklebt wurden. Das Bearbeiten<br />
der Eimer und Einkleben der Siebe bedeutete für<br />
die Langhoffs einen hohen Zeit- und Kostenfaktor.<br />
„Das Bohren der Eimer und Einkleben der Siebe<br />
war für uns immer eine sehr nervige Arbeit.<br />
Niemand mochte es gerne“, sagt Langhoff.<br />
Also machte er sich Gedanken, wie auch dieser<br />
Prozess verbessert werden könnte. Herausgekommen<br />
ist ein Rahmen, in den 40 Eimer gleichzeitig<br />
eingespannt werden können. „Nun sind nur noch<br />
zehn Minuten Umrüstzeit notwendig, um die Eimer<br />
in die Maschine einzusetzen“, merkt Langhoff<br />
an. Ein Dremel wird mithilfe eines Drylin<br />
Portals bewegt und bohrt die Lüftungslöcher automatisiert<br />
in die Eimer. Gestützt werden die Wellen<br />
des Portals dabei von Igubal KSTM-Stehlagern,<br />
damit sie parallel synchronisiert werden<br />
können. Siebe für die Löcher werden nicht mehr<br />
benötigt, da der Dremel winzige Löcher in Form<br />
des Firmenlogos in die Eimer bohrt. Es kann nun<br />
nichts mehr aus den Löchern fallen und gleichzeitig<br />
ist eine einzigartige Verpackung entstanden.<br />
Bei der Konstruktion des Eimerbohrers stieß Martin<br />
Langhoff jedoch auf einige Schwierigkeiten.<br />
Für das Portal nutzte er Drylin Zahnriemenachsen<br />
mit Schrittmotoren. Initiatoren und Achsenhalter<br />
wurden für die Anwendung passend zu den Konstruktionsprofilen<br />
ausgewählt. Der anfangs verwendete<br />
Schrittmotor für die vertikale Achse war<br />
zu schwach und konnte den Dremel nicht wie gewünscht<br />
bewegen. Mit dem Einbau eines größeren<br />
Motors war dieses Problem behoben. Auch bei<br />
dieser Maschine nutzen die Langhoffs die Vorteile<br />
der E-Ketten-Baureihe E4, die große Hübe ermöglicht.<br />
Durch ihre stabile Bauweise eignen sich diese<br />
Energie führungsketten bestens zum Leitungsschutz<br />
für die Bewegungen des Portals und ermöglichen<br />
große Hübe. Beim Bohren der Belüftungslöcher<br />
fallen viele, sehr feine Plastikspäne an. Da die<br />
eingesetzten Igus-Produkte schmutzunempfindlich<br />
sind, eignen sie sich bestens für den Einsatz bei<br />
Spänen.<br />
Marktlücke Automation<br />
Weltweit gibt es bereits Unternehmen, die die gleiche<br />
Marktlücke erkannt haben wie der Familienbetrieb.<br />
Jedoch ist die arbeitsintensive Wurmzucht<br />
dort so gut wie gar nicht automatisiert. Das wollen<br />
die Langhoffs ändern: „Kleine Unternehmen<br />
müssen bezahlbare Automatisierungslösungen für<br />
Produktion und Lager nutzen, um mit den Großen<br />
mithalten zu können“, erklärt Martin Langhoff.<br />
Die Familie plant, ihre Automatisierungslösungen<br />
zu vertreiben. Dafür haben sie die Firma Robcotec<br />
gegründet. Für die Zukunft sieht Langhoff weiteren<br />
Automatisierungsbedarf in seiner Wurmfarm<br />
und verspricht: „Die ersten Ideen habe ich schon<br />
im Kopf.“<br />
↓<br />
Igus GmbH<br />
www.igus.de<br />
Juli/August 2019 49
_Robotik<br />
Sonderanlagenbau: Linearachse trägt 10 t – und das auf engstem Raum<br />
Riesenrobot auf Achse<br />
Bei einer Roboteranlage für Turbinenschaufeln mit einem Fanuc<br />
M-2000iA/1200 setzt der Sonderanlagenbauer cts eine Schwerlast-<br />
Linearachse von Winkel ein.<br />
Stolze 490 kg – die Turbinenschaufeln,<br />
die Power Machines<br />
Russland, neu ins Programm<br />
genommen hat, waren<br />
deutlich schwerer als die bisher<br />
produzierten. Daher musste der<br />
viertgrößte Hersteller für Kraftwerksturbinen<br />
seine Produktions-<br />
Bild: cts GmbH<br />
linie aufrüsten und engagierte dafür<br />
den Sondermaschinenbauer cts<br />
aus Burgkirchen.<br />
Dieser ersetzte den bisherigen Fanuc-M-900iA/600-Roboter<br />
durch<br />
einen Fanuc M-2000iA/1200, um<br />
die Turbinenschaufeln im Produktionsprozess<br />
zu handhaben. Dieser<br />
ist aber nicht nur stärker, sondern<br />
mit seinen 8,6 t auch deutlich<br />
schwerer. Für dieses Gewicht war<br />
die bisherige Linearführung, die<br />
den Roboter entlang der Fertigungsstraße<br />
bewegt, nicht aus -<br />
gelegt – eine robustere Achse mit<br />
höherer Lastaufnahme wurde benötigt.<br />
Schwerlastführung für<br />
Anlage modifiziert<br />
„Aufgrund der Anforderungen<br />
und der engen Platzverhältnisse<br />
war es wichtig, einen Partner zu<br />
haben, der Spezialist in der Sonderkonstruktion<br />
derartiger Verfahrachsen<br />
ist“, sagt Stefan<br />
Schmiedlechner, Leiter der Fertigungsautomatisierung<br />
bei cts. Daher<br />
wandten sich die cts-Verantwortlichen<br />
an Winkel. Der Spezialist<br />
für Schwerlast-Linearführun-<br />
Mehr als 8 t wiegt<br />
der neu installierte<br />
Fanuc-Roboter<br />
M-2000iA/1200, der<br />
die schweren<br />
Turbinenschaufeln<br />
handhabt.<br />
gen aus Illingen lieferte eine passgenaue<br />
Lösung: Die modifizierte<br />
RLE 10.000 Linearführung ist<br />
schlank, spielarm und verwindungssteif.<br />
Sie verfügt über eine<br />
Wiederholgenauigkeit von ±0,2<br />
mm und eine maximale Traglast<br />
von 10 t, um den schwereren Roboter<br />
und die größeren Bauteile zu<br />
tragen.<br />
„Die Platzverhältnisse im bereits<br />
seit vielen Jahren bestehenden Gebäude<br />
waren etwas zu eng für eine<br />
Standardachse in dieser Gewichtsklasse“,<br />
erzählt Alessandro Mazzolla,<br />
Key-Account-Manager bei<br />
Winkel. Daher konzipierte Winkel<br />
die Roboterachse 480 mm schmaler<br />
und ständerte die bodengeführte<br />
Energiekette auf etwa 720 mm<br />
auf. Wegen der schmaleren Lösung<br />
und der hohen Last musste Winkel<br />
zudem Roll- statt Kugelwagen einsetzen.<br />
„Die Anforderung war in Sachen<br />
Parallelität und Ebenheit der Führung<br />
extrem hoch“, erklärt<br />
Mazzolla. Und schnell gehen<br />
musste es auch noch: Lediglich<br />
24 Wochen Projektlaufzeit waren<br />
veranschlagt – von der Planung bis<br />
zur Inbetriebnahme. cts testete<br />
die Linearachse erst vier Wochen<br />
lang auf eigenem Gelände, sechs<br />
Wochen später stand die Anlage<br />
bereits fertig in Russland, wo sie<br />
weitere vier Wochen getestet<br />
wurde. Bei cts ist man daher hochzufrieden.<br />
„Das ganze Projekt lief<br />
gewaltig gut“, schwärmt Schmiedlechner.<br />
↓<br />
Winkel GmbH<br />
www.winkel.de<br />
50 Juli/August 2019
_Promotion<br />
Von der einfachen Streckenführung bis hin zum unterirdischen Tunnel:<br />
Materialfluss<br />
effizient gestaltet<br />
Sie möchten Ihren innerbetrieblichen Materialfluss endlich effizient und<br />
automatisiert gestalten? Dann sind Sie bei uns genau richtig.<br />
Von Rilana Teipel<br />
Unsere HaRo-Gruppe ist bekannt für langlebige Förderanlagen<br />
im Bereich des Stückgut-Transportes und vereint dabei wertvolle<br />
Erfahrungen aus sechs Jahrzehnten mit den modernen Vorteilen<br />
der Industrie 4.0. Dabei entwickeln wir aus einem großen<br />
Pool von Standard-Systemen in Zusammenarbeit mit Ihnen als<br />
Kunde Ihre maßgefertigte Wunsch-Anlage.<br />
Sie planen eine einfache Streckenführung von A nach B? Ihr Fördergut<br />
soll über mehrere Etagen hinweg transportiert werden?<br />
Oder wünschen Sie sogar die Beförderung von Gütern unterirdisch<br />
durch einen Tunnel? Diesen Herausforderungen stellen wir<br />
uns gerne, schließlich bietet die Bandbreite hochwertiger Systemkomponenten<br />
eine Vielzahl von Lösungswegen, die durch das<br />
modulare Baukastensystem flexibel dem jeweiligen Anforderungsprofil<br />
angepasst werden kann und damit die Entwicklung einer<br />
passgenauen Förderstrecke ermöglicht. Dass dabei selbst die Verbindung<br />
von zwei bestehenden Produktionshallen, die mehrere<br />
hundert Meter voneinander entfernt sind, problemlos möglich ist,<br />
beweist das Projekt einer unterirdischen Logistiklösung, welche<br />
durch unsere HaRo-Gruppe realisiert wurde: Strenge Baurichtlinien<br />
schränkten die Obergeschosshöhe nämlich ein und Emmissionsgrenzen<br />
verboten ein permanentes Anfahren beider Objekte,<br />
sodass wir in Zusammenarbeit mit unserem Kunden eine ganz besondere<br />
Anlage zunächst konzipierten, erbauten und schließlich erfolgreich<br />
in Betrieb nehmen konnten: Dabei sind die Lagerflächen<br />
von 3.200 m² etagenweise in Hochregal- und Großlager unterteilt.<br />
Beide Ebenen haben höhenangepasste<br />
gerade Aufgabepunkte,<br />
die von motorgetriebenen<br />
Flurförderzeugen<br />
mit Europaletten bestückt<br />
werden. Die Fördergüter<br />
werden über einen Drehtisch<br />
zum Vertikalförderer<br />
in U-Richtung transportiert,<br />
von diesem aufgenommen<br />
„Der HaRo-Vertikalförderer und ins Untergeschoss auf<br />
ermöglicht die problemlose und die anschließende Förderstrecke<br />
gegeben. Eingebau-<br />
effiziente Beförderung von Paletten<br />
über mehrere Etagen hinweg, in te Höhenkontrollen mittels<br />
diesem Anwendungsbeispiel vom Lichtschranken steuern den<br />
Ober- bis ins Untergeschoss“. gefahrlosen Transport der<br />
Fracht durch den nur zwei<br />
„Rollenbahnen, ausgestattet mit Sensoren, garantieren einen<br />
reibungslosen und voll automatisierten Transport der Fördergüter<br />
in die Produktionshallen“.<br />
Meter hohen Tunnel. Einmal auf die Rollenbahn abgelegt, leiten<br />
zahlreiche Sensoren die verschiedenen Paletten reibungslos in<br />
Richtung Produktionshalle. Der Abgabepunkt befindet sich oberhalb<br />
des Tunnels, was eine Beförderung über zwei Ebenen sowie<br />
zusätzlich eine thermische und sicherheitstechnische Trennung<br />
erfordert. Mittels Vertikalförderer in Z-Richtung und einer Umhausung<br />
wurden alle Anforderungen kundenspezifisch erfüllt und<br />
darüber hinaus mit einer Zusatzfunktion ausgestattet. So wurde<br />
die Steuerung des Vertikalförderers mit einem Reversierbetrieb<br />
ausgestattet, so dass die Hauptstrecke zusätzlich als Pufferzone<br />
dienen kann.<br />
HaRo Anlagen- und Fördertechnik GmbH<br />
Industriestraße 30<br />
59602 Rüthen<br />
Telefon: 02952/817-0<br />
Fax: 02952/817-30<br />
E-Mail: info@haro-gruppe.de<br />
www.haro-gruppe.de<br />
Juli/August 2019 51
_Robotik<br />
Nähautomat für Automobil-Sitzbezüge profitiert vom präzisen Robotereinsatz<br />
Nähroboter realisiert<br />
hochwertige Nähte<br />
Für anspruchsvolle Nahtapplikationen an Auto-Ledersitzen nutzt der<br />
Nähautomatenhersteller KMF einen GP7-Roboter von Yaskawa. Der<br />
Nähroboter erlaubt besonders hochwertige Designs.<br />
KMF Maschinenbau ist auf die Herstellung von<br />
Nähautomaten spezialisiert, viele davon gehen<br />
in den Automobilsektor – ein Klientel, das<br />
höchste Ansprüche an die Qualität stellt. „Bei parallel<br />
verlaufenden Ziernähten an Ledersitzbezügen für Premiumfahrzeuge<br />
gelten Toleranzen von einer halben<br />
Fadenstärke. Bei einem 0,4 mm starken Faden bedeutet<br />
das eine Genauigkeit von 0,2 mm. Aus diesem<br />
Grund sind diese hochwertigen Kurvennähte im Parallelverlauf<br />
in Handarbeit kaum oder gar nicht herstellbar“,<br />
sagt Dietmar Kuhn, Betriebsleiter bei KMF:<br />
Hinzu kommt, dass gut ausgebildete Näherinnen, die<br />
sich dem Stress durch Akkord- und Schichtarbeit aussetzen,<br />
nur schwer zu finden.<br />
Daher nutzt KMF verstärkt das Potenzial der Robotik.<br />
Da das Unternehmen bereits über Robotikerfahrung<br />
beim automatischen Applizieren von Sprüh -<br />
klebern auf Polster verfügt, nutzte man dieses<br />
Knowhow für die Entwicklung der robotergestützten<br />
Nähtechnik. Bei der Auswahl des Roboters spielten<br />
die Kriterien Dynamik, Reichweite und Präzision eine<br />
entscheidende Rolle. Da die Toleranz am fertigen Teil<br />
0,2 mm beträgt und das Naturmaterial Leder bestimmten<br />
Schwankungen unterliegt, sollte es ein<br />
Sechsachser mit einer Wiederholgenauigkeit sein, die<br />
um etwa eine Zehnerpotenz besser ist. Zudem legte<br />
KMF großen Wert auf ein globales Netzwerk, da<br />
die Nähroboter-Automaten zu über 75 Prozent in den<br />
Export gehen.<br />
Schnelle und präzise Sechsachser<br />
Ein Motoman GP7<br />
von Yaskawa bildet<br />
die Basis für<br />
KMFs Nähautomaten<br />
Roqom<br />
6000.<br />
Bild: Yaskawa<br />
„Nach intensiver Marktanalyse hatten wir mit Yaskawa<br />
und seinem Motoman GP7die ideale Kombination<br />
gefunden. Der Roboter ist mit einer Wiederholgenauigkeit<br />
von 0,03 mm sehr präzise, die Reichweite geht<br />
mit knapp einem Meter ebenfalls in Ordnung und<br />
dynamisch kann der Sechsachser mit unseren Näh -<br />
maschinen mithalten“, betont Kuhn. Dieser Roboter<br />
bildet die Basis für das vollautomatisierte Nähsystem<br />
Roqom 6000, das zudem aus den Komponenten Nähmaschine,<br />
Bildverarbeitungssystem, Sicherheits-SPS<br />
sowie Fixier-Schablonen besteht.<br />
Bereits zum Launch von Roqom 6000 muss die automatische<br />
Nähzelle ihre Performance bei einer anspruchsvollen<br />
Applikation unter Beweis stellen. Dabei<br />
geht es darum, parallel verlaufende Kurvennähte an<br />
Ledersitzbezügen für Premium-Fahrzeuge herzustellen.<br />
Der Aufwand mit diesen Ziernähten hat nicht nur<br />
optische Gründe, sondern erfüllt auch eine wichtige<br />
Komfortfunktion. Kuhn: „Durch diese Absteppungen<br />
kommt es zu dreidimensionalen Verformungen der<br />
Oberfläche, die zu einer verbesserten Luftzirkulation<br />
beitragen und der Schweißbildung entgegenwirken.“<br />
Mit dem Nähroboter gelingt die automatische Herstellung<br />
der Kurvennähte im Steppstich schnell, pro-<br />
52 Juli/August 2019
Bild: Yaskawa<br />
Der Nähroboter erlaubt neue Designs<br />
im Fahrzeuginterieur.<br />
Bild: Yaskawa<br />
Dietmar Kuhn, Betriebsleiter bei KMF, sieht für die Nähroboter<br />
gewaltiges Potenzial.<br />
zesssicher und wirtschaftlich. Lediglich das Einlegen<br />
und Entnehmen in der fest am Roboterhandgelenk<br />
montierten Schablone erfolgt noch manuell. Alle weiteren<br />
Arbeitsschritte teilen sich Roboter und Nähmaschine.<br />
Dabei fährt der Roboter exakt die vorgegebene<br />
Bahn des Nahtverlaufs im Takt der Nähmaschine<br />
ab. Auf den Zehntelmillimeter genau bewegt, dreht<br />
und kippt der Motoman GP7 den Artikel und berücksichtigt<br />
dabei in Echtzeit die Korrekturwerte der Bildverarbeitung,<br />
über die Toleranzen des Naturmaterials<br />
Leder ausgeglichen werden.<br />
Überragende Qualitätsanmutung<br />
Die Artikel, die die Anlage verlassen, weisen dank der<br />
Kombination aus Nähroboter und kameragestütztem<br />
Toleranzausgleich eine überragende Qualitätsanmutung<br />
in einer Präzision auf. Durch den automatisierten<br />
Prozess lässt sich die Fehlerquote signifikant reduzieren,<br />
Ausschuss vermeiden und Zeit sparen. Was die<br />
Anwender aus der Automobilindustrie aber besonders<br />
begeistert, ist die neue Freiheit im Hinblick auf anspruchsvollste<br />
Nahtverläufe: „Der Kreativität der De-<br />
signer sind im Hinblick auf Nahtverläufe nun kaum<br />
noch Grenzen gesetzt. Das wird sich in Zukunft im<br />
Interieurbereich auswirken“, ist sich Kuhn sicher.<br />
Neben dem Nähen von Autositzbezügen liegen bei<br />
KMF bereits weitere Anfragen seitens der Automobilindustrie<br />
vor, bei denen es um Türtafeln für Seitenverkleidungen<br />
sowie um dreidimensionales Nähen am<br />
Armaturenbrett geht. Zudem kann sich Kuhn gut vorstellen,<br />
das robotergestützte Nähen auch in anderen<br />
Bereichen einzusetzen, wie beim Nähen von Filtern<br />
und technischen Textilien.<br />
Zumal KMF den jetzt eingesetzten Motoman GP7<br />
auch durch Yaskawa-Sechsachser mit noch höherer<br />
Reichweite ersetzen kann, um auch Artikel mit größeren<br />
Dimensionen nähen zu können. Kuhn: „Und wir<br />
können bei Bedarf auf unsere großen Säulennähmaschinen<br />
zurückgreifen, um dreidimensional arbeiten<br />
zu können. Unter diesen Voraussetzungen sehen wir<br />
großes Potenzial für das robotergestützte Verfahren<br />
als Basis für die Zukunft des Nähens.“<br />
↓<br />
Yaskawa Europe GmbH<br />
www.yaskawa.eu.com<br />
Lösungen für einen automatisierten Transport<br />
Intralogistik neu gedacht<br />
Produktionen wandeln sich stetig.<br />
Vergessen Sie dabei nicht die Intralogistik.<br />
Mit mobilen Robotern automatisieren<br />
Sie Ihren Materialfluss im<br />
Handumdrehen – zuverlässig, flexibel<br />
und kostengünstig. Welches Modell<br />
ist das richtige? Wie gelingt der Einstieg?<br />
Klären Sie all Ihre Fragen mit<br />
den Experten von Mobile Industrial<br />
Robots – Pionier und Weltmarktführer<br />
der mobilen Robotik.<br />
Mobile Industrial Robots<br />
Marc Sexton, Sales Director<br />
DACH & Benelux<br />
Telefon: +49 (0) 175 733 4022<br />
mse@mir-robots.com<br />
www.mobile-industrialrobots.com/de<br />
Juli/August 2019 53
_Robotik<br />
Roboter entgratet, schleift<br />
und poliert<br />
Bild: Yamaha<br />
Linear-Fördermodule<br />
für Roboterzellen<br />
Das Linearfördermodul LCM100 der Yamaha Factory Automation ermöglicht<br />
einen sauberen, leisen und flexiblen Werkstücktransport in Roboter-basierten<br />
Montagezellen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Riemenund<br />
Rollenförderern enthält jedes LCM100-Modul einen unabhängig<br />
gesteuerten Hochgeschwindigkeits-Linearantrieb, der bidirektionale Bewegungen<br />
und programmierbare Geschwindigkeiten von bis zu 3000<br />
mm/s ermöglicht und so Effizienz und Zuverlässigkeit steigert. Weitere<br />
Vorteile der Linearantriebe sind reibungsarmes und verzögerungsfreies<br />
Beschleunigen und Abbremsen. Die stabilen Schlitten bieten eine Positioniergenauigkeit<br />
von ± 0,015 mm und ermöglichen die Durchführung von<br />
Montagearbeiten direkt auf dem Transportmodul. Die Module sind in<br />
den Standardlängen 480 mm und 640 mm erhältlich und tragen eine<br />
Nutzlast von bis zu 15 kg.<br />
↓<br />
Yamaha Motor Europe N.V.<br />
https://www.yamaha-motor-im.de/en/fa<br />
Mit Eneskarobotics hat der Oberflächentechnik-Spezialist<br />
Joke eine Roboterlösung für<br />
automatisierte Entgrat-, Schleif- und leichte<br />
Polierarbeiten entwickelt. Basis sind Cobots<br />
von Universal Robots, die mit fünf Werkzeugen<br />
und Antrieben<br />
für unterschiedliche<br />
Arbeitsschritte<br />
(Bürsten, Feilen<br />
oder Fräsen; linear,<br />
rotierend, für innen<br />
oder außen liegende<br />
Oberflächen) kombiniert<br />
werden. Der<br />
Roboter kann wahlweise<br />
das Werkzeug<br />
oder das Werkstück<br />
führen. Zum Training<br />
des Cobots gibt es neben geführten Bewegungen<br />
auch die Möglichkeit, CAD-Zeichnungen<br />
einzulesen oder Referenzpunkte festzulegen.<br />
Das Gerät lässt sich mit einem Kamerasystem<br />
erweitern und so für neue und zusätz -<br />
liche Bearbeitungsschritte einsetzen. ↓<br />
Joke Technology GmbH<br />
www.joke.de<br />
Bild: Joke<br />
Greifer-Starterkit für<br />
URs E-Serie-Cobots<br />
Universelle Schelle für<br />
Cobot-Leitungen<br />
Gimatic hat ein Plug&play-<br />
Starterkit für die neue E-Serie<br />
von Universal Robots (UR) aufgelegt.<br />
Aus zehn Greifertypen<br />
und 20 Varianten kann der Anwender<br />
den passenden Greifer<br />
auswählen. Die mechatronischen<br />
Parallelgreifer, 3-Backengreifer<br />
oder Winkelgreifer lassen sich einfach installieren.<br />
Die Startersoftware für die E-Serie ist inklusive.<br />
Die Greifer verfügen über eine 100-prozentige Greifkraftsicherung.<br />
Damit sind sie nur in Bewegung be -<br />
stromt, was Strom spart. Die kompakten Greifer sind<br />
sie bis zu 75 Prozent leichter als vergleichbare Produkte.<br />
Für die Fertigung individueller Greiffinger bietet<br />
Gimatic einen Greiffingerservice. Geliefert wird<br />
das Starterkit in einer vollökologischen Kartonbox. ↓<br />
Bild: Gimatic<br />
Gimatic Vertrieb GmbH<br />
www.gimatic.com<br />
Mit dem Lean-Robotics-Halter<br />
hat Igus eine universelle Befestigungsschelle<br />
für Energieketten und<br />
Schutzschläuche an Cobots entwickelt.<br />
Mit einem Klettband lässt<br />
sich die Halterung in Sekundenschnelle<br />
an allen möglichen Robotern<br />
montieren. „Durch den flexiblen<br />
Kunststoff lassen sie sich jederzeit<br />
auch auf einem anderen<br />
Cobot montieren,“ erklärt Matthias<br />
Meyer, Leiter Branchenmanagement<br />
Robotics bei Igus. Weiterer<br />
Vorteil: „Da wir die Schellen bei<br />
uns im Spritzguss in Einheitsgröße<br />
fertigen, sind diese besonders kostengünstig.“<br />
Ein schlankes Design<br />
mit abgerundeten Kanten erhöht<br />
die Arbeitssicherheit, indem es die<br />
Verletzungsgefahr bei Kontakt mit<br />
dem Roboter vermindert. In drei<br />
Varianten erhältlich, können mit<br />
der neuen Schelle universell Leitungen<br />
für Daten und Energie sicher<br />
geführt werden. Die Lean-Robotics-Halterungen<br />
bieten sich für<br />
den Einsatz mit dreidimensionalen<br />
triflex R e-Ketten sowie handelsüblichen<br />
Schutzschläuchen an. ↓<br />
Igus GmbH<br />
www.igus.de<br />
Bild: Igus<br />
54 Juli/August 2019
Industrie<br />
| Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
Expertenforum<br />
Mobile Robotik<br />
27. Juni 2019<br />
9:00 – 17:00 Uhr<br />
Stäubli Tec-Systems GmbH, Bayreuth<br />
Juli/August 2019 55<br />
Bild: Stäubli Tec-Systems GmbH
_Promotion<br />
_Expertenforum Mobile Robotik<br />
▶<br />
AGILE LOGISTIK FÜR DIE MODERNE PRODUKTION<br />
Mobile Robotik, KI und die Cloud:<br />
eine gemeinsame Betrachtung<br />
Moderne Produktionsanlagen sollen zunehmend agil sein, um eine<br />
personalisierte Produktion zu Kosten der Massenproduktion zu erreichen.<br />
Kernelement ist dabei eine ebenso agile Logistik, in der<br />
mobile Roboter eine Schlüsselfunktion haben.<br />
Ob als fahrerloses Transportfahrzeug,<br />
das Karosserien in der Automobilproduktion<br />
zu den Montagestationen<br />
bringt, als Transportroboter,<br />
der Ladungsträger umherfährt<br />
oder Regale versetzt oder als<br />
mobiler Manipulator zur Bestückung<br />
von Produktionsbändern:<br />
Die Bandbreite bereits verfügbarer<br />
oder in der Entwicklung befindlicher<br />
mobiler Roboter ist groß.<br />
Viele dieser Systeme navigieren<br />
noch mithilfe fest verbauter Infrastruktur<br />
auf vordefinierten Bahnen.<br />
So spielt eine Flotte mobiler<br />
Roboter ihr Potenzial jedoch nicht<br />
Die Autoren:<br />
Prof. Dr.-Ing. Marco Huber, Professor für Kognitive Produktionssysteme<br />
an der Universität Stuttgart sowie<br />
Leiter des Zentrums für Cyber Cognitive Intelligence<br />
(CCI) am Fraunhofer IPA.<br />
Dr.-Ing. Kai Pfeiffer, Leiter der Gruppe „Servicerobotik<br />
für Industrie und Gewerbe“ am Fraunhofer IPA.<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Mobile Robotersysteme<br />
sind eine<br />
Schlüsselkomponente,<br />
um eine<br />
wandlungsfähige<br />
Produktion zu<br />
ermöglichen.<br />
aus. Mehr Autonomie für das<br />
Fahrzeug, eine vorausschauende<br />
und kooperative Pfadplanung auf<br />
Basis zentral verfügbarer Sensordaten<br />
oder die Fähigkeit, aus Erfahrungen<br />
Rückschlüsse für künftige<br />
Aktionen zu ziehen, sind nur<br />
einige Beispiele, wie eine Flotte<br />
mobiler Roboter auf ein neues Niveau<br />
gebracht werden kann. Möglich<br />
wird dies mit Technologien<br />
der Künstlichen Intelligenz (KI).<br />
Verarbeitung mittels<br />
Deep Learning<br />
Bis ein mobiler Roboter eine Aktion<br />
ausführen kann, durchläuft er<br />
fünf Prozessschritte. Jeder kann<br />
durch den Einsatz von Methoden<br />
maschinellen Lernens (ML), dem<br />
größten Teilgebiet Künstlicher Intelligenz,<br />
performanter und autonomer<br />
erfolgen. Am Anfang steht<br />
die Bild- und Signalverarbeitung,<br />
um die Umgebung erfassen, Objekte<br />
erkennen und klassifizieren<br />
oder Flächen segmentieren zu können.<br />
Hier hilft das sogenannte<br />
Deep Learning, die aktuell am weitesten<br />
verbreitete ML-Technologie.<br />
Im Falle von Kamerabildern<br />
verarbeiten tiefe neuronale Netze<br />
die Werte jedes einzelnen Pixels in<br />
einem Bild über mehrere Schichten<br />
hinweg und klassifizieren es. Bedingung<br />
hierfür ist, dass das<br />
neuronale Netz im Vorfeld mit<br />
annotiertem Bildmaterial trainiert<br />
wurde.<br />
Der zweite und dritte Schritt, die<br />
Lokalisierung des mobilen Roboters<br />
und Kartenerstellung der Umgebung,<br />
bedingen sich gegenseitig.<br />
So kann bspw. eine vorhandene<br />
Karte aufgespielt und mithilfe eines<br />
SLAM-Algorithmus (Simultaneous<br />
Localization and Mapping)<br />
aktuell gehalten werden. In dieser<br />
lokalisiert sich der Roboter. Oder<br />
der Roboter kann eine initiale Karte<br />
selbst erstellen, indem er zunächst<br />
manuell verfahren wird.<br />
Die KI-Technologie „Reasoning“,<br />
also eine automatische Zustandsschätzung<br />
aus vorliegenden und<br />
ggf. unpräzisen Sensordaten, hilft<br />
bei der Kartenerstellung.<br />
Pfadplanung und<br />
Steuerung<br />
Für die Pfadplanung als vierten<br />
Schritt kommen Graphenstrukturen<br />
zum Einsatz. Hierbei soll KI<br />
helfen, Fahrzeuge ‚lernen‘ zu lassen<br />
und eine verbesserte Pfadplanung<br />
umzusetzen. Ist bspw. eine<br />
Route zu einer bestimmten Uhrzeit<br />
oft blockiert, sollte gleich eine alternative<br />
Route gewählt werden.<br />
Für den fünften und letzten Prozessschritt,<br />
die Steuerung, wird das<br />
sogenannte „Reinforcement Learning“<br />
genutzt, also eine auf Trialand-error<br />
basierte Lernmethode,<br />
die den mobilen Roboter für gelungene<br />
Aktionen ‚belohnt‘.<br />
Darauf aufbauend, hat das Fraunhofer<br />
IPA die Anwendung „Cloud<br />
Navigation“ umgesetzt. Dabei<br />
sind alle mobilen Roboter sowie<br />
Sensoren in einer Halle über die<br />
Cloud vernetzt. Ein zentraler Server<br />
koordiniert die Routenplanung.<br />
So wird die Flotte autonomer<br />
und navigiert intelligenter –<br />
ein Mehrwert für die agile Logistik<br />
■<br />
und Produktion.<br />
Fraunhofer IPA<br />
www.ipa.fraunhofer.de<br />
56 Juli/August 2019
_Expertenforum Mobile Robotik _Promotion<br />
▶<br />
FAHRERLOSE TRANSPORTSYSTEME MIT HÖCHSTER PRÄZISION<br />
Autonomer Transport<br />
in neuer Dimension<br />
Der FTS-Markt erlebt einen unglaublichen Boom. Die Nachfrage<br />
nach fahrerlosen Transportsystemen ist hoch wie nie. Die Zusammenarbeit<br />
von Stäubli und dem FTS-Hersteller WFT, erlaubt es<br />
Stäubli WFT wegweisende Lösungen für alle möglichen Logistikaufgaben<br />
zu realisieren.<br />
Autor: Cejetan Kredler, R&D<br />
Bild: Stäubli WFT<br />
In allen Branchen und Bereichen<br />
gibt es interessante Anwendungen.<br />
In der Automobilindustrie bspw.<br />
geht der Trend dahin, starre Produktionslinien<br />
durch hochflexible<br />
Fertigungssysteme zu substituieren.<br />
Hier können autonom fahrende<br />
FTS den Transport kompletter<br />
Karosserien innerhalb von Fertigungslinien<br />
übernehmen, wodurch<br />
sich eine atmende Produktion mit<br />
nie gekannter Flexibilität realisieren<br />
lässt. Weitere Beispiele finden<br />
sich in der Luftfahrtindustrie bei<br />
mobilen Testständen für Triebwerke,<br />
in der Windkraftindustrie beim<br />
Transport von Rotorblättern, im<br />
Kunststoffbereich beim Wechsel<br />
tonnenschwerer Spritzgießwerkzeuge,<br />
in der Stahlindustrie beim<br />
Coiltransport, in der Papierindustrie<br />
und unzähligen weiteren Anwendungen.<br />
Patentierter Antrieb für<br />
hohe Präzision<br />
FTS von Stäubli WFT, die es in allen<br />
Traglastklassen bis maximal<br />
500 t gibt, sind für dieses breite<br />
Aufgabensprektrum erste Wahl.<br />
Durch ihre patentierte, technologisch<br />
überlegene Antriebstechnik<br />
sind die Fahrzeuge die präzisesten<br />
am Markt. Selbst die größten FTS<br />
lassen sich mit einer Genauigkeit<br />
von wenigen Millimetern bewegen.<br />
Hinzu kommt die omnidirektionale<br />
Flächenbeweglichkeit der<br />
Antriebssysteme, die den Fahrzeugen<br />
eine beispiellose Manövrierbarkeit<br />
ermöglicht. Darüber hinaus<br />
schätzen Anwender die hohe<br />
Mit der patentierten,<br />
technologisch<br />
überlegenen<br />
Antriebstechnik<br />
sind die FTS<br />
hochpräzise.<br />
Energieeffizienz der Antriebssysteme,<br />
die rund 300 % über dem<br />
klassischer Verbrennungsmotoren<br />
liegt sowie die Zuverlässigkeit der<br />
Fahrzeuge.<br />
Heute finden sich Einsatzbeispiele<br />
von Stäubli-WFT-Fahrzeugen in<br />
allen Bereichen. Sie bewegen komplette<br />
Straßenbahnzüge mit mehreren<br />
Waggons, Flugzeugturbinen,<br />
Leitwerke von Flugzeugen, ganze<br />
Flugzeuge in einer Flow-Line, wo<br />
während der Fahrt Triebwerke<br />
und Interieur montiert werden,<br />
Schiffsantriebssysteme sowie Papier-<br />
und Aluminiumcoils. Zudem<br />
kommen die FTS im Premium-Automobilbereich<br />
zum Einsatz.<br />
Standardisierung von<br />
FTS-Flotten<br />
Um die Vielfalt unterschiedlicher<br />
FTS-Typen innerhalb eines Unternehmens<br />
zu reduzieren, hat Stäubli<br />
auch ein Allround-FTS mit der Bezeichnung<br />
EWS im Programm.<br />
Das standardisierte Fahrzeug ist<br />
für alle möglichen Transportaufgaben<br />
mit einer maximalen Belastung<br />
von fünf Tonnen geeignet. Es<br />
zeichnet sich durch eine hohe Präzision<br />
bei gleichzeitig vorbildlicher<br />
Beweglichkeit und Manövrierbarkeit<br />
aus.<br />
Bei Bedarf lassen sich mehrere<br />
EWS einfach zu einer großen Plattform<br />
verbinden, sodass im Koppelbetrieb<br />
auch sehr große Transporte<br />
durchgeführt werden können.<br />
Gewichtsseitig liegt die Grenze<br />
dann bei beeindruckenden 20 t<br />
Traglast. Damit werden diese<br />
kompakten Transportsysteme zu<br />
wahren Multitalenten in der betrieblichen<br />
Intralogistik.<br />
Dank fortschrittlicher Technologie<br />
sind die FTS auch problemlos in<br />
Industrie-4.0-Umgebungen einzubinden.<br />
Die hochpräzisen Fahr -<br />
zeuge garantieren mit ihrer eigenentwickelten,<br />
patentierten Antriebstechnik<br />
höchste Verfügbarkeit<br />
und maximale Servicefreundlichkeit<br />
mit minimalem Wartungsaufwand.<br />
■<br />
Stäubli WFT GmbH<br />
www.wft-gmbh.de<br />
Juli/August 2019 57
_Promotion<br />
_Expertenforum Mobile Robotik<br />
▶<br />
KONTUR- UND RASTER-NAVIGATION, LASER-RADAR SOWIE OPTISCHE UND INDUKTIVE SPURFÜHRUNG<br />
FTS-Navigation: Welche<br />
Möglichkeiten gibt es?<br />
Es gibt verschiedene Technologien, um ein fahrerloses Transportsystem<br />
(FTS) an sein Ziel zu bringen. Entscheidend für die Wahl der<br />
passenden Navigation ist immer die Applikation selbst – also die<br />
Frage, wo und wie das FTS eingesetzt wird. –<br />
Autor: Matthias Göhner, Industry Management Intralogistics<br />
sors zu den Reflektoren. Deshalb<br />
muss der Sensor am FTS so weit<br />
oben angebracht werden, dass dieser<br />
jederzeit freie Sicht auf die Reflektoren<br />
hat. Wird die Verbindung<br />
zu den Reflektoren unterbrochen,<br />
muss das FTS auf eine andere<br />
Art der Navigation umschalten.<br />
Optische und induktive<br />
Spurführung<br />
Bild: Leuze<br />
Bild: Leuze<br />
Optische Spurführung<br />
mit<br />
OGS 600.<br />
Systeme mit optischer und induktiver<br />
Spurführung sind sehr einfach<br />
und folgen einer fest vorgegebenen<br />
Spur. Dadurch sind sie in ihrer Flexibilität<br />
stark eingeschränkt, aber<br />
auch sehr kostenoptimiert und<br />
vom gewählten Fahrzeugtyp unabhängig,<br />
da der Sensor mit geringem<br />
Abstand zum Boden angebracht<br />
wird.<br />
Raster-Navigation<br />
Navigationsund<br />
Sicherheitsüberwachung<br />
des Fahrwegs<br />
mit Sicherheits-<br />
Laserscanner<br />
RSL 400.<br />
Die unterschiedlichen Möglichkeiten<br />
reichen von der Kontur-Navigation<br />
(Natural Navigation) über<br />
Laser-Radar, optische oder induktive<br />
Spurführung bis hin zur Raster-Navigation.<br />
Welche Technik<br />
zum Einsatz kommt, hängt vor allem<br />
von der Applikation ab. Als<br />
grobe Richtschnur kann zudem<br />
der Preis des FTS selbst herangezogen<br />
werden. Die Kosten für die<br />
Navigationstechnik sollten maximal<br />
5 % des FTS-Preises betragen.<br />
Bei einem 10 000 Euro-FTS scheiden<br />
daher Kontur-Navigation und<br />
Laser-Radar aus.<br />
Ein weiteres Entscheidungskriterium<br />
ist, ob es sich bei dem FTS um<br />
ein Unterfahr- oder Plattformfahrzeug<br />
handelt. So eignen sich Unterfahrzeuge,<br />
die unter die zu befördernde<br />
Last fahren und diese aufnehmen,<br />
grundsätzlich nicht für<br />
Laser-Radar.<br />
Kontur-Navigation<br />
Kontur-Navigation ist die technisch<br />
aufwendigste und teuerste<br />
Navigationstechnik, bietet aber<br />
auch eine konkurrenzlose Flexibilität<br />
und Genauigkeit. Da der Sensor<br />
am FTS meist in geringem Abstand<br />
zum Boden angebracht ist,<br />
eignet sich diese Navigationsvariante<br />
für automatische Stapler<br />
ebenso für Unterfahr- oder Plattformfahrzeuge.<br />
Diese Art der Navigation<br />
benötigt keine weiteren<br />
Hilfsmittel wie Reflektoren, optische<br />
oder magnetische Spuren und<br />
Markierungen.<br />
Laser-Radar<br />
Das Navigieren per Laser-Radar<br />
ist ähnlich flexibel wie die Kontur-<br />
Navigation, benötigt aber immer<br />
eine optische Verbindung des Sen-<br />
Bei der Raster-Navigation werden<br />
in einem bestimmten Raster<br />
2D-Codes oder Transponder auf<br />
oder in die Fahrbahn eingelassen.<br />
Mithilfe der beim Überfahren der<br />
Rasterpunkte ermittelten Informationen<br />
kann das FTS zwischen den<br />
einzelnen Rasterpunkten navigieren<br />
und so jeden Punkt innerhalb<br />
des Rasters anfahren. Diese Navigation<br />
eignet sich vor allem für<br />
saubere Umgebungen.<br />
Fazit: Eine Empfehlung für die geeignete<br />
Navigationsvariante kann<br />
nur in Zusammenhang mit der<br />
Funktion des FTS in der Applikation<br />
getroffen werden. Zur Zeit<br />
zeichnet sich jedoch ein Trend zur<br />
Kontur-Navigation mit integrierter<br />
Sicherheitsfunktion<br />
■<br />
ab.<br />
Leuze electronic GmbH + Co. KG<br />
www.leuze.com<br />
58 Juli/August 2019
_Expertenforum Mobile Robotik _Promotion<br />
▶<br />
MENSCH-ROBOTER-KOLLABORATION<br />
Schunk Co-act Greifer 2.0<br />
Die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) steht vor dem Durchbruch:<br />
Hauptanliegen sind die Verbesserung der Ergonomie, die<br />
Flexibilisierung von Arbeitsprozessen, die Steigerung der Effizienz<br />
sowie die Optimierung von Logistik-, Handhabungs- und Beladungsprozessen.<br />
Hier gilt der Co-act EGL-C Greifer als Meilenstein:<br />
Erstmals ist es möglich, im kollaborativen Betrieb Greifkräfte bis<br />
450 N zu realisieren. Autorin: Anna Jung, Head of Product Marketing & Documentation<br />
Bild: Schunk<br />
Der Schunk<br />
Co-act EGL-C<br />
ist der weltweit<br />
erste Großhubgreifer<br />
für kollaborierende<br />
Anwendungen.<br />
Mit einer Greifkraft<br />
bis 450 N<br />
kann er Werkstücke<br />
bis<br />
2,25 kg handhaben.<br />
Gängige Lösungsstrategien bei inhärent<br />
sicheren MRK-Greifern wie<br />
harmonisch geformte Schutzhüllen<br />
ohne scharfe Ecken und Kanten<br />
sowie die Begrenzung der Greifkraft<br />
auf 140 N stoßen in industriellen<br />
Anwendungen bislang an<br />
Grenzen. Zum einen verfügen diese<br />
nicht über die entsprechende<br />
Greifkraft, zum anderen fehlt ihnen<br />
die Flexibilität beim Hub.<br />
Genau hier setzt der Schunk Coact<br />
EGL-C an: Der weltweit erste<br />
Großhubgreifer für die Mensch-<br />
Roboter-Kollaboration erzielt hohe<br />
Greifkräfte bis 450 N und<br />
kombiniert diese mit einem Hub<br />
von 42,5 mm pro Finger. Damit eröffnet<br />
das intelligente 24V-Kraftpaket<br />
neue Spielräume beim kollaborativen<br />
Handling von Werkstückgewichten<br />
bis 2,25 kg.<br />
Bis Ende 2019 soll er mit einem<br />
DGUV-Zertifikat für den kollaborierenden<br />
Betrieb in Serie auf den<br />
Markt kommen. Um trotz der hohen<br />
Greifkraft die in der ISO/TS<br />
15066 definierten biomechanischen<br />
Grenzwerte einzuhalten, ist<br />
der Greifer mit einer kombinierten<br />
Kraft- und Wegmessung ausgestattet.<br />
Zudem erfolgt der Greifprozess<br />
in mehreren Phasen, wobei<br />
erst in der letzten Phase die volle<br />
Greifkraft wirkt. Treten unerwartete<br />
Kräfte auf, stoppt die Bewegung<br />
automatisch.<br />
24V-Technik ermöglicht<br />
mobile Einsätze<br />
Die Einsatzfelder des Co-act-Greifers<br />
sind vielfältig: Montageanwendungen<br />
in der Automotive-Industrie,<br />
Bestückung von Arbeitsbehältnissen<br />
und Maschinen, aber<br />
auch Einsatzszenarien auf mobilen<br />
Roboterplattformen sind dank<br />
24V-Technologie möglich. Vor<br />
dem Hintergrund alternder Belegschaften<br />
und der Tatsache, dass in<br />
den nächsten Jahren Tausende<br />
Produktionsmitarbeiter in Rente<br />
gehen, werden mobile, kollaborative<br />
Roboter an Bedeutung gewinnen.<br />
Bei deren Einführung gilt es, neben<br />
der Technologie auch den Faktor<br />
Mensch zu berücksichtigen: Gerade<br />
in der Anfangsphase sind möglichst<br />
kurze, langsame und vorhersehbare<br />
Roboterbewegungen sowie<br />
sanfte Bewegungsabläufe empfehlenswert,<br />
die vom Bediener beobachtet<br />
und nachvollzogen werden<br />
können. Werker müssen die<br />
Möglichkeit haben, sich Schritt für<br />
Schritt mit dem neuartigen System<br />
Kraftvoll zupacken in der Mensch-<br />
Roboter-Kollaboration: Der Schunk<br />
Co-act EGL-C eröffnet neue Anwendungsfelder<br />
in der Mensch-Roboter-<br />
Kollaboration. Dank 24V-Technik ist<br />
der Greifer auch mobil einsetzbar.<br />
anzufreunden und lernen, dass sie<br />
den Arbeitsprozess beherrschen,<br />
die Abläufe bestimmen und sich<br />
auf die Funktion der Sicherheitssysteme<br />
verlassen können. Werden<br />
neben den Mitarbeitern vor Ort<br />
auch der Betriebsrat und die Verantwortlichen<br />
im Bereich Arbeitssicherheit<br />
von Beginn an in jedes<br />
MRK-Projekt einbezogen, lässt<br />
sich sicherstellen, dass kollaborative<br />
Assistenten umfassend akzeptiert<br />
■<br />
werden.<br />
Schunk GmbH & Co. KG<br />
www.schunk.com<br />
Bild: Schunk<br />
Juli/August 2019 59
_Promotion<br />
_Expertenforum Mobile Robotik<br />
▶<br />
DARK FACTORY: MANNLOSE PRODUKTION DURCH MOBILE ROBOTER<br />
Die Motivation hinter<br />
der mobilen Robotik<br />
Wer möchte sich schon festlegen? Wer weiß, was morgen sein wird?<br />
Entscheidungen für Automationen sind klassischerweise Festlegungen<br />
für die Zukunft. Mobile Robotiksysteme können eine Möglichkeit<br />
sein, dieses Dilemma aufzulösen.<br />
Im Konzept der<br />
„dark factory“<br />
übernimmt der<br />
mobile Roboter<br />
Aufgaben wie<br />
bspw. die Werkzeugmontage<br />
und -demontage.<br />
Bild: Baumann<br />
Als Systemintegrator arbeitet die<br />
Firma Baumann mit ihren Kunden<br />
zusammen, um sie künftig noch erfolgreicher<br />
zu machen! Mit dem<br />
Einsatz mobiler Roboter, wie beispielsweise<br />
dem HelMo von der<br />
Firma Stäubli 1 , werden keine klassischen<br />
Zellen wie die Baumann<br />
ro|box 2 mehr benötigt. Vielmehr<br />
ergeben sich hier Arbeitsstationen<br />
für Mensch oder Maschine, welche<br />
zu gestalten sind.<br />
Vor allem Anlagen und Maschinen,<br />
welche für die manuelle Beund<br />
Entladung konzipiert wurden,<br />
lassen sich so relativ einfach automatisieren<br />
– auch nachträglich.<br />
Know-how im<br />
Autor: Rolf Kauntz, Vertrieb Handling & Assembly Solutions<br />
Bauteilehandling<br />
Die Firma Baumann hat mit ihrer<br />
Expertise im Handling von Bauteilen<br />
in der Vergangenheit 3 bereits<br />
viele Projekte realisiert. Diese Erfahrung<br />
konnte im Rahmen der<br />
ersten Projekte im Bereich mobiler<br />
Robotik noch weiter vergrößert<br />
werden.<br />
Als unabhängiger Automatisierer<br />
übernimmt der Roboter das Zuund<br />
Abführen von Werkzeugen an<br />
Fräszentren. Ebenso gehören zu<br />
den Aufgaben die Bedienung von<br />
Paternostern, die vollautomatische<br />
Werkzeugmontage und -demontage<br />
in deren Aufnahmen sowie das<br />
Messen und Reinigen.<br />
Das größte Augenmerk liegt auf<br />
der Koexistenz zwischen Werker<br />
und Roboter, wobei der Werker<br />
die Aufgaben des Roboters übernehmen<br />
kann. Nicht zu vernachlässigen<br />
sind bei der Realisierung<br />
Datenbanken bzw. deren Anbindung<br />
und Auswertung zur Steuerung<br />
des Roboters. Besonders die<br />
Koexistenz stellte sich in der Programmierphase<br />
als sehr aufwendig<br />
heraus. Die Softwareentwickler<br />
der Firma Baumann lösten dies geschickt<br />
durch die Verwendung von<br />
Web-Services, welche dem aktuellen<br />
Stand der Technik entsprechen.<br />
Die nächste Stufe zur vollständigen<br />
Realisierung des Konzepts der<br />
„dark factory“ ist das Handling<br />
der Werkstücke beziehungsweise<br />
die Erzeugnisse, welche sowohl<br />
aus Fräszentren, Drehmaschine<br />
oder 3D-Druck-Anlagen stammen.<br />
Eine weitere, naheliegende Aufgabe<br />
liegt im Bereich Testing. Funktionstests,<br />
welche lange Prüfzeiten<br />
aufweisen, jedoch nur mit kurzen<br />
Wechselzeiten des Produktes arbeiten,<br />
können gute Einsatzfelder<br />
mobiler Robotik sein. Im Wesentlichen<br />
löst man hier eine starre Verkettung,<br />
welche mit einer siebten<br />
Achse realisiert werden könnte,<br />
auf und „ersetzt“ diese durch den<br />
achtachsigen Roboter, welcher<br />
durch sein AGV/FTS mobil im<br />
Raum wird.<br />
Entlastung<br />
der Fachkräfte<br />
In Zeiten von Fachkräftemangel<br />
erscheint es der richtige Weg,<br />
Facharbeiter zu entlasten und ihnen<br />
sich wiederholende, einfache<br />
Tätigkeiten abzunehmen. Ebenfalls<br />
wird es mühelos möglich sein,<br />
eine mannlose Schicht in der Fertigung<br />
einzuführen. So profitieren<br />
alle von dem System.<br />
Baumann als Anbieter schlüsselfertiger<br />
Gesamtlösungen findet gemeinsam<br />
mit seinen Kunden eine<br />
optimale Lösung für deren Produktionsumgebung.<br />
■<br />
Baumann GmbH<br />
www.baumann-automation.com<br />
Quellenverzeichnis:<br />
1: <strong>Automationspraxis</strong> 03/2019,<br />
Seite 69: „Mobile Systeme für<br />
flexible Produktion“<br />
2: <strong>Automationspraxis</strong> 12/2014,<br />
Seite 6: „Robuste Roboterzelle<br />
federt Schwingungen ab“<br />
3: <strong>Automationspraxis</strong> 05/2011,<br />
Seite 5: „Flexibler Roboter in der<br />
Box“<br />
60 Juli/August 2019
_Expertenforum Mobile Robotik _Promotion<br />
▶<br />
LASERTRIANGULATIONSSENSOR FÜR EINE BREITE PALETTE VON ANWENDUNGEN<br />
Smarte 6D-Sensorführung<br />
für die mobile Robotik<br />
Flächen in modernen Produktionshallen sind wertvoll, weshalb viele<br />
Unternehmen bestrebt sind, möglichst wenig davon für die<br />
Materialbereitstellung zu belegen. Es geht zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
vielmehr darum, Flächen effizient für die wertschöpfenden<br />
Prozesse zu nutzen.<br />
Autor: Marc Burzlaff, Geschäftsführer<br />
Die AI-Sensoren<br />
bieten Messbereiche<br />
von 40 bis<br />
1200 mm und<br />
Messfrequenzen<br />
bis zu 1000 Hz.<br />
Eine mögliche Verbesserung bilden<br />
hierbei flexible Konzepte für die<br />
„just in sequence“-Materialzuführung<br />
zum Beispiel mit fahrerlosen<br />
Transportsystemen, die durch stationäre<br />
Roboter be- und entladen<br />
werden. Aber auch der Einsatz<br />
mobiler Robotersysteme, die ganze<br />
Produktionsanlagen mit Material<br />
versorgen, ist möglich. Relevant<br />
für solche Anwendungen sind sensorische<br />
Roboterführungssysteme,<br />
durch die Ungenauigkeiten in der<br />
Positionierung der Roboter oder<br />
Fahrzeuge korrigiert und Handhabungsaufgaben<br />
sehr präzise ausgeführt<br />
werden können.<br />
Die Herausforderungen liegen dabei<br />
aber nicht nur in der zuverlässigen<br />
Erkennung verschiedener<br />
Materialien oder in der Berechnung<br />
von Korrekturwerten für<br />
diese Mehrachssysteme, sondern<br />
auch in der einfachen Bedienbarkeit,<br />
Integration und damit in der<br />
Kosteneffizienz.<br />
AI Robot Guidance –<br />
6D-Roboterführung<br />
Basis für eine erfolgreiche Messung<br />
verschiedenster Werkstücke<br />
bildet die Sensorpalette von AI, einer<br />
Marke der EngRoTec – Solutions<br />
GmbH. Mit Messbereichen<br />
von 40 bis 1200 mm, Messfrequenzen<br />
bis zu 1000 Hz und integriertem<br />
Prozessor kann der Lasertriangulationssensor<br />
in einer breiten<br />
Palette von Anwendungen kostengünstig<br />
und effizient eingesetzt<br />
werden. In Verbindung mit der<br />
Software Visionelements3 ist er<br />
speziell für den Einsatz auf Industrierobotern<br />
ausgelegt.<br />
Der Sensor misst in seiner Grundkonfiguration<br />
rund 100 mm in der<br />
Länge sowie 45 mm in Höhe und<br />
Breite. So kann das kompakte<br />
Bildverarbeitungssystem platzsparend<br />
an einem Industrieroboter<br />
eingesetzt werden. Es beinhaltet<br />
ein Embedded-Vision-System und<br />
einen Linienlaser, was robuste<br />
Messungen und bei hohen Profilraten<br />
eine Auflösung von bis zu<br />
0,04 mm erlaubt.<br />
Einsatz am mobilen<br />
Robotersystem<br />
Bei der Entwicklung der Software<br />
Visionelements3 zur Parametrierung<br />
der Systeme wurde darauf geachtet,<br />
dass der ab Werk kalibrierte<br />
Sensor eine direkte Messung in<br />
Millimetern ermöglicht. Die präzise<br />
Profilaufnahme wird durch<br />
Bandpassfilter, Linienextraktion,<br />
Profilvorverarbeitung und dynamische<br />
Belichtungsanpassung sichergestellt.<br />
Für Anwendungsfälle mit z. B. mobilen<br />
Plattformen wird die entsprechende<br />
Systemkonfiguration auf<br />
einem PC erstellt. Die intuitive<br />
Oberfläche führt zu einem Korrekturwert<br />
für alle Freiheitsgrade des<br />
Roboters, welcher dann über die<br />
integrierte Schnittstelle der Steuerung<br />
zur Verfügung gestellt wird.<br />
Diese ersetzt den programmierten<br />
Wert durch den Korrekturwert<br />
und führt die Aufgabenstellung toleranzoptimiert<br />
aus. Der PC kann<br />
entfernt werden, sobald die Parametrierung<br />
abgeschlossen wurde.<br />
Das System kommuniziert dann<br />
■<br />
direkt mit dem Roboter.<br />
EngRoTec – Solutions GmbH<br />
www.ai-engrotec.de<br />
Bild: Engrotec<br />
Juli/August 2019 61
_Promotion<br />
_Expertenforum Mobile Robotik<br />
▶<br />
INTELLIGENTE ROBOTER IN DER INTRALOGISTIK<br />
Materialfluss der Zukunft<br />
Zusätzliche Derivate, immer mehr verfügbare individuelle Konfigurationsvarianten<br />
oder global gewachsene Lieferantennetzwerke –<br />
die Komplexität der Materialflüsse innerhalb der Werke von Automobilherstellern<br />
hat sich im vergangenen Jahrzehnt zunehmend<br />
verschärft. Autoren: Dana Clauer, Technische Universität München, und Christian Poss, BMW<br />
Ein Ansatz, um dem damit einhergehenden<br />
Kostenanstieg im eng<br />
umkämpften Marktumfeld entgegenzutreten,<br />
ist eine intelligente<br />
Automatisierung innerbetrieblicher<br />
Materialflüsse durch Robotersysteme.<br />
Im Gegensatz zu anderen<br />
Technologien, wie bspw. im<br />
Karosseriebau, bei dem heute<br />
dank linearen Prozessen mit kontrollierbaren<br />
Rahmenbedingungen<br />
bereits eine beinahe vollumfängliche<br />
Automatisierung vorliegt, sind<br />
die in der Intralogistik ablaufenden<br />
Prozesse insbesondere durch<br />
eine sehr hohe Varianz in einem<br />
hochdynamischen industriellen<br />
Umfeld gekennzeichnet.<br />
Zur Optimierung logistischer Prozesse<br />
durch einen automatisierten<br />
Materialfluss ist daher ein durchdachtes<br />
Zusammenspiel verschiedener,<br />
intelligenter Roboter notwendig.<br />
Mit Blick auf die jeweiligen<br />
Grundfunktionen der Logistik<br />
können diese in Transport- und<br />
Handhabungsroboter unterteilt<br />
werden. Die Automatisierungspro-<br />
Mit der Kombination<br />
verschiedener<br />
intelligenter<br />
Transportund<br />
Handhabungsroboter<br />
können logistische<br />
Prozesse optimiert<br />
werden.<br />
Bild: BMW<br />
jekte der BMW Group Logistik<br />
weisen hierbei drei Gemeinsamkeiten<br />
auf: inhärente Sicherheit, ein<br />
intuitives Bedienkonzept sowie intelligente<br />
Algorithmen, welche den<br />
Einsatz im komplexen Logistikumfeld<br />
ermöglichen.<br />
Acht Transport- und<br />
Handhabungsroboter<br />
Aufgrund der unterschiedlichen<br />
Transportvolumina werden verschiedenartige<br />
Anforderungen im<br />
In- und Outdoor-Bereich hervorgerufen.<br />
Um den vorherrschenden<br />
Sicherheitsnormen gerecht zu werden,<br />
entwickelt die BMW Group<br />
Logistik vier spezialisierte Transportroboter.<br />
Der AutoTrailer ist ein autonomes<br />
Transportsystem, welches Sattelauflieger<br />
vom Yard an die Dock -<br />
tore fährt und voll automatisiert<br />
an- und abkoppelt. Für den Transport<br />
mehrerer Gitterboxen dient<br />
die AutoBox. Den One-Piece-Flow<br />
sowie das Stapeln von Behältern<br />
übernimmt die AutoUnit, ein autonomer<br />
Gegengewichtsstapler für<br />
den Outdoor-Bereich. Für die Bereitstellung<br />
von Unterfahrgestellen<br />
an der Montagelinie wurde der<br />
STR (Smart Transport Robot) entwickelt.<br />
Mittels SLAM-Navigation<br />
kann er sich infrastrukturunabhängig<br />
lokalisieren.<br />
Zwischen den jeweiligen Transportprozessen<br />
müssen Handhabungsschritte<br />
durchgeführt werden.<br />
Hierfür werden vier weitere<br />
Robotertypen bei der BMW<br />
Group Logstik entwickelt.<br />
Angelehnt an den Materialfluss<br />
müssen zunächst im Wareneingang<br />
Behälter von Paletten gegriffen<br />
und zur Einlagerung in automatisierte<br />
Kleinteilelager vereinzelt<br />
werden. Der hierzu entwickelte<br />
SplitBot wurde daher mit Blick auf<br />
hohe aufzunehmende Kräfte sowie<br />
den sicheren Betrieb im Umfeld<br />
mit Menschen konzipiert. Analog<br />
dazu wird in einem weiteren Prozessschritt,<br />
der Bereitstellung am<br />
Montageband, die Entnahme und<br />
Übergabe von Behältern durch<br />
Transportrobotern in die Bereitstellregale<br />
realisiert.<br />
Da es aus Platzgründen nicht<br />
immer möglich ist, die vollstän -<br />
digen Teilevorräte an den Montagelinien<br />
vorzuhalten, werden häufig<br />
die benötigten Bauteile in<br />
vorgelagerten Sequenzierungen an<br />
die zu bauenden Fahrzeugderivate<br />
angepasst. Hierfür wurde der<br />
PickBot entwickelt, welcher sich<br />
durch ein präzises Greifen<br />
verschiedenartiger Objekte und<br />
eine intelligente Ablagestrategie<br />
auszeichnet. Abschließend werden<br />
die leeren Behälter eingesammelt,<br />
in die Leergutsortagen transportiert<br />
und durch Sortierroboter<br />
■<br />
(SortBots) gestapelt.<br />
BMW AG<br />
www.bmw.de<br />
62 Juli/August 2019
_Expertenforum Mobile Robotik _Promotion<br />
▶<br />
AUTONOMES ARBEITEN IM ZEHNTELMILLIMETERBEREICH<br />
Mobile Robotik ermöglicht neue<br />
Produktionskonzepte<br />
Mit dem mobilen Robotersystem HelMo von Stäubli lassen sich viele<br />
Applikationen produktiver und wirtschaftlicher denn je ausführen.<br />
Der Mobilroboter kann einen entscheidenden Beitrag dabei leisten,<br />
starre Fertigungsstrukturen aufzubrechen und zukunftsweisende,<br />
hochflexible Konzepte in Industrie-4.0-Umgebungen zu realisieren.<br />
Autor: Alexander Braun, Automation ADD-ONS Robotics<br />
Bild: Stäubli<br />
Hauptkomponente<br />
Roboter:<br />
Der TX2–90L<br />
verfügt über<br />
zahlreiche<br />
Safety-Features<br />
für die Mensch-<br />
Roboter-Kooperation,<br />
kann<br />
aber ebenso als<br />
konventioneller<br />
Roboter eingesetzt<br />
werden.<br />
HelMo ist selbst so flexibel, dass<br />
er als universeller Produktionsassistent<br />
ein breites Aufgabenspektrum<br />
unter nahezu beliebigen Umgebungsbedingungen<br />
wahrnehmen<br />
kann. Einzige Voraussetzungen dafür<br />
sind Arbeitsplätze, die für den<br />
HelMo-Einsatz vorbereitet sind<br />
und über die nötigen Kalibrierpunkte<br />
für das selbstständige Einmessen<br />
des Systems verfügen.<br />
Der Mobilroboter kann unterschiedliche<br />
Aufgaben in einer<br />
Schicht übernehmen und selbstständig<br />
die entsprechenden Arbeitsstationen<br />
anfahren und dort<br />
nach kurzer Einmessphase Arbeiten<br />
mit einer Genauigkeit im<br />
Zehntelmillimeterbereich ausführen.<br />
Ob in der Intralogistik, in der<br />
Montage, bei der Maschinenbeschickung,<br />
der Zellenverkettung<br />
oder in der Qualitätssicherung, ob<br />
autonom in High Speed oder kollaborierend<br />
an der Seite des Menschen<br />
– HelMo ist ein Multitalent.<br />
Flexibilität wird zum<br />
Schlüsselfaktor<br />
Um den Mobilroboter für ein derart<br />
breites Aufgabenspektrum zu<br />
qualifizieren, spielte der Faktor<br />
Flexibilität die entscheidende Rolle.<br />
Deshalb mussten die beiden<br />
HelMo-Hauptkomponenten, der<br />
Roboter und die selbstfahrende<br />
Plattform, so variabel wie nur<br />
möglich ausgelegt werden. Zudem<br />
verfügt der Mobilroboter über ein<br />
automatisches Werkzeugwechselsystem<br />
von Stäubli Connectors.<br />
Damit kann sich HelMo selbstständig<br />
mit dem gerade benötigten<br />
Endeffektor ausstatten.<br />
Für den Handhabungspart setzt<br />
Stäubli auf einen TX2–90L-Standardroboter<br />
mit 15 kg Traglast<br />
und 1200 mm Reichweite. Diese<br />
Maschine ist mit zahlreichen<br />
Safety-Features für die Mensch-<br />
Roboter-Kooperation ausgestattet,<br />
kann aber gleichzeitig als konventioneller<br />
Roboter eingesetzt werden.<br />
Für Einsätze mit direkter<br />
Mensch-Maschinen-Interaktion<br />
muss der Roboter die geltenden Sicherheitsbestimmungen<br />
für die<br />
höchste MRK-Stufe einhalten. Dazu<br />
bedarf es nur geringer Anpassungen.<br />
Mindestens ebenso wichtig für die<br />
Gesamtperformance des Mobilroboters<br />
ist Hauptkomponente zwei,<br />
die selbstfahrende Plattform. Um<br />
hier nicht auf Standardplattformen<br />
von Lieferanten angewiesen<br />
zu sein, hat sich Stäubli zur Übernahme<br />
des renommierten AGV-<br />
Herstellers WFT entschlossen. Mit<br />
dieser Fusion ist Stäubli der einzige<br />
Hersteller weltweit, der Robotik-<br />
und AGV-Kernkompetenz im<br />
eigenen Unternehmen vereint.<br />
Die Vorteile zeigen sich an der<br />
HelMo-Plattform, die über drei integrierte<br />
Laserscanner verfügt und<br />
in Sachen Manövrierbarkeit und<br />
Präzision heute Benchmark setzt.<br />
Das Fahrzeug erreicht dank seiner<br />
patentierten, technologisch überlegenen<br />
Antriebstechnik eine Präzision<br />
von wenigen Millimetern,<br />
kann auf der Stelle drehen und ist<br />
so schlank, dass es auch in beengten<br />
Produktionshallen keine Probleme<br />
verursacht. HelMo kann<br />
autonom fahren und innerhalb seiner<br />
Produktionsumgebung navigieren.<br />
■<br />
Stäubli-Tec Systems GmbH<br />
www.staubli.com<br />
Juli/August 2019 63
_Inserentenverzeichnis<br />
_Impressum<br />
60<br />
62<br />
Baumann GmbH, Amberg<br />
BMW AG, München<br />
61<br />
EngRoTec – Solutions GmbH, Hünfeld<br />
7, 51<br />
27<br />
29<br />
25<br />
43<br />
58<br />
15<br />
19<br />
53<br />
5<br />
37<br />
33<br />
15<br />
59<br />
21<br />
57<br />
65<br />
19<br />
13<br />
45<br />
23<br />
3<br />
HaRo Anlagen- und Fördertechnik GmbH, Rüthen<br />
IEF-Werner GmbH, Furtwangen<br />
igus GmbH, Köln<br />
itelligence AG, Bielefeld<br />
LASCO Umformtechnik GmbH Werkzeugmaschinenfabrik, Coburg<br />
Leuze electronic GmbH & Co. KG, Owen<br />
Martin-Mechanic Friedrich Martin GmbH & Co. KG, Nagold<br />
Mobil-Mark GmbH, Ulm 19<br />
Mobile Industrial Robots ApS, DK-Odense SO<br />
NACHI Europe GmbH, Krefeld<br />
PIAB Vakuum GmbH, Butzbach<br />
Rethink Robotics GmbH, Rheinböllen<br />
Robot System Products GmbH, Günzburg<br />
SCHUNK GmbH & Co. KG Spann- und Greiftechnik, Lauffen<br />
Stäubli Tec-Systems GmbH Robotics, Bayreuth<br />
Stäubli WFT GmbH, Sulzbach-Rosenberg<br />
Technische Akademie Esslingen e.V., Ostfildern<br />
Tünkers Maschinenbau GmbH, Ratingen<br />
Universal Robots (Germany) GmbH, München<br />
untitled exhibitions GmbH, Stuttgart<br />
VDW Verein Dt.Werkzeugmaschinenfabriken e.V., Frankfurt<br />
YASKAWA Europe GmbH, Allershausen<br />
ISSN 1863–401X<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur: Holger Röhr (hr), Phone +49 711 7594–389<br />
Stellv. Chefredakteur: Armin Barnitzke (ab),<br />
Phone +49 711 7594–425<br />
Redaktion: Yannick Schwab (ys), Phone +49 711 7594–537<br />
Redaktionsassistenz: Carmelina Weber,<br />
Phone +49 711 7594–257, Fax +49 711 7594–1257,<br />
E-Mail: automationspraxis@konradin.de<br />
Layout: Vera Müller, Phone +49 711 7594–422<br />
Anzeigenleitung: Dipl.-Oec. Peter Hamberger,<br />
Phone +49 711 7594–360<br />
Auftragsmanagement: Matthias Rath,<br />
Phone +49 711 7594–323<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1.10.2018<br />
Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />
Fax +49 711 7594–15850,<br />
E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
Erscheinungsweise: monatlich (mit zwei Doppelnummern).<br />
Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel.<br />
Bezugspreis jährlich 53,50 € inkl. Versandkosten und MwSt.<br />
(Ausland: 53,50 €); Einzelheft 5,40 € inkl. MwSt. und zzgl. Versandkosten.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />
ausdrücklich bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende<br />
des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten<br />
Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nicht erscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />
Gewalt entsteht kein An spruch auf Ersatz. Ein Teil dieser<br />
Auflage enthält „imv intern„, das Verbandsorgan für alle Mitglieder<br />
der IMV. Mitglieder des IMV erhalten die <strong>Automationspraxis</strong> im<br />
Rahmen ihrer Mitgliedschaft.<br />
Bild: Menne/Fastems<br />
Vorschau: Ausgabe 09/2019<br />
Die September-Ausgabe der <strong>Automationspraxis</strong><br />
steht im Zeichen der<br />
EMO (16. bis 21.09.2019) und widmet<br />
sich daher ganz besonders der<br />
Automation und der Digitalisierung<br />
von Werkzeugmaschinen. Weiteres<br />
wichtiges Fokus-Thema anlässlich<br />
der Nürnberger Fachpack (24. bis<br />
26.9.2019) ist die Verpackungsautomation.<br />
Die Ausgabe 09 erscheint<br />
am 10. Septembe 2019.<br />
↓<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partnership,<br />
The Court, Long Sutton, Hook, Hampshire RG29 1TA,<br />
Phone 1256 862589, Fax 1256 862182,<br />
E-Mail: media@jens. demon.co.uk<br />
Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />
CH-8406 Winterthur Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633 08 99,<br />
e-mail: f.stoll@iff-media.ch<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>Automationspraxis</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />
auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen gleich<br />
welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
64 Juli/August 2019
<strong>Automationspraxis</strong>: Partner für die<br />
Fabrikautomation<br />
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Montageautomation Achsen Messtechnik<br />
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Sensorik Produktionsnahe Software Greifer<br />
Vision Motion Control Antriebe<br />
Sicherheitstechnik Automatisierung<br />
Komponenten Verkettung Industrie 4.0<br />
Smart Machining SPS Servicerobotik<br />
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Technische Akademie Esslingen – TAE<br />
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Ostfildern – nahe der Landeshauptstadt Stuttgart – ist<br />
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verbinden.<br />
Juli/August 2019 65
_10 Fragen an<br />
10 Fragen an: Ralf Gronemann, Sales Director EMEA bei Kawasaki Robotics<br />
„Durchs Studium zum<br />
Autodidakten“<br />
Ralf H. Gronemann ist seit Dezember 2018 Sales<br />
Director EMEA bei Kawasaki Robotics in Neuss.<br />
Zuvor arbeitete er als Sales Director Germany<br />
für Fanuc Deutschland. Gronemann verfügt über<br />
mehr als 20 Jahre Erfahrung im Vertrieb – unter<br />
anderem bei Bosch Rexroth, Rockwell Automation<br />
und Mitsubishi Electric.<br />
Bild: Kawasaki<br />
AP: Und was darf in Ihrer Aktentasche nie<br />
fehlen?<br />
Gronemann: Ein guter Füllfederhalter, Nagelschere,<br />
Mundspray, iPad und Taschentücher dürfen<br />
nicht fehlen.<br />
AP: Beschreiben Sie sich in drei Worten.<br />
Gronemann: Offen, initiativ und zielorientiert.<br />
AP: Meine Lebensweisheit/Maxime.<br />
Gronemann: „Den größten Fehler, den man im<br />
Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben,<br />
einen Fehler zu machen.“ Oder auch „Wenn du<br />
Erfolg willst, dann musst du selbst den Stift halten,<br />
der deine Lebensgeschichte schreibt“.<br />
AP: Haben Sie einen Spleen?<br />
Gronemann: Ich habe einen Putzfimmel. Besonders<br />
schlimm: ich kann keine verdreckten Autos<br />
oder Motorräder sehen und habe das Bedürfnis,<br />
diese zu putzen (auch wenn es nicht meine sind).<br />
AP: Wie entspannen Sie sich nach einem langen<br />
Bürotag?<br />
Gronemann: Mit Sport (Fitness, Mountainbiking)<br />
und mit meiner Frau und meinem Sohn Viktor<br />
Ivar.<br />
AP: Worauf können Sie in Ihrem Alltag auf gar<br />
keinen Fall verzichten?<br />
Gronemann: Ich kann nicht verzichten auf:<br />
Kaffee, Musik, meine Familie, Freunde und gutes<br />
Essen.<br />
AP: Wie motivieren Sie sich?<br />
Gronemann: Falls ich Motivation benötigen sollte,<br />
rede ich mir ein, dass die „Aufgabe Spaß<br />
macht“, dass sie „ganz schnell erledigt ist“ oder<br />
dass es „ein Kinderspiel ist“.<br />
AP: Was war die schwerste Entscheidung in<br />
Ihrem aktuellen Job?<br />
Gronemann: Da ich erst seit dem 1. Dezember<br />
2018 bei Kawasaki Robotics in meinem Job bin,<br />
habe ich hier bislang noch keine schweren Entscheidungen<br />
treffen müssen. In der Vergangenheit<br />
dagegen schon: Mitarbeitern zu kündigen, ist so<br />
das Schlimmste was man machen muss (leider<br />
schon dreimal geschehen).<br />
AP: Von welchem Aspekt Ihrer Ausbildung<br />
profitieren Sie heute noch?<br />
Gronemann: Durch mein Studium bin ich zum<br />
Autodidakten geworden.<br />
AP: Das 21. Jahrhundert bedeutet für mich …<br />
(in Bezug auf Innovationen)<br />
Gronemann: Ich denke hier vor allem an Innovationen<br />
wie Smartphones, mobiles Internet, Whats -<br />
App, Wikipedia, die Cloud und Industrie 4.0.<br />
Kawasaki Robotics GmbH<br />
www.kawasakirobot.de<br />
66 Juli/August 2019
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SOFLEX<br />
68 Juli/August 2019<br />
INSTITUT WERKZEUGMASCHINEN<br />
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Betriebswissenschaften