Automationspraxis 08.2019

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automationspraxis.de 07/08_Juli/August 2019 Künstliche Intelligenz So gelingt Unternehmen der KI-Einstieg Seite 24 Silicon Valley der Robotik Wie Odense zum Cobot- Mekka wurde ab Seite 30 Forum Mobile Robotik Alle Vorträge aus Bayreuth zum Nachlesen ab Seite 55 Sinumerik One: Digital native CNC Juli/August 2019 1

automationspraxis.de<br />

07/08_Juli/August 2019<br />

Künstliche Intelligenz<br />

So gelingt Unternehmen der<br />

KI-Einstieg Seite 24<br />

Silicon Valley der Robotik<br />

Wie Odense zum Cobot-<br />

Mekka wurde ab Seite 30<br />

Forum Mobile Robotik<br />

Alle Vorträge aus Bayreuth<br />

zum Nachlesen ab Seite 55<br />

Sinumerik One:<br />

Digital native CNC<br />

Juli/August 2019 1


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

Einladung<br />

Experten präsentieren innovative<br />

Zerspanungskonzepte durch die smarte<br />

Integration verschiedener Technologien.<br />

9. Oktober 2019<br />

HAHN+KOLB Werkzeuge GmbH<br />

Ludwigsburg<br />

Hochkarätige Experten präsentieren<br />

innovative Zerspanungskonzepte<br />

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oder per E-Mail an:<br />

verena.benz@konradin.de<br />

Bitte beachten Sie, dass bei der Anmeldung per<br />

E-Mail weitere Bestätigungsschritte notwendig sind.<br />

Bild: HAHN+KOLB<br />

Unsere Partner:<br />

2 Juli/August 2019


_Editorial<br />

MINI<br />

nur in der Größe<br />

Yannick Schwab<br />

Redaktion<br />

<strong>Automationspraxis</strong><br />

Kooperieren wie<br />

die Dänen<br />

Die Zusammenarbeit über die Unternehmensgrenzen hinweg fördert das<br />

Wachstum Aller und jedes Einzelnen – so trifft das zumindest auf die<br />

Robotik-Szene in Odense zu. Mithilfe eines engagierten Clusters hat<br />

sich die Stadt in kurzer Zeit zu Europas Robotik-Hauptstadt entwickelt (Seite<br />

30). Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist die Forschungsarbeit, die an<br />

der dortigen University of Southern Denmark geleistet wird und u. a. als<br />

Keimzelle für Universal Robots steht (Seite 34).<br />

Die Robotik-Szene in Boston entstand ebenfalls rund um eine der weltweit<br />

führenden Eliteuniversitäten, dem Massachusetts Institute of Technology<br />

(MIT). Hier entstand z. B. die Sawyer-Cobot-Technologie, die inzwischen<br />

von der Hahn Group weitergeführt wird (Seite 42).<br />

Auch in Deutschland sammelt sich im Süden, entlang der A8, reichlich Robotik-Knowhow:<br />

Angefangen beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT),<br />

über das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung<br />

(IPA) in Stuttgart, bis nach München an die dortige Technische Universität,<br />

wo im vergangenen Jahr die Munich School of Robotics and Machine Intelligence<br />

ihre Pforten öffnete. Entlang dieser Achse finden sich etablierte Player<br />

wie Kuka, Schunk und Zimmer. Aber auch innovative Start-ups wie Robodev,<br />

Drag&bot, Magazino oder Franka Emika sind hier beheimatet.<br />

Deutschland braucht sich also in Sachen Roboter-Kompetenz nicht zu verstecken.<br />

Der nächste Schritt in Richtung dynamisches Wachstum müsste eine<br />

verstärkte Kooperation und die Schaffung firmenübergreifender Netzwerke<br />

sein. Universal Robots hat das früh verstanden: Schon im Jahr 2016 präsentierte<br />

der Cobot-Pionier sein Ökosystem Universal Robots+ als Plattform für<br />

Greifer, Visionssysteme, Software und anderes Zubehör von Drittanbietern<br />

aus aller Welt. Von den Dänen können wir also einiges lernen<br />

↓<br />

Der MotoMINI, unser kleinster Roboter,<br />

ist riesig in Geschwindigkeit, in Präzision<br />

und dabei so leicht. Damit können Sie<br />

ihn einfach mitnehmen und sich selbst<br />

davon überzeugen.<br />

YASKAWA Europe GmbH<br />

Robotics Division<br />

robotics@yaskawa.eu.com<br />

Telefon +49-81 66-90-0<br />

www.yaskawa.eu.com<br />

Juli/August 2019 3


_Inhalt<br />

Inhalt<br />

34<br />

Trio: Esben Østergaard,<br />

Enrico Krøg<br />

Bild: Universal Robots<br />

Bild: : Onrobot<br />

Bild: MiR<br />

Iversen und Thomas<br />

Visti haben UR<br />

zum Erfolg geführt<br />

und prägen nun<br />

weiter die Odenser<br />

Robotik-Szene.<br />

16<br />

Sensoriker: Wie<br />

Sick mit künstlicher<br />

Intelligenz<br />

seine Sensor Intelligence<br />

vorantreibt,<br />

erklärt<br />

Bernhard Müller,<br />

Geschäftsführer<br />

Industrie<br />

4.0.<br />

Bild: Sick<br />

Bild: Teradyne<br />

39<br />

Käufer: Was der<br />

US-Konzern Teradyne<br />

mit Mobile<br />

Industrial Robots<br />

und Universal Robots<br />

vorhat, sagt<br />

Andrew Blanchard<br />

von Teradyne.<br />

42<br />

Treiber: Die Pläne<br />

der deutschen<br />

Rethink<br />

Robotics GmbH<br />

sowie Neuerungen<br />

rund<br />

um den Cobot<br />

Sawyer verrät<br />

CEO Philipp Unterhalt<br />

Bild: Kuka<br />

Odense und Mobile Robotik<br />

In dieser <strong>Automationspraxis</strong>-Ausgabe<br />

beleuchten wir den boomenden<br />

Robotik-Cluster im dänischen<br />

Odense (ab Seite 30), und<br />

wir blicken zurück auf unser Expertenforum<br />

Mobile Robotik, das<br />

Ende Juni in Bayreuth stattgefunden hat (auf Seite 7 und ab Sei-<br />

4 Juli/August 2019


_Inhalt<br />

_ _Titelthema<br />

08 Siemens: Digital Born CNC<br />

Sinumerik One profitiert von digitalem Zwilling<br />

_ Interview des Monats<br />

16 „Sensoren lernen mit KI“<br />

Interview mit Bernhard Müller, Sick AG<br />

_Industrie 4.0<br />

20 Der Weg zur Predictive Maintenance<br />

Vorausschauende Wartung mit intelligenten Daten<br />

24 KI in der Produktion: So gelingt der Einstieg<br />

Omrons Manager Tim Foreman gibt Tipps.<br />

28 Schlauer montieren<br />

Deep Learning für die Montageautomation<br />

TOP<br />

K I N E -<br />

MATICS<br />

SCARAROBOTER EZ<br />

FÜR HOCHPRODUKTIVES PICK-AND-PLACE<br />

Vertikaler Hub in der ersten Achse<br />

Innenliegende Kabelführung:<br />

Keine Störkonturen<br />

Überkopf montierte Kinematik<br />

verringert Zellengröße<br />

_Trend des Monats<br />

30 Robotik-Hotspot in Dänemark<br />

So wurde Odense zum Silicon Valley der Robotik<br />

_Macher der Automation<br />

34 Drei Macher prägen die Robotik in Odense<br />

Østergaard, Krøg Iversen und Visti im Porträt<br />

_C ob ots<br />

42 So geht es mit Rethinks Cobot Sawyer weiter<br />

Die Pläne der Hahn Group<br />

_Projekt des Monats<br />

46 Robotisierte Regenwurmzucht<br />

Automation und Transportroboter für Wurmfarm<br />

_Robotik<br />

52 Nähroboter sorgt für hochwertige Nähte<br />

Nähautomatenhersteller nutzt Yaskawas GP7-Robot<br />

_Fo ru m M ob ile Ro bo ti k<br />

55 Rückblick auf das Expertenforum bei Stäubli<br />

Alle Vorträge vom 27. Juni 2019 zum Nachlesen<br />

_10 Fragen an<br />

66 „Durchs Studium zum Autodidakten“<br />

10 Fragen an: Ralf Gronemann, Kawasaki Robotics<br />

_Rubriken<br />

14 Personalien<br />

15 News<br />

64 Impressum / Inserenten<br />

Stuttgart<br />

07-10 . 10 . 2019<br />

Halle 7,<br />

Stand 7330<br />

MADE IN JAPAN<br />

www.nachi.de<br />

ROBOTICS | TOOLS | H Y D R A U LJuli/August I C S | BEARINGS<br />

2019 5


_Inhalt<br />

Praxis-Highlights im Juli/August<br />

26<br />

IIoT-Lösung blickt live in die<br />

Lackierkabine: Dürr macht Abläufe<br />

in Lackier anlagen transparent und<br />

intelligent.<br />

44<br />

Kollaborativer Griff in die Kiste: In<br />

einer Technologiestudie zeigt Schunk<br />

mit Kuka und Roboception, wie der<br />

Griff in die Kiste im kollaborativen<br />

Betrieb gelingen kann.<br />

Bild: Winkel<br />

Bild: Dürr<br />

50<br />

Riesenroboter auf Achse: Bei einer Roboteranlage für<br />

Turbinenschaufeln mit einem Fanuc M-2000iA/1200<br />

setzt der Sonderanlagenbauer cts eine Schwerlast-<br />

Linearachse von Winkel ein.<br />

Bild: Schunk<br />

Bild: Yaskawa<br />

52<br />

Nähroboter für<br />

hochwertige<br />

Nähte: Für anspruchsvolle<br />

Nahtapplikationen<br />

an Auto-<br />

Ledersitzen nutzt<br />

der Nähautomatenhersteller<br />

KMF einen<br />

GP7-Roboter von<br />

Yaskawa.<br />

Künstliche Intelligenz<br />

So gelingt Unternehmen der<br />

KI-Einstieg Seite 24<br />

07/08_Juli/August 2019<br />

Silicon Valley der Robotik<br />

Wie Odense zum Cobot-<br />

Mekka wurde ab Seite 30<br />

automationspraxis.de<br />

Forum Mobile Robotik<br />

Alle Vorträge aus Bayreuth<br />

zum Nachlesen ab Seite 55<br />

Sinumerik One:<br />

Digital native CNC<br />

Juli/August 2019 1<br />

Zum Titel<br />

Siemens‘ neue CNC-<br />

Steuerung Sinumerik<br />

One wurde für die digitale<br />

Transformation<br />

entwickelt. Erstmals ist<br />

ein digitaler Zwilling integraler<br />

Bestandteil.<br />

Das hat Vorteile für Maschinenbauer<br />

und<br />

-betreiber. Seite 08<br />

6 Juli/August 2019


_Branche<br />

Nächste Messe:<br />

FachPack 24.09.-26.09.2019<br />

Großes Interesse an mobiler Robotik<br />

Ein voller Erfolg war das Expertenforum<br />

„Mobile Robotik“, das die <strong>Automationspraxis</strong><br />

am 27. Juni 2019 bei und mit Stäubli<br />

Robotics in Bayreuth veranstaltet hat.<br />

Statt der ursprünglich geplanten 80 bis<br />

100 Besucher kamen – trotz der großen<br />

Hitze – knapp 200 interessierte Teilnehmer.<br />

Daher mussten die Kapazitäten vor<br />

Ort kurzfristig stark erweitert werden.<br />

Die Veranstaltung fand daher in einer leer<br />

geräumte Produktionshalle statt.<br />

Ein Blick in die Besucherliste zeigt, dass<br />

die Veranstaltung offensichtlich den Nerv<br />

vieler Anwenderbranchen getroffen hat,<br />

denn die interessierten Kunden kamen sowohl<br />

von Automobilherstellern und namhaften<br />

Automobilzulieferern als auch aus<br />

vielen anderen Branchen wie Kunststoff,<br />

Elektronik, Glas, Lebensmittel, Porzellan,<br />

Verpackungstechnik sowie Medical und<br />

Pharma.<br />

Die Besucher konnten sich bei Vorträgen<br />

im Plenum sowie anhand von Live-Exponaten<br />

im Showroom überzeugen, welche<br />

Potenziale fahrerlose Transportsysteme<br />

und autonome Transportroboter für eine<br />

flexible Automatisierung der Produktion<br />

bieten: Neben der Keynote des Fraunhofer<br />

IPA und den Technologievorträgen<br />

von Baumann Automation, Engrotec,<br />

Leuze, Schunk, Stäubli und Stäubli WFT<br />

stießen vor allem die Praxisberichte von<br />

Audi und BMW auf großes Interesse. ↓<br />

Impressionen und Vorträge zum<br />

Download:<br />

https://automationspraxis.industrie.de/<br />

events/mobile-robotik/<br />

Das<br />

nach da?<br />

<br />

Bild: Konradin<br />

oben: Aufgrund des großen<br />

Interesses fand die<br />

Veranstaltung in einer<br />

leer geräumten Produk -<br />

tionshalle statt.<br />

Bild:?????<br />

In der begleitenden Ausstellung<br />

gab es eine Menge spannender<br />

Exponate von Stäubli Robotics<br />

und den anderen Partnern des<br />

Expertenforums zu sehen.<br />

Bild: Konradin<br />

Wir beraten Sie gerne.<br />

www.haro-gruppe.de<br />

Juli/August 2019 7


_Titelgeschichte<br />

Sinumerik One mit digitalem Zwilling: Virtuelle und reale CNC-Steuerung perfekt integriert<br />

Digital native CNC<br />

Mit Sinumerik One bringt Siemens die erste CNC-Steuerung, die von Grund auf<br />

für die digitale Transformation entwickelt wurde. Erstmals ist der digitale Zwilling<br />

ein integraler Bestandteil der Steuerung. Arbeitsprozesse und das Verhalten<br />

der Maschinen lassen sich realitätsnah und detailliert simulieren.<br />

Digital First: Der digitale<br />

Zwilling wird zur Führungsgröße.<br />

So wird jeglicher<br />

Aufwand in der realen Welt<br />

im gesamten Produkt -<br />

lebenszyklus der Maschine<br />

– von der Entwicklung über<br />

die Anwendung bis hin zum<br />

Service – über die Virtua -<br />

lisierung mit Sinumerik<br />

One auf das Notwendigste<br />

minimiert.<br />

Bild: Siemens<br />

8 Juli/August 2019


<strong>Automationspraxis</strong><br />

TITELGESCHICHTE<br />

exklusiv<br />

Juli/August 2019 9


_Titelgeschichte<br />

Bild: Siemens<br />

Mit Sinumerik One werden<br />

virtuelle Prozesse<br />

und Abbilder zur Grundlage<br />

realen Handelns.<br />

Hand aufs Herz: Bisherige Steuerungen sind<br />

der Digitalisierung nachgelaufen, wurden<br />

mit nachträglich eingebauten Funktionalitäten<br />

auf neue Anforderungen in der vernetzten<br />

Welt getrimmt. Das Ergebnis: Fortschritt – aber<br />

langsam, mit Lücken, engen Grenzen und hohem<br />

Zusatzaufwand bei Steuerungsanbietern, Maschinenherstellern<br />

und Anwendern. Kein Wunder,<br />

denn selbst fortschrittlichste Highend-Steuerungen<br />

wie die Sinumerik 840D sl sind bereits vor<br />

über 15 Jahren eingeführt worden. Bei ihrer Entwicklung<br />

spielten smarte Fabriken und Virtualisierung<br />

noch keine große Rolle.<br />

Ganz anders die neue Sinumerik One. Sie ist speziell<br />

für die smarte Fertigung entwickelt – „digital<br />

native“ nennt Siemens das. Denn grundlegende<br />

Trends und Herausforderungen der digitalen<br />

Transformation sind bereits in der Grundkonzeption<br />

berücksichtigt. Neben massiv erhöhter CNC-<br />

Performance und verbesserten Fähigkeiten in Sachen<br />

Vernetzung und Datenkommunikation ist<br />

ein Punkt besonders hervorzuheben: Bei der Sinumerik<br />

One ist der digitale Zwilling integraler Bestandteil<br />

der CNC-Steuerung, virtuelle und reale<br />

Steuerung verschmelzen und ergänzen sich.<br />

Nahtlos in digitale Lösungen und<br />

Workflows integrierbar<br />

Die Digitalisierung ändert nichts an den grundlegenden<br />

Herausforderungen sowohl bei der Herstellung<br />

als auch bei der Anwendung von Werkzeugmaschinen.<br />

Produkte müssen noch schneller<br />

eingeführt werden, Produktionsprozesse deutlich<br />

flexibler und effizienter werden. Konsequent umgesetzt<br />

stellen Digitalisierung sowie im Speziellen<br />

Virtualisierung und Simulation Maschinenherstellern<br />

und -betreibern sehr wirksame Instrumente<br />

für die Bewältigung dieser Aufgaben zur Verfügung.<br />

Dafür braucht es ein digitales, hochgenaues<br />

und auf beiden Seiten durchgängiges Abbild der<br />

Steuerung, der Maschine und ihres Verhaltens.<br />

Der digitale Zwilling ist die Basis für die digitale<br />

Transformation in den Unternehmen – und genau<br />

diese Basis legt Siemens mit der Sinumerik One<br />

jetzt.<br />

Sinumerik One bietet eine moderne Hardwareund<br />

Softwareplattform, die dazu beiträgt, Maschinen-<br />

und Bearbeitungsperformance massiv zu erhöhen.<br />

Gerade im Bereich des hochanspruchsvollen<br />

Formenbaus ergeben sich Produktivitätszu-<br />

10 Juli/August 2019


_Titelgeschichte<br />

Bild: Siemens<br />

wächse im bis zu zweistelligen Prozentbereich. Rechenintensive<br />

Aufgaben wie die Kollisionsüberwachung<br />

finden nun ohne Einschränkung während<br />

des Bearbeitungsprozesses statt. Sinumerik One<br />

bietet mit der nahtlos integrierten Simatic<br />

S7–1500F PLC Zugriff auf neueste Innovationen<br />

der Automatisierungstechnik. Die leistungsstarke<br />

PLC reduziert die Prozessnebenzeiten der Maschinen<br />

noch einmal merklich.<br />

Der Name ist Programm<br />

Sinumerik One – der Name ist Programm.<br />

Mit der neuen CNC-Steuerung stellt Siemens<br />

die weltweit erste nativ digitale<br />

Steuerung vor. Neben den Performancedaten<br />

begeistert die neue CNC mit Prozessverbesserungen<br />

dank des komplett integrierten,<br />

digitalen Zwillings. Als komplett<br />

für das digitale Zeitalter konzipiertes<br />

CNC-System leitet Sinumerik One einen<br />

Paradigmenwechsel sowohl bei der Herstellung<br />

als auch beim Betrieb von Werkzeugmaschinen<br />

ein. Digital First – also die<br />

Virtualisierung und Simulation aller relevanten<br />

Prozesse vor ihrer Ausführung in<br />

der realen Welt – birgt enorme Potenziale<br />

für Qualität, Produktivität und Flexibilität.<br />

Kurzum: Maschinenhersteller und -betreiber<br />

werden künftig anders arbeiten,<br />

weil Sinumerik One virtuelle und reale<br />

Prozesse verschmelzen lässt.<br />

↓<br />

Performance und Kommunikation<br />

enorm verbessert<br />

Entscheidende Verbesserungen betreffen auch die<br />

Kommunikations- und Vernetzungsfähigkeiten<br />

der neuen Steuerung. Die Kommunikation von<br />

PLC- und NC-Daten via OPC UA wird deutlich<br />

vereinfacht und beschleunigt. Gleichzeitig sind bereits<br />

viele Sicherheitsmechanismen integriert, um<br />

vernetzte Maschinen vor unbefugten Zugriffen zu<br />

schützen.<br />

Diese durchaus beindruckende Steigerung der<br />

CNC-Leistungsdaten ist die konsequente Antwort<br />

auf die permanent steigenden Performanceanforderungen<br />

moderner Werkzeugmaschinen. Das eigentlich<br />

Revolutionäre der Sinumerik One ist<br />

aber, dass virtuelle Prozesse und Abbilder zur<br />

Grundlage realen Handelns werden.<br />

Maschinenentwicklungen und Inbetriebnahmen,<br />

Produktionsplanungen und Werkstückbearbeitungen,<br />

Maschinenerweiterungen und Services erreichen<br />

über den digitalen Zwilling der Sinumerik<br />

One eine völlig neue Qualität und Genauigkeit,<br />

lassen sich zudem viel komfortabler erstellen.<br />

Möglich wird dies durch das Softwareportfolio<br />

Create Myvirtual Machine und Run Myvirtual<br />

Machine.<br />

Digital first – von der Entwicklung<br />

bis zum Service<br />

Die Durchgängigkeit, Effizienz und Genauigkeit<br />

beim Einsatz der digitalen Zwillinge erlaubt Herstellern<br />

wie Betreibern erstmals die konsequente<br />

Umsetzung einer Digital-First-Strategie in allen<br />

Mit Create Myvirtual<br />

Machine wird das Maschinenverhalten<br />

exakt<br />

simuliert. So lassen sich<br />

System- und Funktionstest<br />

virtualisieren, was<br />

Entwicklungsrisiken<br />

minimiert.<br />

Juli/August 2019 11


_Titelgeschichte<br />

Bild: Siemens<br />

Bild: Siemens<br />

Die Inbetriebnahme wird<br />

rein virtuell vorbereitet.<br />

Durch die Verlagerung<br />

von Test und Inbetriebnahme<br />

weg von der Maschine<br />

werden unproduktive<br />

Zeiten an der<br />

Maschine reduziert.<br />

Moderne Hardwareplattform.<br />

Sinumerik One<br />

wird auf der EMO 2019<br />

als schaltschrankbasierte<br />

und als panelbasierte<br />

Variante vorgestellt.<br />

Prozessen. Auf ein frühes, prüfendes Nachvollziehen<br />

in der realen Welt wird verzichtet und first time<br />

right wird in Entwicklung, Inbetriebnahme,<br />

Planung, Produktion und Service zur Realität.<br />

„Digital first“ wird zum Effizienztreiber in der<br />

Werkzeugmaschinenindustrie. Ob kundenspezifische<br />

Maschinenkonzepte bei Spezialmaschinen<br />

oder kundenspezifische Anpassungen bei Serienmaschinen<br />

– auf Basis der digitalen Sinumerik<br />

One und des umfangreichen Siemens-Angebots an<br />

digitalen Engineering-Werkzeugen erreicht die virtuelle<br />

Entwicklung eine neue Qualitätsstufe.<br />

Über das TIA-Portal wird die Sinumerik One mit<br />

PLC und HMI unter Einsatz moderner Programmiersprachen<br />

projektiert. Die Maschinen werden<br />

nicht mehr nur virtuell konstruiert, sondern mit<br />

Create Myvirtual Machine auch ihr Verhalten<br />

exakt simuliert. So lassen sich System- und Funktionstest<br />

virtualisieren, was Entwicklungsrisiken<br />

minimiert. Die Inbetriebnahme wird rein virtuell<br />

über Software-in-the-Loop vorbereitet. Durch die<br />

Verlagerung von Test und Inbetriebnahme weg<br />

von der Maschine werden nicht-produktive Zeiten<br />

an der Maschine reduziert.<br />

Völlig neue Geschäftsmodelle<br />

Soll eine bereits im Feld befindliche Maschine<br />

funktionale Erweiterungen erfahren, so kann das<br />

Upgrade seitens des Maschinenherstellers bereits<br />

am digitalen Zwilling weitgehend vorbereitet werden.<br />

Maschinenstillstandszeiten werden auf diese<br />

Weise erheblich minimiert.<br />

Diese Digital-First-Arbeitsweise erlaubt zudem<br />

völlig neue Geschäftsmodelle und -strukturen. Die<br />

Anpassung von Maschinen auf kundenspezifische<br />

Varianten erfolgt schneller und direkter auf Basis<br />

von virtuellen Maschinen. Die virtuelle Entwicklung<br />

der Maschinen auf Basis digitaler Zwillinge<br />

hat noch einen weiteren wichtigen Mitnahme -<br />

effekt: Maschinenhersteller können Service- aber<br />

auch Hotlineaufgaben auf Basis identischer Abbildungen<br />

der Maschinen im Feld schnellstmöglich<br />

umsetzen. Durch virtuelle Begutachtung werden<br />

schnelle Reaktionen möglich – speziell im Überseegeschäft<br />

ein unschlagbarer Nutzen.<br />

↓<br />

Siemens AG<br />

www.siemens.com<br />

12 Juli/August 2019


_Branchennews<br />

Smart-Factory-Konzentration:<br />

Trumpf verkauft Axoom an GFT<br />

Um bei der Entwicklung<br />

von Smart-Factory-<br />

Lösungen schneller<br />

voranzukommen, führt Maschinenbauer<br />

Trumpf seine<br />

Smart-Factory-Aktivitäten<br />

mit der Maschinenvernetzung<br />

und den Plattformaktivitäten<br />

am Stammsitz in Ditzingen<br />

zusammen.<br />

Ein Teil dieser Smart-Factory-Lösungen<br />

wurde bisher<br />

vom Tochterunternehmen<br />

Axoom am Standort Karlsruhe<br />

entwickelt. Der Teil des<br />

Axoom-Teams, der bislang<br />

bereits eng in die Truconnect-<br />

Entwicklung eingebunden<br />

war, wird daher bei Trumpf<br />

integriert.<br />

Den Rest von Axoom und<br />

das Team am Standort Karlsruhe<br />

verkauft Trumpf allerdings<br />

an den IT-Dienstleister<br />

GFT, der damit sein Industriegeschäft<br />

weiter ausbauen<br />

will. Zugleich hat Trumpf<br />

mit GFT eine enge Entwicklungspartnerschaft<br />

geschlossen.<br />

Die enge Kooperation<br />

mit GFT ist zunächst auf<br />

zwei Jahre angelegt. Beide<br />

Unternehmen verbindet bereits<br />

eine langjährige Zusammenarbeit.<br />

Mathias Kammüller, Chief<br />

Digital Officer von Trumpf:<br />

„Wir sind überzeugt, dass<br />

wir mit dieser Neuorganisation<br />

bei Trumpf und durch die<br />

Entwicklungspartnerschaft<br />

mit GFT künftig noch<br />

schneller und effektiver unsere<br />

digitale Ambition in der<br />

Blechfertigung umsetzen und<br />

unsere ausgewiesene Expertise<br />

im Bereich der Industrial<br />

IoT sowie der Smart-Factory-<br />

Lösungen rascher ausbauen<br />

können.“<br />

Schwerpunkt der gemeinsamen<br />

Projekte von Trumpf<br />

und GFT liegt auf der raschen<br />

Weiterentwicklung von<br />

Maschinensoftware zur einfacheren<br />

Umsetzung der vernetzten<br />

Fertigung. Ziel ist die<br />

weitere Standardisierung der<br />

Maschinenvernetzung, um<br />

den Kunden einfacher und<br />

schneller als bisher Smart-<br />

Factory-Lösungen anbieten<br />

zu können. Die Rechte an der<br />

Marke Axoom verbleiben<br />

übrigens bei Trumpf. ↓<br />

www.trumpf.com<br />

www.gft.com/de<br />

UNSERE<br />

e-Series.<br />

Weltweit #1 unter den<br />

kollaborierenden<br />

Robotern.<br />

Schnell einzurichten<br />

Einfach zu<br />

programmieren<br />

Flexibel<br />

Einfach Automatisieren: Optimieren und expandieren<br />

Sie Ihren Betrieb mit der e-Series von Universal Robots.<br />

Die neue Cobot-Generation ist das Ergebnis jahrelanger<br />

Innovation und kontinuierlicher Verbesserungen, mit<br />

Erleben Sie jetzt die e-Series auf<br />

universal-robots.com/de/e-series<br />

Bild: Trumpf<br />

Mathias Kammüller,<br />

Chief Digital Officer<br />

von Trumpf: „Wir sind überzeugt,<br />

dass wir mit dieser Neuorganisation<br />

noch schneller unsere digitale<br />

Ambition umsetzen können.“<br />

Schnelle<br />

Automatisierung<br />

Sicher &<br />

kollaborativ<br />

denen die Produktivität erheblich gesteigert werden<br />

kann – für jede Unternehmensgröße, Branche oder<br />

Anwendung. Finden Sie heraus, was die e-Series alles<br />

für Sie leisten kann!<br />

Juli/August 2019 13


_Personalien<br />

Bild: Onrobot<br />

Bild: Rockwell<br />

05<br />

Bild: Rittal<br />

01<br />

06<br />

Bild: Balluff Bild: SMC<br />

Bild: Omron<br />

02 03<br />

04<br />

07<br />

Bild: Eckelmann<br />

Bild: Bettenhausen<br />

08<br />

01 Enrico Krøg Iversen (CEO, links) und Björn Milsch<br />

(General Manager DACH & Benelux, rechts) haben<br />

in Soest das erste DACH- und Benelux-Büro des dänischen<br />

Cobot-Greifspezialisten Onrobot eröffnet.<br />

02 Seigo Kinugawa leitet bei Omron als neuer CEO das<br />

Industrieautomatisierungsgeschäft in der EMEA-Region.<br />

Er folgt auf Hiroyuki Usui.<br />

03 Matthias Schad verantwortet seit dem 1. April 2019<br />

den Vertrieb des Bereichs Maschinenautomation bei<br />

der Eckelmann AG. Er löst Roland Simon ab.<br />

04 Christian Ziegler (rechts) ist beim Pneumatikspezialisten<br />

SMC nun Manager Digital Business Development.<br />

Seine Position als Manager Marketing & Communication<br />

übernimmt Michael Junkermann (links).<br />

05 Andreas Hamm ist neuer Deutschland-Geschäfts -<br />

führer bei Rockwell Automation. Seit 2018 war er bereits<br />

Country Sales Director für Deutschland.<br />

06 Dr. René Umlauft ist neuer Geschäftsführer für den<br />

internationalen Vertrieb beim Schaltschrank-Spezialisten<br />

Rittal.<br />

07 Dr. Roland Schaefer, Vice President Innovation Management<br />

bei Balluff, ist neues Vorstandsmitglied der<br />

Forschungsinitiative Arena2036.<br />

08 Dr. Kurt D. Bettenhausen ist neuer Technologie- und<br />

Digitalchef (CTO/CDO) bei Schunk. Bettenhausen<br />

war zuvor lange Senior Vice President of Corporate<br />

Technology bei Siemens. Er ist zudem Vorsitzender<br />

des VDI-Gremiums Digitale Transformation.<br />

14 Juli/August 2019


_Branchennews<br />

Termine<br />

Branchenticker + Branchenticker<br />

05.09.2019, Fanuc-Webinar:<br />

Sicherheit bei der Mensch-<br />

Roboter Kollaboration MRK<br />

Von der Koexistenz bis zur<br />

Kollaboration: Wie sich das<br />

Zusammenspiel zwischen<br />

Mensch und Roboter in der<br />

Produktion absichern lässt, erklärt<br />

Michael Keller, Applikationsingenieur<br />

Robotics bei<br />

Fanuc Deutschland, im <strong>Automationspraxis</strong>-Webinar.<br />

https://industrie.de/webinare/<br />

11.–12.09.2019 All About<br />

Automation in Leipzig<br />

Automationsmesse für Mitteldeutschland.<br />

www.automation-leipzig.com<br />

16.–21.09.2019 EMO mit mav<br />

industrie 4.0 Area<br />

Digitalisierungs-Treffpunkt<br />

auf der Werkzeugmaschinen-<br />

Messe in Hannover.<br />

https://mav.industrie.de/<br />

industrie-4–0-area-2019/<br />

MPDV gründet KI-Tochter<br />

Der MES-Softwarespezialist MPDV<br />

hat mit Perfectpattern aus München<br />

das Tochterunternehmen Aimes (Artificial<br />

Intelligence for Manufacturing<br />

Excellence Solutions) gegründet, um<br />

KI-basierte Lösungen im Fertigungsumfeld<br />

zu entwickeln. www.mpdv.de<br />

Cloos stärkt Automation<br />

Der Schweißtechnikspezialist Cloos<br />

hat sich mehrheitlich am Automatisierungsspezialisten<br />

MPA aus Burbach<br />

beteiligt.<br />

www.cloos.de<br />

Liebherr eröffnet China-Standort<br />

Die Liebherr-Verzahntechnik hat eine<br />

neue Produktionsstätte in Yongchuan<br />

in China eröffnet. Hier montiert Liebherr<br />

Wälzfräsmaschinen und Wälzschleifmaschinen.<br />

www.liebherr.com<br />

Stemmer kauft Infaimon<br />

Mit der Übernahme der spanischen<br />

Infaimon setzt der Bildverarbeitungsspezialist<br />

Stemmer Imaging seinen<br />

internationalen Wachstumskurs fort<br />

und verstärkt sich beim Thema Bin-<br />

Picking. www.stemmer-imaging.de<br />

Schunk baut aus<br />

Mit einem breit angelegten Investitionsprogramm<br />

macht sich Schunk fit<br />

für sein globales Wachstum: Rund 85<br />

Millionen Euro investiert Schunk bis<br />

Mitte 2020 in die Standorte Brackenheim-Hausen,<br />

Mengen, St. Georgen<br />

und Morrisville – rund 42 000 m²<br />

Produktions- und Verwaltungsfläche<br />

entstehen zusätzlich. www.schunk.de<br />

Weidmüller paktiert mit Oring<br />

Der Connectivity-Spezialist Weidmüller<br />

hat einen Minderheitsanteil am taiwanesischen<br />

Networking- und IIoT-<br />

Anbieter Oring Industrial Networking<br />

übernommen. www.weidmueller.de<br />

Das Kamel dehnt den Rücken vollständig.<br />

Ihrem Projekt widmen wir<br />

uns genauso umfassend.<br />

Yogaübung “Kamel”<br />

Tel. +49 (0) 74 52 84 66-0<br />

www.MartinMechanic.com<br />

Bearbeitung I Handling I Montage I Prüfung I Robotik<br />

www.rsp.eu.com<br />

Juli/August 2019 15


_Industrie 4.0<br />

Interview: Bernhard Müller, Geschäftsführer Industrie 4.0 bei der Sick AG<br />

„Sensoren lernen mit KI“<br />

Wie künstliche Intelligenz (KI) die Sensor Intelligenz verbessert und wie Sick mit<br />

intelligenten Sensoren die eigene Fertigung smart macht, verrät Bernhard Müller,<br />

Geschäftsführer Industrie 4.0 bei der Sick AG.<br />

Autor: Armin Barnitzke<br />

AP: Was sind derzeit Ihre strategischen Innovationen<br />

in Sachen Industrie 4.0 bei Sick?<br />

Müller: Ein wichtiges Thema ist künstliche Intelligenz.<br />

Ziel ist es, mithilfe von KI den Sensor zu befähigen,<br />

seine Aufgabe in der jeweiligen Applikation<br />

noch besser zu lösen. Standardsensoren erledigen<br />

ihren Job bereits gut, aber wenn eine neue<br />

Aufgabe hinzukommt, dann stoßen die Sensoren<br />

an ihre Grenzen. Mit KI dagegen kann ein Sensor<br />

aus Erfahrungen lernen und antizipieren: Was ist<br />

das, was ich da sehe? So entsteht ein besserer Sensor,<br />

der auch Dinge erkennen kann, die er noch nie<br />

gesehen hat.<br />

AP: Zieht KI in alle Sensoren ein?<br />

Müller: Natürlich benötigt der Sensor dafür eine<br />

Hardwarebasis mit entsprechender Rechenleistung<br />

und für die Aufgabe eine passende Software-<br />

App. Dafür haben wir das Eco-System Sick App-<br />

Space geschaffen. Früher hat ein Sensor Daten in<br />

Form von Bits & Bytes abgegeben, heute geben intelligente<br />

Sensoren Informationen weiter.<br />

AP: Aber entstehen dabei nicht trotzdem riesige<br />

Datenmengen?<br />

Müller: Übergeordnete Systeme und Cloud-Plattformen<br />

sollten gewiss nicht mit Sensorinformationen<br />

überflutet werden. Dafür bauen wir unser Edge-Computing-Portfolio<br />

aus. Unsere Sensor Integration<br />

Machines, kurz SIM, sitzen zwischen Sensorebene<br />

und Cloud, integrieren mehrere Sensoren<br />

und bereiten deren Daten auf. Der Sensorcluster<br />

kann so außerhalb der Cloud dezentrale Entscheidungen<br />

treffen. Die dafür benötigten Software-<br />

Apps können natürlich auch im AppSpace erstellt<br />

und dann auf die SIMs ausgerollt werden.<br />

AP: Um wirklich Informationen generieren zu<br />

können, muss man aber den jeweiligen Prozess<br />

genau kennen, oder?<br />

Müller: Ja, klar. Ich kann einen Sensor nicht intelligenter<br />

machen, wenn ich nicht weiß wofür. Deshalb<br />

sehen wir uns bei Sick auch sehr gut aufgestellt,<br />

eben weil wir uns in den jeweiligen Märkten<br />

Bild: Sick<br />

16 Juli/August 2019


_Industrie 4.0<br />

„Früher gab ein Sensor Daten in Form von Bits<br />

& Bytes ab, heute geben intelligente Sensoren<br />

Informationen weiter.“<br />

Bernhard Müller, Sick<br />

Bernhard Müller, Geschäfts führer<br />

Industrie 4.0 bei der Sick: „Unser<br />

Ziel ist es, mithilfe von KI den<br />

Sensor zu befähigen, seine Auf -<br />

gabe in der jeweiligen Applikation<br />

noch besser zu lösen.“<br />

Juli/August 2019 17


_Industrie 4.0<br />

Bild: Sick<br />

Die Sensor Integration<br />

Machines, kurz SIM,<br />

sitzen zwischen Sensorebene<br />

und Cloud, in -<br />

tegrieren mehrere<br />

Sensoren und bereiten<br />

deren Daten auf.<br />

gut auskennen, ob in der Automobilindustrie, im<br />

Maschinenbau oder in der Logistik. Die Branchenexperten<br />

in unseren Solution Centern beschäftigen<br />

sich nur mit den Anwendungen ihrer jeweiligen<br />

Industrie.<br />

AP: Aber den Kunden braucht man sicher auch?<br />

Müller: Selbstverständlich. Gerade beim Thema<br />

KI geht es nicht ohne den Kunden. Denn jede<br />

Applikation ist immer ein bisschen anders.<br />

Der Kunde sollte uns<br />

daher am besten konkrete<br />

Beispieldaten liefern, mit<br />

denen der KI-Sensor lernen<br />

kann: KI benötigt passende<br />

Trainingsdaten.<br />

AP: Können Sie diese<br />

Sensor Intelligenz auch<br />

in der eigenen Produktion<br />

nutzen?<br />

Müller: Unbedingt. In unserer<br />

4.0 Now Fabrik in<br />

Freiburg setzen wir ausschließlich<br />

Sick-Sensoren<br />

ein. Es gibt nicht einen Fremdsensor. Das<br />

Besondere an der Fabrik: Sie ist total flexibel:<br />

Jede Maschine ist eine Universalmaschine, die löten<br />

oder kleben oder bohren oder pressen oder beschriften<br />

kann. Es gibt keine speziellen Maschinen,<br />

die nur für eine Sensorvariante geeignet sind.<br />

Wir können daher in der Fabrik bis zu 500.000<br />

verschiedene Varianten herstellen, von Losgröße 1<br />

bis zur 1000er-Stückzahl. Jeder Sensor sucht sich<br />

selbst seinen Weg durch die Fabrik und steuert auf<br />

mobilen Transportsystemen, wir nennen sie AGC,<br />

Automated Guided Cart, zum jeweils benötigten<br />

Prozess. An der Maschine wird dann identifiziert,<br />

welcher Sensortyp das ist und was mit ihm passieren<br />

soll. Ist der Arbeitsgang erledigt, weiß der Sensor<br />

was als Nächstes zu tun ist und fährt an die<br />

entsprechende Station. Alles völlig autonom und<br />

flexibel.<br />

AP: Welche Arten von Sensoren nutzen Sie in<br />

der 4.0 Now Fabrik?<br />

Müller: In der 4.0 Now Fabrik haben wir optische,<br />

elektromagnetische und Ultraschallsensoren<br />

sowie Encoder verbaut. Im Umfeld von Roboterzellen<br />

spielt auch bei uns der Sicherheitsaspekt eine<br />

entscheidende Rolle. Deshalb gehören Sicherheitslösungen<br />

wie Sicherheitssensoren mit Sicherheitssteuerungskomponenten<br />

ebenfalls in die Produktionszellen.<br />

Und mit Inspektionslösungen stellen<br />

wir eine gleichbleibend einwandfreie Qualität<br />

unserer Produkte sicher.<br />

AP: Zum Beispiel?<br />

Müller: Beispielsweise werden für die präzise Roboterpositionierung<br />

industrielle 2D-Kameras, wie<br />

die Picocam oder programmierbare InspectorP gemeinsam<br />

mit unserer SIM4000 genutzt. Zusätzlich<br />

stellen Displacement-Messsensoren höchste<br />

Messgenauigkeit sicher. So können wir mittels<br />

100%-Prüfung die Qualität unserer Endprodukte<br />

verbessern und gleichzeitig Material- und Stillstandskosten<br />

reduzieren. Eine weitere Anwendung<br />

sind Track&Trace-Lösungen zur Identifizierung<br />

und Lokalisierung von beispielsweise Material.<br />

Dazu verwenden wir Barcode-Leser oder 2D-Kameras,<br />

wie Lector 620, und RFID Technologie. ↓<br />

Sick AG<br />

www.sick.de; Control<br />

Bernhard Müller im<br />

Gespräch mit der <strong>Automationspraxis</strong>.<br />

Bild: Sick<br />

18 Juli/August 2019


_Industrie 4.0<br />

Sensor für Fabrik<br />

der Zukunft<br />

TRANSPORTIERT<br />

AUTONOM<br />

O<br />

Sense, connect, detect: Um mit vertretbarem Aufwand Daten für<br />

die Fabrik der Zukunft zu erfassen, hat Bosch mit dem SCD einen<br />

neuen Sensorbaustein entwickelt. Der kabellose, streichholzschachtelgroße<br />

SCD-Sensor lässt sich einfach an der gewünschten<br />

Komponente befestigen (per Kabelbinder oder<br />

selbstklebend). Sofort nach seiner Aktivierung liefert der Sensor<br />

Messwerte für Temperatur, Beschleunigung,<br />

Magnetfeld/<br />

Strom und Licht. Dank seiner<br />

Multisensortechnologie<br />

erfasst der SCD mehrere<br />

Daten simultan und überträgt<br />

sie drahtlos zur sofortigen<br />

Schwachstellenanalyse<br />

an eine App. Zur weitergehenden<br />

Auswertung und<br />

Dokumentation lassen sich die<br />

Messwerte in Excel exportieren. In die Entwicklung des SCD<br />

sind das Knowhow von Bosch zur Sensorfertigung sowie die Automatisierungserfahrung<br />

von Bosch Rexroth eingeflossen. ↓<br />

Bild: Bosch<br />

Bosch Rexroth AG<br />

www.boschrexroth.com<br />

AGV<br />

info@tuenkers.de<br />

www.tuenkers-modular-automation.de<br />

Via Funk ab in die Cloud<br />

Mit einem eigenen Cloud-Dienst<br />

ebnet Murrelektronik den Weg in<br />

die Industrie 4.0. Als Schnittstelle<br />

in die Cloud dient dabei die kompakte<br />

Schaltschrankkomponente<br />

Nexogate, die auf dem von Schildknecht<br />

entwickelten IoT-Edge-Gateway Dataeagle<br />

7050 basiert. Die Übertragung der Daten erfolgt auf einem<br />

verschlüsselten Kommunikationsweg, wahlweise<br />

per GSM-Übertragung oder über ein Netzwerk.<br />

Der Murrelektronik-Cloud-Dienst zeichnet sich dadurch<br />

aus, dass er die Daten von Steuerungs- und IO-<br />

Komponenten in Maschinen und Anlagen direkt in die<br />

Cloud überträgt. In einem übersichtlichen Dashboard<br />

können alle wichtigen Daten flexibel zusammengestellt<br />

werden können. So hat der Maschinen- und Anlagenbetreuer<br />

alle wichtigen Informationen jederzeit im<br />

Blick. Sie können für die Prozessanalyse, für die Maschinenoptimierung<br />

und natürlich auch als Tool für die<br />

vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance)<br />

genutzt werden.<br />

↓<br />

Murrelektronik GmbH<br />

www.murrelektronik.com<br />

Bild: Murrelektronik<br />

Ein Laser –<br />

grenzenlose Einsatzmöglichkeiten.<br />

Mobil<br />

Integrierbar Automatisierbar<br />

www.mobil-mark.de<br />

Anzeigendaten einfach und sicher übermitteln.<br />

PDF<br />

<br />

<br />

www.konradin-ad.de<br />

<br />

<br />

Juli/August 2019 19


_Industrie 4.0<br />

Vorausschauende Wartung durch intelligente Auswertung der erfassten Daten<br />

Predictive Maintenance:<br />

Big Data im Einsatz<br />

Predictive Maintenance ist ein prima Beispiel, wie man Big Data und<br />

maschinelles Lernen im Produktionsumfeld gewinnbringend einsetzen<br />

kann.<br />

Autoren: Marc Hönig/Prof. Dr.-Ing. Peter Zeiler, Hochschule Esslingen<br />

Beim vorausschauenden Wartungsansatz der<br />

Predictive Maintenance werden Störungen und<br />

Ausfälle von Anlagen auf Basis einer intelligenten<br />

Auswertung der erfassten Daten vorhergesagt.<br />

Stillstände können somit verhindert werden, noch bevor<br />

sie auftreten. Ein weiteres Ziel von Predictive<br />

Maintenance neben der Vermeidung von ungeplanten<br />

Stillständen der Fertigung ist die Umsetzung einer bedarfsorientierten<br />

Wartung, die Wartungsintervalle maximiert<br />

und den Wartungsaufwand minimiert.<br />

nitoring). Dabei werden Anomalien detektiert sowie<br />

die zugrundeliegenden Ausfallmechanismen identifiziert.<br />

Anschließend wird der aktuelle Anlagenzustand<br />

bewertet und eine Prognose der RUL durchgeführt.<br />

Sowohl bei der Diagnose als auch der Prognose zeigt<br />

sich der Trend, dass zunehmend Verfahren des maschinellen<br />

Lernens für die Predictive Maintenance eingesetzt<br />

werden. Voraussetzung für deren Einsatz ist<br />

die Verfügbarkeit einer ausreichenden Datenbasis,<br />

welche für das Training der Modelle benötigt wird.<br />

Bild: Hochschule Esslingen<br />

Vorteile der<br />

Predictive Maintenance<br />

im<br />

Vergleich mit<br />

traditionellen<br />

Wartungs an -<br />

sätzen.<br />

Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung von<br />

Predictive Maintenance stellen zuverlässige Kenntnisse<br />

über den Anlagenzustand sowie eine Prognose der<br />

verbleibenden nutzbaren Lebensdauer (Remaining<br />

Useful Lifetime, RUL) dar. Die RUL beschreibt den<br />

Zeitraum, in welchem eine Komponente zuverlässig<br />

ohne Ausfall betrieben werden kann. Die Grundlage<br />

bildet die Erfassung und Speicherung aller relevanten<br />

Daten – vor allem solche, die als Indikator für die<br />

fortschreitende Degradation der betrachteten Komponente<br />

dienen. Essenziell für die Prognose sind zudem<br />

Daten über die zukünftige Belastung der Komponente<br />

(z. B. Prozess- und Auftragsdaten).<br />

Vorgelagert erfolgt im Rahmen der Diagnose eine<br />

Überwachung des Anlagenzustandes (Condition Mo-<br />

Auf Basis der Diagnose- und Prognoseinformationen<br />

kann dann im sogenannten Health Management eine<br />

verbesserte Planung der Wartungs- und Logistikmaßnahmen<br />

erfolgen.<br />

Im Vergleich zu den traditionellen Wartungsansätzen<br />

– der reaktiven sowie der periodischen Wartung – bietet<br />

ein vorausschauender Ansatz diverse Vorteile.<br />

Beim reaktiven Ansatz werden erst bei Auftritt einer<br />

Störung entsprechende Maßnahmen eingeleitet, was<br />

zu ungeplanten Stillstandszeiten führt. Der periodische<br />

Ansatz beruht auf definierten Wartungsintervallen.<br />

Die Wartung erfolgt also ohne Kenntnisse des tatsächlichen<br />

Anlagenzustands und wird daher in der<br />

Regel öfters als notwendig ausgeführt – trotz ausreichendem<br />

Lebensdauervorrat.<br />

20 Juli/August 2019


_Industrie 4.0<br />

Kreislauf aus Datenerhebung, Diagnose, Prognose und<br />

Health Management.<br />

Bild: Hochschule Esslingen<br />

Predictive Maintenance als<br />

Wartungsstrategie der Zukunft?<br />

Bei einem vorausschauenden Ansatz hingegen wird<br />

der tatsächliche Zustand der Anlage sowie die verbleibende<br />

RUL berücksichtigt. Die Wartung erfolgt nach<br />

Bedarf, sodass Arbeitszeit und Kosten für Ersatzteile<br />

minimiert werden und zugleich die Lebensdauer der<br />

Bauteile optimal ausgenutzt wird.<br />

Die Vorteile einer vorausschauenden Wartung sind also<br />

unbestritten. Allerdings ist bei der Auswahl der geeigneten<br />

Wartungsstrategie eine Vielzahl an Faktoren<br />

zu berücksichtigen, sodass eine allgemeingültige Aussage<br />

nicht möglich ist. Zudem ist bei der Predictive<br />

Maintenance in der Regel mit hohen Implementierungskosten<br />

zu rechnen. Dennoch sollte der Einsatz<br />

von Predictive Maintenance in Betracht gezogen und<br />

seine Wirtschaftlichkeit kalkuliert werden. ↓<br />

Technische Akademie Esslingen e.V.<br />

www.tae.de<br />

Die Autoren und die TAE<br />

Marc Hönig und Prof. Dr.-Ing. Peter Zeiler arbeiten an<br />

der Hochschule Esslingen in der Fakultät Mechatronik<br />

und Elektrotechnik. Mit dem Thema Prognostics and<br />

Health Management (PHM) in der Produktion haben sie<br />

im November 2018 den Themenstrang KI der TAE-<br />

Fachtagung „Industrie 4.0 und das Internet of Things“<br />

bereichert.<br />

Aktuelle Seminare der Technischen Akademie Esslingen<br />

zum Thema KI und Digitalisierung:<br />

· Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz in der<br />

Produktion 26.09. – 27.09.2019 www.tae.de/go/35387<br />

· Fachtagung Industrie 4.0 am 20. und 21.11.2019<br />

www.tae.de/go/iot<br />

Hochproduktiv UND<br />

kollaborativ zugleich<br />

TX2 – Effizientes Arbeiten für und mit Menschen<br />

Hochleistungsfähige Kinematik<br />

Wegweisende und modulare SiL3 / PLe<br />

Sicherheitsfunktion<br />

Hohe Konnektivität für die smarte Produktion<br />

Geschlossene Bauform für sensitive Umgebungen<br />

Beeindruckende Zuverlässigkeit<br />

Stäubli – Experts in Man and Machine<br />

www.staubli.com<br />

Stäubli Tec-Systems GmbH, Tel. +49 (0) 921 883 0, sales.robot.de@staubli.com<br />

Juli/August 2019 21


_Industrie 4.0<br />

Smart Data für KMU: Beratung und Potenzialanalyse erleichtern den Einstieg<br />

Clevere Datennutzung<br />

Mit einer neutralen und kostenlosen Beratung will das Smart Data<br />

Solution Center Baden-Württemberg KMUs beim Einstieg in die<br />

smarte Datenwelt helfen. Zwei Beispiele aus der Praxis.<br />

Andreas Wierse,<br />

Geschäftsführer<br />

der Stuttgarter<br />

Sicos BW: „Entscheidend<br />

ist,<br />

dass man bei<br />

der Datenanalyse<br />

Muster oder<br />

Verbindungen<br />

erkennt, die<br />

wertvolle Hinweise<br />

für mögliche<br />

Prozessverbesserungen<br />

geben.“<br />

Für eine sinnvolle Nutzung müssen Daten nicht<br />

massenhaft vorhanden sein – auch viele kleine<br />

Datenmengen können in Kombination mit weiteren<br />

externen Informationen gewinnbringend sein.<br />

Andreas Wierse, Geschäftsführer der Stuttgarter Sicos<br />

BW: „Entscheidend ist, dass man bei der Datenanalyse<br />

Muster oder Verbindungen erkennt, die wertvolle<br />

Hinweise für mögliche Prozessverbesserungen geben.“<br />

Bei Smart Data geht es daher nicht nur um die<br />

Analyse der erfassten Datenmengen, sondern auch um<br />

die Berücksichtigung weiterer semantischer Informationen.<br />

„Viele KMU erkennen allerdings das Potenzial dieser<br />

Technologien nicht oder wissen nicht, wie sie sich dem<br />

Thema nähern sollen“, berichtet Wierse. Um KMU in<br />

Baden-Württemberg an das Thema heranzuführen,<br />

hat Sicos BW daher 2014 deshalb mit dem Karlsruher<br />

Institut für Technologie (KIT) das Smart Data Solution<br />

Center Baden-Württemberg gestartet. „Vielen<br />

KMU mangelt es schlicht an den finanziellen Mitteln<br />

oder der fachlichen Expertise, diese Technologie für<br />

sich zu bewerten“, so Wierse. „Hier wollen wir Unterstützung<br />

geben.“<br />

Bild: Wolfram Scheible<br />

Nützliche Vorhersagen treffen<br />

Das SDSC-BW bietet KMU eine neutrale und kostenlose<br />

Smart-Data-Beratung – dank finanzieller Unterstützung<br />

durch das baden-württembergische Landesministerium<br />

für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

(MWK). Anhand einer Potenzialanalyse beurteilen die<br />

Experten des SDSC-BW, ob sich die Aufbereitung,<br />

Analyse und Auswertung vorhandener Daten lohnt.<br />

Falls ja, beraten sie die Unternehmen zur Projektrealisation<br />

und begleiten die Umsetzung.<br />

Paradebeispiel für eine sinnvolle Datennutzung im Industrieumfeld<br />

ist Predictive Maintenance (vorausschauende<br />

Wartung). Erkennen Firmen in Verbindung<br />

mit semantischen Informationen Datenmuster, die auf<br />

den kommenden Ausfall beziehungsweise die Störung<br />

einer Anlage oder Maschine hinweisen, können sie gefährdete<br />

Anlagenkomponenten rechtzeitig austauschen.<br />

„So sind die Unternehmen in der Lage, Wartungszeiten<br />

vorbeugend zu planen und teure Ausfallzeiten<br />

zu minimieren“, erläutert Wierse.<br />

Energieverbrauch optimiert<br />

Projektbeispiel Mader: Ziel der sechswöchigen Potenzialanalyse<br />

beim Druckluft-Spezialisten Mader war es<br />

herauszufinden, inwieweit die Zeitreihendaten eines<br />

Druckluftsystems für eine vorausschauende Instandhaltung<br />

geeignet sind; außerdem galt es, weitere energieeffiziente<br />

Kompressor-Optimierungen zu entdecken.<br />

Denn rund 78 Prozent der Lebenszykluskosten<br />

einer Druckluftanalage sind Energiekosten.<br />

Die Smart-Data-Experten wandten hierzu eine Zeitreihenanalyse<br />

sowie Techniken des maschinellen Lernens<br />

an. Das erlaubte ihnen, die Entwicklung der Daten<br />

des Druckluftsystems zu untersuchen – insbesondere<br />

die Korrelation zwischen Faktoren, wie zum Beispiel<br />

der Auslastungskombination der Kompressoren<br />

und dem Gesamtenergieverbrauch des Systems.<br />

Das SDCS-BW präsentierte Mader verschiedene Techniken<br />

des maschinellen Lernens, die es erlauben, aus vorhandenen<br />

historischen Daten neue effizientere Kompressor-Konfigurationen<br />

zu erstellen. Peter Maier, geschäftsführender<br />

Gesellschafter von Mader, freut sich über das<br />

22 Juli/August 2019


_Industrie 4.0<br />

Resultat der Analyse: „Die Zusammenarbeit mit dem<br />

SDSC-BW hat uns eine neue und tiefere Betrachtungsweise<br />

der Druckluftstation-Daten ermöglicht.“<br />

Maschinenzustand analysiert<br />

Projektbeispiel Hermle: Beim mittelständischen Maschinenbauer<br />

Hermle ging es um die Nutzung von Datenanalysen<br />

zur Bewertung der Maschinenzustände.<br />

Durch ein intern entwickeltes System erfasst das Unternehmen<br />

zentrale Maschinen-Parameter, die Aussagen<br />

zum Zustand der Maschinen ermöglichen. Diese<br />

Informationen werden analysiert und ausgewertet,<br />

um Stillstände zu vermeiden und den Wartungsbedarf<br />

exakt zu bestimmen. Diese Fähigkeiten wollte das Unternehmen<br />

mithilfe des SDSC-BW weiter ausbauen.<br />

In der ebenfalls sechswöchigen Potenzialanalyse griff<br />

das Team des SDSC-BW auf die bereitgestellten Wartungsdaten<br />

eines Maschinentyps für den Zeitraum<br />

von zwölf Monaten zurück. Die Erstanalyse konzentrierte<br />

sich darauf, den Zustand der Achsen des Bearbeitungszentrums<br />

zu bestimmen und auf diese Weise<br />

Potenziale für eine automatisierte Fernwartung zu<br />

identifizieren. Im zweiten Schritt ging es um die Auswertung<br />

der Daten anhand überwachter Lernverfahren,<br />

zum Beispiel sogenannter Entscheidungsbäume,<br />

„Vielen KMU mangelt es schlicht an den<br />

finanziellen Mitteln oder der fachlichen<br />

Expertise, um Smart-Data-Technologie für<br />

sich zu bewerten.“<br />

die automatisch Wenn-Dann-Regeln erzeugen.<br />

Das Resultat: Die Experten entwickelten einen Ansatz,<br />

der eine automatisierte Auswertung des Maschinenzustands<br />

unter Einbeziehung optionaler Verfahrprofile<br />

ermöglicht. Die Techniker können nun zukünftig<br />

mithilfe der Datenauswertung den Wartungsprozess<br />

noch weiter verbessern. „Mit der Smart-Data-<br />

Analyse des SDSC-BW konnten wir unsere Erfolge im<br />

Bereich Predictive Maintenance bestätigen und die<br />

Weichen für eine noch bessere Maschinenwartung<br />

stellen“, freut sich Daniel Weiss von Hermle. ↓<br />

Smart Data Solution Center Baden-Württemberg<br />

www.sdsc-bw.de<br />

Sicos BW GmbH<br />

www.sicos-bw.de<br />

Andreas Wierse, Sicos<br />

INFO:<br />

VDW – Generalkommissariat EMO Hannover 2019<br />

Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.<br />

Corneliusstraße 4 · 60325 Frankfurt am Main · GERMANY<br />

Tel.: +49 69 756081-0 · Fax: +49 69 756081-74<br />

emo@vdw.de · www.emo-hannover.de<br />

Juli/August 2019 23


_Industrie 4.0<br />

Künstliche Intelligenz: Maschinennahe Datenauswertung bietet Vorteile<br />

KI in der Produktion:<br />

Tipps für den Einstieg<br />

Wie gelingt in der Produktion der Einstieg in die künstliche Intelligenz<br />

(KI)? Omrons R&D-Manager Tim Foreman gibt Tipps.<br />

Omron Sysmac<br />

AI Controller<br />

besitzt eine<br />

adaptive Intelligenz,<br />

die lernt,<br />

normale von<br />

abnormalen<br />

Mustern für die<br />

einzelne<br />

Maschine zu unterscheiden.<br />

1Wissen über Umgang mit<br />

großen Datenmengen ausbauen:<br />

„Produzierende Unternehmen<br />

sind häufig eher abwartend,<br />

wenn es um neue Technologien<br />

geht, da sie mit Maschinen arbeiten,<br />

die 20 und mehr Jahre laufen<br />

müssen“, so Foreman. Es wird<br />

aber nun Zeit, dass diese ihre<br />

Scheu überwinden. „Um die neuen<br />

Möglichkeiten bestmöglich zu nutzen,<br />

sollten Unternehmen sicherstellen,<br />

dass sie mit großen Datenmengen<br />

und fortschrittlichen Algorithmen<br />

arbeiten können.“<br />

Bild: Omron<br />

2Zentrale Projektfragen und<br />

-ansätze skizzieren. Foreman<br />

rät zu Beginn eines KI-Projektes<br />

wichtige Fragen zu klären:<br />

Welches Problem und welche Herausforderung<br />

sollen angegangen<br />

werden? Welche Strategien und<br />

Technologien eignen sich am besten<br />

und sind diese anpass- und erweiterbar?<br />

Welche Führungskräfte<br />

und Mitarbeiter sollen mit an<br />

Bord geholt werden? Gibt es die<br />

notwendige Expertise im eigenen<br />

Unternehmen oder müssen externe<br />

Experten involviert werden?<br />

3Klare und messbare Ziele<br />

festlegen: Oberstes Ziel des<br />

KI-Einsatzes in der Produk -<br />

tion sollten Qualitäts- und Prozesseffizienzsteigerungen<br />

sein, beispielsweise<br />

durch Vermeidung von<br />

Maschinenstillständen. „Die KI-<br />

Lösung sollte daher auf mess- und<br />

spürbare Verbesserungen der OEE<br />

abzielen“, sagt Foreman. Und bereits<br />

eine Optimierung um nur wenige<br />

Prozentpunkte könne zu erheblichen<br />

Effizienzsteigerungen<br />

und Kostensenkungen führen. „KI<br />

in der Maschineninstandhaltung<br />

kann beispielsweise dazu beitragen,<br />

das Risiko von Geräteschäden<br />

und Stillstandzeiten zu reduzieren,<br />

da sich Probleme frühzeitig erkennen<br />

lassen.“<br />

4Vorteile von KI at the Edge<br />

nutzen: Damit man nicht<br />

mühsam eine riesige Menge<br />

an Daten nach Mustern durchsuchen<br />

muss, sei es ideal, wenn die<br />

„Die KI-Lösung sollte auf mess- und<br />

spürbare Verbesserungen der OEE<br />

abzielen“, rät Tim Foreman, R&D-<br />

Manager bei Omron Europe.<br />

KI-Algorithmen in die Maschinensteuerung<br />

integriert sind und so<br />

den Rahmen für Echtzeitoptimierung<br />

schaffen – an der Maschine<br />

(Edge). Foreman verweist in diesem<br />

Zusammenhang auf den hauseigenen<br />

Sysmac AI Controller. Diese<br />

integrierte KI-Steuerung verfügt<br />

über eine adaptive Intelligenz, die<br />

nahe am Geschehen ist und lernt,<br />

normale von abnormalen Mustern<br />

für die einzelne Maschine zu unterscheiden.<br />

Foreman: „Das biete<br />

nicht nur die Möglichkeit für eine<br />

Datenverarbeitung in Echtzeit,<br />

sondern sorge auch dafür dass sich<br />

die KI-Lösung einfach und verhältnismäßig<br />

schnell implementieren<br />

lässt.“<br />

↓<br />

Omron Electronics GmbH<br />

www.industrial.omron.de<br />

Bild: Omron<br />

24 Juli/August 2019


_Industrie 4.0<br />

Konferenz zeigt Künstliche Intelligenz in Unternehmen<br />

Kongress: Smarte<br />

Maschinen im Einsatz<br />

Ihre Herausforderung<br />

Innovationsgeschwindigkeit<br />

Ein hochkarätiger Kongress von Konradin Mediengruppe und<br />

Fraunhofer IPA beleuchtet am 15. Oktober 2019 den Einsatz<br />

künstlicher Intelligenz (KI) in Industrieunternehmen.<br />

Kooperation von Konradin Mediengruppe und Fraunhofer IPA: Der Kongress Smarte Maschinen<br />

im Einsatz – Künstlicher Intelligenz in Unternehmen am 15. Oktober 2019.<br />

Bild: Konradin<br />

Die Lösung<br />

Umsetzungsstärke<br />

Beim zweiten Kongress<br />

„Smarte Maschinen im Einsatz<br />

– Künstliche Intelligenz<br />

in Unternehmen“ präsentieren die<br />

Konradin Mediengruppe und das<br />

Fraunhofer IPA konkrete KI-basierte<br />

Anwendungen in der Industrie:<br />

Von Startups und agilen Mittelständlern<br />

bis zu Konzernen.<br />

Auf dem Kongress geben Vertreter<br />

von ABB, Bosch Rexroth, Siemens,<br />

Stihl, Trumpf und Voith Einblicke<br />

in ihren KI-Einsatz. Ergänzt werden<br />

die Industrievorträge durch<br />

Strategiereferate führender Wissenschaftler<br />

wie Prof. Thomas<br />

Bauernhansl und Prof. Marco Huber,<br />

beide Fraunhofer IPA, sowie<br />

Prof. Marc Toussaint von der Universität<br />

Stuttgart. Zudem gibt es<br />

Rundgänge am Fraunhofer IPA zu<br />

Stationen rund um Industrie- und<br />

Service-Robotik, Maschinelles Lernen<br />

und Bildverarbeitung, Smart<br />

Data und Industrie 4.0.<br />

Die ganztägige Veranstaltung gibt<br />

eine herausragende Standortbe-<br />

stimmung, was KI in Firmen heute<br />

tatsächlich leisten kann und wo<br />

noch Herausforderungen zu bewältigen<br />

sind. Schirmherrin der<br />

Konferenz ist die baden-würtembergische<br />

Wirtschaftsministerin<br />

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut. ↓<br />

www.industrie.de/kuenstliche-intelli<br />

genz-2019<br />

Save the Date:<br />

15. Oktober 2019<br />

Das detaillierte Programm des zweiten KI-<br />

Kongresses von Konradin Mediengruppe<br />

und Fraunhofer IPA finden Sie unter www.<br />

industrie.de/kuenstliche-intelligenz-2019.<br />

Die Teilnehmerzahl am Dienstag, dem 15.<br />

Oktober 2019, ist auf 150 begrenzt, der<br />

erste Kongress war rasch ausgebucht. Die<br />

Kongressteilnahme kostet 640 Euro zzgl.<br />

MwSt.<br />

↓<br />

www.industrie.de/kuenstliche-intelligenz-2019<br />

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Juli/August 2019 25


_Industrie 4.0<br />

Mit Sensoren<br />

ausgestattete<br />

Lackierroboter<br />

erfassen große<br />

Datenmengen –<br />

eine IoT-Analytics-Software<br />

von Dürr wertet<br />

diese aus, sogar<br />

in Echtzeit.<br />

Bild: Dürr<br />

Analytics Software wertet Roboter- und Prozessdaten millisekundengenau aus<br />

IoT-Lösung blickt live in<br />

die Lackierkabine<br />

Dürrs IoT-Lösung Ecoscreen Equipment Analytics macht Abläufe in<br />

Lackieranlagen transparent und intelligent: Sie wertet alle Roboterund<br />

Prozessdaten millisekundengenau aus. Highlight ist eine<br />

Streaming-Analytics-Anwendung für die Datenanalyse in Echtzeit.<br />

Die Software Ecoscreen<br />

Equipment Analytics erfasst<br />

und analysiert alle relevanten<br />

Signale der Sensoren und Aktoren<br />

in der Lackieranlage. Beispielsweise<br />

stellt die Applikationstechnik<br />

des Roboterarms permanent<br />

Daten der Druckregler, Dosierpumpen<br />

und Farbventile bereit.<br />

Hauptnadel, Turbinendrehzahl,<br />

Lenkluft und Lufterhitzer<br />

sind ebenfalls an den Datenrecorder<br />

angeschlossen. Darüber hinaus<br />

erfasst die Software Ecoscreen<br />

Equipment Analytics die Positionen,<br />

Drehmomente und Temperaturen<br />

der einzelnen Achsen der Lackier-<br />

und Handlings Roboter.<br />

Diesen Angaben werden Sachverhalte<br />

aus den Lackierzellen gegenübergestellt,<br />

wie Start- und Endzeitpunkt<br />

einer Lackierung oder<br />

Produktionsdaten einzelner Karosserien,<br />

wie Typ- und Farbcode.<br />

Auch alle Fehler aus dem Lackierprozess<br />

werden erfasst.<br />

Diese Daten werden nicht nur gesammelt<br />

und gespeichert: Eine visuelle<br />

Darstellung der Daten<br />

schafft Transparenz: „Mithilfe des<br />

Visual Analytics Moduls können<br />

wir die Daten der zurückliegenden<br />

Wochen bis auf den Millisekundentakt<br />

genau nachvollziehen“, erklärt<br />

Dr. Lars Friedrich, Vorstand<br />

der Dürr Systems. „Die detaillierten<br />

Informationen helfen dabei,<br />

Fehler schneller zu identifizieren<br />

und zu beseitigen. Die Quervergleiche<br />

verschiedener Roboter verbessern<br />

die Ursachenanalysen und<br />

unterstützen den Anlagenbetreiber<br />

dabei, die Verfügbarkeit der Anlage<br />

zu steigern und den Gesamtprozessablauf<br />

zu verbessern.“<br />

Die Prozesssignale kann die Software<br />

in einer 3D-Ansicht auch mit<br />

den gefahrenen Bahnverläufen der<br />

Roboter und der exakten Position<br />

der Karosserie gemeinsam darstellen<br />

und abgleichen.<br />

Algorithmen errechnen<br />

Idealzustand<br />

Das Zusatzmodul Streaming Analytics<br />

geht noch einen Schritt weiter:<br />

Es analysiert die Daten in Echtzeit.<br />

Mithilfe von Algorithmen werden<br />

aus den erhobenen Daten Muster<br />

und Zusammenhänge errechnet,<br />

die den Idealzustand der Anlage<br />

beschreiben. Bereits kleinste<br />

Anomalien sowohl innerhalb der<br />

Anlage als auch im Prozess werden<br />

automatisiert ermittelt. Mitarbeiter<br />

können so Abweichungen auf den<br />

Grund gehen, noch bevor die Karosserie<br />

die Lackierkabine verlässt.<br />

Für die Streaming-Analytics-Funktion<br />

kommt eine Software der IIoT-<br />

Plattform Adamos zum Einsatz, die<br />

26 Juli/August 2019


_Industrie 4.0<br />

Kein schweres<br />

Heben mehr!<br />

Dürr gemeinsam mit der Software<br />

AG und mehreren Maschinenbauern<br />

betreibt.<br />

Mit Streaming Analytics stehen<br />

dem Anlagenbetreiber leicht bedienbare<br />

Grafikoberflächen zur<br />

Erstellung von Analysemodellen<br />

bereit. Damit kann ein Experte ein<br />

Analysemodell erstellen, welches<br />

aus der Charakteristik des Signalverlaufs<br />

automatisch Auffälligkeiten<br />

ermittelt.<br />

Künftig maschinelles<br />

Lernen möglich<br />

Mit der Software Equipment Analytics kann der<br />

Anlagenbediener den Zustand in der Lackierzelle<br />

überwachen.<br />

Bild: Dürr<br />

„Parallel zu Streaming Analytics<br />

entwickelt Dürr für Batch-Analytics-Anwendungen<br />

weitere Module,<br />

die auf der Basis künstlicher<br />

neuronaler Netze arbeiten. Die<br />

Software erlernt vollautomatisch<br />

den optimalen Prozesszustand und<br />

registriert jegliche Abweichungen.<br />

Das heißt, die Software löst Problemstellungen<br />

zukünftig durch<br />

maschinelles Lernen selbst“, blickt<br />

Dr. Friedrich voraus. „Sofern die<br />

selbstlernenden Module Trends<br />

feststellen, können Probleme im<br />

Equipment sogar unter Angabe<br />

einer Prognose des Ereigniszeitpunktes<br />

vorausschauend erkannt<br />

werden.“<br />

Die Software Ecoscreen Equipment<br />

Analytics ist seit 2018 bei<br />

Automobilherstellern im Einsatz.<br />

Das auf Echtzeitdaten basierende<br />

Zusatzmodul Streaming Analytics<br />

wird seit dem vierten Quartal<br />

2018 in einer kompletten Produktionslinie<br />

erstmalig eingesetzt. Das<br />

mit künstlicher Intelligenz arbeitende<br />

Modul Batch Analytics befindet<br />

sich derzeit bei einem Kunden<br />

in der Erprobungsphase. Entwickelt<br />

wurde das Ganze in der<br />

Digital Factory von Dürr. In diesem<br />

Kompetenzzentrum arbeiten<br />

rund 100 Software-Experten an<br />

Lösungen für die Digitalisierung<br />

von Produktionsprozessen. ↓<br />

Dürr Systems AG<br />

www.durr.com<br />

Automatisierte Fehleranalyse<br />

Der zur Dürr-Gruppe gehörende<br />

MES-Spezialist Itac Software hat ein<br />

neues IIoT-Konzept zur Vernetzung,<br />

Automatisierung und Analyse von<br />

Produktionsprozessen entwickelt.<br />

Kernbestandteil ist Itac Manufac -<br />

turing Analytics, ein System zur optimierten<br />

und automatisierten Fehler -<br />

ursachenanalyse sowie intelligenten<br />

Wartungsplanung. Im Zusammenspiel<br />

mit der IIoT-Plattform von Adamos<br />

(an der Dürr ebenfalls beteiligt ist)<br />

und weiterer Software der Dürr-Gruppe<br />

lassen sich damit ganzheitliche Data-Analytics-<br />

und Predictive Maintenance-Szenarien<br />

umsetzen.<br />

Dabei werden verschiedene Daten von<br />

Maschinen in der Produktionslinie innerhalb<br />

eines Gateways gesammelt<br />

und zusammengeführt: Strukturierte<br />

Daten aus der Itac.MES.Suite, unstrukturierte<br />

IIoT-Daten (von Sensoren)<br />

und Dateneingaben von Bedienern<br />

(Benutzeroberflächen, Apps,<br />

Tablets). Das Gateway leitet die Daten<br />

mittels Messagebrokern wie Kafka zu<br />

Analyseprozessen und Big-Data-Speichern<br />

weiter. So ergibt sich die Basis<br />

für die Überwachung von Prozessverhalten<br />

und Produktanomalien, für die<br />

zustandsbasierte und vorausschauende<br />

Wartung sowie Prozessoptimierung.<br />

↓<br />

Itac Software AG<br />

www.itacsoftware.de<br />

Palettiersysteme<br />

für Bodenroller<br />

Schwere Palettenstapel<br />

automatisiert der Maschine<br />

zu- und wieder abführen, ist<br />

mit dem neuen Ladesystem<br />

für Bodenroller kein Problem.<br />

Der Bediener fährt mit einem<br />

beladenen Gitterwagen auf<br />

die Rampe und betätigt einen<br />

Fußschalter. Alles weitere<br />

erfolgt vollautomatisch.<br />

Kein schweres Heben<br />

mehr, dank dem neuen<br />

ergonomischen Ladesystem.<br />

...überzeugen Sie sich auf:<br />

www.ief-werner.de<br />

Juli/August 2019 27


Forschung & Praxis<br />

IPA exklusiv<br />

Serie Industrie 4.0<br />

Deep Learning für die Montageautomation<br />

_Industrie 4.0<br />

Schlauer montieren mit<br />

maschinellem Lernen<br />

Maschinelles Lernen gibt der Montageautomation neue Impulse. Die<br />

Tools helfen, den Automatisierungsgrad zu erhöhen sowie Planungsund<br />

Programmieraufwände zu reduzieren.<br />

Neuro-CAD-Software bewertet<br />

Bauteileigenschaften<br />

Maschinelles<br />

Lernen gibt der<br />

Montage-Auto<br />

mation neue Impulse.<br />

Auch wenn viele Produktionen heute weitgehend<br />

durchautomatisiert erscheinen, so trifft dies auf<br />

die Montage nicht zu. Der Einsatz von Robotersystemen<br />

liegt hier bei unter 15 Prozent. Gründe<br />

dafür sind verschiedenste Bauteile, kurze Taktzeiten<br />

und mitunter sehr knifflige Fügevorgänge. Das bedingt,<br />

dass der Einsatz von Robotern und der Aufwand<br />

für deren Programmierung oft noch nicht wirtschaftlich<br />

ist. Das gilt nicht nur, aber insbesondere für<br />

kleine und mittelständische Produktionen, deren geringe<br />

Losgrößen bisher noch nicht für den Robotereinsatz<br />

sprachen.<br />

Technologien basierend auf maschinellem Lernen eröffnen<br />

nun neue Möglichkeiten. Generell hat maschinelles<br />

Lernen das Potenzial, den Automatisierungsgrad<br />

in Produktionen weiter zu erhöhen und die Abläufe<br />

zu optimieren. Grundlage hierfür sind große Datenmengen.<br />

Verfahren des Deep Learnings, also künstliche<br />

neuronale Netze, können Zusammenhänge in<br />

diesen Daten erkennen und daraus Aktionen ableiten.<br />

Was heißt das konkret für die Montage?<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Um zu prüfen, ob sich ein Montageprozess aus wirtschaftlicher<br />

und technischer Sicht überhaupt automatisieren<br />

lässt, ist bisher das Wissen eines Automatisierungsexperten<br />

gefordert. Das Fraunhofer IPA bietet<br />

dieses Wissen beispielsweise im Rahmen seiner Automatisierungs-Potenzialanalyse<br />

an. Die webbasierte<br />

Software Neuro-CAD erarbeitet sich mithilfe eines<br />

neuronalen Netzes gerade ähnliches Wissen und ist<br />

reif für den Praxistest.<br />

Interessenten mit Montageaufgaben können auf der<br />

Webseite www.neurocad.de die Step-Dateien ihres<br />

Bauteils hochladen. Die Software bewertet dann<br />

innerhalb weniger Minuten bestimmte Bauteileigenschaften.<br />

Wissensgrundlage hierfür sind rund 50.000<br />

Datensätze, mit denen das neuronale Netz bereits gelernt<br />

hat. Aktuell analysiert die Software, wie einfach<br />

ein Bauteil zu vereinzeln ist. Außerdem bewertet sie<br />

die Greifflächen und Ausrichtbarkeit. Die Ausgabe<br />

weiterer Informationen, wie zum Beispiel die Positionierbarkeit,<br />

ist in Arbeit.<br />

Neben der Bewertung des Bauteils nennt die Software<br />

zudem eine Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit der<br />

Bewertung. Weil das neuronale Netz noch Trainingsdaten<br />

braucht, sind ebenfalls Nutzer willkommen, die<br />

neben den Step-Dateien auch ihre eigene Einschätzung<br />

des Bauteils angeben – so tragen sie dazu bei,<br />

dass die Software dank der größeren Datenbasis besser<br />

trainiert und performanter wird.<br />

Auch Bildverarbeitung vereinfacht die<br />

Roboterprogrammierung<br />

Ein anderes Beispiel für den Nutzen von maschinellem<br />

Lernen in der Montageautomatisierung ist die Software<br />

Visualcue. Bei klassischen Montageaufgaben<br />

werden bisher große Zeitanteile verwendet, um den<br />

Roboter langsam manuell zu bewegen und den Füge-<br />

28 Juli/August 2019


_Industrie 4.0<br />

vorgang im Hinblick auf Robustheit und Taktzeit<br />

feinzuteachen. Der Einsatz von Kameras und Bildverarbeitungssoftware<br />

mithilfe von maschinellem<br />

Lernen kann diese Zeitanteile drastisch reduzieren.<br />

Spezielle Algorithmen extrahieren Montagemerkmale<br />

wie Schraubpositionen, Kanten oder Steckverbinder<br />

aus den Bilddaten und bieten diese dem<br />

Anwender zur Manipulation an. Damit werden<br />

Befehle wie „Teil an Kante ausrichten“, „In Kantenrichtung<br />

bewegen“ oder „Um Kante drehen“<br />

möglich. Die Auswirkung der Befehle wird direkt<br />

im Bild dargestellt, sodass auch unerfahrene Roboternutzer<br />

Montageaufgaben erfolgreich via<br />

Roboter automatisieren können.<br />

Die genannten Technologien für die Montage sind<br />

nur zwei Beispiele dafür, wie maschinelles Lernen<br />

den Robotereinsatz und Produktionen voranbringen<br />

kann. Am Fraunhofer IPA entstehen zahlreiche<br />

weitere Lösungen, die neben der Robotik die<br />

Bereiche Qualitätssicherung, Produktionsoptimierung<br />

und Umgebungserfassung adressieren. Interessierte<br />

Unternehmen erhalten von der ersten Beratung<br />

bis zur Realisierung eines Demonstrators<br />

zum Thema maschinelles Lernen Unterstützung<br />

im Zentrum für Cyber Cognitive Intelligence. ↓<br />

Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und<br />

Automatisierung IPA<br />

www.ipa.fraunhofer.de<br />

In drei Schritten zur passenden KI-Strategie<br />

Ron Brandt, CGI<br />

Deutschland: „Je konkreter<br />

der Use Case<br />

beschrieben ist, desto<br />

erfolgreicher können<br />

KI-Projekte durchgeführt werden.“<br />

Für eine erfolgreiche KI-Strategie empfiehlt<br />

Ron Brandt, Vice President Consulting<br />

Services bei CGI, ein Vorgehen<br />

in drei Schritten.<br />

1. Identifikation und Beschreibung potenzieller<br />

Use Cases: „Bewährt haben<br />

sich hier Design-Thinking-Methoden“,<br />

so Brandt. „In Workshops erarbeiten<br />

die Fachabteilungen mögliche<br />

Anwendungsfälle.“<br />

2. Schritt zwei befasst sich mit der<br />

Auswahl der passenden Methoden<br />

und Verfahren, die sich für die Umsetzung<br />

des Use Cases am besten eignen.<br />

3. Im dritten Schritt muss der Daten -<br />

bestand aus eigenen oder externen Datenquellen<br />

aufbereitet werden, um die<br />

Prognosemodelle zu trainieren.<br />

Ein entscheidender Faktor ist für<br />

Brandt ein klares Einsatzziel. „Je konkreter<br />

der Use Case beschrieben ist,<br />

desto erfolgreicher können KI-Projekte<br />

durchgeführt werden.“ Ist der Use<br />

Case gefunden, sollte ein Projektteam<br />

einen geeigneten Prognosealgorithmus<br />

trainieren und dann die Idee in einem<br />

Proof of Concept umsetzen. „Ist der<br />

Ansatz auf einem klar abgegrenzten<br />

Gebiet erfolgreich, lässt er sich – leicht<br />

abgewandelt – auch auf weitere Use<br />

Cases anwenden“, so Brandt.<br />

Notwendig dafür sind auch qualifizierte<br />

Mitarbeiter, die über Kenntnisse mathematisch-statischer<br />

Verfahren sowie<br />

Erfahrungen beim Einsatz von Deep-<br />

Learning-Frameworks verfügen. ↓<br />

CGI Deutschland B.V. & Co. KG<br />

www.de.cgi.com<br />

Bild: CGI<br />

Etherneteitung<br />

15 Mio. Zyklen getestet<br />

Test 4888<br />

Torsionsrekord für Leitungen mit ± 360 °/m<br />

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Juli/August 2019 29


_Robotik Cluster Odense<br />

Dänisches Odense auf dem Weg zur weltweit führenden Robotik-Stadt<br />

Miteinander wachsen,<br />

voneinander profitieren<br />

Intensive Kooperationen und der Austausch untereinander sorgen dafür, dass<br />

sich das dänische Odense zu einem Vorzeige-Cluster der Robotik und Automation<br />

entwickelt. Junge Unternehmen, mutige Gründer und ein engagiertes Netzwerk<br />

treiben diese Entwicklung voran und sehen noch viel Potenzial. Autor: Yannick Schwab<br />

Bild: Odense Robotics<br />

30 Juli/August 2019


<strong>Automationspraxis</strong><br />

Trend des Monats<br />

exklusiv<br />

„Odense bündelt in einzigartiger Weise<br />

Forschung, Start-ups und Senkrechtstarter<br />

der Robotik“<br />

Henrik Schunk, Schunk GmbH<br />

Vielfältige Kooperationen<br />

im Robotik-Cluster<br />

Odense: Insgesamt 46 %<br />

der Unternehmen arbeiten<br />

mit sechs bis zehn<br />

Partnerunternehmen zusammen<br />

– 38 % sogar<br />

mit mehr als zehn.<br />

Bis 2020 soll Odense zur weltweit führenden<br />

Robotik-Stadt werden. So zumindest lautet<br />

das erklärte Ziel von Bürgermeister Peter<br />

Rahbæk Juel. Die dänische Großstadt liegt auf der<br />

Insel Fünen und beheimatet rund 180 000 Einwohner.<br />

Aushängeschild der Stadt ist neben Hans<br />

Christian Andersen die florierende Robotikbranche<br />

mitsamt Flaggschiff Universal Robots (UR).<br />

Spätestens der Verkauf des Cobot-Pioniers für 285<br />

Mio. USD an den US-Konzern Teradyne brachte<br />

Odense auf die Robotik-Landkarte. „Nicht zuletzt<br />

dank der Erfolge von Universal Robots, Start-upfreundlicher<br />

Rahmenbedingungen und einem in<br />

seiner Art wohl einzigartigen Zusammenhalt der<br />

Community wurde Odense zu einem bedeutenden<br />

Hotspot der Robotik“, zeigt sich Henrik Schunk,<br />

geschäftsführender Gesellschafter und CEO bei<br />

Schunk, begeistert.<br />

Vom Schiffsbau zur Robotik<br />

Der Grundstein für diese Entwicklung wurde vor<br />

mehreren Jahrzehnten gelegt: Bevor Odense zum<br />

Robotik-Hotspot wurde, drehte sich hier alles um<br />

den Schiffsbau. Um dort mit asiatischen Wettbewerbern<br />

mithalten zu können, musste die Odense<br />

Staalskibsværft, eine Werft der dänischen Mærsk-<br />

Gruppe, ihre Fertigungsprozesse überdenken. In<br />

den 1980er-Jahren kooperierte das Unternehmen<br />

deshalb mit der örtlichen Universität, um im Bereich<br />

der Robotik zu forschen. 1997 spendete der<br />

Juli/August 2019 31


_Robotik Cluster Odense<br />

Mikkel Christoffersen,<br />

Cluster Director,<br />

Odense Robotics:<br />

Henrik Schunk, geschäftsführender<br />

Gesellschafter<br />

und CEO, Schunk:<br />

Bild: Odense Robotics<br />

„Die mehr als 130<br />

Unternehmen im<br />

Cluster sind sich<br />

einig, dass Zusammenarbeit<br />

der<br />

Schlüssel zum Erfolg ist.“<br />

Bild: Schunk<br />

„War es in der<br />

Vergangenheit der<br />

Schiffsbau, der die<br />

Stadt prägte, soll<br />

diese Aufgabe nun<br />

die Robotik übernehmen.“<br />

Firmengründer A. P. Møller 80 Mio. dänische<br />

Kronen für ein Forschungsinstitut. Bald darauf<br />

konnten die ersten Schweißroboter für die Werft<br />

produziert werden.<br />

Seitdem konnte eine Menge Knowhow und Talent<br />

in der Region gefördert werden. Heute vereinigt<br />

das Cluster Odense Robotics mehr als 130 Unternehmen<br />

der Bereiche Robotik und Automation<br />

unter seinem Dach. Diese beschäftigen aktuell<br />

rund 3600 Menschen und generierten 2017 einen<br />

Jahresumsatz von 763 Mio. Euro – Tendenz steigend.<br />

Allein durch Exporte konnten die Robotikfirmen<br />

aus Odense 509 Mio. Euro umsetzen.<br />

„Dänemark ist ein kleines Land mit einem kleinen<br />

Heimatmarkt, daher haben wir von Anfang an<br />

global gedacht“, sagt Thomas Visti, CEO des Robotikspezialisten<br />

Mobile Industrial Robots (MiR)<br />

und ehemaliger Vertriebsleiter bei UR.<br />

Talente mit Talenten locken<br />

Ein besonderes Augenmerk legt das Netzwerk<br />

auch auf Gründer und bietet mit dem Robotics<br />

Start-up Hub ein Förderprogramm in Odense an.<br />

„Hier haben Unternehmen die Möglichkeit, ihre<br />

Organisationsentwicklung zu beschleunigen und<br />

ihre Produkte durch die Unterstützung und Beratung<br />

von Spezialisten weiterzuentwickeln“, erklärt<br />

Mikkel Christoffersen, Cluster Director bei<br />

Odense Robotics. Bisher konnten 11 Start-ups das<br />

Programm abschließen – mehr als 80 % mit kommerziellem<br />

Erfolg. Insgesamt ist rund die Hälfte<br />

der Unternehmen im Cluster 2010 oder später gegründet<br />

worden.<br />

„Odense Robotics, das Southern Denmark<br />

Growth Forum und die Stadt Odense sind bestrebt,<br />

die besten Bedingungen für die Entwicklung<br />

neuer Technologien und Unternehmen im Bereich<br />

der Robotik zu schaffen“, so Christoffersen.<br />

Die Unternehmen haben Zugang zu einer Reihe<br />

von Dienstleistungen, die sie beim Wachstum unterstützen,<br />

z. B. durch Innovationsprojekte, Kompetenzentwicklung<br />

und Hilfe bei der Rekrutierung.<br />

Ein Beispiel für die gelungene Arbeit mit Start-ups<br />

ist Purple Robotics. Die drei Gründer Lasse Kieffer,<br />

Henrik Tillitz Hansen und Peter Nadolny<br />

Madsen, die zuvor bei UR als Produktentwickler<br />

tätig waren, entwickelten einen cleveren doppelten<br />

Vakuum-Greifer. Dieser verleiht einem Roboterarm<br />

zwei „Hände“ und ermöglicht ihm damit,<br />

mehrere Objekte gleichzeitig zu handhaben und<br />

mehrere Aufgaben in einer Bewegung zu lösen.<br />

„Es war eine inspirierende Erfahrung, ein gänzlich<br />

neues Robotik-Unternehmen aufzubauen und mit<br />

unserer Erfindung für einen Umbruch auf dem<br />

Markt für Vakuum-Greifer zu sorgen“, erzählt<br />

Kieffer. Im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen<br />

vom expandierenden Greiferspezialisten Onrobot<br />

aus Odense übernommen. Dessen CEO,<br />

Enrico Krog Iversen, war bereits von 2008 bis<br />

2016 Geschäftsführer bei UR.<br />

Wachstum durch Knowhow-Transfer<br />

Die Vermittlung von Wissen ist ein wichtiger Aspekt<br />

der gemeinschaftlichen Arbeit in Odense.<br />

„Netzwerke, Partnerschaften – auch solche zwischen<br />

Wettbewerbern – und kreativer Freiraum<br />

beschleunigen die Entwicklungen in Odense und<br />

sprengen Grenzen in den Köpfen. Das zeigt sich<br />

auch an den Lösungen im Bereich Robotik, die<br />

den Robotikmarkt komplett verändert haben“, erklärt<br />

Henrik Schunk. „Das enge Miteinander eröffnet<br />

enorme Potenziale in der Entwicklung, aber<br />

auch im Tagesgeschäft. Dieser besondere Teamgeist<br />

ist Teil der Erfolgsgeschichte von Odense.“<br />

Der Greiferexperte Schunk ist seit 2016 mit einer<br />

eigenen Ländergesellschaft in Odense vertreten<br />

und hat Anfang 2019 erstmals seine Expert Days<br />

on Service Robotics in der dänischen Stadt ausgerichtet.<br />

32 Juli/August 2019


_Robotik Cluster Odense<br />

Mikkel Christoffersen: „Die Unternehmen des<br />

Odense Robotics Clusters sind sich einig, dass Zusammenarbeit<br />

der Schlüssel zum Erfolg ist.“ Tatsächlich<br />

kooperieren 78 % der Unternehmen in<br />

Odense Robotics mit anderen Clusterunternehmen.<br />

„Anstatt gegeneinander anzutreten, gibt es<br />

den Wunsch und das Engagement, einander zu<br />

helfen, indem sie zusammenarbeiten, neue Technologien<br />

entwickeln und Wissen teilen.“<br />

Das bestätigt Thomas Visti: „Wir arbeiten eng zusammen.<br />

Wir tauschen uns aus, geben unsere Erfahrungen<br />

weiter und helfen uns untereinander<br />

auch mit Kontakten weiter.“ Aber auch die lokale<br />

Regierung unterstützt den Cluster vorbildlich:<br />

„Ich habe auf der ganzen Welt noch nichts Vergleichbares<br />

gesehen, wo eine so beeindruckende<br />

Anzahl an Robotikfirmen so stark von der Regierung<br />

unterstützt wird“, freut sich Visti.<br />

Tatsächlich ist das Robotik-Cluster auch ein<br />

Schwerpunktthema der öffentlichen Hand – Verwaltung,<br />

Forschung und Entwicklung arbeiten<br />

eng zusammen. Das lockt auch internationale<br />

Größen an. Wenn der positive Trend in Odense<br />

anhält, will Schunk die Zahl seiner Mitarbeiter<br />

vor Ort ausbauen – und ist damit vermutlich nicht<br />

alleine. Henrik Schunk ist optimistisch: „Ich persönlich<br />

bin der Meinung, dass der ehrgeizige Plan<br />

von Bürgermeister Peter Rahbæk Juel gelingen<br />

kann, wenn er weiter so zielgerichtet umgesetzt<br />

wird.“<br />

↓<br />

Odense Robotics<br />

www.odenserobotics.dk<br />

Weitere spannende Unternehmen aus Odense<br />

·<br />

Blue Ocean Robotics hat mit seinem<br />

Desinfektionsroboter UVD Robot<br />

den 15. Innovations- und Entrepreneur-Award<br />

in Robotik und Automation<br />

(IERA) gewonnen. Der kollaborative<br />

Desinfektionsroboter fährt<br />

autonom durch Krankenhäuser und<br />

sendet dabei konzentriertes UV-<br />

C-Licht aus, um Bakterien und andere<br />

schädliche Mikroorganismen zu beseitigen.<br />

Ein weiteres Produkt ist der<br />

Multi Tower Robot, ein mobiler Roboter<br />

für die sichere Patientenbehandlung.<br />

Jede der Blue-Oceans-Robotermarken<br />

ist dabei als eigenständiges<br />

Venture-Unternehmen aufgestellt.<br />

·<br />

ROEQ vertreibt spezielles Equipment<br />

für die MiR-Roboter von Mobille<br />

Industrial Robots für verschiedene<br />

Abhol- und Zustellaufgaben. Dazu gehören<br />

verschiedenes Zubehör und<br />

Wagen, die an den Mobilroboter gekoppelt<br />

werden können.<br />

·<br />

Kobots entwickelt einen mobilen,<br />

sprachgesteuerten Schneidroboter für<br />

Handwerker und Baustellen. Dort soll<br />

er die Produktionskapazität um bis zu<br />

300 % steigern. Gleichzeitig reduziert<br />

der Roboter die Ausschussquote und<br />

erhöht die Arbeitssicherheit. Die gesamte<br />

Maschine ist in zehn Minuten<br />

aufgebaut und kann in zwei Sporttaschen<br />

verstaut werden.<br />

·<br />

Trivision hat sich auf die Entwicklung<br />

automatisierter Qualitätskontrollsysteme<br />

für die Lebensmittel- und<br />

Verpackungsindustrie spezialisiert.<br />

Diese sollen dabei helfen, die Effizienz<br />

und Güte in der Produktion mittels<br />

Dokumentation und Nachverfolgbarkeit<br />

zu verbessern.<br />

↓<br />

Juli/August 2019 33


_Robotik Cluster Odense<br />

Esben Østergaard, Enrico Krøg Iversen und Thomas Visti haben Robotik-Erfolgsstory geprägt<br />

Drei Dänen schreiben das<br />

Odenser Robotik-Märchen<br />

Die Geschichte des Robotik Clusters in Odense ist eng verknüpft mit der Erfolgsstory<br />

von Universal Robots. Und diese haben drei Männer entscheidend geprägt:<br />

Esben Østergaard, Enrico Krøg Iversen und Thomas Visti. Alle drei treiben die<br />

Robotik weiter voran – nun aber unabhängig von UR.<br />

Autor: Armin Barnitzke<br />

Das dänische Odense, die Geburtsstadt des<br />

Märchenautors Hans Christian Andersen,<br />

hat eine wundersame Wandlung durchgemacht:<br />

Einst von Werften geprägt und dann unter<br />

der Schiffsbaukrise leidend ist die Stadt auf der Insel<br />

Fünen heute ein Hightech-Mekka und so etwas<br />

wie das Silicon Valley der Robotik. Ein Märchen?<br />

Ein Wunder? Eher das Ergebnis harter Arbeit, wie<br />

ein Blick auf die Protagonisten zeigt.<br />

Einer dieser Protagonisten der Odenser Robotikszene<br />

ist Esben Østergaard. 2001 kam der junge<br />

Robotik-Nerd, der schon mit fünf Jahren aus Lego<br />

seinen ersten Roboter gebaut und später in Tokio<br />

und Kalifornien geforscht hatte, nach Odense,<br />

um am dortigen Maersk Mc-Kinney Moller Institute<br />

seine Doktorarbeit zu schreiben. Das Institut<br />

ist nach dem Reeder Arnold Mærsk Mc-Kinney<br />

Møller benannt, der 1997 der Odenser Universität<br />

„Firmen<br />

auf zu bauen<br />

gefällt mir. Es<br />

gibt mir persönlich<br />

wahnsinnig<br />

viel Energie, mit<br />

jungen Firmen<br />

zu arbeiten und<br />

mit diesen den<br />

richtigen Weg<br />

zum Markt und<br />

zu den Kunden<br />

zu finden. “<br />

Bild: Onrobot<br />

Enrico Krog Iversen<br />

schmiedet jetzt mit<br />

Onrobot eine neue<br />

Greiftechnik-Größe.<br />

34 Juli/August 2019


<strong>Automationspraxis</strong><br />

MACHER DER AUTOMATION<br />

exklusiv<br />

„Ich glaube wirklich,<br />

dass wir die<br />

Welt durch<br />

Robotik zu einem<br />

besseren Ort<br />

machen können.“<br />

Esben Østergaard hat mit<br />

reinvestrobotics.com eine<br />

neue Firma gegründet.<br />

Die Hälfte der Einkünfte<br />

soll an wohltätige Zwecke<br />

gehen.<br />

Bild: Universal Robots<br />

„Ich werde<br />

weiter lokal<br />

investieren<br />

und auch<br />

meine Er -<br />

fahrungen<br />

weitergeben.“<br />

Bild: MIR<br />

Thomas Visti kann<br />

durchaus stolz darauf<br />

sein, mit UR und MIR<br />

gleich zwei Firmen<br />

aus Odense zum Erfolg<br />

geführt zu haben.<br />

Juli/August 2019 35


_Robotik Cluster Odense<br />

eine stattliche Summe zum Aufbau eines Robotik-<br />

Forschungszentrums gespendet hatte.<br />

In Odense arbeitet Esben Østergaard an diversen<br />

Robotik-Forschungsprojekten und gründete dann<br />

2005 zusammen mit den Uni-Kollegen Kristian<br />

Kassow und Kasper Stoy das Start-up Universal<br />

Robots. Erklärtes Ziel der Jungunternehmer war<br />

es, einen leichten Roboter zu entwickeln, der sich<br />

einfach installieren und programmieren lässt, um<br />

die Robotertechnik auch kleinen und mittelständischen<br />

Betrieben zugänglich zu machen.<br />

„Wir wollten eine ganz neue und bessere Art von<br />

Robotern entwickeln“, erinnert sich Esben Østergaard,<br />

„und wir wussten auch, dass wir das schaffen<br />

können. Doch der Anfang war alles andere als<br />

einfach.“ Vor allem war das Jungunternehmen<br />

(trotz eines Anfangsinvestments von Syddansk Innovation)<br />

immer knapp bei Kasse. „Denn für Investoren<br />

waren wir bloß ein paar Freaks irgendwo<br />

2008 in das Jungunter nehmen investierte. Der<br />

Investmentfond stellte allerdings auch die Bedingung,<br />

dass UR ein professionelles Management<br />

bekommt und installierte Enrico Krøg Iversen als<br />

neuen CEO. Kristian Kassow, der sich bislang als<br />

CEO von Universal Robots gesehen hatte, verließ<br />

daher das Unternehmen kurz darauf. Esben Østergaard<br />

selbst wollte ohnehin nicht CEO werden.<br />

„Dafür fehlt mir das fokussierte Business-Denken<br />

– ich bin mehr ein Philosoph.“<br />

Einiges an Business-Denken und Erfahrung brachte<br />

dagegen der neue CEO Enrico Krøg Iversen<br />

mit: Dieser hatte seine Karriere bei der Reederei<br />

von Arnold Mærsk Mc-Kinney Møller begonnen<br />

und dann viele Jahre als Vertriebsdirektor in der<br />

elterlichen Firma, einem Holzofenhersteller, die<br />

internationale Expansion vorangetrieben. Als die<br />

Familie aufgrund des steigenden Konsolidierungsdrucks<br />

die Ofenfirma verkaufte, gab Enrico Krøg<br />

Iversen ein Inserat in der dänischen Wirtschaftszeitung<br />

Börsen auf: „Geschäftsmann mit bewiesenem<br />

Erfolg sucht Firma zum Leiten und Investieren.“<br />

Diese Anzeige entdeckte der Danish Growth<br />

Fund und holte Enrico Krøg Iversen als CEO und<br />

Mitinvestor bei UR mit ins Boot.<br />

Den Roboter im Kofferraum<br />

Ein Bild aus den Anfangstagen<br />

bei Universal<br />

Robots. In der hinteren<br />

Reihe: Enrico Krog<br />

Iversen (4. von rechts),<br />

Thomas Visti (7. v.r.) und<br />

Esben Østergaard (8. v.r.)<br />

aus Dänemark, die behauptet haben, dass sie bessere<br />

Roboter bauen können als die etablierten Big<br />

Player, die den Markt unter sich aufgeteilt haben“,<br />

blickt Esben Østergaard zurück.<br />

Mit dem Rücken zur Wand<br />

Zwar konnte man 2007 erfolgreich den ersten<br />

Roboter-Prototypen bei einem Pilotkunden (ein<br />

Gewächshaus) installieren, doch allmählich ging<br />

den UR-Gründern das Geld aus. Einige Monate<br />

konnten sich Esben Østergaard und Kristian Kassow<br />

keinen Lohn mehr auszahlen. Die Gründer<br />

standen also mit dem Rücken zur Wand. Den Umschwung<br />

leitete der Danish Growth Fund ein, der<br />

Bild: Universal Robots<br />

Neben einem CEO brauchte das junge Unternehmen<br />

noch einen Vertriebsleiter, und diesen fand<br />

man im April 2009 mit Thomas Visti, der bis dahin<br />

beim Danfoss-Konzern als Sales Manager für<br />

große Accounts zuständig war. „Am Anfang war<br />

ich schon etwas geschockt. Schließlich kam ich<br />

aus einem Unternehmen mit 25.000 Mitarbeitern<br />

und leitete dort ein großes Sales-Team. Und<br />

nun war ich der einzige Vertriebsmitarbeiter einer<br />

ganz jungen Firma mit gerade mal einer Hand -<br />

voll Angestellten“, erinnert sich Thomas Visti.<br />

Aber es sei eben auch eine spannende Aufgabe gewesen.<br />

Also begannen Thomas Visti und Enrico Krøg<br />

Iversen, für UR eine kommerzielle Strategie zu erarbeiten<br />

und einige Schwächen im Business Plan<br />

der beiden UR-Gründer auszumerzen. Beispielsweise<br />

setzte man nun konsequent auf einen stückzahlorientierten<br />

Vertrieb über Distributoren, anstatt<br />

auf eigene Robotik-Integration.<br />

Umsatz explodiert förmlich<br />

„Und dann habe ich den UR-Roboter in den Kofferraum<br />

gepackt und bin durch Dänemark und<br />

Deutschland gefahren, um Kunden und potenzielle<br />

Distributoren zu begeistern“, erinnert sich Thomas<br />

Visti. Am Anfang war das durchaus abenteuerlich.<br />

So habe er den Vertrag mit dem ersten deutschen<br />

Partner Torsten Woyke (heute i-botics –<br />

WMV Robotics) an einer Tankstelle unterschrieben,<br />

schmunzelt Thomas Visti.<br />

36 Juli/August 2019


_Robotik Cluster Odense<br />

Aber dank dieses großen persönlichen Einsatzes<br />

und mit geschicktem Vertrieb und Marketing kam<br />

das Geschäft bei UR allmählich mehr und mehr<br />

ins Rollen. Von 0,5 Mio. Euro in 2009 auf 6,5<br />

Mio. in 2011 und 29,2 Mio. in 2014. Erfolge feierte<br />

UR vor allem im Mittelstand, aber auch mit<br />

den großen Automobil-OEMs kam man allmählich<br />

ins Geschäft.<br />

Für Schlagzeilen sorgte 2013 eine Applikation im<br />

Volkswagen-Werk Salzgitter.. „Der erste kollaborierende<br />

Roboter, der weltweit bei VW im Einsatz<br />

ist“, hieß es damals. Was natürlich den VW-Hauslieferanten<br />

Kuka sehr ärgerte, der daraufhin den<br />

Integrator und frühen UR-Partner Faude, der den<br />

UR-Cobot bei VW installiert hatte, kurz darauf<br />

einfach aufkaufte.<br />

Verkauf an Teradyne<br />

Aber auch der UR-Erfolg lockte natürlich Interessenten<br />

auf den Plan. 2015 haben der Investment<br />

Fond und die Miteigentümer Universal Robots für<br />

stolze 285 Mio. Dollar an den US-Elek -<br />

troniktest-Konzern Teradyne verkauft. Für beide<br />

Seiten war das ein Gewinn. UR profitiert nun von<br />

Teradynes Finanzkraft und globaler Reichweite.<br />

Teradyne wiederum stieg mit UR ins wachsende<br />

Automationsgeschäft ein. Am Verkauf an Teradyne<br />

haben übrigens nicht nur Esben Østergaard, Enrico<br />

Krøg Iversen und Thomas Visti mitverdient,<br />

sondern auch Christian Kassow, der zwar ausgestiegen<br />

war, seine Anteile aber behalten hatte.<br />

Seinen Job als UR-CEO hat Enrico Krøg Iversen<br />

dann allerdings kurz nach dem Verkauf an Teradyne<br />

aufgegeben. „Ich fühle mich einfach in kleineren<br />

Unternehmen wohler.“ Ganz abgesehen davon:<br />

„Wenn man 30 Jahre keinen Chef hatte,<br />

braucht man auch zukünftig keinen“, grinst Enrico<br />

Krøg Iversen.<br />

Thomas Visti war zum Zeitpunkt des Teradyne-<br />

Verkaufs ohnehin nicht mehr bei UR, denn er hatte<br />

schon im Januar 2014 einen Schnitt gemacht.<br />

„Nach fünf Jahren harter Arbeit Tag und Nacht<br />

war es Zeit innezuhalten.“ Viel Auszeit hat sich<br />

Thomas Visti dann aber doch nicht gegönnt: Denn<br />

schon nach ein paar Monaten und einem längeren<br />

gemeinsamen Urlaub mit der Tochter war er<br />

schnell begeistert für die nächste Herausforderung.<br />

Der Odenser Robotik-Experte Niels Jul Jacobsen,<br />

der Thomas Visti über seinen Job als UR-<br />

Aufsichtsrat gut kannte, überzeugte Visti, als CEO<br />

und Investor bei seiner Neugründung Mobile<br />

Industrial Robots (MIR) einzusteigen.<br />

Und wieder ein Neustart<br />

„Also habe ich wieder bei null angefangen“, blickt<br />

Thomas Visti zurück. Das hieß: wieder den Roboter<br />

in den Kofferraum und Klinken putzen. Immerhin:<br />

Der Aufbau von MIR sei zwar kein Spaziergang<br />

gewesen, aber doch einfacher als bei UR,<br />

erinnert sich Thomas Visti. „Nach dem UR-Erfolg<br />

wurde man als dänischer Roboterhersteller nicht<br />

mehr schief angeschaut. Zudem konnte ich viele<br />

alten Kontakte nutzen.“ Trotzdem war auch die<br />

Anfangszeit bei MIR nicht ganz ohne, denn für die<br />

mobilen Roboter musste Thomas Visti erst mal einen<br />

ganz neuen Markt entwickeln.<br />

Doch auch das ist ihm geglückt. Seit seinem Einstieg<br />

verzeichnet MIR ein steiles Wachstum, allein<br />

von 2015 auf 2016 um 500 Prozent sowie von<br />

2016 auf 2017 um 300 Prozent. Aufgrund dieser<br />

beeindruckenden Zahlen landete auch MIR recht<br />

bald im Schoß des US-Konzerns Teradyne, der den<br />

Mobilroboter-Spezialisten Anfang 2018 für 272<br />

Mio. US-Dollar als Ergänzung zu UR kaufte. „Wir<br />

haben gesehen, dass Teradyne mit UR gut umgeht<br />

und haben uns daher überzeugen lassen, dass wir<br />

ebenfalls von Teradynes globaler Power und Finanzkraft<br />

profitieren können“, begründet Thomas<br />

Visti den Verkauf.<br />

Auf dem über die Teradyne-Verkäufe eingenommenen<br />

Geld will Thomas Visti (ebenso wie seine<br />

Mitstreiter) aber nicht sitzen bleiben: Das Geld<br />

wird wieder reinvestiert, vor allem in junge Robotikfirmen<br />

in Odense. So war Thomas Visti der ers-<br />

Die smarte Art Produkte zu handeln<br />

Mit den intelligenten Greifern von Piab<br />

dokumentieren und optimieren Sie Ihre Abläufe und<br />

Prozesse ganz im Sinne von Industrie 4.0.<br />

Die Greifer nutzen hocheffiziente und<br />

leistungsstarke Vakuumtechnologie<br />

und sind mit Piabs piSMART ® Technologie<br />

ausgestattet, die während des<br />

Handlings die wesentlichen Parameter<br />

der Abläufe misst, diese als ein selbstlernendes<br />

System optimiert und bei<br />

Abweichungen Warnungen abgibt.<br />

Ausgestattet mit einer Greifereinheit<br />

mit Saugnäpfen oder dem neuesten<br />

Coup von Piab: piSOFTGRIP ® – ein<br />

vakuumbasierter weicher Greifer zum<br />

Handhaben sensibler Objekte wie<br />

Obst – ist der piCOBOT ® das kompakte<br />

Allround-Talent für Pick & Place<br />

Anwendungen. Mit der Plug&Play-<br />

Erweiterung wird die Integration in Ihr<br />

bestehendes System zum Kinderspiel.<br />

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www.piab.com<br />

Juli/August 2019 37


_Robotik Cluster Odense<br />

Weitere Macher aus dem<br />

UR-Universum<br />

Kristian Kassow: Der einstige UR-Mitgründer<br />

hat Universal Robots 2009 verlassen<br />

und dann unter anderem für den französischen<br />

Roboterhersteller Aldebaran gearbeitet,<br />

bevor er sein eigenes Start-up<br />

Kassow Robots gründete. Auf der Automatica<br />

2018 zeigte Kassow erstmals seine siebenachsigen<br />

Cobots. Auch der Vertriebschef<br />

von Kassow Robots ist übrigens aus dem UR-Umfeld bekannt:<br />

Dieter Pletscher war von 2014 bis 2017 Area Sales Manager<br />

DACH bei Universal Robots.<br />

Kasper Støy ist der dritte Mitgründer von<br />

Universal Robots, entschied sich aber für<br />

eine Universitätskarriere. Kasper Stoy<br />

forscht an Robotik und künstlicher Intelligenz<br />

und ist heute Professor an der IT-Universität<br />

Kopenhagen. Zudem ist er Gründer<br />

und CEO von Flow Robotics, das sich<br />

auf Laborautomation und Pipettieranwendungen<br />

konzentriert.<br />

Lasse Kieffer war 2007 der erste Elektronikentwickler<br />

bei Universal Robots. 2017<br />

gründete Kieffer mit zwei ehemaligen Kollegen<br />

den Vakuumgreifer-Spezialisten Purple<br />

Robotics. Enrico Krog Iversen kaufte<br />

Purple Robotics 2018 und ergänzte damit<br />

das Portfolio von Onrobot. Lasse Kiefer ist<br />

heute Global Compliance Officer bei Onrobot.<br />

Bilge Jacob Christiansen schrieb 2010 seine<br />

Bachelor Arbeit bei Universal Robots<br />

und gründete 2015 zusamen mit Ebbe<br />

Fuglsang Onrobot, das von Enrico Krog<br />

Iversen gekauft und mit Perception Robotics<br />

sowie Optoforce zum neuen Unternehmen<br />

Onrobot fusioniert wurde. Heute ist<br />

Christiansen COO bei Onrobot.<br />

Niels Jul Jacobsen ist der technische Kopf<br />

hinter Mobile Industrial Robots. Jacobsen<br />

arbeitet seit 1989 in der Robotik: Er führte<br />

das Robolab an der University of Southern<br />

Denmark und managte die Robotikentwicklung<br />

an der Odenser Werft. 2011 begann<br />

Jacobsen mobile Roboter zu entwickeln<br />

und baute erste Modelle aus Legosteinen.<br />

2013 gründete er die Firma MIR<br />

und startet mit dem Einstieg von Thomas Visti als CEO und Miteigentümer<br />

die kommerzielle Vermarktung. Niels Jul Jacobsen ist<br />

bei MIR heute Chefstratege (CSO) und Cheftechniker (CTO).<br />

te Investor beim Greiferspezialisten On Robot,<br />

der von zwei ehemaligen UR-Kollegen gegründet<br />

worden war: „Ich habe die beiden Gründer mit<br />

Geld und Erfahrungen unterstützt.“<br />

Kollaborativer One-Stop-Shop<br />

Kurz darauf ist dann auch Enrico Krøg Iversen bei<br />

On Robot eingestiegen. 2018 hat er dann On Robot<br />

mit dem US-Greifer-Start-up Perception Robotics<br />

und dem ungarischen Kraft-Momenten-<br />

Sensorik-Spezialisten Opto Force zum neuen Unternehmen<br />

Onrobot fusioniert, das Enrico Krøg<br />

Iversen auch als CEO operativ führt. Warum?<br />

„Ganz einfach: Weil es mir Spaß macht. Es gibt<br />

mir persönlich wahnsinnig viel Energie, mit jungen<br />

Firmen zu arbeiten und mit diesen den richtigen<br />

Weg zum Markt und zu den Kunden zu finden.<br />

Kurzum: Firmen aufzubauen gefällt mir.“<br />

Inzwischen hat Enrico Krøg Iversen ein weiteres<br />

dänisches Robotik-Start-up, Purple Robotics, seiner<br />

neuen Firma hinzugefügt. Sein Ziel: „Onrobot<br />

zum zentralen One-Stop-Shop für alle Belange der<br />

der kollaborativen Automatisierung ausbauen.“<br />

Innerhalb der nächsten Monate will Enrico Krøg<br />

Iversen das Portfolio von Onrobot stark erweitern<br />

und plant dazu auch weitere Akquisitionen.<br />

„Eine bessere Welt dank Robotik“<br />

Und auch der dritte im Bunde, Esben Østergaard,<br />

hat inzwischen UR den Rücken gekehrt. Hatte er<br />

bis Juni 2018 noch tatkräftig am Aufbau der neuen<br />

UR-Robotergeneration e-Series mitgewirkt,<br />

verkündete er Anfang April 2019 in einem kurzen<br />

Video-Statement auf Linkedin überraschend seinen<br />

Rücktritt als Chief Technology Officer bei<br />

UR. „Universal Robots, das ich vor 14 Jahren gegründet<br />

habe, war ein großer Teil seines Lebens.<br />

Irgendwann muss man aber eben auch etwas Neues<br />

im Leben ausprobieren“, so Esben Østergaard.<br />

Der immer noch jugendlich wirkende Däne bleibt<br />

zwar Universal Robots in einer strategischen Beraterrolle<br />

erhalten, er hat inzwischen aber auch eine<br />

neue Firma namens reinvestrobotics.com gegründet.<br />

Details verrät er noch nicht, nur dass die<br />

Hälfte der Einkünfte seiner neuen Firma an wohltätige<br />

Zwecke gehen soll. Vermutlich dürfte es bei<br />

reinvestrobotics.com vor allem darum gehen, jungen<br />

Firmen mit Geld, Erfahrung und Knowhow<br />

weiterzuhelfen. „Denn ich glaube wirklich, dass<br />

wir die Welt durch Robotik zu einem besseren Ort<br />

machen können. Es gibt noch so viel zu tun“, so<br />

Esben Østergaard. Das Roboter-Märchen von<br />

Odense geht also weiter.<br />

↓<br />

www.universal-robots.com/de<br />

https://onrobot.com/de<br />

www.mobile-industrial-robots.com<br />

www.reinvestrobotics.com<br />

38 Juli/August 2019


_Robotik Cluster Odense<br />

Interview: Andy Blanchard, Vice President Corporate Relations, Teradyne Inc.<br />

„Automation ist unser<br />

Wachstumsmotor”<br />

Welche ehrgeizigen Wachstumspläne der US-Konzern Teradyne mit den dänischen<br />

Robotik-Playern Mobile Industrial Robots und Universal Robots hegt und welche<br />

Rolle dabei der Robotik-Cluster im Raum Boston spielt, erklärt Andrew Blanchard,<br />

Vice President Corporate Relations bei Teradyne.<br />

Autor: Armin Barnitzke<br />

AP: Teradyne ist im Bereich Elektronik-Test -<br />

equipment eine feste Größe. Warum haben Sie<br />

2015 Universal Robots gekauft?<br />

Blanchard: Unser traditionelles Geschäft mit Elektronik-Testsystemen<br />

läuft gut, erreicht aber nur<br />

noch Wachstumsraten von wenigen Prozent. Daher<br />

war unser CEO Mark Jagiela auf der Suche<br />

nach einem neuen Wachstumsmotor und den haben<br />

wir beim Thema Industrie Automation gefunden.<br />

Zumal Universal Robots mit seinen Cobots<br />

ganz andere Bereiche adressiert als traditionelle<br />

Robotikanbieter. Universal Robots bietet Roboterarme,<br />

die leicht zu trainieren sind, und hat darüber<br />

hinaus mit UR+ ein Ökosystem mit rund<br />

400 Partnern aufgebaut. Der Kunde kann also mit<br />

niedrigem Risiko eine funktionierende Lösung<br />

kaufen. Damit wird Automation auch für Firmen<br />

interessant, die sich bislang noch nicht mit dem<br />

Thema beschäftigt haben.<br />

AP: Wie viel steuert der Wachstumsmotor Automation<br />

bereits zum Umsatz bei?<br />

Blanchard: Unser Testbusiness hat 2018 noch<br />

rund 88 Prozent unserer Company ausgemacht.<br />

Allerdings erwarten wir bei der Automation<br />

Wachstumsraten von 30 bis 40 Prozent, während<br />

das Test-Geschäft nur mit 3 bis 5 Prozent pro Jahr<br />

wächst. Daher soll die Automation 2022 bereits<br />

fast 30 Prozent zum Umsatz beisteuern – ohne<br />

weitere Zukäufe. Mit weiteren Akquisitionen<br />

könnte der Automationsanteil nochmal steigen.<br />

AP: Zusätzlich zu UR haben Sie auch Mobile Industrial<br />

Robots (MIR) gekauft. Warum? Weil<br />

MIR auch aus Odense kommt?<br />

Blanchard: Nein, nicht in erster Linie. Natürlich<br />

kannten wir MIR als Robotik-Player aus Odense.<br />

Aber wir haben die Firma ein Jahr lang genau be-<br />

Andy Blanchard arbeitet seit fast 20 Jahren<br />

bei Teradyne. Das Elektronik-Testunternehmen<br />

hat seine Wurzeln im traditionsreichen<br />

und Hightech-geprägten Boston, ist aber<br />

aus Platzgründen vor einigen Jahren in den<br />

Vorort North Reading gezogen – gleich<br />

nebenan hat Amazon Robotics seinen<br />

Firmensitz.<br />

Bild: Teradyne


_Robotik Cluster Odense<br />

obachtet, bevor wir sie 2018 gekauft haben. Wir<br />

waren uns sicher, dass das gut zusammenpasst.<br />

Denn MIR hat ein tolles Team und verfolgt letztlich<br />

das gleiche Ziel wie UR: Den Menschen repetitive<br />

Aufgaben abzunehmen, die niemand gerne<br />

macht. Warum sollte ein Mitarbeiter Material<br />

durch die Fabrik schleppen? Lasst das doch den<br />

Roboter tun. Im Zuge des Fachkräftemangels<br />

wollen die Leute heute ohnehin keine stumpfen<br />

Jobs mehr machen.<br />

AP: Inzwischen haben Sie auch Energid übernommen.<br />

Wie passt diese Firma dazu? Kommt<br />

Energid auch aus Odense?<br />

Blanchard: Nein, Energid ist eine Firma aus dem<br />

Raum Boston, die wir im Februar 2018 gekauft<br />

haben. Energid ist ein kleines Unternehmen, das<br />

aber 20 Jahre Erfahrung mit komplexen Motion-<br />

Control-Anwendungen hat, etwa für die Nasa<br />

oder die Ölindustrie. Energid soll uns helfen, das<br />

Thema Griff in die Kiste umfassend zu adressie-<br />

AP: Sie wollen also UR und MIR nicht unter einem<br />

Dach zusammenführen?<br />

Blanchard: Bislang planen wir nicht, die Firmen<br />

zusammenzuführen. Es gibt zwar einige Synergien<br />

auf Distributorenseite, aber wir lassen UR und<br />

MIR grundsätzlich ihr jeweils eigenes Ding<br />

machen. Natürlich holen wir die Management<br />

Teams zusammen, um Möglichkeiten für gemeinsame<br />

Aktivitäten auszuloten. Aber wir forcieren<br />

nichts.<br />

AP: Gibt es denn bei Teradyne eine koordinierende<br />

Stelle?<br />

Blanchard: Unser CEO, Mark Jagiela, kommt<br />

zwar aus der Halbleitertest-Branche, trotzdem<br />

widmet er über die Hälfte seiner Zeit der Industrial<br />

Automation. Er und auch unser CFO, Sanjay<br />

Mehta, sind also quasi die Koordinatoren, die das<br />

Automationsgeschäft weiter wachsen lassen. Die<br />

beiden schauen sich auch mögliche Akuisitionen<br />

an: Was brauchen wir, um das Wachstum weiter<br />

zu beschleunigen? Ein gutes Beispiel ist Energid:<br />

Dank deren Software erwarten wir nun, mehr<br />

Roboterarme beim Bin Picking verkaufen zu<br />

können.<br />

AP: Sie planen also noch mehr Zukäufe?<br />

Blanchard: Ich wäre überrascht, wenn wir das<br />

Industrial Automation Segment nicht weiter ausbauen<br />

würden. Wir schauen uns insbesondere<br />

Softwarefirmen an, die einfach nutzbare Automationslösungen<br />

ermöglichen. Meistens sind das<br />

kleine junge Firmen, aber mit großartigen Ideen.<br />

Mit den UR-Robotern ist<br />

Universal Robots bei<br />

kleinen und mittleren<br />

Unternehmen schon<br />

sehr erfolgreich. Nun<br />

will Teradyne dabei helfen,<br />

auch größere Unternehmen<br />

als Kunden zu<br />

gewinnen.<br />

ren. Viele UR-Partner widmen sich bereits dem<br />

Thema Bin Picking, aber diese Lösungen stießen<br />

bislang an ihre Grenzen, weil sie nicht alles aus<br />

der Kiste entnehmen oder nicht tief genug in die<br />

Kiste reingreifen können. Energids Software kann<br />

uns helfen, den adressierbaren Markt für kollaborative<br />

Roboter um mehr als 50 Prozent steigern.<br />

AP: Werden all diese Lösungen mittelfristig unter<br />

dem Teradyne Brand vereint?<br />

Blanchard: Eher nicht. In der Test-Community hat<br />

Teradyne zwar einen starken Namen, aber in der<br />

Industrieautomation hat Universal Robots die viel<br />

stärkere Marke. Wir lassen MIR und UR viele<br />

Freiheiten: Sie müssen nur ihre Finanzzahlen entsprechend<br />

unserer Vorgaben reporten und müssen<br />

unserem Code of Conduct für ethisches Verhalten<br />

folgen. Ansonsten können UR und MIR ihr Geschäft<br />

so betreiben, wie sie es für richtig halten.<br />

Bild: Universal Robots<br />

AP: Neben M&A: Wir fördern Sie das Automationsgeschäft<br />

noch?<br />

Blanchard: Wir investieren eine Menge, um die<br />

Möglichkeiten von UR auszubauen: Das betrifft<br />

sowohl R&D als auch die Distribution. Beim<br />

Thema R&D kümmern wir uns vor allem darum,<br />

dass der Roboter immer einfacher bereitgestellt<br />

werden kann, dass er noch einfacher trainiert und<br />

mit Apps erweitert werden kann. Denn wenn man<br />

30 bis 40 Prozent pro Jahr wachsen will, kann<br />

man das Integratoren-Knowhow nicht beliebig<br />

skalieren. Wir wollen daher die Software immer<br />

besser machen und so den Integrationsaufwand<br />

senken.<br />

AP: Und wo wollen Sie beim Vertrieb und beim<br />

Thema Distribution zulegen?<br />

Blanchard: Beispielsweise haben wir bei Universal<br />

Robots ein Large-Account-Programm gestartet,<br />

um verstärkt an größere Firmen zu verkaufen. UR<br />

ist sehr erfolgreich bei KMU, aber noch nicht so<br />

sehr bei großen Firmen. Weil kleinere Distributoren<br />

nicht mehrere Quartale warten können, bis eine<br />

große Firma endlich ein Produkt kauft. Wir setzen<br />

daher nun Sales Mitarbeiter bei UR auf große<br />

Kunden an. Distrobutoren sn wichtig für uns, aber<br />

40 Juli/August 2019


wir wollen auch direkt mit den Kunden sprechen,<br />

um zu schauen, welche Lösungen sie in der Zukunft<br />

benötigen und in welche Richtung wir unser<br />

Engineering lenken müssen.<br />

AP: Zeigt das bereits Erfolge?<br />

Blanchard: Ja. Erst kürzlich haben einige größere<br />

Kunden zugesagt, Dutzende von Robotern kaufen<br />

zu wollen. Diese Firmen nutzen die UR-Roboter<br />

für Montagearbeiten wie Schrauben und Kleben,<br />

aber auch für Verpackungsaufgaben. Diese Firmen<br />

haben die Kapazität, uns künftig mehrere<br />

Hundert Roboter abzukaufen.<br />

AP: Haben Sie dabei Fokusindustrien? Etwa die<br />

Automobilindustrie?<br />

Blanchard: Wir fokussieren uns weniger auf bestimmte<br />

Branchen, als vielmehr auf konkrete Anwendungsbereiche.<br />

Das sind erstens Montageund<br />

Schraubarbeiten, zweitens Maschinenbeladung,<br />

drittens Packaging und viertens Oberflä-<br />

„Mit der Übernahme der ehemaligen Rethink-<br />

Mitarbeiter bauen wir Boston als zweiten Entwicklungsstandort<br />

auf.“<br />

Welche Rolle spielt der Raum Boston für Teradynes<br />

Automationsambitionen?<br />

Blanchard: Eine große Rolle. Das Gebäude, in<br />

dem wir gerade sitzen, ist ein gutes Beispiel. Hier<br />

hatte früher Rethink seinen Firmensitz. Mit der<br />

Übernahme der ehemaligen Rethink-Mitarbeiter<br />

bauen wir Boston als zweiten Entwicklungsstandort<br />

auf, das aber natürlich eng mit Odense zusammenarbeitet.<br />

Die rund 20 ehemaligen Rethink-<br />

Mitarbeiter sind fast alle Softwareingenieure und<br />

kümmern sich bei uns um das Thema Benutzerfreundlichkeit.<br />

Andrew Blanchard, Teradyne<br />

Als Ergänzung zu den<br />

Cobots von Universal<br />

Robots hat Teradyne<br />

2018 auch MIR mit seinen<br />

autonomen Mobil -<br />

robotern zugekauft.<br />

Bild: MIR<br />

cheninspektion und Oberflächenbearbeitung. Gerade<br />

bei diesen vier Hauptanwendungen wollen<br />

wir den Robotereinsatz vereinfachen.<br />

AP: Denken Sie auch an Preissenkungen?<br />

Blanchard: Nein. Derzeit liegt der ROI für den<br />

Einsatz von UR-Robotern bei unter einem Jahr, in<br />

manchen Anwendungen sogar unter 2 Monaten.<br />

Eine Preissenkung bringt dem Kunden also kaum<br />

echte Vorteile. Die Antwort ist dagegen, den Roboter<br />

immer einfacher benutzbar und integrierbar<br />

zu machen. Und wir wollen die Zahl der möglichen<br />

Anwendungen vergrößern, etwa in Richtung<br />

Feinmontage.<br />

AP: Sie haben kürzlich mehrere Mitarbeiter der<br />

Pleite gegangenen Rethink übernommen und<br />

die Bostoner Standorte zusammen geführt.<br />

AP: Wie sind die weiteren Pläne in Boston?<br />

Blanchard: Heute arbeiten in Boston rund 30 Mitarbeiter,<br />

bis Ende des Jahres soll die Zahl auf 50<br />

steigen. Gerade im Softwarebereich gibt es eine<br />

Menge zu tun: Wir wollen, dass nicht nur die Bedienung<br />

des Roboters einfacher wird, sondern<br />

auch das Schreiben von Apps. Hier profitieren wir<br />

auch vom Ökosystem im Raum Boston. In Boston<br />

gibt es neben dem MIT, aus dem ja Rethink Robotics<br />

hervorgegangen war, einige spannende Hochschulen.<br />

Zudem ist hier in der Umgebung gerade<br />

im Bereich Robotics jede Menge los: Direkt neben<br />

unserem Teradyne Headquarter beispielsweise<br />

sitzt Amazon Robotics, die ehe malige Kiva Systems.<br />

↓<br />

Teradyne Inc.<br />

www.teradyne.com<br />

Juli/August 2019 41


_Kollaborative Robotik<br />

Interview: Philipp Unterhalt, CEO Rethink Robotics GmbH, Managing Director Hahn Group<br />

„MRK bietet Mittelstand<br />

eine riesige Chance“<br />

Im April berichtete die <strong>Automationspraxis</strong> über die ersten Pläne der<br />

deutschen Rethink Robotics GmbH. Nun bezieht Philipp Unterhalt,<br />

CEO Rethink Robotics GmbH und Managing Director Hahn Group,<br />

Position zu Neuent wicklungen und News rund um den Cobot Sawyer.<br />

Bild: Rethink<br />

Philipp Unterhalt,<br />

CEO der<br />

Rethink Robotics:<br />

„Wir freuen<br />

uns auf unseren<br />

neuen Standort<br />

im Ruhrgebiet.“<br />

AP: Welche Veränderungen im<br />

Markt sehen Sie seit unserem<br />

letzten Gespräch?<br />

Unterhalt: Wir sehen weiterhin ein<br />

sehr hohes Interesse an kollaborativer<br />

Robotik und eine steigende<br />

Akzeptanz für Mensch-Roboter-<br />

Kollaboration (MRK) – sowohl<br />

bei den Entscheidungsträgern als<br />

insbesondere auch bei den Werkern.<br />

Daneben zeigt auch die steigende<br />

Anzahl an Anbietern die zunehmende<br />

Reife des Marktes. Dies<br />

liegt natürlich auch an der stetig<br />

wachsenden Menge an möglichen<br />

Anwendungen, welche vermehrt<br />

auch außerhalb des industriellen<br />

Bereiches zu finden sind.<br />

AP: Was meinen Sie damit?<br />

Unterhalt: Wir sind aktuell in der<br />

Entwicklung von roboterbasierten<br />

Service-Lösungen. Diese benötigen<br />

keinerlei Kompetenz in der Roboterprogrammierung<br />

und sind vollständig<br />

intuitiv nutzbar. Das hohe<br />

Interesse von Partnern und Kunden<br />

basiert dabei auf dem freundlichen<br />

Design von Sawyer, also die<br />

Akzeptanz, und mündete bereits in<br />

„Noch in diesem Sommer werden wir<br />

eine erste roboterbasierte Service-Lösung<br />

präsentieren.“<br />

Philipp Unterhalt, Rethink Robotics<br />

erste Vorbestellungen. Noch in<br />

diesem Sommer werden wir eine<br />

erste Lösung präsentieren.“<br />

AP: Ihr Cobot Sawyer ist aber<br />

doch für den Industrieeinsatz<br />

konzipiert, oder?<br />

Unterhalt: Tatsächlich lag darauf<br />

bisher der Fokus. Die allermeisten<br />

unserer Cobots sind entsprechend<br />

in industriellen Anwendungen wie<br />

Maschinenbeladung, Inspektionen,<br />

leichten Montagen, Verpackung<br />

usw. eingesetzt. Wir haben<br />

uns in den letzten Monaten allerdings<br />

auch intensiv mit der Weiterentwicklung<br />

beschäftigt. So werden<br />

wir in Kürze eine Hardware<br />

präsentieren, die mit verbesserter<br />

Zuverlässigkeit und verringerter<br />

Geräuschemission punktet. Auch<br />

auf der Softwareseite präsentieren<br />

wir neue Funktionalitäten, die es<br />

dem Anwender noch einfacher<br />

machen, Sawyer zu nutzen. Diese<br />

Verbesserungen sind natürlich für<br />

die industriellen Anwendungen relevant,<br />

bieten aber eben auch die<br />

Möglichkeit, serviceorientierte Anwendungen<br />

zu unterstützen.<br />

AP: Wie schätzen Sie MRK und<br />

Cobots als Chance für den Mittelstand<br />

ein?<br />

Unterhalt: MRK bietet dem Mittelstand<br />

eine riesige Chance, zum<br />

Beispiel Produktionsspitzen abzufedern<br />

oder dem Fachkräftemangel<br />

zu begegnen. Dabei steht weniger<br />

die direkte Zusammenarbeit,<br />

also Kollaboration, als vielmehr<br />

die Koexistenz im Vordergrund.<br />

Wichtiger ist die hohe Flexibilität<br />

von MRK-Anwendungen. Mit der<br />

integrierten Kamera im Sawyer ist<br />

ein Wechsel zwischen verschiedenen<br />

Anwendungen problemlos<br />

möglich. Damit rückten zunehmend<br />

auch Produktionen mit kleinen<br />

Serien in den Fokus, bei denen<br />

eine Automatisierung bisher unwirtschaftlich<br />

war.<br />

AP: Wie können KMUs den MRK-<br />

Einsatz vorantreiben und eigene<br />

MRK-Kompetenz aufbauen?<br />

Unterhalt: Grundsätzlich können<br />

wir KMUs die Kompetenz für den<br />

Einsatz und die Integration von<br />

Cobots selbst und durch unsere<br />

Partner liefern. Es ist für KMUs<br />

aber sicherlich hilfreich, eigene<br />

Kompetenz aufzubauen, um den<br />

Einsatz kollaborativer Robotik<br />

richtig vorzubereiten und effizient<br />

zu gestalten – bestenfalls ohne Risiko<br />

größerer Investitionen. Dies<br />

unterstützen wir mit Robot-asa-Service.<br />

Die Möglichkeit, Cobots<br />

42 Juli/August 2019


_Kollaborative Robotik<br />

Bild: Rethink<br />

Rethink Robotics hat sich in den letzten Monaten intensiv mit der Weiterentwicklung<br />

des Cobots Sawyer beschäftigt. In Kürze will man eine Hardware präsentieren,<br />

die mit verbesserter Zuverlässigkeit und verringerter Geräuschemission punktet.<br />

für sich selbst auszuprobieren ist<br />

das Kerngeschäft von Hahn Robshare.<br />

Eine MRK-Lösung zu kreieren<br />

und Cobots zu mieten, ist<br />

ideal, um seine eigenen Erfahrungen<br />

zu machen. Diese Erkenntnis<br />

schafft zum einen Vertrauen dem<br />

Roboter gegenüber und zum anderen<br />

eine Perspektive, welche Produktionsaufgaben<br />

sich mit MRK<br />

lösen lassen.<br />

AP: Gerade unergonomische<br />

oder langweilige Tätigkeiten<br />

müssten für flexibel einsetzbare<br />

Cobots doch ein breites Einsatzspektrum<br />

bieten, oder?<br />

Unterhalt: Das ist genau die Chance,<br />

neben der industriellen Fertigung<br />

auch zahlreiche andere Aufgaben<br />

zu finden, die sich nun automatisieren<br />

lassen. Der Kreativität<br />

sind keine Grenzen gesetzt, denn<br />

von Systemen, in denen Menschen<br />

aus der Entfernung einen Roboter<br />

vor Ort bedienen, bis zu Service-<br />

Robotern, die Hol- und Bringdienste<br />

in Pflegestationen ausführen,<br />

gibt es noch enorme Tätigkeitsfelder,<br />

die erst am Anfang der<br />

Entwicklung liegen. Weitere Potenziale<br />

der Cobots liegen in der<br />

effizienteren Organisation von Arbeitsabläufen<br />

und der gesteigerten<br />

Attraktivität von Arbeitsplätzen<br />

durch den Einsatz dieser Technologie.<br />

Identifizieren, evaluieren und<br />

dann umsetzen – diese Schritte gehen<br />

wir immer gemeinsam mit den<br />

Kunden der Hahn Group.<br />

AP: Apropos Hahn Group. Wie<br />

läuft der Aufbau des Unternehmens<br />

Rethink Robotics, seit Sie<br />

vor neun Monaten die Technologie<br />

erworben haben?<br />

Unterhalt: Wir haben mittlerweile<br />

unser Team ausgebaut und freuen<br />

uns auf unseren neuen Standort im<br />

Ruhrgebiet. Wir wollen nah an die<br />

Universitäten und mit dem Zukunftsfeld<br />

kollaborative Robotik<br />

auch aktiv zum Strukturwandel im<br />

Ruhrgebiet beitragen. Wir haben<br />

mittlerweile ein weltweites Partnernetzwerk<br />

für Vertrieb und Integration<br />

aufgebaut. Wir haben Servicestandorte<br />

in Deutschland, den<br />

USA und Japan und bieten Unterstützung<br />

durch den Einsatz von<br />

Augmented-Reality-Technologie.<br />

So kann der Kunde uns auch ein<br />

Problem zeigen, ohne dass ein Servicetechniker<br />

anreisen muss. Darüber<br />

hinaus haben wir Partnerschaften<br />

entwickelt, die Hardware<br />

verbessert und arbeiten am Release<br />

der neuen softwarebasierten<br />

Funktionalitäten. In Summe eine<br />

sehr spannende Zeit – insbesondere,<br />

da wir kurz davor sind, mit vielen<br />

neuen Themen an den Markt<br />

zu gehen.<br />

↓<br />

Rethink Robotics GmbH<br />

https://www.rethinkrobotics.com/de/<br />

Juli/August 2019 43


_Kollaborative Robotik<br />

Cobot-Technologiestudie: Weder Kenntnisse der Robotik noch der Bildverarbeitung nötig<br />

Kollaborativer Griff in<br />

die Kiste wird einfach<br />

In einer Technologiestudie zeigt Schunk zusammen mit Kuka und<br />

Roboception, wie der Griff in die Kiste im kollaborativen Betrieb<br />

einfach, schnell und effizient gelingen kann.<br />

Die Aufgabe ist realitätsnah<br />

gestaltet: Unsortierte Metallteile<br />

sollen mittels Cobot<br />

aus einer Kiste gegriffen, in eine<br />

Schleifmaschine eingelegt und<br />

nach der Bearbeitung passgenau<br />

abgelegt werden. Parallel sollen<br />

Bild: Schunk<br />

Werker im laufenden Betrieb die<br />

Möglichkeit haben, Transportboxen<br />

oder einzelne Teile manuell zuzuführen<br />

oder zu entnehmen.<br />

Die Technologiestudie kombiniert<br />

also den Griff in die Kiste mit dem<br />

Aspekt der kollaborativen Robotik<br />

und nutzt dazu Technologien<br />

aus Robotik, Greiftechnik und<br />

Bilderkennung. Über ein CAD-basiertes<br />

Matching erfasst das Stereokamerasystem<br />

Rc_visard von<br />

Roboception die unsortierten<br />

Werkstücke. Der 3D-Sensor, der<br />

dem LBR iisy Cobot sowohl eine<br />

3D-Messung als auch eine Positionierung<br />

im Raum ermöglicht, verarbeitet<br />

unmittelbar im Kamerasystem<br />

voll aufgelöste Tiefenbilder<br />

in unter 1s, ermittelt daraus die jeweils<br />

optimalen Greifpunkte und<br />

übermittelt unmittelbar an den<br />

Cobot.<br />

Das Frontend des Cobots ist mit<br />

einem anwendungsspezifischen<br />

Co-act-Greifer ausgestattet, der eine<br />

gefahrlose Interaktion mit dem<br />

Menschen ermöglicht. Die komplette<br />

Regelungs- und Leistungselektronik<br />

ist im Innern des Greifers<br />

verbaut. Sowohl die Schnittstelle<br />

als auch die Abmessungen<br />

Die Technologiestudie kombiniert den<br />

Griff in die Kiste mit der kollaborativen<br />

Robotik und nutzt dazu Technologien<br />

aus Robotik, Greiftechnik und<br />

Bilderkennung.<br />

und Störradien wurden individuell<br />

an die Applikation angepasst. Neben<br />

solchen anwendungsspezifischen<br />

Co-act-Greifern bietet<br />

Schunk ein Standardgreiferportfolio<br />

für kollaborative Anwendungen,<br />

das den DGUV-zertifizierten<br />

Kleinteilegreifer Co-act EGP-C sowie<br />

den ebenfalls für kollaborative<br />

Anwendungen zertifizierten Großhubgreifer<br />

Co-act EGL-C umfasst.<br />

Letzterer kann Greifkräfte bis<br />

450N zu realisieren.<br />

Mit Handführung den<br />

Cobot programmieren<br />

Über die Handführung des Cobots<br />

lassen sich neue Ablagepositionen<br />

sehr einfach programmieren. Bei<br />

ungeplanten Unterbrechungen<br />

merkt sich der Cobot jede ausgeführte<br />

Bewegung und kann ohne<br />

erneutes Anlernen ad hoc die Arbeit<br />

wieder aufnehmen. Für die<br />

Griff-in-die-Kiste-Lösung sind also<br />

weder umfassende Kenntnisse der<br />

Robotik noch der Bildverarbeitung<br />

erforderlich. Bei Bedarf kann<br />

das Kamerasystem modular um<br />

Projektoren sowie Module zum<br />

neuronalen Lernen erweitert werden.<br />

Es lässt sich wahlweise stationär<br />

oder alternativ mobil auf dem<br />

Cobot betreiben, sodass auch flexible<br />

Greifszenarien auf mobilen<br />

Plattformen möglich sind. ↓<br />

Schunk GmbH & Co. KG<br />

www.schunk.com<br />

44 Juli/August 2019


_Kollaborative Robotik<br />

Interview: Dr. Albrecht Hoene, Director Human Robot Collaboration, Kuka<br />

„Es gibt eine Welt hinter<br />

dem Roboterflansch“<br />

Die Herausforderungen der Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

(MRK) und den Sinn von MRK-Partnerschaften erklärt<br />

Dr. Albrecht Hoene, Director Human Robot Collaboration in<br />

der Forschung und Entwicklung von Kuka.<br />

Dr. Albrecht Hoene, Director Human<br />

Robot Collaboration bei Kuka: „Es gibt<br />

heute bereits Beispiele, bei denen MRK<br />

wirtschaftlich eingesetzt wird. Dies ist<br />

vor allem dann der Fall, wenn die<br />

Applika tion mehrfach realisiert wird.“<br />

Bild: Kuka<br />

AP: Wo sehen Sie konkrete Einsatzbereiche<br />

für MRK-Anwendungen?<br />

Hoene: Es gibt eine Vielzahl von Anwendungen,<br />

bei denen sich Mensch und Roboter<br />

in sinnvoller Weise die Arbeit teilen<br />

und ihre jeweiligen Stärken ausspielen<br />

können: Die Stärken des Menschen liegen<br />

darin, auf Erfahrungswissen zuzugreifen,<br />

auf ungeplante Situationen zu reagieren,<br />

zu improvisieren. Die Stärken des Roboters<br />

liegen darin, sich wiederholende Aufgaben<br />

mit hoher Genauigkeit oder höherem<br />

Kraftaufwand auszuführen. Kurzum:<br />

Der Roboter assistiert dem Menschen<br />

und erleichtert die Arbeit.<br />

AP: Wie kann die MRK-Implementierung<br />

gelingen?<br />

Hoene: MRK kann erfolgreich implementiert<br />

werden, wenn ein leistungsfähiges<br />

Eco-System aus Engineering-Tools, Robotern,<br />

Greifern und Sensoren zur Verfügung<br />

steht. Es macht also durchaus für einen<br />

Roboterhersteller Sinn, über den<br />

Flansch hinaus zu denken und mit Partnern<br />

zusammenzuarbeiten. So entsteht ein<br />

Gesamtsystem, das für den Kunden die<br />

ideale Lösung bietet. Das spielt natürlich<br />

auch für die Sicherheit des Gesamtsystems<br />

eine entscheidende Rolle. Wichtig ist<br />

übrigens auch die Akzeptanz in der Belegschaft.<br />

Diese sollte bei der Erarbeitung deratiger<br />

Konzepte miteinbezogen werden.<br />

AP: Und welche Rolle spielt das Thema<br />

Wirtschaftlichkeit?<br />

Hoene: Das ist natürlich eine große Herausforderung.<br />

Es gibt heute bereits Beispiele,<br />

bei denen MRK in bestehenden<br />

Anlagen wirtschaftlich eingesetzt wird.<br />

Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die<br />

Applikation mehrfach realisiert wird.<br />

Wenn bei einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

zudem Aspekte wie Qualitätsverbesserung,<br />

Rückverfolgbarkeit von<br />

Produktionsdaten oder die Vermeidung<br />

von Fehltagen aufgrund ergonomischer<br />

Arbeitsplätze betrachtet werden, lässt sich<br />

die Wirtschaftlichkeit oft leicht nachweisen.<br />

↓<br />

Kuka AG<br />

www.kuka.com<br />

Juli/August 2019 45


_Projekt des Monats<br />

Low-Cost-Automation und selbstentwickelte Roboter automatisieren Prozesse in der Wurmfarm<br />

Vom Transportroboter auf<br />

den Angelhaken<br />

Martin Langhoff und seine Familie züchten Regenwürmer. Um die Zucht zu optimieren,<br />

entwickelt er eigene Maschinen, die den Betrieb bei der täglichen Arbeit<br />

entlasten. Robuste Bauteile von Igus überzeugen dabei durch Langlebigkeit.<br />

46 Juli/August 2019


<strong>Automationspraxis</strong><br />

Projekt des Monats<br />

exklusiv<br />

„Kleine Unternehmen müssen bezahlbare<br />

Automatisierungslösungen für Produktion und<br />

Lager nutzen, um mit den Großen mithalten<br />

zu können“<br />

Martin Langhoff, Superwurm<br />

Das fahrerlose Transportsystem holt Container aus<br />

dem Lager und bringt sie zur Fütterungs- und Be -<br />

wässerungsanlage. Dazu sind zwei parallel synchron<br />

angetriebene Drylin ZLW-Zahnriemenachsen inklusive<br />

Portalmittenantrieb verbaut, welche die Container -<br />

stapel auf einem Rollwagen in das FTS ziehen.<br />

Vor 20 Jahren ist Martin Langhoff auf den<br />

Wurm gekommen. Als ihn sein Sohn über<br />

Regenwürmer ausfragte und er das Internet<br />

zur Hilfe nahm, stellte der Familienvater fest, dass<br />

zwar ein Markt für Würmer in Deutschland existiert,<br />

dieser aber von niemandem bedient wird.<br />

Das war der Startschuss für Martin Langhoff Superwurm<br />

e. K., die erste Wurmfarm Deutschlands<br />

mit dem wahrscheinlich weltweit höchsten Automatisierungsgrad:<br />

Auf rund 1200 m² übernehmen<br />

diverse Roboter, ein automatisiertes Förderband<br />

und ein fahrerloses Transportsystem (FTS) Arbeitsschritte,<br />

die bislang sehr zeitaufwendig waren.<br />

Vieles davon hat Martin Langhoff selbst entwickelt<br />

und mit Komponenten von Igus konstruiert.<br />

Der Inhaber verfügt über Kenntnisse in der<br />

Konstruktion und Softwareentwicklung.<br />

Auf die Igus-Produkte ist Langhoff gestoßen, als<br />

er auf der Suche nach Bauteilen für seine erste<br />

selbstgebaute Maschine war – er wollte den Fütterungs-<br />

und Bewässerungsprozess der Regenwürmer<br />

teilautomatisieren. Deshalb mussten es für die<br />

Wurmfarm Bauteile sein, die bei Schmutz, Erde<br />

und Feuchtigkeit zuverlässig funktionieren, da die<br />

Maschine für den 24-Stunden-Dauerbetrieb ausgelegt<br />

wurde. Mittlerweile sind die Drylin<br />

R-Quattroschlitten mit Vollkunststofflagern, die<br />

auf zwei parallelen Wellen gleiten, und die<br />

E4-Energieketten seit zehn Jahren im Einsatz und<br />

die Maschine läuft ohne Wartung und Reinigung.<br />

Raue Einsatzbedingungen<br />

Bild: Yannick Schwab<br />

Da die Gleitelemente der Linearführungen aus<br />

Kunststoff mit inkorporierten Festschmierstoffen<br />

bestehen und somit keine zusätzliche Schmierung<br />

benötigen, gelangt kein Schmiermittel in die Erde<br />

oder zu den Würmern. Auch den E-Ketten machen<br />

die rauen Einsatzbedingungen nichts aus. Trotz<br />

Schmutz und Feuchtigkeit führen sie die Leitun-<br />

Juli/August 2019 47


_Projekt des Monats<br />

Bild: Yannick Schwab<br />

Bild: Igus<br />

Martin Langhoff und<br />

500 g Riesen-Rotwürmer<br />

in einem Spezialbeutel,<br />

bereit für die Auslieferung.<br />

gen zuverlässig und geräuscharm. Freitragende<br />

Längen stellen kein Hindernis dar.<br />

Im Lager von Superwurm stapeln sich Eurocontainer,<br />

die Erde und Würmer enthalten. Jeder dieser<br />

Container muss einmal pro Woche bewässert und<br />

mit Futter bestreut werden. M.A.R.C.o (Mobile<br />

Automated Robot Coworker), das selbstentwickelte<br />

FTS, transportiert die mit Erde und Würmern<br />

gefüllten Container stapelweise zur neuen<br />

Fütterungs- und Bewässerungsanlage. Dazu sind<br />

im FTS zwei parallel synchron angetriebene Drylin<br />

ZLW-Zahnriemenachsen inklusive Portalmittenantrieb<br />

verbaut, welche die Containerstapel<br />

auf einem Rollwagen in das Transportfahrzeug<br />

ziehen. Dafür waren Zahnriemenachsen mit<br />

Schrittmotoren notwendig, die 120 kg schwere<br />

Container ziehen können.<br />

Dieses Komplettsystem ist besonders leicht, erfordert<br />

für den Betrieb nur eine geringe Leistung und<br />

ist stoß- und schmutzunempfindlich. Für die Bewegung<br />

der Zahnriemenachsen werden die Leitungen<br />

mithilfe einer E6-Energiekette geführt. So<br />

wird ihre Lebensdauer erhöht und sie sind vor äußeren<br />

Einflüssen, z. B. Quetschungen, geschützt.<br />

Sind die Container vollständig eingezogen, wird<br />

durch einen Schrittmotor eine Schranke geschlossen,<br />

um beim Transport für zusätzliche Sicherheit<br />

zu sorgen.<br />

Autonome Wurmversorgung<br />

An der Anlage angekommen, fährt das FTS die<br />

Container zum ersten Roboter, der diese nacheinander<br />

auf ein Fließband stellt. Dabei arbeitet er<br />

mit einem intelligenten Greifer, der die Position<br />

der Container erkennt, korrigiert und diese erst<br />

anhebt, wenn ein sicherer Griff garantiert ist.<br />

„Dafür brauchten wir kostengünstige, kompakte<br />

und leichte Bauteile“, erklärt Langhoff.<br />

Zum Auf- und Zufahren des Greifers werden deshalb<br />

Wellen in Igubal ESTM-Stehlagern gelagert.<br />

Sie halten dank speziellen Tribopolymeren hohen<br />

radialen Belastungen stand, sind selbstschmierend<br />

und somit wartungsfrei. Für die Bewegung des<br />

Roboters förderlich sind außerdem ihr schwingungsdämpfendes<br />

Material und das geringe Gewicht.<br />

Um die Leitungen bei den schnellen Bewegungen<br />

des Roboters sicher zu führen und für<br />

lange haltende Leitungen zu sorgen, wird eine<br />

Energiekette der Baureihe E4 eingesetzt. Zusätzlich<br />

kommen Schrittmotoren mit Getriebe zum<br />

Einsatz, damit der Greifer die Container auf das<br />

Fließband bewegen kann.<br />

Auf dem Fließband werden die Container dann<br />

automatisch bewässert und es wird Futter auf die<br />

Erde gestreut. Am anderen Ende des Fließbands<br />

hebt ein zweiter Roboter die bewässerten und ge-<br />

Steckbrief<br />

·<br />

Das familiengeführte Unternehmen<br />

Superwurm züchtet Regenwürmer und<br />

verkauft sie an Angler, Gärtner und Zoohandlungen.<br />

Dabei setzt die Familie auf<br />

Automatisierung und Igus-Komponenten.<br />

· Die in den Anlagen eingesetzten Igus-<br />

Bauteile sind zum Teil seit zehn Jahren<br />

ohne Reinigung und Wartung im Dauereinsatz.<br />

· Die selbstkonstruierten Automations -<br />

lösungen will die Familie Langhoff künftig<br />

selbst vertreiben. Dafür wurde die Firma<br />

Robcotec gegründet.<br />

↓<br />

48 Juli/August 2019


_Projekt des Monats<br />

Bild: Yannick Schwab<br />

Die Drylin Linearführungen am<br />

Druckluftgreifer der ersten<br />

Futterstation von Superwurm<br />

funktionieren zuverlässig seit<br />

zehn Jahren – trotz Feuchtigkeit<br />

und Schmutz.<br />

Weltweit einzigartig: Der Worm Picker, eine<br />

selbstentwickelte Maschine, zählt Würmer<br />

und packt diese in kleine Boxen. Eine<br />

Bildverar beitungssoftware identifiziert die<br />

genaue Position des Wurms, der dann mittels<br />

Sauggreifer gegriffen und abgelegt wird.<br />

fütterten Container vom Fließband zurück auf einen<br />

Rollwagen, das FTs holt sie ab und fährt sie<br />

zurück ins Lager. „Mit der neuen Anlage kann die<br />

Fütterung und Bewässerung rund um die Uhr<br />

durchgeführt werden, selbst bei Personalausfall.<br />

Zudem werden Fehler auf ein absolutes Minimum<br />

reduziert“, erklärt der Superwurm-Inhaber. Nach<br />

der Optimierungsphase plant der Familienbetrieb<br />

ein zweites baugleiches FTS einzusetzen, um den<br />

Prozess zusätzlich zu beschleunigen.<br />

Um die Regenwürmer aufbewahren zu können,<br />

bietet Superwurm einen speziellen Eimer an. Bislang<br />

mussten in jeden Eimer große Belüftungslöcher<br />

gebohrt werden, die mit maßgefertigten<br />

Kunststoffsieben verklebt wurden. Das Bearbeiten<br />

der Eimer und Einkleben der Siebe bedeutete für<br />

die Langhoffs einen hohen Zeit- und Kostenfaktor.<br />

„Das Bohren der Eimer und Einkleben der Siebe<br />

war für uns immer eine sehr nervige Arbeit.<br />

Niemand mochte es gerne“, sagt Langhoff.<br />

Also machte er sich Gedanken, wie auch dieser<br />

Prozess verbessert werden könnte. Herausgekommen<br />

ist ein Rahmen, in den 40 Eimer gleichzeitig<br />

eingespannt werden können. „Nun sind nur noch<br />

zehn Minuten Umrüstzeit notwendig, um die Eimer<br />

in die Maschine einzusetzen“, merkt Langhoff<br />

an. Ein Dremel wird mithilfe eines Drylin<br />

Portals bewegt und bohrt die Lüftungslöcher automatisiert<br />

in die Eimer. Gestützt werden die Wellen<br />

des Portals dabei von Igubal KSTM-Stehlagern,<br />

damit sie parallel synchronisiert werden<br />

können. Siebe für die Löcher werden nicht mehr<br />

benötigt, da der Dremel winzige Löcher in Form<br />

des Firmenlogos in die Eimer bohrt. Es kann nun<br />

nichts mehr aus den Löchern fallen und gleichzeitig<br />

ist eine einzigartige Verpackung entstanden.<br />

Bei der Konstruktion des Eimerbohrers stieß Martin<br />

Langhoff jedoch auf einige Schwierigkeiten.<br />

Für das Portal nutzte er Drylin Zahnriemenachsen<br />

mit Schrittmotoren. Initiatoren und Achsenhalter<br />

wurden für die Anwendung passend zu den Konstruktionsprofilen<br />

ausgewählt. Der anfangs verwendete<br />

Schrittmotor für die vertikale Achse war<br />

zu schwach und konnte den Dremel nicht wie gewünscht<br />

bewegen. Mit dem Einbau eines größeren<br />

Motors war dieses Problem behoben. Auch bei<br />

dieser Maschine nutzen die Langhoffs die Vorteile<br />

der E-Ketten-Baureihe E4, die große Hübe ermöglicht.<br />

Durch ihre stabile Bauweise eignen sich diese<br />

Energie führungsketten bestens zum Leitungsschutz<br />

für die Bewegungen des Portals und ermöglichen<br />

große Hübe. Beim Bohren der Belüftungslöcher<br />

fallen viele, sehr feine Plastikspäne an. Da die<br />

eingesetzten Igus-Produkte schmutzunempfindlich<br />

sind, eignen sie sich bestens für den Einsatz bei<br />

Spänen.<br />

Marktlücke Automation<br />

Weltweit gibt es bereits Unternehmen, die die gleiche<br />

Marktlücke erkannt haben wie der Familienbetrieb.<br />

Jedoch ist die arbeitsintensive Wurmzucht<br />

dort so gut wie gar nicht automatisiert. Das wollen<br />

die Langhoffs ändern: „Kleine Unternehmen<br />

müssen bezahlbare Automatisierungslösungen für<br />

Produktion und Lager nutzen, um mit den Großen<br />

mithalten zu können“, erklärt Martin Langhoff.<br />

Die Familie plant, ihre Automatisierungslösungen<br />

zu vertreiben. Dafür haben sie die Firma Robcotec<br />

gegründet. Für die Zukunft sieht Langhoff weiteren<br />

Automatisierungsbedarf in seiner Wurmfarm<br />

und verspricht: „Die ersten Ideen habe ich schon<br />

im Kopf.“<br />

↓<br />

Igus GmbH<br />

www.igus.de<br />

Juli/August 2019 49


_Robotik<br />

Sonderanlagenbau: Linearachse trägt 10 t – und das auf engstem Raum<br />

Riesenrobot auf Achse<br />

Bei einer Roboteranlage für Turbinenschaufeln mit einem Fanuc<br />

M-2000iA/1200 setzt der Sonderanlagenbauer cts eine Schwerlast-<br />

Linearachse von Winkel ein.<br />

Stolze 490 kg – die Turbinenschaufeln,<br />

die Power Machines<br />

Russland, neu ins Programm<br />

genommen hat, waren<br />

deutlich schwerer als die bisher<br />

produzierten. Daher musste der<br />

viertgrößte Hersteller für Kraftwerksturbinen<br />

seine Produktions-<br />

Bild: cts GmbH<br />

linie aufrüsten und engagierte dafür<br />

den Sondermaschinenbauer cts<br />

aus Burgkirchen.<br />

Dieser ersetzte den bisherigen Fanuc-M-900iA/600-Roboter<br />

durch<br />

einen Fanuc M-2000iA/1200, um<br />

die Turbinenschaufeln im Produktionsprozess<br />

zu handhaben. Dieser<br />

ist aber nicht nur stärker, sondern<br />

mit seinen 8,6 t auch deutlich<br />

schwerer. Für dieses Gewicht war<br />

die bisherige Linearführung, die<br />

den Roboter entlang der Fertigungsstraße<br />

bewegt, nicht aus -<br />

gelegt – eine robustere Achse mit<br />

höherer Lastaufnahme wurde benötigt.<br />

Schwerlastführung für<br />

Anlage modifiziert<br />

„Aufgrund der Anforderungen<br />

und der engen Platzverhältnisse<br />

war es wichtig, einen Partner zu<br />

haben, der Spezialist in der Sonderkonstruktion<br />

derartiger Verfahrachsen<br />

ist“, sagt Stefan<br />

Schmiedlechner, Leiter der Fertigungsautomatisierung<br />

bei cts. Daher<br />

wandten sich die cts-Verantwortlichen<br />

an Winkel. Der Spezialist<br />

für Schwerlast-Linearführun-<br />

Mehr als 8 t wiegt<br />

der neu installierte<br />

Fanuc-Roboter<br />

M-2000iA/1200, der<br />

die schweren<br />

Turbinenschaufeln<br />

handhabt.<br />

gen aus Illingen lieferte eine passgenaue<br />

Lösung: Die modifizierte<br />

RLE 10.000 Linearführung ist<br />

schlank, spielarm und verwindungssteif.<br />

Sie verfügt über eine<br />

Wiederholgenauigkeit von ±0,2<br />

mm und eine maximale Traglast<br />

von 10 t, um den schwereren Roboter<br />

und die größeren Bauteile zu<br />

tragen.<br />

„Die Platzverhältnisse im bereits<br />

seit vielen Jahren bestehenden Gebäude<br />

waren etwas zu eng für eine<br />

Standardachse in dieser Gewichtsklasse“,<br />

erzählt Alessandro Mazzolla,<br />

Key-Account-Manager bei<br />

Winkel. Daher konzipierte Winkel<br />

die Roboterachse 480 mm schmaler<br />

und ständerte die bodengeführte<br />

Energiekette auf etwa 720 mm<br />

auf. Wegen der schmaleren Lösung<br />

und der hohen Last musste Winkel<br />

zudem Roll- statt Kugelwagen einsetzen.<br />

„Die Anforderung war in Sachen<br />

Parallelität und Ebenheit der Führung<br />

extrem hoch“, erklärt<br />

Mazzolla. Und schnell gehen<br />

musste es auch noch: Lediglich<br />

24 Wochen Projektlaufzeit waren<br />

veranschlagt – von der Planung bis<br />

zur Inbetriebnahme. cts testete<br />

die Linearachse erst vier Wochen<br />

lang auf eigenem Gelände, sechs<br />

Wochen später stand die Anlage<br />

bereits fertig in Russland, wo sie<br />

weitere vier Wochen getestet<br />

wurde. Bei cts ist man daher hochzufrieden.<br />

„Das ganze Projekt lief<br />

gewaltig gut“, schwärmt Schmiedlechner.<br />

↓<br />

Winkel GmbH<br />

www.winkel.de<br />

50 Juli/August 2019


_Promotion<br />

Von der einfachen Streckenführung bis hin zum unterirdischen Tunnel:<br />

Materialfluss<br />

effizient gestaltet<br />

Sie möchten Ihren innerbetrieblichen Materialfluss endlich effizient und<br />

automatisiert gestalten? Dann sind Sie bei uns genau richtig.<br />

Von Rilana Teipel<br />

Unsere HaRo-Gruppe ist bekannt für langlebige Förderanlagen<br />

im Bereich des Stückgut-Transportes und vereint dabei wertvolle<br />

Erfahrungen aus sechs Jahrzehnten mit den modernen Vorteilen<br />

der Industrie 4.0. Dabei entwickeln wir aus einem großen<br />

Pool von Standard-Systemen in Zusammenarbeit mit Ihnen als<br />

Kunde Ihre maßgefertigte Wunsch-Anlage.<br />

Sie planen eine einfache Streckenführung von A nach B? Ihr Fördergut<br />

soll über mehrere Etagen hinweg transportiert werden?<br />

Oder wünschen Sie sogar die Beförderung von Gütern unterirdisch<br />

durch einen Tunnel? Diesen Herausforderungen stellen wir<br />

uns gerne, schließlich bietet die Bandbreite hochwertiger Systemkomponenten<br />

eine Vielzahl von Lösungswegen, die durch das<br />

modulare Baukastensystem flexibel dem jeweiligen Anforderungsprofil<br />

angepasst werden kann und damit die Entwicklung einer<br />

passgenauen Förderstrecke ermöglicht. Dass dabei selbst die Verbindung<br />

von zwei bestehenden Produktionshallen, die mehrere<br />

hundert Meter voneinander entfernt sind, problemlos möglich ist,<br />

beweist das Projekt einer unterirdischen Logistiklösung, welche<br />

durch unsere HaRo-Gruppe realisiert wurde: Strenge Baurichtlinien<br />

schränkten die Obergeschosshöhe nämlich ein und Emmissionsgrenzen<br />

verboten ein permanentes Anfahren beider Objekte,<br />

sodass wir in Zusammenarbeit mit unserem Kunden eine ganz besondere<br />

Anlage zunächst konzipierten, erbauten und schließlich erfolgreich<br />

in Betrieb nehmen konnten: Dabei sind die Lagerflächen<br />

von 3.200 m² etagenweise in Hochregal- und Großlager unterteilt.<br />

Beide Ebenen haben höhenangepasste<br />

gerade Aufgabepunkte,<br />

die von motorgetriebenen<br />

Flurförderzeugen<br />

mit Europaletten bestückt<br />

werden. Die Fördergüter<br />

werden über einen Drehtisch<br />

zum Vertikalförderer<br />

in U-Richtung transportiert,<br />

von diesem aufgenommen<br />

„Der HaRo-Vertikalförderer und ins Untergeschoss auf<br />

ermöglicht die problemlose und die anschließende Förderstrecke<br />

gegeben. Eingebau-<br />

effiziente Beförderung von Paletten<br />

über mehrere Etagen hinweg, in te Höhenkontrollen mittels<br />

diesem Anwendungsbeispiel vom Lichtschranken steuern den<br />

Ober- bis ins Untergeschoss“. gefahrlosen Transport der<br />

Fracht durch den nur zwei<br />

„Rollenbahnen, ausgestattet mit Sensoren, garantieren einen<br />

reibungslosen und voll automatisierten Transport der Fördergüter<br />

in die Produktionshallen“.<br />

Meter hohen Tunnel. Einmal auf die Rollenbahn abgelegt, leiten<br />

zahlreiche Sensoren die verschiedenen Paletten reibungslos in<br />

Richtung Produktionshalle. Der Abgabepunkt befindet sich oberhalb<br />

des Tunnels, was eine Beförderung über zwei Ebenen sowie<br />

zusätzlich eine thermische und sicherheitstechnische Trennung<br />

erfordert. Mittels Vertikalförderer in Z-Richtung und einer Umhausung<br />

wurden alle Anforderungen kundenspezifisch erfüllt und<br />

darüber hinaus mit einer Zusatzfunktion ausgestattet. So wurde<br />

die Steuerung des Vertikalförderers mit einem Reversierbetrieb<br />

ausgestattet, so dass die Hauptstrecke zusätzlich als Pufferzone<br />

dienen kann.<br />

HaRo Anlagen- und Fördertechnik GmbH<br />

Industriestraße 30<br />

59602 Rüthen<br />

Telefon: 02952/817-0<br />

Fax: 02952/817-30<br />

E-Mail: info@haro-gruppe.de<br />

www.haro-gruppe.de<br />

Juli/August 2019 51


_Robotik<br />

Nähautomat für Automobil-Sitzbezüge profitiert vom präzisen Robotereinsatz<br />

Nähroboter realisiert<br />

hochwertige Nähte<br />

Für anspruchsvolle Nahtapplikationen an Auto-Ledersitzen nutzt der<br />

Nähautomatenhersteller KMF einen GP7-Roboter von Yaskawa. Der<br />

Nähroboter erlaubt besonders hochwertige Designs.<br />

KMF Maschinenbau ist auf die Herstellung von<br />

Nähautomaten spezialisiert, viele davon gehen<br />

in den Automobilsektor – ein Klientel, das<br />

höchste Ansprüche an die Qualität stellt. „Bei parallel<br />

verlaufenden Ziernähten an Ledersitzbezügen für Premiumfahrzeuge<br />

gelten Toleranzen von einer halben<br />

Fadenstärke. Bei einem 0,4 mm starken Faden bedeutet<br />

das eine Genauigkeit von 0,2 mm. Aus diesem<br />

Grund sind diese hochwertigen Kurvennähte im Parallelverlauf<br />

in Handarbeit kaum oder gar nicht herstellbar“,<br />

sagt Dietmar Kuhn, Betriebsleiter bei KMF:<br />

Hinzu kommt, dass gut ausgebildete Näherinnen, die<br />

sich dem Stress durch Akkord- und Schichtarbeit aussetzen,<br />

nur schwer zu finden.<br />

Daher nutzt KMF verstärkt das Potenzial der Robotik.<br />

Da das Unternehmen bereits über Robotikerfahrung<br />

beim automatischen Applizieren von Sprüh -<br />

klebern auf Polster verfügt, nutzte man dieses<br />

Knowhow für die Entwicklung der robotergestützten<br />

Nähtechnik. Bei der Auswahl des Roboters spielten<br />

die Kriterien Dynamik, Reichweite und Präzision eine<br />

entscheidende Rolle. Da die Toleranz am fertigen Teil<br />

0,2 mm beträgt und das Naturmaterial Leder bestimmten<br />

Schwankungen unterliegt, sollte es ein<br />

Sechsachser mit einer Wiederholgenauigkeit sein, die<br />

um etwa eine Zehnerpotenz besser ist. Zudem legte<br />

KMF großen Wert auf ein globales Netzwerk, da<br />

die Nähroboter-Automaten zu über 75 Prozent in den<br />

Export gehen.<br />

Schnelle und präzise Sechsachser<br />

Ein Motoman GP7<br />

von Yaskawa bildet<br />

die Basis für<br />

KMFs Nähautomaten<br />

Roqom<br />

6000.<br />

Bild: Yaskawa<br />

„Nach intensiver Marktanalyse hatten wir mit Yaskawa<br />

und seinem Motoman GP7die ideale Kombination<br />

gefunden. Der Roboter ist mit einer Wiederholgenauigkeit<br />

von 0,03 mm sehr präzise, die Reichweite geht<br />

mit knapp einem Meter ebenfalls in Ordnung und<br />

dynamisch kann der Sechsachser mit unseren Näh -<br />

maschinen mithalten“, betont Kuhn. Dieser Roboter<br />

bildet die Basis für das vollautomatisierte Nähsystem<br />

Roqom 6000, das zudem aus den Komponenten Nähmaschine,<br />

Bildverarbeitungssystem, Sicherheits-SPS<br />

sowie Fixier-Schablonen besteht.<br />

Bereits zum Launch von Roqom 6000 muss die automatische<br />

Nähzelle ihre Performance bei einer anspruchsvollen<br />

Applikation unter Beweis stellen. Dabei<br />

geht es darum, parallel verlaufende Kurvennähte an<br />

Ledersitzbezügen für Premium-Fahrzeuge herzustellen.<br />

Der Aufwand mit diesen Ziernähten hat nicht nur<br />

optische Gründe, sondern erfüllt auch eine wichtige<br />

Komfortfunktion. Kuhn: „Durch diese Absteppungen<br />

kommt es zu dreidimensionalen Verformungen der<br />

Oberfläche, die zu einer verbesserten Luftzirkulation<br />

beitragen und der Schweißbildung entgegenwirken.“<br />

Mit dem Nähroboter gelingt die automatische Herstellung<br />

der Kurvennähte im Steppstich schnell, pro-<br />

52 Juli/August 2019


Bild: Yaskawa<br />

Der Nähroboter erlaubt neue Designs<br />

im Fahrzeuginterieur.<br />

Bild: Yaskawa<br />

Dietmar Kuhn, Betriebsleiter bei KMF, sieht für die Nähroboter<br />

gewaltiges Potenzial.<br />

zesssicher und wirtschaftlich. Lediglich das Einlegen<br />

und Entnehmen in der fest am Roboterhandgelenk<br />

montierten Schablone erfolgt noch manuell. Alle weiteren<br />

Arbeitsschritte teilen sich Roboter und Nähmaschine.<br />

Dabei fährt der Roboter exakt die vorgegebene<br />

Bahn des Nahtverlaufs im Takt der Nähmaschine<br />

ab. Auf den Zehntelmillimeter genau bewegt, dreht<br />

und kippt der Motoman GP7 den Artikel und berücksichtigt<br />

dabei in Echtzeit die Korrekturwerte der Bildverarbeitung,<br />

über die Toleranzen des Naturmaterials<br />

Leder ausgeglichen werden.<br />

Überragende Qualitätsanmutung<br />

Die Artikel, die die Anlage verlassen, weisen dank der<br />

Kombination aus Nähroboter und kameragestütztem<br />

Toleranzausgleich eine überragende Qualitätsanmutung<br />

in einer Präzision auf. Durch den automatisierten<br />

Prozess lässt sich die Fehlerquote signifikant reduzieren,<br />

Ausschuss vermeiden und Zeit sparen. Was die<br />

Anwender aus der Automobilindustrie aber besonders<br />

begeistert, ist die neue Freiheit im Hinblick auf anspruchsvollste<br />

Nahtverläufe: „Der Kreativität der De-<br />

signer sind im Hinblick auf Nahtverläufe nun kaum<br />

noch Grenzen gesetzt. Das wird sich in Zukunft im<br />

Interieurbereich auswirken“, ist sich Kuhn sicher.<br />

Neben dem Nähen von Autositzbezügen liegen bei<br />

KMF bereits weitere Anfragen seitens der Automobilindustrie<br />

vor, bei denen es um Türtafeln für Seitenverkleidungen<br />

sowie um dreidimensionales Nähen am<br />

Armaturenbrett geht. Zudem kann sich Kuhn gut vorstellen,<br />

das robotergestützte Nähen auch in anderen<br />

Bereichen einzusetzen, wie beim Nähen von Filtern<br />

und technischen Textilien.<br />

Zumal KMF den jetzt eingesetzten Motoman GP7<br />

auch durch Yaskawa-Sechsachser mit noch höherer<br />

Reichweite ersetzen kann, um auch Artikel mit größeren<br />

Dimensionen nähen zu können. Kuhn: „Und wir<br />

können bei Bedarf auf unsere großen Säulennähmaschinen<br />

zurückgreifen, um dreidimensional arbeiten<br />

zu können. Unter diesen Voraussetzungen sehen wir<br />

großes Potenzial für das robotergestützte Verfahren<br />

als Basis für die Zukunft des Nähens.“<br />

↓<br />

Yaskawa Europe GmbH<br />

www.yaskawa.eu.com<br />

Lösungen für einen automatisierten Transport<br />

Intralogistik neu gedacht<br />

Produktionen wandeln sich stetig.<br />

Vergessen Sie dabei nicht die Intralogistik.<br />

Mit mobilen Robotern automatisieren<br />

Sie Ihren Materialfluss im<br />

Handumdrehen – zuverlässig, flexibel<br />

und kostengünstig. Welches Modell<br />

ist das richtige? Wie gelingt der Einstieg?<br />

Klären Sie all Ihre Fragen mit<br />

den Experten von Mobile Industrial<br />

Robots – Pionier und Weltmarktführer<br />

der mobilen Robotik.<br />

Mobile Industrial Robots<br />

Marc Sexton, Sales Director<br />

DACH & Benelux<br />

Telefon: +49 (0) 175 733 4022<br />

mse@mir-robots.com<br />

www.mobile-industrialrobots.com/de<br />

Juli/August 2019 53


_Robotik<br />

Roboter entgratet, schleift<br />

und poliert<br />

Bild: Yamaha<br />

Linear-Fördermodule<br />

für Roboterzellen<br />

Das Linearfördermodul LCM100 der Yamaha Factory Automation ermöglicht<br />

einen sauberen, leisen und flexiblen Werkstücktransport in Roboter-basierten<br />

Montagezellen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Riemenund<br />

Rollenförderern enthält jedes LCM100-Modul einen unabhängig<br />

gesteuerten Hochgeschwindigkeits-Linearantrieb, der bidirektionale Bewegungen<br />

und programmierbare Geschwindigkeiten von bis zu 3000<br />

mm/s ermöglicht und so Effizienz und Zuverlässigkeit steigert. Weitere<br />

Vorteile der Linearantriebe sind reibungsarmes und verzögerungsfreies<br />

Beschleunigen und Abbremsen. Die stabilen Schlitten bieten eine Positioniergenauigkeit<br />

von ± 0,015 mm und ermöglichen die Durchführung von<br />

Montagearbeiten direkt auf dem Transportmodul. Die Module sind in<br />

den Standardlängen 480 mm und 640 mm erhältlich und tragen eine<br />

Nutzlast von bis zu 15 kg.<br />

↓<br />

Yamaha Motor Europe N.V.<br />

https://www.yamaha-motor-im.de/en/fa<br />

Mit Eneskarobotics hat der Oberflächentechnik-Spezialist<br />

Joke eine Roboterlösung für<br />

automatisierte Entgrat-, Schleif- und leichte<br />

Polierarbeiten entwickelt. Basis sind Cobots<br />

von Universal Robots, die mit fünf Werkzeugen<br />

und Antrieben<br />

für unterschiedliche<br />

Arbeitsschritte<br />

(Bürsten, Feilen<br />

oder Fräsen; linear,<br />

rotierend, für innen<br />

oder außen liegende<br />

Oberflächen) kombiniert<br />

werden. Der<br />

Roboter kann wahlweise<br />

das Werkzeug<br />

oder das Werkstück<br />

führen. Zum Training<br />

des Cobots gibt es neben geführten Bewegungen<br />

auch die Möglichkeit, CAD-Zeichnungen<br />

einzulesen oder Referenzpunkte festzulegen.<br />

Das Gerät lässt sich mit einem Kamerasystem<br />

erweitern und so für neue und zusätz -<br />

liche Bearbeitungsschritte einsetzen. ↓<br />

Joke Technology GmbH<br />

www.joke.de<br />

Bild: Joke<br />

Greifer-Starterkit für<br />

URs E-Serie-Cobots<br />

Universelle Schelle für<br />

Cobot-Leitungen<br />

Gimatic hat ein Plug&play-<br />

Starterkit für die neue E-Serie<br />

von Universal Robots (UR) aufgelegt.<br />

Aus zehn Greifertypen<br />

und 20 Varianten kann der Anwender<br />

den passenden Greifer<br />

auswählen. Die mechatronischen<br />

Parallelgreifer, 3-Backengreifer<br />

oder Winkelgreifer lassen sich einfach installieren.<br />

Die Startersoftware für die E-Serie ist inklusive.<br />

Die Greifer verfügen über eine 100-prozentige Greifkraftsicherung.<br />

Damit sind sie nur in Bewegung be -<br />

stromt, was Strom spart. Die kompakten Greifer sind<br />

sie bis zu 75 Prozent leichter als vergleichbare Produkte.<br />

Für die Fertigung individueller Greiffinger bietet<br />

Gimatic einen Greiffingerservice. Geliefert wird<br />

das Starterkit in einer vollökologischen Kartonbox. ↓<br />

Bild: Gimatic<br />

Gimatic Vertrieb GmbH<br />

www.gimatic.com<br />

Mit dem Lean-Robotics-Halter<br />

hat Igus eine universelle Befestigungsschelle<br />

für Energieketten und<br />

Schutzschläuche an Cobots entwickelt.<br />

Mit einem Klettband lässt<br />

sich die Halterung in Sekundenschnelle<br />

an allen möglichen Robotern<br />

montieren. „Durch den flexiblen<br />

Kunststoff lassen sie sich jederzeit<br />

auch auf einem anderen<br />

Cobot montieren,“ erklärt Matthias<br />

Meyer, Leiter Branchenmanagement<br />

Robotics bei Igus. Weiterer<br />

Vorteil: „Da wir die Schellen bei<br />

uns im Spritzguss in Einheitsgröße<br />

fertigen, sind diese besonders kostengünstig.“<br />

Ein schlankes Design<br />

mit abgerundeten Kanten erhöht<br />

die Arbeitssicherheit, indem es die<br />

Verletzungsgefahr bei Kontakt mit<br />

dem Roboter vermindert. In drei<br />

Varianten erhältlich, können mit<br />

der neuen Schelle universell Leitungen<br />

für Daten und Energie sicher<br />

geführt werden. Die Lean-Robotics-Halterungen<br />

bieten sich für<br />

den Einsatz mit dreidimensionalen<br />

triflex R e-Ketten sowie handelsüblichen<br />

Schutzschläuchen an. ↓<br />

Igus GmbH<br />

www.igus.de<br />

Bild: Igus<br />

54 Juli/August 2019


Industrie<br />

| Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

Expertenforum<br />

Mobile Robotik<br />

27. Juni 2019<br />

9:00 – 17:00 Uhr<br />

Stäubli Tec-Systems GmbH, Bayreuth<br />

Juli/August 2019 55<br />

Bild: Stäubli Tec-Systems GmbH


_Promotion<br />

_Expertenforum Mobile Robotik<br />

▶<br />

AGILE LOGISTIK FÜR DIE MODERNE PRODUKTION<br />

Mobile Robotik, KI und die Cloud:<br />

eine gemeinsame Betrachtung<br />

Moderne Produktionsanlagen sollen zunehmend agil sein, um eine<br />

personalisierte Produktion zu Kosten der Massenproduktion zu erreichen.<br />

Kernelement ist dabei eine ebenso agile Logistik, in der<br />

mobile Roboter eine Schlüsselfunktion haben.<br />

Ob als fahrerloses Transportfahrzeug,<br />

das Karosserien in der Automobilproduktion<br />

zu den Montagestationen<br />

bringt, als Transportroboter,<br />

der Ladungsträger umherfährt<br />

oder Regale versetzt oder als<br />

mobiler Manipulator zur Bestückung<br />

von Produktionsbändern:<br />

Die Bandbreite bereits verfügbarer<br />

oder in der Entwicklung befindlicher<br />

mobiler Roboter ist groß.<br />

Viele dieser Systeme navigieren<br />

noch mithilfe fest verbauter Infrastruktur<br />

auf vordefinierten Bahnen.<br />

So spielt eine Flotte mobiler<br />

Roboter ihr Potenzial jedoch nicht<br />

Die Autoren:<br />

Prof. Dr.-Ing. Marco Huber, Professor für Kognitive Produktionssysteme<br />

an der Universität Stuttgart sowie<br />

Leiter des Zentrums für Cyber Cognitive Intelligence<br />

(CCI) am Fraunhofer IPA.<br />

Dr.-Ing. Kai Pfeiffer, Leiter der Gruppe „Servicerobotik<br />

für Industrie und Gewerbe“ am Fraunhofer IPA.<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Mobile Robotersysteme<br />

sind eine<br />

Schlüsselkomponente,<br />

um eine<br />

wandlungsfähige<br />

Produktion zu<br />

ermöglichen.<br />

aus. Mehr Autonomie für das<br />

Fahrzeug, eine vorausschauende<br />

und kooperative Pfadplanung auf<br />

Basis zentral verfügbarer Sensordaten<br />

oder die Fähigkeit, aus Erfahrungen<br />

Rückschlüsse für künftige<br />

Aktionen zu ziehen, sind nur<br />

einige Beispiele, wie eine Flotte<br />

mobiler Roboter auf ein neues Niveau<br />

gebracht werden kann. Möglich<br />

wird dies mit Technologien<br />

der Künstlichen Intelligenz (KI).<br />

Verarbeitung mittels<br />

Deep Learning<br />

Bis ein mobiler Roboter eine Aktion<br />

ausführen kann, durchläuft er<br />

fünf Prozessschritte. Jeder kann<br />

durch den Einsatz von Methoden<br />

maschinellen Lernens (ML), dem<br />

größten Teilgebiet Künstlicher Intelligenz,<br />

performanter und autonomer<br />

erfolgen. Am Anfang steht<br />

die Bild- und Signalverarbeitung,<br />

um die Umgebung erfassen, Objekte<br />

erkennen und klassifizieren<br />

oder Flächen segmentieren zu können.<br />

Hier hilft das sogenannte<br />

Deep Learning, die aktuell am weitesten<br />

verbreitete ML-Technologie.<br />

Im Falle von Kamerabildern<br />

verarbeiten tiefe neuronale Netze<br />

die Werte jedes einzelnen Pixels in<br />

einem Bild über mehrere Schichten<br />

hinweg und klassifizieren es. Bedingung<br />

hierfür ist, dass das<br />

neuronale Netz im Vorfeld mit<br />

annotiertem Bildmaterial trainiert<br />

wurde.<br />

Der zweite und dritte Schritt, die<br />

Lokalisierung des mobilen Roboters<br />

und Kartenerstellung der Umgebung,<br />

bedingen sich gegenseitig.<br />

So kann bspw. eine vorhandene<br />

Karte aufgespielt und mithilfe eines<br />

SLAM-Algorithmus (Simultaneous<br />

Localization and Mapping)<br />

aktuell gehalten werden. In dieser<br />

lokalisiert sich der Roboter. Oder<br />

der Roboter kann eine initiale Karte<br />

selbst erstellen, indem er zunächst<br />

manuell verfahren wird.<br />

Die KI-Technologie „Reasoning“,<br />

also eine automatische Zustandsschätzung<br />

aus vorliegenden und<br />

ggf. unpräzisen Sensordaten, hilft<br />

bei der Kartenerstellung.<br />

Pfadplanung und<br />

Steuerung<br />

Für die Pfadplanung als vierten<br />

Schritt kommen Graphenstrukturen<br />

zum Einsatz. Hierbei soll KI<br />

helfen, Fahrzeuge ‚lernen‘ zu lassen<br />

und eine verbesserte Pfadplanung<br />

umzusetzen. Ist bspw. eine<br />

Route zu einer bestimmten Uhrzeit<br />

oft blockiert, sollte gleich eine alternative<br />

Route gewählt werden.<br />

Für den fünften und letzten Prozessschritt,<br />

die Steuerung, wird das<br />

sogenannte „Reinforcement Learning“<br />

genutzt, also eine auf Trialand-error<br />

basierte Lernmethode,<br />

die den mobilen Roboter für gelungene<br />

Aktionen ‚belohnt‘.<br />

Darauf aufbauend, hat das Fraunhofer<br />

IPA die Anwendung „Cloud<br />

Navigation“ umgesetzt. Dabei<br />

sind alle mobilen Roboter sowie<br />

Sensoren in einer Halle über die<br />

Cloud vernetzt. Ein zentraler Server<br />

koordiniert die Routenplanung.<br />

So wird die Flotte autonomer<br />

und navigiert intelligenter –<br />

ein Mehrwert für die agile Logistik<br />

■<br />

und Produktion.<br />

Fraunhofer IPA<br />

www.ipa.fraunhofer.de<br />

56 Juli/August 2019


_Expertenforum Mobile Robotik _Promotion<br />

▶<br />

FAHRERLOSE TRANSPORTSYSTEME MIT HÖCHSTER PRÄZISION<br />

Autonomer Transport<br />

in neuer Dimension<br />

Der FTS-Markt erlebt einen unglaublichen Boom. Die Nachfrage<br />

nach fahrerlosen Transportsystemen ist hoch wie nie. Die Zusammenarbeit<br />

von Stäubli und dem FTS-Hersteller WFT, erlaubt es<br />

Stäubli WFT wegweisende Lösungen für alle möglichen Logistikaufgaben<br />

zu realisieren.<br />

Autor: Cejetan Kredler, R&D<br />

Bild: Stäubli WFT<br />

In allen Branchen und Bereichen<br />

gibt es interessante Anwendungen.<br />

In der Automobilindustrie bspw.<br />

geht der Trend dahin, starre Produktionslinien<br />

durch hochflexible<br />

Fertigungssysteme zu substituieren.<br />

Hier können autonom fahrende<br />

FTS den Transport kompletter<br />

Karosserien innerhalb von Fertigungslinien<br />

übernehmen, wodurch<br />

sich eine atmende Produktion mit<br />

nie gekannter Flexibilität realisieren<br />

lässt. Weitere Beispiele finden<br />

sich in der Luftfahrtindustrie bei<br />

mobilen Testständen für Triebwerke,<br />

in der Windkraftindustrie beim<br />

Transport von Rotorblättern, im<br />

Kunststoffbereich beim Wechsel<br />

tonnenschwerer Spritzgießwerkzeuge,<br />

in der Stahlindustrie beim<br />

Coiltransport, in der Papierindustrie<br />

und unzähligen weiteren Anwendungen.<br />

Patentierter Antrieb für<br />

hohe Präzision<br />

FTS von Stäubli WFT, die es in allen<br />

Traglastklassen bis maximal<br />

500 t gibt, sind für dieses breite<br />

Aufgabensprektrum erste Wahl.<br />

Durch ihre patentierte, technologisch<br />

überlegene Antriebstechnik<br />

sind die Fahrzeuge die präzisesten<br />

am Markt. Selbst die größten FTS<br />

lassen sich mit einer Genauigkeit<br />

von wenigen Millimetern bewegen.<br />

Hinzu kommt die omnidirektionale<br />

Flächenbeweglichkeit der<br />

Antriebssysteme, die den Fahrzeugen<br />

eine beispiellose Manövrierbarkeit<br />

ermöglicht. Darüber hinaus<br />

schätzen Anwender die hohe<br />

Mit der patentierten,<br />

technologisch<br />

überlegenen<br />

Antriebstechnik<br />

sind die FTS<br />

hochpräzise.<br />

Energieeffizienz der Antriebssysteme,<br />

die rund 300 % über dem<br />

klassischer Verbrennungsmotoren<br />

liegt sowie die Zuverlässigkeit der<br />

Fahrzeuge.<br />

Heute finden sich Einsatzbeispiele<br />

von Stäubli-WFT-Fahrzeugen in<br />

allen Bereichen. Sie bewegen komplette<br />

Straßenbahnzüge mit mehreren<br />

Waggons, Flugzeugturbinen,<br />

Leitwerke von Flugzeugen, ganze<br />

Flugzeuge in einer Flow-Line, wo<br />

während der Fahrt Triebwerke<br />

und Interieur montiert werden,<br />

Schiffsantriebssysteme sowie Papier-<br />

und Aluminiumcoils. Zudem<br />

kommen die FTS im Premium-Automobilbereich<br />

zum Einsatz.<br />

Standardisierung von<br />

FTS-Flotten<br />

Um die Vielfalt unterschiedlicher<br />

FTS-Typen innerhalb eines Unternehmens<br />

zu reduzieren, hat Stäubli<br />

auch ein Allround-FTS mit der Bezeichnung<br />

EWS im Programm.<br />

Das standardisierte Fahrzeug ist<br />

für alle möglichen Transportaufgaben<br />

mit einer maximalen Belastung<br />

von fünf Tonnen geeignet. Es<br />

zeichnet sich durch eine hohe Präzision<br />

bei gleichzeitig vorbildlicher<br />

Beweglichkeit und Manövrierbarkeit<br />

aus.<br />

Bei Bedarf lassen sich mehrere<br />

EWS einfach zu einer großen Plattform<br />

verbinden, sodass im Koppelbetrieb<br />

auch sehr große Transporte<br />

durchgeführt werden können.<br />

Gewichtsseitig liegt die Grenze<br />

dann bei beeindruckenden 20 t<br />

Traglast. Damit werden diese<br />

kompakten Transportsysteme zu<br />

wahren Multitalenten in der betrieblichen<br />

Intralogistik.<br />

Dank fortschrittlicher Technologie<br />

sind die FTS auch problemlos in<br />

Industrie-4.0-Umgebungen einzubinden.<br />

Die hochpräzisen Fahr -<br />

zeuge garantieren mit ihrer eigenentwickelten,<br />

patentierten Antriebstechnik<br />

höchste Verfügbarkeit<br />

und maximale Servicefreundlichkeit<br />

mit minimalem Wartungsaufwand.<br />

■<br />

Stäubli WFT GmbH<br />

www.wft-gmbh.de<br />

Juli/August 2019 57


_Promotion<br />

_Expertenforum Mobile Robotik<br />

▶<br />

KONTUR- UND RASTER-NAVIGATION, LASER-RADAR SOWIE OPTISCHE UND INDUKTIVE SPURFÜHRUNG<br />

FTS-Navigation: Welche<br />

Möglichkeiten gibt es?<br />

Es gibt verschiedene Technologien, um ein fahrerloses Transportsystem<br />

(FTS) an sein Ziel zu bringen. Entscheidend für die Wahl der<br />

passenden Navigation ist immer die Applikation selbst – also die<br />

Frage, wo und wie das FTS eingesetzt wird. –<br />

Autor: Matthias Göhner, Industry Management Intralogistics<br />

sors zu den Reflektoren. Deshalb<br />

muss der Sensor am FTS so weit<br />

oben angebracht werden, dass dieser<br />

jederzeit freie Sicht auf die Reflektoren<br />

hat. Wird die Verbindung<br />

zu den Reflektoren unterbrochen,<br />

muss das FTS auf eine andere<br />

Art der Navigation umschalten.<br />

Optische und induktive<br />

Spurführung<br />

Bild: Leuze<br />

Bild: Leuze<br />

Optische Spurführung<br />

mit<br />

OGS 600.<br />

Systeme mit optischer und induktiver<br />

Spurführung sind sehr einfach<br />

und folgen einer fest vorgegebenen<br />

Spur. Dadurch sind sie in ihrer Flexibilität<br />

stark eingeschränkt, aber<br />

auch sehr kostenoptimiert und<br />

vom gewählten Fahrzeugtyp unabhängig,<br />

da der Sensor mit geringem<br />

Abstand zum Boden angebracht<br />

wird.<br />

Raster-Navigation<br />

Navigationsund<br />

Sicherheitsüberwachung<br />

des Fahrwegs<br />

mit Sicherheits-<br />

Laserscanner<br />

RSL 400.<br />

Die unterschiedlichen Möglichkeiten<br />

reichen von der Kontur-Navigation<br />

(Natural Navigation) über<br />

Laser-Radar, optische oder induktive<br />

Spurführung bis hin zur Raster-Navigation.<br />

Welche Technik<br />

zum Einsatz kommt, hängt vor allem<br />

von der Applikation ab. Als<br />

grobe Richtschnur kann zudem<br />

der Preis des FTS selbst herangezogen<br />

werden. Die Kosten für die<br />

Navigationstechnik sollten maximal<br />

5 % des FTS-Preises betragen.<br />

Bei einem 10 000 Euro-FTS scheiden<br />

daher Kontur-Navigation und<br />

Laser-Radar aus.<br />

Ein weiteres Entscheidungskriterium<br />

ist, ob es sich bei dem FTS um<br />

ein Unterfahr- oder Plattformfahrzeug<br />

handelt. So eignen sich Unterfahrzeuge,<br />

die unter die zu befördernde<br />

Last fahren und diese aufnehmen,<br />

grundsätzlich nicht für<br />

Laser-Radar.<br />

Kontur-Navigation<br />

Kontur-Navigation ist die technisch<br />

aufwendigste und teuerste<br />

Navigationstechnik, bietet aber<br />

auch eine konkurrenzlose Flexibilität<br />

und Genauigkeit. Da der Sensor<br />

am FTS meist in geringem Abstand<br />

zum Boden angebracht ist,<br />

eignet sich diese Navigationsvariante<br />

für automatische Stapler<br />

ebenso für Unterfahr- oder Plattformfahrzeuge.<br />

Diese Art der Navigation<br />

benötigt keine weiteren<br />

Hilfsmittel wie Reflektoren, optische<br />

oder magnetische Spuren und<br />

Markierungen.<br />

Laser-Radar<br />

Das Navigieren per Laser-Radar<br />

ist ähnlich flexibel wie die Kontur-<br />

Navigation, benötigt aber immer<br />

eine optische Verbindung des Sen-<br />

Bei der Raster-Navigation werden<br />

in einem bestimmten Raster<br />

2D-Codes oder Transponder auf<br />

oder in die Fahrbahn eingelassen.<br />

Mithilfe der beim Überfahren der<br />

Rasterpunkte ermittelten Informationen<br />

kann das FTS zwischen den<br />

einzelnen Rasterpunkten navigieren<br />

und so jeden Punkt innerhalb<br />

des Rasters anfahren. Diese Navigation<br />

eignet sich vor allem für<br />

saubere Umgebungen.<br />

Fazit: Eine Empfehlung für die geeignete<br />

Navigationsvariante kann<br />

nur in Zusammenhang mit der<br />

Funktion des FTS in der Applikation<br />

getroffen werden. Zur Zeit<br />

zeichnet sich jedoch ein Trend zur<br />

Kontur-Navigation mit integrierter<br />

Sicherheitsfunktion<br />

■<br />

ab.<br />

Leuze electronic GmbH + Co. KG<br />

www.leuze.com<br />

58 Juli/August 2019


_Expertenforum Mobile Robotik _Promotion<br />

▶<br />

MENSCH-ROBOTER-KOLLABORATION<br />

Schunk Co-act Greifer 2.0<br />

Die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) steht vor dem Durchbruch:<br />

Hauptanliegen sind die Verbesserung der Ergonomie, die<br />

Flexibilisierung von Arbeitsprozessen, die Steigerung der Effizienz<br />

sowie die Optimierung von Logistik-, Handhabungs- und Beladungsprozessen.<br />

Hier gilt der Co-act EGL-C Greifer als Meilenstein:<br />

Erstmals ist es möglich, im kollaborativen Betrieb Greifkräfte bis<br />

450 N zu realisieren. Autorin: Anna Jung, Head of Product Marketing & Documentation<br />

Bild: Schunk<br />

Der Schunk<br />

Co-act EGL-C<br />

ist der weltweit<br />

erste Großhubgreifer<br />

für kollaborierende<br />

Anwendungen.<br />

Mit einer Greifkraft<br />

bis 450 N<br />

kann er Werkstücke<br />

bis<br />

2,25 kg handhaben.<br />

Gängige Lösungsstrategien bei inhärent<br />

sicheren MRK-Greifern wie<br />

harmonisch geformte Schutzhüllen<br />

ohne scharfe Ecken und Kanten<br />

sowie die Begrenzung der Greifkraft<br />

auf 140 N stoßen in industriellen<br />

Anwendungen bislang an<br />

Grenzen. Zum einen verfügen diese<br />

nicht über die entsprechende<br />

Greifkraft, zum anderen fehlt ihnen<br />

die Flexibilität beim Hub.<br />

Genau hier setzt der Schunk Coact<br />

EGL-C an: Der weltweit erste<br />

Großhubgreifer für die Mensch-<br />

Roboter-Kollaboration erzielt hohe<br />

Greifkräfte bis 450 N und<br />

kombiniert diese mit einem Hub<br />

von 42,5 mm pro Finger. Damit eröffnet<br />

das intelligente 24V-Kraftpaket<br />

neue Spielräume beim kollaborativen<br />

Handling von Werkstückgewichten<br />

bis 2,25 kg.<br />

Bis Ende 2019 soll er mit einem<br />

DGUV-Zertifikat für den kollaborierenden<br />

Betrieb in Serie auf den<br />

Markt kommen. Um trotz der hohen<br />

Greifkraft die in der ISO/TS<br />

15066 definierten biomechanischen<br />

Grenzwerte einzuhalten, ist<br />

der Greifer mit einer kombinierten<br />

Kraft- und Wegmessung ausgestattet.<br />

Zudem erfolgt der Greifprozess<br />

in mehreren Phasen, wobei<br />

erst in der letzten Phase die volle<br />

Greifkraft wirkt. Treten unerwartete<br />

Kräfte auf, stoppt die Bewegung<br />

automatisch.<br />

24V-Technik ermöglicht<br />

mobile Einsätze<br />

Die Einsatzfelder des Co-act-Greifers<br />

sind vielfältig: Montageanwendungen<br />

in der Automotive-Industrie,<br />

Bestückung von Arbeitsbehältnissen<br />

und Maschinen, aber<br />

auch Einsatzszenarien auf mobilen<br />

Roboterplattformen sind dank<br />

24V-Technologie möglich. Vor<br />

dem Hintergrund alternder Belegschaften<br />

und der Tatsache, dass in<br />

den nächsten Jahren Tausende<br />

Produktionsmitarbeiter in Rente<br />

gehen, werden mobile, kollaborative<br />

Roboter an Bedeutung gewinnen.<br />

Bei deren Einführung gilt es, neben<br />

der Technologie auch den Faktor<br />

Mensch zu berücksichtigen: Gerade<br />

in der Anfangsphase sind möglichst<br />

kurze, langsame und vorhersehbare<br />

Roboterbewegungen sowie<br />

sanfte Bewegungsabläufe empfehlenswert,<br />

die vom Bediener beobachtet<br />

und nachvollzogen werden<br />

können. Werker müssen die<br />

Möglichkeit haben, sich Schritt für<br />

Schritt mit dem neuartigen System<br />

Kraftvoll zupacken in der Mensch-<br />

Roboter-Kollaboration: Der Schunk<br />

Co-act EGL-C eröffnet neue Anwendungsfelder<br />

in der Mensch-Roboter-<br />

Kollaboration. Dank 24V-Technik ist<br />

der Greifer auch mobil einsetzbar.<br />

anzufreunden und lernen, dass sie<br />

den Arbeitsprozess beherrschen,<br />

die Abläufe bestimmen und sich<br />

auf die Funktion der Sicherheitssysteme<br />

verlassen können. Werden<br />

neben den Mitarbeitern vor Ort<br />

auch der Betriebsrat und die Verantwortlichen<br />

im Bereich Arbeitssicherheit<br />

von Beginn an in jedes<br />

MRK-Projekt einbezogen, lässt<br />

sich sicherstellen, dass kollaborative<br />

Assistenten umfassend akzeptiert<br />

■<br />

werden.<br />

Schunk GmbH & Co. KG<br />

www.schunk.com<br />

Bild: Schunk<br />

Juli/August 2019 59


_Promotion<br />

_Expertenforum Mobile Robotik<br />

▶<br />

DARK FACTORY: MANNLOSE PRODUKTION DURCH MOBILE ROBOTER<br />

Die Motivation hinter<br />

der mobilen Robotik<br />

Wer möchte sich schon festlegen? Wer weiß, was morgen sein wird?<br />

Entscheidungen für Automationen sind klassischerweise Festlegungen<br />

für die Zukunft. Mobile Robotiksysteme können eine Möglichkeit<br />

sein, dieses Dilemma aufzulösen.<br />

Im Konzept der<br />

„dark factory“<br />

übernimmt der<br />

mobile Roboter<br />

Aufgaben wie<br />

bspw. die Werkzeugmontage<br />

und -demontage.<br />

Bild: Baumann<br />

Als Systemintegrator arbeitet die<br />

Firma Baumann mit ihren Kunden<br />

zusammen, um sie künftig noch erfolgreicher<br />

zu machen! Mit dem<br />

Einsatz mobiler Roboter, wie beispielsweise<br />

dem HelMo von der<br />

Firma Stäubli 1 , werden keine klassischen<br />

Zellen wie die Baumann<br />

ro|box 2 mehr benötigt. Vielmehr<br />

ergeben sich hier Arbeitsstationen<br />

für Mensch oder Maschine, welche<br />

zu gestalten sind.<br />

Vor allem Anlagen und Maschinen,<br />

welche für die manuelle Beund<br />

Entladung konzipiert wurden,<br />

lassen sich so relativ einfach automatisieren<br />

– auch nachträglich.<br />

Know-how im<br />

Autor: Rolf Kauntz, Vertrieb Handling & Assembly Solutions<br />

Bauteilehandling<br />

Die Firma Baumann hat mit ihrer<br />

Expertise im Handling von Bauteilen<br />

in der Vergangenheit 3 bereits<br />

viele Projekte realisiert. Diese Erfahrung<br />

konnte im Rahmen der<br />

ersten Projekte im Bereich mobiler<br />

Robotik noch weiter vergrößert<br />

werden.<br />

Als unabhängiger Automatisierer<br />

übernimmt der Roboter das Zuund<br />

Abführen von Werkzeugen an<br />

Fräszentren. Ebenso gehören zu<br />

den Aufgaben die Bedienung von<br />

Paternostern, die vollautomatische<br />

Werkzeugmontage und -demontage<br />

in deren Aufnahmen sowie das<br />

Messen und Reinigen.<br />

Das größte Augenmerk liegt auf<br />

der Koexistenz zwischen Werker<br />

und Roboter, wobei der Werker<br />

die Aufgaben des Roboters übernehmen<br />

kann. Nicht zu vernachlässigen<br />

sind bei der Realisierung<br />

Datenbanken bzw. deren Anbindung<br />

und Auswertung zur Steuerung<br />

des Roboters. Besonders die<br />

Koexistenz stellte sich in der Programmierphase<br />

als sehr aufwendig<br />

heraus. Die Softwareentwickler<br />

der Firma Baumann lösten dies geschickt<br />

durch die Verwendung von<br />

Web-Services, welche dem aktuellen<br />

Stand der Technik entsprechen.<br />

Die nächste Stufe zur vollständigen<br />

Realisierung des Konzepts der<br />

„dark factory“ ist das Handling<br />

der Werkstücke beziehungsweise<br />

die Erzeugnisse, welche sowohl<br />

aus Fräszentren, Drehmaschine<br />

oder 3D-Druck-Anlagen stammen.<br />

Eine weitere, naheliegende Aufgabe<br />

liegt im Bereich Testing. Funktionstests,<br />

welche lange Prüfzeiten<br />

aufweisen, jedoch nur mit kurzen<br />

Wechselzeiten des Produktes arbeiten,<br />

können gute Einsatzfelder<br />

mobiler Robotik sein. Im Wesentlichen<br />

löst man hier eine starre Verkettung,<br />

welche mit einer siebten<br />

Achse realisiert werden könnte,<br />

auf und „ersetzt“ diese durch den<br />

achtachsigen Roboter, welcher<br />

durch sein AGV/FTS mobil im<br />

Raum wird.<br />

Entlastung<br />

der Fachkräfte<br />

In Zeiten von Fachkräftemangel<br />

erscheint es der richtige Weg,<br />

Facharbeiter zu entlasten und ihnen<br />

sich wiederholende, einfache<br />

Tätigkeiten abzunehmen. Ebenfalls<br />

wird es mühelos möglich sein,<br />

eine mannlose Schicht in der Fertigung<br />

einzuführen. So profitieren<br />

alle von dem System.<br />

Baumann als Anbieter schlüsselfertiger<br />

Gesamtlösungen findet gemeinsam<br />

mit seinen Kunden eine<br />

optimale Lösung für deren Produktionsumgebung.<br />

■<br />

Baumann GmbH<br />

www.baumann-automation.com<br />

Quellenverzeichnis:<br />

1: <strong>Automationspraxis</strong> 03/2019,<br />

Seite 69: „Mobile Systeme für<br />

flexible Produktion“<br />

2: <strong>Automationspraxis</strong> 12/2014,<br />

Seite 6: „Robuste Roboterzelle<br />

federt Schwingungen ab“<br />

3: <strong>Automationspraxis</strong> 05/2011,<br />

Seite 5: „Flexibler Roboter in der<br />

Box“<br />

60 Juli/August 2019


_Expertenforum Mobile Robotik _Promotion<br />

▶<br />

LASERTRIANGULATIONSSENSOR FÜR EINE BREITE PALETTE VON ANWENDUNGEN<br />

Smarte 6D-Sensorführung<br />

für die mobile Robotik<br />

Flächen in modernen Produktionshallen sind wertvoll, weshalb viele<br />

Unternehmen bestrebt sind, möglichst wenig davon für die<br />

Materialbereitstellung zu belegen. Es geht zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

vielmehr darum, Flächen effizient für die wertschöpfenden<br />

Prozesse zu nutzen.<br />

Autor: Marc Burzlaff, Geschäftsführer<br />

Die AI-Sensoren<br />

bieten Messbereiche<br />

von 40 bis<br />

1200 mm und<br />

Messfrequenzen<br />

bis zu 1000 Hz.<br />

Eine mögliche Verbesserung bilden<br />

hierbei flexible Konzepte für die<br />

„just in sequence“-Materialzuführung<br />

zum Beispiel mit fahrerlosen<br />

Transportsystemen, die durch stationäre<br />

Roboter be- und entladen<br />

werden. Aber auch der Einsatz<br />

mobiler Robotersysteme, die ganze<br />

Produktionsanlagen mit Material<br />

versorgen, ist möglich. Relevant<br />

für solche Anwendungen sind sensorische<br />

Roboterführungssysteme,<br />

durch die Ungenauigkeiten in der<br />

Positionierung der Roboter oder<br />

Fahrzeuge korrigiert und Handhabungsaufgaben<br />

sehr präzise ausgeführt<br />

werden können.<br />

Die Herausforderungen liegen dabei<br />

aber nicht nur in der zuverlässigen<br />

Erkennung verschiedener<br />

Materialien oder in der Berechnung<br />

von Korrekturwerten für<br />

diese Mehrachssysteme, sondern<br />

auch in der einfachen Bedienbarkeit,<br />

Integration und damit in der<br />

Kosteneffizienz.<br />

AI Robot Guidance –<br />

6D-Roboterführung<br />

Basis für eine erfolgreiche Messung<br />

verschiedenster Werkstücke<br />

bildet die Sensorpalette von AI, einer<br />

Marke der EngRoTec – Solutions<br />

GmbH. Mit Messbereichen<br />

von 40 bis 1200 mm, Messfrequenzen<br />

bis zu 1000 Hz und integriertem<br />

Prozessor kann der Lasertriangulationssensor<br />

in einer breiten<br />

Palette von Anwendungen kostengünstig<br />

und effizient eingesetzt<br />

werden. In Verbindung mit der<br />

Software Visionelements3 ist er<br />

speziell für den Einsatz auf Industrierobotern<br />

ausgelegt.<br />

Der Sensor misst in seiner Grundkonfiguration<br />

rund 100 mm in der<br />

Länge sowie 45 mm in Höhe und<br />

Breite. So kann das kompakte<br />

Bildverarbeitungssystem platzsparend<br />

an einem Industrieroboter<br />

eingesetzt werden. Es beinhaltet<br />

ein Embedded-Vision-System und<br />

einen Linienlaser, was robuste<br />

Messungen und bei hohen Profilraten<br />

eine Auflösung von bis zu<br />

0,04 mm erlaubt.<br />

Einsatz am mobilen<br />

Robotersystem<br />

Bei der Entwicklung der Software<br />

Visionelements3 zur Parametrierung<br />

der Systeme wurde darauf geachtet,<br />

dass der ab Werk kalibrierte<br />

Sensor eine direkte Messung in<br />

Millimetern ermöglicht. Die präzise<br />

Profilaufnahme wird durch<br />

Bandpassfilter, Linienextraktion,<br />

Profilvorverarbeitung und dynamische<br />

Belichtungsanpassung sichergestellt.<br />

Für Anwendungsfälle mit z. B. mobilen<br />

Plattformen wird die entsprechende<br />

Systemkonfiguration auf<br />

einem PC erstellt. Die intuitive<br />

Oberfläche führt zu einem Korrekturwert<br />

für alle Freiheitsgrade des<br />

Roboters, welcher dann über die<br />

integrierte Schnittstelle der Steuerung<br />

zur Verfügung gestellt wird.<br />

Diese ersetzt den programmierten<br />

Wert durch den Korrekturwert<br />

und führt die Aufgabenstellung toleranzoptimiert<br />

aus. Der PC kann<br />

entfernt werden, sobald die Parametrierung<br />

abgeschlossen wurde.<br />

Das System kommuniziert dann<br />

■<br />

direkt mit dem Roboter.<br />

EngRoTec – Solutions GmbH<br />

www.ai-engrotec.de<br />

Bild: Engrotec<br />

Juli/August 2019 61


_Promotion<br />

_Expertenforum Mobile Robotik<br />

▶<br />

INTELLIGENTE ROBOTER IN DER INTRALOGISTIK<br />

Materialfluss der Zukunft<br />

Zusätzliche Derivate, immer mehr verfügbare individuelle Konfigurationsvarianten<br />

oder global gewachsene Lieferantennetzwerke –<br />

die Komplexität der Materialflüsse innerhalb der Werke von Automobilherstellern<br />

hat sich im vergangenen Jahrzehnt zunehmend<br />

verschärft. Autoren: Dana Clauer, Technische Universität München, und Christian Poss, BMW<br />

Ein Ansatz, um dem damit einhergehenden<br />

Kostenanstieg im eng<br />

umkämpften Marktumfeld entgegenzutreten,<br />

ist eine intelligente<br />

Automatisierung innerbetrieblicher<br />

Materialflüsse durch Robotersysteme.<br />

Im Gegensatz zu anderen<br />

Technologien, wie bspw. im<br />

Karosseriebau, bei dem heute<br />

dank linearen Prozessen mit kontrollierbaren<br />

Rahmenbedingungen<br />

bereits eine beinahe vollumfängliche<br />

Automatisierung vorliegt, sind<br />

die in der Intralogistik ablaufenden<br />

Prozesse insbesondere durch<br />

eine sehr hohe Varianz in einem<br />

hochdynamischen industriellen<br />

Umfeld gekennzeichnet.<br />

Zur Optimierung logistischer Prozesse<br />

durch einen automatisierten<br />

Materialfluss ist daher ein durchdachtes<br />

Zusammenspiel verschiedener,<br />

intelligenter Roboter notwendig.<br />

Mit Blick auf die jeweiligen<br />

Grundfunktionen der Logistik<br />

können diese in Transport- und<br />

Handhabungsroboter unterteilt<br />

werden. Die Automatisierungspro-<br />

Mit der Kombination<br />

verschiedener<br />

intelligenter<br />

Transportund<br />

Handhabungsroboter<br />

können logistische<br />

Prozesse optimiert<br />

werden.<br />

Bild: BMW<br />

jekte der BMW Group Logistik<br />

weisen hierbei drei Gemeinsamkeiten<br />

auf: inhärente Sicherheit, ein<br />

intuitives Bedienkonzept sowie intelligente<br />

Algorithmen, welche den<br />

Einsatz im komplexen Logistikumfeld<br />

ermöglichen.<br />

Acht Transport- und<br />

Handhabungsroboter<br />

Aufgrund der unterschiedlichen<br />

Transportvolumina werden verschiedenartige<br />

Anforderungen im<br />

In- und Outdoor-Bereich hervorgerufen.<br />

Um den vorherrschenden<br />

Sicherheitsnormen gerecht zu werden,<br />

entwickelt die BMW Group<br />

Logistik vier spezialisierte Transportroboter.<br />

Der AutoTrailer ist ein autonomes<br />

Transportsystem, welches Sattelauflieger<br />

vom Yard an die Dock -<br />

tore fährt und voll automatisiert<br />

an- und abkoppelt. Für den Transport<br />

mehrerer Gitterboxen dient<br />

die AutoBox. Den One-Piece-Flow<br />

sowie das Stapeln von Behältern<br />

übernimmt die AutoUnit, ein autonomer<br />

Gegengewichtsstapler für<br />

den Outdoor-Bereich. Für die Bereitstellung<br />

von Unterfahrgestellen<br />

an der Montagelinie wurde der<br />

STR (Smart Transport Robot) entwickelt.<br />

Mittels SLAM-Navigation<br />

kann er sich infrastrukturunabhängig<br />

lokalisieren.<br />

Zwischen den jeweiligen Transportprozessen<br />

müssen Handhabungsschritte<br />

durchgeführt werden.<br />

Hierfür werden vier weitere<br />

Robotertypen bei der BMW<br />

Group Logstik entwickelt.<br />

Angelehnt an den Materialfluss<br />

müssen zunächst im Wareneingang<br />

Behälter von Paletten gegriffen<br />

und zur Einlagerung in automatisierte<br />

Kleinteilelager vereinzelt<br />

werden. Der hierzu entwickelte<br />

SplitBot wurde daher mit Blick auf<br />

hohe aufzunehmende Kräfte sowie<br />

den sicheren Betrieb im Umfeld<br />

mit Menschen konzipiert. Analog<br />

dazu wird in einem weiteren Prozessschritt,<br />

der Bereitstellung am<br />

Montageband, die Entnahme und<br />

Übergabe von Behältern durch<br />

Transportrobotern in die Bereitstellregale<br />

realisiert.<br />

Da es aus Platzgründen nicht<br />

immer möglich ist, die vollstän -<br />

digen Teilevorräte an den Montagelinien<br />

vorzuhalten, werden häufig<br />

die benötigten Bauteile in<br />

vorgelagerten Sequenzierungen an<br />

die zu bauenden Fahrzeugderivate<br />

angepasst. Hierfür wurde der<br />

PickBot entwickelt, welcher sich<br />

durch ein präzises Greifen<br />

verschiedenartiger Objekte und<br />

eine intelligente Ablagestrategie<br />

auszeichnet. Abschließend werden<br />

die leeren Behälter eingesammelt,<br />

in die Leergutsortagen transportiert<br />

und durch Sortierroboter<br />

■<br />

(SortBots) gestapelt.<br />

BMW AG<br />

www.bmw.de<br />

62 Juli/August 2019


_Expertenforum Mobile Robotik _Promotion<br />

▶<br />

AUTONOMES ARBEITEN IM ZEHNTELMILLIMETERBEREICH<br />

Mobile Robotik ermöglicht neue<br />

Produktionskonzepte<br />

Mit dem mobilen Robotersystem HelMo von Stäubli lassen sich viele<br />

Applikationen produktiver und wirtschaftlicher denn je ausführen.<br />

Der Mobilroboter kann einen entscheidenden Beitrag dabei leisten,<br />

starre Fertigungsstrukturen aufzubrechen und zukunftsweisende,<br />

hochflexible Konzepte in Industrie-4.0-Umgebungen zu realisieren.<br />

Autor: Alexander Braun, Automation ADD-ONS Robotics<br />

Bild: Stäubli<br />

Hauptkomponente<br />

Roboter:<br />

Der TX2–90L<br />

verfügt über<br />

zahlreiche<br />

Safety-Features<br />

für die Mensch-<br />

Roboter-Kooperation,<br />

kann<br />

aber ebenso als<br />

konventioneller<br />

Roboter eingesetzt<br />

werden.<br />

HelMo ist selbst so flexibel, dass<br />

er als universeller Produktionsassistent<br />

ein breites Aufgabenspektrum<br />

unter nahezu beliebigen Umgebungsbedingungen<br />

wahrnehmen<br />

kann. Einzige Voraussetzungen dafür<br />

sind Arbeitsplätze, die für den<br />

HelMo-Einsatz vorbereitet sind<br />

und über die nötigen Kalibrierpunkte<br />

für das selbstständige Einmessen<br />

des Systems verfügen.<br />

Der Mobilroboter kann unterschiedliche<br />

Aufgaben in einer<br />

Schicht übernehmen und selbstständig<br />

die entsprechenden Arbeitsstationen<br />

anfahren und dort<br />

nach kurzer Einmessphase Arbeiten<br />

mit einer Genauigkeit im<br />

Zehntelmillimeterbereich ausführen.<br />

Ob in der Intralogistik, in der<br />

Montage, bei der Maschinenbeschickung,<br />

der Zellenverkettung<br />

oder in der Qualitätssicherung, ob<br />

autonom in High Speed oder kollaborierend<br />

an der Seite des Menschen<br />

– HelMo ist ein Multitalent.<br />

Flexibilität wird zum<br />

Schlüsselfaktor<br />

Um den Mobilroboter für ein derart<br />

breites Aufgabenspektrum zu<br />

qualifizieren, spielte der Faktor<br />

Flexibilität die entscheidende Rolle.<br />

Deshalb mussten die beiden<br />

HelMo-Hauptkomponenten, der<br />

Roboter und die selbstfahrende<br />

Plattform, so variabel wie nur<br />

möglich ausgelegt werden. Zudem<br />

verfügt der Mobilroboter über ein<br />

automatisches Werkzeugwechselsystem<br />

von Stäubli Connectors.<br />

Damit kann sich HelMo selbstständig<br />

mit dem gerade benötigten<br />

Endeffektor ausstatten.<br />

Für den Handhabungspart setzt<br />

Stäubli auf einen TX2–90L-Standardroboter<br />

mit 15 kg Traglast<br />

und 1200 mm Reichweite. Diese<br />

Maschine ist mit zahlreichen<br />

Safety-Features für die Mensch-<br />

Roboter-Kooperation ausgestattet,<br />

kann aber gleichzeitig als konventioneller<br />

Roboter eingesetzt werden.<br />

Für Einsätze mit direkter<br />

Mensch-Maschinen-Interaktion<br />

muss der Roboter die geltenden Sicherheitsbestimmungen<br />

für die<br />

höchste MRK-Stufe einhalten. Dazu<br />

bedarf es nur geringer Anpassungen.<br />

Mindestens ebenso wichtig für die<br />

Gesamtperformance des Mobilroboters<br />

ist Hauptkomponente zwei,<br />

die selbstfahrende Plattform. Um<br />

hier nicht auf Standardplattformen<br />

von Lieferanten angewiesen<br />

zu sein, hat sich Stäubli zur Übernahme<br />

des renommierten AGV-<br />

Herstellers WFT entschlossen. Mit<br />

dieser Fusion ist Stäubli der einzige<br />

Hersteller weltweit, der Robotik-<br />

und AGV-Kernkompetenz im<br />

eigenen Unternehmen vereint.<br />

Die Vorteile zeigen sich an der<br />

HelMo-Plattform, die über drei integrierte<br />

Laserscanner verfügt und<br />

in Sachen Manövrierbarkeit und<br />

Präzision heute Benchmark setzt.<br />

Das Fahrzeug erreicht dank seiner<br />

patentierten, technologisch überlegenen<br />

Antriebstechnik eine Präzision<br />

von wenigen Millimetern,<br />

kann auf der Stelle drehen und ist<br />

so schlank, dass es auch in beengten<br />

Produktionshallen keine Probleme<br />

verursacht. HelMo kann<br />

autonom fahren und innerhalb seiner<br />

Produktionsumgebung navigieren.<br />

■<br />

Stäubli-Tec Systems GmbH<br />

www.staubli.com<br />

Juli/August 2019 63


_Inserentenverzeichnis<br />

_Impressum<br />

60<br />

62<br />

Baumann GmbH, Amberg<br />

BMW AG, München<br />

61<br />

EngRoTec – Solutions GmbH, Hünfeld<br />

7, 51<br />

27<br />

29<br />

25<br />

43<br />

58<br />

15<br />

19<br />

53<br />

5<br />

37<br />

33<br />

15<br />

59<br />

21<br />

57<br />

65<br />

19<br />

13<br />

45<br />

23<br />

3<br />

HaRo Anlagen- und Fördertechnik GmbH, Rüthen<br />

IEF-Werner GmbH, Furtwangen<br />

igus GmbH, Köln<br />

itelligence AG, Bielefeld<br />

LASCO Umformtechnik GmbH Werkzeugmaschinenfabrik, Coburg<br />

Leuze electronic GmbH & Co. KG, Owen<br />

Martin-Mechanic Friedrich Martin GmbH & Co. KG, Nagold<br />

Mobil-Mark GmbH, Ulm 19<br />

Mobile Industrial Robots ApS, DK-Odense SO<br />

NACHI Europe GmbH, Krefeld<br />

PIAB Vakuum GmbH, Butzbach<br />

Rethink Robotics GmbH, Rheinböllen<br />

Robot System Products GmbH, Günzburg<br />

SCHUNK GmbH & Co. KG Spann- und Greiftechnik, Lauffen<br />

Stäubli Tec-Systems GmbH Robotics, Bayreuth<br />

Stäubli WFT GmbH, Sulzbach-Rosenberg<br />

Technische Akademie Esslingen e.V., Ostfildern<br />

Tünkers Maschinenbau GmbH, Ratingen<br />

Universal Robots (Germany) GmbH, München<br />

untitled exhibitions GmbH, Stuttgart<br />

VDW Verein Dt.Werkzeugmaschinenfabriken e.V., Frankfurt<br />

YASKAWA Europe GmbH, Allershausen<br />

ISSN 1863–401X<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur: Holger Röhr (hr), Phone +49 711 7594–389<br />

Stellv. Chefredakteur: Armin Barnitzke (ab),<br />

Phone +49 711 7594–425<br />

Redaktion: Yannick Schwab (ys), Phone +49 711 7594–537<br />

Redaktionsassistenz: Carmelina Weber,<br />

Phone +49 711 7594–257, Fax +49 711 7594–1257,<br />

E-Mail: automationspraxis@konradin.de<br />

Layout: Vera Müller, Phone +49 711 7594–422<br />

Anzeigenleitung: Dipl.-Oec. Peter Hamberger,<br />

Phone +49 711 7594–360<br />

Auftragsmanagement: Matthias Rath,<br />

Phone +49 711 7594–323<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1.10.2018<br />

Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />

Fax +49 711 7594–15850,<br />

E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

Erscheinungsweise: monatlich (mit zwei Doppelnummern).<br />

Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel.<br />

Bezugspreis jährlich 53,50 € inkl. Versandkosten und MwSt.<br />

(Ausland: 53,50 €); Einzelheft 5,40 € inkl. MwSt. und zzgl. Versandkosten.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />

ausdrücklich bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende<br />

des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten<br />

Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nicht erscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />

Gewalt entsteht kein An spruch auf Ersatz. Ein Teil dieser<br />

Auflage enthält „imv intern„, das Verbandsorgan für alle Mitglieder<br />

der IMV. Mitglieder des IMV erhalten die <strong>Automationspraxis</strong> im<br />

Rahmen ihrer Mitgliedschaft.<br />

Bild: Menne/Fastems<br />

Vorschau: Ausgabe 09/2019<br />

Die September-Ausgabe der <strong>Automationspraxis</strong><br />

steht im Zeichen der<br />

EMO (16. bis 21.09.2019) und widmet<br />

sich daher ganz besonders der<br />

Automation und der Digitalisierung<br />

von Werkzeugmaschinen. Weiteres<br />

wichtiges Fokus-Thema anlässlich<br />

der Nürnberger Fachpack (24. bis<br />

26.9.2019) ist die Verpackungsautomation.<br />

Die Ausgabe 09 erscheint<br />

am 10. Septembe 2019.<br />

↓<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partnership,<br />

The Court, Long Sutton, Hook, Hampshire RG29 1TA,<br />

Phone 1256 862589, Fax 1256 862182,<br />

E-Mail: media@jens. demon.co.uk<br />

Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />

CH-8406 Winterthur Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633 08 99,<br />

e-mail: f.stoll@iff-media.ch<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>Automationspraxis</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />

auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen gleich<br />

welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

64 Juli/August 2019


<strong>Automationspraxis</strong>: Partner für die<br />

Fabrikautomation<br />

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Sensorik Produktionsnahe Software Greifer<br />

Vision Motion Control Antriebe<br />

Sicherheitstechnik Automatisierung<br />

Komponenten Verkettung Industrie 4.0<br />

Smart Machining SPS Servicerobotik<br />

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Technische Akademie Esslingen – TAE<br />

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Die Technische Akademie Esslingen (TAE) mit Sitz in<br />

Ostfildern – nahe der Landeshauptstadt Stuttgart – ist<br />

seit über 60 Jahren für Unternehmen und Privatpersonen<br />

internationaler Partner für effektive Fort- und<br />

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Mit rund 1000 Veranstaltungen, einem Kompetenznetzwerk<br />

von mehr als 4000 Referenten und über<br />

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Weiterbildungsanbietern im deutschsprachigen Raum.<br />

Auch in den Bereichen Studium und Ausbildung bietet<br />

die TAE jahrzehntelange Erfahrung. Sie finden bei uns<br />

berufsbegleitende Bachelor-, Master- und Online-<br />

Studiengänge, mit denen Sie Beruf und Studium perfekt<br />

verbinden.<br />

Juli/August 2019 65


_10 Fragen an<br />

10 Fragen an: Ralf Gronemann, Sales Director EMEA bei Kawasaki Robotics<br />

„Durchs Studium zum<br />

Autodidakten“<br />

Ralf H. Gronemann ist seit Dezember 2018 Sales<br />

Director EMEA bei Kawasaki Robotics in Neuss.<br />

Zuvor arbeitete er als Sales Director Germany<br />

für Fanuc Deutschland. Gronemann verfügt über<br />

mehr als 20 Jahre Erfahrung im Vertrieb – unter<br />

anderem bei Bosch Rexroth, Rockwell Automation<br />

und Mitsubishi Electric.<br />

Bild: Kawasaki<br />

AP: Und was darf in Ihrer Aktentasche nie<br />

fehlen?<br />

Gronemann: Ein guter Füllfederhalter, Nagelschere,<br />

Mundspray, iPad und Taschentücher dürfen<br />

nicht fehlen.<br />

AP: Beschreiben Sie sich in drei Worten.<br />

Gronemann: Offen, initiativ und zielorientiert.<br />

AP: Meine Lebensweisheit/Maxime.<br />

Gronemann: „Den größten Fehler, den man im<br />

Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben,<br />

einen Fehler zu machen.“ Oder auch „Wenn du<br />

Erfolg willst, dann musst du selbst den Stift halten,<br />

der deine Lebensgeschichte schreibt“.<br />

AP: Haben Sie einen Spleen?<br />

Gronemann: Ich habe einen Putzfimmel. Besonders<br />

schlimm: ich kann keine verdreckten Autos<br />

oder Motorräder sehen und habe das Bedürfnis,<br />

diese zu putzen (auch wenn es nicht meine sind).<br />

AP: Wie entspannen Sie sich nach einem langen<br />

Bürotag?<br />

Gronemann: Mit Sport (Fitness, Mountainbiking)<br />

und mit meiner Frau und meinem Sohn Viktor<br />

Ivar.<br />

AP: Worauf können Sie in Ihrem Alltag auf gar<br />

keinen Fall verzichten?<br />

Gronemann: Ich kann nicht verzichten auf:<br />

Kaffee, Musik, meine Familie, Freunde und gutes<br />

Essen.<br />

AP: Wie motivieren Sie sich?<br />

Gronemann: Falls ich Motivation benötigen sollte,<br />

rede ich mir ein, dass die „Aufgabe Spaß<br />

macht“, dass sie „ganz schnell erledigt ist“ oder<br />

dass es „ein Kinderspiel ist“.<br />

AP: Was war die schwerste Entscheidung in<br />

Ihrem aktuellen Job?<br />

Gronemann: Da ich erst seit dem 1. Dezember<br />

2018 bei Kawasaki Robotics in meinem Job bin,<br />

habe ich hier bislang noch keine schweren Entscheidungen<br />

treffen müssen. In der Vergangenheit<br />

dagegen schon: Mitarbeitern zu kündigen, ist so<br />

das Schlimmste was man machen muss (leider<br />

schon dreimal geschehen).<br />

AP: Von welchem Aspekt Ihrer Ausbildung<br />

profitieren Sie heute noch?<br />

Gronemann: Durch mein Studium bin ich zum<br />

Autodidakten geworden.<br />

AP: Das 21. Jahrhundert bedeutet für mich …<br />

(in Bezug auf Innovationen)<br />

Gronemann: Ich denke hier vor allem an Innovationen<br />

wie Smartphones, mobiles Internet, Whats -<br />

App, Wikipedia, die Cloud und Industrie 4.0.<br />

Kawasaki Robotics GmbH<br />

www.kawasakirobot.de<br />

66 Juli/August 2019


Industrie<br />

fachjobs24.de – hier finden Arbeitgeber<br />

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67


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

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mav<br />

industrie 4.0 area<br />

EMO 2019, Hannover<br />

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auf der EMO 2019<br />

Leibniz Universität Hannover, IFW, Foto: Nico Niemeyer<br />

Halle 9<br />

Stand F32<br />

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Besuchen Sie uns vom 16. bis 21.09. auf der<br />

EMO in Halle 9, Stand F32. Wir freuen uns<br />

auf Ihren Besuch.<br />

Teilnehmende Unternehmen und Forschungseinrichtungen:<br />

SOFLEX<br />

68 Juli/August 2019<br />

INSTITUT WERKZEUGMASCHINEN<br />

UND PRODUKTIONSPROZESSE<br />

iwb - Institut für<br />

Werkzeugmaschinen und<br />

Betriebswissenschaften

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