Festschrift ILK
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Schriftenreihe des Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
25 Jahre <strong>ILK</strong><br />
Rückblicke, Einblicke<br />
und Ausblicke<br />
<strong>Festschrift</strong> zum 25. Jubiläum des Instituts für<br />
Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
der Technischen Universität Dresden
25 Jahre <strong>ILK</strong><br />
Rückblicke, Einblicke<br />
und Ausblicke<br />
<strong>Festschrift</strong> zum 25. Jubiläum des Instituts für<br />
Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
der Technischen Universität Dresden
IMPRESSUM<br />
Titel:<br />
25 Jahre <strong>ILK</strong>: Rückblicke, Einblicke und Ausblicke<br />
<strong>Festschrift</strong> zum 25. Jubiläum des Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik der<br />
Technischen Universität Dresden<br />
Band 1 der Reihe:<br />
Schriftenreihe des Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik (<strong>ILK</strong>) der<br />
Technischen Universität Dresden<br />
Herausgeber:<br />
Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (<strong>ILK</strong>) der Technischen Universität Dresden<br />
Verlag:<br />
Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (<strong>ILK</strong>) der Technischen Universität Dresden<br />
Publ. 2019<br />
Dresden<br />
1. Auflage<br />
ISBN: 978-3-86780-598-8<br />
Gefördert durch die Sächsische AufbauBank (SAB)<br />
Layout und Gestaltung durch Jagdfieber GmbH & Co. KG<br />
Gedruckt von siblog - Gesellschaft für Dialogmarketing, Fulfillment & Lettershop mbH<br />
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere<br />
die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und<br />
Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder Vervielfältigung auf anderen Wegen und<br />
der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung,<br />
vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch<br />
im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes<br />
der Bundesrepublik Deutschland zulässig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen<br />
des Urheberrechtsgesetzes.<br />
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit<br />
Steuermitteln auf Grundlage des von<br />
den Abgeordneten des Sächsischen<br />
Landtags beschlossenen Haushaltes.
INHALT<br />
Vorwort 7<br />
Grußworte 9<br />
Leichtbau in Dresden 23<br />
Prägende Projekte und strategische Kooperationen 67<br />
Technologietransfer und Ausgründungen 89<br />
<strong>ILK</strong> als Sprungbrett – Gastbeiträge von 99<br />
Zukünftige Herausforderungen 113
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Wir sind innovative Vorreiter<br />
Rolls-Royce geht mit modernsten Technologien voran, um umweltfreundliche, sichere und<br />
wettbewerbsfähige Lösungen für den weltweiten Antriebs- und Energiebedarf anzubieten.<br />
Ob wir hybrid-elektrische Antriebssysteme für die nächste Generation der Luftfahrt<br />
entwickeln oder gemeinsam mit den herausragenden Wissenschaftlern unseres universitären<br />
Technologiezentrums an der TU Dresden die Leichtbaukonzepte der Zukunft erforschen, bei<br />
uns dreht sich alles um Innovation.<br />
www.rolls-royce.de
VORWORT<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (<strong>ILK</strong>) der Technischen Universität Dresden feiert<br />
in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Der seit 1994 entwickelte werkstoff- und branchenübergreifende<br />
Ansatz und das Dresdner Modell des funktionsintegrativen Systemleichtbaus in<br />
Multi-Material-Design sind Markenzeichen des <strong>ILK</strong> in Lehre und Forschung und sind inzwischen<br />
weltweit aufgegriffen worden.<br />
Das von Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Dr. h.c. Werner A. Hufenbach im Jahr 1994 mit einem<br />
kleinen Team aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der TU Clausthal und der TU Dresden gegründete<br />
Institut ist auf die heutige Anzahl von über 240 Mitarbeitenden angewachsen. Aus<br />
einer starken Grundlagenforschung heraus hat das <strong>ILK</strong> Maßstäbe gesetzt und eine national wie<br />
auch international sichtbare Stellung erreicht. Als Initiator und Sprecher zahlreicher strukturierter<br />
Programme der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie des sächsischen Spitzentechnologieclusters<br />
ECEMP konnten wegweisende Impulse auf dem Gebiet des Leichtbaus<br />
gegeben und in Lehre und Anwendung überführt werden. Die Studienrichtung Leichtbau mit<br />
rund 300 eingeschriebenen Studierenden als Inkubator des heute bestehenden internationalen<br />
Alumni-Netzwerkes, das große wissenschaftliche und industrielle Netzwerk des <strong>ILK</strong>, das Internationale<br />
Dresdner Leichtbausymposium als etablierter Branchentreff, die hohe Anzahl an Aus-<br />
Vorstand des <strong>ILK</strong> (v.l.n.r.): Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Math. Maik Gude, Prof. Dr.rer.nat. Hubert Jäger,<br />
Prof. Dr.-Ing. Niels Modler, Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Dr. h.c. Werner A. Hufenbach<br />
7
gründungen und Auszeichnungen sowie die vielen aus dem <strong>ILK</strong> hervor- und in Serie gegangenen<br />
Produkte, Methoden und Technologien sind nur einige Indikatoren für das erfolgreiche Wirken<br />
des Instituts in den letzten 25 Jahren. Seit 2014 haben Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Math. Maik Gude,<br />
Prof. Dr.rer.nat. Hubert Jäger und Prof. Dr.-Ing. Niels Modler gemeinsam die Leitung des <strong>ILK</strong><br />
übernommen und die grundlagen- wie auch anwendungsorientierte Forschung kontinuierlich<br />
weiterentwickelt. Mit einem starken Fokus auf durchgängige, digitalisierte und skalenübergreifende<br />
Entwicklungsketten, Internationalisierung, regionale und überregionale Kooperationen<br />
sowie auf den beschleunigten Technologietransfer werden nachhaltige Leichtbaulösungen für<br />
den Fahrzeug-, Maschinen- und Anlagenbau, die Luft- und Raumfahrt sowie die Energie-, Medizin-<br />
und Umwelttechnik entwickelt.<br />
25 Jahre erfolgreiches Wirken in der Nachwuchsförderung, in Forschung und Entwicklung sowie<br />
im Technologietransfer sind Anlass, die Vergangenheit Revue passieren zu lassen und aufbauend<br />
auf dem Erreichten optimistisch in die Zukunft zu blicken. Wir bedanken uns bei den zahlreichen<br />
fördernden Einrichtungen und Institutionen für die langjährige Unterstützung, bei allen<br />
Partnern, Freunden, Ehemaligen, Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern, die uns<br />
in unserer Forschung unterstützt haben, und insbesondere bei den engagierten und fachlich<br />
herausragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des <strong>ILK</strong> für das gemeinsame Wirken in den<br />
vielen Jahren und freuen uns auf eine weiterhin fruchtbare Zusammenarbeit.<br />
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre der vorliegenden <strong>Festschrift</strong>.<br />
Ihr <strong>ILK</strong> Vorstand<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Math. Maik Gude<br />
Professur für Leichtbaudesign und Strukturbewertung<br />
Prof. Dr.rer.nat. Hubert Jäger<br />
Professur für Systemleichtbau und Mischbauweisen<br />
Sprecher des Vorstandes<br />
Prof. Dr.-Ing. Niels Modler<br />
Professur für Funktionsintegrativen Leichtbau<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Dr. h.c. Werner A. Hufenbach<br />
Seniorprofessur
GRUSSWORTE<br />
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DAS NETZWERK<br />
Networking & Events<br />
Marketing & Messen<br />
Kontakte & Projekte<br />
Wissen & Märkte<br />
Die Regionalabteilung CC Ost des Carbon Composites e. V. (CCeV) bündelt und stärkt<br />
die Kompetenzen für den Hochleistungsfaserverbund-Leichtbau im ostdeutschen<br />
Raum, vernetzt regionale Unternehmen mit dem Gesamtverein und bietet CCeV-<br />
Mitgliedern eine Plattform in Ostdeutschland.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen KMU, Großunternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
im CC Ost fördert die Vernetzung und damit die Weiterentwicklung und<br />
Vertiefung produktionsrelevanten Know-hows auf dem Gebiet der Faserverbundwerkstoffe<br />
und -technologien für Serienanwendungen.<br />
www.cc-ost.eu
PETER ALTMAIER<br />
BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ENERGIE<br />
Peter Altmaier<br />
Bundesminister für<br />
Wirtschaft und Energie<br />
Leichtbau ist eine Schlüsseltechnologie. Er steht für Innovation,<br />
Ressourceneffizienz und Klimaschutz. Er ist aber nicht nur ein Treiber<br />
von Energie- und Ressourceneffizienz. Durch innovative Materialien<br />
und Konstruktions-, Füge- und Fertigungsverfahren entstehen zudem<br />
Güter mit verbesserten Eigenschaften. Insbesondere im Zusammenspiel<br />
mit Digitalisierung, Industrie 4.0 und Bionik eröffnen sich hier<br />
neue Zukunftsmärkte.<br />
In diesem Umfeld hat sich das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
der TU Dresden in den 25 Jahren seit seiner Gründung fest<br />
etabliert und wegweisende Impulse gegeben. In zahlreichen Projekten<br />
der Grundlagenforschung und der anwendungsorientierten Forschung<br />
hat es Innovationen geschaffen und den Boden bereitet für seine<br />
ebenso vielfältigen wie erfolgreichen Aktivitäten im Bereich des Technologietransfers<br />
– und es tut dies weiterhin. Dies belegen etliche vom<br />
<strong>ILK</strong> und seinen Ausgründungen gewonnene Innovations- und Technologiepreise.<br />
Mit der nationalen Forschungsplattform FOREL und den<br />
darin entwickelten Leichtbauweisen und aufgebauten Prozessketten<br />
hat das <strong>ILK</strong> zudem eine hervorragende Ausgangsbasis geschaffen, um<br />
branchen- und materialübergreifend Leichtbaulösungen noch schneller<br />
in die breite industrielle Anwendung zu überführen.<br />
Darüber hinaus engagiert sich das <strong>ILK</strong> dafür, die Lehre und Praxis von<br />
Leichtbaumethoden, -werkstoffen und -technologien nicht nur in die<br />
universitären Studiengänge, sondern auch in die allgemeine Schul- und<br />
Berufsausbildung sowie in die Aus- und Weiterbildung zu integrieren.<br />
Damit unterstützt das <strong>ILK</strong> die deutschen Unternehmen, insbesondere<br />
den Mittelstand, bei der Umsetzung des Leichtbaus und der nachhaltigen<br />
Stärkung des Industriestandortes Deutschland.<br />
Ich beglückwünsche daher das <strong>ILK</strong> zu seinem Jubiläum und ermuntere<br />
es, den eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu beschreiten, damit<br />
wir gemeinsam unser Ziel erreichen, Deutschland als Leitmarkt für<br />
Leichtbautechnologien zu etablieren.<br />
11
EVA-MARIA STANGE<br />
STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST<br />
DES FREISTAATES SACHSEN<br />
Dr. Eva-Maria Stange<br />
Sächsische Staatsministerin<br />
für Wissenschaft und Kunst<br />
Der Wirtschafts- und Innovationsstandort Sachsen hat sich sehr positiv<br />
entwickelt. Maßgeblich dazu beigetragen haben die herausragenden<br />
wissenschaftlichen Leistungen in diversen Schlüsseltechnologien.<br />
Der Leichtbau und hier vor allem die Arbeit des Instituts für Leichtbau<br />
und Kunststofftechnik der TU Dresden haben einen besonderen Anteil<br />
daran, dass in den Zukunftsfeldern Mobilität und Energie die Hochtechnologie<br />
in Sachsen so stark vertreten ist. Das am <strong>ILK</strong> entwickelte<br />
und inzwischen auch europaweit Standard setzende Dresdner Modell<br />
des „Funktionsintegrativen Systemleichtbaus in Multi-Material- Design“<br />
dient dabei als Leitbild und Inkubator. So trägt die sächsische Leichtbauexpertise<br />
dazu bei, dass aus einer starken Grundlagenforschung<br />
heraus technologische Entwicklungen über eine Vielzahl an Ausgründungen<br />
und Ansiedlungen den Weg in die Produktion und auch Beschäftigung<br />
finden. Exemplarisch genannt seien Hightech-Bauteile, wie<br />
faserverstärkte Triebwerkseinlaufkegel und Leichtbaufelgen. Vergleichbares<br />
ist mit dem erst kürzlich ausgezeichneten Herstellungskonzept<br />
für Faser-Thermoplast-Verbund-Hohlprofile auf den Weg gebracht.<br />
Forschung und Entwicklung entfalten ihre höchste Wirkung durch<br />
den Wissens- und Technologietransfer. Aber auch Kooperationen der<br />
Hochschulen und Forschungseinrichtungen untereinander schaffen<br />
Mehrwert und helfen wichtige Synergien zu heben. Sachsen hat mit<br />
den drei technischen Universitäten in Chemnitz, Dresden und Freiberg<br />
gleich drei Hochschulen, die Leichtbauforschung auf internationalem<br />
Niveau betreiben. Die Gründung der Leichtbau-Allianz Sachsen e.V.<br />
als Verbund zwischen diesen drei Universitäten und weiteren Partnern<br />
war ein konsequenter Schritt, um im internationalen Wettbewerb<br />
durch Stringenz, Effizienz und Exzellenz zu überzeugen. Das SMWK<br />
unterstützt diese Initiativen und mit ihnen das <strong>ILK</strong> als wesentliche Säule<br />
finanziell und strukturell. Ich bin davon überzeugt, dass die Schlüsseltechnologie<br />
Leichtbau auch in den kommenden Jahren maßgeblich<br />
durch die Arbeit des <strong>ILK</strong> mitbestimmt wird.<br />
12<br />
Foto: © SMWK / Martin Förster
DIRK HILBERT<br />
LANDESHAUPTSTADT DRESDEN<br />
Dirk Hilbert<br />
Oberbürgermeister<br />
der Landeshauptstadt<br />
Dresden<br />
Wo einst eine ratternde und schnaubende Maschine war, aus der<br />
Wolken aufstiegen (damals noch dunkelgrau bis schwarz), bleibt in<br />
unserer Zeit die Wolke selbst als Symbol für Innovation und Fortschritt.<br />
Die Cloud weist den Weg in die digitale Zukunft. Weg mit dem analogen<br />
Ballast!<br />
„Weg mit Ballast“ – das könnte auch ein gutes Motto für die Leichtbauforschung<br />
sein. Doch in Dresden strebt sie schon lange nicht mehr<br />
allein nach Masseminimierung. Der moderne Leichtbau legt seine Kraft<br />
in die Funktions- und Bauteilintegration bei gleichzeitiger Ressourceneffizienz<br />
und Fertigungsautomatisierung. Dank des Dresdner Modells<br />
eines Funktionsintegrativen Systemleichtbaus in Multi-Material-Design<br />
gehört das Kompetenzzentrum um das Institut für Leichtbau und<br />
Kunststofftechnik der TU Dresden zu den absoluten Schwergewichten<br />
im Leichtbau: in Deutschland und darüber hinaus, wie die hervorragende<br />
Vernetzung mit Singapur, Korea, China unterstreicht. Unternehmen<br />
und Politik schätzen die Expertise des <strong>ILK</strong>.<br />
Davon profitiert der gesamte Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort.<br />
Namhafte Experten für eine echte Schlüsseltechnologie vor Ort zu<br />
haben, die den Takt in Elektromobilität, Flugzeug- und Fahrzeugbau<br />
maßgeblich mitbestimmen, ist ein entscheidendes Argument für Unternehmen<br />
wie wissenschaftlichen Nachwuchs, hier die Zukunft mitzugestalten.<br />
Und natürlich partizipiert die Stadt selbst auf ihrem Weg<br />
zur Smart City vom Leichtbaucluster. Konsequent interdisziplinäre<br />
Arbeit ermöglicht es zum Beispiel, auf den Feldern SMART Energie oder<br />
SMART Mobility die Vision der vernetzten Stadt Wirklichkeit werden zu<br />
lassen.<br />
Da ist es logisch, dass der Leichtbau die Chancen der Digitalisierung<br />
nutzt und auch zum Thema seines diesjährigen Leichtbausymposiums<br />
macht. Das <strong>ILK</strong> setzt Trends – und das nun schon seit 25 Jahren. Damit<br />
die äußerst erfolgreiche Leichtbauhistorie fortgeschrieben werden<br />
kann, stärkt die Landeshauptstadt Dresden den Leichtbau beim Aufbau<br />
eines neuen Transfer- und Technologiezentrums.<br />
Ich hoffe, dass wir damit einen Ort schaffen, an dem auch zukünftig<br />
innovative Ideen in die Praxis überführt werden können. Viel Erfolg!<br />
13
HANS MÜLLER-STEINHAGEN<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT DRESDEN<br />
Prof. Dr.-Ing. habil.<br />
DEng/Auckland<br />
Hans Müller-Steinhagen<br />
Dr. h.c. mult.<br />
Rektor der TU Dresden<br />
Was wären Dresden und unsere Universität ohne das <strong>ILK</strong>? Ganz sicher,<br />
um einiges ärmer an zukunftsweisenden Innovationen. Maßgeblich<br />
gestaltet das <strong>ILK</strong> die Leichtbau- und Materialforschungshauptstadt<br />
Dresden mit und prägt die wirtschaftliche Entwicklung und Positionierung<br />
des Wissenschaftsstandorts Dresden. Auf einzigartige Weise hat<br />
es sich in den vergangenen 25 Jahren als innovatives Institut weit über<br />
die Grenzen Deutschlands hinaus fest etabliert.<br />
Der Leichtbau als Querschnittsdisziplin steht in besonderem Maße für<br />
das Leitmotiv der TU Dresden als synergetische Universität. Daher ist<br />
das <strong>ILK</strong> integraler Bestandteil starker Forschungsverbünde: Die einzigartige<br />
Forschungsallianz DRESDEN-concept, der Materialforschungsverbund<br />
Dresden (MFD) e. V. und das Research Center Carbon Fibres<br />
(RCCF) bieten gemeinsam mit der Leichtbau-Allianz Sachsen einen<br />
idealen Nährboden für zukunftsfähige Leichtbaulösungen und -entwicklungen<br />
aus Dresden.<br />
Dass das Forschungsfeld Leichtbau nicht nur für die TU Dresden ein<br />
strategisch wichtiges Thema ist, zeigt das Internationale Dresdner<br />
Leichtbausymposium. Diese Tagung bringt als jährliches Forum Vertreter<br />
aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammen, um sich<br />
über richtungsweisende Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auszutauschen<br />
und neuartige Werkstoffe, Technologien und Systeme auf<br />
ihre Zukunftsfähigkeit zu prüfen.<br />
Wie Ergebnisse erfolgreich aus der universitären Forschung in die industrielle<br />
Praxis transferiert werden, zeigt das <strong>ILK</strong> mit dem Rolls-Royce<br />
University Technology Centre (UTC) und der nationalen BMBF-Forschungsplattform<br />
FOREL sowie der großen Zahl an Ausgründungen.<br />
Diese enge Vernetzung mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen<br />
sowie den Marktführern und innovativen Start-ups im<br />
Bereich Leichtbau, Maschinen- und Anlagenbau bietet Studierenden<br />
aus aller Welt praxisnahe Aufgabenfelder und spannende Perspektiven.<br />
Im Namen aller Mitglieder des Rektorats wünsche ich dem <strong>ILK</strong> auch für<br />
das nächste Vierteljahrhundert viel Innovationskraft und Erfolg.<br />
14<br />
Foto: © Frank Johannes
PAUL STEIN<br />
ROLLS-ROYCE PLC<br />
I am pleased to see that <strong>ILK</strong> is celebrating its 25th anniversary in 2019.<br />
When Rolls-Royce reached agreement in 2006 that TU Dresden would<br />
become host to one of the Company’s flagship University Technology<br />
Centres (UTCs), the second UTC established in Germany, <strong>ILK</strong> was already<br />
an important partner through close collaboration and strong<br />
support to the company since the late 1990s. The head of the <strong>ILK</strong> institute<br />
was nominated as director of the UTC in “Lightweight Structures,<br />
Paul Stein<br />
Chief Technology Officer Materials and Robust Design”, with the UTC now incorporating four<br />
of Rolls-Royce plc more institutes since inception.<br />
<strong>ILK</strong> is a key academic partner for Rolls-Royce, particularly in the field of<br />
composite materials, and is active in critical areas of advanced design<br />
& fabrication technologies, modelling & simulation methods, and develops test facilities and<br />
testing methods. <strong>ILK</strong> has supported the development of scaled composite fan blade designs,<br />
for example assessing the response of blades to impact and deformation, providing test results<br />
and design conclusions that have significantly assisted the composite fan blade development<br />
by Rolls-Royce. <strong>ILK</strong> was also a key partner for the development of a composite radial drive shaft<br />
which was introduced into the new ‘Pearl 15’ business jet engine. Another outstanding example<br />
is the development, build and operation of unique rotating rigs for fan blade-off tests, validating<br />
lightweight composite casings and allowing assessment of blade tip clearance and associated<br />
sealing of air gaps. This was acknowledged by an award provided to UTC Dresden at the annual<br />
UTC Directors’ seminar in 2017.<br />
The single piece composite nose cone, developed as retrofit for the BR715 engine, became<br />
baseline design for all newly developed Rolls-Royce engines up to the recent Trent XWB. This<br />
development started with a diploma thesis at <strong>ILK</strong>, was continued as an R&T project 2004-2007<br />
and is today an important product line of the company EAST-4D® Carbon Technology GmbH in<br />
Dresden, a spin-off from <strong>ILK</strong>. Another spin-off is the Leichtbauzentrum Sachsen GmbH (LZS), focusing<br />
on manufacturing methods and testing, especially regarding composite materials, which<br />
became a certified test house for Rolls-Royce Deutschland in 2017 and is still closely collaborating<br />
with <strong>ILK</strong>.<br />
On an international scale, <strong>ILK</strong> is collaborating intensively with the UTC for Composite Materials<br />
in Bristol, UK, including an exchange of PhD researchers. This successful collaboration has motivated<br />
Rolls-Royce recently to cluster both UTC’s into the research theme ‘Lightweight Structures’<br />
to foster an even more fruitful partnership in the future.<br />
Many of the <strong>ILK</strong> students and PhD graduates completed their theses on Rolls-Royce projects,<br />
and have subsequently started their career with Rolls-Royce companies. In addition, the close<br />
collaboration has resulted in multiple patents being granted in cooperation with Rolls-Royce.<br />
I look forward to continuing the successful collaboration between Rolls-Royce and TU Dresden<br />
<strong>ILK</strong>, and the ongoing contribution to our global competitiveness.<br />
15
JAN SZMIDT UND JAROSŁAW MIZERA<br />
WARSAW UNIVERSITY OF TECHNOLOGY<br />
Prof. dr hab. inż<br />
Jan Szmidt<br />
Rector of Warsaw<br />
University of Technology<br />
Prof. dr hab. inż<br />
Jarosław Mizera<br />
Dean of Faculty of<br />
Materials Science and<br />
Engineering Warsaw<br />
University of Technology<br />
It is our great pleasure and privilege to congratulate on the 25th anniversary<br />
of Institute of Lightweight Engineering and Polymer Technology<br />
at Technische Universität Dresden.<br />
<strong>ILK</strong> is the internationally recognized and acknowledged institute for<br />
research, development and student training in the area of function-integrative<br />
system lightweight engineering in multi-material design.<br />
<strong>ILK</strong> of Technische Universität Dresden (TUD) and Warsaw University<br />
of Technology (WUT) have entered into mutually beneficial collaborations<br />
in the field of materials science, engineering and technology<br />
related to their research and educational activities in the framework<br />
of Memorandum of Understanding signed by Rectors of both Universities<br />
on October 1992 and later on May 2014. Rectors of TUD and WUT<br />
expressed their full support to the efforts of strengthening German–<br />
Polish collaboration in science and engineering. The collaboration aims<br />
to provide educational and economic benefits to German, Polish and<br />
European business.<br />
As an example, a project jointly funded by the Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
and the Polish Ministry of Science and Higher Education for<br />
six years with seven partners on 3D textile-reinforced aluminium-matrix<br />
composites is worth to be mentioned. Other outstanding examples of<br />
our fruitful collaboration are conducted in the framework of Electromobility+<br />
and the “Polish-German Sustainability Research” of MNiSW and<br />
BMBF.<br />
<strong>ILK</strong> is a key partner for WUT in exchanging of students and scientists<br />
e.g. in the framework of ERASMUS+ mobility programme. A Framework<br />
Agreement Concerning Mutual Supervision and Proceedings of PhD<br />
Dissertation was signed by Rectors of both Universities in May 2017.<br />
The intensive activities are reflected in a remarkable number of more<br />
than 80 international students and scientists works, internships and<br />
research stays as well as a large number of common binational publications.<br />
We are looking forward to a continued successful collaboration with <strong>ILK</strong><br />
and wish success in promoting science and further achievements.<br />
16
JAE-MIN HONG<br />
KOREA INSTITUTE OF SCIENCE AND TECHNOLOGY<br />
Dr. Jae-Min Hong<br />
Director General of KIST,<br />
Jeonbuk Branch<br />
The Institute of Advanced Composite Materials at the Korea Institute of<br />
Science and Technology (KIST) was established to develop composite<br />
materials that go beyond existing limits and become a renowned R&D<br />
institute in composite industries. It is obvious that global networks with<br />
advanced research institutes that have both fundamental experience<br />
and facilities play an important role in achieving such goals. For this<br />
reason, KIST and the Institute of Lightweight Engineering and Polymer<br />
Technology signed a cooperation agreement in 2016.<br />
On that basis, researchers from KIST and <strong>ILK</strong> visited each other’s sites<br />
in pursuit of substantial collaborations: KIST and <strong>ILK</strong> hosted a joint<br />
conference in South Korea; KIST researchers attended the 1st International<br />
Colloquium on Tailored Carbon Fibers in Dresden in order to<br />
discuss carbon fiber technologies with representative scientists from<br />
all over the world. KIST also participated in the International Dresden<br />
Lightweight Symposium. This symposium intended to reveal paths for<br />
international cooperation, serving as a great opportunity for KIST to<br />
introduce its ongoing research to South Korean and German attendees<br />
from various institutes, universities and companies. In 2018, Prof.<br />
Hubert Jäger was invited as Key Note Speaker to the annually organized<br />
KIST Composite Conference International. Furthermore three <strong>ILK</strong><br />
scientists used a research stay of several weeks at KIST to investigate<br />
3D-printed multi-material lightweight structures and to carry out investigations<br />
on alternative stabilization methods for the production of nanomodified<br />
carbon fibres.<br />
In 2019, this constructive relationship will be strengthened by a student<br />
exchange programme. In addition, our research collaborations will lead<br />
to fruitful and meaningful results: We are currently preparing joint research<br />
projects and scientific publications.<br />
In 2019, this constructive relationship will become firmer and stronger<br />
through a student-exchange program. In the last two years, it was only<br />
German graduate students from <strong>ILK</strong> visiting KIST; fortunately, the current<br />
plan is for Korean graduate students to visit and conduct research<br />
with support from the European Erasmus+ mobility program. In addition,<br />
our research collaborations will be summarized through fruitful<br />
and meaningful results to prepare for publication in 2019.<br />
We greatly appreciate this close partnership with the <strong>ILK</strong> and look forward<br />
to our further cooperation. We wish the management board and<br />
its team all the best for the 25th anniversary of the institute.<br />
17
MICHAEL GEHDE<br />
WISSENSCHAFTLICHER ARBEITSKREIS DER UNIVERSITÄTSPROFESSOREN<br />
DER KUNSTSTOFFTECHNIK<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
Michael Gehde<br />
Sprecher des Vorstands<br />
des WAK<br />
Seit nunmehr 25 Jahren leistet das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
der Technischen Universität Dresden einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Forschung und wissenschaftlichen Ausbildung im Bereich der<br />
Kunststofftechnik und insbesondere des Leichtbaus.<br />
Seit 2002 ist die Institutsleitung Mitglied im Wissenschaftlichen Arbeitskreis<br />
der Universitäts-Professoren der Kunststofftechnik (WAK), der<br />
persönliche Mitgliedschaften pflegt, Prof. Hufenbach seit 2002 und<br />
Prof. Gude seit 2016. Das <strong>ILK</strong> trägt maßgeblich zur wissenschaftlichen<br />
und fachlichen Förderung der Kunststofftechnik über den Erfahrungsaustausch<br />
mit Personen, Institutionen und Forschungsverbänden bei.<br />
Insbesondere prägt das <strong>ILK</strong> seit 25 Jahren das Gebiet des Funktionsintegrativen<br />
Systemleichtbaus in Multi-Material-Design und zeigt die Bedeutung<br />
der Kunststoffe und Kunststoffverbunde anhand innovativer<br />
Bauteile und zugehöriger ressourceneffizienter Verarbeitungs- und Fertigungstechnologien<br />
branchenübergreifend auf.<br />
Das <strong>ILK</strong> ist durch seine wissenschaftlichen Publikationstätigkeiten, Netzwerkaktivitäten<br />
und vor allem durch das Internationale Dresdner Leichtbausymposium<br />
als etablierter Branchentreff ein Kernakteur der Öffentlichkeitsarbeit<br />
auf dem Gebiet der Kunststofftechnik. Hervorzuheben<br />
ist die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der eigens<br />
etablierten Studienrichtung Leichtbau mit jährlich über 80 Absolventen.<br />
Die hohe Qualität der wissenschaftlichen Ausbildung von Studierenden<br />
und Promovenden am <strong>ILK</strong>, die sich in den vergangenen Jahren u. a. in<br />
der Verleihung zahlreicher WAK-Preise an <strong>ILK</strong>-Absolventen widerspiegelt,<br />
ist eine national wie international anerkannte Leistung des <strong>ILK</strong> und<br />
wichtige Voraussetzung für die Innovationskraft unseres Landes.<br />
Als Vorstandssprecher des WAK möchte ich herzlich zum 25-jährigen<br />
Jubiläum gratulieren und freue mich auf eine weiterhin partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit.<br />
18
PETER DAHLMANN<br />
STAHLINSTITUT VDEH<br />
Dr.-Ing. Peter Dahlmann<br />
Geschäftsführendes<br />
Vorstandsmitglied des<br />
Stahlinstituts VDEh<br />
Auch wenn der Name des Institutes „…und Kunststofftechnik“ zunächst<br />
einen stark einseitig werkstoffbezogenen Eindruck erweckt, so<br />
hat das <strong>ILK</strong> im Laufe der Jahre durch seine Aktivitäten bewiesen, dass<br />
es als eine von nur wenigen Forschungseinrichtungen in Deutschland<br />
werkstoff- und produktübergreifende Lösungen für den Leichtbau<br />
praxisnah entwickelt. „Der beste Werkstoff an der richtigen Stelle entsprechend<br />
den Anforderungen“ ist immer Leitbild seiner Forschungsaktivitäten<br />
gewesen.<br />
Heutzutage gängig gewordene Begriffe wie „funktionsintegrierter Systemleichtbau“<br />
und „Multi-Material-Design“ oder auch „ressourcenschonender<br />
Leichtbau“ sind maßgeblich durch dieses Institut geprägt<br />
worden und längst in den Köpfen der „Leichtbauer“ verankert. Entscheidend<br />
dabei ist, dass es stets um die Entwicklung technologisch<br />
und ökonomisch umsetzbarer Lösungen ging und geht. Interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren, Naturwissenschaftlern,<br />
Mathematikern und im Hinblick auf die Anforderungen durch die Digitalisierung<br />
zunehmend auch Informatikern ist dabei unabdingbare<br />
Voraussetzung, die das Institut immer gefördert hat.<br />
In zahlreichen Kooperationen hat das <strong>ILK</strong> gemeinsam mit der Stahlindustrie<br />
Entwicklungen in den Bereichen „Stahl als Leichtbauwerkstoff“<br />
oder „Innovative Stahlanwendungen“ vorangetrieben. Es war und ist<br />
Partner in öffentlich geförderten Forschungsprojekten, z. B. zu Themen<br />
wie Stahlblech-Mehrschichtverbunde, Noppen- und Trapezbleche. Hybride<br />
Lösungen bis hin zu Technologiedemonstratoren für Automobile<br />
sorgen für völlig neue Leichtbauansätze.<br />
Gleichzeitig verschafft der technisch-wissenschaftliche Austausch mit<br />
Wissenschaftlern des Institutes der Stahlindustrie wertvolle Anregungen,<br />
Kundenwünsche im Bereich Leichtbau zu erfüllen. Aus Sicht<br />
der Stahlindustrie stellt das Institut darüber hinaus eine wertvolle Rekrutierungsmöglichkeit<br />
für den wissenschaftlichen Nachwuchs dar.<br />
Jährliches Highlight seit 1997 ist das „Dresdner Leichtbausymposium“.<br />
Dieses bietet die in Deutschland einzigartige Möglichkeit des technisch-wissenschaftlichen<br />
Austausches zwischen Experten der diversen<br />
Werkstoff- und Produktbranchen.<br />
Der VDEh gratuliert dem <strong>ILK</strong> zu seinem 25-jährigen Bestehen und<br />
wünscht ihm weiterhin Kreativität, Ideen und Innovationen für die permanent<br />
bedeutend bleibenden Leichtbaulösungen!<br />
19
JENS KATZEK<br />
AUTOMOTIVE CLUSTER OSTDEUTSCHLAND<br />
Dr. Jens Katzek<br />
Geschäftsführer der<br />
ACOD GmbH<br />
Ostdeutschland ist eine Region mit Auto-Herz und Auto-Verstand.<br />
Seit der deutschen Wiedervereinigung wird mit den Ansiedlungen von<br />
BMW, Porsche, Volkswagen, Opel und Mercedes-Benz an diese industriellen<br />
Traditionen angeknüpft. Dabei ging es von Anfang an darum, die<br />
bestehenden Ressourcen an Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />
zu bündeln, Synergien zu nutzen und gemeinsame Ziele umzusetzen.<br />
Mit dieser Vision wurde im Jahre 2002 die Idee für eine Initiative geboren,<br />
die 2006 schließlich zur Gründung des Automotive Cluster Ostdeutschland<br />
(ACOD e.V.) führte.<br />
Das <strong>ILK</strong> gehört – zusammen mit BMW, Volkswagen und Opel – zu den<br />
Mitbegründern des ACOD. Denn der Leichtbau ist ein für den Fahrzeugbau<br />
besonders bedeutendes Themenfeld. So schafft die Arbeit im<br />
ACOD-Kompetenzcluster „Leichtbau/Exterieur“ unter Leitung des <strong>ILK</strong><br />
die Voraussetzung für den weiteren Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Marktpotentiale in Ostdeutschland. Auch für die Sicherung des<br />
Fachkräftenachwuchses in den ostdeutschen Unternehmen sind das<br />
<strong>ILK</strong> und die anderen im ACOD vertretenen Universitäten und Hochschulen<br />
von enormer Bedeutung.<br />
Seit 25 Jahren liefert das <strong>ILK</strong> nicht nur hervorragende Wissenschaft<br />
und Entwicklungs-Know-how, sondern versteht sich immer auch als<br />
Teil einer Gemeinschaft. So hat sich das <strong>ILK</strong> im Rahmen zahlreicher<br />
Netzwerk-Events, Projektkooperationen und Messebeteiligungen aktiv<br />
in die Netzwerkarbeit des ACOD eingebracht, mit dem ACOD gemeinsame<br />
Ziele umgesetzt und Forschungsprojekte unter Beteiligung des<br />
ACOD durchgeführt – zu nennen sind an dieser Stelle beispielsweise<br />
das BMBF-Innovationsforum „Hochleistungsfaserverbund - Etablierung<br />
wettbewerbsfähiger Fertigungsketten“ und das Forschungsprojekt<br />
AMARETO. Das <strong>ILK</strong> hat hier in den vergangenen Jahren einen wertvollen<br />
Beitrag zum Wissenstransfer geleistet und damit zur Stärkung<br />
der Innovationskraft sowie Erhöhung der Wertschöpfung in den neuen<br />
Ländern beigetragen.<br />
Wir wünschen unserem Partner, dass er seinen erfolgreichen Weg<br />
auch in der Zukunft fortsetzt und wollen ihn dabei nach Kräften unterstützen!<br />
20
WOLFGANG GÖHLER<br />
KOMPETENZZENTRUM FÜR LUFT- UND RAUMFAHRTTECHNIK<br />
Dr. Wolfgang Göhler<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
des LRT<br />
Die Grundlage der Luft-und Raumfahrt-Industrie in Sachsen ist die Innovationskraft<br />
von gut ausgebildeten Ingenieuren und Technikern. Ein<br />
Kerngebiet, ohne das Luftfahrt nicht möglich wäre ist der Leichtbau.<br />
Für beides, die Ausbildung von Ingenieuren und die Weiterentwicklung<br />
des Leichtbaus steht das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
an der Technischen Universität Dresden.<br />
Wenn weltweit unter Wissenschaftlern und Ingenieuren, nicht nur in<br />
der Luft- und Raumfahrt, der Standort Dresden heute neben der Mikroelektronik<br />
auch für Exzellenz im Leichtbau und Materialwissenschaft<br />
bekannt ist, trägt das <strong>ILK</strong> einen gewichtigen Teil dazu bei.<br />
Für die Unternehmen des Kompetenzzentrums für Luft- und Raumfahrttechnik<br />
Sachsen/Thüringen e.V. (LRT) ist das <strong>ILK</strong> einerseits gefragter<br />
Kooperationspartner, andererseits aber ein wichtiger Impulsgeber<br />
für neue innovative Lösungen und Orientierungspunkt bei den<br />
Herausforderungen der Digitalisierung.<br />
Ich konnte die Gründung des <strong>ILK</strong> durch Prof. Werner Hufenbach erleben,<br />
seine visionäre Tatkraft und Fähigkeit, Talente zu finden und zu<br />
binden. Ich darf heute mit seinen Nachfolgern zusammenarbeiten und<br />
bin dafür sehr dankbar. Die vergangenen 25 Jahre waren eine Erfolgsgeschichte.<br />
Ich bin sicher, die kommenden Jahre werden nicht weniger<br />
erfolgreich sein.<br />
21
RUDOLF KAWALLA<br />
LEICHTBAU-ALLIANZ SACHSEN E.V.<br />
Prof. Dr.-Ing. Prof. E.h. mult.<br />
Rudolf Kawalla<br />
Prorektor Forschung TU<br />
Bergakademie Freiberg<br />
Sprecher der Leichtbau der<br />
LAS<br />
Der Technologiestandort Sachsen blickt auf eine lange und erfolgreiche<br />
Geschichte zurück und gehört zu den wichtigsten Zentren des<br />
Maschinen- und Anlagenbaus, der Mikroelektronik sowie der Automobilindustrie<br />
in Deutschland und Europa. Dabei war das Zusammenwirken<br />
von Unternehmen und technologieorientierten Lehr- und<br />
Forschungseinrichtungen, insbesondere der sächsischen Technischen<br />
Universitäten und Fachhochschulen, seit den Anfängen der Industrialisierung<br />
immer ein entscheidender Erfolgsfaktor und wesentlicher Innovationsmotor.<br />
Ein besonderes Beispiel für die sächsische Tradition eines engen Miteinanders<br />
von exzellenter Wissenschaft und praktischer Anwendung von<br />
neuen Werkstoffen und Technologien ist das <strong>ILK</strong>, welches in diesem<br />
Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert. Die Erfolge des Institutes sind<br />
außerordentlich und zeugen sowohl von dem hohen Engagement und<br />
der Kompetenz der beteiligten Mitarbeiter als auch vom strategischen<br />
Geschick und Weitblick der Verantwortlichen, die das Institut seit seiner<br />
Gründung geführt haben.<br />
Mit dem Ziel, die in Sachsen vorhandenen, über mehrere Standorte<br />
und Einrichtungen verteilten exzellenten wissenschaftlichen Leichtbau-Kompetenzen<br />
noch enger miteinander zu verknüpfen und auf<br />
die Herausforderungen sächsischer Unternehmen zu fokussieren,<br />
wurde im Jahr 2017 unter maßgeblicher Mitwirkung auch des <strong>ILK</strong> der<br />
Leichtbau-Allianz Sachsen e.V. (LAS) gegründet. Durch diese sollen bestehende<br />
Synergien in der sächsischen Leichtbauforschung besser genutzt<br />
und erweiterte Forschungsmöglichkeiten für alle beteiligten Einrichtungen<br />
erschlossen werden.<br />
Die Mitglieder der Leichtbau-Allianz Sachsen setzen ihre vereinten<br />
Kräfte und Kompetenzen ein, um die überregionale und internationale<br />
Sichtbarkeit Sachsens als Technologiestandort für den Leichtbau<br />
sowie dessen Wahrnehmung im öffentlichen Bewusstsein und in der<br />
Politik zu erhöhen. Als Partner der sächsischen Wirtschaft knüpft das<br />
Netzwerk an die Tradition eines erfolgreichen Zusammenwirkens von<br />
Forschung und Anwendung an und stärkt Sachsen als zukunftsfähigen<br />
Leichtbaustandort.<br />
Für die Zukunft wünsche ich dem <strong>ILK</strong> eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung<br />
und freue mich auf eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit<br />
im Rahmen der Leichtbau-Allianz Sachsen.<br />
22
LEICHTBAU<br />
IN DRESDEN<br />
23
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HISTORIE DES LEICHTBAUS IN DRESDEN – ZUKUNFT HAT HERKUNFT<br />
LUFTFAHRT –<br />
URSPRUNG DES DRESDNER LEICHTBAUS<br />
Leichtbau – im Sinne eines effizienten Materialeinsatzes<br />
– kann bis an die Ursprünge der<br />
menschlichen Zivilisation verfolgt werden.<br />
Triebfedern waren entweder Werkstoffmangel<br />
oder der Wille zur Steigerung der Leistung. Der<br />
technische Begriff „Leichtbau“, wie er heute<br />
vorrangig verstanden wird, setzte sich aber<br />
letztlich erst mit der aufkommenden Luftfahrttechnik<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts durch.<br />
Zeppelin, Junkers und Heinkel stehen hier –<br />
neben vielen anderen – als besondere Vorreiter,<br />
die sich insbesondere um technologische<br />
Aspekte verdient gemacht haben.<br />
Eine bekannte Koryphäe des deutschen<br />
Leichtbaus war in dieser Zeit Prof. Dr.-Ing.<br />
Heinrich Hertel (* 13.11.1901 in Düsseldorf;<br />
† 05.12.1982 in Berlin), bis zu dem das technisch-technologische<br />
Fundament der Leichtbauforschung<br />
in Dresden letztlich zurückgeführt<br />
werden kann. Hertel definierte bereits<br />
eine Vielzahl der heutigen Begriffe des Leichtbaus,<br />
wie etwa die Differential- und Integralbauweise<br />
und veröffentlichte Standardwerke<br />
für die studentische Ausbildung in jener Zeit.<br />
Ab 1955 forschte er an der TU Berlin zu Flugzeugkonstruktionen.<br />
Im Zuge des überaus ambitionierten Luftfahrtprogramms<br />
der noch jungen DDR wurden<br />
am Standort Dresden zahlreiche Ingenieure<br />
und Techniker aus der gesamten Republik<br />
zusammengezogen sowie erste Produktionswerke<br />
in Dresden und Pirna geschaffen.<br />
Flankierend richtete die TH Dresden am<br />
01.09.1954 die Fakultät für Leichtbau ein. Als<br />
erste Schlüsselfigur für den damals entstehenden<br />
Leichtbaucampus Dresden-Johannstadt<br />
ist Prof. Dipl.-Ing. Hermann Landmann<br />
(* 16.02.1898 in Hermülheim; † 29.01.1977 in<br />
Dresden) zu nennen. Er war seit den frühen<br />
30er Jahren Weggefährte von Prof. Hertel,<br />
und nach Stationen in Stettin, Stuttgart und<br />
Rostock wurde er bereits am 01.07.1953 auf<br />
die neue Vorlauf-Professur für Leichtbaukonstruktion<br />
berufen. Ihm folgten schnell weitere<br />
namhafte Wissenschaftler:<br />
• Aerodynamik: Prof. Willy Richter<br />
• Gerätetechnik: Prof. Dr. Helmut<br />
Claussnitzer<br />
• Technologie des Leichtbaus:<br />
Prof. Dr. Walter Vandersee<br />
• Mechanik des Leichtbaus:<br />
Prof. Rudolf Müller<br />
Ihre Erfahrungen aus den Luftfahrt- und<br />
Rüstungsunternehmen des dritten Reiches<br />
bildeten den Grundstock für den Aufbau<br />
des Leichtbaustandortes Dresden. In diesen<br />
Aufbruchjahren entstand neben der Flugzeugwerft<br />
in Dresden Klotzsche (heutige Standorte<br />
von Flughafen, IMA Materialforschung<br />
und Anwendungstechnik GmbH sowie Elbe<br />
Flugzeugwerke GmbH) auch eine Reihe von<br />
Forschungsgebäuden in der Johannstadt, die<br />
noch heute bestehen:<br />
• April 1953: Baustelleneinrichtung für den<br />
Komplex Dürer-/Marschnerstraße<br />
• März 1954: Erstbezug der Gebäude<br />
• 01.09.1955: Umwidmung der ehemaligen<br />
Städtischen Gewerbeschule in der Elisenstraße<br />
(heutige Evangelische Hochschule<br />
Dresden) in eine Fachschule zur Ausbildung<br />
von Flugzeugbauern<br />
25
• 09.11.1956: Richtfest für den Windkanal<br />
• 1956: Baubeginn für die Versuchshalle<br />
(heutiges Kunststoff-Anwendungszentrum<br />
des <strong>ILK</strong> und Bruchversuchshalle) und die<br />
Triebwerkslaboratorien (heute Bereich<br />
Dynamik des Instituts für Festkörpermechanik),<br />
die aber wegen Geldmangels erst<br />
1958 fertiggestellt werden konnten<br />
• 1956: Umbildung der Fakultät Leichtbau<br />
zur Fakultät Luftfahrtwesen<br />
• 1957: Einweihung der Versuchshalle<br />
Marschnerstraße 30<br />
Von anfänglich 8 Lehrkräften wuchs die Belegschaft<br />
bis 1959 auf 57 Mitarbeiter an. Prof.<br />
Landmann begann mit der Entwicklung von<br />
Leichtflugzeugen (La 16 V1, La 16 V2 und La 17),<br />
welche unter Mithilfe der Zentralwerkstatt am<br />
Standort Dürerstraße gefertigt wurden.<br />
Am 31.08.1961 erfolgte die Auflösung der<br />
Fakultät Luftfahrtwesen. Die Lehrkräfte und<br />
Mitarbeiter wurden teilweise in das neu<br />
gegründete Institut für Leichtbau und ökonomische<br />
Verwendung von Werkstoffen (IfL,<br />
heute IMA) bzw. in die Industrie überführt.<br />
Dort bildeten sie u. a. den Kern der sächsischen<br />
Glasfaserindustrie mit Betrieben in<br />
Sebnitz (Composite Großserienfertigung etwa<br />
im Pultrusionsverfahren), Großröhrsdorf<br />
(GFK-Formteile in Serienproduktion etwa für<br />
den Automobilbau) und Radeburg (Großserienproduktion<br />
von GFK-Well- und Flachplattenproduktion,<br />
heute MITRAS Composites).<br />
An der Universität verblieb mit einem kleinen<br />
Stab nur Prof. Landmann, der in das Institut<br />
für Maschinenelemente und Getriebetechnik<br />
der damaligen Fakultät Maschinenbau eingegliedert<br />
wurde. Dort führte er noch bis 1966<br />
Lehrveranstaltungen durch. Landmann war<br />
u. a. Doktorvater von Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.<br />
rer. oec. Berthold Knauer und Dr.-Ing. Hubert<br />
Ochmann und legte so den Grundstein für den<br />
Präsentation Leichtflugzeug La 16 V2<br />
26
langfristigen Erfolg des Leichtbaus in Dresden.<br />
Der ebenfalls in den 50er Jahren entwickelte<br />
Plan der DDR, eine PKW-Produktion aufzubauen,<br />
scheiterte zunächst an den nicht<br />
vorhandenen Blechqualitäten für die Karosserieherstellung.<br />
Deshalb kamen die Entwickler<br />
im Zwickauer Fahrzeugwerk auf die Idee, die<br />
Beplankung einer von den Vorkriegsmodellen<br />
bekannten Holzkonstruktion (IFA F7 und F8)<br />
mit einem naturfaserverstärkten Duroplastwerkstoff<br />
vorzunehmen. 1962 entstand so im<br />
Institut für Holz- und Faserwerkstofftechnik<br />
der Fakultät Technologie unter der Leitung<br />
von Prof. Dr. Flemming die neue Studienrichtung<br />
Plastverarbeitung. Studieninhalte bezogen<br />
sich insbesondere auf die Technologien<br />
Extrusion, Spritzguss, Blasformen, Tiefziehen<br />
und Kalandrieren sowie auf die Konstruktion<br />
von Verarbeitungswerkzeugen. Ab 1969<br />
wurde innerhalb des Lehrstuhls Maschinenelemente<br />
(Prof. Dr. Fronius) unter Leitung<br />
von Prof. Berthold Knauer (* 02.07.1935 in<br />
Dresden; † 27.11.2017 in Schönbrunn) eine<br />
Arbeitsgruppe eingerichtet und die neue<br />
Vorlesung „Verstärkte Kunststoffe“ mit einer<br />
Rechenübung angeboten. Neben theoretischen<br />
Grundlagen der Faserverstärkung von<br />
Polymeren waren auch elementare Gestaltungsprinzipien<br />
und Verbindungstechniken<br />
des Leichtbaus Teil der Lehrinhalte.<br />
Ziel der sehr erfolgreichen Arbeitsgruppe<br />
war es, das vorhandene werkstofftechnologische<br />
und experimentelle Know-how besser<br />
auf die Bedürfnisse der ostdeutschen Industrie<br />
abstimmen zu können. Zu diesem Zweck<br />
wurde Prof. Knauer Anfang der 1970er Jahre<br />
ein Lehrstuhl für „Leichtbaukonstruktion und<br />
Polymertechnik“ gewidmet, der u. a. Lehrver-<br />
anstaltungen zu den Themen „Berechnung<br />
und Gestaltung von Plastbauteilen“, „Konstruieren<br />
mit verstärkten Hochpolymeren“,<br />
„Leichtbaukonstruktion“, „Methodisches Konstruieren<br />
- Grundlagen im Leichtbau“ und „Heuristik-Prognostik“<br />
bis 1991 anbot.<br />
DRESDEN-GÖTTINGEN-CLAUSTHAL-<br />
DRESDEN: EIN GLÜCKLICHER ZIRKELSCHLUSS<br />
Prof. Dr. rer. nat. Manfred Schäfer<br />
(* 30.04.1912 in Dresden; † 11.03.1996 in<br />
Göttingen) ist eine weitere Schlüsselfigur für<br />
den Erfolg des Dresdner Leichtbaus. Prof.<br />
Schäfer promovierte 1938 an der TH Dresden<br />
und arbeitete hier bis 1945 als wissenschaftlicher<br />
Assistent am Lehrstuhl für Technische<br />
Mechanik. In dieser Zeit lernte er auch Prof.<br />
Dr. rer. nat. Walter Tollmien (* 13.10.1900 in<br />
Berlin; † 25.11.1968 in Göttingen) kennen,<br />
der ein Schüler von Prof. Prandtl war und<br />
im November 1937 dem verstorbenen Prof.<br />
Trefftz auf dem Lehrstuhl für Technische<br />
Mechanik folgte.<br />
Im Zuge der Nachkriegswirren gelangten Prof.<br />
Schäfer und Prof. Tollmien bis nach Göttingen,<br />
wo beide an der Aerodynamischen Versuchsanstalt<br />
(AVA) bei Prof. Prandtl eine neue<br />
Anstellung erlangten. Nach der Umwandlung<br />
der AVA in das Max-Planck-Institut für Strömungsforschung<br />
wurde Prof. Schäfer ab 1957<br />
mit der Leitung der selbstständigen Abteilung<br />
für Gasdynamik betraut. Im selben Jahr erhielt<br />
er einen Ruf an die TH Dresden (Nachfolge<br />
Prof. Neubert) und 1960 nach Oxford, die<br />
er beide ablehnte. 1962 folgte er schließlich<br />
einem Ruf auf den Lehrstuhl für Technische<br />
Mechanik an der TH Clausthal. Im Folgenden<br />
befasste er sich mit zahlreichen Themen der<br />
27
Angewandten Mechanik sowie Fragestellungen<br />
aus seinem angestammten Gebiet, der<br />
Gasdynamik. Sein besonderes Interesse galt<br />
den räumlichen instationären Gasströmungen,<br />
der nichtlinearen eindimensionalen Akustik<br />
sowie der Druckwirkung von Detonationswellen<br />
auf Gebäude.<br />
Einer seiner wesentlichen Schüler war<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Werner A. Hufenbach<br />
(* 25.06.1942 in Essen). Von 1963 bis 1968<br />
studierte Werner A. Hufenbach Verformungskunde<br />
an der TH Clausthal. Im Anschluss war<br />
er als Wissenschaftlicher Assistent bei Prof.<br />
Schäfer am Institut für Technische Mechanik<br />
tätig, wo er 1973 zum Dr.-Ing. promoviert<br />
wurde. Dort gründete er die Abteilung für<br />
Angewandte Mechanik und Werkstoffmechanik<br />
und leitete sie im Range eines Professors.<br />
Die Habilitation folgte 1990. Seine Arbeitsschwerpunkte<br />
in dieser Zeit lagen vorwiegend<br />
auf dem Gebiet der Werkstoffmechanik, wobei<br />
faserverstärkte Verbundstoffe einen beträchtlichen<br />
Raum einnahmen.<br />
1989 - 2002: JAHRE DES UMBRUCHS<br />
UND DER BEGINN DES MULTI-MATERIAL-<br />
LEICHTBAUS<br />
Die politische Wende 1989 setzte im Osten,<br />
im Westen und auch für die TU Dresden<br />
einschneidende Veränderungen in Gang.<br />
Nach den unruhigen Wendejahren und der<br />
Verabschiedung von Prof. Knauer wurde 1992<br />
an der Fakultät für Verkehrswissenschaften<br />
der TU Dresden eine neue Professur mit der<br />
Widmung „Leichtbau und Kunststoffeinsatz“<br />
ausgeschrieben. Nach intensiven Verhandlungen<br />
mit Dekan Prof. Liebig wurde das<br />
Verfahren an die Fakultät Maschinenwesen<br />
übergeben, wo es unter Leitung von Dekan<br />
Prof. Holzweißig mit der Berufung von Prof.<br />
Hufenbach auf die „Professur für Leichtbau<br />
und Kunststofftechnik“ 1993 erfolgreich<br />
abgeschlossen wurde. 1994 folgte die Gründung<br />
des Instituts, das unikal beiden Fakultäten<br />
angehörte. In einem deutsch-deutschen<br />
Team von insgesamt 15 Mitarbeitern wurde<br />
von Beginn an auf wissenschaftlicher, sozialer<br />
und auch handwerklicher Ebene gemeinsam<br />
an einer neuen Zukunft gearbeitet. In<br />
dieser ersten Zeit war besonders Eigeninitiative<br />
gefragt, sodass mit viel Engagement erste<br />
Institutsräume im Bürogebäude Dürerstraße<br />
(DÜR) eigenhändig modernisiert und umgestaltet<br />
wurden. Im gleichen Jahr verteidigte<br />
Prof. Dr.-Ing. Jens Ridzewski als erster Diplomand<br />
des neuen Instituts seine Diplomarbeit<br />
mit dem Titel „Konstruktion und Fertigung von<br />
ebenen Fußbodenplatten und Frachtraumverkleidungen<br />
für Zivilflugzeuge“.<br />
Neben den infrastrukturellen Herausforderungen<br />
dieser Zeit stand wissenschaftlich vor allem<br />
die Kombination und Systematisierung<br />
der zwei unterschiedlichen Denkweisen und<br />
Lösungsansätze des neuen <strong>ILK</strong>-Teams im Vordergrund.<br />
Der technisch-technologische Ansatz<br />
der Dresdner wurde symbiotisch um das<br />
mathematisch-werkstoffmechanische Knowhow<br />
der Clausthaler ergänzt. Auf diesem vielversprechenden<br />
Fundament erwuchs das<br />
„Dresdner Modell“ als ein neuer, ganzheitlicher<br />
Leichtbauansatz, den Prof. Hufenbach<br />
bereits 1995 vorstellte. Ebenfalls in diesem<br />
Jahr wurde das erste neue Großgerät – der<br />
Hochleistungsrotorprüfstand BI4U – in Betrieb<br />
genommen. Das Gerät machte erste größere<br />
Baumaßnahmen erforderlich und war somit<br />
28
Vorbote kommender Bauprojekte am <strong>ILK</strong>.<br />
1997 war nicht nur aus wissenschaftlicher<br />
Sicht ein entscheidendes Jahr: Dr.-Ing.<br />
Hans-Günther Haldenwanger legte die erste<br />
Dissertation des Institutes zum Thema „Zum<br />
Einsatz alternativer Werkstoffe und Verfahren<br />
im konzeptionellen Leichtbau von Pkw-Rohkarosserien“<br />
vor und definierte hierin die<br />
noch heute gültigen fünf wesentlichen Leichtbauprinzipien<br />
(Form- bzw. Gestaltleichtbau,<br />
Stoffleichtbau, Verbundleichtbau, Konzeptleichtbau,<br />
Bedingungsleichtbau). Gleichzeitig<br />
startete die von Prof. Hufenbach initiierte<br />
und geleitete DFG-Forschergruppe (FOR 278)<br />
zum Thema „Textile Verstärkungen für Hochleistungsrotoren<br />
in komplexen Anwendungen“.<br />
In diesem Zusammenhang wurde in der<br />
Bruchversuchshalle ein Hochleistungsautoklav<br />
installiert, der absolut einzigarte Leistungsparameter<br />
aufwies. Im Juni 1997 wurde darüber<br />
hinaus das erste Dresdner Leichtbausymposium<br />
im Rathaus Dresden durchgeführt.<br />
Ein besonderer Meilenstein wurde mit der<br />
Einrichtung der Studienrichtung Leichtbau<br />
im Jahr 1999 erreicht. Schon mit dem ersten<br />
Jahrgang konnten ausgezeichnete Ingenieure<br />
herangebildet werden, die heute zu einer<br />
großen Alumnigemeinde (ca. 750 Personen)<br />
zählen und sich im Akademischen Club Leichtbau<br />
an der TU Dresden e.V. (ACL) eine mittlerweile<br />
etablierte Diskussionsplattform zum<br />
Wissens- und Technologieaustausch zwischen<br />
Industrie und Forschung gegeben haben.<br />
Gleichzeitig wurde mit der eigenen Studienrichtung<br />
für das Institut eine Quelle für hervorragende<br />
Nachwuchswissenschaftler erschlos-<br />
Anlieferung Hochleistungsautoklav (1998)<br />
29
sen, aus der sich inzwischen die überwiegende<br />
Mehrheit der Institutsmitarbeiter rekrutiert.<br />
2001 konnte das erste DFG-Schwerpunktprogramm<br />
(SPP 1123) „Textile Verbundbauweisen<br />
und Fertigungstechnologien für Leichtbaustrukturen<br />
des Maschinen- und Fahrzeugbaus“<br />
unter Leitung von Prof. Hufenbach<br />
eingerichtet werden.<br />
Zu Beginn des Jahres 2002 zählte das Institut<br />
rund 36 Mitarbeiter und war mit dem<br />
genehmigten Neubau des Leichtbau-Innovationszentrums<br />
(LIZ) gut aufgestellt, um einen<br />
großen Sprung an die Spitze der deutschen<br />
Leichtbauforschung zu wagen.<br />
DIE FLUT UND DER STARTSCHUSS<br />
FÜR EINE EINZIGARTIGE<br />
ERFOLGSGESCHICHTE<br />
Die verheerende Flut im August 2002 traf auch<br />
das Institut ins Mark. Wesentliche Prüfstände<br />
gingen verloren, zahlreiche Forschungsarbeiten<br />
kamen ins Stocken und der Neubau des<br />
LIZ musste zunächst zurückgestellt werden.<br />
Die besondere Kameradschaft und der unbedingte<br />
Wille des Teams lassen diese Umstände<br />
aus heutiger Sicht jedoch wie einen Glücksfall<br />
wirken. Gemeinsam konnten die Schäden<br />
überwunden und aus den bereitgestellten<br />
Mitteln neue, richtungsweisende Technik<br />
beschafft werden.<br />
Baugrube des 1.Bauabschnitt PEZ (2005)<br />
30
2004 war ein weiteres Schlüsseljahr für das<br />
Institut. Zum einen startete unter Leitung<br />
von Prof. Hufenbach der erste DFG-Sonderforschungsbereich<br />
(SFB 639) „Textilverstärkte<br />
Verbundkomponenten für funktionsintegrierende<br />
Mischbauweisen bei komplexen Leichtbauanwendungen“,<br />
der in den kommenden<br />
Jahren den wissenschaftlich-technologischen<br />
Herzschlag des Institutes bestimmte. Zum<br />
anderen wurden mit dem ersten Spatenstich<br />
für den Neubau des Leichtbau-Innovationszentrums<br />
(LIZ) die Wachstumssignale endlich<br />
auf grün gestellt. Nach nur einem Jahr Bauzeit<br />
fand am 24.11.2005 bereits das Richtfest<br />
statt, und der erste Fallversuch im Rahmen<br />
der bautechnischen Abnahme erfolgte am<br />
25.10.2006. Fast im Monatstakt folgten<br />
weitere Meilensteine, von denen hier nur<br />
einige genannt seien:<br />
• 2005 Erster Spatenstich für das Prozess-<br />
Entwicklungszentrum (PEZ)<br />
• 2006 Sanierung Kunststoff-Anwendungszentrum<br />
(KAZ)<br />
• 2006 Inbetriebnahme der Dieffenbacher-<br />
Schnellhubpresse<br />
• 2006 Einrichtung Rolls-Royce University<br />
Technology Centre (UTC)<br />
• 2007 100 Mitarbeiter<br />
• 2008 Erster Spatenstich für die Erweiterung<br />
des PEZ<br />
• 2009 Einrichtung des sächsischen Spitzentechnologieclusters<br />
ECEMP<br />
• 2010 Erstmals mehr als 10 Mio. Euro<br />
Drittmitteleinnahmen<br />
• 2011 200 Mitarbeiter<br />
• 2013 Gründung der Forschungsplattform<br />
FOREL<br />
Bereits frühzeitig wurden am Institut Nachwuchswissenschaftler<br />
gefördert und in die<br />
Verantwortung mit einbezogen.<br />
• 2000 Ernennung von Dr.-Ing. Lothar Kroll<br />
zum Leitenden Wissenschaftler<br />
• 2004 Bestellung von Dr.-Ing. Niels Modler<br />
zum Geschäftsführer des SFB 639<br />
• 2006 Ernennung von Dr.-Ing. Frank Adam<br />
zum Oberingenieur<br />
• 2006 Ernennung von Dr.-Ing. Maik Gude<br />
zum Leitenden Wissenschaftler<br />
• 2009 Bestellung von Dr.-Ing. habil. Maik Gude<br />
zum apl. Professor an der TU Dresden<br />
NEUE HORIZONTE<br />
Im September 2014 wechselte Prof. Hufenbach<br />
mit seiner langjährigen Erfahrung,<br />
wissenschaftlichen Erfolgen und seinen unzähligen<br />
hochrangigen Industriekontakten in die<br />
Funktion eines Seniorprofessors. Damit die<br />
vielfältigen Forschungsfelder des <strong>ILK</strong> strategisch<br />
adressiert werden können, wurden drei<br />
neue Professuren eingerichtet und mit Prof.<br />
Dr.-Ing. habil. Dipl.-Math. Maik Gude, Prof. Dr.<br />
rer. nat. Hubert Jäger und Prof. Dr.-Ing. Niels<br />
Modler komplementär besetzt.<br />
31
DAS INSTITUT FÜR LEICHTBAU UND KUNSTSTOFFTECHNIK DER<br />
TU DRESDEN IM JAHR 2019<br />
DIE TU DRESDEN<br />
Die aus der 1828 gegründeten Technischen<br />
Bildungsanstalt hervorgegangene Technische<br />
Universität Dresden ist heute eine der ausgewählten<br />
deutschen Exzellenzuniversitäten<br />
und gehört zu den forschungsstärksten Hochschulen<br />
Deutschlands und Europas. Als Technische<br />
Universität verfügt sie über ein nach<br />
Breite und Tiefe einmaliges Fächerspektrum<br />
mit einem Schwerpunkt in den Technik- und<br />
Naturwissenschaften. Derzeit forschen mehr<br />
als 8.000 Mitarbeiter in 18 Fakultäten bzw. 5<br />
Bereichen an der TU Dresden, die damit einer<br />
der größten Arbeitgeber in Ostdeutschland<br />
ist. Diese besondere Stellung in Sachsen,<br />
Ostdeutschland und Europa verpflichten sie<br />
besonders, die Interdisziplinarität der Wissenschaften<br />
zu fördern und zur gesellschaftlichen<br />
Integration der Wissenschaften beizutragen.<br />
Die gewachsenen Forschungsprofillinien der<br />
TU Dresden repräsentieren die heute forschungsstärksten<br />
Bereiche der TU Dresden,<br />
die sich durch besonders hohe Publikationsleistungen<br />
und Drittmittelaktivitäten auszeichnen.<br />
Hierzu tragen insbesondere die fünf<br />
Exzellenzcluster und die Graduiertenschule<br />
sowie zahlreiche Sonderforschungsbereiche<br />
und Graduiertenkollegs bei.<br />
FAKTEN ZUR TU DRESDEN<br />
Ca. 8.300 Beschäftigte<br />
(Platz 3 der größten Arbeitgeber<br />
in Mitteldeutschland<br />
nach Mitarbeitern)<br />
32.389 Studierende,<br />
42% der Studierenden kommen aus Sachsen,<br />
22% aus den alten Bundesländern und<br />
21% aus den weiteren neuen Bundesländern,<br />
15% aus dem Ausland (Stichtag: 01.11.2018).<br />
Seit 2012 ist die TU Dresden eine der<br />
elf Exzellenzuniversitäten Deutschlands.<br />
270<br />
Mio.€<br />
Drittmitteleinnahmen (im Jahr 2017)<br />
-<br />
32
///<br />
FÜNF BEREICHE MIT 18 FAKULTÄTEN<br />
Fakultät Chemie und Lebensmittelchemie<br />
Medizinische Fakultät<br />
Carl Gustav Carus<br />
Medizin<br />
Mathematik und<br />
Naturwissenschaften<br />
Fakultät Mathematik<br />
Fakultät Physik<br />
Fakultät Psychologie<br />
Ingenieurwissenschaften<br />
Fakultät Elektrotechnik und<br />
Informationstechnik<br />
Fakultät Informatik<br />
Fakultät Maschinenwesen<br />
Geistes- und<br />
Sozialwissenschaften<br />
Bau und Umwelt<br />
Fakultät Erziehungswissenschaften<br />
Juristische Fakultät<br />
Philosophische Fakultät<br />
Fakultät Architektur<br />
Fakultät Bauingenieurwesen<br />
Fakultät Sprach-, Literatur- und<br />
Kulturwissenschaften<br />
Fakultät Umweltwissenschaften<br />
Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“<br />
33
DER BEREICH INGENIEURWISSENSCHAFTEN<br />
Der Bereich Ingenieurwissenschaften an der<br />
TU Dresden genießt national und international<br />
einen ausgezeichneten Ruf. Fast 9.800<br />
Studierende, knapp ein Drittel aller Studierenden<br />
der TU Dresden, sind in diesem<br />
Bereich eingeschrieben, der die Fakultäten<br />
Maschinenwesen, Elektrotechnik und Informationstechnik<br />
sowie Informatik umfasst.<br />
Annähernd 2.000 Mitarbeiter an 40 Instituten<br />
und Zentren engagieren sich täglich für den<br />
Erfolg der Dresdner Ingenieurwissenschaften.<br />
Davon zeugt auch das hohe Drittmittelvolumen,<br />
denn der Bereich Ingenieurwissenschaften<br />
wirbt im Jahr durchschnittlich 95<br />
Millionen Euro ein – das entspricht rund 40 %<br />
des gesamten Drittmittelaufkommens der TU<br />
Dresden.<br />
DIE FAKULTÄT MASCHINENWESEN<br />
Die Fakultät Maschinenwesen war die Keimzelle<br />
für die Entwicklung der Technischen<br />
Universität Dresden und ist heute mit ihren<br />
5.600 Studierenden die größte Fakultät an<br />
der TU Dresden. Knapp 60 Millionen Euro<br />
Drittmitteleinnahmen pro Jahr zeugen von<br />
der Forschungsstärke der Fakultät. An 14 Instituten<br />
arbeiten derzeit 53 Professoren mit<br />
weit über 1.100 Mitarbeitern. Interdisziplinarität<br />
hat an der Fakultät Maschinenwesen<br />
seit jeher einen großen Stellenwert. Dies<br />
wird besonders sichtbar in dem breit aufgestellten<br />
Studienangebot und den vielfältigen<br />
Forschungsaktivitäten. Eine Besonderheit der<br />
Fakultät Maschinenwesen ist die Fortführung<br />
des international renommierten Abschlusses<br />
Diplomingenieur.<br />
DAS INSTITUT FÜR LEICHTBAU UND<br />
KUNSTSTOFFTECHNIK<br />
Eingebettet in dieses besondere Umfeld bietet<br />
das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
(<strong>ILK</strong>) seit 1994 ein breites Lehrangebot<br />
an und führt umfangreiche Forschungsarbeiten<br />
auf dem Gebiet beanspruchungs- und<br />
ressourcengerechter Leichtbaustrukturen<br />
und -systeme durch. Dabei wird ein systemischer<br />
werkstoff- und branchenübergreifender<br />
Ansatz zu Grunde gelegt. Die Mischbauweise<br />
nimmt hier gemäß dem bereits 1995 formulierten<br />
Dresdner Modell „Funktionsintegrativer<br />
Systemleichtbau im Multi-Material-Design“<br />
eine zentrale Stellung ein. Dabei wird die<br />
gesamte Bandbreite der Leichtbauwerkstoffe<br />
vom Stahl über Aluminium, Magnesium und<br />
Titan sowie Kunststoff bis hin zur Keramik entsprechend<br />
ihrem konstruktiv-technologischen<br />
Eigenschaftsprofil ebenso einbezogen wie<br />
Faserverbundwerkstoffe mit Kurzfaser-, Endlosfaser-<br />
oder Textilverstärkung.<br />
Entsprechend breit ist das <strong>ILK</strong>-Team fachlich<br />
und personell aufgestellt, das neben Ingenieurinnen<br />
und Ingenieuren (aus Maschinenbau,<br />
Werkstoffwissenschaften, Elektrotechnik, Bauingenieurwesen)<br />
auch Technomathematiker,<br />
Informatiker, Physiker und Wirtschaftsingenieure<br />
sowie zahlreiche technische Angestellte<br />
und studentische Hilfskräfte umfasst. Gerade<br />
die frühe Einbindung in zukunftsweisende<br />
Forschungsprojekte wirkt äußerst befruchtend<br />
auf die studentische Ausbildung und hier<br />
insbesondere auf die 1999 vom <strong>ILK</strong> eingerichtete<br />
unikale Studienrichtung „Leichtbau“, die<br />
mit ca. 80 Absolventinnen und Absolventen<br />
pro Jahr (inkl. Wirtschaftswissenschaften) eine<br />
konstant hohe Erfolgsquote aufweist.<br />
34
FAKTEN ZUM <strong>ILK</strong><br />
16 AUSGRÜNDUNGEN UND ANSIEDLUNGEN in den vergangen 25 Jahren<br />
1.050 FORSCHUNGSPROJEKTE<br />
MIT EINEM GESAMTUMSATZ VON 128 MIO. € (1993-2018)<br />
254 MITARBEITENDE & 300 EINGESCHRIEBENE STUDIERENDE<br />
(Stand 12/18)<br />
Fun Fact:<br />
262.000 gefahrene E-Fahrzeug-Kilometer<br />
in 2018<br />
35
Prof. Dr.-Ing. habil. Werner A. Hufenbach<br />
wurde 1993 auf den Lehrstuhl für Leichtbau<br />
und Kunststofftechnik berufen, gründete<br />
1994 das Institut und wechselte 2015 in den<br />
Status eines Seniorprofessors. Heute sind<br />
drei komplementär ausgerichtete Professuren<br />
unter dem Dach des Institutes vereint:<br />
Seit 2013 ist Prof. Dr.-Ing. Niels Modler<br />
Inhaber der Professur für Funktionsintegrativen<br />
Leichtbau. Zuvor war er nach mehrjähriger<br />
Tätigkeit in der Medizintechnikbranche<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter am <strong>ILK</strong> und<br />
schließlich Geschäftsführer des DFG-Sonderforschungsbereiches<br />
639. Prof. Dr.-Ing. habil.<br />
Maik Gude verantwortet seit 2014 das Gebiet<br />
Leichtbaudesign und Strukturbewertung. Er<br />
ist Prof. Hufenbach bereits 1995 von der TU<br />
Clausthal nach Dresden gefolgt und hat nach<br />
der Promotion und Habilitation sowie dem<br />
Aufstieg zum Leitenden Wissenschaftler und<br />
Bestellung zum apl. Professor am <strong>ILK</strong>, den<br />
Ruf auf die neu geschaffene Professur angenommen.<br />
Vervollständigt wurde das Professorenteam<br />
des <strong>ILK</strong> 2014 durch die Berufung<br />
von Prof. Dr. rer. nat. Hubert Jäger auf die<br />
Professur für Systemleichtbau und Mischbau-<br />
GESCHÄFTSBEREICHE VORSTAND<br />
Personal<br />
Prof. M. Gude<br />
Forschungskooperationen<br />
Prof. H. Jäger<br />
Finanzen<br />
Prof. N. Modler<br />
Forschungsberatung<br />
Prof. W. Hufenbach<br />
FACHGRUPPEN<br />
STABSSTELLEN<br />
Materialmodelle<br />
PD Dr. R. Böhm<br />
Leichtbauweisen<br />
Dr. F. Adam, Dr. S. Spitzer<br />
Berechnungsmethoden und Simulation<br />
Dr. B. Grüber, Dr. A. Hornig<br />
Thermoplastverfahren<br />
Dr. M. Krahl, T. Lebelt<br />
Duroplastverfahren und Preforming<br />
S. Geller<br />
Verbindungstechniken<br />
Dr. R. Kupfer<br />
Lehre, Aus- & Weiterbildung<br />
C. Kirvel, R. Schneider<br />
Personal und Projekte<br />
B. Röllig<br />
Forschungsdokumentation & Verträge<br />
Dr. M. Lepper<br />
Technik und Ressourcen<br />
Dr. J. Jaschinski, T. Haupt, J. Wiedemuth<br />
Qualitätsmanagement<br />
Dr. A. Langkamp<br />
Technologietransfer, Kommunikation<br />
Dr. M. Zichner<br />
Prüfmethoden und Experiment<br />
Dr. I. Koch<br />
Funktionsintegration<br />
Dr. M. Dannemann, Dr. A. Winkler, P. Lucas<br />
Sonderwerkstoffe und -verfahren<br />
T. Behnisch<br />
Organisationsstruktur des <strong>ILK</strong><br />
36
weisen. Prof. Jäger war nach der Promotion am<br />
Institut für Chemische Technik der Universität<br />
Karlsruhe viele Jahre in der Industrie tätig, wo<br />
er zuletzt die Position des Leiters Konzernforschung,<br />
Technologie und Innovation der SGL<br />
Group innehatte.<br />
Das <strong>ILK</strong> hat sich aufgrund von umfangreichen<br />
Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der<br />
beanspruchungs- und ressourcengerechten<br />
Leichtbaustrukturen eine herausragende<br />
Kompetenz erarbeitet. Diese Forschungsarbeiten<br />
werden sowohl in öffentlich geförderten<br />
Grundlagenprojekten als auch in<br />
anwendungsnahen (z. B. AiF, BMBF, BMWi,<br />
SAB) und bilateralen industriellen Kooperationsprojekten<br />
durchgeführt. Erklärtes Ziel<br />
des vierköpfigen Institutsvorstandes ist es,<br />
das <strong>ILK</strong> langfristig als das international anerkannte<br />
Institut für Forschung, Entwicklung<br />
und studentische Ausbildung für den funktionsintegrativen<br />
Systemleichtbau in Multi-Material-Design<br />
zu positionieren. Gleichzeitig<br />
forciert der Vorstand des <strong>ILK</strong> die gezielte Internationalisierung<br />
der Forschungskooperation,<br />
damit sich das <strong>ILK</strong> als eines der weltweit anerkannten<br />
Forschungsinstitute auf dem Gebiet<br />
des Leichtbaus etablieren kann.<br />
Zur effizienten Erreichung dieser Zielstellung<br />
wurde am <strong>ILK</strong> eine matrixorientierte Organisationsstruktur<br />
mit neun Professuren-übergreifenden<br />
Fachgruppen und sechs Stabsstellen<br />
eingerichtet. Eine außerordentliche<br />
Besonderheit des Instituts ist dabei die<br />
gemeinsame Kostenstellenverantwortung<br />
der aktiven Professoren, so dass das Institut<br />
auch mit der Leitung durch drei Professuren<br />
seine personelle und infrastrukturelle Einheit<br />
im Sinne der erfolgreichen Institutsphilosophie<br />
„Leichtbaulösungen aus einer Hand“<br />
bewahren konnte.<br />
Das infrastrukturelle Zentrum der Forschungs-<br />
und Entwicklungsarbeiten am <strong>ILK</strong><br />
bildet der in den vergangenen 25 Jahren<br />
entstandene Leichtbau-Campus Dresden-Johannstadt.<br />
Er besteht neben dem <strong>ILK</strong>-Bürogebäude,<br />
das den Hauptsitz des Instituts<br />
beherbergt, im Wesentlichen aus dem Leichtbau-Innovationszentrum<br />
(LIZ), dem Kunststoff-Anwendungszentrum<br />
(KAZ) und dem<br />
Prozess-Entwicklungszentrum (PEZ). Darüber<br />
hinaus betreibt das Institut drei weitere, ausgelagerte<br />
Versuchs- und Laborkomplexe in<br />
Dresden-Dobritz, Dresden-Schönfeld sowie<br />
Freital. Insgesamt verfügt das <strong>ILK</strong> heute über<br />
1.950 m² Büro- sowie 4.900 m² Labor- und<br />
Versuchsfläche, in denen unikale Prüftechnik<br />
und einzigartige serienfähige Großversuchsanlagen<br />
aufgebaut sind. Hiermit ist das <strong>ILK</strong><br />
in der Lage, den gewählten systemischen,<br />
durchgängigen werkstoff- und produktübergreifenden<br />
Ansatz im Rahmen von standardisierten<br />
bzw. spezifisch entwickelten Versuchsaufbauten<br />
umfassend umzusetzen und stetig<br />
weiter zu entwickeln.<br />
37
LEICHTBAUCAMPUS DRESDEN-JOHANNSTADT<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1 Gebäude DÜR 2.300 m²<br />
2 Prozess-Entwicklungszentrum (PEZ) 800 m²<br />
3 Kunststoff-Anwendungszentrum (KAZ) 1.200 m²<br />
4 Leichtbau Innovations-Zentrum (LIZ) 3.600 m²<br />
<strong>ILK</strong> AUSSENSTELLEN<br />
• Technologie- und Gründerzentrum Freital (300 m 2 )<br />
• Prüf-/Technologiehalle Lohrmannstraße (400 m 2 )<br />
• RCCF-Reinraumlabor Dobritz (1.200 m 2 )<br />
• Technologiehalle Schönfeld (150 m 2 )<br />
38
Foto: © Andreas Scheunert<br />
39
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Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Math. Maik Gude<br />
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bei hoher Zuverlässigkeit, voller Funktionsfähigkeit<br />
und minimalem ökologischem<br />
Impact sind die wesentlichen Kriterien bei<br />
der effizienten Entwicklung zukunftsfähiger<br />
Leichtbauprodukte und -technologien. Dementsprechend<br />
fokussiert die im Jahr 2014 neu<br />
eingerichtete Professur „Leichtbaudesign und<br />
Strukturbewertung“ die Lehre und Forschung<br />
auf den Gebieten neuer Leichtbaukonzepte<br />
sowie insbesondere der durchgängig verknüpften<br />
und digitalisierten Entwicklung und<br />
Bewertung von Leichtbauwerkstoffen, -strukturen<br />
und -systemen sowie zugehöriger Technologien<br />
und Fertigungsprozessketten. Die<br />
ganzheitliche Bewertung erfolgt auf wissenschaftlicher<br />
Grundlage unter technischen,<br />
ökonomischen, ökologischen und sozialen<br />
Gesichtspunkten.<br />
Entlang der gesamten Entwicklungskette vom<br />
Werkstoff bis zum Bauteil werden sowohl<br />
grundlegende als auch anwendungsorientierte<br />
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten durchgeführt<br />
und für den effizienten Transfer in die<br />
Praxis aufbereitet. Werkstoffklassenübergreifend<br />
werden neueste (in-situ-) Prüfverfahren<br />
für faserverstärkte und unverstärkte Konstruktionswerkstoffe<br />
sowie für sensorische und aktorische<br />
Funktionswerkstoffe entwickelt bzw.<br />
problemgerecht angepasst, um auf unterschiedlichen<br />
Größenskalen ein tiefgreifendes<br />
Verständnis von Werkstoffphänomenologie<br />
und Struktur-Eigenschafts-Beziehungen zu<br />
gewinnen. Dabei stehen mechanische, ther-<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Math. Maik Gude<br />
Foto: © Andreas Scheunert<br />
41
mische und mediale Belastungen mit quasistatischem,<br />
zyklischem und hochdynamischem<br />
Charakter unter besonderer Berücksichtigung<br />
werkstofflicher Anisotropie und Heterogenität<br />
im Fokus der wissenschaftlichen Arbeiten.<br />
Hierauf aufbauend und flankiert von virtuellen<br />
Charakterisierungsversuchen werden physikalische<br />
Werkstoffmodelle für die mathematische<br />
Beschreibung des Werkstoffverhaltens<br />
unter komplexen Beanspruchungszuständen<br />
erarbeitet und validiert.<br />
Auf der Grundlage des tiefgreifenden Werkstoffverständnisses<br />
setzt der interaktive Entwicklungsprozess<br />
für neue Bauweisen auf.<br />
Besonderes Augenmerk liegt auf dem composite-intensiven<br />
Multi-Material-Design für<br />
innovative Leichtbaukomponenten, -strukturen<br />
und -systeme mit werkstoffgerechten<br />
Verbindungstechniken sowie auf zugehörigen<br />
Technologien und Prozessketten. Neuartige<br />
digitale Werkzeuge auf Basis physikalischer<br />
skalenübergreifender Modelle in Kombination<br />
mit Methoden der Künstlichen Intelligenz<br />
auf der Werkstoff-, Struktur- und Prozessebene<br />
werden erarbeitet und miteinander<br />
verknüpft. Hiermit lassen sich die komplexen<br />
Beziehungsgeflechte zwischen Werkstoff- und<br />
Prozessparametern sowie resultierenden<br />
Bauteil- und Systemeigenschaften schnell entschlüsseln<br />
und praxisgerechte Gestaltungshinweise<br />
für den effizienten Produkt- und<br />
Prozessentwicklungsprozess bereitstellen.<br />
Besonderes Augenmerk liegt hier zunehmend<br />
auf dem am <strong>ILK</strong> definierten „Neutralleichtbau“<br />
im Sinne vollständig geschlossener Materialkreisläufe<br />
unter Vermeidung des Verbrauchs<br />
nicht erneuerbarer Ressourcen.<br />
Die digitalen Methoden und Werkzeuge der<br />
Professur für Leichtbaudesign und Strukturbewertung<br />
bilden schon heute die Grundlage<br />
für die Entwicklung von lebensphasenübergreifenden<br />
Virtuellen Zwillingen. Diese werden<br />
zukünftig – insbesondere auch zusammen mit<br />
Methoden der Künstlichen Intelligenz – unverzichtbarer<br />
Bestandteil sein von selbstlernenden<br />
Entwicklungs-, Optimierungs- und Bewertungswerkzeugen<br />
als auch von prädiktiven<br />
Monitoringtools für alle Lebensphasen, vom<br />
Engineering über die Fertigung und den Betrieb<br />
bis hin zum End-of-Life. Entsprechende<br />
Ansätze werden von der Professur etwa im<br />
Rolls-Royce UTC oder dem neu eingerichteten<br />
Dresden Center for Fatigue and Reliability<br />
(DCFR) mit Partnern aus Wissenschaft und<br />
Wirtschaft verfolgt.<br />
In enger Kooperation mit den <strong>ILK</strong>-Kollegen der<br />
angrenzenden Forschungsgebiete Fasertechnologie,<br />
Funktionsintegration und Systemleichtbau<br />
sowie mit nationalen und internationalen<br />
Netzwerken wird Wissen vom Werkstoff<br />
bis zum komplexen, in der Regel hybriden<br />
funktionsintegrierenden Leichtbausystem generiert,<br />
dem wissenschaftlichen Nachwuchs<br />
vermittelt und über das <strong>ILK</strong>-Netzwerk branchenübergreifend<br />
in die Praxis zur Gestaltung<br />
innovativer Produkte, Prozesse und Dienstleistungen<br />
transferiert.<br />
42
PROFESSUR FÜR SYSTEMLEICHTBAU UND MISCHBAUWEISEN<br />
Prof. Dr.rer.nat. Hubert Jäger<br />
Megatrends wie Digitalisierung, Mobilität,<br />
Urbanisierung und Nachhaltigkeit, die mit der<br />
zunehmenden Globalisierung einhergehen<br />
und auf sehr unterschiedliche Demografieund<br />
Wohlstandsentwicklungen treffen, stellen<br />
Innovationstreiber für neuartige Werkstoffe,<br />
Technologien und Systeme dar. Diese Trends<br />
werden für Industriestaaten und insbesondere<br />
für eine Exportnation wie Deutschland<br />
zukünftig zur zentralen Herausforderung in<br />
einem volatilen Prozess von Wettbewerb und<br />
Markt. Hierbei wird die Beherrschung der<br />
Komplexität mit intelligenten Lösungsstrategien<br />
und den daraus generierten Innovationen<br />
zum Markenzeichen einer leistungsstarken,<br />
wettbewerbsfähigen Industriegesellschaft.<br />
Nachhaltigkeit und Ressourcensicherung<br />
müssen dabei stets unser Antrieb und Anspruch<br />
bleiben, um ressourcenschonend<br />
Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze zu<br />
sichern.<br />
Hier stellt der „Funktionsintegrative Systemleichtbau<br />
in Multi-Material-Design“, der 1995<br />
am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
von Prof. Hufenbach initiiert und<br />
seitdem als Dresdner Modell konsequent umgesetzt<br />
wird, einen branchenübergreifenden<br />
Lösungsansatz dar. Dieser Ansatz verfolgt<br />
die Einbeziehung aller klassischen und neuartigen<br />
Werkstoffe, Prozesse sowie ökonomisch-ökologischen<br />
Randbedingungen und<br />
deren Wechselwirkungen entlang der Wertschöpfungskette.<br />
Die 2014 neu eingerichtete Professur „System-<br />
Prof. Dr.rer.nat. Hubert Jäger<br />
Foto: © Andreas Scheunert<br />
43
leichtbau und Mischbauweisen“ orientiert<br />
sich am Leitgedanken des Dresdner Modells<br />
und verfolgt das Ziel, die im Hinblick auf<br />
Leichtbausysteme relevanten skalenübergreifenden<br />
Wechselwirkungen in den Vordergrund<br />
der Lehre und Forschung zu stellen.<br />
Dabei liegt der Professur eine ganzheitliche<br />
Betrachtungsweise entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette zugrunde, die die sehr<br />
unterschiedlichen Herausforderungen auf<br />
den Gebieten Werkstoffe, Bauweisen und<br />
Technologien berücksichtigt. Das angestrebte<br />
Systemverständnis ermöglicht es, optimierte<br />
Werkstoffeigenschaften beanspruchungsgerecht<br />
in Leichtbauprodukte zu übertragen,<br />
womit sich nicht nur der Mehrwert einzelner<br />
Komponenten und Baugruppen, sondern<br />
auch der des Gesamtsystems deutlich erhöht.<br />
Eine Besonderheit der Professur stellen Forschungsarbeiten<br />
zur skalenübergreifenden<br />
Analyse von physikalischen Phänomenen<br />
an Übergängen zwischen unterschiedlichen<br />
Werkstoffen, Komponenten und Subsystemen<br />
dar. Dabei werden auch die Wechselwirkungen<br />
dieser Phänomene auf das Struktur- bzw. Systemverhalten<br />
übergeordneter Skalenebenen<br />
untersucht. Während auf Material- und Komponentenebene<br />
Fragestellungen zur Materialverträglichkeit<br />
und -haftung im Hinblick auf<br />
mechanische Eigenschaften im Vordergrund<br />
der Forschungsarbeiten stehen, treten bei<br />
Systembetrachtungen auch etwa durch Reibung<br />
hervorgerufene Nichtlinearitäten in den<br />
Fokus der Forschungsarbeiten.<br />
Ein aktueller Arbeitsschwerpunkt der Professur<br />
ist die Erforschung alternativer, nachhaltiger<br />
Prozessrouten zur Fertigung von<br />
Hochleistungs-Kohlenstofffasern. Im „Research<br />
Center for Carbon Fibres“ werden gemeinsam<br />
mit dem Institut für Textilmaschinen<br />
und Textile Hochleistungswerkstofftechnik<br />
der TU Dresden Carbonfasern von der Polymerseite<br />
maßgeschneidert aufgebaut und<br />
spezifisch für die Anwendungen modifiziert.<br />
Zur Verbesserung sowohl der Ressourceneffizienz<br />
als auch der Marktfähigkeit ist die konsequente<br />
Integration vielfältiger Funktionen<br />
in komplexe Leichtbausysteme entlang der<br />
gesamten Wertschöpfungskette besonders<br />
zielführend. Die am <strong>ILK</strong> zu Leichtbausystemen<br />
betriebenen Forschungsarbeiten erfolgen<br />
daher in erfolgreicher Zusammenarbeit aller<br />
<strong>ILK</strong>-Professuren und stellen somit ein Alleinstellungsmerkmal<br />
auf dem Gebiet der Leichtbauforschung<br />
in Deutschland dar.<br />
44
PROFESSUR FÜR FUNKTIONSINTEGRATIVEN LEICHTBAU<br />
Prof. Dr.-Ing. Niels Modler<br />
Die Realisierung einer Vielzahl von Funktionen<br />
in wenigen Bauteilen ist eine der wesentlichen<br />
Methoden des modernen Systemleichtbaus.<br />
Neben der Kombination verschiedener strukturmechanischer<br />
Elemente zu einem integralen<br />
Bauteil wird Funktionsintegration vor<br />
allem durch Einbettung neuer Wirkelemente<br />
in einem Erzeugnis sowie durch die Synthese<br />
von Wirkzusammenhängen in einem hierarchischen<br />
System vom Werkstoff bis zum übergeordneten<br />
Gesamtsystem erreicht. Somit<br />
ist zur Entwicklung von funktionsintegrierten<br />
Leichtbaulösungen ein hohes Maß an interund<br />
transdisziplinärer Zusammenarbeit notwendig,<br />
um vorhandene – aber häufig noch<br />
nicht genutzte – Potentiale zu erschließen.<br />
Herausforderungen ergeben sich dabei stets<br />
an den Schnittstellen zwischen den Disziplinen,<br />
die das „Sprechen einer gemeinsamen<br />
Sprache“ bzw. ein Übersetzen in das jeweilige<br />
Fachgebiet erfordern. Aus diesem Grund<br />
wurde 2013 die Professur für Funktionsintegrativen<br />
Leichtbau am <strong>ILK</strong> eingerichtet und<br />
noch im selben Jahr mit der Berufung von<br />
Prof. Dr.-Ing. Niels Modler besetzt.<br />
Ziel der Professur ist es, aufbauend auf einem<br />
ganzheitlichen Systemverständnis Methoden<br />
der Funktionsintegration zu schaffen, die<br />
über die isolierte fachspezifische Herangehensweise<br />
hinausweisen. Hierfür werden<br />
in engster Kooperation mit den anderen<br />
<strong>ILK</strong>-Professuren alle Methoden der modernen<br />
Ingenieurwissenschaften eingesetzt und mit<br />
einem komplementär aufgebauten interdiszi-<br />
Prof. Dr.-Ing. Niels Modler<br />
Foto: © Andreas Scheunert<br />
45
plinären Team neue, innovative Lösungen für<br />
den „Funktionsintegrativen Systemleichtbau<br />
in Multi-Material-Design“ erarbeitet.<br />
Das Forschungsgebiet teilt sich nach dem<br />
Funktionsprinzip auf in aktive und passive<br />
Funktionselemente. Als passiv können dabei<br />
die Funktionen verstanden werden, die nur<br />
während der initialen Herstellung integriert<br />
werden können und damit fixiert sind. Beispielhaft<br />
seien hier Lasteinleitungs- und Versteifungselemente<br />
sowie gezielt eingestellte<br />
Dämpfungs- oder Nachgiebigkeitseigenschaften<br />
genannt. Demgegenüber erlauben aktive<br />
Elemente einen Informationsaustausch mit<br />
der Komponente und die Adaption der spezifischen<br />
Antwort. Typische Beispiele sind werkstofflich<br />
eingebettete Sensoren und Aktoren<br />
oder programmierbare Werkstoffe.<br />
Folgende Arbeitsfelder charakterisieren die<br />
aktuelle Forschungsarbeit an der Professur:<br />
Gezielt einstellbare Dämpfungseigenschaften<br />
auf Strukturebene sind seit Langem ein Forschungsschwerpunkt<br />
am <strong>ILK</strong>, ergänzt um die<br />
Gebiete Vibroakustik und Schallabstrahlung<br />
von Faserverbundstrukturen. Gemäß dem<br />
hohen Modellierungsanspruch beinhalten<br />
diese Arbeiten sowohl analytische und numerische<br />
Simulationsmethoden als auch die<br />
Weiterentwicklung von Mess- und Diagnoseverfahren.<br />
Daneben können die Methoden<br />
der Funktionsintegration zur Erfüllung von<br />
Bewegungsaufgaben unter Ausnutzung der<br />
besonderen anisotropen Eigenschaften der<br />
Faserverbundwerkstoffe genutzt werden. Hier<br />
stehen vor allem die Konstruktion, Auslegung<br />
und Fertigung von aktiven Compliantelementen<br />
und -mechanismen sowie die Analyse<br />
und Synthese von bistabilen Strukturen<br />
im Fokus. Daraus lassen sich etwa hyperredundante<br />
Roboterstrukturen ableiten. Deren<br />
technologische Umsetzung führt auf ein weiteres<br />
Arbeitsfeld, die Entwicklung und Bauteilintegration<br />
von elektrisch/elektronischen<br />
(E/E)-Funktionen. Dabei ist festzuhalten, dass<br />
die Vorteile werkstofflich integrierter Sensoren,<br />
Aktoren und weiterer elektronischer<br />
Komponenten zur Signalerfassung, -aufbereitung<br />
und -verarbeitung in vielen Bereichen<br />
nur dann genutzt werden können, wenn entsprechende<br />
serienfähige Integrationstechnologien<br />
zur Verfügung stehen, wie sie an<br />
der Professur entwickelt werden. Daneben<br />
werden vielfältige weitere Funktionen wie<br />
Class-A-Oberflächen, Verbindungszonen oder<br />
kinematische Funktionen im Fertigungsprozess<br />
integriert.<br />
Die Applikation der gewonnenen technologischen<br />
Lösungen erfolgt branchenübergreifend,<br />
wobei neben der Produktionstechnik<br />
sowie der Mobilität die Medizin- und Sportgerätetechnik<br />
einen weiteren Schwerpunkt<br />
bildet. Die Forschungsthemen mit medizintechnischem<br />
Hintergrund an der Professur<br />
befassen sich unter anderem mit Implantaten<br />
zur Osteosynthese, der Erweiterung und Verbesserung<br />
der Funktion von Medizinprodukten<br />
wie z. B. Rollstühlen, der Entwicklung neuer<br />
endodontischer Instrumentenspitzen sowie<br />
der Unterstützung und dem Schutz von Körperteilen<br />
durch Orthesen und Prothesen. Im<br />
Fokus der Arbeiten stehen vor allem Materialentwicklungen,<br />
strukturmechanische Dimensionierungen<br />
und Auslegungen sowie die fertigungstechnische<br />
Realisierung bis zur Prototypenherstellung.<br />
46
Zur Beantwortung der an der Professur auftretenden<br />
vielgestaltigen Fragen ist ein inniger<br />
Austausch mit angrenzenden Fachgebieten<br />
der Material- und Werkstoffwissenschaft, der<br />
Elektro- und Informationstechnik, der Informatik,<br />
der Biologie, der Physik und Mathematik sowie<br />
der Medizin notwendig, wofür die TU Dresden<br />
ein nahezu ideales Arbeitsumfeld bietet.<br />
SENIORPROFESSUR<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Dr. h.c. Werner Hufenbach<br />
Das <strong>ILK</strong> in seiner heutigen Form wurde 1994<br />
auf Initiative von Prof. Dr.-Ing. habil. Werner<br />
Hufenbach gegründet und in den vergangenen<br />
25 Jahren von ihm maßgeblich geprägt.<br />
Heute ist er Seniorprofessor am Institut und<br />
weiterhin Mitglied im Institutsvorstand sowie<br />
geschätzter Diskussionspartner. Seine Vita<br />
ist reich an akademischen Meilensteinen und<br />
Ehrungen:<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Dr. h.c. Werner Hufenbach<br />
Foto: © Andreas Scheunert<br />
47
1963-1968<br />
Studium der Verformungskunde an der<br />
TH Clausthal, Abschluss Dipl.-Ing.<br />
1994<br />
Gründung des Instituts für Leichtbau und<br />
Kunststofftechnik, Institutsdirektor<br />
1968-1976<br />
Wissenschaftlicher Assistent am Institut für<br />
Technische Mechanik der TU Clausthal<br />
1997<br />
Initiierung der DFG-Forschergruppe FOR 278,<br />
Sprecher<br />
1973<br />
Promotion zum Dr.-Ing. an der TU Clausthal<br />
1999<br />
SFB 528: Teilprojektleiter<br />
1976-1993<br />
Oberingenieur und Akademischer Oberrat am<br />
Institut für Technische Mechanik der<br />
TU Clausthal; Leiter der Abteilung und<br />
Professor für Angewandte Mechanik und Werkstoffmechanik<br />
1988<br />
SFB 180 Teilprojektleiter<br />
1990<br />
Habilitation für das Fach Angewandte Mechanik<br />
und Werkstoffmechanik, TU Clausthal<br />
1991<br />
Forschergruppe „Textur und Anisotropie kristalliner<br />
Stoffe“, Teilprojektleiter<br />
1993<br />
Berufung an die TU Dresden, Professur für<br />
Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
Doppelmitgliedschaft in den Fakultäten<br />
Maschinenwesen und Verkehrswissenschaften<br />
„Friedrich List“<br />
1999<br />
Einrichtung der unikalen Studienrichtung<br />
„Leichtbau“, Studienrichtungsleiter<br />
2001<br />
Initiierung des DFG-Schwerpunktprogramms<br />
SPP 1123, Koordinator und Buchherausgeber<br />
2003<br />
Professor E.h. und Lehrtätigkeit am<br />
Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg (CDHK)<br />
der Tongji-Universität, Shanghai<br />
2004<br />
Initiierung des DFG-Sonderforschungsbereiches<br />
SFB 639, Sprecher<br />
2006<br />
Initiierung des DFG-Transferbereichs<br />
zum SFB 639<br />
2006<br />
Initiierung des Rolls-Royce University<br />
Technology Centre (UTC) „Lightweight<br />
Structures and Materials“, Direktor<br />
48
2006<br />
Standortsprecher DFG-Sonderforschungsbereich/Transregio<br />
TR 39 PT-PIESA<br />
2007<br />
Chair des Dialogforums „Materialien“ beim<br />
Klimaforschungsgipfel des BMBF<br />
2008<br />
Initiierung des sächsischen Spitzentechnologieclusters<br />
„European Centre for Emerging<br />
Materials and Processes Dresden”, Sprecher<br />
2009<br />
Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften<br />
(acatech)<br />
2010<br />
Vorgeschlagen von der DFG für den<br />
Deutschen Zukunftspreis – Preis des Bundespräsidenten<br />
für Technik und Innovation<br />
2014<br />
Verleihung der Richard-Vieweg-Ehrenmedaille<br />
des VDI im Bereich Kunststofftechnik<br />
seit 2014<br />
Seniorprofessor am Institut für Leichtbau und<br />
Kunststofftechnik der TU Dresden<br />
2017<br />
Auszeichnung mit dem „International Scientific<br />
and Technological Cooperation Award“ der<br />
Volksrepublik China (höchste Auszeichnung für<br />
ausländische Wissenschaftler) aus der Hand<br />
von Staatspräsident Xi Jinping<br />
2016-2018<br />
Entwicklung des weltweit ersten Vollcarbon-Zuges<br />
inkl. Drehgestell, Präsentation auf<br />
der Messe Innotrans in Berlin<br />
2011<br />
Ehrendoktor der Universitatea Politehnica<br />
Timisoara<br />
2012<br />
Verleihung des Sächsischen Verdienstordens<br />
durch den Ministerpräsidenten des Freistaates<br />
Sachsen<br />
2013<br />
Initiierung der BMBF-Plattform „Forschungsund<br />
Technologiezentrum für ressourceneffiziente<br />
Leichtbaustrukturen der Elektromobilität“<br />
49
STUDIENRICHTUNG LEICHTBAU – AUSBILDUNG FÜR DIE ZUKUNFT<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
2012<br />
2013<br />
2014<br />
2015<br />
2016<br />
2017<br />
2018<br />
Absolventenzahl Studienrichtung Leichtbau (ohne Wirtschaftsingenieure)<br />
Leicht, leichter, ultraleicht – ob im Automobilbau,<br />
in der Luft- und Raumfahrt oder im<br />
Maschinen- und Anlagenbau – der Trend zum<br />
ultraleichten Bauen ist mittlerweile in fast<br />
allen Wirtschaftsbranchen angekommen und<br />
beschert Wissenschaftlern und Ingenieuren<br />
aufregende Forschungsprojekte und sichere<br />
Arbeitsplätze.<br />
Im Jahr 1997 richtete die Universität am Institut<br />
für Leichtbau und Kunststofftechnik (<strong>ILK</strong>)<br />
die Studienrichtung Leichtbau im Studiengang<br />
Maschinenbau ein. Damit wurde frühzeitig<br />
der rasanten Entwicklung dieser Querschnittsdisziplin<br />
in ganz besonderer Weise<br />
Rechnung getragen. Die Lehrinhalte sind von<br />
Anfang an geprägt vom Dresdner Modell des<br />
„Funktionsintegrativen Systemleichtbaus in<br />
Multi-Material-Design“. Dieser Lehransatz<br />
betrachtet die gesamte Entwicklungskette:<br />
Werkstoff – Konstruktion – Simulation – Fertigung<br />
– Prototypentests – Qualitätssicherung<br />
– Kosten und wurde in den nachfolgenden<br />
Studien- und Prüfungsordnungen durch die<br />
Erweiterung und insbesondere Vertiefung des<br />
Lehrangebots stetig ausgebaut. Wurden in<br />
der ersten Prüfungsordnung von 1997 für die<br />
Studienrichtung Leichtbau zunächst 16 Vorlesungsreihen<br />
mit untersetzenden Übungen<br />
vom <strong>ILK</strong> angeboten, beinhaltet die aktuelle<br />
Prüfungsordnung bereits ein Lehrangebot<br />
von 26 <strong>ILK</strong>-getragenen Vorlesungsreihen.<br />
Die Absolventen und Absolventinnen der<br />
Studienrichtung Leichtbau zeichnen sich aus<br />
durch breitgefächerte Grundlagenkenntnisse<br />
und anwendungsorientiertes Spezialwissen,<br />
insbesondere auf den Gebieten Moderne<br />
Werkstoffe, Werkstoff- und Strukturmechanik,<br />
Simulation, Konstruktions- und Fertigungstechnik<br />
sowie ökonomisch-ökologische Produktbewertung.<br />
Studierende der Studienrichtung<br />
Leichtbau erleben bereits in einem<br />
frühen Stadium ihrer Ausbildung die Philosophie<br />
des studienrichtungstragenden Institutes.<br />
Zur weiteren Förderung des interdiszi-<br />
50
plinären Denkens richtet das <strong>ILK</strong> im Rahmen<br />
der Reihe „Forschen und Lernen im interdisziplinären<br />
Kontext“ (FLiK) an der TU Dresden<br />
ein Modul zur Bionik aus. Im Mittelpunkt<br />
dieses FLiK-Moduls steht die Frage, wie natürliche<br />
Erscheinungen und deren (Funktions-)<br />
Merkmale sowie die zugrundeliegenden Prinzipien<br />
analysiert werden können, um sie auf<br />
Produktentwicklungen aus ingenieurwissenschaftlicher,<br />
mathematischer, biologischer<br />
und gestalterischer Perspektive zu übertragen.<br />
Die frühzeitige Einbindung von Studierenden<br />
in richtungsweisende Forschungsprojekte<br />
sowie die Entsendung hin zu nationalen wie<br />
internationalen Industrie- und Forschungspartnern<br />
führt zur Heranbildung kreativer<br />
Absolventen mit hoher Interdisziplinarität,<br />
Internationalität und hohem Praxisbezug.<br />
Durch das Studium in der Studienrichtung<br />
Leichtbau ist der Leichtbauingenieur universell<br />
einsetzbar, etwa als Entwicklungs- und<br />
Berechnungsingenieur, Konstrukteur, Technologe<br />
oder Innovationsmanager und kann in<br />
nahezu allen Wirtschaftsbereichen, wie dem<br />
Maschinen- und Energieanlagenbau, dem<br />
Automobilbau, dem Schienenfahrzeugbau,<br />
dem Schiffbau, in der Medizintechnik, in der<br />
Luft- und Raumfahrt oder etwa in der Sportgeräteindustrie<br />
arbeiten. Zudem eröffnet die<br />
fundierte Grundlagenausbildung den Absolventen<br />
und Absolventinnen vielfältige Karrierewege<br />
in der Wissenschaft. Für die weitere<br />
wissenschaftliche Entwicklung bietet das <strong>ILK</strong><br />
seinen Doktoranden und Doktorandinnen<br />
strukturierte Promotionsprogramme an, z. B.<br />
gesonderte Graduiertenkollegs oder in Verbundprojekte<br />
integrierte Graduiertenkollegs<br />
und -schulen, die alle mit der Graduiertenakademie<br />
der TU Dresden verzahnt sind.<br />
Die Annahme des Lehrangebots durch die<br />
Studierenden spiegelt sich insbesondere in<br />
der steigenden Zahl der jährlichen Absolventen<br />
und Absolventinnen wider. Nahmen<br />
1999 noch 11 Studierende nach dem Grundstudium<br />
das Hauptstudium in der Studienrich-<br />
Foto: © Amac Garbe<br />
51
tung Leichtbau auf, so sind es heute zwischen<br />
70 und 80 Studierende. Gleichzeitig werden<br />
seit der Einführung der Studienrichtung auch<br />
ausgewählte Lehrinhalte u. a. als Technischer<br />
Major im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen<br />
und als Wahlpflichtmodule im Studiengang<br />
"Regenerative Energiesysteme" angeboten<br />
und finden bei den dort Studierenden<br />
großen Zuspruch. Ein weiterer Anstieg der<br />
Studierendenzahl ergab sich durch die Einführung<br />
des fünfsemestrigen Aufbau-Diplomstudiengangs<br />
mit der Studienrichtung Leichtbau<br />
im Jahr 2012. Neben Bachelorabsolventen<br />
und -absolventinnen von Hochschulen aus<br />
Deutschland nehmen vor allem Erasmus-Studierende<br />
aus Europa und der ganzen Welt<br />
dieses Lehrangebot wahr und verbreiten<br />
damit den Lehr- und Forschungsansatz des<br />
<strong>ILK</strong> national und weltweit.<br />
Um die Bindung der Absolventen an die TU<br />
Dresden und insbesondere an das <strong>ILK</strong> zu<br />
erhalten, ist ein Alumni-Netzwerk initiiert<br />
worden, das über die Jahre stetig ausgebaut<br />
wird. Dies spiegelt sich u. a. auch in regelmäßigen<br />
Sessions des Dresdner Leichtbausymposiums<br />
wider, die von Absolventen<br />
und Absolventinnen der Studienrichtung mit<br />
Inhalten aus ihrem aktuellen Berufsleben<br />
gestaltet werden.<br />
DAS DRESDNER<br />
LEICHTBAUSYMPOSIUM<br />
Das Dresdner Leichtbausymposium wurde<br />
1997 durch den Institutsdirektor Prof. Hufenbach<br />
initiiert, um ein „Forum für funktionsintegrative<br />
Leichtbaukonzepte mit innovativen<br />
Werkstoffen und Bauweisen“ zu schaffen, wie<br />
es in der damaligen Tagungsankündigung<br />
hieß. Seitdem hat sich die Veranstaltung als<br />
alljährlicher Branchentreff der Leichtbauer<br />
fest etabliert. Für diese Kontinuität wurde das<br />
Symposium 2004 mit dem Sonderpreis des<br />
Dresden Congress Award ausgezeichnet.<br />
Durch aktuelle Themenstellungen an vorderster<br />
Front der modernen Bauteilentwicklung,<br />
Netzwerken während Leichtbausymposiums<br />
52<br />
Foto: © Andreas Scheunert
hochrangige nationale und internationale<br />
Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und<br />
Politik sowie hochkarätige Experten unterschiedlicher<br />
Ausrichtungen ist das Dresdner<br />
Leichtbausymposium zu einer Diskussionsplattform<br />
für richtungweisende Forschungsund<br />
Entwicklungsaktivitäten sowie neuartige,<br />
zukunftsfähige Geschäftsfelder geworden.<br />
Es hat immer wieder sich herauskristallisierende<br />
Trends aufgezeigt und Synergien herausgestellt.<br />
Das Symposium dient aber nicht nur dem<br />
werkstoff- und produktübergreifenden Wissens-<br />
und Erfahrungstransfer zwischen Wissenschaft,<br />
Wirtschaft und Politik. Es ist seit<br />
jeher auch Ausgangsbasis für erfolgreiches<br />
Networking. Zudem bietet es großen Verbundprojekten<br />
– wie den DFG-Sonderforschungsbereichen<br />
639 und TRR 39, dem DFG-SPP<br />
1712, dem Sächsischen Spitzentechnologiecluster<br />
ECEMP, dem Rolls-Royce University<br />
Technology Centre oder der BMBF-Plattform<br />
FOREL (siehe gesonderte Beiträge in dieser<br />
<strong>Festschrift</strong>) – eine Bühne, ihre Forschungsergebnisse<br />
einer breiteren Fachöffentlichkeit<br />
vorzustellen, dem Transfer zugänglich zu<br />
machen und schafft so eine Kommunikationsbrücke<br />
zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.<br />
Neben der Durchgängigkeit bei den Werkstoffen<br />
– von verstärkten und unverstärkten<br />
Kunststoffen über Metalle bis hin zu Keramiken<br />
und Naturstoffen – und der Durchgängigkeit<br />
bei den Technologien ist auch die<br />
Durchgängigkeit in der Dimensionsskala ein<br />
wesentliches Spezifikum des Symposiums.<br />
Jedem Teilnehmer soll quasi eine Gesamtschau<br />
zu unterschiedlichen Teilgebieten vermittelt<br />
werden. Denn: Nur wer – neben der<br />
eigenen Kompetenz – auch genügend Kenntnisse<br />
über das Potential der anderen Leichtbaupartner<br />
hat, dem wird es gelingen, neue<br />
Leichtbaustrategien zu initiieren, maßgeschneiderte<br />
Lösungskonzepte zu entwickeln<br />
und sie schnell in marktfähige Produkte zu<br />
transferieren, so die Überzeugung von Prof.<br />
Hufenbach.<br />
Leichtbausymposium<br />
Foto: © Sebastian Spitzer<br />
53
LV<br />
UK<br />
NL<br />
PL<br />
UA<br />
I<br />
RO<br />
GR<br />
ROK<br />
IND<br />
CHN<br />
ETH<br />
SGP<br />
AUS<br />
54
INTERNATIONALISIERUNG<br />
Internationale Zusammenarbeit spielt in der<br />
Wissenschaft seit jeher eine zentrale Rolle. Die<br />
Komplexität und Dynamik der ökonomischen,<br />
ökologischen und sozialen Umbrüche des 21.<br />
Jahrhunderts weisen länderübergreifenden<br />
Kooperationen eine noch wichtigere Rolle<br />
zu. Globale Megatrends wie Klimawandel,<br />
Digitalisierung, Urbanisierung, Mobilität und<br />
Ressourcenverfügbarkeit erfordern grenzüberschreitende<br />
Lösungen. Auf der globalen<br />
Bühne treten aufstrebende Wissenschaftsnationen<br />
zu den etablierten Akteuren hinzu.<br />
Es muss daher ein erklärtes Ziel sein, dass die<br />
führenden Wissenschaftler einer jeden Disziplin<br />
sich weltweit vernetzen, um gemeinsam<br />
Antworten auf die Fragen der Zeit zu finden.<br />
Das <strong>ILK</strong> hat in seiner 25jährigen Geschichte<br />
stets darauf gesetzt, eben dies zu tun: sich<br />
weltweit zu vernetzen und die eigenen Kompetenzen<br />
durch die Expertise internationaler<br />
Partner zu ergänzen. Damit hat sich auf allen<br />
Ebenen – vom Studierendenaustausch über<br />
Gastwissenschaftleraufenthalte bis hin zur<br />
Durchführung von gemeinsamen internationalen<br />
Projekten – ein breites internationales<br />
Netzwerk mit führenden Forschungsinstituten<br />
etabliert, das von Jahr zu Jahr weiter wächst.<br />
Der strategische Fokus war dabei in den vergangenen<br />
Jahren insbesondere auf den Aufbau<br />
von Kooperationen mit ausgewiesenen<br />
Partnern in Südkorea, Singapur und China<br />
sowie die Vertiefung der Zusammenarbeit mit<br />
Polen und Großbritannien gerichtet.<br />
Äthiopien<br />
Australien<br />
China<br />
Griechenland<br />
Großbritannien<br />
Indien<br />
Italien<br />
Lettland<br />
Niederlande<br />
Polen<br />
Rumänien<br />
Singapur<br />
Südkorea<br />
Ukraine<br />
Addis Ababa University<br />
Deakin University, Melbourne<br />
Tongji Universität, Shanghai<br />
Beijing National Innovation Institute of Lightweight, Peking<br />
Chinese Academy of Science, Ningbo Institute of Materials Technology<br />
Nationale Technische Universität Athen<br />
Universität Patras<br />
University of Bristol<br />
Imperial College, London<br />
University of Oxford<br />
Indian Institute of Technology, Neu Delhi<br />
Università di Bologna<br />
Technische Universität, Riga<br />
Technische Universität Delft<br />
Politechnika Warszawska, Warschau<br />
Politechnika Wroclawska, Breslau<br />
Politechnika Poznanska, Posen<br />
Akademia Górniczo-Hutnicza, Krakau<br />
Politechnika Śląska, Gleiwitz<br />
Politehnica University of Timisoara<br />
Nanyang Technological University, Singapur<br />
Korea Institute of Science and Technology Jeonbuk Branch, Wanju nahe Jeonju<br />
Korea Institute of Carbon Convergence Technology, Jeonju<br />
Korea Institute of Materials Science, Changwon<br />
National Aviation University, Kiew<br />
55
AUS Deakin University, Australien<br />
Prof. Russell Varley<br />
Carbon Nexus at the Institute for Frontier Materials,<br />
Deakin University is pleased to be working with <strong>ILK</strong> at<br />
TU Dresden in polymer composites and light-weighting.<br />
As group leader I am particularly proud to be partnering<br />
with a university that shares a similar vision and<br />
passion for translating cutting edge materials science<br />
and engineering research into innovative products that<br />
could change the world. I have no doubt that together<br />
we will create global impact and I am excited about our<br />
future research endeavours.<br />
CHN Tongji Universität Shanghai / Chinesisch-<br />
Deutsches Hochschulkolleg (CDHK), China<br />
Prof. Dr.-Ing. Song Lin<br />
Als eine global führende Forschungseinrichtung auf dem<br />
Gebiet der Werkstoffe verwirklicht das <strong>ILK</strong> Ziele und<br />
Träume unzähliger Wissenschaftler. Ich selbst hatte das<br />
große Glück, einer von ihnen zu sein: Während meines<br />
fünfzehnjährigen Mitwirkens am <strong>ILK</strong> konnte ich an der<br />
Seite meiner Kollegen eine Fülle von wissenschaftlichen<br />
Erfahrungen sammeln. Obschon inzwischen nunmehr<br />
zehn Jahre vergangen sind, verbindet mich bis heute<br />
eine tiefe Freundschaft mit dem <strong>ILK</strong>.<br />
GR Nationale Technische Universität Athen,<br />
Griechenland<br />
Prof. Christopher Provatidis<br />
NTUA recognizes the valuable experimental infrastructure<br />
existing in <strong>ILK</strong> and its ability to deal with real-life<br />
projects.<br />
UK University of Bristol<br />
Professor Stephen Hallett<br />
We look forward to progressing our already productive<br />
collaboration on the theme of Lightweight Structures,<br />
within the Rolls-Royce UTC network, in the future.<br />
University of Oxford<br />
Professor Nik Petrinic<br />
After nearly 20 years of inspiring exchange of ideas and<br />
students, I look forward to the common scientific challenges<br />
ahead.<br />
IND Indian Institute of Technology Delhi, Indien<br />
Prof. Dr Jayashree Bijwe, Prof. Dr. Ashish K Darpe<br />
We value our long-standing and continued partnership<br />
with <strong>ILK</strong> in mutual collaborative research and student<br />
exchange. I had first visited <strong>ILK</strong>, in 2003 and started the<br />
research activity in active vibration control of composite<br />
beam using MFC piezo patches. When I came back again<br />
in 2013, I saw <strong>ILK</strong> grew in leaps and bounds in the areas<br />
of vibrations and structural health monitoring, with excellent<br />
infrastructure and industry projects. In the forthcoming<br />
25th anniversary, it is indeed a proud privilege<br />
for me and my institute to share the glorious moment<br />
with my friends and colleagues at <strong>ILK</strong> and I wish them<br />
professional success in their future endeavors.<br />
LV Technische Universität Riga, Lettland<br />
Prof. Evgeny Barkanov<br />
I highly appreciate successful cooperation and longterm<br />
friendship relations with our colleagues from Dresden.<br />
In time of 25th anniversary I wish to <strong>ILK</strong> prosperity<br />
in future and hope that, as previously, <strong>ILK</strong> will bring a<br />
significant contribution to the development of smart<br />
composite structures and advanced technological processes.<br />
NL Technische Universität Delft, Niederlande<br />
Dr. Roger Groves, Dr. Andrei Anisimov<br />
TU Dresden is a recognised high-level research partner<br />
in Aerospace Engineering and we welcome the opportunity<br />
to collaborate with TU Dresden in the Horizon 2020<br />
project EXTREME and in other projects on composite<br />
materials and structures testing.<br />
56
PL Politechnika Warszawska, Polen<br />
Prof. Anna Boczkowska<br />
Since 2008 I have been continually engaged in organising<br />
the exchange of Polish materials science students<br />
at the Institute of Lightweight Engineering and Polymer<br />
Technology (<strong>ILK</strong>), the integration of <strong>ILK</strong> professors<br />
as special guest lecturers at the Warsaw University of<br />
Technology, initiating of Framework Agreement Concerning<br />
Mutual Supervision and Proceedings of PhD Dissertation,<br />
co-ordinating of German-Polish joint research<br />
project founded by DFG and MSHE concerning “3D textile-reinforced<br />
aluminium-matrix composites for complex<br />
loading situations in lightweight automobile and machine<br />
parts (PAK 258)”, what gives me the opportunity to<br />
extend my knowledge and establish bilateral, cross-generational<br />
friendship and networks.<br />
RO Politehnica University of Timisoara, Rumänien<br />
Prof. Erwin Lovacs<br />
Unsere über zwölfjährige Zusammenarbeit zwischen<br />
Lehrkräften, Wissenschaftlern und Studenten der Politehnica<br />
Universität Timisoara und dem <strong>ILK</strong> hat als Ziel<br />
die Entwicklung zum Thema Funktionsintegration. Bemerkenswert<br />
sind die Integration der Sensoren und Aktoren<br />
in nachgiebige Misch- und Compositestrukturen,<br />
die Entwicklung eines Pseudomodells für die dynamische<br />
Analyse nachgiebiger Mechanismen mit elastischen<br />
Gliedern mit Hilfe der MBS Methode und andere<br />
Konzepte im Bereich des Leichtbaus. Die Ergebnisse der<br />
Zusammenarbeit wurden in wissenschaftlichen Veröffentlichungen<br />
und im Rahmen internationaler Konferenzen<br />
veröffentlicht. Wir sind stolz auf die langjährige Zusammenarbeit<br />
mit dem <strong>ILK</strong> und die zahlreichen Erfolge.<br />
SGP Nanyang Technological University, Singapur<br />
Rolls-Royce@NTU Corporate Laboratory Director,<br />
Adj. Assoc. Professor Rudy Schalk<br />
Currently, Rolls-Royce has set up 30 University Technology<br />
Centres (UTC) across the globe within which<br />
TU-Dresden and Rolls-Royce@NTU Corporate Lab collaborate.<br />
This unique approach embeds Rolls-Royce with<br />
world-class institutions and provides access to a wealth<br />
of talent and creativity for innovation. Rolls-Royce@NTU<br />
Corporate Lab and TU-Dresden have complementary capabilities<br />
thus making for an ideal research partnership.<br />
Today we are working together to scope out the next<br />
generation collaboration opportunities to drive future<br />
technologies for Rolls-Royce.<br />
ROK Korea Institute of Materials Science, Südkorea<br />
Dr. Ji-Sang Park<br />
Congratulations on the 25th anniversary of <strong>ILK</strong>. We KIMS<br />
love all of our sincere partner <strong>ILK</strong> and wish <strong>ILK</strong>’s continued<br />
progress<br />
UA National Aviation University, Ukraine<br />
Prof. Sasha Zaporozhets<br />
Twenty years ago, I had a chance to start multilateral<br />
cooperation between the <strong>ILK</strong> and the National Aviation<br />
University as a young novice professor. It was a very optimistic<br />
time for the formation of a new institute. I managed<br />
not only to take for myself new scientific ideas<br />
of our cooperation, but also to learn new thinking and<br />
organizational work of a new scientific and educational<br />
organization closely related to industry. And I‘m still learning<br />
this from my German colleagues so far - and I<br />
am grateful to the fate and the colleagues for such an<br />
opportunity. In spite of the fact that I am already the<br />
vice rector of my aviation university and my main task<br />
is to teach young people to cooperate in science and<br />
education.<br />
57
Akademischer Club Leichtbau<br />
an der TU Dresden e.V.<br />
AKADEMISCHER CLUB LEICHTBAU AN DER TU DRESDEN E.V.<br />
Der „Akademische Club Leichtbau an der TU<br />
Dresden e. V.“ (ACL) ist ein Zusammenschluss<br />
von Absolventen und Absolventinnen, Wissenschaftlern<br />
und Wissenschaftlerinnen sowie<br />
Förderern des Instituts für Leichtbau und<br />
Kunststofftechnik der Technischen Universität<br />
Dresden. Der ACL versteht sich seit seiner<br />
Gründung im Jahr 2003 als eine Gesprächsplattform<br />
zum Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer<br />
vom jungen Absolventen und<br />
Absolventinnen bis hin zum ausgewiesenen<br />
Erfahrungsträger. Ziele des Vereins sind die<br />
ideelle und materielle Förderung von Lehre<br />
und Forschung auf dem Gebiet des Leichtbaus<br />
und verwandter Bereiche sowie die Förderung<br />
eines Kooperations-Netzwerkes der<br />
Absolventinnen und Absolventen der Studienrichtung<br />
Leichtbau der Technischen Universität<br />
Dresden.<br />
Kern der Aktivitäten ist der regelmäßig stattfindende<br />
ACL-Stammtisch. Er bildet mit Vorträgen<br />
von regionalen Akteuren im Bereich<br />
des Leichtbaus eine Diskussionsplattform<br />
zum Wissens- und Technologieaustausch<br />
zwischen Industrie und Forschung. Zur Förderung<br />
junger Leichtbau-Ingenieure und -In-<br />
Verleihung ACL-Nachwuchspreis (2018)<br />
58
genieurinnen verleiht der ACL jährlich den<br />
ACL-Nachwuchspreis. Bewerben können sich<br />
dafür Studierende sowie Absolventen und<br />
Absolventinnen der Technischen Universität<br />
Dresden mit herausragend abgeschlossenen<br />
Beleg- oder Diplomarbeiten auf dem Gebiet<br />
des Leichtbaus.<br />
Weitere Beiträge leistet der ACL in der Unterstützung<br />
verschiedener, am <strong>ILK</strong> jährlich stattfindende<br />
Netzwerkveranstaltungen, wie etwa<br />
des Alumnitreffens oder des studentischen<br />
Begegnungsabends. So können über die Jahrgangsgrenzen<br />
hinweg Erfahrungen ausgetauscht<br />
werden. Darüber hinaus unterstützt<br />
der ACL materiell die jährlich stattfindenden<br />
Exkursionsreisen zu leichtbaurelevanten Partnern<br />
in der Wirtschaft.<br />
Studentische Exkursion (2018)<br />
59
JUNIORING – VEREIN FÜR INGENIEUR- UND NATURWISSENSCHAFTLICHE<br />
JUNIORENBILDUNG SACHSEN e.V.<br />
Der gemeinnützige „Verein für Ingenieur- und<br />
naturwissenschaftliche Juniorenbildung Sachsen<br />
e.V.“ kurz juniorIng. Sachsen e.V. (Vorstandsvorsitzender<br />
Prof. Gude) wurde 2009<br />
von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des<br />
<strong>ILK</strong> gegründet. Mit dem Verein wollen sie frühzeitig<br />
technisches Interesse bei Kindern und<br />
Jugendlichen wecken und sie nachhaltig für<br />
Technik begeistern. Dafür arbeitet der Verein<br />
eng mit Trägern wissenschaftlicher und<br />
kultureller Angebote in Sachsen zusammen.<br />
Er organisiert Informationsveranstaltungen<br />
zu Werkstoffen und Leichtbauthemen für<br />
Kindertagesstätten, Schulen, Berufsschulen<br />
sowie die Gesellschaft. Zudem unterstützt er<br />
pädagogisches Personal bei der altersgerechten<br />
Vermittlung ingenieur- und naturwissenschaftlicher<br />
Sachverhalte z.B. mit Projekttagen<br />
oder der Betreuung von schulischen Arbeiten.<br />
Dazu werden Anschauungsmaterialien, wie<br />
z. B. Demonstrationsboxen entwickelt und<br />
verliehen, und es werden kindgerechte Experimente<br />
durchgeführt.<br />
Unterstützung der<br />
„Langen Nacht der Wissenschaften“ in Dresden<br />
60
Anfertigung von kindgerechten Kunststoffmustern<br />
Unterstützung der „Langen Nacht der Wissenschaften“ in Dresden<br />
Foto © Tanja Kirsten<br />
61
PREISE, AUSZEICHNUNGEN UND NOMINIERUNGEN<br />
Jahr Bezeichnung Name des<br />
Ausgezeichneten<br />
Verleihende<br />
Einrichtung<br />
Grund der<br />
Auszeichnung<br />
2018 Nominierung<br />
Deutscher Rohstoffeffizienz-Preis<br />
FOREL, Projektteam<br />
ReLei<br />
Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und<br />
Energie (BMWi)<br />
Produktion und<br />
Recycling von<br />
carbonfaserverstärktem<br />
Kunststoff<br />
2018 Nominierung<br />
ccc-Technologiepreis<br />
Projektteam<br />
SmaPole<br />
ccc Software GmbH<br />
Vernetzter Skistock<br />
2018 AVK-Innovationspreis<br />
<strong>ILK</strong> und Forschungsvereinigung<br />
für<br />
Luft- und Trocknungstechnik<br />
(FLT),<br />
Projektteam LeRaLa<br />
AVK – Industrievereinigung<br />
Verstärkte Kunststoffe<br />
e.V.<br />
Hochleistungs-<br />
Faserverbund-<br />
Radiallaufrad in<br />
modularer Bauweise<br />
2018 Dresden Excellence<br />
Award<br />
Dr.-Ing. habil. Robert<br />
Böhm<br />
Landeshauptstadt<br />
Dresden<br />
Habilitation<br />
2018 VDI-Nachwuchspreis<br />
„Kunststofftechnik“<br />
Dipl.-Ing. Jonas<br />
Richter<br />
Verein Deutscher<br />
Ingenieure (VDI),<br />
VDI-Gesellschaft<br />
Kunststofftechnik<br />
Diplomarbeit<br />
2018 VDI-Förderpreis für<br />
herausragende<br />
Abschlussarbeiten<br />
Dipl.-Ing. Moritz<br />
Neubauer<br />
VDI Dresdner<br />
Bezirksverein<br />
Diplomarbeit<br />
2017 International Scientific<br />
and Technological<br />
Cooperation Award<br />
der Volksrepublik<br />
China<br />
Prof. Dr.-Ing. habil.<br />
Werner Hufenbach<br />
Volksrepublik China<br />
Leistungen in der<br />
wissenschaftlichen<br />
und technologischen<br />
Zusammenarbeit<br />
2017 UTC Technical<br />
Impact Award<br />
<strong>ILK</strong> Rolls-Royce Outstanding efforts<br />
in performing fan<br />
blade-off research<br />
on composite<br />
casings<br />
2017 Oechsler-Preis Dr.-Ing. Andreas<br />
Hornig<br />
Wissenschaftlicher<br />
Arbeitskreis der Universitätsprofessoren<br />
der Kunststofftechnik<br />
(WAK)<br />
Dissertation<br />
2016 Materialica<br />
Design+Technology<br />
Gold Award,<br />
Kategorie Surface<br />
and Technology<br />
Projektteam SPP<br />
1420<br />
Messe Materialica<br />
Entwicklung einer<br />
dreiarmigen Faserverbundverzweigung<br />
nach biologischem<br />
Vorbild<br />
62
Jahr Bezeichnung Name des<br />
Ausgezeichneten<br />
Verleihende<br />
Einrichtung<br />
Grund der<br />
Auszeichnung<br />
2016 Idea of the year<br />
Award / Deutscher<br />
Ideenpreis<br />
Projektteam<br />
TherMobility<br />
Deutsches Institut<br />
für Betriebswirtschaft<br />
(DIB)<br />
Entwicklung<br />
E-Bike-Rahmen<br />
2016 JEC Innovation<br />
Award<br />
Projektteam<br />
TherMobility<br />
Messe JEC<br />
Entwicklung<br />
E-Bike-Rahmen<br />
2015 AVK-Preis in der<br />
Kategorie<br />
„Forschung/Wissenschaft“<br />
ECEMP, Projektteam<br />
BioHybrid<br />
AVK – Industrievereinigung<br />
Verstärkte Kunststoffe<br />
e.V.<br />
Entwicklung eines<br />
biobasierten Werkstoffsystems<br />
aus<br />
Organoblech und<br />
Spritzgießgranulat<br />
2015 AVK-Preis in der<br />
Kategorie<br />
„Innovative Prozesse<br />
bzw. Verfahren“<br />
Porsche / <strong>ILK</strong>,<br />
Projektteam 3D-<br />
Hybrid<br />
AVK – Industrievereinigung<br />
Verstärkte Kunststoffe<br />
e.V.<br />
Neuartiger<br />
Batterieträger in<br />
thermoplastischer<br />
Faserverbund-<br />
Hybridbauweise<br />
2015 Wilfried-<br />
Ensinger-Preis<br />
Dr.-Ing. Matthias<br />
Zscheyge<br />
Wissenschaftlicher<br />
Arbeitskreis der<br />
Universitätsprofessoren<br />
der Kunststofftechnik<br />
(WAK)<br />
Dissertation<br />
2015 Leuchtturmprojekt FOREL, Projektteam<br />
ReLei<br />
Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
(BMBF)<br />
Innovationspotenzial<br />
für nachhaltige<br />
Leichtbautechnologien<br />
2014 1. Preis in Kategorie<br />
„Best Innovative<br />
Composites<br />
Technology“<br />
<strong>ILK</strong> und LZS GmbH<br />
Messe Kompozyt<br />
Expo, Krakau/Polen<br />
Entwicklung A.S.SET<br />
Technologie<br />
2014 AVK-Innovationspreis<br />
- 1. Preis in<br />
Kategorie „Prozesse<br />
und Verfahren“<br />
<strong>ILK</strong> und LZS GmbH<br />
AVK – Industrievereinigung<br />
Verstärkte Kunststoffe<br />
e.V.<br />
Entwicklung der<br />
A.S.SET-Verfahren<br />
RPM und TSF<br />
2014 AVK - Innovationspreis<br />
- 2. Preis in<br />
Kategorie „Produkte<br />
und Anwendungen“<br />
<strong>ILK</strong> und LZS GmbH<br />
AVK – Industrievereinigung<br />
Verstärkte Kunststoffe<br />
e.V.<br />
Entwicklung Faserverbund-Radialwelle<br />
für Rolls-Royce<br />
2014 Wilfried-<br />
Ensinger-Preis<br />
Dr.-Ing. Manuela<br />
Andrich<br />
Wissenschaftlicher<br />
Arbeitskreis der Universitätsprofessoren<br />
der Kunststofftechnik<br />
(WAK)<br />
Dissertation<br />
63
Jahr Bezeichnung Name des<br />
Ausgezeichneten<br />
Verleihende<br />
Einrichtung<br />
Grund der<br />
Auszeichnung<br />
2014 Richard-Vieweg-<br />
Ehrenmedaille<br />
Prof. Dr.-Ing. habil.<br />
Werner Hufenbach<br />
Verein Deutscher<br />
Ingenieure (VDI),<br />
VDI-Gesellschaft<br />
Kunststofftechnik<br />
Engagement für<br />
Kunststofftechnik<br />
und Faserverbundwerkstoffe<br />
2013 1. Preis in der<br />
Kategorie „Faserverbunderzeugnisse“<br />
<strong>ILK</strong> und LZS GmbH<br />
Messe Kompozyt<br />
Expo, Krakau/Polen<br />
InEco-<br />
Fahrdemonstrator<br />
2013 Rolls-Royce<br />
Engineering<br />
Innovation Award<br />
<strong>ILK</strong> und LZS GmbH Rolls-Royce neuartige Faserverbund-Radialwelle<br />
2012 1. Preis in Kategorie<br />
„Komplexe Produkte<br />
aus Verbundmaterialien“<br />
SFB 639<br />
Messe Kompozyt<br />
Expo, Krakau/Polen<br />
Technologiedemonstrator<br />
FiF<br />
2012 Oechsler-Preis Dr.-Ing. Andreas<br />
Ulbricht<br />
Wissenschaftlicher<br />
Arbeitskreis der Universitätsprofessoren<br />
der Kunststofftechnik<br />
(WAK)<br />
Dissertation<br />
2012 1. Preis für Familienfreundlichkeit<br />
<strong>ILK</strong> TU Dresden Eltern-Kind-Büro<br />
2012 Sächsischer<br />
Verdienstorden<br />
Prof. Dr.-Ing. habil.<br />
Werner Hufenbach<br />
Freistaat Sachsen<br />
Engagement als<br />
sächsischer Wegbereiter<br />
des modernen<br />
Leichtbaus in<br />
Deutschland<br />
2011 1. Preis in Kategorie<br />
„Komplexe Produkte<br />
aus Verbundmaterialien“<br />
<strong>ILK</strong> und LZS GmbH<br />
Messe Kompozyt<br />
Expo, Krakau/Polen<br />
Elektro-Sportrennwagen<br />
eTRUST<br />
2011 Lohrmann-Medaille Dipl.-Ing. Marc<br />
Berthel<br />
TU Dresden<br />
hervorragender<br />
Studienabschluss<br />
2011 Wilfried-<br />
Ensinger-Preis<br />
Dr.-Ing. Ilja Koch<br />
Wissenschaftlicher<br />
Arbeitskreis der Universitätsprofessoren<br />
der Kunststofftechnik<br />
(WAK)<br />
Dissertation<br />
64
Jahr Bezeichnung Name des<br />
Ausgezeichneten<br />
Verleihende<br />
Einrichtung<br />
Grund der<br />
Auszeichnung<br />
2010 Vorgeschlagen für<br />
den Deutschen<br />
Zukunftspreis –<br />
Preis des Bundespräsidenten<br />
für<br />
Technik und<br />
Innovation<br />
Prof. Werner<br />
Hufenbach, Prof.<br />
Peter Offermann,<br />
Prof. Volker Ulbricht<br />
Bundespräsident<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland<br />
Textilbasierter<br />
Systemleichtbau für<br />
den Maschinen- und<br />
Fahrzugbau<br />
2010 Preis „Beste kunststofftechnische<br />
Diplomarbeit“<br />
Dipl.-Ing. Annegret<br />
Mallach<br />
Verein Deutscher<br />
Ingenieure (VDI),<br />
VDI-Gesellschaft<br />
Kunststofftechnik<br />
Diplomarbeit<br />
2009 AVK-Innovationspreis<br />
- 1. Preis in Kategorie<br />
„Kunststoff<br />
im Automobil“<br />
SFB 639<br />
AVK – Industrievereinigung<br />
Verstärkte<br />
Kunststoffe e.V.<br />
Leichtbau-Sitzschale<br />
aus textilverstärktem<br />
Thermoplast mit LFT<br />
Verstärkungsrippen<br />
2008 365 Orte im Land<br />
der Ideen<br />
<strong>ILK</strong><br />
Deutschland – Land<br />
der Ideen e. V.<br />
Leichtbau-<br />
Innovationszentrum<br />
2008 VDI-K-Studienpreis Dipl.-Ing. Frank<br />
Lucas<br />
2005 Oechsler-Preis Dipl.-Ing. Richard<br />
Protz<br />
Verein Deutscher<br />
Ingenieure (VDI),<br />
VDI-Gesellschaft<br />
Kunststofftechnik<br />
Wissenschaftlicher<br />
Arbeitskreis der Universitätsprofessoren<br />
der Kunststofftechnik<br />
(WAK)<br />
Diplomarbeit<br />
Diplomarbeit<br />
2005 ThyssenKrupp-<br />
Technik-Preis<br />
Dipl.-Wi.-Ing. Ole<br />
Renner<br />
ThyssenKrupp AG<br />
Belegarbeit<br />
2004 Dresdner Congress<br />
Award - Sonderpreis<br />
Prof. Dr.-Ing. habil.<br />
Werner Hufenbach<br />
Landeshauptstadt<br />
Dresden<br />
Dresdner<br />
Leichtbausymposien<br />
1997-2004<br />
2004 Förderpreis der<br />
Friedrich-und-<br />
Elisabeth-Boysen-<br />
Stiftung<br />
Dr.-Ing. Olaf Täger<br />
Friedrich-und Elisabeth-Boysen-Stiftung<br />
Dissertation<br />
65
ANZEIGE
PRÄGENDE PROJEKTE<br />
UND<br />
STRATEGISCHE KOOPERATIONEN<br />
67
FOR 278<br />
DFG FORSCHERGRUPPE FOR 278 (1997 BIS 2003)<br />
Textile Verstärkungen für Hochleistungsrotoren in komplexen Anwendungen<br />
Ausgangssituation der Forschergruppe FOR<br />
278 war eine bis dahin weitgehend getrennte<br />
Betrachtung von textiltechnischen Prozessen<br />
und der Fertigung von Faserverbundstrukturen.<br />
Hieraus entstand die Idee, gemeinsame<br />
Forschungsarbeiten von Textiltechnik<br />
und Leichtbau zu initiieren. Zielstellung war<br />
in diesem Zusammenhang die ganzheitliche<br />
Untersuchung variabelaxial textilverstärkter<br />
Verbunde sowie Werkstoffpaarungen für den<br />
Bereich moderner Hochleistungsrotoren.<br />
Bereits hier erfolgte eine Betrachtung der gesamten<br />
Wertschöpfungskette. Diese beginnt<br />
mit dem Erspinnen von PEEK-Filamenten, der<br />
Erzeugung von CF-PEEK-Hybridgarnen und<br />
deren textiltechnischer Weiterverarbeitung<br />
zu differentialen Preforms. Für die hier erzeugten<br />
komplexen 3D-Preformgeometrien<br />
wurden angepasste Werkzeugsysteme unter<br />
Einsatz kinematischer Spannmechanismen<br />
entwickelt, mit denen erstmals Hochleistungsrotoren<br />
mehrfach gekrümmten Strukturelementen<br />
reproduzierbar gefertigt werden<br />
konnten. Zur Detektion des Bauteilzustandes<br />
im Betrieb wurden neuartige Sensorsysteme<br />
entwickelt, die direkt im Fertigungsprozess robust<br />
in die Bauteilstruktur integriert werden.<br />
Das <strong>ILK</strong> entwickelte für die Konstruktion und<br />
Auslegung derartiger Rotorstrukturen mit variabelaxialer<br />
Textilverstärkungen erweiterte<br />
Modellierungsansätze, die ortsaufgelöst die<br />
variablen Faserorientierungen berücksichtigen.<br />
Dies ermöglicht Versagensanalysen<br />
unter Anwendung phänomenologisch motivierter<br />
und physikalisch begründeter Festigkeitshypothesen.<br />
Mit dem umgesetzten Demonstratorbauteil<br />
,,Textilverstärkter Hochleistungsrotor“<br />
und den erzielten Projektergebnissen wurde<br />
eine wesentliche Grundlage für die weitere<br />
Entwicklung des Forschungsfeldes „funktionsintegrative<br />
Leichtbauanwendungen aus<br />
Hybridgarntextilien“ am Standort Dresden geschaffen.<br />
Sie mündete in einer Vielzahl grundlagenorientierter<br />
Forschungsgroßprojekte wie<br />
dem SFB 639, SFB/Transregio 39 oder dem<br />
Spitzentechnologiecluster ECEMP der sächsischen<br />
Exzellenzinitiative.<br />
Formwerkzeug mit kinematischem, adaptivem<br />
Spannsystem (links: geöffnet, Mitte: mit Textilpreform<br />
bestückt) zur textilgerechten Fertigung von Hochleistungsrotoren<br />
aus CF-PEEK (rechts)<br />
Hufenbach, W.:<br />
Der gestrickte Hochleistungsrotor. Forschung 30 (2005)<br />
3-4, S. 24-25<br />
68
DFG SCHWERPUNKTPROGRAMM SPP 1123 (2001 BIS 2007)<br />
Textile Verbundbauweisen und Fertigungstechnologien für Leichtbaustrukturen<br />
des Maschinen- und Fahrzeugbaus<br />
Die Ausgangsmotivation für die im SPP1123<br />
durchgeführten Arbeiten war ein wesentliches<br />
Defizit damaliger Leichtbaukonstruktionen: In<br />
vielen technischen Produkten aus Faserverbundwerkstoffen<br />
wurde – anders als im Vorbild<br />
der Natur – das Fasergerüst noch nicht an<br />
den räumlichen Kraftflüssen orientiert. In dem<br />
durch die DFG geförderten interdisziplinären<br />
Verbundprojekt wurden daher erstmals ingenieurwissenschaftliche<br />
Grundlagen zur kraftflussgerechten<br />
Gestaltung textiler Preforms<br />
und textilverstärkter Bauteile durchgängig erarbeitet<br />
und angepasste Fertigungstechnologien,<br />
Montagetechniken und Werkzeugsysteme<br />
entwickelt. Insbesondere durch die enge<br />
Zusammenarbeit innerhalb eines deutschlandweiten<br />
Forschungsnetzwerkes konnten<br />
Synergieeffekte erfolgreich genutzt werden.<br />
Das <strong>ILK</strong> erarbeitete grundlegende und abgesicherte<br />
Kenntnisse zum Verformungs- und<br />
Versagensverhalten hochdynamisch belasteter<br />
Leichtbaukomponenten mit neuartigen<br />
Textilverstärkungen. Mit Blick auf die bis dahin<br />
fehlenden Prüf- und Dimensionierungsrichtlinien<br />
konnten zudem Versuchs- und Berechnungsingenieuren<br />
in Industrie und Forschung<br />
nützliche Hinweise für die zuverlässige hochdynamische<br />
Werkstoffcharakterisierung sowie<br />
zur Auslegung crashrelevanter, materialeffizienter<br />
Leichtbaustrukturen in textiler Verbundbauweise<br />
gegeben werden. In umfangreichen<br />
Crash- und Impactversuchen wurden die entwickelten<br />
Berechnungs- und Auslegungsmethoden<br />
erfolgreich verifiziert. Die erarbeiteten<br />
theoretischen und experimentellen Ergebnisse<br />
sind in kompakter Form in einem Fachbuch<br />
zusammengefasst worden.<br />
Aufbauend auf den im SPP 1123 gewonnenen<br />
Erkenntnissen wurden für Technologiedemonstratoren<br />
des Maschinen- und Anlagenbaus<br />
in Zusammenarbeit mit einschlägigen<br />
Industriepartnern neuartige Lösungsansätze<br />
zur durchgängigen Entwicklung beanspruchungsgerecht<br />
textilverstärkter Verbundstrukturen<br />
in Leichtbauweise aufgezeigt. Die<br />
Ergebnisse des Schwerpunktprogramms<br />
bilden inzwischen die Grundlage für ganzheitliche<br />
Entwicklungsprozesse von Leichtbaustrukturen<br />
mit textiler Verstärkung in der<br />
Ingenieurpraxis.<br />
W. Hufenbach (Hrsg.):<br />
Textile Verbundbauweisen und Fertigungstechnologien<br />
für Leichtbaustrukturen des Maschinen- und Fahrzeugbaus.<br />
Progress Media-Verlag, Dresden, 2007<br />
69
Ausführliche Gesamtdarstellung der im Rahmen des<br />
DFG SPP 1123 an den beteiligten Instituten erarbeiteten<br />
theoretischen und experimentellen Ergebnisse<br />
Ausführliche Gesamtdarstellung<br />
der im Rahmen des DFG PAK 258 an den beteiligten<br />
Instituten erarbeiteten theoretischen und experimentellen<br />
Ergebnisse<br />
70
DFG PAKETANTRAG PAK 258 (2008 BIS 2013)<br />
3D textile reinforced aluminium matrix composites for complex loading<br />
situations in lightweight automobile and machine parts<br />
Neben Verbundwerkstoffen mit polymerer<br />
Matrix bieten auch Metall-Matrix-Verbundwerkstoffe<br />
ein hohes Leichtbaupotential für<br />
besondere Anwendungsfälle. Mit diesem Forschungsgebiet<br />
befasste sich das deutsch-polnische<br />
Verbundvorhaben PAK 258 mit den<br />
Partnern Zentralinstitut für Neue Materialien<br />
und Prozesstechnik ZMP der Universität<br />
Erlangen-Nürnberg, Fraunhofer-Institut für<br />
Keramische Technologien und Systeme IKTS,<br />
Institute of Materials Science and Applied<br />
Mechanics (IMiMT) der TU Wroclaw, Materials<br />
Design Devision (ZPM) der TU Warszawa,<br />
Department of Alloys and Composite Materials<br />
Technology (ZKiMP) der TU Gliwice, Polish<br />
Foundry Research Institute (PFRI), Krakow. Ziel<br />
war die Erarbeitung eines tiefgreifenden werkstoffwissenschaftlichen<br />
und werkstoffmechanischen<br />
Verständnisses für 3D textilverstärkte<br />
Aluminium-Matrix-Verbundwerkstoffe. Insbesondere<br />
bei Strukturanwendungen mit hohen<br />
thermomechanischen Belastungen bieten<br />
Aluminiumverbundwerkstoffe mit dreidimensionaler<br />
Kohlenstofffaserverstärkung ein großes<br />
Leichtbaupotential, wenn es gelingt, die<br />
Faser-Matrix-Kombination unter Verwendung<br />
geeigneter Faserbeschichtungen und werkstoffgerechter<br />
Fertigungsprozesse gezielt einzustellen.<br />
Die intensive Zusammenarbeit in einem<br />
interdisziplinären Projektteam mit Wissenschaftlern<br />
aus den Bereichen der Metallurgie,<br />
Mechanik, Materialwissenschaft und<br />
Fertigungstechnik sowie des Leichtbaus,<br />
ermöglichte das komplexe Werkstoffsystem<br />
aus Kohlenstofffaser, Aluminiumlegierung<br />
und Faserbeschichtung aufeinander abzustimmen.<br />
Verschiedene thermodynamische<br />
Bedingungen bei unterschiedlichen Fertigungsverfahren<br />
verlangen eine individuelle<br />
Auswahl sowohl der Aluminiummatrix als<br />
auch des Faserbeschichtungssystems. Zweckmäßige<br />
Faserbeschichtungen und zugehörige<br />
Prozesse wurden erarbeitet und speziell an<br />
die Verbundkomponenten sowie an die fertigungstechnischen<br />
Randbedingungen angepasst.<br />
Eine ausführliche Gesamtdarstellung<br />
der im Rahmen des Forschungsvorhabens an<br />
den beteiligten Instituten erarbeiteten theoretischen<br />
und experimentellen Ergebnisse<br />
wurde in einem Fachbuch publiziert. Dieses<br />
Grundlagenprojekt hat den Grundstein für<br />
eine langfristige, fruchtbare Zusammenarbeit<br />
zwischen den beteiligten Forschungsinstitutionen<br />
gelegt.<br />
M. Gude, A. Boczkowska (Hrsg.):<br />
3D textile reinforced carbon fiber aluminum matrix composites for lightweight applications. Instytut Odlewnictwa, 2014<br />
71
DFG SONDERFORSCHUNGSBEREICH SFB 639 (2004 BIS 2015)<br />
Textilverstärkte Verbundkomponenten für funktionsintegrierende Mischbauweisen<br />
bei komplexen Leichtbauanwendungen<br />
Textilverstärkte Verbundwerkstoffe mit thermoplastischer<br />
Matrix sind für effiziente Hochleistungsanwendungen<br />
in unterschiedlichen<br />
Industriezweigen geradezu prädestiniert.<br />
Neben der deutlichen Massereduktion zeichnen<br />
sie sich vor allem durch hohe Steifigkeit<br />
und Festigkeit, gute Dämpfungs- und Crasheigenschaften,<br />
eine große Vielfalt textiler Verfahren,<br />
eine wirtschaftliche Fertigung sowie<br />
ihre Klein- und Großserientauglichkeit aus.<br />
In dem vom <strong>ILK</strong> initiierten und geleiteten<br />
SFB 639 erfolgte die Erarbeitung der wissenschaftlichen<br />
Grundlagen und Methoden<br />
zur Entwicklung und Nutzung sogenannter<br />
Hybridgarn-Textil-Thermoplast-(HGTT)-Verbunde<br />
für Mischbauweisen mit hoher Funktionsintegration.<br />
Hierzu wurde durchgängig<br />
die gesamte Prozesskette „vom Filament bis<br />
hin zum Bauteil“ in fünf Projektbereichen<br />
(Textile Prozessgestaltung, Textilgerechte<br />
Verbindungen, Auslegung hybrider Leichtbaustrukturen,<br />
Funktionsintegrierende Bauelemente,<br />
Demonstratoren in Mischbauweise)<br />
theoretisch durchdrungen und praktisch<br />
umgesetzt. Die resultierenden Erkenntnisse<br />
und entwickelten Technologien aus zwölf<br />
Jahren Forschung flossen in den generischen<br />
Demonstrator „Funktionsintegrativer Fahrzeugsystemträger“<br />
(FiF) ein. Der in der neuartigen<br />
HGTT-Bauweise aufgebaute Technologiedemonstrator<br />
ist ein Nutzfahrzeug in<br />
modernem Design für den urbanen, kommunalen<br />
oder innerbetrieblichen Transport. Auf<br />
der Hannover Messe 2016 präsentierten die<br />
Forscher den Fahrdemonstrator erstmals der<br />
Weltöffentlichkeit.<br />
Die TU Dresden und die mit ihr eng verbundenen<br />
außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
haben in der Thematik des SFB weltweit<br />
zukunftsfähige Alleinstellungsmerkmale<br />
erworben. Im Wechselspiel mit den historisch<br />
gewachsenen regionalen textilen Forschungsund<br />
Industrieaktivitäten diente der SFB als<br />
Innovationsmotor auf dem Gebiet des textilen<br />
Leichtbaus, der ein nachhaltiges Wachstum<br />
für die Region Sachsen insbesondere auf<br />
dem Gebiet der modernen Fahrzeugentwicklung<br />
induziert hat. Im SFB 639 und dem darauf<br />
aufbauenden Transferbereich entstanden<br />
über 400 wissenschaftliche Publikationen und<br />
9 Patente. Zudem wurden im Rahmen des<br />
Integrierten Graduiertenkollegs des SFB unter<br />
der Leitung von Prof. Volker Ulbricht (IFKM)<br />
50 Dissertationen und 5 Habilitationen verfasst.<br />
Partner im SFB 639<br />
N. Modler, W. Hufenbach (Hrsg.):<br />
Textile-Reinforced Composite Components in Lightweight<br />
Applications. Special Issue: SFB 639 of Advanced<br />
Engineering Materials 18 (3) 2016<br />
72
VOM FILAMENT ZUM BAUTEIL<br />
FiF-Demonstratorfahrzeug: Einbeziehung aller Teilprojektergebnisse des SFB 639<br />
73
DFG SONDERFORSCHUNGSBEREICH/TRANSREGIO TRR 39 – PT-PIESA<br />
(2006 BIS 2018)<br />
Großserienfähige Produktionstechnologien für leichtmetall- und faserverbundbasierte<br />
Komponenten mit integrierten Piezosensoren und -aktoren<br />
Die Forderung, Bauteile und Strukturen zugleich<br />
leicht, steif, sicher und zuverlässig auszulegen,<br />
führt zu einer Vielzahl sich häufig<br />
widersprechender technischer und wirtschaftlicher<br />
Forderungen. Diese sind auf konventionelle<br />
Weise selbst durch aufwändige Konzeption,<br />
Herstellung und Erprobung komplexer<br />
Leichtbaukonstruktionen nicht vollständig<br />
auflösbar. Der Forschungsansatz für den SFB/<br />
Transregio 39 PT-PIESA zur Auflösung dieses<br />
Auslegungskonfliktes zielte auf die effiziente<br />
Herstellung aktiver Leichtbau-Strukturbauteile.<br />
Ein Hauptziel war dabei die Zusammenführung<br />
der bisher getrennten Prozessketten der<br />
Bauteil- und Piezomodul-Fertigung, sodass<br />
großserienfähige Fertigungsprozesse für aktive<br />
Strukturbauteile möglich werden. Im Fokus<br />
der Forschung standen Leichtbauteile mit<br />
integrierten Piezokeramiksensoren und -aktoren,<br />
die beispielweise für sicherheitsrelevante<br />
Strukturbauteile als Teil eines Strukturüberwachungssystems<br />
oder zur aktiven Veränderung<br />
der Bauteilsteifigkeit eingesetzt werden<br />
können. In den vier am <strong>ILK</strong> angesiedelten<br />
Teilprojekten sowie einem angegliederten<br />
Transferprojekt wurden serienfähige Herstellungstechnologien<br />
für thermoplastverbundkompatible<br />
Piezokeramikmodule (TPM) sowie<br />
Technologien zur Integration von TPM und<br />
weiteren piezokeramischen Funktionsmodulen<br />
in faserverstärkte Kunststoffe mit thermound<br />
duroplastischer Matrix entwickelt.<br />
Anhand von Demonstratoren konnten die<br />
entwickelten Technologien erprobt und ein<br />
Transfer in erste Anwendungen aufgezeigt<br />
werden. Die entwickelten Methoden und<br />
Technologien sind inzwischen in vielen Industriebereichen<br />
aufgegriffen worden und finden<br />
sukzessive Eingang in innovative Produkte.<br />
Besonders großes Potential bietet neben der<br />
Mobilitätsbranche die Medizintechnik, wobei<br />
Sensor- und Aktorelemente für personalisierte<br />
Produkte wie Orthesen und Prothesen<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Großseriengerechte Fertigung von Leichtbaustrukturen<br />
mit integrierten Piezokeramikmodulen (TPM)<br />
A. Winkler, N. Modler, W.-G. Drossel, T. Mäder,<br />
C. Körner (Essay):<br />
High-Volume Production-Compatible Technologies for<br />
Light Metal and Fiber Composite-Based Components<br />
with Integrated Piezoceramic Sensors and Actuators.<br />
Advanced Engineering Materials, 2018 (20) 12<br />
74
SÄCHSISCHES FuE-VORHABEN INECO ® (2009 BIS 2013)<br />
Hochleistungs-Elektrofahrzeuge in Ultra-Leichtbauweise<br />
Das Elektroauto der Zukunft ist leicht, leistungsfähig<br />
und bezahlbar. Am <strong>ILK</strong> konzipierten<br />
Wissenschaftler gemeinsam mit Experten<br />
der Leichtbau-Zentrum Sachsen GmbH und<br />
der ThyssenKrupp AG im Projekt InEco® ein<br />
sportliches und alltagstaugliches Elektroauto.<br />
Entworfen für den metrourbanen Raum<br />
ist das Fahrzeug besonders für Pendler und<br />
Kurzstreckenfahrer interessant. Ein innovativer<br />
Materialmix und seriennahe Fertigungskonzepte<br />
sind nur einige Highlights des Projektes.<br />
Bei der Gestaltung der Konzepte flossen neben<br />
Fragen zum Design und den verwendeten<br />
Materialien von Beginn an auch innovative<br />
Ideen zum Fahrzeugpackage, zur Insassensicherheit<br />
und zur Antriebstechnologie ein.<br />
Dabei spielten innovative Werkstoffkombinationen<br />
wie CFK-Stahl-Hybridverbunde und die<br />
Umsetzung von neuartigen Integralbauweisen<br />
für einen kosteneffizienten Systemleichtbau<br />
eine große Rolle.<br />
Konsequenter Leichtbau auf Basis einer integralen<br />
Mischbauweise führte zu Masseeinsparungen<br />
in allen Bereichen des Exterieurs und<br />
Interieurs, sodass die Fahrzeugleermasse nur<br />
900 kg beträgt. Durch das intelligente Package<br />
des Vorderwagens und der Bodengruppe sind<br />
Insassen und Hochvolt-Batterie im Crashfall sicher<br />
geschützt. Die hohe Funktionsintegration<br />
ermöglicht es, das Fahrzeug-Chassis aus nur<br />
63 Einzelkomponenten aufzubauen (ca. 70 %<br />
Teileersparnis zum konventionellen Karosseriebau).<br />
Aus dem holistischen Forschungsansatz<br />
entstand dabei eine leichtbaugerechte<br />
und crashkompatible Gestaltung des Gesamtfahrzeugsystems<br />
in innovativer CFK-Stahl-Hybridbauweise,<br />
die das InEco®-Projekt einzigartig<br />
macht.<br />
InEco ® -Projektfahrzeug in integraler Mischbauweise<br />
75
DFG GRADUIERTENKOLLEG GRK 2430 (SEIT 2018)<br />
Interaktive Faser-Elastomer-Verbunde<br />
Der innovative Ansatz des DFG-Graduiertenkollegs<br />
2430 besteht darin, die heute nicht<br />
verfügbare Werkstoffklasse der interaktiven<br />
Faser-Elastomer-Verbunde mit strukturintegrierter<br />
Aktorik und Sensorik zu schaffen<br />
und wissenschaftlich zu durchdringen. Die<br />
Entwicklung von interaktiven Faser-Elastomer-<br />
Verbunden erlaubt beispielsweise die geometrischen<br />
Verformungsfreiheitsgrade von<br />
mechanischen Bauteilen reversibel und berührungslos<br />
einzustellen und so sehr schnell<br />
und präzise auf variable Anforderungen der<br />
Umwelt zu reagieren.<br />
Im Rahmen des Graduiertenkollegs forscht<br />
das <strong>ILK</strong> zum Thema „Methodische Entwicklung<br />
aktiver Multi-Matrix-Verbund-(MMV-)Komponenten“.<br />
Hierbei ist das Ziel die methodische<br />
Entwicklung und Realisierung von mehrgliedrigen<br />
MMV-Strukturen mit maßgeschneiderten<br />
Verformungsmustern und kinematischen<br />
Algorithmen zur Realisierung zeitlich und<br />
örtlich gestaffelter Topologien ohne Starrkörpermechanismen.<br />
So sollen hochintegrative<br />
Systeme aus einer neuartigen Werkstoffklasse<br />
entwickelt werden, die aus Faserverbundwerkstoffen<br />
mit teilweise elastomerer Matrix<br />
und darin integrierten Aktoren und Sensoren<br />
bestehen. Im Vergleich zu konventionellen<br />
Bauweisen, bei denen die Sensoren und<br />
Aktoren nach der Bauteilherstellung nachträglich<br />
appliziert werden müssen, ermöglicht<br />
die werkstoffliche Integration sehr komplexe<br />
Strukturen sowie Systeme mit erhöhter<br />
Robustheit.<br />
Für die Generierung derartiger Komponenten<br />
unter Berücksichtigung der lokalen Struktur-Eigenschafts-Beziehungen<br />
sind Softwaretools<br />
und Schnittstellen für eine integrierte<br />
Entwicklungsumgebung zu erarbeiten, in<br />
der die Strukturanalyse auch auf Grundlage<br />
der Multiskalensimulation durchführbar ist.<br />
Ausgehend hiervon sollen neuartige, morphologisch<br />
komplexe und hierarchisch strukturierte<br />
MMV-basierte Systeme und Bauweisen<br />
entwickelt werden.<br />
Das Graduiertenkolleg (Sprecher: Prof.<br />
Chokri Cherif, ITM der TU Dresden) startete<br />
am 01.11.2018. In diesem strukturierten<br />
Programm werden vor allem Doktorandinnen<br />
und Doktoranden in insgesamt 11 interdisziplinären<br />
Teilprojekten gefördert.<br />
Faserverbundstruktur mit elastomerer Matrix und<br />
komplexen Verformungsmustern<br />
Quelle: Institut für Textilmaschinen und textile Hochleistungswerkstofftechnik<br />
der TU Dresden<br />
76
SPITZENTECHNOLOGIECLUSTER DER SÄCHSISCHEN LANDESEXZEL-<br />
LENZINITIATIVE: EUROPEAN CENTRE FOR EMERGING MATERIALS<br />
AND PROCESSES DRESDEN – ECEMP (2009 BIS 2014)<br />
Vom Atom zum komplexen Bauteil<br />
Dresden ist ein weit über seine Grenzen hinaus<br />
bekannter Standort für Materialforschung und<br />
nimmt auch international eine Spitzenstellung<br />
ein. Um diese Führung auszubauen, wurde im<br />
Jahr 2007 das „ECEMP - European Centre for<br />
Emerging Materials and Processes Dresden“ gegründet,<br />
das wenig später bei der Sächsischen<br />
Exzellenzinitiative erfolgreich war und in der Folge<br />
als Spitzentechnologiecluster von 2009 bis<br />
2014 vom Freistaat Sachsen gefördert wurde.<br />
Das Cluster ECEMP fokussierte seine Arbeit<br />
auf die Entwicklung innovativer Mehrkomponentenwerkstoffe<br />
und ressourcenschonender<br />
Fertigungstechnologien in den Zukunftsfeldern<br />
funktionsintegrativer Leichtbau sowie Energieund<br />
Umwelttechnik. Die Werkstoffe und die<br />
daraus resultierenden Hochtechnologiebauteile<br />
erarbeiteten die Forscher in 14 Teilprojekten<br />
skalenübergreifend und verknüpften dabei<br />
umfassende Kompetenzen aus den Ingenieurund<br />
den Naturwissenschaften zu metallischen,<br />
nichtmetallisch-organischen sowie nichtmetallisch-anorganischen<br />
Werkstoffen. Mit der<br />
Gründung der ECEMP International Graduate<br />
School ermöglichte das Exzellenzcluster auch<br />
Nachwuchswissenschaftlern, die Potentiale zu<br />
nutzen und eine Dissertation auf hohem wissenschaftlichem<br />
Niveau anzufertigen.<br />
Das ECEMP war mit fast 40 beteiligten Professuren<br />
aus 22 Instituten der TU Dresden, der HTW<br />
Dresden und der TU Bergakademie Freiberg sowie<br />
vier Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft,<br />
drei der Leibniz-Gemeinschaft und einem der<br />
Max-Planck-Gesellschaft eine herausragende<br />
Plattform für die interdisziplinäre Materialfor-<br />
schung, deren Netzwerke noch heute nachwirken.<br />
In der fünfjährigen Projektlaufzeit entstanden<br />
245 Publikationen und 22 Patente.<br />
Zudem wurden im Rahmen der Internationalen<br />
Graduiertenschule des ECEMP unter Leitung<br />
von Prof. Gude und mit Anbindung an die Graduiertenakademie<br />
der TU Dresden 64 Dissertationen<br />
verfasst. Gleichzeitig konnten über 200<br />
zusätzliche Projekte realisiert und mehr als 45<br />
Mio. € an zusätzlichen Drittmitteln eingeworben<br />
werden. Das synergetische Zusammenwirken<br />
der Dresdner Materialwissenschaftler im Cluster<br />
ECEMP spiegelt sich auch heute noch in der<br />
Forschungsallianz DRESDEN-concept wider.<br />
CT-Untersuchung von neuartigen Lötverbindungen auf<br />
Basis von Reaktiv-Multischicht-Systemen<br />
M. Gude, W. Hufenbach (Hrsg.):<br />
Multicomponent Materials – Potentials for Hightech Applications.<br />
Advanced Engineering Materials - Special Issue,<br />
Volume 16, No. 10, ISSN 1438-1656, 2014<br />
W. Hufenbach (Hrsg.):<br />
Ressourcenschonende Werkstoffe - Technologien -<br />
Prozesse: Internationales Kolloquium des Spitzentechnologieclusters<br />
ECEMP 2013; Tagungsband, Technische<br />
Universität Dresden, 2013<br />
77
DFG SONDERFORSCHUNGSBEREICH/TRANSREGIO TRR 285<br />
(SEIT 2019)<br />
Methodenentwicklung zur mechanischen Fügbarkeit in wandlungsfähigen<br />
Prozessketten<br />
Die beanspruchungsgerechte Kombination<br />
verschiedener Werkstoffe in einer Konstruktion<br />
bietet ein besonders hohes Leichtbaupotenzial.<br />
Die Fügbarkeit derartiger Multi-Material-Strukturen<br />
ist häufig der Schlüssel für<br />
effiziente und wirtschaftliche Produktionsprozesse.<br />
Die wachsende Anzahl an Werkstoff-Geometrie-Kombinationen<br />
erfordert<br />
neben einer abgesicherten Prognose der<br />
Fügbarkeit insbesondere eine Wandlungsfähigkeit<br />
der mechanischen Fügeverfahren.<br />
Der SFB/Transregio 285 (Sprecher Prof.<br />
Gerson Meschut, LWF der Universität Paderborn)<br />
an den Standorten Paderborn, Erlangen<br />
und Dresden erforscht am Beispiel mechanischer<br />
Fügeverbindungen wissenschaftliche<br />
Methoden zur Wandlungsfähigkeit im<br />
Wirkungskreis der drei Bereiche Werkstoff<br />
(Fügeeignung), Konstruktion (Fügesicherheit)<br />
und Fertigung (Fügemöglichkeit). Die<br />
Durchdringung der komplexen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge<br />
beim mechanischen<br />
Fügen von Aluminium, Stahl und Faser-Kunststoff-Verbunden<br />
(FKV) ist dabei die Voraussetzung<br />
für eine ganzheitliche Prognose der<br />
Fügbarkeit einer Verbindung von den Werkstoffeigenschaften<br />
der Fügeteile über die<br />
Fügeprozesse bis hin zu dem eingestellten<br />
Eigenschaftsprofil.<br />
Für das <strong>ILK</strong> stehen die beim warmumformtechnischen<br />
Fügen thermoplastischer FKV<br />
auftretenden sukzessiven lokalen Veränderungen<br />
der Werkstoffstruktur im Mittelpunkt<br />
der Untersuchungen. Im Hinblick<br />
auf eine prognosesichere Fügbarkeit sowie<br />
eine verbesserte Ausnutzung des Lastübertragungspotentials<br />
wird eine durchgängige<br />
skalenübergreifende Simulationskette von<br />
der Auslegung, über den Fügeprozess bis hin<br />
zur strukturmechanischen Bewertung von<br />
FKV-Metall-Verbindungen aufgebaut. Darüber<br />
hinaus erforscht das <strong>ILK</strong> gemeinsam mit der<br />
Professur für Formgebende Fertigungsverfahren<br />
(Prof. Alexander Brosius) der TU Dresden<br />
zwei komplementäre experimentelle Verfahren<br />
zur zerstörungsfreien in situ Analyse von<br />
Fügeverbindungen. Insbesondere sollen der<br />
Fügeprozess selbst sowie dem Fügeprozess<br />
nachgelagerte anwendungstypische Belastungen<br />
analysiert werden können.<br />
Skalenübergreifende Betrachtungsweise zur Prozesssimulation<br />
78
RESEARCH CENTER CARBON FIBERS SAXONY (RCCF)<br />
(SEIT 2016)<br />
Hochwertige Kohlenstofffasern bilden die<br />
Grundlage für viele innovative Anwendungen<br />
im modernen Leichtbau. Im Research Center<br />
Carbon Fibers Saxony (RCCF) erforschen<br />
daher Wissenschaftler des <strong>ILK</strong> und des Instituts<br />
für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik<br />
(ITM) der TU Dresden<br />
neuartige Kohlenstofffasern einschließlich<br />
durchgängiger Entwicklungsketten vom Faserrohstoff<br />
bis zum fertigen Bauteil. Die Wissenschaftler<br />
untersuchen fossile und nachwachsende<br />
Rohstoffe als Ausgangsprodukte und<br />
entwickeln maßgeschneiderte Kohlenstofffasern<br />
für neue Funktionswerkstoffe.<br />
Hierzu ergründen sie die Wechselwirkungen<br />
zwischen Prozessparametern und der Faserstruktur<br />
sowie mechanischen, thermischen<br />
und elektrischen Eigenschaften bei der Herstellung<br />
von Kohlenstofffasern, um die Fähigkeiten<br />
des Hightech-Werkstoffes weiter zu<br />
steigern. Zusätzlich nehmen die Forscher die<br />
Entwicklung multifunktionaler Fasern mit neuartigen<br />
Eigenschaftsprofilen wie hohe Leitfähigkeit<br />
bei hoher Festigkeit oder definierter<br />
Prösitäten sowie die Nutzung erneuerbarer<br />
Ausgangsstoffe in den Fokus ihrer Arbeiten.<br />
Auf der im Carbonfaser-Technikum des RCCF<br />
installierten, einzigartigen Anlage werden unter<br />
Reinraum-Bedingungen die Grundlagen<br />
für diese Kohlenstofffasern erforscht. Dabei<br />
greifen die Forscher auf einzelne Anlagenmodule<br />
zur Stabilisierung und Carbonisierung<br />
mit industrienahem Ofendesign und individuell<br />
einstellbaren Parameterkombinationen<br />
zurück. Durch den außerordentlichen Reinheitsgrad<br />
einerseits lassen sich Kohlenstofffasern<br />
für die hohen Anforderungen der Luft-/<br />
Raumfahrt- und der Automobilindustrie und<br />
andererseits durch alternative Ausgangsstoffe<br />
kostengünstige Kohlenstofffasern etwa für die<br />
Bauindustrie maßschneidern.<br />
Durch die Kooperation im RCCF konnte 2017<br />
die Nachwuchsforschergruppe „e-Carbon“ ins<br />
Leben gerufen werden. Sie beschäftigt sich<br />
mit maßgeschneiderten und multifunktionalen<br />
Kohlenstofffasern für die Speicherung hoher<br />
Energiedichten.<br />
Mitarbeiter der Nachwuchsforschergruppe „e-Carbon“<br />
79
ROLLS-ROYCE UNIVERSITY TECHNOLOGY CENTRE DRESDEN<br />
(SEIT 2006)<br />
Leichtbaustrukturen und -materialien und Robust Design<br />
Der Triebwerkshersteller Rolls-Royce bündelt<br />
seine Forschungsaktivitäten an ausgesuchten<br />
Universitäten weltweit in so genannten University<br />
Technology Centres – kurz UTCs. Jedes<br />
UTC steht für Spitzenforschung in ausgewählten<br />
ingenieurwissenschaftlichen Bereichen.<br />
Das an der TU Dresden eingerichtete UTC<br />
„Lightweight Structures and Materials and Robust<br />
Design“ wirkt als Impulsgeber im Bereich<br />
Systemleichtbau, Multi-Material-Design und<br />
Robust Design und verfolgt das Ziel, grundlegende<br />
Ergebnisse aus der universitären<br />
Forschung in die industrielle Praxis bei Rolls-<br />
Royce zu transferieren.<br />
Am Dresdner UTC sind das <strong>ILK</strong> mit seinen<br />
drei Professuren und der Seniorprofessur<br />
sowie die Professur für Turbomaschinen und<br />
Flugantriebe (Prof. Mailach), die Professur<br />
für Thermische Energiemaschinen und -anlagen<br />
(Prof. Gampe), die Professur für Werkstofftechnik<br />
(Prof. Leyens) und die Professur<br />
für Maschinenelemente (Prof. Schlecht) eingebunden.<br />
Zudem kooperieren Rolls-Royce<br />
und das UTC Dresden u. a. auch eng mit der<br />
Leichtbau-Zentrum Sachsen GmbH (LZS),<br />
einer Tochter der TU Dresden AG, als strategischer<br />
Partner, um im Rahmen von Zulassungsprozessen<br />
neuartige technologische<br />
Die in Zusammenarbeit von <strong>ILK</strong> und LZS entwickelte Faserverbund-Radialwelle wurde mit dem Rolls-Royce Innovationspreis<br />
„Engineering Innovation Award“ ausgezeichnet.<br />
80
Methoden, Werkstoffe und Bauteilkomponenten<br />
zu qualifizieren. Diese Zusammenarbeit<br />
ermöglicht die effiziente Realisierung der<br />
komplexen Entwicklungsprozesse vom Labormaßstab<br />
(Technology Readiness Level TRL 1)<br />
bis hin zum fliegenden oder fahrenden Bauteil<br />
(TRL 6). Über die gemeinsamen Forschungsund<br />
Entwicklungsarbeiten hinaus kooperieren<br />
das UTC Dresden und Rolls-Royce bei<br />
der unmittelbaren und schnellen Lösung von<br />
in-service-Problemen sowie bei der Aus- und<br />
Weiterbildung sowohl von Studierenden als<br />
auch von Praxisingenieuren*innen und Wissenschaftlern*innen.<br />
Im Jahr 2012 erfolgte zudem die Einrichtung<br />
der „Composite University Technology Partnership<br />
(UTP) – ein von Rolls-Royce initiierter<br />
Zusammenschluss zwischen dem Advanced<br />
Composites Centre for Innovation and Science<br />
(ACCIS) der Universität Bristol und dem<br />
Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
(<strong>ILK</strong>) der TU Dresden. 2016 folgte Prof. Gude<br />
auf Prof. Hufenbach als Direktor des UTC<br />
Dresden.<br />
UTC Anstreif- und Dichtungsprüfstand<br />
Foto: © Andreas Scheunert<br />
81
DRESDEN CENTER FOR FATIGUE AND RELIABILITY (DCFR)<br />
(SEIT 2018)<br />
Im modernen Leichtbau werden die werkstofflichen<br />
Schranken zur Gewichtsreduktion<br />
durch Funktionsintegration durchbrochen<br />
und die bauteilbezogene Betrachtungsweise<br />
durch den systemischen Blick ersetzt. Dies<br />
führt zu hochintegrierten Komponenten, die<br />
Struktur, Antrieb, Elektronik und Sensorik<br />
kombinieren. Diese intensive räumliche Integration<br />
von Elektronik und Strukturbauteil führt<br />
dabei zu neuen Beanspruchungen und ingenieurtechnischen<br />
Herausforderungen, denen<br />
nur mit einer interdisziplinären Herangehensweise<br />
begegnet werden kann.<br />
Gemeinsam mit dem Institut für Festkörpermechanik<br />
(IFKM, Prof. Kästner) der TU Dresden<br />
und dem Fraunhofer-Institut für Keramische<br />
Technologien und Systeme (IKTS, Prof<br />
Michaelis, Dr. Röllig) wurde daher das Dresden<br />
Center for Fatigue and Reliability (DCFR)<br />
initiiert. Darin werden fachliche Kompetenz,<br />
Prüftechnik und Recheninfrastruktur zur Erforschung<br />
und Entwicklung zuverlässiger<br />
Bauteile und Systeme in Zusammenarbeit<br />
mit assoziierten Unternehmen gebündelt.<br />
Die neuartige Verknüpfung der Forschungsgebiete:<br />
Werkstoffwissenschaft, Leichtbau,<br />
Prüftechnik, Betriebsfestigkeit sowie elektronische<br />
Systeme bietet völlig neue Chancen<br />
zur Strukturüberwachung und -bewertung<br />
hochintegrierter mechanisch-elektronischer<br />
Systeme. Diese bisher voneinander getrennten<br />
Wissensgebiete werden im DCFR anhand<br />
konkreter Forschungsfragen in gemeinsam<br />
bearbeiteten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />
zusammengeführt. Das DCFR wird<br />
damit zu einem wichtigen Inkubator für die<br />
Realisierung von Forschungs- und Transferprojekten<br />
sowie zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
insbesondere kleiner und mittelständischer<br />
Unternehmen der Region.<br />
Struktur des Dresden Center for Fatigue and Reliability (DCFR):<br />
wissenschaftliche Partner und assoziierte Unternehmen<br />
82
SÄCHSISCHE ALLIANZ FÜR MATERIAL- UND RESSOURCEN-<br />
EFFIZIENTE TECHNOLOGIEN – AMARETO (SEIT 2017)<br />
In der sächsischen Allianz für material- und<br />
ressourceneffiziente Technologien (AMARE-<br />
TO) werden aus den drei sächsischen Spitzentechnologieclustern<br />
ECEMP, ADDE und<br />
eniProd heraus die Kompetenzen der Technischen<br />
Universitäten in Freiberg, Dresden<br />
und Chemnitz sowie des Fraunhofer-Instituts<br />
für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik<br />
(IWU) gebündelt, um effiziente und flexible<br />
Innovationen für Werkstoffe, Bauteile und<br />
Produktionsprozesse zu entwickeln. Basierend<br />
auf der Kernkompetenz jedes AMARE-<br />
TO-Standortes ist der Arbeitskomplex Smart<br />
Material am Standort Freiberg, der Arbeitskomplex<br />
Smart Design am Standort Dresden<br />
und der Arbeitskomplex Smart Production<br />
am Standort Chemnitz verankert. Ziel ist es,<br />
durch die Zusammenarbeit der beteiligten<br />
Standorte die anwendungsnahe Forschung in<br />
Sachsen weiter voranzutreiben und durch die<br />
Einbindung von insbesondere sächsischen<br />
Unternehmen in die Forschungsarbeiten einen<br />
Know-how-Transfer in die Wirtschaft zu<br />
induzieren, um deren Wettbewerbsfähigkeit<br />
langfristig zu stärken.<br />
Im Arbeitskomplex Smart Design werden unter<br />
Leitung des <strong>ILK</strong> Entwicklungsprozesse für<br />
Hochleistungsbauteile erarbeitet, in denen<br />
die drei Aufgaben Konstruktion, Dimensionierung<br />
und Fertigung parallel und interaktiv<br />
bearbeitet werden. Dafür werden gezielt die<br />
Möglichkeiten moderner Simulationsmethoden<br />
zur Prozess- und Bauteilanalyse genutzt<br />
und bereits frühzeitig im Entwicklungsprozess<br />
durch gekoppelte Simulationsmodelle<br />
miteinander verknüpft. Auf diese Weise kann<br />
den komplexen Zusammenhängen zwischen<br />
der im Fertigungsprozess entstehenden Material-<br />
und Bauteilstruktur und den erzielten<br />
Komponenteneigenschaften Rechnung getragen<br />
werden. Dies soll für moderne Leichtbaustrukturen<br />
in Hybridbauweise ein vertieftes<br />
Verständnis der bestehenden Interaktionen<br />
schaffen und in der Folge die schnelle und<br />
robuste Entwicklung derartiger Bauteile sowie<br />
zugehöriger Prozessketten ermöglichen.<br />
Vernetzung der standortspezifischen Kompetenzen im<br />
Projekt AMARETO<br />
M. Putz, P. Klimant, M. Gude, D. Weck, D. Rafaja,<br />
C. Wüstefeld (Hrsg.):<br />
Vom Werkstoff zum ressourcenschonenden Produkt.<br />
Tagungsband zum 1. AMARETO-Kolloquium 2018,<br />
31.05.2018, Chemnitz<br />
83
BMBF FORSCHUNGSPLATTFORM FOREL (SEIT 2013)<br />
FOREL – Forschungs- und Technologiezentrum für ressourceneffiziente<br />
Leichtbaustrukturen der Elektromobilität<br />
Das Forschungs- und Technologiezentrum FO-<br />
REL wurde 2013 auf Initiative der Nationalen<br />
Plattform Elektromobilität (NPE) eingerichtet.<br />
Es ist eine offene und unabhängige Plattform<br />
zur Entwicklung von Hightech-Leichtbausystemlösungen<br />
in Multi-Material-Design für die<br />
Mobilität der Zukunft und stützt sich auf ein<br />
branchenübergreifendes Netzwerk aus Industrie<br />
und Forschung mit derzeit mehr als 100<br />
Mitgliedern.<br />
Durch die enge Zusammenarbeit führender<br />
universitärer Forschungsstandorte mit innovationsstarken<br />
Unternehmen sind in einer<br />
Vielzahl von Projekten Antworten auf drängende<br />
Fragen hinsichtlich des Einsatzes nachhaltiger<br />
Leichtbautechnologien und -systeme für<br />
die Mobilität der Zukunft gefunden worden.<br />
Die zentrale Aufgabe der vom <strong>ILK</strong> initiierten<br />
und gemeinsam mit der TU Dortmund, der TU<br />
Bergakademie Freiberg, der TU München und<br />
der Universität Paderborn koordinierten Plattform<br />
FOREL ist es, die Forschungsanstrengungen<br />
systematisch voranzutreiben, indem<br />
Trends analysiert und Handlungsempfehlungen<br />
abgeleitet werden. In zwei FOREL-Studien<br />
2015 und 2018 wurde herausgestellt, dass es<br />
insbesondere in der Mobilität nicht das eine<br />
Material der Zukunft geben wird, sondern<br />
dass gerade die anwendungsangepasste<br />
Kombination von Werkstoffen in automatisierten,<br />
flexiblen Fertigungsprozessen ein großes<br />
Potential bietet.<br />
Um dieses Potential weiter auszuschöpfen,<br />
werden in den technologischen Schwerpunkten<br />
Prozessketten zusammengeführt, deren<br />
Digitalisierung vorangetrieben und ein langfristiger<br />
Technologietransfer intensiviert. In<br />
bislang acht Technologieprojekten und vier<br />
assoziierten Projekten werden Schwerpunktthemen,<br />
wie etwa generative Fertigung und<br />
werkstoffgerechte Fügetechnik sowie Chancen<br />
des Leichtbaus für Mobilitätsanwendungen<br />
der Zukunft erfolgreich adressiert. Auch<br />
die Berücksichtigung des Recyclings im Produktentstehungsprozess<br />
wurde in dem zum<br />
BMBF-Leuchtturmprojekt ernannten und für<br />
den Rohstoffeffizienzpreis nominierten Vorhaben<br />
ReLei umgesetzt. Zudem wurde die<br />
3D-Hybrid-Technologie aufbauend auf langjährigen<br />
Grundlagenentwicklungen des <strong>ILK</strong><br />
im Rahmen des FOREL-Technologieprojekts<br />
Q-Pro für die Serienanwendung befähigt.<br />
Mitarbeitende am <strong>ILK</strong> bei der Begutachtung eines<br />
Demonstrators aus dem FOREL-Technologieprojekt<br />
ReLei<br />
84
PARTNER IM FOREL-NETZWERK<br />
M. Gude, H. Lieberwirth, G. Meschut, M.F. Zäh et al.: FOREL-Studie, Chancen und Herausforderungen im<br />
Ressourceneffizienten Leichtbau für die Elektromobilität. Plattform FOREL, 2015<br />
M. Gude, H. Lieberwirth, G. Meschut, M.F. Zäh, E. Tekkaya et al.: FOREL-Studie 2018 – Ressourceneffizienter<br />
Leichtbau für die Mobilität: Wandel - Prognose - Transfer. Plattform FOREL, 2018<br />
85
LEICHTBAU-ALLIANZ SACHSEN E.V.<br />
(SEIT 2017)<br />
Mit 27 im Bereich der Leichtbauforschung tätigen<br />
Einrichtungen weist der Freistaat Sachsen<br />
eine der weltweit höchsten Konzentrationen<br />
an wissenschaftlichen Kompetenzträgern im<br />
Bereich des Leichtbaus auf. Gleichzeitig bildet<br />
der Leichtbau eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien<br />
für die Branchen des Fahrzeug-,<br />
Flugzeug-, Maschinen- und Anlagenbaus, die<br />
die sächsische Wirtschaftslandschaft prägen.<br />
2017 erfolgte daher auf Initiative des <strong>ILK</strong> und<br />
mit Unterstützung des Sächsischen Staatsministeriums<br />
für Wissenschaft und Kunst die<br />
Gründung der Leichtbau-Allianz Sachsen e.V.<br />
als übergreifende Plattform der Leichtbauforschung<br />
in Sachsen. Unter der Leitung von<br />
Prof. Rudolf Kawalla forcieren die drei Hochschulstandorte<br />
Chemnitz, Dresden und Freiberg<br />
die Stärkung der Kooperation zwischen<br />
den in Sachsen ansässigen und im Bereich<br />
der Leichtbautechnologien forschenden Kompetenzträgern.<br />
Durch die Bündelung und das<br />
gemeinsame Auftreten soll die Sichtbarkeit<br />
Sachsens als international bedeutendes Zentrum<br />
der Leichtbauforschung erhöht werden.<br />
Zu den weiteren Zielen gehören die Erschließung<br />
bestehender Synergien in Bezug auf die<br />
gemeinsame Nutzung kostenintensiver Forschungsinfrastruktur<br />
sowie die Koordinierung<br />
strategischer Initiativen. Zudem stehen die<br />
Stärkung des Wissens- und Technologietransfers<br />
in die sächsische Wirtschaft und die Erhöhung<br />
der Wahrnehmung leichtbaurelevanter<br />
Themen und Entwicklungen im öffentlichen<br />
Bewusstsein und in der Politik im Fokus des<br />
Vereins. Die Leichtbau-Allianz Sachsen versteht<br />
sich als Partner der sächsischen Wirtschaft<br />
und arbeitet eng mit Unternehmen<br />
der relevanten Branchen sowie bestehenden<br />
Transferverbünden und Netzwerken im Bereich<br />
des Leichtbaus zusammen. Ein weiterer<br />
Schwerpunkt der Leichtbau-Allianz Sachsen<br />
besteht in der gemeinsamen Nachwuchsförderung<br />
durch Angebote im Bereich Bildung<br />
und Berufsorientierung sowie einer Zusammenarbeit<br />
bei der Betreuung und Qualifizierung<br />
von Promovierenden und Studierenden.<br />
v.l.: Prof. Jäger , Dr. Tröltzsch , Staatsministerin Dr. Stange und Prof. Kawalla<br />
86<br />
Foto: © Detlev Müller
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89
Der zügige Transfer von Forschungsergebnissen<br />
in die Praxis und die Entfaltung ihres<br />
Innovationspotentials in wettbewerbsfähige<br />
Produkte sind der entscheidende Gradmesser<br />
für den Erfolg anwendungsorientierter<br />
Forschung. Insbesondere in Sachsen wird daher<br />
dem Auf- und Ausbau von anwendungsorientierten<br />
Forschungseinrichtungen ein<br />
besonderer Stellenwert eingeräumt. Auch die<br />
sächsischen Hochschulen stehen in der Verantwortung,<br />
neben der akademischen Ausbildung<br />
und der Grundlagenforschung, die<br />
1996<br />
1999<br />
anwendungsorientierte Entwicklung in Kooperation<br />
mit regionalen Unternehmen proaktiv<br />
voranzutreiben. Die TU Dresden nimmt<br />
hierbei eine Vorreiterrolle ein, was sich insbesondere<br />
an der Zahl der jährlich eingereichten<br />
Patente sowie der Höhe der eingeworbenen<br />
Drittmittel im Bereich der geförderten anwendungsorientierten<br />
Forschung und der Industrieprojekte<br />
widerspiegelt.<br />
Hochtechnologie-Innovationen können nur<br />
aus soliden Grundlagen erwachsen. Das Institut<br />
für Leichtbau und Kunststofftechnik - als<br />
eines der drittmittelstärksten Carbon Institute Components der GmbH TU<br />
Dresden - setzt daher ganz bewusst auf einen<br />
ausgewogenen Drittel-Mix zwischen Grundlagenforschung,<br />
anwendungsorientierter Entwicklung<br />
und bilateraler Industrieforschung.<br />
2000<br />
2003<br />
2012<br />
Damit sichert das <strong>ILK</strong> schon heute und auch<br />
in Zukunft seine Vorreiterposition für den<br />
modernen Funktionsintegrativen System-<br />
2013<br />
1999 2003<br />
2013<br />
1996 2000 2012<br />
Ausgründungen des <strong>ILK</strong><br />
Carbon Components GmbH<br />
90<br />
1999 2003<br />
2013
2014<br />
leichtbau in Multi-Material-Design. Dass diese<br />
Anstrengungen sich auch äußerst positiv und<br />
nachhaltig in der Region niederschlagen, zeigt<br />
eine Erhebung des Sächsischen Staatsministeriums<br />
für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.<br />
Hierin werden mehr als 60.000 Arbeitsplätze<br />
in Sachsen aufgezeigt, die unmittelbar von<br />
neuen Forschungsergebnissen im Leichtbau<br />
2015<br />
2016<br />
profitieren können. Das sind mehr als 10 %<br />
aller Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe.<br />
Sachsen ist also schon heute ein „Leichtbauland“.<br />
2017<br />
Besonders stolz sind wir in diesem Zusammenhang<br />
auf die Ansiedlungen nationaler<br />
und internationaler Unternehmen im Großraum<br />
Dresden, die unmittelbar durch unsere<br />
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, Transferaktivitäten<br />
und Netzwerke motiviert wurden.<br />
Damit zeigt sich eindrucksvoll die Strahlkraft<br />
des Dresdner Leichtbaus auch über die<br />
Grenzen Sachsens und Deutschlands hinaus.<br />
Damit die industrielle Verwertung in Zukunft<br />
noch schneller in regionales Wachstum mündet,<br />
hat der Vorstand des <strong>ILK</strong> bereits 2016<br />
2018<br />
die strategische Zielstellung „Ein Start-Up pro<br />
Jahr“ ausgegeben. Anhand ausgewählter Beispiele<br />
geben wir im Folgenden einen kleinen<br />
Einblick in die Bandbreite der mehr als 16<br />
<strong>ILK</strong>-Ausgründungen.<br />
2015 2017<br />
2014 2016 2018<br />
2015 2017<br />
91
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LEICHTBAU-ZENTRUM SACHSEN GMBH<br />
2003 wurde die Leichtbau-Zentrum Sachsen<br />
GmbH (LZS) im Verbund mit der TU Dresden<br />
Aktiengesellschaft (TUDAG) gegründet. Heute<br />
gehört sie zu den führenden Entwicklungspartnern<br />
auf dem Gebiet des „Funktionsintegrativen<br />
Systemleichtbaus in Multi-Material-Design“<br />
in Deutschland. Die LZS GmbH bündelt<br />
hierfür die nach Breite und Tiefe einzigartigen<br />
Kompetenzen im Großraum Dresden. Dabei<br />
wird ein werkstoff- und technologieunabhängiger<br />
Lösungsansatz zugrunde gelegt, der<br />
durchgängig die gesamte Entwicklungskette<br />
umfasst.<br />
Das interdisziplinäre Entwicklungsteam aus<br />
Ingenieuren und Technikern vereint exzellente<br />
Kompetenzen in den Bereichen Luftfahrt,<br />
Automobil- und Fahrzeugbau, Schienenfahrzeugtechnik<br />
sowie Maschinen- und Anlagenbau.<br />
Der Dienstleistungsumfang reicht von<br />
der Machbarkeitsanalyse über Konstruktion,<br />
Materialcharakterisierung, Struktur- und Prozesssimulation,<br />
Prototypenherstellung und<br />
Fertigung bis hin zum Test des finalen Bauteils<br />
oder ganzer Baugruppen. Die Produktentwicklung<br />
wird durch ein zertifiziertes Qualitätsmanagement<br />
begleitet. Außerdem ist die<br />
LZS GmbH als Prüflabor nach DIN EN ISO<br />
17025 akkreditiert.<br />
Als Spin-off ist die LZS GmbH nicht zuletzt<br />
über die TUDAG eng mit dem <strong>ILK</strong> verbunden.<br />
Durch die enge Zusammenarbeit wird<br />
sichergestellt, dass die angebotenen Dienstleistungen<br />
zum Vorteil der Kunden und im<br />
Sinne erfolgreicher Projekte nicht nur wie üblich<br />
dem neuesten Stand der Forschung und<br />
Technik entsprechen, sondern, dem eigenen<br />
Anspruch folgend, darüber hinaus gehen.<br />
Neue technologische Errungenschaften aus<br />
der anwendungsorientierten Grundlagenforschung<br />
werden aufgegriffen und gemeinsam<br />
mit den Kunden in nachhaltige, zukunftsreife<br />
und marktfähige Produkte überführt.<br />
93
WP SYSTEMS GMBH<br />
Der Service und die Wartung von Windenergieanlagen<br />
ist eine große Herausforderung<br />
für Mensch und Technik. Die WP Systems<br />
GmbH mit Sitz in Ruhland entwickelt hierzu innovative<br />
Lösungen zur Befahrung, Reparatur<br />
und Demontage von Windkraftanlagen, die<br />
die Arbeit an der Windkraftanlage wesentlich<br />
sicherer und gleichzeitig leichter machen.<br />
Im Produktportfolio finden sich etwa bahnbrechende<br />
on- und offshore-Befahrsysteme<br />
für größte Anlagen, die die Planungssicherheit<br />
bei der Wartung und so auch den Umsatz der<br />
Serviceunternehmen erhöhen. Ein neuartiges<br />
Dichtungskonzept und die temperierbare<br />
Kammer des Befahrsystems ermöglichen Serviceeinsätze<br />
auch bei Regen, Kälte oder Hitze.<br />
Zudem lässt die integrierte Beleuchtung eine<br />
Verlängerung der Wartungstage zu und gestattet<br />
die Arbeit im Schichtsystem. Mit den<br />
Innovationen der WP Systems können defekte<br />
Faserverbund-Rotorblätter damit zu jeder Jahreszeit<br />
repariert werden.<br />
94
SCABA GMBH<br />
Die SCABA GmbH entwickelt und produziert<br />
individualisierte Batteriesysteme auf Basis<br />
von Li-Ion-Rundzellen sowie zugehörige Fertigungsanlagen.<br />
Ausgehend vom ersten Forschungsprojekt<br />
im Jahr 2012 mit dem Institut<br />
für Leichtbau- und Kunststofftechnik der TU<br />
Dresden wurden bis heute zahlreiche Entwicklungsprojekte<br />
mit namhaften Industriepartnern<br />
in Serienprodukte überführt.<br />
Der neue SCABA-Ansatz setzt hierfür auf den<br />
Einsatz von vorkonfektionierten hybriden<br />
Kunststoff/Metallblech-Zellverbindern, die<br />
eine „Lego“-ähnliche Montage der Batteriespeicher<br />
gestatten. Hiermit können beliebige<br />
Reihen- und Parallelschaltungen durch entsprechende<br />
Blechzuschnitte sicher und zuverlässig<br />
realisiert werden und der effiziente<br />
Aufbau geometrisch komplexer Batterien<br />
mit unterschiedlicher Spannung und Kapazität<br />
erfolgen. Hierdurch ergibt sich eine Vielzahl<br />
von Vorteilen gegenüber herkömmlichen<br />
Methoden der Zellmontage. Wesentlich ist,<br />
dass durch den SCABA-Ansatz beliebig große<br />
Zellstapel gebildet werden können, ohne<br />
Rücksicht auf Zugänglichkeit für die sonst<br />
notwendigen Verbindungstechniken nehmen<br />
zu müssen. So kann der sonst übliche Schritt<br />
der Modulbildung übersprungen und aus den<br />
Zellen direkt ein sog. Stack gebildet werden.<br />
Dies bietet erhebliche Kosten- und Gewichtsvorteile.<br />
Foto: © Andreas Scheunert<br />
95
LEICHTBAU-SYSTEMTECHNOLOGIEN KORROPOL GMBH<br />
Die Leichtbau-Systemtechnologien KORRO-<br />
POL (LSK) ist eine international ausgewiesene<br />
Hightech-Manufaktur für innovative Leichtbauanwendungen<br />
im Maschinen- und Anlagenbau,<br />
der Luft- und Raumfahrt sowie der<br />
Energietechnik. Mit mehr als 50 Jahren Erfahrung<br />
in Faserverbund ist sie eines der traditionsreichsten<br />
Unternehmen der GFK- und<br />
CFK-Verarbeitung in Deutschland. Derzeit<br />
werden am Standort Dresden-Schönfeld vorrangig<br />
Prototypen, Einzelstücke und Kleinserien<br />
sowie die hierfür notwendigen GFK-Formwerkzeuge<br />
auf ca. 2.000 m² Produktionsfläche<br />
gefertigt. Seid Ihrer Gründung gibt es einen<br />
engen Austausch mit dem Institut für Leichtbau<br />
und Kunststofftechnik, der durch die<br />
Umfirmierung 2012 noch einmal intensiviert<br />
wurde. Verlässlich hohe Qualität und umfassendes<br />
technologisches Knowhow sind die<br />
Attribute, die die Kunden bereits seit vielen<br />
Jahren mit der LSK verbinden. Wesentlicher<br />
Erfolgsfaktor hierfür ist die intensive und persönliche<br />
Kundenberatung bei der gemeinsamen<br />
Entwicklung innovativer Lösungsansätze<br />
insbesondere im Bereich der Kleinserienfertigung<br />
für industrielle Anwendungen. Wesentliche<br />
Kompetenzen der LSK sind hierbei der<br />
Entwurf, die Konstruktion und die Realisierung<br />
von Leichtbaustrukturen in „composite-intensiver<br />
Mischbauweise“. Dies umfasst auch alle<br />
hierfür notwendigen Hilfsmittel wie Modelle,<br />
Werkzeuge und Montage-Vorrichtungen.<br />
Die LSK verfügt über die notwendigen Erfahrungen<br />
in beinahe allen Composite-Herstellungsverfahren<br />
als auch über die - für eine<br />
schnelle Umsetzung zwingend notwendigen<br />
– geschlossenen Technologieketten. So bildet<br />
die LSK für Ihre Kunden oft das entscheidende<br />
Schlüsselelement beim Transfer einer guten<br />
Idee in ein innovatives Produkt.<br />
96<br />
Foto: © Andreas Scheunert
HERONE GMBH<br />
Die herone GmbH entwickelt und produziert<br />
als Ausgründung aus dem Institut für Leichtbau<br />
und Kunststofftechnik thermoplastische<br />
Faserverbund-Profile für Hochleistungs-Anwendungen.<br />
Bei der herone-Technologie handelt<br />
es sich um eine aus zwei Kernprozessschritten<br />
bestehende Plattformtechnologie.<br />
Vollständig mit dem thermoplastischem Matrixmaterial<br />
imprägnierte Verstärkungsfasern,<br />
sogenannte Tapes, werden in einem ersten<br />
Schritt textiltechnisch zu formangepassten-<br />
Preforms verarbeitet. In einem zweiten Schritt<br />
werden diese zu Faserverbund-Bauteilen gepresst.<br />
Im Gegensatz zu heutigen Faserverbund-Profilen<br />
sind herone-Profile umformbar und<br />
schweißbar. Diese Kombination aus den besonderen<br />
Materialeigenschaften von Thermoplasten<br />
und der spezifischen herone-Technologie<br />
ermöglicht es, Bauteile für B2B-Kunden<br />
maßzuschneidern und einen kundenindividuellen<br />
Mehrwert zu generieren.<br />
herone integriert zusätzliche Funktionen im<br />
Bauteil und ermöglicht so die zeit- und kosteneffiziente<br />
Herstellung in einer skalierbaren<br />
Serienproduktion. Besonderheit dabei ist die<br />
Fokussierung auf Hochleistungswerkstoffe<br />
wie CF-PEEK. Anwendungen sind profilförmige<br />
Bauteile wie etwa Streben, Antriebswellen<br />
und Rohrleitungen. Die Bauteile können somit<br />
branchenübergreifend eingesetzt werden.<br />
Derzeit werden die Luft- und Raumfahrt sowie<br />
Sportindustrie als Absatzmärkte fokussiert.<br />
97
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<strong>ILK</strong> ALS SPRUNGBRETT<br />
99
ANZEIGE<br />
Ausstellungen<br />
zum<br />
25. Jubiläum<br />
des IlK<br />
>>> 1<br />
12.9.–9.11.2019<br />
Ausstellungsraum bautzner69, Dresden<br />
>>> 2<br />
13.9.2019–24.1.2020<br />
Altana Galerie im Görges-Bau der TU Dresden<br />
>>> 3<br />
13.11.–29.11.2019<br />
Hochschule für Bildende Künste Dresden<br />
Künstler*Innen:<br />
> Bettina Allamoda<br />
> Alicja Kwade<br />
> Johannes Makolies<br />
> Adrian Sauer<br />
> Birgit Schuh<br />
> Su-Ran Sichling<br />
> Bignia Wehrli<br />
2<br />
Altana Galerie<br />
3<br />
bautzner69<br />
HfBK<br />
LEICHTER ALS LUFT<br />
Ein Ausstellungs- und Kooperationsprojekt >>> der Kustodie der TU Dresden<br />
>>> mit dem Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (<strong>ILK</strong>) der TU Dresden<br />
und >>> dem Ausstellungsraum bautzner69 sowie >>> der Hochschule<br />
für Bildende Künste Dresden<br />
1<br />
<strong>ILK</strong><br />
Leitmotiv nach der Arbeit „Strich“ (2009)<br />
von Su-Ran Sichling, (Detail)<br />
Gefördert durch:<br />
bautzner69<br />
Ausstellungsraum<br />
hesperus print *<br />
Verlag & Editionen<br />
gefördert durch<br />
das Amt für Kultur und<br />
Denkmalschutz
<strong>ILK</strong> ALS SPRUNGBRETT<br />
Als Hochschulinstitut steht am <strong>ILK</strong> insbesondere<br />
die Ausbildung des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses im Fokus. Dabei entwickeln sich<br />
Studierende zu Absolventen und Absolventinnen<br />
der Studienrichtung Leichtbau, diese<br />
zu Nachwuchswissenschaftlern und Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
im Fachgebiet<br />
Leichtbau und Kunststofftechnik und diese<br />
wiederum hin zu promovierten Experten und<br />
Expertinnen. Das <strong>ILK</strong> kann auf ein großes<br />
Alumni-Netzwerk mit über 750 Absolventen<br />
und Absolventinnen zurückblicken, die durch<br />
das <strong>ILK</strong> geprägt wurden und gleichzeitig das<br />
<strong>ILK</strong> geprägt haben. Das Institut ist stolz, den<br />
Grundstein für erfolgreiche Karrierewege und<br />
persönliche Werdegänge in Wissenschaft und<br />
Wirtschaft gelegt zu haben und freut sich,<br />
auch weiterhin die Zukunft ambitionierter Ingenieure<br />
und Ingenieurinnen mitgestalten zu<br />
können. Stellvertretend für die große Alumni-Anzahl<br />
werden im Folgenden in fünf Gastbeiträgen<br />
ausgewählte Karrierewege und persönliche<br />
Erfahrungen dargestellt.<br />
Fotos: © Andreas Scheunert<br />
101
GASTBEITRAG VON DR.-ING. MANUELA ANDRICH<br />
Dr.-Ing. Manuela Andrich<br />
25 Jahre <strong>ILK</strong> – herzlichen Glückwunsch! Ich habe das Gefühl, ich würde<br />
einer sehr, sehr lieben langjährigen Freundin gratulieren. Mit den besten<br />
und wohlwollendsten Wünschen für die nächsten Jahre und mach<br />
weiter so!<br />
Diese Verbundenheit kommt nicht von ungefähr. Über 15 Jahre hatte<br />
ich am <strong>ILK</strong> meine Heimat als Wissenschaftlerin. Dabei war es – wie so<br />
vieles im Leben – ein Zufall, dass wir uns fanden. Studiert habe ich an<br />
der TU Dresden Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung Luft- und<br />
Raumfahrttechnik. Leichtbau als eigene Vertiefungsrichtung gab es<br />
damals noch nicht – hätte mich wahrscheinlich auch nicht primär interessiert,<br />
denn ich brannte für die Luftfahrt. Um schon mal vorzugreifen,<br />
daran hat sich auch nichts verändert. Aber in Ermangelung eines geeigneten<br />
Diplomthemas (und Studenten sind da zu Recht flexibel), bin ich<br />
trotzdem über das <strong>ILK</strong> kurzerhand bei AUDI gelandet und habe mich<br />
mit einer Leichtbau-Auspuffanlage aus Titan beschäftigt. Das schien<br />
gerade so akzeptabel, da Titan ja ein anerkanntes Luftfahrtmaterial ist.<br />
Damit war jedoch auch eine neue Tür für mich geöffnet. Ich erkannte<br />
den Leichtbau als Philosophie für prinzipiell alle Ingenieurbereiche, sah<br />
das Spezialisierungspotential und die weitreichenden Entwicklungschancen.<br />
Mit dieser Überzeugung war ich glücklich, 2001 mein Forscherinnendasein<br />
am <strong>ILK</strong> zu beginnen und zwar in einem Projekt mit<br />
dem Hersteller von Flugtriebwerken Rolls-Royce: die Entwicklung von<br />
Verdichterschaufeln aus Composite-Materialien. Heute noch fühle ich<br />
die grenzenlose Begeisterung über die unzähligen Herausforderungen<br />
und spannenden Fragestellungen, die mit diesem komplexen Thema<br />
verbunden sind. Verschiedenste Sonderwerkstoffe wie faserverstärkte<br />
Leichtmetalle, keramische Werkstoffe und Hochleistungskunststoffe<br />
wurden hierfür umfangreich getestet, spezielle Berechnungsmethoden<br />
und Bewertungskriterien entwickelt, hochkomplexe Rotationsprüfstände<br />
konzipiert und aufgebaut, Fertigungskonzepte erarbeitet<br />
und viele andere Details akribisch untersucht. Unzählige studentische<br />
Arbeiten und wissenschaftliche Doktorarbeiten basieren allein auf<br />
den Ergebnissen dieser über Jahre dauernden themenspezifischen<br />
Forschungsaktivitäten – meine zählt übrigens auch dazu. In 2013 hielt<br />
ich stolz meine Doktorurkunde in den Händen für die „Analyse des<br />
Schädigungs- und Versagensverhaltens dickwandiger textilverstärkter<br />
Kunststoffverbunde bei Druckbelastung in Dickenrichtung“. Und wenn<br />
ich daran zurückdenke, dann erfüllt mich große Dankbarkeit, da das<br />
102
<strong>ILK</strong> und seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen meine Arbeiten immer<br />
bestmöglich unterstützt und gefördert haben.<br />
In diesem Zusammenhang möchte ich gerne darauf verweisen, dass<br />
die fachlichen Themen natürlich ausführlich und tiefgründig betrachtet<br />
wurden, aber die Fragestellungen immer auch über den Tellerrand der<br />
Forschung hinausgingen. Wie erfolgt der Wissenstransfer in die Lehre<br />
und in die industriellen Anwendungen? Welche Produkte können von<br />
den Erkenntnissen profitieren? Wie wird ein anwenderfreundlicher<br />
Zugang zu Auslegungsmethoden möglich? Die vom <strong>ILK</strong> gelebte Philosophie<br />
des Leichtbauprinzips hat sich bewährt und ist für mich zum<br />
Sprungbrett für die weitere berufliche Entwicklung geworden.<br />
Mit einem reichen Füllhorn voll technischem Know-how und Neugier<br />
machte ich mich 2016 auf in eine neue Welt – die der Industrie. Natürlich<br />
musste es Luftfahrt UND Leichtbau sein. Beides fand ich bei den<br />
Elbe Flugzeugwerken in Dresden. Als Technologie-Managerin kann ich<br />
heute dort vieles von dem, was ich während meiner Zeit als Wissenschaftlerin<br />
am <strong>ILK</strong> gelernt habe, anwenden. Dabei stehe ich weiterhin<br />
in freundschaftlichem und unterstützendem Kontakt mit den Kollegen<br />
und Kolleginnen am <strong>ILK</strong> und freue mich, hiermit meine Wertschätzung<br />
geben zu können. Alles Gute und weiterhin viel Erfolg!<br />
103
GASTBEITRAG VON DIPL.-ING. RAIMUND GROTHAUS<br />
Dipl.-Ing.<br />
Raimund Grothaus<br />
Der in der Schule des griechischen Philosophen Heraklit entwickelte<br />
Sinnspruch panta rhei – alles fließt – ist gerade heute hoch aktuell.<br />
Stete Änderungen und Neuerungen im täglichen Leben des Einzelnen<br />
entstammen auch aus dem dynamischen Wandel in einer zunehmend<br />
globalisierten Welt! Dieser Wandel stellt auch eine ständige Herausforderung<br />
an die Schaffens- und Erneuerungs-Kraft von Individuen<br />
aber auch Einrichtungen und Unternehmen. Seit nunmehr 25 Jahren<br />
hat sich das <strong>ILK</strong> diesen ständig ändernden Anforderungen der Gesellschaft,<br />
Wirtschaft und Wissenschaft erfolgreich gestellt. Sehr gerne<br />
berichte ich daher skizzenhaft über die ersten 5 Jahre des <strong>ILK</strong> (1994<br />
– 1999) und meinen persönlichen Wechsel von der Wissenschaft in die<br />
Industrie als Start-Up Unternehmer:<br />
Anfängliche Herausforderungen am <strong>ILK</strong> bestanden u. a. in der Zusammenführung<br />
unterschiedlicher Sichtweisen von Mitarbeitern aus alten<br />
und neuen Bundesländern; mit der Institutsgründung konzentrierten<br />
sich die Schwerpunkte auf das strukturelle Wachstum mit dem Fokus<br />
auf der Akquisition von Forschungsprojekten sowie dem Aufbau der<br />
Studienrichtung Leichtbau. Pragmatisches Management – vorgelebt<br />
durch den Institutsgründer Herrn Prof. Hufenbach – sowie eine außerordentliche<br />
wissenschaftliche und organisatorische Freiheit zur Bewältigung<br />
unterschiedlicher Herausforderungen haben meine Tätigkeit als<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Jahren von 1994 bis 1999 nachhaltig<br />
geprägt.<br />
Beispielhaft ist die Durchführung einer speziellen Bauteilprüfung für<br />
die eine 7-Tage-Woche mit einem 24h-Betrieb zu konzipieren war.<br />
Erfahrungen dazu lagen jedoch damals am <strong>ILK</strong> in keiner Art und Weise<br />
vor. Neben der erforderlichen 24h-Überwachung durch Prüfpersonal<br />
unterlag das Stromnetz im Stadtteil einer besonderen Belastung,<br />
da im zyklischen Dauerbetrieb kurzzeitig stets extreme Stromspitzen<br />
induktiv in den Stromkreis des örtlichen Energieversorgers einspeiste.<br />
Überlagert wurde dies mit einer gerade nachts starken akustischen<br />
Beeinträchtigung der unmittelbaren Umgebung. Jede erfolgreich abgeschlossene<br />
Nacht im Versuchsbetrieb ohne Beschwerden seitens der<br />
Nachbarn, der Polizei, anderer Universitätsinstitute oder des Energieversorgers<br />
löste eine gewisse Erleichterung aus. Diese sehr erfolgreich<br />
und pragmatisch durchgeführte Prüfung steht exemplarisch für den<br />
Anfang einer bis heute sehr fruchtbaren und langjährigen Beziehung<br />
mit diesem Industriepartner.<br />
104
Exzellente Kooperationen aus Wissenschaft und Industrie hatten auch<br />
im Jahr 1999 zur Konzeption der EAST-4D und meinem Wunsch zur<br />
ersten sächsischen Unternehmensausgründung aus dem <strong>ILK</strong> geführt.<br />
Das Kunstwort EAST-4D steht hierbei für die Unternehmensstrategie<br />
„European Advancement by Saxon Technologies“. Die 4. Dimension verdeutlicht<br />
als Synonym die gezielte Nutzung der Anisotropie der Faserverbunde.<br />
Gemäß dieser Grundidee werden vom Team der EAST-4D<br />
mit heute etwa 55 Mitarbeitern für den europäischen Markt innovative<br />
Produkte aus Faserverbundkunststoffen von der ersten Idee bis zur<br />
seriellen Produktion mit Luftfahrt-zertifizierten Prozessen angeboten.<br />
Mehrere tausend EAST-4D Bauteile „Made in Saxony“ fliegen bereits<br />
heute in renommierten Luftfahrtprogrammen von Airbus, Boeing,<br />
Bombardier, Gulfstream oder AgustaWestland.<br />
Das am <strong>ILK</strong> erlernte pragmatische Management, allgegenwärtige<br />
Kundenorientierung, Kooperationen mit Hochschule und Wirtschaft<br />
sowie ständige Anpassungen an die Neuerungen der globalisierten<br />
Welt stellen ganz im Sinne von Heraklit die Basis für bisher Erreichtes<br />
aber natürlich gerade auch für die Zukunft dar. Das stete Erfordernis<br />
zur dynamischen Anpassung an aktuelle Anforderungen ist damit ein<br />
gemeinsames Element für vergangene, heutige und zukünftige Erfolge<br />
in Wissenschaft und Industrie.<br />
105
GASTBEITRAG VON DR.-ING. HABIL. DIPL.-PHYS. OLAF TÄGER<br />
Dr.-Ing. habil. Dipl.-Phys.<br />
Olaf Täger<br />
An das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden bin<br />
ich im Jahr 1996 nach meinem Abschluss als Physiker von der TU Clausthal<br />
gewechselt. Mein Ziel war es, in der Fakultät Maschinenwesen zu<br />
promovieren. Dazu habe ich zunächst an der TU Dresden ein zusätzliches<br />
„Promotionsstudium“ absolviert, um die Voraussetzungen für<br />
eine Promotion zu erreichen. Parallel arbeitete ich, unterstützt durch<br />
ein Landesinnovationsstipendium Sachsen, bereits am <strong>ILK</strong>. In diesen<br />
zwei Jahren befand sich das Institut gerade in der Phase des Neuaufbaus<br />
unter Herrn Prof. Hufenbach. Diese Zeit war durch einen enormen<br />
„Gründergeist“, viele unkonventionelle Lösungen und einen sehr<br />
guten Zusammenhalt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Institutsführung<br />
gekennzeichnet. Die Freiheit, sein eigenes Forschungsgebiet<br />
gestalten und gleichzeitig an der rasanten Weiterentwicklung des<br />
Instituts mitwirken zu können, haben mich fasziniert und sehr geprägt.<br />
Daher habe ich auch sehr gern ab 1998 als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Institut gearbeitet und mit viel persönlichem Einsatz sowie<br />
großer Unterstützung aller Institutsangehörigen das Forschungsgebiet<br />
der „Leichtbau-Vibroakustik“ aufgebaut. Dabei hat mir neben der Ausrichtung<br />
auf die wissenschaftliche Grundlagenforschung, wie etwa im<br />
Rahmen des damals neu etablierten Sonderforschungsbereichs 639,<br />
auch die immer sehr intensive Zusammenarbeit mit der Industrie viel<br />
geholfen. Im Jahr 2003 habe ich dann in Kooperation mit der Audi AG<br />
auf diesem Forschungsgebiet promoviert.<br />
In der Zeit von 2003 bis 2007 leitete ich am <strong>ILK</strong> das Forschungsgebiet<br />
„Vibroakustik und Leichtbau“. Speziell zahlreiche Industrieprojekte im<br />
Bereich der Automobilindustrie boten die Möglichkeit, gerade auf dem<br />
Gebiet des funktionsintegrativen Leichtbaus mit aktiven Werkstoffen<br />
vielfältige Kontakte zu knüpfen und auszubauen.<br />
Dieses Netzwerk hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass ich im Jahr<br />
2007 in die Volkswagen Konzernforschung als Leiter für Sonderwerkstoffe<br />
gewechselt habe. Im Jahr 2010 übernahm ich die Leitung der<br />
Kunststoffforschung im Forschungsfeld Werkstoffe und Fertigungsverfahren<br />
der Volkswagen Konzernforschung, wobei ein Schwerpunkt auf<br />
der Weiterentwicklung automobiler und großserienfähiger Fertigungsverfahren<br />
für Faser-Kunststoff-Verbund-Bauteile lag. Hierbei habe ich<br />
gern auf die sehr gute apparative Ausstattung des <strong>ILK</strong> zurückgegriffen<br />
und konnte auch weiterhin erfolgreich mit dem <strong>ILK</strong> zusammenarbeiten.<br />
Darüber hinaus hat die fundierte und umfassende Leichtbau-Aus-<br />
106
ildung am <strong>ILK</strong> dazu beigetragen, dass ich mehrere sehr gute Absolventinnen<br />
und Absolventen als neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
für Volkswagen gewinnen konnte, die auch heute noch im gesamten<br />
VW Konzern aktiv am Leichtbau arbeiten.<br />
Insgesamt hat mich meine Zeit am <strong>ILK</strong> der TU Dresden sehr geprägt<br />
und mir viele schöne „Forscherjahre“ beschert. Speziell der bis heute<br />
andauernde intensive Kontakt zu den Promovenden des <strong>ILK</strong> eröffnete<br />
mir die Möglichkeit, im Jahr 2017 meine Habilitation auf dem Gebiet<br />
des Leichtbaus erfolgreich abzuschließen. Auch in meiner neuen Funktion<br />
als Leiter Kofferraum und Bodenauskleidungen in der Technischen<br />
Entwicklung der Marke VW PKW halte ich über Gastvorlesungen gern<br />
Kontakt zum <strong>ILK</strong>. Ich wünsche dem gesamten Team des <strong>ILK</strong> auch weiterhin<br />
viel Erfolg und freue mich auf eine weiterhin sehr gute Zusammenarbeit.<br />
107
GASTBEITRAG VON DR.-ING. JENS WERNER<br />
Dr.-Ing. Jens Werner<br />
Nach meinem Studium am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
der TU Dresden arbeitete ich hier seit 2004 als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter. Während dieser Zeit verfolgte ich meine Promotion zum<br />
„Umformverhalten teilkonsolidierter Duromere“, wobei ich diese 2011<br />
mit dem Prädikat „summa cum laude“ abschließen konnte. Seit 2012<br />
habe ich die Position als Geschäftsführer der thyssenkrupp Carbon<br />
Components GmbH inne.<br />
Während meiner 8-jährigen Tätigkeit am <strong>ILK</strong> betreute ich verschiedene<br />
Projekte aus den Bereichen Automobilbau, Luftfahrt und Industrieanlagenbau,<br />
wobei hier die gesamte Durchgängigkeit des Institutsansatzes<br />
„Leichtbau aus einer Hand“ zur Anwendung kam. Innerhalb der Projekte<br />
konnten die Erkenntnisse aus der <strong>ILK</strong>-Grundlagenforschung und<br />
erster anwendungsorientierter Forschungsergebnisse mit den Bedürfnissen<br />
und Erwartungen der Industriekunden in optimaler Weise verknüpft<br />
und damit zu neuen Innovationen ausgebaut werden. Im Sinne<br />
der Nachwuchsförderung wurde ich 2009 mit der Projektleitung des<br />
Großforschungsprojektes „ALIEN/InEco“ zur Entwicklung eines Elektrofahrzeugdemonstrators<br />
in carbon-intensiver Mischbauweise betraut,<br />
welche in einem erfolgreichen Projektabschluss auf der IAA 2013 mündete.<br />
Einen wichtigen Pfeiler für die Vorreiterrolle des <strong>ILK</strong> im funktionsintegrativen<br />
Systemleichtbau in Multi-Material-Design bildete schon immer<br />
die äußerst umfangreiche, anwendungsorientierte Ausstattung des Institutes.<br />
In besonderer Weise sei hier die Radialflechtmaschine hervorzuheben,<br />
welche durch ihre unikalen Eigenschaften bereits mehrere<br />
Sprunginnovationen möglich gemacht hat. Sprunginnovationen entstehen<br />
dabei nicht ausschließlich durch das Vorhandensein neuartiger<br />
Maschinentechnik, sondern vielmehr erst durch die Kombination mit<br />
einer Arbeitsumgebung, welche freigeistiges Forschen und Entwickeln<br />
und eine durch Teamgeist geprägte Unternehmenskultur verbindet.<br />
Dies und die Förderung, selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten in<br />
unternehmerisches Handeln zu transformieren, sind Selbstverständnis<br />
am <strong>ILK</strong> und führten dazu, dass ich mich mit meinem Team einer bis<br />
dahin vollkommen unbekannten Herstellung von Rädern aus geflochtenen<br />
Carbonfasern zuwendete.<br />
108
Auf Basis des hervorragenden Instituts-Netzwerkes und mit intensiver<br />
Unterstützung des <strong>ILK</strong>-Vorstandes um Prof. Hufenbach, konnte 2012<br />
die thyssenkrupp AG als Partner zur Gründung eines Joint-Ventures<br />
zur Industrialisierung und Vermarktung dieser Idee gewonnen werden.<br />
Seitdem entstand in Kesselsdorf bei Dresden das weltweit erste Unternehmen<br />
zur Serienproduktion von Carbon-Rädern – die thyssenkrupp<br />
carbon components GmbH (tkcc). Die tkcc beschäftigt mittlerweile ca.<br />
100 Mitarbeiter und produziert Carbon-Räder für global diversifizierte<br />
Automobilhersteller wie etwa Porsche und BMW nach dem höchsten<br />
Automobil-Qualitätsstandard IATF-16949. Für die Entwicklung und kontinuierliche<br />
Absicherung der eingeführten Produkte und Prozesse entstand<br />
eine enge Zusammenarbeit mit dem <strong>ILK</strong>, in der auf Basis eines<br />
Kooperationsvertrages eine langfristige win-win Situation für Wissenschaft<br />
und Industrie erzielt werden konnte.<br />
Die Entstehung der tkcc ist damit ein hervorragendes Beispiel, wie<br />
heutiger Innovationsgeist zunehmend auf Inkubatoren im universitären<br />
Umfeld zurückzuführen ist: Ohne die einzigartigen Möglichkeiten<br />
der freien Entfaltung opportuner Ideen und der Sicherung des gewonnen<br />
Know-hows innerhalb des universitären Eco-Systems am <strong>ILK</strong> hätte<br />
unsere Idee wohl nicht oder nicht in dieser Geschwindigkeit ihren Weg<br />
in eine industrielle Sprunginnovation gefunden.<br />
109
GASTBEITRAG VON DPHIL DIPL.-ING. JENS WIEGAND<br />
DPhil Dipl.-Ing.<br />
Jens Wiegand<br />
Ich begann am <strong>ILK</strong> mein Hauptstudium in der Vertiefungsrichtung<br />
Leichtbau im Jahre 2000. Die Vertiefungsrichtung Leichtbau wurde erst<br />
ein Jahr vorher gestartet und ich konnte somit dem rasanten Wachstum<br />
des damals noch recht jungen Instituts beiwohnen. Von Beginn<br />
an engagierte ich mich als Hilfswissenschaftler am <strong>ILK</strong> und konnte<br />
somit praktisches Fachwissen zusätzlich zum Studium erwerben. Sehr<br />
prägend war für mich die direkte Einbindung von Studenten in aktive<br />
Forschungsprojekte im Rahmen von Grundlagen- und angewandter<br />
Forschung. Dies ermöglichte uns als Studenten, das gelehrte Wissen<br />
direkt anzuwenden und brachte uns auch direkt in den Kontakt mit<br />
neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Der Lehrplan überzeugte<br />
durch eine einzigartige Mischung von theoretischem Grundwissen in<br />
Mechanik, Faserverbundfertigungstechnik und Materialwissenschaft.<br />
Es war diese Kombination, die ein umfassendes Verständnis von Faserverbundwerkstoffen<br />
formte. Mein beruflicher Werdegang basiert bis<br />
heute auf diesem soliden Fundament.<br />
Die intensive Zusammenarbeit mit Industriepartnern am <strong>ILK</strong> ermöglichte<br />
mir ein halbjährliches Praktikum an der Universität Oxford im<br />
Rahmen eines Industrieprojektes mit dem britischen Flugzeugtriebwerkshersteller<br />
Rolls-Royce. Dieser Studentenaustausch gab mir einen<br />
ersten Einblick in die Welt der hochdynamischen Werkstoffbelastung<br />
und der dazu verwendeten numerischen Berechnungsmethoden.<br />
Nach Abschluss meines Studiums kehrte ich dann für meine Promotion<br />
zurück an die Universität Oxford. Mein Forschungsfokus lag auf der Verwendung<br />
von neuartigen Versagensmodellen in Impactanwendungen.<br />
Mit besonderem Stolz blicke ich auf die effiziente Implementierung der<br />
Puckschen Versagenstheorie in Finite Elemente Simulationen zurück.<br />
Der Ansatz basierte auf dem physikalisch basierten Versagensansatz,<br />
welcher am <strong>ILK</strong> bereits für mehrere Jahre wissenschaftlich intensiv verfolgt<br />
wurde.<br />
Während meiner Jahre in Oxford betreute ich das Dresden-Oxford Studentenaustauschprogram,<br />
welches vielen <strong>ILK</strong>- Studentinnen und -Studenten<br />
die Möglichkeit gab, ein Praktikum an der Universität Oxford<br />
zu absolvieren. Ich möchte mich an dieser Stelle, auch im Namen aller<br />
Praktikanten, ausdrücklich beim <strong>ILK</strong> und auch bei Rolls-Royce plc für<br />
diese außergewöhnliche Erfahrung bedanken! Der Kontakt über das<br />
Austauschprogram erlaubte es mir, auch weiterhin mit den Kollegen<br />
am <strong>ILK</strong> wissenschaftlich zusammenzuarbeiten.<br />
110
Nach dem Abschluss meiner Promotion nahm ich eine leitende Position<br />
im Aufbau des Impact Engineering Laboratory an der Universität<br />
Oxford ein. Der Bezug neuer Forschungslabore erlaubte uns eine signifikante<br />
Erweiterung der experimentellen Möglichkeiten, und das daraus<br />
entstandene Labor ist heute eine international angesehene Forschungseinrichtung<br />
für hochdynamisches Materialverhalten.<br />
Persönliche Gründe führten mich letztendlich ans andere Ende des<br />
europäischen Kontinentes, nach Zypern. Nach einer dreijährigen Tätigkeit<br />
als Projektleiter für wissenschaftliche Anwendungen auf Hochleistungsrechnern<br />
im östlichen Mittelmeerraum und Arabien, kehrte<br />
ich 2015 zu meinen Wurzeln im Leichtbau zurück und gründete mein<br />
Ingenieurbüro COMPACT Composite Impact Engineering. In diesem<br />
Rahmen bin ich weiterhin im Bereich Materialmodelle für Faserverbunde<br />
in hochdynamischen Anwendungsfeldern tätig. Insbesondere<br />
der Wissenstransfer in die Industrie ist ein Schwerpunkt meiner heutigen<br />
Tätigkeit.<br />
Bis heute bin ich dem <strong>ILK</strong> über professionelle und persönliche Kontakte<br />
eng verbunden. Das Studium am <strong>ILK</strong> hat meinen beruflichen<br />
Werdegang sehr stark geprägt. Die solide Lehre und das exzellente<br />
Forschungs- und Industrienetzwerk ermöglichten mir die aufregenden<br />
Stationen meiner bisherigen Laufbahn. Dafür bin ich dem <strong>ILK</strong> sehr<br />
dankbar.<br />
Mit viel Freude habe ich die Entwicklung des <strong>ILK</strong> über die letzten 19<br />
Jahre verfolgt und wünsche den Kollegen am <strong>ILK</strong> auch weiterhin viel<br />
Erfolg!<br />
111
112<br />
Foto: © Andreas Scheunert
ZUKÜNFTIGE<br />
HERAUSFORDERUNGEN<br />
113
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Der juniorIng. e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich der Förderung von<br />
naturwissenschaftlicher und technischer Bildung von Kindern und Jugendlichen<br />
verschrieben hat.<br />
Um bei den Nachwuchskräften von morgen frühzeitig das Interesse für<br />
MINT-Themen zu wecken, organisieren wir altersgerechte Informationsveranstaltungen<br />
zu diversen Themen, wie zum Beispiel „Leichtbau“, „Bionik“ oder<br />
„Innovative Werkstoffe“. Für kindgerechte Experimente entwickeln wir interaktives<br />
Anschauungsmaterial und Demoboxen. Wir unterstützen pädagogisches<br />
Personal in Kindertagesstätten und Schulen bei naturwissenschaftlichen und<br />
technischen Fragestellungen und arbeiten eng mit Trägern wissenschaftlicher<br />
und kultureller Angebote zusammen.<br />
Ingenieur- und naturwissenschaftliche Juniorenbildung Sachsen e.V.<br />
juniorIng. Sachsen e.V.<br />
c/o <strong>ILK</strong> der TU Dresden<br />
Holbeinstraße 3<br />
01307 Dresden<br />
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Langfristig wird sich Nachhaltigkeit mit ihren<br />
drei Dimensionen – ökonomisch, ökologisch,<br />
sozial – aufgrund globaler Herausforderungen<br />
wie Klimawandel und Zunahme der Weltbevölkerung<br />
als gesellschaftliches Leitbild und<br />
zentraler Wettbewerbsfaktor für innovative<br />
Produkte durchsetzen. Gleichzeitig ändern<br />
sich in vielen Lebensbereichen die Einsatzszenarien<br />
von Produkten. Leichtbau zielt dabei<br />
darauf ab, den Ressourceneinsatz mit Bezug<br />
auf den Nutzwert zu reduzieren, er gilt damit<br />
als „Musterbeispiel“ für nachhaltiges Handeln.<br />
Die Ursprünge des Leichtbaus liegen im<br />
Menschheitstraum vom Fliegen begründet,<br />
und so sind Überlegungen von Leonardo da<br />
Vinci aus der Renaissance erste beeindruckende<br />
Zeugnisse von Leichtbaukonstruktionen<br />
für Fluggeräte. Diese Konstruktionen<br />
finden sich wieder in den ersten gleitfähigen<br />
Fluggeräten Ende des 19. Jahrhunderts und<br />
gehen über in eine rasante Weiterentwicklung<br />
von Leichtbaulösungen im Luftfahrtbereich in<br />
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />
Die Systematisierung der Herangehensweisen<br />
bei der Konstruktion von Leichtbaulösungen<br />
und der Erarbeitung alternativer<br />
Leichtbauweisen beginnt in den 50er Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts, geprägt von der Dresdner<br />
Leichtbauschule. So wurden von Prof.<br />
Brunholf Baade erste Vorschläge für Leichtbauprinzipien<br />
erarbeitet, die später von Prof.<br />
Hans-Günther Haldenwanger zu den heute<br />
anerkannten fünf Leichtbauprinzipien zusammengefasst<br />
wurden:<br />
• Stoffleichtbau<br />
• Gestaltleichtbau<br />
• Verbundleichtbau<br />
• Konzeptleichtbau<br />
• Bedingungsleichtbau.<br />
Eine neue Qualität erreichte der Leichtbau<br />
mit dem zunehmenden Einsatz von Mischbauweisen.<br />
Dabei wird auch die Funktionalität<br />
der Leichtbaukomponenten durch Integration<br />
bekannter und zusätzlicher Funktionen<br />
erhöht. Dieser funktionsintegrative Leichtbau<br />
erfordert einen durchgängigen systemischen<br />
Entwicklungsansatz, wie er seit Gründung des<br />
<strong>ILK</strong> erarbeitet und über die Jahre sukzessiv in<br />
Forschung und Lehre ausgebaut wurde. Ausdruck<br />
hierfür ist das von Prof. Werner Hufenbach<br />
geschaffene und seit 1995 propagierte<br />
Dresdner Modell eines „Funktionsintegrativen<br />
Systemleichtbaus in Multi-Material-Design“<br />
(Abbildung 1). In der Leitidee des Dresdner<br />
Modells werden – neben der reinen Massereduzierung<br />
– insbesondere Aspekte von der<br />
optimalen Materialeinstellung, -ausnutzung<br />
und -verteilung über angepasste Fertigungsund<br />
Montageprozesse bis hin zum Energieverbrauch<br />
während des Produktlebenszyklus<br />
sowie zum Recycling einbezogen. Denn erst<br />
durch diese gesamtheitliche Betrachtung können<br />
maximale Einsparungen von Rohstoffen,<br />
Energie und Kosten erzielt werden.<br />
115
Abbildung 1:<br />
Leitidee des Dresdner Modells „Funktionsintegrativer Systemleichtbau in Multi-Material-Design“<br />
Durch seinen werkstoff- und branchenübergreifenden<br />
Grundansatz wurde und wird das<br />
Dresdner Modell in vielfältigen Forschungsund<br />
Entwicklungsprojekten als Richtschnur<br />
verwendet, dem das Credo „der richtige<br />
Werkstoff an der richtigen Stelle zum richtigen<br />
Preis bei richtiger Ökologie“ zugrunde<br />
liegt. Es fokussiert auf neuartige Materialien,<br />
praxisgerechte, effiziente Auslegungs- und<br />
Konstruktionsverfahren sowie innovative<br />
Mischbauweisen in Kombination mit hybriden<br />
Fertigungstechnologien. Somit wird eine deutliche<br />
Steigerung der Einsatzchancen ermöglicht<br />
und ein erheblicher Mehrwert erreicht.<br />
Dies erfordert nicht zuletzt eine enge Verzahnung<br />
der Werkstoffmodellierung mit der<br />
Bauteil- und der Prozesssimulation bis hin zur<br />
übergreifenden Systemsimulation.<br />
Die Entwicklung neuartiger Leichtbaustrukturen<br />
und -systeme ist nur dann erfolgreich,<br />
wenn der konstruktive Entwicklungsprozess<br />
von Beginn an auf einer interdisziplinären<br />
Bündelung werkstofflicher, konstruktiv-technologischer<br />
und simulativer Kompetenzen<br />
basiert. Hierbei werden die Interaktionen<br />
und gegenseitigen Abhängigkeiten werkstofflicher,<br />
konstruktiver und technologischer Teillösungen<br />
im Kontext mit den wirtschaftlichen,<br />
ökologischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
berücksichtigt und gezielt für<br />
einen effizienten Entwicklungsprozess ausgenutzt<br />
(Abbildung 2).<br />
116
Anwendungsbereich der Gestaltungsund<br />
Dimensionierungshinweise für<br />
hybride Maschinenelemente<br />
Interaktion<br />
Bauteil Tragfunktion Tragwerkskonzepte Tragwerksmodelle Vorentwürfe Detailentwürfe<br />
Werkstoff Werkstoffgruppen Verstärkungsrichtungen Halbzeuge Matrizes<br />
Prozess Verfahrensgruppen Werkzeugentwürfe Ablaufpläne<br />
Fügetechnik Baugruppengliederung Fügeprinzipien Fügezonenentwurf<br />
Klärung der Aufgabenstellung<br />
Konzipieren<br />
Entwerfen<br />
Ausarbeiten<br />
Abbildung 2:<br />
Interaktive Vorgehensweise bei Entwicklung von Leichtbaustrukturen in Faserverbund-Metall-Mischbauweise<br />
[In Anlehnung an W. Hufenbach et al. in: Pahl/Beitz, Konstruktionslehre]<br />
Mit Bezug auf diese Herausforderungen haben<br />
sich am <strong>ILK</strong> folgende Forschungsfelder<br />
herausgebildet, die in ihrer Verzahnung einzigartig<br />
sind:<br />
• Verlässliche Materialmodelle<br />
• Methoden zur effizienten Entwicklung und<br />
Auslegung<br />
• Leichtbauweisen zur Steigerung der<br />
Ressourceneffizienz<br />
• Funktionsintegrativer Systemleichtbau<br />
• Werkzeug- und Fertigungstechnologien.<br />
Ein Aspekt der sich durchgängig in allen diesen<br />
Bereichen findet, ist die Digitalisierung.<br />
Die Methoden der Datenanalyse und des<br />
Maschinellen Lernens eröffnen neue Möglichkeiten<br />
für die effiziente und vernetzte Entwicklung<br />
und Optimierung innovativer Leichtbauprodukte.<br />
Mit diesen Forschungsfeldern ist das <strong>ILK</strong> gerüstet<br />
für die zukünftigen globalen Herausforderungen<br />
im Hinblick auf Klimawandel und<br />
Ressourcenverbrauch. Denn bei einer massiv<br />
zunehmenden Weltbevölkerung wird es notwendig<br />
sein, zunehmend Produkte zu schaffen,<br />
die im Sinne eines Neutralleichtbaus auch<br />
langfristig keinen Fußabdruck hinterlassen.<br />
117
VERLÄSSLICHE MATERIALMODELLE ZUR BERECHNUNG<br />
KOMPLEX BELASTETER LEICHTBAUSTRUKTUREN<br />
Maßgeschneiderte Werkstoffe spielen im Sinne<br />
des Stoffleichtbaus die zentrale Rolle für<br />
die Umsetzung innovativer Leichtbaulösungen.<br />
Um das vorhandene Werkstoffpotential<br />
effektiv auszuschöpfen, ist das Werkstoffdesign<br />
bereits im Gestaltungs- und Auslegungsprozess<br />
moderner Leichtbaustrukturen mit<br />
einzubeziehen. Dabei muss in einem interaktiven<br />
Prozess eine Balance zwischen branchenspezifischen<br />
Funktions- und Zuverlässigkeitsanforderungen<br />
sowie Ressourcen- und<br />
Kosteneffizienz gewahrt werden.<br />
Die Durchdringung derartig komplexer Zusammenhänge<br />
setzt ein tiefgreifendes werkstoffwissenschaftliches<br />
und strukturmechanisches<br />
Verständnis voraus und erfordert<br />
werkstoffangepasste Modellierungsverfahren<br />
und Simulationsmethoden. In den letzten Jahren<br />
sind dabei die klassischen Methoden sukzessive<br />
durch erweiterte Verfahren der nichtlinearen<br />
Werkstoffmodellierung und durch<br />
skalenübergreifende numerische Methoden<br />
abgelöst worden. Das <strong>ILK</strong> ist an dieser Entwicklung<br />
maßgeblich mit neuen phänomenologisch<br />
motivierten und physikalisch begründeten<br />
Materialmodellen für quasi-statische,<br />
zyklische und hochdynamische Belastungen<br />
beteiligt und kooperiert auf diesem Gebiet mit<br />
weltweit anerkannten Wissenschaftlern.<br />
Ausgehend von diesen Materialmodellen<br />
werden in Zusammenarbeit mit einschlägigen<br />
Partnern aus dem Forschungsgebiet<br />
der Betriebsfestigkeit ferner neue Ansätze<br />
für die Lebensdaueranalyse von Leichtbaustrukturen<br />
aus Faser- und Textilverbunden<br />
erarbeitet. Die Erweiterung der werkstoffbezogenen<br />
Modellierungsansätze auf komplexe<br />
Beanspruchungssituationen in der Betriebsfestigkeit<br />
ermöglicht die Ablösung pauschaler,<br />
physikalisch nicht begründeter Schadensakkumulationshypothesen.<br />
Die erarbeiteten<br />
wissenschaftlichen Grundlagen werden praxisgerecht<br />
aufbereitet und dem Entwicklungsingenieur<br />
bereitgestellt.<br />
MATERIALMODELLE FÜR FASER-<br />
UND TEXTILVERBUNDWERKSTOFFE<br />
Moderne Faser- und Textilverbundwerkstoffe<br />
ermöglichen es, Hochleistungs-Leichtbauteile<br />
mit komplexer Geometrie maßgeschneidert<br />
und kraftflussgerecht zu verstärken. Bei der<br />
Auslegung derartiger Bauteile gilt es, insbesondere<br />
die hohen Steifigkeiten und Festigkeiten<br />
dieser Werkstoffklasse bestmöglich auszunutzen.<br />
Bei einer faserverbundgerechten<br />
Auslegung werden die Fasern dafür in der Regel<br />
entlang der Hauptspannungstrajektorien<br />
orientiert. Die klassische Vorgehensweise bei<br />
der Auslegung besteht dann darin, linear-elastisches<br />
Materialverhalten bis zum Versagen<br />
anzunehmen. Die Dimensionierung der Bauteilstruktur<br />
erfolgt typischerweise durch eine<br />
Verformungsanalyse und einen Festigkeitsnachweis<br />
mit spannungsbasierten Versagenshypothesen.<br />
Für faser- und textilverstärkte<br />
Verbundwerkstoffe mit polymeren, metallischen<br />
und keramischen Matrixsystemen sind<br />
diese Hypothesen am <strong>ILK</strong> bereits in den Jahren<br />
1996 bis 2002 entwickelt und verifiziert<br />
worden 15, 16 . Diese Auslegungsmethodik zählt<br />
heute zum Stand der Technik. Sie ist vielfach<br />
in die einschlägige Normung eingeflossen und<br />
kann in gängigen Finite-Elemente-Programmsystemen<br />
genutzt werden.<br />
118
Als Schlüsselelement insbesondere für die<br />
Entwicklung schadenstoleranter Leichtbaustrukturen<br />
gilt es nunmehr, das sukzessive<br />
Schädigungsverhalten der eingesetzten Werkstoffe<br />
zu erfassen. Praxistaugliche Ansätze<br />
erfordern dabei Berechnungsmethoden zur<br />
Modellierung des nichtlinearen Verhaltens der<br />
eingesetzten Werkstoffe. Diese physikalischen<br />
Nichtlinearitäten werden u. a. durch die im<br />
Werkstoff ablaufenden Schädigungsvorgänge<br />
verursacht. Weiterhin werden experimentelle<br />
Verfahren zur Modellvalidierung sowie<br />
zur Bereitstellung von Materialkarten für die<br />
numerische Strukturanalyse benötigt. Am <strong>ILK</strong><br />
sind solche kombinierten Methoden in den<br />
Jahren 2002 bis 2008 zunächst für quasi-statische<br />
Belastungszustände entstanden 21 .<br />
Die konstitutiven Modelle beschreiben die<br />
Faser- und Textilverbundwerkstoffe auf der<br />
Ebene der sogenannten textilen Basisschichten<br />
und ermöglichen so eine Einbeziehung<br />
relevanter Schädigungseffekte auf Mikro-,<br />
Meso- und Makroebene. Diese Ansätze sind<br />
am <strong>ILK</strong> sukzessive erweitert worden. So können<br />
Faser- und Textilverbunde nunmehr<br />
etwa unter Ermüdungsbelastung sowie unter<br />
Crash- und Impactlasten effizient berechnet<br />
werden 22,25,26,33,54 . Die entwickelten Schädigungsmodelle<br />
liegen als Materialroutinen für<br />
die numerische Strukturanalyse vor. Ein Anwendungsbeispiel<br />
für eine crashbelastete<br />
Textilverbundstruktur ist in Abbildung 1 gezeigt.<br />
Abbildung 1<br />
Anwendungsbeispiel: Vergleich von Simulation und Experiment für Crash-Absorptionsstrukturen aus textilverstärkter<br />
Deckstruktur und langfaserverstärkter Rippenstruktur (oben: Seitenansicht; unten: Rückansicht der Versagens- und<br />
Schädigungsvorgänge)<br />
119
In den letzten Jahren hat sich das <strong>ILK</strong> vermehrt<br />
komplexeren Werkstoffphänomenen<br />
zugewandt. So sind etwa für Textilverbunde<br />
mit thermoplastischen Matrices erweiterte<br />
Materialmodelle für unterschiedliche Größenskalen<br />
entwickelt worden, die auf physikalisch<br />
begründeten Versagenskriterien, Kontinuums-Schädigungsmodellen<br />
und Ansätzen aus<br />
der Plastizitätstheorie basieren 40 . Mit Hilfe<br />
probabilistischer Verfahren können ferner<br />
verbundimmanente aleatorische Unsicherheiten<br />
in die Modellbildung einbezogen werden,<br />
und es können anstelle der klassischen<br />
spannungsbasierten Versagenskriterien Versagenswahrscheinlichkeiten<br />
angegeben werden<br />
42 .<br />
EXPERIMENTELLE VERFAHREN ZUR<br />
SCHÄDIGUNGS- UND VERSAGENSANALYSE<br />
Eng verknüpft mit der werkstoffangepassten<br />
Modellierung sind zum einen die Entwicklung<br />
neuer Prüfmethoden zur Werkstoffcharakterisierung<br />
und zum anderen die Bereitstellung<br />
experimenteller Verfahren zur Parameteridentifikation<br />
und Modellvalidierung. Mit<br />
diesen Verfahren muss neben dem nichtlinearen<br />
Materialverhalten auch die verbundspezifische<br />
Werkstoffphänomenologie erfasst<br />
werden können, die mitunter durch eine<br />
ausgeprägte Dehnraten-, Temperatur- und<br />
Lastpfadabhängigkeit sowie eine Streuung<br />
der Werkstoffeigenschaften gekennzeichnet<br />
ist. Hierfür sind am <strong>ILK</strong> zahlreiche direkte<br />
und indirekte experimentelle Verfahren für<br />
unterschiedlichste Belastungsarten und -richtungen<br />
sowie neue zerstörungsfreie Prüfmethoden<br />
zur Werkstoffdiagnostik entwickelt<br />
worden, die für spezifische Fragestellungen<br />
auch miteinander kombiniert eingesetzt werden<br />
können. Ausgewählte Highlights auf dem<br />
Gebiet der Entwicklung neuer experimenteller<br />
Methoden sind etwa: stufenweise Be- und<br />
Entlastungsversuche mit Relaxations- und<br />
Retardationsphasen zur Validierung viskoelastisch-plastischer<br />
Materialmodelle 40 , Impactexperimente<br />
bis hin zu Prüfgeschwindigkeiten<br />
von 1,5 km/s mit paralleler Erfassung elektromagnetischer<br />
und akustischer Emissionen<br />
25,33,54 , Verfahren der statistischen Werkstoffcharakterisierung<br />
von Textilverbunden 42<br />
sowie experimentelle Methoden zur Charak-<br />
120
Abbildung 2:<br />
Vergleich von In-Situ-CT-Messungen mit konventionellen CT-Messungen<br />
am Beispiel zugbelasteter CF-EP Textilverbunde 50<br />
terisierung von Faser- und Textilverbunden in<br />
Dickenrichtung bei quasi-statischer und hochdynamischer<br />
Belastung 38,54 . Ein besonderes<br />
Alleinstellungsmerkmal hat das <strong>ILK</strong> mit der<br />
sogenannten In-Situ-Computertomographie<br />
entwickelt – ein diagnostisches Verfahren, bei<br />
dem Computertomogramme erstellt werden,<br />
während Probekörper einer mechanischen<br />
oder thermischen Beanspruchung ausgesetzt<br />
sind 50 . Messungen mit der In-Situ-Computertomographie<br />
ermöglichen eine deutlich verbesserte<br />
Genauigkeit bei der Schadensanalyse<br />
(Abbildung 2).<br />
Die Validierung der Werkstoffmodelle erfolgt<br />
am <strong>ILK</strong> nicht nur auf Werkstoffebene sondern<br />
unter Einbeziehung der Strukturebene auch<br />
auf Bauteilebene. Hierzu steht dem <strong>ILK</strong> ein<br />
unikales Prüffeld zur Verfügung, in dem quasi-statische,<br />
zyklische und hochdynamische<br />
Versuche auch mehraxial durchgeführt werden<br />
können. Zu den Highlights zählen u. a.<br />
mehrere eigenentwickelte, weltweit unikale<br />
Rotor- und Impactprüfstände 25,54 sowie<br />
ein umfangreich ausgestattetes Vibroakustik-Prüflabor<br />
34 .<br />
121
DIGITALE REPRÄSENTATION<br />
VON LEICHTBAUWERKSTOFFEN<br />
FÜR PROZESSKETTENMODELLE<br />
Die am <strong>ILK</strong> generierten neuen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse auf den Gebieten der<br />
Werkstoffmechanik und der Prüftechnik<br />
haben heute die Anwendungsreife erlangt.<br />
Die durchgängige Verzahnung dieser Entwicklungsschritte<br />
leistet einen wichtigen Beitrag<br />
zur besseren Ausnutzung der hohen spezifischen<br />
Eigenschaften von Faserverbundwerkstoffen<br />
bei gleichzeitiger Verbesserung<br />
der Schadenstoleranz. Zudem kann dadurch<br />
auch die Leistungsfähigkeit von Methoden<br />
zur Strukturüberwachung (Structural Health<br />
Monitoring) stark verbessert werden, was am<br />
<strong>ILK</strong> erfolgreich nachgewiesen wurde 58 . Völlig<br />
neue Perspektiven ergeben sich in diesem<br />
Zusammenhang auch durch die Digitalisierung.<br />
So ist etwa zu erwarten, dass sich mit<br />
Hilfe selbstlernender Algorithmen Virtuelle<br />
Zwillinge von realen Leichtbaustrukturen<br />
generieren lassen, mit deren Hilfe Werkstoffkonfigurationen<br />
mit einem völlig neuen,<br />
maßgeschneiderten Eigenschaftsprofil realisiert<br />
werden können. Ein derartiges Design<br />
kann grundlegend „vom Atom bis zur Struktur“<br />
erfolgen und dabei etwa die Entwicklung<br />
maßgeschneiderter Kohlenstofffasern und<br />
neuer hybrider Leichtbauwerkstoffe (Materialebene),<br />
aber auch das gezielte Engineering<br />
schadenstoleranter Komponenten (Strukturebene)<br />
beinhalten. Auch relevante Einflüsse<br />
der Herstellung können digital mit der Werkstoffmodellierung<br />
und Strukturauslegung<br />
verknüpft werden (Fertigungsebene), siehe<br />
Abbildung 3. Wichtige Impulse auf diesem Forschungsgebiet<br />
konnten durch das <strong>ILK</strong> bereits<br />
gegeben werden 39,46,57,60 .<br />
Abbildung 3:<br />
Numerisch ermittelte Oberflächenwelligkeiten infolge Schwindungsvorgängen während der Fertigung 39 (links);<br />
Vergleich experimentell und numerisch ermittelter Falten 46 (Mitte) und Faserwelligkeiten 46 (rechts) während des<br />
Thermoformens von Textilverbundwerkstoffen<br />
122<br />
Die Literaturstellen 1-63 können der Übersicht zu den Dissertationen und Habilitationen<br />
auf Seite 142 entnommen werden.
PRAXISGERECHTE METHODEN ZUR EFFIZIENTEN ENTWICKLUNG<br />
UND AUSLEGUNG VON LEICHTBAUKOMPONENTEN<br />
Der Entwicklungsprozess von Strukturen<br />
aus Verbundwerkstoffen und Werkstoffverbunden<br />
unterscheidet sich grundlegend von<br />
dem herkömmlicher Strukturkomponenten<br />
aus isotropen monolithischen Werkstoffen.<br />
Im Gegensatz zum konventionellen Vorgehen<br />
wird dieser Prozess durch komplexe Interaktionen<br />
zwischen Konstruktion, Auslegung und<br />
Fertigung bestimmt und ist durch ein iteratives<br />
Vorgehen gekennzeichnet. Zudem zeigt<br />
sich, dass zur Behandlung dieser leichtbauspezifischen<br />
Problemstellungen eine deutlich<br />
detailliertere Betrachtungsweise erforderlich<br />
ist als beim Einsatz klassischer Konstruktionswerkstoffe.<br />
Mit diesen Herausforderungen<br />
beschäftigt sich das <strong>ILK</strong> bereits seit Mitte<br />
der 1990iger Jahre und entwickelt auf Basis<br />
grundlegender Untersuchungen des komplexen<br />
Strukturverhaltens analytische und<br />
numerische Modelle. Diese dienen sowohl<br />
der Erarbeitung praxisgerechter, effizienter<br />
Auslegungsmethoden als auch der Bereitstellung<br />
digitaler Werkzeuge als Ausgangspunkt<br />
für die Generierung Virtueller Zwillinge.<br />
HIERARCHISCHE MODELLIERUNG VON<br />
PROZESS-STRUKTUR-<br />
EIGENSCHAFTS-BEZIEHUNGEN<br />
Verbundwerkstoffe weisen einen hierarchischen,<br />
stark heterogenen Aufbau über mehrere<br />
Größenskalen hinweg auf: ausgehend<br />
von Verstärkungsfilament und Matrixmaterial,<br />
über das Garn, die (textile) Verstärkungsarchitektur<br />
und die Verbund-Einzelschicht, bis hin<br />
zum anisotropen Mehrschichtverbund. Das<br />
am <strong>ILK</strong> entwickelte phänomenologische Werkstoffverständnis<br />
3,15,16,21,25,26,38,40,42,50<br />
bildet<br />
die Grundlage zur strukturmechanischen<br />
Modellierung von Faserverbund- und Hybridstrukturen<br />
13,19,22,23,29,35,54 . Dieser hierarchische<br />
Gedanke setzt sich anschließend über<br />
das Fügen von Einzelkomponenten zu einer<br />
Struktur, das Zusammenspiel mehrerer Strukturen<br />
in einem System und deren Interaktion<br />
untereinander fort. Ausgangspunkt sind<br />
hierfür die Analyse der Beanspruchbarkeit<br />
von Verbindungszonen 10,14,18,30,41 sowie die<br />
Verknüpfung der inneren Werkstoffstruktur<br />
mit der resultierenden Tragfähigkeit 44 . Diese<br />
hierarchische Modellierungsstrategie spiegelt<br />
sich auch in der Verifikationspyramide wider,<br />
für die in Abbildung 1 die relevanten Modellierungsebenen<br />
exemplarisch dargestellt<br />
werden.<br />
Die Material- und Struktureigenschaften von<br />
Verbundwerkstoffen und -komponenten werden<br />
maßgeblich durch den Fertigungsprozess<br />
beeinflusst und können so gezielt eingestellt<br />
werden 31,45 . Die Fertigungsprozessentwicklung<br />
wird daher am <strong>ILK</strong> systematisch durch<br />
den Einsatz digitaler Werkzeuge unterstützt.<br />
Auf Basis einer virtuellen Prozessgestaltung<br />
werden verschiedene Varianten der Prozessführung<br />
verglichen und hinsichtlich ihrer Effizienz<br />
sowie der sich einstellenden Materialund<br />
Struktureigenschaften bewertet 57 . Hierzu<br />
werden Fertigungsparameter mit wesentlichen<br />
struktur- und werkstoffmechanischen<br />
Zielgrößen korreliert und die entsprechenden<br />
Wechselwirkungen analysiert. Verschiedene<br />
Teilprozessschritte werden modelliert, untereinander<br />
gekoppelt und phänomenologisch<br />
nachvollziehbar optimiert. So ist zum Beispiel<br />
das Umformverhalten bzw. das Drapieren von<br />
123
Abbildung 1:<br />
Hierarchische Modellierungsstrategie am Beispiel der Verifikationspyramide für Leichtbaustrukturen<br />
Abbildung 2:<br />
Kombination aus Prozesssimulation und experimentellen Fertigungsstudien<br />
124
textilen Halbzeugen 46,61 nicht nur für die mechanischen<br />
Materialeigenschaften, sondern<br />
auch für die Oberflächenbeschaffenheit vieler<br />
dünnwandiger Strukturen maßgeblich 39 .<br />
Die steigende Leistungsfähigkeit moderner<br />
Berechnungssysteme bildet eine wesentliche<br />
Grundlage dafür, dass es Schritt für Schritt<br />
möglich wird, die für die unterschiedlichen<br />
Fragestellungen sinnvollen Analyse-, Modellierungs-,<br />
Diskretisierungs- und Berechnungsverfahren<br />
über die einzelnen Skalen hinweg<br />
(Abbildung 1) synergetisch zu verknüpfen,<br />
um die komplexen Prozess-Struktur-Eigenschafts-Beziehungen<br />
entlang der gesamten<br />
Prozesskette zu berücksichtigen. Diese gilt<br />
es, mit Hilfe einer Kombination aus Prozesssimulation<br />
und Experimenten zu verstehen,<br />
zu beschreiben und für die Strukturanalyse<br />
bereitzustellen (Abbildung 2). Es werden die<br />
Erkenntnisse aus der Werkstoffcharakterisierung<br />
mit numerischen Simulationen und<br />
Sensordaten aus der Fertigung kombiniert<br />
und ausgewertet. Im Ergebnis können Prozesszeiten<br />
reduziert sowie Fehlerbilder verstanden<br />
und vermieden werden.<br />
LEBENSPHASENÜBERGREIFENDE<br />
VIRTUELLE ZWILLINGE<br />
Im Hinblick auf die Bereitstellung praxisgerechter<br />
Methoden zur effizienten Entwicklung<br />
von Leichtbaukomponenten stellt neben der<br />
Entwicklung hierarchischer Modelle die Durchdringung<br />
der vielschichtigen Abhängigkeiten<br />
der einzelnen Entwicklungs- und Optimierungsprozesse<br />
einen weiteren Schwerpunkt<br />
der grundlagen- und anwendungsorientierten<br />
Forschungsarbeiten am <strong>ILK</strong> dar. Die Abhängigkeiten<br />
werden hervorgerufen durch die<br />
Vielfalt der Leichtbauwerkstoffe, gepaart mit<br />
einer Vielzahl von Verarbeitungstechnologien<br />
und potentiellen Bauweisen. Damit sind<br />
Entwicklungs- und Fertigungsprozesse im<br />
Leichtbau infolge der komplexen Zusammenhänge<br />
von Konstruktion, Strukturnachweis<br />
und Fertigung durch eine immense Zunahme<br />
von Daten gekennzeichnet. Das <strong>ILK</strong> befasst<br />
sich mit dem Einsatz innovativer digitaler Prozesse<br />
in Vorgängen der Produktentwicklung,<br />
-fertigung und -nutzung sowie des Recyclings,<br />
um einen hohen Mehrwert durch die strukturierte<br />
Verwertung des zukünftig anfallenden<br />
Datenvolumens zu schaffen. Dabei bietet die<br />
Verwertung der komplexen Daten über sog.<br />
Virtuelle Zwillinge ein außerordentlich hohes<br />
Potential (Abbildung 3).<br />
Virtuelle Zwillinge stellen für eine produktlebensphasenübergreifende<br />
Betrachtung<br />
die technologischen Grundlagen zur umfassenden<br />
digitalen Abbildung eines realen<br />
Produktes bereit. Sie vereinen die während<br />
des Produktlebenszyklus generierten und<br />
mit dem Produkt assoziierten Informationen<br />
und machen diese der systematischen Verflechtung<br />
des digitalen und realen Produktes<br />
125
entlang des Digitalen Fadens zugänglich. Der<br />
besondere Mehrwert resultiert dabei aus der<br />
funktionalen und logischen Verknüpfung von<br />
Modellierungs- und Analysemethoden mit<br />
den zur Verfügung stehenden Daten. Dies<br />
zeigte sich etwa am Beispiel faserverstärkter<br />
Fanschaufeln, bei denen mittels eingebetteter<br />
Sensoren das Schwingverhalten erfasst und<br />
daraus im Virtuellen Zwilling auf den Bauteilzustand<br />
geschlossen werden konnte (Abbildung<br />
4). Mit der Möglichkeit zur Erschließung<br />
und Visualisierung komplexer, bisher nicht<br />
oder lediglich schwer zugänglicher produktspezifischer<br />
Eigenschaften und Zustandsinformationen<br />
wird auch die Grundlage zur Verknüpfung<br />
mit anderen Virtuellen Zwillingen<br />
im Sinne eines IoT-Ansatzes sowie zur Interaktion<br />
mit virtuellen Fertigungsumgebungen<br />
und Maintenance, Repair and Overhaul<br />
(MRO)-Prozessen geschaffen.<br />
Abbildung 3:<br />
Aufbau und Aufgaben lebensphasenübergreifender Virtueller Zwillinge.<br />
126
Verbunden mit der Forschung zum Virtuellen<br />
Zwilling befasst sich das <strong>ILK</strong> mit neuartigen<br />
Methoden der Big-Data-Analysen<br />
und des Maschinellen Lernens. Diese bieten<br />
ein immenses Potential, Leichtbauprodukte<br />
an aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen,<br />
bspw. Reduzierung von Emissionen und des<br />
Ressourcenverbrauchs, trotz deren Vielschichtigkeit<br />
zu orientieren. Die Auseinandersetzung<br />
damit ebnet den Weg, verstärkt<br />
selbstlernende Systeme, d.h. Systeme die auf<br />
Künstlicher Intelligenz basieren, einzusetzen.<br />
Somit wird es denkbar, dass der Virtuelle<br />
Zwilling eine selbstständige digitale Produktoptimierung<br />
auf Basis verknüpfter lebensphasen-<br />
und produktübergreifender Datensätze<br />
durchführt.<br />
Abbildung 4:<br />
Virtueller Zwilling am Beispiel faserverstärkter Verdichterschaufeln<br />
Die Literaturstellen 1-63 können der Übersicht zu den Dissertationen und Habilitationen<br />
auf Seite 142 entnommen werden.<br />
127
LEICHTBAUWEISEN ZUR STEIGERUNG DER RESSOURCENEFFIZIENZ<br />
Eine strategische Position für neue ressourcen-<br />
und energieeffiziente Systemkonzepte<br />
nehmen insbesondere funktionsintegrative<br />
Leichtbauweisen in Multi-Material-Design als<br />
Symbiose von Stoff-, Gestalt- und Bedingungsleichtbau<br />
ein. Sie zeichnen sich durch die Berücksichtigung<br />
der Interaktion von „Anforderungen<br />
– Bauweise – Werkstoff – Fertigung“<br />
aus. Derartige Leichtbauweisen mit der ihnen<br />
eigenen Werkstoffvielfalt (Stahl, Leichtmetalle,<br />
Kunststoffe, Keramiken, faser- und textilverstärkte<br />
Verbundwerkstoffe und Werkstoffverbundesowie<br />
Werkstoffe auf Basis nachwachsender<br />
Rohstoffe erfordern darüber hinaus<br />
auch neue Lösungen für Formgebung und<br />
Verbindung, die optimierte Struktureigenschaften<br />
sichern sowie erweiterte funktionelle<br />
Aufgaben ermöglichen. Aufbauend auf einem<br />
tiefgreifenden strukturellen und funktionellen<br />
Verständnis lassen sich Bauweisenkonzepte<br />
erarbeiten und daraus unter Berücksichtigung<br />
technologischer Möglichkeiten umsetzbare<br />
Bauweisen ableiten.<br />
Für die Entwicklung komplexer Leichtbaulösungen<br />
hat sich die Anwendung eines interaktiven<br />
Entwicklungs- und Konstruktionsprozesses<br />
bewährt, der den vielfältigen Abhängigkeiten<br />
zwischen Fertigung, Werkstoff und<br />
Gestaltung Rechnung trägt 9,20 . Im klassischen<br />
Entwicklungsprozess bieten Konstruktionskataloge<br />
umfangreiche Unterstützung beispielsweise<br />
bei der Bewertung verschiedener Konzepte<br />
oder bei der Festlegung fertigungsgerechter<br />
Bauteilentwürfe. Leichtbauweisen jedoch<br />
können aufgrund der hohen Komplexität<br />
und Interdisziplinarität nicht den klassischen<br />
Katalogen entnommen werden, sondern<br />
werden bisher häufig als maßgeschneiderte<br />
Lösungen für das spezielle Produkt oder<br />
den speziellen Anwendungsfall entwickelt. Am<br />
<strong>ILK</strong> wurden und werden daher im Sinne einer<br />
beschleunigten Produktentwicklung Lösungskataloge<br />
zur Überführung von Sonderlösungen<br />
in klassifizierte Bauweisen geschaffen 13,20,<br />
35,47,52,63 .<br />
Aufbauend auf dieser durchgängigen Betrachtungsweise<br />
richten sich gegenwärtige und zukünftige<br />
Aktivitäten auf die modellhafte Abbildung<br />
der parallel ablaufenden Entwicklungsschritte<br />
sowie deren interaktiver Verknüpfung.<br />
Damit lässt sich die Gesamtheit der<br />
funktionellen Zusammenhänge analysieren.<br />
Die im Entwicklungsprozess generierten Daten<br />
werden erfasst und stehen für Analysen<br />
in weiteren Entwicklungszyklen zur Verfügung.<br />
Die Entwicklungsprozesse zukünftiger Leichtbaustrukturen<br />
lassen sich somit robuster und<br />
effizienter gestalten.<br />
KONSEQUENTER SYSTEMLEICHTBAU AM<br />
BEISPIEL VON FAHRZEUG-SYSTEM-<br />
DEMONSTRATOREN<br />
Bei der Entwicklung von Leichtbaustrukturen<br />
für komplexe Anwendungen sind die Bauteilfunktionen<br />
und -strukturen optimal aneinander<br />
anzupassen, was zwangsläufig eine enge<br />
Verzahnung der Gestaltungsprozesse von<br />
Werkstoff und Bauteil nach sich zieht. Ein wesentliches<br />
Anliegen der Forschungsarbeiten<br />
am <strong>ILK</strong> ist deshalb die durchgängige Untersuchung<br />
des gesamten Entwicklungsprozesses<br />
von Leichtbaustrukturen in Mischbauweise bis<br />
hin zum Gesamtsystem. Besonders eindrucksvoll<br />
lassen sich diese Synergieeffekte an neuen<br />
Fahrzeugkonzepten für die Mobilität der Zukunft<br />
demonstrieren.<br />
128
Zwei grundlegende Ansätze hierfür stellen<br />
Strukturintegration und Funktionsintegration<br />
dar, die an zwei Fahrzeugdemonstratoren exemplarisch<br />
umgesetzt wurden. So konnte im<br />
Rahmen des FuE-Vorhabens InEco durch die<br />
funktionelle Zusammenfassung einer Vielzahl<br />
von Einzelbauteilen des Chassis zu nur 63 integrativen<br />
Bauteilen der Ansatz der Strukturintegration<br />
eindrucksvoll demonstriert werden.<br />
70 % der Einzelteile konnten somit im Vergleich<br />
zur konventionellen Karosseriebauweise<br />
eingespart werden. Diese wenigen funktionsintegrativen<br />
Komponenten in CFK-Hybridbauweise<br />
wurden derart im System aufeinander<br />
abgestimmt, dass weitere Synergieeffekte entstanden<br />
und bei heutigen Komfort- und Sicherheitsfunktionen<br />
eine Gesamtfahrzeugmasse<br />
von nur 900 kg realisiert werden konnte.<br />
Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs<br />
SFB 639 wurde ein „Funktionsintegrativer<br />
Fahrzeugsystemträger (FiF)“ (Abbildung 1) als<br />
Technologiedemonstrator realisiert. Er ist<br />
modular aufgebaut, so dass eine große Vielfalt<br />
von Baugruppen und Funktionen durch<br />
die unterschiedlichen neuartigen Halbzeugstrukturen<br />
aus textilverstärkten Thermoplasten<br />
dargestellt werden können. Hierfür wurden<br />
neuartige textilverbundgerechte Bauweisen<br />
für Hybridgarn-Textil-Thermoplast-(HGTT-)<br />
Verbundkomponenten erarbeitet. Diese Bauweisen<br />
ermöglichen u. a. die Integration von<br />
Sensornetzwerken in die Tragstrukturen zur<br />
Erfassung und Überwachung der mechanischen<br />
Beanspruchungen. Dadurch lassen sich<br />
Abbildung 1:<br />
Im SFB 639 entwickelter Technologiedemonstrator „Funktionsintegrativer Fahrzeugsystemträger (FiF)“<br />
Foto: © Andreas Scheunert<br />
129
versagenskritische Lasten bzw. Schädigungen<br />
der Tragstrukturen detektieren und die fahrdynamischen<br />
Eigenschaften des Technologiedemonstrators<br />
mittels aktiver Systeme an<br />
dessen jeweilige Beanspruchungen anpassen.<br />
Das hier generierte Wissen zur Gestaltung<br />
und Auslegung funktionsintegrativer Komponenten<br />
und Systeme wurde in Konstruktionskataloge<br />
überführt und ermöglicht auch die<br />
Berücksichtigung des Einflusses von Bauteilfügungen<br />
auf das Tragverhalten der textilverstärkten<br />
Leichtbaustrukturen 44,47 .<br />
DIGITALER<br />
PRODUKTENTSTEHUNGSPROZESS<br />
Die effiziente Konstruktion und Umsetzung hybrider<br />
Metall-Faserverbund-Bauweisen wird<br />
derzeit erheblich erschwert, da die Vielzahl<br />
der einstellbaren Werkstoff-, Struktur-, und<br />
Prozessparameter zu einem vielschichtigen<br />
und komplexen Produktentstehungsprozess<br />
führt. Grundlegendes Problem ist dabei die<br />
deutlich stärkere Interaktion der Einzeldisziplinen.<br />
Aktuelle Forschungsprojekte verfolgen<br />
daher das Ziel, verknüpfte Prozesse für<br />
die Produktentwicklung zu erarbeiten und so<br />
die Umsetzung innovativer Metall-Faserverbund-Bauweisen<br />
in Leichtbaustrukturen zu<br />
beschleunigen.<br />
Verknüpfte Produktentstehungsprozesse verbinden<br />
die Methoden der Einzeldisziplinen<br />
Konstruktion, Fertigung und Strukturauslegung<br />
zu einer vernetzen Entwicklungsstruktur<br />
mit definierten Schnittstellen sowie einer<br />
durchgängigen Datenverarbeitung und<br />
-analyse. Die dafür benötigten Daten werden<br />
durch die Verknüpfung der virtuellen Produkte<br />
mit realen Bauteilen generiert. Derartige<br />
vernetzte Entwicklungssysteme bieten<br />
den Vorteil, dass die für die Entwicklung notwendigen<br />
Daten unmittelbar zur Verfügung<br />
stehen und den realen Gegebenheiten unmittelbar<br />
entsprechen. Darüber hinaus kann ein<br />
verknüpfter Produktentstehungsprozess spezifische<br />
Informationen zu den Einzelbauteilen<br />
zur Verfügung stellen, die im späteren Lebenszyklus<br />
etwa für zustandsabhängige Wartungs-<br />
und Lebensdauerabschätzungen genutzt<br />
werden können.<br />
Diese Konzepte von verknüpften Produktentstehungsprozessen<br />
werden derzeit in laufenden<br />
Forschungsprojekten wie etwa „Entwicklung<br />
eines hocheffizienten verknüpften Produktentstehungsprozesses<br />
für hybride Leichtbaustrukturen<br />
im Kontext von Industrie 4.0“<br />
(PEP4.0) und „ABSOLUT – Automatischer Busshuttle<br />
selbstorganisierend zwischen Leipzig<br />
und dem BMW-Terminal“ detailliert ausgearbeitet<br />
und umgesetzt (Abbildung 2).<br />
Im Hinblick auf zukünftige Mobilitätssysteme<br />
stehen der Aufbau von Sensornetzwerken sowie<br />
die Online-Überwachung bezüglich Fahrfunktionen<br />
und Strukturbeanspruchungen<br />
zur Optimierung von Fahrzeugverfügbarkeit<br />
und prädiktiver Wartung im Mittelpunkt<br />
der Arbeiten des <strong>ILK</strong>. So können u. a. Missbrauchsfälle<br />
wie etwa die Fahrt gegen Bordsteine<br />
und daraus resultierende Verformungen<br />
und Schädigungen am Fahrwerk durch<br />
spezielle Sensoren erfasst und auf einen Virtuellen<br />
Zwilling übertragen werden, um ggf.<br />
notwendige Abschaltungen bzw. Reparaturen<br />
zu initiieren.<br />
130<br />
Die Literaturstellen 1-63 können der Übersicht zu den Dissertationen und Habilitationen<br />
auf Seite 142 entnommen werden.
Abbildung 2:<br />
Exemplarischer Lösungsansatz eines verknüpften Produktentwicklungsprozesses für hybride<br />
Metall-Faserverbund-Bauweisen (MFB)<br />
131
FUNKTIONSINTEGRATION: MULTITASKING IM SYSTEMLEICHTBAU<br />
„Funktionsintegration“ als grundlegendes<br />
Konstruktionsprinzip beinhaltet die Realisierung<br />
vieler Funktionen in wenigen Bauteilen<br />
und ist ein wesentliches Element des modernen<br />
Leichtbaus. In diesem Kontext werden<br />
bspw. das Zusammenfassen von mehreren<br />
Bauteilen zu einem integralen Bauteil sowie<br />
das Integrieren von Lasteinleitungs-, Versteifungs-<br />
oder Verbindungselementen genannt.<br />
In Erweiterung dieses klassischen Funktionsintegrationsbegriffs<br />
werden am <strong>ILK</strong> nicht nur<br />
auf Komponentenebene unterschiedliche<br />
Funktionen vereint oder die Anzahl von Bauteilen<br />
reduziert, sondern vielmehr auch die<br />
Wechselwirkungen auf Systemebene betrachtet,<br />
die sich aus Randbedingungen in<br />
unterschiedlichen „Welten“ ergeben. Zur<br />
Entwicklung von funktionsintegrierten Leichtbaulösungen<br />
ist ein hohes Maß an inter- und<br />
transdisziplinärer Zusammenarbeit notwendig,<br />
um vorhandene – aber häufig nicht genutzte<br />
– Potentiale zu erschließen. Die größte<br />
Herausforderung ist dabei die enge Zusammenarbeit<br />
von Leichtbau-, Elektronik- sowie<br />
Softwareexperten und das damit verbundene<br />
„Sprechen einer gemeinsamen Sprache“,<br />
um den gestellten Anforderungen gerecht zu<br />
werden. Die klassische fachspezifische Herangehensweise<br />
stößt im Bereich der Funktionsintegration<br />
allzu oft an ihre Grenzen, da das<br />
Aufrechterhalten von klaren Fachgrenzen die<br />
gegenseitige Unterstützung verwehrt und somit<br />
den Aufbau eines gemeinsamen Systemverständnisses<br />
unterbindet.<br />
Das Dresdner Modell des „Funktionsintegrativen<br />
Systemleichtbaus in Multi-Material-Design“<br />
erweitert den Funktionsintegrationsbegriff<br />
um zahlreiche Facetten wie etwa<br />
Sicherheit, Komfort, Kosten, Fertigung oder<br />
Umweltaspekte jenseits der Bauweise/Konstruktion.<br />
Die Wissenschaftler des <strong>ILK</strong> unterscheiden<br />
in Abhängigkeit vom Funktionsprin-<br />
Abbildung 2:<br />
Branchenübergreifende Themen- und Anwendungsfelder<br />
132
zip die Integration von passiven Funktionen<br />
– wie etwa Lasteinleitungen, erhöhte Dämpfung<br />
und Versteifungen – sowie die Integration<br />
aktiver Funktionen – wie etwa sensorische<br />
und aktorische Funktionen.<br />
INTERDISZIPLINÄRES FORSCHUNGSFELD<br />
DÄMPFUNG, BEWEGUNG, SENSORIK /<br />
AKTORIK<br />
Schon seit den Anfängen des <strong>ILK</strong> wurden intensiv<br />
die werkstoffmechanischen Themen<br />
der Dämpfung von Faserverbundwerkstoffen<br />
untersucht 2,4,12 . Die Funktion einer gezielt<br />
einstellbaren Dämpfung auf Strukturebene<br />
wurde später um die Vibroakustik und Schallabstrahlung<br />
von Faserverbundstrukturen<br />
erweitert 17,34,56 . Diese Arbeiten umfassen<br />
sowohl analytische und numerische Simulationen<br />
als auch experimentelle Untersuchungen.<br />
Die Einstellung und Adaption des Dämpfungsverhaltens<br />
von Leichtbaustrukturen<br />
fand und findet daher auch Eingang in Großforschungsprojekte.<br />
In jüngster Zeit werden<br />
die erarbeiteten Modelle und Methoden zusätzlich<br />
genutzt, um Vorhersagen des Schädigungszustandes<br />
von Faserverbundstrukturen<br />
zu treffen 58 . Hierzu kommen u. a. Methoden<br />
des Maschinellen Lernens zum Einsatz.<br />
Eine weitere strukturelle Funktion ist die Realisierung<br />
von Bewegungsaufgaben unter Ausnutzung<br />
der besonderen Eigenschaften von<br />
Leichtbaumaterialien und -konstruktionen.<br />
Zahlreiche Arbeiten unter anderem im Rahmen<br />
des DFG-SFB 639 beschäftigten sich in<br />
diesem Zusammenhang mit der Berechnung<br />
und Herstellung von adaptiven bistabilen Faserverbundstrukturen<br />
und der Konstruktion,<br />
Auslegung und Fertigung von Compliantelementen<br />
und -mechanismen 15,22,23,59 . Zum<br />
Antrieb dieser Mechanismen wurden bereits<br />
frühzeitig werkstoffintegrierte Piezoflächenaktoren<br />
und Formgedächtniswerkstoffe genutzt.<br />
Die Vorteile werkstofflich integrierter Sensoren<br />
und Aktoren sowie weiterer elektronischer<br />
Komponenten zur Signalerfassung, -aufbereitung<br />
und -verarbeitung können in vielen Bereichen<br />
nur genutzt werden, wenn entsprechende<br />
Integrationstechnologien zur Verfügung<br />
stehen. Dieses anspruchsvolle Thema wurde<br />
insbesondere seit 2006 im DFG-SFB/Transregio<br />
39 intensiv bearbeitet 22,32,43,49,53,56 . Hierbei<br />
wurden neuartige werkstoffkompatible piezokeramische<br />
Funktionsmodule sowie Verfahren<br />
zur Integration von piezoelektrischen<br />
Aktoren und Sensoren in Leichtbaustrukturen<br />
entwickelt. Darauf aufbauend stand die Überführung<br />
derartiger Fertigungstechnologien<br />
in seriengerechte Herstellungsprozesse im<br />
Fokus. Aus diesen Arbeiten sind vollautomatisierbare<br />
Fertigungskonzepte mit geringen<br />
Taktzeiten für funktionsintegrierende Faserverbundstrukturen<br />
mit thermoplastischer<br />
und duroplastischer Matrix entstanden.<br />
Neben diesen technologisch orientierten Themen<br />
wurden neuartige Bauweisen betrachtet,<br />
um komplette Sensor-Aktor-Netzwerke (Abbildung<br />
1) aufzubauen und zu integrieren 47 . Daraus<br />
sind Auslegungsmethoden entstanden,<br />
bei denen die Funktionsintegration bereits im<br />
Entwicklungsprozess berücksichtigt wird. Mit<br />
Hilfe einer kombinierten Entwicklungsumgebung,<br />
die aus numerischer Berechnung und<br />
Mehrkörpersimulation besteht, können funktionsintegrierende<br />
Leichtbaustrukturen und<br />
-systeme in Abhängigkeit von ihren zu erfüllenden<br />
Anforderungen effizient ausgelegt und<br />
133
umgesetzt werden.<br />
Mit den langjährig erarbeiteten Erfahrungen<br />
auf dem Gebiet des funktionsintegrativen<br />
Systemleichtbaus in Multi-Material-Design ist<br />
das <strong>ILK</strong> insbesondere für sehr stark interdisziplinäre<br />
Themengebiete, welche in zukünftigen<br />
Anwendungen, bspw. im Flugzeugbau,<br />
in automobilen Anwendungen oder auch im<br />
Bereich der Medizintechnik immer relevanter<br />
werden, ein kompetenter Partner.<br />
SYSTEMISCHER ANSATZ ZUR<br />
ENTWICKLUNG FUNKTIONSINTEGRATIVER<br />
LEICHTBAULÖSUNGEN<br />
Einen besonderen Schwerpunkt bildet die<br />
Integration von mechanischen, elektrischen,<br />
akustischen, haptischen, aktorischen und sensorischen<br />
Funktionen in ein Gesamtsystem.<br />
Die typischen Herausforderungen auf dem<br />
Weg zu einer funktionsintegrierenden Lösung<br />
bestehen aus:<br />
• Entwicklung neuartiger Bauweisen<br />
• Identifikation von Strukturintegrationskonzepten<br />
• Adaption und Verknüpfung von vorhandenen<br />
Fertigungsprozessen bzw. Entwicklung<br />
neuer Fertigungsprozesse<br />
• Auswahl geeigneter Sensoren und deren<br />
Positionierung<br />
• Kontaktierung der Sensorik sowie Schnittstellen<br />
für die Mensch-Maschine-Interaktion<br />
• Langzeitverhalten der Sensorik<br />
• Erarbeitung und Anpassung von Auswertungslogik<br />
(Data Mining, Künstliche<br />
Intelligenz, Neuronale Netze, Evolutionäre<br />
Algorithmen, etc.)<br />
• Interaktion der Struktur mit Sensorik und<br />
Aktorik.<br />
Die Ergebnisse der Grundlagenforschung<br />
wurden und werden am <strong>ILK</strong> in zahlreiche Anwendungen<br />
überführt (Abbildung 2). Hierzu<br />
zählen die intensiven Aktivitäten im Bereich<br />
der Elektromobilität etwa für hochintegrative<br />
Elektromotoren, bei denen durch neue<br />
Konzepte in Ansteuerung und Design – auch<br />
unter Einbeziehung von SHM-Konzepten – die<br />
Leistungsdichte erheblich gesteigert werden<br />
kann. Ebenso befinden sich die Arbeiten zum<br />
Abbildung 1a:<br />
Funktionsintegrativer Fahrzeugsystemträger<br />
(FiF)<br />
134
drahtlosen Laden mit hoher Leistung aktuell<br />
in der Überführung in die Serie. Durch den<br />
Einsatz von serientauglichen Technologien<br />
zur Integration von elektronischen Elementen<br />
werden zudem Anwendungen im automobilen<br />
Kontext eröffnet, bspw. durch Integration<br />
von Beleuchtung oder Antennen in Strukturbauteile.<br />
Anwendungen finden sich zudem<br />
auch im Bereich des Leistungssports, bei der<br />
individuelle Trainingsplan sehr stark durch ein<br />
begleitendes Online-Monitoring geprägt ist.<br />
Hierzu werden verschiedenste Trainings- und<br />
Gesundheitsparameter mittels strukturintegrierter<br />
Sensoren erfasst und für den Sportler<br />
in Echtzeit zur Verfügung gestellt. Diese Anwendungen<br />
stehen als stellvertretende Beispiele<br />
für den erfolgreichen Transfer von Ergebnissen<br />
aus der Grundlagenforschung in<br />
die Praxis des funktionsintegrativen Systemleichtbaus.<br />
ZUKÜNFTIGE HERAUSFORDERUNGEN<br />
Das <strong>ILK</strong> wird sich auch zukünftig den Herausforderungen<br />
im Bereich der Funktionsintegration<br />
stellen. Hier gilt es, verstärkt ökologische<br />
Aspekte, wie etwa das Recycling der aus einer<br />
Vielzahl von Werkstoffen aufgebauten integralen<br />
Strukturen, zu berücksichtigen. Dabei<br />
wird das <strong>ILK</strong> seine Kompetenzen im Multi-Material-Design<br />
einbringen und u. a. recyclinggerechte<br />
Konstruktionen entwickeln oder<br />
Anwendungen von Recyclaten im Hochtechnologiebereich<br />
aufzeigen. Darüber hinaus<br />
sind zukünftig praxisnahe Reparaturkonzepte<br />
für derartige Strukturen zu erarbeiten.<br />
Basierend auf einem ausgezeichneten Systemverständnis<br />
werden zudem Strategien für<br />
Signalauswertung und -interpretation entwickelt<br />
und an das jeweilige Problem angepasst.<br />
Dies setzt insbesondere vor dem Hintergrund<br />
der großen Datenmenge, die mit integrierten<br />
Sensoren erfasst werden kann, moderne Methoden<br />
u. a. des Maschinellen Lernens voraus.<br />
Auf Basis der ermittelten Daten werden<br />
zudem Aspekte der Digitalisierung adressiert,<br />
wobei z. B. mit fertigungsbegleitenden Simulationsmethoden<br />
Auswirkungen der Herstellungsbedingungen<br />
auf die späteren Bauteileigenschaften<br />
vorhergesagt werden können.<br />
Abbildung 1b:<br />
Integriertes Sensor-Aktor-Netzwerk<br />
im FiF<br />
Die Literaturstellen 1-63 können der Übersicht zu den Dissertationen und Habilitationen<br />
auf Seite 142 entnommen werden.<br />
135
EFFIZIENTE WERKZEUG- UND FERTIGUNGSTECHNOLOGIEN<br />
FÜR HYBRIDSTRUKTUREN<br />
Hochintegrative Mehrkomponentenbauweisen<br />
bieten besonders aussichtsreiche Möglichkeiten<br />
zur Massereduktion. Die Kombination verschiedener<br />
Werkstoffe oder Werkstoffkonfigurationen<br />
in Hybridstrukturen ermöglicht dabei<br />
die bestmögliche Ausnutzung des Leichtbaupotentials<br />
der jeweiligen Komponente. Für<br />
die ressourcenschonende Umsetzung dieser<br />
Leichtbaulösungen in der Serienproduktion<br />
spielen – neben einer weiteren Optimierung<br />
der verwendeten Werkstoffe und Bauweisen<br />
– effiziente Fertigungstechnologien eine<br />
zentrale Rolle. Diese anspruchsvolle Aufgabe<br />
lässt sich nur durch ein tiefgreifendes Prozessverständnis,<br />
den Einsatz prozessbegleitender<br />
Qualitätssicherungsverfahren sowie<br />
eine durchgängige simulative Abbildung des<br />
gesamten Verarbeitungsprozesses lösen.<br />
Die am <strong>ILK</strong> installierte Maschinen- und Anlagentechnik<br />
ist darauf ausgerichtet, für das<br />
jeweilige Anwendungsszenario geeignete<br />
Fertigungstechnologien bereitzustellen bzw.<br />
Prozesse vorteilhaft miteinander zu kombinieren.<br />
Neben der skalierten Abbildung von<br />
Prozessketten im Labormaßstab können die<br />
wichtigsten Fertigungsverfahren für hybride<br />
Leichtbaustrukturen auch im Anwendungsmaßstab<br />
untersucht werden. Zunehmend<br />
stehen dabei nicht mehr nur lineare Prozessketten,<br />
sondern komplexe Prozessnetzwerke<br />
im Fokus derzeitiger und zukünftiger Entwicklungen.<br />
Zum Aufbau des erforderlichen Prozessverständnisses<br />
und zur Abstimmung der<br />
einzelnen Teilprozessketten untereinander ist<br />
die Digitalisierung der Prozesslandschaft ein<br />
Schlüsselaspekt. Die Virtualisierung und Verknüpfung<br />
von Bauteilkonstruktion, -auslegung<br />
und -fertigung entlang des gesamten Produkt-<br />
Abbildung 1:<br />
Bauweisenspektrum für funktionsintegrierte Leichtbaustrukturen in Multi-Material-Design<br />
136
entstehungsprozesses hybrider Leichtbaustrukturen<br />
ermöglicht es, die Entwicklungszeiten<br />
zu verkürzen, die Prozesssicherheit zu<br />
erhöhen und die geforderte Bauteilqualität<br />
sicherzustellen.<br />
DURCHGÄNGIGE PROZESSKETTEN<br />
VOM HALBZEUG BIS ZUM<br />
FUNKTIONALISIERTEN BAUTEIL<br />
Die Forschungsaktivitäten am <strong>ILK</strong> reichen von<br />
der werkstoff- und prozessbezogenen Grundlagenforschung<br />
über die praxisnahe Entwicklung<br />
von Demonstratorstrukturen bis hin zu<br />
Technologieversuchen im Industriemaßstab.<br />
Die Verfahrensentwicklung ist geprägt durch<br />
eine Weiterentwicklung und Kombination von<br />
Fertigungsprozessen. Dabei werden die prozesstechnischen<br />
Möglichkeiten in erster Linie<br />
als ein Hilfsmittel verstanden, den Gestaltungsspielraum<br />
des Entwicklungsingenieurs<br />
zu erweitern und kreative Multi-Material-Lösungen<br />
seriengerecht umzusetzen. So zielen<br />
die Forschungsarbeiten auf eine stetige Erweiterung<br />
des nutzbaren Werkstoff- und Bauweisenspektrums<br />
(Abbildung 1).<br />
Neben der Kombination flächiger Halbzeuge<br />
wie Metall- und Organobleche mit thermoplastischen<br />
Formmassen bildet die seriengerechte<br />
Herstellung und Integration von thermoplastischen<br />
Faserverbund-Hohlprofilen<br />
einen langjährigen Forschungsschwerpunkt.<br />
Hierzu wurden technische Lösungen entlang<br />
der gesamten Wertschöpfungskette vom Garn<br />
bis zum Bauteil erarbeitet (Abbildung 2). So<br />
können etwa kontinuierlich faserverstärkte<br />
Tapes in eigens entwickelten Imprägnieranlagen<br />
selbst gefertigt und auf modifizierten<br />
Flechtanlagen zu mehrlagigen Preformen<br />
weiterverarbeitet werden. Neu entwickelte<br />
Anlagen- und Werkzeugtechnik erlaubt eine<br />
anschließende Konsolidierung der Preformen<br />
in effizienten Schlauchblas- oder Pultrusionsprozessen<br />
55 . Aufgrund der thermoplastischen<br />
Matrix lassen sich die Hohlprofile in nachfolgenden<br />
Prozessschritten weiter funktionalisieren.<br />
So stehen Methoden zur Verfügung,<br />
um metallische Strukturen stoff- und formschlüssig<br />
anzubinden. Durch Kombination mit<br />
der Spritzgieß- und Presstechnik lassen sich<br />
zudem komplexe, hybride Baugruppen unter<br />
großseriennahen Bedingungen automatisiert<br />
fertigen.<br />
Abbildung 2:<br />
Durchgängige Prozesskette zur Realisierung funktionalisierter Bauteilstrukturen<br />
137
Die prozessintegrierte Funktionalisierung von<br />
Leichtbaustrukturen spielt nicht nur unter<br />
strukturmechanischen Gesichtspunkten eine<br />
wichtige Rolle. Daneben werden auch vielfältige<br />
weitere Funktionen wie Class-A-Oberflächen<br />
39 , Verbindungszonen 44 oder auch<br />
kinematische Funktionen 23,59 im Fertigungsprozess<br />
integriert. Von besonderer Bedeutung<br />
ist hierbei die Integration elektrischer<br />
Funktionen. So werden seit über 15 Jahren<br />
innovative Handhabungs- und Werkzeugtechnologien<br />
entwickelt, die eine direkte Einbettung<br />
von Sensoren, Aktoren und weiteren<br />
Funktionselementen in thermoplastischen<br />
Verarbeitungsprozessen ermöglichen 32,43,53 .<br />
NEUARTIGE FÜGESYSTEME FÜR<br />
HYBRIDE LEICHTBAUSTRUKTUREN<br />
Die ur- und umformtechnische Fertigung hybrider<br />
Leichtbaustrukturen bietet ein hohes<br />
Potential, Montage- oder entsprechende Vorbereitungsschritte<br />
bereits im Formwerkzeug<br />
zu integrieren. So lassen sich etwa bei thermoplastischen<br />
Faser-Kunststoff-Verbunden die<br />
charakteristischen Merkmale der Matrix, wie<br />
ihre Schmelz- und Schweißbarkeit, gezielt ausnutzen.<br />
Im Rahmen verschiedener DFG-Vorhaben<br />
wurden und werden dazu innovative<br />
Lösungen wie die Schlaufenformung, das Thermoclinchen<br />
oder die warmumformtechnische<br />
Einbringung von Bolzenlöchern und Inserts<br />
entwickelt (Abbildung 3). Daneben kommen<br />
Haftvermittler, Plasmabehandlungen oder<br />
Laserstrukturierungen beim prozessintegrierten<br />
Fügen zum Einsatz. All diese Prozesse sind<br />
gekennzeichnet durch eine starke lokale Interaktion<br />
von Werkstoff, Gestalt und Prozess. Sie<br />
führen häufig zu charakteristischen Werkstoffstrukturphänomenen,<br />
wobei insbesondere im<br />
Bereich von Verbindungszonen die resultierende<br />
örtliche Werkstoffstruktur das Tragverhalten<br />
bestimmt.<br />
So wird etwa bei der Warmlochformung thermoplastischer<br />
Faserverbundwerkstoffe durch<br />
den Einsatz eines kegelförmigen Dornwerkzeuges<br />
die Faserverstärkung in der erweichten<br />
Verbundstruktur seitlich verschoben<br />
und somit schädigungsfrei ein Loch erzeugt<br />
(Abbildung 3 a). Durch Integration der Lochformungskinematiken<br />
in das Spritzgieß- oder<br />
a) b) c)<br />
138
Presswerkzeug lassen sich Lochformung und<br />
Bauteilfertigung vorteilhaft miteinander kombinieren.<br />
Die sich dabei lokal einstellende<br />
Werkstoffstruktur – infolge von Faserverschiebung<br />
und -verdichtung – muss im Hinblick auf<br />
die Auslegung derartiger Verbindungszonen<br />
aufgeklärt und einer Berechnung zugänglich<br />
gemacht werden. Hierzu werden am <strong>ILK</strong> analytische<br />
und numerische Modellierungsansätze<br />
entwickelt, mit denen die komplexe Phänomenologie<br />
der Werkstoffstruktur in Lochnähe<br />
realitätsnah abgebildet werden kann 44 .<br />
INNOVATIVE WERKZEUG-<br />
TECHNOLOGIEN FÜR HYBRIDGARN-<br />
BASIERTE BAUWEISEN<br />
Neben umfangreichen Forschungstätigkeiten<br />
im Bereich der Press- und Spritzgießfertigung<br />
ist die Entwicklung neuer Fertigungsund<br />
Werkzeugtechnologien zur Verarbeitung<br />
thermoplastischer Hybridgarne ein kontinuierlicher<br />
Arbeitsschwerpunkt am <strong>ILK</strong>. Diese<br />
speziellen Mischgarn-Halbzeuge bestehen<br />
aus Verstärkungsfasern (bspw. aus Glas- oder<br />
Kohlenstoff) und thermoplastischen Polymerfasern.<br />
Aus Hybridgarnen können in textilen<br />
Fertigungsprozessen – wie etwa Flechten,<br />
Weben, Stricken oder Nähen – komplexe dreidimensionale<br />
Preformen hergestellt werden.<br />
Für deren Weiterverarbeitung zum konsolidierten<br />
Bauteil sind neue Handhabungsund<br />
Werkzeugtechnologien erforderlich, die<br />
in grundlagen- und anwendungsorientierten<br />
Forschungsprojekten entwickelt wurden<br />
(Abbildung 4).<br />
Ein frühes Beispiel hierfür sind die Entwicklungen<br />
der DFG FOR 278. Hier wurden für die<br />
Fertigung komplex gestalteter CF-PEEK-Rotorstrukturen<br />
erstmals spezielle Formwerkzeuge<br />
mit kinematischen und adaptiven Spannsystemen<br />
entwickelt. Diese erlauben, den bei<br />
der Rotorfertigung gestellten Anforderungen<br />
nach extremer Maßhaltigkeit bei gleichzeitiger<br />
hoher Geometrieflexibilität des Werkzeugs<br />
gerecht zu werden. Dabei wurden wesentliche<br />
Erkenntnisse erarbeitet, wie textile Preformen<br />
mit definierter Faseranordnung in<br />
reproduzierbaren Prozessen verschiebungsund<br />
schädigungsfrei verarbeitet werden können.<br />
Erst auf Basis dieser zukunftweisenden<br />
d) e)<br />
Abbildung 3:<br />
Konzept der Warmlochformung<br />
(a), eingebettete Inserts (b), Thermoaktiviertes<br />
Verstiften (c), Thermoclinchen<br />
(d) und Schlaufenverbindung<br />
(e)<br />
139
Ergebnisse konnten im Rahmen des DFG<br />
SFB 639 weitere innovative Werkzeugtechnologien<br />
bspw. zur Fertigung von komplexen<br />
Hohlkammer-Sandwichstrukturen entwickelt<br />
werden. So kamen hier zur qualitätsgerechten<br />
Verarbeitung 3D-gewebter Textilien<br />
erstmals prozessaktive Kernsysteme für die<br />
faltenfreie Ausformung der Mehrkammerkonturen<br />
bei kurzen Zykluszeiten zum Einsatz 45 .<br />
Diese Arbeiten bilden die Grundlage für aktuelle<br />
Forschungsaktivitäten zu variothermen<br />
Werkzeugtechnologien und automatisierten<br />
Preform-Handling-Systemen für thermoplastische<br />
Hohlprofilbauweisen mit dem Ziel, diese<br />
bis zur Überführung in die industrielle Anwendung<br />
zu begleiten.<br />
VERKNÜPFUNG REALER UND<br />
VIRTUELLER PROZESSKETTEN FÜR DIE<br />
ZUKUNFTSFÄHIGE SERIENFERTIGUNG<br />
Die Entwicklung moderner Fertigungsprozesse<br />
ist geprägt von einem regen Wettbewerb<br />
zwischen verschiedenen Verfahren,<br />
Werkstoffen und Bauweisen. Hier ist aufgrund<br />
der zahlreichen Einflussparameter in<br />
komplexen Fertigungsprozessen eine enge<br />
Verknüpfung von Konstruktion, Simulation<br />
und Prozessgestaltung zwingend erforderlich.<br />
So bieten beispielsweise duroplastische<br />
Fertigungsverfahren wie das Resin Transfer<br />
Moulding (RTM) zwar den Vorteil, dass sie<br />
automatisierbar sind und ein hohes Maß an<br />
Gestaltungsfreiheit und Funktionsintegration<br />
ermöglichen. Als Hemmnis für den breiten<br />
industriellen Einsatz gilt hingegen häufig die<br />
anspruchsvolle und sensitive Prozessführung.<br />
Das <strong>ILK</strong> hat sich hier zum Ziel gesetzt, die in<br />
Fertigungsverfahren stattfindenden Vorgänge<br />
transparenter zu machen und sie durch<br />
ein besseres Prozessverständnis sicher zu<br />
beherrschen, indem Simulation, experimentelle<br />
Fertigungsstudien und Strukturanalysen<br />
miteinander verknüpft werden.<br />
Insbesondere bei Leichtbaustrukturen in Multi-Material-Design<br />
steigt aufgrund der unterschiedlichen<br />
Eigenschaften etwa von Metallen<br />
und polymeren Verbundwerkstoffen die Komplexität<br />
der Bauteil- und Prozessauslegung<br />
noch weiter 48 . Um die hierfür erforderlichen<br />
mehrstufigen Fertigungstechnologien in die<br />
Serienproduktion zu überführen, ist es notwendig,<br />
bereits in der Entwicklungsphase des<br />
Bauteils die einzelnen Prozessschritte virtuell<br />
miteinander zu verknüpfen. Eine durchgängige<br />
Prozesssimulation von der Blechumformung<br />
über das Drapieren von Verstärkungstextilien<br />
bis zur Spritzgießsimulation ermöglicht es so,<br />
bereits in einem frühen Stadium Hinweise zur<br />
Bauteil- und Prozessgestaltung zu erhalten.<br />
Darüber hinaus lassen sich so prozessabhängige<br />
Werkstoffeigenschaften bei der strukturmechanischen<br />
Auslegung hybrider Bauteile<br />
umfassend berücksichtigen. Damit wird es<br />
möglich, Einflüsse aus Fertigung und Prozessführung<br />
mit den daraus resultierenden Bauteileigenschaften<br />
zu korrelieren und somit<br />
bereits in der virtuellen Prozess- und Bauteilauslegung<br />
eine Optimierung vorzunehmen 60 .<br />
Dies resultiert in einer signifikanten Reduzierung<br />
von Zeit- und Kostenaufwand in der<br />
Entwicklungsphase, sowie der Vermeidung<br />
von prozessbedingten Qualitätsschwankungen<br />
und ermöglicht zudem zukünftig flexible<br />
wandlungsfähige Prozesse.<br />
140<br />
Die Literaturstellen 1-63 können der Übersicht zu den Dissertationen und Habilitationen<br />
auf Seite 142 entnommen werden.
Abbildung 4:<br />
<strong>ILK</strong>-Historie der Bauteil- und Prozessentwicklung für Hybridgarn-Textil-Thermoplaststrukturen<br />
141
DISSERTATIONEN UND HABILITATIONEN<br />
BETREUT DURCH DIE <strong>ILK</strong>-PROFESSOREN<br />
1. Herrmann, Axel: Experimentelle und theoretische Untersuchungen von Kerbspannungsproblemen<br />
anisotrop glasfaserverstärkter Epoxidharzscheiben. Dissertation, TU Clausthal,<br />
1989<br />
2. Hoffmann, Uwe: Zur Optimierung der Werkstoffdämpfung anisotroper polymerer<br />
Hochleistungs-Faserverbundstrukturen. Dissertation, TU Clausthal, 1992<br />
3. Kroll, Lothar: Zur Auslegung mehrschichtiger anisotroper Faserverbundstrukturen.<br />
Dissertation, TU Clausthal, 1992<br />
4. Hanselka, Holger: Ein Beitrag zur Charakterisierung des Dämpfungsverhaltens polymerer<br />
Faserverbundwerkstoffe. Dissertation, TU Clausthal, 1992<br />
5. Gerhardy, Thomas: Beitrag zur Auslegung von Keramik/Metall-Verbundstrukturen.<br />
Dissertation, TU Clausthal, 1993<br />
6. Müller, Carsten: Grundlagen zur Entwicklung scheibenförmiger Hochleistungsrotoren aus<br />
Faser-Kunststoff-Verbunden. Dissertation, TU Clausthal, 1993<br />
7. Kolshorn, Kay-Uwe: Zur Dimensionierung mehrschichtiger Kreisplatten unter schiefer<br />
exzentrischer Belastung. Dissertation, TU Clausthal, 1994<br />
8. Archodoulakis, Georgios: Zur Auslegung thermomechanisch beanspruchter ebener<br />
anisotroper Mehrschichtverbundstrukturen. Dissertation, TU Clausthal, 1995<br />
9. Haldenwanger, Hans-Günther: Zum Einsatz alternativer Werkstoffe und Verfahren im<br />
konzeptionellen Leichtbau von Pkw-Rohkarosserien. Dissertation, TU Dresden, 1997<br />
10. Zhou, Bingquan: Beitrag zur Berechnung endlich berandeter anisotroper Scheiben mit<br />
elastischem Einschluss. Dissertation, TU Clausthal, 1997<br />
11. Troschitz, Ralf: Beitrag zur faserverbundgerechten Dimensionierung von Behältern und<br />
Rohrleitungen. Dissertation, TU Clausthal, 1997<br />
12. Holste, Carsten: Zum Dämpfungsverhalten anisotroper Faserverbundstrukturen.<br />
Dissertation, TU Clausthal, 1998<br />
13. Adam, Frank: Zum anisotropen Strukturverhalten mehrschichtiger Leichtbauverbunde als<br />
Flächentragwerke. Dissertation, TU Dresden, 1999<br />
14. Lepper, Martin: Kerbspannungsanalyse anisotroper Mehrschichtverbunde mit symmetrischem<br />
und unsymmetrischem Strukturaufbau. Dissertation, TU Clausthal, 1999<br />
15. Gude, Maik: Zum nichtlinearen Deformationsverhalten multistabiler Mehrschichtverbunde<br />
mit unsymmetrischem Strukturaufbau. Dissertation, TU Dresden, 2000<br />
16. Langkamp, Albert: Bruchmodebezogene Versagensmodelle für faser- und textilverstärkte<br />
Basisverbunde mit polymeren, keramischen sowie metallischen Matrices.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2002<br />
142
17. Täger, Olaf: Beitrag zur Analyse der Strukturdynamik und Schallabstrahlung hybrider<br />
anisotroper Mehrschichtverbunde. Dissertation, TU Dresden, 2003<br />
18. Grüber, Bernd: Beitrag zur Strukturanalyse anisotroper Schichtverbunde mit elastischen<br />
Einschlüssen und Bolzen. Dissertation, TU Dresden, 2004<br />
19. Kroll, Lothar: Berechnung und technische Nutzung von anisotropiebedingten Werkstoffund<br />
Struktureffekten für multifunktionale Leichtbauanwendungen. Habilitation, TU Dresden,<br />
2005<br />
20. Helms, Olaf: Konstruktion und technologische Umsetzung von hochbeanspruchten Lasteinleitungssystemen<br />
für neuartige Leichtbaustrukturen in Faserverbundbauweise. Dissertation,<br />
TU Dresden, 2006<br />
21. Böhm, Robert: Beitrag zur bruchmodebezogenen Beschreibung des Degradationsverhaltens<br />
textilverstärkter Verbundwerkstoffe. Dissertation, TU Dresden, 2008<br />
22. Gude, Maik: Modellierung von faserverstärkten Verbundwerkstoffen und funktionsintegrierenden<br />
Leichtbaustrukturen für komplexe Beanspruchungen. Habilitation, TU Dresden,<br />
2008<br />
23. Modler, Niels: Nachgiebigkeitsmechanismen aus Textilverbunden mit integrierten<br />
aktorischen Elementen. Dissertation, TU Dresden, 2008<br />
24. Kurz, Hansjörg: Zum Einsatz endlosfaserverstärkter Thermoplast-Schichtverbunde in<br />
automobilen Außenhautanwendungen mit hoher Oberflächenqualität. Dissertation,<br />
TU Dresden, 2009<br />
25. Ebert, Christoph: Werkstoffmechanische Modellierung von textilverstärkten Thermoplastverbunden<br />
unter hochdynamischer Beanspruchung. Dissertation, TU Dresden, 2010<br />
26. Koch, Ilja: Modellierung des Ermüdungsverhaltens textilverstärkter Kunststoffe.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2010<br />
27. Kochan, Antje: Untersuchungen zur zerstörungsfreien Prüfung von CFK-Bauteilen für die<br />
fertigungsbegleitende Qualitätssicherung im Automobilbau. Dissertation, TU Dresden, 2011<br />
28. Fischer, Fabian: Funktionsintegrative Mischverbunde für den Systemleichtbau.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2011<br />
29. Ulbricht, Andreas: Zur Gestaltung und Dimensionierung von zylindrischen Leichtbaustrukturen<br />
in Faserkunststoffverbund-Metall-Mischbauweise. Dissertation, TU Dresden, 2011<br />
30. Menzel, Stephan: Zur Berechnung von Klebverbindungen hybrider Karosseriestrukturen<br />
beim Lacktrocknungsprozess. Dissertation, TU Dresden, 2011<br />
31. Werner, Jens: Zum Umformverhalten teilkonsolidierter Reaktionsharzsysteme.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2011<br />
143
32. Heber, Thomas: Integrationsgerechte Piezokeramik-Module und großserienfähige Fertigungstechnologien<br />
für multifunktionale Thermoplastverbundstrukturen.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2011<br />
33. Shchegel, Ganna: Modellierung des Verhaltens von Mehrkomponenten-Verbundmaterialien<br />
bei Hochgeschwindigkeitsbelastung. Dissertation, TU Dresden, 2011<br />
34. Dannemann, Martin: Zur vibroakustischen Auslegung von Faserverbund-Leichtbaustrukturen.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2012<br />
35. Jaschinski, Jörn: Zum Strukturverhalten dünnwandiger Leichtbau-Sandwichbleche.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2012<br />
36. Heßler, Uwe: Effizientes Forschungs- und Technologiemanagement in der globalen<br />
Luftfahrtindustrie. Dissertation, TU Dresden, 2012<br />
37. Kellner, Philipp: Zur methodischen Bewertung integrativer Leichtbau-Strukturkonzepte für<br />
biegebelastete Crashträger. Dissertation, TU Dresden, 2013<br />
38. Andrich, Manuela: Analyse des Schädigungs- und Versagensverhaltens dickwandiger<br />
textilverstärkter Kunststoffverbunde bei Druckbelastung in Dickenrichtung.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2013<br />
39. Freund, Andreas: Numerische Untersuchung zur Oberflächenwelligkeit von presstechnisch<br />
hergestellten textilverstärkten Thermoplastverbunden. Dissertation, TU Dresden, 2014<br />
40. Zscheyge, Matthias: Zum temperatur- und dehnratenabhängigen Deformations- und<br />
Schädigungsverhalten von Textil-Thermoplast-Verbunden. Dissertation, TU Dresden, 2015<br />
41. Gottwald, Robert: Beitrag zur analytischen, numerischen und experimentellen<br />
Kerbspannungsanalyse endlich berandeter anisotroper Mehrschichtverbunde.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2015<br />
42. Thieme, Mike: Beitrag zur Beschreibung des probabilistischen Versagensverhaltens von<br />
textilverstärkten Verbundwerkstoffen. Dissertation, TU Dresden, 2015<br />
43. Winkler, Anja: Seriengerechte Bauweisen und Fertigungstechnologien für funktionsintegrative<br />
thermoplastische Faserverbundbauteile mit eingebetteten Piezokeramik-Modulen.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2016<br />
44. Kupfer, Robert: Zur Warmlochformung in Textil-Thermoplast-Strukturen - Technologie,<br />
Phänomenologie, Modellierung. Dissertation, TU Dresden, 2016<br />
45. Krahl, Michael: Entwicklung eines neuartigen Fertigungsprozesses für komplexe<br />
Hybridgarn-Textil-Thermoplast-Leichtbaustrukturen. Dissertation, TU Dresden, 2016<br />
46. Maron, Bernhard: Beitrag zur Modellierung und Simulation des Thermoformprozesses von<br />
textilverstärkten Thermoplastverbunden. Dissertation, TU Dresden, 2016<br />
47. Weck, Daniel: Methodische Entwicklung textilverstärkter Thermoplastverbundstrukturen<br />
mit eingebetteten Sensornetzwerken und funktionalen Schnittstellen.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2016<br />
144
48. Klemt, Christian: Verfahrensentwicklung zur Einbringung endlosfaserverstärkter Thermoplaste<br />
in metallische Strukturen mittels Patchen. Dissertation, TU Dresden, 2016<br />
49. Dohmen, Eike: Zum Einsatz magnetischer Hybridmaterialien in adaptiven Leichtbaustrukturen.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2016<br />
50. Böhm, Robert: Zur schadenstoleranten Gestaltung und Auslegung von textilverstärkten<br />
Verbundwerkstoffen für Hochtechnologie-Leichtbauanwendungen.<br />
Habilitation, TU Dresden, 2017<br />
51. Wörner, Lukas: Zur werkstoff- und anforderungsgerechten Gestaltung von fließlochgeformten<br />
Schraubverbindungen bei CFK/Metall-Hybridverbindungen.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2017<br />
52. Lenz, Florian: Die Innenprofilierung als Lasteinleitungsprinzip für modulare Antriebswellensysteme<br />
aus Hochleistungs-Faser-Kunststoff-Verbunden. Dissertation, TU Dresden, 2017<br />
53. Möbius, Teresa: Zur Integration von Sensorknoten in Hybridgarn-Mehrlagengestrick-<br />
Verbunde. Dissertation, TU Dresden, 2017<br />
54. Hornig, Andreas: Beitrag zur Analyse und Berechnung impactinduzierter Spallationsdelaminationen<br />
in Faserverbundwerkstoffen. Dissertation, TU Dresden, 2017<br />
55. Garthaus, Christian: Zur Herstellung funktionalisierter Hohlprofilstrukturen aus endlosfaserverstärkten<br />
Thermoplasten. Dissertation, TU Dresden, 2017<br />
56. Täger, Olaf: Auslegung und Fertigung neuer Leichtbau-Faserverbundstrukturen mit<br />
werkstoffbasierter Funktionsintegration. Habilitation, TU Dresden, 2017<br />
57. Köhler, Norman: Methodenentwicklung zur Bewertung der Kopplung von Fertigungsprozess-<br />
und Struktursimulation bei gewebeverstärkten Thermoplasten.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2017<br />
58. Filippatos, Angelos: A damage identification method for composite rotors under<br />
consideration of their gradual damage behaviour. Dissertation, TU Dresden, 2017<br />
59. Zichner, Marco: Mechanismenelemente mit lokal angepasster Nachgiebigkeit.<br />
Dissertation, TU Dresden, 2018<br />
60. Maaß, Johann: Ermittlung prozessbedingter Struktureigenschaften stoffschlüssig verbundener<br />
intrinsischer Metall-Faserverbund-Hybridstrukturen. Dissertation, TU Dresden, 2018<br />
61. Mallach, Annegret: Beitrag zur praxisgerechten Nutzung makromechanischer Drapiersimulationen<br />
für Biaxialgelege. Dissertation, TU Dresden, 2018<br />
62. Miadowitz, Thomas: Beitrag zur Entwicklung blasgeformter Kernstrukturen für die<br />
Fertigung von CFK-Hohlprofilen. Dissertation, TU Dresden, 2019<br />
63. Spitzer, Sebastian: Zur werkstoffgerechten Gestaltung und Auslegung hybrider Antriebswellen<br />
in Metall/Faser-Kunststoff-Verbund-Bauweise. Dissertation, TU Dresden, 2019<br />
145
AUF IN DIE NÄCHSTEN 25 JAHRE<br />
– FÜR NACHWUCHS IST IN JEDEM FALL GESORGT<br />
146<br />
Foto © Tanja Kirsten