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Festschrift ILK

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Schriftenreihe des Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

25 Jahre <strong>ILK</strong><br />

Rückblicke, Einblicke<br />

und Ausblicke<br />

<strong>Festschrift</strong> zum 25. Jubiläum des Instituts für<br />

Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

der Technischen Universität Dresden


25 Jahre <strong>ILK</strong><br />

Rückblicke, Einblicke<br />

und Ausblicke<br />

<strong>Festschrift</strong> zum 25. Jubiläum des Instituts für<br />

Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

der Technischen Universität Dresden


IMPRESSUM<br />

Titel:<br />

25 Jahre <strong>ILK</strong>: Rückblicke, Einblicke und Ausblicke<br />

<strong>Festschrift</strong> zum 25. Jubiläum des Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik der<br />

Technischen Universität Dresden<br />

Band 1 der Reihe:<br />

Schriftenreihe des Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik (<strong>ILK</strong>) der<br />

Technischen Universität Dresden<br />

Herausgeber:<br />

Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (<strong>ILK</strong>) der Technischen Universität Dresden<br />

Verlag:<br />

Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (<strong>ILK</strong>) der Technischen Universität Dresden<br />

Publ. 2019<br />

Dresden<br />

1. Auflage<br />

ISBN: 978-3-86780-598-8<br />

Gefördert durch die Sächsische AufbauBank (SAB)<br />

Layout und Gestaltung durch Jagdfieber GmbH & Co. KG<br />

Gedruckt von siblog - Gesellschaft für Dialogmarketing, Fulfillment & Lettershop mbH<br />

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere<br />

die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und<br />

Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder Vervielfältigung auf anderen Wegen und<br />

der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung,<br />

vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch<br />

im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes<br />

der Bundesrepublik Deutschland zulässig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen<br />

des Urheberrechtsgesetzes.<br />

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit<br />

Steuermitteln auf Grundlage des von<br />

den Abgeordneten des Sächsischen<br />

Landtags beschlossenen Haushaltes.


INHALT<br />

Vorwort 7<br />

Grußworte 9<br />

Leichtbau in Dresden 23<br />

Prägende Projekte und strategische Kooperationen 67<br />

Technologietransfer und Ausgründungen 89<br />

<strong>ILK</strong> als Sprungbrett – Gastbeiträge von 99<br />

Zukünftige Herausforderungen 113


ANZEIGE<br />

Wir sind innovative Vorreiter<br />

Rolls-Royce geht mit modernsten Technologien voran, um umweltfreundliche, sichere und<br />

wettbewerbsfähige Lösungen für den weltweiten Antriebs- und Energiebedarf anzubieten.<br />

Ob wir hybrid-elektrische Antriebssysteme für die nächste Generation der Luftfahrt<br />

entwickeln oder gemeinsam mit den herausragenden Wissenschaftlern unseres universitären<br />

Technologiezentrums an der TU Dresden die Leichtbaukonzepte der Zukunft erforschen, bei<br />

uns dreht sich alles um Innovation.<br />

www.rolls-royce.de


VORWORT<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (<strong>ILK</strong>) der Technischen Universität Dresden feiert<br />

in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Der seit 1994 entwickelte werkstoff- und branchenübergreifende<br />

Ansatz und das Dresdner Modell des funktionsintegrativen Systemleichtbaus in<br />

Multi-Material-Design sind Markenzeichen des <strong>ILK</strong> in Lehre und Forschung und sind inzwischen<br />

weltweit aufgegriffen worden.<br />

Das von Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Dr. h.c. Werner A. Hufenbach im Jahr 1994 mit einem<br />

kleinen Team aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der TU Clausthal und der TU Dresden gegründete<br />

Institut ist auf die heutige Anzahl von über 240 Mitarbeitenden angewachsen. Aus<br />

einer starken Grundlagenforschung heraus hat das <strong>ILK</strong> Maßstäbe gesetzt und eine national wie<br />

auch international sichtbare Stellung erreicht. Als Initiator und Sprecher zahlreicher strukturierter<br />

Programme der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie des sächsischen Spitzentechnologieclusters<br />

ECEMP konnten wegweisende Impulse auf dem Gebiet des Leichtbaus<br />

gegeben und in Lehre und Anwendung überführt werden. Die Studienrichtung Leichtbau mit<br />

rund 300 eingeschriebenen Studierenden als Inkubator des heute bestehenden internationalen<br />

Alumni-Netzwerkes, das große wissenschaftliche und industrielle Netzwerk des <strong>ILK</strong>, das Internationale<br />

Dresdner Leichtbausymposium als etablierter Branchentreff, die hohe Anzahl an Aus-<br />

Vorstand des <strong>ILK</strong> (v.l.n.r.): Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Math. Maik Gude, Prof. Dr.rer.nat. Hubert Jäger,<br />

Prof. Dr.-Ing. Niels Modler, Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Dr. h.c. Werner A. Hufenbach<br />

7


gründungen und Auszeichnungen sowie die vielen aus dem <strong>ILK</strong> hervor- und in Serie gegangenen<br />

Produkte, Methoden und Technologien sind nur einige Indikatoren für das erfolgreiche Wirken<br />

des Instituts in den letzten 25 Jahren. Seit 2014 haben Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Math. Maik Gude,<br />

Prof. Dr.rer.nat. Hubert Jäger und Prof. Dr.-Ing. Niels Modler gemeinsam die Leitung des <strong>ILK</strong><br />

übernommen und die grundlagen- wie auch anwendungsorientierte Forschung kontinuierlich<br />

weiterentwickelt. Mit einem starken Fokus auf durchgängige, digitalisierte und skalenübergreifende<br />

Entwicklungsketten, Internationalisierung, regionale und überregionale Kooperationen<br />

sowie auf den beschleunigten Technologietransfer werden nachhaltige Leichtbaulösungen für<br />

den Fahrzeug-, Maschinen- und Anlagenbau, die Luft- und Raumfahrt sowie die Energie-, Medizin-<br />

und Umwelttechnik entwickelt.<br />

25 Jahre erfolgreiches Wirken in der Nachwuchsförderung, in Forschung und Entwicklung sowie<br />

im Technologietransfer sind Anlass, die Vergangenheit Revue passieren zu lassen und aufbauend<br />

auf dem Erreichten optimistisch in die Zukunft zu blicken. Wir bedanken uns bei den zahlreichen<br />

fördernden Einrichtungen und Institutionen für die langjährige Unterstützung, bei allen<br />

Partnern, Freunden, Ehemaligen, Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern, die uns<br />

in unserer Forschung unterstützt haben, und insbesondere bei den engagierten und fachlich<br />

herausragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des <strong>ILK</strong> für das gemeinsame Wirken in den<br />

vielen Jahren und freuen uns auf eine weiterhin fruchtbare Zusammenarbeit.<br />

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre der vorliegenden <strong>Festschrift</strong>.<br />

Ihr <strong>ILK</strong> Vorstand<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Math. Maik Gude<br />

Professur für Leichtbaudesign und Strukturbewertung<br />

Prof. Dr.rer.nat. Hubert Jäger<br />

Professur für Systemleichtbau und Mischbauweisen<br />

Sprecher des Vorstandes<br />

Prof. Dr.-Ing. Niels Modler<br />

Professur für Funktionsintegrativen Leichtbau<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Dr. h.c. Werner A. Hufenbach<br />

Seniorprofessur


GRUSSWORTE<br />

9


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DAS NETZWERK<br />

Networking & Events<br />

Marketing & Messen<br />

Kontakte & Projekte<br />

Wissen & Märkte<br />

Die Regionalabteilung CC Ost des Carbon Composites e. V. (CCeV) bündelt und stärkt<br />

die Kompetenzen für den Hochleistungsfaserverbund-Leichtbau im ostdeutschen<br />

Raum, vernetzt regionale Unternehmen mit dem Gesamtverein und bietet CCeV-<br />

Mitgliedern eine Plattform in Ostdeutschland.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen KMU, Großunternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

im CC Ost fördert die Vernetzung und damit die Weiterentwicklung und<br />

Vertiefung produktionsrelevanten Know-hows auf dem Gebiet der Faserverbundwerkstoffe<br />

und -technologien für Serienanwendungen.<br />

www.cc-ost.eu


PETER ALTMAIER<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ENERGIE<br />

Peter Altmaier<br />

Bundesminister für<br />

Wirtschaft und Energie<br />

Leichtbau ist eine Schlüsseltechnologie. Er steht für Innovation,<br />

Ressourceneffizienz und Klimaschutz. Er ist aber nicht nur ein Treiber<br />

von Energie- und Ressourceneffizienz. Durch innovative Materialien<br />

und Konstruktions-, Füge- und Fertigungsverfahren entstehen zudem<br />

Güter mit verbesserten Eigenschaften. Insbesondere im Zusammenspiel<br />

mit Digitalisierung, Industrie 4.0 und Bionik eröffnen sich hier<br />

neue Zukunftsmärkte.<br />

In diesem Umfeld hat sich das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

der TU Dresden in den 25 Jahren seit seiner Gründung fest<br />

etabliert und wegweisende Impulse gegeben. In zahlreichen Projekten<br />

der Grundlagenforschung und der anwendungsorientierten Forschung<br />

hat es Innovationen geschaffen und den Boden bereitet für seine<br />

ebenso vielfältigen wie erfolgreichen Aktivitäten im Bereich des Technologietransfers<br />

– und es tut dies weiterhin. Dies belegen etliche vom<br />

<strong>ILK</strong> und seinen Ausgründungen gewonnene Innovations- und Technologiepreise.<br />

Mit der nationalen Forschungsplattform FOREL und den<br />

darin entwickelten Leichtbauweisen und aufgebauten Prozessketten<br />

hat das <strong>ILK</strong> zudem eine hervorragende Ausgangsbasis geschaffen, um<br />

branchen- und materialübergreifend Leichtbaulösungen noch schneller<br />

in die breite industrielle Anwendung zu überführen.<br />

Darüber hinaus engagiert sich das <strong>ILK</strong> dafür, die Lehre und Praxis von<br />

Leichtbaumethoden, -werkstoffen und -technologien nicht nur in die<br />

universitären Studiengänge, sondern auch in die allgemeine Schul- und<br />

Berufsausbildung sowie in die Aus- und Weiterbildung zu integrieren.<br />

Damit unterstützt das <strong>ILK</strong> die deutschen Unternehmen, insbesondere<br />

den Mittelstand, bei der Umsetzung des Leichtbaus und der nachhaltigen<br />

Stärkung des Industriestandortes Deutschland.<br />

Ich beglückwünsche daher das <strong>ILK</strong> zu seinem Jubiläum und ermuntere<br />

es, den eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu beschreiten, damit<br />

wir gemeinsam unser Ziel erreichen, Deutschland als Leitmarkt für<br />

Leichtbautechnologien zu etablieren.<br />

11


EVA-MARIA STANGE<br />

STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST<br />

DES FREISTAATES SACHSEN<br />

Dr. Eva-Maria Stange<br />

Sächsische Staatsministerin<br />

für Wissenschaft und Kunst<br />

Der Wirtschafts- und Innovationsstandort Sachsen hat sich sehr positiv<br />

entwickelt. Maßgeblich dazu beigetragen haben die herausragenden<br />

wissenschaftlichen Leistungen in diversen Schlüsseltechnologien.<br />

Der Leichtbau und hier vor allem die Arbeit des Instituts für Leichtbau<br />

und Kunststofftechnik der TU Dresden haben einen besonderen Anteil<br />

daran, dass in den Zukunftsfeldern Mobilität und Energie die Hochtechnologie<br />

in Sachsen so stark vertreten ist. Das am <strong>ILK</strong> entwickelte<br />

und inzwischen auch europaweit Standard setzende Dresdner Modell<br />

des „Funktionsintegrativen Systemleichtbaus in Multi-Material- Design“<br />

dient dabei als Leitbild und Inkubator. So trägt die sächsische Leichtbauexpertise<br />

dazu bei, dass aus einer starken Grundlagenforschung<br />

heraus technologische Entwicklungen über eine Vielzahl an Ausgründungen<br />

und Ansiedlungen den Weg in die Produktion und auch Beschäftigung<br />

finden. Exemplarisch genannt seien Hightech-Bauteile, wie<br />

faserverstärkte Triebwerkseinlaufkegel und Leichtbaufelgen. Vergleichbares<br />

ist mit dem erst kürzlich ausgezeichneten Herstellungskonzept<br />

für Faser-Thermoplast-Verbund-Hohlprofile auf den Weg gebracht.<br />

Forschung und Entwicklung entfalten ihre höchste Wirkung durch<br />

den Wissens- und Technologietransfer. Aber auch Kooperationen der<br />

Hochschulen und Forschungseinrichtungen untereinander schaffen<br />

Mehrwert und helfen wichtige Synergien zu heben. Sachsen hat mit<br />

den drei technischen Universitäten in Chemnitz, Dresden und Freiberg<br />

gleich drei Hochschulen, die Leichtbauforschung auf internationalem<br />

Niveau betreiben. Die Gründung der Leichtbau-Allianz Sachsen e.V.<br />

als Verbund zwischen diesen drei Universitäten und weiteren Partnern<br />

war ein konsequenter Schritt, um im internationalen Wettbewerb<br />

durch Stringenz, Effizienz und Exzellenz zu überzeugen. Das SMWK<br />

unterstützt diese Initiativen und mit ihnen das <strong>ILK</strong> als wesentliche Säule<br />

finanziell und strukturell. Ich bin davon überzeugt, dass die Schlüsseltechnologie<br />

Leichtbau auch in den kommenden Jahren maßgeblich<br />

durch die Arbeit des <strong>ILK</strong> mitbestimmt wird.<br />

12<br />

Foto: © SMWK / Martin Förster


DIRK HILBERT<br />

LANDESHAUPTSTADT DRESDEN<br />

Dirk Hilbert<br />

Oberbürgermeister<br />

der Landeshauptstadt<br />

Dresden<br />

Wo einst eine ratternde und schnaubende Maschine war, aus der<br />

Wolken aufstiegen (damals noch dunkelgrau bis schwarz), bleibt in<br />

unserer Zeit die Wolke selbst als Symbol für Innovation und Fortschritt.<br />

Die Cloud weist den Weg in die digitale Zukunft. Weg mit dem analogen<br />

Ballast!<br />

„Weg mit Ballast“ – das könnte auch ein gutes Motto für die Leichtbauforschung<br />

sein. Doch in Dresden strebt sie schon lange nicht mehr<br />

allein nach Masseminimierung. Der moderne Leichtbau legt seine Kraft<br />

in die Funktions- und Bauteilintegration bei gleichzeitiger Ressourceneffizienz<br />

und Fertigungsautomatisierung. Dank des Dresdner Modells<br />

eines Funktionsintegrativen Systemleichtbaus in Multi-Material-Design<br />

gehört das Kompetenzzentrum um das Institut für Leichtbau und<br />

Kunststofftechnik der TU Dresden zu den absoluten Schwergewichten<br />

im Leichtbau: in Deutschland und darüber hinaus, wie die hervorragende<br />

Vernetzung mit Singapur, Korea, China unterstreicht. Unternehmen<br />

und Politik schätzen die Expertise des <strong>ILK</strong>.<br />

Davon profitiert der gesamte Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort.<br />

Namhafte Experten für eine echte Schlüsseltechnologie vor Ort zu<br />

haben, die den Takt in Elektromobilität, Flugzeug- und Fahrzeugbau<br />

maßgeblich mitbestimmen, ist ein entscheidendes Argument für Unternehmen<br />

wie wissenschaftlichen Nachwuchs, hier die Zukunft mitzugestalten.<br />

Und natürlich partizipiert die Stadt selbst auf ihrem Weg<br />

zur Smart City vom Leichtbaucluster. Konsequent interdisziplinäre<br />

Arbeit ermöglicht es zum Beispiel, auf den Feldern SMART Energie oder<br />

SMART Mobility die Vision der vernetzten Stadt Wirklichkeit werden zu<br />

lassen.<br />

Da ist es logisch, dass der Leichtbau die Chancen der Digitalisierung<br />

nutzt und auch zum Thema seines diesjährigen Leichtbausymposiums<br />

macht. Das <strong>ILK</strong> setzt Trends – und das nun schon seit 25 Jahren. Damit<br />

die äußerst erfolgreiche Leichtbauhistorie fortgeschrieben werden<br />

kann, stärkt die Landeshauptstadt Dresden den Leichtbau beim Aufbau<br />

eines neuen Transfer- und Technologiezentrums.<br />

Ich hoffe, dass wir damit einen Ort schaffen, an dem auch zukünftig<br />

innovative Ideen in die Praxis überführt werden können. Viel Erfolg!<br />

13


HANS MÜLLER-STEINHAGEN<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT DRESDEN<br />

Prof. Dr.-Ing. habil.<br />

DEng/Auckland<br />

Hans Müller-Steinhagen<br />

Dr. h.c. mult.<br />

Rektor der TU Dresden<br />

Was wären Dresden und unsere Universität ohne das <strong>ILK</strong>? Ganz sicher,<br />

um einiges ärmer an zukunftsweisenden Innovationen. Maßgeblich<br />

gestaltet das <strong>ILK</strong> die Leichtbau- und Materialforschungshauptstadt<br />

Dresden mit und prägt die wirtschaftliche Entwicklung und Positionierung<br />

des Wissenschaftsstandorts Dresden. Auf einzigartige Weise hat<br />

es sich in den vergangenen 25 Jahren als innovatives Institut weit über<br />

die Grenzen Deutschlands hinaus fest etabliert.<br />

Der Leichtbau als Querschnittsdisziplin steht in besonderem Maße für<br />

das Leitmotiv der TU Dresden als synergetische Universität. Daher ist<br />

das <strong>ILK</strong> integraler Bestandteil starker Forschungsverbünde: Die einzigartige<br />

Forschungsallianz DRESDEN-concept, der Materialforschungsverbund<br />

Dresden (MFD) e. V. und das Research Center Carbon Fibres<br />

(RCCF) bieten gemeinsam mit der Leichtbau-Allianz Sachsen einen<br />

idealen Nährboden für zukunftsfähige Leichtbaulösungen und -entwicklungen<br />

aus Dresden.<br />

Dass das Forschungsfeld Leichtbau nicht nur für die TU Dresden ein<br />

strategisch wichtiges Thema ist, zeigt das Internationale Dresdner<br />

Leichtbausymposium. Diese Tagung bringt als jährliches Forum Vertreter<br />

aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammen, um sich<br />

über richtungsweisende Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auszutauschen<br />

und neuartige Werkstoffe, Technologien und Systeme auf<br />

ihre Zukunftsfähigkeit zu prüfen.<br />

Wie Ergebnisse erfolgreich aus der universitären Forschung in die industrielle<br />

Praxis transferiert werden, zeigt das <strong>ILK</strong> mit dem Rolls-Royce<br />

University Technology Centre (UTC) und der nationalen BMBF-Forschungsplattform<br />

FOREL sowie der großen Zahl an Ausgründungen.<br />

Diese enge Vernetzung mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen<br />

sowie den Marktführern und innovativen Start-ups im<br />

Bereich Leichtbau, Maschinen- und Anlagenbau bietet Studierenden<br />

aus aller Welt praxisnahe Aufgabenfelder und spannende Perspektiven.<br />

Im Namen aller Mitglieder des Rektorats wünsche ich dem <strong>ILK</strong> auch für<br />

das nächste Vierteljahrhundert viel Innovationskraft und Erfolg.<br />

14<br />

Foto: © Frank Johannes


PAUL STEIN<br />

ROLLS-ROYCE PLC<br />

I am pleased to see that <strong>ILK</strong> is celebrating its 25th anniversary in 2019.<br />

When Rolls-Royce reached agreement in 2006 that TU Dresden would<br />

become host to one of the Company’s flagship University Technology<br />

Centres (UTCs), the second UTC established in Germany, <strong>ILK</strong> was already<br />

an important partner through close collaboration and strong<br />

support to the company since the late 1990s. The head of the <strong>ILK</strong> institute<br />

was nominated as director of the UTC in “Lightweight Structures,<br />

Paul Stein<br />

Chief Technology Officer Materials and Robust Design”, with the UTC now incorporating four<br />

of Rolls-Royce plc more institutes since inception.<br />

<strong>ILK</strong> is a key academic partner for Rolls-Royce, particularly in the field of<br />

composite materials, and is active in critical areas of advanced design<br />

& fabrication technologies, modelling & simulation methods, and develops test facilities and<br />

testing methods. <strong>ILK</strong> has supported the development of scaled composite fan blade designs,<br />

for example assessing the response of blades to impact and deformation, providing test results<br />

and design conclusions that have significantly assisted the composite fan blade development<br />

by Rolls-Royce. <strong>ILK</strong> was also a key partner for the development of a composite radial drive shaft<br />

which was introduced into the new ‘Pearl 15’ business jet engine. Another outstanding example<br />

is the development, build and operation of unique rotating rigs for fan blade-off tests, validating<br />

lightweight composite casings and allowing assessment of blade tip clearance and associated<br />

sealing of air gaps. This was acknowledged by an award provided to UTC Dresden at the annual<br />

UTC Directors’ seminar in 2017.<br />

The single piece composite nose cone, developed as retrofit for the BR715 engine, became<br />

baseline design for all newly developed Rolls-Royce engines up to the recent Trent XWB. This<br />

development started with a diploma thesis at <strong>ILK</strong>, was continued as an R&T project 2004-2007<br />

and is today an important product line of the company EAST-4D® Carbon Technology GmbH in<br />

Dresden, a spin-off from <strong>ILK</strong>. Another spin-off is the Leichtbauzentrum Sachsen GmbH (LZS), focusing<br />

on manufacturing methods and testing, especially regarding composite materials, which<br />

became a certified test house for Rolls-Royce Deutschland in 2017 and is still closely collaborating<br />

with <strong>ILK</strong>.<br />

On an international scale, <strong>ILK</strong> is collaborating intensively with the UTC for Composite Materials<br />

in Bristol, UK, including an exchange of PhD researchers. This successful collaboration has motivated<br />

Rolls-Royce recently to cluster both UTC’s into the research theme ‘Lightweight Structures’<br />

to foster an even more fruitful partnership in the future.<br />

Many of the <strong>ILK</strong> students and PhD graduates completed their theses on Rolls-Royce projects,<br />

and have subsequently started their career with Rolls-Royce companies. In addition, the close<br />

collaboration has resulted in multiple patents being granted in cooperation with Rolls-Royce.<br />

I look forward to continuing the successful collaboration between Rolls-Royce and TU Dresden<br />

<strong>ILK</strong>, and the ongoing contribution to our global competitiveness.<br />

15


JAN SZMIDT UND JAROSŁAW MIZERA<br />

WARSAW UNIVERSITY OF TECHNOLOGY<br />

Prof. dr hab. inż<br />

Jan Szmidt<br />

Rector of Warsaw<br />

University of Technology<br />

Prof. dr hab. inż<br />

Jarosław Mizera<br />

Dean of Faculty of<br />

Materials Science and<br />

Engineering Warsaw<br />

University of Technology<br />

It is our great pleasure and privilege to congratulate on the 25th anniversary<br />

of Institute of Lightweight Engineering and Polymer Technology<br />

at Technische Universität Dresden.<br />

<strong>ILK</strong> is the internationally recognized and acknowledged institute for<br />

research, development and student training in the area of function-integrative<br />

system lightweight engineering in multi-material design.<br />

<strong>ILK</strong> of Technische Universität Dresden (TUD) and Warsaw University<br />

of Technology (WUT) have entered into mutually beneficial collaborations<br />

in the field of materials science, engineering and technology<br />

related to their research and educational activities in the framework<br />

of Memorandum of Understanding signed by Rectors of both Universities<br />

on October 1992 and later on May 2014. Rectors of TUD and WUT<br />

expressed their full support to the efforts of strengthening German–<br />

Polish collaboration in science and engineering. The collaboration aims<br />

to provide educational and economic benefits to German, Polish and<br />

European business.<br />

As an example, a project jointly funded by the Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

and the Polish Ministry of Science and Higher Education for<br />

six years with seven partners on 3D textile-reinforced aluminium-matrix<br />

composites is worth to be mentioned. Other outstanding examples of<br />

our fruitful collaboration are conducted in the framework of Electromobility+<br />

and the “Polish-German Sustainability Research” of MNiSW and<br />

BMBF.<br />

<strong>ILK</strong> is a key partner for WUT in exchanging of students and scientists<br />

e.g. in the framework of ERASMUS+ mobility programme. A Framework<br />

Agreement Concerning Mutual Supervision and Proceedings of PhD<br />

Dissertation was signed by Rectors of both Universities in May 2017.<br />

The intensive activities are reflected in a remarkable number of more<br />

than 80 international students and scientists works, internships and<br />

research stays as well as a large number of common binational publications.<br />

We are looking forward to a continued successful collaboration with <strong>ILK</strong><br />

and wish success in promoting science and further achievements.<br />

16


JAE-MIN HONG<br />

KOREA INSTITUTE OF SCIENCE AND TECHNOLOGY<br />

Dr. Jae-Min Hong<br />

Director General of KIST,<br />

Jeonbuk Branch<br />

The Institute of Advanced Composite Materials at the Korea Institute of<br />

Science and Technology (KIST) was established to develop composite<br />

materials that go beyond existing limits and become a renowned R&D<br />

institute in composite industries. It is obvious that global networks with<br />

advanced research institutes that have both fundamental experience<br />

and facilities play an important role in achieving such goals. For this<br />

reason, KIST and the Institute of Lightweight Engineering and Polymer<br />

Technology signed a cooperation agreement in 2016.<br />

On that basis, researchers from KIST and <strong>ILK</strong> visited each other’s sites<br />

in pursuit of substantial collaborations: KIST and <strong>ILK</strong> hosted a joint<br />

conference in South Korea; KIST researchers attended the 1st International<br />

Colloquium on Tailored Carbon Fibers in Dresden in order to<br />

discuss carbon fiber technologies with representative scientists from<br />

all over the world. KIST also participated in the International Dresden<br />

Lightweight Symposium. This symposium intended to reveal paths for<br />

international cooperation, serving as a great opportunity for KIST to<br />

introduce its ongoing research to South Korean and German attendees<br />

from various institutes, universities and companies. In 2018, Prof.<br />

Hubert Jäger was invited as Key Note Speaker to the annually organized<br />

KIST Composite Conference International. Furthermore three <strong>ILK</strong><br />

scientists used a research stay of several weeks at KIST to investigate<br />

3D-printed multi-material lightweight structures and to carry out investigations<br />

on alternative stabilization methods for the production of nanomodified<br />

carbon fibres.<br />

In 2019, this constructive relationship will be strengthened by a student<br />

exchange programme. In addition, our research collaborations will lead<br />

to fruitful and meaningful results: We are currently preparing joint research<br />

projects and scientific publications.<br />

In 2019, this constructive relationship will become firmer and stronger<br />

through a student-exchange program. In the last two years, it was only<br />

German graduate students from <strong>ILK</strong> visiting KIST; fortunately, the current<br />

plan is for Korean graduate students to visit and conduct research<br />

with support from the European Erasmus+ mobility program. In addition,<br />

our research collaborations will be summarized through fruitful<br />

and meaningful results to prepare for publication in 2019.<br />

We greatly appreciate this close partnership with the <strong>ILK</strong> and look forward<br />

to our further cooperation. We wish the management board and<br />

its team all the best for the 25th anniversary of the institute.<br />

17


MICHAEL GEHDE<br />

WISSENSCHAFTLICHER ARBEITSKREIS DER UNIVERSITÄTSPROFESSOREN<br />

DER KUNSTSTOFFTECHNIK<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Michael Gehde<br />

Sprecher des Vorstands<br />

des WAK<br />

Seit nunmehr 25 Jahren leistet das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

der Technischen Universität Dresden einen wesentlichen Beitrag<br />

zur Forschung und wissenschaftlichen Ausbildung im Bereich der<br />

Kunststofftechnik und insbesondere des Leichtbaus.<br />

Seit 2002 ist die Institutsleitung Mitglied im Wissenschaftlichen Arbeitskreis<br />

der Universitäts-Professoren der Kunststofftechnik (WAK), der<br />

persönliche Mitgliedschaften pflegt, Prof. Hufenbach seit 2002 und<br />

Prof. Gude seit 2016. Das <strong>ILK</strong> trägt maßgeblich zur wissenschaftlichen<br />

und fachlichen Förderung der Kunststofftechnik über den Erfahrungsaustausch<br />

mit Personen, Institutionen und Forschungsverbänden bei.<br />

Insbesondere prägt das <strong>ILK</strong> seit 25 Jahren das Gebiet des Funktionsintegrativen<br />

Systemleichtbaus in Multi-Material-Design und zeigt die Bedeutung<br />

der Kunststoffe und Kunststoffverbunde anhand innovativer<br />

Bauteile und zugehöriger ressourceneffizienter Verarbeitungs- und Fertigungstechnologien<br />

branchenübergreifend auf.<br />

Das <strong>ILK</strong> ist durch seine wissenschaftlichen Publikationstätigkeiten, Netzwerkaktivitäten<br />

und vor allem durch das Internationale Dresdner Leichtbausymposium<br />

als etablierter Branchentreff ein Kernakteur der Öffentlichkeitsarbeit<br />

auf dem Gebiet der Kunststofftechnik. Hervorzuheben<br />

ist die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der eigens<br />

etablierten Studienrichtung Leichtbau mit jährlich über 80 Absolventen.<br />

Die hohe Qualität der wissenschaftlichen Ausbildung von Studierenden<br />

und Promovenden am <strong>ILK</strong>, die sich in den vergangenen Jahren u. a. in<br />

der Verleihung zahlreicher WAK-Preise an <strong>ILK</strong>-Absolventen widerspiegelt,<br />

ist eine national wie international anerkannte Leistung des <strong>ILK</strong> und<br />

wichtige Voraussetzung für die Innovationskraft unseres Landes.<br />

Als Vorstandssprecher des WAK möchte ich herzlich zum 25-jährigen<br />

Jubiläum gratulieren und freue mich auf eine weiterhin partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit.<br />

18


PETER DAHLMANN<br />

STAHLINSTITUT VDEH<br />

Dr.-Ing. Peter Dahlmann<br />

Geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied des<br />

Stahlinstituts VDEh<br />

Auch wenn der Name des Institutes „…und Kunststofftechnik“ zunächst<br />

einen stark einseitig werkstoffbezogenen Eindruck erweckt, so<br />

hat das <strong>ILK</strong> im Laufe der Jahre durch seine Aktivitäten bewiesen, dass<br />

es als eine von nur wenigen Forschungseinrichtungen in Deutschland<br />

werkstoff- und produktübergreifende Lösungen für den Leichtbau<br />

praxisnah entwickelt. „Der beste Werkstoff an der richtigen Stelle entsprechend<br />

den Anforderungen“ ist immer Leitbild seiner Forschungsaktivitäten<br />

gewesen.<br />

Heutzutage gängig gewordene Begriffe wie „funktionsintegrierter Systemleichtbau“<br />

und „Multi-Material-Design“ oder auch „ressourcenschonender<br />

Leichtbau“ sind maßgeblich durch dieses Institut geprägt<br />

worden und längst in den Köpfen der „Leichtbauer“ verankert. Entscheidend<br />

dabei ist, dass es stets um die Entwicklung technologisch<br />

und ökonomisch umsetzbarer Lösungen ging und geht. Interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren, Naturwissenschaftlern,<br />

Mathematikern und im Hinblick auf die Anforderungen durch die Digitalisierung<br />

zunehmend auch Informatikern ist dabei unabdingbare<br />

Voraussetzung, die das Institut immer gefördert hat.<br />

In zahlreichen Kooperationen hat das <strong>ILK</strong> gemeinsam mit der Stahlindustrie<br />

Entwicklungen in den Bereichen „Stahl als Leichtbauwerkstoff“<br />

oder „Innovative Stahlanwendungen“ vorangetrieben. Es war und ist<br />

Partner in öffentlich geförderten Forschungsprojekten, z. B. zu Themen<br />

wie Stahlblech-Mehrschichtverbunde, Noppen- und Trapezbleche. Hybride<br />

Lösungen bis hin zu Technologiedemonstratoren für Automobile<br />

sorgen für völlig neue Leichtbauansätze.<br />

Gleichzeitig verschafft der technisch-wissenschaftliche Austausch mit<br />

Wissenschaftlern des Institutes der Stahlindustrie wertvolle Anregungen,<br />

Kundenwünsche im Bereich Leichtbau zu erfüllen. Aus Sicht<br />

der Stahlindustrie stellt das Institut darüber hinaus eine wertvolle Rekrutierungsmöglichkeit<br />

für den wissenschaftlichen Nachwuchs dar.<br />

Jährliches Highlight seit 1997 ist das „Dresdner Leichtbausymposium“.<br />

Dieses bietet die in Deutschland einzigartige Möglichkeit des technisch-wissenschaftlichen<br />

Austausches zwischen Experten der diversen<br />

Werkstoff- und Produktbranchen.<br />

Der VDEh gratuliert dem <strong>ILK</strong> zu seinem 25-jährigen Bestehen und<br />

wünscht ihm weiterhin Kreativität, Ideen und Innovationen für die permanent<br />

bedeutend bleibenden Leichtbaulösungen!<br />

19


JENS KATZEK<br />

AUTOMOTIVE CLUSTER OSTDEUTSCHLAND<br />

Dr. Jens Katzek<br />

Geschäftsführer der<br />

ACOD GmbH<br />

Ostdeutschland ist eine Region mit Auto-Herz und Auto-Verstand.<br />

Seit der deutschen Wiedervereinigung wird mit den Ansiedlungen von<br />

BMW, Porsche, Volkswagen, Opel und Mercedes-Benz an diese industriellen<br />

Traditionen angeknüpft. Dabei ging es von Anfang an darum, die<br />

bestehenden Ressourcen an Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />

zu bündeln, Synergien zu nutzen und gemeinsame Ziele umzusetzen.<br />

Mit dieser Vision wurde im Jahre 2002 die Idee für eine Initiative geboren,<br />

die 2006 schließlich zur Gründung des Automotive Cluster Ostdeutschland<br />

(ACOD e.V.) führte.<br />

Das <strong>ILK</strong> gehört – zusammen mit BMW, Volkswagen und Opel – zu den<br />

Mitbegründern des ACOD. Denn der Leichtbau ist ein für den Fahrzeugbau<br />

besonders bedeutendes Themenfeld. So schafft die Arbeit im<br />

ACOD-Kompetenzcluster „Leichtbau/Exterieur“ unter Leitung des <strong>ILK</strong><br />

die Voraussetzung für den weiteren Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Marktpotentiale in Ostdeutschland. Auch für die Sicherung des<br />

Fachkräftenachwuchses in den ostdeutschen Unternehmen sind das<br />

<strong>ILK</strong> und die anderen im ACOD vertretenen Universitäten und Hochschulen<br />

von enormer Bedeutung.<br />

Seit 25 Jahren liefert das <strong>ILK</strong> nicht nur hervorragende Wissenschaft<br />

und Entwicklungs-Know-how, sondern versteht sich immer auch als<br />

Teil einer Gemeinschaft. So hat sich das <strong>ILK</strong> im Rahmen zahlreicher<br />

Netzwerk-Events, Projektkooperationen und Messebeteiligungen aktiv<br />

in die Netzwerkarbeit des ACOD eingebracht, mit dem ACOD gemeinsame<br />

Ziele umgesetzt und Forschungsprojekte unter Beteiligung des<br />

ACOD durchgeführt – zu nennen sind an dieser Stelle beispielsweise<br />

das BMBF-Innovationsforum „Hochleistungsfaserverbund - Etablierung<br />

wettbewerbsfähiger Fertigungsketten“ und das Forschungsprojekt<br />

AMARETO. Das <strong>ILK</strong> hat hier in den vergangenen Jahren einen wertvollen<br />

Beitrag zum Wissenstransfer geleistet und damit zur Stärkung<br />

der Innovationskraft sowie Erhöhung der Wertschöpfung in den neuen<br />

Ländern beigetragen.<br />

Wir wünschen unserem Partner, dass er seinen erfolgreichen Weg<br />

auch in der Zukunft fortsetzt und wollen ihn dabei nach Kräften unterstützen!<br />

20


WOLFGANG GÖHLER<br />

KOMPETENZZENTRUM FÜR LUFT- UND RAUMFAHRTTECHNIK<br />

Dr. Wolfgang Göhler<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

des LRT<br />

Die Grundlage der Luft-und Raumfahrt-Industrie in Sachsen ist die Innovationskraft<br />

von gut ausgebildeten Ingenieuren und Technikern. Ein<br />

Kerngebiet, ohne das Luftfahrt nicht möglich wäre ist der Leichtbau.<br />

Für beides, die Ausbildung von Ingenieuren und die Weiterentwicklung<br />

des Leichtbaus steht das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

an der Technischen Universität Dresden.<br />

Wenn weltweit unter Wissenschaftlern und Ingenieuren, nicht nur in<br />

der Luft- und Raumfahrt, der Standort Dresden heute neben der Mikroelektronik<br />

auch für Exzellenz im Leichtbau und Materialwissenschaft<br />

bekannt ist, trägt das <strong>ILK</strong> einen gewichtigen Teil dazu bei.<br />

Für die Unternehmen des Kompetenzzentrums für Luft- und Raumfahrttechnik<br />

Sachsen/Thüringen e.V. (LRT) ist das <strong>ILK</strong> einerseits gefragter<br />

Kooperationspartner, andererseits aber ein wichtiger Impulsgeber<br />

für neue innovative Lösungen und Orientierungspunkt bei den<br />

Herausforderungen der Digitalisierung.<br />

Ich konnte die Gründung des <strong>ILK</strong> durch Prof. Werner Hufenbach erleben,<br />

seine visionäre Tatkraft und Fähigkeit, Talente zu finden und zu<br />

binden. Ich darf heute mit seinen Nachfolgern zusammenarbeiten und<br />

bin dafür sehr dankbar. Die vergangenen 25 Jahre waren eine Erfolgsgeschichte.<br />

Ich bin sicher, die kommenden Jahre werden nicht weniger<br />

erfolgreich sein.<br />

21


RUDOLF KAWALLA<br />

LEICHTBAU-ALLIANZ SACHSEN E.V.<br />

Prof. Dr.-Ing. Prof. E.h. mult.<br />

Rudolf Kawalla<br />

Prorektor Forschung TU<br />

Bergakademie Freiberg<br />

Sprecher der Leichtbau der<br />

LAS<br />

Der Technologiestandort Sachsen blickt auf eine lange und erfolgreiche<br />

Geschichte zurück und gehört zu den wichtigsten Zentren des<br />

Maschinen- und Anlagenbaus, der Mikroelektronik sowie der Automobilindustrie<br />

in Deutschland und Europa. Dabei war das Zusammenwirken<br />

von Unternehmen und technologieorientierten Lehr- und<br />

Forschungseinrichtungen, insbesondere der sächsischen Technischen<br />

Universitäten und Fachhochschulen, seit den Anfängen der Industrialisierung<br />

immer ein entscheidender Erfolgsfaktor und wesentlicher Innovationsmotor.<br />

Ein besonderes Beispiel für die sächsische Tradition eines engen Miteinanders<br />

von exzellenter Wissenschaft und praktischer Anwendung von<br />

neuen Werkstoffen und Technologien ist das <strong>ILK</strong>, welches in diesem<br />

Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert. Die Erfolge des Institutes sind<br />

außerordentlich und zeugen sowohl von dem hohen Engagement und<br />

der Kompetenz der beteiligten Mitarbeiter als auch vom strategischen<br />

Geschick und Weitblick der Verantwortlichen, die das Institut seit seiner<br />

Gründung geführt haben.<br />

Mit dem Ziel, die in Sachsen vorhandenen, über mehrere Standorte<br />

und Einrichtungen verteilten exzellenten wissenschaftlichen Leichtbau-Kompetenzen<br />

noch enger miteinander zu verknüpfen und auf<br />

die Herausforderungen sächsischer Unternehmen zu fokussieren,<br />

wurde im Jahr 2017 unter maßgeblicher Mitwirkung auch des <strong>ILK</strong> der<br />

Leichtbau-Allianz Sachsen e.V. (LAS) gegründet. Durch diese sollen bestehende<br />

Synergien in der sächsischen Leichtbauforschung besser genutzt<br />

und erweiterte Forschungsmöglichkeiten für alle beteiligten Einrichtungen<br />

erschlossen werden.<br />

Die Mitglieder der Leichtbau-Allianz Sachsen setzen ihre vereinten<br />

Kräfte und Kompetenzen ein, um die überregionale und internationale<br />

Sichtbarkeit Sachsens als Technologiestandort für den Leichtbau<br />

sowie dessen Wahrnehmung im öffentlichen Bewusstsein und in der<br />

Politik zu erhöhen. Als Partner der sächsischen Wirtschaft knüpft das<br />

Netzwerk an die Tradition eines erfolgreichen Zusammenwirkens von<br />

Forschung und Anwendung an und stärkt Sachsen als zukunftsfähigen<br />

Leichtbaustandort.<br />

Für die Zukunft wünsche ich dem <strong>ILK</strong> eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung<br />

und freue mich auf eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit<br />

im Rahmen der Leichtbau-Allianz Sachsen.<br />

22


LEICHTBAU<br />

IN DRESDEN<br />

23


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HISTORIE DES LEICHTBAUS IN DRESDEN – ZUKUNFT HAT HERKUNFT<br />

LUFTFAHRT –<br />

URSPRUNG DES DRESDNER LEICHTBAUS<br />

Leichtbau – im Sinne eines effizienten Materialeinsatzes<br />

– kann bis an die Ursprünge der<br />

menschlichen Zivilisation verfolgt werden.<br />

Triebfedern waren entweder Werkstoffmangel<br />

oder der Wille zur Steigerung der Leistung. Der<br />

technische Begriff „Leichtbau“, wie er heute<br />

vorrangig verstanden wird, setzte sich aber<br />

letztlich erst mit der aufkommenden Luftfahrttechnik<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts durch.<br />

Zeppelin, Junkers und Heinkel stehen hier –<br />

neben vielen anderen – als besondere Vorreiter,<br />

die sich insbesondere um technologische<br />

Aspekte verdient gemacht haben.<br />

Eine bekannte Koryphäe des deutschen<br />

Leichtbaus war in dieser Zeit Prof. Dr.-Ing.<br />

Heinrich Hertel (* 13.11.1901 in Düsseldorf;<br />

† 05.12.1982 in Berlin), bis zu dem das technisch-technologische<br />

Fundament der Leichtbauforschung<br />

in Dresden letztlich zurückgeführt<br />

werden kann. Hertel definierte bereits<br />

eine Vielzahl der heutigen Begriffe des Leichtbaus,<br />

wie etwa die Differential- und Integralbauweise<br />

und veröffentlichte Standardwerke<br />

für die studentische Ausbildung in jener Zeit.<br />

Ab 1955 forschte er an der TU Berlin zu Flugzeugkonstruktionen.<br />

Im Zuge des überaus ambitionierten Luftfahrtprogramms<br />

der noch jungen DDR wurden<br />

am Standort Dresden zahlreiche Ingenieure<br />

und Techniker aus der gesamten Republik<br />

zusammengezogen sowie erste Produktionswerke<br />

in Dresden und Pirna geschaffen.<br />

Flankierend richtete die TH Dresden am<br />

01.09.1954 die Fakultät für Leichtbau ein. Als<br />

erste Schlüsselfigur für den damals entstehenden<br />

Leichtbaucampus Dresden-Johannstadt<br />

ist Prof. Dipl.-Ing. Hermann Landmann<br />

(* 16.02.1898 in Hermülheim; † 29.01.1977 in<br />

Dresden) zu nennen. Er war seit den frühen<br />

30er Jahren Weggefährte von Prof. Hertel,<br />

und nach Stationen in Stettin, Stuttgart und<br />

Rostock wurde er bereits am 01.07.1953 auf<br />

die neue Vorlauf-Professur für Leichtbaukonstruktion<br />

berufen. Ihm folgten schnell weitere<br />

namhafte Wissenschaftler:<br />

• Aerodynamik: Prof. Willy Richter<br />

• Gerätetechnik: Prof. Dr. Helmut<br />

Claussnitzer<br />

• Technologie des Leichtbaus:<br />

Prof. Dr. Walter Vandersee<br />

• Mechanik des Leichtbaus:<br />

Prof. Rudolf Müller<br />

Ihre Erfahrungen aus den Luftfahrt- und<br />

Rüstungsunternehmen des dritten Reiches<br />

bildeten den Grundstock für den Aufbau<br />

des Leichtbaustandortes Dresden. In diesen<br />

Aufbruchjahren entstand neben der Flugzeugwerft<br />

in Dresden Klotzsche (heutige Standorte<br />

von Flughafen, IMA Materialforschung<br />

und Anwendungstechnik GmbH sowie Elbe<br />

Flugzeugwerke GmbH) auch eine Reihe von<br />

Forschungsgebäuden in der Johannstadt, die<br />

noch heute bestehen:<br />

• April 1953: Baustelleneinrichtung für den<br />

Komplex Dürer-/Marschnerstraße<br />

• März 1954: Erstbezug der Gebäude<br />

• 01.09.1955: Umwidmung der ehemaligen<br />

Städtischen Gewerbeschule in der Elisenstraße<br />

(heutige Evangelische Hochschule<br />

Dresden) in eine Fachschule zur Ausbildung<br />

von Flugzeugbauern<br />

25


• 09.11.1956: Richtfest für den Windkanal<br />

• 1956: Baubeginn für die Versuchshalle<br />

(heutiges Kunststoff-Anwendungszentrum<br />

des <strong>ILK</strong> und Bruchversuchshalle) und die<br />

Triebwerkslaboratorien (heute Bereich<br />

Dynamik des Instituts für Festkörpermechanik),<br />

die aber wegen Geldmangels erst<br />

1958 fertiggestellt werden konnten<br />

• 1956: Umbildung der Fakultät Leichtbau<br />

zur Fakultät Luftfahrtwesen<br />

• 1957: Einweihung der Versuchshalle<br />

Marschnerstraße 30<br />

Von anfänglich 8 Lehrkräften wuchs die Belegschaft<br />

bis 1959 auf 57 Mitarbeiter an. Prof.<br />

Landmann begann mit der Entwicklung von<br />

Leichtflugzeugen (La 16 V1, La 16 V2 und La 17),<br />

welche unter Mithilfe der Zentralwerkstatt am<br />

Standort Dürerstraße gefertigt wurden.<br />

Am 31.08.1961 erfolgte die Auflösung der<br />

Fakultät Luftfahrtwesen. Die Lehrkräfte und<br />

Mitarbeiter wurden teilweise in das neu<br />

gegründete Institut für Leichtbau und ökonomische<br />

Verwendung von Werkstoffen (IfL,<br />

heute IMA) bzw. in die Industrie überführt.<br />

Dort bildeten sie u. a. den Kern der sächsischen<br />

Glasfaserindustrie mit Betrieben in<br />

Sebnitz (Composite Großserienfertigung etwa<br />

im Pultrusionsverfahren), Großröhrsdorf<br />

(GFK-Formteile in Serienproduktion etwa für<br />

den Automobilbau) und Radeburg (Großserienproduktion<br />

von GFK-Well- und Flachplattenproduktion,<br />

heute MITRAS Composites).<br />

An der Universität verblieb mit einem kleinen<br />

Stab nur Prof. Landmann, der in das Institut<br />

für Maschinenelemente und Getriebetechnik<br />

der damaligen Fakultät Maschinenbau eingegliedert<br />

wurde. Dort führte er noch bis 1966<br />

Lehrveranstaltungen durch. Landmann war<br />

u. a. Doktorvater von Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.<br />

rer. oec. Berthold Knauer und Dr.-Ing. Hubert<br />

Ochmann und legte so den Grundstein für den<br />

Präsentation Leichtflugzeug La 16 V2<br />

26


langfristigen Erfolg des Leichtbaus in Dresden.<br />

Der ebenfalls in den 50er Jahren entwickelte<br />

Plan der DDR, eine PKW-Produktion aufzubauen,<br />

scheiterte zunächst an den nicht<br />

vorhandenen Blechqualitäten für die Karosserieherstellung.<br />

Deshalb kamen die Entwickler<br />

im Zwickauer Fahrzeugwerk auf die Idee, die<br />

Beplankung einer von den Vorkriegsmodellen<br />

bekannten Holzkonstruktion (IFA F7 und F8)<br />

mit einem naturfaserverstärkten Duroplastwerkstoff<br />

vorzunehmen. 1962 entstand so im<br />

Institut für Holz- und Faserwerkstofftechnik<br />

der Fakultät Technologie unter der Leitung<br />

von Prof. Dr. Flemming die neue Studienrichtung<br />

Plastverarbeitung. Studieninhalte bezogen<br />

sich insbesondere auf die Technologien<br />

Extrusion, Spritzguss, Blasformen, Tiefziehen<br />

und Kalandrieren sowie auf die Konstruktion<br />

von Verarbeitungswerkzeugen. Ab 1969<br />

wurde innerhalb des Lehrstuhls Maschinenelemente<br />

(Prof. Dr. Fronius) unter Leitung<br />

von Prof. Berthold Knauer (* 02.07.1935 in<br />

Dresden; † 27.11.2017 in Schönbrunn) eine<br />

Arbeitsgruppe eingerichtet und die neue<br />

Vorlesung „Verstärkte Kunststoffe“ mit einer<br />

Rechenübung angeboten. Neben theoretischen<br />

Grundlagen der Faserverstärkung von<br />

Polymeren waren auch elementare Gestaltungsprinzipien<br />

und Verbindungstechniken<br />

des Leichtbaus Teil der Lehrinhalte.<br />

Ziel der sehr erfolgreichen Arbeitsgruppe<br />

war es, das vorhandene werkstofftechnologische<br />

und experimentelle Know-how besser<br />

auf die Bedürfnisse der ostdeutschen Industrie<br />

abstimmen zu können. Zu diesem Zweck<br />

wurde Prof. Knauer Anfang der 1970er Jahre<br />

ein Lehrstuhl für „Leichtbaukonstruktion und<br />

Polymertechnik“ gewidmet, der u. a. Lehrver-<br />

anstaltungen zu den Themen „Berechnung<br />

und Gestaltung von Plastbauteilen“, „Konstruieren<br />

mit verstärkten Hochpolymeren“,<br />

„Leichtbaukonstruktion“, „Methodisches Konstruieren<br />

- Grundlagen im Leichtbau“ und „Heuristik-Prognostik“<br />

bis 1991 anbot.<br />

DRESDEN-GÖTTINGEN-CLAUSTHAL-<br />

DRESDEN: EIN GLÜCKLICHER ZIRKELSCHLUSS<br />

Prof. Dr. rer. nat. Manfred Schäfer<br />

(* 30.04.1912 in Dresden; † 11.03.1996 in<br />

Göttingen) ist eine weitere Schlüsselfigur für<br />

den Erfolg des Dresdner Leichtbaus. Prof.<br />

Schäfer promovierte 1938 an der TH Dresden<br />

und arbeitete hier bis 1945 als wissenschaftlicher<br />

Assistent am Lehrstuhl für Technische<br />

Mechanik. In dieser Zeit lernte er auch Prof.<br />

Dr. rer. nat. Walter Tollmien (* 13.10.1900 in<br />

Berlin; † 25.11.1968 in Göttingen) kennen,<br />

der ein Schüler von Prof. Prandtl war und<br />

im November 1937 dem verstorbenen Prof.<br />

Trefftz auf dem Lehrstuhl für Technische<br />

Mechanik folgte.<br />

Im Zuge der Nachkriegswirren gelangten Prof.<br />

Schäfer und Prof. Tollmien bis nach Göttingen,<br />

wo beide an der Aerodynamischen Versuchsanstalt<br />

(AVA) bei Prof. Prandtl eine neue<br />

Anstellung erlangten. Nach der Umwandlung<br />

der AVA in das Max-Planck-Institut für Strömungsforschung<br />

wurde Prof. Schäfer ab 1957<br />

mit der Leitung der selbstständigen Abteilung<br />

für Gasdynamik betraut. Im selben Jahr erhielt<br />

er einen Ruf an die TH Dresden (Nachfolge<br />

Prof. Neubert) und 1960 nach Oxford, die<br />

er beide ablehnte. 1962 folgte er schließlich<br />

einem Ruf auf den Lehrstuhl für Technische<br />

Mechanik an der TH Clausthal. Im Folgenden<br />

befasste er sich mit zahlreichen Themen der<br />

27


Angewandten Mechanik sowie Fragestellungen<br />

aus seinem angestammten Gebiet, der<br />

Gasdynamik. Sein besonderes Interesse galt<br />

den räumlichen instationären Gasströmungen,<br />

der nichtlinearen eindimensionalen Akustik<br />

sowie der Druckwirkung von Detonationswellen<br />

auf Gebäude.<br />

Einer seiner wesentlichen Schüler war<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Werner A. Hufenbach<br />

(* 25.06.1942 in Essen). Von 1963 bis 1968<br />

studierte Werner A. Hufenbach Verformungskunde<br />

an der TH Clausthal. Im Anschluss war<br />

er als Wissenschaftlicher Assistent bei Prof.<br />

Schäfer am Institut für Technische Mechanik<br />

tätig, wo er 1973 zum Dr.-Ing. promoviert<br />

wurde. Dort gründete er die Abteilung für<br />

Angewandte Mechanik und Werkstoffmechanik<br />

und leitete sie im Range eines Professors.<br />

Die Habilitation folgte 1990. Seine Arbeitsschwerpunkte<br />

in dieser Zeit lagen vorwiegend<br />

auf dem Gebiet der Werkstoffmechanik, wobei<br />

faserverstärkte Verbundstoffe einen beträchtlichen<br />

Raum einnahmen.<br />

1989 - 2002: JAHRE DES UMBRUCHS<br />

UND DER BEGINN DES MULTI-MATERIAL-<br />

LEICHTBAUS<br />

Die politische Wende 1989 setzte im Osten,<br />

im Westen und auch für die TU Dresden<br />

einschneidende Veränderungen in Gang.<br />

Nach den unruhigen Wendejahren und der<br />

Verabschiedung von Prof. Knauer wurde 1992<br />

an der Fakultät für Verkehrswissenschaften<br />

der TU Dresden eine neue Professur mit der<br />

Widmung „Leichtbau und Kunststoffeinsatz“<br />

ausgeschrieben. Nach intensiven Verhandlungen<br />

mit Dekan Prof. Liebig wurde das<br />

Verfahren an die Fakultät Maschinenwesen<br />

übergeben, wo es unter Leitung von Dekan<br />

Prof. Holzweißig mit der Berufung von Prof.<br />

Hufenbach auf die „Professur für Leichtbau<br />

und Kunststofftechnik“ 1993 erfolgreich<br />

abgeschlossen wurde. 1994 folgte die Gründung<br />

des Instituts, das unikal beiden Fakultäten<br />

angehörte. In einem deutsch-deutschen<br />

Team von insgesamt 15 Mitarbeitern wurde<br />

von Beginn an auf wissenschaftlicher, sozialer<br />

und auch handwerklicher Ebene gemeinsam<br />

an einer neuen Zukunft gearbeitet. In<br />

dieser ersten Zeit war besonders Eigeninitiative<br />

gefragt, sodass mit viel Engagement erste<br />

Institutsräume im Bürogebäude Dürerstraße<br />

(DÜR) eigenhändig modernisiert und umgestaltet<br />

wurden. Im gleichen Jahr verteidigte<br />

Prof. Dr.-Ing. Jens Ridzewski als erster Diplomand<br />

des neuen Instituts seine Diplomarbeit<br />

mit dem Titel „Konstruktion und Fertigung von<br />

ebenen Fußbodenplatten und Frachtraumverkleidungen<br />

für Zivilflugzeuge“.<br />

Neben den infrastrukturellen Herausforderungen<br />

dieser Zeit stand wissenschaftlich vor allem<br />

die Kombination und Systematisierung<br />

der zwei unterschiedlichen Denkweisen und<br />

Lösungsansätze des neuen <strong>ILK</strong>-Teams im Vordergrund.<br />

Der technisch-technologische Ansatz<br />

der Dresdner wurde symbiotisch um das<br />

mathematisch-werkstoffmechanische Knowhow<br />

der Clausthaler ergänzt. Auf diesem vielversprechenden<br />

Fundament erwuchs das<br />

„Dresdner Modell“ als ein neuer, ganzheitlicher<br />

Leichtbauansatz, den Prof. Hufenbach<br />

bereits 1995 vorstellte. Ebenfalls in diesem<br />

Jahr wurde das erste neue Großgerät – der<br />

Hochleistungsrotorprüfstand BI4U – in Betrieb<br />

genommen. Das Gerät machte erste größere<br />

Baumaßnahmen erforderlich und war somit<br />

28


Vorbote kommender Bauprojekte am <strong>ILK</strong>.<br />

1997 war nicht nur aus wissenschaftlicher<br />

Sicht ein entscheidendes Jahr: Dr.-Ing.<br />

Hans-Günther Haldenwanger legte die erste<br />

Dissertation des Institutes zum Thema „Zum<br />

Einsatz alternativer Werkstoffe und Verfahren<br />

im konzeptionellen Leichtbau von Pkw-Rohkarosserien“<br />

vor und definierte hierin die<br />

noch heute gültigen fünf wesentlichen Leichtbauprinzipien<br />

(Form- bzw. Gestaltleichtbau,<br />

Stoffleichtbau, Verbundleichtbau, Konzeptleichtbau,<br />

Bedingungsleichtbau). Gleichzeitig<br />

startete die von Prof. Hufenbach initiierte<br />

und geleitete DFG-Forschergruppe (FOR 278)<br />

zum Thema „Textile Verstärkungen für Hochleistungsrotoren<br />

in komplexen Anwendungen“.<br />

In diesem Zusammenhang wurde in der<br />

Bruchversuchshalle ein Hochleistungsautoklav<br />

installiert, der absolut einzigarte Leistungsparameter<br />

aufwies. Im Juni 1997 wurde darüber<br />

hinaus das erste Dresdner Leichtbausymposium<br />

im Rathaus Dresden durchgeführt.<br />

Ein besonderer Meilenstein wurde mit der<br />

Einrichtung der Studienrichtung Leichtbau<br />

im Jahr 1999 erreicht. Schon mit dem ersten<br />

Jahrgang konnten ausgezeichnete Ingenieure<br />

herangebildet werden, die heute zu einer<br />

großen Alumnigemeinde (ca. 750 Personen)<br />

zählen und sich im Akademischen Club Leichtbau<br />

an der TU Dresden e.V. (ACL) eine mittlerweile<br />

etablierte Diskussionsplattform zum<br />

Wissens- und Technologieaustausch zwischen<br />

Industrie und Forschung gegeben haben.<br />

Gleichzeitig wurde mit der eigenen Studienrichtung<br />

für das Institut eine Quelle für hervorragende<br />

Nachwuchswissenschaftler erschlos-<br />

Anlieferung Hochleistungsautoklav (1998)<br />

29


sen, aus der sich inzwischen die überwiegende<br />

Mehrheit der Institutsmitarbeiter rekrutiert.<br />

2001 konnte das erste DFG-Schwerpunktprogramm<br />

(SPP 1123) „Textile Verbundbauweisen<br />

und Fertigungstechnologien für Leichtbaustrukturen<br />

des Maschinen- und Fahrzeugbaus“<br />

unter Leitung von Prof. Hufenbach<br />

eingerichtet werden.<br />

Zu Beginn des Jahres 2002 zählte das Institut<br />

rund 36 Mitarbeiter und war mit dem<br />

genehmigten Neubau des Leichtbau-Innovationszentrums<br />

(LIZ) gut aufgestellt, um einen<br />

großen Sprung an die Spitze der deutschen<br />

Leichtbauforschung zu wagen.<br />

DIE FLUT UND DER STARTSCHUSS<br />

FÜR EINE EINZIGARTIGE<br />

ERFOLGSGESCHICHTE<br />

Die verheerende Flut im August 2002 traf auch<br />

das Institut ins Mark. Wesentliche Prüfstände<br />

gingen verloren, zahlreiche Forschungsarbeiten<br />

kamen ins Stocken und der Neubau des<br />

LIZ musste zunächst zurückgestellt werden.<br />

Die besondere Kameradschaft und der unbedingte<br />

Wille des Teams lassen diese Umstände<br />

aus heutiger Sicht jedoch wie einen Glücksfall<br />

wirken. Gemeinsam konnten die Schäden<br />

überwunden und aus den bereitgestellten<br />

Mitteln neue, richtungsweisende Technik<br />

beschafft werden.<br />

Baugrube des 1.Bauabschnitt PEZ (2005)<br />

30


2004 war ein weiteres Schlüsseljahr für das<br />

Institut. Zum einen startete unter Leitung<br />

von Prof. Hufenbach der erste DFG-Sonderforschungsbereich<br />

(SFB 639) „Textilverstärkte<br />

Verbundkomponenten für funktionsintegrierende<br />

Mischbauweisen bei komplexen Leichtbauanwendungen“,<br />

der in den kommenden<br />

Jahren den wissenschaftlich-technologischen<br />

Herzschlag des Institutes bestimmte. Zum<br />

anderen wurden mit dem ersten Spatenstich<br />

für den Neubau des Leichtbau-Innovationszentrums<br />

(LIZ) die Wachstumssignale endlich<br />

auf grün gestellt. Nach nur einem Jahr Bauzeit<br />

fand am 24.11.2005 bereits das Richtfest<br />

statt, und der erste Fallversuch im Rahmen<br />

der bautechnischen Abnahme erfolgte am<br />

25.10.2006. Fast im Monatstakt folgten<br />

weitere Meilensteine, von denen hier nur<br />

einige genannt seien:<br />

• 2005 Erster Spatenstich für das Prozess-<br />

Entwicklungszentrum (PEZ)<br />

• 2006 Sanierung Kunststoff-Anwendungszentrum<br />

(KAZ)<br />

• 2006 Inbetriebnahme der Dieffenbacher-<br />

Schnellhubpresse<br />

• 2006 Einrichtung Rolls-Royce University<br />

Technology Centre (UTC)<br />

• 2007 100 Mitarbeiter<br />

• 2008 Erster Spatenstich für die Erweiterung<br />

des PEZ<br />

• 2009 Einrichtung des sächsischen Spitzentechnologieclusters<br />

ECEMP<br />

• 2010 Erstmals mehr als 10 Mio. Euro<br />

Drittmitteleinnahmen<br />

• 2011 200 Mitarbeiter<br />

• 2013 Gründung der Forschungsplattform<br />

FOREL<br />

Bereits frühzeitig wurden am Institut Nachwuchswissenschaftler<br />

gefördert und in die<br />

Verantwortung mit einbezogen.<br />

• 2000 Ernennung von Dr.-Ing. Lothar Kroll<br />

zum Leitenden Wissenschaftler<br />

• 2004 Bestellung von Dr.-Ing. Niels Modler<br />

zum Geschäftsführer des SFB 639<br />

• 2006 Ernennung von Dr.-Ing. Frank Adam<br />

zum Oberingenieur<br />

• 2006 Ernennung von Dr.-Ing. Maik Gude<br />

zum Leitenden Wissenschaftler<br />

• 2009 Bestellung von Dr.-Ing. habil. Maik Gude<br />

zum apl. Professor an der TU Dresden<br />

NEUE HORIZONTE<br />

Im September 2014 wechselte Prof. Hufenbach<br />

mit seiner langjährigen Erfahrung,<br />

wissenschaftlichen Erfolgen und seinen unzähligen<br />

hochrangigen Industriekontakten in die<br />

Funktion eines Seniorprofessors. Damit die<br />

vielfältigen Forschungsfelder des <strong>ILK</strong> strategisch<br />

adressiert werden können, wurden drei<br />

neue Professuren eingerichtet und mit Prof.<br />

Dr.-Ing. habil. Dipl.-Math. Maik Gude, Prof. Dr.<br />

rer. nat. Hubert Jäger und Prof. Dr.-Ing. Niels<br />

Modler komplementär besetzt.<br />

31


DAS INSTITUT FÜR LEICHTBAU UND KUNSTSTOFFTECHNIK DER<br />

TU DRESDEN IM JAHR 2019<br />

DIE TU DRESDEN<br />

Die aus der 1828 gegründeten Technischen<br />

Bildungsanstalt hervorgegangene Technische<br />

Universität Dresden ist heute eine der ausgewählten<br />

deutschen Exzellenzuniversitäten<br />

und gehört zu den forschungsstärksten Hochschulen<br />

Deutschlands und Europas. Als Technische<br />

Universität verfügt sie über ein nach<br />

Breite und Tiefe einmaliges Fächerspektrum<br />

mit einem Schwerpunkt in den Technik- und<br />

Naturwissenschaften. Derzeit forschen mehr<br />

als 8.000 Mitarbeiter in 18 Fakultäten bzw. 5<br />

Bereichen an der TU Dresden, die damit einer<br />

der größten Arbeitgeber in Ostdeutschland<br />

ist. Diese besondere Stellung in Sachsen,<br />

Ostdeutschland und Europa verpflichten sie<br />

besonders, die Interdisziplinarität der Wissenschaften<br />

zu fördern und zur gesellschaftlichen<br />

Integration der Wissenschaften beizutragen.<br />

Die gewachsenen Forschungsprofillinien der<br />

TU Dresden repräsentieren die heute forschungsstärksten<br />

Bereiche der TU Dresden,<br />

die sich durch besonders hohe Publikationsleistungen<br />

und Drittmittelaktivitäten auszeichnen.<br />

Hierzu tragen insbesondere die fünf<br />

Exzellenzcluster und die Graduiertenschule<br />

sowie zahlreiche Sonderforschungsbereiche<br />

und Graduiertenkollegs bei.<br />

FAKTEN ZUR TU DRESDEN<br />

Ca. 8.300 Beschäftigte<br />

(Platz 3 der größten Arbeitgeber<br />

in Mitteldeutschland<br />

nach Mitarbeitern)<br />

32.389 Studierende,<br />

42% der Studierenden kommen aus Sachsen,<br />

22% aus den alten Bundesländern und<br />

21% aus den weiteren neuen Bundesländern,<br />

15% aus dem Ausland (Stichtag: 01.11.2018).<br />

Seit 2012 ist die TU Dresden eine der<br />

elf Exzellenzuniversitäten Deutschlands.<br />

270<br />

Mio.€<br />

Drittmitteleinnahmen (im Jahr 2017)<br />

-<br />

32


///<br />

FÜNF BEREICHE MIT 18 FAKULTÄTEN<br />

Fakultät Chemie und Lebensmittelchemie<br />

Medizinische Fakultät<br />

Carl Gustav Carus<br />

Medizin<br />

Mathematik und<br />

Naturwissenschaften<br />

Fakultät Mathematik<br />

Fakultät Physik<br />

Fakultät Psychologie<br />

Ingenieurwissenschaften<br />

Fakultät Elektrotechnik und<br />

Informationstechnik<br />

Fakultät Informatik<br />

Fakultät Maschinenwesen<br />

Geistes- und<br />

Sozialwissenschaften<br />

Bau und Umwelt<br />

Fakultät Erziehungswissenschaften<br />

Juristische Fakultät<br />

Philosophische Fakultät<br />

Fakultät Architektur<br />

Fakultät Bauingenieurwesen<br />

Fakultät Sprach-, Literatur- und<br />

Kulturwissenschaften<br />

Fakultät Umweltwissenschaften<br />

Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“<br />

33


DER BEREICH INGENIEURWISSENSCHAFTEN<br />

Der Bereich Ingenieurwissenschaften an der<br />

TU Dresden genießt national und international<br />

einen ausgezeichneten Ruf. Fast 9.800<br />

Studierende, knapp ein Drittel aller Studierenden<br />

der TU Dresden, sind in diesem<br />

Bereich eingeschrieben, der die Fakultäten<br />

Maschinenwesen, Elektrotechnik und Informationstechnik<br />

sowie Informatik umfasst.<br />

Annähernd 2.000 Mitarbeiter an 40 Instituten<br />

und Zentren engagieren sich täglich für den<br />

Erfolg der Dresdner Ingenieurwissenschaften.<br />

Davon zeugt auch das hohe Drittmittelvolumen,<br />

denn der Bereich Ingenieurwissenschaften<br />

wirbt im Jahr durchschnittlich 95<br />

Millionen Euro ein – das entspricht rund 40 %<br />

des gesamten Drittmittelaufkommens der TU<br />

Dresden.<br />

DIE FAKULTÄT MASCHINENWESEN<br />

Die Fakultät Maschinenwesen war die Keimzelle<br />

für die Entwicklung der Technischen<br />

Universität Dresden und ist heute mit ihren<br />

5.600 Studierenden die größte Fakultät an<br />

der TU Dresden. Knapp 60 Millionen Euro<br />

Drittmitteleinnahmen pro Jahr zeugen von<br />

der Forschungsstärke der Fakultät. An 14 Instituten<br />

arbeiten derzeit 53 Professoren mit<br />

weit über 1.100 Mitarbeitern. Interdisziplinarität<br />

hat an der Fakultät Maschinenwesen<br />

seit jeher einen großen Stellenwert. Dies<br />

wird besonders sichtbar in dem breit aufgestellten<br />

Studienangebot und den vielfältigen<br />

Forschungsaktivitäten. Eine Besonderheit der<br />

Fakultät Maschinenwesen ist die Fortführung<br />

des international renommierten Abschlusses<br />

Diplomingenieur.<br />

DAS INSTITUT FÜR LEICHTBAU UND<br />

KUNSTSTOFFTECHNIK<br />

Eingebettet in dieses besondere Umfeld bietet<br />

das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

(<strong>ILK</strong>) seit 1994 ein breites Lehrangebot<br />

an und führt umfangreiche Forschungsarbeiten<br />

auf dem Gebiet beanspruchungs- und<br />

ressourcengerechter Leichtbaustrukturen<br />

und -systeme durch. Dabei wird ein systemischer<br />

werkstoff- und branchenübergreifender<br />

Ansatz zu Grunde gelegt. Die Mischbauweise<br />

nimmt hier gemäß dem bereits 1995 formulierten<br />

Dresdner Modell „Funktionsintegrativer<br />

Systemleichtbau im Multi-Material-Design“<br />

eine zentrale Stellung ein. Dabei wird die<br />

gesamte Bandbreite der Leichtbauwerkstoffe<br />

vom Stahl über Aluminium, Magnesium und<br />

Titan sowie Kunststoff bis hin zur Keramik entsprechend<br />

ihrem konstruktiv-technologischen<br />

Eigenschaftsprofil ebenso einbezogen wie<br />

Faserverbundwerkstoffe mit Kurzfaser-, Endlosfaser-<br />

oder Textilverstärkung.<br />

Entsprechend breit ist das <strong>ILK</strong>-Team fachlich<br />

und personell aufgestellt, das neben Ingenieurinnen<br />

und Ingenieuren (aus Maschinenbau,<br />

Werkstoffwissenschaften, Elektrotechnik, Bauingenieurwesen)<br />

auch Technomathematiker,<br />

Informatiker, Physiker und Wirtschaftsingenieure<br />

sowie zahlreiche technische Angestellte<br />

und studentische Hilfskräfte umfasst. Gerade<br />

die frühe Einbindung in zukunftsweisende<br />

Forschungsprojekte wirkt äußerst befruchtend<br />

auf die studentische Ausbildung und hier<br />

insbesondere auf die 1999 vom <strong>ILK</strong> eingerichtete<br />

unikale Studienrichtung „Leichtbau“, die<br />

mit ca. 80 Absolventinnen und Absolventen<br />

pro Jahr (inkl. Wirtschaftswissenschaften) eine<br />

konstant hohe Erfolgsquote aufweist.<br />

34


FAKTEN ZUM <strong>ILK</strong><br />

16 AUSGRÜNDUNGEN UND ANSIEDLUNGEN in den vergangen 25 Jahren<br />

1.050 FORSCHUNGSPROJEKTE<br />

MIT EINEM GESAMTUMSATZ VON 128 MIO. € (1993-2018)<br />

254 MITARBEITENDE & 300 EINGESCHRIEBENE STUDIERENDE<br />

(Stand 12/18)<br />

Fun Fact:<br />

262.000 gefahrene E-Fahrzeug-Kilometer<br />

in 2018<br />

35


Prof. Dr.-Ing. habil. Werner A. Hufenbach<br />

wurde 1993 auf den Lehrstuhl für Leichtbau<br />

und Kunststofftechnik berufen, gründete<br />

1994 das Institut und wechselte 2015 in den<br />

Status eines Seniorprofessors. Heute sind<br />

drei komplementär ausgerichtete Professuren<br />

unter dem Dach des Institutes vereint:<br />

Seit 2013 ist Prof. Dr.-Ing. Niels Modler<br />

Inhaber der Professur für Funktionsintegrativen<br />

Leichtbau. Zuvor war er nach mehrjähriger<br />

Tätigkeit in der Medizintechnikbranche<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter am <strong>ILK</strong> und<br />

schließlich Geschäftsführer des DFG-Sonderforschungsbereiches<br />

639. Prof. Dr.-Ing. habil.<br />

Maik Gude verantwortet seit 2014 das Gebiet<br />

Leichtbaudesign und Strukturbewertung. Er<br />

ist Prof. Hufenbach bereits 1995 von der TU<br />

Clausthal nach Dresden gefolgt und hat nach<br />

der Promotion und Habilitation sowie dem<br />

Aufstieg zum Leitenden Wissenschaftler und<br />

Bestellung zum apl. Professor am <strong>ILK</strong>, den<br />

Ruf auf die neu geschaffene Professur angenommen.<br />

Vervollständigt wurde das Professorenteam<br />

des <strong>ILK</strong> 2014 durch die Berufung<br />

von Prof. Dr. rer. nat. Hubert Jäger auf die<br />

Professur für Systemleichtbau und Mischbau-<br />

GESCHÄFTSBEREICHE VORSTAND<br />

Personal<br />

Prof. M. Gude<br />

Forschungskooperationen<br />

Prof. H. Jäger<br />

Finanzen<br />

Prof. N. Modler<br />

Forschungsberatung<br />

Prof. W. Hufenbach<br />

FACHGRUPPEN<br />

STABSSTELLEN<br />

Materialmodelle<br />

PD Dr. R. Böhm<br />

Leichtbauweisen<br />

Dr. F. Adam, Dr. S. Spitzer<br />

Berechnungsmethoden und Simulation<br />

Dr. B. Grüber, Dr. A. Hornig<br />

Thermoplastverfahren<br />

Dr. M. Krahl, T. Lebelt<br />

Duroplastverfahren und Preforming<br />

S. Geller<br />

Verbindungstechniken<br />

Dr. R. Kupfer<br />

Lehre, Aus- & Weiterbildung<br />

C. Kirvel, R. Schneider<br />

Personal und Projekte<br />

B. Röllig<br />

Forschungsdokumentation & Verträge<br />

Dr. M. Lepper<br />

Technik und Ressourcen<br />

Dr. J. Jaschinski, T. Haupt, J. Wiedemuth<br />

Qualitätsmanagement<br />

Dr. A. Langkamp<br />

Technologietransfer, Kommunikation<br />

Dr. M. Zichner<br />

Prüfmethoden und Experiment<br />

Dr. I. Koch<br />

Funktionsintegration<br />

Dr. M. Dannemann, Dr. A. Winkler, P. Lucas<br />

Sonderwerkstoffe und -verfahren<br />

T. Behnisch<br />

Organisationsstruktur des <strong>ILK</strong><br />

36


weisen. Prof. Jäger war nach der Promotion am<br />

Institut für Chemische Technik der Universität<br />

Karlsruhe viele Jahre in der Industrie tätig, wo<br />

er zuletzt die Position des Leiters Konzernforschung,<br />

Technologie und Innovation der SGL<br />

Group innehatte.<br />

Das <strong>ILK</strong> hat sich aufgrund von umfangreichen<br />

Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der<br />

beanspruchungs- und ressourcengerechten<br />

Leichtbaustrukturen eine herausragende<br />

Kompetenz erarbeitet. Diese Forschungsarbeiten<br />

werden sowohl in öffentlich geförderten<br />

Grundlagenprojekten als auch in<br />

anwendungsnahen (z. B. AiF, BMBF, BMWi,<br />

SAB) und bilateralen industriellen Kooperationsprojekten<br />

durchgeführt. Erklärtes Ziel<br />

des vierköpfigen Institutsvorstandes ist es,<br />

das <strong>ILK</strong> langfristig als das international anerkannte<br />

Institut für Forschung, Entwicklung<br />

und studentische Ausbildung für den funktionsintegrativen<br />

Systemleichtbau in Multi-Material-Design<br />

zu positionieren. Gleichzeitig<br />

forciert der Vorstand des <strong>ILK</strong> die gezielte Internationalisierung<br />

der Forschungskooperation,<br />

damit sich das <strong>ILK</strong> als eines der weltweit anerkannten<br />

Forschungsinstitute auf dem Gebiet<br />

des Leichtbaus etablieren kann.<br />

Zur effizienten Erreichung dieser Zielstellung<br />

wurde am <strong>ILK</strong> eine matrixorientierte Organisationsstruktur<br />

mit neun Professuren-übergreifenden<br />

Fachgruppen und sechs Stabsstellen<br />

eingerichtet. Eine außerordentliche<br />

Besonderheit des Instituts ist dabei die<br />

gemeinsame Kostenstellenverantwortung<br />

der aktiven Professoren, so dass das Institut<br />

auch mit der Leitung durch drei Professuren<br />

seine personelle und infrastrukturelle Einheit<br />

im Sinne der erfolgreichen Institutsphilosophie<br />

„Leichtbaulösungen aus einer Hand“<br />

bewahren konnte.<br />

Das infrastrukturelle Zentrum der Forschungs-<br />

und Entwicklungsarbeiten am <strong>ILK</strong><br />

bildet der in den vergangenen 25 Jahren<br />

entstandene Leichtbau-Campus Dresden-Johannstadt.<br />

Er besteht neben dem <strong>ILK</strong>-Bürogebäude,<br />

das den Hauptsitz des Instituts<br />

beherbergt, im Wesentlichen aus dem Leichtbau-Innovationszentrum<br />

(LIZ), dem Kunststoff-Anwendungszentrum<br />

(KAZ) und dem<br />

Prozess-Entwicklungszentrum (PEZ). Darüber<br />

hinaus betreibt das Institut drei weitere, ausgelagerte<br />

Versuchs- und Laborkomplexe in<br />

Dresden-Dobritz, Dresden-Schönfeld sowie<br />

Freital. Insgesamt verfügt das <strong>ILK</strong> heute über<br />

1.950 m² Büro- sowie 4.900 m² Labor- und<br />

Versuchsfläche, in denen unikale Prüftechnik<br />

und einzigartige serienfähige Großversuchsanlagen<br />

aufgebaut sind. Hiermit ist das <strong>ILK</strong><br />

in der Lage, den gewählten systemischen,<br />

durchgängigen werkstoff- und produktübergreifenden<br />

Ansatz im Rahmen von standardisierten<br />

bzw. spezifisch entwickelten Versuchsaufbauten<br />

umfassend umzusetzen und stetig<br />

weiter zu entwickeln.<br />

37


LEICHTBAUCAMPUS DRESDEN-JOHANNSTADT<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1 Gebäude DÜR 2.300 m²<br />

2 Prozess-Entwicklungszentrum (PEZ) 800 m²<br />

3 Kunststoff-Anwendungszentrum (KAZ) 1.200 m²<br />

4 Leichtbau Innovations-Zentrum (LIZ) 3.600 m²<br />

<strong>ILK</strong> AUSSENSTELLEN<br />

• Technologie- und Gründerzentrum Freital (300 m 2 )<br />

• Prüf-/Technologiehalle Lohrmannstraße (400 m 2 )<br />

• RCCF-Reinraumlabor Dobritz (1.200 m 2 )<br />

• Technologiehalle Schönfeld (150 m 2 )<br />

38


Foto: © Andreas Scheunert<br />

39


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Leichtbau-Systemlösungen<br />

werkstoff- und technologieunabhängig<br />

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PROFESSUR FÜR LEICHTBAUDESIGN UND STRUKTURBEWERTUNG<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Math. Maik Gude<br />

Geringster Material- und Ressourcenaufwand<br />

bei hoher Zuverlässigkeit, voller Funktionsfähigkeit<br />

und minimalem ökologischem<br />

Impact sind die wesentlichen Kriterien bei<br />

der effizienten Entwicklung zukunftsfähiger<br />

Leichtbauprodukte und -technologien. Dementsprechend<br />

fokussiert die im Jahr 2014 neu<br />

eingerichtete Professur „Leichtbaudesign und<br />

Strukturbewertung“ die Lehre und Forschung<br />

auf den Gebieten neuer Leichtbaukonzepte<br />

sowie insbesondere der durchgängig verknüpften<br />

und digitalisierten Entwicklung und<br />

Bewertung von Leichtbauwerkstoffen, -strukturen<br />

und -systemen sowie zugehöriger Technologien<br />

und Fertigungsprozessketten. Die<br />

ganzheitliche Bewertung erfolgt auf wissenschaftlicher<br />

Grundlage unter technischen,<br />

ökonomischen, ökologischen und sozialen<br />

Gesichtspunkten.<br />

Entlang der gesamten Entwicklungskette vom<br />

Werkstoff bis zum Bauteil werden sowohl<br />

grundlegende als auch anwendungsorientierte<br />

Forschungs- und Entwicklungsarbeiten durchgeführt<br />

und für den effizienten Transfer in die<br />

Praxis aufbereitet. Werkstoffklassenübergreifend<br />

werden neueste (in-situ-) Prüfverfahren<br />

für faserverstärkte und unverstärkte Konstruktionswerkstoffe<br />

sowie für sensorische und aktorische<br />

Funktionswerkstoffe entwickelt bzw.<br />

problemgerecht angepasst, um auf unterschiedlichen<br />

Größenskalen ein tiefgreifendes<br />

Verständnis von Werkstoffphänomenologie<br />

und Struktur-Eigenschafts-Beziehungen zu<br />

gewinnen. Dabei stehen mechanische, ther-<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Math. Maik Gude<br />

Foto: © Andreas Scheunert<br />

41


mische und mediale Belastungen mit quasistatischem,<br />

zyklischem und hochdynamischem<br />

Charakter unter besonderer Berücksichtigung<br />

werkstofflicher Anisotropie und Heterogenität<br />

im Fokus der wissenschaftlichen Arbeiten.<br />

Hierauf aufbauend und flankiert von virtuellen<br />

Charakterisierungsversuchen werden physikalische<br />

Werkstoffmodelle für die mathematische<br />

Beschreibung des Werkstoffverhaltens<br />

unter komplexen Beanspruchungszuständen<br />

erarbeitet und validiert.<br />

Auf der Grundlage des tiefgreifenden Werkstoffverständnisses<br />

setzt der interaktive Entwicklungsprozess<br />

für neue Bauweisen auf.<br />

Besonderes Augenmerk liegt auf dem composite-intensiven<br />

Multi-Material-Design für<br />

innovative Leichtbaukomponenten, -strukturen<br />

und -systeme mit werkstoffgerechten<br />

Verbindungstechniken sowie auf zugehörigen<br />

Technologien und Prozessketten. Neuartige<br />

digitale Werkzeuge auf Basis physikalischer<br />

skalenübergreifender Modelle in Kombination<br />

mit Methoden der Künstlichen Intelligenz<br />

auf der Werkstoff-, Struktur- und Prozessebene<br />

werden erarbeitet und miteinander<br />

verknüpft. Hiermit lassen sich die komplexen<br />

Beziehungsgeflechte zwischen Werkstoff- und<br />

Prozessparametern sowie resultierenden<br />

Bauteil- und Systemeigenschaften schnell entschlüsseln<br />

und praxisgerechte Gestaltungshinweise<br />

für den effizienten Produkt- und<br />

Prozessentwicklungsprozess bereitstellen.<br />

Besonderes Augenmerk liegt hier zunehmend<br />

auf dem am <strong>ILK</strong> definierten „Neutralleichtbau“<br />

im Sinne vollständig geschlossener Materialkreisläufe<br />

unter Vermeidung des Verbrauchs<br />

nicht erneuerbarer Ressourcen.<br />

Die digitalen Methoden und Werkzeuge der<br />

Professur für Leichtbaudesign und Strukturbewertung<br />

bilden schon heute die Grundlage<br />

für die Entwicklung von lebensphasenübergreifenden<br />

Virtuellen Zwillingen. Diese werden<br />

zukünftig – insbesondere auch zusammen mit<br />

Methoden der Künstlichen Intelligenz – unverzichtbarer<br />

Bestandteil sein von selbstlernenden<br />

Entwicklungs-, Optimierungs- und Bewertungswerkzeugen<br />

als auch von prädiktiven<br />

Monitoringtools für alle Lebensphasen, vom<br />

Engineering über die Fertigung und den Betrieb<br />

bis hin zum End-of-Life. Entsprechende<br />

Ansätze werden von der Professur etwa im<br />

Rolls-Royce UTC oder dem neu eingerichteten<br />

Dresden Center for Fatigue and Reliability<br />

(DCFR) mit Partnern aus Wissenschaft und<br />

Wirtschaft verfolgt.<br />

In enger Kooperation mit den <strong>ILK</strong>-Kollegen der<br />

angrenzenden Forschungsgebiete Fasertechnologie,<br />

Funktionsintegration und Systemleichtbau<br />

sowie mit nationalen und internationalen<br />

Netzwerken wird Wissen vom Werkstoff<br />

bis zum komplexen, in der Regel hybriden<br />

funktionsintegrierenden Leichtbausystem generiert,<br />

dem wissenschaftlichen Nachwuchs<br />

vermittelt und über das <strong>ILK</strong>-Netzwerk branchenübergreifend<br />

in die Praxis zur Gestaltung<br />

innovativer Produkte, Prozesse und Dienstleistungen<br />

transferiert.<br />

42


PROFESSUR FÜR SYSTEMLEICHTBAU UND MISCHBAUWEISEN<br />

Prof. Dr.rer.nat. Hubert Jäger<br />

Megatrends wie Digitalisierung, Mobilität,<br />

Urbanisierung und Nachhaltigkeit, die mit der<br />

zunehmenden Globalisierung einhergehen<br />

und auf sehr unterschiedliche Demografieund<br />

Wohlstandsentwicklungen treffen, stellen<br />

Innovationstreiber für neuartige Werkstoffe,<br />

Technologien und Systeme dar. Diese Trends<br />

werden für Industriestaaten und insbesondere<br />

für eine Exportnation wie Deutschland<br />

zukünftig zur zentralen Herausforderung in<br />

einem volatilen Prozess von Wettbewerb und<br />

Markt. Hierbei wird die Beherrschung der<br />

Komplexität mit intelligenten Lösungsstrategien<br />

und den daraus generierten Innovationen<br />

zum Markenzeichen einer leistungsstarken,<br />

wettbewerbsfähigen Industriegesellschaft.<br />

Nachhaltigkeit und Ressourcensicherung<br />

müssen dabei stets unser Antrieb und Anspruch<br />

bleiben, um ressourcenschonend<br />

Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze zu<br />

sichern.<br />

Hier stellt der „Funktionsintegrative Systemleichtbau<br />

in Multi-Material-Design“, der 1995<br />

am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

von Prof. Hufenbach initiiert und<br />

seitdem als Dresdner Modell konsequent umgesetzt<br />

wird, einen branchenübergreifenden<br />

Lösungsansatz dar. Dieser Ansatz verfolgt<br />

die Einbeziehung aller klassischen und neuartigen<br />

Werkstoffe, Prozesse sowie ökonomisch-ökologischen<br />

Randbedingungen und<br />

deren Wechselwirkungen entlang der Wertschöpfungskette.<br />

Die 2014 neu eingerichtete Professur „System-<br />

Prof. Dr.rer.nat. Hubert Jäger<br />

Foto: © Andreas Scheunert<br />

43


leichtbau und Mischbauweisen“ orientiert<br />

sich am Leitgedanken des Dresdner Modells<br />

und verfolgt das Ziel, die im Hinblick auf<br />

Leichtbausysteme relevanten skalenübergreifenden<br />

Wechselwirkungen in den Vordergrund<br />

der Lehre und Forschung zu stellen.<br />

Dabei liegt der Professur eine ganzheitliche<br />

Betrachtungsweise entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette zugrunde, die die sehr<br />

unterschiedlichen Herausforderungen auf<br />

den Gebieten Werkstoffe, Bauweisen und<br />

Technologien berücksichtigt. Das angestrebte<br />

Systemverständnis ermöglicht es, optimierte<br />

Werkstoffeigenschaften beanspruchungsgerecht<br />

in Leichtbauprodukte zu übertragen,<br />

womit sich nicht nur der Mehrwert einzelner<br />

Komponenten und Baugruppen, sondern<br />

auch der des Gesamtsystems deutlich erhöht.<br />

Eine Besonderheit der Professur stellen Forschungsarbeiten<br />

zur skalenübergreifenden<br />

Analyse von physikalischen Phänomenen<br />

an Übergängen zwischen unterschiedlichen<br />

Werkstoffen, Komponenten und Subsystemen<br />

dar. Dabei werden auch die Wechselwirkungen<br />

dieser Phänomene auf das Struktur- bzw. Systemverhalten<br />

übergeordneter Skalenebenen<br />

untersucht. Während auf Material- und Komponentenebene<br />

Fragestellungen zur Materialverträglichkeit<br />

und -haftung im Hinblick auf<br />

mechanische Eigenschaften im Vordergrund<br />

der Forschungsarbeiten stehen, treten bei<br />

Systembetrachtungen auch etwa durch Reibung<br />

hervorgerufene Nichtlinearitäten in den<br />

Fokus der Forschungsarbeiten.<br />

Ein aktueller Arbeitsschwerpunkt der Professur<br />

ist die Erforschung alternativer, nachhaltiger<br />

Prozessrouten zur Fertigung von<br />

Hochleistungs-Kohlenstofffasern. Im „Research<br />

Center for Carbon Fibres“ werden gemeinsam<br />

mit dem Institut für Textilmaschinen<br />

und Textile Hochleistungswerkstofftechnik<br />

der TU Dresden Carbonfasern von der Polymerseite<br />

maßgeschneidert aufgebaut und<br />

spezifisch für die Anwendungen modifiziert.<br />

Zur Verbesserung sowohl der Ressourceneffizienz<br />

als auch der Marktfähigkeit ist die konsequente<br />

Integration vielfältiger Funktionen<br />

in komplexe Leichtbausysteme entlang der<br />

gesamten Wertschöpfungskette besonders<br />

zielführend. Die am <strong>ILK</strong> zu Leichtbausystemen<br />

betriebenen Forschungsarbeiten erfolgen<br />

daher in erfolgreicher Zusammenarbeit aller<br />

<strong>ILK</strong>-Professuren und stellen somit ein Alleinstellungsmerkmal<br />

auf dem Gebiet der Leichtbauforschung<br />

in Deutschland dar.<br />

44


PROFESSUR FÜR FUNKTIONSINTEGRATIVEN LEICHTBAU<br />

Prof. Dr.-Ing. Niels Modler<br />

Die Realisierung einer Vielzahl von Funktionen<br />

in wenigen Bauteilen ist eine der wesentlichen<br />

Methoden des modernen Systemleichtbaus.<br />

Neben der Kombination verschiedener strukturmechanischer<br />

Elemente zu einem integralen<br />

Bauteil wird Funktionsintegration vor<br />

allem durch Einbettung neuer Wirkelemente<br />

in einem Erzeugnis sowie durch die Synthese<br />

von Wirkzusammenhängen in einem hierarchischen<br />

System vom Werkstoff bis zum übergeordneten<br />

Gesamtsystem erreicht. Somit<br />

ist zur Entwicklung von funktionsintegrierten<br />

Leichtbaulösungen ein hohes Maß an interund<br />

transdisziplinärer Zusammenarbeit notwendig,<br />

um vorhandene – aber häufig noch<br />

nicht genutzte – Potentiale zu erschließen.<br />

Herausforderungen ergeben sich dabei stets<br />

an den Schnittstellen zwischen den Disziplinen,<br />

die das „Sprechen einer gemeinsamen<br />

Sprache“ bzw. ein Übersetzen in das jeweilige<br />

Fachgebiet erfordern. Aus diesem Grund<br />

wurde 2013 die Professur für Funktionsintegrativen<br />

Leichtbau am <strong>ILK</strong> eingerichtet und<br />

noch im selben Jahr mit der Berufung von<br />

Prof. Dr.-Ing. Niels Modler besetzt.<br />

Ziel der Professur ist es, aufbauend auf einem<br />

ganzheitlichen Systemverständnis Methoden<br />

der Funktionsintegration zu schaffen, die<br />

über die isolierte fachspezifische Herangehensweise<br />

hinausweisen. Hierfür werden<br />

in engster Kooperation mit den anderen<br />

<strong>ILK</strong>-Professuren alle Methoden der modernen<br />

Ingenieurwissenschaften eingesetzt und mit<br />

einem komplementär aufgebauten interdiszi-<br />

Prof. Dr.-Ing. Niels Modler<br />

Foto: © Andreas Scheunert<br />

45


plinären Team neue, innovative Lösungen für<br />

den „Funktionsintegrativen Systemleichtbau<br />

in Multi-Material-Design“ erarbeitet.<br />

Das Forschungsgebiet teilt sich nach dem<br />

Funktionsprinzip auf in aktive und passive<br />

Funktionselemente. Als passiv können dabei<br />

die Funktionen verstanden werden, die nur<br />

während der initialen Herstellung integriert<br />

werden können und damit fixiert sind. Beispielhaft<br />

seien hier Lasteinleitungs- und Versteifungselemente<br />

sowie gezielt eingestellte<br />

Dämpfungs- oder Nachgiebigkeitseigenschaften<br />

genannt. Demgegenüber erlauben aktive<br />

Elemente einen Informationsaustausch mit<br />

der Komponente und die Adaption der spezifischen<br />

Antwort. Typische Beispiele sind werkstofflich<br />

eingebettete Sensoren und Aktoren<br />

oder programmierbare Werkstoffe.<br />

Folgende Arbeitsfelder charakterisieren die<br />

aktuelle Forschungsarbeit an der Professur:<br />

Gezielt einstellbare Dämpfungseigenschaften<br />

auf Strukturebene sind seit Langem ein Forschungsschwerpunkt<br />

am <strong>ILK</strong>, ergänzt um die<br />

Gebiete Vibroakustik und Schallabstrahlung<br />

von Faserverbundstrukturen. Gemäß dem<br />

hohen Modellierungsanspruch beinhalten<br />

diese Arbeiten sowohl analytische und numerische<br />

Simulationsmethoden als auch die<br />

Weiterentwicklung von Mess- und Diagnoseverfahren.<br />

Daneben können die Methoden<br />

der Funktionsintegration zur Erfüllung von<br />

Bewegungsaufgaben unter Ausnutzung der<br />

besonderen anisotropen Eigenschaften der<br />

Faserverbundwerkstoffe genutzt werden. Hier<br />

stehen vor allem die Konstruktion, Auslegung<br />

und Fertigung von aktiven Compliantelementen<br />

und -mechanismen sowie die Analyse<br />

und Synthese von bistabilen Strukturen<br />

im Fokus. Daraus lassen sich etwa hyperredundante<br />

Roboterstrukturen ableiten. Deren<br />

technologische Umsetzung führt auf ein weiteres<br />

Arbeitsfeld, die Entwicklung und Bauteilintegration<br />

von elektrisch/elektronischen<br />

(E/E)-Funktionen. Dabei ist festzuhalten, dass<br />

die Vorteile werkstofflich integrierter Sensoren,<br />

Aktoren und weiterer elektronischer<br />

Komponenten zur Signalerfassung, -aufbereitung<br />

und -verarbeitung in vielen Bereichen<br />

nur dann genutzt werden können, wenn entsprechende<br />

serienfähige Integrationstechnologien<br />

zur Verfügung stehen, wie sie an<br />

der Professur entwickelt werden. Daneben<br />

werden vielfältige weitere Funktionen wie<br />

Class-A-Oberflächen, Verbindungszonen oder<br />

kinematische Funktionen im Fertigungsprozess<br />

integriert.<br />

Die Applikation der gewonnenen technologischen<br />

Lösungen erfolgt branchenübergreifend,<br />

wobei neben der Produktionstechnik<br />

sowie der Mobilität die Medizin- und Sportgerätetechnik<br />

einen weiteren Schwerpunkt<br />

bildet. Die Forschungsthemen mit medizintechnischem<br />

Hintergrund an der Professur<br />

befassen sich unter anderem mit Implantaten<br />

zur Osteosynthese, der Erweiterung und Verbesserung<br />

der Funktion von Medizinprodukten<br />

wie z. B. Rollstühlen, der Entwicklung neuer<br />

endodontischer Instrumentenspitzen sowie<br />

der Unterstützung und dem Schutz von Körperteilen<br />

durch Orthesen und Prothesen. Im<br />

Fokus der Arbeiten stehen vor allem Materialentwicklungen,<br />

strukturmechanische Dimensionierungen<br />

und Auslegungen sowie die fertigungstechnische<br />

Realisierung bis zur Prototypenherstellung.<br />

46


Zur Beantwortung der an der Professur auftretenden<br />

vielgestaltigen Fragen ist ein inniger<br />

Austausch mit angrenzenden Fachgebieten<br />

der Material- und Werkstoffwissenschaft, der<br />

Elektro- und Informationstechnik, der Informatik,<br />

der Biologie, der Physik und Mathematik sowie<br />

der Medizin notwendig, wofür die TU Dresden<br />

ein nahezu ideales Arbeitsumfeld bietet.<br />

SENIORPROFESSUR<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Dr. h.c. Werner Hufenbach<br />

Das <strong>ILK</strong> in seiner heutigen Form wurde 1994<br />

auf Initiative von Prof. Dr.-Ing. habil. Werner<br />

Hufenbach gegründet und in den vergangenen<br />

25 Jahren von ihm maßgeblich geprägt.<br />

Heute ist er Seniorprofessor am Institut und<br />

weiterhin Mitglied im Institutsvorstand sowie<br />

geschätzter Diskussionspartner. Seine Vita<br />

ist reich an akademischen Meilensteinen und<br />

Ehrungen:<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Dr. h.c. Werner Hufenbach<br />

Foto: © Andreas Scheunert<br />

47


1963-1968<br />

Studium der Verformungskunde an der<br />

TH Clausthal, Abschluss Dipl.-Ing.<br />

1994<br />

Gründung des Instituts für Leichtbau und<br />

Kunststofftechnik, Institutsdirektor<br />

1968-1976<br />

Wissenschaftlicher Assistent am Institut für<br />

Technische Mechanik der TU Clausthal<br />

1997<br />

Initiierung der DFG-Forschergruppe FOR 278,<br />

Sprecher<br />

1973<br />

Promotion zum Dr.-Ing. an der TU Clausthal<br />

1999<br />

SFB 528: Teilprojektleiter<br />

1976-1993<br />

Oberingenieur und Akademischer Oberrat am<br />

Institut für Technische Mechanik der<br />

TU Clausthal; Leiter der Abteilung und<br />

Professor für Angewandte Mechanik und Werkstoffmechanik<br />

1988<br />

SFB 180 Teilprojektleiter<br />

1990<br />

Habilitation für das Fach Angewandte Mechanik<br />

und Werkstoffmechanik, TU Clausthal<br />

1991<br />

Forschergruppe „Textur und Anisotropie kristalliner<br />

Stoffe“, Teilprojektleiter<br />

1993<br />

Berufung an die TU Dresden, Professur für<br />

Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

Doppelmitgliedschaft in den Fakultäten<br />

Maschinenwesen und Verkehrswissenschaften<br />

„Friedrich List“<br />

1999<br />

Einrichtung der unikalen Studienrichtung<br />

„Leichtbau“, Studienrichtungsleiter<br />

2001<br />

Initiierung des DFG-Schwerpunktprogramms<br />

SPP 1123, Koordinator und Buchherausgeber<br />

2003<br />

Professor E.h. und Lehrtätigkeit am<br />

Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg (CDHK)<br />

der Tongji-Universität, Shanghai<br />

2004<br />

Initiierung des DFG-Sonderforschungsbereiches<br />

SFB 639, Sprecher<br />

2006<br />

Initiierung des DFG-Transferbereichs<br />

zum SFB 639<br />

2006<br />

Initiierung des Rolls-Royce University<br />

Technology Centre (UTC) „Lightweight<br />

Structures and Materials“, Direktor<br />

48


2006<br />

Standortsprecher DFG-Sonderforschungsbereich/Transregio<br />

TR 39 PT-PIESA<br />

2007<br />

Chair des Dialogforums „Materialien“ beim<br />

Klimaforschungsgipfel des BMBF<br />

2008<br />

Initiierung des sächsischen Spitzentechnologieclusters<br />

„European Centre for Emerging<br />

Materials and Processes Dresden”, Sprecher<br />

2009<br />

Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften<br />

(acatech)<br />

2010<br />

Vorgeschlagen von der DFG für den<br />

Deutschen Zukunftspreis – Preis des Bundespräsidenten<br />

für Technik und Innovation<br />

2014<br />

Verleihung der Richard-Vieweg-Ehrenmedaille<br />

des VDI im Bereich Kunststofftechnik<br />

seit 2014<br />

Seniorprofessor am Institut für Leichtbau und<br />

Kunststofftechnik der TU Dresden<br />

2017<br />

Auszeichnung mit dem „International Scientific<br />

and Technological Cooperation Award“ der<br />

Volksrepublik China (höchste Auszeichnung für<br />

ausländische Wissenschaftler) aus der Hand<br />

von Staatspräsident Xi Jinping<br />

2016-2018<br />

Entwicklung des weltweit ersten Vollcarbon-Zuges<br />

inkl. Drehgestell, Präsentation auf<br />

der Messe Innotrans in Berlin<br />

2011<br />

Ehrendoktor der Universitatea Politehnica<br />

Timisoara<br />

2012<br />

Verleihung des Sächsischen Verdienstordens<br />

durch den Ministerpräsidenten des Freistaates<br />

Sachsen<br />

2013<br />

Initiierung der BMBF-Plattform „Forschungsund<br />

Technologiezentrum für ressourceneffiziente<br />

Leichtbaustrukturen der Elektromobilität“<br />

49


STUDIENRICHTUNG LEICHTBAU – AUSBILDUNG FÜR DIE ZUKUNFT<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

2018<br />

Absolventenzahl Studienrichtung Leichtbau (ohne Wirtschaftsingenieure)<br />

Leicht, leichter, ultraleicht – ob im Automobilbau,<br />

in der Luft- und Raumfahrt oder im<br />

Maschinen- und Anlagenbau – der Trend zum<br />

ultraleichten Bauen ist mittlerweile in fast<br />

allen Wirtschaftsbranchen angekommen und<br />

beschert Wissenschaftlern und Ingenieuren<br />

aufregende Forschungsprojekte und sichere<br />

Arbeitsplätze.<br />

Im Jahr 1997 richtete die Universität am Institut<br />

für Leichtbau und Kunststofftechnik (<strong>ILK</strong>)<br />

die Studienrichtung Leichtbau im Studiengang<br />

Maschinenbau ein. Damit wurde frühzeitig<br />

der rasanten Entwicklung dieser Querschnittsdisziplin<br />

in ganz besonderer Weise<br />

Rechnung getragen. Die Lehrinhalte sind von<br />

Anfang an geprägt vom Dresdner Modell des<br />

„Funktionsintegrativen Systemleichtbaus in<br />

Multi-Material-Design“. Dieser Lehransatz<br />

betrachtet die gesamte Entwicklungskette:<br />

Werkstoff – Konstruktion – Simulation – Fertigung<br />

– Prototypentests – Qualitätssicherung<br />

– Kosten und wurde in den nachfolgenden<br />

Studien- und Prüfungsordnungen durch die<br />

Erweiterung und insbesondere Vertiefung des<br />

Lehrangebots stetig ausgebaut. Wurden in<br />

der ersten Prüfungsordnung von 1997 für die<br />

Studienrichtung Leichtbau zunächst 16 Vorlesungsreihen<br />

mit untersetzenden Übungen<br />

vom <strong>ILK</strong> angeboten, beinhaltet die aktuelle<br />

Prüfungsordnung bereits ein Lehrangebot<br />

von 26 <strong>ILK</strong>-getragenen Vorlesungsreihen.<br />

Die Absolventen und Absolventinnen der<br />

Studienrichtung Leichtbau zeichnen sich aus<br />

durch breitgefächerte Grundlagenkenntnisse<br />

und anwendungsorientiertes Spezialwissen,<br />

insbesondere auf den Gebieten Moderne<br />

Werkstoffe, Werkstoff- und Strukturmechanik,<br />

Simulation, Konstruktions- und Fertigungstechnik<br />

sowie ökonomisch-ökologische Produktbewertung.<br />

Studierende der Studienrichtung<br />

Leichtbau erleben bereits in einem<br />

frühen Stadium ihrer Ausbildung die Philosophie<br />

des studienrichtungstragenden Institutes.<br />

Zur weiteren Förderung des interdiszi-<br />

50


plinären Denkens richtet das <strong>ILK</strong> im Rahmen<br />

der Reihe „Forschen und Lernen im interdisziplinären<br />

Kontext“ (FLiK) an der TU Dresden<br />

ein Modul zur Bionik aus. Im Mittelpunkt<br />

dieses FLiK-Moduls steht die Frage, wie natürliche<br />

Erscheinungen und deren (Funktions-)<br />

Merkmale sowie die zugrundeliegenden Prinzipien<br />

analysiert werden können, um sie auf<br />

Produktentwicklungen aus ingenieurwissenschaftlicher,<br />

mathematischer, biologischer<br />

und gestalterischer Perspektive zu übertragen.<br />

Die frühzeitige Einbindung von Studierenden<br />

in richtungsweisende Forschungsprojekte<br />

sowie die Entsendung hin zu nationalen wie<br />

internationalen Industrie- und Forschungspartnern<br />

führt zur Heranbildung kreativer<br />

Absolventen mit hoher Interdisziplinarität,<br />

Internationalität und hohem Praxisbezug.<br />

Durch das Studium in der Studienrichtung<br />

Leichtbau ist der Leichtbauingenieur universell<br />

einsetzbar, etwa als Entwicklungs- und<br />

Berechnungsingenieur, Konstrukteur, Technologe<br />

oder Innovationsmanager und kann in<br />

nahezu allen Wirtschaftsbereichen, wie dem<br />

Maschinen- und Energieanlagenbau, dem<br />

Automobilbau, dem Schienenfahrzeugbau,<br />

dem Schiffbau, in der Medizintechnik, in der<br />

Luft- und Raumfahrt oder etwa in der Sportgeräteindustrie<br />

arbeiten. Zudem eröffnet die<br />

fundierte Grundlagenausbildung den Absolventen<br />

und Absolventinnen vielfältige Karrierewege<br />

in der Wissenschaft. Für die weitere<br />

wissenschaftliche Entwicklung bietet das <strong>ILK</strong><br />

seinen Doktoranden und Doktorandinnen<br />

strukturierte Promotionsprogramme an, z. B.<br />

gesonderte Graduiertenkollegs oder in Verbundprojekte<br />

integrierte Graduiertenkollegs<br />

und -schulen, die alle mit der Graduiertenakademie<br />

der TU Dresden verzahnt sind.<br />

Die Annahme des Lehrangebots durch die<br />

Studierenden spiegelt sich insbesondere in<br />

der steigenden Zahl der jährlichen Absolventen<br />

und Absolventinnen wider. Nahmen<br />

1999 noch 11 Studierende nach dem Grundstudium<br />

das Hauptstudium in der Studienrich-<br />

Foto: © Amac Garbe<br />

51


tung Leichtbau auf, so sind es heute zwischen<br />

70 und 80 Studierende. Gleichzeitig werden<br />

seit der Einführung der Studienrichtung auch<br />

ausgewählte Lehrinhalte u. a. als Technischer<br />

Major im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen<br />

und als Wahlpflichtmodule im Studiengang<br />

"Regenerative Energiesysteme" angeboten<br />

und finden bei den dort Studierenden<br />

großen Zuspruch. Ein weiterer Anstieg der<br />

Studierendenzahl ergab sich durch die Einführung<br />

des fünfsemestrigen Aufbau-Diplomstudiengangs<br />

mit der Studienrichtung Leichtbau<br />

im Jahr 2012. Neben Bachelorabsolventen<br />

und -absolventinnen von Hochschulen aus<br />

Deutschland nehmen vor allem Erasmus-Studierende<br />

aus Europa und der ganzen Welt<br />

dieses Lehrangebot wahr und verbreiten<br />

damit den Lehr- und Forschungsansatz des<br />

<strong>ILK</strong> national und weltweit.<br />

Um die Bindung der Absolventen an die TU<br />

Dresden und insbesondere an das <strong>ILK</strong> zu<br />

erhalten, ist ein Alumni-Netzwerk initiiert<br />

worden, das über die Jahre stetig ausgebaut<br />

wird. Dies spiegelt sich u. a. auch in regelmäßigen<br />

Sessions des Dresdner Leichtbausymposiums<br />

wider, die von Absolventen<br />

und Absolventinnen der Studienrichtung mit<br />

Inhalten aus ihrem aktuellen Berufsleben<br />

gestaltet werden.<br />

DAS DRESDNER<br />

LEICHTBAUSYMPOSIUM<br />

Das Dresdner Leichtbausymposium wurde<br />

1997 durch den Institutsdirektor Prof. Hufenbach<br />

initiiert, um ein „Forum für funktionsintegrative<br />

Leichtbaukonzepte mit innovativen<br />

Werkstoffen und Bauweisen“ zu schaffen, wie<br />

es in der damaligen Tagungsankündigung<br />

hieß. Seitdem hat sich die Veranstaltung als<br />

alljährlicher Branchentreff der Leichtbauer<br />

fest etabliert. Für diese Kontinuität wurde das<br />

Symposium 2004 mit dem Sonderpreis des<br />

Dresden Congress Award ausgezeichnet.<br />

Durch aktuelle Themenstellungen an vorderster<br />

Front der modernen Bauteilentwicklung,<br />

Netzwerken während Leichtbausymposiums<br />

52<br />

Foto: © Andreas Scheunert


hochrangige nationale und internationale<br />

Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und<br />

Politik sowie hochkarätige Experten unterschiedlicher<br />

Ausrichtungen ist das Dresdner<br />

Leichtbausymposium zu einer Diskussionsplattform<br />

für richtungweisende Forschungsund<br />

Entwicklungsaktivitäten sowie neuartige,<br />

zukunftsfähige Geschäftsfelder geworden.<br />

Es hat immer wieder sich herauskristallisierende<br />

Trends aufgezeigt und Synergien herausgestellt.<br />

Das Symposium dient aber nicht nur dem<br />

werkstoff- und produktübergreifenden Wissens-<br />

und Erfahrungstransfer zwischen Wissenschaft,<br />

Wirtschaft und Politik. Es ist seit<br />

jeher auch Ausgangsbasis für erfolgreiches<br />

Networking. Zudem bietet es großen Verbundprojekten<br />

– wie den DFG-Sonderforschungsbereichen<br />

639 und TRR 39, dem DFG-SPP<br />

1712, dem Sächsischen Spitzentechnologiecluster<br />

ECEMP, dem Rolls-Royce University<br />

Technology Centre oder der BMBF-Plattform<br />

FOREL (siehe gesonderte Beiträge in dieser<br />

<strong>Festschrift</strong>) – eine Bühne, ihre Forschungsergebnisse<br />

einer breiteren Fachöffentlichkeit<br />

vorzustellen, dem Transfer zugänglich zu<br />

machen und schafft so eine Kommunikationsbrücke<br />

zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.<br />

Neben der Durchgängigkeit bei den Werkstoffen<br />

– von verstärkten und unverstärkten<br />

Kunststoffen über Metalle bis hin zu Keramiken<br />

und Naturstoffen – und der Durchgängigkeit<br />

bei den Technologien ist auch die<br />

Durchgängigkeit in der Dimensionsskala ein<br />

wesentliches Spezifikum des Symposiums.<br />

Jedem Teilnehmer soll quasi eine Gesamtschau<br />

zu unterschiedlichen Teilgebieten vermittelt<br />

werden. Denn: Nur wer – neben der<br />

eigenen Kompetenz – auch genügend Kenntnisse<br />

über das Potential der anderen Leichtbaupartner<br />

hat, dem wird es gelingen, neue<br />

Leichtbaustrategien zu initiieren, maßgeschneiderte<br />

Lösungskonzepte zu entwickeln<br />

und sie schnell in marktfähige Produkte zu<br />

transferieren, so die Überzeugung von Prof.<br />

Hufenbach.<br />

Leichtbausymposium<br />

Foto: © Sebastian Spitzer<br />

53


LV<br />

UK<br />

NL<br />

PL<br />

UA<br />

I<br />

RO<br />

GR<br />

ROK<br />

IND<br />

CHN<br />

ETH<br />

SGP<br />

AUS<br />

54


INTERNATIONALISIERUNG<br />

Internationale Zusammenarbeit spielt in der<br />

Wissenschaft seit jeher eine zentrale Rolle. Die<br />

Komplexität und Dynamik der ökonomischen,<br />

ökologischen und sozialen Umbrüche des 21.<br />

Jahrhunderts weisen länderübergreifenden<br />

Kooperationen eine noch wichtigere Rolle<br />

zu. Globale Megatrends wie Klimawandel,<br />

Digitalisierung, Urbanisierung, Mobilität und<br />

Ressourcenverfügbarkeit erfordern grenzüberschreitende<br />

Lösungen. Auf der globalen<br />

Bühne treten aufstrebende Wissenschaftsnationen<br />

zu den etablierten Akteuren hinzu.<br />

Es muss daher ein erklärtes Ziel sein, dass die<br />

führenden Wissenschaftler einer jeden Disziplin<br />

sich weltweit vernetzen, um gemeinsam<br />

Antworten auf die Fragen der Zeit zu finden.<br />

Das <strong>ILK</strong> hat in seiner 25jährigen Geschichte<br />

stets darauf gesetzt, eben dies zu tun: sich<br />

weltweit zu vernetzen und die eigenen Kompetenzen<br />

durch die Expertise internationaler<br />

Partner zu ergänzen. Damit hat sich auf allen<br />

Ebenen – vom Studierendenaustausch über<br />

Gastwissenschaftleraufenthalte bis hin zur<br />

Durchführung von gemeinsamen internationalen<br />

Projekten – ein breites internationales<br />

Netzwerk mit führenden Forschungsinstituten<br />

etabliert, das von Jahr zu Jahr weiter wächst.<br />

Der strategische Fokus war dabei in den vergangenen<br />

Jahren insbesondere auf den Aufbau<br />

von Kooperationen mit ausgewiesenen<br />

Partnern in Südkorea, Singapur und China<br />

sowie die Vertiefung der Zusammenarbeit mit<br />

Polen und Großbritannien gerichtet.<br />

Äthiopien<br />

Australien<br />

China<br />

Griechenland<br />

Großbritannien<br />

Indien<br />

Italien<br />

Lettland<br />

Niederlande<br />

Polen<br />

Rumänien<br />

Singapur<br />

Südkorea<br />

Ukraine<br />

Addis Ababa University<br />

Deakin University, Melbourne<br />

Tongji Universität, Shanghai<br />

Beijing National Innovation Institute of Lightweight, Peking<br />

Chinese Academy of Science, Ningbo Institute of Materials Technology<br />

Nationale Technische Universität Athen<br />

Universität Patras<br />

University of Bristol<br />

Imperial College, London<br />

University of Oxford<br />

Indian Institute of Technology, Neu Delhi<br />

Università di Bologna<br />

Technische Universität, Riga<br />

Technische Universität Delft<br />

Politechnika Warszawska, Warschau<br />

Politechnika Wroclawska, Breslau<br />

Politechnika Poznanska, Posen<br />

Akademia Górniczo-Hutnicza, Krakau<br />

Politechnika Śląska, Gleiwitz<br />

Politehnica University of Timisoara<br />

Nanyang Technological University, Singapur<br />

Korea Institute of Science and Technology Jeonbuk Branch, Wanju nahe Jeonju<br />

Korea Institute of Carbon Convergence Technology, Jeonju<br />

Korea Institute of Materials Science, Changwon<br />

National Aviation University, Kiew<br />

55


AUS Deakin University, Australien<br />

Prof. Russell Varley<br />

Carbon Nexus at the Institute for Frontier Materials,<br />

Deakin University is pleased to be working with <strong>ILK</strong> at<br />

TU Dresden in polymer composites and light-weighting.<br />

As group leader I am particularly proud to be partnering<br />

with a university that shares a similar vision and<br />

passion for translating cutting edge materials science<br />

and engineering research into innovative products that<br />

could change the world. I have no doubt that together<br />

we will create global impact and I am excited about our<br />

future research endeavours.<br />

CHN Tongji Universität Shanghai / Chinesisch-<br />

Deutsches Hochschulkolleg (CDHK), China<br />

Prof. Dr.-Ing. Song Lin<br />

Als eine global führende Forschungseinrichtung auf dem<br />

Gebiet der Werkstoffe verwirklicht das <strong>ILK</strong> Ziele und<br />

Träume unzähliger Wissenschaftler. Ich selbst hatte das<br />

große Glück, einer von ihnen zu sein: Während meines<br />

fünfzehnjährigen Mitwirkens am <strong>ILK</strong> konnte ich an der<br />

Seite meiner Kollegen eine Fülle von wissenschaftlichen<br />

Erfahrungen sammeln. Obschon inzwischen nunmehr<br />

zehn Jahre vergangen sind, verbindet mich bis heute<br />

eine tiefe Freundschaft mit dem <strong>ILK</strong>.<br />

GR Nationale Technische Universität Athen,<br />

Griechenland<br />

Prof. Christopher Provatidis<br />

NTUA recognizes the valuable experimental infrastructure<br />

existing in <strong>ILK</strong> and its ability to deal with real-life<br />

projects.<br />

UK University of Bristol<br />

Professor Stephen Hallett<br />

We look forward to progressing our already productive<br />

collaboration on the theme of Lightweight Structures,<br />

within the Rolls-Royce UTC network, in the future.<br />

University of Oxford<br />

Professor Nik Petrinic<br />

After nearly 20 years of inspiring exchange of ideas and<br />

students, I look forward to the common scientific challenges<br />

ahead.<br />

IND Indian Institute of Technology Delhi, Indien<br />

Prof. Dr Jayashree Bijwe, Prof. Dr. Ashish K Darpe<br />

We value our long-standing and continued partnership<br />

with <strong>ILK</strong> in mutual collaborative research and student<br />

exchange. I had first visited <strong>ILK</strong>, in 2003 and started the<br />

research activity in active vibration control of composite<br />

beam using MFC piezo patches. When I came back again<br />

in 2013, I saw <strong>ILK</strong> grew in leaps and bounds in the areas<br />

of vibrations and structural health monitoring, with excellent<br />

infrastructure and industry projects. In the forthcoming<br />

25th anniversary, it is indeed a proud privilege<br />

for me and my institute to share the glorious moment<br />

with my friends and colleagues at <strong>ILK</strong> and I wish them<br />

professional success in their future endeavors.<br />

LV Technische Universität Riga, Lettland<br />

Prof. Evgeny Barkanov<br />

I highly appreciate successful cooperation and longterm<br />

friendship relations with our colleagues from Dresden.<br />

In time of 25th anniversary I wish to <strong>ILK</strong> prosperity<br />

in future and hope that, as previously, <strong>ILK</strong> will bring a<br />

significant contribution to the development of smart<br />

composite structures and advanced technological processes.<br />

NL Technische Universität Delft, Niederlande<br />

Dr. Roger Groves, Dr. Andrei Anisimov<br />

TU Dresden is a recognised high-level research partner<br />

in Aerospace Engineering and we welcome the opportunity<br />

to collaborate with TU Dresden in the Horizon 2020<br />

project EXTREME and in other projects on composite<br />

materials and structures testing.<br />

56


PL Politechnika Warszawska, Polen<br />

Prof. Anna Boczkowska<br />

Since 2008 I have been continually engaged in organising<br />

the exchange of Polish materials science students<br />

at the Institute of Lightweight Engineering and Polymer<br />

Technology (<strong>ILK</strong>), the integration of <strong>ILK</strong> professors<br />

as special guest lecturers at the Warsaw University of<br />

Technology, initiating of Framework Agreement Concerning<br />

Mutual Supervision and Proceedings of PhD Dissertation,<br />

co-ordinating of German-Polish joint research<br />

project founded by DFG and MSHE concerning “3D textile-reinforced<br />

aluminium-matrix composites for complex<br />

loading situations in lightweight automobile and machine<br />

parts (PAK 258)”, what gives me the opportunity to<br />

extend my knowledge and establish bilateral, cross-generational<br />

friendship and networks.<br />

RO Politehnica University of Timisoara, Rumänien<br />

Prof. Erwin Lovacs<br />

Unsere über zwölfjährige Zusammenarbeit zwischen<br />

Lehrkräften, Wissenschaftlern und Studenten der Politehnica<br />

Universität Timisoara und dem <strong>ILK</strong> hat als Ziel<br />

die Entwicklung zum Thema Funktionsintegration. Bemerkenswert<br />

sind die Integration der Sensoren und Aktoren<br />

in nachgiebige Misch- und Compositestrukturen,<br />

die Entwicklung eines Pseudomodells für die dynamische<br />

Analyse nachgiebiger Mechanismen mit elastischen<br />

Gliedern mit Hilfe der MBS Methode und andere<br />

Konzepte im Bereich des Leichtbaus. Die Ergebnisse der<br />

Zusammenarbeit wurden in wissenschaftlichen Veröffentlichungen<br />

und im Rahmen internationaler Konferenzen<br />

veröffentlicht. Wir sind stolz auf die langjährige Zusammenarbeit<br />

mit dem <strong>ILK</strong> und die zahlreichen Erfolge.<br />

SGP Nanyang Technological University, Singapur<br />

Rolls-Royce@NTU Corporate Laboratory Director,<br />

Adj. Assoc. Professor Rudy Schalk<br />

Currently, Rolls-Royce has set up 30 University Technology<br />

Centres (UTC) across the globe within which<br />

TU-Dresden and Rolls-Royce@NTU Corporate Lab collaborate.<br />

This unique approach embeds Rolls-Royce with<br />

world-class institutions and provides access to a wealth<br />

of talent and creativity for innovation. Rolls-Royce@NTU<br />

Corporate Lab and TU-Dresden have complementary capabilities<br />

thus making for an ideal research partnership.<br />

Today we are working together to scope out the next<br />

generation collaboration opportunities to drive future<br />

technologies for Rolls-Royce.<br />

ROK Korea Institute of Materials Science, Südkorea<br />

Dr. Ji-Sang Park<br />

Congratulations on the 25th anniversary of <strong>ILK</strong>. We KIMS<br />

love all of our sincere partner <strong>ILK</strong> and wish <strong>ILK</strong>’s continued<br />

progress<br />

UA National Aviation University, Ukraine<br />

Prof. Sasha Zaporozhets<br />

Twenty years ago, I had a chance to start multilateral<br />

cooperation between the <strong>ILK</strong> and the National Aviation<br />

University as a young novice professor. It was a very optimistic<br />

time for the formation of a new institute. I managed<br />

not only to take for myself new scientific ideas<br />

of our cooperation, but also to learn new thinking and<br />

organizational work of a new scientific and educational<br />

organization closely related to industry. And I‘m still learning<br />

this from my German colleagues so far - and I<br />

am grateful to the fate and the colleagues for such an<br />

opportunity. In spite of the fact that I am already the<br />

vice rector of my aviation university and my main task<br />

is to teach young people to cooperate in science and<br />

education.<br />

57


Akademischer Club Leichtbau<br />

an der TU Dresden e.V.<br />

AKADEMISCHER CLUB LEICHTBAU AN DER TU DRESDEN E.V.<br />

Der „Akademische Club Leichtbau an der TU<br />

Dresden e. V.“ (ACL) ist ein Zusammenschluss<br />

von Absolventen und Absolventinnen, Wissenschaftlern<br />

und Wissenschaftlerinnen sowie<br />

Förderern des Instituts für Leichtbau und<br />

Kunststofftechnik der Technischen Universität<br />

Dresden. Der ACL versteht sich seit seiner<br />

Gründung im Jahr 2003 als eine Gesprächsplattform<br />

zum Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer<br />

vom jungen Absolventen und<br />

Absolventinnen bis hin zum ausgewiesenen<br />

Erfahrungsträger. Ziele des Vereins sind die<br />

ideelle und materielle Förderung von Lehre<br />

und Forschung auf dem Gebiet des Leichtbaus<br />

und verwandter Bereiche sowie die Förderung<br />

eines Kooperations-Netzwerkes der<br />

Absolventinnen und Absolventen der Studienrichtung<br />

Leichtbau der Technischen Universität<br />

Dresden.<br />

Kern der Aktivitäten ist der regelmäßig stattfindende<br />

ACL-Stammtisch. Er bildet mit Vorträgen<br />

von regionalen Akteuren im Bereich<br />

des Leichtbaus eine Diskussionsplattform<br />

zum Wissens- und Technologieaustausch<br />

zwischen Industrie und Forschung. Zur Förderung<br />

junger Leichtbau-Ingenieure und -In-<br />

Verleihung ACL-Nachwuchspreis (2018)<br />

58


genieurinnen verleiht der ACL jährlich den<br />

ACL-Nachwuchspreis. Bewerben können sich<br />

dafür Studierende sowie Absolventen und<br />

Absolventinnen der Technischen Universität<br />

Dresden mit herausragend abgeschlossenen<br />

Beleg- oder Diplomarbeiten auf dem Gebiet<br />

des Leichtbaus.<br />

Weitere Beiträge leistet der ACL in der Unterstützung<br />

verschiedener, am <strong>ILK</strong> jährlich stattfindende<br />

Netzwerkveranstaltungen, wie etwa<br />

des Alumnitreffens oder des studentischen<br />

Begegnungsabends. So können über die Jahrgangsgrenzen<br />

hinweg Erfahrungen ausgetauscht<br />

werden. Darüber hinaus unterstützt<br />

der ACL materiell die jährlich stattfindenden<br />

Exkursionsreisen zu leichtbaurelevanten Partnern<br />

in der Wirtschaft.<br />

Studentische Exkursion (2018)<br />

59


JUNIORING – VEREIN FÜR INGENIEUR- UND NATURWISSENSCHAFTLICHE<br />

JUNIORENBILDUNG SACHSEN e.V.<br />

Der gemeinnützige „Verein für Ingenieur- und<br />

naturwissenschaftliche Juniorenbildung Sachsen<br />

e.V.“ kurz juniorIng. Sachsen e.V. (Vorstandsvorsitzender<br />

Prof. Gude) wurde 2009<br />

von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des<br />

<strong>ILK</strong> gegründet. Mit dem Verein wollen sie frühzeitig<br />

technisches Interesse bei Kindern und<br />

Jugendlichen wecken und sie nachhaltig für<br />

Technik begeistern. Dafür arbeitet der Verein<br />

eng mit Trägern wissenschaftlicher und<br />

kultureller Angebote in Sachsen zusammen.<br />

Er organisiert Informationsveranstaltungen<br />

zu Werkstoffen und Leichtbauthemen für<br />

Kindertagesstätten, Schulen, Berufsschulen<br />

sowie die Gesellschaft. Zudem unterstützt er<br />

pädagogisches Personal bei der altersgerechten<br />

Vermittlung ingenieur- und naturwissenschaftlicher<br />

Sachverhalte z.B. mit Projekttagen<br />

oder der Betreuung von schulischen Arbeiten.<br />

Dazu werden Anschauungsmaterialien, wie<br />

z. B. Demonstrationsboxen entwickelt und<br />

verliehen, und es werden kindgerechte Experimente<br />

durchgeführt.<br />

Unterstützung der<br />

„Langen Nacht der Wissenschaften“ in Dresden<br />

60


Anfertigung von kindgerechten Kunststoffmustern<br />

Unterstützung der „Langen Nacht der Wissenschaften“ in Dresden<br />

Foto © Tanja Kirsten<br />

61


PREISE, AUSZEICHNUNGEN UND NOMINIERUNGEN<br />

Jahr Bezeichnung Name des<br />

Ausgezeichneten<br />

Verleihende<br />

Einrichtung<br />

Grund der<br />

Auszeichnung<br />

2018 Nominierung<br />

Deutscher Rohstoffeffizienz-Preis<br />

FOREL, Projektteam<br />

ReLei<br />

Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und<br />

Energie (BMWi)<br />

Produktion und<br />

Recycling von<br />

carbonfaserverstärktem<br />

Kunststoff<br />

2018 Nominierung<br />

ccc-Technologiepreis<br />

Projektteam<br />

SmaPole<br />

ccc Software GmbH<br />

Vernetzter Skistock<br />

2018 AVK-Innovationspreis<br />

<strong>ILK</strong> und Forschungsvereinigung<br />

für<br />

Luft- und Trocknungstechnik<br />

(FLT),<br />

Projektteam LeRaLa<br />

AVK – Industrievereinigung<br />

Verstärkte Kunststoffe<br />

e.V.<br />

Hochleistungs-<br />

Faserverbund-<br />

Radiallaufrad in<br />

modularer Bauweise<br />

2018 Dresden Excellence<br />

Award<br />

Dr.-Ing. habil. Robert<br />

Böhm<br />

Landeshauptstadt<br />

Dresden<br />

Habilitation<br />

2018 VDI-Nachwuchspreis<br />

„Kunststofftechnik“<br />

Dipl.-Ing. Jonas<br />

Richter<br />

Verein Deutscher<br />

Ingenieure (VDI),<br />

VDI-Gesellschaft<br />

Kunststofftechnik<br />

Diplomarbeit<br />

2018 VDI-Förderpreis für<br />

herausragende<br />

Abschlussarbeiten<br />

Dipl.-Ing. Moritz<br />

Neubauer<br />

VDI Dresdner<br />

Bezirksverein<br />

Diplomarbeit<br />

2017 International Scientific<br />

and Technological<br />

Cooperation Award<br />

der Volksrepublik<br />

China<br />

Prof. Dr.-Ing. habil.<br />

Werner Hufenbach<br />

Volksrepublik China<br />

Leistungen in der<br />

wissenschaftlichen<br />

und technologischen<br />

Zusammenarbeit<br />

2017 UTC Technical<br />

Impact Award<br />

<strong>ILK</strong> Rolls-Royce Outstanding efforts<br />

in performing fan<br />

blade-off research<br />

on composite<br />

casings<br />

2017 Oechsler-Preis Dr.-Ing. Andreas<br />

Hornig<br />

Wissenschaftlicher<br />

Arbeitskreis der Universitätsprofessoren<br />

der Kunststofftechnik<br />

(WAK)<br />

Dissertation<br />

2016 Materialica<br />

Design+Technology<br />

Gold Award,<br />

Kategorie Surface<br />

and Technology<br />

Projektteam SPP<br />

1420<br />

Messe Materialica<br />

Entwicklung einer<br />

dreiarmigen Faserverbundverzweigung<br />

nach biologischem<br />

Vorbild<br />

62


Jahr Bezeichnung Name des<br />

Ausgezeichneten<br />

Verleihende<br />

Einrichtung<br />

Grund der<br />

Auszeichnung<br />

2016 Idea of the year<br />

Award / Deutscher<br />

Ideenpreis<br />

Projektteam<br />

TherMobility<br />

Deutsches Institut<br />

für Betriebswirtschaft<br />

(DIB)<br />

Entwicklung<br />

E-Bike-Rahmen<br />

2016 JEC Innovation<br />

Award<br />

Projektteam<br />

TherMobility<br />

Messe JEC<br />

Entwicklung<br />

E-Bike-Rahmen<br />

2015 AVK-Preis in der<br />

Kategorie<br />

„Forschung/Wissenschaft“<br />

ECEMP, Projektteam<br />

BioHybrid<br />

AVK – Industrievereinigung<br />

Verstärkte Kunststoffe<br />

e.V.<br />

Entwicklung eines<br />

biobasierten Werkstoffsystems<br />

aus<br />

Organoblech und<br />

Spritzgießgranulat<br />

2015 AVK-Preis in der<br />

Kategorie<br />

„Innovative Prozesse<br />

bzw. Verfahren“<br />

Porsche / <strong>ILK</strong>,<br />

Projektteam 3D-<br />

Hybrid<br />

AVK – Industrievereinigung<br />

Verstärkte Kunststoffe<br />

e.V.<br />

Neuartiger<br />

Batterieträger in<br />

thermoplastischer<br />

Faserverbund-<br />

Hybridbauweise<br />

2015 Wilfried-<br />

Ensinger-Preis<br />

Dr.-Ing. Matthias<br />

Zscheyge<br />

Wissenschaftlicher<br />

Arbeitskreis der<br />

Universitätsprofessoren<br />

der Kunststofftechnik<br />

(WAK)<br />

Dissertation<br />

2015 Leuchtturmprojekt FOREL, Projektteam<br />

ReLei<br />

Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

(BMBF)<br />

Innovationspotenzial<br />

für nachhaltige<br />

Leichtbautechnologien<br />

2014 1. Preis in Kategorie<br />

„Best Innovative<br />

Composites<br />

Technology“<br />

<strong>ILK</strong> und LZS GmbH<br />

Messe Kompozyt<br />

Expo, Krakau/Polen<br />

Entwicklung A.S.SET<br />

Technologie<br />

2014 AVK-Innovationspreis<br />

- 1. Preis in<br />

Kategorie „Prozesse<br />

und Verfahren“<br />

<strong>ILK</strong> und LZS GmbH<br />

AVK – Industrievereinigung<br />

Verstärkte Kunststoffe<br />

e.V.<br />

Entwicklung der<br />

A.S.SET-Verfahren<br />

RPM und TSF<br />

2014 AVK - Innovationspreis<br />

- 2. Preis in<br />

Kategorie „Produkte<br />

und Anwendungen“<br />

<strong>ILK</strong> und LZS GmbH<br />

AVK – Industrievereinigung<br />

Verstärkte Kunststoffe<br />

e.V.<br />

Entwicklung Faserverbund-Radialwelle<br />

für Rolls-Royce<br />

2014 Wilfried-<br />

Ensinger-Preis<br />

Dr.-Ing. Manuela<br />

Andrich<br />

Wissenschaftlicher<br />

Arbeitskreis der Universitätsprofessoren<br />

der Kunststofftechnik<br />

(WAK)<br />

Dissertation<br />

63


Jahr Bezeichnung Name des<br />

Ausgezeichneten<br />

Verleihende<br />

Einrichtung<br />

Grund der<br />

Auszeichnung<br />

2014 Richard-Vieweg-<br />

Ehrenmedaille<br />

Prof. Dr.-Ing. habil.<br />

Werner Hufenbach<br />

Verein Deutscher<br />

Ingenieure (VDI),<br />

VDI-Gesellschaft<br />

Kunststofftechnik<br />

Engagement für<br />

Kunststofftechnik<br />

und Faserverbundwerkstoffe<br />

2013 1. Preis in der<br />

Kategorie „Faserverbunderzeugnisse“<br />

<strong>ILK</strong> und LZS GmbH<br />

Messe Kompozyt<br />

Expo, Krakau/Polen<br />

InEco-<br />

Fahrdemonstrator<br />

2013 Rolls-Royce<br />

Engineering<br />

Innovation Award<br />

<strong>ILK</strong> und LZS GmbH Rolls-Royce neuartige Faserverbund-Radialwelle<br />

2012 1. Preis in Kategorie<br />

„Komplexe Produkte<br />

aus Verbundmaterialien“<br />

SFB 639<br />

Messe Kompozyt<br />

Expo, Krakau/Polen<br />

Technologiedemonstrator<br />

FiF<br />

2012 Oechsler-Preis Dr.-Ing. Andreas<br />

Ulbricht<br />

Wissenschaftlicher<br />

Arbeitskreis der Universitätsprofessoren<br />

der Kunststofftechnik<br />

(WAK)<br />

Dissertation<br />

2012 1. Preis für Familienfreundlichkeit<br />

<strong>ILK</strong> TU Dresden Eltern-Kind-Büro<br />

2012 Sächsischer<br />

Verdienstorden<br />

Prof. Dr.-Ing. habil.<br />

Werner Hufenbach<br />

Freistaat Sachsen<br />

Engagement als<br />

sächsischer Wegbereiter<br />

des modernen<br />

Leichtbaus in<br />

Deutschland<br />

2011 1. Preis in Kategorie<br />

„Komplexe Produkte<br />

aus Verbundmaterialien“<br />

<strong>ILK</strong> und LZS GmbH<br />

Messe Kompozyt<br />

Expo, Krakau/Polen<br />

Elektro-Sportrennwagen<br />

eTRUST<br />

2011 Lohrmann-Medaille Dipl.-Ing. Marc<br />

Berthel<br />

TU Dresden<br />

hervorragender<br />

Studienabschluss<br />

2011 Wilfried-<br />

Ensinger-Preis<br />

Dr.-Ing. Ilja Koch<br />

Wissenschaftlicher<br />

Arbeitskreis der Universitätsprofessoren<br />

der Kunststofftechnik<br />

(WAK)<br />

Dissertation<br />

64


Jahr Bezeichnung Name des<br />

Ausgezeichneten<br />

Verleihende<br />

Einrichtung<br />

Grund der<br />

Auszeichnung<br />

2010 Vorgeschlagen für<br />

den Deutschen<br />

Zukunftspreis –<br />

Preis des Bundespräsidenten<br />

für<br />

Technik und<br />

Innovation<br />

Prof. Werner<br />

Hufenbach, Prof.<br />

Peter Offermann,<br />

Prof. Volker Ulbricht<br />

Bundespräsident<br />

der Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Textilbasierter<br />

Systemleichtbau für<br />

den Maschinen- und<br />

Fahrzugbau<br />

2010 Preis „Beste kunststofftechnische<br />

Diplomarbeit“<br />

Dipl.-Ing. Annegret<br />

Mallach<br />

Verein Deutscher<br />

Ingenieure (VDI),<br />

VDI-Gesellschaft<br />

Kunststofftechnik<br />

Diplomarbeit<br />

2009 AVK-Innovationspreis<br />

- 1. Preis in Kategorie<br />

„Kunststoff<br />

im Automobil“<br />

SFB 639<br />

AVK – Industrievereinigung<br />

Verstärkte<br />

Kunststoffe e.V.<br />

Leichtbau-Sitzschale<br />

aus textilverstärktem<br />

Thermoplast mit LFT<br />

Verstärkungsrippen<br />

2008 365 Orte im Land<br />

der Ideen<br />

<strong>ILK</strong><br />

Deutschland – Land<br />

der Ideen e. V.<br />

Leichtbau-<br />

Innovationszentrum<br />

2008 VDI-K-Studienpreis Dipl.-Ing. Frank<br />

Lucas<br />

2005 Oechsler-Preis Dipl.-Ing. Richard<br />

Protz<br />

Verein Deutscher<br />

Ingenieure (VDI),<br />

VDI-Gesellschaft<br />

Kunststofftechnik<br />

Wissenschaftlicher<br />

Arbeitskreis der Universitätsprofessoren<br />

der Kunststofftechnik<br />

(WAK)<br />

Diplomarbeit<br />

Diplomarbeit<br />

2005 ThyssenKrupp-<br />

Technik-Preis<br />

Dipl.-Wi.-Ing. Ole<br />

Renner<br />

ThyssenKrupp AG<br />

Belegarbeit<br />

2004 Dresdner Congress<br />

Award - Sonderpreis<br />

Prof. Dr.-Ing. habil.<br />

Werner Hufenbach<br />

Landeshauptstadt<br />

Dresden<br />

Dresdner<br />

Leichtbausymposien<br />

1997-2004<br />

2004 Förderpreis der<br />

Friedrich-und-<br />

Elisabeth-Boysen-<br />

Stiftung<br />

Dr.-Ing. Olaf Täger<br />

Friedrich-und Elisabeth-Boysen-Stiftung<br />

Dissertation<br />

65


ANZEIGE


PRÄGENDE PROJEKTE<br />

UND<br />

STRATEGISCHE KOOPERATIONEN<br />

67


FOR 278<br />

DFG FORSCHERGRUPPE FOR 278 (1997 BIS 2003)<br />

Textile Verstärkungen für Hochleistungsrotoren in komplexen Anwendungen<br />

Ausgangssituation der Forschergruppe FOR<br />

278 war eine bis dahin weitgehend getrennte<br />

Betrachtung von textiltechnischen Prozessen<br />

und der Fertigung von Faserverbundstrukturen.<br />

Hieraus entstand die Idee, gemeinsame<br />

Forschungsarbeiten von Textiltechnik<br />

und Leichtbau zu initiieren. Zielstellung war<br />

in diesem Zusammenhang die ganzheitliche<br />

Untersuchung variabelaxial textilverstärkter<br />

Verbunde sowie Werkstoffpaarungen für den<br />

Bereich moderner Hochleistungsrotoren.<br />

Bereits hier erfolgte eine Betrachtung der gesamten<br />

Wertschöpfungskette. Diese beginnt<br />

mit dem Erspinnen von PEEK-Filamenten, der<br />

Erzeugung von CF-PEEK-Hybridgarnen und<br />

deren textiltechnischer Weiterverarbeitung<br />

zu differentialen Preforms. Für die hier erzeugten<br />

komplexen 3D-Preformgeometrien<br />

wurden angepasste Werkzeugsysteme unter<br />

Einsatz kinematischer Spannmechanismen<br />

entwickelt, mit denen erstmals Hochleistungsrotoren<br />

mehrfach gekrümmten Strukturelementen<br />

reproduzierbar gefertigt werden<br />

konnten. Zur Detektion des Bauteilzustandes<br />

im Betrieb wurden neuartige Sensorsysteme<br />

entwickelt, die direkt im Fertigungsprozess robust<br />

in die Bauteilstruktur integriert werden.<br />

Das <strong>ILK</strong> entwickelte für die Konstruktion und<br />

Auslegung derartiger Rotorstrukturen mit variabelaxialer<br />

Textilverstärkungen erweiterte<br />

Modellierungsansätze, die ortsaufgelöst die<br />

variablen Faserorientierungen berücksichtigen.<br />

Dies ermöglicht Versagensanalysen<br />

unter Anwendung phänomenologisch motivierter<br />

und physikalisch begründeter Festigkeitshypothesen.<br />

Mit dem umgesetzten Demonstratorbauteil<br />

,,Textilverstärkter Hochleistungsrotor“<br />

und den erzielten Projektergebnissen wurde<br />

eine wesentliche Grundlage für die weitere<br />

Entwicklung des Forschungsfeldes „funktionsintegrative<br />

Leichtbauanwendungen aus<br />

Hybridgarntextilien“ am Standort Dresden geschaffen.<br />

Sie mündete in einer Vielzahl grundlagenorientierter<br />

Forschungsgroßprojekte wie<br />

dem SFB 639, SFB/Transregio 39 oder dem<br />

Spitzentechnologiecluster ECEMP der sächsischen<br />

Exzellenzinitiative.<br />

Formwerkzeug mit kinematischem, adaptivem<br />

Spannsystem (links: geöffnet, Mitte: mit Textilpreform<br />

bestückt) zur textilgerechten Fertigung von Hochleistungsrotoren<br />

aus CF-PEEK (rechts)<br />

Hufenbach, W.:<br />

Der gestrickte Hochleistungsrotor. Forschung 30 (2005)<br />

3-4, S. 24-25<br />

68


DFG SCHWERPUNKTPROGRAMM SPP 1123 (2001 BIS 2007)<br />

Textile Verbundbauweisen und Fertigungstechnologien für Leichtbaustrukturen<br />

des Maschinen- und Fahrzeugbaus<br />

Die Ausgangsmotivation für die im SPP1123<br />

durchgeführten Arbeiten war ein wesentliches<br />

Defizit damaliger Leichtbaukonstruktionen: In<br />

vielen technischen Produkten aus Faserverbundwerkstoffen<br />

wurde – anders als im Vorbild<br />

der Natur – das Fasergerüst noch nicht an<br />

den räumlichen Kraftflüssen orientiert. In dem<br />

durch die DFG geförderten interdisziplinären<br />

Verbundprojekt wurden daher erstmals ingenieurwissenschaftliche<br />

Grundlagen zur kraftflussgerechten<br />

Gestaltung textiler Preforms<br />

und textilverstärkter Bauteile durchgängig erarbeitet<br />

und angepasste Fertigungstechnologien,<br />

Montagetechniken und Werkzeugsysteme<br />

entwickelt. Insbesondere durch die enge<br />

Zusammenarbeit innerhalb eines deutschlandweiten<br />

Forschungsnetzwerkes konnten<br />

Synergieeffekte erfolgreich genutzt werden.<br />

Das <strong>ILK</strong> erarbeitete grundlegende und abgesicherte<br />

Kenntnisse zum Verformungs- und<br />

Versagensverhalten hochdynamisch belasteter<br />

Leichtbaukomponenten mit neuartigen<br />

Textilverstärkungen. Mit Blick auf die bis dahin<br />

fehlenden Prüf- und Dimensionierungsrichtlinien<br />

konnten zudem Versuchs- und Berechnungsingenieuren<br />

in Industrie und Forschung<br />

nützliche Hinweise für die zuverlässige hochdynamische<br />

Werkstoffcharakterisierung sowie<br />

zur Auslegung crashrelevanter, materialeffizienter<br />

Leichtbaustrukturen in textiler Verbundbauweise<br />

gegeben werden. In umfangreichen<br />

Crash- und Impactversuchen wurden die entwickelten<br />

Berechnungs- und Auslegungsmethoden<br />

erfolgreich verifiziert. Die erarbeiteten<br />

theoretischen und experimentellen Ergebnisse<br />

sind in kompakter Form in einem Fachbuch<br />

zusammengefasst worden.<br />

Aufbauend auf den im SPP 1123 gewonnenen<br />

Erkenntnissen wurden für Technologiedemonstratoren<br />

des Maschinen- und Anlagenbaus<br />

in Zusammenarbeit mit einschlägigen<br />

Industriepartnern neuartige Lösungsansätze<br />

zur durchgängigen Entwicklung beanspruchungsgerecht<br />

textilverstärkter Verbundstrukturen<br />

in Leichtbauweise aufgezeigt. Die<br />

Ergebnisse des Schwerpunktprogramms<br />

bilden inzwischen die Grundlage für ganzheitliche<br />

Entwicklungsprozesse von Leichtbaustrukturen<br />

mit textiler Verstärkung in der<br />

Ingenieurpraxis.<br />

W. Hufenbach (Hrsg.):<br />

Textile Verbundbauweisen und Fertigungstechnologien<br />

für Leichtbaustrukturen des Maschinen- und Fahrzeugbaus.<br />

Progress Media-Verlag, Dresden, 2007<br />

69


Ausführliche Gesamtdarstellung der im Rahmen des<br />

DFG SPP 1123 an den beteiligten Instituten erarbeiteten<br />

theoretischen und experimentellen Ergebnisse<br />

Ausführliche Gesamtdarstellung<br />

der im Rahmen des DFG PAK 258 an den beteiligten<br />

Instituten erarbeiteten theoretischen und experimentellen<br />

Ergebnisse<br />

70


DFG PAKETANTRAG PAK 258 (2008 BIS 2013)<br />

3D textile reinforced aluminium matrix composites for complex loading<br />

situations in lightweight automobile and machine parts<br />

Neben Verbundwerkstoffen mit polymerer<br />

Matrix bieten auch Metall-Matrix-Verbundwerkstoffe<br />

ein hohes Leichtbaupotential für<br />

besondere Anwendungsfälle. Mit diesem Forschungsgebiet<br />

befasste sich das deutsch-polnische<br />

Verbundvorhaben PAK 258 mit den<br />

Partnern Zentralinstitut für Neue Materialien<br />

und Prozesstechnik ZMP der Universität<br />

Erlangen-Nürnberg, Fraunhofer-Institut für<br />

Keramische Technologien und Systeme IKTS,<br />

Institute of Materials Science and Applied<br />

Mechanics (IMiMT) der TU Wroclaw, Materials<br />

Design Devision (ZPM) der TU Warszawa,<br />

Department of Alloys and Composite Materials<br />

Technology (ZKiMP) der TU Gliwice, Polish<br />

Foundry Research Institute (PFRI), Krakow. Ziel<br />

war die Erarbeitung eines tiefgreifenden werkstoffwissenschaftlichen<br />

und werkstoffmechanischen<br />

Verständnisses für 3D textilverstärkte<br />

Aluminium-Matrix-Verbundwerkstoffe. Insbesondere<br />

bei Strukturanwendungen mit hohen<br />

thermomechanischen Belastungen bieten<br />

Aluminiumverbundwerkstoffe mit dreidimensionaler<br />

Kohlenstofffaserverstärkung ein großes<br />

Leichtbaupotential, wenn es gelingt, die<br />

Faser-Matrix-Kombination unter Verwendung<br />

geeigneter Faserbeschichtungen und werkstoffgerechter<br />

Fertigungsprozesse gezielt einzustellen.<br />

Die intensive Zusammenarbeit in einem<br />

interdisziplinären Projektteam mit Wissenschaftlern<br />

aus den Bereichen der Metallurgie,<br />

Mechanik, Materialwissenschaft und<br />

Fertigungstechnik sowie des Leichtbaus,<br />

ermöglichte das komplexe Werkstoffsystem<br />

aus Kohlenstofffaser, Aluminiumlegierung<br />

und Faserbeschichtung aufeinander abzustimmen.<br />

Verschiedene thermodynamische<br />

Bedingungen bei unterschiedlichen Fertigungsverfahren<br />

verlangen eine individuelle<br />

Auswahl sowohl der Aluminiummatrix als<br />

auch des Faserbeschichtungssystems. Zweckmäßige<br />

Faserbeschichtungen und zugehörige<br />

Prozesse wurden erarbeitet und speziell an<br />

die Verbundkomponenten sowie an die fertigungstechnischen<br />

Randbedingungen angepasst.<br />

Eine ausführliche Gesamtdarstellung<br />

der im Rahmen des Forschungsvorhabens an<br />

den beteiligten Instituten erarbeiteten theoretischen<br />

und experimentellen Ergebnisse<br />

wurde in einem Fachbuch publiziert. Dieses<br />

Grundlagenprojekt hat den Grundstein für<br />

eine langfristige, fruchtbare Zusammenarbeit<br />

zwischen den beteiligten Forschungsinstitutionen<br />

gelegt.<br />

M. Gude, A. Boczkowska (Hrsg.):<br />

3D textile reinforced carbon fiber aluminum matrix composites for lightweight applications. Instytut Odlewnictwa, 2014<br />

71


DFG SONDERFORSCHUNGSBEREICH SFB 639 (2004 BIS 2015)<br />

Textilverstärkte Verbundkomponenten für funktionsintegrierende Mischbauweisen<br />

bei komplexen Leichtbauanwendungen<br />

Textilverstärkte Verbundwerkstoffe mit thermoplastischer<br />

Matrix sind für effiziente Hochleistungsanwendungen<br />

in unterschiedlichen<br />

Industriezweigen geradezu prädestiniert.<br />

Neben der deutlichen Massereduktion zeichnen<br />

sie sich vor allem durch hohe Steifigkeit<br />

und Festigkeit, gute Dämpfungs- und Crasheigenschaften,<br />

eine große Vielfalt textiler Verfahren,<br />

eine wirtschaftliche Fertigung sowie<br />

ihre Klein- und Großserientauglichkeit aus.<br />

In dem vom <strong>ILK</strong> initiierten und geleiteten<br />

SFB 639 erfolgte die Erarbeitung der wissenschaftlichen<br />

Grundlagen und Methoden<br />

zur Entwicklung und Nutzung sogenannter<br />

Hybridgarn-Textil-Thermoplast-(HGTT)-Verbunde<br />

für Mischbauweisen mit hoher Funktionsintegration.<br />

Hierzu wurde durchgängig<br />

die gesamte Prozesskette „vom Filament bis<br />

hin zum Bauteil“ in fünf Projektbereichen<br />

(Textile Prozessgestaltung, Textilgerechte<br />

Verbindungen, Auslegung hybrider Leichtbaustrukturen,<br />

Funktionsintegrierende Bauelemente,<br />

Demonstratoren in Mischbauweise)<br />

theoretisch durchdrungen und praktisch<br />

umgesetzt. Die resultierenden Erkenntnisse<br />

und entwickelten Technologien aus zwölf<br />

Jahren Forschung flossen in den generischen<br />

Demonstrator „Funktionsintegrativer Fahrzeugsystemträger“<br />

(FiF) ein. Der in der neuartigen<br />

HGTT-Bauweise aufgebaute Technologiedemonstrator<br />

ist ein Nutzfahrzeug in<br />

modernem Design für den urbanen, kommunalen<br />

oder innerbetrieblichen Transport. Auf<br />

der Hannover Messe 2016 präsentierten die<br />

Forscher den Fahrdemonstrator erstmals der<br />

Weltöffentlichkeit.<br />

Die TU Dresden und die mit ihr eng verbundenen<br />

außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

haben in der Thematik des SFB weltweit<br />

zukunftsfähige Alleinstellungsmerkmale<br />

erworben. Im Wechselspiel mit den historisch<br />

gewachsenen regionalen textilen Forschungsund<br />

Industrieaktivitäten diente der SFB als<br />

Innovationsmotor auf dem Gebiet des textilen<br />

Leichtbaus, der ein nachhaltiges Wachstum<br />

für die Region Sachsen insbesondere auf<br />

dem Gebiet der modernen Fahrzeugentwicklung<br />

induziert hat. Im SFB 639 und dem darauf<br />

aufbauenden Transferbereich entstanden<br />

über 400 wissenschaftliche Publikationen und<br />

9 Patente. Zudem wurden im Rahmen des<br />

Integrierten Graduiertenkollegs des SFB unter<br />

der Leitung von Prof. Volker Ulbricht (IFKM)<br />

50 Dissertationen und 5 Habilitationen verfasst.<br />

Partner im SFB 639<br />

N. Modler, W. Hufenbach (Hrsg.):<br />

Textile-Reinforced Composite Components in Lightweight<br />

Applications. Special Issue: SFB 639 of Advanced<br />

Engineering Materials 18 (3) 2016<br />

72


VOM FILAMENT ZUM BAUTEIL<br />

FiF-Demonstratorfahrzeug: Einbeziehung aller Teilprojektergebnisse des SFB 639<br />

73


DFG SONDERFORSCHUNGSBEREICH/TRANSREGIO TRR 39 – PT-PIESA<br />

(2006 BIS 2018)<br />

Großserienfähige Produktionstechnologien für leichtmetall- und faserverbundbasierte<br />

Komponenten mit integrierten Piezosensoren und -aktoren<br />

Die Forderung, Bauteile und Strukturen zugleich<br />

leicht, steif, sicher und zuverlässig auszulegen,<br />

führt zu einer Vielzahl sich häufig<br />

widersprechender technischer und wirtschaftlicher<br />

Forderungen. Diese sind auf konventionelle<br />

Weise selbst durch aufwändige Konzeption,<br />

Herstellung und Erprobung komplexer<br />

Leichtbaukonstruktionen nicht vollständig<br />

auflösbar. Der Forschungsansatz für den SFB/<br />

Transregio 39 PT-PIESA zur Auflösung dieses<br />

Auslegungskonfliktes zielte auf die effiziente<br />

Herstellung aktiver Leichtbau-Strukturbauteile.<br />

Ein Hauptziel war dabei die Zusammenführung<br />

der bisher getrennten Prozessketten der<br />

Bauteil- und Piezomodul-Fertigung, sodass<br />

großserienfähige Fertigungsprozesse für aktive<br />

Strukturbauteile möglich werden. Im Fokus<br />

der Forschung standen Leichtbauteile mit<br />

integrierten Piezokeramiksensoren und -aktoren,<br />

die beispielweise für sicherheitsrelevante<br />

Strukturbauteile als Teil eines Strukturüberwachungssystems<br />

oder zur aktiven Veränderung<br />

der Bauteilsteifigkeit eingesetzt werden<br />

können. In den vier am <strong>ILK</strong> angesiedelten<br />

Teilprojekten sowie einem angegliederten<br />

Transferprojekt wurden serienfähige Herstellungstechnologien<br />

für thermoplastverbundkompatible<br />

Piezokeramikmodule (TPM) sowie<br />

Technologien zur Integration von TPM und<br />

weiteren piezokeramischen Funktionsmodulen<br />

in faserverstärkte Kunststoffe mit thermound<br />

duroplastischer Matrix entwickelt.<br />

Anhand von Demonstratoren konnten die<br />

entwickelten Technologien erprobt und ein<br />

Transfer in erste Anwendungen aufgezeigt<br />

werden. Die entwickelten Methoden und<br />

Technologien sind inzwischen in vielen Industriebereichen<br />

aufgegriffen worden und finden<br />

sukzessive Eingang in innovative Produkte.<br />

Besonders großes Potential bietet neben der<br />

Mobilitätsbranche die Medizintechnik, wobei<br />

Sensor- und Aktorelemente für personalisierte<br />

Produkte wie Orthesen und Prothesen<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Großseriengerechte Fertigung von Leichtbaustrukturen<br />

mit integrierten Piezokeramikmodulen (TPM)<br />

A. Winkler, N. Modler, W.-G. Drossel, T. Mäder,<br />

C. Körner (Essay):<br />

High-Volume Production-Compatible Technologies for<br />

Light Metal and Fiber Composite-Based Components<br />

with Integrated Piezoceramic Sensors and Actuators.<br />

Advanced Engineering Materials, 2018 (20) 12<br />

74


SÄCHSISCHES FuE-VORHABEN INECO ® (2009 BIS 2013)<br />

Hochleistungs-Elektrofahrzeuge in Ultra-Leichtbauweise<br />

Das Elektroauto der Zukunft ist leicht, leistungsfähig<br />

und bezahlbar. Am <strong>ILK</strong> konzipierten<br />

Wissenschaftler gemeinsam mit Experten<br />

der Leichtbau-Zentrum Sachsen GmbH und<br />

der ThyssenKrupp AG im Projekt InEco® ein<br />

sportliches und alltagstaugliches Elektroauto.<br />

Entworfen für den metrourbanen Raum<br />

ist das Fahrzeug besonders für Pendler und<br />

Kurzstreckenfahrer interessant. Ein innovativer<br />

Materialmix und seriennahe Fertigungskonzepte<br />

sind nur einige Highlights des Projektes.<br />

Bei der Gestaltung der Konzepte flossen neben<br />

Fragen zum Design und den verwendeten<br />

Materialien von Beginn an auch innovative<br />

Ideen zum Fahrzeugpackage, zur Insassensicherheit<br />

und zur Antriebstechnologie ein.<br />

Dabei spielten innovative Werkstoffkombinationen<br />

wie CFK-Stahl-Hybridverbunde und die<br />

Umsetzung von neuartigen Integralbauweisen<br />

für einen kosteneffizienten Systemleichtbau<br />

eine große Rolle.<br />

Konsequenter Leichtbau auf Basis einer integralen<br />

Mischbauweise führte zu Masseeinsparungen<br />

in allen Bereichen des Exterieurs und<br />

Interieurs, sodass die Fahrzeugleermasse nur<br />

900 kg beträgt. Durch das intelligente Package<br />

des Vorderwagens und der Bodengruppe sind<br />

Insassen und Hochvolt-Batterie im Crashfall sicher<br />

geschützt. Die hohe Funktionsintegration<br />

ermöglicht es, das Fahrzeug-Chassis aus nur<br />

63 Einzelkomponenten aufzubauen (ca. 70 %<br />

Teileersparnis zum konventionellen Karosseriebau).<br />

Aus dem holistischen Forschungsansatz<br />

entstand dabei eine leichtbaugerechte<br />

und crashkompatible Gestaltung des Gesamtfahrzeugsystems<br />

in innovativer CFK-Stahl-Hybridbauweise,<br />

die das InEco®-Projekt einzigartig<br />

macht.<br />

InEco ® -Projektfahrzeug in integraler Mischbauweise<br />

75


DFG GRADUIERTENKOLLEG GRK 2430 (SEIT 2018)<br />

Interaktive Faser-Elastomer-Verbunde<br />

Der innovative Ansatz des DFG-Graduiertenkollegs<br />

2430 besteht darin, die heute nicht<br />

verfügbare Werkstoffklasse der interaktiven<br />

Faser-Elastomer-Verbunde mit strukturintegrierter<br />

Aktorik und Sensorik zu schaffen<br />

und wissenschaftlich zu durchdringen. Die<br />

Entwicklung von interaktiven Faser-Elastomer-<br />

Verbunden erlaubt beispielsweise die geometrischen<br />

Verformungsfreiheitsgrade von<br />

mechanischen Bauteilen reversibel und berührungslos<br />

einzustellen und so sehr schnell<br />

und präzise auf variable Anforderungen der<br />

Umwelt zu reagieren.<br />

Im Rahmen des Graduiertenkollegs forscht<br />

das <strong>ILK</strong> zum Thema „Methodische Entwicklung<br />

aktiver Multi-Matrix-Verbund-(MMV-)Komponenten“.<br />

Hierbei ist das Ziel die methodische<br />

Entwicklung und Realisierung von mehrgliedrigen<br />

MMV-Strukturen mit maßgeschneiderten<br />

Verformungsmustern und kinematischen<br />

Algorithmen zur Realisierung zeitlich und<br />

örtlich gestaffelter Topologien ohne Starrkörpermechanismen.<br />

So sollen hochintegrative<br />

Systeme aus einer neuartigen Werkstoffklasse<br />

entwickelt werden, die aus Faserverbundwerkstoffen<br />

mit teilweise elastomerer Matrix<br />

und darin integrierten Aktoren und Sensoren<br />

bestehen. Im Vergleich zu konventionellen<br />

Bauweisen, bei denen die Sensoren und<br />

Aktoren nach der Bauteilherstellung nachträglich<br />

appliziert werden müssen, ermöglicht<br />

die werkstoffliche Integration sehr komplexe<br />

Strukturen sowie Systeme mit erhöhter<br />

Robustheit.<br />

Für die Generierung derartiger Komponenten<br />

unter Berücksichtigung der lokalen Struktur-Eigenschafts-Beziehungen<br />

sind Softwaretools<br />

und Schnittstellen für eine integrierte<br />

Entwicklungsumgebung zu erarbeiten, in<br />

der die Strukturanalyse auch auf Grundlage<br />

der Multiskalensimulation durchführbar ist.<br />

Ausgehend hiervon sollen neuartige, morphologisch<br />

komplexe und hierarchisch strukturierte<br />

MMV-basierte Systeme und Bauweisen<br />

entwickelt werden.<br />

Das Graduiertenkolleg (Sprecher: Prof.<br />

Chokri Cherif, ITM der TU Dresden) startete<br />

am 01.11.2018. In diesem strukturierten<br />

Programm werden vor allem Doktorandinnen<br />

und Doktoranden in insgesamt 11 interdisziplinären<br />

Teilprojekten gefördert.<br />

Faserverbundstruktur mit elastomerer Matrix und<br />

komplexen Verformungsmustern<br />

Quelle: Institut für Textilmaschinen und textile Hochleistungswerkstofftechnik<br />

der TU Dresden<br />

76


SPITZENTECHNOLOGIECLUSTER DER SÄCHSISCHEN LANDESEXZEL-<br />

LENZINITIATIVE: EUROPEAN CENTRE FOR EMERGING MATERIALS<br />

AND PROCESSES DRESDEN – ECEMP (2009 BIS 2014)<br />

Vom Atom zum komplexen Bauteil<br />

Dresden ist ein weit über seine Grenzen hinaus<br />

bekannter Standort für Materialforschung und<br />

nimmt auch international eine Spitzenstellung<br />

ein. Um diese Führung auszubauen, wurde im<br />

Jahr 2007 das „ECEMP - European Centre for<br />

Emerging Materials and Processes Dresden“ gegründet,<br />

das wenig später bei der Sächsischen<br />

Exzellenzinitiative erfolgreich war und in der Folge<br />

als Spitzentechnologiecluster von 2009 bis<br />

2014 vom Freistaat Sachsen gefördert wurde.<br />

Das Cluster ECEMP fokussierte seine Arbeit<br />

auf die Entwicklung innovativer Mehrkomponentenwerkstoffe<br />

und ressourcenschonender<br />

Fertigungstechnologien in den Zukunftsfeldern<br />

funktionsintegrativer Leichtbau sowie Energieund<br />

Umwelttechnik. Die Werkstoffe und die<br />

daraus resultierenden Hochtechnologiebauteile<br />

erarbeiteten die Forscher in 14 Teilprojekten<br />

skalenübergreifend und verknüpften dabei<br />

umfassende Kompetenzen aus den Ingenieurund<br />

den Naturwissenschaften zu metallischen,<br />

nichtmetallisch-organischen sowie nichtmetallisch-anorganischen<br />

Werkstoffen. Mit der<br />

Gründung der ECEMP International Graduate<br />

School ermöglichte das Exzellenzcluster auch<br />

Nachwuchswissenschaftlern, die Potentiale zu<br />

nutzen und eine Dissertation auf hohem wissenschaftlichem<br />

Niveau anzufertigen.<br />

Das ECEMP war mit fast 40 beteiligten Professuren<br />

aus 22 Instituten der TU Dresden, der HTW<br />

Dresden und der TU Bergakademie Freiberg sowie<br />

vier Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft,<br />

drei der Leibniz-Gemeinschaft und einem der<br />

Max-Planck-Gesellschaft eine herausragende<br />

Plattform für die interdisziplinäre Materialfor-<br />

schung, deren Netzwerke noch heute nachwirken.<br />

In der fünfjährigen Projektlaufzeit entstanden<br />

245 Publikationen und 22 Patente.<br />

Zudem wurden im Rahmen der Internationalen<br />

Graduiertenschule des ECEMP unter Leitung<br />

von Prof. Gude und mit Anbindung an die Graduiertenakademie<br />

der TU Dresden 64 Dissertationen<br />

verfasst. Gleichzeitig konnten über 200<br />

zusätzliche Projekte realisiert und mehr als 45<br />

Mio. € an zusätzlichen Drittmitteln eingeworben<br />

werden. Das synergetische Zusammenwirken<br />

der Dresdner Materialwissenschaftler im Cluster<br />

ECEMP spiegelt sich auch heute noch in der<br />

Forschungsallianz DRESDEN-concept wider.<br />

CT-Untersuchung von neuartigen Lötverbindungen auf<br />

Basis von Reaktiv-Multischicht-Systemen<br />

M. Gude, W. Hufenbach (Hrsg.):<br />

Multicomponent Materials – Potentials for Hightech Applications.<br />

Advanced Engineering Materials - Special Issue,<br />

Volume 16, No. 10, ISSN 1438-1656, 2014<br />

W. Hufenbach (Hrsg.):<br />

Ressourcenschonende Werkstoffe - Technologien -<br />

Prozesse: Internationales Kolloquium des Spitzentechnologieclusters<br />

ECEMP 2013; Tagungsband, Technische<br />

Universität Dresden, 2013<br />

77


DFG SONDERFORSCHUNGSBEREICH/TRANSREGIO TRR 285<br />

(SEIT 2019)<br />

Methodenentwicklung zur mechanischen Fügbarkeit in wandlungsfähigen<br />

Prozessketten<br />

Die beanspruchungsgerechte Kombination<br />

verschiedener Werkstoffe in einer Konstruktion<br />

bietet ein besonders hohes Leichtbaupotenzial.<br />

Die Fügbarkeit derartiger Multi-Material-Strukturen<br />

ist häufig der Schlüssel für<br />

effiziente und wirtschaftliche Produktionsprozesse.<br />

Die wachsende Anzahl an Werkstoff-Geometrie-Kombinationen<br />

erfordert<br />

neben einer abgesicherten Prognose der<br />

Fügbarkeit insbesondere eine Wandlungsfähigkeit<br />

der mechanischen Fügeverfahren.<br />

Der SFB/Transregio 285 (Sprecher Prof.<br />

Gerson Meschut, LWF der Universität Paderborn)<br />

an den Standorten Paderborn, Erlangen<br />

und Dresden erforscht am Beispiel mechanischer<br />

Fügeverbindungen wissenschaftliche<br />

Methoden zur Wandlungsfähigkeit im<br />

Wirkungskreis der drei Bereiche Werkstoff<br />

(Fügeeignung), Konstruktion (Fügesicherheit)<br />

und Fertigung (Fügemöglichkeit). Die<br />

Durchdringung der komplexen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge<br />

beim mechanischen<br />

Fügen von Aluminium, Stahl und Faser-Kunststoff-Verbunden<br />

(FKV) ist dabei die Voraussetzung<br />

für eine ganzheitliche Prognose der<br />

Fügbarkeit einer Verbindung von den Werkstoffeigenschaften<br />

der Fügeteile über die<br />

Fügeprozesse bis hin zu dem eingestellten<br />

Eigenschaftsprofil.<br />

Für das <strong>ILK</strong> stehen die beim warmumformtechnischen<br />

Fügen thermoplastischer FKV<br />

auftretenden sukzessiven lokalen Veränderungen<br />

der Werkstoffstruktur im Mittelpunkt<br />

der Untersuchungen. Im Hinblick<br />

auf eine prognosesichere Fügbarkeit sowie<br />

eine verbesserte Ausnutzung des Lastübertragungspotentials<br />

wird eine durchgängige<br />

skalenübergreifende Simulationskette von<br />

der Auslegung, über den Fügeprozess bis hin<br />

zur strukturmechanischen Bewertung von<br />

FKV-Metall-Verbindungen aufgebaut. Darüber<br />

hinaus erforscht das <strong>ILK</strong> gemeinsam mit der<br />

Professur für Formgebende Fertigungsverfahren<br />

(Prof. Alexander Brosius) der TU Dresden<br />

zwei komplementäre experimentelle Verfahren<br />

zur zerstörungsfreien in situ Analyse von<br />

Fügeverbindungen. Insbesondere sollen der<br />

Fügeprozess selbst sowie dem Fügeprozess<br />

nachgelagerte anwendungstypische Belastungen<br />

analysiert werden können.<br />

Skalenübergreifende Betrachtungsweise zur Prozesssimulation<br />

78


RESEARCH CENTER CARBON FIBERS SAXONY (RCCF)<br />

(SEIT 2016)<br />

Hochwertige Kohlenstofffasern bilden die<br />

Grundlage für viele innovative Anwendungen<br />

im modernen Leichtbau. Im Research Center<br />

Carbon Fibers Saxony (RCCF) erforschen<br />

daher Wissenschaftler des <strong>ILK</strong> und des Instituts<br />

für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik<br />

(ITM) der TU Dresden<br />

neuartige Kohlenstofffasern einschließlich<br />

durchgängiger Entwicklungsketten vom Faserrohstoff<br />

bis zum fertigen Bauteil. Die Wissenschaftler<br />

untersuchen fossile und nachwachsende<br />

Rohstoffe als Ausgangsprodukte und<br />

entwickeln maßgeschneiderte Kohlenstofffasern<br />

für neue Funktionswerkstoffe.<br />

Hierzu ergründen sie die Wechselwirkungen<br />

zwischen Prozessparametern und der Faserstruktur<br />

sowie mechanischen, thermischen<br />

und elektrischen Eigenschaften bei der Herstellung<br />

von Kohlenstofffasern, um die Fähigkeiten<br />

des Hightech-Werkstoffes weiter zu<br />

steigern. Zusätzlich nehmen die Forscher die<br />

Entwicklung multifunktionaler Fasern mit neuartigen<br />

Eigenschaftsprofilen wie hohe Leitfähigkeit<br />

bei hoher Festigkeit oder definierter<br />

Prösitäten sowie die Nutzung erneuerbarer<br />

Ausgangsstoffe in den Fokus ihrer Arbeiten.<br />

Auf der im Carbonfaser-Technikum des RCCF<br />

installierten, einzigartigen Anlage werden unter<br />

Reinraum-Bedingungen die Grundlagen<br />

für diese Kohlenstofffasern erforscht. Dabei<br />

greifen die Forscher auf einzelne Anlagenmodule<br />

zur Stabilisierung und Carbonisierung<br />

mit industrienahem Ofendesign und individuell<br />

einstellbaren Parameterkombinationen<br />

zurück. Durch den außerordentlichen Reinheitsgrad<br />

einerseits lassen sich Kohlenstofffasern<br />

für die hohen Anforderungen der Luft-/<br />

Raumfahrt- und der Automobilindustrie und<br />

andererseits durch alternative Ausgangsstoffe<br />

kostengünstige Kohlenstofffasern etwa für die<br />

Bauindustrie maßschneidern.<br />

Durch die Kooperation im RCCF konnte 2017<br />

die Nachwuchsforschergruppe „e-Carbon“ ins<br />

Leben gerufen werden. Sie beschäftigt sich<br />

mit maßgeschneiderten und multifunktionalen<br />

Kohlenstofffasern für die Speicherung hoher<br />

Energiedichten.<br />

Mitarbeiter der Nachwuchsforschergruppe „e-Carbon“<br />

79


ROLLS-ROYCE UNIVERSITY TECHNOLOGY CENTRE DRESDEN<br />

(SEIT 2006)<br />

Leichtbaustrukturen und -materialien und Robust Design<br />

Der Triebwerkshersteller Rolls-Royce bündelt<br />

seine Forschungsaktivitäten an ausgesuchten<br />

Universitäten weltweit in so genannten University<br />

Technology Centres – kurz UTCs. Jedes<br />

UTC steht für Spitzenforschung in ausgewählten<br />

ingenieurwissenschaftlichen Bereichen.<br />

Das an der TU Dresden eingerichtete UTC<br />

„Lightweight Structures and Materials and Robust<br />

Design“ wirkt als Impulsgeber im Bereich<br />

Systemleichtbau, Multi-Material-Design und<br />

Robust Design und verfolgt das Ziel, grundlegende<br />

Ergebnisse aus der universitären<br />

Forschung in die industrielle Praxis bei Rolls-<br />

Royce zu transferieren.<br />

Am Dresdner UTC sind das <strong>ILK</strong> mit seinen<br />

drei Professuren und der Seniorprofessur<br />

sowie die Professur für Turbomaschinen und<br />

Flugantriebe (Prof. Mailach), die Professur<br />

für Thermische Energiemaschinen und -anlagen<br />

(Prof. Gampe), die Professur für Werkstofftechnik<br />

(Prof. Leyens) und die Professur<br />

für Maschinenelemente (Prof. Schlecht) eingebunden.<br />

Zudem kooperieren Rolls-Royce<br />

und das UTC Dresden u. a. auch eng mit der<br />

Leichtbau-Zentrum Sachsen GmbH (LZS),<br />

einer Tochter der TU Dresden AG, als strategischer<br />

Partner, um im Rahmen von Zulassungsprozessen<br />

neuartige technologische<br />

Die in Zusammenarbeit von <strong>ILK</strong> und LZS entwickelte Faserverbund-Radialwelle wurde mit dem Rolls-Royce Innovationspreis<br />

„Engineering Innovation Award“ ausgezeichnet.<br />

80


Methoden, Werkstoffe und Bauteilkomponenten<br />

zu qualifizieren. Diese Zusammenarbeit<br />

ermöglicht die effiziente Realisierung der<br />

komplexen Entwicklungsprozesse vom Labormaßstab<br />

(Technology Readiness Level TRL 1)<br />

bis hin zum fliegenden oder fahrenden Bauteil<br />

(TRL 6). Über die gemeinsamen Forschungsund<br />

Entwicklungsarbeiten hinaus kooperieren<br />

das UTC Dresden und Rolls-Royce bei<br />

der unmittelbaren und schnellen Lösung von<br />

in-service-Problemen sowie bei der Aus- und<br />

Weiterbildung sowohl von Studierenden als<br />

auch von Praxisingenieuren*innen und Wissenschaftlern*innen.<br />

Im Jahr 2012 erfolgte zudem die Einrichtung<br />

der „Composite University Technology Partnership<br />

(UTP) – ein von Rolls-Royce initiierter<br />

Zusammenschluss zwischen dem Advanced<br />

Composites Centre for Innovation and Science<br />

(ACCIS) der Universität Bristol und dem<br />

Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

(<strong>ILK</strong>) der TU Dresden. 2016 folgte Prof. Gude<br />

auf Prof. Hufenbach als Direktor des UTC<br />

Dresden.<br />

UTC Anstreif- und Dichtungsprüfstand<br />

Foto: © Andreas Scheunert<br />

81


DRESDEN CENTER FOR FATIGUE AND RELIABILITY (DCFR)<br />

(SEIT 2018)<br />

Im modernen Leichtbau werden die werkstofflichen<br />

Schranken zur Gewichtsreduktion<br />

durch Funktionsintegration durchbrochen<br />

und die bauteilbezogene Betrachtungsweise<br />

durch den systemischen Blick ersetzt. Dies<br />

führt zu hochintegrierten Komponenten, die<br />

Struktur, Antrieb, Elektronik und Sensorik<br />

kombinieren. Diese intensive räumliche Integration<br />

von Elektronik und Strukturbauteil führt<br />

dabei zu neuen Beanspruchungen und ingenieurtechnischen<br />

Herausforderungen, denen<br />

nur mit einer interdisziplinären Herangehensweise<br />

begegnet werden kann.<br />

Gemeinsam mit dem Institut für Festkörpermechanik<br />

(IFKM, Prof. Kästner) der TU Dresden<br />

und dem Fraunhofer-Institut für Keramische<br />

Technologien und Systeme (IKTS, Prof<br />

Michaelis, Dr. Röllig) wurde daher das Dresden<br />

Center for Fatigue and Reliability (DCFR)<br />

initiiert. Darin werden fachliche Kompetenz,<br />

Prüftechnik und Recheninfrastruktur zur Erforschung<br />

und Entwicklung zuverlässiger<br />

Bauteile und Systeme in Zusammenarbeit<br />

mit assoziierten Unternehmen gebündelt.<br />

Die neuartige Verknüpfung der Forschungsgebiete:<br />

Werkstoffwissenschaft, Leichtbau,<br />

Prüftechnik, Betriebsfestigkeit sowie elektronische<br />

Systeme bietet völlig neue Chancen<br />

zur Strukturüberwachung und -bewertung<br />

hochintegrierter mechanisch-elektronischer<br />

Systeme. Diese bisher voneinander getrennten<br />

Wissensgebiete werden im DCFR anhand<br />

konkreter Forschungsfragen in gemeinsam<br />

bearbeiteten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />

zusammengeführt. Das DCFR wird<br />

damit zu einem wichtigen Inkubator für die<br />

Realisierung von Forschungs- und Transferprojekten<br />

sowie zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

insbesondere kleiner und mittelständischer<br />

Unternehmen der Region.<br />

Struktur des Dresden Center for Fatigue and Reliability (DCFR):<br />

wissenschaftliche Partner und assoziierte Unternehmen<br />

82


SÄCHSISCHE ALLIANZ FÜR MATERIAL- UND RESSOURCEN-<br />

EFFIZIENTE TECHNOLOGIEN – AMARETO (SEIT 2017)<br />

In der sächsischen Allianz für material- und<br />

ressourceneffiziente Technologien (AMARE-<br />

TO) werden aus den drei sächsischen Spitzentechnologieclustern<br />

ECEMP, ADDE und<br />

eniProd heraus die Kompetenzen der Technischen<br />

Universitäten in Freiberg, Dresden<br />

und Chemnitz sowie des Fraunhofer-Instituts<br />

für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik<br />

(IWU) gebündelt, um effiziente und flexible<br />

Innovationen für Werkstoffe, Bauteile und<br />

Produktionsprozesse zu entwickeln. Basierend<br />

auf der Kernkompetenz jedes AMARE-<br />

TO-Standortes ist der Arbeitskomplex Smart<br />

Material am Standort Freiberg, der Arbeitskomplex<br />

Smart Design am Standort Dresden<br />

und der Arbeitskomplex Smart Production<br />

am Standort Chemnitz verankert. Ziel ist es,<br />

durch die Zusammenarbeit der beteiligten<br />

Standorte die anwendungsnahe Forschung in<br />

Sachsen weiter voranzutreiben und durch die<br />

Einbindung von insbesondere sächsischen<br />

Unternehmen in die Forschungsarbeiten einen<br />

Know-how-Transfer in die Wirtschaft zu<br />

induzieren, um deren Wettbewerbsfähigkeit<br />

langfristig zu stärken.<br />

Im Arbeitskomplex Smart Design werden unter<br />

Leitung des <strong>ILK</strong> Entwicklungsprozesse für<br />

Hochleistungsbauteile erarbeitet, in denen<br />

die drei Aufgaben Konstruktion, Dimensionierung<br />

und Fertigung parallel und interaktiv<br />

bearbeitet werden. Dafür werden gezielt die<br />

Möglichkeiten moderner Simulationsmethoden<br />

zur Prozess- und Bauteilanalyse genutzt<br />

und bereits frühzeitig im Entwicklungsprozess<br />

durch gekoppelte Simulationsmodelle<br />

miteinander verknüpft. Auf diese Weise kann<br />

den komplexen Zusammenhängen zwischen<br />

der im Fertigungsprozess entstehenden Material-<br />

und Bauteilstruktur und den erzielten<br />

Komponenteneigenschaften Rechnung getragen<br />

werden. Dies soll für moderne Leichtbaustrukturen<br />

in Hybridbauweise ein vertieftes<br />

Verständnis der bestehenden Interaktionen<br />

schaffen und in der Folge die schnelle und<br />

robuste Entwicklung derartiger Bauteile sowie<br />

zugehöriger Prozessketten ermöglichen.<br />

Vernetzung der standortspezifischen Kompetenzen im<br />

Projekt AMARETO<br />

M. Putz, P. Klimant, M. Gude, D. Weck, D. Rafaja,<br />

C. Wüstefeld (Hrsg.):<br />

Vom Werkstoff zum ressourcenschonenden Produkt.<br />

Tagungsband zum 1. AMARETO-Kolloquium 2018,<br />

31.05.2018, Chemnitz<br />

83


BMBF FORSCHUNGSPLATTFORM FOREL (SEIT 2013)<br />

FOREL – Forschungs- und Technologiezentrum für ressourceneffiziente<br />

Leichtbaustrukturen der Elektromobilität<br />

Das Forschungs- und Technologiezentrum FO-<br />

REL wurde 2013 auf Initiative der Nationalen<br />

Plattform Elektromobilität (NPE) eingerichtet.<br />

Es ist eine offene und unabhängige Plattform<br />

zur Entwicklung von Hightech-Leichtbausystemlösungen<br />

in Multi-Material-Design für die<br />

Mobilität der Zukunft und stützt sich auf ein<br />

branchenübergreifendes Netzwerk aus Industrie<br />

und Forschung mit derzeit mehr als 100<br />

Mitgliedern.<br />

Durch die enge Zusammenarbeit führender<br />

universitärer Forschungsstandorte mit innovationsstarken<br />

Unternehmen sind in einer<br />

Vielzahl von Projekten Antworten auf drängende<br />

Fragen hinsichtlich des Einsatzes nachhaltiger<br />

Leichtbautechnologien und -systeme für<br />

die Mobilität der Zukunft gefunden worden.<br />

Die zentrale Aufgabe der vom <strong>ILK</strong> initiierten<br />

und gemeinsam mit der TU Dortmund, der TU<br />

Bergakademie Freiberg, der TU München und<br />

der Universität Paderborn koordinierten Plattform<br />

FOREL ist es, die Forschungsanstrengungen<br />

systematisch voranzutreiben, indem<br />

Trends analysiert und Handlungsempfehlungen<br />

abgeleitet werden. In zwei FOREL-Studien<br />

2015 und 2018 wurde herausgestellt, dass es<br />

insbesondere in der Mobilität nicht das eine<br />

Material der Zukunft geben wird, sondern<br />

dass gerade die anwendungsangepasste<br />

Kombination von Werkstoffen in automatisierten,<br />

flexiblen Fertigungsprozessen ein großes<br />

Potential bietet.<br />

Um dieses Potential weiter auszuschöpfen,<br />

werden in den technologischen Schwerpunkten<br />

Prozessketten zusammengeführt, deren<br />

Digitalisierung vorangetrieben und ein langfristiger<br />

Technologietransfer intensiviert. In<br />

bislang acht Technologieprojekten und vier<br />

assoziierten Projekten werden Schwerpunktthemen,<br />

wie etwa generative Fertigung und<br />

werkstoffgerechte Fügetechnik sowie Chancen<br />

des Leichtbaus für Mobilitätsanwendungen<br />

der Zukunft erfolgreich adressiert. Auch<br />

die Berücksichtigung des Recyclings im Produktentstehungsprozess<br />

wurde in dem zum<br />

BMBF-Leuchtturmprojekt ernannten und für<br />

den Rohstoffeffizienzpreis nominierten Vorhaben<br />

ReLei umgesetzt. Zudem wurde die<br />

3D-Hybrid-Technologie aufbauend auf langjährigen<br />

Grundlagenentwicklungen des <strong>ILK</strong><br />

im Rahmen des FOREL-Technologieprojekts<br />

Q-Pro für die Serienanwendung befähigt.<br />

Mitarbeitende am <strong>ILK</strong> bei der Begutachtung eines<br />

Demonstrators aus dem FOREL-Technologieprojekt<br />

ReLei<br />

84


PARTNER IM FOREL-NETZWERK<br />

M. Gude, H. Lieberwirth, G. Meschut, M.F. Zäh et al.: FOREL-Studie, Chancen und Herausforderungen im<br />

Ressourceneffizienten Leichtbau für die Elektromobilität. Plattform FOREL, 2015<br />

M. Gude, H. Lieberwirth, G. Meschut, M.F. Zäh, E. Tekkaya et al.: FOREL-Studie 2018 – Ressourceneffizienter<br />

Leichtbau für die Mobilität: Wandel - Prognose - Transfer. Plattform FOREL, 2018<br />

85


LEICHTBAU-ALLIANZ SACHSEN E.V.<br />

(SEIT 2017)<br />

Mit 27 im Bereich der Leichtbauforschung tätigen<br />

Einrichtungen weist der Freistaat Sachsen<br />

eine der weltweit höchsten Konzentrationen<br />

an wissenschaftlichen Kompetenzträgern im<br />

Bereich des Leichtbaus auf. Gleichzeitig bildet<br />

der Leichtbau eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien<br />

für die Branchen des Fahrzeug-,<br />

Flugzeug-, Maschinen- und Anlagenbaus, die<br />

die sächsische Wirtschaftslandschaft prägen.<br />

2017 erfolgte daher auf Initiative des <strong>ILK</strong> und<br />

mit Unterstützung des Sächsischen Staatsministeriums<br />

für Wissenschaft und Kunst die<br />

Gründung der Leichtbau-Allianz Sachsen e.V.<br />

als übergreifende Plattform der Leichtbauforschung<br />

in Sachsen. Unter der Leitung von<br />

Prof. Rudolf Kawalla forcieren die drei Hochschulstandorte<br />

Chemnitz, Dresden und Freiberg<br />

die Stärkung der Kooperation zwischen<br />

den in Sachsen ansässigen und im Bereich<br />

der Leichtbautechnologien forschenden Kompetenzträgern.<br />

Durch die Bündelung und das<br />

gemeinsame Auftreten soll die Sichtbarkeit<br />

Sachsens als international bedeutendes Zentrum<br />

der Leichtbauforschung erhöht werden.<br />

Zu den weiteren Zielen gehören die Erschließung<br />

bestehender Synergien in Bezug auf die<br />

gemeinsame Nutzung kostenintensiver Forschungsinfrastruktur<br />

sowie die Koordinierung<br />

strategischer Initiativen. Zudem stehen die<br />

Stärkung des Wissens- und Technologietransfers<br />

in die sächsische Wirtschaft und die Erhöhung<br />

der Wahrnehmung leichtbaurelevanter<br />

Themen und Entwicklungen im öffentlichen<br />

Bewusstsein und in der Politik im Fokus des<br />

Vereins. Die Leichtbau-Allianz Sachsen versteht<br />

sich als Partner der sächsischen Wirtschaft<br />

und arbeitet eng mit Unternehmen<br />

der relevanten Branchen sowie bestehenden<br />

Transferverbünden und Netzwerken im Bereich<br />

des Leichtbaus zusammen. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt der Leichtbau-Allianz Sachsen<br />

besteht in der gemeinsamen Nachwuchsförderung<br />

durch Angebote im Bereich Bildung<br />

und Berufsorientierung sowie einer Zusammenarbeit<br />

bei der Betreuung und Qualifizierung<br />

von Promovierenden und Studierenden.<br />

v.l.: Prof. Jäger , Dr. Tröltzsch , Staatsministerin Dr. Stange und Prof. Kawalla<br />

86<br />

Foto: © Detlev Müller


Foto: © Andreas Scheunert<br />

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AUSGRÜNDUNGEN<br />

89


Der zügige Transfer von Forschungsergebnissen<br />

in die Praxis und die Entfaltung ihres<br />

Innovationspotentials in wettbewerbsfähige<br />

Produkte sind der entscheidende Gradmesser<br />

für den Erfolg anwendungsorientierter<br />

Forschung. Insbesondere in Sachsen wird daher<br />

dem Auf- und Ausbau von anwendungsorientierten<br />

Forschungseinrichtungen ein<br />

besonderer Stellenwert eingeräumt. Auch die<br />

sächsischen Hochschulen stehen in der Verantwortung,<br />

neben der akademischen Ausbildung<br />

und der Grundlagenforschung, die<br />

1996<br />

1999<br />

anwendungsorientierte Entwicklung in Kooperation<br />

mit regionalen Unternehmen proaktiv<br />

voranzutreiben. Die TU Dresden nimmt<br />

hierbei eine Vorreiterrolle ein, was sich insbesondere<br />

an der Zahl der jährlich eingereichten<br />

Patente sowie der Höhe der eingeworbenen<br />

Drittmittel im Bereich der geförderten anwendungsorientierten<br />

Forschung und der Industrieprojekte<br />

widerspiegelt.<br />

Hochtechnologie-Innovationen können nur<br />

aus soliden Grundlagen erwachsen. Das Institut<br />

für Leichtbau und Kunststofftechnik - als<br />

eines der drittmittelstärksten Carbon Institute Components der GmbH TU<br />

Dresden - setzt daher ganz bewusst auf einen<br />

ausgewogenen Drittel-Mix zwischen Grundlagenforschung,<br />

anwendungsorientierter Entwicklung<br />

und bilateraler Industrieforschung.<br />

2000<br />

2003<br />

2012<br />

Damit sichert das <strong>ILK</strong> schon heute und auch<br />

in Zukunft seine Vorreiterposition für den<br />

modernen Funktionsintegrativen System-<br />

2013<br />

1999 2003<br />

2013<br />

1996 2000 2012<br />

Ausgründungen des <strong>ILK</strong><br />

Carbon Components GmbH<br />

90<br />

1999 2003<br />

2013


2014<br />

leichtbau in Multi-Material-Design. Dass diese<br />

Anstrengungen sich auch äußerst positiv und<br />

nachhaltig in der Region niederschlagen, zeigt<br />

eine Erhebung des Sächsischen Staatsministeriums<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.<br />

Hierin werden mehr als 60.000 Arbeitsplätze<br />

in Sachsen aufgezeigt, die unmittelbar von<br />

neuen Forschungsergebnissen im Leichtbau<br />

2015<br />

2016<br />

profitieren können. Das sind mehr als 10 %<br />

aller Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe.<br />

Sachsen ist also schon heute ein „Leichtbauland“.<br />

2017<br />

Besonders stolz sind wir in diesem Zusammenhang<br />

auf die Ansiedlungen nationaler<br />

und internationaler Unternehmen im Großraum<br />

Dresden, die unmittelbar durch unsere<br />

Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, Transferaktivitäten<br />

und Netzwerke motiviert wurden.<br />

Damit zeigt sich eindrucksvoll die Strahlkraft<br />

des Dresdner Leichtbaus auch über die<br />

Grenzen Sachsens und Deutschlands hinaus.<br />

Damit die industrielle Verwertung in Zukunft<br />

noch schneller in regionales Wachstum mündet,<br />

hat der Vorstand des <strong>ILK</strong> bereits 2016<br />

2018<br />

die strategische Zielstellung „Ein Start-Up pro<br />

Jahr“ ausgegeben. Anhand ausgewählter Beispiele<br />

geben wir im Folgenden einen kleinen<br />

Einblick in die Bandbreite der mehr als 16<br />

<strong>ILK</strong>-Ausgründungen.<br />

2015 2017<br />

2014 2016 2018<br />

2015 2017<br />

91


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LEICHTBAU-ZENTRUM SACHSEN GMBH<br />

2003 wurde die Leichtbau-Zentrum Sachsen<br />

GmbH (LZS) im Verbund mit der TU Dresden<br />

Aktiengesellschaft (TUDAG) gegründet. Heute<br />

gehört sie zu den führenden Entwicklungspartnern<br />

auf dem Gebiet des „Funktionsintegrativen<br />

Systemleichtbaus in Multi-Material-Design“<br />

in Deutschland. Die LZS GmbH bündelt<br />

hierfür die nach Breite und Tiefe einzigartigen<br />

Kompetenzen im Großraum Dresden. Dabei<br />

wird ein werkstoff- und technologieunabhängiger<br />

Lösungsansatz zugrunde gelegt, der<br />

durchgängig die gesamte Entwicklungskette<br />

umfasst.<br />

Das interdisziplinäre Entwicklungsteam aus<br />

Ingenieuren und Technikern vereint exzellente<br />

Kompetenzen in den Bereichen Luftfahrt,<br />

Automobil- und Fahrzeugbau, Schienenfahrzeugtechnik<br />

sowie Maschinen- und Anlagenbau.<br />

Der Dienstleistungsumfang reicht von<br />

der Machbarkeitsanalyse über Konstruktion,<br />

Materialcharakterisierung, Struktur- und Prozesssimulation,<br />

Prototypenherstellung und<br />

Fertigung bis hin zum Test des finalen Bauteils<br />

oder ganzer Baugruppen. Die Produktentwicklung<br />

wird durch ein zertifiziertes Qualitätsmanagement<br />

begleitet. Außerdem ist die<br />

LZS GmbH als Prüflabor nach DIN EN ISO<br />

17025 akkreditiert.<br />

Als Spin-off ist die LZS GmbH nicht zuletzt<br />

über die TUDAG eng mit dem <strong>ILK</strong> verbunden.<br />

Durch die enge Zusammenarbeit wird<br />

sichergestellt, dass die angebotenen Dienstleistungen<br />

zum Vorteil der Kunden und im<br />

Sinne erfolgreicher Projekte nicht nur wie üblich<br />

dem neuesten Stand der Forschung und<br />

Technik entsprechen, sondern, dem eigenen<br />

Anspruch folgend, darüber hinaus gehen.<br />

Neue technologische Errungenschaften aus<br />

der anwendungsorientierten Grundlagenforschung<br />

werden aufgegriffen und gemeinsam<br />

mit den Kunden in nachhaltige, zukunftsreife<br />

und marktfähige Produkte überführt.<br />

93


WP SYSTEMS GMBH<br />

Der Service und die Wartung von Windenergieanlagen<br />

ist eine große Herausforderung<br />

für Mensch und Technik. Die WP Systems<br />

GmbH mit Sitz in Ruhland entwickelt hierzu innovative<br />

Lösungen zur Befahrung, Reparatur<br />

und Demontage von Windkraftanlagen, die<br />

die Arbeit an der Windkraftanlage wesentlich<br />

sicherer und gleichzeitig leichter machen.<br />

Im Produktportfolio finden sich etwa bahnbrechende<br />

on- und offshore-Befahrsysteme<br />

für größte Anlagen, die die Planungssicherheit<br />

bei der Wartung und so auch den Umsatz der<br />

Serviceunternehmen erhöhen. Ein neuartiges<br />

Dichtungskonzept und die temperierbare<br />

Kammer des Befahrsystems ermöglichen Serviceeinsätze<br />

auch bei Regen, Kälte oder Hitze.<br />

Zudem lässt die integrierte Beleuchtung eine<br />

Verlängerung der Wartungstage zu und gestattet<br />

die Arbeit im Schichtsystem. Mit den<br />

Innovationen der WP Systems können defekte<br />

Faserverbund-Rotorblätter damit zu jeder Jahreszeit<br />

repariert werden.<br />

94


SCABA GMBH<br />

Die SCABA GmbH entwickelt und produziert<br />

individualisierte Batteriesysteme auf Basis<br />

von Li-Ion-Rundzellen sowie zugehörige Fertigungsanlagen.<br />

Ausgehend vom ersten Forschungsprojekt<br />

im Jahr 2012 mit dem Institut<br />

für Leichtbau- und Kunststofftechnik der TU<br />

Dresden wurden bis heute zahlreiche Entwicklungsprojekte<br />

mit namhaften Industriepartnern<br />

in Serienprodukte überführt.<br />

Der neue SCABA-Ansatz setzt hierfür auf den<br />

Einsatz von vorkonfektionierten hybriden<br />

Kunststoff/Metallblech-Zellverbindern, die<br />

eine „Lego“-ähnliche Montage der Batteriespeicher<br />

gestatten. Hiermit können beliebige<br />

Reihen- und Parallelschaltungen durch entsprechende<br />

Blechzuschnitte sicher und zuverlässig<br />

realisiert werden und der effiziente<br />

Aufbau geometrisch komplexer Batterien<br />

mit unterschiedlicher Spannung und Kapazität<br />

erfolgen. Hierdurch ergibt sich eine Vielzahl<br />

von Vorteilen gegenüber herkömmlichen<br />

Methoden der Zellmontage. Wesentlich ist,<br />

dass durch den SCABA-Ansatz beliebig große<br />

Zellstapel gebildet werden können, ohne<br />

Rücksicht auf Zugänglichkeit für die sonst<br />

notwendigen Verbindungstechniken nehmen<br />

zu müssen. So kann der sonst übliche Schritt<br />

der Modulbildung übersprungen und aus den<br />

Zellen direkt ein sog. Stack gebildet werden.<br />

Dies bietet erhebliche Kosten- und Gewichtsvorteile.<br />

Foto: © Andreas Scheunert<br />

95


LEICHTBAU-SYSTEMTECHNOLOGIEN KORROPOL GMBH<br />

Die Leichtbau-Systemtechnologien KORRO-<br />

POL (LSK) ist eine international ausgewiesene<br />

Hightech-Manufaktur für innovative Leichtbauanwendungen<br />

im Maschinen- und Anlagenbau,<br />

der Luft- und Raumfahrt sowie der<br />

Energietechnik. Mit mehr als 50 Jahren Erfahrung<br />

in Faserverbund ist sie eines der traditionsreichsten<br />

Unternehmen der GFK- und<br />

CFK-Verarbeitung in Deutschland. Derzeit<br />

werden am Standort Dresden-Schönfeld vorrangig<br />

Prototypen, Einzelstücke und Kleinserien<br />

sowie die hierfür notwendigen GFK-Formwerkzeuge<br />

auf ca. 2.000 m² Produktionsfläche<br />

gefertigt. Seid Ihrer Gründung gibt es einen<br />

engen Austausch mit dem Institut für Leichtbau<br />

und Kunststofftechnik, der durch die<br />

Umfirmierung 2012 noch einmal intensiviert<br />

wurde. Verlässlich hohe Qualität und umfassendes<br />

technologisches Knowhow sind die<br />

Attribute, die die Kunden bereits seit vielen<br />

Jahren mit der LSK verbinden. Wesentlicher<br />

Erfolgsfaktor hierfür ist die intensive und persönliche<br />

Kundenberatung bei der gemeinsamen<br />

Entwicklung innovativer Lösungsansätze<br />

insbesondere im Bereich der Kleinserienfertigung<br />

für industrielle Anwendungen. Wesentliche<br />

Kompetenzen der LSK sind hierbei der<br />

Entwurf, die Konstruktion und die Realisierung<br />

von Leichtbaustrukturen in „composite-intensiver<br />

Mischbauweise“. Dies umfasst auch alle<br />

hierfür notwendigen Hilfsmittel wie Modelle,<br />

Werkzeuge und Montage-Vorrichtungen.<br />

Die LSK verfügt über die notwendigen Erfahrungen<br />

in beinahe allen Composite-Herstellungsverfahren<br />

als auch über die - für eine<br />

schnelle Umsetzung zwingend notwendigen<br />

– geschlossenen Technologieketten. So bildet<br />

die LSK für Ihre Kunden oft das entscheidende<br />

Schlüsselelement beim Transfer einer guten<br />

Idee in ein innovatives Produkt.<br />

96<br />

Foto: © Andreas Scheunert


HERONE GMBH<br />

Die herone GmbH entwickelt und produziert<br />

als Ausgründung aus dem Institut für Leichtbau<br />

und Kunststofftechnik thermoplastische<br />

Faserverbund-Profile für Hochleistungs-Anwendungen.<br />

Bei der herone-Technologie handelt<br />

es sich um eine aus zwei Kernprozessschritten<br />

bestehende Plattformtechnologie.<br />

Vollständig mit dem thermoplastischem Matrixmaterial<br />

imprägnierte Verstärkungsfasern,<br />

sogenannte Tapes, werden in einem ersten<br />

Schritt textiltechnisch zu formangepassten-<br />

Preforms verarbeitet. In einem zweiten Schritt<br />

werden diese zu Faserverbund-Bauteilen gepresst.<br />

Im Gegensatz zu heutigen Faserverbund-Profilen<br />

sind herone-Profile umformbar und<br />

schweißbar. Diese Kombination aus den besonderen<br />

Materialeigenschaften von Thermoplasten<br />

und der spezifischen herone-Technologie<br />

ermöglicht es, Bauteile für B2B-Kunden<br />

maßzuschneidern und einen kundenindividuellen<br />

Mehrwert zu generieren.<br />

herone integriert zusätzliche Funktionen im<br />

Bauteil und ermöglicht so die zeit- und kosteneffiziente<br />

Herstellung in einer skalierbaren<br />

Serienproduktion. Besonderheit dabei ist die<br />

Fokussierung auf Hochleistungswerkstoffe<br />

wie CF-PEEK. Anwendungen sind profilförmige<br />

Bauteile wie etwa Streben, Antriebswellen<br />

und Rohrleitungen. Die Bauteile können somit<br />

branchenübergreifend eingesetzt werden.<br />

Derzeit werden die Luft- und Raumfahrt sowie<br />

Sportindustrie als Absatzmärkte fokussiert.<br />

97


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<strong>ILK</strong> ALS SPRUNGBRETT<br />

99


ANZEIGE<br />

Ausstellungen<br />

zum<br />

25. Jubiläum<br />

des IlK<br />

>>> 1<br />

12.9.–9.11.2019<br />

Ausstellungsraum bautzner69, Dresden<br />

>>> 2<br />

13.9.2019–24.1.2020<br />

Altana Galerie im Görges-Bau der TU Dresden<br />

>>> 3<br />

13.11.–29.11.2019<br />

Hochschule für Bildende Künste Dresden<br />

Künstler*Innen:<br />

> Bettina Allamoda<br />

> Alicja Kwade<br />

> Johannes Makolies<br />

> Adrian Sauer<br />

> Birgit Schuh<br />

> Su-Ran Sichling<br />

> Bignia Wehrli<br />

2<br />

Altana Galerie<br />

3<br />

bautzner69<br />

HfBK<br />

LEICHTER ALS LUFT<br />

Ein Ausstellungs- und Kooperationsprojekt >>> der Kustodie der TU Dresden<br />

>>> mit dem Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (<strong>ILK</strong>) der TU Dresden<br />

und >>> dem Ausstellungsraum bautzner69 sowie >>> der Hochschule<br />

für Bildende Künste Dresden<br />

1<br />

<strong>ILK</strong><br />

Leitmotiv nach der Arbeit „Strich“ (2009)<br />

von Su-Ran Sichling, (Detail)<br />

Gefördert durch:<br />

bautzner69<br />

Ausstellungsraum<br />

hesperus print *<br />

Verlag & Editionen<br />

gefördert durch<br />

das Amt für Kultur und<br />

Denkmalschutz


<strong>ILK</strong> ALS SPRUNGBRETT<br />

Als Hochschulinstitut steht am <strong>ILK</strong> insbesondere<br />

die Ausbildung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses im Fokus. Dabei entwickeln sich<br />

Studierende zu Absolventen und Absolventinnen<br />

der Studienrichtung Leichtbau, diese<br />

zu Nachwuchswissenschaftlern und Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

im Fachgebiet<br />

Leichtbau und Kunststofftechnik und diese<br />

wiederum hin zu promovierten Experten und<br />

Expertinnen. Das <strong>ILK</strong> kann auf ein großes<br />

Alumni-Netzwerk mit über 750 Absolventen<br />

und Absolventinnen zurückblicken, die durch<br />

das <strong>ILK</strong> geprägt wurden und gleichzeitig das<br />

<strong>ILK</strong> geprägt haben. Das Institut ist stolz, den<br />

Grundstein für erfolgreiche Karrierewege und<br />

persönliche Werdegänge in Wissenschaft und<br />

Wirtschaft gelegt zu haben und freut sich,<br />

auch weiterhin die Zukunft ambitionierter Ingenieure<br />

und Ingenieurinnen mitgestalten zu<br />

können. Stellvertretend für die große Alumni-Anzahl<br />

werden im Folgenden in fünf Gastbeiträgen<br />

ausgewählte Karrierewege und persönliche<br />

Erfahrungen dargestellt.<br />

Fotos: © Andreas Scheunert<br />

101


GASTBEITRAG VON DR.-ING. MANUELA ANDRICH<br />

Dr.-Ing. Manuela Andrich<br />

25 Jahre <strong>ILK</strong> – herzlichen Glückwunsch! Ich habe das Gefühl, ich würde<br />

einer sehr, sehr lieben langjährigen Freundin gratulieren. Mit den besten<br />

und wohlwollendsten Wünschen für die nächsten Jahre und mach<br />

weiter so!<br />

Diese Verbundenheit kommt nicht von ungefähr. Über 15 Jahre hatte<br />

ich am <strong>ILK</strong> meine Heimat als Wissenschaftlerin. Dabei war es – wie so<br />

vieles im Leben – ein Zufall, dass wir uns fanden. Studiert habe ich an<br />

der TU Dresden Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung Luft- und<br />

Raumfahrttechnik. Leichtbau als eigene Vertiefungsrichtung gab es<br />

damals noch nicht – hätte mich wahrscheinlich auch nicht primär interessiert,<br />

denn ich brannte für die Luftfahrt. Um schon mal vorzugreifen,<br />

daran hat sich auch nichts verändert. Aber in Ermangelung eines geeigneten<br />

Diplomthemas (und Studenten sind da zu Recht flexibel), bin ich<br />

trotzdem über das <strong>ILK</strong> kurzerhand bei AUDI gelandet und habe mich<br />

mit einer Leichtbau-Auspuffanlage aus Titan beschäftigt. Das schien<br />

gerade so akzeptabel, da Titan ja ein anerkanntes Luftfahrtmaterial ist.<br />

Damit war jedoch auch eine neue Tür für mich geöffnet. Ich erkannte<br />

den Leichtbau als Philosophie für prinzipiell alle Ingenieurbereiche, sah<br />

das Spezialisierungspotential und die weitreichenden Entwicklungschancen.<br />

Mit dieser Überzeugung war ich glücklich, 2001 mein Forscherinnendasein<br />

am <strong>ILK</strong> zu beginnen und zwar in einem Projekt mit<br />

dem Hersteller von Flugtriebwerken Rolls-Royce: die Entwicklung von<br />

Verdichterschaufeln aus Composite-Materialien. Heute noch fühle ich<br />

die grenzenlose Begeisterung über die unzähligen Herausforderungen<br />

und spannenden Fragestellungen, die mit diesem komplexen Thema<br />

verbunden sind. Verschiedenste Sonderwerkstoffe wie faserverstärkte<br />

Leichtmetalle, keramische Werkstoffe und Hochleistungskunststoffe<br />

wurden hierfür umfangreich getestet, spezielle Berechnungsmethoden<br />

und Bewertungskriterien entwickelt, hochkomplexe Rotationsprüfstände<br />

konzipiert und aufgebaut, Fertigungskonzepte erarbeitet<br />

und viele andere Details akribisch untersucht. Unzählige studentische<br />

Arbeiten und wissenschaftliche Doktorarbeiten basieren allein auf<br />

den Ergebnissen dieser über Jahre dauernden themenspezifischen<br />

Forschungsaktivitäten – meine zählt übrigens auch dazu. In 2013 hielt<br />

ich stolz meine Doktorurkunde in den Händen für die „Analyse des<br />

Schädigungs- und Versagensverhaltens dickwandiger textilverstärkter<br />

Kunststoffverbunde bei Druckbelastung in Dickenrichtung“. Und wenn<br />

ich daran zurückdenke, dann erfüllt mich große Dankbarkeit, da das<br />

102


<strong>ILK</strong> und seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen meine Arbeiten immer<br />

bestmöglich unterstützt und gefördert haben.<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich gerne darauf verweisen, dass<br />

die fachlichen Themen natürlich ausführlich und tiefgründig betrachtet<br />

wurden, aber die Fragestellungen immer auch über den Tellerrand der<br />

Forschung hinausgingen. Wie erfolgt der Wissenstransfer in die Lehre<br />

und in die industriellen Anwendungen? Welche Produkte können von<br />

den Erkenntnissen profitieren? Wie wird ein anwenderfreundlicher<br />

Zugang zu Auslegungsmethoden möglich? Die vom <strong>ILK</strong> gelebte Philosophie<br />

des Leichtbauprinzips hat sich bewährt und ist für mich zum<br />

Sprungbrett für die weitere berufliche Entwicklung geworden.<br />

Mit einem reichen Füllhorn voll technischem Know-how und Neugier<br />

machte ich mich 2016 auf in eine neue Welt – die der Industrie. Natürlich<br />

musste es Luftfahrt UND Leichtbau sein. Beides fand ich bei den<br />

Elbe Flugzeugwerken in Dresden. Als Technologie-Managerin kann ich<br />

heute dort vieles von dem, was ich während meiner Zeit als Wissenschaftlerin<br />

am <strong>ILK</strong> gelernt habe, anwenden. Dabei stehe ich weiterhin<br />

in freundschaftlichem und unterstützendem Kontakt mit den Kollegen<br />

und Kolleginnen am <strong>ILK</strong> und freue mich, hiermit meine Wertschätzung<br />

geben zu können. Alles Gute und weiterhin viel Erfolg!<br />

103


GASTBEITRAG VON DIPL.-ING. RAIMUND GROTHAUS<br />

Dipl.-Ing.<br />

Raimund Grothaus<br />

Der in der Schule des griechischen Philosophen Heraklit entwickelte<br />

Sinnspruch panta rhei – alles fließt – ist gerade heute hoch aktuell.<br />

Stete Änderungen und Neuerungen im täglichen Leben des Einzelnen<br />

entstammen auch aus dem dynamischen Wandel in einer zunehmend<br />

globalisierten Welt! Dieser Wandel stellt auch eine ständige Herausforderung<br />

an die Schaffens- und Erneuerungs-Kraft von Individuen<br />

aber auch Einrichtungen und Unternehmen. Seit nunmehr 25 Jahren<br />

hat sich das <strong>ILK</strong> diesen ständig ändernden Anforderungen der Gesellschaft,<br />

Wirtschaft und Wissenschaft erfolgreich gestellt. Sehr gerne<br />

berichte ich daher skizzenhaft über die ersten 5 Jahre des <strong>ILK</strong> (1994<br />

– 1999) und meinen persönlichen Wechsel von der Wissenschaft in die<br />

Industrie als Start-Up Unternehmer:<br />

Anfängliche Herausforderungen am <strong>ILK</strong> bestanden u. a. in der Zusammenführung<br />

unterschiedlicher Sichtweisen von Mitarbeitern aus alten<br />

und neuen Bundesländern; mit der Institutsgründung konzentrierten<br />

sich die Schwerpunkte auf das strukturelle Wachstum mit dem Fokus<br />

auf der Akquisition von Forschungsprojekten sowie dem Aufbau der<br />

Studienrichtung Leichtbau. Pragmatisches Management – vorgelebt<br />

durch den Institutsgründer Herrn Prof. Hufenbach – sowie eine außerordentliche<br />

wissenschaftliche und organisatorische Freiheit zur Bewältigung<br />

unterschiedlicher Herausforderungen haben meine Tätigkeit als<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Jahren von 1994 bis 1999 nachhaltig<br />

geprägt.<br />

Beispielhaft ist die Durchführung einer speziellen Bauteilprüfung für<br />

die eine 7-Tage-Woche mit einem 24h-Betrieb zu konzipieren war.<br />

Erfahrungen dazu lagen jedoch damals am <strong>ILK</strong> in keiner Art und Weise<br />

vor. Neben der erforderlichen 24h-Überwachung durch Prüfpersonal<br />

unterlag das Stromnetz im Stadtteil einer besonderen Belastung,<br />

da im zyklischen Dauerbetrieb kurzzeitig stets extreme Stromspitzen<br />

induktiv in den Stromkreis des örtlichen Energieversorgers einspeiste.<br />

Überlagert wurde dies mit einer gerade nachts starken akustischen<br />

Beeinträchtigung der unmittelbaren Umgebung. Jede erfolgreich abgeschlossene<br />

Nacht im Versuchsbetrieb ohne Beschwerden seitens der<br />

Nachbarn, der Polizei, anderer Universitätsinstitute oder des Energieversorgers<br />

löste eine gewisse Erleichterung aus. Diese sehr erfolgreich<br />

und pragmatisch durchgeführte Prüfung steht exemplarisch für den<br />

Anfang einer bis heute sehr fruchtbaren und langjährigen Beziehung<br />

mit diesem Industriepartner.<br />

104


Exzellente Kooperationen aus Wissenschaft und Industrie hatten auch<br />

im Jahr 1999 zur Konzeption der EAST-4D und meinem Wunsch zur<br />

ersten sächsischen Unternehmensausgründung aus dem <strong>ILK</strong> geführt.<br />

Das Kunstwort EAST-4D steht hierbei für die Unternehmensstrategie<br />

„European Advancement by Saxon Technologies“. Die 4. Dimension verdeutlicht<br />

als Synonym die gezielte Nutzung der Anisotropie der Faserverbunde.<br />

Gemäß dieser Grundidee werden vom Team der EAST-4D<br />

mit heute etwa 55 Mitarbeitern für den europäischen Markt innovative<br />

Produkte aus Faserverbundkunststoffen von der ersten Idee bis zur<br />

seriellen Produktion mit Luftfahrt-zertifizierten Prozessen angeboten.<br />

Mehrere tausend EAST-4D Bauteile „Made in Saxony“ fliegen bereits<br />

heute in renommierten Luftfahrtprogrammen von Airbus, Boeing,<br />

Bombardier, Gulfstream oder AgustaWestland.<br />

Das am <strong>ILK</strong> erlernte pragmatische Management, allgegenwärtige<br />

Kundenorientierung, Kooperationen mit Hochschule und Wirtschaft<br />

sowie ständige Anpassungen an die Neuerungen der globalisierten<br />

Welt stellen ganz im Sinne von Heraklit die Basis für bisher Erreichtes<br />

aber natürlich gerade auch für die Zukunft dar. Das stete Erfordernis<br />

zur dynamischen Anpassung an aktuelle Anforderungen ist damit ein<br />

gemeinsames Element für vergangene, heutige und zukünftige Erfolge<br />

in Wissenschaft und Industrie.<br />

105


GASTBEITRAG VON DR.-ING. HABIL. DIPL.-PHYS. OLAF TÄGER<br />

Dr.-Ing. habil. Dipl.-Phys.<br />

Olaf Täger<br />

An das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden bin<br />

ich im Jahr 1996 nach meinem Abschluss als Physiker von der TU Clausthal<br />

gewechselt. Mein Ziel war es, in der Fakultät Maschinenwesen zu<br />

promovieren. Dazu habe ich zunächst an der TU Dresden ein zusätzliches<br />

„Promotionsstudium“ absolviert, um die Voraussetzungen für<br />

eine Promotion zu erreichen. Parallel arbeitete ich, unterstützt durch<br />

ein Landesinnovationsstipendium Sachsen, bereits am <strong>ILK</strong>. In diesen<br />

zwei Jahren befand sich das Institut gerade in der Phase des Neuaufbaus<br />

unter Herrn Prof. Hufenbach. Diese Zeit war durch einen enormen<br />

„Gründergeist“, viele unkonventionelle Lösungen und einen sehr<br />

guten Zusammenhalt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Institutsführung<br />

gekennzeichnet. Die Freiheit, sein eigenes Forschungsgebiet<br />

gestalten und gleichzeitig an der rasanten Weiterentwicklung des<br />

Instituts mitwirken zu können, haben mich fasziniert und sehr geprägt.<br />

Daher habe ich auch sehr gern ab 1998 als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Institut gearbeitet und mit viel persönlichem Einsatz sowie<br />

großer Unterstützung aller Institutsangehörigen das Forschungsgebiet<br />

der „Leichtbau-Vibroakustik“ aufgebaut. Dabei hat mir neben der Ausrichtung<br />

auf die wissenschaftliche Grundlagenforschung, wie etwa im<br />

Rahmen des damals neu etablierten Sonderforschungsbereichs 639,<br />

auch die immer sehr intensive Zusammenarbeit mit der Industrie viel<br />

geholfen. Im Jahr 2003 habe ich dann in Kooperation mit der Audi AG<br />

auf diesem Forschungsgebiet promoviert.<br />

In der Zeit von 2003 bis 2007 leitete ich am <strong>ILK</strong> das Forschungsgebiet<br />

„Vibroakustik und Leichtbau“. Speziell zahlreiche Industrieprojekte im<br />

Bereich der Automobilindustrie boten die Möglichkeit, gerade auf dem<br />

Gebiet des funktionsintegrativen Leichtbaus mit aktiven Werkstoffen<br />

vielfältige Kontakte zu knüpfen und auszubauen.<br />

Dieses Netzwerk hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass ich im Jahr<br />

2007 in die Volkswagen Konzernforschung als Leiter für Sonderwerkstoffe<br />

gewechselt habe. Im Jahr 2010 übernahm ich die Leitung der<br />

Kunststoffforschung im Forschungsfeld Werkstoffe und Fertigungsverfahren<br />

der Volkswagen Konzernforschung, wobei ein Schwerpunkt auf<br />

der Weiterentwicklung automobiler und großserienfähiger Fertigungsverfahren<br />

für Faser-Kunststoff-Verbund-Bauteile lag. Hierbei habe ich<br />

gern auf die sehr gute apparative Ausstattung des <strong>ILK</strong> zurückgegriffen<br />

und konnte auch weiterhin erfolgreich mit dem <strong>ILK</strong> zusammenarbeiten.<br />

Darüber hinaus hat die fundierte und umfassende Leichtbau-Aus-<br />

106


ildung am <strong>ILK</strong> dazu beigetragen, dass ich mehrere sehr gute Absolventinnen<br />

und Absolventen als neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

für Volkswagen gewinnen konnte, die auch heute noch im gesamten<br />

VW Konzern aktiv am Leichtbau arbeiten.<br />

Insgesamt hat mich meine Zeit am <strong>ILK</strong> der TU Dresden sehr geprägt<br />

und mir viele schöne „Forscherjahre“ beschert. Speziell der bis heute<br />

andauernde intensive Kontakt zu den Promovenden des <strong>ILK</strong> eröffnete<br />

mir die Möglichkeit, im Jahr 2017 meine Habilitation auf dem Gebiet<br />

des Leichtbaus erfolgreich abzuschließen. Auch in meiner neuen Funktion<br />

als Leiter Kofferraum und Bodenauskleidungen in der Technischen<br />

Entwicklung der Marke VW PKW halte ich über Gastvorlesungen gern<br />

Kontakt zum <strong>ILK</strong>. Ich wünsche dem gesamten Team des <strong>ILK</strong> auch weiterhin<br />

viel Erfolg und freue mich auf eine weiterhin sehr gute Zusammenarbeit.<br />

107


GASTBEITRAG VON DR.-ING. JENS WERNER<br />

Dr.-Ing. Jens Werner<br />

Nach meinem Studium am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

der TU Dresden arbeitete ich hier seit 2004 als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter. Während dieser Zeit verfolgte ich meine Promotion zum<br />

„Umformverhalten teilkonsolidierter Duromere“, wobei ich diese 2011<br />

mit dem Prädikat „summa cum laude“ abschließen konnte. Seit 2012<br />

habe ich die Position als Geschäftsführer der thyssenkrupp Carbon<br />

Components GmbH inne.<br />

Während meiner 8-jährigen Tätigkeit am <strong>ILK</strong> betreute ich verschiedene<br />

Projekte aus den Bereichen Automobilbau, Luftfahrt und Industrieanlagenbau,<br />

wobei hier die gesamte Durchgängigkeit des Institutsansatzes<br />

„Leichtbau aus einer Hand“ zur Anwendung kam. Innerhalb der Projekte<br />

konnten die Erkenntnisse aus der <strong>ILK</strong>-Grundlagenforschung und<br />

erster anwendungsorientierter Forschungsergebnisse mit den Bedürfnissen<br />

und Erwartungen der Industriekunden in optimaler Weise verknüpft<br />

und damit zu neuen Innovationen ausgebaut werden. Im Sinne<br />

der Nachwuchsförderung wurde ich 2009 mit der Projektleitung des<br />

Großforschungsprojektes „ALIEN/InEco“ zur Entwicklung eines Elektrofahrzeugdemonstrators<br />

in carbon-intensiver Mischbauweise betraut,<br />

welche in einem erfolgreichen Projektabschluss auf der IAA 2013 mündete.<br />

Einen wichtigen Pfeiler für die Vorreiterrolle des <strong>ILK</strong> im funktionsintegrativen<br />

Systemleichtbau in Multi-Material-Design bildete schon immer<br />

die äußerst umfangreiche, anwendungsorientierte Ausstattung des Institutes.<br />

In besonderer Weise sei hier die Radialflechtmaschine hervorzuheben,<br />

welche durch ihre unikalen Eigenschaften bereits mehrere<br />

Sprunginnovationen möglich gemacht hat. Sprunginnovationen entstehen<br />

dabei nicht ausschließlich durch das Vorhandensein neuartiger<br />

Maschinentechnik, sondern vielmehr erst durch die Kombination mit<br />

einer Arbeitsumgebung, welche freigeistiges Forschen und Entwickeln<br />

und eine durch Teamgeist geprägte Unternehmenskultur verbindet.<br />

Dies und die Förderung, selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten in<br />

unternehmerisches Handeln zu transformieren, sind Selbstverständnis<br />

am <strong>ILK</strong> und führten dazu, dass ich mich mit meinem Team einer bis<br />

dahin vollkommen unbekannten Herstellung von Rädern aus geflochtenen<br />

Carbonfasern zuwendete.<br />

108


Auf Basis des hervorragenden Instituts-Netzwerkes und mit intensiver<br />

Unterstützung des <strong>ILK</strong>-Vorstandes um Prof. Hufenbach, konnte 2012<br />

die thyssenkrupp AG als Partner zur Gründung eines Joint-Ventures<br />

zur Industrialisierung und Vermarktung dieser Idee gewonnen werden.<br />

Seitdem entstand in Kesselsdorf bei Dresden das weltweit erste Unternehmen<br />

zur Serienproduktion von Carbon-Rädern – die thyssenkrupp<br />

carbon components GmbH (tkcc). Die tkcc beschäftigt mittlerweile ca.<br />

100 Mitarbeiter und produziert Carbon-Räder für global diversifizierte<br />

Automobilhersteller wie etwa Porsche und BMW nach dem höchsten<br />

Automobil-Qualitätsstandard IATF-16949. Für die Entwicklung und kontinuierliche<br />

Absicherung der eingeführten Produkte und Prozesse entstand<br />

eine enge Zusammenarbeit mit dem <strong>ILK</strong>, in der auf Basis eines<br />

Kooperationsvertrages eine langfristige win-win Situation für Wissenschaft<br />

und Industrie erzielt werden konnte.<br />

Die Entstehung der tkcc ist damit ein hervorragendes Beispiel, wie<br />

heutiger Innovationsgeist zunehmend auf Inkubatoren im universitären<br />

Umfeld zurückzuführen ist: Ohne die einzigartigen Möglichkeiten<br />

der freien Entfaltung opportuner Ideen und der Sicherung des gewonnen<br />

Know-hows innerhalb des universitären Eco-Systems am <strong>ILK</strong> hätte<br />

unsere Idee wohl nicht oder nicht in dieser Geschwindigkeit ihren Weg<br />

in eine industrielle Sprunginnovation gefunden.<br />

109


GASTBEITRAG VON DPHIL DIPL.-ING. JENS WIEGAND<br />

DPhil Dipl.-Ing.<br />

Jens Wiegand<br />

Ich begann am <strong>ILK</strong> mein Hauptstudium in der Vertiefungsrichtung<br />

Leichtbau im Jahre 2000. Die Vertiefungsrichtung Leichtbau wurde erst<br />

ein Jahr vorher gestartet und ich konnte somit dem rasanten Wachstum<br />

des damals noch recht jungen Instituts beiwohnen. Von Beginn<br />

an engagierte ich mich als Hilfswissenschaftler am <strong>ILK</strong> und konnte<br />

somit praktisches Fachwissen zusätzlich zum Studium erwerben. Sehr<br />

prägend war für mich die direkte Einbindung von Studenten in aktive<br />

Forschungsprojekte im Rahmen von Grundlagen- und angewandter<br />

Forschung. Dies ermöglichte uns als Studenten, das gelehrte Wissen<br />

direkt anzuwenden und brachte uns auch direkt in den Kontakt mit<br />

neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Der Lehrplan überzeugte<br />

durch eine einzigartige Mischung von theoretischem Grundwissen in<br />

Mechanik, Faserverbundfertigungstechnik und Materialwissenschaft.<br />

Es war diese Kombination, die ein umfassendes Verständnis von Faserverbundwerkstoffen<br />

formte. Mein beruflicher Werdegang basiert bis<br />

heute auf diesem soliden Fundament.<br />

Die intensive Zusammenarbeit mit Industriepartnern am <strong>ILK</strong> ermöglichte<br />

mir ein halbjährliches Praktikum an der Universität Oxford im<br />

Rahmen eines Industrieprojektes mit dem britischen Flugzeugtriebwerkshersteller<br />

Rolls-Royce. Dieser Studentenaustausch gab mir einen<br />

ersten Einblick in die Welt der hochdynamischen Werkstoffbelastung<br />

und der dazu verwendeten numerischen Berechnungsmethoden.<br />

Nach Abschluss meines Studiums kehrte ich dann für meine Promotion<br />

zurück an die Universität Oxford. Mein Forschungsfokus lag auf der Verwendung<br />

von neuartigen Versagensmodellen in Impactanwendungen.<br />

Mit besonderem Stolz blicke ich auf die effiziente Implementierung der<br />

Puckschen Versagenstheorie in Finite Elemente Simulationen zurück.<br />

Der Ansatz basierte auf dem physikalisch basierten Versagensansatz,<br />

welcher am <strong>ILK</strong> bereits für mehrere Jahre wissenschaftlich intensiv verfolgt<br />

wurde.<br />

Während meiner Jahre in Oxford betreute ich das Dresden-Oxford Studentenaustauschprogram,<br />

welches vielen <strong>ILK</strong>- Studentinnen und -Studenten<br />

die Möglichkeit gab, ein Praktikum an der Universität Oxford<br />

zu absolvieren. Ich möchte mich an dieser Stelle, auch im Namen aller<br />

Praktikanten, ausdrücklich beim <strong>ILK</strong> und auch bei Rolls-Royce plc für<br />

diese außergewöhnliche Erfahrung bedanken! Der Kontakt über das<br />

Austauschprogram erlaubte es mir, auch weiterhin mit den Kollegen<br />

am <strong>ILK</strong> wissenschaftlich zusammenzuarbeiten.<br />

110


Nach dem Abschluss meiner Promotion nahm ich eine leitende Position<br />

im Aufbau des Impact Engineering Laboratory an der Universität<br />

Oxford ein. Der Bezug neuer Forschungslabore erlaubte uns eine signifikante<br />

Erweiterung der experimentellen Möglichkeiten, und das daraus<br />

entstandene Labor ist heute eine international angesehene Forschungseinrichtung<br />

für hochdynamisches Materialverhalten.<br />

Persönliche Gründe führten mich letztendlich ans andere Ende des<br />

europäischen Kontinentes, nach Zypern. Nach einer dreijährigen Tätigkeit<br />

als Projektleiter für wissenschaftliche Anwendungen auf Hochleistungsrechnern<br />

im östlichen Mittelmeerraum und Arabien, kehrte<br />

ich 2015 zu meinen Wurzeln im Leichtbau zurück und gründete mein<br />

Ingenieurbüro COMPACT Composite Impact Engineering. In diesem<br />

Rahmen bin ich weiterhin im Bereich Materialmodelle für Faserverbunde<br />

in hochdynamischen Anwendungsfeldern tätig. Insbesondere<br />

der Wissenstransfer in die Industrie ist ein Schwerpunkt meiner heutigen<br />

Tätigkeit.<br />

Bis heute bin ich dem <strong>ILK</strong> über professionelle und persönliche Kontakte<br />

eng verbunden. Das Studium am <strong>ILK</strong> hat meinen beruflichen<br />

Werdegang sehr stark geprägt. Die solide Lehre und das exzellente<br />

Forschungs- und Industrienetzwerk ermöglichten mir die aufregenden<br />

Stationen meiner bisherigen Laufbahn. Dafür bin ich dem <strong>ILK</strong> sehr<br />

dankbar.<br />

Mit viel Freude habe ich die Entwicklung des <strong>ILK</strong> über die letzten 19<br />

Jahre verfolgt und wünsche den Kollegen am <strong>ILK</strong> auch weiterhin viel<br />

Erfolg!<br />

111


112<br />

Foto: © Andreas Scheunert


ZUKÜNFTIGE<br />

HERAUSFORDERUNGEN<br />

113


ANZEIGE<br />

Der juniorIng. e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich der Förderung von<br />

naturwissenschaftlicher und technischer Bildung von Kindern und Jugendlichen<br />

verschrieben hat.<br />

Um bei den Nachwuchskräften von morgen frühzeitig das Interesse für<br />

MINT-Themen zu wecken, organisieren wir altersgerechte Informationsveranstaltungen<br />

zu diversen Themen, wie zum Beispiel „Leichtbau“, „Bionik“ oder<br />

„Innovative Werkstoffe“. Für kindgerechte Experimente entwickeln wir interaktives<br />

Anschauungsmaterial und Demoboxen. Wir unterstützen pädagogisches<br />

Personal in Kindertagesstätten und Schulen bei naturwissenschaftlichen und<br />

technischen Fragestellungen und arbeiten eng mit Trägern wissenschaftlicher<br />

und kultureller Angebote zusammen.<br />

Ingenieur- und naturwissenschaftliche Juniorenbildung Sachsen e.V.<br />

juniorIng. Sachsen e.V.<br />

c/o <strong>ILK</strong> der TU Dresden<br />

Holbeinstraße 3<br />

01307 Dresden<br />

www.junioring.de<br />

info@junioring.de


Langfristig wird sich Nachhaltigkeit mit ihren<br />

drei Dimensionen – ökonomisch, ökologisch,<br />

sozial – aufgrund globaler Herausforderungen<br />

wie Klimawandel und Zunahme der Weltbevölkerung<br />

als gesellschaftliches Leitbild und<br />

zentraler Wettbewerbsfaktor für innovative<br />

Produkte durchsetzen. Gleichzeitig ändern<br />

sich in vielen Lebensbereichen die Einsatzszenarien<br />

von Produkten. Leichtbau zielt dabei<br />

darauf ab, den Ressourceneinsatz mit Bezug<br />

auf den Nutzwert zu reduzieren, er gilt damit<br />

als „Musterbeispiel“ für nachhaltiges Handeln.<br />

Die Ursprünge des Leichtbaus liegen im<br />

Menschheitstraum vom Fliegen begründet,<br />

und so sind Überlegungen von Leonardo da<br />

Vinci aus der Renaissance erste beeindruckende<br />

Zeugnisse von Leichtbaukonstruktionen<br />

für Fluggeräte. Diese Konstruktionen<br />

finden sich wieder in den ersten gleitfähigen<br />

Fluggeräten Ende des 19. Jahrhunderts und<br />

gehen über in eine rasante Weiterentwicklung<br />

von Leichtbaulösungen im Luftfahrtbereich in<br />

der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />

Die Systematisierung der Herangehensweisen<br />

bei der Konstruktion von Leichtbaulösungen<br />

und der Erarbeitung alternativer<br />

Leichtbauweisen beginnt in den 50er Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts, geprägt von der Dresdner<br />

Leichtbauschule. So wurden von Prof.<br />

Brunholf Baade erste Vorschläge für Leichtbauprinzipien<br />

erarbeitet, die später von Prof.<br />

Hans-Günther Haldenwanger zu den heute<br />

anerkannten fünf Leichtbauprinzipien zusammengefasst<br />

wurden:<br />

• Stoffleichtbau<br />

• Gestaltleichtbau<br />

• Verbundleichtbau<br />

• Konzeptleichtbau<br />

• Bedingungsleichtbau.<br />

Eine neue Qualität erreichte der Leichtbau<br />

mit dem zunehmenden Einsatz von Mischbauweisen.<br />

Dabei wird auch die Funktionalität<br />

der Leichtbaukomponenten durch Integration<br />

bekannter und zusätzlicher Funktionen<br />

erhöht. Dieser funktionsintegrative Leichtbau<br />

erfordert einen durchgängigen systemischen<br />

Entwicklungsansatz, wie er seit Gründung des<br />

<strong>ILK</strong> erarbeitet und über die Jahre sukzessiv in<br />

Forschung und Lehre ausgebaut wurde. Ausdruck<br />

hierfür ist das von Prof. Werner Hufenbach<br />

geschaffene und seit 1995 propagierte<br />

Dresdner Modell eines „Funktionsintegrativen<br />

Systemleichtbaus in Multi-Material-Design“<br />

(Abbildung 1). In der Leitidee des Dresdner<br />

Modells werden – neben der reinen Massereduzierung<br />

– insbesondere Aspekte von der<br />

optimalen Materialeinstellung, -ausnutzung<br />

und -verteilung über angepasste Fertigungsund<br />

Montageprozesse bis hin zum Energieverbrauch<br />

während des Produktlebenszyklus<br />

sowie zum Recycling einbezogen. Denn erst<br />

durch diese gesamtheitliche Betrachtung können<br />

maximale Einsparungen von Rohstoffen,<br />

Energie und Kosten erzielt werden.<br />

115


Abbildung 1:<br />

Leitidee des Dresdner Modells „Funktionsintegrativer Systemleichtbau in Multi-Material-Design“<br />

Durch seinen werkstoff- und branchenübergreifenden<br />

Grundansatz wurde und wird das<br />

Dresdner Modell in vielfältigen Forschungsund<br />

Entwicklungsprojekten als Richtschnur<br />

verwendet, dem das Credo „der richtige<br />

Werkstoff an der richtigen Stelle zum richtigen<br />

Preis bei richtiger Ökologie“ zugrunde<br />

liegt. Es fokussiert auf neuartige Materialien,<br />

praxisgerechte, effiziente Auslegungs- und<br />

Konstruktionsverfahren sowie innovative<br />

Mischbauweisen in Kombination mit hybriden<br />

Fertigungstechnologien. Somit wird eine deutliche<br />

Steigerung der Einsatzchancen ermöglicht<br />

und ein erheblicher Mehrwert erreicht.<br />

Dies erfordert nicht zuletzt eine enge Verzahnung<br />

der Werkstoffmodellierung mit der<br />

Bauteil- und der Prozesssimulation bis hin zur<br />

übergreifenden Systemsimulation.<br />

Die Entwicklung neuartiger Leichtbaustrukturen<br />

und -systeme ist nur dann erfolgreich,<br />

wenn der konstruktive Entwicklungsprozess<br />

von Beginn an auf einer interdisziplinären<br />

Bündelung werkstofflicher, konstruktiv-technologischer<br />

und simulativer Kompetenzen<br />

basiert. Hierbei werden die Interaktionen<br />

und gegenseitigen Abhängigkeiten werkstofflicher,<br />

konstruktiver und technologischer Teillösungen<br />

im Kontext mit den wirtschaftlichen,<br />

ökologischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

berücksichtigt und gezielt für<br />

einen effizienten Entwicklungsprozess ausgenutzt<br />

(Abbildung 2).<br />

116


Anwendungsbereich der Gestaltungsund<br />

Dimensionierungshinweise für<br />

hybride Maschinenelemente<br />

Interaktion<br />

Bauteil Tragfunktion Tragwerkskonzepte Tragwerksmodelle Vorentwürfe Detailentwürfe<br />

Werkstoff Werkstoffgruppen Verstärkungsrichtungen Halbzeuge Matrizes<br />

Prozess Verfahrensgruppen Werkzeugentwürfe Ablaufpläne<br />

Fügetechnik Baugruppengliederung Fügeprinzipien Fügezonenentwurf<br />

Klärung der Aufgabenstellung<br />

Konzipieren<br />

Entwerfen<br />

Ausarbeiten<br />

Abbildung 2:<br />

Interaktive Vorgehensweise bei Entwicklung von Leichtbaustrukturen in Faserverbund-Metall-Mischbauweise<br />

[In Anlehnung an W. Hufenbach et al. in: Pahl/Beitz, Konstruktionslehre]<br />

Mit Bezug auf diese Herausforderungen haben<br />

sich am <strong>ILK</strong> folgende Forschungsfelder<br />

herausgebildet, die in ihrer Verzahnung einzigartig<br />

sind:<br />

• Verlässliche Materialmodelle<br />

• Methoden zur effizienten Entwicklung und<br />

Auslegung<br />

• Leichtbauweisen zur Steigerung der<br />

Ressourceneffizienz<br />

• Funktionsintegrativer Systemleichtbau<br />

• Werkzeug- und Fertigungstechnologien.<br />

Ein Aspekt der sich durchgängig in allen diesen<br />

Bereichen findet, ist die Digitalisierung.<br />

Die Methoden der Datenanalyse und des<br />

Maschinellen Lernens eröffnen neue Möglichkeiten<br />

für die effiziente und vernetzte Entwicklung<br />

und Optimierung innovativer Leichtbauprodukte.<br />

Mit diesen Forschungsfeldern ist das <strong>ILK</strong> gerüstet<br />

für die zukünftigen globalen Herausforderungen<br />

im Hinblick auf Klimawandel und<br />

Ressourcenverbrauch. Denn bei einer massiv<br />

zunehmenden Weltbevölkerung wird es notwendig<br />

sein, zunehmend Produkte zu schaffen,<br />

die im Sinne eines Neutralleichtbaus auch<br />

langfristig keinen Fußabdruck hinterlassen.<br />

117


VERLÄSSLICHE MATERIALMODELLE ZUR BERECHNUNG<br />

KOMPLEX BELASTETER LEICHTBAUSTRUKTUREN<br />

Maßgeschneiderte Werkstoffe spielen im Sinne<br />

des Stoffleichtbaus die zentrale Rolle für<br />

die Umsetzung innovativer Leichtbaulösungen.<br />

Um das vorhandene Werkstoffpotential<br />

effektiv auszuschöpfen, ist das Werkstoffdesign<br />

bereits im Gestaltungs- und Auslegungsprozess<br />

moderner Leichtbaustrukturen mit<br />

einzubeziehen. Dabei muss in einem interaktiven<br />

Prozess eine Balance zwischen branchenspezifischen<br />

Funktions- und Zuverlässigkeitsanforderungen<br />

sowie Ressourcen- und<br />

Kosteneffizienz gewahrt werden.<br />

Die Durchdringung derartig komplexer Zusammenhänge<br />

setzt ein tiefgreifendes werkstoffwissenschaftliches<br />

und strukturmechanisches<br />

Verständnis voraus und erfordert<br />

werkstoffangepasste Modellierungsverfahren<br />

und Simulationsmethoden. In den letzten Jahren<br />

sind dabei die klassischen Methoden sukzessive<br />

durch erweiterte Verfahren der nichtlinearen<br />

Werkstoffmodellierung und durch<br />

skalenübergreifende numerische Methoden<br />

abgelöst worden. Das <strong>ILK</strong> ist an dieser Entwicklung<br />

maßgeblich mit neuen phänomenologisch<br />

motivierten und physikalisch begründeten<br />

Materialmodellen für quasi-statische,<br />

zyklische und hochdynamische Belastungen<br />

beteiligt und kooperiert auf diesem Gebiet mit<br />

weltweit anerkannten Wissenschaftlern.<br />

Ausgehend von diesen Materialmodellen<br />

werden in Zusammenarbeit mit einschlägigen<br />

Partnern aus dem Forschungsgebiet<br />

der Betriebsfestigkeit ferner neue Ansätze<br />

für die Lebensdaueranalyse von Leichtbaustrukturen<br />

aus Faser- und Textilverbunden<br />

erarbeitet. Die Erweiterung der werkstoffbezogenen<br />

Modellierungsansätze auf komplexe<br />

Beanspruchungssituationen in der Betriebsfestigkeit<br />

ermöglicht die Ablösung pauschaler,<br />

physikalisch nicht begründeter Schadensakkumulationshypothesen.<br />

Die erarbeiteten<br />

wissenschaftlichen Grundlagen werden praxisgerecht<br />

aufbereitet und dem Entwicklungsingenieur<br />

bereitgestellt.<br />

MATERIALMODELLE FÜR FASER-<br />

UND TEXTILVERBUNDWERKSTOFFE<br />

Moderne Faser- und Textilverbundwerkstoffe<br />

ermöglichen es, Hochleistungs-Leichtbauteile<br />

mit komplexer Geometrie maßgeschneidert<br />

und kraftflussgerecht zu verstärken. Bei der<br />

Auslegung derartiger Bauteile gilt es, insbesondere<br />

die hohen Steifigkeiten und Festigkeiten<br />

dieser Werkstoffklasse bestmöglich auszunutzen.<br />

Bei einer faserverbundgerechten<br />

Auslegung werden die Fasern dafür in der Regel<br />

entlang der Hauptspannungstrajektorien<br />

orientiert. Die klassische Vorgehensweise bei<br />

der Auslegung besteht dann darin, linear-elastisches<br />

Materialverhalten bis zum Versagen<br />

anzunehmen. Die Dimensionierung der Bauteilstruktur<br />

erfolgt typischerweise durch eine<br />

Verformungsanalyse und einen Festigkeitsnachweis<br />

mit spannungsbasierten Versagenshypothesen.<br />

Für faser- und textilverstärkte<br />

Verbundwerkstoffe mit polymeren, metallischen<br />

und keramischen Matrixsystemen sind<br />

diese Hypothesen am <strong>ILK</strong> bereits in den Jahren<br />

1996 bis 2002 entwickelt und verifiziert<br />

worden 15, 16 . Diese Auslegungsmethodik zählt<br />

heute zum Stand der Technik. Sie ist vielfach<br />

in die einschlägige Normung eingeflossen und<br />

kann in gängigen Finite-Elemente-Programmsystemen<br />

genutzt werden.<br />

118


Als Schlüsselelement insbesondere für die<br />

Entwicklung schadenstoleranter Leichtbaustrukturen<br />

gilt es nunmehr, das sukzessive<br />

Schädigungsverhalten der eingesetzten Werkstoffe<br />

zu erfassen. Praxistaugliche Ansätze<br />

erfordern dabei Berechnungsmethoden zur<br />

Modellierung des nichtlinearen Verhaltens der<br />

eingesetzten Werkstoffe. Diese physikalischen<br />

Nichtlinearitäten werden u. a. durch die im<br />

Werkstoff ablaufenden Schädigungsvorgänge<br />

verursacht. Weiterhin werden experimentelle<br />

Verfahren zur Modellvalidierung sowie<br />

zur Bereitstellung von Materialkarten für die<br />

numerische Strukturanalyse benötigt. Am <strong>ILK</strong><br />

sind solche kombinierten Methoden in den<br />

Jahren 2002 bis 2008 zunächst für quasi-statische<br />

Belastungszustände entstanden 21 .<br />

Die konstitutiven Modelle beschreiben die<br />

Faser- und Textilverbundwerkstoffe auf der<br />

Ebene der sogenannten textilen Basisschichten<br />

und ermöglichen so eine Einbeziehung<br />

relevanter Schädigungseffekte auf Mikro-,<br />

Meso- und Makroebene. Diese Ansätze sind<br />

am <strong>ILK</strong> sukzessive erweitert worden. So können<br />

Faser- und Textilverbunde nunmehr<br />

etwa unter Ermüdungsbelastung sowie unter<br />

Crash- und Impactlasten effizient berechnet<br />

werden 22,25,26,33,54 . Die entwickelten Schädigungsmodelle<br />

liegen als Materialroutinen für<br />

die numerische Strukturanalyse vor. Ein Anwendungsbeispiel<br />

für eine crashbelastete<br />

Textilverbundstruktur ist in Abbildung 1 gezeigt.<br />

Abbildung 1<br />

Anwendungsbeispiel: Vergleich von Simulation und Experiment für Crash-Absorptionsstrukturen aus textilverstärkter<br />

Deckstruktur und langfaserverstärkter Rippenstruktur (oben: Seitenansicht; unten: Rückansicht der Versagens- und<br />

Schädigungsvorgänge)<br />

119


In den letzten Jahren hat sich das <strong>ILK</strong> vermehrt<br />

komplexeren Werkstoffphänomenen<br />

zugewandt. So sind etwa für Textilverbunde<br />

mit thermoplastischen Matrices erweiterte<br />

Materialmodelle für unterschiedliche Größenskalen<br />

entwickelt worden, die auf physikalisch<br />

begründeten Versagenskriterien, Kontinuums-Schädigungsmodellen<br />

und Ansätzen aus<br />

der Plastizitätstheorie basieren 40 . Mit Hilfe<br />

probabilistischer Verfahren können ferner<br />

verbundimmanente aleatorische Unsicherheiten<br />

in die Modellbildung einbezogen werden,<br />

und es können anstelle der klassischen<br />

spannungsbasierten Versagenskriterien Versagenswahrscheinlichkeiten<br />

angegeben werden<br />

42 .<br />

EXPERIMENTELLE VERFAHREN ZUR<br />

SCHÄDIGUNGS- UND VERSAGENSANALYSE<br />

Eng verknüpft mit der werkstoffangepassten<br />

Modellierung sind zum einen die Entwicklung<br />

neuer Prüfmethoden zur Werkstoffcharakterisierung<br />

und zum anderen die Bereitstellung<br />

experimenteller Verfahren zur Parameteridentifikation<br />

und Modellvalidierung. Mit<br />

diesen Verfahren muss neben dem nichtlinearen<br />

Materialverhalten auch die verbundspezifische<br />

Werkstoffphänomenologie erfasst<br />

werden können, die mitunter durch eine<br />

ausgeprägte Dehnraten-, Temperatur- und<br />

Lastpfadabhängigkeit sowie eine Streuung<br />

der Werkstoffeigenschaften gekennzeichnet<br />

ist. Hierfür sind am <strong>ILK</strong> zahlreiche direkte<br />

und indirekte experimentelle Verfahren für<br />

unterschiedlichste Belastungsarten und -richtungen<br />

sowie neue zerstörungsfreie Prüfmethoden<br />

zur Werkstoffdiagnostik entwickelt<br />

worden, die für spezifische Fragestellungen<br />

auch miteinander kombiniert eingesetzt werden<br />

können. Ausgewählte Highlights auf dem<br />

Gebiet der Entwicklung neuer experimenteller<br />

Methoden sind etwa: stufenweise Be- und<br />

Entlastungsversuche mit Relaxations- und<br />

Retardationsphasen zur Validierung viskoelastisch-plastischer<br />

Materialmodelle 40 , Impactexperimente<br />

bis hin zu Prüfgeschwindigkeiten<br />

von 1,5 km/s mit paralleler Erfassung elektromagnetischer<br />

und akustischer Emissionen<br />

25,33,54 , Verfahren der statistischen Werkstoffcharakterisierung<br />

von Textilverbunden 42<br />

sowie experimentelle Methoden zur Charak-<br />

120


Abbildung 2:<br />

Vergleich von In-Situ-CT-Messungen mit konventionellen CT-Messungen<br />

am Beispiel zugbelasteter CF-EP Textilverbunde 50<br />

terisierung von Faser- und Textilverbunden in<br />

Dickenrichtung bei quasi-statischer und hochdynamischer<br />

Belastung 38,54 . Ein besonderes<br />

Alleinstellungsmerkmal hat das <strong>ILK</strong> mit der<br />

sogenannten In-Situ-Computertomographie<br />

entwickelt – ein diagnostisches Verfahren, bei<br />

dem Computertomogramme erstellt werden,<br />

während Probekörper einer mechanischen<br />

oder thermischen Beanspruchung ausgesetzt<br />

sind 50 . Messungen mit der In-Situ-Computertomographie<br />

ermöglichen eine deutlich verbesserte<br />

Genauigkeit bei der Schadensanalyse<br />

(Abbildung 2).<br />

Die Validierung der Werkstoffmodelle erfolgt<br />

am <strong>ILK</strong> nicht nur auf Werkstoffebene sondern<br />

unter Einbeziehung der Strukturebene auch<br />

auf Bauteilebene. Hierzu steht dem <strong>ILK</strong> ein<br />

unikales Prüffeld zur Verfügung, in dem quasi-statische,<br />

zyklische und hochdynamische<br />

Versuche auch mehraxial durchgeführt werden<br />

können. Zu den Highlights zählen u. a.<br />

mehrere eigenentwickelte, weltweit unikale<br />

Rotor- und Impactprüfstände 25,54 sowie<br />

ein umfangreich ausgestattetes Vibroakustik-Prüflabor<br />

34 .<br />

121


DIGITALE REPRÄSENTATION<br />

VON LEICHTBAUWERKSTOFFEN<br />

FÜR PROZESSKETTENMODELLE<br />

Die am <strong>ILK</strong> generierten neuen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse auf den Gebieten der<br />

Werkstoffmechanik und der Prüftechnik<br />

haben heute die Anwendungsreife erlangt.<br />

Die durchgängige Verzahnung dieser Entwicklungsschritte<br />

leistet einen wichtigen Beitrag<br />

zur besseren Ausnutzung der hohen spezifischen<br />

Eigenschaften von Faserverbundwerkstoffen<br />

bei gleichzeitiger Verbesserung<br />

der Schadenstoleranz. Zudem kann dadurch<br />

auch die Leistungsfähigkeit von Methoden<br />

zur Strukturüberwachung (Structural Health<br />

Monitoring) stark verbessert werden, was am<br />

<strong>ILK</strong> erfolgreich nachgewiesen wurde 58 . Völlig<br />

neue Perspektiven ergeben sich in diesem<br />

Zusammenhang auch durch die Digitalisierung.<br />

So ist etwa zu erwarten, dass sich mit<br />

Hilfe selbstlernender Algorithmen Virtuelle<br />

Zwillinge von realen Leichtbaustrukturen<br />

generieren lassen, mit deren Hilfe Werkstoffkonfigurationen<br />

mit einem völlig neuen,<br />

maßgeschneiderten Eigenschaftsprofil realisiert<br />

werden können. Ein derartiges Design<br />

kann grundlegend „vom Atom bis zur Struktur“<br />

erfolgen und dabei etwa die Entwicklung<br />

maßgeschneiderter Kohlenstofffasern und<br />

neuer hybrider Leichtbauwerkstoffe (Materialebene),<br />

aber auch das gezielte Engineering<br />

schadenstoleranter Komponenten (Strukturebene)<br />

beinhalten. Auch relevante Einflüsse<br />

der Herstellung können digital mit der Werkstoffmodellierung<br />

und Strukturauslegung<br />

verknüpft werden (Fertigungsebene), siehe<br />

Abbildung 3. Wichtige Impulse auf diesem Forschungsgebiet<br />

konnten durch das <strong>ILK</strong> bereits<br />

gegeben werden 39,46,57,60 .<br />

Abbildung 3:<br />

Numerisch ermittelte Oberflächenwelligkeiten infolge Schwindungsvorgängen während der Fertigung 39 (links);<br />

Vergleich experimentell und numerisch ermittelter Falten 46 (Mitte) und Faserwelligkeiten 46 (rechts) während des<br />

Thermoformens von Textilverbundwerkstoffen<br />

122<br />

Die Literaturstellen 1-63 können der Übersicht zu den Dissertationen und Habilitationen<br />

auf Seite 142 entnommen werden.


PRAXISGERECHTE METHODEN ZUR EFFIZIENTEN ENTWICKLUNG<br />

UND AUSLEGUNG VON LEICHTBAUKOMPONENTEN<br />

Der Entwicklungsprozess von Strukturen<br />

aus Verbundwerkstoffen und Werkstoffverbunden<br />

unterscheidet sich grundlegend von<br />

dem herkömmlicher Strukturkomponenten<br />

aus isotropen monolithischen Werkstoffen.<br />

Im Gegensatz zum konventionellen Vorgehen<br />

wird dieser Prozess durch komplexe Interaktionen<br />

zwischen Konstruktion, Auslegung und<br />

Fertigung bestimmt und ist durch ein iteratives<br />

Vorgehen gekennzeichnet. Zudem zeigt<br />

sich, dass zur Behandlung dieser leichtbauspezifischen<br />

Problemstellungen eine deutlich<br />

detailliertere Betrachtungsweise erforderlich<br />

ist als beim Einsatz klassischer Konstruktionswerkstoffe.<br />

Mit diesen Herausforderungen<br />

beschäftigt sich das <strong>ILK</strong> bereits seit Mitte<br />

der 1990iger Jahre und entwickelt auf Basis<br />

grundlegender Untersuchungen des komplexen<br />

Strukturverhaltens analytische und<br />

numerische Modelle. Diese dienen sowohl<br />

der Erarbeitung praxisgerechter, effizienter<br />

Auslegungsmethoden als auch der Bereitstellung<br />

digitaler Werkzeuge als Ausgangspunkt<br />

für die Generierung Virtueller Zwillinge.<br />

HIERARCHISCHE MODELLIERUNG VON<br />

PROZESS-STRUKTUR-<br />

EIGENSCHAFTS-BEZIEHUNGEN<br />

Verbundwerkstoffe weisen einen hierarchischen,<br />

stark heterogenen Aufbau über mehrere<br />

Größenskalen hinweg auf: ausgehend<br />

von Verstärkungsfilament und Matrixmaterial,<br />

über das Garn, die (textile) Verstärkungsarchitektur<br />

und die Verbund-Einzelschicht, bis hin<br />

zum anisotropen Mehrschichtverbund. Das<br />

am <strong>ILK</strong> entwickelte phänomenologische Werkstoffverständnis<br />

3,15,16,21,25,26,38,40,42,50<br />

bildet<br />

die Grundlage zur strukturmechanischen<br />

Modellierung von Faserverbund- und Hybridstrukturen<br />

13,19,22,23,29,35,54 . Dieser hierarchische<br />

Gedanke setzt sich anschließend über<br />

das Fügen von Einzelkomponenten zu einer<br />

Struktur, das Zusammenspiel mehrerer Strukturen<br />

in einem System und deren Interaktion<br />

untereinander fort. Ausgangspunkt sind<br />

hierfür die Analyse der Beanspruchbarkeit<br />

von Verbindungszonen 10,14,18,30,41 sowie die<br />

Verknüpfung der inneren Werkstoffstruktur<br />

mit der resultierenden Tragfähigkeit 44 . Diese<br />

hierarchische Modellierungsstrategie spiegelt<br />

sich auch in der Verifikationspyramide wider,<br />

für die in Abbildung 1 die relevanten Modellierungsebenen<br />

exemplarisch dargestellt<br />

werden.<br />

Die Material- und Struktureigenschaften von<br />

Verbundwerkstoffen und -komponenten werden<br />

maßgeblich durch den Fertigungsprozess<br />

beeinflusst und können so gezielt eingestellt<br />

werden 31,45 . Die Fertigungsprozessentwicklung<br />

wird daher am <strong>ILK</strong> systematisch durch<br />

den Einsatz digitaler Werkzeuge unterstützt.<br />

Auf Basis einer virtuellen Prozessgestaltung<br />

werden verschiedene Varianten der Prozessführung<br />

verglichen und hinsichtlich ihrer Effizienz<br />

sowie der sich einstellenden Materialund<br />

Struktureigenschaften bewertet 57 . Hierzu<br />

werden Fertigungsparameter mit wesentlichen<br />

struktur- und werkstoffmechanischen<br />

Zielgrößen korreliert und die entsprechenden<br />

Wechselwirkungen analysiert. Verschiedene<br />

Teilprozessschritte werden modelliert, untereinander<br />

gekoppelt und phänomenologisch<br />

nachvollziehbar optimiert. So ist zum Beispiel<br />

das Umformverhalten bzw. das Drapieren von<br />

123


Abbildung 1:<br />

Hierarchische Modellierungsstrategie am Beispiel der Verifikationspyramide für Leichtbaustrukturen<br />

Abbildung 2:<br />

Kombination aus Prozesssimulation und experimentellen Fertigungsstudien<br />

124


textilen Halbzeugen 46,61 nicht nur für die mechanischen<br />

Materialeigenschaften, sondern<br />

auch für die Oberflächenbeschaffenheit vieler<br />

dünnwandiger Strukturen maßgeblich 39 .<br />

Die steigende Leistungsfähigkeit moderner<br />

Berechnungssysteme bildet eine wesentliche<br />

Grundlage dafür, dass es Schritt für Schritt<br />

möglich wird, die für die unterschiedlichen<br />

Fragestellungen sinnvollen Analyse-, Modellierungs-,<br />

Diskretisierungs- und Berechnungsverfahren<br />

über die einzelnen Skalen hinweg<br />

(Abbildung 1) synergetisch zu verknüpfen,<br />

um die komplexen Prozess-Struktur-Eigenschafts-Beziehungen<br />

entlang der gesamten<br />

Prozesskette zu berücksichtigen. Diese gilt<br />

es, mit Hilfe einer Kombination aus Prozesssimulation<br />

und Experimenten zu verstehen,<br />

zu beschreiben und für die Strukturanalyse<br />

bereitzustellen (Abbildung 2). Es werden die<br />

Erkenntnisse aus der Werkstoffcharakterisierung<br />

mit numerischen Simulationen und<br />

Sensordaten aus der Fertigung kombiniert<br />

und ausgewertet. Im Ergebnis können Prozesszeiten<br />

reduziert sowie Fehlerbilder verstanden<br />

und vermieden werden.<br />

LEBENSPHASENÜBERGREIFENDE<br />

VIRTUELLE ZWILLINGE<br />

Im Hinblick auf die Bereitstellung praxisgerechter<br />

Methoden zur effizienten Entwicklung<br />

von Leichtbaukomponenten stellt neben der<br />

Entwicklung hierarchischer Modelle die Durchdringung<br />

der vielschichtigen Abhängigkeiten<br />

der einzelnen Entwicklungs- und Optimierungsprozesse<br />

einen weiteren Schwerpunkt<br />

der grundlagen- und anwendungsorientierten<br />

Forschungsarbeiten am <strong>ILK</strong> dar. Die Abhängigkeiten<br />

werden hervorgerufen durch die<br />

Vielfalt der Leichtbauwerkstoffe, gepaart mit<br />

einer Vielzahl von Verarbeitungstechnologien<br />

und potentiellen Bauweisen. Damit sind<br />

Entwicklungs- und Fertigungsprozesse im<br />

Leichtbau infolge der komplexen Zusammenhänge<br />

von Konstruktion, Strukturnachweis<br />

und Fertigung durch eine immense Zunahme<br />

von Daten gekennzeichnet. Das <strong>ILK</strong> befasst<br />

sich mit dem Einsatz innovativer digitaler Prozesse<br />

in Vorgängen der Produktentwicklung,<br />

-fertigung und -nutzung sowie des Recyclings,<br />

um einen hohen Mehrwert durch die strukturierte<br />

Verwertung des zukünftig anfallenden<br />

Datenvolumens zu schaffen. Dabei bietet die<br />

Verwertung der komplexen Daten über sog.<br />

Virtuelle Zwillinge ein außerordentlich hohes<br />

Potential (Abbildung 3).<br />

Virtuelle Zwillinge stellen für eine produktlebensphasenübergreifende<br />

Betrachtung<br />

die technologischen Grundlagen zur umfassenden<br />

digitalen Abbildung eines realen<br />

Produktes bereit. Sie vereinen die während<br />

des Produktlebenszyklus generierten und<br />

mit dem Produkt assoziierten Informationen<br />

und machen diese der systematischen Verflechtung<br />

des digitalen und realen Produktes<br />

125


entlang des Digitalen Fadens zugänglich. Der<br />

besondere Mehrwert resultiert dabei aus der<br />

funktionalen und logischen Verknüpfung von<br />

Modellierungs- und Analysemethoden mit<br />

den zur Verfügung stehenden Daten. Dies<br />

zeigte sich etwa am Beispiel faserverstärkter<br />

Fanschaufeln, bei denen mittels eingebetteter<br />

Sensoren das Schwingverhalten erfasst und<br />

daraus im Virtuellen Zwilling auf den Bauteilzustand<br />

geschlossen werden konnte (Abbildung<br />

4). Mit der Möglichkeit zur Erschließung<br />

und Visualisierung komplexer, bisher nicht<br />

oder lediglich schwer zugänglicher produktspezifischer<br />

Eigenschaften und Zustandsinformationen<br />

wird auch die Grundlage zur Verknüpfung<br />

mit anderen Virtuellen Zwillingen<br />

im Sinne eines IoT-Ansatzes sowie zur Interaktion<br />

mit virtuellen Fertigungsumgebungen<br />

und Maintenance, Repair and Overhaul<br />

(MRO)-Prozessen geschaffen.<br />

Abbildung 3:<br />

Aufbau und Aufgaben lebensphasenübergreifender Virtueller Zwillinge.<br />

126


Verbunden mit der Forschung zum Virtuellen<br />

Zwilling befasst sich das <strong>ILK</strong> mit neuartigen<br />

Methoden der Big-Data-Analysen<br />

und des Maschinellen Lernens. Diese bieten<br />

ein immenses Potential, Leichtbauprodukte<br />

an aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen,<br />

bspw. Reduzierung von Emissionen und des<br />

Ressourcenverbrauchs, trotz deren Vielschichtigkeit<br />

zu orientieren. Die Auseinandersetzung<br />

damit ebnet den Weg, verstärkt<br />

selbstlernende Systeme, d.h. Systeme die auf<br />

Künstlicher Intelligenz basieren, einzusetzen.<br />

Somit wird es denkbar, dass der Virtuelle<br />

Zwilling eine selbstständige digitale Produktoptimierung<br />

auf Basis verknüpfter lebensphasen-<br />

und produktübergreifender Datensätze<br />

durchführt.<br />

Abbildung 4:<br />

Virtueller Zwilling am Beispiel faserverstärkter Verdichterschaufeln<br />

Die Literaturstellen 1-63 können der Übersicht zu den Dissertationen und Habilitationen<br />

auf Seite 142 entnommen werden.<br />

127


LEICHTBAUWEISEN ZUR STEIGERUNG DER RESSOURCENEFFIZIENZ<br />

Eine strategische Position für neue ressourcen-<br />

und energieeffiziente Systemkonzepte<br />

nehmen insbesondere funktionsintegrative<br />

Leichtbauweisen in Multi-Material-Design als<br />

Symbiose von Stoff-, Gestalt- und Bedingungsleichtbau<br />

ein. Sie zeichnen sich durch die Berücksichtigung<br />

der Interaktion von „Anforderungen<br />

– Bauweise – Werkstoff – Fertigung“<br />

aus. Derartige Leichtbauweisen mit der ihnen<br />

eigenen Werkstoffvielfalt (Stahl, Leichtmetalle,<br />

Kunststoffe, Keramiken, faser- und textilverstärkte<br />

Verbundwerkstoffe und Werkstoffverbundesowie<br />

Werkstoffe auf Basis nachwachsender<br />

Rohstoffe erfordern darüber hinaus<br />

auch neue Lösungen für Formgebung und<br />

Verbindung, die optimierte Struktureigenschaften<br />

sichern sowie erweiterte funktionelle<br />

Aufgaben ermöglichen. Aufbauend auf einem<br />

tiefgreifenden strukturellen und funktionellen<br />

Verständnis lassen sich Bauweisenkonzepte<br />

erarbeiten und daraus unter Berücksichtigung<br />

technologischer Möglichkeiten umsetzbare<br />

Bauweisen ableiten.<br />

Für die Entwicklung komplexer Leichtbaulösungen<br />

hat sich die Anwendung eines interaktiven<br />

Entwicklungs- und Konstruktionsprozesses<br />

bewährt, der den vielfältigen Abhängigkeiten<br />

zwischen Fertigung, Werkstoff und<br />

Gestaltung Rechnung trägt 9,20 . Im klassischen<br />

Entwicklungsprozess bieten Konstruktionskataloge<br />

umfangreiche Unterstützung beispielsweise<br />

bei der Bewertung verschiedener Konzepte<br />

oder bei der Festlegung fertigungsgerechter<br />

Bauteilentwürfe. Leichtbauweisen jedoch<br />

können aufgrund der hohen Komplexität<br />

und Interdisziplinarität nicht den klassischen<br />

Katalogen entnommen werden, sondern<br />

werden bisher häufig als maßgeschneiderte<br />

Lösungen für das spezielle Produkt oder<br />

den speziellen Anwendungsfall entwickelt. Am<br />

<strong>ILK</strong> wurden und werden daher im Sinne einer<br />

beschleunigten Produktentwicklung Lösungskataloge<br />

zur Überführung von Sonderlösungen<br />

in klassifizierte Bauweisen geschaffen 13,20,<br />

35,47,52,63 .<br />

Aufbauend auf dieser durchgängigen Betrachtungsweise<br />

richten sich gegenwärtige und zukünftige<br />

Aktivitäten auf die modellhafte Abbildung<br />

der parallel ablaufenden Entwicklungsschritte<br />

sowie deren interaktiver Verknüpfung.<br />

Damit lässt sich die Gesamtheit der<br />

funktionellen Zusammenhänge analysieren.<br />

Die im Entwicklungsprozess generierten Daten<br />

werden erfasst und stehen für Analysen<br />

in weiteren Entwicklungszyklen zur Verfügung.<br />

Die Entwicklungsprozesse zukünftiger Leichtbaustrukturen<br />

lassen sich somit robuster und<br />

effizienter gestalten.<br />

KONSEQUENTER SYSTEMLEICHTBAU AM<br />

BEISPIEL VON FAHRZEUG-SYSTEM-<br />

DEMONSTRATOREN<br />

Bei der Entwicklung von Leichtbaustrukturen<br />

für komplexe Anwendungen sind die Bauteilfunktionen<br />

und -strukturen optimal aneinander<br />

anzupassen, was zwangsläufig eine enge<br />

Verzahnung der Gestaltungsprozesse von<br />

Werkstoff und Bauteil nach sich zieht. Ein wesentliches<br />

Anliegen der Forschungsarbeiten<br />

am <strong>ILK</strong> ist deshalb die durchgängige Untersuchung<br />

des gesamten Entwicklungsprozesses<br />

von Leichtbaustrukturen in Mischbauweise bis<br />

hin zum Gesamtsystem. Besonders eindrucksvoll<br />

lassen sich diese Synergieeffekte an neuen<br />

Fahrzeugkonzepten für die Mobilität der Zukunft<br />

demonstrieren.<br />

128


Zwei grundlegende Ansätze hierfür stellen<br />

Strukturintegration und Funktionsintegration<br />

dar, die an zwei Fahrzeugdemonstratoren exemplarisch<br />

umgesetzt wurden. So konnte im<br />

Rahmen des FuE-Vorhabens InEco durch die<br />

funktionelle Zusammenfassung einer Vielzahl<br />

von Einzelbauteilen des Chassis zu nur 63 integrativen<br />

Bauteilen der Ansatz der Strukturintegration<br />

eindrucksvoll demonstriert werden.<br />

70 % der Einzelteile konnten somit im Vergleich<br />

zur konventionellen Karosseriebauweise<br />

eingespart werden. Diese wenigen funktionsintegrativen<br />

Komponenten in CFK-Hybridbauweise<br />

wurden derart im System aufeinander<br />

abgestimmt, dass weitere Synergieeffekte entstanden<br />

und bei heutigen Komfort- und Sicherheitsfunktionen<br />

eine Gesamtfahrzeugmasse<br />

von nur 900 kg realisiert werden konnte.<br />

Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs<br />

SFB 639 wurde ein „Funktionsintegrativer<br />

Fahrzeugsystemträger (FiF)“ (Abbildung 1) als<br />

Technologiedemonstrator realisiert. Er ist<br />

modular aufgebaut, so dass eine große Vielfalt<br />

von Baugruppen und Funktionen durch<br />

die unterschiedlichen neuartigen Halbzeugstrukturen<br />

aus textilverstärkten Thermoplasten<br />

dargestellt werden können. Hierfür wurden<br />

neuartige textilverbundgerechte Bauweisen<br />

für Hybridgarn-Textil-Thermoplast-(HGTT-)<br />

Verbundkomponenten erarbeitet. Diese Bauweisen<br />

ermöglichen u. a. die Integration von<br />

Sensornetzwerken in die Tragstrukturen zur<br />

Erfassung und Überwachung der mechanischen<br />

Beanspruchungen. Dadurch lassen sich<br />

Abbildung 1:<br />

Im SFB 639 entwickelter Technologiedemonstrator „Funktionsintegrativer Fahrzeugsystemträger (FiF)“<br />

Foto: © Andreas Scheunert<br />

129


versagenskritische Lasten bzw. Schädigungen<br />

der Tragstrukturen detektieren und die fahrdynamischen<br />

Eigenschaften des Technologiedemonstrators<br />

mittels aktiver Systeme an<br />

dessen jeweilige Beanspruchungen anpassen.<br />

Das hier generierte Wissen zur Gestaltung<br />

und Auslegung funktionsintegrativer Komponenten<br />

und Systeme wurde in Konstruktionskataloge<br />

überführt und ermöglicht auch die<br />

Berücksichtigung des Einflusses von Bauteilfügungen<br />

auf das Tragverhalten der textilverstärkten<br />

Leichtbaustrukturen 44,47 .<br />

DIGITALER<br />

PRODUKTENTSTEHUNGSPROZESS<br />

Die effiziente Konstruktion und Umsetzung hybrider<br />

Metall-Faserverbund-Bauweisen wird<br />

derzeit erheblich erschwert, da die Vielzahl<br />

der einstellbaren Werkstoff-, Struktur-, und<br />

Prozessparameter zu einem vielschichtigen<br />

und komplexen Produktentstehungsprozess<br />

führt. Grundlegendes Problem ist dabei die<br />

deutlich stärkere Interaktion der Einzeldisziplinen.<br />

Aktuelle Forschungsprojekte verfolgen<br />

daher das Ziel, verknüpfte Prozesse für<br />

die Produktentwicklung zu erarbeiten und so<br />

die Umsetzung innovativer Metall-Faserverbund-Bauweisen<br />

in Leichtbaustrukturen zu<br />

beschleunigen.<br />

Verknüpfte Produktentstehungsprozesse verbinden<br />

die Methoden der Einzeldisziplinen<br />

Konstruktion, Fertigung und Strukturauslegung<br />

zu einer vernetzen Entwicklungsstruktur<br />

mit definierten Schnittstellen sowie einer<br />

durchgängigen Datenverarbeitung und<br />

-analyse. Die dafür benötigten Daten werden<br />

durch die Verknüpfung der virtuellen Produkte<br />

mit realen Bauteilen generiert. Derartige<br />

vernetzte Entwicklungssysteme bieten<br />

den Vorteil, dass die für die Entwicklung notwendigen<br />

Daten unmittelbar zur Verfügung<br />

stehen und den realen Gegebenheiten unmittelbar<br />

entsprechen. Darüber hinaus kann ein<br />

verknüpfter Produktentstehungsprozess spezifische<br />

Informationen zu den Einzelbauteilen<br />

zur Verfügung stellen, die im späteren Lebenszyklus<br />

etwa für zustandsabhängige Wartungs-<br />

und Lebensdauerabschätzungen genutzt<br />

werden können.<br />

Diese Konzepte von verknüpften Produktentstehungsprozessen<br />

werden derzeit in laufenden<br />

Forschungsprojekten wie etwa „Entwicklung<br />

eines hocheffizienten verknüpften Produktentstehungsprozesses<br />

für hybride Leichtbaustrukturen<br />

im Kontext von Industrie 4.0“<br />

(PEP4.0) und „ABSOLUT – Automatischer Busshuttle<br />

selbstorganisierend zwischen Leipzig<br />

und dem BMW-Terminal“ detailliert ausgearbeitet<br />

und umgesetzt (Abbildung 2).<br />

Im Hinblick auf zukünftige Mobilitätssysteme<br />

stehen der Aufbau von Sensornetzwerken sowie<br />

die Online-Überwachung bezüglich Fahrfunktionen<br />

und Strukturbeanspruchungen<br />

zur Optimierung von Fahrzeugverfügbarkeit<br />

und prädiktiver Wartung im Mittelpunkt<br />

der Arbeiten des <strong>ILK</strong>. So können u. a. Missbrauchsfälle<br />

wie etwa die Fahrt gegen Bordsteine<br />

und daraus resultierende Verformungen<br />

und Schädigungen am Fahrwerk durch<br />

spezielle Sensoren erfasst und auf einen Virtuellen<br />

Zwilling übertragen werden, um ggf.<br />

notwendige Abschaltungen bzw. Reparaturen<br />

zu initiieren.<br />

130<br />

Die Literaturstellen 1-63 können der Übersicht zu den Dissertationen und Habilitationen<br />

auf Seite 142 entnommen werden.


Abbildung 2:<br />

Exemplarischer Lösungsansatz eines verknüpften Produktentwicklungsprozesses für hybride<br />

Metall-Faserverbund-Bauweisen (MFB)<br />

131


FUNKTIONSINTEGRATION: MULTITASKING IM SYSTEMLEICHTBAU<br />

„Funktionsintegration“ als grundlegendes<br />

Konstruktionsprinzip beinhaltet die Realisierung<br />

vieler Funktionen in wenigen Bauteilen<br />

und ist ein wesentliches Element des modernen<br />

Leichtbaus. In diesem Kontext werden<br />

bspw. das Zusammenfassen von mehreren<br />

Bauteilen zu einem integralen Bauteil sowie<br />

das Integrieren von Lasteinleitungs-, Versteifungs-<br />

oder Verbindungselementen genannt.<br />

In Erweiterung dieses klassischen Funktionsintegrationsbegriffs<br />

werden am <strong>ILK</strong> nicht nur<br />

auf Komponentenebene unterschiedliche<br />

Funktionen vereint oder die Anzahl von Bauteilen<br />

reduziert, sondern vielmehr auch die<br />

Wechselwirkungen auf Systemebene betrachtet,<br />

die sich aus Randbedingungen in<br />

unterschiedlichen „Welten“ ergeben. Zur<br />

Entwicklung von funktionsintegrierten Leichtbaulösungen<br />

ist ein hohes Maß an inter- und<br />

transdisziplinärer Zusammenarbeit notwendig,<br />

um vorhandene – aber häufig nicht genutzte<br />

– Potentiale zu erschließen. Die größte<br />

Herausforderung ist dabei die enge Zusammenarbeit<br />

von Leichtbau-, Elektronik- sowie<br />

Softwareexperten und das damit verbundene<br />

„Sprechen einer gemeinsamen Sprache“,<br />

um den gestellten Anforderungen gerecht zu<br />

werden. Die klassische fachspezifische Herangehensweise<br />

stößt im Bereich der Funktionsintegration<br />

allzu oft an ihre Grenzen, da das<br />

Aufrechterhalten von klaren Fachgrenzen die<br />

gegenseitige Unterstützung verwehrt und somit<br />

den Aufbau eines gemeinsamen Systemverständnisses<br />

unterbindet.<br />

Das Dresdner Modell des „Funktionsintegrativen<br />

Systemleichtbaus in Multi-Material-Design“<br />

erweitert den Funktionsintegrationsbegriff<br />

um zahlreiche Facetten wie etwa<br />

Sicherheit, Komfort, Kosten, Fertigung oder<br />

Umweltaspekte jenseits der Bauweise/Konstruktion.<br />

Die Wissenschaftler des <strong>ILK</strong> unterscheiden<br />

in Abhängigkeit vom Funktionsprin-<br />

Abbildung 2:<br />

Branchenübergreifende Themen- und Anwendungsfelder<br />

132


zip die Integration von passiven Funktionen<br />

– wie etwa Lasteinleitungen, erhöhte Dämpfung<br />

und Versteifungen – sowie die Integration<br />

aktiver Funktionen – wie etwa sensorische<br />

und aktorische Funktionen.<br />

INTERDISZIPLINÄRES FORSCHUNGSFELD<br />

DÄMPFUNG, BEWEGUNG, SENSORIK /<br />

AKTORIK<br />

Schon seit den Anfängen des <strong>ILK</strong> wurden intensiv<br />

die werkstoffmechanischen Themen<br />

der Dämpfung von Faserverbundwerkstoffen<br />

untersucht 2,4,12 . Die Funktion einer gezielt<br />

einstellbaren Dämpfung auf Strukturebene<br />

wurde später um die Vibroakustik und Schallabstrahlung<br />

von Faserverbundstrukturen<br />

erweitert 17,34,56 . Diese Arbeiten umfassen<br />

sowohl analytische und numerische Simulationen<br />

als auch experimentelle Untersuchungen.<br />

Die Einstellung und Adaption des Dämpfungsverhaltens<br />

von Leichtbaustrukturen<br />

fand und findet daher auch Eingang in Großforschungsprojekte.<br />

In jüngster Zeit werden<br />

die erarbeiteten Modelle und Methoden zusätzlich<br />

genutzt, um Vorhersagen des Schädigungszustandes<br />

von Faserverbundstrukturen<br />

zu treffen 58 . Hierzu kommen u. a. Methoden<br />

des Maschinellen Lernens zum Einsatz.<br />

Eine weitere strukturelle Funktion ist die Realisierung<br />

von Bewegungsaufgaben unter Ausnutzung<br />

der besonderen Eigenschaften von<br />

Leichtbaumaterialien und -konstruktionen.<br />

Zahlreiche Arbeiten unter anderem im Rahmen<br />

des DFG-SFB 639 beschäftigten sich in<br />

diesem Zusammenhang mit der Berechnung<br />

und Herstellung von adaptiven bistabilen Faserverbundstrukturen<br />

und der Konstruktion,<br />

Auslegung und Fertigung von Compliantelementen<br />

und -mechanismen 15,22,23,59 . Zum<br />

Antrieb dieser Mechanismen wurden bereits<br />

frühzeitig werkstoffintegrierte Piezoflächenaktoren<br />

und Formgedächtniswerkstoffe genutzt.<br />

Die Vorteile werkstofflich integrierter Sensoren<br />

und Aktoren sowie weiterer elektronischer<br />

Komponenten zur Signalerfassung, -aufbereitung<br />

und -verarbeitung können in vielen Bereichen<br />

nur genutzt werden, wenn entsprechende<br />

Integrationstechnologien zur Verfügung<br />

stehen. Dieses anspruchsvolle Thema wurde<br />

insbesondere seit 2006 im DFG-SFB/Transregio<br />

39 intensiv bearbeitet 22,32,43,49,53,56 . Hierbei<br />

wurden neuartige werkstoffkompatible piezokeramische<br />

Funktionsmodule sowie Verfahren<br />

zur Integration von piezoelektrischen<br />

Aktoren und Sensoren in Leichtbaustrukturen<br />

entwickelt. Darauf aufbauend stand die Überführung<br />

derartiger Fertigungstechnologien<br />

in seriengerechte Herstellungsprozesse im<br />

Fokus. Aus diesen Arbeiten sind vollautomatisierbare<br />

Fertigungskonzepte mit geringen<br />

Taktzeiten für funktionsintegrierende Faserverbundstrukturen<br />

mit thermoplastischer<br />

und duroplastischer Matrix entstanden.<br />

Neben diesen technologisch orientierten Themen<br />

wurden neuartige Bauweisen betrachtet,<br />

um komplette Sensor-Aktor-Netzwerke (Abbildung<br />

1) aufzubauen und zu integrieren 47 . Daraus<br />

sind Auslegungsmethoden entstanden,<br />

bei denen die Funktionsintegration bereits im<br />

Entwicklungsprozess berücksichtigt wird. Mit<br />

Hilfe einer kombinierten Entwicklungsumgebung,<br />

die aus numerischer Berechnung und<br />

Mehrkörpersimulation besteht, können funktionsintegrierende<br />

Leichtbaustrukturen und<br />

-systeme in Abhängigkeit von ihren zu erfüllenden<br />

Anforderungen effizient ausgelegt und<br />

133


umgesetzt werden.<br />

Mit den langjährig erarbeiteten Erfahrungen<br />

auf dem Gebiet des funktionsintegrativen<br />

Systemleichtbaus in Multi-Material-Design ist<br />

das <strong>ILK</strong> insbesondere für sehr stark interdisziplinäre<br />

Themengebiete, welche in zukünftigen<br />

Anwendungen, bspw. im Flugzeugbau,<br />

in automobilen Anwendungen oder auch im<br />

Bereich der Medizintechnik immer relevanter<br />

werden, ein kompetenter Partner.<br />

SYSTEMISCHER ANSATZ ZUR<br />

ENTWICKLUNG FUNKTIONSINTEGRATIVER<br />

LEICHTBAULÖSUNGEN<br />

Einen besonderen Schwerpunkt bildet die<br />

Integration von mechanischen, elektrischen,<br />

akustischen, haptischen, aktorischen und sensorischen<br />

Funktionen in ein Gesamtsystem.<br />

Die typischen Herausforderungen auf dem<br />

Weg zu einer funktionsintegrierenden Lösung<br />

bestehen aus:<br />

• Entwicklung neuartiger Bauweisen<br />

• Identifikation von Strukturintegrationskonzepten<br />

• Adaption und Verknüpfung von vorhandenen<br />

Fertigungsprozessen bzw. Entwicklung<br />

neuer Fertigungsprozesse<br />

• Auswahl geeigneter Sensoren und deren<br />

Positionierung<br />

• Kontaktierung der Sensorik sowie Schnittstellen<br />

für die Mensch-Maschine-Interaktion<br />

• Langzeitverhalten der Sensorik<br />

• Erarbeitung und Anpassung von Auswertungslogik<br />

(Data Mining, Künstliche<br />

Intelligenz, Neuronale Netze, Evolutionäre<br />

Algorithmen, etc.)<br />

• Interaktion der Struktur mit Sensorik und<br />

Aktorik.<br />

Die Ergebnisse der Grundlagenforschung<br />

wurden und werden am <strong>ILK</strong> in zahlreiche Anwendungen<br />

überführt (Abbildung 2). Hierzu<br />

zählen die intensiven Aktivitäten im Bereich<br />

der Elektromobilität etwa für hochintegrative<br />

Elektromotoren, bei denen durch neue<br />

Konzepte in Ansteuerung und Design – auch<br />

unter Einbeziehung von SHM-Konzepten – die<br />

Leistungsdichte erheblich gesteigert werden<br />

kann. Ebenso befinden sich die Arbeiten zum<br />

Abbildung 1a:<br />

Funktionsintegrativer Fahrzeugsystemträger<br />

(FiF)<br />

134


drahtlosen Laden mit hoher Leistung aktuell<br />

in der Überführung in die Serie. Durch den<br />

Einsatz von serientauglichen Technologien<br />

zur Integration von elektronischen Elementen<br />

werden zudem Anwendungen im automobilen<br />

Kontext eröffnet, bspw. durch Integration<br />

von Beleuchtung oder Antennen in Strukturbauteile.<br />

Anwendungen finden sich zudem<br />

auch im Bereich des Leistungssports, bei der<br />

individuelle Trainingsplan sehr stark durch ein<br />

begleitendes Online-Monitoring geprägt ist.<br />

Hierzu werden verschiedenste Trainings- und<br />

Gesundheitsparameter mittels strukturintegrierter<br />

Sensoren erfasst und für den Sportler<br />

in Echtzeit zur Verfügung gestellt. Diese Anwendungen<br />

stehen als stellvertretende Beispiele<br />

für den erfolgreichen Transfer von Ergebnissen<br />

aus der Grundlagenforschung in<br />

die Praxis des funktionsintegrativen Systemleichtbaus.<br />

ZUKÜNFTIGE HERAUSFORDERUNGEN<br />

Das <strong>ILK</strong> wird sich auch zukünftig den Herausforderungen<br />

im Bereich der Funktionsintegration<br />

stellen. Hier gilt es, verstärkt ökologische<br />

Aspekte, wie etwa das Recycling der aus einer<br />

Vielzahl von Werkstoffen aufgebauten integralen<br />

Strukturen, zu berücksichtigen. Dabei<br />

wird das <strong>ILK</strong> seine Kompetenzen im Multi-Material-Design<br />

einbringen und u. a. recyclinggerechte<br />

Konstruktionen entwickeln oder<br />

Anwendungen von Recyclaten im Hochtechnologiebereich<br />

aufzeigen. Darüber hinaus<br />

sind zukünftig praxisnahe Reparaturkonzepte<br />

für derartige Strukturen zu erarbeiten.<br />

Basierend auf einem ausgezeichneten Systemverständnis<br />

werden zudem Strategien für<br />

Signalauswertung und -interpretation entwickelt<br />

und an das jeweilige Problem angepasst.<br />

Dies setzt insbesondere vor dem Hintergrund<br />

der großen Datenmenge, die mit integrierten<br />

Sensoren erfasst werden kann, moderne Methoden<br />

u. a. des Maschinellen Lernens voraus.<br />

Auf Basis der ermittelten Daten werden<br />

zudem Aspekte der Digitalisierung adressiert,<br />

wobei z. B. mit fertigungsbegleitenden Simulationsmethoden<br />

Auswirkungen der Herstellungsbedingungen<br />

auf die späteren Bauteileigenschaften<br />

vorhergesagt werden können.<br />

Abbildung 1b:<br />

Integriertes Sensor-Aktor-Netzwerk<br />

im FiF<br />

Die Literaturstellen 1-63 können der Übersicht zu den Dissertationen und Habilitationen<br />

auf Seite 142 entnommen werden.<br />

135


EFFIZIENTE WERKZEUG- UND FERTIGUNGSTECHNOLOGIEN<br />

FÜR HYBRIDSTRUKTUREN<br />

Hochintegrative Mehrkomponentenbauweisen<br />

bieten besonders aussichtsreiche Möglichkeiten<br />

zur Massereduktion. Die Kombination verschiedener<br />

Werkstoffe oder Werkstoffkonfigurationen<br />

in Hybridstrukturen ermöglicht dabei<br />

die bestmögliche Ausnutzung des Leichtbaupotentials<br />

der jeweiligen Komponente. Für<br />

die ressourcenschonende Umsetzung dieser<br />

Leichtbaulösungen in der Serienproduktion<br />

spielen – neben einer weiteren Optimierung<br />

der verwendeten Werkstoffe und Bauweisen<br />

– effiziente Fertigungstechnologien eine<br />

zentrale Rolle. Diese anspruchsvolle Aufgabe<br />

lässt sich nur durch ein tiefgreifendes Prozessverständnis,<br />

den Einsatz prozessbegleitender<br />

Qualitätssicherungsverfahren sowie<br />

eine durchgängige simulative Abbildung des<br />

gesamten Verarbeitungsprozesses lösen.<br />

Die am <strong>ILK</strong> installierte Maschinen- und Anlagentechnik<br />

ist darauf ausgerichtet, für das<br />

jeweilige Anwendungsszenario geeignete<br />

Fertigungstechnologien bereitzustellen bzw.<br />

Prozesse vorteilhaft miteinander zu kombinieren.<br />

Neben der skalierten Abbildung von<br />

Prozessketten im Labormaßstab können die<br />

wichtigsten Fertigungsverfahren für hybride<br />

Leichtbaustrukturen auch im Anwendungsmaßstab<br />

untersucht werden. Zunehmend<br />

stehen dabei nicht mehr nur lineare Prozessketten,<br />

sondern komplexe Prozessnetzwerke<br />

im Fokus derzeitiger und zukünftiger Entwicklungen.<br />

Zum Aufbau des erforderlichen Prozessverständnisses<br />

und zur Abstimmung der<br />

einzelnen Teilprozessketten untereinander ist<br />

die Digitalisierung der Prozesslandschaft ein<br />

Schlüsselaspekt. Die Virtualisierung und Verknüpfung<br />

von Bauteilkonstruktion, -auslegung<br />

und -fertigung entlang des gesamten Produkt-<br />

Abbildung 1:<br />

Bauweisenspektrum für funktionsintegrierte Leichtbaustrukturen in Multi-Material-Design<br />

136


entstehungsprozesses hybrider Leichtbaustrukturen<br />

ermöglicht es, die Entwicklungszeiten<br />

zu verkürzen, die Prozesssicherheit zu<br />

erhöhen und die geforderte Bauteilqualität<br />

sicherzustellen.<br />

DURCHGÄNGIGE PROZESSKETTEN<br />

VOM HALBZEUG BIS ZUM<br />

FUNKTIONALISIERTEN BAUTEIL<br />

Die Forschungsaktivitäten am <strong>ILK</strong> reichen von<br />

der werkstoff- und prozessbezogenen Grundlagenforschung<br />

über die praxisnahe Entwicklung<br />

von Demonstratorstrukturen bis hin zu<br />

Technologieversuchen im Industriemaßstab.<br />

Die Verfahrensentwicklung ist geprägt durch<br />

eine Weiterentwicklung und Kombination von<br />

Fertigungsprozessen. Dabei werden die prozesstechnischen<br />

Möglichkeiten in erster Linie<br />

als ein Hilfsmittel verstanden, den Gestaltungsspielraum<br />

des Entwicklungsingenieurs<br />

zu erweitern und kreative Multi-Material-Lösungen<br />

seriengerecht umzusetzen. So zielen<br />

die Forschungsarbeiten auf eine stetige Erweiterung<br />

des nutzbaren Werkstoff- und Bauweisenspektrums<br />

(Abbildung 1).<br />

Neben der Kombination flächiger Halbzeuge<br />

wie Metall- und Organobleche mit thermoplastischen<br />

Formmassen bildet die seriengerechte<br />

Herstellung und Integration von thermoplastischen<br />

Faserverbund-Hohlprofilen<br />

einen langjährigen Forschungsschwerpunkt.<br />

Hierzu wurden technische Lösungen entlang<br />

der gesamten Wertschöpfungskette vom Garn<br />

bis zum Bauteil erarbeitet (Abbildung 2). So<br />

können etwa kontinuierlich faserverstärkte<br />

Tapes in eigens entwickelten Imprägnieranlagen<br />

selbst gefertigt und auf modifizierten<br />

Flechtanlagen zu mehrlagigen Preformen<br />

weiterverarbeitet werden. Neu entwickelte<br />

Anlagen- und Werkzeugtechnik erlaubt eine<br />

anschließende Konsolidierung der Preformen<br />

in effizienten Schlauchblas- oder Pultrusionsprozessen<br />

55 . Aufgrund der thermoplastischen<br />

Matrix lassen sich die Hohlprofile in nachfolgenden<br />

Prozessschritten weiter funktionalisieren.<br />

So stehen Methoden zur Verfügung,<br />

um metallische Strukturen stoff- und formschlüssig<br />

anzubinden. Durch Kombination mit<br />

der Spritzgieß- und Presstechnik lassen sich<br />

zudem komplexe, hybride Baugruppen unter<br />

großseriennahen Bedingungen automatisiert<br />

fertigen.<br />

Abbildung 2:<br />

Durchgängige Prozesskette zur Realisierung funktionalisierter Bauteilstrukturen<br />

137


Die prozessintegrierte Funktionalisierung von<br />

Leichtbaustrukturen spielt nicht nur unter<br />

strukturmechanischen Gesichtspunkten eine<br />

wichtige Rolle. Daneben werden auch vielfältige<br />

weitere Funktionen wie Class-A-Oberflächen<br />

39 , Verbindungszonen 44 oder auch<br />

kinematische Funktionen 23,59 im Fertigungsprozess<br />

integriert. Von besonderer Bedeutung<br />

ist hierbei die Integration elektrischer<br />

Funktionen. So werden seit über 15 Jahren<br />

innovative Handhabungs- und Werkzeugtechnologien<br />

entwickelt, die eine direkte Einbettung<br />

von Sensoren, Aktoren und weiteren<br />

Funktionselementen in thermoplastischen<br />

Verarbeitungsprozessen ermöglichen 32,43,53 .<br />

NEUARTIGE FÜGESYSTEME FÜR<br />

HYBRIDE LEICHTBAUSTRUKTUREN<br />

Die ur- und umformtechnische Fertigung hybrider<br />

Leichtbaustrukturen bietet ein hohes<br />

Potential, Montage- oder entsprechende Vorbereitungsschritte<br />

bereits im Formwerkzeug<br />

zu integrieren. So lassen sich etwa bei thermoplastischen<br />

Faser-Kunststoff-Verbunden die<br />

charakteristischen Merkmale der Matrix, wie<br />

ihre Schmelz- und Schweißbarkeit, gezielt ausnutzen.<br />

Im Rahmen verschiedener DFG-Vorhaben<br />

wurden und werden dazu innovative<br />

Lösungen wie die Schlaufenformung, das Thermoclinchen<br />

oder die warmumformtechnische<br />

Einbringung von Bolzenlöchern und Inserts<br />

entwickelt (Abbildung 3). Daneben kommen<br />

Haftvermittler, Plasmabehandlungen oder<br />

Laserstrukturierungen beim prozessintegrierten<br />

Fügen zum Einsatz. All diese Prozesse sind<br />

gekennzeichnet durch eine starke lokale Interaktion<br />

von Werkstoff, Gestalt und Prozess. Sie<br />

führen häufig zu charakteristischen Werkstoffstrukturphänomenen,<br />

wobei insbesondere im<br />

Bereich von Verbindungszonen die resultierende<br />

örtliche Werkstoffstruktur das Tragverhalten<br />

bestimmt.<br />

So wird etwa bei der Warmlochformung thermoplastischer<br />

Faserverbundwerkstoffe durch<br />

den Einsatz eines kegelförmigen Dornwerkzeuges<br />

die Faserverstärkung in der erweichten<br />

Verbundstruktur seitlich verschoben<br />

und somit schädigungsfrei ein Loch erzeugt<br />

(Abbildung 3 a). Durch Integration der Lochformungskinematiken<br />

in das Spritzgieß- oder<br />

a) b) c)<br />

138


Presswerkzeug lassen sich Lochformung und<br />

Bauteilfertigung vorteilhaft miteinander kombinieren.<br />

Die sich dabei lokal einstellende<br />

Werkstoffstruktur – infolge von Faserverschiebung<br />

und -verdichtung – muss im Hinblick auf<br />

die Auslegung derartiger Verbindungszonen<br />

aufgeklärt und einer Berechnung zugänglich<br />

gemacht werden. Hierzu werden am <strong>ILK</strong> analytische<br />

und numerische Modellierungsansätze<br />

entwickelt, mit denen die komplexe Phänomenologie<br />

der Werkstoffstruktur in Lochnähe<br />

realitätsnah abgebildet werden kann 44 .<br />

INNOVATIVE WERKZEUG-<br />

TECHNOLOGIEN FÜR HYBRIDGARN-<br />

BASIERTE BAUWEISEN<br />

Neben umfangreichen Forschungstätigkeiten<br />

im Bereich der Press- und Spritzgießfertigung<br />

ist die Entwicklung neuer Fertigungsund<br />

Werkzeugtechnologien zur Verarbeitung<br />

thermoplastischer Hybridgarne ein kontinuierlicher<br />

Arbeitsschwerpunkt am <strong>ILK</strong>. Diese<br />

speziellen Mischgarn-Halbzeuge bestehen<br />

aus Verstärkungsfasern (bspw. aus Glas- oder<br />

Kohlenstoff) und thermoplastischen Polymerfasern.<br />

Aus Hybridgarnen können in textilen<br />

Fertigungsprozessen – wie etwa Flechten,<br />

Weben, Stricken oder Nähen – komplexe dreidimensionale<br />

Preformen hergestellt werden.<br />

Für deren Weiterverarbeitung zum konsolidierten<br />

Bauteil sind neue Handhabungsund<br />

Werkzeugtechnologien erforderlich, die<br />

in grundlagen- und anwendungsorientierten<br />

Forschungsprojekten entwickelt wurden<br />

(Abbildung 4).<br />

Ein frühes Beispiel hierfür sind die Entwicklungen<br />

der DFG FOR 278. Hier wurden für die<br />

Fertigung komplex gestalteter CF-PEEK-Rotorstrukturen<br />

erstmals spezielle Formwerkzeuge<br />

mit kinematischen und adaptiven Spannsystemen<br />

entwickelt. Diese erlauben, den bei<br />

der Rotorfertigung gestellten Anforderungen<br />

nach extremer Maßhaltigkeit bei gleichzeitiger<br />

hoher Geometrieflexibilität des Werkzeugs<br />

gerecht zu werden. Dabei wurden wesentliche<br />

Erkenntnisse erarbeitet, wie textile Preformen<br />

mit definierter Faseranordnung in<br />

reproduzierbaren Prozessen verschiebungsund<br />

schädigungsfrei verarbeitet werden können.<br />

Erst auf Basis dieser zukunftweisenden<br />

d) e)<br />

Abbildung 3:<br />

Konzept der Warmlochformung<br />

(a), eingebettete Inserts (b), Thermoaktiviertes<br />

Verstiften (c), Thermoclinchen<br />

(d) und Schlaufenverbindung<br />

(e)<br />

139


Ergebnisse konnten im Rahmen des DFG<br />

SFB 639 weitere innovative Werkzeugtechnologien<br />

bspw. zur Fertigung von komplexen<br />

Hohlkammer-Sandwichstrukturen entwickelt<br />

werden. So kamen hier zur qualitätsgerechten<br />

Verarbeitung 3D-gewebter Textilien<br />

erstmals prozessaktive Kernsysteme für die<br />

faltenfreie Ausformung der Mehrkammerkonturen<br />

bei kurzen Zykluszeiten zum Einsatz 45 .<br />

Diese Arbeiten bilden die Grundlage für aktuelle<br />

Forschungsaktivitäten zu variothermen<br />

Werkzeugtechnologien und automatisierten<br />

Preform-Handling-Systemen für thermoplastische<br />

Hohlprofilbauweisen mit dem Ziel, diese<br />

bis zur Überführung in die industrielle Anwendung<br />

zu begleiten.<br />

VERKNÜPFUNG REALER UND<br />

VIRTUELLER PROZESSKETTEN FÜR DIE<br />

ZUKUNFTSFÄHIGE SERIENFERTIGUNG<br />

Die Entwicklung moderner Fertigungsprozesse<br />

ist geprägt von einem regen Wettbewerb<br />

zwischen verschiedenen Verfahren,<br />

Werkstoffen und Bauweisen. Hier ist aufgrund<br />

der zahlreichen Einflussparameter in<br />

komplexen Fertigungsprozessen eine enge<br />

Verknüpfung von Konstruktion, Simulation<br />

und Prozessgestaltung zwingend erforderlich.<br />

So bieten beispielsweise duroplastische<br />

Fertigungsverfahren wie das Resin Transfer<br />

Moulding (RTM) zwar den Vorteil, dass sie<br />

automatisierbar sind und ein hohes Maß an<br />

Gestaltungsfreiheit und Funktionsintegration<br />

ermöglichen. Als Hemmnis für den breiten<br />

industriellen Einsatz gilt hingegen häufig die<br />

anspruchsvolle und sensitive Prozessführung.<br />

Das <strong>ILK</strong> hat sich hier zum Ziel gesetzt, die in<br />

Fertigungsverfahren stattfindenden Vorgänge<br />

transparenter zu machen und sie durch<br />

ein besseres Prozessverständnis sicher zu<br />

beherrschen, indem Simulation, experimentelle<br />

Fertigungsstudien und Strukturanalysen<br />

miteinander verknüpft werden.<br />

Insbesondere bei Leichtbaustrukturen in Multi-Material-Design<br />

steigt aufgrund der unterschiedlichen<br />

Eigenschaften etwa von Metallen<br />

und polymeren Verbundwerkstoffen die Komplexität<br />

der Bauteil- und Prozessauslegung<br />

noch weiter 48 . Um die hierfür erforderlichen<br />

mehrstufigen Fertigungstechnologien in die<br />

Serienproduktion zu überführen, ist es notwendig,<br />

bereits in der Entwicklungsphase des<br />

Bauteils die einzelnen Prozessschritte virtuell<br />

miteinander zu verknüpfen. Eine durchgängige<br />

Prozesssimulation von der Blechumformung<br />

über das Drapieren von Verstärkungstextilien<br />

bis zur Spritzgießsimulation ermöglicht es so,<br />

bereits in einem frühen Stadium Hinweise zur<br />

Bauteil- und Prozessgestaltung zu erhalten.<br />

Darüber hinaus lassen sich so prozessabhängige<br />

Werkstoffeigenschaften bei der strukturmechanischen<br />

Auslegung hybrider Bauteile<br />

umfassend berücksichtigen. Damit wird es<br />

möglich, Einflüsse aus Fertigung und Prozessführung<br />

mit den daraus resultierenden Bauteileigenschaften<br />

zu korrelieren und somit<br />

bereits in der virtuellen Prozess- und Bauteilauslegung<br />

eine Optimierung vorzunehmen 60 .<br />

Dies resultiert in einer signifikanten Reduzierung<br />

von Zeit- und Kostenaufwand in der<br />

Entwicklungsphase, sowie der Vermeidung<br />

von prozessbedingten Qualitätsschwankungen<br />

und ermöglicht zudem zukünftig flexible<br />

wandlungsfähige Prozesse.<br />

140<br />

Die Literaturstellen 1-63 können der Übersicht zu den Dissertationen und Habilitationen<br />

auf Seite 142 entnommen werden.


Abbildung 4:<br />

<strong>ILK</strong>-Historie der Bauteil- und Prozessentwicklung für Hybridgarn-Textil-Thermoplaststrukturen<br />

141


DISSERTATIONEN UND HABILITATIONEN<br />

BETREUT DURCH DIE <strong>ILK</strong>-PROFESSOREN<br />

1. Herrmann, Axel: Experimentelle und theoretische Untersuchungen von Kerbspannungsproblemen<br />

anisotrop glasfaserverstärkter Epoxidharzscheiben. Dissertation, TU Clausthal,<br />

1989<br />

2. Hoffmann, Uwe: Zur Optimierung der Werkstoffdämpfung anisotroper polymerer<br />

Hochleistungs-Faserverbundstrukturen. Dissertation, TU Clausthal, 1992<br />

3. Kroll, Lothar: Zur Auslegung mehrschichtiger anisotroper Faserverbundstrukturen.<br />

Dissertation, TU Clausthal, 1992<br />

4. Hanselka, Holger: Ein Beitrag zur Charakterisierung des Dämpfungsverhaltens polymerer<br />

Faserverbundwerkstoffe. Dissertation, TU Clausthal, 1992<br />

5. Gerhardy, Thomas: Beitrag zur Auslegung von Keramik/Metall-Verbundstrukturen.<br />

Dissertation, TU Clausthal, 1993<br />

6. Müller, Carsten: Grundlagen zur Entwicklung scheibenförmiger Hochleistungsrotoren aus<br />

Faser-Kunststoff-Verbunden. Dissertation, TU Clausthal, 1993<br />

7. Kolshorn, Kay-Uwe: Zur Dimensionierung mehrschichtiger Kreisplatten unter schiefer<br />

exzentrischer Belastung. Dissertation, TU Clausthal, 1994<br />

8. Archodoulakis, Georgios: Zur Auslegung thermomechanisch beanspruchter ebener<br />

anisotroper Mehrschichtverbundstrukturen. Dissertation, TU Clausthal, 1995<br />

9. Haldenwanger, Hans-Günther: Zum Einsatz alternativer Werkstoffe und Verfahren im<br />

konzeptionellen Leichtbau von Pkw-Rohkarosserien. Dissertation, TU Dresden, 1997<br />

10. Zhou, Bingquan: Beitrag zur Berechnung endlich berandeter anisotroper Scheiben mit<br />

elastischem Einschluss. Dissertation, TU Clausthal, 1997<br />

11. Troschitz, Ralf: Beitrag zur faserverbundgerechten Dimensionierung von Behältern und<br />

Rohrleitungen. Dissertation, TU Clausthal, 1997<br />

12. Holste, Carsten: Zum Dämpfungsverhalten anisotroper Faserverbundstrukturen.<br />

Dissertation, TU Clausthal, 1998<br />

13. Adam, Frank: Zum anisotropen Strukturverhalten mehrschichtiger Leichtbauverbunde als<br />

Flächentragwerke. Dissertation, TU Dresden, 1999<br />

14. Lepper, Martin: Kerbspannungsanalyse anisotroper Mehrschichtverbunde mit symmetrischem<br />

und unsymmetrischem Strukturaufbau. Dissertation, TU Clausthal, 1999<br />

15. Gude, Maik: Zum nichtlinearen Deformationsverhalten multistabiler Mehrschichtverbunde<br />

mit unsymmetrischem Strukturaufbau. Dissertation, TU Dresden, 2000<br />

16. Langkamp, Albert: Bruchmodebezogene Versagensmodelle für faser- und textilverstärkte<br />

Basisverbunde mit polymeren, keramischen sowie metallischen Matrices.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2002<br />

142


17. Täger, Olaf: Beitrag zur Analyse der Strukturdynamik und Schallabstrahlung hybrider<br />

anisotroper Mehrschichtverbunde. Dissertation, TU Dresden, 2003<br />

18. Grüber, Bernd: Beitrag zur Strukturanalyse anisotroper Schichtverbunde mit elastischen<br />

Einschlüssen und Bolzen. Dissertation, TU Dresden, 2004<br />

19. Kroll, Lothar: Berechnung und technische Nutzung von anisotropiebedingten Werkstoffund<br />

Struktureffekten für multifunktionale Leichtbauanwendungen. Habilitation, TU Dresden,<br />

2005<br />

20. Helms, Olaf: Konstruktion und technologische Umsetzung von hochbeanspruchten Lasteinleitungssystemen<br />

für neuartige Leichtbaustrukturen in Faserverbundbauweise. Dissertation,<br />

TU Dresden, 2006<br />

21. Böhm, Robert: Beitrag zur bruchmodebezogenen Beschreibung des Degradationsverhaltens<br />

textilverstärkter Verbundwerkstoffe. Dissertation, TU Dresden, 2008<br />

22. Gude, Maik: Modellierung von faserverstärkten Verbundwerkstoffen und funktionsintegrierenden<br />

Leichtbaustrukturen für komplexe Beanspruchungen. Habilitation, TU Dresden,<br />

2008<br />

23. Modler, Niels: Nachgiebigkeitsmechanismen aus Textilverbunden mit integrierten<br />

aktorischen Elementen. Dissertation, TU Dresden, 2008<br />

24. Kurz, Hansjörg: Zum Einsatz endlosfaserverstärkter Thermoplast-Schichtverbunde in<br />

automobilen Außenhautanwendungen mit hoher Oberflächenqualität. Dissertation,<br />

TU Dresden, 2009<br />

25. Ebert, Christoph: Werkstoffmechanische Modellierung von textilverstärkten Thermoplastverbunden<br />

unter hochdynamischer Beanspruchung. Dissertation, TU Dresden, 2010<br />

26. Koch, Ilja: Modellierung des Ermüdungsverhaltens textilverstärkter Kunststoffe.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2010<br />

27. Kochan, Antje: Untersuchungen zur zerstörungsfreien Prüfung von CFK-Bauteilen für die<br />

fertigungsbegleitende Qualitätssicherung im Automobilbau. Dissertation, TU Dresden, 2011<br />

28. Fischer, Fabian: Funktionsintegrative Mischverbunde für den Systemleichtbau.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2011<br />

29. Ulbricht, Andreas: Zur Gestaltung und Dimensionierung von zylindrischen Leichtbaustrukturen<br />

in Faserkunststoffverbund-Metall-Mischbauweise. Dissertation, TU Dresden, 2011<br />

30. Menzel, Stephan: Zur Berechnung von Klebverbindungen hybrider Karosseriestrukturen<br />

beim Lacktrocknungsprozess. Dissertation, TU Dresden, 2011<br />

31. Werner, Jens: Zum Umformverhalten teilkonsolidierter Reaktionsharzsysteme.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2011<br />

143


32. Heber, Thomas: Integrationsgerechte Piezokeramik-Module und großserienfähige Fertigungstechnologien<br />

für multifunktionale Thermoplastverbundstrukturen.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2011<br />

33. Shchegel, Ganna: Modellierung des Verhaltens von Mehrkomponenten-Verbundmaterialien<br />

bei Hochgeschwindigkeitsbelastung. Dissertation, TU Dresden, 2011<br />

34. Dannemann, Martin: Zur vibroakustischen Auslegung von Faserverbund-Leichtbaustrukturen.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2012<br />

35. Jaschinski, Jörn: Zum Strukturverhalten dünnwandiger Leichtbau-Sandwichbleche.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2012<br />

36. Heßler, Uwe: Effizientes Forschungs- und Technologiemanagement in der globalen<br />

Luftfahrtindustrie. Dissertation, TU Dresden, 2012<br />

37. Kellner, Philipp: Zur methodischen Bewertung integrativer Leichtbau-Strukturkonzepte für<br />

biegebelastete Crashträger. Dissertation, TU Dresden, 2013<br />

38. Andrich, Manuela: Analyse des Schädigungs- und Versagensverhaltens dickwandiger<br />

textilverstärkter Kunststoffverbunde bei Druckbelastung in Dickenrichtung.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2013<br />

39. Freund, Andreas: Numerische Untersuchung zur Oberflächenwelligkeit von presstechnisch<br />

hergestellten textilverstärkten Thermoplastverbunden. Dissertation, TU Dresden, 2014<br />

40. Zscheyge, Matthias: Zum temperatur- und dehnratenabhängigen Deformations- und<br />

Schädigungsverhalten von Textil-Thermoplast-Verbunden. Dissertation, TU Dresden, 2015<br />

41. Gottwald, Robert: Beitrag zur analytischen, numerischen und experimentellen<br />

Kerbspannungsanalyse endlich berandeter anisotroper Mehrschichtverbunde.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2015<br />

42. Thieme, Mike: Beitrag zur Beschreibung des probabilistischen Versagensverhaltens von<br />

textilverstärkten Verbundwerkstoffen. Dissertation, TU Dresden, 2015<br />

43. Winkler, Anja: Seriengerechte Bauweisen und Fertigungstechnologien für funktionsintegrative<br />

thermoplastische Faserverbundbauteile mit eingebetteten Piezokeramik-Modulen.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2016<br />

44. Kupfer, Robert: Zur Warmlochformung in Textil-Thermoplast-Strukturen - Technologie,<br />

Phänomenologie, Modellierung. Dissertation, TU Dresden, 2016<br />

45. Krahl, Michael: Entwicklung eines neuartigen Fertigungsprozesses für komplexe<br />

Hybridgarn-Textil-Thermoplast-Leichtbaustrukturen. Dissertation, TU Dresden, 2016<br />

46. Maron, Bernhard: Beitrag zur Modellierung und Simulation des Thermoformprozesses von<br />

textilverstärkten Thermoplastverbunden. Dissertation, TU Dresden, 2016<br />

47. Weck, Daniel: Methodische Entwicklung textilverstärkter Thermoplastverbundstrukturen<br />

mit eingebetteten Sensornetzwerken und funktionalen Schnittstellen.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2016<br />

144


48. Klemt, Christian: Verfahrensentwicklung zur Einbringung endlosfaserverstärkter Thermoplaste<br />

in metallische Strukturen mittels Patchen. Dissertation, TU Dresden, 2016<br />

49. Dohmen, Eike: Zum Einsatz magnetischer Hybridmaterialien in adaptiven Leichtbaustrukturen.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2016<br />

50. Böhm, Robert: Zur schadenstoleranten Gestaltung und Auslegung von textilverstärkten<br />

Verbundwerkstoffen für Hochtechnologie-Leichtbauanwendungen.<br />

Habilitation, TU Dresden, 2017<br />

51. Wörner, Lukas: Zur werkstoff- und anforderungsgerechten Gestaltung von fließlochgeformten<br />

Schraubverbindungen bei CFK/Metall-Hybridverbindungen.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2017<br />

52. Lenz, Florian: Die Innenprofilierung als Lasteinleitungsprinzip für modulare Antriebswellensysteme<br />

aus Hochleistungs-Faser-Kunststoff-Verbunden. Dissertation, TU Dresden, 2017<br />

53. Möbius, Teresa: Zur Integration von Sensorknoten in Hybridgarn-Mehrlagengestrick-<br />

Verbunde. Dissertation, TU Dresden, 2017<br />

54. Hornig, Andreas: Beitrag zur Analyse und Berechnung impactinduzierter Spallationsdelaminationen<br />

in Faserverbundwerkstoffen. Dissertation, TU Dresden, 2017<br />

55. Garthaus, Christian: Zur Herstellung funktionalisierter Hohlprofilstrukturen aus endlosfaserverstärkten<br />

Thermoplasten. Dissertation, TU Dresden, 2017<br />

56. Täger, Olaf: Auslegung und Fertigung neuer Leichtbau-Faserverbundstrukturen mit<br />

werkstoffbasierter Funktionsintegration. Habilitation, TU Dresden, 2017<br />

57. Köhler, Norman: Methodenentwicklung zur Bewertung der Kopplung von Fertigungsprozess-<br />

und Struktursimulation bei gewebeverstärkten Thermoplasten.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2017<br />

58. Filippatos, Angelos: A damage identification method for composite rotors under<br />

consideration of their gradual damage behaviour. Dissertation, TU Dresden, 2017<br />

59. Zichner, Marco: Mechanismenelemente mit lokal angepasster Nachgiebigkeit.<br />

Dissertation, TU Dresden, 2018<br />

60. Maaß, Johann: Ermittlung prozessbedingter Struktureigenschaften stoffschlüssig verbundener<br />

intrinsischer Metall-Faserverbund-Hybridstrukturen. Dissertation, TU Dresden, 2018<br />

61. Mallach, Annegret: Beitrag zur praxisgerechten Nutzung makromechanischer Drapiersimulationen<br />

für Biaxialgelege. Dissertation, TU Dresden, 2018<br />

62. Miadowitz, Thomas: Beitrag zur Entwicklung blasgeformter Kernstrukturen für die<br />

Fertigung von CFK-Hohlprofilen. Dissertation, TU Dresden, 2019<br />

63. Spitzer, Sebastian: Zur werkstoffgerechten Gestaltung und Auslegung hybrider Antriebswellen<br />

in Metall/Faser-Kunststoff-Verbund-Bauweise. Dissertation, TU Dresden, 2019<br />

145


AUF IN DIE NÄCHSTEN 25 JAHRE<br />

– FÜR NACHWUCHS IST IN JEDEM FALL GESORGT<br />

146<br />

Foto © Tanja Kirsten

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