30.07.2019 Aufrufe

ERHARDs ERBEN

Thesen zur Verteidigung der sozialen Marktwirtschaft

Thesen zur Verteidigung der sozialen Marktwirtschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>ERHARDs</strong> <strong>ERBEN</strong><br />

Schulische<br />

Bildung<br />

{ Bildung muss differenzieren, nicht gleichschalten }<br />

Bildung ist keine<br />

Maßnahme zur Herstellung<br />

von Gleichheit, sondern<br />

zur Förderung von<br />

Verschiedenheit und<br />

Individualität.<br />

Die „conditio humana“ kennt keine Gleichheit. Gleiches<br />

muss gleich, Unterschiedliches unterschiedlich behandelt<br />

werden. Verschiedenheit ist keine Ungerechtigkeit. Vielmehr<br />

ist nichts so ungerecht wie die gleiche Behandlung Ungleicher.<br />

Differenzierung im Bildungswesen ist zudem eine notwendige<br />

Voraussetzung für individuelle Förderung von Kindern. Die<br />

anti-thetische Formel „Fördern statt Auslese“ ist grundfalsch.<br />

Es muss heißen: Fördern durch Differenzierung. Egalitäre Bildungspolitik<br />

indes erzielt vermeintliche Gleichheit allenfalls<br />

durch Absenkung des Anspruchsniveaus.<br />

Bildung geht nicht ohne Anstrengung. Eine Wohlfühl-,<br />

Gute-Laune-, Spaß- und Gefälligkeitspädagogik schadet unseren<br />

Kindern.<br />

Wir müssen unseren jungen Leuten<br />

wieder mehr zutrauen und mehr<br />

zumuten.<br />

Deshalb brauchen wir im Bildungsbereich eine Renaissance<br />

des Leistungsprinzips. Leistung ist die große Chance zur<br />

Emanzipation für jeden einzelnen. Ganz zu schweigen davon,<br />

dass der Sozialstaat nur dann funktioniert, wenn er von der<br />

Leistung von Millionen von Menschen getragen wird.<br />

Wir brauchen eine gebildete Leistungs- und Funktionselite,<br />

die zugleich Verantwortungs-, Reflexions- und Werte-<br />

Elite ist. Vor einem solchen Hintergrund ist selbst Ungleichheit<br />

gerecht – nämlich dann, wenn Elite allen nützt, wenn das<br />

Handeln von Eliten quasi zu einem “inequality surplus”, zu<br />

einem Mehrwert führt.<br />

Zu einem Bildungswesen gehören ehrliche Noten und<br />

Zeugnisse. Zur Farce werden Noten und Zeugnisse, wenn sie<br />

nur noch „sehr gut“ oder schlimmstenfalls „gut“ ausfallen, das<br />

heißt, wenn Spitzennoten beim Abitur, bei den Hochschulprüfungen<br />

einschließlich von Promotionen inflationär vergeben<br />

werden.<br />

Der Mensch beginnt nicht erst mit dem Abitur. Wir<br />

sollten uns vor lauter Schielen auf die Abiturientenquote<br />

hüten, die Vorzüge unseres beruflichen Bildungswesens zu<br />

verspielen.<br />

Unser berufliches Bildungswesen<br />

ist für Millionen junger<br />

Menschen Basis für Aufstieg<br />

und Beschäftigung.<br />

Viele Menschen – nicht nur in den Schwellenländern –<br />

wären froh, über Vergleichbares zu verfügen. Dass die Quote<br />

arbeitsloser junger Menschen weltweit nirgends so niedrig ist<br />

wie in Deutschland, hat mit den Strukturen beruflicher Bildung<br />

hier zu tun. Mit einer Pseudo-Akademisierung verspielen<br />

wir diese Vorzüge.<br />

Es gibt keine Bildung ohne Inhalte. Wir brauchen einen<br />

Primat der Inhalte vor vagen Kompetenzkatalogen, mit denen<br />

Lehrpläne zu Leerplänen zu werden drohen. Die blanke Forderung<br />

nach einer bloßen Vermittlung von Kompetenzen wäre<br />

wie der Vorschlag, ohne Wolle stricken zu lernen. Es ist eine<br />

Renaissance des konkreten Wissens angesagt. Dies ist auch<br />

deshalb wichtig, weil kanonisches Vorratswissen Verlässlichkeit<br />

bietet und weil es eine wichtige Kommunikationsgrundlage<br />

ist.<br />

Wer aber nichts weiß, muss alles<br />

glauben.<br />

10 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!