001_Cover_05-19-Final-X1 22. 07. 2019, 201959 11-59-06
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EDITORIAL<br />
F|rsT Ride<br />
First Ride, die erste Fahrt. Klar, hier geht’s um die Neuheiten<br />
für 2020, die neuesten Mountainbikes der unterschiedlichsten<br />
Kategorien. Mit und ohne Motor. Wir von der world<br />
of mtb haben beschlossen, den E-Mountainbikes nicht nur<br />
einen Platz in zwei Sonderheften pro Jahr einzuräumen,<br />
sondern sie dort, wo es Sinn macht, bei den Testfeldern<br />
unserer übrigen Schwerpunktausgaben stärker zu berücksichtigen.<br />
Sicher, nicht jeder kann den E-Mountainbikes<br />
etwas abgewinnen und viele von euch werden – wie auch<br />
wir in der Redaktion – noch immer am liebsten komplett<br />
aus eigener Muskelkraft unterwegs sein. Mit 980.000 verkauften<br />
E-Bikes im Jahr 2018 spielt das E-Bike jedoch eine<br />
immer größere Rolle in Deutschland. Es ist schon längst ein<br />
gewohnter Anblick geworden, auch in den Bergen. Und<br />
egal, auf welchem Rad wir uns fortbewegen, eines ist doch<br />
uns allen gemeinsam: die Liebe zum Draußensein, die Befriedigung,<br />
die sich durch eine Tour einstellt, ganz einfach<br />
der Spaß am Fahrradfahren. Letztendlich sind wir doch alle<br />
Mountainbiker – oder?<br />
First Ride, das steht aber nicht nur für neue Mountainbikes<br />
und neue Technologien, sondern auch für ungewöhnliche<br />
Trails, für weniger bekannte Bike-Reviere, für Projekte<br />
und Initiativen. Dazu zählen auch die beiden Vereine Bike<br />
Bridge und Abasha, die wir im Heft vorstellen. Beide unterstützen<br />
Menschen, die Rad fahren wollen, aber entweder<br />
nie die Chance hatten, es zu lernen, oder für die Biken mit<br />
Gefahren verbunden ist, etwa durch Bombenanschläge.<br />
Das relativiert viele unserer Probleme, stellt unsere oftmals<br />
hohen Ansprüche in ein anderes Licht.<br />
Wenn ich in den Bergen unterwegs bin, mich in einer<br />
großartigen Landschaft mit dem Rad bewege, denke ich<br />
oft, wie unendlich glücklich wir uns doch schätzen können,<br />
unsere Freizeitbeschäftigung frei wählen und so unkompliziert<br />
ausüben zu können, wann immer uns danach ist.<br />
Genießen zu dürfen! In diesem Sinne: Lebt und lasst leben<br />
– und genießt euren Bike-Sommer!<br />
Eure Mirjam<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
3
№5.|9<br />
AUGENBLICKE<br />
0<strong>06</strong> Pictorial<br />
Early Bird: Im ersten Licht<br />
014 Eifel<br />
Trail-Check im Vulkan-Reich<br />
022 Kommentar<br />
Vom Reiz der Überraschung<br />
MATERIAL<br />
024 Rampenlicht<br />
Neues Material für Mountainbiker<br />
030 Biketest<br />
21 brandneue Bikes für 2020<br />
074 Getestet<br />
Neue Ausrüstung in der Praxis<br />
080 Schaufenster<br />
Feine Teile und Termine<br />
KURVENREICH<br />
084 Trailstagram<br />
Bike-Freunde finden<br />
086 Bike Bridge<br />
Mit dem Rad zu mehr Miteinander<br />
090 Monatsfrau<br />
Mirjam Milad<br />
094 Women’s Only<br />
Nur für Frauen – macht das Sinn?<br />
097 Lieblingsteile<br />
Alles, was das Herz begehrt<br />
GESCHICHTEN<br />
098 Lesotho<br />
Königreich mit Enduro-Qualitäten<br />
<strong>11</strong>8 Hero Trails<br />
Entspannte Touren in den Dolomiten<br />
122 TrailTrophy<br />
Leser Marcus am Start mit Santa Cruz<br />
IM FOKUS<br />
1<strong>06</strong> Grenzen verschieben<br />
Unterstützung für „Drop and Ride“<br />
in Afghanistan<br />
<strong>11</strong>2 Zeichen setzen<br />
Welches Textil-Label steht wofür?<br />
<strong>11</strong>6 Die mobile „Apotheke“<br />
Nützlich Apps für unterwegs<br />
126 Vs.<br />
Trails teilen oder geheim halten?<br />
BIKES IN DIESER AUSGABE<br />
032 ARC8 EXTRA<br />
034 CORRATEC E-POWER RS 160 PRO<br />
036 KTM SCARP MT PRESTIGE<br />
038 KTM MACINA KAPOHO PRESTIGE<br />
040 NICOLAI G1 EBOXX<br />
042 PIVOT SHUTTLE TEAM XTR<br />
044 ROTWILD R.X750 ULTRA<br />
046 BIONICON ENGINE 1 ENDURO<br />
048 BOLD UNPLUGGED VOLUME 2<br />
<strong>05</strong>0 CENTURION NO POGO E R2600I<br />
<strong>05</strong>2 FANTIC XF1 INTEGRA 160 RACE<br />
<strong>05</strong>4 ORANGE FIVE FACTORY<br />
<strong>05</strong>6 GREYP G6.2 EXPERT FS<br />
<strong>05</strong>8 NICOLAI SATURN 14 – 27<br />
<strong>06</strong>0 SANTA CRUZ HIGHTOWER CC X01 29 Reserve<br />
<strong>06</strong>2 NINER RIP 9 RDO 29<br />
<strong>06</strong>4 NOX HYBRID 5.9 ALL-MOUNTAIN PRO<br />
<strong>06</strong>6 SOUR CRUMBLE<br />
<strong>06</strong>8 NS BIKES SYNONYM RC<br />
070 SIMPLON RAPCON PMAX<br />
072 ROSE THRILL HILL 4<br />
TITELFOTO<br />
Fotograf Harald Wisthaler<br />
Fahrer Alexander Thaler, Marc Vinatzer<br />
Ort Gröden, Südtirol
INHALT<br />
014 EIFEL<br />
Unterwegs im Vulkan-Reich: Eine Erkundungstour auf<br />
den Strecken der Deutschen Meisterschaft im Mountainbike-Marathon<br />
in der Eifel.<br />
030 BIKETEST<br />
Brandneu: Die world of mtb-Testcrew hat 21 Mountainbikes<br />
der Saison 2020 getestet – von Trail- über Endurobis<br />
hin zu E-Mountainbikes.<br />
090 MONATSFRAU<br />
Von der Wissenschaft zur Leidenschaft: Mirjam ist promovierte<br />
Forstwissenschaftlerin – und seit Februar die<br />
Chefredakteurin des world of mtb-Magazins.<br />
098 LESOTHO<br />
Tafelberge, weitläufige Hochflächen, wilde Flusstäler: Das<br />
Königreich im Süden Afrikas besticht durch eine beeindruckende<br />
Landschaft – und beeindruckende Trails.<br />
1<strong>06</strong> GRENZEN VERSCHIEBEN<br />
Selbstverständlich Fahrrad fahren: Moritz Kistenhofer<br />
unterstützt von Deutschland aus die Jugendgruppe<br />
Drop and Ride in Afghanistan.<br />
<strong>11</strong>2 NACHHALTIGKEIT<br />
Fair produziert, ökologisch nachhaltig und gesundheitlich<br />
unbedenklich? Labels sollen Aufschluss geben – doch<br />
was sagen sie wirklich aus?<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
5
AUGENBLICKE<br />
Früh aufstehen lohnt: Sonnenaufgang<br />
auf dem Großen Arber, dem<br />
mit 1.456 Metern höchsten Gipfel<br />
des Bayerischen Waldes.<br />
Bild Andreas Meyer<br />
6<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
PICTORIAL<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
7
AUGENBLICKE<br />
8<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
PICTORIAL<br />
Nur noch wenige Augenblicke, dann hat<br />
es die Sonne ganz über die Bergspitzen<br />
geschafft. Speikboden, Südtirol.<br />
Bild Andreas Meyer<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
9
AUGENBLICKE<br />
Der Pfälzerwald ist eines der größten<br />
zusammenhängenden Waldgebiete<br />
Deutschlands. Unter den Baumkronen<br />
verbergen sich tolle Trails.<br />
Bild Andreas Meyer<br />
10<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
PICTORIAL<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
<strong>11</strong>
AUGENBLICKE<br />
Sonnenaufgangsstimmung an der Grialetschhütte südlich von Davos. Bild Andreas Meyer<br />
12<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
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den Bergen oder heißersehnte Treppchenplätze.<br />
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GESCHICHTEN<br />
14<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
EIFEL<br />
JEDES JAHR IM SEPTEMBER ZIEHT ES MEHR ALS 2.000 MOUNTAINBIKER IN DIE EIFEL<br />
ZUM VULKANBIKE EIFEL-MARATHON. AUCH WENN DIE BERGE NICHT SO HOCH SIND,<br />
BIETEN SIE DOCH VIEL ABWECHSLUNG: MAL SANFTE HÜGEL, AUF DEREN KUPPEN<br />
MANCHE BURGRUINE THRONT, MAL STEILE, TIEF EINGESCHNITTENE SCHLUCHTEN.<br />
ZEIT, DIE STRECKEN DES MARATHONS GENAUER ANZUSCHAUEN.<br />
Hunderte Menschen heizen am letzten zähen Anstieg zum<br />
Dronketurm die Rennfahrer an – so stelle ich es mir gerade<br />
vor, während ich selbst den kurzen, aber steilen Hang nach<br />
oben trete. Die Wiese saugt die restlichen Energiereserven.<br />
Wann ist er denn endlich vorbei? Auch wenn wir uns nur<br />
auf Erkundungstour auf den Pfaden der Deutschen Meisterschaften<br />
im Mountainbike-Marathon befinden, sind wir<br />
sehr froh, endlich eine Pause am kleinen, aus Lavagestein<br />
gemauerten Türmchen einlegen zu dürfen. Esel und Ziegen<br />
grasen auf dem aussichtsreichen Hügel; weit schweift<br />
der Blick über die Hügellandschaft der Vulkaneifel und das<br />
Städtchen Daun. Inmitten der grünen Umgebung zeugt<br />
das glitzernde Wasser des Gemündener Maars, einem<br />
der drei Dauner Maare, friedlich von unruhigeren Zeiten:<br />
Vulkane dominierten hier einst die Landschaft. Die Maare,<br />
trockene oder mit Wasser gefüllte Senken vulkanischen<br />
Ursprungs, sind heute das offensichtlichste Merkmal dafür,<br />
dass es hier vor rund <strong>11</strong>.000 Jahren noch heiß herging.<br />
Den ambitionierten Athleten wird dieser Blick wohl<br />
hinter den renntypischen Scheuklappen verborgen bleiben.<br />
Hier, in der Vulkaneifel rund um die Kleinstadt Daun,<br />
findet dieses Jahr im September schon zum siebzehnten<br />
Mal eines der größten Mountainbike-Sportereignisse<br />
Deutschlands statt: der VulkanBike Eifel-Marathon. Jahr<br />
für Jahr lockt er viele internationale Gäste in die Mittelgebirgsregion;<br />
mehr als tausend Teilnehmer kommen aus<br />
den nahen Benelux-Staaten. In diesem Jahr erwartet sie<br />
eine Besonderheit, denn der VulkanBike Eifel-Marathon ist<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
15
GESCHICHTEN<br />
OBEN Inmitten von Grün zeugen die dunklen „Augen“ der Maare friedlich von einer unruhigeren Zeit: Einst dominierten Vulkane die Eifel.<br />
RECHTS Die Trails geben dem Mountainbike-Marathon die Würze. Am Wegesrand türmt sich Lavagestein.<br />
Gastgeber der Deutschen Meisterschaften im Mountainbike-Marathon.<br />
Wir wollen wissen, was die deutsche Elite<br />
um Markus Kaufmann, Markus Bauer und viele weitere<br />
im September erwartet und erkunden die Trails und Highlights<br />
der kommenden DM.<br />
Spot-Check<br />
Im weitesten Sinne befindet sich die Eifel zwischen der<br />
Mosel im Süden, dem Rhein im Osten und Belgien und<br />
Luxemburg im Westen. Hier sind die Berge zwar nicht<br />
so hoch wie südlich des Weißwurst-Äquators, dafür ist<br />
die Gegend sehr abwechslungsreich. Im Herzen der Eifel<br />
liegt der Nürburgring, der sicherlich dem einen oder anderen<br />
Rennsport- oder Musikliebhaber etwas sagen wird.<br />
Für die Trails braucht es in der Eifel keine Lifte, dafür aber<br />
eine gute Orientierung. Das gesamte Streckennetz umfasst<br />
750 Kilometer auf einer Fläche von 500 Quadratkilometern.<br />
Glücklicherweise ist die Beschilderung im sogenannten<br />
Trailpark Vulkaneifel sehr gut.<br />
In Daun treffen wir Uli Heinrich, lokale Bike-Legende<br />
und Guide bei Eifel.Bike. Der gebürtige Kölner hat sich<br />
während seiner Lehrzeit als Landwirt in die Eifel verliebt<br />
– und kann sich kaum einen besseren Ort zum Biken<br />
vorstellen. Ich kann seine Begeisterung verstehen. Meine<br />
Freundin stammt aus der Eifel. Viele Male habe ich<br />
die von Eichenmischwäldern überzogenen Schieferberge<br />
mit dem Mountainbike oder den Trail-Runnig-Schuhen<br />
durchstreift. Steil schneiden die Schluchten von Bächen<br />
und Flüssen wie Lieser, Kleiner oder Großer Kyll<br />
in die hügelige Landschaft ein. An ihren Hängen befinden<br />
sich Trails, für die so mancher um die halbe Welt<br />
reist. Die Mountainbiker aus den nahen Benelux-Staaten<br />
haben das Potenzial der Eifel freilich längst erkannt. So<br />
ist es nicht verwunderlich, dass man öfter Holländisch,<br />
als Deutsch vernimmt, wenn man größere Mountainbike-Gruppen<br />
trifft.<br />
Steile Rampen, tolle Aussicht<br />
Wir folgen der Strecke der Deutschen Meisterschaft und<br />
umrunden Daun in einer 100 Kilometer langen Schleife<br />
mit 2.300 Höhenmetern. Die kürzeren Strecken verlaufen<br />
jeweils auf Teilabschnitten der großen Runde mit Start<br />
und Ziel in der Kleinstadt.<br />
MTB-Olympiasiegerin<br />
Sabine Spitz<br />
„Ich war zum ersten Mal<br />
2008 nach meinem Olympiasieg<br />
beim VulkanBike<br />
Eifel-Marathon. Die Strecke<br />
war einfach atemberaubend<br />
und die gesamte<br />
Landschaft mit den Maaren<br />
hat sich bei mir eingeprägt.<br />
Ich stehe voll hinter dem<br />
VulkanBike Eifel-Marathon<br />
und dem Trailpark Vulkaneifel<br />
und sehe mich als Botschafterin<br />
einer der besten<br />
Mountainbike-Regionen<br />
Deutschlands.“<br />
16<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
EIFEL<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
17
GESCHICHTEN<br />
Die Mountainbike-Strecke führt an den Manderscheider Burgen vorbei.<br />
18<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
EIFEL<br />
Vom Schalkenmehrener Maar und Weinfelder<br />
Maar, auch Totenmaar genannt, kommend,<br />
schauen wir über die Höhenzüge der Eifel bis<br />
hin zum Hunsrück. Weiter geht es ins Liesertal<br />
nach Süden in Richtung Manderscheid. Nachdem<br />
wir den fiesen Wadenbeißer zur Wacholderheide<br />
hinter uns gebracht haben – einen<br />
zähen, steilen Anstieg, anfangs auf Schotter,<br />
dann auf weichem Wald- und Wiesenboden –,<br />
erreichen wir das Naturkleinod mit der offenen<br />
Heidelandschaft und den namensgebenden<br />
Wacholderbüschen. Von hier blicken wir über<br />
das Liesertal und die steilen Talflanken mit<br />
ihren herrlichen Mischwäldern.<br />
Später geben erst die Trails in der Koulshore,<br />
einem ehemaligen Steinbruch mit markantem<br />
Lavagestein, und dann der schnelle<br />
Singletrail ins Kylltal zur Bleckhausener Mühle<br />
dem zum Großteil auf breiten Wegen verlaufenden<br />
Rennen Würze.<br />
Wer die Trails abseits der offiziellen<br />
Rennstrecke kennt, versteht, warum die Organisatoren<br />
die vielen Teilnehmer dort nicht<br />
durchschicken möchten: Kleine, verwinkelte<br />
Trails und ausgesetzte Passagen, die eine<br />
solide Fahrtechnik erfordern, sind im Rennen<br />
tabu. Sicher ein weiterer Grund, warum viele<br />
Rennteilnehmer für mehrere Tage anreisen<br />
und vor und nach dem Rennen noch die Gegend<br />
erkunden. Und dann vielleicht auch eher<br />
einen Blick für die Schönheit der Wacholderheide<br />
haben.<br />
Von der Kyll geht es im stetigen Auf und<br />
Ab nach Norden, bis man den letzten Kracher<br />
des Tages, die vorher besagte fiese Rampe<br />
zum Dronketurm, vor sich hat. Als wir schließlich<br />
den Radweg auf der ehemaligen Bahnlinie<br />
nach Daun erreichen und das Eiserne Bahnviadukt<br />
erblicken, macht sich Erleichterung<br />
breit: ein letzter kurzer Bergsprint! Im Rennen<br />
ist dir der Jubel der begeisterten Massen im<br />
Zentrum von Daun sicher…<br />
Uli Heinrich<br />
„Man kann sich kaputtfahren<br />
oder easy going<br />
machen… deshalb ist der<br />
Eifel-Marathon der perfekte<br />
Familien-Marathon. Es ist<br />
für jeden etwas dabei –<br />
nicht nur bei der Veranstaltung<br />
selbst, sondern auch<br />
nebenbei. Es gibt Burgen, Maare und tolle Aussichtspunkte.<br />
Diese machen im Übrigen den Unterschied zu den meisten<br />
Mittelgebirgsregionen aus, wo man den halben Tag im<br />
Wald rumfährt und irgendwann die Orientierung verliert.<br />
Die Höhenzüge bieten eine super Aussicht.“<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
<strong>19</strong>
GESCHICHTEN<br />
20<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
EIFEL<br />
ZAHLEN RUND UM DEN<br />
VULKANBIKE EIFEL-MARATHON<br />
STRECKEN<br />
KILOMETER / HÖHENMETER<br />
90 %<br />
EHREN-<br />
AMTLICHE<br />
HELFER<br />
100 / 2.300<br />
85 / 2.000<br />
65 / 1.300<br />
38 / 900<br />
20 / 550<br />
400<br />
DOSEN FARBE FÜR DIE<br />
STRECKEN AUSZEICHNUNG<br />
(NATÜRLICH BIOLOGISCH ABBAUBAR)<br />
Daun<br />
Trier<br />
DEUTSCHLAND<br />
Koblenz<br />
BIS 2.500<br />
STARTER PRO JAHR<br />
Eine große Familie<br />
Das Besondere am VulkanBike Eifel-Marathon?<br />
„Ganz klar die familiäre Atmosphäre!“, sagt<br />
Uli. Eine extrem starke Community unterstützt<br />
von Beginn an das Event: Freiwillige Helfer un<br />
Ehrenamtliche von Feuerwehr, Technischem<br />
Hilfswerk unnd Verbandsgemeinde stemmen<br />
die komplette Großveranstaltung. Auch Streckenmanager<br />
Christian Plein von den Vulkan-<br />
Bikern steckt Jahr für Jahr viel Herzblut und<br />
Leidenschaft in die Organisation. Deshalb fallen<br />
auch die Kosten geringer aus als bei anderen,<br />
vergleichbaren Rennen. Man möchte nicht den<br />
Teilnehmern „massig Krempel“ mit in die Hand<br />
geben, erklärt Uli, sondern einfach mit einem<br />
super organisierten Event punkten. Das Konzept<br />
scheint jedenfalls anzukommen. Schon<br />
in der Woche vor dem VulkanBike reisen viele<br />
Mountainbiker in die Mittelgebirgsregion. Mit<br />
Sack und Pack sind ganze Familien, vor allem<br />
aus Holland und Belgien, am Start und nutzen<br />
die Tage für einen Kurzurlaub. Die Stimmung ist<br />
stets ausgelassen und mitreißend.<br />
2<strong>001</strong><br />
RUND 500<br />
EHRENAMTLICHE HELFER<br />
Eifler Ausklang<br />
„In den kommenden Jahren werden in der<br />
Eifel noch weitere Strecken ausgebaut“, versichert<br />
uns später Markus Appelmann, der<br />
als Hauptverantwortlicher und Chef von InMedia<br />
das gesamte Streckennetz des Trailparks<br />
Vulkaneifel managt und zudem alle Events<br />
im Trailpark und den VulkanBike Eifel-Marathon<br />
organisiert. Die Trails sollen rund um<br />
den Nürburgring, um Gerolstein und Manderscheid<br />
entstehen, dort, wo man zu Füßen<br />
zweier alter Burgruinen einige der spektakulärsten<br />
Singletrails der Gegend findet. Und in<br />
der Koulshore, wo man schon heute im Pumptrack<br />
oder auf verschiedenen Singletrails die<br />
Geschicklichkeit trainieren kann, sind weitere<br />
Strecken geplant.<br />
Wir sind begeistert … und müde! 100 Kilometer<br />
und 2.300 Höhenmeter sind auch<br />
ohne Stoppuhr ein massives Tagesprogramm.<br />
Dafür haben wir aber auch sehr viel gesehen.<br />
Und jetzt? Springen wir erst einmal ins Maar<br />
und gönnen uns anschließend ein Bauernhof<br />
eis! Später lassen wir den Tag bei einem<br />
Grillabend ausklingen. Und am Feuer schmieden<br />
wir gleich Pläne für die kommenden Tage:<br />
Wie wär’s mit einer Trail-Tour rund um Manderscheid?<br />
Text Holger Schaarschmidt Bild Stefan Schopf<br />
INFORMATIONEN<br />
Am <strong>06</strong>./<strong>07.</strong>09.20<strong>19</strong> findet im Rahmen des VulkanBike<br />
Eifel-Marathons die Deutsche Meisterschaft<br />
Mountainbike Marathon statt. Das kommt<br />
einem Ritterschlag gleich. Die Vulkaneifel kann<br />
mit einem bestens ausgeschilderten Wegenetz<br />
von 750 Kilometern Touren und Trails bieten,<br />
für die manche Biker um die halbe Welt reisen.<br />
www.vulkan.bike, www.trailpark.bike<br />
Anreise<br />
Mit der Bahn von Trier oder Köln durch die<br />
Eifel bis Gerolstein oder von Koblenz oder Trier<br />
über die Moselstrecke bis Bullay, Cochem oder<br />
Wittlich.<br />
Guiding<br />
Die Vulkaneifel ist ein Mountainbike-Paradies!<br />
Davon sind Uli Heinrich und sein Team von<br />
bestens ausgebildeten Guides überzeugt. Egal<br />
ob mit großen oder kleinen Gruppen, mit Genussbikern<br />
oder ambitionierten Marathonis – mit<br />
Mountainbikern aus Deutschland, Belgien, den<br />
Niederlanden und Luxemburg. Sie nehmen euch<br />
mit auf die schönsten Trails der Vulkaneifel.<br />
www.eifel.bike<br />
Ob eine Genusstour entlang der Maare, tösender<br />
Motorensound am Nürburgring oder Trailerlebnisse<br />
– die Guides von MTB Expert zeigen euch<br />
die Vulkaneifel von ihrer schönsten Seite. Ihre<br />
Bikestation befindet sich in Ulmen.<br />
www.mtb-xpert.de<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
21
KOMMENTAR<br />
DER ReIZ der ÜBERrASCHuNg<br />
Warum es sich lohnt, nicht zu viel zu planen<br />
Für mich liegt der Reiz bei meinen Abenteuern nicht darin,<br />
neue Rekorde aufzustellen, sondern im Unbekannten, im<br />
Unerwarteten. Wer aufbrechen will, um etwas Neues zu<br />
erfahren, sollte nicht zu verkopft an die Sache herangehen,<br />
nicht zu viel verplanen. Großartige Erfahrungen entstehen<br />
aus etwas Überraschendem. Ich versuche daher immer,<br />
mich Kontrasten auszusetzen – und dann Freiraum zu lassen<br />
für das, was passiert. Für neue Wege, die man vorher<br />
so nicht auf dem Schirm hatte. Das ist für mich das Allerbeste:<br />
Wenn du einen Weg fi ndest und fährst, von dem du<br />
vorher gar nicht wusstest, dass du ihn suchst. Auf meiner<br />
letzten Reise haben wir mit dem Fernglas am Gegenhang<br />
einen Trail gesehen, der sich dann am Ende als der beste<br />
herausgestellt hat – und nicht der, den wir ursprünglich<br />
geplant hatten zu fahren.<br />
Kontraste fi nde ich in ganz unterschiedlichen Situationen.<br />
Einen ganz besonderen Kontrast zum Alltag bildete<br />
jetzt gerade der Himalaya, Nepal: Ein ganz anderes Gebirge,<br />
eine ganz andere Kultur und auch Wegekultur. Zugegeben,<br />
bei meiner ersten Nepalreise habe ich wirklich<br />
auf die harte Art lernen müssen, loszulassen. Ich hatte viel<br />
zu viel geplant und am Ende wurden meine Erwartungen<br />
überhaupt nicht erfüllt. Also kam ich ziemlich frustriert zurück<br />
– um später ein weiteres Mal in das Land zu starten.<br />
Mit dem, was ich aus der ersten Reise gelernt hatte: weniger<br />
zu erwarten, offener zu sein. Erst einmal das Land<br />
ein bisschen wahrzunehmen und dann spontan eine Route<br />
zu planen. Das hat dann wirklich zur geilsten Tour meines<br />
Lebens geführt.<br />
Klar, jeder muss ein Stück weit für sich persönlich<br />
entscheiden, mit wie viel Planung und wie viel Freiraum<br />
er sich wohlfühlt. Du kannst so ein Land wie Nepal oder<br />
Nordkorea auch nicht völlig blauäugig bereisen. Aber du<br />
kannst das Notwendige organisieren und offen sein für<br />
Spontanes, für neue Erfahrungen. Oft sind es ja auch die<br />
Erlebnisse neben dem Weg, die die Reise so besonders<br />
machen. Zum Beispiel in Nordkorea, wo es nicht die tollsten<br />
Trails gibt, aber die Gesellschaft so ganz anders tickt<br />
als unsere – und wo wir dann gemerkt haben, dass wir mit<br />
diesen Menschen bei einem gemeinsamen Abenteuer zum<br />
Team werden konnten.<br />
Text Harald Philipp Bild Stefan Voitl<br />
22<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
PAULINE FERRAND-PRÉVOT<br />
RIDING THE SUPLEST<br />
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Text Nick Rabe Bild Andreas Meyer<br />
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UND, JA, AUCH EIN KOMPLETTES MOUNTAINBIKE FÜR DIEJENIGEN,<br />
DIE TATSÄCHLICH IHRE „FIRST RIDES“ IM GELÄNDE MACHEN: DIE KIDS.<br />
24<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
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weiß, worauf es ankommt: Für mehr Schutz ist<br />
der Helm mit MIPS ausgestattet. Der eigentliche<br />
Clou ist aber das BOA 360-Grad-Anpassungssystem.<br />
Das ermöglicht die exakte Einstellung<br />
des Helms von allen Seiten über ein<br />
einziges Drehrad am hinteren Teil des Helms.<br />
Das Visier lässt sich in sechs verschiedenen<br />
Positionen mit über 60 Grad Verstellradius einstellen,<br />
wodurch auch die Goggle sicher befestigt<br />
werden kann.<br />
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Hersteller genügend Stauraum für die wichtigsten<br />
Dinge für unterwegs: beispielsweise<br />
die Zwei-Liter-Trinkblase, Müsliriegel, Multitool<br />
und eine Wind- oder Regenjacke. Top: Sie<br />
lässt sich über zusätzliche Riemen, analog zu<br />
den Lastenkontrollriemen an einem Rucksack,<br />
fest anziehen und sitzt dadurch sicher und<br />
bequem auf der Hüfte. Das Ende des Trinkschlauchs<br />
ist via Magnetclip am Hüftgurt griffbereit<br />
befestigt.<br />
Preis [Euro] 69,95<br />
Gewicht [Gramm] 399<br />
www.ion-products.com<br />
ION<br />
SCRUB AMP<br />
Ion hat seine Flat Pedal Schuhe noch einmal<br />
weiterentwickelt. Herzstück der Scrub Amp<br />
Schuhe ist das sogenannte Pin Tonic II Außensohlen-Konzept:<br />
Im vorderen und hinteren<br />
Bereich ist das Sohlenprofil positiv und bietet<br />
Halt beim Laufen, im Zehenbereich allerdings<br />
etwas abgeflacht, um direkten Pedalkontakt<br />
zu erzeugen. Im Mittelfußbereich ist das Profil<br />
negativ geformt und sorgt so für noch mehr<br />
Grip auf dem Pedal. Zusätzlich wurde die<br />
Gummimischung verbessert. An der Vorderseite<br />
ist der Schuh im Zehenbereich verstärkt.<br />
Der asymmetrische Schaft mit Pads soll zusätzlich<br />
bei Stein- und Wurzelkontakt schützen.<br />
Größen 36 bis 47.<br />
Preis [Euro] 149,95<br />
Gewicht [Gramm] 847 (pro Paar in Größe 42)<br />
www.ion-products.com<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
25
MATERIAL<br />
E*THIRTEEN<br />
BASE<br />
Schon vor Jahren entwickelte E*Thirteen die<br />
LG1 Pedale – nun wird der Klassiker mit einigen<br />
neuen Charakteristika „neu geboren“.<br />
Das erschwingliche Plattformpedal kommt mit<br />
einer Größe von 100 x <strong>11</strong>0 Millimetern und<br />
22 auswechselbaren Pins pro Pedal. Der konkav<br />
geformte Pedalkörper wurde aus nylonverstärktem<br />
Kunststoff gefertigt. Mit einem<br />
Gleitlager auf der Innenseite, zwei Industrielagern<br />
auf der Außenseite und der Stahlachse<br />
im Inneren ist das Pedal robust genug für den<br />
Einsatz im groben Gelände.<br />
Preis [Euro] 49,90<br />
Gewicht [Gramm] 387<br />
www.bythehive.com<br />
JAGWIRE<br />
PRO DROPPER KIT<br />
Tuning-Kit: Das Jagwire Pro Dropper Kit ermöglicht<br />
die Feinabstimmung von Vario-Sattelstützen.<br />
Möglich macht das die nahtlose<br />
Verbindung von Remote-Hebel und Antriebsarm<br />
über einen polierten Pro-Level-Zug mit<br />
0,8-Millimeter Durchmesser. Das Bewegen<br />
der Züge funktioniert reibungslos. Das Pro<br />
Dropper Kit ist mit allen gängigen mechanisch<br />
angesteuerten Variostützen-Systeme kompatibel<br />
und wird mit allen benötigten Kleinteilen<br />
geliefert, wodurch die Montage schnell und<br />
unkompliziert vonstatten geht.<br />
Preis [Euro] <strong>19</strong>,99<br />
Gewicht [Gramm] 108<br />
www.jagwire.com<br />
FIST<br />
HANDSCHUHE<br />
BMX-Profis wie Logan Martin und Mark Webb<br />
oder die Motocross-Legende Robbie Maddison<br />
haben schon Gefallen an den bunten<br />
Handschuhen von Fist gefunden. Wir auch.<br />
Der Handschuh für unterschiedliche Einsatzbereiche<br />
nutzt ein Vier-Wege-Stretch-Material<br />
am Handrücken und Clarino (synthetisches<br />
Leder) an der Handinnenfläche. Ganz minimalistisch,<br />
soll aber eine gute Balance aus<br />
Atmungsaktivität, Tragekomfort und Schutz<br />
bieten. Alles andere als zurückhaltend ist die<br />
breite Palette verschiedenster Farbvariationen:<br />
Flamingo, Avocado, Killerbiene … oder doch<br />
lieber ganz schlicht?<br />
Preis [Euro] 34,99<br />
Gewicht [Gramm] 51(in Größe L)<br />
www.fisthandwear.com<br />
26<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
RAMPENLICHT<br />
MANITOU<br />
MEZZER PRO<br />
Mit 140 bis 180 Millimeter Federweg, der sich<br />
intern in Zehn-Millimeter-Schritten verstellen<br />
lässt, fühlt sich die Mezzer Pro in jedem<br />
Terrain zu Hause. Dank 37 Millimeter dicken<br />
Standrohren bietet die Gabel mehr als genug<br />
Steifigkeit, um im harten Enduro-Einsatz punkten<br />
zu können. Die Mezzer Pro verfügt über<br />
Low- und High-Speed-Druckstufendämpfung,<br />
hydraulischen Durchschlagschutz sowie eine<br />
individuell einstellbare Luftfeder, um das Fahrverhalten<br />
an die eigenen Vorlieben anzupassen.<br />
Die Gabel ist für 27,5- und 29-Zoll-Laufräder<br />
erhältlich.<br />
Preis [Euro] 1.<strong>05</strong>0<br />
Gewicht [Gramm] 2.007<br />
www.manitoumtb.com<br />
ENDURA<br />
MT500<br />
Mit rund 600 Gramm bei Größe M zählt der<br />
Endura MT500 zu den leichtesten Fullface-Helmen<br />
auf dem Markt. Ein großer Faktor<br />
für das Gewicht ist der Koroyd-Kern des<br />
Helms: Die Kunststoffwaben im Inneren sparen<br />
aber nicht nur Gewicht, sondern bieten<br />
durch die gute Schlagabsorption auch eine<br />
hohe Schutzwirkung und verbessern die Luftdurchlässigkeit.<br />
Der Endura MT500 besitzt<br />
zudem große Lüftungsschlitze, die einen linearen<br />
Luftstrom erzeugen und so einen kühlen<br />
Kopf bewahren. Alles in allem kann der Helm<br />
gerade im Rennbereich auf harten Enduro-<br />
Trails punkten.<br />
Preis [Euro] 1<strong>59</strong>,99<br />
Gewicht [Gramm] 6<strong>06</strong><br />
www.endurasport.com<br />
XLC<br />
CS W01 SOCKEN<br />
Zwar fällt es vielleicht gerade noch schwer,<br />
über die nasskalten Herbst- und Wintermonate<br />
nachzudenken – doch lieber jetzt nachdenken<br />
und dafür später trockene Füße haben!<br />
Die mittellangen XLC CS W01 Socken<br />
bestehen aus Nylon und Elasthan und sind<br />
für den Einsatz bei Regen und Nässe konzipiert.<br />
Die Funktionssocken werden in Großbritannien<br />
produziert und sind laut Hersteller<br />
zu 100 Prozent wasser- und winddicht, ohne<br />
dabei die Wasserdampfdurchlässigkeit zu<br />
beeinträchtigen. Die Socken sind geschlechtsneutral<br />
in Größen von 35 bis 49 und in der<br />
Farbkombination Schwarz/Grau verfügbar.<br />
Preis [Euro] 42<br />
Gewicht [Gramm] <strong>11</strong>0 (in Größe 43-46)<br />
www.xlc-parts.com<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
27
MATERIAL<br />
TRUVATIV<br />
DESCENDANT TLD COLAB LENKER<br />
CoLab ist die Signature-Serie, die in Zusammenarbeit<br />
mit Bike-Pros und anderen Köpfen<br />
der Bike-Szene entsteht. Ganz neu: der Truvativ<br />
Descendant Lenker in Zusammenarbeit mit<br />
Troy Lee Designs. Der kommt im rot-schwarzen<br />
oder grau-schwarzen Camoufl age-Look.<br />
Der Lenker ist wahlweise in Aluminium oder<br />
Carbon und mit 31,8 oder 35 Millimeter<br />
Klemmdurchmesser, 20 oder 25 Millimeter<br />
Rise und sieben oder neun Grad Backsweep<br />
erhältlich. Die 31,8-Millimeter-Variante ist in<br />
750 und 800, die 35-Millimeter-Variante in<br />
760 und 800 Millimeter Breite verfügbar.<br />
RST<br />
SPEX 20-15/9<br />
Aufgrund des geringen Gewichts von Kindern<br />
sprechen Federgabeln oft nicht so wirklich an.<br />
Für dieses Problem möchte RST mit der neuen<br />
Spex 20-15/9 Abhilfe schaffen. Die luftgefederte<br />
Mountainbike-Gabel bietet bei 20 Zoll<br />
wahlweise 60 oder 80 Millimeter Federweg.<br />
Die Gabel verfügt über 30 Millimeter Standrohre<br />
und ein Druckstufendämpfungssystem, mit<br />
dem sich die Gabel blockieren lässt. Da rüber<br />
hinaus kann die Gabel variabel mit Felgenbremsaufnahme<br />
und Neun-Millimeter-Steckachse<br />
oder Scheibenbremsenaufnahme und<br />
15-Millimeter-Steckachse erworben werden.<br />
RST<br />
STITCH 29<br />
Die RST Stitch Gabel basiert auf der 200 Millimeter<br />
Doppelbrücken Gabel Killah, hat jedoch<br />
weniger Federweg und dank einer Krone<br />
auch weniger Gewicht. Im Inneren fi ndet sich<br />
die Technologie des großen Bruders wieder.<br />
Die Stitch verfügt über wahlweise 160, 170<br />
oder 180 Millimeter Federweg und eine hydraulisch<br />
verstellbare Kartusche, bei der sich<br />
Compression und Rebound einstellen lassen.<br />
Sogenannte SpeedVents verhindern den<br />
Druckaufbau in der Gabel während der Fahrt.<br />
Wer viel im Schlamm unterwegs ist, kann<br />
einen Fender befestigen.<br />
Preis [Euro] <strong>11</strong>5 (Aluminium) / 225 (Carbon)<br />
Gewicht [Gramm] 307 (Aluminium)<br />
www.sram.com<br />
Preis [Euro] 3<strong>19</strong><br />
Gewicht [Gramm] 1.900<br />
www.rstsuspension.com<br />
Preis [Euro] 639<br />
Gewicht [Gramm] 2.900<br />
www.rstsuspension.com<br />
28<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
RAMPENLICHT<br />
Naloo ist eine junge Schweizer Kinderfahrrad-Marke.<br />
Mit dem Hill Bill stellt sie ihr erstes<br />
Mountainbike für Kinder ab sechs Jahren<br />
vor. Es zeichnet sich durch ein relativ geringes<br />
Gewicht und kindgerechte Komponenten aus.<br />
Das tiefe Tretlager und der extra tiefe Durchstieg<br />
kommen Kindern mit einer Körpergröße<br />
ab etwa <strong>11</strong>5 Zentimetern entgegen. So können<br />
sie schon die Vorteile der größeren 24-Zoll-Reifen<br />
nutzen und das Bike auch noch fahren,<br />
wenn sie ein Stück gewachsen sind. Das Naloo<br />
NALOO HILL BILL<br />
Hill Bill wurde mit hochwertigen Komponenten<br />
wie einer 60-Millimeter-Luftfedergabel mit<br />
stufenlos anpassbarer Härte und Lockout,<br />
einer leichtgängigen, hochwertigen Kettenschaltung<br />
(Shimano SLX 1x<strong>11</strong>), hydraulischen<br />
Scheibenbremsen (Shimano MT-400) und<br />
griffi gen Reifen (Schwalbe Rocket Ron) ausgestattet.<br />
Außerdem wurden breite, aber leichte<br />
X.A.25 Felgen von Newmen und extraleichte<br />
Aluminium-Naben verbaut. Die Überstandshöhe<br />
(15 Zentimeter vor dem Sattelrohr) liegt<br />
bei 58,8 Zentimetern, was einer minimalen<br />
Innenbeinlänge von 51 Zentimetern entspricht.<br />
Das Kinderbike wird aktuell von der<br />
mountainbikenden Tochter unseres Testredakteurs<br />
Johannes in der Praxis getestet – mehr<br />
Infos fi ndet ihr bald auf unseren Social-Media-Kanälen<br />
und unserer Homepage.<br />
Preis [Euro] 1.<strong>19</strong>9 (<strong>11</strong> Gänge)<br />
Gewicht [Gramm] 9.900 (inkl. Pedale)<br />
www.naloobikes.com<br />
COMMUTER-BAG TWO<br />
BIKE TO<br />
WORK.<br />
COMMUTER-BAG TWO URBAN: Wasserdichte Fahrrad-Aktentasche<br />
in urbanen Design – für alle, die mit Laptop und Co. ins Büro,<br />
zur Uni oder ins Café radeln. MADE IN GERMANY.<br />
KEEP DRY WHAT<br />
YOU LOVE.
BIKETEST<br />
30<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
FIRST RIDES 2020<br />
21 BRANDAKTUELLE MOUNTAINBIKES<br />
IM EINZELTEST!<br />
Kaum ist ein neues Mountainbike gekauft, egal ob mit oder<br />
ohne E-Antrieb, ist es schon wieder ein verjährter Hobel? Die<br />
Bikes der kommenden Saison lösen die der vorigen ab; die<br />
Branche schläft nie. Im Frühjahr und Sommer ist die Hochsaison<br />
der Bike-Industrie – und folglich auch für uns. Ein Hersteller<br />
nach dem anderen lüftet den Vorhang und stellt sein<br />
neuestes Modell vor. Einige haben nur kleine Veränderungen<br />
vorgenommen – seien es wenige Geometrie-Anpassungen,<br />
die Komponenten oder die Farbgebung –, die man auch einfach<br />
als „Facelift“ bezeichnen könnte. Andere hingegen gehen<br />
aufs Ganze und vollziehen drastische Veränderungen wie<br />
deutliche Geometrie-Updates oder veränderte Hinterbau-Designs<br />
bzw. Kinematiken. Im E-Bike-Bereich schreiten die vollkommene<br />
Integration, größere Akkukapazitäten und die Entwicklung<br />
von Software-Features unaufhaltsam weiter voran.<br />
Wie schon in den letzten Jahren auffällig, geht der Geometrie-Trend<br />
noch weiter in Richtung flachere Lenkwinkel,<br />
längerer Reach und kürzerer Hinterbau. Natürlich ist ein<br />
Mountainbike aus der vergangenen Saison deshalb noch<br />
lange kein Alteisen oder -plastik! Ich sitze im Jahr auf etwa<br />
100 verschiedenen Bikes, mit und ohne Motor, und bekomme<br />
so auf jeden Fall einen erstklassigen Überblick über alle<br />
Facetten der Definition eines „modernen Mountainbikes“.<br />
Um herauszufinden, welches Rad am besten zu einem persönlich<br />
passt, kommt es am Ende, wie so oft, ein Stück weit<br />
auch auf die eigenen Vorlieben, den Fahrstil und den Einsatzbereich<br />
an. Wo liegen eure Präferenzen?<br />
Text Matthias Baumgartner, Max Seidl, Christoph Nelz, Nick Rabe<br />
Bild Andreas Meyer, Hersteller<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
31
BIKETEST<br />
ARC8 EXTRA<br />
Newcomer aus der Schweiz<br />
DAS BIKE<br />
Das Jahr 20<strong>19</strong> hat eine neue Bike-Brand aus dem<br />
schweizerischen Basel hervorgebracht: Arc8. Damit<br />
erfüllen sich zwei langjährige Freunde ihren Kindheitstraum.<br />
Einer der beiden sitzt nach wie vor in<br />
Basel und kümmert sich um Design und Website,<br />
der andere wohnt seit Jahren im fernen Taiwan und<br />
hat dort schon für viele namhafte Hersteller Aufträge<br />
in der Konstruktion und Fertigung absolviert. Nun<br />
setzt er sein ganzes Know-how für die eigene Marke<br />
ein. Bereits im ersten Jahr hat Arc8 vier Modelle im<br />
Programm und einige Meilensteine gesetzt. Wir haben<br />
uns das Modell Extra mit 29-Zoll-Laufrädern und<br />
160 Millimetern vorgenommen und getestet. Der aus<br />
Carbon gefertigte Rahmen verfügt über 160 Millimeter<br />
Federweg und ist mit einer Gabel von 160 bis<br />
180 Millimetern kompatibel. Erhältlich in den drei<br />
Größen Small, Medium und Large.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Das Extra wird bei Arc8 als Enduro-Waffe positioniert.<br />
Mit seinem 64-Grad-Lenkwinkel vermittelt es<br />
im Downhill viel Laufruhe. Dank des Stahlfederdämpfers<br />
von Marzocchi spricht der vollständig<br />
kugelgelagerte Viergelenker sanft und geschmeidig<br />
an. Die Hinterbau-Kinematik verfügt zum Ende über<br />
eine ausreichende Progression, um nicht einfach<br />
durchzuschlagen. Die schön gelöste Zugführung<br />
durch den Steuersatz ins Rahmeninnere verhindert<br />
lästige Scheuerspuren am Rahmen und sorgt<br />
für eine cleane Rahmenform. Besonders auffallend<br />
sind zudem die Lagerpunkte an Sitz- und Oberrohr,<br />
die formschlüssig in die jeweiligen Hebel übergehen.<br />
Das leichte Rahmengewicht von rund 2.300 Gramm<br />
ermöglicht ein potentes Enduro-Bike zu bauen, das<br />
nicht an jeder Ecke zu finden ist, über schicke Details<br />
verfügt und zu einem absolut attraktiven Preis<br />
angeboten wird.<br />
potentes Fahrwek<br />
schöne Detaillösungen<br />
günstig<br />
Gewicht Komplettbike<br />
Preis [€] 1.921 (Rahmenset inkl.<br />
RockShox Super Deluxe Ultimate,<br />
Arc8 SC Sattelklemme, Arc8 TA-Achse,<br />
Steuersatz)<br />
Gewicht [kg] 14,3<br />
Federgabel / Federbein Marzocchi<br />
Z1 Bomber / Marzocchi Bomber CR<br />
Federweg v/h [mm] 160 / 160<br />
Schaltung Sram GX Eagle<br />
Bremsen Shimano ZEE, 203/203<br />
Laufradsatz k. A.<br />
Reifen, Dimension [”]<br />
Ibex Aquila, 29x2,40<br />
Verfügbar ab Oktober 20<strong>19</strong><br />
www.arc8bicycles.com<br />
32<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2 3<br />
4 5<br />
[1] Die Leitungen verschwinden direkt in der Steuersatz-Kappe ins Rahmeninnere und sorgen für einen cleanen Look. [2] Der Hinterbau<br />
kommt mit einer 180-Millimeter-Postmount-Aufnahme. Am Testbike war eine Shimano Zee mit 203-Millimeter-Scheibe montiert. [3] Auf dem<br />
Unterrohr lässt sich ein Flaschenhalter montieren. [4] Über dem Tretlagerbereich bekommt die Bremsleitung kurz Tageslicht zu sehen und<br />
verschwindet sofort wieder in der Carbon-Kettenstrebe. [5] Nahezu unauffällig positioniert sich der Umlenkhebel vor dem Sitzrohr und geht mit<br />
dem Rahmendesign einher.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
33
BIKETEST<br />
CORRATEC E-POWER RS 160 PRO<br />
Trail-Genuss!<br />
DAS BIKE<br />
Corratec mit Hauptsitz am Fuße der bayerischen Alpen<br />
legt mit dem E-Power RS 160 Pro eine neue E-Modelllinie<br />
auf. Zielgruppe ist dabei der Tourenbiker, der<br />
gerne viele Kilometer abspult, viel Komfort wünscht,<br />
aber mit seinem Bike auch ins schroffe Gelände will.<br />
Das E-Power ist mit einem Bosch Performance Line<br />
CX Mittelmotor der neuesten Generation ausgestattet.<br />
Der Motor ist deutlich leichter und schlanker geworden,<br />
zudem wurde die maximale Unterstützungsleistung<br />
angehoben. Im neu konstruierten Unterrohr,<br />
dem „Shadow Edge Tube 2.0“, ist neben dem neuen<br />
und leistungsstarken 625-Wattstunden-Akku auch<br />
der Motor untergebracht. Ein eigens entwickelter<br />
Unterfahrschutz schützt die Technik und sorgt zugleich<br />
für eine optimale Belüftung des Antriebes. An<br />
der Front kommt ein großes 29-Zoll-Laufrad zum Einsatz,<br />
das mit Spurtreue und tollem Überrollverhalten<br />
punktet. Am Hinterrad nützt man die Vorzüge eines<br />
27,5+-Laufrades mit 2,80-Zoll-Reifen – mächtig Grip<br />
und Traktion resultiert daraus. Das hier gezeigte E-Power<br />
RS 160 besitzt die mittlere Ausstattungsvariante<br />
und ist für 5.<strong>59</strong>9 Euro zu haben. Das Topmodell kostet<br />
6.<strong>59</strong>9 Euro, die Einstiegsversion 4.699 Euro.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Ob ein gemütlicher Cruise in Form einer längeren und<br />
einfachen Tour oder eine knackige Singletrail-Ausfahrt<br />
– mit dem neuen E-Power RS 160 Pro von Corratec ist<br />
sowohl das eine als auch das andere tadellos möglich.<br />
Die Sitzposition auf dem E-Mountainbike ist komfortabel<br />
geschnitten. Jegliche Uphills in unserer Testrunde<br />
am Kronplatz gelingen mühelos, die Front bleibt dabei<br />
sehr gut auf dem Boden und der voluminöse Pneu am<br />
Hinterrad schenkt uns ordentlich Traktion. Der Bosch<br />
Performance Line CX steuert eine bis zu 340-prozentige<br />
Tretunterstützung bei und wir bewältigen auch sehr<br />
steile Anstiege. Mit 625 Wattstunden Kapazität geht<br />
dem Akku also nicht so schnell der Dampf aus. Der<br />
1x12-Schaltungsstrang im Mix von Shimano Deore XT<br />
und SLX Komponenten schaltet präzise und schnell.<br />
Das RockShox Fahrwerk in Form einer 35 Gold RL<br />
Federgabel und einem Super Deluxe Select+ Federbein<br />
ist von den Einstellungen eher simpel gehalten.<br />
Das Grund-Set-up ist recht komfortabel und perfekt<br />
für den Toureneinsatz. Dank des üppigen Federwegs<br />
macht das E-Power RS 160 Pro auch im Downhill ordentlich<br />
Spaß und das Bike liegt sicher und satt auf<br />
dem Trail.<br />
Integration E-System<br />
ausgeglichenes Fahrverhalten<br />
komfortables Fahrwerk<br />
Preis [€] 5.<strong>59</strong>9<br />
Gewicht [kg] 24,55<br />
Federgabel / Federbein<br />
RockShox 35 Gold RL /<br />
RockShox Super Deluxe Select+<br />
Federweg v/h [mm] 160 / 160<br />
Schaltung Shimano Deore XT/SLX<br />
Bremsen Magura MT5, 203 / 203<br />
(Serienausstattung)<br />
Laufradsatz ZZYZX Cross Attack<br />
Reifen, Dimension [”] Schwalbe<br />
Magic Mary, 29x2,40 / 27,5x2,80<br />
Marke / Modell Motor<br />
Bosch Performance Line CX<br />
Energiegehalt Akku [Wh] 625<br />
Verfügbar ab Herbst 20<strong>19</strong><br />
www.corratec.com<br />
34<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2<br />
3 4 5<br />
[1] Ein RockShox Super Deluxe Select+ bändigte die 160 Millimeter des E-Power RS 160 Pro. [2] Kettenführung, Kurbel und der Unterfahrschutz<br />
sind eine Eigenentwicklung von Corratec. Die Funktion in der Praxis war tadellos. [3] Im neue Shadow Edge Tube 2.0 Unterrohr verlaufen die<br />
Leitungen, auch der Schließzylinder für den 625-Wattstunden-Akku ist integriert. [4] Die Ladebuchse befindet sich vor dem Federbein im Unterrohr<br />
und ist somit sehr leicht zugänglich. [5] Die Variostütze bringt speziell im Downhill viel Sicherheit und Bewegungsfreiheit auf dem Bike.<br />
Bequem per Lenker-Remote bedienbar.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
35
BIKETEST<br />
KTM SCARP MT PRESTIGE<br />
Marathon-Liebhaber aufgepasst!<br />
2 3<br />
1<br />
4<br />
[1] Für maximale Performance in der Abfahrt ist das Scarp MT Prestige mit einer elektronischen RockShox Reverb AXS ausgestattet. [2] Die <strong>11</strong>5 Millimeter am Heck können<br />
schnell und einfach per Lenker-Remote je nach Fahrsituation blockiert werden. [3] Kleckern statt klotzen: KTM verpasst dem Topmodell eine elektronische Sram X<strong>X1</strong> Eagle<br />
AXS Schaltgruppe. [4] Jeweils per Remote lässt sich an der linken Lenkerseite das Fahrwerk blockieren sowie die Variostütze bedienen.<br />
36<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
DAS BIKE<br />
Der österreichische Traditionshersteller KTM fügt ins<br />
Portfolio für 2020 ein weiteres Mountainbike-Modell<br />
hinzu: das Scarp MT. Die Basis für das Modell ist das<br />
bekannte, aber auch für 2020 veränderte Scarp Racefully,<br />
das auf derselben Rahmenplattform basiert.<br />
Der Zusatz „MT“ steht schlicht und einfach für Marathon,<br />
und der Unterschied liegt in den Details. So<br />
verfügt das MT über eine 120-Millimeter-Federgabel,<br />
woraus sich ein etwas flacherer Lenkwinkel von<br />
67,5 Grad ergibt. Durch ein Federbein mit mehr Hub<br />
generiert der Hinterbau einen Federweg von <strong>11</strong>5 Millimetern.<br />
Der neu konstruierte Scarp Hauptrahmen<br />
mit verändertem Unterrohr bietet nun die Möglichkeit,<br />
zwei Flaschenhalter zu montieren. In verschiedenen<br />
Ausstattungsversionen – ab einem Preispunkt<br />
von 2.999 Euro bis hin zum hier gezeigten Topmodell<br />
für 6.899 Euro – wird das Scarp MT ab September/<br />
Oktober im Handel verfügbar sein. Zusätzlich wird<br />
das Scarp MT in speziellen Frauenausführungen mit<br />
Glitzerlack, einer kleineren Übersetzung sowie an die<br />
Anatomie der Frauen angepassten Kontaktpunkten<br />
erhältlich sein.<br />
AUF DEM TRACK<br />
In den Südtiroler Bergen geht es auf Tour mit dem<br />
Scarp MT. Gefahren sind wir das KTM in Rahmengröße<br />
Medium bei einer Körpergröße von 1,75 Metern<br />
– und das hat absolut perfekt gepasst. Die Sitzposition<br />
ist dabei sportlich, aber nicht zu übertrieben<br />
lange. Stimmig eben, um auch lange Marathons zu<br />
bezwingen. In Sprinteinheiten oder auf einfachen<br />
Uphills lässt sich das hochwertige RockShox Fahrwerk,<br />
bestehend aus einer SID Select RL Federgabel<br />
und einem Deluxe Ultimate Federbein, gleichzeitig<br />
per Lenker-Remote straffen. Steilere Uphills bezwingen<br />
wir mühelos, das Vorderrad behält dabei guten<br />
Bodenkontakt. Die elektronische High-End-Schaltgruppe<br />
Sram X<strong>X1</strong> AXS sorgt dabei für präzise Schaltvorgänge<br />
und kommt in der für 1x12-Antriebe bekannten<br />
500-prozentigen Übersetzungsbandbreite.<br />
Auf einem durchgemixten Singletrail mit knackigen<br />
Passagen geht es gen Tal. Hier spielt das Scarp MT<br />
seine Performance vollends aus und trumpft ordentlich<br />
auf. Dank der elektrischen AXS Variostütze von<br />
RockShox versenken wir den Sattel und ein Trailbike-<br />
Feeling kommt auf. Das Mehr an Federweg bietet<br />
deutliche Reserven in technischen Passagen, das<br />
Fahrwerk arbeitet tadellos. Der Hinterbau sorgt für<br />
eine satte Performance des Mountainbikes und<br />
dämpft die Schläge super ab. Der etwas flachere<br />
Lenkwinkel, die großen 29er-Laufräder sorgen selbst<br />
bei hohen Geschwindigkeiten für eine sichere Fahrweise,<br />
dennoch bleibt das Bike in engeren Manövern<br />
gut handhabbar.<br />
Komponenten Ausstattung<br />
Trail-Performance<br />
2 Flaschenhalter<br />
Gewicht<br />
Preis [€] 6.899<br />
Gewicht [kg] <strong>11</strong>,45<br />
Federgabel / Federbein<br />
RockShox SID Select RL /<br />
RockShox Deluxe Ultimate<br />
Federweg v/h [mm] 120 / <strong>11</strong>5<br />
Schaltung Sram X<strong>X1</strong> AXS<br />
Bremsen Magura MT8, 180/160<br />
Laufradsatz DT Swiss Naben /<br />
KTM Team Trail 29”-Felgen<br />
Reifen, Dimension [”] Maxxis<br />
Ardent Race, 29x2,20<br />
Verfügbar ab September/Oktober<br />
20<strong>19</strong><br />
www.ktm-bikes.at<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
37
BIKETEST<br />
KTM MACINA KAPOHO PRESTIGE<br />
E-Enduro mit mächtig Potenzial!<br />
DAS BIKE<br />
Mit einem Carbon-Hauptrahmen und Aluminium-Hinterbau<br />
kommt das von uns getestete Topmodell des<br />
Macina Kapoho Prestige E-Mountainbikes daher. Ausgestattet<br />
ist das 2020er-Modell mit dem erst kürzlich<br />
vorgestellten Bosch Performance Line CX Mittelmotor,<br />
der mit einer kompakteren Bauweise, geringerem Gewicht<br />
und höherer maximaler Unterstützungsleistung<br />
punktet. Ebenso verbirgt sich im Unterrohr der neue<br />
PowerTube Akku von Bosch, der satte 625 Wattstunden<br />
besitzt. Auch am neuen Rahmen legten die Ingenieure<br />
des im oberösterreichischen Mattighofen<br />
beheimateten Unternehmens Hand an. So wurden<br />
beispielsweise die Geometrie bezüglich des Lenkwinkels<br />
flacher, der Reach länger und die Bodenfreiheit<br />
höher. Das Federbein bekam eine gänzlich neue Position.<br />
Dadurch soll die Hinterbau-Kinematik progressiver<br />
sein, zugleich lässt sich das Federbein mit geringerem<br />
Fülldruck abstimmen. Insgesamt reduziert sich<br />
durch diese Veränderungen die Belastung der einzelnen<br />
Bauteile wie Federbein und Umlenkung. Passend<br />
zum Einsatzzweck ist das KTM mit dem Kiox Display<br />
von Bosch ausgestattet, das formschön in einen eigens<br />
konstruierten Vorbau integriert ist.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Wie auch schon bei den Vorgängermodellen setzen<br />
die Österreicher auf das erfolgreiche DiMMiX-Laufrad-Konzept.<br />
Sprich: An der Front kommt ein 29-Zoll-<br />
Laufrad mit einem 2,40 Zoll breiten Reifen zum Einsatz,<br />
auf dem 27,5-Zoll-Hinterrad ist ein voluminöser,<br />
2,80 Zoll breiter Pneu aufgezogen. Auf dem Trail<br />
punktet das Kapoho durch eine laufruhige Front mit<br />
sehr guten Überrolleigenschaften. Durch den Plus-<br />
Pneu im Heck bringen wir ordentlich Traktion im Uphill<br />
sowie Downhill auf den Trail. Im ersten, kurzen<br />
Fahreindruck gefällt der neue Bosch-Antrieb sehr gut.<br />
Das Fahrverhalten ist sehr dynamisch, die Dosierbarkeit<br />
sehr gut. Mit dem größeren Akku lassen sich ab<br />
sofort längere Touren starten. Die Sitzposition auf dem<br />
KTM ist ein Spagat aus sportlich und komfortabel. Die<br />
Ausstattung unseres Testbikes entspricht dem Topmodell<br />
und ist somit erste Sahne, angefangen beim<br />
potenten Fox Factory Fahrwerk mit der Float 36 Gabel<br />
und dem Float DPX2 Federbein, das dich im Downhill<br />
in keiner Weise limitiert. Die Schaltvorgänge werden<br />
mittels neuer Shimano XTR Gruppe präzise und<br />
schnell ausgeführt. Das Bike vermittelt im Downhill<br />
viel Sicherheit und lässt sich punktgenau steuern.<br />
Ausstattung<br />
Fahr-Performance<br />
nur 180-mm-Bremsscheibe<br />
hinten<br />
Preis [€] 7.499<br />
Gewicht [kg] 24,1<br />
Federgabel / Federbein FoxFloat<br />
36 Factory/Fox Float DPX2 Factory<br />
Federweg v/h [mm] 160 / 160<br />
Schaltung Shimano XTR<br />
Bremsen Shimano XTR, 203/180<br />
Laufradsatz DT Swiss Hybrid<br />
240S Naben / KTM E-Prime 30/35<br />
Felgen<br />
Reifen, Dimension [”] Schwalbe<br />
Eddy Current, 29x2,40 /27,5x2,80<br />
Marke / Modell Motor<br />
Bosch Performance Line CX<br />
Energiegehalt Akku [Wh] 625<br />
Verfügbar ab Herbst 20<strong>19</strong><br />
www.ktm-bikes.at<br />
38<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2<br />
3 4 5<br />
[1] KTM entwickelte einen eigenen Vorbau, um das Bosch Kiox Display formschön zu integrieren. [2] 160 Millimeter Federweg generiert der Hinterbau,<br />
der souverän von einem Fox Float DPX2 Factory Luftdämpfer gebändigt wird. [3] Für maximale Bodenfreiheit kommt die KTM-Kurbel in<br />
einer Länge von 160 Millimetern. Sicher ist sicher, wenn es mal richtig zur Sache auf dem Trail geht: die Kettenführung. [4] Unter einer zusätzlichen<br />
Abdeckung im Unterrohr versteckt sich der leistungsstarke 625-Wattstunden-Akku. [5] Im Hinterbau-Dreieck verbirgt sich ein Shimano<br />
XTR Vierkolbenbremssattel, der uns kraftvoll verzögern lässt. Zudem besitzt die Kettenstrebe eine Seitenständeraufnahme.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
39
BIKETEST<br />
NICOLAI G1 EBOXX<br />
E-Bike 2.0!?<br />
1 2 3<br />
4 5<br />
[1] Leise im Fahrbetrieb: der Gates Carbon Riemenantriebsstrang. [2] Zentral im Blick: Das Kiox Display von Bosch übermittelt sämtliche Daten und Infos an den Fahrer.<br />
[3] Auf der rechten Lenkerseite befinden sich sowohl der Remote für die Magura Variostütze als auch die Rohloff E-14 Schaltung. [4] Am Horst-Link ist der Schwingenmutator<br />
verschraubt. Durch verschiedene Bauteile lässt sich die Hinterbaulänge an die Rahmengröße oder Vorlieben anpassen. [5] Ein Fox Van RC Stahlfederdämpfer bändigt<br />
die 160 Millimeter Federweg des Viergelenks-Hinterbaus. Unter dem blauen Umlenkhebel befindet sich die Ladebuchse.<br />
40<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
DAS BIKE<br />
Nicolai ist einer der wenigen Hersteller, bei denen<br />
die komplette Rahmenfertigung noch in Deutschland<br />
durchgeführt wird – seit jeher unverkennbar an den<br />
handgezogenen Schweißnähten und seit nunmehr<br />
zehn Jahren auch im E-MTB Bereich aktiv. Die neueste<br />
Generation im Portfolio ist das maskulin wirkende<br />
G1 Eboxx E-Mountainbike mit Gates Carbon Riemenantrieb<br />
und einer Rohloff E-14 Nabenschaltung.<br />
Für die Zusatzpower kommt der kürzlich neu vorgestellte<br />
Performance Line CX Mittelmotor von Bosch<br />
ins Spiel – kleiner, leichter und stärker gegenüber<br />
dem Vorgängermodell. Für die nötige Energieversorgung<br />
ist ein im Unterrohr integrierter 625-Wattstunden-Akku<br />
zuständig. Klar kommt das G1 Eboxx im<br />
Nicolai-typischen Geolution Geometriekonzept. Einfach<br />
gesagt, ist das die Vereinigung von einem langen<br />
Radstand und langem Reach mit einem flachen<br />
Lenk- und steilem Sitzwinkel. Ein weiteres Feature ist<br />
der sogenannte „Schwingenmutator“, ein auswechselbares<br />
Bauteil, das am Ende der Kettenstreben<br />
sitzt und die Verbindung zum Horst-Link herstellt.<br />
Durch die Verfügbarkeit verschiedener Längen des<br />
Schwingenmutators kann so auf einfache Weise die<br />
Hinterbaulänge mit der Rahmengröße mitwachsen.<br />
Verfügbar in verschiedenen Farbvarianten und fünf<br />
Rahmengrößen ab 9.<strong>19</strong>9 Euro.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Einmal Vollausstattung bitte – so könnte der erste<br />
Gedankensprung sein, sobald man im Sattel des<br />
G1 Eboxx Platz nimmt. Es reiht sich ein Technikfeature<br />
an das andere; angefangen bei der elektrischen<br />
Vario stütze von Magura über den Gates Carbon-Riemenantrieb<br />
bis zur elektronisch angesteuerten Rohloff<br />
E-14 Nabenschaltung finden sich viele Specials<br />
am Nicolai wieder. Während uns die Schalt-Performance<br />
der Getriebenabe überzeugte, mussten wir<br />
uns an die lange Reaktionszeit der Variostütze erst<br />
gewöhnen. Der Hersteller des Gates Carbon Riemenantriebs<br />
verspricht eine hohe Zuverlässigkeit<br />
und Wartungsarmut. Zudem sorgt die elektronisch<br />
gesteuerte Rohloff E-14 Nabenschaltung für präzise<br />
Schaltvorgänge. Nice to have: die Anfahrtshilfe – bei<br />
jedem Stillstand des Bikes wird automatisch der vierte<br />
Gang eingelegt (welcher Gang eingelegt werden<br />
soll, ist jedoch frei konfigurierbar). Zugegebenermaßen<br />
ist das Geolution Konzept auf den ersten Metern<br />
absolut ungewohnt und die Sitzposition schon<br />
sehr gestreckt. Hier benötigen wir erst eine Eingewöhnungsphase,<br />
um in Einklang mit dem Handling<br />
des Bikes zu kommen. Steile Uphills marschiert das<br />
Nicolai wie eine Bergziege nach oben, schier keine<br />
Rampe scheint zu steil zu sein. Durch den steilen<br />
Sitzwinkel ist der Körperschwerpunkt immer zentral<br />
im Bike. Im Downhill kann man in weiten, offenen<br />
Strecken ordentlich auf die Tube drücken. Durch<br />
das hohe Gewicht in Kombination mit dem extrem<br />
langen Radstand und flachen Lenkwinkel liegt das<br />
Nicolai wie auf Schienen, selbst im ruppigen Terrain.<br />
Auf engen, verwinkelten Kursen nimmt die Agilität<br />
aber deutlich ab und Biker mit dem Drang zum verspielten<br />
Trail-Surfen werden sicher nicht voll auf ihre<br />
Kosten kommen. Das Bike vermittelt aber unglaublich<br />
viele Reserven und Sicherheit.<br />
laufruhig<br />
Technik-Feature<br />
Geolution Geometrie-Konzept<br />
Optik<br />
Gewicht<br />
Preis<br />
Preis [€] ab 9.<strong>19</strong>9<br />
Gewicht [kg] 26,52<br />
Federgabel / Federbein<br />
Fox Float 36 Factory / Fox Van RC<br />
Federweg v/h [mm] 160 / 160<br />
Schaltung Gates Carbon Drive /<br />
Rohloff E-14<br />
Bremsen Magura MT7, 203/203<br />
Laufradsatz Hope Tech Enduro<br />
Reifen, Dimension [”] Continental<br />
Der Baron Projekt, 29x2,40/27,5x2,60<br />
Marke / Modell Motor<br />
Bosch Performance Line CX<br />
Energiegehalt Akku [Wh] 625<br />
Verfügbar ab sofort<br />
www.nicolai-bycicles.com<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
41
BIKETEST<br />
PIVOT SHUTTLE TEAM XTR<br />
Big wheels keep on turning<br />
DAS BIKE<br />
Unter den High-End-E-Enduros rangierte das Pivot<br />
Shuttle im letzten Jahr in den oberen Rängen der<br />
Wishlist. Wie beim Rest des Portfolios der Amerikaner<br />
wird auch beim Shuttle mehr geklotzt als gekleckert.<br />
Das bereits bewährte Modell wurde nun auf den<br />
Prüfstand gestellt, um weitere Verbesserungen voranzutreiben.<br />
Statt der bisher verbauten 27,5+-Räder<br />
steht das Bike nun auf 29ern, es ist aber auch weiterhin<br />
mit 27,5+-Laufrädern kompatibel. Der Sensor<br />
am Hinterrad wurde auf die Nabe verlegt, er ist nun<br />
deutlich stabiler und sitzt an einem geschützteren<br />
Platz. Und auch die Batterieaufnahme am Unterrohr<br />
wurde überarbeitet, sodass diese mehr zur Gesamtstabilität<br />
des Rahmens beiträgt. Für preisbewusstere<br />
Biker gibt es nun außerdem eine weniger exklusive<br />
Ausstattungsvariante für 7.899 Euro.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Mit Enduro-Maßstäben betrachtet, fühlt sich das<br />
Shuttle beim ersten Aufsitzen komfortabel und nicht<br />
übertrieben progressiv an. Der Sitzwinkel ist mit<br />
74 Grad nicht sonderlich steil gewählt, was in Kombination<br />
mit den sehr kurzen Kettenstreben im steilen<br />
Gelände eine etwas aktivere Fahrposition erfordert,<br />
um dem Vorderrad den nötigen Druck zu geben.<br />
Aber im Downhill wird das Shuttle zur echten Waffe.<br />
Es liegt satt auf dem Trail und schluckt freudig grobes<br />
Geläuf weg. Die 140 Millimeter am Heck können<br />
aber manchmal auch der limitierende Faktor sein,<br />
obwohl am Vorderrad noch Potenzial für mehr wäre.<br />
Die Traumausstattung mit Shimano XTR und Fox<br />
Factory Anbauteilen ist top of the range und trägt<br />
sein Übriges zum üppigen Gesamtpreis bei. Dadurch<br />
sinkt auch das Gesamtgewicht – das Bike zählt mit<br />
20,79 Kilo zu den leichteren E-Bike-Fullys. Dies wirkt<br />
sich klar auf die Verspieltheit auf dem Trail aus.<br />
hochwertige Verarbeitung<br />
leichtes Gesamtgewicht<br />
Position Geschwindigkeitssensor<br />
Fokus liegt auf der<br />
Abfahrts-Performance<br />
Preis<br />
Uphill-Performance<br />
Preis [€] 10.499<br />
Gewicht [kg] 20,79<br />
Federgabel / Federbein Fox Float<br />
36 Factory / Fox Float DPX2 Factory<br />
Federweg v/h [mm] 160 / 140<br />
Schaltung Shimano XTR 9100<br />
Bremsen Shimano XT M8020, 203/180<br />
Laufradsatz DT Swiss EB1535 30 mm<br />
Reifen, Dimension [”] 29x2,50 / 2,40<br />
Marke / Modell Motor Shimano Steps<br />
E-8000<br />
Energiegehalt Akku [Wh] 504<br />
Verfügbar ab sofort<br />
www.pivotcycles.com<br />
42<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2<br />
3<br />
4 5<br />
[1] Gut geschützt ist der Geschwindigkeitssensor an der Nabe verbaut. [2] Der Ein- und Ausschalter und die Ladestandanzeige sind sauber im<br />
Unterrohr integriert. [3] Der Akku ist ebenfalls sauber integriert und mit acht Schrauben fixiert – sicher, aber auch umständlich. [4] Über den<br />
Lagern des Hinterbaus sind Schmutzfänger angebracht. [5] Die saubere Zugführung verhindert dank Verschraubung lästige Geräusche.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
43
BIKETEST<br />
ROTWILD R.X750 ULTRA<br />
Viel hilft viel beim Big Mountain<br />
DAS BIKE<br />
Seit vielen Jahren steht die deutsche Marke Rotwild<br />
für innovative Lösungen rund um die Entwicklung<br />
von E-Bikes. Der Chefdesigner Lutz Scheffer hatte<br />
zum ersten Mal vollständig das Zepter für die eigenständige<br />
Entwicklung des R.X750 in der Hand und<br />
hat an ausgefeilten Detaillösungen nicht gespart. Die<br />
auffallend voluminöse Konstruktion des doppelwandigen<br />
Carbon-Rahmens beherbergt den eigens für<br />
das Bike entwickelten 750-Wattstunden-Akku, der<br />
mittels Schnellspanner einfach und unkompliziert<br />
entnommen werden kann. Besonders schön wurde<br />
dabei die Kabelführung gelöst, die ab dem Display<br />
im Lenkerinneren und dann durch den hauseigenen<br />
Vorbau ins Rahmeninnere geführt wird. Das R.X750<br />
rollt auf einem Laufradmix aus 29x2,40 Zoll am Vorderrad<br />
und einem voluminöseren 2,60-Zoll-Reifen<br />
in 27,5 Zoll am Hinterrad. Das Fox Fahrwerk stellt<br />
jeweils 150 Millimeter Federweg parat. Ab September<br />
soll das R.X750 in verschiedenen Ausstattungsvarianten<br />
verfügbar sein.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Die Mischung aus 27,5+-Hinterrad und 29-Zoll-Vorderrad<br />
zeigt schon, was das R.X750 schaffen soll:<br />
eine gute Traktion im steilen Gelände und ein gutes<br />
Überrollverhalten. Genau das haben wir auf den verschiedensten<br />
Strecken und Trails rund um das Bike-<br />
Gebiet Paganella ausführlich getestet. Wenn es steinig<br />
und felsig wird, fühlt sich das Bike pudelwohl.<br />
Die moderne Geometrie mit längerem Reach und<br />
flachem Lenkwinkel vermittelt viel Sicherheit auch<br />
bei schnellen Abfahrten. Insgesamt liegt das Bike<br />
satt und sicher auf der Piste. Der Brose Drive S Mag<br />
Motor unterstützt kraftvoll und sehr angenehm im<br />
Uphill und punktet durch Geräuscharmut. Dank der<br />
kapazitätsstarken Batterie von 750 Wattstunden sind<br />
auch größere alpine Abenteuer kein Problem, und<br />
genau da will das Bike auch bewegt werden. Mit der<br />
integrierten Eightpins Stütze kann der Sattel maximal<br />
eingefahren werden, die Funktion in der Praxis ist<br />
tadellos. Die 150 Millimeter Federweg sprechen gut<br />
an und sind eher komfortabel ausgelegt – im Anstieg<br />
wird viel Traktion erzeugt.<br />
Reichweite<br />
sehr schöne Detaillösungen<br />
Fahrwerk und Antrieb<br />
harmonieren eins a<br />
integrierte Variostütze<br />
voluminöse bis markante Optik<br />
Preis<br />
Preis [€] 9.999<br />
Gewicht [kg] 22<br />
Federgabel / Federbein Fox Float<br />
36 Factory / Fox Float DPX2 Factory<br />
Federweg v/h [mm] 150 / 150<br />
Schaltung Shimano XTR 9100<br />
Bremsen Shimano XTR 9120<br />
Laufradsatz DT Swiss HXC1200<br />
Spline Carbon<br />
Reifen, Dimension [”]<br />
Continental Der Baron Projekt,<br />
29x2,40 / 27,5x2,60<br />
Marke / Modell Motor<br />
Brose Drive S Mag<br />
Energiegehalt Akku [Wh] 750<br />
Verfügbar ab September<br />
www.rotwild.de<br />
44<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2 3<br />
4 5<br />
[1] Das Rotwild R.X750 kommt mit einem klassischen Viergelenks-Hinterbausystem. [2] Der Brose Motor ist seitlich eingebaut und gut<br />
geschützt dank der Skid-Plate. [3] Mithilfe einer Monkey Link Aufnahme kann ein Licht montiert und über den Akku betrieben werden.<br />
[4] Wahlweise mit Schnellspanner oder Schraubachse kann der Akku einfach entsichert und entnommen werden. [5] Der 750-Wattstunden-<br />
Akku ist formschön im Unterrohr integriert.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
45
BIKETEST<br />
BIONICON ENGINE 1 ENDURO<br />
Kurz und knackig<br />
DAS BIKE<br />
Der Fahrradfabrikant Bionicon aus der Oberpfalz feiert<br />
Premiere und ist ab sofort auch im E-Mountainbike-Segment<br />
vertreten. So stellten die Bayern ihr<br />
erstes E-MTB-Fully auf den Eurobike Media Days<br />
am Kronplatz/Südtirol der Fachpresse vor. Dem Viergelenks-Hinterbau<br />
mit variablen Ausfallenden ist es<br />
zu verdanken, dass sich das Engine bei gleichem<br />
Rahmen wahlweise in der Trail-Version mit 140 Millimetern<br />
und 27,5+-Bereifung oder mit 160 Millimetern<br />
und 27,5-Zoll-Pneus in der Enduro-Version<br />
fahren lässt. Für die nötige Zusatzpower sorgt der<br />
E-MTB-spezifische Shimano Steps E-8000 Mittelmotor<br />
mit einem auf dem Unterrohr semiintegrierten<br />
504-Wattstunden-Akku. Um ein besonders feines Ansprechverhalten<br />
am Heck zu erreichen, ist das Federbein<br />
kugelgelagert im Rahmen montiert. Das Bionicon<br />
Engine ist in vier verschiedenen Rahmengrößen sowie<br />
pro Modellvariante in jeweils drei Ausstattungsvarianten<br />
erhältlich.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Die Geometrie des Bionicon Engine 1 Enduro ist moderat<br />
gewählt, der Reach beträgt bei Rahmengröße<br />
Medium kompakte 425 Millimeter, der Lenkwinkel<br />
65,5 Grad. Die Sitzposition erscheint somit komfortabel<br />
und kompakt. Auf den teils engen Passagen auf<br />
den Trails rund um den Kronplatz passte das genau<br />
richtig. Trotz des Mehrgewichtes, das so ein E-Mountainbike<br />
mit sich bringt, zeigt es ein wendiges und<br />
spielerisches Fahrverhalten. Mit nur 22,4 Kilogramm<br />
orientiert sich das Bionicon vergleichsweise im vorderen<br />
Feld, was das gute Handling verstärkt. Zwar<br />
wird das Engine 1 Enduro bei Highspeed-Passagen<br />
auf dem Trail teilweise etwas unruhig, doch hält das<br />
RockShox Fahrwerk mit satten 160 Millimeter Federweg<br />
in Kombination mit der 2,6er-Schwalbe-Bereifung<br />
das Rad gut im Zaum. Selbst der Anstieg zurück zum<br />
Trail-Einstieg wird dank des Shimano Steps E-8000<br />
Mittelmotors zum Fahrvergnügen.<br />
verspielt<br />
Gewicht<br />
Ausfallende-Optionen<br />
moderate Geometrie<br />
Akku-Semiintegration<br />
Preis [€] 4.499<br />
Gewicht [kg] 22,4<br />
Federgabel /Federbein RockShox<br />
Yari RC / RockShox Deluxe R<br />
Federweg v/h [mm] 160 / 160<br />
Schaltung Shimano SLX <strong>11</strong>-fach<br />
Bremsen Magura MT5, 203/180<br />
Laufradsatz SunRingle Duroc 35<br />
Comp / SRC Naben<br />
Reifen, Dimension [”] Schwalbe<br />
Magic Mary/Nobby Nic, 27,5x2,60<br />
Marke / Modell Motor Shimano<br />
Steps E-8000<br />
Energiegehalt Akku [Wh] 504<br />
Verfügbar ab sofort<br />
www.bionicon.de<br />
46<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2<br />
3 4 5<br />
[1] Dank des wechselbaren Ausfallendes ist das Bionicon mit 27,5+- oder 27,5-Zoll-Bereifung und 140 bzw. 160 Millimeter Federweg kompatibel.<br />
[2] In semiintegrierter Art und Weise ist der 504-Wattstunden-Akku auf dem Unterrohr platziert. [3] Bionicon setzt bei seinem ersten E-MTB<br />
auf den Shimano Steps E-8000 Mittelmotor. [4] Für ein noch sensibleres Ansprechverhalten ist das Federbein kugelgelagert montiert. [5] Klein,<br />
aber fein – der Shimano Remote aus der E-7000er-Serie zum Schalten der Fahrmodi.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
47
BIKETEST<br />
BOLD UNPLUGGED VOLUME 2<br />
Verstecktes Detail und Geometrie-Tuning de luxe!<br />
1 2<br />
[1] Im Rahmen verbirgt sich ein DT Swiss R 535 Federbein, das die 150 Millimeter im Heck bändigt. Verstellbar per Lenker-Remote. [2] Problemlos ist eine Flaschenhalter-<br />
Montage auf dem Unterrohr möglich. [3] Dank Variotec lässt sich der Horst-Link in vier unterschiedliche Positionen verstellen, für eine individuelle Anpassung der Geometrie<br />
und Laufradgröße. [4] Details wie der Schmutzfänger am Gelenkpunkt von Kettenstreben zu Hauptrahmen gefallen.<br />
48<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
3 4<br />
DAS BIKE<br />
Erst vor Kurzem stellte der Schweizer Hersteller Bold<br />
sein neuestes Trail-Enduro-Mountainbike vor, das<br />
vor allem bei Design-Aficionados und Individualisten<br />
Aufmerksamkeit erregen wird. Wie von anderen Modellen<br />
bekannt, verbirgt sich das Federbein im Inneren<br />
des Carbon-Hauptrahmens und verpasst dem<br />
Bike eine einzigartige Optik. Wahlweise kann hier ein<br />
DT Swiss R 535 O.D.L. oder ein RockShox Super<br />
Deluxe RT montiert werden, um die 150 Millimeter<br />
Federweg im Heck zu dämpfen. Eine weitere Raffinesse<br />
des Rahmens ist die Flip-Chip-Verstellung,<br />
genannt „Variotec“, im Horst-Link am Hinterbau.<br />
Vier verschiedene Einstellmöglichkeiten resultieren<br />
daraus. Zum einen lassen sich dadurch verschiedene<br />
Laufraddurchmesser von 27,5, 27,5+ und 29 Zoll<br />
abdecken. Zudem lässt sich die Geometrie tunen. Je<br />
nach Einstellung verändern sich die Kettenstrebenlänge,<br />
die Tretlagerhöhe sowie Lenk- und Sitzwinkel.<br />
Darüber hinaus lässt sich zusätzlich mittels eines<br />
speziellen Newmen oder Acros Steuersatzes der<br />
Lenkwinkel im Bereich von 64,1 bis 66,9 Grad verstellen.<br />
Die zahlreichen Tuning-Optionen sollten für<br />
jeden Fahrer, Fahrstil und Einsatzbereich die Möglichkeit<br />
ergeben, das perfekte Set-up zu erreichen.<br />
Der vielseitige Konfigurator auf der Website lässt dir<br />
die Option, dein Traumbike ganz individuell nach<br />
deinen Wünschen, Vorstellungen und deinem Geldbeutel<br />
zu konfigurieren.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Für unseren Test stellte uns Bold ein Medium-Rad<br />
bei einer Körpergröße von 1,75 Metern zur Verfügung.<br />
Das Bike war mit einer 29x2,30-Zoll-Bereifung<br />
ausgestattet und die Variotec-Einstellung war auf<br />
Level 3 justiert. Daraus ergibt sich ein Lenkwinkel<br />
von 65,5 Grad und eine Kettenstrebenlänge von 434<br />
Millimetern. Mit einem Reach von 467,9 bis 484,5<br />
Millimetern ist der Medium-Rahmen definitiv sehr<br />
lange geschnitten, was jedoch durch einen sehr steilen<br />
Sitzwinkel von 77,6 bis 79,3 Grad und ein kurzes<br />
Cockpit wieder etwas neutralisiert wird. Dennoch<br />
bleibt die Position auf dem Bike absolut modern gestreckt.<br />
Die Geo verleiht dem Bold Unplugged Volume<br />
2 tolle Klettereigenschaften; zentral positioniert<br />
und mit gutem Druck auf dem Vorderrad meistern<br />
wir auch steile Uphills. Dabei zeigt sich zudem der<br />
Viergelenks-Hinterbau antriebsneutral. Zusätzlich<br />
würde sich via Lenker-Remote das DT Swiss Fahrwerk,<br />
sprich Gabel wie Dämpfer, sperren lassen. Die<br />
DT Swiss F 535 One Federgabel und der DT Swiss R<br />
535 Dämpfer zeigen sich in der Abfahrt recht komfortabel<br />
und verleihen dem Rad ein geschmeidiges<br />
Fahrverhalten. In unserer Einstellung wird auch<br />
deutlich: Das Bike liebt schnelle Trails und hohe Geschwindigkeiten.<br />
Hierbei vermittelt es viel Sicherheit<br />
und große Spurtreue. In steilen Downhills kommt so<br />
schnell kein Überschlagsgefühl auf. Dafür fordert<br />
das Bold in engen Turns Nachdruck vom Fahrer, um<br />
schwungvoll hindurchzumanövrieren.<br />
Design<br />
Geometrie-Verstellungen<br />
Hinterbau-Performance<br />
Konfigurator-Ausstattung<br />
langer Reach<br />
Luftdruckanpassung Federbein<br />
aufwendig<br />
nur DT Swiss und RockShox<br />
Dämpfer möglich<br />
Preis [€] 6.<strong>59</strong>5<br />
Gewicht [kg] 13,63<br />
Federgabel / Federbein DT Swiss<br />
F 535 One / DT Swiss R 535 O.D.L.<br />
Federweg v/h [mm] 150 / 150<br />
Schaltung Shimano Deore XT<br />
Bremsen Shimano XTR, 203/180<br />
Laufradsatz DT Swiss XM 1501 Spline<br />
Reifen, Dimension [”]<br />
Maxxis High Roller II, 29x2,30<br />
Verfügbar ab sofort<br />
www.boldcycles.com<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
49
BIKETEST<br />
CENTURION NO POGO E R2600I<br />
Die Neuauflage – No Pogo E!<br />
DAS BIKE<br />
Für das Modelljahr 2020 setzt Centurion bei seinem<br />
langjährigen E-Mountainbike-Modell, dem No Pogo,<br />
auf einen neu entwickelten Rahmen und viele Veränderungen.<br />
Dabei wird der erst kürzlich vorgestellte,<br />
neue Bosch Performance Line CX Mittelmotor formschön<br />
integriert. Die nötige Energie dazu liefert der<br />
ebenso neue 625-Wattstunden-Powertube-Akku, der<br />
im Unterrohr sitzt. Lediglich bei manchen Modellen in<br />
Rahmengröße Small kann aus Platzgründen nur ein<br />
500-Wattstunden-Akku integriert werden. Eine Besonderheit<br />
ist sicherlich, dass die Ingenieure aus dem<br />
Hause Centurion den Mittelmotor etwas außerhalb der<br />
Tretlagermitte positionierten. Durch speziell angefertigte<br />
Kurbelarme mit unterschiedlichen Kröpfungen<br />
ließe sich der Q-Faktor (der Abstand von Pedal zu<br />
Pedal) auf 168 Millimeter reduzieren, um dem eines<br />
nicht motorisierten Bikes nahezukommen. Ebenso<br />
wurde am Hinterbau ordentlich Hand angelegt. Statt<br />
wie bisher ein VPP-System kommt das 2020er-No<br />
Pogo E mit einem klassischen Viergelenks-Hinterbausystem.<br />
In Sachen Geometrie sind der Reach<br />
länger und die Kettenstreben kürzer geworden. Das<br />
auf voluminösen, 2,60 Zoll breiten Pneus rollende<br />
27,5-Zoll-E-Mountainbike verfügt an der Front über<br />
160 Millimeter Federweg, das Heck stellt dem Fahrer<br />
155 Millimeter parat. Verfügbar wird das Centurion No<br />
Pogo E in drei verschiedenen Ausstattungsvarianten<br />
von 4.<strong>19</strong>9 Euro bis 6.<strong>19</strong>9 Euro sein.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Im Uphill vermittelt das Rad sehr viel Sicherheit, da<br />
die Maxxis Minion DHR und DHF Kombination in<br />
27,5x2,60 Zoll gewohnt viel Grip und Traktion abliefern.<br />
Auch der geschmeidig arbeitende Hinterbau<br />
trägt seinen Teil dazu bei, und das Hinterrad hat stets<br />
Bodenkontakt. Der neue Bosch Performance Line<br />
CX Antrieb stellt in den hohen Unterstützungsstufen<br />
genügend Power zur Verfügung – mit dem Bike wird<br />
jeder Trail zum Uphill-Spaß. In Kombination mit der<br />
etwas höheren Front wirkt die Position auf dem Rad<br />
recht komfortabel und wird speziell dem Tourenbiker<br />
gut gefallen. Bergab zeigt das No Pogo E ein sehr<br />
ausgewogenes Fahrverhalten, es lässt sich sehr gut<br />
in Kurven drücken, aber auch in die Luft ziehen. Die<br />
Länge des Rads und der Lenkwinkel von 65,5 Grad<br />
vermitteln in jeglicher Fahrsituation sehr viel Sicherheit,<br />
auch in technisch schwierigem Terrain.<br />
ausgewogene Fahreigenschaften<br />
hochwertige Verarbeitung<br />
verschmälerter Q-Faktor<br />
Preis [€] 5.099<br />
Gewicht [kg] 24,4<br />
Federgabel / Federbein<br />
RockShox Lyrik Select RC /<br />
Fox Float DPX2 Performance<br />
Federweg v/h [mm] 160 / 155<br />
Schaltung Shimano SLX<br />
Bremsen Shimano SLX<br />
Laufradsatz Centurion Altitude<br />
Reifen, Dimension [”] Maxxis<br />
Minion DHF / DHR II, 27,5x2,60<br />
Marke / Modell Motor Bosch<br />
Performance Line CX<br />
Energiegehalt Akku [Wh] 625<br />
Verfügbar ab Herbst 20<strong>19</strong><br />
www.centurion.de<br />
50<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2<br />
3 4 5<br />
[1] Eine eigens konstruierte Kurbel und ein Kettenblatt sorgen für einen schmalen Q-Faktor von 168 Millimetern am No Pogo E. [2] Per Deckel<br />
geschützt, ist die Ladebuchse gut erreichbar auf dem Oberrohr positioniert. [3] Dank integriertem Akku lässt sich eine Trinkflasche im Rahmendreieck<br />
verstauen. [4] Das No Pogo E kommt mit einem klassischen Viergelenks-Hinterbausystem und 155 Millimeter Federweg auf den<br />
Markt. [5] Die Kettenstrebe ist mit einem großzügigen Protektor geschützt, um Lackschäden und Kettengeräusche einzudämmen.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
51
BIKETEST<br />
FANTIC XF1 INTEGRA 160 RACE<br />
E-Bike made in Italy!<br />
DAS BIKE<br />
Der italienische Hersteller Fantic hat sich ausschließlich<br />
auf E-Fahrräder spezialisiert. Vom E-Urban über<br />
das E-Road bis hin zum E-MTB ist das Portfolio gut<br />
gefüllt. Das XF1 Integra 160 Race, wie wir es hier vorstellen,<br />
ordnet sich in der Enduro-Fraktion ein. Wie<br />
auch andere Hersteller setzt Fantic auf ein geteiltes<br />
Laufradkonzept. So verfügt das E-Mountainbike an<br />
der Front über ein großes 29-Zoll-Vorderrad, im Heck<br />
kommt ein 27,5+-Laufrad, bestückt mit einem voluminösen<br />
Reifen, zum Einsatz. Als Antrieb wird ein<br />
Brose Drive S genutzt, der sich längst in der E-Bike-<br />
Szene etabliert hat und durch ein tolles Fahrgefühl<br />
und Geräuscharmut überzeugt. Für einen langen<br />
Atem kombiniert Fantic den Mittelmotor mit einem<br />
kapazitätsstarken 630-Wattstunden-Akku. Damit<br />
sollten sich auch größere Touren ausgehen. Fantic-Bikes<br />
sind über den Fachhandel zu beziehen.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Klar gehen wir mit dem 160-Millimeter-E-Mountainbike<br />
von Fantic richtig ins Gelände und lassen<br />
es auf den Trails ordentlich stauben. Das XF1 Integra<br />
160 Race liegt supersatt auf der Piste, soass<br />
wir gerne den Federweg des RockShox Fahrwerks<br />
ziemlich ausnutzen. Durchschläge konnten wir jedoch<br />
keine verzeichnen; das spricht für eine zum<br />
Ende hin progressiv werdende Federkennlinie. Besonders<br />
in schnellen Kurven gefällt uns das Handling<br />
richtig gut, wie auf Schienen im Rollercoaster<br />
sausen wir gen Tal. Hier kommen dem Fantic der<br />
flache 65,5-Grad-Lenkwinkel und das nicht zu kurz<br />
gewählte Heck von 464-Millimeter-Kettenstreben zugute.<br />
Sehr enge Passagen hingegen verlangen doch<br />
deutlich Nachdruck vom Fahrer, gelingen dann aber<br />
auch gut. Insgesamt konnten selbst schroffe Wurzelpassagen<br />
das Bike nicht aus der Ruhe bringen. Hier<br />
spielt dem Fantic zusätzlich der Laufradsplit von 29<br />
Zoll vorne und 27,5+ hinten in die Karten. Während<br />
das Vorderrad über gute Überrolleigenschaften verfügt,<br />
punktet das Hinterrad durch ordentlich Grip<br />
und Traktion. Der Sitzwinkel mit 73 Grad ist eher<br />
flach gewählt, gefühlt tritt man von hinten in die Pedale.<br />
Im steilen Uphill heißt es dafür aktiv mit der<br />
Körperposition nach vorne zu wandern.<br />
System-Integration<br />
Sicherheit vermittelnd<br />
komfortables Fahrwerk<br />
flacher Sitzwinkel<br />
Preis [€] k. A.<br />
Gewicht [kg] 23,9<br />
Federgabel / Federbein RockShox<br />
Lyric RC / RockShox Super Deluxe RC3<br />
Federweg v/h [mm] 160 / 160<br />
Schaltung Sram GX<br />
Bremsen Sram Code R, 200/200<br />
Laufradsatz Mavic E-XA<br />
Reifen, Dimension [”] Maxxis Minion<br />
DHF / DHR II, 29x2,50 / 27,5x2,60<br />
Marke / Modell Motor Brose Drive S<br />
Energiegehalt Akku [Wh] 630<br />
Verfügbar ab k. A.<br />
www.fantic-bikes.com<br />
52<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2 3<br />
4 5<br />
[1] 630 Wattstunden liefert der im Unterrohr integrierte Akku. [2] Der Remote mit kleinem Display lässt sich gut bedienen, darunter der Remote<br />
für die Variostütze. [3] Wie im Heck kommt auch die RockShox Lyric RC Federgabel mit 160 Millimetern. [4] Sämtliche Kabel und Leitungen<br />
verschwinden im Unterrohr ins Rahmeninnere. [5] Enduro-Style – Fantic verpasst dem Antriebsstrang eine eigens entwickelte Kettenführung.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
53
BIKETEST<br />
ORANGE FIVE FACTORY<br />
Detailarbeit!<br />
1 2 3<br />
[1] Das neue Five Trailbike verfügt nun über einen metrischen Federbein-Einbaustandard. Hier zu sehen: ein Fox Float DPX2 Factory. [2] Die Lagerpunkte der Schwinge<br />
wurden je Seite um fünf Millimeter verbreitert für mehr Steifigkeit und Reifenfreiheit. [3] Mit 150 Millimeter Federweg kommt die Fox Float 36 Factory mit vielseitig einstellbarer<br />
Grip2 Dämpfungskartusche [4] Auf ein Orange MUSS eine Hope Bremse, farblich passend abgestimmt. Werkzeuglos lässt sich die Hebelweite und der Druckpunkt<br />
verstellen [5] Typisch Orange: handbuilt in Britain. Erstmals verfügt das Five über eine Flaschenhalteraufnahme bzw. einen Notsitz.<br />
DAS BIKE<br />
Die Engländer verpassen ihrem beliebten Trailbike, dem Five, ein paar<br />
Updates. Sie sind jedoch selbst für Kenner nicht unbedingt auf den ersten<br />
Blick sichtbar. So wurde beispielsweise die Dämpferaufnahme an<br />
den neuen metrischen Standard angepasst, zugleich kommt das Five<br />
nun mit fünf Millimeter mehr Federweg, also 145 Millimetern am Hinterbau.<br />
Die Front ist für eine 150-Millimeter-Federgabel ausgelegt. Zudem<br />
wurde die Federkennlinie im Verlauf progressiver ausgeführt, was<br />
für ein anfangs softes und geschmeidiges Ansprechverhalten bei gutem<br />
Gegendruck zum Ende des Federwegs hin sorgt. Der Hinterbau selbst<br />
ist, typisch für Orange, ein Eingelenker. Die Schwinge wurde bei den Lagerpunkten<br />
je Seite um fünf Millimeter verbreitert, um mehr Steifigkeit<br />
zu erreichen und die Reifenfreiheit zu erhöhen. Ab sofort können sich<br />
Orange-Biker über eine Flaschenhalteraufnahme freuen. Die Position<br />
auf der Unterseite des Unterrohrs ist jedoch nicht die optimalste. Auch<br />
an die Geometrie wurde Hand angelegt. Der Lenkwinkel wurde um ein<br />
Grad abgeflacht und beträgt nun 65 Grad. Der Reach ist, je nach Rahmengröße,<br />
zwischen fünf und zehn Millimeter in die Länge gewachsen.<br />
54<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
4<br />
5<br />
AUF DEM TRACK<br />
Bei einer Körpergröße von 1,75 Metern wählten wir die<br />
Rahmengröße Medium – das passte auch sehr gut. Der<br />
Reach beträgt bei dieser Größe 447 Millimeter und entspricht<br />
dem Zahn der Zeit. Die Sitzposition ist modern<br />
sportlich. Im Uphill zeigt das Orange ein gutes Kletterverhalten,<br />
auch wenn hier der Sitzwinkel von 74 Grad etwas<br />
steiler ausfallen könnte, um den Körperschwerpunkt im<br />
sehr steilen Bergauf noch weiter nach vorne zu bringen.<br />
Der Hinterbau zeigt sich dabei stets vortriebsorientiert; ihm<br />
ist kaum ein Wippen zu entlocken, außer im Wiegetritt natürlich.<br />
Aber das Five soll ja auch ein spaßiges Trailbike und<br />
kein XC-Rennbike sein. Wie schon so oft in vergangenen<br />
Tests überzeugt uns der klassische Eingelenks-Hinterbau<br />
von Orange in der Downhill-Performance. Geschmeidig absorbiert<br />
er jegliche Schläge vom Untergrund; das Bike liegt<br />
dabei stabil und gut kontrolliert auf dem Trail. Wir nutzen<br />
gerne die Federwegsbandbreite von 145 Millimetern aus,<br />
dennoch waren keine Durchschläge zu verzeichnen. Wie<br />
versprochen, zeigt sich die Kinematik progressiv zum Ende<br />
hin. Der flache 65er-Lenkwinkel bringt ordentlich Laufruhe,<br />
durch die 27,5-Zoll-Bereifung und die kurzen 433-Millimeter-Kettenstreben<br />
beweist das Five Wendigkeit und Agilität<br />
auf dem Trail. Für die Trail-Surfer unter euch: Das Bike<br />
lässt sich leichthändig in den Manual ziehen, um die Style-Punkte<br />
auf dem Trail-Ride zu erhöhen.<br />
Trail-Spaß<br />
Ausstattung<br />
Farboptionen<br />
lange und flache Geometrie<br />
Flaschenhalterposition<br />
flacher Sitzwinkel<br />
Preis [€] 6.730<br />
Gewicht [kg] 13,91<br />
Federgabel / Federbein Fox Float 36<br />
Factory / Fox Float DPX2 Factory<br />
Federweg v/h [mm] 150 / 145<br />
Schaltung Sram X01 Eagle<br />
Bremsen Hope Tech 3 E4, 203/180<br />
Laufradsatz Hope Pro 4 Naben /<br />
Stan’s ZTR Flow MK3 Felgen<br />
Reifen, Dimension [”] Maxxis Minion<br />
DHF/DHR II, 27,5x2,50/2,40 WT<br />
Verfügbar ab sofort<br />
www.orangebikes.co.uk<br />
CARBON WHEEL TECHNOLOGY. Handmade in Austria<br />
SQUAD 2.5<br />
MTB 29<br />
SQUAD 2.5<br />
MTB 29 BOOST<br />
SQUAD 3.0<br />
MTB 29<br />
SQUAD 3.0<br />
MTB 29 BOOST<br />
KAPPA2<br />
26<br />
KAPPA2<br />
27,5<br />
KAPPA2<br />
27,5 BOOST<br />
• Leichtbau • Tubeless ready • Asymmetrisches Profil<br />
• Integrierter Tachomagnet • RFID-System • UV-beständig<br />
XeNTiS Composite Entwicklungs- und Produktions GmbH, Dr.-Niederdorfer-Straße 25, 8572 Bärnbach, Austria<br />
Tel.: +43 3142 60945 0, Fax: +43 3142 60945 690, office@xentis.com, www.xentis.com<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
55
BIKETEST<br />
GREYP G6.2 EXPERT FS<br />
Not an E-Bike<br />
DAS BIKE<br />
Der Newcomer Greyp aus Kroatien ist eine Tochtergesellschaft<br />
der für das schnellste E-Auto bekannten<br />
Marke Rimac und bezeichnet sich selbst als „not a<br />
bike company“. Ein Gespräch mit den führenden<br />
Köpfen dahinter offenbart, dass daran etwas Wahres<br />
ist. Greyp ist eher eine Software-Schmiede, bei der<br />
das eigene Bike nur Mittel zum Zweck ist. Das G6.2<br />
besticht insbesondere durch den markant in Szene<br />
gesetzten 700-Wattstunden-Akku, der – anders als<br />
der Trend – förmlich schreit: „ICH BIN EIN E-BI-<br />
KE!“ Neben vielen technischen Hardware-Details<br />
wie Front- und Hecklampe mit integrierter Kamera<br />
erkennt man die wahren Features, wenn man sein<br />
Smartphone ansteckt und die hauseigene App öffnet.<br />
Dabei greift die Software auf die bis zu 30 Sensoren<br />
des MPF Motors zu, der unter anderem auch gyroskopische<br />
Werte ermittelt. Durch die integrierte eSim<br />
der Telekom findet ein permanenter Datenaustausch<br />
statt, welcher unter anderem für Software-Updates<br />
„over the air“ genutzt wird. Besonders spanned wird<br />
es aber, wenn das Ziel der Firma erreicht wird und<br />
auch andere E-Bike-Hersteller bzw. Motorenanbieter<br />
die Software nutzen.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Auf dem Trail ist das Greyp G6.2 ein sehr auf Komfort<br />
ausgerichtetes Bike, das sich eher im einfachen<br />
Gelände zu Hause fühlt. Die Geometriedaten halten<br />
sich in moderaten Gefilden auf; so kommt das<br />
Greyp bei Rahmengröße Medium mit einem Reach<br />
von 415 Millimeter, der Lenkwinkel weist 67 Grad<br />
auf und die Kettenstreben mit 480 Millimetern sind<br />
extrem lang. Auch die Sitzposition ist klar auf Komfort<br />
getrimmt, das lange Heck verpasst dem G6.2<br />
E-Mountainbike enorm gute Klettereigenschaften.<br />
Der MPF Mittelmotor verfügt über fünf unterschiedliche<br />
Unterstützungsstufen, das Fahrgefühl wirkt sehr<br />
natürlich. Das RockShox Fahrwerk mit je 150 Millimeter<br />
Federweg rundet das komfortable Fahrverhalten<br />
ab. Schnelle, technisch schwierige Abfahrten<br />
liegen dem E-Bike aufgrund der moderaten Geometrie<br />
nicht so gut. Auf einfachen bis mittelschweren<br />
Touren wird der Tourenbiker voll auf seine Kosten<br />
kommen. Die technischen Spielereien wie die über<br />
das Smartphone Interface zu steuernden Kameras<br />
machen Spaß und funktionieren sehr gut. Das Bike<br />
ist definitiv etwas für technik-affine Menschen.<br />
visionäre Software<br />
interessante Gimmicks<br />
(Kamera, Licht etc.)<br />
markantes Design<br />
sehr komfortable Geometrie<br />
Kabelverlegung der Hecklampe<br />
Kabelbaum am Lenker<br />
Preis [€] 6.999<br />
Gewicht [kg] 24,45<br />
Federgabel / Federbein RockShox<br />
Lyrik RC / RockShox Monarch RT3<br />
Federweg v/h [mm] 150 / 150<br />
Schaltung Sram E<strong>X1</strong><br />
Bremsen Formula Cura 4, 203/203<br />
Laufradsatz DT Swiss H 1700<br />
Reifen, Dimension [”] Schwalbe<br />
Magic Mary, 27,5x2,80<br />
Marke / Modell Motor MPF 6.0c<br />
Energiegehalt Akku [Wh] 700<br />
Verfügbar ab k. A.<br />
www.greyp.com<br />
56<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2 3<br />
4 5<br />
[1] Anders eben: Während die meisten Hersteller auf unauffällige Akkuintegration plädieren, setzt Greyp den 700-Wattstunden-Akku voll in<br />
Szene. [2] Der erste kurze Eindruck des MPF Mittelmotors gefiel recht gut und vermittelte ein sehr natürliches Fahrgefühl. [3] Grenzenlose<br />
Connectivität: Auf dem fest montierten Display lässt sich auch das eigene Smartphone fixieren. [4] Der Bereich innerhalb des gelb gezackten<br />
Umfeldes gibt die aktuelle Reichweite an – inklusive Höhenmeter-Einberechnung. [5] Steuerzentrale: Auf der linken Lenkerseite sitzt der Remote<br />
für Motor- und Feature-Steuerung.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
57
BIKETEST<br />
NICOLAI SATURN 14 – 27<br />
Modern - Individuell<br />
DAS BIKE<br />
Handgezogene Schweißnähte, hochwertige Aluminium-Rohrsätze<br />
und CNC-Frästeile ziehen seit jeher<br />
die Nicolai-Mountainbike-Fangemeinde in ihren<br />
Bann. So auch das Saturn 14 – 27, das die Position<br />
eines modernen Trailbikes im Portfolio des deutschen<br />
Herstellers einnimmt. Lang und flach ist die zeitgemäße<br />
Geometrie-Definition, und Nicolai geht mit seiner<br />
Geolution Trail Geometrie ganz klar in diese Richtung.<br />
Ziel ist es, die beste Fahr-Performance im Up- und<br />
Downhill, ob für den Anfänger oder sehr versierten<br />
Mountainbiker, zu erreichen. Verfügbar ist der Saturn<br />
14 in fünf verschiedenen Rahmengrößen; hier sollte<br />
für jeden die richtige Größe dabei sein. Der Saturn 14<br />
Rahmen bildet die Basis für ein Trailbike, das wahlweise<br />
auf 27,5- oder 29-Zöllern rollen kann. Durch<br />
verschiedene Steuersatzeinsätze und die tauschbaren<br />
Sitzstreben „Mutatoren“ lässt sich das Saturn in der<br />
Wunsch-Laufradgröße konfigurieren. Je nach Dämpferhub<br />
verfügt es mit 27,5-Zöllern über 130 beziehungsweise<br />
138 Millimeter Federweg, bei 29 Zoll ist<br />
der Federweg auf 130 Millimeter limitiert.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Schnell wird beim Probesitzen klar, was mit der Geolution<br />
Trail Geometrie gemeint ist. So beträgt beispielsweise<br />
bei Rahmengröße Medium der Reach schon<br />
beachtliche 480 Millimeter. Ab auf die Trails … Neben<br />
verschiedensten Uphill-Passagen, die das Nicolai top<br />
meistert, wobei das Vorderrad immer Bodenkontakt<br />
behält, schrauben wir uns zusätzlich liftunterstützt<br />
gen Berggipfel. Dann geht es etwa 1.000 Tiefenmeter<br />
über einen Singletrail bergab, der neben unzähligen<br />
Kurven und Anliegern auch Sprünge sowie flowige<br />
und technische Passagen zu bieten hat. Das potente<br />
Fox Factory Fahrwerk steht dem Nicolai prima zu<br />
Gesicht und ergibt mit dem Viergelenks-Hinterbau ein<br />
stimmiges Gesamtsystem. Trotz des nicht zu üppigen<br />
Federwegs von 130 Millimetern vorne und 138 Millimetern<br />
im Heck lassen wir es auch im technisch-ruppigen<br />
Gelände ordentlich krachen. Durch den langen<br />
Radstand und die zentrale Stehposition im Bike vermittelt<br />
das Nicolai enorm viel Sicherheit. Hier lässt<br />
man gerne die Bremse offen und hält einfach drauf.<br />
Deutlich mehr Nachdruck ist dafür vom Fahrer in engen<br />
Kursabschnitten gefordert.<br />
Laufrad-Kompatibilität<br />
potent trotz geringem Federweg<br />
Fahrspaß<br />
Farbkonfigurator<br />
Geolution Trail Geometrie<br />
Reifen<br />
Preis [€] ab 6.499<br />
Gewicht [kg] 13,95<br />
Federgabel / Federbein Fox Float<br />
34 Factory / Fox Float DPX2 Factory<br />
Federweg v/h [mm] 130 / 138<br />
Schaltung Sram GX Eagle<br />
Bremsen Hope Tech 3 E4, 200/180<br />
Laufradsatz Hope Tech Enduro 27,5<br />
Reifen, Dimension [”] Continental<br />
MountainKing, 27,5x2,40<br />
Verfügbar ab sofort<br />
www.nicolai-bicycles.com<br />
58<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2<br />
3 4 5<br />
[1] Zwischen Federbein und Sitzrohr ist der sogenannte Tension-Bar verbaut. Dieser nimmt bei harten Durchschlägen die Belastung auf und<br />
reduziert die Kräfte auf Rahmen und Bauteile. [2] Die schwarzen Gelenkpunkte sind die tauschbaren Sitzstreben-Mutatoren, die es ermöglichen,<br />
27,5- bzw. 29-Zoll-Laufräder zu montieren. [3] Zusätzlich gibt es angepasste Steuersatzeinsätze, um die Wunsch-Laufradgröße stimmig<br />
einzugliedern. [4] Hier ließe sich auch ein Flaschenhalter mitmontieren. [5] Der obere Umlenkhebel wird mittels eines computerbasierten<br />
Berechnungsverfahrens designt, um die Grundgestalt an die mechanische Belastung anzupassen.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
<strong>59</strong>
BIKETEST<br />
SANTA CRUZ HIGHTOWER CC X01 29 RESERVE<br />
Trailbike mit tiefem Schwerpunkt<br />
1 2 3<br />
[1] Der Flip-Chip ermöglicht eine High- oder Low-Einstellung für ein Finetuning der Geometrie. Der kleine Fender schützt das Federbein vor Schmutz. [2] Der Dämpfer sitzt<br />
nun tiefliegend im Rahmen. Das Hightower ist für Luftfederbeine konzipiert. [3] Der profilierte Kettenstrebenschutz sorgt für eine geringe Geräuschentwicklung im Fahrbetrieb.<br />
[4] Neben einem Protektor im Tretlagerbereich ist auch einer im oberen Bereich des Unterrohrs angesiedelt, angedacht für den Transport auf dem Pick-up-Truck.<br />
[5] Selbstverständlich verfügt das Hightower weiterhin über eine Flaschenhalteraufnahme.<br />
DAS BIKE<br />
Erst vor ein paar Monaten stellten die Kalifornier das neue Vollgas-Enduro-Bike,<br />
das Megatower, vor. Nun folgt mit selbigem Rahmenkonzept<br />
das neue Hightower Trailbike. Das auf 29 Zoll rollende Mountainbike<br />
kommt mit 140 Millimeter Federweg im Heck und einer 150er-Gabel an<br />
der Front. Das Federbein sitzt tiefliegend und die Hinterbau-Kinematik<br />
ist für ein Luftfederbein konzipiert, da dieses eine gewisse Progressionskurve<br />
schon mit sich bringt. Klar wurde auch an den Geometriedaten<br />
gefeilt. Der Reach ist angewachsen, der Sitzwinkel steiler geworden<br />
und der Lenkwinkel abgeflacht. Durch einen Flip-Chip an der hinteren<br />
Dämpferaufnahme lässt sich noch ein Feintuning der Geometrie auf<br />
die eigenen Vorlieben vornehmen. Wie gewohnt ist das Hightower in<br />
verschiedensten Ausstattungsvarianten sowohl mit Carbon-Rahmen<br />
in der preisgünstigeren C-Ausführung als auch in der etwas leichteren<br />
CC-Ausführung und als Aluminium-Variante verfügbar. Für die Damenwelt<br />
gibt es von Juliana Bikes das Modell Maverick, das sich einzig<br />
durch ein anderes Dämpfer-Set-up sowie die Lackierung vom Hightower<br />
unterscheidet.<br />
60<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
4<br />
5<br />
AUF DEM TRACK<br />
Mit dem neuen Hightower waren wir auf unseren Hometrails<br />
unterwegs, und das Fahrverhalten gefiel uns auf Anhieb. Der<br />
nun steilere Sitzwinkel von 76,6 beziehungsweise 77 Grad in<br />
Rahmengröße Medium ist im Vergleich zum Vorgängermodell<br />
im Uphill deutlich spürbar und verleiht dem Mountainbike<br />
noch mal ein ordentliches Plus an Kletterfähigkeit. Auch wenn<br />
es steiler wird, ist die Position deutlich zentraler. Der VPP-Hinterbau<br />
zeigt sich dabei recht antriebsneutral, aber natürlich<br />
ist ein leichtes Wippen zu verzeichnen. Hier bietet der Griff<br />
zum Dämpfer die Möglichkeit, das Federbein für lange Anstiege<br />
zu straffen. Ansonsten ist die Sitzposition durch einen<br />
modern langen Reach sportlich angehaucht, aber auch nicht<br />
übertrieben lange. Auf unterschiedlichen Trails bergab prüfen<br />
wir so einige Fahrmanöver ab, die ein solches Trailbike mitbringen<br />
sollte. Das Fahrwerk spricht super geschmeidig an,<br />
steht gut im mittleren Federwegsbereich und gibt bei kräftigeren<br />
Schlägen gerne den Federweg frei, um die bestmöglichste<br />
Dämpfung zu erzielen. Durchschläge konnten wir nicht verzeichnen.<br />
In einer aktiven Fahrweise lässt sich das Hightower<br />
durch engste Kehren und Kurven schlängeln. Bei schneller<br />
Fahrt liegt das Bike satt auf dem Trail. Durch die kurzen<br />
433-Millimeter-Kettenstreben lässt sich das Bike sehr leicht<br />
in den Manual ziehen, was uns supergut gefällt. Insgesamt<br />
wirkt das Fahrverhalten sehr direkt, was sicherlich auf den<br />
steifen Carbon-Rahmen, die Carbon-Felgen und den hohen<br />
Grip der Maxxis Pneus zurückzuführen ist.<br />
Ausstattung<br />
Fahrwerk<br />
Fahrverhalten<br />
nur Luftdämpfer kompatibel<br />
Gewicht<br />
Preis [€] 8.<strong>59</strong>9<br />
Gewicht [kg] 13,66<br />
Federgabel / Federbein<br />
RockShox Lyrik Ultimate / RockShox<br />
Super Deluxe Select Ultimate<br />
Federweg v/h [mm] 150 / 140<br />
Schaltung Sram X01 Eagle<br />
Bremsen Sram Code RSC, 200/200<br />
Laufradsatz DT Swiss 350 Naben /<br />
Santa Cruz Reserve 30 Carbon Felgen<br />
Reifen, Dimension [”] Maxxis Minion<br />
DHR II, 29x2,40 WT<br />
Verfügbar ab sofort<br />
www.santacruzbicycles.com<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
61
BIKETEST<br />
NINER RIP 9 RDO 29<br />
Verspielter Trail-Rowdy!<br />
DAS BIKE<br />
Über zehn Jahre ist das Rip 9 RDO nun schon das<br />
Flaggschiff im Offroad-Bereich des 29er-Pionier-Unternehmens<br />
Niner. Das kommt nicht von ungefähr.<br />
Das All-Mountain-Bike mit 150 Millimetern vorn und<br />
140 Millimetern hinten überzeugt durch die Kombination<br />
aus hochqualitativen Komponenten und die<br />
Möglichkeit der verstellbaren Geometrie des Rahmens.<br />
Durch zusätzliche Streben im Hauptrahmen<br />
und eine verbreiterte Gelenkabstützung schafft Niner<br />
einen steifen Carbon-Rahmen inklusive Gewichtsreduktion.<br />
Von fünf verschiedenen Optionen wählten<br />
wir die 4-Star-Variante mit Fox Fahrwerk, XO1 Eagle<br />
12-fach-Antrieb und Sram Guide RSC Bremsen und<br />
stellten das Niner auf die Probe.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Auf dem Herrensteig in Südtirol fühlte sich das Rip 9<br />
RDO 29 pudelwohl. Dank des Flip-Chips ermöglicht<br />
das Rad eine Veränderung der Geometrie, und der<br />
von uns getestete Low-Mode erzeugt gerade in steilen<br />
Passagen oder bei Highspeed die nötige Laufruhe.<br />
Doch auch in Kurven gibt sich das Bike dank der<br />
kompakten Kettenstrebenlänge von 435 Millimetern<br />
recht verspielt. Das 29er-Mountainbike tänzelt schon<br />
fast durch enge Passagen und möchte Luft unter<br />
den Reifen. Die Kombination aus Fox Factory Fahrwerk<br />
und der CVA Hinterbaukonstruktion hält das<br />
Niner ruhig auf dem Trail. Zu Beginn sorgt es für ein<br />
geschmeidiges Ansprechverhalten und bietet zum<br />
Ende hin genügend Gegendruck für mächtige Schläge.<br />
Für präzise Gangwechsel sorgt die Sram XO1 Eagle<br />
12-fach-Schaltung, während die Sram Guide RSC<br />
Bremsen die gewünschte Bremskraft bieten. Sieht<br />
man genauer hin, fällt die Liebe zum Detail auf. Die<br />
Bowdenzüge sind allesamt im Rahmen verstaut, das<br />
Unterrohr ist sicher geschützt und die Steuersatzkappe<br />
hat die Form eines Flaschenkopfs, damit man<br />
den Kronkorken seines Lieblingsgetränks stets vor<br />
Augen hat.<br />
verspielt<br />
Fahrwerk<br />
Ausstattung<br />
kompakte Geometrie<br />
Erreichbarkeit Luftventil-<br />
Dämpfer<br />
Preis [$] 6.950<br />
Gewicht [kg] 13,55<br />
Federgabel / Federbein Fox Float<br />
36 Factory / Fox Float DPX2 Factory<br />
Federweg v/h [mm] 150 / 140<br />
Schaltung Sram X01 Eagle<br />
Bremsen Sram Guide RSC<br />
Laufradsatz Stan’s Notubes Flow S1<br />
Reifen, Dimension [”] Maxxis<br />
Minion DHF / Aggressor, 29x2,50<br />
Verfügbar ab 2020<br />
www.ninerbikes.com<br />
62<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2<br />
3 4 5<br />
[1] Ein niedriges Sitzrohr ermöglicht auch die Verwendung von Variostützen mit 170 Millimeter Hub. [2] Nettes Gimmick: Die eigene A-Headkappe<br />
erlaubt es dir, den Kronkorken deines Lieblingsgetränks aufzustecken. [3] Eine Flaschenhalter-Montage auf dem Unterrohr ist möglich.<br />
[4] Im Schussfeld: Der untere Umlenkhebel ist durch einen dicken Protektor geschützt. [5] Der Hinterbau generiert 140 Millimeter Federweg bei<br />
29-Zoll-Laufrädern.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
63
BIKETEST<br />
NOX HYBRID 5.9 ALL-MOUNTAIN PRO<br />
Stimmiges Gesamtsystem<br />
DAS BIKE<br />
Im Jahr 2004 wurde Nox Cycles in Berlin gegründet,<br />
um hochwertige Gravity-Bikes zu produzieren. Vor<br />
nunmehr drei Jahren hat es das Unternehmen ins<br />
Zillertal verschlagen, um ausschließlich hochwertige<br />
E-Mountainbikes zu entwickeln. Das Nox Hybrid 5.9<br />
All-Mountain kommt mit 150 Millimeter Federweg<br />
und reiht sich in die Trail- und Enduro-Kategorie ein.<br />
Dank eines Flip-Chips im Ausfallende ist das Nox sowohl<br />
mit 27,5- als auch 29-Zöllern kompatibel. Für<br />
Zusatzpower sorgt ein Brose Drive S Mag Mittelmotor<br />
mit 90 Newtonmeter Drehmoment. Die nötige Energie<br />
liefert ein kapazitätsstarker 630-Wattstunden-<br />
Akku des Herstellers BMZ, der im Unterrohr integriert<br />
ist. Verfügbar ist das Nox E-Mountainbike in vier<br />
Rahmengrößen und drei Ausstattungsvarianten. Hier<br />
gezeigt wird das Topmodell Pro mit hochwertigen Fox<br />
Factory Dämpfungselementen und Variostütze für<br />
6.899 Euro. Die mittlere Ausstattung Expert mit dem<br />
Brose Drive S Mag Motor rollt für 5.499 Euro über<br />
die Ladentheke. Und das Comp-Modell ist der Einstieg<br />
in die 5.9 All-Mountain Palette; es ist mit einem<br />
Brose Drive S Alu-Antrieb ausgestattet und für 4.<strong>59</strong>9<br />
Euro zu haben.<br />
64<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
AUF DEM TRACK<br />
Das Nox Hybrid 5.9 All-Mountain Pro besitzt Ausdauer<br />
– dank des großen 630-Wattstunden-Akkus<br />
lässt sich eine ordentliche Tour einlegen. Dabei zeigt<br />
sich der Brose Drive S Mag äußerst leise im Fahrbetrieb<br />
und absolut angenehm in der Fahr-Performance.<br />
Die Sitzposition ist sehr ausgewogen und<br />
stimmig gewählt. Die längeren Kettenstreben von<br />
453 Millimetern bei 27,5 Zoll sorgen im Uphill für<br />
gute Kletterfähigkeiten. Mit der Sram X01 Eagle<br />
Schaltgruppe steht uns eine großzügige Bandbreite<br />
von 500 Prozent bei zwölf Gängen zur Verfügung.<br />
Wer oben ankommt, muss auch wieder runter, und<br />
so schießen wir mit Vollgas in die Abfahrt. Zusammen<br />
mit dem Nox E-Bike blühen wir völlig auf. Die<br />
150 Millimeter Federweg sind genau die richtige<br />
Wahl im Alpenraum, das hochwertige Fox Factory<br />
Fahrwerk leistet absolut tolle Performance und vermittelt<br />
ein komfortabel-sportliches Fahrgefühl. Das<br />
Bike liegt sicher und satt auf der Piste. Trotz des<br />
hohen Gewichts lässt es sich mit etwas Nachdruck<br />
durch engere Streckenabschnitte manövrieren und<br />
geht willig auf die Lenkbewegungen des Fahrers<br />
ein. Stellenweise wünschten wir uns grobstolligere<br />
Pneus, hier waren wir oftmals ans Limit geraten.<br />
Preis/Leistung<br />
komfortables Fahrgefühl<br />
Laufrad-Kompatibilität<br />
Reifen<br />
Preis [€] 6.899<br />
Gewicht [kg] 23,9–24,5<br />
(laut Hersteller)<br />
Federgabel / Federbein Fox Float 36<br />
Factory / Fox Float X2 Factory<br />
Federweg v/h [mm] 150 / 150<br />
Schaltung Sram X01 Eagle<br />
Bremsen Magura MT7, 203/180<br />
Laufradsatz Stan’s Notubes ZTR Flow<br />
Reifen, Dimension [”] Continental<br />
Der Baron Projekt, 27,5x2,40<br />
Marke / Modell Motor Brose Drive<br />
S Mag<br />
Energiegehalt Akku [Wh] 630<br />
Verfügbar ab sofort<br />
www.noxcycles.com
FIRST RIDES<br />
1 2 3<br />
4<br />
5<br />
[1] Nox verpasst dem 5.9 All-Mountain Pro den leistungsstarken Brose Drive S Mag Mittelmotor mit 90 Newtonmeter Drehmoment. [2] Ein Fox<br />
Float X2 Factory Federbein bändigt im noch so rauen Gelände die 150 Millimeter Federweg des Hinterbaus. [3] Aufsetzer im Gelände lassen sich<br />
nicht vermeiden. Nox schützt das Herzstück, den Brose Motor, mit einem Unterfahrschutz. [4] Im Unterrohr verbirgt sich der BMZ Akku, dessen<br />
Eckdaten 630 Wattstunden lauten und für einen großzügigen Tourenradius sorgen. Eine schnelle Demontage ist möglich. [5] Ein Flip-Chip im<br />
Ausfallende ermöglicht wahlweise die Montage von 27,5- oder 29-Zoll-Laufrädern.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
65
BIKETEST<br />
SOUR CRUMBLE<br />
Back to the Roots<br />
DAS BIKE<br />
Sour Bikes ist eine noch recht junge Radmarke mit<br />
Sitz in Dresden, die sich leidenschaftlich dem Material<br />
Stahl verschrieben hat und daraus unterschiedliche<br />
Rahmenmodelle fertigt, vom Transportbike über<br />
Gravel-Räder bis hin zu Hardtail-Mountainbikes. Die<br />
Entwicklung und Montage wird in Dresden realisiert,<br />
die Produktion der handgefertigten Rahmen in Taiwan.<br />
Leitlinie von Sour Bikes ist es, höchste Qualität<br />
zum vernünftigen Preis zu realisieren, um möglichst<br />
viele Leute aufs Bike und raus in die Natur zu bringen.<br />
Mit dem Modell Crumble hat Sour Bike ein modernes<br />
Hardtail-Trailbike aufgelegt, das für 130-Millimeter-<br />
Federgabeln konzipiert ist, verfügbar in fünf Rahmengrößen,<br />
die sich jedoch in unterschiedliche<br />
Laufradgrößen splitten. Small und Medium sind in<br />
27,5 Zoll verfügbar, nochmals Medium, Large und<br />
X-Large in 29 Zoll. Der wärmebehandelte und konifizierte<br />
Rohrsatz ist mit einer katodischen Tauchlackierung<br />
zur Korrosionsvorsorge versehen. Innen<br />
verlegte Leitung, Boost-Achsstandard und BSA-Innenlagerstandard<br />
gelten als selbstverständlich.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Mich erinnert die Testfahrt auf dem Crumble sofort an<br />
meine Anfangszeiten. War es vor 20 Jahren ganz normal,<br />
mit einem Hardtail die Trails unsicher zu machen<br />
und sein Fahrkönnen unter Beweis zu stellen, ist es<br />
heutzutage eher zur Ausnahme geworden. Mit dem<br />
Hardtail geht es nicht darum, neue Strava-Streckenrekorde<br />
zu brechen, sondern einfach darum, mächtig<br />
Spaß auf dem Bike bzw. auf den Trails zu haben.<br />
Keineswegs ist das Sour Crumble ein Mountainbike<br />
wie vor zwei Dekaden, sondern ein absolut modernes<br />
Bike, nur ohne Hinterradfederung eben. Der Reach<br />
von 465,6 Millimetern bei unserem 27,5-Zoll-Testbike<br />
in Größe Medium verdeutlicht das klar. So ist die<br />
Sitz- bzw. Stehposition sehr modern gestreckt. Durch<br />
den kurzen Vorbau ist das Fahrgefühl ganz direkt.<br />
Die 27,5er-Bereifung, die kurzen Kettenstreben von<br />
425 Millimetern und der moderat gewählte Lenkwinkel<br />
von 67 Grad verpassen dem Sour Crumble Wendigkeit<br />
und Agilität. Die Uphills gelingen gut, auch<br />
wenn hier der Sitzwinkel mit nur 73,5 Grad für eine<br />
noch zentralere Position etwas steiler ausfallen könnte.<br />
Zurück zu den Wurzeln … das Sour Crumble ist ein<br />
modernes Trail-Hardtail-Bike mit großem Spaßfaktor.<br />
Optik<br />
Fahrverhalten<br />
Rahmendetails<br />
Spaßfaktor<br />
flache Sitzwinkel<br />
Gewicht<br />
Preis [€] 749 (Rahmen)<br />
Gewicht [kg] 12,97<br />
Federgabel RockShox Revelation RC<br />
Federweg v/h [mm] 130<br />
Schaltung Sram GX / Race Face<br />
Aeffect Kurbel<br />
Bremsen Magura MT Trail, 180/160<br />
Laufradsatz Race Face Aeffect R<br />
Reifen, Dimension [”] Continental<br />
Der Kaiser Projekt, 27,5x2,4<br />
Verfügbar ab sofort<br />
www.sour.bike<br />
66<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2<br />
3<br />
4 5<br />
[1] Check – eine Variostütze mit intern verlegter Leitung darf an einem modernen Trail-Hardtail-Bike nicht fehlen. [2] Chic gelöste 160-Millimeter-Postmount-Aufnahme<br />
am Crumble von Sour. [3] Das Rahmendreieck bietet genügend Freiraum für eine Flaschenhaltermontage. [4] Die<br />
Leitungen verschwinden im Inneren der Stahlrohre. [5] Das Crumble Stahl-Hardtail-Mountainbike ist für 130-Millimeter-Federgabeln konzipiert.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
67
BIKETEST<br />
NS BIKES SYNONYM RC<br />
Neues Einsatzgebiet eröffnet<br />
DAS BIKE<br />
Anders denken ist die Devise von NS Bikes. So begann<br />
man mit Northshore-Bikes, Dirtjump- und<br />
Street-Rädern und machte sich schnell einen Namen<br />
in der Szene. Jahre vergingen, und NS Bikes erweiterte<br />
sein Segment immer mehr in Richtung Mountainbike-Bereich,<br />
speziell in der Abfahrtskategorie. Für die<br />
Saison 2020 wurde nun auf den Media Days das erste<br />
reinrassige Cross-Country-Fully Synonym vorgestellt:<br />
eine radikale Geometrie, bepackt mit hochqualitativen<br />
Komponenten wie Fox, Sram und Maxxis. Wahlweise<br />
ist das Bike in der RC-Variante mit 100 Millimetern<br />
bzw. als TR-Version mit 120-Millimeter-Fahrwerk erhältlich.<br />
Die Rahmenplattform ist dabei dieselbe, der<br />
Federweg ergibt sich durch verschiedene Dämpfer mit<br />
unterschiedlichem Hub. Der leichte Carbon-Rahmen<br />
kann sowohl in vier Größen als auch vier Ausstattungsvarianten<br />
ab Dezember 20<strong>19</strong> erworben werden.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Sobald man im Sattel des NS Bikes Synonym RC sitzt,<br />
merkt man ziemlich schnell, für welchen Zweck das<br />
Rad konstruiert wurde. Mit einem Reach von satten<br />
475 Millimetern und einem Lenkwinkel von 67 Grad<br />
in Größe Medium kann sich das Fully gerade im Race-<br />
Bereich beweisen. Ganz egal, ob bergauf oder bergab<br />
– das Synonym marschiert geradewegs nach vorn,<br />
ohne an Fahrspaß zu sparen. Im Uphill kommt dem<br />
Rad neben dem vom Lenker aus komplett blockierbaren<br />
Fahrwerk und dem niedrigen Gewicht ein relativ<br />
steiler Sitzwinkel von 77 Grad zugute, welcher das<br />
Synonym geradezu zum Klettern animiert. Wie verschiedene<br />
andere Rahmenhersteller auch verzichtet<br />
NS Bikes auf einen Horst-Link am Hinterbau, um so<br />
mehr Steifigkeit zu erreichen und Gewicht zu sparen.<br />
Die nötige Bewegung von Sitz- und Kettenstreben wird<br />
durch einen gewissen Materialflex erreicht. Noch keine<br />
Selbstverständlichkeit in der XC-Szene, doch das<br />
Synonym RC ist mit einer Variostütze mit 100 Millimeter<br />
Hub ausgestattet. Diese vermittelt in der Abfahrt<br />
deutlich mehr Sicherheit und die Bewegungsfreiheit<br />
auf dem Bike wird stark erhöht. In der Abfahrt legt das<br />
Bike eine tolle Performance hin.<br />
Steifigkeit<br />
Gewicht<br />
Variostütze<br />
Preis<br />
Preis [€] 6.999<br />
Gewicht [kg] 10,7<br />
Federgabel / Federbein Fox Float<br />
32 StepCast Factory / Fox Float<br />
DPS Factory<br />
Federweg v/h [mm] 100 / 100<br />
Schaltung Sram XO1 Eagle<br />
Bremsen Sram Level TLM, 180/160<br />
Laufradsatz NS Engima Lite 29”<br />
Reifen, Dimension [”]<br />
Maxxis Ikon / Rekon Race, 29x2,20<br />
Verfügbar ab Dezember 20<strong>19</strong><br />
www.nsbikes.com<br />
68<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2<br />
3 4 5<br />
[1] Je nach Dämpferhub generiert der Hinterbau 100 bzw. 120 Millimeter Federweg. [2] Flexende Sitzstreben ersetzen den Horst-Link am<br />
Hinterbau. Das Resultat: mehr Steifigkeit und weniger Gewicht. [3] Langer Reach und langer Vorbau – die Sitzposition auf dem Synonym ist<br />
sehr sportlich gestreckt. [4] Eine Fox Float 32 StepCast mit 100 Millimetern performt an der Front; per Lenker-Remote straffbar. [5] Erhöht den<br />
Fahrspaß und die Fahrsicherheit im Downhill enorm: eine 100-Millimeter-Variostütze.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
69
BIKETEST<br />
SIMPLON RAPCON PMAX<br />
Naturtalent // Alleskönner // Understatement<br />
DAS BIKE<br />
<strong>19</strong>30 mit einem Fahrradgeschäft gestartet, begann<br />
Josef Hämmerle 20 Jahre später, hochwertige Räder<br />
herzustellen. <strong>19</strong>61 wurde schließlich Simplon<br />
gegründet, doch der Grundgedanke ist bis heute<br />
unverändert. So geht Simplon mit dem Rapcon<br />
Pmax aufs Ganze in Sachen E-MTB. Dabei setzen<br />
die Österreicher auf einen steifen Carbon-Rahmen<br />
mit Flip-Chip, einem Bosch Performance Line CX<br />
Mittelmotor der brandneuen Generation mit Doppel-Akku-Option<br />
sowie einem Fahrwerk von 160 Millimetern<br />
an der Front und 150 Millimetern am Heck.<br />
Zurück zur Doppel-Akku-Option: Standardmäßig ist<br />
der neue, 625 Wattstunden leistungsstarke Akku im<br />
Unterrohr integriert. Wer jedoch möchte und lange<br />
Touren plant, der hat optional die Möglichkeit, einen<br />
500-Wattstunden-Akku auf dem Unterrohr zu montieren,<br />
um insgesamt 1.125 Wattstunden zu erreichen.<br />
Damit sollte einiges möglich sein. Um auf die<br />
genauen Wünsche der Kunden eingehen zu können,<br />
lässt sich auch das E-Fully, wie üblich bei Simplon,<br />
via Konfigurator individuell ausstatten.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Simplon gelingt mit dem neuen Rapcon Pmax ein<br />
absolut ausgewogenes E-MTB mit starken Enduro-Genen,<br />
welches nirgendwo anders als in den<br />
Bergen ausgefahren werden möchte. Wir sind das<br />
E-Mountainbike in Rahmengröße Medium gefahren,<br />
und das Bike zeigte in der Praxis ein absolut ausgeglichenes<br />
Fahrverhalten. Die Kletterpassagen meisterten<br />
wir dank der Motorunterstützung des Bosch<br />
Performance Line CX mühelos, das Handling des<br />
Bikes war astrein, die Sitzposition zentral passend.<br />
Dank der großen 29-Zoll-Bereifung überrollten wir<br />
Wurzelfelder und raue Passagen mit Bravour. Wer<br />
möchte, kann das Simplon dank Flip-Chip auch<br />
mit einer 27,5+-Bereifung ausstatten. Auch in der<br />
Abfahrt performte das Rapcon Pmax auf ganzer Linie.<br />
Das Rock Shox Fahrwerk verrichtet einen guten<br />
Dienst, das Bike liegt sicher und satt auf der Piste.<br />
Mit 160 beziehungsweise 150 Millimeter Federweg<br />
lässt es sich auch ordentlich durch technisch<br />
schwieriges Terrain ballern.<br />
ausgewogene Geometrie<br />
Flip-Chip<br />
Doppel-Akku-Option<br />
Konfigurator<br />
Gewicht<br />
Preis [€] ab 6.699<br />
Gewicht [kg] 22,55<br />
Federgabel / Federbein RockShox<br />
Lyric / RockShox Super Deluxe<br />
Federweg v/h [mm] 160 / 150<br />
Schaltung Sram Eagle X<strong>X1</strong> AXS<br />
Bremsen Shimano SLX, 203/180<br />
Laufradsatz DT Swiss <strong>19</strong>00 Spline<br />
Reifen, Dimension [”]<br />
Schwalbe Magic Mary, 29x2,60<br />
Marke / Modell Motor<br />
Bosch Performance Line CX<br />
Energiegehalt Akku [Wh] 625<br />
Verfügbar ab 2020<br />
www.simplon.com<br />
70<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
1 2 3<br />
4 5<br />
[1] Unser Testbike war mit einer elektronischen Sram X<strong>X1</strong> Eagle AXS Schaltgruppe ausgestattet – tadellose Funktion in der Praxis. [2] Im Fall<br />
der Fälle ließe sich zusätzlich auf dem Unterrohr ein 500-Wattstunden-Akku montieren – gesamt stehen dann 1.125 Wattstunden zur Verfügung.<br />
[3] Die Leitungen verschwinden durch den Steuersatzdeckel ins Rahmeninnere. [4] Saubere Führung der Kabel um den Drehpunkt des<br />
Hinterbaus; vor dem Motor ist die Ladebuchse zu sehen. [5] Ein RockShox Super Deluxe Federbein bändigt die 150-Millimeter-Federweg.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
71
BIKETEST<br />
ROSE THRILL HILL 4<br />
Rennbike und/oder leichtes Trailbike<br />
1<br />
2 3<br />
[1] Geschmeidig und präzise gehen die Schaltgänge auf der neuen Shimano XTR 12-fach Gruppe vonstatten. [2] Die 100 Millimeter Federweg am Hinterbau dämpft ein<br />
hochwertiger Fox Float DPS Factory Dämpfer, der per Lenker-Remote blockiert werden kann. [3] Unser Testbike ist mit einer Fox Float 34 Stepcast und 120 Millimetern ausgestattet,<br />
was ein Teil des Trail-Updates von Rose ist. [4] Der Shimano XTR 2 Kolben-Bremssattel versteckt sich im Hinterbaudreieck. [5] Vorbau, Lenker und Sattelstütze<br />
kommen vom Komponentenhersteller Newmen und gefallen gut.<br />
DAS BIKE<br />
Das Thrill Hill Mountainbike vom Direktversender Rose ordnet sich<br />
grundsätzlich in der XC- beziehungsweise Marathon-Fraktion ein. Klassischerweise<br />
kommt das Bike mit je 100 Millimeter Federweg und Carbon-Rahmen.<br />
Jedoch bietet Rose per Konfigurator die Möglichkeit, dem<br />
Thrill Hill ein Trail-Update zu verpassen. Damit lässt sich das Mountainbike<br />
mit einer Trail-Gabel wie an unserem Testbike, mit einer Fox Float<br />
34 StepCast und 120 Millimeter Federweg bestücken. Abweichend zu<br />
unserem Testbike beinhaltet das Trail-Update zusätzlich noch eine Va-<br />
72<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
FIRST RIDES<br />
4 5<br />
riostütze und breitere Reifen. Ab September ist das<br />
Thrill Hill in sechs verschiedenen Ausstattungsversionen<br />
von 2.<strong>59</strong>9 Euro bis hin zum Topmodell für<br />
5.999 Euro erhältlich. Es gibt drei Rahmengrößen<br />
sowie drei verschiedene Farbkombis.<br />
AUF DEM TRACK<br />
Unser Testbike, das Rose Thrill Hill 4, hat mit der<br />
Fox Float 34 StepCast 120 Millimeter nur einen<br />
Teil des Trail-Updates bekommen. Die Maxxis<br />
Ikon Reifen und die Newmen Sattelstütze entsprechen<br />
der Standardausführung. Die Sitzposition<br />
auf dem Rose Thrill Hill 4 Mountainbike ist,<br />
wie für ein XC- und Mara thonbike üblich, sportlich.<br />
Der Reach beträgt in Rahmengröße Medium<br />
zwar moderate 430 Millimeter, jedoch ist das<br />
Mountainbike mit einem 80 Millimeter langen Vorbau<br />
bestückt. Flache wie steile Uphills bezwingen<br />
wir gut. Einzig der Sitzwinkel von 74,5 Grad,<br />
der wegen der 120-Millimeter-Gabel noch mal flacher<br />
wird, könnte einen Tick steiler ausfallen, um<br />
im steilen Bergan noch zentraler im Bike zu sitzen.<br />
Die Schaltvorgänge der neuen 1x12 Shimano XTR<br />
Gruppe gehen selbst unter Belastung geschmeidig<br />
vonstatten, und mit einer Übersetzungsbandbreite<br />
von 510 Prozent sollte für jegliche Situation der<br />
passende Gang parat stehen. Für die Sekundenjagd<br />
lässt sich per Lenker-Remote das Fox Float<br />
DPD Federbein blockieren. Im offenen Mode ist<br />
dem Hinterbau beim Pedalieren nur ein minimales<br />
Wippen zu entlocken. Im Downhill zeigt sich das<br />
Fox Fahrwerk als sportlich straff und steht hoch<br />
im Federweg. Das Rose Thrill Hill 4 zeigt sich agil<br />
und spritzig im Handling. Mit zusätzlicher Variostütze<br />
und grobstolligen Pneus mutiert das Marathon-Mountainbike<br />
zum leichten Trailbike.<br />
agiles Handling<br />
Ausstattung<br />
Trail-Update-Option<br />
Preis/Leistung<br />
Vorbaulänge im Trailbike-Einsatz<br />
Preis [€] 4.610<br />
Gewicht [kg] 10,65<br />
Federgabel / Federbein Fox Float 34<br />
SC Factory / Fox Float DPS Factory<br />
Federweg v/h [mm] 120 / 100<br />
Schaltung Shimano XTR<br />
Bremsen Shimano XTR, 180/160<br />
Laufradsatz DT Swiss XR 1501 Spline One<br />
Reifen, Dimension [”] Maxxis Ikon,<br />
29x2,20<br />
Verfügbar ab September<br />
www.rosebikes.de<br />
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world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
73
MATERIAL<br />
GETESTET<br />
CRANK BROTHERS<br />
SYNTHESIS E<strong>11</strong> CARBON<br />
Es war die erste Pressemeldung, die nach meinem Start<br />
bei der world of mtb in meinem Postfach gelandet ist. Nach<br />
anfänglicher Skepsis wurde meine Stimmung während des<br />
Lesens der Pressemeldung immer besser, und am Ende<br />
war mein Interesse geweckt! Crank Brothers und Industry<br />
Nine machen gemeinsame Sache? Das muss ich testen!<br />
Fast genau vier Wochen später hingen sie dann fertig montiert<br />
in meinem Bike, die Crank Brothers Synthesis E<strong>11</strong><br />
Carbon Laufräder in 29 Zoll (in 27,5 Zoll ebenfalls erhältlich).<br />
Der Laufradsatz kommt aus der Box quasi tubeless<br />
ready mit vormontiertem Tubeless-Band und Ventilen. Die<br />
Maxxis Minion DHF Pneus ließen sich ohne Kompressor<br />
tubeless auf die Felgen montieren. Der 2,6er-Reifen sitzt<br />
satt auf der 31- und 29,5-Millimeter-Felge. Danach ging<br />
es direkt in den Dauereinsatz, und dieser hält jetzt schon<br />
gute acht Wochen und mehr als 1.300 Trail-Kilometer an.<br />
Bisher machen die Laufräder einen absolut guten Gesamteindruck.<br />
Zu Beginn hatten mich die Industry Nine<br />
Hydra Naben bei Schaltvorgängen, die nicht unter Last<br />
stattfanden, immer etwas verwirrt und ich dachte ständig<br />
an einen Defekt, weil der Freilauf immer über wein paar<br />
Zähne freigelaufen ist und das typische Summen zu hören<br />
war. Daran gewöhnt, machen die Laufräder unheimlichen<br />
Spaß, haben schon einige Durchschläge überlebt und der<br />
direkte Antritt durch die Hydra Naben ist sensationell! Bisher<br />
performte der Laufradsatz in allen Praxissituationen<br />
und wir können weder einen Verschleiß noch einen Defekt<br />
verzeichnen.<br />
FAZIT<br />
Mit dem Crank Brothers Synthesis E<strong>11</strong> Carbon<br />
Laufradsatz bewegt sich Crank Brothers<br />
in die richtige Richtung und bringt ein solides und robustes<br />
Laufrad auf den Markt, welches mit der Konkurrenz mithalten<br />
kann. Dafür muss man jedoch auch tief in die Tasche<br />
greifen. Tester Christoph<br />
Preis [€] 2.399<br />
Gewicht [g] 1.825 (29”)<br />
Felgenbreite innen [mm] 31,5 (VR) / 29,5 (HR)<br />
Garantie lebenslang<br />
www.crankbrothers.com<br />
Verarbeitung<br />
Gewicht<br />
Funktion<br />
74<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
GETESTET<br />
SELLE ITALIA<br />
X-LR TI 316 SUPERFLOW S3<br />
Zum Hero-Dolomites-Rennen hat mir Selle Italia die Gelegenheit<br />
gegeben, den X-LR Kit Carbonio Superflow zu<br />
testen. Der Clou: Ich habe die auf 14 Stück limitierte Sonderedition<br />
zum Hero Dolomites bekommen. Die Sitzweite<br />
L3 entspricht exakt den ermittelten Angaben aus dem<br />
Onlinetool zur Ermittlung des passenden Sattels. Laut „id<br />
match“, bei dem man sieben Fragen beantwortet, entsprach<br />
das Ergebnis dem L3 X-LR Kit Carbonio Superflow.<br />
Trotz des gewagten Experiments, das 86-Kilometer- und<br />
4.500-Höhenmeter-Rennen mit einem nagelneuen Sattel<br />
zu bestreiten, habe ich es nicht bereut! Der Sattel passt<br />
perfekt. Die Breite von 145 Millimetern ist optimal. Die Polsterung<br />
ist sparsam, aber genau ausreichend, auch ohne<br />
gepolsterte Innenhose. Der ausgesparte Dammbereich<br />
verhindert Druck auf die wertvollsten Stellen, und durch<br />
die filigrane Bauweise und das verwendete Carbon-Keramik-Material<br />
hat man einen angenehmen Flex. Bevor ich<br />
den L3 X-LR Kit Carbonio Superflow testen konnte, hatte<br />
ich den S3 X-LR Superflow Ti316. Dieser hat eine Breite<br />
von 131 Millimetern. Mein Tipp: unbedingt die richtige<br />
Breite ermitteln oder für ein paar Tage zum Testen ausleihen!<br />
Mit der S3-Breite wäre ich auf Dauer nicht glücklich<br />
geworden, auch wenn mein Hintern schmaler wirkt, als ich<br />
meinte. Auch super: Das Fibra-Tek-Material der Sitzfläche<br />
sorgt bei beiden Modellen für angenehmes Sitzen, ohne zu<br />
verrutschen.<br />
FAZIT<br />
Nach dem Hero-Dolomites-Rennen habe ich<br />
den Selle Italia X-LR Kit Carbonio Superflow<br />
beim Heavy24 und der MTB Trilogy, einem der härtesten<br />
Marathon-Etappenrennen Europas, in der Grenzregion von<br />
Tschechien und Polen weiter getestet und bin nach wie vor<br />
sehr zufrieden. Tester Holger<br />
Preis [€] 239,90 (X-LR Kit Carbonio Superflow) /<br />
1<strong>59</strong>,90 (X-LR Superflow Ti316)<br />
Als Sondermodell unverkäuflich. Nur 14 Stück wurden produziert.<br />
Gewicht [g] 138 (X-LR Kit Carbonio Superflow, Größe L3) /<br />
165 (X-LR Superflow Ti316, Größe S3)<br />
www.selleitalia.com<br />
Passform<br />
(unbedingt Größe mit „id match“ ermitteln bzw.<br />
im Geschäft testen)<br />
Verarbeitung<br />
Optik<br />
Haptik<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
75
MATERIAL<br />
GARMIN<br />
EDGE 830 INKL. MTB-BUNDLE<br />
Denkt man an mobile Navigation auf dem Bike, gibt es<br />
wohl kaum einen Hersteller, der zu Recht mit seinem Namen<br />
für eine gesamte Produktkategorie steht. Ob Garmin<br />
mit dem neuen Edge 830 auch unseren Ansprüchen gerecht<br />
wird, musste man aber erst einmal beweisen. Das<br />
Edge 830 macht einen hochwertigen und robusten Eindruck<br />
und bietet eine intuitive Menüführung mittels Touch<br />
Display, das das erste Set-up sehr erleichtert. Das Einrichten<br />
des Garmin-Benutzerkontos und die Kopplung mit dem<br />
Smartphone klappt auf Anhieb und frustfrei, das Verbinden<br />
mit komoot, Strava, Trailforks etc. ebenso. Zum Planen von<br />
Touren habe ich dabei meistens auf komoot zurückgegriffen.<br />
Dabei kann man bequem die geplanten Touren offline<br />
auf dem Edge speichern und auch ohne Smartphone losradeln.<br />
Beim Abweichen von der Route plant das Garmin<br />
selbstständig um und schickt einen möglichst bald auf<br />
die geplante Tour/Route zurück. Die zusätzlich im Mountainbike-Bundle(MTB-Bundle)-Lieferumfang<br />
enthaltende<br />
Fernbedienung und der Geschwindigkeitssensor lassen<br />
sich bequem mittels Touch-Oberfläche des gut ablesbaren<br />
2,6-Zoll-Displays verbinden, zusätzlich kann man natürlich<br />
auch Wattmesssysteme, Brustgurte und andere Systeme<br />
über ANT+ oder BLE koppeln und die Daten aufzeichnen<br />
und auswerten lassen. Neben der Distanz und Höhe, die<br />
über GPS, Glosnas und den barometrischen Höhenmesser<br />
angezeigt und aufgezeichnet werden, bietet das 830er<br />
auch die Auswertung von Flow- und Grit-Wert. Beim Flow-<br />
Wert kann man grafisch vergleichen, wie flüssig der eigene<br />
Fahrstil ist, und konkret auf dem gleichen Trail mit unterschiedlicher<br />
Linienwahl oder Fahrweise beeinflussen. Grit<br />
wiederum liefert einen guten Überblick über die Schwierigkeit<br />
des jeweiligen Trails oder der Tour. Dabei wird die Geschwindigkeit<br />
von Auf- und Abstiegen und der Winkel von<br />
Kurven berücksichtigt. Viel spannender für mich war dabei<br />
allerdings MTB Dynamics. Der kleine Computer am Lenker<br />
erkennt dabei automatisch Sprünge und zeichnet Distanz,<br />
Airtime und Geschwindigkeit auf. Schon cool, wenn man<br />
im Nachhinein sieht, dass der vermeintliche kleine Hüpfer<br />
auf dem Trail doch ein paar Meter weiter ging als erwartet.<br />
Relevanter für viele wird allerdings die Auswertung von Fitnessdaten<br />
sein. Über die Garmin-Connect-Homepage oder<br />
App am Smartphone lassen sich hier konkrete Trainingsziele<br />
über Analyse der Herzfrequenz in Kombination mit<br />
Wattleistung und Sauerstoffaufnahme ermitteln und kontrollieren.<br />
Das Edge 830 hat über den gesamten Testzeitraum<br />
zuverlässig funktioniert, innerhalb von Sekunden den<br />
Standort gefunden und mich auch bei der Akkulaufzeit auf<br />
langen Tagestouren nie im Stich gelassen.<br />
FAZIT<br />
Garmin bietet mit dem neuen Edge 830 einen<br />
vielfältigen Bike-Computer, der neben zuverlässiger<br />
Navigation vor allem mit vielen Trainingsfeatures<br />
und einer super App-Integration punkten kann. Die Bedienung<br />
ist intuitiv, die Verarbeitung und Haltbarkeit tadellos,<br />
die Akkulaufzeit klasse. Tester Andi<br />
Preis [€] 399,99 (mit MTB-Bundle 469,99)<br />
Gewicht [g] 80<br />
Lieferumfang MTB-Bundle Standardhalterung,<br />
MTB-Halterung, Fernbedienung, Silikonhülle,<br />
USB-Kabel, Geschwindigkeitssensor, Tether<br />
www.garmin.com<br />
Preis/Leistung<br />
Haltbarkeit<br />
Bedienung<br />
Kompatibilität<br />
76<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
GETESTET<br />
MET<br />
PARACHUTE MCR<br />
Nachdem das Enduro bei mir Trail- und Downhill-Bike ersetzt hat,<br />
habe ich zwangsläufig meinen Fullface-Helm kaum mehr aus seiner<br />
Tasche geholt. Dennoch habe ich mir schon auf vielen Touren oder<br />
an Bikepark-Tagen den schützenden Kinnbügel gewünscht. Der Met<br />
Parachute MCR nimmt sich genau dieses Wunsches an und schafft<br />
nun den Spagat noch deutlich besser als seine Vorgänger. Mit dem<br />
Magnetic Chin Release gelingt den Italienern die einfache und intuitive<br />
Installation des Kinnschutzes mit nur wenigen Handgriffen. Dabei wird<br />
sogar noch die Sicherheitsnorm ASTM erfüllt, die für Fullface-Helme<br />
gilt. Im Uphill wird in Halbschalenmanier getreten, wobei lediglich das<br />
etwas höhere Gewicht auffällt. Die Durchlüftung ist angenehm und der<br />
Sitz durch das den Kopf umschließende BOA-Fit-System sehr gut einstellbar.<br />
Im Inneren des Helms kommt ein MIPS-System zum Einsatz,<br />
wodurch das Gehirn bei einem Aufprall vor Rotationskräften geschützt<br />
sein soll. Der Verschluss des Helms erfolgt mittels Fidlock-System, welches<br />
eine einfache und einhändige Bedienung zulässt. Das Anbringen<br />
des Kinnbügels ist nach wenigen Versuchen so leicht, dass der Helm<br />
nicht abgenommen werden muss. Durch das weit offene Sichtfeld und<br />
die große Öffnung im Bügel fällt das Atmen sehr leicht und der Tragekomfort<br />
bleibt äußerst angenehm. Auch das Tragen von großen Goggles<br />
stellt dabei kein Problem dar.<br />
FAZIT<br />
Nachdem ich im Vorfeld skeptisch gegenüber der 2-in-1-<br />
Lösung war, trage ich den Parachute MCR von Met nun<br />
wirklich sehr gerne. Durch das einfache Ab- und Anbauen des Kinnbügels<br />
nutze ich das Mehr an Sicherheit nun deutlich öfter, auch bei<br />
Touren. Tester Max<br />
ROCKSHOX<br />
REVERB STEALTH<br />
Wie keine andere variable Sattelstütze hat die RockShox Reverb die<br />
letzten Jahre Platz an vielen Bikes gefunden. Durch die enorme Zahl an<br />
Erstausrüstern haben sich natürlich auch ein paar Probleme deutlich<br />
größer aufgebauscht, als das bei weniger präsenten Stützen der Fall<br />
war. Dieser hat sich RockShox nun angenommen und die Lösung in der<br />
neuen Reverb vorgestellt. Im Wesentlichen wurde das Innenleben so<br />
verändert, dass durch den Einsatz von anderem Öl und Dichtungen und<br />
der Verringerung der Volumina die Reibung wesentlich reduziert wurde.<br />
Das spürt man, sobald man den Hebel betätigt und mit minimalem<br />
Kraftaufwand die Stütze einfahren kann. Zudem wurde am unteren Teil<br />
der Stütze, wo die Leitung angeschlossen wird, deutlich platzsparender<br />
gebaut, was zusammen mit der geringeren Einbaulänge die Chance<br />
gibt, eventuell bei gleicher Sattelhöhe mehr Hub zu verbauen. Das ist<br />
aber natürlich von Rahmen zu Rahmen unterschiedlich. Der größte Unterschied<br />
macht sich beim Anheben des Bikes bemerkbar, denn anders<br />
als vorher lässt sich die Stütze nur mit sehr viel Kraftaufwand herausziehen,<br />
was zum Eindringen von Luft führen kann und zum verbreiteten<br />
Federn führte. Selbst wenn dies passieren sollte, verfügt die Reverb nun<br />
über ein Entlüftungsventil im Kopf der Stütze. Damit wurden die wesentlichen<br />
Kritikpunkte ausgemerzt – einige werden dennoch die hydraulische<br />
Ansteuerung bemängeln. In meinem Fall funktioniert die Stütze<br />
butterweich und problemlos. Mission definitiv geglückt!<br />
FAZIT<br />
Die neue RockShox Reverb Stealth kommt ohne die wesentlichen<br />
Schwächen seiner Vorgängerin aus und lässt<br />
sich butterweich und präzise bewegen. Sogar das Service-Intervall wurde<br />
um 30 Prozent verlängert! Tester Max<br />
Preis [€] 329,95<br />
Gewicht [g] 455 (ohne Bügel, Gr. M),<br />
840 (mit Bügel, Gr. M)<br />
Größen S / M / L<br />
Farben 6 verschiedene<br />
www.met-helmets.com<br />
Tragekomfort<br />
Belüftung<br />
Gewicht<br />
Preis [€] 390 (Standardhebel) / 445 (1x-Remote)<br />
Gewicht [g] 560 (31,6-mm-/150-mm-<br />
Ausführung)<br />
Durchmesser [mm] 30,9 / 31,6 / 34,9<br />
Hublängen [mm] 100 / 125 / 150 / 175 / 200<br />
www.rockshox.com<br />
Preis/Leistung<br />
Funktion<br />
Ergonomie<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
77
MATERIAL<br />
BC ORIGINAL<br />
LOAMER DISC CENTER LOCK 29” BOOST<br />
Bike Components bietet jetzt auch eigene Laufradsätze an, die sich vor<br />
allem an preisbewusste Radler richten. Der Loamer Disc Laufradsatz<br />
bietet dabei eine gelungene Kombination der BC Felge mit 28 Millimeter<br />
Innenweite, die über konifizierte Sapim Race Straightpull Speichen<br />
und Alu-Nippel dreifach gekreuzt mit der BC Alu-Nabe verbunden werden.<br />
Der Zahnscheiben-Freilauf rastet deutlich vernehmbar ein und bietet<br />
eine schöne Soundkulisse am Heck. Der Einrastwinkel mit 18 Grad<br />
könnte etwas kleiner sein, fällt in der Praxis aber selten wirklich negativ<br />
auf. Beim Lieferumfang lässt sich Bike Components nicht lumpen und<br />
packt neben mehr als ausreichend Tubeless-Felgenband und Ventilen<br />
auch gleich noch Ersatzspeichen, Nippel und Washer dazu. Auch nach<br />
zahlreichen ruppigen Enduro-Ausfahrten und mit ambitioniert niedrigem<br />
Luftdruck zeigt sich der mit 1.763 Gramm relativ leichte 29-Zoll-Laufradsatz<br />
recht unbeeindruckt und ohne nennenswerten Seiten- oder Höhenschlag.<br />
Beim Einbaumaß gibt es lediglich das inzwischen sowieso<br />
am weitesten verbreitete Boost-Maß mit 15x<strong>11</strong>0 Millimetern vorne und<br />
12x148 Millimetern am Heck. Beim Freilauf hat man die Wahl zwischen<br />
dem klassischen Shimano und dem XD Freilaufkörper. Bremsscheiben<br />
werden entweder direkt über die Center-Lock-Aufnahme montiert oder<br />
über den optional erhältlichen 6-Loch-Adapter.<br />
FAZIT<br />
Wer einen zuverlässigen und schicken Laufradsatz mit<br />
super Preis-Leistungs-Verhältnis sucht, wird mit dem<br />
Loamer Disc von BC Original vollkommen eins werden. Neben allem<br />
nötigen Zubehör zur Tubeless-Montage und Ersatzteilen bietet der dezente<br />
schwarze Laufradsatz mit seinen 1.763 Gramm auch eine interessante<br />
Tuning-Option für viele Fahrer, die für wenig Geld Gewicht<br />
sparen wollen. Tester Andi<br />
BELL<br />
SIXER MIPS<br />
Die Amerikaner von Bell schicken mit dem Sixer MIPS einen Enduro-Helm<br />
ins Rennen, der viele State-of-the-art-Features enthält. Um<br />
den Kopf bei Stürzen vor dynamischen Drehbewegungen zu schützen,<br />
kommt beim Sixer das MIPS-System zum Einsatz. Dieses ist sauber an<br />
die Schale des Helms angepasst, wodurch eine offene und gut belüftete<br />
Konstruktion möglich wird. Auch die zugehörigen Pads aus antibakteriellem<br />
Schaumstoff sind sehr gut am MIPS-System angebracht, sodass<br />
der Helm angenehm sitzt, gleichzeitig aber keine lästigen Druckstellen<br />
entstehen. Anders als bei vielen MIPS-Helmen klappert das System innerhalb<br />
des Helmes kaum und die Bewegung auf dem Kopf ist kaum<br />
ausgeprägt. Durch die tief ins Gesichtsfeld hineingezogene Form sitzt<br />
der Sixer MIPS perfekt auf dem Kopf und wird durch das Float-System<br />
sauber umschließend festgezurrt. Der Nachteil des tiefen Sitzes macht<br />
sich beim Tragen einer Brille bemerkbar, da der Helm bei Erschütterungen<br />
die Brille nach unten drückt. Der mitgelieferte GoPro-Halter kann in<br />
den mittleren Lüftungsschlitz eingeklippt werden, sodass ein schnelles<br />
Anbringen möglich ist. Einzig die Perspektive ist durch den weit hinten<br />
platzierten Lüftungsschlitz nicht optimal. Sehr positiv fällt das Visier auf,<br />
das mit einer feinen Rasterung am Helm befestigt ist. Durch leichten<br />
Druck lässt sich so der Sonnenschutz einfach nach oben oder unten<br />
bewegen. In der obersten Position kann auch eine Goggle unter dem<br />
Visier geparkt werden.<br />
FAZIT<br />
Der Bell Sixer MIPS ist ein gut sitzender Enduro-Helm, der<br />
sauber verarbeitet ist und super Details wie den GoPro<br />
Mount hat. Das Gewicht ist etwas überdurchschnittlich, die Belüftung<br />
aber top. Tester Max<br />
Preis [€] 399,99<br />
Gewicht [g] 836 (VR) / 927 (HR)<br />
Lieferumfang Tubeless-Band, Ventile,<br />
2 Ersatzspeichen, 2 Nippel, 2 Washer<br />
www.bike-components.de<br />
Preis/Leistung<br />
Haltbarkeit<br />
Gewicht<br />
Tubeless-Montage<br />
Preis [€] 169,99<br />
Gewicht [g] 380<br />
Größen S / M / L<br />
Farben <strong>11</strong> verschiedene Farbkombinationen<br />
www.bellhelmets.com<br />
Preis/Leistung<br />
Verarbeitung<br />
Gewicht<br />
78<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
GETESTET<br />
PIRELLI<br />
SCORPION MTB S & MTB R, 29 X 2,40”<br />
In einer Woche Alpencross, auf Touren am Wildkogel und in den Kitzbüheler<br />
Alpen, habe ich die Pirelli Scorpion MTB R und MTB S in 2,40<br />
Zoll Breite testen dürfen. Testbike war mein Chromag Rootdown Hardtail,<br />
montiert auf 29-Zoll-Carbon-Laufräder mit 26 Millimeter Felgeninnenbreite<br />
(Enve M60). Die Tubeless-Montage war denkbar einfach.<br />
Ohne viel Kraftaufwand haben sich beide Reifen mühelos aufziehen<br />
lassen. Das ist mit anderen Reifenmodellen manchmal nicht so einfach<br />
gewesen. Vorne bin ich mit 1,8, hinten mit 2,0 bar Luftdruck gefahren.<br />
Das Gewicht für beide Reifen liegt mit 940 Gramm für den<br />
MTB S und 920 Gramm für den MTB R im normalen Bereich für Tourund<br />
Trail-Reifen. Mit groben und weit auseinanderliegenden Stollen<br />
hat der MTB S am Vorderrad sowohl bei nassen als auch trockenen<br />
Bedingungen einen super Job gemacht. Besonders im weichen Untergrund,<br />
aber auch auf Schotter, Fels und nassen Wurzeln hatte ich bis<br />
zum Grenzbereich ein sehr sicheres, definiertes Gefühl. Beide Reifenmischungen<br />
wirken – rein subjektiv bemerkt – relativ weich und können<br />
sich so ganz gut dem Untergrund anpassen. Der MTB R ist spezifisch<br />
für das hintere Laufrad konzipiert. Die Mittelstollen sind kleiner und sorgen<br />
für gute Rolleigenschaften. Selbst im groben Gelände mit Wurzelwerk<br />
oder losem Schotter konnte sich der Reifen gut verbeißen. Positiv<br />
fällt dem Hardtail-Fahrer die gute Dämpfung auf. Nach etwa 500 Kilometern<br />
ist der Verschleiß gering.<br />
FAZIT<br />
Der alteingesessene Reifenspezialist Pirelli will mit ersten<br />
Reifenmodellen nun auch den Mountainbike-Sektor für<br />
sich entdecken. Das Debüt mit dem Scorpion MTB S und MTB R ist<br />
meiner Meinung nach gelungen. Die Gummimischung überzeugt und<br />
der Einsatzbereich ist breit. Tester Holger<br />
HOPE<br />
EVO CRANKSET<br />
Weil ich gerne individuelle und tolle Teile an meinem Bike habe, kaufe<br />
ich mir zumeist nicht die top ausgestatteten Varianten, sondern rüste<br />
nach und nach auf. Ein Garant für individuelle und schicke Teile ist seit<br />
Jahren der englische CNC-Spezialist Hope aus Barnoldswick. Nachdem<br />
die Kurbeln von Hope lange Zeit im Handel waren, kam mit der<br />
Evo in diesem Jahr die überarbeitete Variante auf den Markt. Dabei<br />
wurde nicht nur am Gewicht gespart, sondern auch an der Steifigkeit<br />
gearbeitet. Beim ersten Auspacken fallen vor allem die extrem hochwertige<br />
Verarbeitung und die vor Solidität nur so strotzende Materialwahl<br />
auf. Wo die Konkurrenz häufig mit Kunststoff arbeitet, zum Beispiel<br />
beim Einstellring für das Lagerspiel, setzt Hope auf hochwertiges<br />
Aluminium und damit auf Langlebigkeit. Das fällt mir auch nach vielen<br />
teils schlammigen Einsätzen auf der Evo auf. Wo normalerweise bereits<br />
nach dem ersten Tag Schleifspuren die Kurbelarme blitzblank polieren,<br />
lassen sich bei der Hope Kurbel kaum Veränderungen feststellen.<br />
Und genau diese Wertigkeit ist das Hauptargument für die Produkte der<br />
Engländer. Aber auch die Detaillösungen können sich sehen lassen.<br />
So ist die Installation sehr einfach und aufgrund des integrierten Kurbelabziehers<br />
auch der Ausbau. Dank Direktaufnahme auf der Antriebsseite<br />
können die Kettenblätter sauber und einfach an der Kurbel fixiert<br />
werden. Und immer mit dabei: der „Made in UK“-Charme.<br />
FAZIT<br />
Das Hope Evo Crankset setzt die Tradition der Kultmarke<br />
fort und überzeugt durch hochwertige Verarbeitung und<br />
robuste Materialien – das Ganze bei einem vernünftigen Gewicht und<br />
angemessenen Preis. Tester Max<br />
Preis [€] 49,90–52,90 (MTB S),<br />
49,90–52,90 (MTB R)<br />
Gewicht [g] 940 (29x2,40” MTB S),<br />
920 (29x2,40” MTB R)<br />
Größen [”] 29x2,20 / 29x2,40 (MTB S),<br />
29x2,20 / 29x2,40 (MTB R)<br />
www.velo.pirelli.com<br />
Preis/Leistung<br />
Grip<br />
Dämpfung<br />
Pannenschutz<br />
Preis [€] 295 (Achse und Kurbelarme)<br />
Gewicht [g] 560 (170 mm)<br />
Kurbellängen [mm] 165 / 170 / 175<br />
Farben 6 Varianten<br />
www.hopetech.com<br />
Preis/Leistung<br />
Gewicht<br />
Verarbeitung<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
79
SCHAUFENSTER<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
2.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
80<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
ADVERTORIAL<br />
SCHAUFeNsTEr<br />
1. CONWAY CAIRON<br />
Wer einen günstigen Einstieg mit leistungsfähiger Batterie und starkem Motor sucht, findet mit dem Conway Cairon<br />
ein interessantes Modell. Angetrieben vom neuen Bosch Performance Line CX nebst 625WH Powertube Akku,<br />
gibt es den selbst entwickelten Rahmen als E-Hardtail für einen breiten Einsatzbereich.<br />
Preis 2.999,95 Euro www.conway-bikes.de<br />
2. TOUT TERRAIN SINGLETRAILER<br />
Danny McAskill machte den einrädrigen Kinderanhänger berühmt. Auch ohne Stunts sinnvoll:<br />
Der leichte Stahlrahmen mit Überrollschutzfunktion, der bequeme Sitz mit Fünfpunkt-Sicherheitsgurt,<br />
der verstellbare Federweg (160 bis 200 Millimeter), der Luftdämpfer und die Bodenfreiheit.<br />
Die Neigetechnik minimiert Seitenkräfte in Kurven. Für Kinder von drei Monaten bis etwa 5 Jahren.<br />
Preis 1.350 Euro www.tout-terrain.de<br />
3. TRAIL BUILDING SUMMIT<br />
Zum zweiten Mal findet in Zermatt der Trail Building Summit im Anschluss an das Trail Love Festival statt.<br />
Dort tauschen Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Ländern ihre Erfahrungen zum nachhaltigen Trailbau aus,<br />
präsentieren Best-Practice-Beispiele und diskutieren im Gelände. Klar, dass auch gemeinsame Rides nicht fehlen!<br />
Termin 23.–24.09.20<strong>19</strong> www.trailsummit.bike<br />
4. MONS ROYALE TARN FREERIDE LS WIND JERSEY<br />
Mit der Bekleidung des neuseeländischen Unternehmens Mons Royale macht ihr nicht nur beim Mountainbiken<br />
eine gute Figur, sondern seid auch im Alltag cool unterwegs. Zum Beispiel mit dem Tarn Freeride Longsleeve.<br />
Die Merino-Polyester-Mischung reguliert Temperatur und Feuchtigkeit, trocknet schnell und ist bequem.<br />
Preis 145 Euro www.monsroyale.com<br />
5. DAV-KAMPAGNE<br />
Der Deutsche Alpenverein (DAV) zeigt mit seiner aktuellen Kampagne, dass sich Mountainbiken und Naturschutz nicht<br />
ausschließen: Mit fünf verschiedenen Postkartenmotiven wird mit einem zwinkernden Auge auf verschiedene Tipps aus<br />
dem Bike-Knigge hingewiesen. Diese Empfehlungen und weitere Infos, zum Beispiel zum Engagement des DAVs beim<br />
Mountainbiken, gibt es auch online. www.alpenverein.de/natuerlich-biken<br />
6. LÖFFLER PACE CSL<br />
Unter dem Motto „Passen einfach perfekt“ bietet Löffler 2020 eine große Auswahl an neuen Mountainbike-Shorts.<br />
Darunter ist auch die wasser- und schmutzabweisende Pace CSL aus 2-Wege-Stretch. Sie überzeugt mit einer<br />
Bundweitenregulierung, herausnehmbarer Innenhose und dem bewährten Comfort-Gel-Air-Sitzpolster.<br />
Preis 149,99 Euro www.loeffler.at<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
81
SCHAUFENSTER<br />
1. BIKEFESTIVAL BASEL<br />
Bereits zum 13. Mal treffen sich auf dem Schänzli die weltbesten Mountainbiker in Europas größter Bike-Arena.<br />
Dort, wo gewöhnlich Pferde um die Wette galoppieren, messen sich die Cross-Country-Fahrer auf einem selektiven<br />
Kurs. Weltmeister und Olympiasieger Nino Schurter hat bereits seine Teilnahme zugesagt!<br />
Termin 17.–18.08.20<strong>19</strong> www.bikefestival-basel.ch<br />
2. SAARSCHLEIFENBIKE<br />
Sei dabei, wenn über 1.000 Mountainbikerinnen und Mountainbiker bei Saarlands größtem Bike-Marathon<br />
an den Start gehen. Die Wälder rund um die Saarschleife bis hinein in den Hochwald bieten perfekte<br />
Bedingungen für Mountainbike-Fans.<br />
Termin 28.<strong>07.</strong>20<strong>19</strong> www.saarschleifen.bike<br />
3. BIKE CENTER RABAC<br />
Das Bike Center Rabac befindet sich an der Ostküste Istriens und bietet sämtliche Serviceangebote, die<br />
Mountainbiker im Urlaub benötigen: Bikepark mit Single- und Flowtrails, Bike-Shop, Bike-Verleih, Bike-Service,<br />
Bike-Garage, Bike-Wash sowie einen Fahrradtransportservice. Ein MTB-Paradies zwischen Bergen und Meer.<br />
www.valamar.com<br />
4. DEUTSCHE MEISTERSCHAFT MOUNTAINBIKE MARATHON 20<strong>19</strong><br />
Am zweiten Septemberwochenende trifft sich das „Who is Who“ der deutschen Mountainbike-Elite in Daun.<br />
Bereits am Freitag startet das Rennwochenende mit einem Promi-Nachtrennen am Marktplatz.<br />
Am Samstag um 9 Uhr fällt dann der Startschuss zur Deutschen Meisterschaft.<br />
Termin <strong>06</strong>.–<strong>07.</strong>09.20<strong>19</strong> www.vulkan.bike<br />
5. WASGAUBIKE<br />
Bereits seit über 25 Jahren findet der heute älteste Mountainbike-Klassiker statt. Fast 40.000 Bikerinnen und Biker<br />
sind seit <strong>19</strong>93 auf die abwechslungsreichen Strecken im Pfälzerwald gegangen. Eines ist sicher: „50 Prozent der Strecke<br />
sind auch dieses Jahr wieder Singletrails“, so Organisationsleiter Markus Appelmann.<br />
Termin 12.10.20<strong>19</strong> www.wasgaubike.de<br />
6. MOUSTACHE SAMEDI 29 GAME 8<br />
Das Samedi 29 Game 8 ist das neue 29er von Moustache. Es ist mit der neuesten Bosch-Technologie, dem<br />
Bosch Performance Line CX, und 625 Wattstunden-Akku ausgestattet. Zusammen mit 160 Millimeter Federweg ist<br />
es genau das richtige Gerät für ausgedehnte Touren in anspruchsvollem Mountainbike-Gelände.<br />
Preis 6.299 Euro www.moustachebikes.com<br />
82<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
ADVERTORIAL<br />
3<br />
1<br />
4<br />
2<br />
5<br />
6<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
83
KURVENREICH<br />
84<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
TRAILSTAGRAM<br />
Trailstagram<br />
OdER WIE ICH DUrch Instagram Neue<br />
Bike-freundinNEN gefunden habe<br />
SELBSTINSZENIERUNG, OBERFLÄCHLICHKEIT, VERLUST REALER FREUNDSCHAFTEN: SOCIAL MEDIA UNTERLIEGT<br />
VIELEN VORURTEILEN. DABEI KANN MAN DURCH INSTAGRAM SOGAR NEUE BIKE-FREUNDINNEN FINDEN.<br />
„Komm, lasst uns mal Nummern austauschen<br />
und eine WhatsApp-Gruppe gründen.“ Es ist<br />
22:30 Uhr. Die Kellner hinter der Bar werden<br />
langsam unruhig. Jetzt sollte hier eigentlich alles<br />
abgeriegelt sein und „Geschlossen“ an der<br />
Tür hängen. Von den 20 Frauen, die am Tisch<br />
sitzen, scheint das niemand wahrzunehmen.<br />
Zu beschäftigt sind sie damit, Handynummern<br />
und Tourentipps auszutauschen. Dabei kennen<br />
sie sich gerade einmal drei Stunden. Davor?<br />
Noch nie gesehen. Bis auf ihr jeweiliges<br />
Profilbild bei Facebook. Zusammengebracht<br />
hat sie der Mountainbike Stammtisch der<br />
Munich Mountain Girls.<br />
Vom Feed ins reale Leben<br />
Und auch mit Joana und mir hat das ähnlich<br />
angefangen. Wir sind die Hosts des Stammtisches,<br />
aber kennengelernt haben wir uns<br />
über das Internet. Genauer: Instagram. Das<br />
war vor mehr als zwei Jahren. Wie genau das<br />
gekommen ist, weiß ich gar nicht mehr. Vermutlich<br />
haben wir uns über einen Hashtag gefunden.<br />
Vielleicht #sheshreds oder #mtbgirl.<br />
Dann sind wir uns gegenseitig gefolgt, haben<br />
ein bisschen in das Leben der jeweils anderen<br />
reingeschnuppert und angefangen, gegenseitig<br />
unsere Bilder zu kommentieren. Bis wir<br />
mal den Mut gefasst und uns Direct Messages<br />
geschickt haben. Später haben wir uns zur<br />
gemeinsamen Runde auf den Isar-Trails verabredet,<br />
den Munich Mountain Girls Mountainbike<br />
Stammtisch ausgerichtet und planen<br />
nun bereits ein Mountainbike- und Yoga-Get-<br />
Away für nächstes Jahr (ja, mit einer anderen<br />
Instagram-Freundin). Aber Joana war dabei<br />
nicht die Einzige.<br />
Inspiration statt Selbstinszenierung<br />
Instagram bin ich eigentlich nie beigetreten,<br />
um neue Leute kennenzulernen. Ich bin auch<br />
nicht der Typ für große Selbstinszenierung und<br />
-optimierung, sondern ich mag gute Fotos<br />
und sehe sie mir gerne an. Eben ein bisschen<br />
Urlaub für die Augen. Klar, dass man<br />
dann irgendwann Personen folgt, die ähnliche<br />
Aktivitäten ausüben wie man selbst. Und es<br />
gibt ganz schön viele Mountainbikerinnen auf<br />
Instagram. Findet man sie nicht auf den Trails,<br />
dann auf jeden Fall im Netz. Wie im echten Leben,<br />
verbinden gemeinsame Interessen auch<br />
auf Social Media, und so habe ich mittlerweile<br />
einen kleinen Kreis aus Mountainbike-Freundinnen,<br />
die ich über Instagram kennengelernt<br />
habe. Klar, man kann von Social Media halten,<br />
was man will. Dass teilweise Momente nur für<br />
den nächsten Post inszeniert werden oder die<br />
Natur durch kopflose Influencer und deren<br />
Nachahmer zerstört wird, ist so. Aber es ist<br />
eben nicht alles schwarz oder weiß. Ein reflektierter<br />
Umgang ist entscheidend. Manchmal<br />
nervt es natürlich, wenn man in seinem Feed<br />
wieder ein Bild von einem tollen Ort nach dem<br />
anderen sieht und selbst im dunklen Büro<br />
sitzt (Funfact: Die Leute, die die Bilder posten,<br />
sitzen meist auch im Büro und träumen sich<br />
aus ihrem Alltag). Aber statt sich zu ärgern,<br />
würde ich das einfach als Inspirationsquelle<br />
sehen, es nicht allzu ernst nehmen, den anderen<br />
Mountainbikerinnen bei ihren Touren<br />
zuschauen und, wenn es doch zu viel wird,<br />
die App auch einmal ausmachen. Ist auch<br />
nicht schlimm. Die Handynummern hat man<br />
mit seinen Mountainbike-Freundinnen ja eh<br />
schon ausgetauscht.<br />
How to …<br />
Bike-Freundinnen auf Instagram finden:<br />
• Folge Mountainbike-Hashtags oder scrolle<br />
dich hin und wieder durch die Likes deiner<br />
Follower.<br />
• Wem folgen deine Abonnenten zum Beispiel<br />
noch?<br />
• Gibt es einen Hashtag, der für Mountainbiken<br />
in deiner Region steht?<br />
• Gibt es Facebook-Gruppen für Aktivitäten in<br />
deiner Region?<br />
• Würdest du mal mit jemandem gerne eine<br />
Runde auf den Trails drehen? Trau dich und<br />
schick einfach eine Nachricht. Meist freut<br />
sich die andere Person auch.<br />
Text Lisa Amenda Bild Unsplash / Persnickety Prints<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
85
KURVENREICH<br />
OBEN Über drei Monate kommen zwölf Teilnehmerinnen und zehn Trainerinnen zusammen und üben zweimal pro Woche gemeinsam das Fahrradfahren.<br />
UNTEN In den Kursen wird nicht nur geradelt. Teil des Trainings sind auch erlebnispädagogische Elemente und Sprachspiele.<br />
Die Frauen lernen sich kennen, tauschen sich aus und die Gruppe wächst zu einer tollen Gemeinschaft zusammen. Bild Felix Groteloh<br />
86<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
BIKE BRIDGE<br />
BIKE<br />
bridge<br />
vERBINDET<br />
SOZIALE BRÜCKEN BAUEN MIT DEM RAD<br />
„SALAAM ALAIKUM!“ „ALAIKUM SALAAM!“ FRÖHLICHES STIMMENGEWIRR BRICHT AUS,<br />
WÄHREND SICH RUND FÜNFZEHN FRAUEN MIT EINEM LACHEN IM GESICHT AN EINEM SOMMERLICHEN<br />
DIENSTAGNACHMITTAG AN DER FREIBURGER STADTHALLE BEGRÜSSEN. DIE GRUPPE IST BUNT<br />
GEMISCHT: DIE EINEN MIT KOPFTUCH, DIE ANDEREN IM LUFTIGEN SOMMERKLEID.<br />
DOCH EINES HABEN ALLE GEMEINSAM: SIE SIND HIER, UM FAHRRAD FAHREN ZU LERNEN.<br />
Rad fahren gehört in Deutschland zum Alltag. Gerade in<br />
der Fahrradstadt Freiburg gilt das Fahrrad als beliebtes<br />
Transportmittel. Im vergangenen Jahr wurde die Drei-Millionen-Marke<br />
an der Zählstation der Wiwilibrücke bereits<br />
im Oktober geknackt (Quelle: https://www.suedkurier.de/<br />
region/nachbarschaft/freiburg/UEber-drei-Millionen-Radler-auf-der-Bruecke;art372515,997<strong>11</strong>57).<br />
Dabei ist es für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit.<br />
Besonders in muslimischen Ländern ist das Fahrrad<br />
für Frauen keine übliche Fortbewegungsmöglichkeit.<br />
Da kam Shahrzad Mohammadi eine Idee …<br />
Eine Chance auf Freiheit<br />
Als Shahrzad Mohammadi 2015 eine städtische Unterkunft<br />
für Geflüchtete besuchte, sah sie Männer und Kinder<br />
wild umhertobend beim Basketball- oder Fußballspielen.<br />
Frauen waren jedoch nicht anzutreffen. Eine Situation, die<br />
Shahrzad ändern wollte. Gespräche mit Anwohnerinnen<br />
motivierten sie, einen Weg zu finden, für diese Zielgruppe<br />
ein Angebot zu schaffen, bei dem es um Spaß, Mobilität<br />
und soziale Verbindungen gehen soll: So rief sie bereits im<br />
Herbst 2015 zusammen mit Clara Speidel und Lena Pawelke<br />
das Projekt „Bike Bridge“ ins Leben und entwickelte<br />
damit ein Konzept, das Frauen und Mädchen mit Fluchterfahrung<br />
das Fahrradfahren ermöglicht.<br />
Frauen ein Gefühl von Freiheit zu vermitteln, ist der<br />
Gründerin Shahrzad besonders wichtig: Rad fahren ohne<br />
Angst, ohne politische oder gesellschaftliche Eingrenzungen.<br />
Auf Augenhöhe miteinander Fahrrad fahren zu lernen<br />
und gleichzeitig in der neuen Heimat Wurzeln zu schlagen,<br />
das ist die Idee hinter dem Sportintegrationsprojekt – und<br />
dabei gleichzeitig das Selbstbewusstsein und die Selbstbestimmung<br />
der Frauen zu stärken. Im Frühjahr 2016<br />
konnten die Organisatorinnen mit ihrem ersten Fahrradkurs<br />
durchstarten.<br />
Das Fahrrad als Instrument<br />
Bike Bridge will die geflüchteten Frauen in Freiburg willkommen<br />
heißen und sie mit Locals zusammenbringen<br />
– und zwar mit dem Fahrrad als gemeinsamem Nenner.<br />
Neben dem Ziel, den Frauen den Zugang zu Bewegung<br />
und Sport zu ermöglichen, will Bike Bridge somit auch die<br />
Familien der Teilnehmerinnen erreichen und deren Teilhabe<br />
an der Gesellschaft fördern. Das soll den interkulturellen<br />
Austausch und Dialog voranbringen.<br />
Gemeinsam wird über mehrere Wochen geübt, gespielt,<br />
geradelt und gelacht. Die Fahrradkurse schaffen<br />
einen Raum, in dem sich Freiburger und Geflüchtete treffen<br />
und die Freude am Radfahren teilen. Nebenbei entstehen<br />
Freundschaften und weitere Kontakte. Das Fahrrad<br />
dient sozusagen als Instrument, um soziale Integration<br />
auf ganz unterschiedlichen Ebenen möglich zu machen.<br />
Dieses Jahr findet von April bis Oktober durchgehend<br />
ein offenes Training statt. Das bedeutet, dass die Frauen<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
87
KURVENREICH<br />
Deborah Watter<br />
»Bike Bridge will die<br />
geflüchteten Frauen in Freiburg<br />
willkommen heissen und sie<br />
mit Locals zusammenbringen<br />
– und zwar mit dem Fahrrad<br />
als gemeinsamem Nenner.«<br />
ohne Anmeldung vorbeischauen können, um<br />
gemeinsam zu üben. Zusätzlich gibt es zwei<br />
Anfängerinnenkurse und einen Fortgeschrittenenkurs<br />
über zwei Monate, die sich einmal in<br />
der Woche treffen. Um die Kurse herum wird<br />
ein breit gefächertes Rahmenprogramm angeboten:<br />
Neben Events wie dem Sommerfest<br />
umfasst es Kooperationen mit der gemeinnützigen<br />
Organisation Über den Tellerrand e.V.,<br />
zum Beispiel gemeinsame Kochabende oder<br />
Workshops in Zusammenarbeit mit FMGZ<br />
(Frauen- und MädchenGesundheitsZentrum-<br />
Freiburg) zum Thema Frauengesundheit. Als<br />
Nächstes möchten die Trainerinnen einen<br />
Workshop zum Thema Diversity starten. Auch<br />
Yoga und Fitness standen schon auf dem Programm.<br />
Der Input komme oft von den Teilnehmerinnen<br />
selbst, erzählt Trainerin Amira.<br />
Ab aufs Rad!<br />
Heute steht das Überqueren eines Bahngleises<br />
auf dem Programm. Nach einer kurzen<br />
Vorstellungsrunde beginnt das Training<br />
meistens mit kleinen Gruppenspielen und<br />
Gleichgewichtsübungen. Bike Bridge stellt<br />
den Kursteilnehmerinnen gespendete Fahrräder<br />
zur Verfügung, welche von Helferinnen<br />
und Helfern in einer Werkstatt straßentauglich<br />
hergerichtet werden. Anschließend macht die<br />
Gruppe kleine praktische Übungen auf dem<br />
Fahrrad, zum Beispiel einen Slalom oder Parcours<br />
zu absolvieren. Die ehrenamtlichen Trainerinnen<br />
haben mit Seilen und Hüten einen<br />
Bahngleisübergang imitiert, und nun wird<br />
fleißig geübt. Bei den ganzen Aktivitäten darf<br />
aber auch eine ausgiebige Pause nicht fehlen.<br />
Bei einem Stück Kuchen oder Obst und erfrischenden<br />
Getränken sitzt die Gruppe in einem<br />
Kreis zusammen und man kommt miteinander<br />
ins Gespräch. Feedback wird gegeben: Was<br />
lief gut? Was könnte man noch verbessern?<br />
Die Resonanz ist einschlägig positiv: Die Teilnehmerinnen<br />
haben großen Spaß und bedanken<br />
sich herzlich bei den Trainerinnen.<br />
Julia ist als Trainerin neu mit dabei und berichtet<br />
von ihren ersten Eindrücken: „Ich war<br />
überrascht über die Lockerheit, das hätte ich<br />
gar nicht erwartet. Nach der ersten Stunde<br />
war man bereits mit allen warm geworden.<br />
Der Umgang miteinander ist sehr respektvoll,<br />
ein Kennenlernen auf Augenhöhe. Das macht<br />
das Ganze sehr reizvoll und man verbindet vor<br />
allem ein Hobby mit einer Aufgabe. Das Fahrradfahren<br />
zu vermitteln macht große Freude,<br />
und man merkt auch, dass es den Teilnehmerinnen<br />
viel Spaß bereitet.“<br />
Zum Schluss geht es heute im Fortgeschrittenenkurs<br />
noch raus auf die Straße. Eine<br />
Kolonne von knapp 20 Frauen radelt durch<br />
Freiburgs Straßen, natürlich alle mit Helm. Der<br />
geplante Bahnübergang wird ohne Schwierigkeiten<br />
gemeistert. Amira freut sich über die<br />
sichtlichen Fortschritte der Gruppe: „Wirklich<br />
schön ist es für mich, jetzt den Fortgeschrittenenkurs<br />
zu leiten. Es ist schon ein besonderes<br />
Gefühl, mit den Teilnehmerinnen, die ich be-<br />
88<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
BIKE BRIDGE<br />
Viele der Teilnehmerinnen sind noch nie auf einem Fahrrad gesessen. Deshalb geht’s zunächst ganz langsam los:<br />
mit Gleichgewichtsübungen, Koordinationstraining, mit Rollern, Laufrädern und dann endlich mit dem Fahrrad.<br />
reits aus dem Anfängerkurs kenne, zusammen<br />
auf der Straße zu fahren.“<br />
Und wie geht’s weiter?<br />
Wenn das Fahrradfahren in den Kursen soweit<br />
klappt, gibt es praktische Hilfen: Worauf muss<br />
ich im Straßenverkehr achten? Wie flicke ich<br />
einen platten Reifen? Sobald alle fest im Sattel<br />
sitzen, werden auch Fahrradtouren angeboten,<br />
Reparatur-Workshops in einer Werkstatt<br />
und Ausflüge in Freiburg und Umgebung.<br />
Um die Teilnehmerinnen auch nach<br />
Kursende weiterhin für das Radfahren zu<br />
begeistern und zu ermutigen, gibt es eine<br />
Stempelkarte. Ist diese nach einem absolvierten<br />
Kurs voll, können die Frauen für wenig<br />
Geld selbst eines der gespendeten Fahrräder<br />
inklusive Schloss und Helm erwerben. Erklärtes<br />
Ziel ist es, den Frauen dauerhaft die Möglichkeit<br />
zu bieten, am Stadtleben teilzuhaben,<br />
indem sie sich selbstständiger und mobiler bewegen<br />
können.<br />
Berührungsängste abbauen<br />
Trotzdem gibt es manchmal auch Komplikationen<br />
wie kaputte Räder oder die ein oder<br />
andere Panne. Mit so vielen unterschiedlichen<br />
Nationalitäten ist auch die Kommunikation<br />
eine echte Herausforderung. Aber egal ob<br />
Arabisch, Kurdisch, Persisch oder Deutsch:<br />
Auch ohne das Mittel der Sprache ist Verständigung<br />
möglich, manchmal eben mit Händen<br />
und Füßen. Das zeigt der Erfolg des Projekts:<br />
Bike Bridge ist bereits über Freiburg hinausgewachsen,<br />
damit viele weitere Frauen die<br />
gleiche Integrationsmöglichkeit haben. Auf<br />
die Frage, was Fahrrad fahren für die Frauen<br />
bedeutet, fallen Schlagwörter wie Unabhängigkeit,<br />
Freiheit, Mobilität und Freude. Das Fahrrad<br />
soll Berührungsängsten entgegenwirken<br />
und ein offenes Umfeld schaffen. Und genau<br />
das macht Bike Bridge aus: ein herzliches, intensives<br />
Miteinander.<br />
Text Deborah Watter Bild Peter Herrmann<br />
INFORMATIONEN<br />
Du möchtest Bike Bridge gerne unterstützen<br />
und/oder Teil von Bike Bridge<br />
werden? Das Team freut sich über jede<br />
helfende Hand. Ob als Trainerin im<br />
nächsten Bike-Bridge-Fahrradkurs,<br />
als Schrauberin bei Reparaturworkshops<br />
oder als Spenderin von Sachoder<br />
Geldspenden!<br />
Kontakt<br />
Bike Bridge e.V.<br />
Schopfheimer Straße 5<br />
79<strong>11</strong>5 Freiburg<br />
+49 761 47973830<br />
hallo@bikebridge.org<br />
www.bikebridge.org<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
89
KURVENREICH<br />
Elke Mooseder<br />
Paul Pattis<br />
90<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
MONATSFRAU<br />
MonaTsfRAU O6<br />
mirjam MIlaD<br />
Im Februar dieses Jahres hat Mirjam die Chefredaktion der<br />
world of mtb übernommen. Auch wenn Mirjam in der Outdoorsport-Verlagswelt<br />
kein unbeschriebenes Blatt ist, ist sie<br />
vielen unserer Leser wohl eher unbekannt. Ein guter<br />
Grund, sie euch als Monatsfrau näher vorzustellen – doch<br />
bei Weitem nicht der einzige. So ruhig sie wirkt, so kraftvoll<br />
sind ihre Erzählstärke, ihre Ansichten, mit denen sie klar<br />
Position bezieht und dennoch vermitteln statt polarisieren<br />
will, und ihr fachlicher Background – und so lauscht man<br />
ihr nur allzu gerne, wenn sie ausnahmsweise mal über sich<br />
selbst erzählt …<br />
Du hast im Februar die Chefredaktion der world of mtb<br />
übernommen. Erzähl mal: Wie kam das?<br />
Nachdem ich mehrere Jahre nebenberuflich als freie Journalistin,<br />
vor allem für das Outdoor Magazin, gearbeitet<br />
habe, fing ich als Redakteurin beim Outdoor Publishing<br />
Verlag an. Dort war ich unter anderem am Mountainbike-<br />
Magazin Born, aber auch an einigen anderen Publikationen<br />
im Outdoor- und Bergsport-Bereich beteiligt. Zur world<br />
of mtb bin ich gewechselt, weil ich mich hier weiterentwickeln<br />
kann. Vor allem durch die Herausforderungen, die<br />
mit der Chefredaktion verbunden sind: Verantwortung innezuhaben,<br />
ein Team zu leiten …<br />
Was gefällt dir an der world of mtb besonders? Was macht<br />
sie zu etwas Besonderem für dich – und für die Leser?<br />
Und wo siehst du gegebenenfalls noch Potenzial?<br />
Die world of mtb war für mich schon immer nicht nur ein<br />
optisch ansprechendes, sondern auch inhaltlich sehr mutiges<br />
Magazin, das sich traut, auch mal eher unbequeme<br />
Themen zu veröffentlichen, die in anderen Mountainbike-Magazinen<br />
so nicht zu finden sind. Ich denke, wir<br />
haben eine ganz gute Mischung an Themen und entsprechend<br />
auch Lesern – nichtsdestotrotz besteht natürlich immer<br />
Entwicklungsbedarf.<br />
Wie siehst und lebst du deine Rolle in der world of mtb<br />
Redaktion? Bist du zum Beispiel eher der Regent, der<br />
Regisseur oder der Dirigent – oder vielleicht auch etwas<br />
ganz anderes?<br />
Ich würde mich eher als Moderatorin, Koordinatorin, Mitgestalterin<br />
und -entwicklerin sehen. Bei der world of mtb<br />
haben wir sehr flache Hierarchien, wir arbeiten eng zusammen<br />
und profitieren von unseren unterschiedlichen Erfahrungen<br />
und vom gegenseitigen Input.<br />
»Ich denke,<br />
wir sollten<br />
uns als Mountainbikerinnen<br />
mit viel mehr<br />
Selbstverständnis<br />
betrachten.<br />
Wir müssen uns<br />
nicht inFrage<br />
stellen, nicht<br />
behaupten. Wir<br />
sind einfach.«<br />
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen, welchen<br />
möchtest du noch mehr Raum geben?<br />
Mir liegen viele sehr unterschiedliche Themen am Herzen.<br />
Neben so essenziellen Bausteinen wie dem Biketest und<br />
Reisegeschichten finde ich persönlich gut recherchierte<br />
Hintergrundthemen, egal ob mit technischem, ökologischem<br />
oder sozialem Fokus, und Porträts oder Interviews<br />
mit außergewöhnlichen Menschen besonders spannend.<br />
Stichwort „Tech Talk“: Steigst du gleich mit ein, oder ist<br />
das eher kein Thema für dich?<br />
Ich interessiere mich auf jeden Fall sehr dafür und finde<br />
es toll, mit Kollegen zusammenzuarbeiten, die über extrem<br />
viel Erfahrung und Wissen im technischen Bereich verfügen.<br />
Von ihnen kann ich viel dazulernen.<br />
Die world of mtb ist seit Gründung das erste Mountainbike-Magazin<br />
mit einem großen, feststehenden Frauen-<br />
Teil, dem Kurvenreich – fast ein Heft im Heft. Wie stehst<br />
du persönlich zu diesem Konzept?<br />
Ich denke, es war ein sehr mutiger Schritt, das Kurvenreich<br />
zu etablieren – und es ist nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal<br />
des Hefts. Zugleich erwarte ich mir persönlich<br />
als Frau und Mountainbikerin nicht unbedingt ein „Heft<br />
im Heft“, sondern eine gute Mischung an Themen und<br />
Schwerpunkten, die sowohl Frauen als auch Männer interessieren.<br />
Seien wir ehrlich: Interessante Persönlichkeiten,<br />
spannende Projekte, die Psychologie hinter dem Biken …<br />
das sind doch alles Dinge, die vielleicht den einen mehr,<br />
den anderen weniger ansprechen, aber meiner Meinung<br />
nach unabhängig vom Geschlecht. Ich kenne außerdem<br />
genügend Frauen, die bei tollen Parts ins Schwärmen geraten.<br />
Man muss sich nur mal anschauen, wie manche Bikerin<br />
ihr Bike aufgebaut und abgestimmt hat – da nehmen<br />
sich Frauen und Männer gar nicht so viel.<br />
Ich denke, wir sollten uns als Mountainbikerinnen mit<br />
viel mehr Selbstverständnis betrachten. Wir müssen uns<br />
nicht infrage stellen, nicht behaupten. Wir sind einfach.<br />
Dazu gehört für mich persönlich auch die Integration von<br />
Themen mit weiblichem Fokus ins gesamte Heft – anstatt<br />
sie in eine Art „Reservat“ zu verbannen. Natürlich interessiert<br />
mich da aber auch stark die Meinung unserer Leserinnen<br />
und Leser – und ich möchte sie bei der Gelegenheit<br />
aufrufen, mir persönlich Feedback zu geben. Möchtet<br />
ihr das Kurvenreich in seiner jetzigen Form beibehalten?<br />
Schreibt mir an m.milad@wom-medien.de.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
91
KURVENREICH<br />
»Beim Mountainbiken oder in allen anderen<br />
Bereichen unseres Lebens sollten wir lernen,<br />
uns selbst ein Stück zurückzunehmen.«<br />
Als Chefredakteurin eines Mountainbike-Magazins stehst<br />
du in der Branche ziemlich allein da: War und ist das ein<br />
Thema – für dich persönlich, im Redaktionsalltag, bei<br />
den Lesern, bei den Firmenkunden?<br />
Nein, tatsächlich eher weniger. In der Redaktion überhaupt<br />
nicht. Und seitens der Industrie hatte ich bisher wenig<br />
Probleme. Ausnahmen gibt es natürlich, wie überall. Da<br />
kann es schon mal vorkommen, dass du bei einem Event<br />
an einen Stand kommst und der Ansprechpartner nur mit<br />
dem männlichen Kollegen spricht und dich quasi ignoriert.<br />
Das sind aber bisher zum Glück wirklich die Ausnahmen.<br />
Du kommst ursprünglich beruflich aus einer Disziplin,<br />
die ebenfalls eher als Männerdomäne gilt: den Forstwissenschaften;<br />
hier hast du sogar einen Doktortitel. Wie ist<br />
das: Bist du eine Frau, die gerne ihren Mann steht?<br />
Um ehrlich zu sein, finde ich die Formulierung „seinen<br />
Mann stehen“ recht unglücklich. Ich hatte nie das Gefühl,<br />
„meinen Mann stehen“ zu müssen, wohl aber, mich als<br />
Frau und Persönlichkeit zu positionieren. Vor allem während<br />
meiner Forschungszeit, wenn es darum ging, eigene<br />
Ergebnisse zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen.<br />
Aber hier habe ich insgesamt sehr positive Erfahrungen gemacht<br />
– oder zumindest sind es die positiven Erfahrungen,<br />
die sich in mein Gedächtnis eingebrannt haben.<br />
Die Forstwissenschaften sind eine Disziplin, die gerne<br />
mal mit den Interessen der Mountainbiker kollidiert. Wie<br />
erlebst du solche Konflikte und welcher Seite fühlst du<br />
dich näher?<br />
Ich möchte eigentlich gar nicht immer so sehr die unterschiedlichen<br />
Seiten betonen, sondern das Gemeinsame,<br />
den Spaß daran, draußen aktiv zu sein, die Liebe zur Natur.<br />
Ich kenne sehr viele Förster oder Forstwissenschaftler,<br />
die leidenschaftlich gerne mountainbiken. Aber ganz<br />
klar, Intoleranz gibt es leider auf beiden Seiten, und ich<br />
wünsche mir einfach, dass insgesamt mehr aufeinander<br />
zugegangen, mehr miteinander geredet wird, mehr ernsthaftes<br />
Interesse aufgebracht wird, die anderen Positionen<br />
zu verstehen und gemeinsam Lösungen zu finden.<br />
Als Wissenschaftlerin warst und bist du Expertin für das<br />
Thema „Naturschutz im Wald“. Denkst du, Mountainbiken<br />
ist damit vereinbar? Oder müssen wir Biker lernen,<br />
Grenzen mehr zu respektieren?<br />
Ich würde das „Oder“ weglassen. Ich denke, Mountainbiken<br />
ist naturverträglich möglich, aber: Ob beim Biken oder<br />
in allen anderen Bereichen unseres Lebens, sollten wir lernen,<br />
uns selbst ein Stück zurückzunehmen. Und Verständnis<br />
für andere Belange wie eben zum Beispiel den Naturschutz<br />
zu haben. Manche Mountainbiker sind mir hier zu<br />
schnell mit ihrer Aussage: Der Wald oder die Natur sind für<br />
alle da, also warum sollte ich sie nicht uneingeschränkt für<br />
mich nutzen dürfen!? Aus dem gleichen Grund, warum ich<br />
sämtliche Ressourcen nicht unbegrenzt für mich persönlich<br />
nutzen sollte: weil es neben unserer ausschnitthaften<br />
Perspektive noch eine umfassendere, langfristige gibt. Neben<br />
und nach uns gibt es sehr viel anderes Leben, dem wir<br />
mindestens genauso gute Grundlagen bieten und erhalten<br />
sollten, wie wir sie selbst vorfinden. Dazu kommt, dass ein<br />
Großteil des Waldes in Privatbesitz ist, also jemandem gehört,<br />
der in vielen Fällen mit einem bestimmten Ziel Zeit<br />
und Arbeit in den Wald investiert – und dessen Besitz wir<br />
respektieren sollten.<br />
Prinzipiell halte ich persönlich aber den Weg, Mountainbiker<br />
von vornherein auszuschließen und ihnen dann<br />
einzelne Wege zuzugestehen, für weniger zielführend als<br />
den umgekehrten Ansatz. Also einzelne Wege oder Bereiche<br />
aus der Nutzung durch Natursportler herauszunehmen<br />
und dies plausibel zu argumentieren. Und damit sind<br />
wir auch bei dem, was für mich entscheidend für ein Miteinander<br />
unterschiedlicher Interessen ist: eine gute Kommunikation.<br />
Ich denke, wenn Biker wissen und vor allem<br />
nachvollziehen können, warum etwas geschützt und deshalb<br />
unter Umständen gesperrt ist, sind Verständnis und<br />
Akzeptanz viel höher, als wenn sie sich als Nutzergruppe<br />
durch pauschale Verbote diskriminiert fühlen.<br />
Den Wechsel aus der Wissenschaft in die Outdoor-Branche<br />
bezeichnest du als „beruflichen Neuanfang“. Weshalb<br />
hast du ihn gewagt – und wie groß war der Sprung<br />
von der einen in die andere Welt?<br />
Ich habe meine wissenschaftliche Arbeit immer als abwechslungsreich<br />
erlebt. Trotzdem hat mir etwas gefehlt,<br />
hatte ich den Eindruck, mich nicht vollständig verwirklichen<br />
zu können. Ich habe schon immer sehr gerne geschrieben<br />
und lange mit dem Gedanken gespielt, als Journalistin<br />
zu arbeiten. Auch wenn meine wissenschaftliche<br />
Karriere echt gut verlief, wurde mir immer mehr bewusst:<br />
Ich möchte nicht eines Tages zu mir selbst sagen müssen<br />
„Eigentlich wollte ich immer …“ Also habe ich kurzerhand<br />
nach meiner Promotion ein Praktikum in der Redaktion<br />
92<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
MONATSFRAU<br />
Mirjam hält Rücksprache mit Testchef Matthias: Bei der world of mtb arbeiten alle eng zusammen.<br />
des Outdoor Magazins absolviert. Dann habe ich noch ein<br />
paar Jahre als Post-Doc an der Uni gearbeitet und nebenberuflich<br />
Reisereportagen verfasst, bis sich die Möglichkeit<br />
bot, bei Outdoor Publishing anzufangen. Da habe ich<br />
schlussendlich nicht mehr lange überlegt. Der Sprung war<br />
also einerseits ein großer, andererseits auch nicht, weil<br />
sich der Wechsel nicht abrupt vollzog und ich mich in der<br />
Outdoorsport- und Redaktionswelt immer sehr wohl und<br />
heimisch gefühlt habe.<br />
Du kommst aus dem Westerwald, hast lange in Freiburg,<br />
dann auch in München gelebt – jetzt hat es dich nach<br />
Deggendorf verschlagen: Wie prägt(e) der Wohnort deine<br />
Aktivitäten als Outdoor-Sportlerin?<br />
Sehr. In Freiburg bin ich, wenn auch vergleichsweise spät,<br />
zum Mountainbiken gekommen. Freiburg ist für mich ein<br />
ganz besonderer Ort zum Leben: Unmittelbar vor den Toren<br />
der Stadt mit all ihren Vorzügen beginnen die Berge<br />
des Schwarzwalds. Um wandern oder biken zu gehen,<br />
muss man nur die Haustüre hinter sich zuziehen! Oft habe<br />
ich mein Bike mit ins Büro genommen und bin direkt nach<br />
Feierabend noch zu einer Runde auf die „Borderline“<br />
oder den „Canadian“ gestartet. Und: In Freiburg gibt es<br />
einen unglaublich sympathischen, umtriebigen Mountainbike-Verein<br />
mit einer großartigen Community.<br />
Während meiner Zeit in München habe ich als Bikerin<br />
viel dazugelernt. Ganz einfach dadurch, dass ich fast<br />
nur noch in alpinem Gelände unterwegs, quasi jedes Wochenende<br />
irgendwo in den Bergen war. Und weil die meisten<br />
Gipfel nicht auf Forstwegen erreichbar sind, habe ich<br />
Spaß daran entwickelt, mein Bike auch mal etliche Höhenmeter<br />
bergauf zu tragen, um mich anschließend zurück ins<br />
Tal zu arbeiten. Auch wenn der Bayerische Wald ein tolles<br />
Tourenrevier ist: Die beeindruckenden Gipfel der Alpen<br />
fehlen mir hier tatsächlich ein bisschen.<br />
Wenn das Hobby zum Beruf wird, ist das eine Bereicherung?<br />
Oder hast du die Themen auch ab und an satt? Wie<br />
erhältst du dir die (private) Freude am Outdoor-Sport?<br />
Es gibt auch hier, wie so oft, Vor- und Nachteile: Einerseits<br />
bietet ein Beruf, der die persönlichen Interessen abdeckt,<br />
beste Voraussetzungen zur Selbstverwirklichung. Andererseits<br />
muss sich, wenn schon im Beruf das Bike im Mittelpunkt<br />
steht, nicht immer auch privat alles nur darum drehen.<br />
Mountainbiken ist nach wie vor mein liebstes Hobby<br />
und ich genieße es, mit guten Freunden auf Tour zu sein.<br />
Aber ich gehe zum Beispiel auch gerne mal wandern, bouldern<br />
oder ab und zu bogenschießen. Und Musik ist mir<br />
extrem wichtig und für mich ein guter Weg, um nach der<br />
Arbeit „abzuschalten“. Egal, ob ich eine Platte auf meinem<br />
Plattenspieler auflege oder versuche, mir etwas auf der Gitarre<br />
beizubringen. (lacht)<br />
Interview Judith Lell-Wagener Bild Andreas Meyer<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
93
KURVENREICH<br />
94<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
WOMEN’S ONLY<br />
womeN’s<br />
Only<br />
GeschützTEr Raum<br />
in EINer MänNERwelt?<br />
FRAUEN WOLLEN DAZUGEHÖREN, AUF DEN TRAILS NICHT<br />
NUR HINTERHERHINKEN UND DIE SOGENANNTE MÄNNER-<br />
DOMÄNE „BIKE-BRANCHE“ WEIBLICHER MACHEN. ABER<br />
GEHT DAS ÜBER WOMEN’S-ONLY-CAMPS? ODER BEFEUERN<br />
WIR DAMIT NUR SELBST DAS SCHUBLADENDENKEN?<br />
Das Klischeebild der Geschlechtertrennung manifestierte<br />
sich bei mir im Schulsport. Erst als ich den Sport-Leistungskurs<br />
gewählt habe, wurden die Gruppen gemischt.<br />
Sonst herrschte strikte Trennung von Klasse fünf bis elf.<br />
Ein möglichst geschützter Raum, in dem die Mädchen<br />
ganz unter sich sein konnten. Die Jungs waren in der Halle<br />
nebenan. Als ich dann endlich im Sport-Leistungskurs war,<br />
hatte ich das Gefühl, dass alles wieder normal war. Wie in<br />
der realen Welt. Denn beim Skifahren und Mountainbiken<br />
gab es nie so einen Raum. Jungs und Mädchen trainierten<br />
gemeinsam. Diesen Austausch genoss ich, und es war mir<br />
egal, mit wem ich unterwegs war. Hauptsache draußen.<br />
Women’s-Only-Camp als geschützte Spielwiese?<br />
Leider haben aber nicht viele das Glück, so früh zum Beispiel<br />
mit dem Mountainbiken anzufangen. Viele Frauen<br />
starten erst mit einem Partner oder wenn sie längst im<br />
Berufsleben angekommen sind. Oft haben sie Kinder zu<br />
Hause, haben dann mehr Respekt auf dem Trail und fühlen<br />
sich in Gegenwart von fortgeschritteneren Mountainbikern<br />
teilweise unsicher. Am liebsten würden sie mal ganz<br />
in Ruhe üben. Unter sich. Aus diesem Bedürfnis heraus<br />
sind mit den Jahren immer mehr Women’s-Only-Camps<br />
entstanden.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
95
KURVENREICH<br />
Die Konzepte sind dabei ganz unterschiedlich: Fahrtechnik-Workshops,<br />
Veranstaltungen mit Pro-Athletinnen oder<br />
Familiencamps. Sabrina Weiss von Fiedler Concepts richtet<br />
solche Camps aus. Für sie haben die Veranstaltungen<br />
vor allem Vorteile: „Es sind ja meist Frauen selbst, die sich<br />
den Druck machen, wenn sie mit Männern unterwegs sind.<br />
Die Männer können da meist gar nichts dafür“, erklärt Sabrina.<br />
„Aber wir fühlen uns einfach ,besser‘, wenn wir unter<br />
Gleichgesinnten sind. Frauen pushen sich gegenseitig. Es<br />
entsteht eine super Gruppendynamik. Die Frauen feiern<br />
sich und andere auf dem Trail.“ Auch Joana Schmidtjansen,<br />
MTB-Guide und Bloggerin auf www.rumpeldipumpel.<br />
com hat das bei ihren Guidings beobachtet: „Meine Erfahrung<br />
als Guide und Fahrtechnik-Coach ist, dass die Lernatmosphäre<br />
in reinen Frauengruppen sehr viel konstruktiver<br />
ist. Es geht nicht so kompetitiv zu wie in gemischten<br />
Gruppen. Dort lassen Frauen den Männern auch gerne<br />
den Vortritt.“<br />
Stutenbissigkeit vs. respektvolles Miteinander<br />
Ich hatte immer Bedenken bei zu vielen Frauen auf einem<br />
Haufen, vor allem vor dem Klischee der Stutenbissigkeit.<br />
Mit Männern habe ich mich beim Sport immer verstanden<br />
und auch nie Nachteile empfunden. Doch als ich mich<br />
beim European Women’s Outdoor Summit in Flims/Laax<br />
mit vielen verschiedenen Outdoor-Sportlerinnen unterhalten<br />
habe, habe ich gelernt, dass das gar nicht so sein muss.<br />
Da ging es vor allem um Ermutigung. Zusammenhalt. Respekt.<br />
Kennengelernt habe ich da auch Kerstin Kögler. Die<br />
Fahrtechnik- und Mentaltrainerin arbeitet hauptsächlich<br />
mit gemischten Gruppen und hat das Ziel, ein respektvolles<br />
Miteinander zu schaffen. Ihrer Meinung nach können<br />
sich Frauen in Women’s-Only-Camps weiterentwickeln und<br />
Unsicherheiten überwinden, aber es braucht auch Vorbilder<br />
für ein gutes gemeinsames Miteinander in der noch<br />
immer männerdominierten Bike-Welt.<br />
Holger Schaarschmidt, Redakteur bei world of mtb<br />
und Guide bei Ulp Tours, sieht das ähnlich: „Das Thema<br />
„Women’s Only“ ist bei den Touranbietern nicht wirklich<br />
gut angenommen worden. Ansonsten hatte ich nie das Gefühl,<br />
dass die Mädels in meinen Gruppen besonders Wert<br />
auf „Women’s Only“ gelegt haben – eher ganz im Gegenteil.<br />
Es sind meistens Frauen, die schon immer lieber mit<br />
den Jungs um die Häuser gezogen sind, anstatt mit Puppen<br />
zu spielen."<br />
Ich bin wohl auch eher die Kandidatin Um-die-Häuser-ziehen<br />
statt Puppenspielen und war selbst noch nie auf<br />
einem Women’s-Only-Camp. Aber das folgt im Herbst. Gespannt<br />
bin ich auf jeden Fall. Denn ich muss bestätigen,<br />
dass es mich jetzt schon stärker motiviert, wenn eine Frau<br />
eine schwierige Passage fährt. Dann geht sofort das Kopfkino<br />
los und ich kann mir vorstellen, wie ich auch da runterfahre.<br />
Also nutzen wir die Women’s-Only-Camps deswegen<br />
doch einfach dazu, gemeinsam Sport zu machen, das respektvolle<br />
Miteinander aus dem Camp in die reale Welt zu<br />
tragen und andere Mountainbikerinnen für die nächsten<br />
gemeinsamen Bike-Abenteuer kennenzulernen.<br />
Text Lisa Amenda Bild Tom Bause<br />
96<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
LIEBLINGSTEILE<br />
-TEILe<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
1. VANTALE – RYGG<br />
In liebevoller Handarbeit stellt das kleine Münchner Unternehmen Vantale individuelle Organizer für dein nächstes Abenteuer her.<br />
Neben den Komplett-Ryggs kannst du dir auch dein eigenes Rygg mithilfe des Konfi gurators zusammenstellen.<br />
Preis 229 Euro www.vantale.de<br />
2. CHICKEN LINE – TEQUILA<br />
Mit ihrer eigenen Damen-Bike-Bekleidung namens Chicken Line wagte die Italienerin Elena Borroni den Weg in die Selbstständigkeit.<br />
Elena ist selbst leidenschaftliche Mountainbikerin und weiß daher genau, was wir Bikerinnen brauchen und wollen.<br />
Preis <strong>59</strong> Euro www.chickenline.it<br />
3. VOITED – OUTDOOR BLANKET<br />
Kissen, Schlafsack und Decke in einem. Das strapazierfähige, wasserfeste und waschbare Multitalent von Voited ist ideal<br />
für jegliche Outdoor-Aktivität. Dank des recycelten Ripstop-Repreve-Gewebes ist die Decke auch noch umweltfreundlich.<br />
Preis ab 80 Euro www.voited.com<br />
4. EARLY RIDER – ALLEY RUNNER 12<br />
Man kann nie zu früh anfangen – vor allem nicht mit dem Mountainbiken. Das 3,1 Kilogramm leichte Kinderfahrrad kommt mit einem<br />
Aluminium-Rahmen und 12-Zoll-Laufrädern. Da werden nicht nur die Kids aus dem Kindergarten große Augen machen.<br />
Preis 169,99 Euro www.earlyrider.com<br />
5. SAALBACH – NEUER MEGA-WALLRIDE<br />
Auf der Blue Line am Reiterkogel entsteht ein neuer Mega-Wallride. Anfänger müssen aber nicht um ihre Strecke fürchten,<br />
denn das Holzkonstrukt wurde so konzipiert, dass man als Beginner die untere Linie locker rollen kann.<br />
www.saalbach.com<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
97
GESCHICHTEN<br />
98<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
LESOTHO<br />
EIN KÖNIGREICH IM SÜDEN AFRIKAS,<br />
GEPRÄGT VON TAFELBERGEN UND<br />
FLUSSTÄLERN, WEITLÄUFIGEN<br />
HOCHFLÄCHEN UND VULKANBERGEN:<br />
LESOTHO IST IN VIELERLEI HINSICHT<br />
AUSSERGEWÖHNLICH. AUCH FÜR<br />
MOUNTAINBIKER. ZWEI BIKE-GUIDES<br />
AUS SÜDTIROL HABEN SICH AUF<br />
ERKUNDUNGSREISE BEGEBEN.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong><br />
99
GESCHICHTEN<br />
100<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
LESOTHO<br />
LINKS Anspruchsvolle Trails, mal flowig, mal technisch und mit Schlüsselstellen gespickt: Lesotho ist ein Enduro-Paradies.<br />
OBEN Der Maletsuyane mäandert gemütlich neben uns her, bevor er in einiger Entfernung in einen gewaltigen Canyon stürzt.<br />
Der frische Wind trägt immer wieder die duftenden Noten der zahlreichen<br />
Kräuter und Gewächse heran, die uns schon beim beschwerlichen<br />
Aufstieg begleiteten. Mein Blick schweift über das schier endlose<br />
Grün der weiten Hügel- und Berglandschaft, die sich vor uns ausbreitet.<br />
Kein Baum weit und breit, nur Gräser, Stauden und Sträucher, hin<br />
und wieder von ein paar Felsen durchsetzt, soweit das Auge reicht.<br />
Irgendwie könnten wir hier auch in den schottischen Highlands sein<br />
oder, wie Andreas meint, auf den Färöer. Wir befinden uns aber nicht<br />
im hohen Norden, sondern auf der anderen Seite des Globus’, tief im<br />
Süden Afrikas, im Königreich Lesotho. Und wenn auch die Landschaft<br />
an den europäischen Norden erinnert, so ist hier dennoch vieles anders.<br />
Anders, aber auch wiederum untypisch für Afrika – Lesotho hat<br />
seinen ganz eigenen Charakter.<br />
Mountainbike-Pioniere<br />
Im Moment ist das aber alles zweitrangig, denn die übliche Mischung<br />
aus Vorfreude und Anspannung vor der Abfahrt macht sich breit. Nach<br />
der ersten Erkundungstour am Vortag auf den Hometrails von Roma,<br />
die recht verblockt und schwierig waren, hoffen wir, es nun etwas mehr<br />
laufen lassen zu können. „Alles easy“, meint Rene, unser Guide aus<br />
Südafrika, mit seinem typisch gelassenen Ton und bedeutet Andreas<br />
und mir vorauszufahren. Gesagt, getan. Wir starten in großer Erwartung<br />
auf das, was vor uns liegt, denn beschrieben hat Rene den Trail nicht<br />
wirklich. Mit Schwung geht es den Kamm hinunter, bis ich bei einem<br />
kurzen, steilen Gegenanstieg absteigen und ein paar Meter zu Fuß auf<br />
dem kleinen Buckel laufen muss. Ich versuche, den weiteren Verlauf<br />
des Wegs einzuschätzen. Der Trail verläuft entlang der Kuppe, dann<br />
bricht er plötzlich ab. Soll das ein Drop sein? Ein Landing kann ich<br />
allerdings nicht sehen. Ich muss lachen. „Da geht’s runter?“, rufe ich.<br />
„Ich kann da aber keine richtige Linie erkennen!“ Rene bejaht, nach<br />
wie vor entspannt. Auf meine Aufforderung hin, er solle mir die Linie<br />
doch vorfahren, rollt er auf der Stelle los, bleibt viel weiter rechts, als ich<br />
es in Gedanken getan hätte, und fährt die felsige Steilstelle dynamisch<br />
hinunter. Ach so, da war sie, die fahrbare Linie! Ich überlege noch einmal<br />
kurz und fahre ihm dann hinterher. Jetzt ist uns klar: Es wird auch<br />
in den nächsten Tagen richtig zur Sache gehen. Und: Der tiefenentspannte<br />
Rene wird uns vermutlich nicht vor Schlüsselstellen warnen.<br />
Aber vielleicht ist dies bei einem Trail mit dem bezeichnenden Namen<br />
„God help me“ auch nicht wirklich überraschend …<br />
Keiner kennt die Trails hier so gut wie Rene. Schließlich war er<br />
es, der zwei Jahre zuvor das Kingdom Enduro, ein Enduro-World-Series-Qualifier-Rennen,<br />
in Lesotho ins Leben gerufen hat. Damals ist<br />
Rene plötzlich in Roma bei Chris vom lokalen Bike-Shop aufgetaucht.<br />
Chris war zu dieser Zeit noch voll auf Cross-Country gepolt, gründete er<br />
doch seinerzeit das abenteuerliche XC-Rennen Lesotho Sky. Doch als<br />
ihn Rene in die Welt des Enduro-Bikens einweihte, war er gleich Feuer<br />
und Flamme und bald auch begeistert von der Idee, ein Enduro-Rennen<br />
zu veranstalten. Gemeinsam mit den anderen Jungs vom Shop<br />
machten sie sich daran, die Trails auszukundschaften und neue zu<br />
bauen. Beim Trail-Building konnte Rene all seine Bike-Erfahrung und<br />
Fantasie einbringen und formte den Charakter der Strecken. Das Resultat:<br />
anspruchsvolle Trails mit fordernden Schlüsselstellen, bei denen<br />
aber auch der Flow nicht zu kurz kommt. Für eingefleischte Enduro-Biker<br />
ist Lesotho also ein Paradies! Und das passt genau zu dem, was<br />
Andreas und ich hier für unseren neuesten Bike-Trip suchen: echte<br />
Enduro-Erlebnisse in einem außergewöhnlichen Land.<br />
Königreich im Himmel<br />
Lesotho, dieses kleine Land, vollständig umzingelt von Südafrika, dessen<br />
gesamtes Staatsgebiet als einziges der Welt über 1.000 Meter liegt,<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong> 101
GESCHICHTEN<br />
» SEIT JAHRMILLIONEN ERODIERENDE,<br />
RUND GEFORMTE FELSBÄNDER DURCHZIEHEN DIE SZENERIE<br />
UND VERSTÄRKEN DIE WILDE ATMOSPHÄRE. «<br />
ist etwas ganz Besonderes. Das kleine Königreich ist geprägt von den<br />
Lowlands rund um die Hauptstadt Maseru, deren Tafelberge und Flusstäler<br />
vorwiegend aus Sandstein bestehen, und den Highlands im Osten,<br />
mit weitläufigen Hochflächen, tiefen Flusstälern und zahlreichen Bergen<br />
aus vulkanischem Basalt. Bei seiner einzigartigen Höhenlage ist es<br />
kaum verwunderlich, dass Lesotho auch „The Kingdom in the Sky“, das<br />
Königreich im Himmel, genannt wird. Als eines der wenigen in einer<br />
Gebirgslandschaft lebenden afrikanischen Völker hat sich das Bantuvolk<br />
der Basotho der rauen Gegend angepasst. Im Sommer schützen<br />
sich die Basotho vor der prallen Sonne und Hitze mit dem Mokorotlo,<br />
einem spitzen Strohhut, der auch als nationales Symbol gilt. In den<br />
kalten Monaten hingegen werden vor allem Sturmmützen aus Wolle<br />
getragen. Zusammen mit den Kobo, farbenfrohen Wolldecken, welche<br />
sich die Basotho das ganze Jahr über umwerfen, da sie gleichermaßen<br />
vor Kälte als auch vor Hitze schützen, ist ihre Erscheinung unverwechselbar<br />
auf dem afrikanischen Kontinent. Vervollständigt wird das Bild<br />
noch durch das typische Basuto-Pony, mit dem sich stolze Reiter, meist<br />
Hirten, die weiten und unwegsamen Landschaften fernab der wenigen<br />
urbanen Zentren erschließen.<br />
In der nicht unweit von Maseru liegenden, kleinen Universitätsstadt<br />
Roma, wo wir uns einquartiert haben, ist die traditionelle Kleidung<br />
indes weniger häufig anzutreffen. Hier sind die Einflüsse der modernen<br />
Welt eher spürbar. Man erkennt dies auch an anderen Zeichen<br />
wie etwa den lauten, dumpfen Vibes, die die Subwoofer der Sammeltaxis<br />
verbreiten. Ein wenig urbaner Lifestyle. Die meisten Einwohner<br />
führen dennoch ein recht einfaches Leben. Kleine Hütten und Häuser,<br />
kaum größere Gebäude, nur bescheidene Läden und Baracken mit teils<br />
spärlicher Auswahl formen das noch immer ländlich geprägte Stadtbild.<br />
Doch im Gegensatz zu den umliegenden, schwer erreichbaren<br />
Dörfern gibt es in Roma Strom und Trinkwasser, was das Leben ungemein<br />
erleichtert.<br />
Nach dem intensiven Tag mit Rene sammeln wir zusammen<br />
mit dem Local Meke, Mechaniker und Guide des Bike-Shops, weitere<br />
Trail-Highlights rund um Roma. Die täglichen Ausfahrten mit dem Bike<br />
begeistern uns. Nach dem Shuttlen heißt es zwar meistens erst noch,<br />
sich im Sattel oder mit dem Bike auf den Schultern hochzuarbeiten,<br />
bevor wir zur jeweiligen Abfahrt gelangen, doch bieten die Anstiege<br />
auch immer Zeit, die Landschaft aufzusaugen. In dieser Jahreszeit<br />
zeigt sich die Pflanzenwelt in voller Pracht und die farbigen Tupfen<br />
der Blüten setzen bunte Akzente. Seit Jahrmillionen erodierende, rund<br />
geformte Felsbänder durchziehen die Szenerie und verstärken die wilde<br />
Atmosphäre. Während der Abfahrten können wir dieser Schönheit<br />
nur selten Aufmerksamkeit schenken – zu anspruchsvoll das Gelände,<br />
das unsere volle Konzentration fordert. Am Ende des Tages haben wir<br />
dafür nicht nur ein Lachen im Gesicht, sondern auch tolle Erinnerungen<br />
im Gepäck.<br />
In den Highlands<br />
Tage später ist es an der Zeit, weiter ins Landesinnere zu fahren, tiefer<br />
in die Highlands hinein, nach Semonkong. Erst vor zwei Jahren wurde<br />
die asphaltierte Fernstraße dorthin eröffnet, und schon die Anfahrt<br />
bietet uns fantastische Ausblicke auf die großen Hochebenen. Hier<br />
weiden Angoraziegen, Schafe und Rinder, oft begleitet von ein oder<br />
zwei berittenen Hirten. Vereinzelt begegnen wir Kindern in Schuluniform<br />
und ein paar anderen Einheimischen, hin und wieder kreuzt ein<br />
Auto unseren Weg. Zeitweise mäandert der Maletsunyane gemächlich<br />
neben uns her, der weiter vorn in einen gewaltigen Canyon stürzt. Die<br />
Gegend ist dünn besiedelt, die Eindrücke sind umso intensiver.<br />
UNTEN LINKS Meke, Mechaniker und Guide im Bike-Shop in Roma. UNTEN RECHTS Er begleitet uns bei einer Tour am Abend; im letzten Sonnenlicht surfen wir über die<br />
rötlichen Sandsteinplatten bergab. RECHTS Das Basuto-Pony ist charakteristisch für Lesotho: Mit ihm gelangt die ländliche Bevölkerung auch in entlegene Gebiete.<br />
102<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
LESOTHO<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong> 103
GESCHICHTEN<br />
104<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
LESOTHO<br />
LESOTHO<br />
SÜDAFRIKA<br />
LINKS Wo immer wir auf Kinder treffen, umringen sie uns begeistert. RECHTS Andreas Tonelli (oben), Werner Ebner (unten).<br />
Autor und Fotograf<br />
Andreas Tonelli und Werner Ebner<br />
sind passionierte Biker und Guides<br />
aus Südtirol. Mit dem Bike sind<br />
sie in den Bergen ihrer Heimat, vor<br />
allem den Dolomiten, und in fernen<br />
Ländern unterwegs, in denen sie<br />
Bike-Trips scouten, organisieren und<br />
leiten. Trails, Natur und Kultur sind<br />
die Elemente, die sie zu einem unvergesslichen<br />
Gesamterlebnis vereinen<br />
möchten. www.rideonmtb.it<br />
Bei unserer speziellen Tour hier in Semonkong ist<br />
endlich Chris mit dabei, dem die Zeit in den Tagen<br />
zuvor nur gereicht hat, um uns manchmal an die<br />
verschiedenen Spots zu shuttlen. Mit Chris machen<br />
wir uns auf, den legendären „Horsemen Trail“ zu<br />
befahren – oder besser gesagt einen Teil dieses uralten<br />
Verbindungswegs. Im Unterschied zu Roma<br />
hat das Biken hier mehr Tourencharakter, ist dabei<br />
aber trotzdem oft ziemlich technisch. Die oft recht<br />
flachen, steinigen Wege, auf denen sich die Pferde<br />
geübt fortbewegen, sind mit dem Bike gar nicht so<br />
leicht zu bewältigen. Wir nehmen die Herausforderung<br />
an – schließlich wartet nach jeder Anstrengung<br />
ja wieder eine spannende Abfahrt auf uns. Wie kleine,<br />
lebendige Punkte, die sich ihren Weg suchen,<br />
durchqueren wir die riesigen, grünen Weiten, mal<br />
in großer Einsamkeit, mal an Hirten vorbei, die grasende<br />
Tiere bewachen, wie jene mächtigen, pechschwarzen<br />
Bullen, die, wie uns einer der Hirten verrät,<br />
dem König gehören. Die Sonne neigt sich schon<br />
Richtung Horizont, als wir erschöpft, aber glücklich<br />
zur Kante des Canyons abfahren, in den sich der<br />
Maletsunyane aus <strong>19</strong>2 Meter Höhe mit Getöse ergießt.<br />
Was für ein Spektakel!<br />
Gespräche am Feuer<br />
Um eine denkwürdige Erfahrung reicher, machen<br />
wir uns schließlich auf den Weg zu einer kleinen<br />
Siedlung in den Bergen, deren Namen uns niemand<br />
vom Bike-Shop nennen konnte. Das „Witchcraft Village“<br />
nennen es alle einfach, da von dort aus einer<br />
der Trails des Kingdom Enduro startet, den Rene<br />
eben „Witchcraft“ taufte. Die Jungs setzen uns auf<br />
einem kleinen Sattel ab; von dort aus machen Andreas<br />
und ich uns mit den Bikes und etwas Extragepäck<br />
in unseren Rucksäcken auf den Weg hoch<br />
zur Siedlung. Als wir ankommen, macht sich bereits<br />
die Dunkelheit breit. Wir wollen oben übernachten<br />
und am Morgen abfahren. Im Dorf werden wir schon<br />
erwartet und freundlich begrüßt. Zwischen ein paar<br />
Rundhütten wird ein Feuer gemacht, um das sich<br />
erst ein paar Kinder und später auch die Älteren gesellen.<br />
Über uns leuchtet der Vollmond. Wir kommen<br />
mit einer jungen Frau ins Gespräch – die einzige Person<br />
im Dorf, die Englisch spricht. Von ihr erfahren<br />
wir, dass das Leben hier im Dorf oft nicht viel von<br />
wilder Romantik hat. Es gibt nur einen Brunnen und<br />
keinen Strom, außer dem aus kleinen Solarpaneelen,<br />
der gerade mal für eine winzige Lampe reicht. Einfache,<br />
karge Kost, kalte Winter und harte Feldarbeit.<br />
„Und in schlechten Jahren mit geringer Ernte macht<br />
sich auch der Hunger breit“, sagt sie. Das bisschen<br />
Zusatzeinkommen durch unseren Aufenthalt ist für<br />
unsere Gastgeber deshalb wichtig, denn im Dorf<br />
gibt es neben der Landwirtschaft so gut wie keine<br />
anderen Einkünfte. Wie vollkommen anders unser<br />
wohlbehütetes Leben zu Hause doch ist! Mit vielen<br />
Gedanken im Kopf schlafen Andreas und ich letztlich<br />
in der kleinen Rundhütte ein, in der wir unsere<br />
Schlafsäcke ausbreiten dürfen.<br />
Nach einer herzlichen Verabschiedung machen<br />
wir uns frühmorgens an die Abfahrt. Ein paar<br />
neugierige Kinder gucken uns hinterher, als wir<br />
schwungvoll und staubend den Trail runtersausen.<br />
Das Abenteuer neigt sich seinem Ende zu. Noch ein<br />
letztes Mal machen wir uns in Begleitung von Meke<br />
zu den Anhöhen rund um Roma auf. Im warmen,<br />
weichen Licht der Abendröte fahren wir durch die<br />
Felsformationen der Sandsteinplatten hinab. Durch<br />
die Abnutzung der vielen Füße, die diesen Weg seit<br />
Jahrhunderten beschritten, haben sich hier im Laufe<br />
der Zeit tiefe Furchen gebildet. Mein zufriedener<br />
Blick trifft auf jenen von Andreas – leuchtende Spuren<br />
hat auch diese Reise in uns hinterlassen.<br />
Text Werner Ebner Bild Werner Ebner, Andreas Tonelli<br />
INFORMATIONEN<br />
Anreise<br />
Flug nach Johannesburg (Südafrika),<br />
von dort Transfer nach Lesotho mit<br />
dem Mietwagen oder Shuttlebus.<br />
Beste Reisezeit<br />
Im afrikanischen Herbst (März,<br />
April, Mai) und Frühling (September,<br />
Oktober, November).<br />
Guiding<br />
Z. B. über Ride oN – MTB Experience,<br />
www.rideonmtb.it<br />
Wohnen<br />
Camping oder Übernachtung in einer<br />
der wenigen Lodges.<br />
Straßenverkehr & Führerschein<br />
In Lesotho gilt Linksverkehr. Es<br />
gibt nur wenige asphaltierte Überlandstraßen,<br />
unbefestigte Straßen<br />
überwiegen. Ein internationaler<br />
Führerschein ist erforderlich.<br />
Landeswährung<br />
Loti (LSL). Auch der südafrikanische<br />
Rand wird als Zahlungsmittel<br />
akzeptiert.<br />
Impfungen<br />
Standardimpfungen, Hepatitis A<br />
und B, Tollwut.<br />
Medizinische Versorgung<br />
Die medizinische Versorgung vor Ort<br />
ist begrenzt; eine Auslandskrankenversicherung<br />
mit Rückholversicherung<br />
wird dringend empfohlen.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong> 1<strong>05</strong>
IM FOKUS<br />
1<strong>06</strong><br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
DROP-AND-RIDE-PROJEKT AFGHANISTAN<br />
Moritz, du studierst Geografie und hast in unterschiedlichen Projekten<br />
in der Entwicklungszusammenarbeit mitgewirkt. Wodurch wurde<br />
dein Interesse für diese Arbeit geweckt?<br />
Ich habe während des Studiums viel praktische Erfahrungen gesammelt.<br />
Das fi ng mit der Arbeit für Tretlager e.V. in München an, dann war<br />
ich in Bremen in einem Verein tätig, später in Südafrika für ein Fahrradprojekt<br />
– das hat alles so aufeinander aufgebaut. Ich habe relativ<br />
schnell gemerkt, dass ich das ziemlich cool fi nde, Vereinsarbeit und<br />
Arbeit, die auf Sportförderung abzielt; besonders im Zusammenhang<br />
mit anderen Ländern und anderen Kulturen. Und anderen Problemen<br />
– sehr vielen anderen Problemen.<br />
Du hast in diesem Jahr den Verein Abasha gegründet – mit welchem Ziel?<br />
Abasha hat zum Ziel, weltweit junge Initiativen aus dem Bereich Bildung<br />
und Sport zu unterstützen. Das heißt, wir sind recht breit aufgestellt,<br />
aber ursprünglich haben wir Abasha gegründet, um die Kooperation<br />
mit Drop and Ride, die schon seit 2016 stattfi ndet, zu formalisieren. Wir<br />
wollen Drop and Ride als erstes Projekt weiterführen, aber sind auch<br />
komplett offen für neue Projekte, bei denen wir das ganze Netzwerk,<br />
das Wissen und die Strukturen für ähnliche Projekte mit weltweiter Perspektive<br />
nutzen können.<br />
Erzähl mal: Worum geht es bei dem Projekt Drop and Ride?<br />
Anfangs war da einfach eine Jugendgruppe, die entschieden hat, Fahrradsport<br />
in Afghanistan zu machen. Später hat sie einen Verein unter<br />
dem Namen „Drop and Ride“ gegründet – das steht für „drop the<br />
weapon and ride a bike“. Man merkt schon am Namen: Da geht’s um<br />
mehr als nur den Sport. Die Leute vor Ort sind müde von Jahrzehnten<br />
des Konfl iktes. Die Jugendlichen wollen Grenzen verschieben, sich für<br />
Dinge einsetzen, die in Afghanistan einfach nicht gegeben sind, wie<br />
Frieden, Partizipation und Gleichberechtigung. Bei Drop and Ride werden<br />
alle Angebote für Männer und Frauen gemacht. Schon das ist in<br />
Afghanistan etwas ganz Besonderes. Ich fi nde es sehr schön, weil die<br />
Jugendlichen einfach durch ihr Handeln viele Argumente Andersdenkender<br />
entkräften. Mittlerweile sind einige der Mädels auf dem Fahrrad<br />
so gut, dass sie den Jungs etwas erklären müssen. Die Trainingsgruppen<br />
sind zwar getrennt und da werden gewisse Regeln eingehalten,<br />
aber man verschiebt ein bisschen die Grenzen.<br />
Wie setzt Drop and Ride Bildung neben dem Biken um?<br />
Seit Ende 2018 ist der Verein als NGO angemeldet, die neben dem<br />
Sport auch Bildungsangebote schaffen möchte. Wenn man Sport<br />
und Bildung kombiniert, kommen Kinder und Jugendliche mit ganz<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong> 107
IM FOKUS<br />
Drop and Ride war ursprünglich einfach eine Jugendgruppe, die zusammen Rad fahren wollte. Einmal pro Woche fahren die Jugendlichen mit ihren Bikes durch die Stadt.<br />
Das ist nicht ungefährlich, daher trainieren sie ansonsten auf einem geschlossenen Gelände ihre Skills – mit Erfolg, wie man sieht.<br />
108<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
DROP-AND-RIDE-PROJEKT AFGHANISTAN<br />
Frauen, die biken? In Afghanistan alles andere als selbstverständlich.<br />
verschiedenen sozialen Hintergründen in einem Programm zusammen<br />
und können sich kennenlernen. So wird ein sozialer Austausch<br />
angeregt – das Fahrradfahren verbindet. Die Teilnehmer wollen gerne<br />
Englisch lernen, sind sehr motiviert. Es ist oft eine Hürde, wenn man<br />
kein Englisch spricht. Und die will Drop and Ride überbrücken. Zahra,<br />
die zusammen mit Ashgar Drop and Ride gegründet hat, übernahm<br />
dann den ersten Kurs und wir haben Hefte, Englischbücher und alles,<br />
was man so braucht, gekauft. Der erste Kurs war sehr erfolgreich.<br />
Das Ziel ist nun, diese Kurse zu professionalisieren. Wir suchen daher<br />
gerade nach einem Sponsor für einen einjährigen Kurs mit einem ausgebildeten<br />
Englischlehrer für 20 Personen.<br />
Wie kamst du erstmals mit Zahra Rona und Ashgar Mehrzada, den<br />
Gründern von Drop and Ride, in Kontakt?<br />
Als ich aus Südafrika zurückkam, fehlte mir im Studium das Praktische.<br />
Dann ist mir Ende 2016 ein Interview mit Ashgar auf Pinkbike ins<br />
Auge gesprungen. Darin erzählte er, was sie vorhaben. Sie hatten auch<br />
schon eine Facebook-Seite, und so habe ich ihm einfach mal geschrieben<br />
und gefragt, ob man ihn irgendwie unterstützen könne. Ich habe<br />
schnell gemerkt: Ashgar und Zahra haben eine tolle Einstellung, sind<br />
richtig motiviert und haben auch die Fähigkeiten, das durchzusetzen,<br />
was sie sich vorgenommen haben. Beide haben eine gute Bildung und<br />
sprechen Englisch. Natürlich gibt es sehr viele kulturelle Unterschiede;<br />
das war am Anfang gar nicht so einfach, aber das hat sich inzwischen<br />
ein bisschen eingespielt.<br />
Der erste Schritt war, dass ich gesagt habe: Ihr seid in Kabul, da sind so<br />
viele internationale Organisationen, da finden wir sicher Unterstützung.<br />
Und dann haben wir erst einmal ein Konzept geschrieben, mit dem wir<br />
an Leute herantreten können. In Afghanistan gar nicht so selbstverständlich;<br />
dort läuft sehr viel mündlich und mit Handschlag, aber wenn<br />
du eine Botschaft aus der westlichen Welt angehst, wird als Erstes ein<br />
schriftliches Dokument angefordert. Und das war so die Initialzündung<br />
für unsere Zusammenarbeit, die dann Fahrt aufgenommen hat.<br />
In der gleichen Zeit schrieb auch Ramon Hunziker von der Flying Metal<br />
GmbH Drop and Ride an, und so hat sich ein kleines europäisches Netzwerk<br />
gebildet. Wir beschlossen, gemeinsam Equipment zu sammeln.<br />
Am Ende kam ein ganzer Schiffscontainer mit Material zusammen.<br />
Wo liegen die größten Herausforderungen vor Ort?<br />
Für die Menschen in Afghanistan ist das erste Thema natürlich die<br />
Sicherheit. Es gibt in Kabul häufig Bombenanschläge, und als Sportgruppe,<br />
die sich für Gleichberechtigung einsetzt, ist es gefährlich. Das<br />
ist auch ein Grund, weshalb auf geschlossenem Gelände trainiert wird.<br />
Einmal die Woche fahren die Jugendlichen durch die Stadt, aber immer<br />
in einer großen Gruppe. Das zweite Thema ist die Planungsunsicherheit.<br />
Wer weiß, was in einem Jahr in Afghanistan ist? Was der Vertrag<br />
mit dem Vermieter des Geländes eigentlich wert ist, wenn der Rechtsstaat<br />
vielleicht nicht gegeben ist? Und da sehen wir uns auch ein bisschen<br />
als verlässliche Unterstützung, gerade in finanzieller Hinsicht.<br />
Ihr möchtet Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Welche Rahmenbedingungen<br />
sind wichtig, um ein nachhaltiges Fortbestehen der Projekte zu<br />
gewährleisten?<br />
Drop and Ride wurde im Gegensatz zu vielen Projekten in der<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong> 109
IM FOKUS<br />
Vor seinem Studium und bevor er Drop and Ride unterstützte, arbeitete Moritz ein Jahr lang für ein Fahrradprojekt in Südafrika.<br />
Entwicklungszusammenarbeit selbstständig von Leuten<br />
vor Ort und nicht extern von westlichen Ländern initiiert.<br />
Der Schub kommt von den Leuten selbst. Solange sie die<br />
Motivation haben weiterzumachen, ist für mich das Ziel,<br />
langfristig eine fi nanzielle Unabhängigkeit von westlichen<br />
Geldgebern zu erreichen. Ich denke nicht, dass wir uns<br />
komplett zurückziehen, aber eine Sache, die ich sehe, ist,<br />
dass das Budget selbst organisiert aus unterschiedlichen<br />
Quellen kommen muss. Ein Vorteil von Abasha als Verein<br />
ist, dass wir Fördermitglieder suchen. Die zahlen einen kleinen<br />
Betrag, 24 Euro im Jahr, aber fortlaufend. Das ermöglicht<br />
eine langfristige Planung und bedeutet auch, dass das<br />
Projekt nicht in sechs Monaten daran scheitert, dass man<br />
keine Ersatzreifen oder so kaufen kann. Wir sehen uns also<br />
durchaus als Stütze, aber vielleicht wird längerfristig unsere<br />
Stütze unwichtiger. Das wäre etwas Schönes, es kommt<br />
aber sehr darauf an, wie sich lokal alles entwickelt.<br />
Manche Menschen haben wenig Vertrauen, wenn es um<br />
Spenden geht, oder bezweifeln ihren Erfolg. Wie entkräftest<br />
du ihre Sorgen?<br />
Abasha ist sehr klein und wir sind sehr auf Transparenz<br />
bedacht. Wir sind auch Teil der Initiative Transparente<br />
Zivilgesellschaft. Und: Bei Abasha wird niemand für<br />
das Engagement bezahlt. Wir haben viel Arbeit in die<br />
Website gesteckt, um Spenden professionell abwickeln<br />
zu können, aber wir machen das alle ehrenamtlich. Dadurch<br />
haben wir einen sehr hohen Wirkungsgrad, das<br />
Geld geht direkt in das Projekt. Man kann auch auf<br />
Facebook verfolgen, wofür das Geld vor Ort eingesetzt wird.<br />
Wie kann man euch unterstützen? Können Interessierte<br />
auch selbst aktiv werden und mithelfen?<br />
Der beste Weg ist, wie gesagt, eine Fördermitgliedschaft.<br />
Dann gibt es noch die Vollmitgliedschaft, bei der man selbst<br />
aktiv werden kann und Einblick in die Planung bekommt.<br />
Die dritte Möglichkeit ist eine einmalige Spende. Manche<br />
Leute fragen auch, ob sie ihr Fahrrad spenden können. Im<br />
Moment geht das leider nicht, weil wir gerade einen großen<br />
Container verschickt haben. Da entstehen unglaubliche<br />
Kosten und das muss sich einfach lohnen. Und momentan<br />
brauchen wir vor allem ein kleines fi nanzielles Polster für<br />
Mieten, Bildungsprogramme, Events oder Ähnliches.<br />
Du kommst ursprünglich vom BMX. Was verbindest du<br />
persönlich mit dem Sport, was bedeutet er für dich?<br />
Bei uns ist das Fahrradfahren selbstverständlich – für<br />
Männer und für Frauen – quasi jeder kann sich ein Fahrrad<br />
leisten. Deshalb fi nde ich so ein Projekt wie Drop and<br />
Ride total beeindruckend. Weil die Menschen dort vor<br />
ganz anderen Hürden stehen. Was uns alle verbindet, ist<br />
die Leidenschaft zum Radfahren. Und ich kann meine Kapazitäten<br />
nutzen, diese Leute, die sich mit einem enormen<br />
Rückgrat fürs Radfahren einsetzen, noch weiter zu stärken.<br />
Vielen Dank, Moritz!<br />
Interview Mirjam Milad Bild Archiv Abasha<br />
Abasha wurde Anfang<br />
20<strong>19</strong> als gemeinnütziger<br />
Verein in Deutschland mit<br />
dem Ziel gegründet, weltweit<br />
junge Initiativen aus<br />
dem Bereich Sport und<br />
Bildung zu unterstützen.<br />
Wer den Verein und damit<br />
auch das Drop-and-<br />
Ride-Projekt unterstützen<br />
möchte, findet ausführliche<br />
Informationen unter<br />
www.abasha.de.<br />
<strong>11</strong>0<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
Festival<br />
Day<br />
Die Zukunft<br />
erfahren!<br />
7. Sept. 20<strong>19</strong><br />
Messe Friedrichshafen<br />
eurobike-show.de<br />
#EUROBIKESHOW<br />
Highlights<br />
+++ über 1.400 Aussteller aus aller Welt +++ alle Neuheiten für 2020 +++ Demo<br />
Area zum Fahrrad Live-Testen +++ Micro Mobility mit E-Scooter Angebot +++ Cargo<br />
Bike Area +++ Drop und Roll Show mit Danny MacAskill & Fabio Wibmer +++ Dirt Jump<br />
Contest +++ Holiday on Bike +++ Kids Area +++ EUROBIKE Academy
IM FOKUS<br />
Fotos Andreas Meyer<br />
NACHHALTIGE ZEICHEN<br />
Was steckt hinter Siegeln und Standards?<br />
WO DIE JACKE HERKOMMT, LÄSST SICH MEIST RECHT EINFACH FESTSTELLEN; AUCH, WELCHE MATERIALIEN<br />
VERARBEITET WURDEN. ABER WIE NACHHALTIG DIESE PRODUZIERT WURDEN – UND ZWAR NICHT NUR IN<br />
ÖKOLOGISCHER, SONDERN AUCH SOZIALER HINSICHT? SCHON DEUTLICH SCHWERER.<br />
Siegel und Standards sollen Abhilfe schaffen. Schön und gut, doch wofür stehen die einzelnen<br />
Labels eigentlich – und wofür nicht? Ein kleiner Wegweiser durch den Zeichendschungel. Klar,<br />
jeder Einzelne von uns sollte seinen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit leisten, um am Ende den<br />
ökologischen und auch sozialen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Doch in puncto<br />
Bekleidung stellt die Industrie Otto Normalverbraucher immer noch vor große Herausforderungen.<br />
Denn oft weiß der Käufer nicht wirklich, ob das Lieblings-Bike-Outfit ökologisch, sozial und<br />
ethisch korrekt produziert wurde. Siegel, Standards und Testverfahren sollen Kunden beim Kauf<br />
beraten. Besonders wichtige Kriterien: Umweltschutz, Tierschutz, keine negativen Folgen für<br />
die Gesundheit, faire Arbeitsbedingungen. Doch welches Siegel steht wofür? Ein Überblick.<br />
Text Astrid Schlüchter<br />
<strong>11</strong>2<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
NACHHALTIGE ZEICHEN<br />
BLUESIGN<br />
Gefährlichen Chemikalien auf der Spur<br />
Hier geht es in erster Linie um den Verzicht auf umwelt- und gesundheitsgefährdende<br />
Chemikalien in der Verarbeitung, aber auch um eine<br />
emissionsarme, ressourcenschonende Produktion: Die Umwelteinfl üsse<br />
der Textilindustrie sollen verringert werden. Der gesamte Herstellungsprozess,<br />
das heißt auch Zulieferer und verarbeitende Textilunternehmen,<br />
werden miteinbezogen. Listen mit verbotenen Chemikalien<br />
und Grenzwerten sind öffentlich einsehbar. Das Siegel ist allerdings<br />
kein hundertprozentiger Garant für Schadstofffreiheit.<br />
Es gibt zwei Siegel-Varianten: Beim etwas strengeren „bluesign product“<br />
müssen alle Bestandteile des Produkts die bluesign-Kriterien<br />
erfüllen. Beim „bluesign approved fabric“ müssen mindestens 90 Prozent<br />
der Textilien und 30 Prozent des Zubehörs bluesign-geprüft sein.<br />
Träger: bluesign technologies AG<br />
Mitglieder: u. a. Adidas, Maloja, Patagonia, Vaude,<br />
W.L.Gore & Associates GmbH, Norrøna<br />
www.bluesign.com<br />
FAIR WEAR FOUNDATION<br />
Unter welchen Bedingungen wird produziert?<br />
Die Fair Wear Foundation setzt sich für faire und sichere Arbeitsbedingungen<br />
in der Bekleidungs- und Textilindustrie über die gesamte Lieferkette<br />
ein. Dazu führt sie regelmäßig Prüfungen durch und veröffentlicht<br />
die Ergebnisse. Zudem werden die Geschäftspraktiken der Unternehmen<br />
und ihr Einfluss auf die Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten<br />
durchleuchtet. Inzwischen gibt es 80 Mitglieder, die aus zehn<br />
europäischen Ländern stammen und mehr als 130 Marken vertreten.<br />
Die Einhaltung der Standards kann aber nur stichprobenartig überprüft<br />
werden (standardmäßig einmal pro Jahr, kurzfristig bei Verdacht).<br />
Zudem dürfen auch Unternehmen, die gerade erst damit begonnen<br />
haben, ihren Herstellungsprozess fair zu gestalten, das Siegel tragen.<br />
Über ihren Fortschritt wird jedoch öffentlich berichtet.<br />
Träger: Gewerkschaften, NGO, Handels- und Herstellerorganisationen<br />
Mitglieder: u. a. Dynafit, Gonso, Odlo, Mammut, Vaude<br />
www.fairwear.org<br />
GLOBAL ORGANIC TEXTILE STANDARD (GOTS)<br />
Fokus auf Naturfaser und Recycling<br />
Vor allem ökologische Mode ist mit dem GOTS-Siegel gekennzeichnet,<br />
aber immer öfter verpfl ichten sich auch Sportmarken den Anforderungen<br />
der GOTS-Zertifi zierung. Das Siegel setzt sehr strenge Standards für<br />
Naturtextilien voraus. Das bedeutet, dass nur Kleidung aus mindestens<br />
70 Prozent Naturfasern das Siegel erhält. Auch hier wird der gesamte<br />
Herstellungsprozess, von der Rohstoffgewinnung bis zum Endprodukt,<br />
seiner Kennzeichnung und Verpackung, betrachtet. Die Naturfasern<br />
müssen aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft und Tierhaltung (z.<br />
B. bei Daune oder Wolle) stammen. In sozialer Hinsicht werden die<br />
Vorgaben der Internationalen Arbeiterorganisation angesetzt, die manchem<br />
Kritiker nicht weit genug gehen.<br />
Träger: vier Mitgliedsorganisationen (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft<br />
(IVN) Deutschland; Soil Association (SA), England; Organic Trade<br />
Association (OTA), USA; Japan Organic Cotton Association (JOCA), Japan)<br />
Marken: u. a. Norrøna, Bleed<br />
www.global-standard.org<br />
STANDARD 100 BY OEKO-TEX<br />
Frei von Schadstoffen<br />
Ein Siegel, das im gesamten Textilbereich sehr gängig und bekannt ist.<br />
Das Siegel „Standard 100 by Oeko-Tex“ garantiert, dass die Produkte<br />
gesundheitlich unbedenklich sind, also die Grenzwerte bei Schadstoffmengen<br />
nicht überschritten werden. Ausgeschlossen sind z. B.<br />
verbotene Azo-Farbmittel, krebsauslösende und allergene Farbstoffe,<br />
Pestizide und Weichmacher. Der Standard bezieht sich auf Schadstoffrückstände<br />
in Roh-, Zwischen- und Endprodukten sowie Zubehörmaterialien<br />
wie Knöpfen oder Reißverschlüssen, sagt aber nichts über den<br />
Herstellungsprozess selbst aus. Der Name „Oeko“ deutet nicht auf eine<br />
ökologische Produktion hin.<br />
Träger: Internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet<br />
der Textil- und Lederökologie (Oeko-Tex)<br />
www.oeko-tex.com<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong> <strong>11</strong>3
IM FOKUS<br />
Foto links Franz Walter/ORTOVOX , rechts Moritz Attenberger/Vaude<br />
LINKS Der Responsible Wool Standard, aber auch herstellereigene Standards wie das Ortovox Wool Promise, stellen das Wohl der Tiere in den Fokus.<br />
RECHTS Nachhaltige Bekleidungslinie von Vaude.<br />
VAUDE ECO<br />
PRODUCT<br />
MADE IN GREEN BY OEKO-TEX<br />
Plus soziale Verantwortung<br />
Hier müssen Textilien aus schadstoffgeprüften<br />
Materialien hergestellt sein, in umweltfreundlichen<br />
Betrieben produziert werden und an sichere<br />
und sozialverträgliche Arbeitsplätze gebunden<br />
sein. Produkte mit dem Label können<br />
einfach anhand einer eindeutigen Produkt-ID<br />
beziehungsweise eines QR-Codes vom Konsumenten<br />
nachverfolgt werden. Teilweise ist so<br />
ersichtlich, in welchem Betrieb das Produkt<br />
gefertigt wurde.<br />
www.oeko-tex.com<br />
STEP BY OEKO-TEX<br />
Nachhaltige Produktion<br />
Step steht für Sustainable Textile Production<br />
und zielt auf nachhaltige Produktionsbedingungen<br />
ab. Neben Umweltverträglichkeit und<br />
ressourcenschonendem Materialeinsatz werden<br />
auch faire Arbeitsbedingungen berücksichtigt.<br />
Integriert sind Produktionsbetriebe<br />
aller Verarbeitungsstufen, von der Faserherstellung<br />
über die Spinnerei und Weberei/Strickerei<br />
bis hin zu Veredelungsbetrieben und<br />
Konfektionären.<br />
www.oeko-tex.com<br />
GREEN SHAPE VAUDE ECO PRODUCT<br />
Die gesamte Lieferkette im Fokus<br />
Das Green Shape Label von Vaude bietet<br />
Kunden über die gesamte Lieferkette fair<br />
produzierte, umweltfreundliche Funktionsbekleidung<br />
aus nachhaltigen Materialien. Die<br />
Kriterien werden dabei laufend überprüft<br />
und umfassen den gesamten Lebenszyklus<br />
des Produkts – vom Design über die Produktion<br />
bis hin zu Pflege, Reparatur und Verwertung.<br />
Das bedeutet, dass bei Vaude-Green-<br />
Shape-Produkten nicht nur die eingesetzten<br />
Hauptmaterialien, sondern auch sämtliche<br />
Produktionsbetriebe den hohen ökologischen<br />
Anforderungen gerecht werden. Außerdem<br />
müssen alle Zusatzkomponenten wie Fäden,<br />
Reißverschlüsse und Drucke die Kriterien erfüllen.<br />
Nachteil: Die standardsetzende Organisation<br />
und das zertifizierte Unternehmen sind<br />
nicht unabhängig voneinander.<br />
Träger: Vaude<br />
Marken: Vaude<br />
www.vaude.com<br />
<strong>11</strong>4<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
NACHHALTIGE ZEICHEN<br />
1 % FOR THE PLANET<br />
Mit kleinen Schritten für die Umwelt<br />
Klein anfangen, Großes bewirken – getreu diesem<br />
Motto möchte die Organisation assoziierte<br />
Unternehmen dazu auffordern, einen kleinen<br />
Teil ihres Umsatzes, eben ein Prozent, an Umweltprojekte<br />
zu spenden. Inzwischen folgen<br />
diesem Motto über 1.200 Mitgliedsunternehmen.<br />
Die Spende geht direkt an die Umweltorganisationen.<br />
Produkte von Unternehmen<br />
oder Marken, die 1 % for the planet unterstützen,<br />
sind am Label erkennbar.<br />
Träger: Yvon Chouinard, Patagonia und Craig<br />
Mathews, Blue Ribbon Flies<br />
Marken: u. a. Patagonia, Klean Kanteen<br />
www.onepercentfortheplanet.org<br />
©Textile Exchange<br />
©Textile Exchange<br />
RESPONSIBLE DOWN STANDARD (RDS)<br />
Zum Wohl von Enten und Gänsen<br />
Die Methoden zur Gewinnung von Daunen<br />
standen bzw. stehen schon lange in keinem<br />
guten Licht. Deswegen haben sich Tierschützer<br />
und zunehmend auch Marken dafür eingesetzt,<br />
mehr Verantwortung zu übernehmen.<br />
Der Responsible Down Standard garantiert die<br />
Herkunft von Daunen aus zertifizierten Betrieben<br />
mit ethisch einwandfreier Haltung. Das<br />
bedeutet, dass die Tiere leidfrei gehalten und<br />
nicht zwangsgefüttert werden (sogenannte<br />
Stopfmast). Die Daunen dürfen ausschließlich<br />
aus Schlachtrupf gewonnen werden, also von<br />
toten Tieren; Lebendrupf ist verboten.<br />
Träger: Control Union Certifications zusammen mit<br />
Textile Exchange<br />
Marken: u. a. Arcteryx, Bergans, Columbia, Dynafit,<br />
Norrøna, Salewa, Vaude<br />
www.responsibledown.org<br />
RESPONSIBLE WOOL STANDARD (RWS)<br />
Ethisch korrekte Wollgewinnung<br />
Das Pendant für Wolle: Auch hier geht es um<br />
den Tierschutz, aber auch die nachhaltige<br />
Landbewirtschaftung und volle Transparenz<br />
in der Lieferkette. So verbietet der Standard<br />
z. B. die besonders umstrittene Praxis des<br />
Mulesing (das Entfernen der Haut rund um<br />
den Schwanz von Schafen ohne Einsatz von<br />
Schmerzmitteln oder Betäubung, ein in Australien<br />
und Neuseeland gebräuchliches Verfahren,<br />
um einen Befall mit Fliegenmaden zu<br />
verhindern). Der Standard sagt nichts darüber<br />
aus, mit welchen Chemikalien die Wolle in der<br />
Weiterverarbeitung behandelt wurde. Einige<br />
Hersteller verwenden eigene, teils strenge<br />
Standards, wie z. B. Ortovox oder Icebreaker.<br />
Träger: Control Union Certifications zusammen mit<br />
Textile Exchange<br />
Marken: u. a. Mammut, Patagonia, Salewa<br />
www. responsiblewool.org<br />
GLOBAL RECYCLE STANDARD (GRS)<br />
Aus Alt wird Neu!<br />
Der Standard kontrolliert die Zusammensetzung<br />
von Produkten, die aus recycelten Materialien<br />
hergestellt wurden. Ziel des Siegels<br />
ist es, die Rückverfolgbarkeit der Materialen<br />
und die umweltfreundliche Produktion sicherzustellen.<br />
Der Fokus liegt entsprechend auf<br />
der Herstellung der Fasern; Zwischenstufen<br />
der Verarbeitung und das Endprodukt werden<br />
nicht kontrolliert. Das Siegel darf verwendet<br />
werden, wenn ein Produkt zu einem Anteil von<br />
mindestens 20 Prozent aus recycelten Materialien<br />
besteht.<br />
Träger: Textile Exchange<br />
Marken: u. a. Bleed<br />
www.textileexchange.org<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong> <strong>11</strong>5
IM FOKUS<br />
DIE „SMARTPHONE-APOTHEKE“<br />
APPS SIND DIE KLEINEN NOTFALLHELFER FÜR UNTERWEGS. EGAL, OB MAN SICH ORIENTIEREN MÖCHTE,<br />
EINE ÜBERNACHTUNGSMÖGLICHKEIT SUCHT ODER SICH TATSÄCHLICH IN EINER NOTLAGE BEFINDET UND HILFE<br />
BENÖTIGT. AUF DEM SMARTPHONE SIND SIE, MEHR ODER WENIGER SÄUBERLICH, SORTIERT. WAS HILFT WANN?<br />
WIR HABEN EINE KLEINE AUSWAHL ZUSAMMENGESTELLT.<br />
ORIENTIEREN – KOMOOT<br />
Ihr wollt Touren und Trails finden oder eure<br />
eigenen Routen detailliert planen? Das ist bei<br />
Komoot beinahe intuitiv für unterschiedliche<br />
Sportarten möglich. Neben Höhenmetern<br />
und Kilometern macht die App Angaben zur<br />
Wegebeschaffenheit und Schwierigkeit (zum<br />
Beispiel, ob du dein Rad eventuell tragen<br />
musst). Beim Navigieren könnt ihr euch via<br />
Sprachfunktion leiten lassen – auch offline.<br />
Einzelregion 3,99 Euro<br />
Regionen-Paket 8,99 Euro<br />
Komplett-Paket 29,99 Euro<br />
ORIENTIEREN – ALPENVEREIN AKTIV<br />
Die App bietet Zugriff auf das weltweite Tourenportal<br />
des Alpenvereins, Infos zu Alpenvereinshütten,<br />
aktuellen Bedingungen, Wetterund<br />
Lawinenlage. Im Planer wählt, trackt und<br />
speichert ihr eure Routen. Die Pro-Funktion<br />
erlaubt das Speichern offline, die Pro+-Mitgliedschaft<br />
enthält weitere Karten für die<br />
Schweiz und Frankreich und das offizielle Kartenwerk<br />
der Alpenvereine (für DAV-Mitglieder<br />
schon bei der Pro-Variante mit dabei).<br />
Free kostenlos<br />
Pro 29,99 Euro/Jahr<br />
Pro+ 49,99 Euro/Jahr (39,99 für DAV-Mitglieder)<br />
HILFE RUFEN – WHERE ARE YOU?<br />
Ihr braucht möglichst schnell Hilfe? Bei dieser<br />
Notfall-App ist die europäische Notrufnummer<br />
<strong>11</strong>2 hinterlegt. Wer über die Anwendung<br />
einen Notruf abgibt, sendet automatisch seine<br />
Standortdaten und weitere persönliche, hinterlegte<br />
Daten an die Notrufzentrale. Ein Schritt<br />
weniger, wenn’s drauf ankommt. Übrigens:<br />
Über einen simulierten Testanruf lässt sich<br />
schon im Vorfeld feststellen, ob der gesendete<br />
Standort korrekt empfangen wird.<br />
kostenlos<br />
<strong>11</strong>6<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
NÜTZLICHE APPS<br />
UNWETTER VERMEIDEN – WARNWETTER<br />
Die App vom Deutschen Wetterdienst informiert<br />
zur Unwetterlage innerhalb Deutschlands<br />
bis auf Gemeindeebene. Die aktuelle<br />
Situation wird in farblich kodierten Warnstufen<br />
angezeigt und durch Warnsymbole ergänzt.<br />
Zugbahnen von Gewitterzellen werden vorhergesagt,<br />
Alarmfunktionen sind individuell zuschaltbar.<br />
Die kostenpflichtige Version enthält<br />
aktuelle Infos und Prognosen zu Niederschlag,<br />
Wolken, Blitzen, Wind und Temperaturen.<br />
1,99 Euro<br />
BERGE ERKENNEN – PEAKFINDER AR<br />
Das Panorama ist gigantisch, aber keiner kennt<br />
die Gipfel, die sich präsentieren? Die App hilft<br />
weiter und liefert an jedem beliebigen Standort<br />
ein Rundum-Panorama mit den Namen<br />
aller Berge, besser gesagt von 650.000 hinterlegten<br />
Bergen weltweit. Das Ganze obendrein<br />
auch offline, da die App mit einem integrierten<br />
Höhenmodell arbeitet. Wer in der App-Ansicht<br />
ein Foto macht, kann das Bild inklusive Bergnamen<br />
bearbeiten und exportieren.<br />
ca. 5 Euro<br />
LICHT NUTZEN – SUN SURVEYOR<br />
Vor allem für Outdoor-Fotografen, Sonnenanbeter<br />
und Mondsüchtige interessant: Die App<br />
zeigt die Position von Sonne und Mond an einem<br />
Ort zu einer beliebigen Zeit bzw. in ihrem<br />
Verlauf. So könnt ihr euch auf die „goldene<br />
Stunde“ vorbereiten, den perfekten Standort<br />
für das Beobachten, Fotografieren und Filmen<br />
des Sonnenauf- oder Sonnenuntergangs festlegen<br />
und vorhersehen, wann die Sonne oder<br />
der Mond hinter den Bergen oder hohen Gebäuden<br />
verschwindet.<br />
10,99 Euro<br />
STELLPLATZ FINDEN – PARK4NIGHT<br />
Ungestörter Platz für den Camper gesucht?<br />
In dieser App hinterlegen und beschreiben<br />
User Orte weltweit, an denen sie<br />
mit dem Wohnmobil oder Auto eine Nacht<br />
campiert haben. Plätze können über Umgebungssuche<br />
via Karte, entlang einer Route<br />
oder über die direkte Eingabe eines Orts in<br />
der Schnellsuchfunktion gefunden werden.<br />
Filtermöglichkeiten: kostenlose, kostenpflichtige<br />
und private Standplätze, Bewertungen<br />
und vieles mehr.<br />
kostenlos<br />
SCHLAFPLATZ HABEN – WARM SHOWERS<br />
Couchsurfing für Radreisende. Wer über einen<br />
längeren Zeitraum mit dem Rad reist, freut<br />
sich am Abend über ein Dach über dem Kopf,<br />
eine warme Dusche und nette Menschen.<br />
Hier suchen angemeldete Nutzer nach privaten,<br />
kostenfreien Übernachtungsmöglichkeiten<br />
– oder stellen sie anderen Reisenden zur<br />
Verfügung. Nebenbei lassen sich Erfahrungen<br />
austauschen und Freundschaften schließen.<br />
kostenlos<br />
WORLD OF MTB LESEN – READLY<br />
Ihr wollt auch unterwegs keine Ausgabe der<br />
world of mtb verpassen? Bei der Readly-App<br />
findet ihr nicht nur euer liebstes Mountainbike-Magazin,<br />
sondern insgesamt mehr als<br />
3.400 Magazine. Sie können nach dem Flatline-Prinzip<br />
gelesen, als Offline-Version heruntergeladen<br />
und gespeichert werden. Und zwar<br />
pünktlich zum Erscheinungstermin.<br />
Abo 9,99 Euro/Monat, App kostenlos<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong> <strong>11</strong>7
GESCHICHTEN<br />
<strong>11</strong>8<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
HERO TRAILS<br />
jEder<br />
isT EIn<br />
HelD<br />
Auf den Trails DES<br />
Hero-DoLOmites-RenNEN<br />
FAST 90 KILOMETER UND 4.500 HÖHENMETER<br />
GILT ES BEIM HERO DOLOMITES ZU BEWÄLTIGEN –<br />
WER DIESES RENNEN MITFÄHRT, DARF SICH ZU RECHT<br />
HELDENHAFT FÜHLEN. DOCH GIBT ES AUCH EINE GENUSS-<br />
VOLLERE ART, DIE TRAILS INMITTEN DER EINZIGARTIGEN<br />
DOLOMITEN-LANDSCHAFT KENNENZULERNEN.<br />
Die Sellagruppe, der im Tageslicht fahlgrau wirkende Klotz<br />
aus Kalkstein, Dolomit genannt, wird von vier Talschaften<br />
umgeben: Gröden, Alta Badia, Arabba und Val di Fassa. In<br />
den Stunden des Sonnenauf- und -untergangs zeigt sich<br />
die Sella in einem magischen Licht, das sich im Minutentakt<br />
von hellgelb über dunkelrot bis hin zu violett verändert.<br />
Magisch scheint auch die Anziehungskraft, die seit nunmehr<br />
zehn Jahren Mitte Juni Ströme von Mountainbikern<br />
an die Flanken der Sella lockt. Auf insgesamt 86 Kilometern<br />
und 4.500 Höhenmetern gilt es, beim Hero-Dolomites-<br />
Rennen abartig steile Anstiege mit dem Mountainbike hinaufzukraxeln,<br />
um nach jedem Zwischenerfolg glückselig<br />
auf der anderen Seite des Berges herrliche Trails hinabzudonnern.<br />
Selbst die kurze Runde umfasst immer noch respektable<br />
60 Kilometer und 3.200 Höhenmeter. Menschen<br />
und Material werden auf das Äußerste beansprucht. Wir<br />
sind nach Gröden gereist, um den Zauber der kollektiven<br />
Selbstkasteiung nachzuvollziehen und die Hero Trails mit<br />
und ohne Stoppuhr kennenzulernen.<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong> 1<strong>19</strong>
GESCHICHTEN<br />
120<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
HERO TRAILS<br />
Bozen<br />
Mailand<br />
ITALIEN<br />
DOLOMITEN<br />
INFORMATIONEN<br />
» DAS ERLEBNIS DES RENNENS IST SUPER.<br />
ABER NOCH MEHR SPASS MACHT ES,<br />
DIE HERO TRAILS GANZ IN RUHE ZU ERKUNDEN. «<br />
Eldorado – nicht nur für Racer<br />
Kurz nach sieben Uhr fällt der erste<br />
Startschuss: Zum zehnten Jubiläum des<br />
Hero Dolomites stehen 4.0<strong>19</strong> Mountainbiker<br />
aus 45 Ländern bereit. Die Spannung<br />
ist spürbar. In den Gassen und an<br />
den Strecken reihen sich die begeisterten<br />
Zuschauer. Auch „Wolli“ aka Walter<br />
Mussner steht mit am Start. „Wegen des<br />
Jubiläums fahre ich das Rennen mit“,<br />
sagt er. Der Guide aus dem Grödnertal<br />
betreibt in St. Christina eine Mountainbike-Pension<br />
mit Blick auf den schroffen<br />
Langkofel und die sanften Wiesen<br />
der Seiser Alm. Fast täglich führt Wolli<br />
Gruppen über die Hero Trails. Erkundet<br />
mit ihnen an einem, drei oder fünf Tagen<br />
die Strecken des Hero Dolomites, zeigt<br />
ihnen die besten Trails abseits der offiziellen<br />
Route und natürlich die besten<br />
Hütten mit Südtiroler und ladinischer<br />
Küche. Am Tag vor dem Rennen hatte er<br />
auch uns mit strahlenden Augen einige<br />
Highlights gezeigt. Seine Begeisterung<br />
für die Region ist ansteckend. Der Hype<br />
um das Hero-Rennen ist für ihn wenig<br />
verwunderlich – schließlich ist die Südtiroler<br />
Region ein echtes Eldorado für<br />
Mountainbiker. Und eben nicht nur für<br />
Racer: Auch Familien und Genuss-Biker<br />
mit und ohne E-Antrieb kommen hier<br />
auf ihre Kosten. Dazu wurden die vorhandenen<br />
Trails, ursprünglich Wanderwege,<br />
um gebaute Angebote ergänzt;<br />
erst kürzlich wurden zwei neue Familien-Trails<br />
am Plan de Gralba eröffnet.<br />
„Das Erlebnis des Rennens ist super“,<br />
meint Wolli. „Aber noch mehr Spaß<br />
macht es, die Hero Trails ganz in Ruhe<br />
zu erkunden.“ Einige Strecken setzen<br />
auch mit dem E-Bike eine gewisse Erfahrung<br />
und Sportlichkeit voraus, denn<br />
die Schotteranstiege sind teils sehr steil.<br />
Doch alle Mühen werden belohnt: Die<br />
Landschaft, die die Mountainbiker rings<br />
um das Sella Massiv kennenlernen, ist<br />
wunderschön – und einzigartig. Und …<br />
pssst! Es können auch zahlreiche Lifte<br />
genutzt werden.<br />
Übrigens: Nur vier Stunden, 30 Minuten<br />
und 52 Sekunden später erreicht<br />
Hector Leonardo Paez Leon aus Kolumbien<br />
das Ziel – und verbucht damit den<br />
Sieg auf der Langstrecke des diesjährigen<br />
Hero-Dolomites-Rennens. Davon<br />
können die meisten Teilnehmer allenfalls<br />
träumen. Für sie zählt weniger die<br />
Zeit als das Erlebnis. Die Befriedigung,<br />
die gewaltige Herausforderung aus eigener<br />
Kraft geschafft zu haben.<br />
Text Holger Schaarschmidt Bild Harald Wisthaler<br />
Trail-Tipps<br />
Zum Appetitholen den flowigen Cir Trail mit dem Frara Trail<br />
von der Bergstation Danercepies am Grödener Joch bis<br />
Corvara kombinieren!<br />
Technischer und naturbelassener ist der Infinity Trail vom<br />
Passo Pordoi nach Canazei.<br />
In Canazei, einem der ältesten Bikeparks der Dolomiten,<br />
warten Strecken wie die „Double U“, eine flowige Jump-<br />
Line mit kleinen Sprüngen und zahlreichen Anliegern,<br />
oder die „Elektrik-Line“, eine schwere Freeride-Strecke<br />
mit vielen North-Shore-Elementen.<br />
Steil, aber geil: Die Freeride-Strecke vom Ciampinoi<br />
nach Wolkenstein ist mit vielen Anliegern und kleineren<br />
Sprüngen gespickt. Am besten mit einer Tour vom Sellajoch<br />
durch die Steinerne Stadt kombinierbar! Das malerische<br />
Val Duron bietet hochalpines Idyll abseits des sommerlichen<br />
Trubels, wie er an den Hotspots der Hero Trails wartet.<br />
Bis zum Mahlknecht-Joch gut mit dem E-Bike zu erreichen.<br />
Guiding<br />
Erfahrene Guides passen die Routen der Hero Trails an<br />
deine Bedürfnisse an. Sie kennen aber nicht nur die Trails:<br />
Erfahre alles über die von verschiedenen Sprachen und<br />
Kulturen geprägte Region!<br />
Neben individuellen Touren hast du die Wahl zwischen<br />
• Ein-, Drei- oder Fünf-Tagestouren,<br />
• leichten, mittelschweren oder anspruchsvollen Touren,<br />
• E-Bike (befestigte Wege und asphaltierte Straßen,<br />
keine großen Mountainbike Vorkenntnisse erforderlich),<br />
Pleasure (Entdecker-Touren mit niedrigem Schwierigkeitsgrad<br />
auf befestigten Wegen, mäßige Sportlichkeit von<br />
Vorteil) oder Singletrails (größtenteils präparierte Trails,<br />
grundlegende Fahrtechnikkenntnisse Voraussetzung).<br />
www.herotrails.com<br />
Panorama<br />
Von der Pralongià-Hochebene bietet sich ein 360-Grad-<br />
Panorama auf das Sella- und Fanes-Massiv, Falzarego, die<br />
massiven Tofanen bei Cortina d’Ampezzo und die Marmolata.<br />
Die Steinerne Stadt: Eine fast senkrechte, 1.000 Meter<br />
hohe Felswand trennt die sanften Almwiesen um die<br />
Comici-Hütte vom 3.181 Meter hohen Gipfel des Langkofels.<br />
Dantercepies: Die schroffen Nordwände der<br />
Sella-Gruppe und die zahllosen Felszacken der Cir-Spitzen<br />
bilden eine gewaltige Kulisse.<br />
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GESCHICHTEN<br />
122<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
TRAILTROPHY<br />
Fam|lien-TrefFeN<br />
Zum Trailtrophy-Jubiläum mit SAnTa CruZ<br />
UNSERE FACEBOOK-FOLLOWER ERINNERN SICH: IM FRÜHJAHR VERLOSTE DAS WORLD OF MTB-<br />
MAGAZIN ZUSAMMEN MIT SANTA CRUZ EINEN STARTPLATZ BEIM ZEHNJÄHRIGEN JUBILÄUM DER<br />
TRAIL TROPHY IN LATSCH – AUF DEM NEUEN MEGATOWER. UNSER GEWINNER, MARCUS DUGNUS,<br />
BERICHTET VON EINEM UNVERGESSLICHEN WOCHENENDE.<br />
LINKS Marcus rockt die Trails rund um Latsch bei seinem ersten Enduro-Rennen überhaupt.<br />
OBEN Mit der sympathischen „Santa-Cruz-Family“ fühlt er sich total wohl.<br />
Alles beginnt mit einem Facebook-Post: Zum zehnjährigen<br />
Jubiläum der TrailTrophy mit dem neuen Megatower an<br />
den Start gehen? Dazu das Wochenende mit der „Santa-<br />
Cruz-Family“ verbringen? „Klar, da mache ich mit“, denke<br />
ich mir, rechne mir aber nicht allzu große Chancen aus.<br />
Als ich kurz darauf erfahre, dass ich tatsächlich gewonnen<br />
habe, bin ich völlig hin und weg: „Wahnsinn, das gibt’s<br />
doch gar nicht!“ Mit jedem Tag wächst die Vorfreude –<br />
aber auch die Anspannung: Ich habe ja noch nie zuvor an<br />
einem Rennen teilgenommen. Bin ich fit genug? Der lange<br />
Winter lässt in der Heimat nicht viele Möglichkeiten zum<br />
Mountainbiken. Und habe ich überhaupt das nötige Equipment?<br />
Nach Rücksprache mit den Verantwortlichen bei Santa<br />
Cruz werden mir zumindest diese Sorgen genommen.<br />
Dann endlich ist es so weit: Ich bin in Südtirol! Nach dem<br />
Frühstück treffe ich Jasper Jauch, Ex-Downhill-Profi und<br />
Santa-Cruz-Fahrer. Ihn kannte ich bisher nur von Fotos<br />
und YouTube-Videos. Cooler Typ, denke ich mir. Er übergibt<br />
mir das neue Santa Cruz Megatower, mein Gefährt<br />
für das anstehende Rennen. Wow, das sieht nach Spaß<br />
aus! Wenig später sind wir, gemeinsam mit Tanja Naber,<br />
Enduro-World-Series-Fahrerin und ebenfalls Teil der „Santa-Cruz-/Juliana-Family“,<br />
schon zur ersten Einrolltour unterwegs.<br />
Die beiden sind höllisch schnell – und ich versuche,<br />
irgendwie dranzubleiben. „Das wird kein Kindergeburtstag<br />
…“, stelle ich für mich fest. Trotzdem, das Bike passt<br />
wie angegossen und macht auch bergauf richtig Spaß. Als wir<br />
unten ankommen, habe ich ein breites Grinsen im Gesicht!<br />
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GESCHICHTEN<br />
124<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
TRAILTROPHY<br />
LINKE SEITE OBEN Abfahrtsmodus an! LINKE SEITE UNTEN Warten, bis es weitergeht: Verschnaufpause an den Annenberger Böden.<br />
OBEN LINKS Jasper überreicht das Bike fürs Rennen. OBEN RECHTS Marcus gibt Gas. UNTEN LINKS UND RECHTS Chillen und genießen!<br />
» DIE STIMMUNG IST SUPER, ÜBERALL FREUEN SICH LEUTE, BEKANNTE GESICHTER<br />
WIEDERZUSEHEN, ES WIRD GERATSCHT UND GELACHT. «<br />
Enduro-Husten<br />
Wir holen unsere Startnummern ab, checken noch einmal alles durch,<br />
und schon geht es los zur ersten Stage. Die Stimmung ist super, irgendwie<br />
kennt hier jeder jeden, überall freuen sich Leute, bekannte<br />
Gesichter wiederzusehen, es wird geratscht und gelacht. Beinahe wie<br />
bei einem Familientreffen. Am Start höre ich dann aber auch leises<br />
Stöhnen: Die erste Stage ist wohl die mit den meisten Höhenmetern.<br />
„Wird schon werden“, denke ich mir und trete in die Pedale. Doch<br />
was ist da los? Nach kurzer Zeit bleibt mir die Luft weg. Immer wieder<br />
warten Tretpassagen bergauf, bis schließlich die letzten 50 Meter im<br />
Downhill zum Ziel führen. Nur 50 Meter – doch anschließend schnappe<br />
ich so stark nach Luft, dass ich anfange zu husten. Ich schaue mich<br />
um: Niemandem scheint es besser zu gehen, auch nicht Tanja und<br />
Jasper. Wir schnaufen und husten im Kollektiv. „Jetzt weißt du auch,<br />
was Enduro-Husten ist“, sagt Tanja und lacht.<br />
Bei strahlendem Sonnenschein pedalieren wir weiter zu den<br />
nächsten Stages. Die sind dann glücklicherweise nicht mehr so tretintensiv<br />
und ich fühle mich immer wohler. Nichtsdestotrotz bleibt etwas<br />
Anspannung am Start jeder Stage. Mein Anspruch an mich selbst: alles<br />
geben, um zu sehen, wo ich mich schließlich beim ersten Rennen einreihen<br />
werde. Am Abend steht noch ein etwa 45-minütiger Nightride<br />
an. Davor heißt es aber erst mal: Pasta-Party! Die Zeit vergeht wie im<br />
Flug, und schon sind wir wieder auf den Bikes und schalten die Lampen<br />
an. Der Trail von der Burgruine Montani wartet mit vielen Spitzkehren<br />
und kurzen Sprints – zugegeben: nicht so meins. Mir geht ordentlich<br />
die Pumpe, aber die Kulisse der Burg bei Nacht und das Miteinander<br />
entschädigen für alles. Was für ein großartiger erster Tag!<br />
Ups und Downs<br />
5:30 Uhr. Kanonenschüsse wecken mich, im Nachbarhaus wird heute<br />
geheiratet. Nun ja, so habe ich genügend Zeit, mich auf den Tag vorzubereiten.<br />
Nach einem ausgiebigen Frühstück und kurzem Bike-Check<br />
stehe ich an der Startlinie. Erst wechseln lange Tretpassagen mit spitzkehrenlastigen<br />
Abfahrten, dann geht es am Sonnenhang bergab so richtig<br />
zur Sache. Das Santa Cruz Megatower bügelt mit seinen 29-Zoll-Laufrädern<br />
und 160 Millimeter Federweg einfach über alles hinweg, ich bin<br />
total begeistert. Doch dann, in der neunten Stage, wähle ich in einem<br />
Steinfeld die falsche Linie. Ein Schlag – und ich lande im Gebüsch. Ich<br />
bin zum Glück unverletzt, allerdings sind beide Reifen platt. Zwar bin ich<br />
mit etwas Hilfe kurz darauf wieder auf dem Rad, aber die Zeit ist dahin.<br />
Egal, gehört dazu. Bei einem verdienten Feierabendbier und Barbecue<br />
ist der Ärger rasch verflogen. Geschafft falle ich ins Bett. Am Sonntag bin<br />
ich, mit neuen Reifen ausgerüstet, bereit für die letzten Stages. Leichter<br />
Regen hat die Strecken befeuchtet. Alles läuft gut. Am Ende merke ich,<br />
wie mir langsam, aber sicher die Kraft ausgeht. „Ich komme von links!“,<br />
höre ich es hinter mir rufen – und Jasper schießt an mir vorbei. Passt!<br />
Etwas später rolle ich ins Ziel. High Five! Ich habe es geschafft!<br />
Müde und glücklich resümiere ich: Das TrailTrophy-Jubiläum in<br />
Latsch ist ein großartiges Event und sei jedem ans Herz gelegt, der einmal<br />
Rennluft schnuppern möchte. Zusammen mit den sympathischen<br />
Typen der Santa-Cruz-Family und dem Wahnsinns-Megatower war das<br />
Wochenende einfach nur mega! Ich sage tausend Dank an alle – und<br />
freue mich schon auf mein nächstes Rennen!<br />
Text Marcus Dugnus Bild Max Schumann<br />
world of mtb Nº5.<strong>19</strong> 125
IM FOKUS<br />
An dieser Stelle war ursprünglich ein typischer Vs.-Beitrag geplant, ein<br />
freundschaftlich-fairer Schlagabtausch zwischen zwei Personen unterschiedlicher<br />
Meinung. Das Thema: Sollten Trail-Highlights öffentlich<br />
über Social Media und Tourenportale geteilt oder besser geheim gehalten<br />
werden? Leider kam der Beitrag nicht wie geplant zustande, da eine<br />
Partei ihren Beitrag kurz vor Druckschluss der Ausgabe zurückzog. Das<br />
Thema ist tatsächlich gar nicht so einfach – gibt es doch plausible Argumente<br />
auf beiden Seiten …<br />
Auf gut gefüllten Tourenportalen oder speziellen Mountainbike-Karten<br />
finden sich viele Trails und Routenvorschläge. Wird kein<br />
einzelnes Angebot speziell hervorgehoben, tragen sie zu einer Verteilung<br />
der Nutzer innerhalb einer Region bei. Anders kann es dagegen<br />
aussehen, wenn in populären Foren ein bestimmter Trail oder Gipfel<br />
gehypt wird. Dann trifft man tatsächlich nicht selten am nächsten Wochenende<br />
„das halbe Umland“ auf eben diesem Berg. Natürlich kann<br />
aber auch die bewusste Kommunikation einzelner Trails, beispielsweise<br />
durch eine Region selbst, ein Instrument zur Lenkung von Mountainbikern<br />
darstellen.<br />
Tourenbeschreibungen mit Fotos und GPS-Tracks inspirieren uns,<br />
machen die Planung leichter, lassen erkennen, was auf uns zukommt<br />
– zugegeben, mal mehr, mal weniger gut. Das hängt unter anderem davon<br />
ab, wer die Tour auf welchem Kanal und in welcher Ausführlichkeit<br />
teilt. Bewertungen sind hilfreich, aber was für den einen einfach ist, ist<br />
für den anderen doch ganz schön schwierig. Um Eigenverantwortlichkeit<br />
kommen wir letztendlich nicht herum – hier wie überall. Schließlich<br />
müssen wir auf Basis der Beschreibungen, der Kilometer, Höhenmeter<br />
und Wegebeschaffenheit ein Urteil fällen, uns möglichst gut selbst einschätzen.<br />
Und uns informieren, ob sich die Tour in einem auf irgendeine<br />
Art sensiblen Gebiet befindet. Sei es, weil die Wege gleichzeitig<br />
von sehr vielen Wanderern genutzt werden, sei es, weil die Tour durch<br />
geschütztes Gebiet führt.<br />
Dieses Maß an Eigenverantwortlichkeit ist manchem Mountainbiker<br />
noch immer zu wenig. Ist es nicht viel spannender, Touren selbst<br />
zu planen? Ganz ohne Vorgaben selbst zu erkunden? Sich überraschen<br />
zu lassen? Möglich, dass der Weg nicht fahrbar ist – aber ebenso gut<br />
möglich, dass er Großartiges bereithält.<br />
Wie immer gibt es ein Für und Wider. Gut oder böse, schwarz<br />
oder weiß – so leicht sollte niemand sein Urteil fällen … Wir möchten<br />
die Frage an euch, unsere Leser, weitergeben. Mit euch diskutieren.<br />
Und das Thema auch auf Basis eurer Rückmeldungen zukünftig noch<br />
einmal aufgreifen.<br />
Wie steht ihr zum Teilen?<br />
Veröffentlicht ihr eure Trail-Highlights in Portalen? Postet ihr nicht nur<br />
Bilder von eurer Mountainbike-Tour, sondern auch den genauen Ort<br />
und die zugehörigen GPS-Daten? Oder geht euch das Teilen gegen den<br />
Strich und ihr haltet Trails und Touren lieber geheim? Egal, welchen<br />
Weg ihr bevorzugt: Lasst uns wissen, warum!<br />
Schreibt mir eine Mail an m.milad@wom-medien.de<br />
Ich freue mich auf euren Input!<br />
Eure Mirjam<br />
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Impressum world of mtb erscheint regelmäßig bei WOM Medien GmbH, Auwiesenstraße 1, 94469 Deggendorf, info@worldofmtb.de • Das world of mtb-Team: Herausgeber<br />
Dieter Steiner Chefredaktion Mirjam Milad, Matthias Baumgartner (Leitung Test & Technik) • Kurvenreich Anki Luh (Leitung), redaktion@worldofmtb.de • Ständige<br />
redaktionelle Mitarbeiter Edith Geiger, Johannes Haidn, Nick Rabe, Holger Schaarschmidt, Judith Lell-Wagener • Redaktionelle Mitarbeiter dieser Ausgabe Lisa<br />
Amenda, Werner Ebner, Melanie Gall, Christoph Nelz, Harald Philipp, Astrid Schlüchter, Maximilian Seidl, Deborah Watter • Layout WHYEX Freiburg • Lektorat Helga<br />
Peterz • Fotoredaktion Andreas Meyer • Kooperationen Christoph Nelz, c.nelz@wom-medien.de, Maximilian Seidl, m.seidl@wom-medien.de, 0049 (0) 991 – 991 380 20 • Druck Mayr-<br />
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