UKJ-Klinikmagazin 3/2019
Wunder der Geburt - Start ins Leben am UKJ
Wunder der Geburt - Start ins Leben am UKJ
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03|19<br />
Juli <strong>2019</strong><br />
DAS GESUNDHEITSMAGAZIN AM UNIVERSITÄTSKLINIKUM JENA<br />
TITELTHEMA<br />
WUNDER<br />
DER GEBURT<br />
Start ins Leben am <strong>UKJ</strong><br />
HEILEN<br />
Kärcher für<br />
die Prostata<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
Was passiert<br />
in einer Biobank?
TITELTHEMA<br />
INHALT<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser,<br />
was war das schönste Erlebnis in<br />
Ihrem Leben? Viele Frauen – aber<br />
auch Männer – antworten darauf:<br />
die Geburt meines Kindes. Vermutlich,<br />
weil es in einem Menschenleben<br />
kaum andere Ereignisse<br />
gibt, die ähnlich intensiv, überraschend,<br />
überwältigend und auch<br />
herausfordernd sind. Das Wunder<br />
der Geburt steht daher im Mittelpunkt<br />
dieser Ausgabe unseres <strong>Klinikmagazin</strong>s.<br />
Nach dem Umzug aus<br />
der Innenstadt in die modernen<br />
Räumlichkeiten in Lobeda haben<br />
sich die Bedingungen nochmal<br />
verbessert, ein Kind in Jena auf<br />
die Welt zu bringen. Auch, wenn die<br />
Schwangerschaft nicht so lange<br />
dauert wie vorgesehen, oder wenn<br />
Vorerkrankungen sie zu einer Herausforderung<br />
werden lassen, wissen<br />
die Experten am <strong>UKJ</strong> Rat. Ihren<br />
besonderen Kenntnissen widmen<br />
wir uns in diesem Heft ebenso wie<br />
dem Team des Kinderwunschzentrums,<br />
das unterstützt, wenn es<br />
mit dem Schwangerwerden ohne<br />
medizinische Hilfe nicht klappen<br />
will.<br />
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche<br />
Lektüre.<br />
Ihre „<strong>Klinikmagazin</strong>“-Redaktion<br />
TITELTHEMA – WUNDER DER GEBURT<br />
Start ins Leben am <strong>UKJ</strong> – ein Interview. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Schwanger trotz Autoimmunerkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Wenn eine Schwangerschaft plötzlich endet . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Hebammen im Einsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Wenn Diabetikerinnen Kinder kriegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Umfassend betreut auf der Neonatologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Mutterkuchen als Heilmittel? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Hilfe zum Wunschkind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
Schwanger nach einer Krebserkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
Service: Rund um Geburt und Schwangerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
AKTUELLES<br />
Jahresempfang am <strong>UKJ</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
Psychologinnen auf den Intensivstationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
Netzwerk gegen Keime. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
HEILEN<br />
Hoffnung nach Eingriff mit hochmoderner Kamera. . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Kärcher für die Prostata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
Zahnspangen nicht nur für Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Ein Vierteljahrhundert chirurgische Präzision. . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Neue Urogynäkologen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
FORSCHEN<br />
Ethisch unbedenklich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31<br />
Schilling-Professur für Christian Geis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Wie bleiben Patienten der Therapie treu? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
Medizinische Photonik: Erste Abschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
Neuer Pathologie-Professor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
LEHREN<br />
In der Teddybärenklinik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
Besonderer Fundus: Integrierte Biobank. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
Im Porträt: Assistenzärztin Aysun Tekbaş . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40<br />
KURZ & KNAPP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
TERMINE & KONTAKTE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
Titelfoto: Schroll<br />
2 03 | 19
STANDPUNKTE<br />
Auf Herz und Nieren<br />
Organspende ist ein Schwerpunktthema, auch für Thüringen<br />
Foto: Schroll<br />
Beinahe 10.000 schwer kranke Menschen<br />
warten in Deutschland auf ein<br />
Spenderorgan. Für sie ist die Transplantation<br />
die einzige Möglichkeit, ihre<br />
Lebensqualität erheblich verbessern<br />
bzw. schlicht überleben zu können.<br />
Dies gelingt einerseits nur dadurch,<br />
dass Menschen bereit sind, ihre eigenen<br />
Organe nach dem Tod zu spenden.<br />
Andererseits brauchen Krankenhäuser<br />
mehr Zeit und Personal, um die dafür<br />
notwendige Aufklärungs-, Beratungs-,<br />
Diagnostik- und Organentnahmeaktivität<br />
durchführen zu können. 2018<br />
lag die Zahl der Organspenden in<br />
Deutschland bei 842. Zum 1. April dieses<br />
Jahres ist eine dafür wegweisende<br />
Gesetzesänderung des Transplantationsgesetzes<br />
in Kraft getreten.<br />
Im Einzelnen regelt dieses „Zweite<br />
Gesetz zur Änderung des Transplantationsgesetzes<br />
– Verbesserung der<br />
Zusammenarbeit und der Strukturen<br />
bei der Organspende“ verbesserte<br />
Rahmenbedingungen im Spendeprozess<br />
in den Entnahmekrankenhäusern,<br />
insbesondere auch die Refinanzierung<br />
der nötigen Freistellung der Transplantationsbeauftragten,<br />
deren Recht auf<br />
Informationszugang, die Kompensation<br />
des Aufwandes sowie für die Qualitätssicherung<br />
des Spendeprozesses.<br />
In Thüringen hat sich nach Verabschiedung<br />
der Gesetzesänderung ein Aktionsbündnis<br />
Organspende gegründet<br />
mit dem klaren Ziel, anhand vielfältiger<br />
Maßnahmen die Gesetzesänderung für<br />
die Thüringer Krankenhäuser erfolgreich<br />
umzusetzen. Partner in diesem<br />
Bündnis sind das Thüringer Ministerium<br />
für Arbeit, Soziales, Gesundheit,<br />
Frauen und Familie (TMASGFF), die<br />
Landesärztekammer Thüringen (LÄK),<br />
die Deutsche Stiftung für Organtransplantation<br />
(DSO), die Landeskrankenhausgesellschaft<br />
Thüringen (LKHG) und<br />
das Universitätsklinikum Jena (<strong>UKJ</strong>).<br />
„Wir sprechen<br />
hier von einem hoch<br />
sensiblen Thema<br />
und einer sehr<br />
verantwortungsvollen<br />
Aufgabe, die nur<br />
in gemeinsamer<br />
Anstrengung<br />
aller Akteure gemeistert<br />
werden kann.“<br />
PD Dr. Jens Maschmann<br />
Wir sprechen hier von einem hoch<br />
sensiblen Thema und einer sehr verantwortungsvollen<br />
Aufgabe, die nur<br />
in gemeinsamer Anstrengung aller<br />
Akteure gemeistert werden kann. Zum<br />
einen braucht es Fingerspitzengefühl<br />
im Umgang mit den Angehörigen der<br />
Spender. Zum anderen erfordern die<br />
Abläufe zur Diagnostik des irreversiblen<br />
Hirnfunktionsausfalles und zur<br />
Vorbereitung und Durchführung der<br />
Organentnahme eine beispielhafte<br />
Organisation. Am <strong>UKJ</strong> kümmern sich<br />
darum zwei hochengagierte Transplantationsbeauftragte:<br />
der Neurologe Dr.<br />
Albrecht Günther und der Intensivmediziner<br />
Dr. Martin Brauer. Auch ihrem<br />
Einsatz ist es zu verdanken, dass das<br />
<strong>UKJ</strong> zu einem der führenden Entnahmekrankenhäuser<br />
Deutschlands zählt<br />
und 2017 von der Deutschen Stiftung<br />
Organtransplantation und der Thüringer<br />
Gesundheitsministerin für vorbildliche<br />
Prozesse bei der Organspende<br />
ausgezeichnet wurde. Insgesamt ist<br />
diese Auszeichnung eine Bestätigung<br />
der hohen Qualität der Arbeit unserer<br />
Klinikmitarbeiter.<br />
Die Gesetzesänderung begrüßen wir<br />
ausdrücklich, da sie die Strukturen in<br />
den Entnahmekrankenhäusern sowie<br />
die allgemeine Stellung des Transplantationsbeauftragten<br />
stärkt und<br />
entsprechend finanziert. Das kann im<br />
Ergebnis nur gut sein – für alle Kliniken<br />
und für die Menschen, die ein lebenswichtiges<br />
Organ benötigen.<br />
PD Dr. Jens Maschmann<br />
Medizinischer Vorstand<br />
03 | 19<br />
3
TITELTHEMA<br />
WUNDER DER GEBURT<br />
Die Geburt eines Kindes ist ein faszinierendes und sehr emotionales<br />
Ereignis. Alle werdenden Eltern wünschen sich für ihr Baby einen<br />
natürlichen und sicheren Start ins Leben. Am Universitätsklinikum Jena<br />
leitet Prof. Dr. Ekkehard Schleußner die Klinik für Geburtsmedizin.<br />
Was muss heute eine optimale Geburtsklinik vorweisen?<br />
Prof. Schleußner: Das ist eine schwere Frage. Den allgemeinen<br />
Trend der Gesellschaft – alles ist toll, alles einmalig,<br />
immer schneller, höher, weiter – sehe ich etwas kritisch.<br />
Eigentlich müssen wir doch danach schauen, was für die<br />
Frauen und Kinder jeweils das Beste ist. Und dazu zählen<br />
Vertrauen, Verlässlichkeit, Zuwendung und Empathie. Also<br />
eigentlich das, was wir von guten Ärzten, Hebammen und<br />
Schwestern erwarten. Das gilt es umzusetzen, sowohl in<br />
ganz unkomplizierten Situationen, aber auch dann, wenn<br />
es mal kritisch wird. Eine Geburt muss nicht das große<br />
Event, sondern das Normale, das Schöne, das Geschützte<br />
sein. Das möchten wir gerne für uns in Anspruch nehmen.<br />
Den individuellen Wünschen junger Frauen von heute<br />
4 03 | 19
die sich ganz auf sie konzentrieren<br />
kann. Das ist besonders in der letzten<br />
Phase der Geburt immens wichtig und<br />
wir erreichen dies bei über zwei Drittel<br />
der Geburten. Das ist beeindruckend,<br />
gerade vor dem Hintergrund unserer<br />
hohen Geburtenzahlen. Das gelingt<br />
uns, weil wir einerseits einen guten<br />
Betreuungsschlüssel vorweisen können<br />
und andererseits, weil das Hebammenteam<br />
sich exzellent organisieren<br />
kann. Und das erzeugt diese besondere<br />
geschützte Atmosphäre, in der die<br />
Gebärende, ihr Partner, ihre jeweilige<br />
Hebamme und ihr Kreißsaal-Arzt eng<br />
zusammenwirken.<br />
tragen wir dabei selbstverständlich<br />
auch Rechnung.<br />
Wie gelingt diese besondere Zuwendung<br />
am Universitätsklinikum Jena?<br />
Prof. Schleußner: Da wir zu den<br />
größten Geburtskliniken Thüringens<br />
zählen, wird uns dies manchmal nicht<br />
zugetraut. Frauen, die bei uns geboren<br />
haben, machen jedoch genau diese<br />
Erfahrung. Ein Kriterium ist dabei<br />
beispielweise eine 1:1-Betreuung. Das<br />
heißt, eine Frau wird während der<br />
Geburt durch eine Hebamme betreut,<br />
Was zeichnet das <strong>UKJ</strong> in der Geburtsmedizin<br />
noch aus?<br />
Prof. Schleußner: Unsere große<br />
Geburtserfahrung, die wir in Jena über<br />
die vielen Jahre und durch unsere<br />
hohen Geburtszahlen erworben<br />
haben. Jeder weiß: Was wir täglich und<br />
oft tun, können wir besser und sicherer<br />
als das, was wir eher selten tun. Das<br />
gilt in einem so komplexen und dynamischen<br />
Geschehen wie einer Geburt<br />
noch viel mehr. Weil die Routine der<br />
Hebammen und Ärzte viel größer ist,<br />
können möglicherweise auftretende<br />
Probleme schneller erkannt und<br />
gemanagt werden. Zahlen belegen dies<br />
klar. Das <strong>UKJ</strong> hat in seiner Rolle als<br />
Stadtkrankenhaus für Jena und Umgebung<br />
zum Beispiel mit 14 Prozent eine<br />
der niedrigsten Kaiserschnittraten in<br />
Thüringen für Nicht-Risikogeburten am<br />
Geburtstermin. Allerdings sind wir parallel<br />
auch Hochleistungszentrum für Thüringen<br />
und benachbarte Bundesländer.<br />
Wir betreuen somit auch sehr viele Risikoschwangerschaften<br />
und Mehrlingsgeburten.<br />
In Summe dessen liegt die<br />
Kaiserschnittrate der Gesamtklinik bei<br />
27 Prozent und damit dennoch unter >><br />
03 | 19<br />
5
TITELTHEMA<br />
>> dem deutschlandweiten Durchschnitt<br />
von über 30 Prozent. Wir haben<br />
eine ganz klare gemeinsame Ausrichtung<br />
am <strong>UKJ</strong>: Wenn kein Risiko für Mutter<br />
und Kind besteht, wollen wir eine<br />
natürliche Geburtshilfe.<br />
Stichwort Risikoschwangerschaft. Hier<br />
hat das <strong>UKJ</strong> eine besondere Expertise?<br />
Prof. Schleußner: Nicht alle Schwangerschaften<br />
verlaufen komplikationslos.<br />
Bei diesen sogenannten<br />
Risikoschwangerschaften ist eine<br />
engmaschige medizinische Betreuung<br />
und Überwachung notwendig. Dies gilt<br />
für Mehrlingsgeburten ebenso wie für<br />
Frauen, die mit einer Vorerkrankung<br />
in eine Schwangerschaft gehen. Vorerkrankungen<br />
können beispielsweise<br />
Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide<br />
Arthritis oder aber auch Diabetes<br />
sein. Hierbei kann es während der<br />
Schwangerschaft mit der Entwicklung<br />
des Mutterkuchens oder des Ungeborenen<br />
selbst Probleme geben, die in<br />
Folge zu Risiken für das Kind, aber auch<br />
für die Mutter werden können.<br />
Was macht Jena darüber hinaus<br />
besonders?<br />
Prof. Schleußner: Uns macht besonders<br />
aus, dass wir neben der hohen fachlichen<br />
Kompetenz eine große Motivation<br />
als Team haben. Denn nur als Team<br />
sind wir gut. Es gibt nicht den tollen<br />
Doktor. Und es gibt auch nicht die<br />
einzige exzellente Hebamme. Gut sind<br />
wir nur, wenn wir gemeinsam für die<br />
uns anvertrauten Frauen und Kinder<br />
Prof. Ekkehard Schleußner leitet die Klinik für Geburtsmedizin am <strong>UKJ</strong>. Fotos: Schroll<br />
da sind. Und dazu gehört dann immer<br />
auch der versierte Kinderarzt. Ich bin<br />
ein großer Anhänger des Begriffs aus<br />
der Pflegewissenschaft: therapeutisches<br />
Team – gemeinsam arbeiten wir<br />
an einem gemeinsamen Ziel.<br />
Welchen ersten Rat geben Sie einer<br />
jungen Frau, die gewünscht zum ersten<br />
Mal schwanger ist?<br />
Prof. Schleußner: Die Antwort mag<br />
überraschen: Sie sollte mit ihrer Mutter<br />
und Großmutter sprechen. Denn<br />
das sind Mütter, die ganz nah an ihr<br />
dran sind. Und sie soll sich von ihnen<br />
erzählen lassen, wie es war, als sie<br />
beide schwanger waren. Ich glaube,<br />
die ganz persönlichen Erfahrungen<br />
innerhalb der Familie und zwischen<br />
den Generationen weiterzugeben, ist<br />
ein ganz wichtiger Punkt, der heute leider<br />
viel zu wenig realisiert wird. Denn<br />
das macht Mut und vor allem gibt es<br />
viel Vertrauen in sich selbst. Natürlich,<br />
und dies wäre der zweite wichtige<br />
Rat, sollte sich jede junge Frau einen<br />
Frauenarzt ihres Vertrauens suchen.<br />
Er ist gleichzeitig der Experte für alle<br />
Fragen der Schwangerschaft, kann sie<br />
beraten und bis zur Geburt und auch<br />
danach begleiten. Genauso gilt das<br />
für Hebammen. Sie sind für alle Themen<br />
in Zusammenhang mit Geburt,<br />
Wochenbett und Nachsorge, aber<br />
zum Beispiel auch Stillen berufen.<br />
Was ich also in Summe immer empfehlen<br />
würde: besser sind Informationen,<br />
die man in einem persönlichen<br />
Gespräch bekommen kann als die aus<br />
Chats oder anonymen Internetseiten.<br />
KONTAKT<br />
Haus E<br />
Am Klinikum 1 | 07747 Jena<br />
Chefsekretariat<br />
03641 9-32 92 01<br />
Ambulanz<br />
Tel.: 03641 9-32 92 50<br />
Interview: Annett Lott<br />
6 03 | 19
Wenn eine<br />
Schwangerschaft<br />
plötzlich endet<br />
Schwangere mit Autoimmunerkrankungen benötigen<br />
eine besonders intensive Begleitung.<br />
Chronisch krank<br />
Eine zunehmende Anzahl an Frauen mit einer Autoimmunerkrankung<br />
wie rheumatoide Arthritis oder Lupus erythematodes<br />
wird schwanger. Diese Frauen brauchen während ihrer<br />
Schwangerschaft eine besondere Aufmerksamkeit, weil sie<br />
besonderen Risiken ausgesetzt sind: zum einen wegen der<br />
Erkrankung selbst, zum anderen wegen der Therapie, die sie<br />
benötigen, um ihre Erkrankung zu behandeln. Dabei besteht<br />
häufig große Unsicherheit, besonders bei den Frauen selbst,<br />
aber teilweise auch bei den behandelnden Fachärzten.<br />
Am <strong>UKJ</strong> existiert dafür seit etwa fünf Jahren ein besonderes<br />
Angebot: das Netzwerk Autoimmunerkrankungen und<br />
Schwangerschaft – eine Kooperation der Klinik für Geburtsmedizin<br />
mit den im Rheumazentrum Jena engagierten Kliniken<br />
und spezialisierten Praxen. Frauen interdisziplinär<br />
zu beraten, Wissen zu bündeln und Ängste abzubauen,<br />
ist das zentrale Anliegen. „Wir haben das Glück als Universitätsklinikum<br />
viele Kompetenzen in benachbarten<br />
Kliniken zu haben. Frauen, die nicht nur aus Thüringen zu<br />
uns kommen, können wir somit bestmöglich beraten und<br />
behandeln“, so Klinikdirektor Prof. Schleußner. Die Frauen<br />
erhalten detaillierte Informationen über Nebenwirkungen<br />
der Medikamente und die Erkrankung selbst, thematisiert<br />
werden aber auch mögliche Risiken für die Schwangerschaft.<br />
Gemeinsam wird in jedem Fall abgeklärt, ob die laufende<br />
Medikation mit einer Schwangerschaft vereinbar ist oder ob<br />
sie umgestellt werden sollte. Während der Schwangerschaft<br />
wird die Schwangere engmaschig überwacht. Ganz wichtig:<br />
Die Beratung beginnt bereits, wenn der Kinderwunsch da<br />
ist.<br />
(ane)<br />
Fehlgeburten werden in der Öffentlichkeit wenig besprochen,<br />
aber sie sind ein häufiges Ereignis. Sie betreffen<br />
etwa jede sechste Schwangerschaft. Das hat viele Ursachen,<br />
die im Einzelnen jedoch nicht bekannt sind. Meist<br />
ist es aber ein Ausdruck dessen, dass Störungen in der<br />
ganz frühen Entwicklung des Kindes auftreten. Dabei<br />
können genetische Störungen eingetreten sein oder<br />
aber schwere Störungen in der Entwicklung von ganz<br />
grundlegenden Organsystemen. Und dann hilft sich die<br />
Natur quasi selber.<br />
Anders sieht die Situation bei Frauen aus, die wiederholte<br />
Fehlgeburten haben. Etwa jede zwanzigste Frau<br />
hat zwei oder mehr Fehlgeburten. Für sie wurde am <strong>UKJ</strong><br />
eine spezielle Sprechstunde eingerichtet. „In etwa 50<br />
Prozent der Fälle mit wiederholten Fehlgeburten finden<br />
wir eine Ursache, indem wir eine ausführliche Diagnostik<br />
in verschiedenen Feldern machen: Entzündungsursachen,<br />
genetische, hormonelle oder organische Ursachen“,<br />
so Klinikdirektor Prof. Ekkehard Schleußner. „Da<br />
können wir dann vielleicht helfen. In jedem Fall können<br />
wir diese Frauen aber beraten, damit bei einer nächsten<br />
Schwangerschaft ein weiterer Verlust vermieden werden<br />
kann.“ Das <strong>UKJ</strong> verfügt über ein ganzes Netzwerk<br />
aus zahlreichen Fachdisziplinen. In vielen Fällen kann<br />
somit ein Kinderwunsch realisiert werden.<br />
Mit viel Leid verbunden sind sehr späte Fehlgeburten<br />
oder auch Todgeburten. Hier bietet das <strong>UKJ</strong> eine sehr<br />
persönliche Unterstützung der Trauer an. Jedes Paar<br />
erhält eine Karte mit dem Fuß- oder Handabdruck des<br />
Kindes, die Möglichkeit eines speziellen Fotos und,<br />
was das Wichtigste ist, die Eltern bekommen ihr Kind<br />
eng eingewickelt in einem besonderen Bastkörbchen.<br />
Sie haben so viel Zeit wie sie benötigen, um ihr Kind<br />
kennenzulernen und sich auch zu verabschieden. Prof.<br />
Schleußner: „ Auch wenn ein Kind stirbt oder nicht zum<br />
Leben geboren ist, bleibt es das Kind der Mutter. Und<br />
dafür braucht sie ein Bild. Eine Erinnerung.“ (ane)<br />
Terminvereinbarung: Tel. 03641 9-32 92 50<br />
03 | 19<br />
7
TITELTHEMA<br />
Alles für Frau und Kind<br />
Hebammen unterstützen werdende Mamas im Kreißsaal<br />
Der Kreißsaal ist ein besonderer Ort:<br />
sensibel, intim und durch und durch<br />
schwanger. Hier liegen Frauen in den<br />
Wehen, haben Schmerzen, manchmal<br />
auch Sorgen und Ängste. Hier fließen<br />
Schweiß und Tränen. Und am Ende<br />
geschieht etwas Wunderbares: Ein<br />
Baby erblickt das Licht der Welt. Die<br />
Protagonisten im Kreißsaal sind ganz<br />
klar die Schwangeren. Mehr als nur<br />
eine Nebenrolle spielen aber auch die<br />
Hebammen. Sie sind Ruhepol, Taktgeber<br />
und Seelenschmeichler. „Alles für<br />
die Frau“, wie es Hebamme Christina<br />
zusammenfasst.<br />
30 Hebammen arbeiten derzeit im<br />
Kreißsaal der Klinik für Geburtsmedizin<br />
am Universitätsklinikum Jena. Hebamme<br />
Christina ist mit 39 Dienstjahren<br />
die Dienstälteste. Wie viele Kinder sie<br />
in all den Jahren am <strong>UKJ</strong> auf die Welt<br />
gebracht hat, weiß sie nicht. Irgendwann<br />
hat sie aufgehört zu zählen. An<br />
die Geburt ihrer zwei Enkel erinnert sie<br />
sich aber noch gut. Da flossen selbst<br />
bei der erfahrenen Fachfrau viele Tränen.<br />
„Das ist schon was Besonderes“,<br />
erinnert sie sich mit wässrigen Augen,<br />
„wenn man sein eigen Fleisch und Blut<br />
auf die Welt holt.“ Ansonsten sind die<br />
Hebammen aber eher beruhigende<br />
Kraft im Hintergrund, machen den<br />
Frauen Mut, fordern sie auch mal,<br />
unterstützen sie.<br />
„Wenn ich eine Frau übernehme, lege<br />
ich mir im Kopf schon einen Plan<br />
zurecht, was gut für sie sein könnte“,<br />
beschreibt es Hebamme Christina.<br />
„Das ist ganz individuell. Am Ende<br />
entscheidet natürlich die Frau.“ Nach<br />
vielen Geburten haben die Hebammen<br />
ein Gespür dafür, was die Schwangeren<br />
brauchen. Außerdem sind am <strong>UKJ</strong> alle<br />
Hebammen selbst Mama und wissen<br />
daher genau, was die Frauen während<br />
der Geburt durchleben. Nicht zuletzt<br />
sind sie bestens ausgebildet: Drei Jahre<br />
dauert das Studium zur Hebamme. Und<br />
nach dem Abschluss ist lange nicht<br />
Schluss. Schließlich müssen die Hebammen<br />
fit sein und bleiben und sich<br />
ständig neues Fachwissen aneignen.<br />
Denn am <strong>UKJ</strong> gibt es neben den schönen,<br />
unkomplizierten Geburten auch<br />
komplizierte Fälle: Mehrlingsgeburten,<br />
Frühgeburten, Mütter mit Vorerkrankungen.<br />
Die Hebammen sind auf alles<br />
eingestellt.<br />
8 03 | 19
TITELTHEMA<br />
Hebamme Christina (li.) und ihre<br />
Kolleginnen sind je nach Bedarf Ruhepol,<br />
Taktgeber oder Seelenschmeichler im<br />
Kreißsaal. Fotos: Schroll<br />
Schon bevor es mit der Geburt losgeht,<br />
haben die Hebammen die Werte und<br />
Parameter ihrer Patientinnen im Blick:<br />
Sie messen ihren Blutdruck, checken<br />
die Vitalzeichen und Blutwerte und<br />
legen CTGs an, um die Herztöne des<br />
Babys zu erfassen. Bei Auffälligkeiten<br />
besprechen die Hebammen mit den<br />
Ärzten, was zu tun ist. Ansonsten vertrauen<br />
sie auf ihr Können.<br />
Ein klares Indiz, dass die Geburt bald<br />
losgeht, ist die Öffnung des Muttermundes.<br />
Dann werden auch die Wehen<br />
stärker. Der Geburtsschmerz ist zwar<br />
ein natürlicher Schmerz, aber jede<br />
Frau erlebt ihn anders – mal heftiger,<br />
mal aushaltbar. „Zuwendung ist schon<br />
ein ganz großer Schmerzlinderer“, weiß<br />
Hebamme Yvonne. „Es reicht oft, dass<br />
wir da sind, zuhören und mitfühlen.“<br />
Selbstverständlich gibt es viele Möglichkeiten,<br />
den Schmerz zu lindern: mit<br />
einem warmen Bad, Aromaöl, Massagen.<br />
Viele der Hebammen beherrschen<br />
Akupunktur. Wenn alles nicht hilft,<br />
kommen Medikamente ins Spiel wie<br />
Muskelrelaxantien oder Lachgas. „Wir<br />
fangen jedenfalls nicht gleich mit den<br />
Hämmern an“, versichert Hebamme<br />
Yvonne.<br />
Wichtig sind bei alldem auch die Männer.<br />
Klar, manchmal müssen sich die<br />
Hebammen auch um die werdenden<br />
Väter kümmern. Aber in der Regel tut<br />
es den Schwangeren einfach gut, wenn<br />
sie ihren Partner an ihrer Seite haben.<br />
Und manchmal entlasten die Partner<br />
auch die Hebammen, indem sie ihre<br />
Frauen umsorgen. Da ist es auch keine<br />
Frage, dass die Männer auch mit im<br />
Zimmer schlafen können, wenn sich<br />
die Geburt hinzieht. Dafür gibt es im<br />
Kreißsaal neben vier Entbindungs- auch<br />
vier Patientenräume. Die Zimmer sind<br />
freundlich gestaltet, mit diffusem Licht<br />
und Entspannungsöl. Auch eine große<br />
Wanne für Wassergeburten steht parat.<br />
Wer möchte, kann an der Be-Up-Studie<br />
teilnehmen (siehe Seite 19). Ganz nach<br />
den Wünschen der Frau. „Hauptsache,<br />
Mama und Kind geht es gut“, sagt<br />
Hebamme Christina. „Und wenn das<br />
Baby dann da ist, ist es so schön, das<br />
gemeinsam geschafft zu haben!“<br />
KONTAKT<br />
Klinik für Geburtsmedizin<br />
Haus E<br />
Am Klinikum 1 | 07747 Jena<br />
Kreißsaal<br />
03641 9-32 92 30<br />
Station E110<br />
03641 9-32 81 10<br />
Katrin Bogner<br />
03 | 19<br />
9
TITELTHEMA<br />
LILLY<br />
ist gut<br />
angekommen<br />
<strong>UKJ</strong> betreut schwangere<br />
Diabetikerinnen bis<br />
zur Entbindung<br />
Lilly ist das erste Kind von Sindy<br />
und Matthias Jellen aus Plauen. Ein<br />
absolutes Wunschkind, knapp sieben<br />
Pfund schwer und 48 Zentimeter bei<br />
der Geburt vor wenigen Wochen am<br />
<strong>UKJ</strong>. „Und kerngesund“, freut sich ihre<br />
Mama. Die 25-jährige Verkäuferin<br />
selbst ist zuckerkrank. Vor elf Jahren<br />
wurde bei ihr Diabetes vom Typ 1 entdeckt,<br />
sie wird über eine Pumpe kontinuierlich<br />
mit künstlichem Insulin versorgt.<br />
Während der Schwangerschaft<br />
musste sie daher besonders umfassend<br />
medizinisch betreut werden. Das<br />
<strong>UKJ</strong> gehört mit seinem Kompetenzzentrum<br />
Diabetes und Schwangerschaft<br />
zu den darauf spezialisierten Einrichtungen.<br />
Es betreut jährlich etwa<br />
250 Schwangere – neben Frauen, die<br />
wie Sindy Jellen bereits an Diabetes<br />
erkrankt sind, vor allem Frauen, die<br />
während der Schwangerschaft einen<br />
sogenannten Schwangerschaftsdiabetes<br />
entwickeln.<br />
In Deutschland haben ungefähr ein<br />
Prozent der Schwangeren Typ-1-Diabetes.<br />
Das besondere Problem dabei:<br />
Bei dieser Autoimmunerkrankung ist<br />
die Bauchspeicheldrüse nicht in der<br />
Lage, das den Blutzucker senkende<br />
Hormon Insulin selbst zu produzieren.<br />
„Während einer Schwangerschaft aber<br />
steigt der Blutzuckerspiegel deutlich<br />
an, damit auch der Bedarf an Insulin,<br />
das ihn reguliert“, erklärt die Leiterin<br />
des an der Klinik für Geburtsmedizin<br />
Dank der umfassenden Unterstützung durch PD Dr. Tanja Groten<br />
(re.) kann sich die Typ-1-Diabetes Diabetikerin Sindy Jellen über die<br />
Geburt ihrer kerngesunden Tochter freuen. Fotos: Schroll<br />
angesiedelten Kompetenzzentrums,<br />
Privatdozentin Dr. Tanja Groten.<br />
Zudem sei Diabetes häufig mit Folgeerkrankungen<br />
wie Bluthochdruck,<br />
eingeschränkter Nierenfunktion<br />
oder Schädigungen der Augengefäße<br />
verbunden. Diese Erkrankungen<br />
bedeuten ein zusätzliches Risiko für<br />
die Schwangerschaft und umgekehrt<br />
bedeutet die Schwangerschaft ein<br />
Risiko für werdende Mütter, die von<br />
solchen Folgeerkrankungen betroffen<br />
sind.<br />
10 03 | 19
TITELTHEMA<br />
Zum Team des Kompetenzzentrums<br />
gehören Gynäkologen, auf Diabetes<br />
spezialisierte Ärzte der Klinik für<br />
Innere Medizin III, Hebammen, sowie<br />
Diabetesberater und Diätassistenten.<br />
Eng kooperiert die Klinik zudem mit<br />
den niedergelassenen Frauenärzten<br />
und Diabetologen, in deren dauerhafter<br />
Obhut sich die Frauen befinden<br />
und die auch zunächst die Schwangerschaftsvorsorge<br />
beziehungsweise<br />
die Kontrolle des Blutzuckerspiegels<br />
übernehmen. Spätestens zwischen<br />
28. und 30. Schwangerschaftswoche<br />
stellen sich die Frauen erstmals im<br />
Jenaer Kompetenzzentrum vor, wo sie<br />
zunächst ambulant betreut werden.<br />
Mitunter kann auch ein stationärer<br />
Aufenthalt nötig sein. Abhängig ist dies<br />
davon, wie lange die Diabetes-Erkrankung<br />
besteht, wie gut der Blutzucker<br />
eingestellt ist und ob ausgeprägte<br />
Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck<br />
oder Nierenschädigungen vorliegen.<br />
Sindy Jellen war während der Schwangerschaft<br />
regelmäßig unter anderem<br />
zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels<br />
und zu Ultraschalluntersuchungen der<br />
Gefäße im Jenaer Klinikum.<br />
Wichtiges Thema in den Beratungsgesprächen,<br />
die Dr. Groten mit den<br />
werdenden Müttern führt, ist die Art<br />
der Entbindung. „Bei Typ-1-Diabetikerinnen<br />
ist die Rate der Kaiserschnitt-<br />
Entbindungen deutlich höher als bei<br />
gesunden Frauen“, erläutert die Oberärztin.<br />
„Das hat nicht nur mit den oft<br />
bestehenden Begleiterkrankungen bei<br />
Diabetikerinnen zu tun, sondern auch<br />
damit, dass die Kinder im Mutterleib<br />
wegen der Überversorgung mit Zucker<br />
oft schwerer sind. Auch bei optimaler<br />
Stoffwechselführung kann dies nicht<br />
immer verhindert werden.“ Je kürzer<br />
der Typ-1-Diabetes besteht und je<br />
gesünder die Frauen ansonsten sind,<br />
desto höher ist die Chance auf eine<br />
Spontangeburt. Bei Typ-1-Diabetes<br />
bestehen allerdings oft am Ende der<br />
Schwangerschaft Gründe, die Geburt<br />
durch Wehen fördernde Medikamente<br />
einzuleiten – was auch bei Sindy Jellen<br />
etwa zwei Wochen vor dem errechneten<br />
Geburtstermin der Fall war. „Lilly<br />
war dann ganz schnell da“, erzählt die<br />
25-Jährige. Während der Entbindung<br />
– egal ob Spontangeburt oder Kaiserschnitt<br />
– erhalten die Gebärenden<br />
kontinuierlich Insulin verabreicht,<br />
der Blutzuckerspiegel wird stündlich<br />
kontrolliert.<br />
Nach der Entbindung fällt der Insulinbedarf<br />
bei den Müttern extrem ab. Das<br />
kann bei den Diabetikerinnen bis zur<br />
gefährlichen Unterzuckerung führen.<br />
Diese bleiben deswegen in der Regel<br />
so lange in der Klinik, bis sich der Stoffwechsel<br />
wieder stabilisiert hat. Während<br />
ihres Klinikaufenthalts werden<br />
die Frauen auch darüber beraten, was<br />
sie beim Insulinspritzen während der<br />
Stillphase beachten müssen. Die weitere<br />
Betreuung übernehmen dann nach<br />
der Entlassung wieder ihre behandelnden<br />
niedergelassenen Diabetologen.<br />
KONTAKT<br />
Katrin Zeiß<br />
Kompetenzzentrum Diabetes und<br />
Schwangerschaft<br />
Klinik für Geburtsmedizin<br />
PD Dr. Tanja Groten<br />
Am Klinikum 1 | Haus E | 07747 Jena<br />
03641 9-32 92 50<br />
Tanja.Groten@med.uni-jena.de<br />
03 | 19<br />
11
TITELTHEMA<br />
Immer in Bereitschaft<br />
Das Team der Neonatologie steht jederzeit für zu<br />
früh geborene Kinder zur Verfügung<br />
Das Kind in ihrem Bauch hat nun ungefähr die Größe wie der<br />
kleine Junge, der vor ihr im Inkubator liegt. „So klein?“ Die<br />
Schwangere ist überrascht. Beate Littwin führt die junge Frau<br />
über die Station für zu früh geborene Kinder am <strong>UKJ</strong>. „Natürlich<br />
hoffen alle Frauen, mit denen wir sprechen, dass ihre<br />
Schwangerschaft noch ganz lange andauert“, sagt die Fachpflegerin,<br />
die die Elternarbeit der Station koordiniert. Oft gibt<br />
es aber Hinweise darauf, dass ihre Kinder nicht 40 Wochen<br />
lang im Mutterleib bleiben – zum Beispiel Infektionen, Vorerkrankungen<br />
der Mutter oder ein verzögertes Wachstum der<br />
Kinder. Auch bei Mehrlingen steigt die Wahrscheinlichkeit für<br />
eine frühzeitige Geburt. Beate Littwin und ihre Kolleginnen<br />
zeigen den Frauen darum schon vor der Geburt die Station,<br />
typische Gegenstände wie kleine Elektroden, Blutdruckmanschetten,<br />
winzige Mützchen und den Erstversorgungsraum.<br />
„Wenn es dann zu einer Frühgeburt kommt, ist ihnen die<br />
Umgebung hier vertrauter und die Situation nicht so ein<br />
Schock“, sagt Beate Littwin.<br />
Denn überrumpelt sind alle, wenn ihr Kind nach 22 oder 24<br />
Wochen Schwangerschaft das Licht der Welt erblickt. Zu<br />
einem Zeitpunkt, an dem es nicht vorgesehen ist – an der<br />
Grenze der Lebensfähigkeit. „Verfügbarkeit“ – das ist wohl der<br />
Begriff, der die Arbeit von Prof. Hans Proquitté und seinem<br />
Team der Sektion Neonatologie am besten charakterisiert.<br />
„Jederzeit stehen von uns erfahrene Mitarbeiter Gewehr bei<br />
Fuß, um das tun zu können, was nötig ist.“ Seit 2013 ist das<br />
reibungslose Zusammenspiel aus Neonatologie, Geburtsmedizin<br />
und weiteren Fachdisziplinen am <strong>UKJ</strong> mit dem Zertifikat<br />
als „Perinatalzentrum Level 1“ ausgezeichnet.<br />
„Wir nehmen das Kind in Empfang“, sagt Prof. Proquitté –<br />
meist nach einem medizinisch notwendigen Kaiserschnitt.<br />
Dann steht die Akutversorgung an. „Doch die Einheit von<br />
Mutter und Kind steht immer im Vordergrund.“ So schnell wie<br />
möglich kommen die Kinder auf die Brust ihrer Mutter – auch<br />
sehr früh geborene oder sehr kranke Kinder. „Es ist wichtig,<br />
dass die Mutter realisiert, dass ihr Kind jetzt wirklich da ist<br />
und es lebt“, so der Neonatologe. Hochemotional seien diese<br />
Momente – und enorm wichtig. Für die weitere Entwicklung<br />
des Kindes und für das Befinden der Mutter, deren Milchfluss<br />
durch den Körperkontakt angeregt wird.<br />
12 03 | 19
TITELTHEMA<br />
Enge Absprachen sind im Team<br />
der Neonatologie das A und O.<br />
Oben rechts: Prof. Hans<br />
Proquitté (li.) bei der Visite.<br />
Unten: Fachpflegerin Beate Littwin (li.)<br />
im Gespräch mit Oberärztin<br />
PD Dr. Kristin Dawczynski. Fotos: Szabó<br />
Links: Die kleinsten Frühgeborenen<br />
werden im Inkubator versorgt.<br />
Foto: Schroll<br />
Dass der Geruch, die Wärme und der<br />
Herzschlag der Mutter für das Kind am<br />
vertrautesten und besten sind, war<br />
lange Zeit in den Hintergrund geraten.<br />
Bis in die 1980er-Jahre waren Stationen<br />
für Frühgeborene abgeschlossene<br />
Bereiche. Eltern durften ihr Kind nur<br />
kurz zu festen Besuchszeiten sehen und<br />
es dann nach wochenlanger Behandlung<br />
an der Kliniktür entgegennehmen.<br />
Heute sind sie ganz früh mittendrin,<br />
wickeln ihr Kind im Inkubator, waschen<br />
es. „Es sind ihre Kinder, wir bestärken<br />
die Eltern in dem, was sie tun“, sagt<br />
Beate Littwin. Sie will vor allem Ängste<br />
nehmen. Was aus Sicht der Hygiene<br />
im Umgang mit den Frühgeborenen zu<br />
beachten ist, lernen die Eltern in eigenen<br />
Schulungen.<br />
Auf der Frühgeborenen-Station geht es<br />
um weit mehr als nur um medizinische<br />
Fragen. „Jede Frau bringt ihre eigene<br />
Geschichte mit“, sagt Beate Littwin. Wer<br />
versorgt die Geschwister zu Hause? Wer<br />
kümmert sich um die pflegebedürftige<br />
Oma? Viele Baustellen kommen zur<br />
Sorge um das Neugeborene hinzu. Aus<br />
den Gesprächen mit den Eltern lesen<br />
Beate Littwin und ihre Kolleginnen, was<br />
die Mütter und Väter gerade besonders<br />
belastet. Einmal in der Woche treffen<br />
sie sich mit den Ärzten, Sozialarbeitern,<br />
Psychologen und Physiotherapeuten<br />
zur so genannten Sozialvisite und organisieren,<br />
was die Familie benötigt – von<br />
der Frühförderung bis zur psychologischen<br />
Unterstützung. „Vor allem hilft<br />
Zeit für Gespräche“, sagt Beate Littwin,<br />
die immer ein offenes Ohr hat, wenn<br />
ein Kind nicht gedeiht oder eine OP<br />
ansteht.<br />
Ist die Familie wieder zu Hause, kommt<br />
das Team der Elternarbeit regelmäßig zu<br />
Hausbesuchen. Bis es soweit ist, bereiten<br />
Beate Littwin und ihre Mitstreiter<br />
die Entlassung intensiv vor, kümmern<br />
sich um Rezepte, Überweisungen, Nachsorgetermine.<br />
Ein bestimmtes Alter<br />
oder eine festes Gewicht ist nicht ausschlaggebend<br />
für die Entlassung. „Die<br />
In Zahlen<br />
350 Patienten betreut das Team<br />
jedes Jahr auf der neonatologischen<br />
Intensivstation der Klinik<br />
für Kinder- und Jugendmedizin.<br />
70 Frühgeborene wiegen bei der<br />
Geburt weniger als 1500 Gramm.<br />
Auch die reiferen Frühgeborenen<br />
betreuen die Neonatologen.<br />
Untergebracht sind diese Kinder<br />
mit ihren Eltern auf der Wöchnerinnenstation<br />
der Klinik für<br />
Geburtsmedizin. Seit dem Umzug<br />
nach Lobeda liegen Kreißsaal,<br />
Neonatologie und<br />
Wöchnerinnenstation<br />
eng<br />
beieinander.<br />
Kinder müssen ihre Körpertemperatur<br />
halten und Nahrung aufnehmen können<br />
– das kann auch mit Magensonde<br />
sein – und ihre Eltern müssen sie gut<br />
versorgen können“, so Beate Littwin.<br />
Alle arbeiten darauf hin, dass die junge<br />
Familie so bald wie möglich in ihrer<br />
vertrauten Umgebung leben kann. Prof.<br />
Proquitté: „Wir halten uns stets bereit.<br />
Aber wenn wir nicht gebraucht werden,<br />
ziehen wir uns auch gern wieder zurück.<br />
KONTAKT<br />
Anke Schleenvoigt<br />
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin<br />
Sektion Neonatologie<br />
Prof. Hans Proquitté<br />
03641 9-32 96 01/32 95 11<br />
03 | 19<br />
13
TITELTHEMA<br />
MUTTERKUCHEN als Heilmittel?<br />
Forscherinnen am <strong>UKJ</strong> beschäftigen sich mit<br />
wissenschaftlichen Effekten des Plazentaverzehrs<br />
Wenn Frauen nach einer Geburt vom<br />
Mutterkuchen essen, soll das die Milchproduktion<br />
ankurbeln, gegen Wochenbett-Depressionen<br />
helfen und dafür<br />
sorgen, dass Mütter schneller wieder<br />
fit werden. Das jedenfalls vermitteln<br />
Lifestyle-Magazine und einschlägige<br />
Internetforen. Plazenta roh, getrocknet,<br />
als Smoothie oder in Globuli – nicht<br />
nur in esoterischen Kreisen findet das<br />
Anhängerinnen. Doch was ist dran an<br />
diesen Mythen? Auch am Universitätsklinikum<br />
Jena wenden sich Schwangere<br />
mit solchen Fragen an Ärzte und Hebammen.<br />
Das Problem: „Alles was im<br />
Umlauf ist, ist wissenschaftlich nicht<br />
belegt“, sagt Privatdozentin Dr. Tanja<br />
Groten, geschäftsführende Oberärztin<br />
an der Klinik für Geburtsmedizin. „Es<br />
gibt dazu noch kaum wissenschaftlichen<br />
Ansprüchen genügende Studien“,<br />
ergänzt die Biologin Jana Pastuschek.<br />
Beide gehören zu den Wissenschaftlerinnen,<br />
die der Plazentophagie – so der<br />
Fachbegriff für den Verzehr des Mutterkuchens<br />
– im Placenta-Labor der Klinik<br />
für Geburtsmedizin auf den Grund<br />
gehen, um diesem Defizit zu begegnen.<br />
Die 34-jährige Ärztin Sophia Johnson,<br />
selbst Mutter von drei Kindern,<br />
beschäftigt sich für ihre Promotion<br />
unter Betreuung von Laborleiter Prof.<br />
Udo Markert seit 2014 mit diesem<br />
Forschungsthema, praktisch-klinisch<br />
unterstützt von Tanja Groten. Neben der<br />
Literaturrecherche zum Thema untersuchte<br />
sie die hormonelle Zusammensetzung<br />
der Plazenta, die das Kind im<br />
Mutterleib mit Nährstoffen, Vitaminen<br />
und Hormonen versorgt. Das etwa 500<br />
Gramm schwere Organ wird nach dem<br />
Kind als Nachgeburt geboren und hat in<br />
14 03 | 19
TITELTHEMA<br />
Im Placenta-Labor untersuchten PD Dr. Tanja Groten, Ärztin Sophia<br />
Johnson und Biologin Jana Pastuschek (von oben) die hormonelle<br />
Zusammensetzung von Plazenten. Fotos: Schroll/privat<br />
diesem Moment seine Aufgabe erfüllt.<br />
Für die Analyse wurden sechs Plazenten<br />
von komplikationslosen Geburten,<br />
die dem Labor von den Frauen zu Forschungszwecken<br />
überlassen wurden,<br />
ausgewählt. Um mögliche Risiken des<br />
Plazentaverzehrs aufzuspüren, wurden<br />
die Organe auch mikrobiologisch auf<br />
mögliche bakterielle Verunreinigungen<br />
untersucht. Parallel dazu ging es darum,<br />
wie sich die Verarbeitung der Plazenta<br />
nach traditionellen Methoden – zum<br />
Beispiel durch Trocknen oder Pulverisieren<br />
– auf die Hormonkonzentration<br />
auswirkt. „Wir haben das ausschließlich<br />
im Labor untersucht“, betont Johnson.<br />
Die Frauen selbst verzehrten ihre Plazenta<br />
nicht – weder in rohem noch<br />
verarbeitetem Zustand.<br />
„Man weiß, dass die Plazenta eine<br />
enorme Menge an unterschiedlichen<br />
Hormonen produzieren kann“, so Johnson.<br />
Das Interesse der Forscherinnen<br />
konzentrierte sich auf einen kleineren<br />
Teil, neben Sexualhormonen wie Östrogen<br />
und Progesteron auch Hormone,<br />
die die Milchbildung fördern und Stressreaktionen<br />
des Organismus regulieren<br />
wie Oxytocin. Dieses „Kuschelhormon“<br />
steuert den Milchspendereflex, regt<br />
die Rückbildung der Gebärmutter an<br />
und sorgt dafür, dass zwischen Mutter<br />
und Kind eine Bindung entsteht, es<br />
soll außerdem stressmindernd und<br />
entspannend wirken.<br />
Aufschlussreich waren die Messergebnisse<br />
beim Vergleich der verschiedenen<br />
Verarbeitungsmethoden der Plazenten:<br />
Der Hormongehalt sank dabei deutlich.<br />
„Beim Verarbeiten gemäß der traditionellen<br />
chinesischen Medizin zum<br />
Beispiel beträgt der Hormonverlust im<br />
Vergleich zum Rohzustand bis zu 99<br />
Prozent“, sagt Jana Pastuschek. „Sie sind<br />
also faktisch nicht mehr nachweisbar.“<br />
Damit stellt sich die Frage, was von<br />
dem in Erfahrungsberichten von Frauen<br />
geschilderten positiven Effekt durch die<br />
Einnahme von Plazentapulver wirklich<br />
zu halten ist. „Möglicherweise handelt<br />
es sich dabei um einen sehr guten Placeboeffekt“,<br />
vermutet Pastuschek. Wie<br />
der Organismus der Frauen die Wirkstoffe<br />
aus dem Mutterkuchen aufnimmt,<br />
könne in einer reinen Laborstudie nicht<br />
geklärt werden.<br />
Auch angesichts der geringen Zahl<br />
von untersuchten Plazenten könne die<br />
Forschungsarbeit nur ein erster Schritt<br />
sein, betonen die Wissenschaftlerinnen.<br />
Eine weitere Doktorarbeit ist bereits in<br />
Arbeit. „Es ist uns wichtig, Frauen gut<br />
und wissenschaftlich fundiert zu dem<br />
Thema beraten zu können“, begründet<br />
Tanja Groten, die die Arbeit betreut.<br />
„Deshalb kümmern wir uns um dieses<br />
Thema.“<br />
Katrin Zeiß<br />
KONTAKT<br />
Klinik für Geburtsmedizin<br />
Placenta-Labor<br />
Prof. Udo Markert<br />
Am Klinikum 1 | Haus F2 | 07747 Jena<br />
03641 9-39 08 50<br />
03 | 19<br />
15
TITELTHEMA<br />
Endlich SCHWANGER!<br />
Immer mehr Patienten am Kinderwunschzentrum<br />
Geschlechtsverkehr streng nach Kalender,<br />
Hormonbehandlungen, künstliche<br />
Befruchtung – der Weg zum Wunschkind<br />
kann für Paare steinig sein. Vor<br />
allem dann, wenn sie spät mit der<br />
Familienplanung beginnen. Dass dies<br />
in Deutschland immer häufiger der Fall<br />
ist, macht sich am Kinderwunsch- und<br />
Hormonzentrum am <strong>UKJ</strong> bemerkbar<br />
– am einzigen derartigen Zentrum an<br />
einem Krankenhaus und Poliklinik in<br />
Thüringen.<br />
Das zur Klinik für Frauenheilkunde und<br />
Fortpflanzungsmedizin gehörende<br />
Zentrum verzeichnet inzwischen mehr<br />
als 6.500 Patientenkonsultationen pro<br />
Jahr, Tendenz steigend. Anlaufstelle ist<br />
es nicht nur für gesunde Frauen, bei<br />
denen es mit dem Schwangerwerden<br />
nicht klappt. Es betreut auch Patientinnen,<br />
die an Endometriose – gutartigen,<br />
aber häufig schmerzhaften Wucherungen<br />
der Gebärmutterschleimhaut<br />
– oder Gebärmuttermyomen leiden.<br />
„Beide Erkrankungen sind häufige<br />
körperliche Ursachen für ungewollte<br />
Kinderlosigkeit“, sagt Dr. Kristin Nicolaus,<br />
Oberärztin an der Frauenklinik.<br />
Andere Gründe können beispielsweise<br />
verschlossene Eileiter oder Störungen<br />
bei der Bildung von Eizellen sein. Zum<br />
Team gehören neben Frauenärzten,<br />
Reproduktionsmedizinern, Hormonexperten<br />
und Biologen auch Humangenetiker,<br />
Urologen und Psychologen.<br />
Auch junge Krebspatientinnen, die<br />
sich einer Chemotherapie unterziehen<br />
müssen und vorher Eizellen oder<br />
Eierstockgewebe für spätere Schwangerschaften<br />
entnehmen lassen wollen,<br />
werden vom Zentrum gemeinsam mit<br />
gynäkologischen und internistischen<br />
Praxen betreut.<br />
Qualität der Eizellen sinkt mit dem<br />
Alter der Frau deutlich<br />
Dass die wachsende Patientinnenzahl<br />
vor allem etwas mit gesellschaftlichen<br />
Trends zu tun hat, zeigt sich am Alter<br />
der Frauen, die sich mit dem Gedanken<br />
einer künstlichen Befruchtung an das<br />
<strong>UKJ</strong> wenden. „Sie sind im Durchschnitt<br />
34 Jahre alt“, so Dr. Ines Hoppe, Biologin<br />
und Leiterin des IVF-Labors für<br />
künstliche Befruchtungen im Kinderwunschzentrum.<br />
In diesem Alter habe<br />
die Qualität der weiblichen Eizellen<br />
schon abgenommen, es könne zu Zyklusstörungen<br />
kommen – keine idealen<br />
Voraussetzungen für eine natürliche<br />
Befruchtung. Auch die männlichen<br />
Samenzellen altern, ihre Zahl sinkt und<br />
die Beweglichkeit kann nachlassen. „Die<br />
Samenqualität wird auch durch Krankheiten,<br />
etwa einen Hodenhochstand im<br />
Kindesalter, oder durch Medikamente<br />
negativ beeinflusst“, so Dr. Hoppe.<br />
„Ein Tabu wie noch vor Jahren ist die<br />
ungewollte Kinderlosigkeit heute zum<br />
Glück nicht mehr“, so Klinikdirektor Prof.<br />
Ingo Runnebaum. Paare gehen nach seinem<br />
Eindruck offener mit dem Thema<br />
um. Dennoch wenden sich Betroffene<br />
teilweise oft erst nach Jahren an das<br />
Kinderwunschzentrum. Dort werden<br />
sie zunächst beraten, zudem wird die<br />
Krankheitsgeschichte der Frauen und<br />
ihrer Partner gründlich erhoben. Sie<br />
kann bereits erste Hinweise auf mögliche<br />
körperliche Ursachen liefern. Zum<br />
weiteren diagnostischen Repertoire<br />
gehören ein ausführlicher Hormoncheck,<br />
eine Zyklusanalyse und eine<br />
gynäkologische Untersuchung. „Teilweise<br />
sind auch eine Gebärmutter- und<br />
Bauchspiegelung angezeigt, um bislang<br />
nicht erkannte Erkrankungen als Ursache<br />
festzustellen“, erklärt Kristin Nicolaus.<br />
Die Spermien werden im Labor<br />
ebenfalls untersucht. „Durch diese Voruntersuchungen<br />
versuchen wir abzuschätzen,<br />
wie hoch die Wahrscheinlichkeit<br />
für eine spontane Schwangerschaft<br />
überhaupt ist und welche Methode sich<br />
für das Paar am besten eignet“, ergänzt<br />
Ines Hoppe. Mitunter könne es schon<br />
helfen, den weiblichen Zyklus genau<br />
zu beobachten und das Heranreifen<br />
von Eizellen mit künstlichen Hormonen<br />
zu unterstützen. Funktioniert das<br />
auf Dauer nicht, können Spermien<br />
16 03 | 19
TITELTHEMA<br />
Stichwort:<br />
Endometriose<br />
entweder direkt in die Gebärmutter<br />
injiziert werden, um dann ihren natürlichen<br />
Weg zur Eizelle zu nehmen, oder<br />
Ei- und Samenzelle werden künstlich im<br />
Glasschälchen vereinigt. Anschließend<br />
setzen die Mediziner den so entstandenen<br />
Embryo in einem weiteren Eingriff<br />
direkt in die Gebärmutter der Frau ein.<br />
In Deutschland dürfen höchstens drei<br />
im Labor befruchtete Eizellen als Embryonen<br />
in die Gebärmutter übertragen<br />
werden.<br />
Gelungener Eingriff ist keine Garantie<br />
für eine Schwangerschaft<br />
Ein gelungener Eingriff bedeutet allerdings<br />
keine Schwangerschaftsgarantie.<br />
„Die Erfolgsquote schwankt je nach<br />
Verfahren zwischen zehn und 30 Prozent,<br />
jedenfalls eine Erfolgsquote etwa<br />
wie bei vollständig gesunden Paaren“,<br />
so Hoppe. Problem sei die oft niedrige<br />
Qualität der Eizellen. „Wir können bei<br />
unerfülltem Kinderwunsch zwar nachhelfen,<br />
aber schlechte Eizellenqualität<br />
Der Weg bis zur Schwangerschaft ist für<br />
einige Paare lang – diesen abzukürzen<br />
ist das Ziel des Kinderwunschzentrums<br />
am <strong>UKJ</strong>. Foto: Schroll<br />
nicht verbessern.“ Zur Beratung der<br />
Paare vor einer Befruchtungsbehandlung<br />
gehöre deshalb auch die<br />
Aufklärung über mögliche Misserfolge<br />
– gerade angesichts oft übergroßer<br />
Erwartungen. „Unsere Aufgabe ist es,<br />
den Weg zum Wunschkind abzukürzen.<br />
Dafür sollte man sich als Betroffene<br />
möglichst frühzeitig entscheiden“, sagt<br />
Prof. Runnebaum. Die gesetzlichen<br />
Krankenkassen übernehmen bei bis zu<br />
drei Versuchen einen Anteil der Kosten.<br />
In Thüringen werden Paare darüber<br />
hinaus über die Stiftung „HandinHand“<br />
anteilig unterstützt.<br />
KONTAKT<br />
Katrin Zeiß<br />
Kinderwunsch-/Hormonzentrum<br />
Klinik für Frauenheilkunde und<br />
Fortpflanzungsmedizin<br />
Haus E3 | Am Klinikum 1 | 07747 Jena<br />
03641 9-32 91 16<br />
Kinderwunsch@med.uni-jena.de<br />
Informationen zur Kostenübernahme<br />
Thüringer Stiftung „HandinHand“<br />
https://thueringer-stiftunghandinhand.de<br />
Schmerzen während der Regelblutung,<br />
beim Wasserlassen, beim<br />
Geschlechtsverkehr – das können<br />
Zeichen für gutartige Gewebewucherungen<br />
außerhalb der Gebärmutter<br />
sein. Endometriose heißt<br />
die Krankheit, die für Frauen im<br />
gebärfähigen Alter ausgesprochen<br />
quälend werden kann. Zudem leidet<br />
jede zweite Betroffene unter<br />
einem unerfüllten Kinderwunsch.<br />
Das wuchernde Gewebe kann auf<br />
Eierstöcke und Eileiter drücken und<br />
so den Transport der Eizellen in die<br />
Gebärmutter verhindern, zudem ist<br />
die Qualität der Eizellen bei diesen<br />
Patientinnen meist schlecht. Nicht<br />
selten sind bei Endometriose-<br />
Patientinnen zudem auch Myome,<br />
gutartige Tumoren, in der Gebärmutter<br />
gewachsen, die ebenfalls<br />
die Einnistung befruchteter Eizellen<br />
stören oder verhindern können. Um<br />
den betroffenen Frauen helfen zu<br />
können, arbeiten Endometriose-,<br />
Myom- und Kinderwunschzentrum<br />
an der Frauenklinik eng zusammen.<br />
Am <strong>UKJ</strong> werden jährlich rund 660<br />
Endometriose-Patientinnen behandelt.<br />
Als einziges in Thüringen ist<br />
das Jenaer Zentrum als Einrichtung<br />
der höchsten Versorgungsstufe<br />
von der Stiftung Endometriose<br />
Forschung, der Europäischen<br />
Endometriose Liga und der Endometriose-Vereinigung<br />
Deutschland<br />
als klinisch-wissenschaftliches<br />
Zentrum zertifiziert. Als Behandlungsmöglichkeiten<br />
kommen neben<br />
medikamentösen Therapien schonende,<br />
minimalinvasive Operationsverfahren<br />
zum Einsatz, mit denen<br />
die Krankheitsherde entfernt werden<br />
– die Fruchtbarkeit der Frauen<br />
aber erhalten bleibt. (zei)<br />
03 | 19<br />
17
TITELTHEMA<br />
Schwanger<br />
nach Krebs<br />
Ob Brustkrebs, Leukämie, Eierstockoder<br />
Hodenkrebs – im Kampf gegen<br />
bösartige Tumorerkrankungen ist die<br />
Chemotherapie eine der am häufigsten<br />
eingesetzten Waffen. Dabei sollen<br />
die Zellgifte die Krebszellen abtöten.<br />
Das Problem: Sie schädigen auch<br />
Ei- und Samenzellen. Auch Operationen,<br />
Strahlen- und medikamentöse<br />
Therapien können Auswirkungen auf<br />
Fruchtbarkeit und Zeugungsfähigkeit<br />
haben. Bei Krebspatienten, die nach<br />
erfolgreicher Behandlung Kinder<br />
haben wollen, ist deren Erhalt deshalb<br />
ein ganz bedeutendes Thema.<br />
„Die Betroffenen beraten wir am besten<br />
schon gleich nach der Diagnosestellung<br />
über die Möglichkeiten des<br />
Fruchtbarkeitserhalts“, erklärt Prof.<br />
Ingo Runnebaum, Direktor der Klinik<br />
und Poliklinik für Frauenheilkunde<br />
und Fortpflanzungsmedizin. „Bei<br />
Frauen kann zum Beispiel vor einer<br />
Chemotherapie der Zyklus mittels<br />
Drei-Monats-Spritze ausgeschaltet<br />
werden“, ergänzt Oberärztin Dr. Kristin<br />
Nicolaus. „Zum Schutz vor Strahlenschäden<br />
der Eierstöcke ist deren<br />
operative Verlegung aus dem Becken<br />
möglich, was nach Abschluss der<br />
Therapie wieder rückgängig gemacht<br />
werden kann.“<br />
Als universitäres Kinderwunschzentrum<br />
verfügt das Klinikum über eine<br />
hochmoderne Kryobank, in der nicht<br />
nur Ei- und Samenzellen, sondern<br />
auch gesundes Eierstockgewebe bei<br />
minus 196 Grad Celsius bis zu mehrere<br />
Jahre (richtig) aufbewahrt werden<br />
kann. „Das Ovar-Gewebe wird in<br />
einem minimalinvasiven Eingriff, einer<br />
Laparoskopie, entnommen, eingefroren<br />
und kann nach der Krebstherapie<br />
wieder eingesetzt werden“, beschreibt<br />
Bei Minus 196 Grad können in der Kryobank Ei- und Samenzellen über mehrere<br />
Jahre aufbewahrt werden. Dr. Ines Hoppe (re.) leitet das IVF-Labor. Foto: Szabó<br />
der Klinikchef das von ihm und seinem<br />
Team etablierte Verfahren. „Es ist<br />
dann in der Lage, die Funktion innerhalb<br />
von Tagen wieder aufzunehmen<br />
und Eizellen zu produzieren. Eine in<br />
unserem Zentrum behandelte junge<br />
Frau hat so kürzlich sogar ihre zweite<br />
Schwangerschaft ausgetragen und<br />
gesunde Kinder geboren.“<br />
Erforderlich für eine Kinderwunschbehandlung<br />
nach einer Krebstherapie sei<br />
eine sehr genaue Abwägung auch der<br />
Risiken, betonen die Ärzte. Das gelte<br />
etwa für bestimmte genetische Konstellationen<br />
bei Brustkrebspatientinnen<br />
oder für Frauen nach Brustkrebs,<br />
die noch jahrelang Medikamente zur<br />
Unterdrückung der Östrogenausschüttung<br />
einnehmen müssen, nennt<br />
die Oberärztin Beispiele. „Deshalb ist<br />
das immer eine Teamentscheidung<br />
aller an der Krebsbehandlung beteiligten<br />
Ärzte.“<br />
Katrin Zeiß<br />
18 03 | 19
TITELTHEMA<br />
Rund um Schwangerschaft und Geburt<br />
Termine und Ansprechpartner am <strong>UKJ</strong><br />
FÜHRUNG DURCH DEN KREISSSAAL<br />
Wie sehen die Räumlichkeiten aus? Welches<br />
Team arbeitet im Kreißsaal? Bei<br />
den wöchentlichen Führungen durch den<br />
Kreißsaal erhalten werdende Eltern wichtige<br />
Einblicke und können sich mental auf<br />
die Geburt vorbereiten. Die Mitarbeiter<br />
informieren über alle wichtigen Abläufe<br />
und haben ein offenes Ohr für alle Sorgen<br />
und Fragen rund um die Geburt.<br />
Termine:<br />
immer donnerstags um 18.00 Uhr<br />
Klinikum Lobeda, Haus E<br />
AKUPUNKTUR<br />
In der Schwangerschaft, unter der Geburt<br />
und im Wochenbett kann Akupunktur<br />
helfen, verschiedenste Beschwerden zu<br />
lindern.<br />
Sprechzeiten<br />
Montag und Donnerstag:<br />
8.30 Uhr bis 14.00 Uhr<br />
GEBURTSVORBEREITUNGSKURSE<br />
Im Kompaktpaarkurs zur Geburtsvorbereitung<br />
für Paare werden einmal<br />
im Monat freitags und samstags alle<br />
wesentlichen Abläufe und Informationen<br />
rund um die Geburt vermittelt.<br />
Die nächsten Termine:<br />
23./24. August<br />
27./28. September<br />
25./26. Oktober<br />
Anmeldung unter:<br />
https://www.uniklinikum-jena.de/<br />
geburtsmedizin/Geburtsvorbereitungskurse.html<br />
HEBAMMENSPRECHSTUNDE/ANMEL-<br />
DUNG ZUR GEBURT<br />
Sprechzeiten<br />
Montag: 8.30 Uhr bis 14.30 Uhr<br />
Donnerstag: 8.30 Uhr bis 14.00 Uhr<br />
Die Anmeldung sollte etwa vier bis<br />
sechs Wochen vor dem errechneten<br />
Entbindungstermin erfolgen.<br />
Terminvereinbarung unter Tel.<br />
03641 9-32 92 50<br />
GEBÄREN OHNE BETT?<br />
Die Be-Up-Studie ist eine deutschlandweite<br />
Hebammen-Studie. Erforscht<br />
wird, wie der natürliche Geburtsverlauf<br />
unterstützt werden kann. Dafür gibt es<br />
im Kreißsaal einen eigenen Raum mit<br />
speziellen Elementen, der die Mutter zum<br />
aufrechten Gebären ermuntert. Die Mütter<br />
sollen während der Wehen so lange wie<br />
möglich aktiv bleiben. Vorteile der aufrechten<br />
Geburt sind unter anderem, dass<br />
das Kind so besser ins Becken rutscht und<br />
viele Mütter die Geburt als angenehmer<br />
empfinden.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.uniklinikum-jena.de/geburtsmedizin/Forschung+_+Wissenschaft/<br />
Klinische+Studien/Be_Up<br />
RUND UMS STILLEN<br />
Fotos: Schroll<br />
Stillen hat für Mutter und Säugling viele<br />
Vorteile. Erfahrene Stillberaterinnen<br />
unterstützen Schwangere und Mütter<br />
kurz nach der Geburt umfassend zu allen<br />
Fragen rund ums Stillen. Jeden ersten<br />
und dritten Dienstag im Monat können<br />
sich interessierte Frauen in einer kleinen<br />
Gruppe von bis zu zehn Teilnehmerinnen<br />
beim Stillcafé von 11 bis 13 Uhr auf der<br />
„Klara Griefahn“-Station E110 einfinden.<br />
Terminvereinbarung für das Stillcafé<br />
und zur individuellen Stillberatung<br />
unter: stillen@med.uni-jena.de<br />
03 | 19<br />
19
AKTUELLES<br />
JAHRESEMPFANG<br />
zu Ehren von<br />
Professor Benndorf<br />
Im Mittelpunkt des Jahresempfangs am <strong>UKJ</strong> stand Klaus<br />
Benndorf: ehemaliger Dekan und Wissenschaftlicher Vorstand<br />
des <strong>UKJ</strong>. Über eine Dekade, von 2007 bis 2018, füllte<br />
er die beiden Ämter hauptamtlich aus, als erster in dieser<br />
Doppelfunktion. Rund 200 Gäste waren der Einladung des<br />
Kaufmännischen Vorstands, Dr. Brunhilde Seidel-Kwem,<br />
und des Medizinischen Vorstands, PD Dr. Jens Maschmann,<br />
gefolgt und in den Lobedaer Hörsaal gekommen, um Professor<br />
Benndorf gebührend zu verabschieden.<br />
Als „einen Menschen mit klarer Haltung und Prinzipien“<br />
würdigte ihn Laudator Walter Rosenthal, Präsident der<br />
Friedrich-Schiller-Universität. Mit Klugheit, Umsicht und<br />
Beständigkeit habe er sein Amt wahrgenommen und maßgeblich<br />
zur Weiterentwicklung des Forschungsprofils der<br />
medizinischen Fakultät beigetragen. „Ihr Anteil am Erfolg<br />
der Jenaer Medizin ist Ihnen heute schon gewiss“, schloss<br />
Rosenthal seine Laudatio ab.<br />
Anerkennung und Lob für seinen Anteil an der Exzellenzstrategie<br />
der medizinischen Fakultät fand auch der Festredner<br />
Wolfgang Tiefensee, Thüringens Minister für Wirtschaft,<br />
Wissenschaft, Forschung und Digitale Gesellschaft. Er<br />
bekräftigte, dass mit dem kürzlich beschlossenen neuen<br />
Hochschulpakt auch künftig Millionen in Forschung und<br />
Lehre fließen werden.<br />
Das letzte Wort des Abends gebührte dem Ehrengast, Professor<br />
Klaus Benndorf. So ließ er noch mal die Meilensteine<br />
in Forschung und Lehre während seiner Amtszeit Revue<br />
passieren: die Einführung des neigungsorientierten Studiums<br />
JENOS, das mittlerweile bundesweit Anerkennung<br />
finde; die Schärfung des Jenaer Forschungsprofils in die<br />
vier Schwerpunkte Sepsis, Alternsforschung, Photonik und<br />
zelluläre Signaltransduktion; die Steigerung der Einwerbung<br />
von Drittmitteln von 13 auf 30 Millionen; das Erreichen der<br />
Endrunde im Exzellenzcluster. Das alles sei vor allem durch<br />
die Doppelfunktion als Dekan und Wissenschaftlicher Vorstand<br />
möglich gewesen. Für seine Rede, aber auch für sein<br />
Wirken und seine Persönlichkeit erntete Benndorf stehende<br />
Ovationen aus dem Publikum.<br />
Katrin Bogner<br />
Zahlreiche Gäste verabschiedeten Professor Benndorf als<br />
Dekan, darunter auch Neulobedas Ortsteilbürgermeister Volker<br />
Blumentritt (im Foto oben: links). Fotos: Szabó<br />
20 03 | 19
AKTUELLES<br />
In Krisen intensiv psychologisch betreut<br />
Neue Abteilung will psychologische Versorgung auf Intensivstationen verbessern<br />
Dr. Teresa Deffner schaut in die elektronischen<br />
Patientenakten der Intensivstation<br />
am <strong>UKJ</strong>: Ein Patient nach<br />
Herzinfarkt, eine Patientin mit Lungenembolie<br />
– und ein Patient mit einem<br />
hohen Querschnitt nach einem schweren<br />
Unfall. Das ist ein Fall für die erfahrene<br />
Psychologin. Seit 2013 gehört sie<br />
zum Team der Klinik für Anästhesiologie<br />
und Intensivmedizin am Jenaer Uniklinikum,<br />
um Patienten, ihre Angehörigen<br />
und ihre Kollegen auf der ITS in besonderen<br />
Krisensituationen beizustehen.<br />
Neben den Unikliniken in Rostock,<br />
Leipzig, Aachen und Köln hat das <strong>UKJ</strong><br />
als eine von nur fünf Kliniken deutschlandweit<br />
Psychologen fest in das Team<br />
der Intensivstationen integriert. Die im<br />
Mai gegründete Abteilung „Psychologische<br />
Versorgungsstrukturen in der<br />
Intensivmedizin“ der Deutschen Interdisziplinären<br />
Vereinigung für Intensiv-<br />
und Notfallmedizin (DIVI) will das<br />
nun ändern. Als Sprecherin setzt sich<br />
Dr. Deffner dafür ein, die psychologische<br />
Betreuung auf Intensivstationen<br />
deutschlandweit zu verbessern.<br />
Ob nach einem Autounfall, beim plötzlichen<br />
Tod eines Kindes oder während<br />
einer laufenden Reanimation: Dr. Deffner<br />
und ihre Kollegin Diplom-Psychologin<br />
Katherina Wicklein gehen aktiv auf<br />
die Patienten und ihre Angehörigen bei<br />
den unterschiedlichsten Krisen zu und<br />
begleiten sie während des gesamten<br />
Aufenthaltes auf der Station. „Die Zeit<br />
auf der ITS kann sehr belastend sein<br />
und wirft viele Fragen bei den Patienten<br />
und ihren Familien auf. Wir nehmen<br />
uns Zeit zum Zuhören und Erklären“, so<br />
Dr. Deffner. „Damit entlasten wir unsere<br />
ärztlichen und pflegerischen Kollegen,<br />
auch emotional.“ Neben den Erwachsenen-Intensivstationen<br />
betreuen<br />
Dr. Teresa Deffner (re.) und Katherina Wicklein stehen<br />
Angehörigen in Krisensituationen bei. Foto: Szabó<br />
die beiden Psychologinnen auch die<br />
Kinder-Intensivstation und die Neonatologie<br />
am <strong>UKJ</strong>. In der Neonatologie<br />
unterstützen sie dabei die Psychologin<br />
Dr. Judith Rothaug.<br />
Um derartige Strukturen in vielen Kliniken<br />
in Deutschland aufzubauen und<br />
bestehende Konzepte zu verbessern,<br />
arbeiten etwa 30 Mitglieder der DIVI –<br />
unter anderem ITS-Psychologen, Mediziner<br />
und Wissenschaftler – seit Mai <strong>2019</strong><br />
in der Abteilung zusammen. Ihr Ziel: die<br />
psychologische Betreuung fest in die<br />
Arbeit auf Intensivstationen zu integrieren.<br />
„In anderen stationären Bereichen<br />
wie der Onkologie oder Palliativmedizin<br />
gibt es bereits ganzheitliche Konzepte,<br />
die auch die psychologische Versorgung<br />
der Patienten einbeziehen. Das wollen<br />
wir auch für die ITS erreichen“, sagt die<br />
Psychologin. Dazu will die Sektion unter<br />
anderem die Aufgabenbereiche und<br />
Standards der psychologischen Arbeit<br />
genau definieren. Ein eigenes Curriculum<br />
für psychosoziale Berufsgruppen<br />
auf Intensivstationen soll außerdem<br />
bei der Aus- und Weiterbildung helfen.<br />
KONTAKT<br />
Dr. Teresa Deffner<br />
Katherina Wicklein<br />
Anne Curth<br />
03641 9-32 31 47<br />
Intensivmedizin-Psychologie@med.<br />
uni-jena.de<br />
03 | 19<br />
21
AKTUELLES<br />
NETZWERK gegen gefährliche Keime<br />
Im Gespräch mit Frank Kipp, Professor für Krankenhaushygiene am <strong>UKJ</strong><br />
Keimausbrüche in Kliniken haben wiederholt<br />
für bundesweite Schlagzeilen<br />
gesorgt. Das <strong>UKJ</strong> ist im Kampf gegen<br />
Krankenhausinfektionen Teil eines<br />
regionalen Netzwerks. Wer arbeitet da<br />
zusammen und was sind die Aufgaben?<br />
Prof. Kipp: Mit der Gründung von MRE-<br />
Netzwerken haben die Bundesländer<br />
auf das zunehmende Auftreten multiresistenter<br />
Erreger (kurz: MRE) reagiert –<br />
Bakterien, die gegen viele Antibiotika<br />
unempfindlich geworden sind und deshalb<br />
schwer bekämpft werden können.<br />
In den Netzwerken arbeiten öffentlicher<br />
Gesundheitsdienst, Kliniken, Arztpraxen,<br />
Institute, Pflegeeinrichtungen<br />
und Verbände zusammen, um die Ausbreitung<br />
dieser Erreger einzudämmen.<br />
Die Erfahrung hat gezeigt, dass das<br />
Problem nur über die Schnittstellen<br />
hinaus in allen Versorgungsbereichen<br />
zu bekämpfen ist. An erster Stelle steht<br />
hier Kommunikation und Information,<br />
vor allem auch die Weiterbildung des<br />
Personals.<br />
In Thüringen gibt es etwa ein Dutzend<br />
solcher Netzwerke, das in Jena ist sicher<br />
eines der aktivsten. Unter der Moderation<br />
des städtischen Gesundheitsamtes<br />
arbeiten hier das <strong>UKJ</strong>, mehrere Arztpraxen<br />
und Pflegeheime, Pflegeverbände,<br />
medizinische Labore und Rettungsdienste<br />
zusammen.<br />
Über welche Keime sprechen wir, wenn<br />
es um multiresistente Erreger geht?<br />
Und über welche Größenordnungen?<br />
Prof. Kipp: Deutschlandweit kommt es<br />
jährlich zu schätzungsweise 900.000<br />
Infektionen während einer Krankenhausbehandlung.<br />
Dazu sei aber gleich<br />
klargestellt, dass nur ein kleiner Anteil<br />
davon durch multiresistente Erreger<br />
Hygiene am <strong>UKJ</strong><br />
Das Klinikum verfügt über 36 hygienebeauftragte<br />
Ärzte und rund 60<br />
Hygienebeauftragte in der Pflege.<br />
Im Institut für Infektionsmedizin<br />
und Krankenhaushygiene arbeiten<br />
zwei Fachärzte für Hygiene<br />
und Umweltmedizin – einer davon<br />
ist zusätzlich auch Facharzt für<br />
Mikrobiologie, Virologie und<br />
Infektionsepidemiologie –, zwei<br />
Gesundheitswissenschaftler, eine<br />
Biologin, acht Hygienefachkräfte<br />
und eine medizinisch-technische<br />
Assistentin. Die Institutsmitarbeiter<br />
bieten regelmäßige Schulungen<br />
für das Klinikpersonal an und<br />
überprüfen das Hygieneregime<br />
am <strong>UKJ</strong>. Das Team arbeitet eng<br />
mit den Beauftragten in den Kliniken<br />
zusammen und steht auch<br />
für Nachfragen der Patienten zur<br />
Verfügung.<br />
verursacht wird, das betrifft etwa 30.000<br />
bis 35.000 Fälle. Bekanntestes Beispiel<br />
ist der MRSA, die Abkürzung steht für<br />
Methicillin-resistenter Staphylococcus<br />
aureus. Dank eines besseren Bewusstseins<br />
in den Kliniken für krankenhaushygienische<br />
Maßnahmen hat sich hier<br />
schon einiges getan, der Anteil der<br />
MRSA-Infektionen geht zurück. Dafür<br />
beobachten wir eine größere Ausbreitung<br />
verschiedener multiresistenter<br />
Darmkeime, die insbesondere für<br />
geschwächte Patienten gefährlich werden<br />
können.<br />
Womit hängt diese Entwicklung<br />
zusammen?<br />
Prof. Kipp: In den Krankenhäusern<br />
werden mehr Patienten behandelt,<br />
die immer schwerer erkranken. Zum<br />
Glück profitieren sie von verbesserten<br />
Behandlungsmöglichkeiten, die<br />
aber zum Teil auch sehr invasiv sind.<br />
Gerade solche Patienten sind durch<br />
Keime besonders gefährdet. Über<br />
Wunden, Gefäß- und Blasenkatheter,<br />
Beatmungsschläuche oder Endoprothesen<br />
können eigentlich ungefährliche<br />
Darm- oder Hautkeime eindringen und<br />
Infektionen hervorrufen. Diese Gemengelage<br />
trifft auf zunehmende Antibiotika-Resistenzen.<br />
Diese wiederum sind<br />
allerdings vor allem einem über viele<br />
Jahre hinweg teilweise sorglosen oder<br />
falschen Gebrauch dieser Medikamente<br />
geschuldet. Das hat dazu geführt, dass<br />
sich Bakterien an diese Wirkstoffe<br />
„gewöhnt“ haben.<br />
Welche Aufgabe nimmt das <strong>UKJ</strong> im<br />
Jenaer MRE-Netzwerk wahr?<br />
Prof. Kipp: Das <strong>UKJ</strong> mit dem Institut<br />
für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene<br />
ist die einzige Aus- und<br />
22 03 | 19
AKTUELLES<br />
Prof. Frank Kipp leitet den Bereich<br />
Krankenhaushygiene am <strong>UKJ</strong>. Foto: Szabó<br />
Schon gewusst?<br />
5. September: KOPFSCHMERZTAG<br />
Treten Kopfschmerzen an mehr als<br />
15 Tagen im Monat auf, bezeichnet<br />
man sie als chronisch. Individuelle<br />
Behandlungskonzepte von<br />
Schmerzmedizinern helfen dann<br />
besser als eigenmächtig eingenommene<br />
Schmerzmittel. Denn:<br />
Bei Übergebrauch drohen neue<br />
Kopfschmerzen!<br />
Weiterbildungsstätte für Fachärzte für<br />
Hygiene in Thüringen. Wir kümmern<br />
uns um die Lehre im Fach Hygiene<br />
während des Medizinstudiums und um<br />
die mehrjährige Facharztausbildung.<br />
Über das Klinikum hinaus übernehmen<br />
wir Verantwortung in der Weiterbildung<br />
des Personals in Krankenhäusern, Arztpraxen,<br />
Pflegeeinrichtungen und Rettungsdiensten.<br />
Auf diese Weise können<br />
wir über das Netzwerk Erkenntnisse aus<br />
der Forschung in den Alltag dieser Einrichtungen<br />
bringen.<br />
Wo sehen Sie die größten Defizite im<br />
Alltag?<br />
Prof. Kipp: Zwar ist das Problembewusstsein,<br />
die Sensibilität vor allem bei<br />
vielen Krankenhäusern für das Thema<br />
inzwischen gewachsen. Im praktischen<br />
Alltag gibt es jedoch Unsicherheiten,<br />
etwa wie mit keimbelasteten Patienten<br />
umzugehen ist. Häufig sind das ganz<br />
praktische Fragen: Wer braucht welche<br />
Informationen? Wie muss sich das Personal<br />
selbst schützen?<br />
Wie kann das Netzwerk da helfen?<br />
Prof. Kipp: Ein Netzwerk kann über die<br />
Schnittstellen und die Akutversorgung<br />
hinaus die gesamte Versorgungskette<br />
der Patienten begleiten, bis hin zu Pflegeeinrichtungen.<br />
So ist zum Beispiel<br />
ein Handbuch für Pflegeheime zum<br />
Umgang mit multiresistenten Erregern<br />
entwickelt worden, das das Personal<br />
in kompakter Form unter anderem<br />
über die häufigsten Erreger und die<br />
notwendigen Hygienemaßnahmen in<br />
dieser speziellen Situation informiert.<br />
Die große Resonanz und überregionale<br />
Nachfrage macht uns zuversichtlich,<br />
dass wir hier als MRE-Netzwerk Jena ein<br />
wichtiges Problem aufgegriffen haben.<br />
Interview: Katrin Zeiß<br />
14. September:<br />
TAG DER ERSTEN HILFE<br />
Zwei Minuten nach einem Herzstillstand<br />
beginnen Hirnzellen<br />
abzusterben, nach fünf Minuten<br />
andere Organe wie das Herz. Dann<br />
heißt es: Nicht denken, sondern<br />
drücken! Fünf bis sechs Zentimeter<br />
tief sollte der Brustkorb des<br />
Betroffenen bei einer Herzdruckmassage<br />
eingedrückt werden und<br />
mindestens 100 Mal in der Minute –<br />
am einfachsten im Takt von „Stayin‘<br />
Alive“ der Bee Gees.<br />
25. September:<br />
TAG DER ZAHNGESUNDHEIT<br />
Neben Karies ist die Parodontitis,<br />
also die Entzündung des Zahnhalteapparats,<br />
die größte Gefahr für<br />
unsere Zahngesundheit. Über 50<br />
Prozent der jüngeren Erwachsenen<br />
und über 65 Prozent der Senioren<br />
in Deutschland leiden an einer<br />
moderaten bis schweren Parodontitis.<br />
Ab dem 50. Lebensjahr ist die<br />
Parodontitis – noch vor der Karies<br />
– der Hauptgrund für Zahnverlust.<br />
Eine gute Zahnhygiene ist das<br />
A und O für unsere Zahngesundheit.<br />
03 | 19<br />
23
AKTUELLES<br />
Wieder Hoffnung auf eine neue Niere<br />
Nach Eingriff mit hochmoderner HD-3D-Kamera geht es 33-Jährigem besser<br />
Dass etwas nicht stimmt, nimmt Mariusz Tarnawski erstmals<br />
richtig wahr, als er morgens alles nur noch verschwommen<br />
sieht. „Am Tag vorher konnte ich noch sehen wie ein Adler“,<br />
sagt der heute 33-Jährige. Sein Augenarzt stellt die Vermutung<br />
an, dass die Beschwerden mit einer Erkrankung der<br />
Nieren in Zusammenhang stehen könnten. Die dann folgenden<br />
Tests bringen Gewissheit: Die Funktion seiner Nieren ist<br />
bereits stark eingeschränkt.<br />
Anfang 2012 wird der bis dahin sportliche junge Mann dialysepflichtig.<br />
Maschinen übernehmen ab sofort drei Mal<br />
in der Woche die Reinigung seines Blutes. „Unzureichend<br />
behandelter Diabetes oder Bluthochdruck können eine<br />
Ursache dafür sein, dass die Nierenfunktion abnimmt“, so<br />
Dr. Susan Foller, leitende Oberärztin an der Klinik für Urologie<br />
am Universitätsklinikum Jena. Aber auch entzündliche<br />
Erkrankungen, Nierensteine oder erbliche Erkrankungen<br />
wie Zystennieren können zum Nierenversagen führen. All<br />
dies trifft bei Mariusz Tarnawski nicht zu. Eine klare Ursache<br />
finden seine Ärzte nicht.<br />
Doch der Plauener scheint Glück zu haben: Sein Vater kommt<br />
als Spender in Frage. Bereits im August 2012 wird Mariusz<br />
Tarnawski eine Niere transplantiert. Das gespendete Organ<br />
pflanzen die Ärzte in seinen Unterbauch, seine eigenen<br />
Nieren bleiben an Ort und Stelle. „Nur in einigen Fällen –<br />
zum Beispiel, wenn Zystennieren zu viel Platz in Anspruch<br />
nehmen, chronische Infektionen oder Steine oder Tumorverdacht<br />
bestehen – wäre es notwendig, die eigenen Nieren zu<br />
entfernen“, so Dr. Foller. Mariusz Tarnawski kann sich nach<br />
der Transplantation wieder belasten, sogar arbeiten.<br />
Nach nur drei Jahren kommt der Rückschlag: Sein Körper<br />
stößt die gespendete Niere ab. Wieder bestimmt die Dialyse<br />
seinen Alltag. Hinzu kommt, dass sein Blutdruck – trotz<br />
Medikamenten – stark steigt. „Ein kontrollierter Blutdruck<br />
ist jedoch eine von vielen Voraussetzungen dafür, dass der<br />
Patient wieder auf die Warteliste für ein Spenderorgan kommen<br />
kann“, so die Oberärztin. Denn ein zu hoher Blutdruck<br />
bringt Risiken während der Operation mit sich und könnte<br />
auch unmittelbar nach der Transplantation das neue Organ<br />
24 03 | 19
HEILEN<br />
Kärcher für<br />
die Prostata<br />
Nur ein einziger Zugang ist notwendig für den schonenden Eingriff<br />
mit der hochmodernen Kamera. Foto: Hornberger<br />
schädigen. Die Ursache für den hohen<br />
Blutdruck liegt bei Mariusz Tarnawski<br />
in den kranken Nieren, die nicht<br />
mehr in der Lage sind – wie gesunde<br />
Nieren – den Blutdruck zu regulieren.<br />
Innerhalb weniger Monate werden ihm<br />
am Universitätsklinikum Jena daher<br />
drei Nieren entfernt: Im Dezember<br />
das gespendete Organ, im Februar die<br />
erste eigene Niere, im April die zweite.<br />
Mariusz Tarnawski gehört zu den<br />
ersten Patienten, bei denen die funktionslosen<br />
eigenen Nieren mit einem<br />
hochmodernen minimalinvasiven<br />
Operationsverfahren entfernt wurden.<br />
Eingriffe, bei denen auf große Schnitte<br />
verzichtet wird, sind seit Jahren Standard<br />
in der Klinik für Urologie. Neu ist<br />
nun, dass dabei eine HD-3D-Kamera<br />
zum Einsatz kommt. „Als eine von<br />
wenigen Kliniken in Mitteldeutschland<br />
verwenden wir diese weiterentwickelte<br />
Methode der konservativen Laparoskopie,<br />
‚EndoEye‘ genannt“, so Prof.<br />
Marc-Oliver Grimm, Direktor der Klinik<br />
für Urologie am <strong>UKJ</strong>.<br />
Der Kamerakopf ist äußerst flexibel,<br />
lässt sich in vier Richtungen bis zu 100<br />
Grad abwinkeln. Sowohl die Froschals<br />
auch die Vogelperspektive sind für<br />
den Operateur möglich. „Die optimale<br />
räumliche Wahrnehmung während<br />
der Operation hilft sehr und bedeutet<br />
einen großen Sprung nach vorn“, so<br />
Oberärztin Foller. Durch die Flexibilität<br />
der Kamera ist nur ein einziger<br />
Zugang, ein sogenannter Single-Port<br />
für den Eingriff notwendig. Den rund<br />
fünf Zentimeter kleinen Schnitt setzen<br />
die Ärzte in die Nähe des Nabels. Da<br />
hier keine Muskelstränge verlaufen,<br />
haben die Patienten nach dem Eingriff<br />
kaum Beschwerden.<br />
Schnell ist auch Mariusz Tarnawski<br />
wieder auf den Beinen. Nur ein kleines<br />
Pflaster erinnert noch an den Eingriff.<br />
Viel wichtiger ist für ihn aber, dass sich<br />
sein Blutdruck wieder in gesünderen<br />
Regionen bewegt. Damit kann er auf<br />
die Warteliste für eine Organtransplantation<br />
aufgenommen werden –<br />
und wieder auf eine neue Niere hoffen.<br />
KONTAKT<br />
Universitätsklinikum Jena<br />
Klinik für Urologie<br />
Prof. Marc-Oliver Grimm<br />
Am Klinik 1 | 07747 Jena<br />
03641 9-32 99 01<br />
Anke Schleenvoigt<br />
Die Prostata umschließt den unmittelbar<br />
unter der Harnblase gelegenen Harnröhrenabschnitt<br />
des Mannes. Wenn sie<br />
im Alter wächst, kann sie die Harnröhre<br />
einengen. Dies behindert, dass die Blase<br />
entleert wird. Experten am <strong>UKJ</strong> haben<br />
nun erstmals Patienten mit einer gutartigen<br />
Prostatavergrößerung mit einem<br />
Wasserstrahl behandelt. „Für diese<br />
neue Methode werden zwei Verfahren<br />
miteinander kombiniert“, so Dr. Susan<br />
Foller, Leitende Oberärztin der Klinik<br />
für Urologie: Mit Hilfe eines Ultraschalls<br />
ermittelt der Arzt zunächst den Bereich<br />
der Prostata, der entfernt werden soll.<br />
Außerdem kommt ein Endoskop zum Einsatz,<br />
mit dem die Grenzen des Gewebes,<br />
das abgetragen werden soll, unabhängig<br />
bestätigt werden. An diesem Endoskop<br />
befindet sich auch die Wasserstrahldüse.<br />
Automatisch trägt der Wasserstrahl das<br />
zuvor markierte Gewebe ab. „Dieser Eingriff<br />
ist sehr präzise und deutlich schneller<br />
als bisherige Verfahren“, so Dr. Foller.<br />
Nach nur fünf Minuten ist das Gewebe –<br />
selbst bei sehr großem Prostatavolumen<br />
– entfernt. „Mit dieser neuen Methode<br />
erweitern wir erneut die Palette unserer<br />
Behandlungsmöglichkeiten“, so Prof.<br />
Marc-Oliver Grimm, Direktor der Klinik<br />
für Urologie. Mindestens 40 Prozent aller<br />
Männer über 50 Jahren leide unter einer<br />
vergrößeren Prostata, so Prof. Grimm.<br />
„Der Leidensdruck für die Betroffenen ist<br />
oft hoch“. Welches Verfahren am besten<br />
geeignet ist, hänge unter anderem von<br />
der Art der Beschwerden und der Größe<br />
der Prostata ab. In einer neu eingerichteten<br />
Sprechstunde entscheiden die<br />
Experten zusammen mit den Betroffenen,<br />
ob die moderne Behandlung mittels<br />
Wasserstrahl oder ein anderes minimalinvasives<br />
Verfahren in Frage kommt.<br />
Für einen Termin in der Sprechstunde<br />
wenden sich Patienten bitte an:<br />
urologie@med.uni-jena.de<br />
(as)<br />
03 | 19<br />
25
HEILEN<br />
Unsichtbar und effizient –<br />
ZAHNSPANGEN nicht nur für Kinder<br />
Fragen an Prof. Collin Jacobs, Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie<br />
Prof. Jacobs: Zunächst einmal sei klargestellt: Vorrang bei<br />
der Parodontitis-Therapie hat die Behandlung der Entzündung.<br />
Das übernehmen in der Regel die Hauszahnärzte der<br />
Patienten gemeinsam mit auf Parodontitis spezialisierten<br />
Zahnärzten. Erst wenn die Entzündung abgeklungen ist,<br />
kommt die Kieferorthopädie ins Spiel. Dabei geht es darum,<br />
die durch die Parodontitis verursachte Zahnfehlstellung<br />
– die vor allem die Frontzähne betrifft – dauerhaft zu korrigieren.<br />
Am besten gelingt das durch festsitzende Zahnspangen.<br />
Bei kleineren Fehlstellungen ist auch der Einsatz<br />
herausnehmbarer durchsichtiger Schienen denkbar.<br />
Prof. Collin Jacobs. Foto: Szabó<br />
Mit Kieferorthopädie verbinden die meisten lustig anzuschauende<br />
Zahnspangen in Kindermündern. Ist das Bild<br />
Ihres Fachgebietes damit vollständig beschrieben?<br />
Prof. Jacobs: Nein, das ist es nicht. Der Anteil erwachsener<br />
Menschen in einer kieferorthopädischen Behandlung nimmt<br />
seit Jahren zu. Das hat in erster Linie mit den Erfolgen der<br />
Kariesbekämpfung zu tun. Viele Menschen verfügen auch<br />
mit steigendem Lebensalter über gesunde, vollständig<br />
erhaltene oder sanierte Zähne. Gleichzeitig nehmen etwa<br />
ab dem 40. Lebensjahr parodontale Erkrankungen zu: bakteriell<br />
bedingte Entzündungen, die den Zahnhalteapparat<br />
aus Zahnfleisch, Zahnwurzel und Kieferknochen angreifen.<br />
Dadurch lockern sich die Zähne, verschieben sich in ihrer<br />
Position, Kau- und Bissprobleme sind die Folgen. Eine kieferorthopädische<br />
Behandlung kann dies verbessern.<br />
Eine Rolle spielt natürlich auch das gestiegene ästhetische<br />
Bewusstsein. Viele Menschen wünschen sich ein<br />
auch optisch makelloses Gebiss und nehmen deshalb eine<br />
Behandlung bei Kieferorthopäden in Anspruch.<br />
Bleiben wir zunächst bei den Erwachsenen und der Parodontitis:<br />
Welche Möglichkeiten kieferorthopädischer<br />
Behandlungen bestehen hier?<br />
Wann ist eine Behandlung bei Kindern angezeigt?<br />
Prof. Collins: Dann, wenn durch Zahnfehlstellungen dauerhafte<br />
Funktionsstörungen des Gebisses absehbar oder<br />
bereits eingetreten sind. Beispiel Kreuzbiss: Hier beißen<br />
die Seiten- oder Frontzähne nicht korrekt aufeinander, was<br />
nicht nur zu Problemen beim Kauen führen kann, sondern<br />
auch zu Sprechstörungen wie Lispeln, einer übermäßigen<br />
Belastung der betroffenen Zähne, deren vorzeitigem Verschleiß<br />
und einer anhaltenden Fehlentwicklung der Kiefer.<br />
Auch Spätfolgen wie Kopfschmerzen als Folge einer verspannten<br />
Kaumuskulatur sind möglich. Wichtig ist deshalb,<br />
Kieferanomalien bei Kindern möglichst frühzeitig – das<br />
heißt schon im Milchgebiss – zu korrigieren.<br />
Sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen kann<br />
bei sehr ausgeprägten Kieferfehlstellungen auch eine Kombination<br />
aus kieferchirurgischer und -orthopädischer Therapie<br />
erforderlich sein, also das Tragen einer festsitzenden<br />
Zahnspange mit anschließender Operation zur Korrektur<br />
der Kieferfehlstellung. Dabei arbeiten die Kliniken für Kieferorthopädie<br />
und für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie am<br />
<strong>UKJ</strong> zusammen.<br />
Welche Entwicklungen gibt es bei festsitzenden Spangen?<br />
Prof. Jacobs: Eine großartige Entwicklung sind die Zahnspangen,<br />
die an der Innenseite der Zähne liegen und nicht<br />
sichtbar sind – was für viele Menschen erst einmal aus<br />
ästhetischen Gründen wichtig ist. Bedeutender allerdings<br />
sind die medizinischen Vorteile solcher innenliegenden<br />
Spangen. Studien belegen, dass innenliegende Spangen<br />
26 03 | 19
HEILEN<br />
bei Kindern und Jugendlichen das Kariesrisiko verringern<br />
können. Das hat mit der Mund-Selbstreinigungsfunktion<br />
der Zunge zu tun, die bei Spangen und Brackets auf der<br />
Rückseite der Zähne natürlich besser funktioniert als bei<br />
jenen, die auf der Frontseite befestigt sind.<br />
Was geht einer Therapie mit Zahnspangen voraus?<br />
Prof. Jacobs: In der Sprechstunde an unserer Poliklinik,<br />
die jedem offen steht, werden die Patienten zunächst<br />
ausführlich zu kieferorthopädischen Behandlungsmöglichkeiten<br />
beraten. Zur Diagnostik gehört eine normale<br />
zahnärztliche Untersuchung, außerdem werden Röntgenaufnahmen,<br />
Fotos und ein Kieferabdruck angefertigt.<br />
Letzteres geschieht heute zunehmend per digitalem Scan,<br />
was für die Patienten nicht nur sehr viel angenehmer ist,<br />
sondern auch genauer. Nach erfolgter Diagnostik wird<br />
der individuelle Therapieplan erstellt, mit dem Patienten<br />
besprochen und anschließend die Zahnspange individuell<br />
angefertigt. Nach dem Einsetzen der Spangen betreuen wir<br />
die Patienten regelmäßig weiter. Je nach Art und Schweregrad<br />
der Kieferfehlstellung dauert diese Nachbehandlung<br />
sechs Monate bis zwei Jahre. Bei Kindern etwa kontrollieren<br />
wir etwa alle sechs Wochen den Sitz der Spange und<br />
Behandlungsfortschritte.<br />
KONTAKT<br />
Interview: Katrin Zeiß<br />
<strong>UKJ</strong>-Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />
Poliklinik für Kieferorthopädie<br />
Prof. Dr. Dr. Collin Jacobs M.Sc.<br />
An der Alten Post 4 | 07743 Jena<br />
03641 9-32 38 51<br />
03 | 19<br />
27
HEILEN<br />
Chirurgische Präzision an Hirn und Wirbelsäule<br />
Klinik für Neurochirurgie am <strong>UKJ</strong> feiert 25-jähriges Bestehen<br />
Eingriffe am Gehirn finden auch mit Fluoreszenz-Bildgebung statt.<br />
An einem Karfreitag vor gut 25 Jahren<br />
– es war der 1. April 1994 – nahm alles<br />
seinen Anfang. Professor Dr. Rolf Kalff<br />
hatte seinen ersten Arbeitstag in Jena:<br />
als erster Lehrstuhlinhaber für Neurochirurgie<br />
und als erster Direktor der<br />
Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie<br />
am Universitätsklinikum Jena (<strong>UKJ</strong>). Es<br />
war der Beginn einer Erfolgsgeschichte.<br />
„Damals war das eher ein ‚Leer’stuhl mit<br />
zwei e. Es gab keine Klinik, keine Betten,<br />
keinen Raum“, erinnert sich Kalff. „Ich<br />
habe mir dann erst mal eine Sekretärin,<br />
einen Unfallchirurgen und fünf Betten<br />
in der alten Chirurgie in der Bachstraße<br />
geschnappt und losgelegt“, erzählt der<br />
gebürtige Westfale. Später kamen noch<br />
zwei OP-Container für die Neurochirurgie<br />
hinzu, 2004 erfolgte dann der Umzug aus<br />
der Innenstadt nach Lobeda. Was klein<br />
anfing, hat sich mittlerweile zum mehrfach<br />
zertifizierten und ausgezeichneten<br />
neurochirurgischen Zentrum entwickelt:<br />
Jährlich operieren die Neurochirurgen<br />
am <strong>UKJ</strong> über 2000 Patienten, vom Kind<br />
zum Greis, von der Wirbelsäule über das<br />
Schädel-Hirn-Trauma zum Hirntumor.<br />
Schlaglichter der Neurochirurgie<br />
In einem Vierteljahrhundert hat sich<br />
in der Neurochirurgie viel getan – und<br />
die Neurochirurgie am <strong>UKJ</strong> hat selbst<br />
28 03 | 19
HEILEN<br />
PD Dr. Albrecht Waschke, Leitender Oberarzt, und Professor<br />
Dr. Rolf Kalff, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie<br />
am <strong>UKJ</strong>, mit dem Zertifikat des Wirbelsäulenzentrums.<br />
Schlaglichter gesetzt. „Die OP-Verfahren<br />
haben sich über die Jahre verfeinert.<br />
Sie werden immer weniger invasiv, mikrochirurgischer<br />
und die OP-Zeiten werden<br />
kürzer“, beschreibt es Dr. Albrecht<br />
Waschke, Leitender Oberarzt der Klinik<br />
und Poliklinik für Neurochirurgie. „Früher<br />
musste man bei einem Hirntumor<br />
große Teile der Schädeldecke öffnen.<br />
Heute können wir über der Augenbraue<br />
einen Schnitt machen.“ Ähnliches gilt<br />
für die Wirbelsäule. „Da hat man früher<br />
noch einen Herz-Thorax-Chirurgen<br />
gebraucht. Heute kommen wir da vorne<br />
mit einem etwa sechs Zentimeter langer<br />
Schnitt rein“, erklärt Kalff.<br />
Hochmoderne Technik<br />
Die Neurochirurgie ist ein hochtechnisiertes<br />
Fachgebiet. Schließlich verlangen<br />
Eingriffe an Wirbelsäule und<br />
Gehirn höchste Präzision. „Dank Stereotaxie<br />
und Navigation können wir<br />
uns millimetergenau im Gehirn orientieren“,<br />
sagt Kalff. Bildgebung ist das<br />
A und O. Schon seit Ende der 1990er-<br />
Jahre – und damit als eine der ersten<br />
Kliniken Deutschlands – nutzten die<br />
Neurochirurgen am <strong>UKJ</strong> die Navigation<br />
an der Wirbelsäule und die so genannte<br />
intraoperative Computertomographie<br />
(CT). Während der Operation werden<br />
CT-Aufnahmen gemacht, um den Eingriff<br />
präzise zu navigieren. Die Chirurgen<br />
können ganz genau festlegen, wo<br />
sie beispielsweise an der Wirbelsäule<br />
Implantate anbringen. „Die Bildgebung<br />
erhöht die Sicherheit für den Patienten<br />
um ein Vielfaches“, beschreibt es Kalff.<br />
Die langjährige Erfahrung der Experten<br />
am <strong>UKJ</strong> spiegelt sich unter anderem in<br />
der Zertifizierung zum Wirbelsäulenzentrum<br />
wieder, dem einzigen Level<br />
1-Zentrum in Thüringen und eines der<br />
wenigen deutschlandweit.<br />
Innovation und Entwicklung<br />
Erfahrung haben die Neurochirurgen<br />
auch beim Einsatz von Hirnschrittmachern,<br />
der so genannten Tiefenhirnstimulation.<br />
Sie wird zum Beispiel bei<br />
Patienten mit schwerem Parkinson oder<br />
Tremor angewendet, wenn alle anderen<br />
Therapiemethoden ausgeschöpft sind.<br />
Etwa 20 solche Eingriffe pro Jahr verzeichnet<br />
die Neurochirurgie. Als eine<br />
der ersten Kliniken weltweit nahm die<br />
Neurochirurgie 2017 eine Tiefenhirnstimulation<br />
unter Hypnose vor, ganz ohne<br />
Narkose. Auf Weiter- und Fortbildungen<br />
seiner Chirurgen legt Kalff großen Wert.<br />
„Meine Chirurgen müssen alles operieren<br />
können“, sagt er. „Und trotzdem<br />
operieren wir nicht alles, sondern nur<br />
das, was wirklich notwendig ist.“<br />
Auch Forschung und Lehre gehören zu<br />
den Grundpfeilern der Neurochirurgie.<br />
Seit 2003 hat die Klinik zwei Labore.<br />
Hier betreiben die Wissenschaftler<br />
molekularbiologische Grundlagenforschung<br />
zu Hirntumoren. Seit ihrem<br />
Bestehen betreibt die Klinik außerdem<br />
angewandte biomechanische Forschung<br />
an der Wirbelsäule. „Für die<br />
Studenten habe ich schon Mitte der<br />
1990er-Jahre Operationen live in den<br />
Hörsaal übertragen“, erzählt Kalff. „Das<br />
kam natürlich gut an, der Hörsaal war<br />
voll.“ Übertragen wurde, was auf den<br />
OP-Tisch kam: vom Hirntumor über den<br />
Bandscheibenvorfall.<br />
An seine eigenen ersten Eingriffe erinnert<br />
sich Kalff noch gut. Zum Einlernen<br />
hatte er jedenfalls keine Zeit. Es ging<br />
gleich ans Eingemachte. „Eine Wirbelsäule,<br />
ein Gehirntumor und ein seltenes<br />
Aneurysma lagen bei mir auf dem Tisch.<br />
Bei dem Aneurysma habe ich Blut und<br />
Wasser geschwitzt. Alle schauten mir<br />
über die Schulter, wollten sehen, was<br />
der Neue so kann.“ Alles ging gut. Es<br />
folgten noch viele Eingriffe – in einem<br />
Vierteljahrhundert. Zur Tradition<br />
machte Kalff, dass alle fünf Jahre ein<br />
Jubiläums-Symposium gefeiert wird. So<br />
geschah es auch in diesem Jahr. Es war<br />
das letzte unter seiner Federführung<br />
sein. Nicht ohne Stolz blickt Kalff auf<br />
25 Jahre Neurochirurgie zurück: „Wenn<br />
man bei Null anfängt, kann man sagen:<br />
Das ist meins.“<br />
Katrin Bogner<br />
03 | 19<br />
29
HEILEN<br />
Zwei für<br />
ALLE FÄLLE<br />
Neue Urogynäkologen<br />
Dr. Anna Kolterer und<br />
Dr. Semen Suhin<br />
Dr. Semen Suhin und Dr. Anna Kolterer. Foto: Schroll<br />
Blasenschwäche und Beckenbodensenkung:<br />
zwei Probleme, über die<br />
Betroffene nicht gerne sprechen. Sollten<br />
sie aber, finden Dr. Anna Kolterer<br />
und Dr. Semen Suhin. Zumindest sind<br />
die beiden Urogynäkologen die richtige<br />
Anlaufstelle. Die zwei Oberärzte<br />
führen seit dem Frühjahr das Beckenbodenzentrum<br />
in der Klinik für Frauenheilkunde<br />
und Fortpflanzungsmedizin<br />
unter der Leitung von Professor Ingo<br />
Runnebaum. Senkungszustände der<br />
weiblichen Genitale und Harninkontinenzformen<br />
sind ihr Spezialgebiet.<br />
Kolterer war zuvor in den Unikliniken in<br />
Leipzig und Dresden als Urogynäkoligin<br />
tätig, Suhin machte schon 2013/14 für<br />
seine Facharztausbildung Station in<br />
Jena und ist nach Aufenthalten in Meiningen<br />
und Schmalkalden wieder ans<br />
<strong>UKJ</strong> zurückgekehrt.<br />
Mindestens jede dritte, vermutlich<br />
sogar jede zweite Frau wird in ihrem<br />
Leben an Blasenschwäche leiden.<br />
Natürlich spielt dabei das Alter eine<br />
Rolle. Aber auch jüngere Frauen, 45-, 50-<br />
oder 60-Jährige, sind betroffen. „Warum<br />
sollten sich die Frauen damit zufriedengeben,<br />
wenn doch viele Lebensjahre vor<br />
ihnen liegen“, fragt Dr. Kolterer und sagt<br />
klar: „Wir können helfen.“<br />
Egal, ob Belastungsinkontinenz – bei<br />
dieser Form der Blasenschwäche funktioniert<br />
der Verschlussmechanismus<br />
der Harnröhre nicht mehr richtig – oder<br />
Dranginkontinenz, die so genannte<br />
Reizblase, ob Senkung der Blase, der<br />
Gebärmutter oder des Enddarms: Es<br />
gibt zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Vom Beckenbodentraining mit<br />
dem Physiotherapeuten bis zu Heimgeräten<br />
reichen die Möglichkeiten für<br />
Frauen, die keine Operation benötigen<br />
oder wünschen.<br />
Bei der Pessartherapie werden Silikonschalen<br />
oder -würfel in die Scheide eingeführt,<br />
um die Senkung wieder aufzuheben.<br />
Zudem existieren Medikamente<br />
gegen Dranginkontinenz. Führen diese<br />
nicht zum gewünschten Effekt, kann<br />
eine Reizblase auch mit Botoxspritzen<br />
behandelt werden. Zur Behandlung<br />
der Belastungsinkontinenz haben sich<br />
sogenannte spannungsfreie Vaginalbändchen<br />
etabliert. Alternativ kann die<br />
Harnröhre mit Depots, so genannten<br />
„bulking agents“, unterspritzt werden.<br />
Das Jenaer Beckenbodenzentrum hat<br />
seit Jahren neue Operationsverfahren<br />
entwickelt und verfeinert, die meisten<br />
Operationen können jetzt minimalinvasiv<br />
therapiert werden.<br />
„Jede Therapieform besprechen wir<br />
individuell mit unseren Patientinnen<br />
und stimmen uns mit den überweisenden<br />
frauenärztlichen Praxen ab“, sagt<br />
Dr. Suhin. Das wichtigste ist und bleibt<br />
aber: „Gehen Sie zum Spezialisten,<br />
und sprechen Sie über Ihre Probleme,<br />
haben Sie keine Scham.“ Die beiden<br />
Urogynäkologen wissen, dass das<br />
leichter gesagt ist als getan. Dr. Kolterer:<br />
„Unser Ziel ist es, den Patientinnen<br />
ein Leben ohne Einschränkungen zu<br />
ermöglichen.“<br />
Die Experten empfehlen auch den<br />
Kontakt zur Selbsthilfegruppe. In Jena<br />
gibt es die Selbsthilfegruppe Inkontinenz,<br />
welche sich einmal monatlich<br />
zum Erfahrungsaustausch trifft. Der<br />
Kontakt kann über die Urogynäkologie<br />
vermittelt werden, die eng mit der<br />
Selbsthilfegruppe in Verbindung steht.<br />
KONTAKT<br />
Katrin Bogner<br />
Sprechstunde der Urogynäkologie:<br />
Montag und Dienstag, 8 bis 15.30 Uhr<br />
Anmeldung<br />
03461 9-32 9 110/119<br />
30 03 | 19
FORSCHEN<br />
Ethisch unbedenklich?<br />
Geschäftsstelle seit 20 Jahren tätig<br />
Wie steht es um die Fitness und deren<br />
Einfluss auf die Regulation des autonomen<br />
Nervensystems in der Depression?<br />
Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie und<br />
Sportwissenschaftler forschen zu dieser<br />
Frage. Ist ihr Ansatz ethisch unbedenklich?<br />
Ärzte, Juristen, Medizintechniker,<br />
Pflegende und Geisteswissenschaftler<br />
sitzen in der Bachstraße in einem kleinen<br />
Raum unterm Dach zusammen,<br />
um gemeinsam eine Antwort zu finden.<br />
Immer dann, wenn am Menschen oder<br />
mit menschlichem Material geforscht<br />
werden soll, müssen diese Frauen und<br />
Männer befragt werden. Sie bilden die<br />
Ethik-Kommission der Friedrich-Schiller-<br />
Universität Jena an der Medizinischen<br />
Fakultät. Diejenigen, die ihre Projekte bei<br />
ihnen vorstellen, wollen ein diagnostisches<br />
oder therapeutischen Verfahren<br />
untersuchen, das bisher in dieser Form<br />
nicht üblich ist.<br />
Ist die Sicherheit der Patienten gewährleistet?<br />
Wie wird mit dem Datenschutz<br />
umgegangen? In welchem Verhältnis stehen<br />
Risiken für die Patienten und Nutzen<br />
der Studie? Diese Fragen sind es, die die<br />
Mitglieder der Ethik-Kommission genau<br />
beleuchten. „Oft geht es auch darum, ob<br />
die Informationsmaterialien für Patienten<br />
ausreichend und laienverständlich<br />
formuliert sind“, sagt Geschäftsführerin<br />
Dr. Ulrike Skorsetz. Die Stimme der<br />
Runde ist entscheidend. Die meisten<br />
wissenschaftlichen Arbeiten werden<br />
nur finanziert und publiziert, wenn das<br />
Votum der Ethik-Kommission vorliegt.<br />
Vor zwei Jahrzehnten – am 1. Mai 1999<br />
– wurde die Geschäftsstelle der Kommission<br />
unter der Leitung von Dr. Skorsetz<br />
eingerichtet. In den Jahren davor<br />
hatte Professor Lothar Jäger, Direktor<br />
des Instituts für Klinische Immunologie,<br />
die Aufgaben mit übernommen. Riesige<br />
Stapel Papiere habe sie dort abgeholt,<br />
erinnert sich Dr. Skorsetz. Eine<br />
Datenbank wurde eingerichtet, um die<br />
unzähligen Dokumente zu erfassen. Auf<br />
die erste Vorsitzende der Kommission,<br />
Prof. Annemarie Hofmann, folgte in den<br />
Jahren von 2000 bis 2014 Prof. Dagmar<br />
Barz und schließlich der derzeitige Vorsitzende<br />
Prof. Ulrich Brandl. Den Vorsitz<br />
übernimmt stets ein Mediziner aus der<br />
rund 20-köpfigen Kommission.<br />
Seit 2014 ist die Beratung durch eine<br />
Ethik-Kommission durch eine EU-Verordnung<br />
gesetzlich vorgeschrieben. Im<br />
Jahr 2000 wurden 197 Anträge vorgelegt,<br />
heute sind es rund 400 pro Jahr. „Doch<br />
nicht nur die Zahl der Anfragen hat zugenommen,<br />
die Studien sind zudem viel<br />
komplexer geworden“, so Dr. Skorsetz.<br />
Die Antragsteller kommen größtenteils,<br />
aber nicht nur aus dem Uniklinikum.<br />
Neben den Sportwissenschaftlern<br />
oder Ernährungswissenschaftlern der<br />
Universität stellen zum Beispiel auch<br />
Forscher der TU Ilmenau oder der Ernst-<br />
Abbe-Hochschule Jena Anträge. Viele<br />
tolle Forschungsvorhaben habe sie im<br />
Laufe der Zeit kennenlernen können, so<br />
Dr. Skorsetz. Darunter auch exotische –<br />
wie die Analyse der linguistischen und<br />
kulturellen Evolution auf Vanuatu, einem<br />
Inselstaat im Südpazifik. Die Forscher<br />
vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte<br />
benötigten das Okay der<br />
Ethik-Kommission, weil das Projekt auch<br />
genetische Untersuchungen umfasste.<br />
Ein breites Spektrum an Fachkenntnissen<br />
bringen die Mitglieder mit. „Wir sind<br />
ziemlich breit aufgestellt, es ist eine gute<br />
Mischung“, so Dr. Skorsetz. Bei zu speziellen<br />
Fragestellungen werden jedoch<br />
externe Gutachter hinzugeholt. Zwei<br />
Mal im Monat stehen Sitzungen an, zehn<br />
bis zwölf Anträge müssen die Mitglieder<br />
dann prüfen. Von den neun notwendigen<br />
Mitgliedern müssen stets fünf Ärzte sein.<br />
Anträge von Kollegen aus der eigenen<br />
Klinik dürfen sie nicht beurteilen. Die<br />
jeweilige Gruppe zusammenzustellen, ist<br />
nicht immer einfach, so Dr. Skorsetz. „Es<br />
ist grundsätzlich schwierig, Mitstreiter<br />
für diese Arbeit zu gewinnen.“ Mindestens<br />
zehn Jahre Berufserfahrung müssen<br />
die Mitglieder mitbringen, die sich<br />
für vier Jahre verpflichten. Sich mit den<br />
Anträgen zu befassen und die Sitzungen<br />
zu besuchen, ist Teil ihrer Dienstaufgabe.<br />
Ihre gewöhnliche Arbeit mit diesem Amt<br />
zu vereinen, klappt je nach Arbeitsplatz<br />
unterschiedlich gut. Wege zu finden, die<br />
Tätigkeit der Ethik-Kommission besser<br />
anzuerkennen, sei eines der Ziele für<br />
die Zukunft, so Dr. Skorsetz. Damit künftig<br />
mehr Interessierte diese wichtige<br />
und spannende Aufgabe übernehmen<br />
können.<br />
Anke Schleenvoigt<br />
KONTAKT<br />
Ethik-Kommission<br />
Foto: Schleenvoigt<br />
03641 9-39 11 91<br />
ethikkommission@med.uni-jena.de<br />
03 | 19<br />
31
FORSCHEN<br />
HEILEN<br />
Professor für Neurologie und Translationale Neurowissenschaften: Christian Geis. Foto: Szabó<br />
SCHILLING-PROFESSUR für Christian Geis<br />
Förderung für Professur und Forschungsgruppe an der Klinik für Neurologie<br />
Jede der etwa 100 Milliarden Nervenzellen, aus denen<br />
unser Nervensystem besteht, hat schätzungsweise 1000<br />
Verknüpfungen mit anderen Nerven- oder auch anderen<br />
Körperzellen. Erst diese Schaltstellen zwischen den Zellen,<br />
die Synapsen, machen das Nervensystem zu unserem<br />
universellen Zentralrechner. Entsprechend fatal können<br />
sich Krankheitsprozesse auswirken, die die Bildung oder<br />
Funktion von Synapsen beeinträchtigen. Eine Vielzahl neurologischer<br />
und auch psychiatrischer Erkrankungen gehört<br />
dazu. „Unser Augenmerk liegt auf den Synaptopathien, die<br />
durch Entzündungsprozesse verursacht werden“, so Prof.<br />
Dr. Christian Geis, der jetzt zum Professor für Neurologie<br />
und Translationale Neurowissenschaften am <strong>UKJ</strong> ernannt<br />
wurde. Die Hermann und Lilly Schilling-Stiftung fördert die<br />
Professur und die zugehörige Arbeitsgruppe mit insgesamt<br />
drei Millionen Euro in den kommenden acht Jahren.<br />
Ein Forschungsschwerpunkt von Christian Geis sind<br />
autoimmun-bedingte Gehirnentzündungen, die sich u.a.<br />
mit psychotischen Symptomen, Epilepsie und Gedächtnisstörungen<br />
manifestieren können und bei denen sich das<br />
Immunsystem gezielt gegen bestimmte Neurotransmitter-<br />
Rezeptoren an den Synapsen wendet. Zur Untersuchung<br />
der Rezeptorfunktionen setzt er dabei auch modernste<br />
Bildgebungs- und Messmethoden ein, wie höchstauflösende<br />
Fluoreszenzmikroskopie und elektrophysiologische<br />
Techniken. Zu entzündungsbedingten Schädigungen an<br />
Synapsen kommt es auch bei systemischen Erkrankungen<br />
wie einer Sepsis und bei Alterungs- und degenerativen Prozessen.<br />
Die Schilling-Forschungsgruppe wird im Labor die<br />
jeweiligen grundlegenden Mechanismen der synaptischen<br />
Störung analysieren.<br />
Überregionales Zentrum für Neuroimmunologie<br />
Die Ergebnisse sollen dann unmittelbar in die Entwicklung<br />
neuer Therapiestrategien und in klinische Studien münden.<br />
Dafür wird die Forschungsgruppe vom <strong>UKJ</strong> um Studien- und<br />
ärztliche Mitarbeiter ergänzt, so dass sie als neu gegründete<br />
Sektion für Translationale Neuroimmunologie in der Klinik<br />
für Neurologie in die Patientenversorgung eingebunden ist.<br />
Dazu wird eine tägliche Spezialambulanz für neuroimmunologische<br />
Erkrankungen eingerichtet. „Die Sektion ist einzigartig<br />
in Deutschland. Sie passt bestens in das wissenschaftliche<br />
Profil des Universitätsklinikums und soll für Thüringen und<br />
darüber hinaus ein überregionales Zentrum für Neuroimmunologie<br />
etablieren“, betont Prof. Dr. Otto W. Witte, Direktor der<br />
Klinik für Neurologie.<br />
Die Hermann und Lilly Schilling-Stiftung für Medizinische Forschung,<br />
die vom Stifterverband treuhänderisch verwaltet und<br />
vom Deutschen Stiftungszentrum betreut wird, fördert mit<br />
ihrem Programm Translationale Neurowissenschaften kliniknahe<br />
Grundlagenforschung an Universitätskliniken. Dadurch<br />
sollen die Möglichkeiten der wissenschaftlichen Arbeit ausgebaut<br />
und zur Anwendung gebracht werden. Aktuell fördert<br />
die Stiftung Schilling-Professuren und Sektionen an den<br />
Universitätskliniken in Göttingen, Hamburg, Rostock und Jena.<br />
Uta von der Gönna<br />
32 03 | 19
FORSCHEN<br />
Wie bleiben Patienten der Therapie treu?<br />
Forschergruppe analysiert Gründe und will Maßnahmen erarbeiten<br />
Entlassung folgt ein Telefoninterview.<br />
Zusammen mit umfangreichen krankheitsspezifischen<br />
Daten kann so das<br />
komplexe Phänomen der Non-Adhärenz<br />
besser verstanden werden.<br />
PD Dr. Tino Prell. Foto: Szabó<br />
Das Mittel vertrage ich nicht, ich weiß<br />
gar nicht, wozu die Salbe gut sein soll –<br />
aus den verschiedensten Gründen und<br />
erstaunlich oft können oder wollen sich<br />
Patienten nicht an die abgesprochenen<br />
Behandlungsmaßnahmen halten. Die<br />
Weltgesundheitsorganisation schätzt,<br />
dass nur etwa die Hälfte der chronisch<br />
kranken Patienten in Industrieländern<br />
die Therapieempfehlungen konsequent<br />
einhält. Dies ist besonders bei<br />
älteren Patienten, die wegen mehrerer<br />
Erkrankungen zahlreiche Medikamente<br />
bekommen, ein großes Versorgungsproblem.<br />
Diese mangelnde Adhärenz, so<br />
die Fachbezeichnung für die Befolgung<br />
des Therapieplans, verursacht enorme<br />
Kosten und kann zu einer dramatischen<br />
Verschlechterung des Gesundheitszustandes<br />
oder gar zum Tode führen.<br />
In einem zweistufigen Forschungsprojekt<br />
untersucht eine Forschungsgruppe<br />
am <strong>UKJ</strong> jetzt allgemeine und krankheitsspezifische<br />
Faktoren, die zu einer<br />
Abweichung vom Therapieplan führen,<br />
und welche Maßnahmen die Adhärenz<br />
verbessern können. Die vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
geförderte Nachwuchsgruppe an der<br />
Klinik für Neurologie leitet PD Dr. Tino<br />
Prell: „Für die wachsende Gruppe der<br />
geriatrischen Patienten mit einer neurologischen<br />
Grunderkrankung wie Parkinson,<br />
Schlaganfall oder einer Demenz<br />
liegen bislang kaum umfangreiche<br />
Daten zur Adhärenz vor. Deshalb bitten<br />
wir diese Patienten auf unserer Station<br />
zunächst, an einer umfassenden Beobachtungsstudie<br />
teilzunehmen.“ Dazu<br />
werden die Patienten während des<br />
stationären Aufenthalts nach persönlichen<br />
Gründen für das Nichteinhalten<br />
von Therapieempfehlungen, das als<br />
Non-Adhärenz bezeichnet wird, befragt.<br />
Einen Monat und ein Jahr nach der<br />
Basierend auf diesen Daten sollen im<br />
zweiten Abschnitt des Projekts Maßnahmen<br />
entwickelt werden, die die<br />
Therapietreue verbessern können.<br />
Anschließend soll die Wirksamkeit dieser<br />
Maßnahmen in einer kontrollierten<br />
Interventionsstudie überprüft werden.<br />
Dafür setzen die Jenaer Neurologen<br />
auch auf die Unterstützung ihrer Kollegen<br />
in den Arztpraxen. Der Studienarzt<br />
kontaktiert die niedergelassenen Ärzte<br />
vor der Entlassung des Patienten, um<br />
dessen aktuelle Situation, das Therapiekonzept<br />
und eventuelle Probleme<br />
zu besprechen. So können die in der<br />
Klinik begonnenen Maßnahmen in der<br />
ambulanten Betreuung fortgesetzt werden.<br />
Nach zwölf Monaten erfragt das<br />
Studienteam dann wieder die Adhärenz<br />
und die Lebensqualität des Patienten.<br />
Insgesamt 1000 Patienten will die<br />
Gruppe in ihre Untersuchung aufnehmen,<br />
für die fünf Jahre veranschlagt<br />
sind. Ihr Ziel ist es, spezifische Interventionen<br />
zu etablieren, die die Adhärenz<br />
von neurogeriatrischen Patienten<br />
verbessert. Tino Prell: „Damit wollen<br />
wir dazu beitragen, die Lebensqualität<br />
dieser Patienten zu steigern, unnötige<br />
Krankenhauseinweisungen zu vermeiden,<br />
Pflegebedürftigkeit zu reduzieren<br />
und Kosten für das Gesundheitssystem<br />
zu senken.“<br />
KONTAKT<br />
Klinik für Neurologie<br />
Privatdozent. Dr. Tino Prell<br />
03641 9-32 34 21<br />
Tino.Prell@med.uni-jena.de<br />
Uta von der Gönna<br />
03 | 19<br />
33
FORSCHEN<br />
Erste Abschlüsse in Medizinischer Photonik<br />
15. Juli ist Bewerbungsschluss für das Wintersemester<br />
Gleich nach der Verteidigung ihrer<br />
Masterarbeit Anfang Mai ging es für<br />
Marta Maggioni auf Reisen. Die 26-Jährige<br />
Italienerin flog nach Kanada, um<br />
mit einem Posterbeitrag auf einer<br />
internationalen Konferenz die Ergebnisse<br />
ihrer Arbeit zu präsentieren.<br />
Diese fertigte sie in der Arbeitsgruppe<br />
Medizinische Physik am <strong>UKJ</strong> an und<br />
beschäftigte sich darin mit der Auswertung<br />
spezieller Magnetresonanz-<br />
Messungen mit ultrakurzen Echozeiten,<br />
die die Beurteilung von Sehnen<br />
und Bänder im Knie erlauben. Vor<br />
knapp drei Jahren kam Marta Maggioni<br />
mit einem Bachelorabschluss in Physik<br />
von Bologna nach Jena und gehörte<br />
zum ersten Jahrgang im neuen Masterstudiengang<br />
Medical Photonics.<br />
Dieser wird seit dem Wintersemester<br />
2016/17 von der Medizinischen, der<br />
Chemisch-Geowissenschaftlichen<br />
und der Physikalisch-Astronomischen<br />
Fakultät der Jenaer Universität<br />
gemeinsam angeboten. Mit dem<br />
Ziel, Nachwuchs für die Forschung<br />
und High-Tech-Entwicklung an der<br />
Nahtstelle von Optik und Lebenswissenschaften<br />
auszubilden, ist der englischsprachige<br />
Studiengang typisch für<br />
Jena, deutschlandweit einmalig und<br />
international ausgerichtet. Für Marta<br />
Maggioni hat das bestens geklappt, sie<br />
forscht weiter als Doktorandin bei den<br />
Medizinphysikern am <strong>UKJ</strong>.<br />
Neben Ellen Kwas, die künftig in einer<br />
Industrieforschungseinrichtung der<br />
Stadt arbeitet, gehören auch Martin<br />
Krause, EAH-Medizintechnik-Absolvent,<br />
sein Masterprojekt bearbeitete<br />
er am IPHT, und Reema Chowdhury zu<br />
den ersten Absolventen. Chowdhury<br />
kam mit einem ersten Abschluss in<br />
Biotechnologie aus Indien nach Jena<br />
und möchte gern in der Forschung<br />
bleiben.<br />
Ihre Kommilitonen schwitzen noch<br />
im Prüfungsstress und stehen kurz<br />
vor dem Abschluss, und auch der<br />
folgende Jahrgang hat schon mit den<br />
Abschlussarbeiten begonnen. Derzeit<br />
gut 40 Studierende hat das Masterprogramm<br />
insgesamt, darunter auch<br />
Mediziner, die es als Aufbaustudiengang<br />
absolvieren. „Wir freuen uns,<br />
dass unser anspruchsvolles Studiengangkonzept<br />
so gut angenommen wird<br />
und funktioniert. Unsere Absolventen<br />
sind bestens gerüstet für die Mitarbeit<br />
in interdisziplinären Forschungsvorhaben<br />
und anspruchsvollen Entwicklungsprojekten“,<br />
so der Leiter des Studiengangs,<br />
Prof. Dr. Christoph Biskup.<br />
Für das kommende Wintersemester<br />
sind schon über 30 Bewerbungen eingegangen,<br />
Bewerbungsschluss ist der<br />
15. Juli.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.medpho.uniklinikum-jena.de<br />
KONTAKT<br />
Uta von der Gönna<br />
AG Biomolekulare Photonik, <strong>UKJ</strong><br />
Prof. Dr. Christoph Biskup<br />
03641 9-39 78 00<br />
christoph.biskup@uni-jena.de<br />
Dr. Holger Babovsky<br />
Studiengangskoordinator<br />
03641 9-39 11 26<br />
holger.babovsky@uni-jena.de<br />
Marta Maggioni (li.) und Reema<br />
Chowdhury gehören zu den ersten<br />
Absolventen des Masterstudiengangs.<br />
Medical Photonics<br />
Zugangsvoraussetzungen: Erster<br />
Hochschulabschluss in Chemie,<br />
Physik, Biologie, Biochemie/Molekularbiologie,<br />
Humanmedizin mit<br />
mindestens „gut“<br />
Studiendauer: 4 Semester<br />
(Vollzeit)<br />
Studiengebühren: keine,<br />
Unterrichtssprache: Englisch<br />
Bewerbung: bis zum 15. Juli an<br />
das Master-Service-Zentrum<br />
der Friedrich-Schiller-<br />
Universität Jena:<br />
master@uni-jena.de<br />
34 03 | 19
LEHREN<br />
Netzwerkpartner in Klinik und Wissenschaft<br />
Prof. Nikolaus Gaßler ist neuer Pathologie-Professor<br />
„Ich bin nicht Pathologe geworden, sondern geblieben“,<br />
beschreibt Prof. Dr. Nikolaus Gaßler die Entscheidung für sein<br />
Fach. Gewebeuntersuchungen in der Augenmedizin und die<br />
Möglichkeit, den Patienten anhand dieser Untersuchungsergebnisse<br />
den Hergang und die Heilungsaussichten ihrer<br />
Erkrankung genau erläutern zu können, haben ihn als jungen<br />
Arzt im Praktikum fasziniert. Seit April hat der 50-Jährige die<br />
Professur für Pathologie an der Friedrich-Schiller-Universität<br />
Jena inne und leitet die Sektion für Pathologie am <strong>UKJ</strong>.<br />
Diagnostikplattform für klinische Dienstleistung<br />
Gerade in der interdisziplinären Tumordiagnostik wächst<br />
neben der mikroskopischen Beurteilung von Zellen und<br />
Geweben die Bedeutung der molekularpathologischen Diagnostik,<br />
die in den Proben nach Veränderungen charakteristischer<br />
Gene und Genprodukten fahndet. Dies ist die Grundlage<br />
für eine umfassende „morphomolekulare Diagnose“<br />
und sich dadurch ergebende individualisierte Therapiekonzepte.<br />
Zur Qualitätskontrolle klinischer Prozesse trägt das<br />
Tätigkeitsspektrum der Pathologie entscheidend bei. Unter<br />
anderem ist hier auch die Obduktionstätigkeit zu nennen.<br />
„Im Sinne einer zentralen klinischen Dienstleistung wollen<br />
wir die Abläufe der umfassenden diagnostischen Tätigkeit<br />
weiter optimieren und in Kooperation mit den Instituten für<br />
Humangenetik und Rechtsmedizin eine interdisziplinäre Diagnostikplattform<br />
aufbauen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die<br />
Weiterführung der Digitalisierung“, so der Pathologe.<br />
Sein Medizinstudium absolvierte Nikolaus Gaßler in Leipzig,<br />
wo er auch promoviert wurde. Anschließend forschte er als<br />
DFG-Stipendiat an der Universität Heidelberg und absolvierte<br />
die Facharztausbildung in der Pathologie. Für seine Habilitation<br />
erforschte und charakterisierte Gaßler ein Enzym, das<br />
im Dünndarm eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung langkettiger<br />
Fettsäuren spielt. 2005 folgte er dem Ruf auf eine<br />
Professur an das Universitätsklinikum der RWTH Aachen University.<br />
Parallel absolvierte er ein Fernstudium der Volkswirtschaftslehre<br />
und Geschichte. Zuletzt leitete er als Chefarzt<br />
das Institut für Pathologie am Klinikum Braunschweig.<br />
Prof. Nikolaus Gaßler. Foto: Szabó<br />
der Erforschung der Mechanismen von Entzündung und<br />
Tumorentstehung sowie in der Wechselbeziehung von Darmbakterien<br />
und menschlichem Organismus. Für diese Themen<br />
sieht er ideale Anknüpfungspunkte an die Jenaer Schwerpunkte<br />
Infektion und Altern, aber auch in der medizinischen<br />
Photonik. Dass das umfangreiche und lernintensive Fach<br />
bei den Studierenden nicht ganz so hoch im Kurs steht, tut<br />
dem Engagement des neuen Pathologieprofessors keinen<br />
Abbruch: „Die Studierenden lernen bei uns, warum und wie<br />
sich Zellen, Gewebe und Organe bei Krankheiten verändern.<br />
Es wird ihnen ein grundlegendes Krankheitsverständnis<br />
vermittelt, das letztlich unentbehrlich für ihre zukünftige<br />
ärztliche Tätigkeit ist.“<br />
Uta von der Gönna<br />
Partner in der translationalen Forschung<br />
Neben Untersuchungen zum Fettstoffwechsel liegen die<br />
wissenschaftlichen Schwerpunkte von Professor Gaßler in<br />
KONTAKT<br />
Sektion für Pathologie, Institut für Rechtsmedizin<br />
Universitätsklinikum Jena<br />
Prof. Dr. Nikolaus Gaßler (M.A.)<br />
03641 9-39 70 01<br />
Nikolaus.Gassler@med.uni-jena.de<br />
03 | 19<br />
35
LEHREN<br />
KUSCHELN ist die beste Medizin<br />
In der Teddybärenklinik versorgen<br />
Medizinstudenten Kuscheltiere<br />
In der<br />
Notaufnahme<br />
erzählen die Kinder,<br />
was ihrem<br />
Kuscheltier<br />
fehlt.<br />
Manchmal brauchen auch Teddybären ärztlichen<br />
Rat. Wenn ihnen das Bein weh tut. Oder wenn sie<br />
Husten oder Halsschmerzen haben. Vor allem die<br />
Kinder wollen wissen, wie es ihren Lieblingen geht.<br />
Herausfinden konnten sie das in der Teddybärenklinik<br />
in Lobeda. Die haben Helena Kindermann, Lisa Ney<br />
und Maximilian Wipplinger organisiert. Sie studieren<br />
Humanmedizin im zweiten Semester. Zusammen mit<br />
70 Helfern haben sie die Kuscheltiere von über 300<br />
Kindern zwischen drei und sieben Jahren versorgt.<br />
„Ziel ist es, Kindern die Angst vorm Arztbesuch zu<br />
nehmen“, erklärt Helena Kindermann. „Manchmal<br />
hat eben nicht nur der Teddy Husten, sondern<br />
auch das Kind. Wir wollen ihnen zeigen, dass die<br />
Untersuchungen nicht schlimm sind und dass es den<br />
Kuscheltieren bald besser geht.“<br />
(kbo)<br />
AUFNAHME<br />
Ist der<br />
Arm<br />
gebrochen?<br />
Hat die<br />
Katze<br />
Fieber?<br />
In den<br />
Untersuchungsräumen<br />
werden<br />
die Teddys<br />
abgehört,<br />
gemessen und<br />
gewogen.<br />
Reicht<br />
schon ein<br />
Hustensaft<br />
oder braucht<br />
es einen genaueren<br />
Blick in den<br />
Teddy?<br />
UNTERSUCHUNGSRÄUME<br />
Fotos: Schroll<br />
36 03 | 19
Röntgen<br />
tut gar nicht<br />
weh und geht<br />
ganz schnell.<br />
Und schwupps<br />
kommt<br />
ein Bild.<br />
RÖNTGEN<br />
Hat der<br />
Teddy etwa<br />
einen<br />
Schlüssel<br />
verschluckt?<br />
Erst die<br />
Keime<br />
wegwischen,<br />
dann operieren<br />
und das Bein<br />
bandagieren.<br />
Und dann<br />
kuscheln.<br />
Denn Kuscheln<br />
ist die beste<br />
Medizin.<br />
OP-TISCH<br />
In der<br />
Apotheke<br />
gibt‘s Hustenbonbons,<br />
Verbandmaterial<br />
….<br />
…und<br />
Quietscheentchen<br />
für tapfere<br />
Teddys und<br />
Teddybesitzer.<br />
APOTHEKE<br />
03 | 19<br />
37
HINTER DEN KULISSEN<br />
Fundus für Forschung und Fortschritt<br />
Ein Blick hinter die Kulissen der Integrierten Biobank am <strong>UKJ</strong><br />
Auffälligkeiten im Blutbild, Genveränderungen,<br />
spezifische Antikörper, Eiweiße<br />
oder Hormone – Krankheiten hinterlassen<br />
Spuren im Organismus. Fachleute<br />
sprechen von Biomarkern, die sich in<br />
gezielten Laboruntersuchungen von Blut,<br />
Urin oder Körpergewebe finden und messen<br />
lassen. Solche Tests sind nicht nur<br />
Teil der Diagnostik vieler akuter und chronischer<br />
Krankheiten zum Beispiel von<br />
Infektionen, Herzinfarkt, Stoffwechselerkrankungen<br />
oder Krebs. Auch die medizinische<br />
Forschung kommt ohne derartige<br />
Laboruntersuchungen nicht aus, wenn<br />
es darum geht, Krankheitsursachen zu<br />
erkennen oder neue Therapieansätze<br />
zu entwickeln. Wichtigste Voraussetzung<br />
für die Forscher ist dabei das Material:<br />
Blut, andere Körperflüssigkeiten oder<br />
aber Gewebeproben, zum Beispiel von<br />
Tumoren. Gesammelt und aufbewahrt<br />
wird dieses Biomaterial in hochspezialisierten<br />
Speichern, Biobanken genannt.<br />
Eine davon ist die Integrierte Biobank<br />
am <strong>UKJ</strong>. Entstanden für die Sammlung<br />
von Proben für das Kompetenznetz Sepsis<br />
und das Integrierte Forschungs- und<br />
Behandlungszentrum Sepsis und Sepsisfolgen<br />
am <strong>UKJ</strong>, ist sie im vergangenen Jahr<br />
erweitert und zur zentralen Forschungseinrichtung<br />
der Medizinischen Fakultät<br />
ausgebaut worden. Ein interdisziplinäres<br />
Team aus Ärzten, Naturwissenschaftlern,<br />
Informatikern und medizinischtechnischen<br />
Assistentinnen arbeitet hier<br />
erfolgreich zusammen.<br />
Das zentrale Laborgebäude am <strong>UKJ</strong>-<br />
Standort Jena-Lobeda: Privatdozent Dr. Dr.<br />
Michael Kiehntopf läuft die Treppe hinab<br />
ins Kellergeschoss. Hinter abgeschlossenen<br />
Glastüren summen große Ultratiefkühlschränke.<br />
In einem anderen Raum<br />
stehen mit flüssigem Stickstoff gefüllte<br />
Tanks, einem für die Aufbewahrung<br />
von Biomaterial gängigen Kühlmittel.<br />
„Dort lagern wichtige Bioproben bei<br />
sehr tiefen Temperaturen“, erklärt der<br />
Labormediziner, der die Biobank leitet.<br />
In kleinen, Gerüsten ähnelnden Boxen<br />
werden die Materialproben in diese<br />
Tanks eingehängt. Bei bis zu minus 150<br />
Grad Celsius tiefgekühlt, können sie so<br />
monatelang, teils über Jahre aufbewahrt<br />
werden. Ein Nachbarraum beherbergt die<br />
neueste Errungenschaft der Biobank: ein<br />
vollautomatisiertes, videoüberwachtes<br />
Minus-80-Grad-Tiefkühllager. Hinter<br />
einer Glasscheibe sind kleine Röhrchen<br />
zu erkennen, davor Trägerschalen mit<br />
wabenförmigen Aufsätzen. Blutproben<br />
werden hier maschinell pipettiert und<br />
zugeordnet. Die <strong>UKJ</strong>-eigene Rohrpostanlage,<br />
über die die Kliniken und Institute<br />
in Jena-Lobeda verbunden sind, spuckt<br />
das wertvolle Material direkt davor aus.<br />
Probenmaterial aus anderen deutschen<br />
Kliniken, das für sogenannte multizentrische<br />
– an mehreren Forschungseinrichtungen<br />
gleichzeitig laufende – Studien<br />
benötigt wird, kommt per Spezialtransport<br />
auf Trockeneis gebettet in die Jenaer<br />
Biobank. „Bis zu 1,5 Millionen Proben<br />
können hier allein im vollautomatisierten<br />
Probenlager gelagert werden“, erläutert<br />
Kiehntopf.<br />
Das Kühlsystem wird rund um die Uhr<br />
technisch überwacht. Denn schon eine<br />
kurzzeitige Unterbrechung der Kühlkette<br />
kann dazu führen, dass wertvolles Probenmaterial<br />
verdirbt – ein Super-GAU für<br />
laufende oder geplante Studien. Umso<br />
wichtiger sind standardisierte technische<br />
Abläufe, wie Kiehntopf erklärt: „Bei<br />
einer Störung springt sofort automatisch<br />
ein Ersatzaggregat an, und wenn dieses<br />
auch noch ausfallen sollte, dann wird mit<br />
flüssigem Stickstoff gekühlt, so dass die<br />
Kühlkette keinesfalls unterbrochen wird.“<br />
Strenge Standards gelten auch für die<br />
Gewinnung und Verarbeitung der eingelagerten<br />
Proben. „Um Untersuchungsergebnisse<br />
seriös vergleichen zu können, kommt<br />
es auf eine einheitliche Qualität von Probenentnahme<br />
und Verarbeitung an.“ Die<br />
Integrierte Biobank gehört zur German<br />
Biobank Alliance (GBA) einem Verbund<br />
von insgesamt elf führenden Biobanken<br />
in Deutschland, die sich besonders hohen<br />
Qualitätsstandards verschrieben haben.<br />
Doch wie kommt die Biobank überhaupt<br />
an die wichtigen Biomaterialien wie Blutoder<br />
Gewebeproben und unter welchen<br />
Voraussetzungen dürfen Wissenschaftler<br />
das Material nutzen? „Das geht nur mit<br />
der Hilfe und Unterstützung von Patienten<br />
oder gesunden Probanden, die sich<br />
freiwillig dazu bereit erklären, die Forschung<br />
zu unterstützen und Biomaterial<br />
zu Spenden“, betont der Wissenschaftler.<br />
Voraussetzung ist eine Einwilligungserklärung<br />
und die Genehmigung der Studie, für<br />
die das Material benötigt wird, durch die<br />
Ethik-Kommission des <strong>UKJ</strong>. Die Spender<br />
können ihre Zustimmung jederzeit ohne<br />
Angaben von Gründen widerrufen. Die Proben<br />
werden verschlüsselt gespeichert und<br />
gelagert, können aber über Scan-Codes<br />
jederzeit laufenden Forschungsvorhaben<br />
zugeordnet werden. Sie dürfen nur im<br />
Rahmen der jeweiligen Zweckbestimmung<br />
für die Forschung verwendet werden – und<br />
zwar ausschließlich von den dafür autorisierten<br />
Wissenschaftler.<br />
Probenspender leisten damit einen großen<br />
Beitrag für die Forschung“, betont Kiehntopf.<br />
„Wir sind den Spendern, die durch ihre<br />
Spende keinen persönlichen Vorteil haben,<br />
für die aber in der Regel entscheidend ist,<br />
dass sie damit die Forschung unterstützen<br />
können, sehr zu Dank verpflichtet.“<br />
Katrin Zeiß<br />
38 03 | 19
HINTER DEN KULISSEN<br />
1 2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1: Eine Mitarbeiterin am Herzstück der Biobank, dem vollautomatisierten -80°C Probenlager. 2: Einlagerung von Proben in flüssigen<br />
Stickstoff. 3: Das Team der IBBJ. 4: Alle Proben werden gescannt und automatisch mit ihrem Lagerort im Computersystem gespeichert.<br />
5: Die Biobank befindet sich im Gebäude F5 am Standort Lobeda. Fotos: Schroll<br />
03 | 19<br />
39
HINTER DEN KULISSEN<br />
Die Frau zwischen LÄCHELN UND LACHEN<br />
Assistenzärztin Aysun Tekbaş im Portrait<br />
Dr. Aysun Tekbaş ist angehende Viszeralchirurgin<br />
in der Klinik für Allgemein-,<br />
Viszeral- und Gefäßchirurgie am Uniklinikum<br />
Jena. Hier erlernt die gebürtige<br />
Westfälin tagtäglich das – wie sie es<br />
nennt – „künstlerische Handwerk der<br />
Chirurgie“ an Bauchorganen wie Dickdarm,<br />
Dünndarm oder Gallenblase. Die<br />
34-jährige Assistenzärztin fällt auf. Sie<br />
ist Muslima. Und sie trägt Kopftuch.<br />
Eine Seltenheit – nicht nur in der Klinik,<br />
sondern in Jena.<br />
„Als ich 2015 hierher kam, fühlte ich<br />
mich wie eine Außerirdische“, erinnert<br />
sie sich. „Ich war eine von sehr, sehr<br />
wenigen Frauen mit Kopftuch in der<br />
Stadt. Da war mir klar: Hier brauchen<br />
wir Aktivitäten! Wir als Muslime müssen<br />
mehr in die Öffentlichkeit.“ Gesagt,<br />
getan. In kurzer Zeit hat sie einiges auf<br />
die Beine gestellt – trotz ihres stressigen<br />
Berufs und mit viel Disziplin und Herzblut.<br />
Sie gestaltet den interreligiösen<br />
Dialog in Jena mit, veranstaltet einmal<br />
im Jahr ein Friedensgebet in Jena sowie<br />
eine interreligiöse Podiumsdiskussion in<br />
Erfurt mit und kümmert sich seit vielen<br />
Jahren um minderjährige Flüchtlinge.<br />
Dank ihres Einsatzes gibt es nun auf<br />
dem Nordfriedhof Jena eine muslimische<br />
Grabstätte. Sie hält Vorträge, lädt<br />
zum gemeinsamen Fastenbrechen ein.<br />
Und immer ist ihr Ziel: Aufklärung und<br />
gegenseitiges Verständnis. „Ich möchte<br />
einfach zum Frieden in der Gesellschaft<br />
beitragen“, erklärt Tekbaş. „Das klingt<br />
hochtrabend. Aber wenn ich wenigstens<br />
einen Menschen erreiche, reicht mir das<br />
schon.“<br />
Für gegenseitiges Verständnis<br />
Sicherlich hat sie weit mehr Menschen<br />
erreicht. Alleine am Uniklinikum hat<br />
ihr Engagement viel bewirkt. Denn im<br />
Umgang mit muslimischen Patienten<br />
kommen Fragen auf: Was essen sie? Wo<br />
40 03 | 19
HINTER DEN KULISSEN<br />
gegenüber“, berichtet Tekbaş. „Vegetarische Speisen und Fisch<br />
lassen sich zu Halal zusammenfassen. Eigentlich nur eine<br />
Formsache. Bisher hatte einfach keiner danach gefragt.“<br />
Aysun Tekbaş fällt aber nicht nur wegen ihres Kopftuchs auf.<br />
Sie fällt auf durch ihre fröhliche, ihre offene, ihre durch und<br />
durch optimistische Art mit dem Gesichtsausdruck zwischen<br />
Lächeln und Lachen. Ihre Patienten freuen sich sichtlich, wenn<br />
die Ärztin zur Visite kommt. „Ich gebe mir Mühe, auf die Patienten<br />
einzugehen, stelle Fragen, damit die Patienten tatsächlich<br />
ins Gespräch einbezogen werden. Und ich möchte mir so viel<br />
Zeit für die Visite nehmen, wie eben möglich ist“, sagt sie.<br />
Das ist oft schwierig, der Klinikalltag ist nicht vorhersehbar.<br />
Notfälle kommen, der OP ruft. „Und eigentlich ist der OP-Saal<br />
der Ort, an dem ich sein möchte“, so die angehende Chirurgin.<br />
Dennoch: Aus eigener Erfahrung als Patientin wisse sie, was<br />
die Visite für die Patienten bedeute. „Die Patienten verdienen<br />
es, dass ich ihnen erkläre, wie es um sie steht und wie es<br />
weitergeht.“<br />
Wäre sie nicht Chirurgin, wäre Aysun Tekbaş vermutlich<br />
Fremdsprachenkorrespondentin. Sie beherrscht sechs Sprachen.<br />
Damit unterstützt sie auch mal beim Übersetzen für Patienten.<br />
Fotos: Schroll<br />
können sie beten, wo trauern? Mehrmals im Jahr gibt sie für<br />
ihre Kollegen und künftig für Studenten das Seminar „Medizinethische<br />
Aspekte im Umgang mit muslimischen Patientinnen<br />
und Patienten“. Denn oft führen schon banale Dinge zu Missverständnissen.<br />
„Zum Beispiel empfinden es manche Schwestern<br />
als respektlos, wenn ein muslimischer Mann ihnen zur<br />
Begrüßung nicht die Hand reicht“, erklärt die Muslima. „Dabei<br />
ist das in unserem Glauben eben gerade eine Respektsbekundung<br />
gegenüber dem Körper der Frau, ihn nicht zu berühren.“<br />
Mit der Seelsorge am <strong>UKJ</strong> hat sie sich zusammengesetzt, damit<br />
Muslime für die Seelsorge einen festen Ansprechpartner<br />
haben. Der findet sich genauso in der offiziellen Broschüre<br />
wie der explizite Hinweis, dass Muslime in der Kapelle beten<br />
können. Und bald wird es am <strong>UKJ</strong> als Essensoption für Muslime<br />
„Halal“ geben. „Das Küchenpersonal steht dem sehr offen<br />
Alltagsrassismus kommt vor<br />
Ab und zu kommt es auch zu unerfreulichen Dialogen – und<br />
dabei geht es nicht um die Krankheitsbilder der Patienten.<br />
„Alltagsrassismus gibt es schon“, berichtet sie. Sätze wie „Sie<br />
sprechen aber gut Deutsch“ oder „Woher kommen Sie?“ fallen.<br />
„Ich weiß zwar, dass viele es nicht böse meinen, aber ich frage<br />
mich schon: Warum könnt ihr euch nicht vorstellen, dass eine<br />
Frau mit Kopftuch Deutsche ist – und Chirurgin?“<br />
Und manche gehen noch weiter. Zu weit. Nachdem sie beispielsweise<br />
einem Patienten nicht einfach auf dessen Geheiß<br />
hin den Katheter entfernte und erst einmal seine Werte<br />
kontrollierte, sagte er zu ihr: „Bei sich zuhause können Sie<br />
so nicht mit einem Mann umgehen!“ Vor dem Patienten blieb<br />
sie ruhig und gefasst. Aus dem Zimmer heraus überkam es<br />
sie. Das blieb nicht unbemerkt. Eine ihrer Kolleginnen sagte<br />
dem Patienten, dass er so nicht mit Aysun Tekbaş sprechen<br />
könne. Diese Zivilcourage beeindruckte sie: „Es hat mir so viel<br />
gegeben, dass meine Kollegin sich dafür eingesetzt hat, damit<br />
ich mich gut aufgehoben fühle.“ Offensichtlich hat sie mehr<br />
als einen Menschen mit ihrer Botschaft erreicht.<br />
Katrin Bogner<br />
03 | 19<br />
41
KURZ UND KNAPP<br />
„Premium“ Familiensiegel<br />
Krebs leicht erklärt<br />
Die Diagnose Krebs stellt für viele Betroffene und ihre<br />
Angehörigen einen tiefen Einschnitt im Leben dar. Sie<br />
suchen Ärzte und Beratungsstellen auf, um sich über<br />
das Krankheitsbild und die Heilungschancen zu informieren.<br />
Doch komplizierte medizinische Fachbegriffe<br />
erschweren vor allem Menschen mit Beeinträchtigungen<br />
zu verstehen, was mit dem Körper bei Krebs passiert.<br />
Das ändert sich nun: Mit dem Onkologieführer in Leichter<br />
Sprache. In einem inklusiven Projekt der Staatlichen<br />
Berufsbildenden Schule für Gesundheit und Soziales<br />
Jena (SBBS), der Saale Betreuungswerk der Lebenshilfe<br />
Jena gGmbH, der Thüringischen Krebsgesellschaft e.V.<br />
und des <strong>UKJ</strong> haben Menschen mit und ohne Beeinträchtigung<br />
gemeinsam die Broschüre in der gut verständlichen<br />
Ausdrucksweise, der sogenannten Leichten<br />
Sprache, erarbeitet. Diese Broschüre setzt die Reihe der<br />
inklusiven Klinikführer am <strong>UKJ</strong> fort: Im Mai 2016 präsentierten<br />
die Projektpartner den ersten Klinikführer in<br />
Leichter Sprache für den Bereich Radiologie.<br />
„Inklusive Projekte wie die Klinikführer sind wichtig,<br />
damit jeder Mensch vollständig und uneingeschränkt<br />
am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Denn: alle<br />
Menschen, ob ohne oder mit Beeinträchtigung, sind<br />
einzigartig und sollten mit Respekt behandelt werden“,<br />
so Grit Kersten, Geschäftsführerin des Saale Betreuungswerks<br />
der Lebenshilfe Jena gGmbH. Die Broschüre<br />
richtet sich mit ihrer einfachen Ausdrucksweise, großer<br />
Schrift und großem Zeilenabstand sowie zahlreichen<br />
anschaulichen Grafiken nicht nur an Menschen mit<br />
geistigen Behinderungen oder Lernschwierigkeiten,<br />
sondern auch an ältere Personen oder Menschen, deren<br />
Muttersprache nicht Deutsch ist.<br />
Der Onkologieführer kann kostenlos in gedruckter Form<br />
bestellt werden: Einfach per Mail an presse@med.<br />
uni-jena.de oder per Telefon unter der Rufnummer:<br />
03641 9-391183. (boe)<br />
Das <strong>UKJ</strong> ist wieder mit dem „Familiensiegel“ ausgezeichnet<br />
worden. Weil es nach 2012 und 2014 bereits die dritte<br />
Auszeichnung für das <strong>UKJ</strong> ist, konnte Dr. Susann Rochler,<br />
Koordinatorin der Stabsstelle Personal- und Organisationsentwicklung,<br />
das Familiensiegel „Premium“ entgegennehmen.<br />
Zu den Angeboten zählt beispielsweise, dass am<br />
Standort Lobeda Kinder zwischen 18 und 20 Uhr betreut<br />
werden, wenn Mitarbeiter und Studierende Veranstaltungen<br />
und Vorlesungen wahrnehmen müssen. Auch für<br />
dienstlich veranlasste Notfälle gibt es eine kostenfreie<br />
Kinderbetreuung. Bei akuten Betreuungsengpässen<br />
können Eltern auf Kinderrucksäcke zurückgreifen. Diese<br />
können ausgeliehen werden und enthalten jede Menge<br />
Spielzeug, mit dem sich<br />
die Kinder im Büro der<br />
Eltern beschäftigen können.<br />
Das Jenaer Familiensiegel<br />
wird seit 2012<br />
vom Jenaer Bündnis für<br />
Familie, dem Förderkreis<br />
Familienfreundliches<br />
Jena e.V. und der Wirtschaftsförderung<br />
Jena<br />
verliehen, um Unternehmen<br />
auszuzeichnen,<br />
die sich in besonderem<br />
Maße für familienfreundliche<br />
Arbeitsbedingungen<br />
einsetzen. (as)<br />
AG Springerpool gegründet<br />
Am <strong>UKJ</strong> wurde die Gründung einer Arbeitsgruppe der<br />
universitären Springerpools initiiert. Dies ist eines der<br />
Ergebnisse des Mitteldeutschen Springerpool-Symposiums,<br />
das im Frühjahr in Jena seine Premiere hatte.<br />
94 Teilnehmer vom Verband der Universitätsklinika<br />
Deutschlands und kleinerer Krankenhäuser waren der<br />
Einladung gefolgt, um über Zukunftsvisionen, tragfähige<br />
Poolstrukturen, Anforderungskriterien und spezielle<br />
Softwarelösungen zu diskutieren. Das erste Treffen<br />
der AG ist für den Herbst <strong>2019</strong> geplant. Im Frühjahr 2020<br />
wird das nächste Springerpool-Symposium stattfinden<br />
– dann am Uniklinikum in Hamburg-Eppendorf. (as)<br />
42 03 | 19
Thalia feiert 100 Jahre<br />
Buchliebe.<br />
<strong>UKJ</strong> steigert sich bei<br />
Focus-Ärzteliste<br />
Deutschlands beste Mediziner arbeiten am <strong>UKJ</strong>: Das<br />
zeigt die Sonderausgabe des Nachrichtenmagazins<br />
„Focus Gesundheit“ mit der Ärzteliste <strong>2019</strong>. Insgesamt<br />
30 Empfehlungen erhält die Uniklinik in Jena. Damit<br />
ist das <strong>UKJ</strong> auch in der diesjährigen Ausgabe das<br />
Krankenhaus in Thüringen mit den meisten Empfehlungen<br />
von Akutgeriatrie bis Wirbelsäulenchirurgie.<br />
Im Vergleich zur Ärzteliste 2018 hat das Jenaer Klinikums<br />
sogar um weitere sehr gute Bewertungen zugelegt:<br />
Nun sind <strong>UKJ</strong>-Experten auch in den Kategorien<br />
Akutgeriatrie, Infektiologie, Implantologie, Gallenblasen-<br />
und Gallenwegs-Chirurgie, Fettstoffwechsel,<br />
Diabetes bei Kindern sowie Kinderzahnheilkunde<br />
aufgeführt.<br />
Feiern Sie mit uns<br />
und lassen Sie sich für<br />
das Lesen begeistern!<br />
Laut Focus spielen für die Bewertung der Mediziner<br />
vor allem die Einschätzung von Fachkollegen, niedergelassenen<br />
Ärzten, Patienten und Selbsthilfegruppen<br />
eine wichtige Rolle. Zusätzlich fließen die Zahl der veröffentlichten<br />
Fachbeiträge, Studien und Zertifikate in<br />
die Bewertung ein, die gemeinsam mit dem Münchner<br />
Rechercheinstitut Munich Inquire Media erstellt wird.<br />
Seit 1993 ist die Focus Ärzteliste eine wichtige Orientierungshilfe<br />
für Patienten.<br />
(boe)<br />
Foto: Schroll<br />
Jenaer Universitätsbuchhandlung Thalia<br />
»Neue Mitte Jena«<br />
Leutragraben 1 · 07743 Jena<br />
Tel. 03641 4546-0<br />
03 | 19<br />
43
KURZ UND KNAPP<br />
Ausgezeichnete Biologin<br />
Die Biologin Diane Penndorf forscht seit drei Jahren in<br />
der Arbeitsgruppe Neurodegeneration von Dr. Alexandra<br />
Kretz, Fachärztin in der Klinik für Neurologie. Die Wissenschaftler<br />
untersuchen, wie sich der Proteinstoffwechsel<br />
von Nervenzellen bei Alterungs- und Degenerationsprozessen<br />
ändert. Dabei konnte die Doktorandin ein Protein<br />
identifizieren, das die Maschinerie von Zellwachstum<br />
und Zellteilung, die bei Nervenzellen eigentlich auf Eis<br />
liegt, fehlerhaft wieder in Gang setzt und damit letztlich<br />
zum Absterben der Nervenzelle führt. Dieser Prozess ließ<br />
sich sowohl bei der normalen Alterung als auch in einem<br />
Modell der Amyotrophen Lateralsklerose beobachten.<br />
Ihre Ergebnisse stellte Diane Penndorf jetzt auf dem<br />
renommierten Workshop der Europäischen Fachgesellschaft<br />
für Molekularbiologie, EMBO, in Tel Aviv vor.<br />
Für die Teilnahme an der Tagung in Israel erhielt sie<br />
ein Reisestipendium und war als eine von nur zwei<br />
Nachwuchswissenschaftlern zum Vortrag eingeladen<br />
worden. „Es war beeindruckend, international führende<br />
Wissenschaftler des Fachgebietes kennenzulernen und<br />
im Gespräch einen Einblick in die Arbeit anderer Forschungsgruppen<br />
zu erhalten, der viel intensiver ist als<br />
das Lesen der Fachartikel“, so Diane Penndorf. (vdg)<br />
Stipendium zur Promotion<br />
22 Studierende erhalten im Sommersemester <strong>2019</strong><br />
ein Stipendium, um sich in dieser Zeit der Anfertigung<br />
ihrer Dissertation widmen zu können. Die Stipendien<br />
werden vom Interdisziplinären Zentrum für Klinische<br />
Forschung, vom Else-Kröner-Promotionskolleg und<br />
vom Zentrum für Sepsis und Sepsisfolgen gefördert.<br />
Beste Nachwuchswissenschaftler<br />
Alena Gschwind, Maximilian Bley, Pirmin Killinger und<br />
Julia Friederike Fritsch sind die Preisträger des 16.<br />
Nachwuchswettbewerbs im Forschungszentrum am<br />
<strong>UKJ</strong>. Im traditionell von den Masterstudenten und<br />
Doktoranden der klinisch-experimentellen Arbeitsgruppen<br />
gestalteten Symposium konnten sie mit ihren<br />
Vorträgen und Postern die Fachjury überzeugen. Insgesamt<br />
beteiligten sich 32 Nachwuchswissenschaftler<br />
am Wettbewerb mit der Präsentation der Ergebnisse<br />
ihrer wissenschaftlichen Arbeit und stellten ihre<br />
Diskussionsfertigkeit mit Kollegen aus anderen Fachrichtungen<br />
und Themengebieten unter Beweis. „Die<br />
Veranstaltung gibt die Möglichkeit, sowohl eigene<br />
Ergebnisse vorzutragen und zu verteidigen, als auch<br />
über den Tellerrand zu blicken und den interdisziplinären<br />
Austausch zu pflegen“, so die Koordinatorin des<br />
Forschungszentrums in Lobeda, Dr. Katrin Hoffmann.<br />
Die Jurymitglieder Jutta Bleidorn, Professorin für Allgemeinmedizin,<br />
der Fachbereichsleiter Gynäkologische<br />
Molekularbiologie Professor Matthias Dürst und der<br />
forensische Toxikologe PD Dr. Frank Peters hatten keine<br />
leichte Entscheidung. Den ersten Vortragspreis vergab<br />
die Jury an Alena Gschwind, die in der Onkologischen<br />
Forschungsgruppe der Kinderklinik den Lebenszyklus<br />
von Leukämiezellen erforscht. Für seinen Vortrag über<br />
die Regulation bestimmter Immunzellen nach Verletzungen<br />
erhielt Maximilian Bley aus der Forschergruppe<br />
der Herz- und Thoraxchirurgie einen zweiten Preis. Als<br />
beste Poster wurden die Beiträge von Pirmin Killinger<br />
aus der Arbeitsgruppe Hämatologie und Internistische<br />
Onkologie und Julia Friederike Fritsch aus der<br />
Forschergruppe Gynäkologische Molekularbiologie<br />
ausgezeichnet.<br />
(vdg)<br />
44 03 | 19
KURZ UND KNAPP<br />
Was ist das?<br />
Erkennen Sie, was auf diesem Foto<br />
zu sehen ist?<br />
Schreiben Sie uns Ihre Antwort (unbedingt<br />
mit Angabe Ihrer Postadresse) bis<br />
zum 1. September <strong>2019</strong> an die Redaktion<br />
<strong>Klinikmagazin</strong>, Bachstraße 18,<br />
07743 Jena oder per Mail an presse@<br />
med.uni-jena.de. Unter den Einsendern<br />
mit der richtigen Antwort verlosen<br />
wir unter Ausschluss des Rechtswegs<br />
einen Büchergutschein im Wert von<br />
40 Euro sowie drei Büchergutscheine<br />
im Wert von je zehn Euro, die von<br />
der Jenaer Universitätsbuchhandlung<br />
gesponsert werden.<br />
Auflösung<br />
In Heft 131 suchten wir:<br />
Petrischalen<br />
Gewinner des 40-Euro-Gutscheins:<br />
Kerstin Bohring<br />
Gewinner der 10-Euro-Gutscheine:<br />
Dieter Wilhelm, Elisa Hanemann,<br />
Steffen Riechmann<br />
Foto: Schroll<br />
Impressum<br />
Ausgabe: 3|<strong>2019</strong>, Nummer 132<br />
Herausgeber:<br />
V.i.S.d.P.:<br />
Redaktionsleitung:<br />
Redaktionsteam:<br />
Layout:<br />
Druck:<br />
Auflage:<br />
Universitätsklinikum Jena | Bachstraße 18 | 07743 Jena<br />
<strong>UKJ</strong> Förderverein | Am Klinikum1 | 07747 Jena<br />
Annett Lott, Stabsstelle Unternehmenskommunikation<br />
Anke Schleenvoigt<br />
Katrin Bogner (kbo), Anne Curth (boe), Dr. Uta von der Gönna (vdG), Annett Lott (ane),<br />
Anke Schleenvoigt (as), Katrin Zeiß (zei)<br />
Klinisches Medienzentrum des Universitätsklinikums Jena<br />
Druckhaus Gera<br />
8 000 Exemplare<br />
Erscheinungsweise: 4 Ausgaben pro Jahr / Die nächste Ausgabe erscheint im Oktober <strong>2019</strong><br />
Kontakt:<br />
Tel.: 03641 9-39 11 81, E-Mail: presse@med.uni-jena.de<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird keine Gewähr übernommen.<br />
Nachdruck von Inhalten nur mit Genehmigung der Unternehmenskommunikation des Universitätsklinikums Jena (<strong>UKJ</strong>) gestattet.<br />
03 | 19<br />
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TERMINE & KONTAKTE<br />
Veranstaltungen Juli bis September <strong>2019</strong><br />
17.7.<strong>2019</strong><br />
16 Uhr Neue Hüfte, neues Knie?<br />
Endlich wieder schmerzfrei<br />
bewegen – das wünschen sich<br />
zahlreiche Betroffene, die unter<br />
chronischen Schmerzen an Hüfte<br />
oder Knie leiden. Ein Weg zu<br />
diesem Ziel ist der Gelenkersatz,<br />
medizinisch: Endoprothetik. Die<br />
Spezialisten des EndoProthetik-<br />
Zentrums am <strong>UKJ</strong> informieren<br />
in einer Patientenveranstaltung<br />
über ihr Behandlungsspektrum<br />
vom Teil- bis zum<br />
Voll-Gelenkersatz.<br />
Die Teilnahme ist kostenfrei, eine<br />
Anmeldung ist nicht notwendig.<br />
Klinikum Lobeda<br />
Am Klinikum 1<br />
07747 Jena<br />
Seminarraum 3<br />
Gebäude A<br />
05.08.<strong>2019</strong><br />
18 Uhr Infoabend: Unerfüllter<br />
Kinderwunsch<br />
Nicht immer klappt es mit der<br />
Schwangerschaft ohne Hilfe.<br />
Medizinisch unterstützt das<br />
Team im Kinderwunschzentrum<br />
mit allen Möglichkeiten der<br />
modernen Reproduktionsmedizin.<br />
Und auch finanziell gibt<br />
es Fördermöglichkeiten, seit<br />
diesem Jahre auch für unverheiratete<br />
Paare. Das Team des<br />
Kinderwunschzentrums lädt alle<br />
Interessierten, die Fragen zu den<br />
Themen „Ursachen für unerfüllten<br />
Kinderwunsch, Diagnostik,<br />
Behandlungsmöglichkeiten und<br />
Kosten" haben zu einem Infoabend<br />
ein. Auch ein Rundgang<br />
durch das Zentrum ist möglich.<br />
Voranmeldung ist möglich unter:<br />
kinderwunsch@med.uni-jena.de<br />
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde<br />
und Fortpflanzungsmedizin<br />
Am Klinikum 1<br />
07747 Jena<br />
Gebäude E<br />
Ebene 1<br />
Seminarraum 8<br />
28.08.<strong>2019</strong><br />
19 Uhr Jenaer Abendvorlesung:<br />
Multitalent Leber<br />
Im Anschluss an den Vortrag<br />
gibt es die Möglichkeit Fragen zu<br />
stellen und mit den Referenten<br />
ins Gespräch zu kommen. Die<br />
Teilnahme ist kostenfrei, eine<br />
Anmeldung ist nicht notwendig.<br />
Hörsaal 1<br />
Klinikum Lobeda<br />
Am Klinikum 1, 07747 Jena<br />
Referent:<br />
Dr. Andreas Stallmach<br />
Direktor der Klinik für Innere<br />
Medizin IV<br />
02.09.<strong>2019</strong><br />
18 Uhr Infoabend: Unerfüllter<br />
Kinderwunsch<br />
Voranmeldung ist möglich unter:<br />
kinderwunsch@med.uni-jena.de<br />
Klinik und Poliklinik für<br />
Frauenheilkunde und<br />
Fortpflanzungsmedizin<br />
Am Klinikum 1, 07747 Jena<br />
Gebäude E, Ebene 1<br />
Seminarraum 8<br />
04.09.<strong>2019</strong><br />
16 Uhr Neue Hüfte, neues Knie?<br />
Endlich wieder schmerzfrei<br />
bewegen – das wünschen sich<br />
zahlreiche Betroffene, die unter<br />
chronischen Schmerzen an<br />
Hüfte oder Knie leiden. Ein<br />
Weg zu diesem Ziel ist der<br />
Gelenkersatz, medizinisch:<br />
Endoprothetik. Die Spezialisten<br />
des EndoProthetikZentrums<br />
am <strong>UKJ</strong> informieren in einer<br />
Patientenveranstaltung über ihr<br />
Behandlungsspektrum vom Teilbis<br />
zum Voll-Gelenkersatz.<br />
Die Teilnahme ist kostenfrei, eine<br />
Anmeldung ist nicht notwendig.<br />
Klinikum Lobeda<br />
Am Klinikum 1, 07747 Jena<br />
Seminarraum 3<br />
Gebäude A<br />
07.09.<strong>2019</strong><br />
14.45 Uhr<br />
Patientenforum: Myelomtag<br />
Ein Forum für Betroffene,<br />
Angehörige und Interessierte.<br />
Friedrich-Schiller-Universität,<br />
Universitätshauptgebäude,<br />
Fürstengraben 1<br />
07737 Jena<br />
12.09.<strong>2019</strong><br />
18 Uhr Patientenforum:<br />
Was ist Tiefenpsychologische<br />
Psychotherapie?<br />
Einmal im Monat lädt die Klinik<br />
für Psychiatrie und Psychotherapie<br />
mit der Reihe „Patientenforum“<br />
Interessierte zu Vorträgen<br />
zu unterschiedlichen Aspekten<br />
der psychischen Gesundheit ein.<br />
Hörsaal der Klinik für Psychiatrie<br />
und Psychotherapie<br />
Philosophenweg 3<br />
07743 Jena<br />
Referenten:<br />
Dr. Susanne Mohr,<br />
Dr. Anna Hauswedell<br />
25.09.<strong>2019</strong><br />
19 Uhr Jenaer Abendvorlesung: Nutzen<br />
und Risiken von Narkosen<br />
Im Anschluss an den Vortrag<br />
gibt es die Möglichkeit Fragen zu<br />
stellen und mit den Referenten<br />
ins Gespräch zu kommen. Die<br />
Teilnahme ist kostenfrei, eine<br />
Anmeldung ist nicht notwendig.<br />
Hörsaal 1<br />
Klinikum Lobeda<br />
Am Klinikum 1<br />
07747 Jena<br />
Referent:<br />
Prof. Dr. Michael Bauer<br />
Direktor der Klinik für<br />
Anästhesiologie und<br />
Intensivmedizin<br />
bei Redaktionsschluss<br />
vorliegende Termine,<br />
Änderungen vorbehalten<br />
46 03 | 19
TERMINE & KONTAKTE<br />
Wegweiser für Patienten<br />
ZENTRALE<br />
RUFNUMMERN<br />
KLINIK-<br />
SOZIALDIENST<br />
KLINIK-<br />
SEELSORGE<br />
Zentrale Klinikum<br />
Tel.: 03641 9-300<br />
Empfang Haupteingang<br />
Tel.: 03641 9-32 08 50<br />
Empfang Haus E<br />
Tel.: 03641 9-32 80 20<br />
Beratung u.a. zu Anschlussheilbehandlung<br />
und Rehabilitation,<br />
häuslicher Krankenpflege, Pflegestufen,<br />
Schwerbehindertenausweis;<br />
pychosoziale Beratung<br />
Kontakt:<br />
Alexander Benthin (komm. Leiter)<br />
Tel.: 03641 9-39 51 60<br />
alexander.benthin@med.uni-jena.de<br />
EVANGELISCHE KLINIKSEELSORGE:<br />
Pfarrer Heinz Bächer<br />
Tel.: 0151-17 10 14 92<br />
Seelsorgerin Babet Lehmann<br />
Tel.: 0151-17 10 14 93<br />
KATHOLISCHE KLINIKSEELSORGE:<br />
Pfarrer Michael Ipolt<br />
Tel.: 0151-17 10 54 60<br />
FÖRDERVEREIN<br />
WIR FÖRDERN PROJEKTE<br />
für Patienten und Mitarbeiter – in<br />
Forschung und Lehre – zur Vernetzung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Spendenkonto:<br />
Sparkasse Jena-Saale-Holzland<br />
IBAN: DE89830530300000028010<br />
BIC: HELADEF1JEN<br />
Vorsitzender:<br />
PD Dr. Dr. Michael Kiehntopf<br />
foerderverein@med.uni-jena.de<br />
Tel.: 03641 9-32 50 01<br />
BESUCHSDIENST<br />
DER<br />
KLINIKSEELSORGE<br />
Die ehrenamtlich Tätigen nehmen<br />
sich Zeit zum Zuhören, Plaudern,<br />
Spielen, Vorlesen & erledigen<br />
kleine Besorgungen.<br />
Kontakt:<br />
Babet Lehmann<br />
Tel.: 0151 17 10 14 93<br />
PATIENTENFÜR-<br />
SPRECHERINNEN<br />
Ansprechpartner für Anregungen<br />
und Beschwerden von Patienten<br />
KLINIKUM LOBEDA, Mitarbeiterservice<br />
in der Magistrale<br />
Christine Börner | 0170-45 89 890<br />
Maria Lasch | 0151-12 211 605<br />
Sprechzeit: Mi. 13.30 – 15.00 Uhr<br />
Klinik für Psychiatrie<br />
Dr. Edgar Becker<br />
Antje Standau-Gröschner<br />
Kontakt über Tel. 03641 9-390101<br />
KLINISCHES<br />
ETHIKKOMITEE<br />
Beratung und Hilfestellung<br />
für Patienten, Angehörige und<br />
medizinisches Personal bei<br />
ethischen Konflikten in Therapie<br />
und Pflege<br />
Kontakt:<br />
Dr. Ulrike Skorsetz<br />
(Leiterin Geschäftsstelle)<br />
Tel.: 03641 9-33 775<br />
Mobil: 0151-16 35 93 41<br />
ulrike.skorsetz@med.uni-jena.de<br />
CAFETERIA<br />
Cafeteria Klinikum Lobeda<br />
„SCHNAPPHANS“<br />
Mo bis Fr: 8.00 bis 10.30 Uhr und<br />
11.00 bis 16.30 Uhr<br />
(Mittagstisch von 11.00 bis 15.30<br />
Uhr)<br />
Cafeteria Klinikum Lobeda<br />
„HANFRIED“<br />
Mo bis Fr: 10.30 bis 16.30 Uhr und<br />
17.00 bis 20.00 Uhr<br />
Sa bis So: 12.00 bis 16.30 Uhr<br />
PATIENTEN-<br />
BIBLIOTHEK<br />
KLINIKUM LOBEDA<br />
Erdgeschoss der Magistrale<br />
(bei Gebäudeteil B4):<br />
Mo – Fr: 10.00 – 13.00 und<br />
14.00 – 17.00 Uhr<br />
03 | 19<br />
47
Wir küssen<br />
nicht wach,<br />
sondern wecken<br />
sanft auf!<br />
Erwecke Dornröschen:<br />
Komm zu uns als<br />
ANÄSTHESIST!<br />
DARUM ZU UNS:<br />
• Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
• Abwechslungsreiche und anspruchsvolle Tätigkeit<br />
• Motiviertes Team, interdisziplinäres Arbeiten<br />
• Internationale Forschungsprojekte<br />
• Zulage für Intensivmediziner<br />
Bewerbung@med.uni-jena.de | www.uniklinikum-jena.de/Stellenangebote