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UKJ-Klinikmagazin 3/2019

Wunder der Geburt - Start ins Leben am UKJ

Wunder der Geburt - Start ins Leben am UKJ

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03|19<br />

Juli <strong>2019</strong><br />

DAS GESUNDHEITSMAGAZIN AM UNIVERSITÄTSKLINIKUM JENA<br />

TITELTHEMA<br />

WUNDER<br />

DER GEBURT<br />

Start ins Leben am <strong>UKJ</strong><br />

HEILEN<br />

Kärcher für<br />

die Prostata<br />

HINTER DEN KULISSEN<br />

Was passiert<br />

in einer Biobank?


TITELTHEMA<br />

INHALT<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

was war das schönste Erlebnis in<br />

Ihrem Leben? Viele Frauen – aber<br />

auch Männer – antworten darauf:<br />

die Geburt meines Kindes. Vermutlich,<br />

weil es in einem Menschenleben<br />

kaum andere Ereignisse<br />

gibt, die ähnlich intensiv, überraschend,<br />

überwältigend und auch<br />

herausfordernd sind. Das Wunder<br />

der Geburt steht daher im Mittelpunkt<br />

dieser Ausgabe unseres <strong>Klinikmagazin</strong>s.<br />

Nach dem Umzug aus<br />

der Innenstadt in die modernen<br />

Räumlichkeiten in Lobeda haben<br />

sich die Bedingungen nochmal<br />

verbessert, ein Kind in Jena auf<br />

die Welt zu bringen. Auch, wenn die<br />

Schwangerschaft nicht so lange<br />

dauert wie vorgesehen, oder wenn<br />

Vorerkrankungen sie zu einer Herausforderung<br />

werden lassen, wissen<br />

die Experten am <strong>UKJ</strong> Rat. Ihren<br />

besonderen Kenntnissen widmen<br />

wir uns in diesem Heft ebenso wie<br />

dem Team des Kinderwunschzentrums,<br />

das unterstützt, wenn es<br />

mit dem Schwangerwerden ohne<br />

medizinische Hilfe nicht klappen<br />

will.<br />

Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche<br />

Lektüre.<br />

Ihre „<strong>Klinikmagazin</strong>“-Redaktion<br />

TITELTHEMA – WUNDER DER GEBURT<br />

Start ins Leben am <strong>UKJ</strong> – ein Interview. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Schwanger trotz Autoimmunerkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Wenn eine Schwangerschaft plötzlich endet . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Hebammen im Einsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Wenn Diabetikerinnen Kinder kriegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Umfassend betreut auf der Neonatologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Mutterkuchen als Heilmittel? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Hilfe zum Wunschkind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Schwanger nach einer Krebserkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Service: Rund um Geburt und Schwangerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

AKTUELLES<br />

Jahresempfang am <strong>UKJ</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

Psychologinnen auf den Intensivstationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

Netzwerk gegen Keime. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

HEILEN<br />

Hoffnung nach Eingriff mit hochmoderner Kamera. . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Kärcher für die Prostata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

Zahnspangen nicht nur für Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Ein Vierteljahrhundert chirurgische Präzision. . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Neue Urogynäkologen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

FORSCHEN<br />

Ethisch unbedenklich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31<br />

Schilling-Professur für Christian Geis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Wie bleiben Patienten der Therapie treu? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

Medizinische Photonik: Erste Abschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

Neuer Pathologie-Professor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

LEHREN<br />

In der Teddybärenklinik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

HINTER DEN KULISSEN<br />

Besonderer Fundus: Integrierte Biobank. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Im Porträt: Assistenzärztin Aysun Tekbaş . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40<br />

KURZ & KNAPP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

TERMINE & KONTAKTE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

Titelfoto: Schroll<br />

2 03 | 19


STANDPUNKTE<br />

Auf Herz und Nieren<br />

Organspende ist ein Schwerpunktthema, auch für Thüringen<br />

Foto: Schroll<br />

Beinahe 10.000 schwer kranke Menschen<br />

warten in Deutschland auf ein<br />

Spenderorgan. Für sie ist die Transplantation<br />

die einzige Möglichkeit, ihre<br />

Lebensqualität erheblich verbessern<br />

bzw. schlicht überleben zu können.<br />

Dies gelingt einerseits nur dadurch,<br />

dass Menschen bereit sind, ihre eigenen<br />

Organe nach dem Tod zu spenden.<br />

Andererseits brauchen Krankenhäuser<br />

mehr Zeit und Personal, um die dafür<br />

notwendige Aufklärungs-, Beratungs-,<br />

Diagnostik- und Organentnahmeaktivität<br />

durchführen zu können. 2018<br />

lag die Zahl der Organspenden in<br />

Deutschland bei 842. Zum 1. April dieses<br />

Jahres ist eine dafür wegweisende<br />

Gesetzesänderung des Transplantationsgesetzes<br />

in Kraft getreten.<br />

Im Einzelnen regelt dieses „Zweite<br />

Gesetz zur Änderung des Transplantationsgesetzes<br />

– Verbesserung der<br />

Zusammenarbeit und der Strukturen<br />

bei der Organspende“ verbesserte<br />

Rahmenbedingungen im Spendeprozess<br />

in den Entnahmekrankenhäusern,<br />

insbesondere auch die Refinanzierung<br />

der nötigen Freistellung der Transplantationsbeauftragten,<br />

deren Recht auf<br />

Informationszugang, die Kompensation<br />

des Aufwandes sowie für die Qualitätssicherung<br />

des Spendeprozesses.<br />

In Thüringen hat sich nach Verabschiedung<br />

der Gesetzesänderung ein Aktionsbündnis<br />

Organspende gegründet<br />

mit dem klaren Ziel, anhand vielfältiger<br />

Maßnahmen die Gesetzesänderung für<br />

die Thüringer Krankenhäuser erfolgreich<br />

umzusetzen. Partner in diesem<br />

Bündnis sind das Thüringer Ministerium<br />

für Arbeit, Soziales, Gesundheit,<br />

Frauen und Familie (TMASGFF), die<br />

Landesärztekammer Thüringen (LÄK),<br />

die Deutsche Stiftung für Organtransplantation<br />

(DSO), die Landeskrankenhausgesellschaft<br />

Thüringen (LKHG) und<br />

das Universitätsklinikum Jena (<strong>UKJ</strong>).<br />

„Wir sprechen<br />

hier von einem hoch<br />

sensiblen Thema<br />

und einer sehr<br />

verantwortungsvollen<br />

Aufgabe, die nur<br />

in gemeinsamer<br />

Anstrengung<br />

aller Akteure gemeistert<br />

werden kann.“<br />

PD Dr. Jens Maschmann<br />

Wir sprechen hier von einem hoch<br />

sensiblen Thema und einer sehr verantwortungsvollen<br />

Aufgabe, die nur<br />

in gemeinsamer Anstrengung aller<br />

Akteure gemeistert werden kann. Zum<br />

einen braucht es Fingerspitzengefühl<br />

im Umgang mit den Angehörigen der<br />

Spender. Zum anderen erfordern die<br />

Abläufe zur Diagnostik des irreversiblen<br />

Hirnfunktionsausfalles und zur<br />

Vorbereitung und Durchführung der<br />

Organentnahme eine beispielhafte<br />

Organisation. Am <strong>UKJ</strong> kümmern sich<br />

darum zwei hochengagierte Transplantationsbeauftragte:<br />

der Neurologe Dr.<br />

Albrecht Günther und der Intensivmediziner<br />

Dr. Martin Brauer. Auch ihrem<br />

Einsatz ist es zu verdanken, dass das<br />

<strong>UKJ</strong> zu einem der führenden Entnahmekrankenhäuser<br />

Deutschlands zählt<br />

und 2017 von der Deutschen Stiftung<br />

Organtransplantation und der Thüringer<br />

Gesundheitsministerin für vorbildliche<br />

Prozesse bei der Organspende<br />

ausgezeichnet wurde. Insgesamt ist<br />

diese Auszeichnung eine Bestätigung<br />

der hohen Qualität der Arbeit unserer<br />

Klinikmitarbeiter.<br />

Die Gesetzesänderung begrüßen wir<br />

ausdrücklich, da sie die Strukturen in<br />

den Entnahmekrankenhäusern sowie<br />

die allgemeine Stellung des Transplantationsbeauftragten<br />

stärkt und<br />

entsprechend finanziert. Das kann im<br />

Ergebnis nur gut sein – für alle Kliniken<br />

und für die Menschen, die ein lebenswichtiges<br />

Organ benötigen.<br />

PD Dr. Jens Maschmann<br />

Medizinischer Vorstand<br />

03 | 19<br />

3


TITELTHEMA<br />

WUNDER DER GEBURT<br />

Die Geburt eines Kindes ist ein faszinierendes und sehr emotionales<br />

Ereignis. Alle werdenden Eltern wünschen sich für ihr Baby einen<br />

natürlichen und sicheren Start ins Leben. Am Universitätsklinikum Jena<br />

leitet Prof. Dr. Ekkehard Schleußner die Klinik für Geburtsmedizin.<br />

Was muss heute eine optimale Geburtsklinik vorweisen?<br />

Prof. Schleußner: Das ist eine schwere Frage. Den allgemeinen<br />

Trend der Gesellschaft – alles ist toll, alles einmalig,<br />

immer schneller, höher, weiter – sehe ich etwas kritisch.<br />

Eigentlich müssen wir doch danach schauen, was für die<br />

Frauen und Kinder jeweils das Beste ist. Und dazu zählen<br />

Vertrauen, Verlässlichkeit, Zuwendung und Empathie. Also<br />

eigentlich das, was wir von guten Ärzten, Hebammen und<br />

Schwestern erwarten. Das gilt es umzusetzen, sowohl in<br />

ganz unkomplizierten Situationen, aber auch dann, wenn<br />

es mal kritisch wird. Eine Geburt muss nicht das große<br />

Event, sondern das Normale, das Schöne, das Geschützte<br />

sein. Das möchten wir gerne für uns in Anspruch nehmen.<br />

Den individuellen Wünschen junger Frauen von heute<br />

4 03 | 19


die sich ganz auf sie konzentrieren<br />

kann. Das ist besonders in der letzten<br />

Phase der Geburt immens wichtig und<br />

wir erreichen dies bei über zwei Drittel<br />

der Geburten. Das ist beeindruckend,<br />

gerade vor dem Hintergrund unserer<br />

hohen Geburtenzahlen. Das gelingt<br />

uns, weil wir einerseits einen guten<br />

Betreuungsschlüssel vorweisen können<br />

und andererseits, weil das Hebammenteam<br />

sich exzellent organisieren<br />

kann. Und das erzeugt diese besondere<br />

geschützte Atmosphäre, in der die<br />

Gebärende, ihr Partner, ihre jeweilige<br />

Hebamme und ihr Kreißsaal-Arzt eng<br />

zusammenwirken.<br />

tragen wir dabei selbstverständlich<br />

auch Rechnung.<br />

Wie gelingt diese besondere Zuwendung<br />

am Universitätsklinikum Jena?<br />

Prof. Schleußner: Da wir zu den<br />

größten Geburtskliniken Thüringens<br />

zählen, wird uns dies manchmal nicht<br />

zugetraut. Frauen, die bei uns geboren<br />

haben, machen jedoch genau diese<br />

Erfahrung. Ein Kriterium ist dabei<br />

beispielweise eine 1:1-Betreuung. Das<br />

heißt, eine Frau wird während der<br />

Geburt durch eine Hebamme betreut,<br />

Was zeichnet das <strong>UKJ</strong> in der Geburtsmedizin<br />

noch aus?<br />

Prof. Schleußner: Unsere große<br />

Geburtserfahrung, die wir in Jena über<br />

die vielen Jahre und durch unsere<br />

hohen Geburtszahlen erworben<br />

haben. Jeder weiß: Was wir täglich und<br />

oft tun, können wir besser und sicherer<br />

als das, was wir eher selten tun. Das<br />

gilt in einem so komplexen und dynamischen<br />

Geschehen wie einer Geburt<br />

noch viel mehr. Weil die Routine der<br />

Hebammen und Ärzte viel größer ist,<br />

können möglicherweise auftretende<br />

Probleme schneller erkannt und<br />

gemanagt werden. Zahlen belegen dies<br />

klar. Das <strong>UKJ</strong> hat in seiner Rolle als<br />

Stadtkrankenhaus für Jena und Umgebung<br />

zum Beispiel mit 14 Prozent eine<br />

der niedrigsten Kaiserschnittraten in<br />

Thüringen für Nicht-Risikogeburten am<br />

Geburtstermin. Allerdings sind wir parallel<br />

auch Hochleistungszentrum für Thüringen<br />

und benachbarte Bundesländer.<br />

Wir betreuen somit auch sehr viele Risikoschwangerschaften<br />

und Mehrlingsgeburten.<br />

In Summe dessen liegt die<br />

Kaiserschnittrate der Gesamtklinik bei<br />

27 Prozent und damit dennoch unter >><br />

03 | 19<br />

5


TITELTHEMA<br />

>> dem deutschlandweiten Durchschnitt<br />

von über 30 Prozent. Wir haben<br />

eine ganz klare gemeinsame Ausrichtung<br />

am <strong>UKJ</strong>: Wenn kein Risiko für Mutter<br />

und Kind besteht, wollen wir eine<br />

natürliche Geburtshilfe.<br />

Stichwort Risikoschwangerschaft. Hier<br />

hat das <strong>UKJ</strong> eine besondere Expertise?<br />

Prof. Schleußner: Nicht alle Schwangerschaften<br />

verlaufen komplikationslos.<br />

Bei diesen sogenannten<br />

Risikoschwangerschaften ist eine<br />

engmaschige medizinische Betreuung<br />

und Überwachung notwendig. Dies gilt<br />

für Mehrlingsgeburten ebenso wie für<br />

Frauen, die mit einer Vorerkrankung<br />

in eine Schwangerschaft gehen. Vorerkrankungen<br />

können beispielsweise<br />

Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide<br />

Arthritis oder aber auch Diabetes<br />

sein. Hierbei kann es während der<br />

Schwangerschaft mit der Entwicklung<br />

des Mutterkuchens oder des Ungeborenen<br />

selbst Probleme geben, die in<br />

Folge zu Risiken für das Kind, aber auch<br />

für die Mutter werden können.<br />

Was macht Jena darüber hinaus<br />

besonders?<br />

Prof. Schleußner: Uns macht besonders<br />

aus, dass wir neben der hohen fachlichen<br />

Kompetenz eine große Motivation<br />

als Team haben. Denn nur als Team<br />

sind wir gut. Es gibt nicht den tollen<br />

Doktor. Und es gibt auch nicht die<br />

einzige exzellente Hebamme. Gut sind<br />

wir nur, wenn wir gemeinsam für die<br />

uns anvertrauten Frauen und Kinder<br />

Prof. Ekkehard Schleußner leitet die Klinik für Geburtsmedizin am <strong>UKJ</strong>. Fotos: Schroll<br />

da sind. Und dazu gehört dann immer<br />

auch der versierte Kinderarzt. Ich bin<br />

ein großer Anhänger des Begriffs aus<br />

der Pflegewissenschaft: therapeutisches<br />

Team – gemeinsam arbeiten wir<br />

an einem gemeinsamen Ziel.<br />

Welchen ersten Rat geben Sie einer<br />

jungen Frau, die gewünscht zum ersten<br />

Mal schwanger ist?<br />

Prof. Schleußner: Die Antwort mag<br />

überraschen: Sie sollte mit ihrer Mutter<br />

und Großmutter sprechen. Denn<br />

das sind Mütter, die ganz nah an ihr<br />

dran sind. Und sie soll sich von ihnen<br />

erzählen lassen, wie es war, als sie<br />

beide schwanger waren. Ich glaube,<br />

die ganz persönlichen Erfahrungen<br />

innerhalb der Familie und zwischen<br />

den Generationen weiterzugeben, ist<br />

ein ganz wichtiger Punkt, der heute leider<br />

viel zu wenig realisiert wird. Denn<br />

das macht Mut und vor allem gibt es<br />

viel Vertrauen in sich selbst. Natürlich,<br />

und dies wäre der zweite wichtige<br />

Rat, sollte sich jede junge Frau einen<br />

Frauenarzt ihres Vertrauens suchen.<br />

Er ist gleichzeitig der Experte für alle<br />

Fragen der Schwangerschaft, kann sie<br />

beraten und bis zur Geburt und auch<br />

danach begleiten. Genauso gilt das<br />

für Hebammen. Sie sind für alle Themen<br />

in Zusammenhang mit Geburt,<br />

Wochenbett und Nachsorge, aber<br />

zum Beispiel auch Stillen berufen.<br />

Was ich also in Summe immer empfehlen<br />

würde: besser sind Informationen,<br />

die man in einem persönlichen<br />

Gespräch bekommen kann als die aus<br />

Chats oder anonymen Internetseiten.<br />

KONTAKT<br />

Haus E<br />

Am Klinikum 1 | 07747 Jena<br />

Chefsekretariat<br />

03641 9-32 92 01<br />

Ambulanz<br />

Tel.: 03641 9-32 92 50<br />

Interview: Annett Lott<br />

6 03 | 19


Wenn eine<br />

Schwangerschaft<br />

plötzlich endet<br />

Schwangere mit Autoimmunerkrankungen benötigen<br />

eine besonders intensive Begleitung.<br />

Chronisch krank<br />

Eine zunehmende Anzahl an Frauen mit einer Autoimmunerkrankung<br />

wie rheumatoide Arthritis oder Lupus erythematodes<br />

wird schwanger. Diese Frauen brauchen während ihrer<br />

Schwangerschaft eine besondere Aufmerksamkeit, weil sie<br />

besonderen Risiken ausgesetzt sind: zum einen wegen der<br />

Erkrankung selbst, zum anderen wegen der Therapie, die sie<br />

benötigen, um ihre Erkrankung zu behandeln. Dabei besteht<br />

häufig große Unsicherheit, besonders bei den Frauen selbst,<br />

aber teilweise auch bei den behandelnden Fachärzten.<br />

Am <strong>UKJ</strong> existiert dafür seit etwa fünf Jahren ein besonderes<br />

Angebot: das Netzwerk Autoimmunerkrankungen und<br />

Schwangerschaft – eine Kooperation der Klinik für Geburtsmedizin<br />

mit den im Rheumazentrum Jena engagierten Kliniken<br />

und spezialisierten Praxen. Frauen interdisziplinär<br />

zu beraten, Wissen zu bündeln und Ängste abzubauen,<br />

ist das zentrale Anliegen. „Wir haben das Glück als Universitätsklinikum<br />

viele Kompetenzen in benachbarten<br />

Kliniken zu haben. Frauen, die nicht nur aus Thüringen zu<br />

uns kommen, können wir somit bestmöglich beraten und<br />

behandeln“, so Klinikdirektor Prof. Schleußner. Die Frauen<br />

erhalten detaillierte Informationen über Nebenwirkungen<br />

der Medikamente und die Erkrankung selbst, thematisiert<br />

werden aber auch mögliche Risiken für die Schwangerschaft.<br />

Gemeinsam wird in jedem Fall abgeklärt, ob die laufende<br />

Medikation mit einer Schwangerschaft vereinbar ist oder ob<br />

sie umgestellt werden sollte. Während der Schwangerschaft<br />

wird die Schwangere engmaschig überwacht. Ganz wichtig:<br />

Die Beratung beginnt bereits, wenn der Kinderwunsch da<br />

ist.<br />

(ane)<br />

Fehlgeburten werden in der Öffentlichkeit wenig besprochen,<br />

aber sie sind ein häufiges Ereignis. Sie betreffen<br />

etwa jede sechste Schwangerschaft. Das hat viele Ursachen,<br />

die im Einzelnen jedoch nicht bekannt sind. Meist<br />

ist es aber ein Ausdruck dessen, dass Störungen in der<br />

ganz frühen Entwicklung des Kindes auftreten. Dabei<br />

können genetische Störungen eingetreten sein oder<br />

aber schwere Störungen in der Entwicklung von ganz<br />

grundlegenden Organsystemen. Und dann hilft sich die<br />

Natur quasi selber.<br />

Anders sieht die Situation bei Frauen aus, die wiederholte<br />

Fehlgeburten haben. Etwa jede zwanzigste Frau<br />

hat zwei oder mehr Fehlgeburten. Für sie wurde am <strong>UKJ</strong><br />

eine spezielle Sprechstunde eingerichtet. „In etwa 50<br />

Prozent der Fälle mit wiederholten Fehlgeburten finden<br />

wir eine Ursache, indem wir eine ausführliche Diagnostik<br />

in verschiedenen Feldern machen: Entzündungsursachen,<br />

genetische, hormonelle oder organische Ursachen“,<br />

so Klinikdirektor Prof. Ekkehard Schleußner. „Da<br />

können wir dann vielleicht helfen. In jedem Fall können<br />

wir diese Frauen aber beraten, damit bei einer nächsten<br />

Schwangerschaft ein weiterer Verlust vermieden werden<br />

kann.“ Das <strong>UKJ</strong> verfügt über ein ganzes Netzwerk<br />

aus zahlreichen Fachdisziplinen. In vielen Fällen kann<br />

somit ein Kinderwunsch realisiert werden.<br />

Mit viel Leid verbunden sind sehr späte Fehlgeburten<br />

oder auch Todgeburten. Hier bietet das <strong>UKJ</strong> eine sehr<br />

persönliche Unterstützung der Trauer an. Jedes Paar<br />

erhält eine Karte mit dem Fuß- oder Handabdruck des<br />

Kindes, die Möglichkeit eines speziellen Fotos und,<br />

was das Wichtigste ist, die Eltern bekommen ihr Kind<br />

eng eingewickelt in einem besonderen Bastkörbchen.<br />

Sie haben so viel Zeit wie sie benötigen, um ihr Kind<br />

kennenzulernen und sich auch zu verabschieden. Prof.<br />

Schleußner: „ Auch wenn ein Kind stirbt oder nicht zum<br />

Leben geboren ist, bleibt es das Kind der Mutter. Und<br />

dafür braucht sie ein Bild. Eine Erinnerung.“ (ane)<br />

Terminvereinbarung: Tel. 03641 9-32 92 50<br />

03 | 19<br />

7


TITELTHEMA<br />

Alles für Frau und Kind<br />

Hebammen unterstützen werdende Mamas im Kreißsaal<br />

Der Kreißsaal ist ein besonderer Ort:<br />

sensibel, intim und durch und durch<br />

schwanger. Hier liegen Frauen in den<br />

Wehen, haben Schmerzen, manchmal<br />

auch Sorgen und Ängste. Hier fließen<br />

Schweiß und Tränen. Und am Ende<br />

geschieht etwas Wunderbares: Ein<br />

Baby erblickt das Licht der Welt. Die<br />

Protagonisten im Kreißsaal sind ganz<br />

klar die Schwangeren. Mehr als nur<br />

eine Nebenrolle spielen aber auch die<br />

Hebammen. Sie sind Ruhepol, Taktgeber<br />

und Seelenschmeichler. „Alles für<br />

die Frau“, wie es Hebamme Christina<br />

zusammenfasst.<br />

30 Hebammen arbeiten derzeit im<br />

Kreißsaal der Klinik für Geburtsmedizin<br />

am Universitätsklinikum Jena. Hebamme<br />

Christina ist mit 39 Dienstjahren<br />

die Dienstälteste. Wie viele Kinder sie<br />

in all den Jahren am <strong>UKJ</strong> auf die Welt<br />

gebracht hat, weiß sie nicht. Irgendwann<br />

hat sie aufgehört zu zählen. An<br />

die Geburt ihrer zwei Enkel erinnert sie<br />

sich aber noch gut. Da flossen selbst<br />

bei der erfahrenen Fachfrau viele Tränen.<br />

„Das ist schon was Besonderes“,<br />

erinnert sie sich mit wässrigen Augen,<br />

„wenn man sein eigen Fleisch und Blut<br />

auf die Welt holt.“ Ansonsten sind die<br />

Hebammen aber eher beruhigende<br />

Kraft im Hintergrund, machen den<br />

Frauen Mut, fordern sie auch mal,<br />

unterstützen sie.<br />

„Wenn ich eine Frau übernehme, lege<br />

ich mir im Kopf schon einen Plan<br />

zurecht, was gut für sie sein könnte“,<br />

beschreibt es Hebamme Christina.<br />

„Das ist ganz individuell. Am Ende<br />

entscheidet natürlich die Frau.“ Nach<br />

vielen Geburten haben die Hebammen<br />

ein Gespür dafür, was die Schwangeren<br />

brauchen. Außerdem sind am <strong>UKJ</strong> alle<br />

Hebammen selbst Mama und wissen<br />

daher genau, was die Frauen während<br />

der Geburt durchleben. Nicht zuletzt<br />

sind sie bestens ausgebildet: Drei Jahre<br />

dauert das Studium zur Hebamme. Und<br />

nach dem Abschluss ist lange nicht<br />

Schluss. Schließlich müssen die Hebammen<br />

fit sein und bleiben und sich<br />

ständig neues Fachwissen aneignen.<br />

Denn am <strong>UKJ</strong> gibt es neben den schönen,<br />

unkomplizierten Geburten auch<br />

komplizierte Fälle: Mehrlingsgeburten,<br />

Frühgeburten, Mütter mit Vorerkrankungen.<br />

Die Hebammen sind auf alles<br />

eingestellt.<br />

8 03 | 19


TITELTHEMA<br />

Hebamme Christina (li.) und ihre<br />

Kolleginnen sind je nach Bedarf Ruhepol,<br />

Taktgeber oder Seelenschmeichler im<br />

Kreißsaal. Fotos: Schroll<br />

Schon bevor es mit der Geburt losgeht,<br />

haben die Hebammen die Werte und<br />

Parameter ihrer Patientinnen im Blick:<br />

Sie messen ihren Blutdruck, checken<br />

die Vitalzeichen und Blutwerte und<br />

legen CTGs an, um die Herztöne des<br />

Babys zu erfassen. Bei Auffälligkeiten<br />

besprechen die Hebammen mit den<br />

Ärzten, was zu tun ist. Ansonsten vertrauen<br />

sie auf ihr Können.<br />

Ein klares Indiz, dass die Geburt bald<br />

losgeht, ist die Öffnung des Muttermundes.<br />

Dann werden auch die Wehen<br />

stärker. Der Geburtsschmerz ist zwar<br />

ein natürlicher Schmerz, aber jede<br />

Frau erlebt ihn anders – mal heftiger,<br />

mal aushaltbar. „Zuwendung ist schon<br />

ein ganz großer Schmerzlinderer“, weiß<br />

Hebamme Yvonne. „Es reicht oft, dass<br />

wir da sind, zuhören und mitfühlen.“<br />

Selbstverständlich gibt es viele Möglichkeiten,<br />

den Schmerz zu lindern: mit<br />

einem warmen Bad, Aromaöl, Massagen.<br />

Viele der Hebammen beherrschen<br />

Akupunktur. Wenn alles nicht hilft,<br />

kommen Medikamente ins Spiel wie<br />

Muskelrelaxantien oder Lachgas. „Wir<br />

fangen jedenfalls nicht gleich mit den<br />

Hämmern an“, versichert Hebamme<br />

Yvonne.<br />

Wichtig sind bei alldem auch die Männer.<br />

Klar, manchmal müssen sich die<br />

Hebammen auch um die werdenden<br />

Väter kümmern. Aber in der Regel tut<br />

es den Schwangeren einfach gut, wenn<br />

sie ihren Partner an ihrer Seite haben.<br />

Und manchmal entlasten die Partner<br />

auch die Hebammen, indem sie ihre<br />

Frauen umsorgen. Da ist es auch keine<br />

Frage, dass die Männer auch mit im<br />

Zimmer schlafen können, wenn sich<br />

die Geburt hinzieht. Dafür gibt es im<br />

Kreißsaal neben vier Entbindungs- auch<br />

vier Patientenräume. Die Zimmer sind<br />

freundlich gestaltet, mit diffusem Licht<br />

und Entspannungsöl. Auch eine große<br />

Wanne für Wassergeburten steht parat.<br />

Wer möchte, kann an der Be-Up-Studie<br />

teilnehmen (siehe Seite 19). Ganz nach<br />

den Wünschen der Frau. „Hauptsache,<br />

Mama und Kind geht es gut“, sagt<br />

Hebamme Christina. „Und wenn das<br />

Baby dann da ist, ist es so schön, das<br />

gemeinsam geschafft zu haben!“<br />

KONTAKT<br />

Klinik für Geburtsmedizin<br />

Haus E<br />

Am Klinikum 1 | 07747 Jena<br />

Kreißsaal<br />

03641 9-32 92 30<br />

Station E110<br />

03641 9-32 81 10<br />

Katrin Bogner<br />

03 | 19<br />

9


TITELTHEMA<br />

LILLY<br />

ist gut<br />

angekommen<br />

<strong>UKJ</strong> betreut schwangere<br />

Diabetikerinnen bis<br />

zur Entbindung<br />

Lilly ist das erste Kind von Sindy<br />

und Matthias Jellen aus Plauen. Ein<br />

absolutes Wunschkind, knapp sieben<br />

Pfund schwer und 48 Zentimeter bei<br />

der Geburt vor wenigen Wochen am<br />

<strong>UKJ</strong>. „Und kerngesund“, freut sich ihre<br />

Mama. Die 25-jährige Verkäuferin<br />

selbst ist zuckerkrank. Vor elf Jahren<br />

wurde bei ihr Diabetes vom Typ 1 entdeckt,<br />

sie wird über eine Pumpe kontinuierlich<br />

mit künstlichem Insulin versorgt.<br />

Während der Schwangerschaft<br />

musste sie daher besonders umfassend<br />

medizinisch betreut werden. Das<br />

<strong>UKJ</strong> gehört mit seinem Kompetenzzentrum<br />

Diabetes und Schwangerschaft<br />

zu den darauf spezialisierten Einrichtungen.<br />

Es betreut jährlich etwa<br />

250 Schwangere – neben Frauen, die<br />

wie Sindy Jellen bereits an Diabetes<br />

erkrankt sind, vor allem Frauen, die<br />

während der Schwangerschaft einen<br />

sogenannten Schwangerschaftsdiabetes<br />

entwickeln.<br />

In Deutschland haben ungefähr ein<br />

Prozent der Schwangeren Typ-1-Diabetes.<br />

Das besondere Problem dabei:<br />

Bei dieser Autoimmunerkrankung ist<br />

die Bauchspeicheldrüse nicht in der<br />

Lage, das den Blutzucker senkende<br />

Hormon Insulin selbst zu produzieren.<br />

„Während einer Schwangerschaft aber<br />

steigt der Blutzuckerspiegel deutlich<br />

an, damit auch der Bedarf an Insulin,<br />

das ihn reguliert“, erklärt die Leiterin<br />

des an der Klinik für Geburtsmedizin<br />

Dank der umfassenden Unterstützung durch PD Dr. Tanja Groten<br />

(re.) kann sich die Typ-1-Diabetes Diabetikerin Sindy Jellen über die<br />

Geburt ihrer kerngesunden Tochter freuen. Fotos: Schroll<br />

angesiedelten Kompetenzzentrums,<br />

Privatdozentin Dr. Tanja Groten.<br />

Zudem sei Diabetes häufig mit Folgeerkrankungen<br />

wie Bluthochdruck,<br />

eingeschränkter Nierenfunktion<br />

oder Schädigungen der Augengefäße<br />

verbunden. Diese Erkrankungen<br />

bedeuten ein zusätzliches Risiko für<br />

die Schwangerschaft und umgekehrt<br />

bedeutet die Schwangerschaft ein<br />

Risiko für werdende Mütter, die von<br />

solchen Folgeerkrankungen betroffen<br />

sind.<br />

10 03 | 19


TITELTHEMA<br />

Zum Team des Kompetenzzentrums<br />

gehören Gynäkologen, auf Diabetes<br />

spezialisierte Ärzte der Klinik für<br />

Innere Medizin III, Hebammen, sowie<br />

Diabetesberater und Diätassistenten.<br />

Eng kooperiert die Klinik zudem mit<br />

den niedergelassenen Frauenärzten<br />

und Diabetologen, in deren dauerhafter<br />

Obhut sich die Frauen befinden<br />

und die auch zunächst die Schwangerschaftsvorsorge<br />

beziehungsweise<br />

die Kontrolle des Blutzuckerspiegels<br />

übernehmen. Spätestens zwischen<br />

28. und 30. Schwangerschaftswoche<br />

stellen sich die Frauen erstmals im<br />

Jenaer Kompetenzzentrum vor, wo sie<br />

zunächst ambulant betreut werden.<br />

Mitunter kann auch ein stationärer<br />

Aufenthalt nötig sein. Abhängig ist dies<br />

davon, wie lange die Diabetes-Erkrankung<br />

besteht, wie gut der Blutzucker<br />

eingestellt ist und ob ausgeprägte<br />

Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck<br />

oder Nierenschädigungen vorliegen.<br />

Sindy Jellen war während der Schwangerschaft<br />

regelmäßig unter anderem<br />

zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels<br />

und zu Ultraschalluntersuchungen der<br />

Gefäße im Jenaer Klinikum.<br />

Wichtiges Thema in den Beratungsgesprächen,<br />

die Dr. Groten mit den<br />

werdenden Müttern führt, ist die Art<br />

der Entbindung. „Bei Typ-1-Diabetikerinnen<br />

ist die Rate der Kaiserschnitt-<br />

Entbindungen deutlich höher als bei<br />

gesunden Frauen“, erläutert die Oberärztin.<br />

„Das hat nicht nur mit den oft<br />

bestehenden Begleiterkrankungen bei<br />

Diabetikerinnen zu tun, sondern auch<br />

damit, dass die Kinder im Mutterleib<br />

wegen der Überversorgung mit Zucker<br />

oft schwerer sind. Auch bei optimaler<br />

Stoffwechselführung kann dies nicht<br />

immer verhindert werden.“ Je kürzer<br />

der Typ-1-Diabetes besteht und je<br />

gesünder die Frauen ansonsten sind,<br />

desto höher ist die Chance auf eine<br />

Spontangeburt. Bei Typ-1-Diabetes<br />

bestehen allerdings oft am Ende der<br />

Schwangerschaft Gründe, die Geburt<br />

durch Wehen fördernde Medikamente<br />

einzuleiten – was auch bei Sindy Jellen<br />

etwa zwei Wochen vor dem errechneten<br />

Geburtstermin der Fall war. „Lilly<br />

war dann ganz schnell da“, erzählt die<br />

25-Jährige. Während der Entbindung<br />

– egal ob Spontangeburt oder Kaiserschnitt<br />

– erhalten die Gebärenden<br />

kontinuierlich Insulin verabreicht,<br />

der Blutzuckerspiegel wird stündlich<br />

kontrolliert.<br />

Nach der Entbindung fällt der Insulinbedarf<br />

bei den Müttern extrem ab. Das<br />

kann bei den Diabetikerinnen bis zur<br />

gefährlichen Unterzuckerung führen.<br />

Diese bleiben deswegen in der Regel<br />

so lange in der Klinik, bis sich der Stoffwechsel<br />

wieder stabilisiert hat. Während<br />

ihres Klinikaufenthalts werden<br />

die Frauen auch darüber beraten, was<br />

sie beim Insulinspritzen während der<br />

Stillphase beachten müssen. Die weitere<br />

Betreuung übernehmen dann nach<br />

der Entlassung wieder ihre behandelnden<br />

niedergelassenen Diabetologen.<br />

KONTAKT<br />

Katrin Zeiß<br />

Kompetenzzentrum Diabetes und<br />

Schwangerschaft<br />

Klinik für Geburtsmedizin<br />

PD Dr. Tanja Groten<br />

Am Klinikum 1 | Haus E | 07747 Jena<br />

03641 9-32 92 50<br />

Tanja.Groten@med.uni-jena.de<br />

03 | 19<br />

11


TITELTHEMA<br />

Immer in Bereitschaft<br />

Das Team der Neonatologie steht jederzeit für zu<br />

früh geborene Kinder zur Verfügung<br />

Das Kind in ihrem Bauch hat nun ungefähr die Größe wie der<br />

kleine Junge, der vor ihr im Inkubator liegt. „So klein?“ Die<br />

Schwangere ist überrascht. Beate Littwin führt die junge Frau<br />

über die Station für zu früh geborene Kinder am <strong>UKJ</strong>. „Natürlich<br />

hoffen alle Frauen, mit denen wir sprechen, dass ihre<br />

Schwangerschaft noch ganz lange andauert“, sagt die Fachpflegerin,<br />

die die Elternarbeit der Station koordiniert. Oft gibt<br />

es aber Hinweise darauf, dass ihre Kinder nicht 40 Wochen<br />

lang im Mutterleib bleiben – zum Beispiel Infektionen, Vorerkrankungen<br />

der Mutter oder ein verzögertes Wachstum der<br />

Kinder. Auch bei Mehrlingen steigt die Wahrscheinlichkeit für<br />

eine frühzeitige Geburt. Beate Littwin und ihre Kolleginnen<br />

zeigen den Frauen darum schon vor der Geburt die Station,<br />

typische Gegenstände wie kleine Elektroden, Blutdruckmanschetten,<br />

winzige Mützchen und den Erstversorgungsraum.<br />

„Wenn es dann zu einer Frühgeburt kommt, ist ihnen die<br />

Umgebung hier vertrauter und die Situation nicht so ein<br />

Schock“, sagt Beate Littwin.<br />

Denn überrumpelt sind alle, wenn ihr Kind nach 22 oder 24<br />

Wochen Schwangerschaft das Licht der Welt erblickt. Zu<br />

einem Zeitpunkt, an dem es nicht vorgesehen ist – an der<br />

Grenze der Lebensfähigkeit. „Verfügbarkeit“ – das ist wohl der<br />

Begriff, der die Arbeit von Prof. Hans Proquitté und seinem<br />

Team der Sektion Neonatologie am besten charakterisiert.<br />

„Jederzeit stehen von uns erfahrene Mitarbeiter Gewehr bei<br />

Fuß, um das tun zu können, was nötig ist.“ Seit 2013 ist das<br />

reibungslose Zusammenspiel aus Neonatologie, Geburtsmedizin<br />

und weiteren Fachdisziplinen am <strong>UKJ</strong> mit dem Zertifikat<br />

als „Perinatalzentrum Level 1“ ausgezeichnet.<br />

„Wir nehmen das Kind in Empfang“, sagt Prof. Proquitté –<br />

meist nach einem medizinisch notwendigen Kaiserschnitt.<br />

Dann steht die Akutversorgung an. „Doch die Einheit von<br />

Mutter und Kind steht immer im Vordergrund.“ So schnell wie<br />

möglich kommen die Kinder auf die Brust ihrer Mutter – auch<br />

sehr früh geborene oder sehr kranke Kinder. „Es ist wichtig,<br />

dass die Mutter realisiert, dass ihr Kind jetzt wirklich da ist<br />

und es lebt“, so der Neonatologe. Hochemotional seien diese<br />

Momente – und enorm wichtig. Für die weitere Entwicklung<br />

des Kindes und für das Befinden der Mutter, deren Milchfluss<br />

durch den Körperkontakt angeregt wird.<br />

12 03 | 19


TITELTHEMA<br />

Enge Absprachen sind im Team<br />

der Neonatologie das A und O.<br />

Oben rechts: Prof. Hans<br />

Proquitté (li.) bei der Visite.<br />

Unten: Fachpflegerin Beate Littwin (li.)<br />

im Gespräch mit Oberärztin<br />

PD Dr. Kristin Dawczynski. Fotos: Szabó<br />

Links: Die kleinsten Frühgeborenen<br />

werden im Inkubator versorgt.<br />

Foto: Schroll<br />

Dass der Geruch, die Wärme und der<br />

Herzschlag der Mutter für das Kind am<br />

vertrautesten und besten sind, war<br />

lange Zeit in den Hintergrund geraten.<br />

Bis in die 1980er-Jahre waren Stationen<br />

für Frühgeborene abgeschlossene<br />

Bereiche. Eltern durften ihr Kind nur<br />

kurz zu festen Besuchszeiten sehen und<br />

es dann nach wochenlanger Behandlung<br />

an der Kliniktür entgegennehmen.<br />

Heute sind sie ganz früh mittendrin,<br />

wickeln ihr Kind im Inkubator, waschen<br />

es. „Es sind ihre Kinder, wir bestärken<br />

die Eltern in dem, was sie tun“, sagt<br />

Beate Littwin. Sie will vor allem Ängste<br />

nehmen. Was aus Sicht der Hygiene<br />

im Umgang mit den Frühgeborenen zu<br />

beachten ist, lernen die Eltern in eigenen<br />

Schulungen.<br />

Auf der Frühgeborenen-Station geht es<br />

um weit mehr als nur um medizinische<br />

Fragen. „Jede Frau bringt ihre eigene<br />

Geschichte mit“, sagt Beate Littwin. Wer<br />

versorgt die Geschwister zu Hause? Wer<br />

kümmert sich um die pflegebedürftige<br />

Oma? Viele Baustellen kommen zur<br />

Sorge um das Neugeborene hinzu. Aus<br />

den Gesprächen mit den Eltern lesen<br />

Beate Littwin und ihre Kolleginnen, was<br />

die Mütter und Väter gerade besonders<br />

belastet. Einmal in der Woche treffen<br />

sie sich mit den Ärzten, Sozialarbeitern,<br />

Psychologen und Physiotherapeuten<br />

zur so genannten Sozialvisite und organisieren,<br />

was die Familie benötigt – von<br />

der Frühförderung bis zur psychologischen<br />

Unterstützung. „Vor allem hilft<br />

Zeit für Gespräche“, sagt Beate Littwin,<br />

die immer ein offenes Ohr hat, wenn<br />

ein Kind nicht gedeiht oder eine OP<br />

ansteht.<br />

Ist die Familie wieder zu Hause, kommt<br />

das Team der Elternarbeit regelmäßig zu<br />

Hausbesuchen. Bis es soweit ist, bereiten<br />

Beate Littwin und ihre Mitstreiter<br />

die Entlassung intensiv vor, kümmern<br />

sich um Rezepte, Überweisungen, Nachsorgetermine.<br />

Ein bestimmtes Alter<br />

oder eine festes Gewicht ist nicht ausschlaggebend<br />

für die Entlassung. „Die<br />

In Zahlen<br />

350 Patienten betreut das Team<br />

jedes Jahr auf der neonatologischen<br />

Intensivstation der Klinik<br />

für Kinder- und Jugendmedizin.<br />

70 Frühgeborene wiegen bei der<br />

Geburt weniger als 1500 Gramm.<br />

Auch die reiferen Frühgeborenen<br />

betreuen die Neonatologen.<br />

Untergebracht sind diese Kinder<br />

mit ihren Eltern auf der Wöchnerinnenstation<br />

der Klinik für<br />

Geburtsmedizin. Seit dem Umzug<br />

nach Lobeda liegen Kreißsaal,<br />

Neonatologie und<br />

Wöchnerinnenstation<br />

eng<br />

beieinander.<br />

Kinder müssen ihre Körpertemperatur<br />

halten und Nahrung aufnehmen können<br />

– das kann auch mit Magensonde<br />

sein – und ihre Eltern müssen sie gut<br />

versorgen können“, so Beate Littwin.<br />

Alle arbeiten darauf hin, dass die junge<br />

Familie so bald wie möglich in ihrer<br />

vertrauten Umgebung leben kann. Prof.<br />

Proquitté: „Wir halten uns stets bereit.<br />

Aber wenn wir nicht gebraucht werden,<br />

ziehen wir uns auch gern wieder zurück.<br />

KONTAKT<br />

Anke Schleenvoigt<br />

Klinik für Kinder- und Jugendmedizin<br />

Sektion Neonatologie<br />

Prof. Hans Proquitté<br />

03641 9-32 96 01/32 95 11<br />

03 | 19<br />

13


TITELTHEMA<br />

MUTTERKUCHEN als Heilmittel?<br />

Forscherinnen am <strong>UKJ</strong> beschäftigen sich mit<br />

wissenschaftlichen Effekten des Plazentaverzehrs<br />

Wenn Frauen nach einer Geburt vom<br />

Mutterkuchen essen, soll das die Milchproduktion<br />

ankurbeln, gegen Wochenbett-Depressionen<br />

helfen und dafür<br />

sorgen, dass Mütter schneller wieder<br />

fit werden. Das jedenfalls vermitteln<br />

Lifestyle-Magazine und einschlägige<br />

Internetforen. Plazenta roh, getrocknet,<br />

als Smoothie oder in Globuli – nicht<br />

nur in esoterischen Kreisen findet das<br />

Anhängerinnen. Doch was ist dran an<br />

diesen Mythen? Auch am Universitätsklinikum<br />

Jena wenden sich Schwangere<br />

mit solchen Fragen an Ärzte und Hebammen.<br />

Das Problem: „Alles was im<br />

Umlauf ist, ist wissenschaftlich nicht<br />

belegt“, sagt Privatdozentin Dr. Tanja<br />

Groten, geschäftsführende Oberärztin<br />

an der Klinik für Geburtsmedizin. „Es<br />

gibt dazu noch kaum wissenschaftlichen<br />

Ansprüchen genügende Studien“,<br />

ergänzt die Biologin Jana Pastuschek.<br />

Beide gehören zu den Wissenschaftlerinnen,<br />

die der Plazentophagie – so der<br />

Fachbegriff für den Verzehr des Mutterkuchens<br />

– im Placenta-Labor der Klinik<br />

für Geburtsmedizin auf den Grund<br />

gehen, um diesem Defizit zu begegnen.<br />

Die 34-jährige Ärztin Sophia Johnson,<br />

selbst Mutter von drei Kindern,<br />

beschäftigt sich für ihre Promotion<br />

unter Betreuung von Laborleiter Prof.<br />

Udo Markert seit 2014 mit diesem<br />

Forschungsthema, praktisch-klinisch<br />

unterstützt von Tanja Groten. Neben der<br />

Literaturrecherche zum Thema untersuchte<br />

sie die hormonelle Zusammensetzung<br />

der Plazenta, die das Kind im<br />

Mutterleib mit Nährstoffen, Vitaminen<br />

und Hormonen versorgt. Das etwa 500<br />

Gramm schwere Organ wird nach dem<br />

Kind als Nachgeburt geboren und hat in<br />

14 03 | 19


TITELTHEMA<br />

Im Placenta-Labor untersuchten PD Dr. Tanja Groten, Ärztin Sophia<br />

Johnson und Biologin Jana Pastuschek (von oben) die hormonelle<br />

Zusammensetzung von Plazenten. Fotos: Schroll/privat<br />

diesem Moment seine Aufgabe erfüllt.<br />

Für die Analyse wurden sechs Plazenten<br />

von komplikationslosen Geburten,<br />

die dem Labor von den Frauen zu Forschungszwecken<br />

überlassen wurden,<br />

ausgewählt. Um mögliche Risiken des<br />

Plazentaverzehrs aufzuspüren, wurden<br />

die Organe auch mikrobiologisch auf<br />

mögliche bakterielle Verunreinigungen<br />

untersucht. Parallel dazu ging es darum,<br />

wie sich die Verarbeitung der Plazenta<br />

nach traditionellen Methoden – zum<br />

Beispiel durch Trocknen oder Pulverisieren<br />

– auf die Hormonkonzentration<br />

auswirkt. „Wir haben das ausschließlich<br />

im Labor untersucht“, betont Johnson.<br />

Die Frauen selbst verzehrten ihre Plazenta<br />

nicht – weder in rohem noch<br />

verarbeitetem Zustand.<br />

„Man weiß, dass die Plazenta eine<br />

enorme Menge an unterschiedlichen<br />

Hormonen produzieren kann“, so Johnson.<br />

Das Interesse der Forscherinnen<br />

konzentrierte sich auf einen kleineren<br />

Teil, neben Sexualhormonen wie Östrogen<br />

und Progesteron auch Hormone,<br />

die die Milchbildung fördern und Stressreaktionen<br />

des Organismus regulieren<br />

wie Oxytocin. Dieses „Kuschelhormon“<br />

steuert den Milchspendereflex, regt<br />

die Rückbildung der Gebärmutter an<br />

und sorgt dafür, dass zwischen Mutter<br />

und Kind eine Bindung entsteht, es<br />

soll außerdem stressmindernd und<br />

entspannend wirken.<br />

Aufschlussreich waren die Messergebnisse<br />

beim Vergleich der verschiedenen<br />

Verarbeitungsmethoden der Plazenten:<br />

Der Hormongehalt sank dabei deutlich.<br />

„Beim Verarbeiten gemäß der traditionellen<br />

chinesischen Medizin zum<br />

Beispiel beträgt der Hormonverlust im<br />

Vergleich zum Rohzustand bis zu 99<br />

Prozent“, sagt Jana Pastuschek. „Sie sind<br />

also faktisch nicht mehr nachweisbar.“<br />

Damit stellt sich die Frage, was von<br />

dem in Erfahrungsberichten von Frauen<br />

geschilderten positiven Effekt durch die<br />

Einnahme von Plazentapulver wirklich<br />

zu halten ist. „Möglicherweise handelt<br />

es sich dabei um einen sehr guten Placeboeffekt“,<br />

vermutet Pastuschek. Wie<br />

der Organismus der Frauen die Wirkstoffe<br />

aus dem Mutterkuchen aufnimmt,<br />

könne in einer reinen Laborstudie nicht<br />

geklärt werden.<br />

Auch angesichts der geringen Zahl<br />

von untersuchten Plazenten könne die<br />

Forschungsarbeit nur ein erster Schritt<br />

sein, betonen die Wissenschaftlerinnen.<br />

Eine weitere Doktorarbeit ist bereits in<br />

Arbeit. „Es ist uns wichtig, Frauen gut<br />

und wissenschaftlich fundiert zu dem<br />

Thema beraten zu können“, begründet<br />

Tanja Groten, die die Arbeit betreut.<br />

„Deshalb kümmern wir uns um dieses<br />

Thema.“<br />

Katrin Zeiß<br />

KONTAKT<br />

Klinik für Geburtsmedizin<br />

Placenta-Labor<br />

Prof. Udo Markert<br />

Am Klinikum 1 | Haus F2 | 07747 Jena<br />

03641 9-39 08 50<br />

03 | 19<br />

15


TITELTHEMA<br />

Endlich SCHWANGER!<br />

Immer mehr Patienten am Kinderwunschzentrum<br />

Geschlechtsverkehr streng nach Kalender,<br />

Hormonbehandlungen, künstliche<br />

Befruchtung – der Weg zum Wunschkind<br />

kann für Paare steinig sein. Vor<br />

allem dann, wenn sie spät mit der<br />

Familienplanung beginnen. Dass dies<br />

in Deutschland immer häufiger der Fall<br />

ist, macht sich am Kinderwunsch- und<br />

Hormonzentrum am <strong>UKJ</strong> bemerkbar<br />

– am einzigen derartigen Zentrum an<br />

einem Krankenhaus und Poliklinik in<br />

Thüringen.<br />

Das zur Klinik für Frauenheilkunde und<br />

Fortpflanzungsmedizin gehörende<br />

Zentrum verzeichnet inzwischen mehr<br />

als 6.500 Patientenkonsultationen pro<br />

Jahr, Tendenz steigend. Anlaufstelle ist<br />

es nicht nur für gesunde Frauen, bei<br />

denen es mit dem Schwangerwerden<br />

nicht klappt. Es betreut auch Patientinnen,<br />

die an Endometriose – gutartigen,<br />

aber häufig schmerzhaften Wucherungen<br />

der Gebärmutterschleimhaut<br />

– oder Gebärmuttermyomen leiden.<br />

„Beide Erkrankungen sind häufige<br />

körperliche Ursachen für ungewollte<br />

Kinderlosigkeit“, sagt Dr. Kristin Nicolaus,<br />

Oberärztin an der Frauenklinik.<br />

Andere Gründe können beispielsweise<br />

verschlossene Eileiter oder Störungen<br />

bei der Bildung von Eizellen sein. Zum<br />

Team gehören neben Frauenärzten,<br />

Reproduktionsmedizinern, Hormonexperten<br />

und Biologen auch Humangenetiker,<br />

Urologen und Psychologen.<br />

Auch junge Krebspatientinnen, die<br />

sich einer Chemotherapie unterziehen<br />

müssen und vorher Eizellen oder<br />

Eierstockgewebe für spätere Schwangerschaften<br />

entnehmen lassen wollen,<br />

werden vom Zentrum gemeinsam mit<br />

gynäkologischen und internistischen<br />

Praxen betreut.<br />

Qualität der Eizellen sinkt mit dem<br />

Alter der Frau deutlich<br />

Dass die wachsende Patientinnenzahl<br />

vor allem etwas mit gesellschaftlichen<br />

Trends zu tun hat, zeigt sich am Alter<br />

der Frauen, die sich mit dem Gedanken<br />

einer künstlichen Befruchtung an das<br />

<strong>UKJ</strong> wenden. „Sie sind im Durchschnitt<br />

34 Jahre alt“, so Dr. Ines Hoppe, Biologin<br />

und Leiterin des IVF-Labors für<br />

künstliche Befruchtungen im Kinderwunschzentrum.<br />

In diesem Alter habe<br />

die Qualität der weiblichen Eizellen<br />

schon abgenommen, es könne zu Zyklusstörungen<br />

kommen – keine idealen<br />

Voraussetzungen für eine natürliche<br />

Befruchtung. Auch die männlichen<br />

Samenzellen altern, ihre Zahl sinkt und<br />

die Beweglichkeit kann nachlassen. „Die<br />

Samenqualität wird auch durch Krankheiten,<br />

etwa einen Hodenhochstand im<br />

Kindesalter, oder durch Medikamente<br />

negativ beeinflusst“, so Dr. Hoppe.<br />

„Ein Tabu wie noch vor Jahren ist die<br />

ungewollte Kinderlosigkeit heute zum<br />

Glück nicht mehr“, so Klinikdirektor Prof.<br />

Ingo Runnebaum. Paare gehen nach seinem<br />

Eindruck offener mit dem Thema<br />

um. Dennoch wenden sich Betroffene<br />

teilweise oft erst nach Jahren an das<br />

Kinderwunschzentrum. Dort werden<br />

sie zunächst beraten, zudem wird die<br />

Krankheitsgeschichte der Frauen und<br />

ihrer Partner gründlich erhoben. Sie<br />

kann bereits erste Hinweise auf mögliche<br />

körperliche Ursachen liefern. Zum<br />

weiteren diagnostischen Repertoire<br />

gehören ein ausführlicher Hormoncheck,<br />

eine Zyklusanalyse und eine<br />

gynäkologische Untersuchung. „Teilweise<br />

sind auch eine Gebärmutter- und<br />

Bauchspiegelung angezeigt, um bislang<br />

nicht erkannte Erkrankungen als Ursache<br />

festzustellen“, erklärt Kristin Nicolaus.<br />

Die Spermien werden im Labor<br />

ebenfalls untersucht. „Durch diese Voruntersuchungen<br />

versuchen wir abzuschätzen,<br />

wie hoch die Wahrscheinlichkeit<br />

für eine spontane Schwangerschaft<br />

überhaupt ist und welche Methode sich<br />

für das Paar am besten eignet“, ergänzt<br />

Ines Hoppe. Mitunter könne es schon<br />

helfen, den weiblichen Zyklus genau<br />

zu beobachten und das Heranreifen<br />

von Eizellen mit künstlichen Hormonen<br />

zu unterstützen. Funktioniert das<br />

auf Dauer nicht, können Spermien<br />

16 03 | 19


TITELTHEMA<br />

Stichwort:<br />

Endometriose<br />

entweder direkt in die Gebärmutter<br />

injiziert werden, um dann ihren natürlichen<br />

Weg zur Eizelle zu nehmen, oder<br />

Ei- und Samenzelle werden künstlich im<br />

Glasschälchen vereinigt. Anschließend<br />

setzen die Mediziner den so entstandenen<br />

Embryo in einem weiteren Eingriff<br />

direkt in die Gebärmutter der Frau ein.<br />

In Deutschland dürfen höchstens drei<br />

im Labor befruchtete Eizellen als Embryonen<br />

in die Gebärmutter übertragen<br />

werden.<br />

Gelungener Eingriff ist keine Garantie<br />

für eine Schwangerschaft<br />

Ein gelungener Eingriff bedeutet allerdings<br />

keine Schwangerschaftsgarantie.<br />

„Die Erfolgsquote schwankt je nach<br />

Verfahren zwischen zehn und 30 Prozent,<br />

jedenfalls eine Erfolgsquote etwa<br />

wie bei vollständig gesunden Paaren“,<br />

so Hoppe. Problem sei die oft niedrige<br />

Qualität der Eizellen. „Wir können bei<br />

unerfülltem Kinderwunsch zwar nachhelfen,<br />

aber schlechte Eizellenqualität<br />

Der Weg bis zur Schwangerschaft ist für<br />

einige Paare lang – diesen abzukürzen<br />

ist das Ziel des Kinderwunschzentrums<br />

am <strong>UKJ</strong>. Foto: Schroll<br />

nicht verbessern.“ Zur Beratung der<br />

Paare vor einer Befruchtungsbehandlung<br />

gehöre deshalb auch die<br />

Aufklärung über mögliche Misserfolge<br />

– gerade angesichts oft übergroßer<br />

Erwartungen. „Unsere Aufgabe ist es,<br />

den Weg zum Wunschkind abzukürzen.<br />

Dafür sollte man sich als Betroffene<br />

möglichst frühzeitig entscheiden“, sagt<br />

Prof. Runnebaum. Die gesetzlichen<br />

Krankenkassen übernehmen bei bis zu<br />

drei Versuchen einen Anteil der Kosten.<br />

In Thüringen werden Paare darüber<br />

hinaus über die Stiftung „HandinHand“<br />

anteilig unterstützt.<br />

KONTAKT<br />

Katrin Zeiß<br />

Kinderwunsch-/Hormonzentrum<br />

Klinik für Frauenheilkunde und<br />

Fortpflanzungsmedizin<br />

Haus E3 | Am Klinikum 1 | 07747 Jena<br />

03641 9-32 91 16<br />

Kinderwunsch@med.uni-jena.de<br />

Informationen zur Kostenübernahme<br />

Thüringer Stiftung „HandinHand“<br />

https://thueringer-stiftunghandinhand.de<br />

Schmerzen während der Regelblutung,<br />

beim Wasserlassen, beim<br />

Geschlechtsverkehr – das können<br />

Zeichen für gutartige Gewebewucherungen<br />

außerhalb der Gebärmutter<br />

sein. Endometriose heißt<br />

die Krankheit, die für Frauen im<br />

gebärfähigen Alter ausgesprochen<br />

quälend werden kann. Zudem leidet<br />

jede zweite Betroffene unter<br />

einem unerfüllten Kinderwunsch.<br />

Das wuchernde Gewebe kann auf<br />

Eierstöcke und Eileiter drücken und<br />

so den Transport der Eizellen in die<br />

Gebärmutter verhindern, zudem ist<br />

die Qualität der Eizellen bei diesen<br />

Patientinnen meist schlecht. Nicht<br />

selten sind bei Endometriose-<br />

Patientinnen zudem auch Myome,<br />

gutartige Tumoren, in der Gebärmutter<br />

gewachsen, die ebenfalls<br />

die Einnistung befruchteter Eizellen<br />

stören oder verhindern können. Um<br />

den betroffenen Frauen helfen zu<br />

können, arbeiten Endometriose-,<br />

Myom- und Kinderwunschzentrum<br />

an der Frauenklinik eng zusammen.<br />

Am <strong>UKJ</strong> werden jährlich rund 660<br />

Endometriose-Patientinnen behandelt.<br />

Als einziges in Thüringen ist<br />

das Jenaer Zentrum als Einrichtung<br />

der höchsten Versorgungsstufe<br />

von der Stiftung Endometriose<br />

Forschung, der Europäischen<br />

Endometriose Liga und der Endometriose-Vereinigung<br />

Deutschland<br />

als klinisch-wissenschaftliches<br />

Zentrum zertifiziert. Als Behandlungsmöglichkeiten<br />

kommen neben<br />

medikamentösen Therapien schonende,<br />

minimalinvasive Operationsverfahren<br />

zum Einsatz, mit denen<br />

die Krankheitsherde entfernt werden<br />

– die Fruchtbarkeit der Frauen<br />

aber erhalten bleibt. (zei)<br />

03 | 19<br />

17


TITELTHEMA<br />

Schwanger<br />

nach Krebs<br />

Ob Brustkrebs, Leukämie, Eierstockoder<br />

Hodenkrebs – im Kampf gegen<br />

bösartige Tumorerkrankungen ist die<br />

Chemotherapie eine der am häufigsten<br />

eingesetzten Waffen. Dabei sollen<br />

die Zellgifte die Krebszellen abtöten.<br />

Das Problem: Sie schädigen auch<br />

Ei- und Samenzellen. Auch Operationen,<br />

Strahlen- und medikamentöse<br />

Therapien können Auswirkungen auf<br />

Fruchtbarkeit und Zeugungsfähigkeit<br />

haben. Bei Krebspatienten, die nach<br />

erfolgreicher Behandlung Kinder<br />

haben wollen, ist deren Erhalt deshalb<br />

ein ganz bedeutendes Thema.<br />

„Die Betroffenen beraten wir am besten<br />

schon gleich nach der Diagnosestellung<br />

über die Möglichkeiten des<br />

Fruchtbarkeitserhalts“, erklärt Prof.<br />

Ingo Runnebaum, Direktor der Klinik<br />

und Poliklinik für Frauenheilkunde<br />

und Fortpflanzungsmedizin. „Bei<br />

Frauen kann zum Beispiel vor einer<br />

Chemotherapie der Zyklus mittels<br />

Drei-Monats-Spritze ausgeschaltet<br />

werden“, ergänzt Oberärztin Dr. Kristin<br />

Nicolaus. „Zum Schutz vor Strahlenschäden<br />

der Eierstöcke ist deren<br />

operative Verlegung aus dem Becken<br />

möglich, was nach Abschluss der<br />

Therapie wieder rückgängig gemacht<br />

werden kann.“<br />

Als universitäres Kinderwunschzentrum<br />

verfügt das Klinikum über eine<br />

hochmoderne Kryobank, in der nicht<br />

nur Ei- und Samenzellen, sondern<br />

auch gesundes Eierstockgewebe bei<br />

minus 196 Grad Celsius bis zu mehrere<br />

Jahre (richtig) aufbewahrt werden<br />

kann. „Das Ovar-Gewebe wird in<br />

einem minimalinvasiven Eingriff, einer<br />

Laparoskopie, entnommen, eingefroren<br />

und kann nach der Krebstherapie<br />

wieder eingesetzt werden“, beschreibt<br />

Bei Minus 196 Grad können in der Kryobank Ei- und Samenzellen über mehrere<br />

Jahre aufbewahrt werden. Dr. Ines Hoppe (re.) leitet das IVF-Labor. Foto: Szabó<br />

der Klinikchef das von ihm und seinem<br />

Team etablierte Verfahren. „Es ist<br />

dann in der Lage, die Funktion innerhalb<br />

von Tagen wieder aufzunehmen<br />

und Eizellen zu produzieren. Eine in<br />

unserem Zentrum behandelte junge<br />

Frau hat so kürzlich sogar ihre zweite<br />

Schwangerschaft ausgetragen und<br />

gesunde Kinder geboren.“<br />

Erforderlich für eine Kinderwunschbehandlung<br />

nach einer Krebstherapie sei<br />

eine sehr genaue Abwägung auch der<br />

Risiken, betonen die Ärzte. Das gelte<br />

etwa für bestimmte genetische Konstellationen<br />

bei Brustkrebspatientinnen<br />

oder für Frauen nach Brustkrebs,<br />

die noch jahrelang Medikamente zur<br />

Unterdrückung der Östrogenausschüttung<br />

einnehmen müssen, nennt<br />

die Oberärztin Beispiele. „Deshalb ist<br />

das immer eine Teamentscheidung<br />

aller an der Krebsbehandlung beteiligten<br />

Ärzte.“<br />

Katrin Zeiß<br />

18 03 | 19


TITELTHEMA<br />

Rund um Schwangerschaft und Geburt<br />

Termine und Ansprechpartner am <strong>UKJ</strong><br />

FÜHRUNG DURCH DEN KREISSSAAL<br />

Wie sehen die Räumlichkeiten aus? Welches<br />

Team arbeitet im Kreißsaal? Bei<br />

den wöchentlichen Führungen durch den<br />

Kreißsaal erhalten werdende Eltern wichtige<br />

Einblicke und können sich mental auf<br />

die Geburt vorbereiten. Die Mitarbeiter<br />

informieren über alle wichtigen Abläufe<br />

und haben ein offenes Ohr für alle Sorgen<br />

und Fragen rund um die Geburt.<br />

Termine:<br />

immer donnerstags um 18.00 Uhr<br />

Klinikum Lobeda, Haus E<br />

AKUPUNKTUR<br />

In der Schwangerschaft, unter der Geburt<br />

und im Wochenbett kann Akupunktur<br />

helfen, verschiedenste Beschwerden zu<br />

lindern.<br />

Sprechzeiten<br />

Montag und Donnerstag:<br />

8.30 Uhr bis 14.00 Uhr<br />

GEBURTSVORBEREITUNGSKURSE<br />

Im Kompaktpaarkurs zur Geburtsvorbereitung<br />

für Paare werden einmal<br />

im Monat freitags und samstags alle<br />

wesentlichen Abläufe und Informationen<br />

rund um die Geburt vermittelt.<br />

Die nächsten Termine:<br />

23./24. August<br />

27./28. September<br />

25./26. Oktober<br />

Anmeldung unter:<br />

https://www.uniklinikum-jena.de/<br />

geburtsmedizin/Geburtsvorbereitungskurse.html<br />

HEBAMMENSPRECHSTUNDE/ANMEL-<br />

DUNG ZUR GEBURT<br />

Sprechzeiten<br />

Montag: 8.30 Uhr bis 14.30 Uhr<br />

Donnerstag: 8.30 Uhr bis 14.00 Uhr<br />

Die Anmeldung sollte etwa vier bis<br />

sechs Wochen vor dem errechneten<br />

Entbindungstermin erfolgen.<br />

Terminvereinbarung unter Tel.<br />

03641 9-32 92 50<br />

GEBÄREN OHNE BETT?<br />

Die Be-Up-Studie ist eine deutschlandweite<br />

Hebammen-Studie. Erforscht<br />

wird, wie der natürliche Geburtsverlauf<br />

unterstützt werden kann. Dafür gibt es<br />

im Kreißsaal einen eigenen Raum mit<br />

speziellen Elementen, der die Mutter zum<br />

aufrechten Gebären ermuntert. Die Mütter<br />

sollen während der Wehen so lange wie<br />

möglich aktiv bleiben. Vorteile der aufrechten<br />

Geburt sind unter anderem, dass<br />

das Kind so besser ins Becken rutscht und<br />

viele Mütter die Geburt als angenehmer<br />

empfinden.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.uniklinikum-jena.de/geburtsmedizin/Forschung+_+Wissenschaft/<br />

Klinische+Studien/Be_Up<br />

RUND UMS STILLEN<br />

Fotos: Schroll<br />

Stillen hat für Mutter und Säugling viele<br />

Vorteile. Erfahrene Stillberaterinnen<br />

unterstützen Schwangere und Mütter<br />

kurz nach der Geburt umfassend zu allen<br />

Fragen rund ums Stillen. Jeden ersten<br />

und dritten Dienstag im Monat können<br />

sich interessierte Frauen in einer kleinen<br />

Gruppe von bis zu zehn Teilnehmerinnen<br />

beim Stillcafé von 11 bis 13 Uhr auf der<br />

„Klara Griefahn“-Station E110 einfinden.<br />

Terminvereinbarung für das Stillcafé<br />

und zur individuellen Stillberatung<br />

unter: stillen@med.uni-jena.de<br />

03 | 19<br />

19


AKTUELLES<br />

JAHRESEMPFANG<br />

zu Ehren von<br />

Professor Benndorf<br />

Im Mittelpunkt des Jahresempfangs am <strong>UKJ</strong> stand Klaus<br />

Benndorf: ehemaliger Dekan und Wissenschaftlicher Vorstand<br />

des <strong>UKJ</strong>. Über eine Dekade, von 2007 bis 2018, füllte<br />

er die beiden Ämter hauptamtlich aus, als erster in dieser<br />

Doppelfunktion. Rund 200 Gäste waren der Einladung des<br />

Kaufmännischen Vorstands, Dr. Brunhilde Seidel-Kwem,<br />

und des Medizinischen Vorstands, PD Dr. Jens Maschmann,<br />

gefolgt und in den Lobedaer Hörsaal gekommen, um Professor<br />

Benndorf gebührend zu verabschieden.<br />

Als „einen Menschen mit klarer Haltung und Prinzipien“<br />

würdigte ihn Laudator Walter Rosenthal, Präsident der<br />

Friedrich-Schiller-Universität. Mit Klugheit, Umsicht und<br />

Beständigkeit habe er sein Amt wahrgenommen und maßgeblich<br />

zur Weiterentwicklung des Forschungsprofils der<br />

medizinischen Fakultät beigetragen. „Ihr Anteil am Erfolg<br />

der Jenaer Medizin ist Ihnen heute schon gewiss“, schloss<br />

Rosenthal seine Laudatio ab.<br />

Anerkennung und Lob für seinen Anteil an der Exzellenzstrategie<br />

der medizinischen Fakultät fand auch der Festredner<br />

Wolfgang Tiefensee, Thüringens Minister für Wirtschaft,<br />

Wissenschaft, Forschung und Digitale Gesellschaft. Er<br />

bekräftigte, dass mit dem kürzlich beschlossenen neuen<br />

Hochschulpakt auch künftig Millionen in Forschung und<br />

Lehre fließen werden.<br />

Das letzte Wort des Abends gebührte dem Ehrengast, Professor<br />

Klaus Benndorf. So ließ er noch mal die Meilensteine<br />

in Forschung und Lehre während seiner Amtszeit Revue<br />

passieren: die Einführung des neigungsorientierten Studiums<br />

JENOS, das mittlerweile bundesweit Anerkennung<br />

finde; die Schärfung des Jenaer Forschungsprofils in die<br />

vier Schwerpunkte Sepsis, Alternsforschung, Photonik und<br />

zelluläre Signaltransduktion; die Steigerung der Einwerbung<br />

von Drittmitteln von 13 auf 30 Millionen; das Erreichen der<br />

Endrunde im Exzellenzcluster. Das alles sei vor allem durch<br />

die Doppelfunktion als Dekan und Wissenschaftlicher Vorstand<br />

möglich gewesen. Für seine Rede, aber auch für sein<br />

Wirken und seine Persönlichkeit erntete Benndorf stehende<br />

Ovationen aus dem Publikum.<br />

Katrin Bogner<br />

Zahlreiche Gäste verabschiedeten Professor Benndorf als<br />

Dekan, darunter auch Neulobedas Ortsteilbürgermeister Volker<br />

Blumentritt (im Foto oben: links). Fotos: Szabó<br />

20 03 | 19


AKTUELLES<br />

In Krisen intensiv psychologisch betreut<br />

Neue Abteilung will psychologische Versorgung auf Intensivstationen verbessern<br />

Dr. Teresa Deffner schaut in die elektronischen<br />

Patientenakten der Intensivstation<br />

am <strong>UKJ</strong>: Ein Patient nach<br />

Herzinfarkt, eine Patientin mit Lungenembolie<br />

– und ein Patient mit einem<br />

hohen Querschnitt nach einem schweren<br />

Unfall. Das ist ein Fall für die erfahrene<br />

Psychologin. Seit 2013 gehört sie<br />

zum Team der Klinik für Anästhesiologie<br />

und Intensivmedizin am Jenaer Uniklinikum,<br />

um Patienten, ihre Angehörigen<br />

und ihre Kollegen auf der ITS in besonderen<br />

Krisensituationen beizustehen.<br />

Neben den Unikliniken in Rostock,<br />

Leipzig, Aachen und Köln hat das <strong>UKJ</strong><br />

als eine von nur fünf Kliniken deutschlandweit<br />

Psychologen fest in das Team<br />

der Intensivstationen integriert. Die im<br />

Mai gegründete Abteilung „Psychologische<br />

Versorgungsstrukturen in der<br />

Intensivmedizin“ der Deutschen Interdisziplinären<br />

Vereinigung für Intensiv-<br />

und Notfallmedizin (DIVI) will das<br />

nun ändern. Als Sprecherin setzt sich<br />

Dr. Deffner dafür ein, die psychologische<br />

Betreuung auf Intensivstationen<br />

deutschlandweit zu verbessern.<br />

Ob nach einem Autounfall, beim plötzlichen<br />

Tod eines Kindes oder während<br />

einer laufenden Reanimation: Dr. Deffner<br />

und ihre Kollegin Diplom-Psychologin<br />

Katherina Wicklein gehen aktiv auf<br />

die Patienten und ihre Angehörigen bei<br />

den unterschiedlichsten Krisen zu und<br />

begleiten sie während des gesamten<br />

Aufenthaltes auf der Station. „Die Zeit<br />

auf der ITS kann sehr belastend sein<br />

und wirft viele Fragen bei den Patienten<br />

und ihren Familien auf. Wir nehmen<br />

uns Zeit zum Zuhören und Erklären“, so<br />

Dr. Deffner. „Damit entlasten wir unsere<br />

ärztlichen und pflegerischen Kollegen,<br />

auch emotional.“ Neben den Erwachsenen-Intensivstationen<br />

betreuen<br />

Dr. Teresa Deffner (re.) und Katherina Wicklein stehen<br />

Angehörigen in Krisensituationen bei. Foto: Szabó<br />

die beiden Psychologinnen auch die<br />

Kinder-Intensivstation und die Neonatologie<br />

am <strong>UKJ</strong>. In der Neonatologie<br />

unterstützen sie dabei die Psychologin<br />

Dr. Judith Rothaug.<br />

Um derartige Strukturen in vielen Kliniken<br />

in Deutschland aufzubauen und<br />

bestehende Konzepte zu verbessern,<br />

arbeiten etwa 30 Mitglieder der DIVI –<br />

unter anderem ITS-Psychologen, Mediziner<br />

und Wissenschaftler – seit Mai <strong>2019</strong><br />

in der Abteilung zusammen. Ihr Ziel: die<br />

psychologische Betreuung fest in die<br />

Arbeit auf Intensivstationen zu integrieren.<br />

„In anderen stationären Bereichen<br />

wie der Onkologie oder Palliativmedizin<br />

gibt es bereits ganzheitliche Konzepte,<br />

die auch die psychologische Versorgung<br />

der Patienten einbeziehen. Das wollen<br />

wir auch für die ITS erreichen“, sagt die<br />

Psychologin. Dazu will die Sektion unter<br />

anderem die Aufgabenbereiche und<br />

Standards der psychologischen Arbeit<br />

genau definieren. Ein eigenes Curriculum<br />

für psychosoziale Berufsgruppen<br />

auf Intensivstationen soll außerdem<br />

bei der Aus- und Weiterbildung helfen.<br />

KONTAKT<br />

Dr. Teresa Deffner<br />

Katherina Wicklein<br />

Anne Curth<br />

03641 9-32 31 47<br />

Intensivmedizin-Psychologie@med.<br />

uni-jena.de<br />

03 | 19<br />

21


AKTUELLES<br />

NETZWERK gegen gefährliche Keime<br />

Im Gespräch mit Frank Kipp, Professor für Krankenhaushygiene am <strong>UKJ</strong><br />

Keimausbrüche in Kliniken haben wiederholt<br />

für bundesweite Schlagzeilen<br />

gesorgt. Das <strong>UKJ</strong> ist im Kampf gegen<br />

Krankenhausinfektionen Teil eines<br />

regionalen Netzwerks. Wer arbeitet da<br />

zusammen und was sind die Aufgaben?<br />

Prof. Kipp: Mit der Gründung von MRE-<br />

Netzwerken haben die Bundesländer<br />

auf das zunehmende Auftreten multiresistenter<br />

Erreger (kurz: MRE) reagiert –<br />

Bakterien, die gegen viele Antibiotika<br />

unempfindlich geworden sind und deshalb<br />

schwer bekämpft werden können.<br />

In den Netzwerken arbeiten öffentlicher<br />

Gesundheitsdienst, Kliniken, Arztpraxen,<br />

Institute, Pflegeeinrichtungen<br />

und Verbände zusammen, um die Ausbreitung<br />

dieser Erreger einzudämmen.<br />

Die Erfahrung hat gezeigt, dass das<br />

Problem nur über die Schnittstellen<br />

hinaus in allen Versorgungsbereichen<br />

zu bekämpfen ist. An erster Stelle steht<br />

hier Kommunikation und Information,<br />

vor allem auch die Weiterbildung des<br />

Personals.<br />

In Thüringen gibt es etwa ein Dutzend<br />

solcher Netzwerke, das in Jena ist sicher<br />

eines der aktivsten. Unter der Moderation<br />

des städtischen Gesundheitsamtes<br />

arbeiten hier das <strong>UKJ</strong>, mehrere Arztpraxen<br />

und Pflegeheime, Pflegeverbände,<br />

medizinische Labore und Rettungsdienste<br />

zusammen.<br />

Über welche Keime sprechen wir, wenn<br />

es um multiresistente Erreger geht?<br />

Und über welche Größenordnungen?<br />

Prof. Kipp: Deutschlandweit kommt es<br />

jährlich zu schätzungsweise 900.000<br />

Infektionen während einer Krankenhausbehandlung.<br />

Dazu sei aber gleich<br />

klargestellt, dass nur ein kleiner Anteil<br />

davon durch multiresistente Erreger<br />

Hygiene am <strong>UKJ</strong><br />

Das Klinikum verfügt über 36 hygienebeauftragte<br />

Ärzte und rund 60<br />

Hygienebeauftragte in der Pflege.<br />

Im Institut für Infektionsmedizin<br />

und Krankenhaushygiene arbeiten<br />

zwei Fachärzte für Hygiene<br />

und Umweltmedizin – einer davon<br />

ist zusätzlich auch Facharzt für<br />

Mikrobiologie, Virologie und<br />

Infektionsepidemiologie –, zwei<br />

Gesundheitswissenschaftler, eine<br />

Biologin, acht Hygienefachkräfte<br />

und eine medizinisch-technische<br />

Assistentin. Die Institutsmitarbeiter<br />

bieten regelmäßige Schulungen<br />

für das Klinikpersonal an und<br />

überprüfen das Hygieneregime<br />

am <strong>UKJ</strong>. Das Team arbeitet eng<br />

mit den Beauftragten in den Kliniken<br />

zusammen und steht auch<br />

für Nachfragen der Patienten zur<br />

Verfügung.<br />

verursacht wird, das betrifft etwa 30.000<br />

bis 35.000 Fälle. Bekanntestes Beispiel<br />

ist der MRSA, die Abkürzung steht für<br />

Methicillin-resistenter Staphylococcus<br />

aureus. Dank eines besseren Bewusstseins<br />

in den Kliniken für krankenhaushygienische<br />

Maßnahmen hat sich hier<br />

schon einiges getan, der Anteil der<br />

MRSA-Infektionen geht zurück. Dafür<br />

beobachten wir eine größere Ausbreitung<br />

verschiedener multiresistenter<br />

Darmkeime, die insbesondere für<br />

geschwächte Patienten gefährlich werden<br />

können.<br />

Womit hängt diese Entwicklung<br />

zusammen?<br />

Prof. Kipp: In den Krankenhäusern<br />

werden mehr Patienten behandelt,<br />

die immer schwerer erkranken. Zum<br />

Glück profitieren sie von verbesserten<br />

Behandlungsmöglichkeiten, die<br />

aber zum Teil auch sehr invasiv sind.<br />

Gerade solche Patienten sind durch<br />

Keime besonders gefährdet. Über<br />

Wunden, Gefäß- und Blasenkatheter,<br />

Beatmungsschläuche oder Endoprothesen<br />

können eigentlich ungefährliche<br />

Darm- oder Hautkeime eindringen und<br />

Infektionen hervorrufen. Diese Gemengelage<br />

trifft auf zunehmende Antibiotika-Resistenzen.<br />

Diese wiederum sind<br />

allerdings vor allem einem über viele<br />

Jahre hinweg teilweise sorglosen oder<br />

falschen Gebrauch dieser Medikamente<br />

geschuldet. Das hat dazu geführt, dass<br />

sich Bakterien an diese Wirkstoffe<br />

„gewöhnt“ haben.<br />

Welche Aufgabe nimmt das <strong>UKJ</strong> im<br />

Jenaer MRE-Netzwerk wahr?<br />

Prof. Kipp: Das <strong>UKJ</strong> mit dem Institut<br />

für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene<br />

ist die einzige Aus- und<br />

22 03 | 19


AKTUELLES<br />

Prof. Frank Kipp leitet den Bereich<br />

Krankenhaushygiene am <strong>UKJ</strong>. Foto: Szabó<br />

Schon gewusst?<br />

5. September: KOPFSCHMERZTAG<br />

Treten Kopfschmerzen an mehr als<br />

15 Tagen im Monat auf, bezeichnet<br />

man sie als chronisch. Individuelle<br />

Behandlungskonzepte von<br />

Schmerzmedizinern helfen dann<br />

besser als eigenmächtig eingenommene<br />

Schmerzmittel. Denn:<br />

Bei Übergebrauch drohen neue<br />

Kopfschmerzen!<br />

Weiterbildungsstätte für Fachärzte für<br />

Hygiene in Thüringen. Wir kümmern<br />

uns um die Lehre im Fach Hygiene<br />

während des Medizinstudiums und um<br />

die mehrjährige Facharztausbildung.<br />

Über das Klinikum hinaus übernehmen<br />

wir Verantwortung in der Weiterbildung<br />

des Personals in Krankenhäusern, Arztpraxen,<br />

Pflegeeinrichtungen und Rettungsdiensten.<br />

Auf diese Weise können<br />

wir über das Netzwerk Erkenntnisse aus<br />

der Forschung in den Alltag dieser Einrichtungen<br />

bringen.<br />

Wo sehen Sie die größten Defizite im<br />

Alltag?<br />

Prof. Kipp: Zwar ist das Problembewusstsein,<br />

die Sensibilität vor allem bei<br />

vielen Krankenhäusern für das Thema<br />

inzwischen gewachsen. Im praktischen<br />

Alltag gibt es jedoch Unsicherheiten,<br />

etwa wie mit keimbelasteten Patienten<br />

umzugehen ist. Häufig sind das ganz<br />

praktische Fragen: Wer braucht welche<br />

Informationen? Wie muss sich das Personal<br />

selbst schützen?<br />

Wie kann das Netzwerk da helfen?<br />

Prof. Kipp: Ein Netzwerk kann über die<br />

Schnittstellen und die Akutversorgung<br />

hinaus die gesamte Versorgungskette<br />

der Patienten begleiten, bis hin zu Pflegeeinrichtungen.<br />

So ist zum Beispiel<br />

ein Handbuch für Pflegeheime zum<br />

Umgang mit multiresistenten Erregern<br />

entwickelt worden, das das Personal<br />

in kompakter Form unter anderem<br />

über die häufigsten Erreger und die<br />

notwendigen Hygienemaßnahmen in<br />

dieser speziellen Situation informiert.<br />

Die große Resonanz und überregionale<br />

Nachfrage macht uns zuversichtlich,<br />

dass wir hier als MRE-Netzwerk Jena ein<br />

wichtiges Problem aufgegriffen haben.<br />

Interview: Katrin Zeiß<br />

14. September:<br />

TAG DER ERSTEN HILFE<br />

Zwei Minuten nach einem Herzstillstand<br />

beginnen Hirnzellen<br />

abzusterben, nach fünf Minuten<br />

andere Organe wie das Herz. Dann<br />

heißt es: Nicht denken, sondern<br />

drücken! Fünf bis sechs Zentimeter<br />

tief sollte der Brustkorb des<br />

Betroffenen bei einer Herzdruckmassage<br />

eingedrückt werden und<br />

mindestens 100 Mal in der Minute –<br />

am einfachsten im Takt von „Stayin‘<br />

Alive“ der Bee Gees.<br />

25. September:<br />

TAG DER ZAHNGESUNDHEIT<br />

Neben Karies ist die Parodontitis,<br />

also die Entzündung des Zahnhalteapparats,<br />

die größte Gefahr für<br />

unsere Zahngesundheit. Über 50<br />

Prozent der jüngeren Erwachsenen<br />

und über 65 Prozent der Senioren<br />

in Deutschland leiden an einer<br />

moderaten bis schweren Parodontitis.<br />

Ab dem 50. Lebensjahr ist die<br />

Parodontitis – noch vor der Karies<br />

– der Hauptgrund für Zahnverlust.<br />

Eine gute Zahnhygiene ist das<br />

A und O für unsere Zahngesundheit.<br />

03 | 19<br />

23


AKTUELLES<br />

Wieder Hoffnung auf eine neue Niere<br />

Nach Eingriff mit hochmoderner HD-3D-Kamera geht es 33-Jährigem besser<br />

Dass etwas nicht stimmt, nimmt Mariusz Tarnawski erstmals<br />

richtig wahr, als er morgens alles nur noch verschwommen<br />

sieht. „Am Tag vorher konnte ich noch sehen wie ein Adler“,<br />

sagt der heute 33-Jährige. Sein Augenarzt stellt die Vermutung<br />

an, dass die Beschwerden mit einer Erkrankung der<br />

Nieren in Zusammenhang stehen könnten. Die dann folgenden<br />

Tests bringen Gewissheit: Die Funktion seiner Nieren ist<br />

bereits stark eingeschränkt.<br />

Anfang 2012 wird der bis dahin sportliche junge Mann dialysepflichtig.<br />

Maschinen übernehmen ab sofort drei Mal<br />

in der Woche die Reinigung seines Blutes. „Unzureichend<br />

behandelter Diabetes oder Bluthochdruck können eine<br />

Ursache dafür sein, dass die Nierenfunktion abnimmt“, so<br />

Dr. Susan Foller, leitende Oberärztin an der Klinik für Urologie<br />

am Universitätsklinikum Jena. Aber auch entzündliche<br />

Erkrankungen, Nierensteine oder erbliche Erkrankungen<br />

wie Zystennieren können zum Nierenversagen führen. All<br />

dies trifft bei Mariusz Tarnawski nicht zu. Eine klare Ursache<br />

finden seine Ärzte nicht.<br />

Doch der Plauener scheint Glück zu haben: Sein Vater kommt<br />

als Spender in Frage. Bereits im August 2012 wird Mariusz<br />

Tarnawski eine Niere transplantiert. Das gespendete Organ<br />

pflanzen die Ärzte in seinen Unterbauch, seine eigenen<br />

Nieren bleiben an Ort und Stelle. „Nur in einigen Fällen –<br />

zum Beispiel, wenn Zystennieren zu viel Platz in Anspruch<br />

nehmen, chronische Infektionen oder Steine oder Tumorverdacht<br />

bestehen – wäre es notwendig, die eigenen Nieren zu<br />

entfernen“, so Dr. Foller. Mariusz Tarnawski kann sich nach<br />

der Transplantation wieder belasten, sogar arbeiten.<br />

Nach nur drei Jahren kommt der Rückschlag: Sein Körper<br />

stößt die gespendete Niere ab. Wieder bestimmt die Dialyse<br />

seinen Alltag. Hinzu kommt, dass sein Blutdruck – trotz<br />

Medikamenten – stark steigt. „Ein kontrollierter Blutdruck<br />

ist jedoch eine von vielen Voraussetzungen dafür, dass der<br />

Patient wieder auf die Warteliste für ein Spenderorgan kommen<br />

kann“, so die Oberärztin. Denn ein zu hoher Blutdruck<br />

bringt Risiken während der Operation mit sich und könnte<br />

auch unmittelbar nach der Transplantation das neue Organ<br />

24 03 | 19


HEILEN<br />

Kärcher für<br />

die Prostata<br />

Nur ein einziger Zugang ist notwendig für den schonenden Eingriff<br />

mit der hochmodernen Kamera. Foto: Hornberger<br />

schädigen. Die Ursache für den hohen<br />

Blutdruck liegt bei Mariusz Tarnawski<br />

in den kranken Nieren, die nicht<br />

mehr in der Lage sind – wie gesunde<br />

Nieren – den Blutdruck zu regulieren.<br />

Innerhalb weniger Monate werden ihm<br />

am Universitätsklinikum Jena daher<br />

drei Nieren entfernt: Im Dezember<br />

das gespendete Organ, im Februar die<br />

erste eigene Niere, im April die zweite.<br />

Mariusz Tarnawski gehört zu den<br />

ersten Patienten, bei denen die funktionslosen<br />

eigenen Nieren mit einem<br />

hochmodernen minimalinvasiven<br />

Operationsverfahren entfernt wurden.<br />

Eingriffe, bei denen auf große Schnitte<br />

verzichtet wird, sind seit Jahren Standard<br />

in der Klinik für Urologie. Neu ist<br />

nun, dass dabei eine HD-3D-Kamera<br />

zum Einsatz kommt. „Als eine von<br />

wenigen Kliniken in Mitteldeutschland<br />

verwenden wir diese weiterentwickelte<br />

Methode der konservativen Laparoskopie,<br />

‚EndoEye‘ genannt“, so Prof.<br />

Marc-Oliver Grimm, Direktor der Klinik<br />

für Urologie am <strong>UKJ</strong>.<br />

Der Kamerakopf ist äußerst flexibel,<br />

lässt sich in vier Richtungen bis zu 100<br />

Grad abwinkeln. Sowohl die Froschals<br />

auch die Vogelperspektive sind für<br />

den Operateur möglich. „Die optimale<br />

räumliche Wahrnehmung während<br />

der Operation hilft sehr und bedeutet<br />

einen großen Sprung nach vorn“, so<br />

Oberärztin Foller. Durch die Flexibilität<br />

der Kamera ist nur ein einziger<br />

Zugang, ein sogenannter Single-Port<br />

für den Eingriff notwendig. Den rund<br />

fünf Zentimeter kleinen Schnitt setzen<br />

die Ärzte in die Nähe des Nabels. Da<br />

hier keine Muskelstränge verlaufen,<br />

haben die Patienten nach dem Eingriff<br />

kaum Beschwerden.<br />

Schnell ist auch Mariusz Tarnawski<br />

wieder auf den Beinen. Nur ein kleines<br />

Pflaster erinnert noch an den Eingriff.<br />

Viel wichtiger ist für ihn aber, dass sich<br />

sein Blutdruck wieder in gesünderen<br />

Regionen bewegt. Damit kann er auf<br />

die Warteliste für eine Organtransplantation<br />

aufgenommen werden –<br />

und wieder auf eine neue Niere hoffen.<br />

KONTAKT<br />

Universitätsklinikum Jena<br />

Klinik für Urologie<br />

Prof. Marc-Oliver Grimm<br />

Am Klinik 1 | 07747 Jena<br />

03641 9-32 99 01<br />

Anke Schleenvoigt<br />

Die Prostata umschließt den unmittelbar<br />

unter der Harnblase gelegenen Harnröhrenabschnitt<br />

des Mannes. Wenn sie<br />

im Alter wächst, kann sie die Harnröhre<br />

einengen. Dies behindert, dass die Blase<br />

entleert wird. Experten am <strong>UKJ</strong> haben<br />

nun erstmals Patienten mit einer gutartigen<br />

Prostatavergrößerung mit einem<br />

Wasserstrahl behandelt. „Für diese<br />

neue Methode werden zwei Verfahren<br />

miteinander kombiniert“, so Dr. Susan<br />

Foller, Leitende Oberärztin der Klinik<br />

für Urologie: Mit Hilfe eines Ultraschalls<br />

ermittelt der Arzt zunächst den Bereich<br />

der Prostata, der entfernt werden soll.<br />

Außerdem kommt ein Endoskop zum Einsatz,<br />

mit dem die Grenzen des Gewebes,<br />

das abgetragen werden soll, unabhängig<br />

bestätigt werden. An diesem Endoskop<br />

befindet sich auch die Wasserstrahldüse.<br />

Automatisch trägt der Wasserstrahl das<br />

zuvor markierte Gewebe ab. „Dieser Eingriff<br />

ist sehr präzise und deutlich schneller<br />

als bisherige Verfahren“, so Dr. Foller.<br />

Nach nur fünf Minuten ist das Gewebe –<br />

selbst bei sehr großem Prostatavolumen<br />

– entfernt. „Mit dieser neuen Methode<br />

erweitern wir erneut die Palette unserer<br />

Behandlungsmöglichkeiten“, so Prof.<br />

Marc-Oliver Grimm, Direktor der Klinik<br />

für Urologie. Mindestens 40 Prozent aller<br />

Männer über 50 Jahren leide unter einer<br />

vergrößeren Prostata, so Prof. Grimm.<br />

„Der Leidensdruck für die Betroffenen ist<br />

oft hoch“. Welches Verfahren am besten<br />

geeignet ist, hänge unter anderem von<br />

der Art der Beschwerden und der Größe<br />

der Prostata ab. In einer neu eingerichteten<br />

Sprechstunde entscheiden die<br />

Experten zusammen mit den Betroffenen,<br />

ob die moderne Behandlung mittels<br />

Wasserstrahl oder ein anderes minimalinvasives<br />

Verfahren in Frage kommt.<br />

Für einen Termin in der Sprechstunde<br />

wenden sich Patienten bitte an:<br />

urologie@med.uni-jena.de<br />

(as)<br />

03 | 19<br />

25


HEILEN<br />

Unsichtbar und effizient –<br />

ZAHNSPANGEN nicht nur für Kinder<br />

Fragen an Prof. Collin Jacobs, Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie<br />

Prof. Jacobs: Zunächst einmal sei klargestellt: Vorrang bei<br />

der Parodontitis-Therapie hat die Behandlung der Entzündung.<br />

Das übernehmen in der Regel die Hauszahnärzte der<br />

Patienten gemeinsam mit auf Parodontitis spezialisierten<br />

Zahnärzten. Erst wenn die Entzündung abgeklungen ist,<br />

kommt die Kieferorthopädie ins Spiel. Dabei geht es darum,<br />

die durch die Parodontitis verursachte Zahnfehlstellung<br />

– die vor allem die Frontzähne betrifft – dauerhaft zu korrigieren.<br />

Am besten gelingt das durch festsitzende Zahnspangen.<br />

Bei kleineren Fehlstellungen ist auch der Einsatz<br />

herausnehmbarer durchsichtiger Schienen denkbar.<br />

Prof. Collin Jacobs. Foto: Szabó<br />

Mit Kieferorthopädie verbinden die meisten lustig anzuschauende<br />

Zahnspangen in Kindermündern. Ist das Bild<br />

Ihres Fachgebietes damit vollständig beschrieben?<br />

Prof. Jacobs: Nein, das ist es nicht. Der Anteil erwachsener<br />

Menschen in einer kieferorthopädischen Behandlung nimmt<br />

seit Jahren zu. Das hat in erster Linie mit den Erfolgen der<br />

Kariesbekämpfung zu tun. Viele Menschen verfügen auch<br />

mit steigendem Lebensalter über gesunde, vollständig<br />

erhaltene oder sanierte Zähne. Gleichzeitig nehmen etwa<br />

ab dem 40. Lebensjahr parodontale Erkrankungen zu: bakteriell<br />

bedingte Entzündungen, die den Zahnhalteapparat<br />

aus Zahnfleisch, Zahnwurzel und Kieferknochen angreifen.<br />

Dadurch lockern sich die Zähne, verschieben sich in ihrer<br />

Position, Kau- und Bissprobleme sind die Folgen. Eine kieferorthopädische<br />

Behandlung kann dies verbessern.<br />

Eine Rolle spielt natürlich auch das gestiegene ästhetische<br />

Bewusstsein. Viele Menschen wünschen sich ein<br />

auch optisch makelloses Gebiss und nehmen deshalb eine<br />

Behandlung bei Kieferorthopäden in Anspruch.<br />

Bleiben wir zunächst bei den Erwachsenen und der Parodontitis:<br />

Welche Möglichkeiten kieferorthopädischer<br />

Behandlungen bestehen hier?<br />

Wann ist eine Behandlung bei Kindern angezeigt?<br />

Prof. Collins: Dann, wenn durch Zahnfehlstellungen dauerhafte<br />

Funktionsstörungen des Gebisses absehbar oder<br />

bereits eingetreten sind. Beispiel Kreuzbiss: Hier beißen<br />

die Seiten- oder Frontzähne nicht korrekt aufeinander, was<br />

nicht nur zu Problemen beim Kauen führen kann, sondern<br />

auch zu Sprechstörungen wie Lispeln, einer übermäßigen<br />

Belastung der betroffenen Zähne, deren vorzeitigem Verschleiß<br />

und einer anhaltenden Fehlentwicklung der Kiefer.<br />

Auch Spätfolgen wie Kopfschmerzen als Folge einer verspannten<br />

Kaumuskulatur sind möglich. Wichtig ist deshalb,<br />

Kieferanomalien bei Kindern möglichst frühzeitig – das<br />

heißt schon im Milchgebiss – zu korrigieren.<br />

Sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen kann<br />

bei sehr ausgeprägten Kieferfehlstellungen auch eine Kombination<br />

aus kieferchirurgischer und -orthopädischer Therapie<br />

erforderlich sein, also das Tragen einer festsitzenden<br />

Zahnspange mit anschließender Operation zur Korrektur<br />

der Kieferfehlstellung. Dabei arbeiten die Kliniken für Kieferorthopädie<br />

und für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie am<br />

<strong>UKJ</strong> zusammen.<br />

Welche Entwicklungen gibt es bei festsitzenden Spangen?<br />

Prof. Jacobs: Eine großartige Entwicklung sind die Zahnspangen,<br />

die an der Innenseite der Zähne liegen und nicht<br />

sichtbar sind – was für viele Menschen erst einmal aus<br />

ästhetischen Gründen wichtig ist. Bedeutender allerdings<br />

sind die medizinischen Vorteile solcher innenliegenden<br />

Spangen. Studien belegen, dass innenliegende Spangen<br />

26 03 | 19


HEILEN<br />

bei Kindern und Jugendlichen das Kariesrisiko verringern<br />

können. Das hat mit der Mund-Selbstreinigungsfunktion<br />

der Zunge zu tun, die bei Spangen und Brackets auf der<br />

Rückseite der Zähne natürlich besser funktioniert als bei<br />

jenen, die auf der Frontseite befestigt sind.<br />

Was geht einer Therapie mit Zahnspangen voraus?<br />

Prof. Jacobs: In der Sprechstunde an unserer Poliklinik,<br />

die jedem offen steht, werden die Patienten zunächst<br />

ausführlich zu kieferorthopädischen Behandlungsmöglichkeiten<br />

beraten. Zur Diagnostik gehört eine normale<br />

zahnärztliche Untersuchung, außerdem werden Röntgenaufnahmen,<br />

Fotos und ein Kieferabdruck angefertigt.<br />

Letzteres geschieht heute zunehmend per digitalem Scan,<br />

was für die Patienten nicht nur sehr viel angenehmer ist,<br />

sondern auch genauer. Nach erfolgter Diagnostik wird<br />

der individuelle Therapieplan erstellt, mit dem Patienten<br />

besprochen und anschließend die Zahnspange individuell<br />

angefertigt. Nach dem Einsetzen der Spangen betreuen wir<br />

die Patienten regelmäßig weiter. Je nach Art und Schweregrad<br />

der Kieferfehlstellung dauert diese Nachbehandlung<br />

sechs Monate bis zwei Jahre. Bei Kindern etwa kontrollieren<br />

wir etwa alle sechs Wochen den Sitz der Spange und<br />

Behandlungsfortschritte.<br />

KONTAKT<br />

Interview: Katrin Zeiß<br />

<strong>UKJ</strong>-Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Poliklinik für Kieferorthopädie<br />

Prof. Dr. Dr. Collin Jacobs M.Sc.<br />

An der Alten Post 4 | 07743 Jena<br />

03641 9-32 38 51<br />

03 | 19<br />

27


HEILEN<br />

Chirurgische Präzision an Hirn und Wirbelsäule<br />

Klinik für Neurochirurgie am <strong>UKJ</strong> feiert 25-jähriges Bestehen<br />

Eingriffe am Gehirn finden auch mit Fluoreszenz-Bildgebung statt.<br />

An einem Karfreitag vor gut 25 Jahren<br />

– es war der 1. April 1994 – nahm alles<br />

seinen Anfang. Professor Dr. Rolf Kalff<br />

hatte seinen ersten Arbeitstag in Jena:<br />

als erster Lehrstuhlinhaber für Neurochirurgie<br />

und als erster Direktor der<br />

Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie<br />

am Universitätsklinikum Jena (<strong>UKJ</strong>). Es<br />

war der Beginn einer Erfolgsgeschichte.<br />

„Damals war das eher ein ‚Leer’stuhl mit<br />

zwei e. Es gab keine Klinik, keine Betten,<br />

keinen Raum“, erinnert sich Kalff. „Ich<br />

habe mir dann erst mal eine Sekretärin,<br />

einen Unfallchirurgen und fünf Betten<br />

in der alten Chirurgie in der Bachstraße<br />

geschnappt und losgelegt“, erzählt der<br />

gebürtige Westfale. Später kamen noch<br />

zwei OP-Container für die Neurochirurgie<br />

hinzu, 2004 erfolgte dann der Umzug aus<br />

der Innenstadt nach Lobeda. Was klein<br />

anfing, hat sich mittlerweile zum mehrfach<br />

zertifizierten und ausgezeichneten<br />

neurochirurgischen Zentrum entwickelt:<br />

Jährlich operieren die Neurochirurgen<br />

am <strong>UKJ</strong> über 2000 Patienten, vom Kind<br />

zum Greis, von der Wirbelsäule über das<br />

Schädel-Hirn-Trauma zum Hirntumor.<br />

Schlaglichter der Neurochirurgie<br />

In einem Vierteljahrhundert hat sich<br />

in der Neurochirurgie viel getan – und<br />

die Neurochirurgie am <strong>UKJ</strong> hat selbst<br />

28 03 | 19


HEILEN<br />

PD Dr. Albrecht Waschke, Leitender Oberarzt, und Professor<br />

Dr. Rolf Kalff, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie<br />

am <strong>UKJ</strong>, mit dem Zertifikat des Wirbelsäulenzentrums.<br />

Schlaglichter gesetzt. „Die OP-Verfahren<br />

haben sich über die Jahre verfeinert.<br />

Sie werden immer weniger invasiv, mikrochirurgischer<br />

und die OP-Zeiten werden<br />

kürzer“, beschreibt es Dr. Albrecht<br />

Waschke, Leitender Oberarzt der Klinik<br />

und Poliklinik für Neurochirurgie. „Früher<br />

musste man bei einem Hirntumor<br />

große Teile der Schädeldecke öffnen.<br />

Heute können wir über der Augenbraue<br />

einen Schnitt machen.“ Ähnliches gilt<br />

für die Wirbelsäule. „Da hat man früher<br />

noch einen Herz-Thorax-Chirurgen<br />

gebraucht. Heute kommen wir da vorne<br />

mit einem etwa sechs Zentimeter langer<br />

Schnitt rein“, erklärt Kalff.<br />

Hochmoderne Technik<br />

Die Neurochirurgie ist ein hochtechnisiertes<br />

Fachgebiet. Schließlich verlangen<br />

Eingriffe an Wirbelsäule und<br />

Gehirn höchste Präzision. „Dank Stereotaxie<br />

und Navigation können wir<br />

uns millimetergenau im Gehirn orientieren“,<br />

sagt Kalff. Bildgebung ist das<br />

A und O. Schon seit Ende der 1990er-<br />

Jahre – und damit als eine der ersten<br />

Kliniken Deutschlands – nutzten die<br />

Neurochirurgen am <strong>UKJ</strong> die Navigation<br />

an der Wirbelsäule und die so genannte<br />

intraoperative Computertomographie<br />

(CT). Während der Operation werden<br />

CT-Aufnahmen gemacht, um den Eingriff<br />

präzise zu navigieren. Die Chirurgen<br />

können ganz genau festlegen, wo<br />

sie beispielsweise an der Wirbelsäule<br />

Implantate anbringen. „Die Bildgebung<br />

erhöht die Sicherheit für den Patienten<br />

um ein Vielfaches“, beschreibt es Kalff.<br />

Die langjährige Erfahrung der Experten<br />

am <strong>UKJ</strong> spiegelt sich unter anderem in<br />

der Zertifizierung zum Wirbelsäulenzentrum<br />

wieder, dem einzigen Level<br />

1-Zentrum in Thüringen und eines der<br />

wenigen deutschlandweit.<br />

Innovation und Entwicklung<br />

Erfahrung haben die Neurochirurgen<br />

auch beim Einsatz von Hirnschrittmachern,<br />

der so genannten Tiefenhirnstimulation.<br />

Sie wird zum Beispiel bei<br />

Patienten mit schwerem Parkinson oder<br />

Tremor angewendet, wenn alle anderen<br />

Therapiemethoden ausgeschöpft sind.<br />

Etwa 20 solche Eingriffe pro Jahr verzeichnet<br />

die Neurochirurgie. Als eine<br />

der ersten Kliniken weltweit nahm die<br />

Neurochirurgie 2017 eine Tiefenhirnstimulation<br />

unter Hypnose vor, ganz ohne<br />

Narkose. Auf Weiter- und Fortbildungen<br />

seiner Chirurgen legt Kalff großen Wert.<br />

„Meine Chirurgen müssen alles operieren<br />

können“, sagt er. „Und trotzdem<br />

operieren wir nicht alles, sondern nur<br />

das, was wirklich notwendig ist.“<br />

Auch Forschung und Lehre gehören zu<br />

den Grundpfeilern der Neurochirurgie.<br />

Seit 2003 hat die Klinik zwei Labore.<br />

Hier betreiben die Wissenschaftler<br />

molekularbiologische Grundlagenforschung<br />

zu Hirntumoren. Seit ihrem<br />

Bestehen betreibt die Klinik außerdem<br />

angewandte biomechanische Forschung<br />

an der Wirbelsäule. „Für die<br />

Studenten habe ich schon Mitte der<br />

1990er-Jahre Operationen live in den<br />

Hörsaal übertragen“, erzählt Kalff. „Das<br />

kam natürlich gut an, der Hörsaal war<br />

voll.“ Übertragen wurde, was auf den<br />

OP-Tisch kam: vom Hirntumor über den<br />

Bandscheibenvorfall.<br />

An seine eigenen ersten Eingriffe erinnert<br />

sich Kalff noch gut. Zum Einlernen<br />

hatte er jedenfalls keine Zeit. Es ging<br />

gleich ans Eingemachte. „Eine Wirbelsäule,<br />

ein Gehirntumor und ein seltenes<br />

Aneurysma lagen bei mir auf dem Tisch.<br />

Bei dem Aneurysma habe ich Blut und<br />

Wasser geschwitzt. Alle schauten mir<br />

über die Schulter, wollten sehen, was<br />

der Neue so kann.“ Alles ging gut. Es<br />

folgten noch viele Eingriffe – in einem<br />

Vierteljahrhundert. Zur Tradition<br />

machte Kalff, dass alle fünf Jahre ein<br />

Jubiläums-Symposium gefeiert wird. So<br />

geschah es auch in diesem Jahr. Es war<br />

das letzte unter seiner Federführung<br />

sein. Nicht ohne Stolz blickt Kalff auf<br />

25 Jahre Neurochirurgie zurück: „Wenn<br />

man bei Null anfängt, kann man sagen:<br />

Das ist meins.“<br />

Katrin Bogner<br />

03 | 19<br />

29


HEILEN<br />

Zwei für<br />

ALLE FÄLLE<br />

Neue Urogynäkologen<br />

Dr. Anna Kolterer und<br />

Dr. Semen Suhin<br />

Dr. Semen Suhin und Dr. Anna Kolterer. Foto: Schroll<br />

Blasenschwäche und Beckenbodensenkung:<br />

zwei Probleme, über die<br />

Betroffene nicht gerne sprechen. Sollten<br />

sie aber, finden Dr. Anna Kolterer<br />

und Dr. Semen Suhin. Zumindest sind<br />

die beiden Urogynäkologen die richtige<br />

Anlaufstelle. Die zwei Oberärzte<br />

führen seit dem Frühjahr das Beckenbodenzentrum<br />

in der Klinik für Frauenheilkunde<br />

und Fortpflanzungsmedizin<br />

unter der Leitung von Professor Ingo<br />

Runnebaum. Senkungszustände der<br />

weiblichen Genitale und Harninkontinenzformen<br />

sind ihr Spezialgebiet.<br />

Kolterer war zuvor in den Unikliniken in<br />

Leipzig und Dresden als Urogynäkoligin<br />

tätig, Suhin machte schon 2013/14 für<br />

seine Facharztausbildung Station in<br />

Jena und ist nach Aufenthalten in Meiningen<br />

und Schmalkalden wieder ans<br />

<strong>UKJ</strong> zurückgekehrt.<br />

Mindestens jede dritte, vermutlich<br />

sogar jede zweite Frau wird in ihrem<br />

Leben an Blasenschwäche leiden.<br />

Natürlich spielt dabei das Alter eine<br />

Rolle. Aber auch jüngere Frauen, 45-, 50-<br />

oder 60-Jährige, sind betroffen. „Warum<br />

sollten sich die Frauen damit zufriedengeben,<br />

wenn doch viele Lebensjahre vor<br />

ihnen liegen“, fragt Dr. Kolterer und sagt<br />

klar: „Wir können helfen.“<br />

Egal, ob Belastungsinkontinenz – bei<br />

dieser Form der Blasenschwäche funktioniert<br />

der Verschlussmechanismus<br />

der Harnröhre nicht mehr richtig – oder<br />

Dranginkontinenz, die so genannte<br />

Reizblase, ob Senkung der Blase, der<br />

Gebärmutter oder des Enddarms: Es<br />

gibt zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Vom Beckenbodentraining mit<br />

dem Physiotherapeuten bis zu Heimgeräten<br />

reichen die Möglichkeiten für<br />

Frauen, die keine Operation benötigen<br />

oder wünschen.<br />

Bei der Pessartherapie werden Silikonschalen<br />

oder -würfel in die Scheide eingeführt,<br />

um die Senkung wieder aufzuheben.<br />

Zudem existieren Medikamente<br />

gegen Dranginkontinenz. Führen diese<br />

nicht zum gewünschten Effekt, kann<br />

eine Reizblase auch mit Botoxspritzen<br />

behandelt werden. Zur Behandlung<br />

der Belastungsinkontinenz haben sich<br />

sogenannte spannungsfreie Vaginalbändchen<br />

etabliert. Alternativ kann die<br />

Harnröhre mit Depots, so genannten<br />

„bulking agents“, unterspritzt werden.<br />

Das Jenaer Beckenbodenzentrum hat<br />

seit Jahren neue Operationsverfahren<br />

entwickelt und verfeinert, die meisten<br />

Operationen können jetzt minimalinvasiv<br />

therapiert werden.<br />

„Jede Therapieform besprechen wir<br />

individuell mit unseren Patientinnen<br />

und stimmen uns mit den überweisenden<br />

frauenärztlichen Praxen ab“, sagt<br />

Dr. Suhin. Das wichtigste ist und bleibt<br />

aber: „Gehen Sie zum Spezialisten,<br />

und sprechen Sie über Ihre Probleme,<br />

haben Sie keine Scham.“ Die beiden<br />

Urogynäkologen wissen, dass das<br />

leichter gesagt ist als getan. Dr. Kolterer:<br />

„Unser Ziel ist es, den Patientinnen<br />

ein Leben ohne Einschränkungen zu<br />

ermöglichen.“<br />

Die Experten empfehlen auch den<br />

Kontakt zur Selbsthilfegruppe. In Jena<br />

gibt es die Selbsthilfegruppe Inkontinenz,<br />

welche sich einmal monatlich<br />

zum Erfahrungsaustausch trifft. Der<br />

Kontakt kann über die Urogynäkologie<br />

vermittelt werden, die eng mit der<br />

Selbsthilfegruppe in Verbindung steht.<br />

KONTAKT<br />

Katrin Bogner<br />

Sprechstunde der Urogynäkologie:<br />

Montag und Dienstag, 8 bis 15.30 Uhr<br />

Anmeldung<br />

03461 9-32 9 110/119<br />

30 03 | 19


FORSCHEN<br />

Ethisch unbedenklich?<br />

Geschäftsstelle seit 20 Jahren tätig<br />

Wie steht es um die Fitness und deren<br />

Einfluss auf die Regulation des autonomen<br />

Nervensystems in der Depression?<br />

Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie und<br />

Sportwissenschaftler forschen zu dieser<br />

Frage. Ist ihr Ansatz ethisch unbedenklich?<br />

Ärzte, Juristen, Medizintechniker,<br />

Pflegende und Geisteswissenschaftler<br />

sitzen in der Bachstraße in einem kleinen<br />

Raum unterm Dach zusammen,<br />

um gemeinsam eine Antwort zu finden.<br />

Immer dann, wenn am Menschen oder<br />

mit menschlichem Material geforscht<br />

werden soll, müssen diese Frauen und<br />

Männer befragt werden. Sie bilden die<br />

Ethik-Kommission der Friedrich-Schiller-<br />

Universität Jena an der Medizinischen<br />

Fakultät. Diejenigen, die ihre Projekte bei<br />

ihnen vorstellen, wollen ein diagnostisches<br />

oder therapeutischen Verfahren<br />

untersuchen, das bisher in dieser Form<br />

nicht üblich ist.<br />

Ist die Sicherheit der Patienten gewährleistet?<br />

Wie wird mit dem Datenschutz<br />

umgegangen? In welchem Verhältnis stehen<br />

Risiken für die Patienten und Nutzen<br />

der Studie? Diese Fragen sind es, die die<br />

Mitglieder der Ethik-Kommission genau<br />

beleuchten. „Oft geht es auch darum, ob<br />

die Informationsmaterialien für Patienten<br />

ausreichend und laienverständlich<br />

formuliert sind“, sagt Geschäftsführerin<br />

Dr. Ulrike Skorsetz. Die Stimme der<br />

Runde ist entscheidend. Die meisten<br />

wissenschaftlichen Arbeiten werden<br />

nur finanziert und publiziert, wenn das<br />

Votum der Ethik-Kommission vorliegt.<br />

Vor zwei Jahrzehnten – am 1. Mai 1999<br />

– wurde die Geschäftsstelle der Kommission<br />

unter der Leitung von Dr. Skorsetz<br />

eingerichtet. In den Jahren davor<br />

hatte Professor Lothar Jäger, Direktor<br />

des Instituts für Klinische Immunologie,<br />

die Aufgaben mit übernommen. Riesige<br />

Stapel Papiere habe sie dort abgeholt,<br />

erinnert sich Dr. Skorsetz. Eine<br />

Datenbank wurde eingerichtet, um die<br />

unzähligen Dokumente zu erfassen. Auf<br />

die erste Vorsitzende der Kommission,<br />

Prof. Annemarie Hofmann, folgte in den<br />

Jahren von 2000 bis 2014 Prof. Dagmar<br />

Barz und schließlich der derzeitige Vorsitzende<br />

Prof. Ulrich Brandl. Den Vorsitz<br />

übernimmt stets ein Mediziner aus der<br />

rund 20-köpfigen Kommission.<br />

Seit 2014 ist die Beratung durch eine<br />

Ethik-Kommission durch eine EU-Verordnung<br />

gesetzlich vorgeschrieben. Im<br />

Jahr 2000 wurden 197 Anträge vorgelegt,<br />

heute sind es rund 400 pro Jahr. „Doch<br />

nicht nur die Zahl der Anfragen hat zugenommen,<br />

die Studien sind zudem viel<br />

komplexer geworden“, so Dr. Skorsetz.<br />

Die Antragsteller kommen größtenteils,<br />

aber nicht nur aus dem Uniklinikum.<br />

Neben den Sportwissenschaftlern<br />

oder Ernährungswissenschaftlern der<br />

Universität stellen zum Beispiel auch<br />

Forscher der TU Ilmenau oder der Ernst-<br />

Abbe-Hochschule Jena Anträge. Viele<br />

tolle Forschungsvorhaben habe sie im<br />

Laufe der Zeit kennenlernen können, so<br />

Dr. Skorsetz. Darunter auch exotische –<br />

wie die Analyse der linguistischen und<br />

kulturellen Evolution auf Vanuatu, einem<br />

Inselstaat im Südpazifik. Die Forscher<br />

vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte<br />

benötigten das Okay der<br />

Ethik-Kommission, weil das Projekt auch<br />

genetische Untersuchungen umfasste.<br />

Ein breites Spektrum an Fachkenntnissen<br />

bringen die Mitglieder mit. „Wir sind<br />

ziemlich breit aufgestellt, es ist eine gute<br />

Mischung“, so Dr. Skorsetz. Bei zu speziellen<br />

Fragestellungen werden jedoch<br />

externe Gutachter hinzugeholt. Zwei<br />

Mal im Monat stehen Sitzungen an, zehn<br />

bis zwölf Anträge müssen die Mitglieder<br />

dann prüfen. Von den neun notwendigen<br />

Mitgliedern müssen stets fünf Ärzte sein.<br />

Anträge von Kollegen aus der eigenen<br />

Klinik dürfen sie nicht beurteilen. Die<br />

jeweilige Gruppe zusammenzustellen, ist<br />

nicht immer einfach, so Dr. Skorsetz. „Es<br />

ist grundsätzlich schwierig, Mitstreiter<br />

für diese Arbeit zu gewinnen.“ Mindestens<br />

zehn Jahre Berufserfahrung müssen<br />

die Mitglieder mitbringen, die sich<br />

für vier Jahre verpflichten. Sich mit den<br />

Anträgen zu befassen und die Sitzungen<br />

zu besuchen, ist Teil ihrer Dienstaufgabe.<br />

Ihre gewöhnliche Arbeit mit diesem Amt<br />

zu vereinen, klappt je nach Arbeitsplatz<br />

unterschiedlich gut. Wege zu finden, die<br />

Tätigkeit der Ethik-Kommission besser<br />

anzuerkennen, sei eines der Ziele für<br />

die Zukunft, so Dr. Skorsetz. Damit künftig<br />

mehr Interessierte diese wichtige<br />

und spannende Aufgabe übernehmen<br />

können.<br />

Anke Schleenvoigt<br />

KONTAKT<br />

Ethik-Kommission<br />

Foto: Schleenvoigt<br />

03641 9-39 11 91<br />

ethikkommission@med.uni-jena.de<br />

03 | 19<br />

31


FORSCHEN<br />

HEILEN<br />

Professor für Neurologie und Translationale Neurowissenschaften: Christian Geis. Foto: Szabó<br />

SCHILLING-PROFESSUR für Christian Geis<br />

Förderung für Professur und Forschungsgruppe an der Klinik für Neurologie<br />

Jede der etwa 100 Milliarden Nervenzellen, aus denen<br />

unser Nervensystem besteht, hat schätzungsweise 1000<br />

Verknüpfungen mit anderen Nerven- oder auch anderen<br />

Körperzellen. Erst diese Schaltstellen zwischen den Zellen,<br />

die Synapsen, machen das Nervensystem zu unserem<br />

universellen Zentralrechner. Entsprechend fatal können<br />

sich Krankheitsprozesse auswirken, die die Bildung oder<br />

Funktion von Synapsen beeinträchtigen. Eine Vielzahl neurologischer<br />

und auch psychiatrischer Erkrankungen gehört<br />

dazu. „Unser Augenmerk liegt auf den Synaptopathien, die<br />

durch Entzündungsprozesse verursacht werden“, so Prof.<br />

Dr. Christian Geis, der jetzt zum Professor für Neurologie<br />

und Translationale Neurowissenschaften am <strong>UKJ</strong> ernannt<br />

wurde. Die Hermann und Lilly Schilling-Stiftung fördert die<br />

Professur und die zugehörige Arbeitsgruppe mit insgesamt<br />

drei Millionen Euro in den kommenden acht Jahren.<br />

Ein Forschungsschwerpunkt von Christian Geis sind<br />

autoimmun-bedingte Gehirnentzündungen, die sich u.a.<br />

mit psychotischen Symptomen, Epilepsie und Gedächtnisstörungen<br />

manifestieren können und bei denen sich das<br />

Immunsystem gezielt gegen bestimmte Neurotransmitter-<br />

Rezeptoren an den Synapsen wendet. Zur Untersuchung<br />

der Rezeptorfunktionen setzt er dabei auch modernste<br />

Bildgebungs- und Messmethoden ein, wie höchstauflösende<br />

Fluoreszenzmikroskopie und elektrophysiologische<br />

Techniken. Zu entzündungsbedingten Schädigungen an<br />

Synapsen kommt es auch bei systemischen Erkrankungen<br />

wie einer Sepsis und bei Alterungs- und degenerativen Prozessen.<br />

Die Schilling-Forschungsgruppe wird im Labor die<br />

jeweiligen grundlegenden Mechanismen der synaptischen<br />

Störung analysieren.<br />

Überregionales Zentrum für Neuroimmunologie<br />

Die Ergebnisse sollen dann unmittelbar in die Entwicklung<br />

neuer Therapiestrategien und in klinische Studien münden.<br />

Dafür wird die Forschungsgruppe vom <strong>UKJ</strong> um Studien- und<br />

ärztliche Mitarbeiter ergänzt, so dass sie als neu gegründete<br />

Sektion für Translationale Neuroimmunologie in der Klinik<br />

für Neurologie in die Patientenversorgung eingebunden ist.<br />

Dazu wird eine tägliche Spezialambulanz für neuroimmunologische<br />

Erkrankungen eingerichtet. „Die Sektion ist einzigartig<br />

in Deutschland. Sie passt bestens in das wissenschaftliche<br />

Profil des Universitätsklinikums und soll für Thüringen und<br />

darüber hinaus ein überregionales Zentrum für Neuroimmunologie<br />

etablieren“, betont Prof. Dr. Otto W. Witte, Direktor der<br />

Klinik für Neurologie.<br />

Die Hermann und Lilly Schilling-Stiftung für Medizinische Forschung,<br />

die vom Stifterverband treuhänderisch verwaltet und<br />

vom Deutschen Stiftungszentrum betreut wird, fördert mit<br />

ihrem Programm Translationale Neurowissenschaften kliniknahe<br />

Grundlagenforschung an Universitätskliniken. Dadurch<br />

sollen die Möglichkeiten der wissenschaftlichen Arbeit ausgebaut<br />

und zur Anwendung gebracht werden. Aktuell fördert<br />

die Stiftung Schilling-Professuren und Sektionen an den<br />

Universitätskliniken in Göttingen, Hamburg, Rostock und Jena.<br />

Uta von der Gönna<br />

32 03 | 19


FORSCHEN<br />

Wie bleiben Patienten der Therapie treu?<br />

Forschergruppe analysiert Gründe und will Maßnahmen erarbeiten<br />

Entlassung folgt ein Telefoninterview.<br />

Zusammen mit umfangreichen krankheitsspezifischen<br />

Daten kann so das<br />

komplexe Phänomen der Non-Adhärenz<br />

besser verstanden werden.<br />

PD Dr. Tino Prell. Foto: Szabó<br />

Das Mittel vertrage ich nicht, ich weiß<br />

gar nicht, wozu die Salbe gut sein soll –<br />

aus den verschiedensten Gründen und<br />

erstaunlich oft können oder wollen sich<br />

Patienten nicht an die abgesprochenen<br />

Behandlungsmaßnahmen halten. Die<br />

Weltgesundheitsorganisation schätzt,<br />

dass nur etwa die Hälfte der chronisch<br />

kranken Patienten in Industrieländern<br />

die Therapieempfehlungen konsequent<br />

einhält. Dies ist besonders bei<br />

älteren Patienten, die wegen mehrerer<br />

Erkrankungen zahlreiche Medikamente<br />

bekommen, ein großes Versorgungsproblem.<br />

Diese mangelnde Adhärenz, so<br />

die Fachbezeichnung für die Befolgung<br />

des Therapieplans, verursacht enorme<br />

Kosten und kann zu einer dramatischen<br />

Verschlechterung des Gesundheitszustandes<br />

oder gar zum Tode führen.<br />

In einem zweistufigen Forschungsprojekt<br />

untersucht eine Forschungsgruppe<br />

am <strong>UKJ</strong> jetzt allgemeine und krankheitsspezifische<br />

Faktoren, die zu einer<br />

Abweichung vom Therapieplan führen,<br />

und welche Maßnahmen die Adhärenz<br />

verbessern können. Die vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

geförderte Nachwuchsgruppe an der<br />

Klinik für Neurologie leitet PD Dr. Tino<br />

Prell: „Für die wachsende Gruppe der<br />

geriatrischen Patienten mit einer neurologischen<br />

Grunderkrankung wie Parkinson,<br />

Schlaganfall oder einer Demenz<br />

liegen bislang kaum umfangreiche<br />

Daten zur Adhärenz vor. Deshalb bitten<br />

wir diese Patienten auf unserer Station<br />

zunächst, an einer umfassenden Beobachtungsstudie<br />

teilzunehmen.“ Dazu<br />

werden die Patienten während des<br />

stationären Aufenthalts nach persönlichen<br />

Gründen für das Nichteinhalten<br />

von Therapieempfehlungen, das als<br />

Non-Adhärenz bezeichnet wird, befragt.<br />

Einen Monat und ein Jahr nach der<br />

Basierend auf diesen Daten sollen im<br />

zweiten Abschnitt des Projekts Maßnahmen<br />

entwickelt werden, die die<br />

Therapietreue verbessern können.<br />

Anschließend soll die Wirksamkeit dieser<br />

Maßnahmen in einer kontrollierten<br />

Interventionsstudie überprüft werden.<br />

Dafür setzen die Jenaer Neurologen<br />

auch auf die Unterstützung ihrer Kollegen<br />

in den Arztpraxen. Der Studienarzt<br />

kontaktiert die niedergelassenen Ärzte<br />

vor der Entlassung des Patienten, um<br />

dessen aktuelle Situation, das Therapiekonzept<br />

und eventuelle Probleme<br />

zu besprechen. So können die in der<br />

Klinik begonnenen Maßnahmen in der<br />

ambulanten Betreuung fortgesetzt werden.<br />

Nach zwölf Monaten erfragt das<br />

Studienteam dann wieder die Adhärenz<br />

und die Lebensqualität des Patienten.<br />

Insgesamt 1000 Patienten will die<br />

Gruppe in ihre Untersuchung aufnehmen,<br />

für die fünf Jahre veranschlagt<br />

sind. Ihr Ziel ist es, spezifische Interventionen<br />

zu etablieren, die die Adhärenz<br />

von neurogeriatrischen Patienten<br />

verbessert. Tino Prell: „Damit wollen<br />

wir dazu beitragen, die Lebensqualität<br />

dieser Patienten zu steigern, unnötige<br />

Krankenhauseinweisungen zu vermeiden,<br />

Pflegebedürftigkeit zu reduzieren<br />

und Kosten für das Gesundheitssystem<br />

zu senken.“<br />

KONTAKT<br />

Klinik für Neurologie<br />

Privatdozent. Dr. Tino Prell<br />

03641 9-32 34 21<br />

Tino.Prell@med.uni-jena.de<br />

Uta von der Gönna<br />

03 | 19<br />

33


FORSCHEN<br />

Erste Abschlüsse in Medizinischer Photonik<br />

15. Juli ist Bewerbungsschluss für das Wintersemester<br />

Gleich nach der Verteidigung ihrer<br />

Masterarbeit Anfang Mai ging es für<br />

Marta Maggioni auf Reisen. Die 26-Jährige<br />

Italienerin flog nach Kanada, um<br />

mit einem Posterbeitrag auf einer<br />

internationalen Konferenz die Ergebnisse<br />

ihrer Arbeit zu präsentieren.<br />

Diese fertigte sie in der Arbeitsgruppe<br />

Medizinische Physik am <strong>UKJ</strong> an und<br />

beschäftigte sich darin mit der Auswertung<br />

spezieller Magnetresonanz-<br />

Messungen mit ultrakurzen Echozeiten,<br />

die die Beurteilung von Sehnen<br />

und Bänder im Knie erlauben. Vor<br />

knapp drei Jahren kam Marta Maggioni<br />

mit einem Bachelorabschluss in Physik<br />

von Bologna nach Jena und gehörte<br />

zum ersten Jahrgang im neuen Masterstudiengang<br />

Medical Photonics.<br />

Dieser wird seit dem Wintersemester<br />

2016/17 von der Medizinischen, der<br />

Chemisch-Geowissenschaftlichen<br />

und der Physikalisch-Astronomischen<br />

Fakultät der Jenaer Universität<br />

gemeinsam angeboten. Mit dem<br />

Ziel, Nachwuchs für die Forschung<br />

und High-Tech-Entwicklung an der<br />

Nahtstelle von Optik und Lebenswissenschaften<br />

auszubilden, ist der englischsprachige<br />

Studiengang typisch für<br />

Jena, deutschlandweit einmalig und<br />

international ausgerichtet. Für Marta<br />

Maggioni hat das bestens geklappt, sie<br />

forscht weiter als Doktorandin bei den<br />

Medizinphysikern am <strong>UKJ</strong>.<br />

Neben Ellen Kwas, die künftig in einer<br />

Industrieforschungseinrichtung der<br />

Stadt arbeitet, gehören auch Martin<br />

Krause, EAH-Medizintechnik-Absolvent,<br />

sein Masterprojekt bearbeitete<br />

er am IPHT, und Reema Chowdhury zu<br />

den ersten Absolventen. Chowdhury<br />

kam mit einem ersten Abschluss in<br />

Biotechnologie aus Indien nach Jena<br />

und möchte gern in der Forschung<br />

bleiben.<br />

Ihre Kommilitonen schwitzen noch<br />

im Prüfungsstress und stehen kurz<br />

vor dem Abschluss, und auch der<br />

folgende Jahrgang hat schon mit den<br />

Abschlussarbeiten begonnen. Derzeit<br />

gut 40 Studierende hat das Masterprogramm<br />

insgesamt, darunter auch<br />

Mediziner, die es als Aufbaustudiengang<br />

absolvieren. „Wir freuen uns,<br />

dass unser anspruchsvolles Studiengangkonzept<br />

so gut angenommen wird<br />

und funktioniert. Unsere Absolventen<br />

sind bestens gerüstet für die Mitarbeit<br />

in interdisziplinären Forschungsvorhaben<br />

und anspruchsvollen Entwicklungsprojekten“,<br />

so der Leiter des Studiengangs,<br />

Prof. Dr. Christoph Biskup.<br />

Für das kommende Wintersemester<br />

sind schon über 30 Bewerbungen eingegangen,<br />

Bewerbungsschluss ist der<br />

15. Juli.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.medpho.uniklinikum-jena.de<br />

KONTAKT<br />

Uta von der Gönna<br />

AG Biomolekulare Photonik, <strong>UKJ</strong><br />

Prof. Dr. Christoph Biskup<br />

03641 9-39 78 00<br />

christoph.biskup@uni-jena.de<br />

Dr. Holger Babovsky<br />

Studiengangskoordinator<br />

03641 9-39 11 26<br />

holger.babovsky@uni-jena.de<br />

Marta Maggioni (li.) und Reema<br />

Chowdhury gehören zu den ersten<br />

Absolventen des Masterstudiengangs.<br />

Medical Photonics<br />

Zugangsvoraussetzungen: Erster<br />

Hochschulabschluss in Chemie,<br />

Physik, Biologie, Biochemie/Molekularbiologie,<br />

Humanmedizin mit<br />

mindestens „gut“<br />

Studiendauer: 4 Semester<br />

(Vollzeit)<br />

Studiengebühren: keine,<br />

Unterrichtssprache: Englisch<br />

Bewerbung: bis zum 15. Juli an<br />

das Master-Service-Zentrum<br />

der Friedrich-Schiller-<br />

Universität Jena:<br />

master@uni-jena.de<br />

34 03 | 19


LEHREN<br />

Netzwerkpartner in Klinik und Wissenschaft<br />

Prof. Nikolaus Gaßler ist neuer Pathologie-Professor<br />

„Ich bin nicht Pathologe geworden, sondern geblieben“,<br />

beschreibt Prof. Dr. Nikolaus Gaßler die Entscheidung für sein<br />

Fach. Gewebeuntersuchungen in der Augenmedizin und die<br />

Möglichkeit, den Patienten anhand dieser Untersuchungsergebnisse<br />

den Hergang und die Heilungsaussichten ihrer<br />

Erkrankung genau erläutern zu können, haben ihn als jungen<br />

Arzt im Praktikum fasziniert. Seit April hat der 50-Jährige die<br />

Professur für Pathologie an der Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena inne und leitet die Sektion für Pathologie am <strong>UKJ</strong>.<br />

Diagnostikplattform für klinische Dienstleistung<br />

Gerade in der interdisziplinären Tumordiagnostik wächst<br />

neben der mikroskopischen Beurteilung von Zellen und<br />

Geweben die Bedeutung der molekularpathologischen Diagnostik,<br />

die in den Proben nach Veränderungen charakteristischer<br />

Gene und Genprodukten fahndet. Dies ist die Grundlage<br />

für eine umfassende „morphomolekulare Diagnose“<br />

und sich dadurch ergebende individualisierte Therapiekonzepte.<br />

Zur Qualitätskontrolle klinischer Prozesse trägt das<br />

Tätigkeitsspektrum der Pathologie entscheidend bei. Unter<br />

anderem ist hier auch die Obduktionstätigkeit zu nennen.<br />

„Im Sinne einer zentralen klinischen Dienstleistung wollen<br />

wir die Abläufe der umfassenden diagnostischen Tätigkeit<br />

weiter optimieren und in Kooperation mit den Instituten für<br />

Humangenetik und Rechtsmedizin eine interdisziplinäre Diagnostikplattform<br />

aufbauen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die<br />

Weiterführung der Digitalisierung“, so der Pathologe.<br />

Sein Medizinstudium absolvierte Nikolaus Gaßler in Leipzig,<br />

wo er auch promoviert wurde. Anschließend forschte er als<br />

DFG-Stipendiat an der Universität Heidelberg und absolvierte<br />

die Facharztausbildung in der Pathologie. Für seine Habilitation<br />

erforschte und charakterisierte Gaßler ein Enzym, das<br />

im Dünndarm eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung langkettiger<br />

Fettsäuren spielt. 2005 folgte er dem Ruf auf eine<br />

Professur an das Universitätsklinikum der RWTH Aachen University.<br />

Parallel absolvierte er ein Fernstudium der Volkswirtschaftslehre<br />

und Geschichte. Zuletzt leitete er als Chefarzt<br />

das Institut für Pathologie am Klinikum Braunschweig.<br />

Prof. Nikolaus Gaßler. Foto: Szabó<br />

der Erforschung der Mechanismen von Entzündung und<br />

Tumorentstehung sowie in der Wechselbeziehung von Darmbakterien<br />

und menschlichem Organismus. Für diese Themen<br />

sieht er ideale Anknüpfungspunkte an die Jenaer Schwerpunkte<br />

Infektion und Altern, aber auch in der medizinischen<br />

Photonik. Dass das umfangreiche und lernintensive Fach<br />

bei den Studierenden nicht ganz so hoch im Kurs steht, tut<br />

dem Engagement des neuen Pathologieprofessors keinen<br />

Abbruch: „Die Studierenden lernen bei uns, warum und wie<br />

sich Zellen, Gewebe und Organe bei Krankheiten verändern.<br />

Es wird ihnen ein grundlegendes Krankheitsverständnis<br />

vermittelt, das letztlich unentbehrlich für ihre zukünftige<br />

ärztliche Tätigkeit ist.“<br />

Uta von der Gönna<br />

Partner in der translationalen Forschung<br />

Neben Untersuchungen zum Fettstoffwechsel liegen die<br />

wissenschaftlichen Schwerpunkte von Professor Gaßler in<br />

KONTAKT<br />

Sektion für Pathologie, Institut für Rechtsmedizin<br />

Universitätsklinikum Jena<br />

Prof. Dr. Nikolaus Gaßler (M.A.)<br />

03641 9-39 70 01<br />

Nikolaus.Gassler@med.uni-jena.de<br />

03 | 19<br />

35


LEHREN<br />

KUSCHELN ist die beste Medizin<br />

In der Teddybärenklinik versorgen<br />

Medizinstudenten Kuscheltiere<br />

In der<br />

Notaufnahme<br />

erzählen die Kinder,<br />

was ihrem<br />

Kuscheltier<br />

fehlt.<br />

Manchmal brauchen auch Teddybären ärztlichen<br />

Rat. Wenn ihnen das Bein weh tut. Oder wenn sie<br />

Husten oder Halsschmerzen haben. Vor allem die<br />

Kinder wollen wissen, wie es ihren Lieblingen geht.<br />

Herausfinden konnten sie das in der Teddybärenklinik<br />

in Lobeda. Die haben Helena Kindermann, Lisa Ney<br />

und Maximilian Wipplinger organisiert. Sie studieren<br />

Humanmedizin im zweiten Semester. Zusammen mit<br />

70 Helfern haben sie die Kuscheltiere von über 300<br />

Kindern zwischen drei und sieben Jahren versorgt.<br />

„Ziel ist es, Kindern die Angst vorm Arztbesuch zu<br />

nehmen“, erklärt Helena Kindermann. „Manchmal<br />

hat eben nicht nur der Teddy Husten, sondern<br />

auch das Kind. Wir wollen ihnen zeigen, dass die<br />

Untersuchungen nicht schlimm sind und dass es den<br />

Kuscheltieren bald besser geht.“<br />

(kbo)<br />

AUFNAHME<br />

Ist der<br />

Arm<br />

gebrochen?<br />

Hat die<br />

Katze<br />

Fieber?<br />

In den<br />

Untersuchungsräumen<br />

werden<br />

die Teddys<br />

abgehört,<br />

gemessen und<br />

gewogen.<br />

Reicht<br />

schon ein<br />

Hustensaft<br />

oder braucht<br />

es einen genaueren<br />

Blick in den<br />

Teddy?<br />

UNTERSUCHUNGSRÄUME<br />

Fotos: Schroll<br />

36 03 | 19


Röntgen<br />

tut gar nicht<br />

weh und geht<br />

ganz schnell.<br />

Und schwupps<br />

kommt<br />

ein Bild.<br />

RÖNTGEN<br />

Hat der<br />

Teddy etwa<br />

einen<br />

Schlüssel<br />

verschluckt?<br />

Erst die<br />

Keime<br />

wegwischen,<br />

dann operieren<br />

und das Bein<br />

bandagieren.<br />

Und dann<br />

kuscheln.<br />

Denn Kuscheln<br />

ist die beste<br />

Medizin.<br />

OP-TISCH<br />

In der<br />

Apotheke<br />

gibt‘s Hustenbonbons,<br />

Verbandmaterial<br />

….<br />

…und<br />

Quietscheentchen<br />

für tapfere<br />

Teddys und<br />

Teddybesitzer.<br />

APOTHEKE<br />

03 | 19<br />

37


HINTER DEN KULISSEN<br />

Fundus für Forschung und Fortschritt<br />

Ein Blick hinter die Kulissen der Integrierten Biobank am <strong>UKJ</strong><br />

Auffälligkeiten im Blutbild, Genveränderungen,<br />

spezifische Antikörper, Eiweiße<br />

oder Hormone – Krankheiten hinterlassen<br />

Spuren im Organismus. Fachleute<br />

sprechen von Biomarkern, die sich in<br />

gezielten Laboruntersuchungen von Blut,<br />

Urin oder Körpergewebe finden und messen<br />

lassen. Solche Tests sind nicht nur<br />

Teil der Diagnostik vieler akuter und chronischer<br />

Krankheiten zum Beispiel von<br />

Infektionen, Herzinfarkt, Stoffwechselerkrankungen<br />

oder Krebs. Auch die medizinische<br />

Forschung kommt ohne derartige<br />

Laboruntersuchungen nicht aus, wenn<br />

es darum geht, Krankheitsursachen zu<br />

erkennen oder neue Therapieansätze<br />

zu entwickeln. Wichtigste Voraussetzung<br />

für die Forscher ist dabei das Material:<br />

Blut, andere Körperflüssigkeiten oder<br />

aber Gewebeproben, zum Beispiel von<br />

Tumoren. Gesammelt und aufbewahrt<br />

wird dieses Biomaterial in hochspezialisierten<br />

Speichern, Biobanken genannt.<br />

Eine davon ist die Integrierte Biobank<br />

am <strong>UKJ</strong>. Entstanden für die Sammlung<br />

von Proben für das Kompetenznetz Sepsis<br />

und das Integrierte Forschungs- und<br />

Behandlungszentrum Sepsis und Sepsisfolgen<br />

am <strong>UKJ</strong>, ist sie im vergangenen Jahr<br />

erweitert und zur zentralen Forschungseinrichtung<br />

der Medizinischen Fakultät<br />

ausgebaut worden. Ein interdisziplinäres<br />

Team aus Ärzten, Naturwissenschaftlern,<br />

Informatikern und medizinischtechnischen<br />

Assistentinnen arbeitet hier<br />

erfolgreich zusammen.<br />

Das zentrale Laborgebäude am <strong>UKJ</strong>-<br />

Standort Jena-Lobeda: Privatdozent Dr. Dr.<br />

Michael Kiehntopf läuft die Treppe hinab<br />

ins Kellergeschoss. Hinter abgeschlossenen<br />

Glastüren summen große Ultratiefkühlschränke.<br />

In einem anderen Raum<br />

stehen mit flüssigem Stickstoff gefüllte<br />

Tanks, einem für die Aufbewahrung<br />

von Biomaterial gängigen Kühlmittel.<br />

„Dort lagern wichtige Bioproben bei<br />

sehr tiefen Temperaturen“, erklärt der<br />

Labormediziner, der die Biobank leitet.<br />

In kleinen, Gerüsten ähnelnden Boxen<br />

werden die Materialproben in diese<br />

Tanks eingehängt. Bei bis zu minus 150<br />

Grad Celsius tiefgekühlt, können sie so<br />

monatelang, teils über Jahre aufbewahrt<br />

werden. Ein Nachbarraum beherbergt die<br />

neueste Errungenschaft der Biobank: ein<br />

vollautomatisiertes, videoüberwachtes<br />

Minus-80-Grad-Tiefkühllager. Hinter<br />

einer Glasscheibe sind kleine Röhrchen<br />

zu erkennen, davor Trägerschalen mit<br />

wabenförmigen Aufsätzen. Blutproben<br />

werden hier maschinell pipettiert und<br />

zugeordnet. Die <strong>UKJ</strong>-eigene Rohrpostanlage,<br />

über die die Kliniken und Institute<br />

in Jena-Lobeda verbunden sind, spuckt<br />

das wertvolle Material direkt davor aus.<br />

Probenmaterial aus anderen deutschen<br />

Kliniken, das für sogenannte multizentrische<br />

– an mehreren Forschungseinrichtungen<br />

gleichzeitig laufende – Studien<br />

benötigt wird, kommt per Spezialtransport<br />

auf Trockeneis gebettet in die Jenaer<br />

Biobank. „Bis zu 1,5 Millionen Proben<br />

können hier allein im vollautomatisierten<br />

Probenlager gelagert werden“, erläutert<br />

Kiehntopf.<br />

Das Kühlsystem wird rund um die Uhr<br />

technisch überwacht. Denn schon eine<br />

kurzzeitige Unterbrechung der Kühlkette<br />

kann dazu führen, dass wertvolles Probenmaterial<br />

verdirbt – ein Super-GAU für<br />

laufende oder geplante Studien. Umso<br />

wichtiger sind standardisierte technische<br />

Abläufe, wie Kiehntopf erklärt: „Bei<br />

einer Störung springt sofort automatisch<br />

ein Ersatzaggregat an, und wenn dieses<br />

auch noch ausfallen sollte, dann wird mit<br />

flüssigem Stickstoff gekühlt, so dass die<br />

Kühlkette keinesfalls unterbrochen wird.“<br />

Strenge Standards gelten auch für die<br />

Gewinnung und Verarbeitung der eingelagerten<br />

Proben. „Um Untersuchungsergebnisse<br />

seriös vergleichen zu können, kommt<br />

es auf eine einheitliche Qualität von Probenentnahme<br />

und Verarbeitung an.“ Die<br />

Integrierte Biobank gehört zur German<br />

Biobank Alliance (GBA) einem Verbund<br />

von insgesamt elf führenden Biobanken<br />

in Deutschland, die sich besonders hohen<br />

Qualitätsstandards verschrieben haben.<br />

Doch wie kommt die Biobank überhaupt<br />

an die wichtigen Biomaterialien wie Blutoder<br />

Gewebeproben und unter welchen<br />

Voraussetzungen dürfen Wissenschaftler<br />

das Material nutzen? „Das geht nur mit<br />

der Hilfe und Unterstützung von Patienten<br />

oder gesunden Probanden, die sich<br />

freiwillig dazu bereit erklären, die Forschung<br />

zu unterstützen und Biomaterial<br />

zu Spenden“, betont der Wissenschaftler.<br />

Voraussetzung ist eine Einwilligungserklärung<br />

und die Genehmigung der Studie, für<br />

die das Material benötigt wird, durch die<br />

Ethik-Kommission des <strong>UKJ</strong>. Die Spender<br />

können ihre Zustimmung jederzeit ohne<br />

Angaben von Gründen widerrufen. Die Proben<br />

werden verschlüsselt gespeichert und<br />

gelagert, können aber über Scan-Codes<br />

jederzeit laufenden Forschungsvorhaben<br />

zugeordnet werden. Sie dürfen nur im<br />

Rahmen der jeweiligen Zweckbestimmung<br />

für die Forschung verwendet werden – und<br />

zwar ausschließlich von den dafür autorisierten<br />

Wissenschaftler.<br />

Probenspender leisten damit einen großen<br />

Beitrag für die Forschung“, betont Kiehntopf.<br />

„Wir sind den Spendern, die durch ihre<br />

Spende keinen persönlichen Vorteil haben,<br />

für die aber in der Regel entscheidend ist,<br />

dass sie damit die Forschung unterstützen<br />

können, sehr zu Dank verpflichtet.“<br />

Katrin Zeiß<br />

38 03 | 19


HINTER DEN KULISSEN<br />

1 2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1: Eine Mitarbeiterin am Herzstück der Biobank, dem vollautomatisierten -80°C Probenlager. 2: Einlagerung von Proben in flüssigen<br />

Stickstoff. 3: Das Team der IBBJ. 4: Alle Proben werden gescannt und automatisch mit ihrem Lagerort im Computersystem gespeichert.<br />

5: Die Biobank befindet sich im Gebäude F5 am Standort Lobeda. Fotos: Schroll<br />

03 | 19<br />

39


HINTER DEN KULISSEN<br />

Die Frau zwischen LÄCHELN UND LACHEN<br />

Assistenzärztin Aysun Tekbaş im Portrait<br />

Dr. Aysun Tekbaş ist angehende Viszeralchirurgin<br />

in der Klinik für Allgemein-,<br />

Viszeral- und Gefäßchirurgie am Uniklinikum<br />

Jena. Hier erlernt die gebürtige<br />

Westfälin tagtäglich das – wie sie es<br />

nennt – „künstlerische Handwerk der<br />

Chirurgie“ an Bauchorganen wie Dickdarm,<br />

Dünndarm oder Gallenblase. Die<br />

34-jährige Assistenzärztin fällt auf. Sie<br />

ist Muslima. Und sie trägt Kopftuch.<br />

Eine Seltenheit – nicht nur in der Klinik,<br />

sondern in Jena.<br />

„Als ich 2015 hierher kam, fühlte ich<br />

mich wie eine Außerirdische“, erinnert<br />

sie sich. „Ich war eine von sehr, sehr<br />

wenigen Frauen mit Kopftuch in der<br />

Stadt. Da war mir klar: Hier brauchen<br />

wir Aktivitäten! Wir als Muslime müssen<br />

mehr in die Öffentlichkeit.“ Gesagt,<br />

getan. In kurzer Zeit hat sie einiges auf<br />

die Beine gestellt – trotz ihres stressigen<br />

Berufs und mit viel Disziplin und Herzblut.<br />

Sie gestaltet den interreligiösen<br />

Dialog in Jena mit, veranstaltet einmal<br />

im Jahr ein Friedensgebet in Jena sowie<br />

eine interreligiöse Podiumsdiskussion in<br />

Erfurt mit und kümmert sich seit vielen<br />

Jahren um minderjährige Flüchtlinge.<br />

Dank ihres Einsatzes gibt es nun auf<br />

dem Nordfriedhof Jena eine muslimische<br />

Grabstätte. Sie hält Vorträge, lädt<br />

zum gemeinsamen Fastenbrechen ein.<br />

Und immer ist ihr Ziel: Aufklärung und<br />

gegenseitiges Verständnis. „Ich möchte<br />

einfach zum Frieden in der Gesellschaft<br />

beitragen“, erklärt Tekbaş. „Das klingt<br />

hochtrabend. Aber wenn ich wenigstens<br />

einen Menschen erreiche, reicht mir das<br />

schon.“<br />

Für gegenseitiges Verständnis<br />

Sicherlich hat sie weit mehr Menschen<br />

erreicht. Alleine am Uniklinikum hat<br />

ihr Engagement viel bewirkt. Denn im<br />

Umgang mit muslimischen Patienten<br />

kommen Fragen auf: Was essen sie? Wo<br />

40 03 | 19


HINTER DEN KULISSEN<br />

gegenüber“, berichtet Tekbaş. „Vegetarische Speisen und Fisch<br />

lassen sich zu Halal zusammenfassen. Eigentlich nur eine<br />

Formsache. Bisher hatte einfach keiner danach gefragt.“<br />

Aysun Tekbaş fällt aber nicht nur wegen ihres Kopftuchs auf.<br />

Sie fällt auf durch ihre fröhliche, ihre offene, ihre durch und<br />

durch optimistische Art mit dem Gesichtsausdruck zwischen<br />

Lächeln und Lachen. Ihre Patienten freuen sich sichtlich, wenn<br />

die Ärztin zur Visite kommt. „Ich gebe mir Mühe, auf die Patienten<br />

einzugehen, stelle Fragen, damit die Patienten tatsächlich<br />

ins Gespräch einbezogen werden. Und ich möchte mir so viel<br />

Zeit für die Visite nehmen, wie eben möglich ist“, sagt sie.<br />

Das ist oft schwierig, der Klinikalltag ist nicht vorhersehbar.<br />

Notfälle kommen, der OP ruft. „Und eigentlich ist der OP-Saal<br />

der Ort, an dem ich sein möchte“, so die angehende Chirurgin.<br />

Dennoch: Aus eigener Erfahrung als Patientin wisse sie, was<br />

die Visite für die Patienten bedeute. „Die Patienten verdienen<br />

es, dass ich ihnen erkläre, wie es um sie steht und wie es<br />

weitergeht.“<br />

Wäre sie nicht Chirurgin, wäre Aysun Tekbaş vermutlich<br />

Fremdsprachenkorrespondentin. Sie beherrscht sechs Sprachen.<br />

Damit unterstützt sie auch mal beim Übersetzen für Patienten.<br />

Fotos: Schroll<br />

können sie beten, wo trauern? Mehrmals im Jahr gibt sie für<br />

ihre Kollegen und künftig für Studenten das Seminar „Medizinethische<br />

Aspekte im Umgang mit muslimischen Patientinnen<br />

und Patienten“. Denn oft führen schon banale Dinge zu Missverständnissen.<br />

„Zum Beispiel empfinden es manche Schwestern<br />

als respektlos, wenn ein muslimischer Mann ihnen zur<br />

Begrüßung nicht die Hand reicht“, erklärt die Muslima. „Dabei<br />

ist das in unserem Glauben eben gerade eine Respektsbekundung<br />

gegenüber dem Körper der Frau, ihn nicht zu berühren.“<br />

Mit der Seelsorge am <strong>UKJ</strong> hat sie sich zusammengesetzt, damit<br />

Muslime für die Seelsorge einen festen Ansprechpartner<br />

haben. Der findet sich genauso in der offiziellen Broschüre<br />

wie der explizite Hinweis, dass Muslime in der Kapelle beten<br />

können. Und bald wird es am <strong>UKJ</strong> als Essensoption für Muslime<br />

„Halal“ geben. „Das Küchenpersonal steht dem sehr offen<br />

Alltagsrassismus kommt vor<br />

Ab und zu kommt es auch zu unerfreulichen Dialogen – und<br />

dabei geht es nicht um die Krankheitsbilder der Patienten.<br />

„Alltagsrassismus gibt es schon“, berichtet sie. Sätze wie „Sie<br />

sprechen aber gut Deutsch“ oder „Woher kommen Sie?“ fallen.<br />

„Ich weiß zwar, dass viele es nicht böse meinen, aber ich frage<br />

mich schon: Warum könnt ihr euch nicht vorstellen, dass eine<br />

Frau mit Kopftuch Deutsche ist – und Chirurgin?“<br />

Und manche gehen noch weiter. Zu weit. Nachdem sie beispielsweise<br />

einem Patienten nicht einfach auf dessen Geheiß<br />

hin den Katheter entfernte und erst einmal seine Werte<br />

kontrollierte, sagte er zu ihr: „Bei sich zuhause können Sie<br />

so nicht mit einem Mann umgehen!“ Vor dem Patienten blieb<br />

sie ruhig und gefasst. Aus dem Zimmer heraus überkam es<br />

sie. Das blieb nicht unbemerkt. Eine ihrer Kolleginnen sagte<br />

dem Patienten, dass er so nicht mit Aysun Tekbaş sprechen<br />

könne. Diese Zivilcourage beeindruckte sie: „Es hat mir so viel<br />

gegeben, dass meine Kollegin sich dafür eingesetzt hat, damit<br />

ich mich gut aufgehoben fühle.“ Offensichtlich hat sie mehr<br />

als einen Menschen mit ihrer Botschaft erreicht.<br />

Katrin Bogner<br />

03 | 19<br />

41


KURZ UND KNAPP<br />

„Premium“ Familiensiegel<br />

Krebs leicht erklärt<br />

Die Diagnose Krebs stellt für viele Betroffene und ihre<br />

Angehörigen einen tiefen Einschnitt im Leben dar. Sie<br />

suchen Ärzte und Beratungsstellen auf, um sich über<br />

das Krankheitsbild und die Heilungschancen zu informieren.<br />

Doch komplizierte medizinische Fachbegriffe<br />

erschweren vor allem Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

zu verstehen, was mit dem Körper bei Krebs passiert.<br />

Das ändert sich nun: Mit dem Onkologieführer in Leichter<br />

Sprache. In einem inklusiven Projekt der Staatlichen<br />

Berufsbildenden Schule für Gesundheit und Soziales<br />

Jena (SBBS), der Saale Betreuungswerk der Lebenshilfe<br />

Jena gGmbH, der Thüringischen Krebsgesellschaft e.V.<br />

und des <strong>UKJ</strong> haben Menschen mit und ohne Beeinträchtigung<br />

gemeinsam die Broschüre in der gut verständlichen<br />

Ausdrucksweise, der sogenannten Leichten<br />

Sprache, erarbeitet. Diese Broschüre setzt die Reihe der<br />

inklusiven Klinikführer am <strong>UKJ</strong> fort: Im Mai 2016 präsentierten<br />

die Projektpartner den ersten Klinikführer in<br />

Leichter Sprache für den Bereich Radiologie.<br />

„Inklusive Projekte wie die Klinikführer sind wichtig,<br />

damit jeder Mensch vollständig und uneingeschränkt<br />

am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Denn: alle<br />

Menschen, ob ohne oder mit Beeinträchtigung, sind<br />

einzigartig und sollten mit Respekt behandelt werden“,<br />

so Grit Kersten, Geschäftsführerin des Saale Betreuungswerks<br />

der Lebenshilfe Jena gGmbH. Die Broschüre<br />

richtet sich mit ihrer einfachen Ausdrucksweise, großer<br />

Schrift und großem Zeilenabstand sowie zahlreichen<br />

anschaulichen Grafiken nicht nur an Menschen mit<br />

geistigen Behinderungen oder Lernschwierigkeiten,<br />

sondern auch an ältere Personen oder Menschen, deren<br />

Muttersprache nicht Deutsch ist.<br />

Der Onkologieführer kann kostenlos in gedruckter Form<br />

bestellt werden: Einfach per Mail an presse@med.<br />

uni-jena.de oder per Telefon unter der Rufnummer:<br />

03641 9-391183. (boe)<br />

Das <strong>UKJ</strong> ist wieder mit dem „Familiensiegel“ ausgezeichnet<br />

worden. Weil es nach 2012 und 2014 bereits die dritte<br />

Auszeichnung für das <strong>UKJ</strong> ist, konnte Dr. Susann Rochler,<br />

Koordinatorin der Stabsstelle Personal- und Organisationsentwicklung,<br />

das Familiensiegel „Premium“ entgegennehmen.<br />

Zu den Angeboten zählt beispielsweise, dass am<br />

Standort Lobeda Kinder zwischen 18 und 20 Uhr betreut<br />

werden, wenn Mitarbeiter und Studierende Veranstaltungen<br />

und Vorlesungen wahrnehmen müssen. Auch für<br />

dienstlich veranlasste Notfälle gibt es eine kostenfreie<br />

Kinderbetreuung. Bei akuten Betreuungsengpässen<br />

können Eltern auf Kinderrucksäcke zurückgreifen. Diese<br />

können ausgeliehen werden und enthalten jede Menge<br />

Spielzeug, mit dem sich<br />

die Kinder im Büro der<br />

Eltern beschäftigen können.<br />

Das Jenaer Familiensiegel<br />

wird seit 2012<br />

vom Jenaer Bündnis für<br />

Familie, dem Förderkreis<br />

Familienfreundliches<br />

Jena e.V. und der Wirtschaftsförderung<br />

Jena<br />

verliehen, um Unternehmen<br />

auszuzeichnen,<br />

die sich in besonderem<br />

Maße für familienfreundliche<br />

Arbeitsbedingungen<br />

einsetzen. (as)<br />

AG Springerpool gegründet<br />

Am <strong>UKJ</strong> wurde die Gründung einer Arbeitsgruppe der<br />

universitären Springerpools initiiert. Dies ist eines der<br />

Ergebnisse des Mitteldeutschen Springerpool-Symposiums,<br />

das im Frühjahr in Jena seine Premiere hatte.<br />

94 Teilnehmer vom Verband der Universitätsklinika<br />

Deutschlands und kleinerer Krankenhäuser waren der<br />

Einladung gefolgt, um über Zukunftsvisionen, tragfähige<br />

Poolstrukturen, Anforderungskriterien und spezielle<br />

Softwarelösungen zu diskutieren. Das erste Treffen<br />

der AG ist für den Herbst <strong>2019</strong> geplant. Im Frühjahr 2020<br />

wird das nächste Springerpool-Symposium stattfinden<br />

– dann am Uniklinikum in Hamburg-Eppendorf. (as)<br />

42 03 | 19


Thalia feiert 100 Jahre<br />

Buchliebe.<br />

<strong>UKJ</strong> steigert sich bei<br />

Focus-Ärzteliste<br />

Deutschlands beste Mediziner arbeiten am <strong>UKJ</strong>: Das<br />

zeigt die Sonderausgabe des Nachrichtenmagazins<br />

„Focus Gesundheit“ mit der Ärzteliste <strong>2019</strong>. Insgesamt<br />

30 Empfehlungen erhält die Uniklinik in Jena. Damit<br />

ist das <strong>UKJ</strong> auch in der diesjährigen Ausgabe das<br />

Krankenhaus in Thüringen mit den meisten Empfehlungen<br />

von Akutgeriatrie bis Wirbelsäulenchirurgie.<br />

Im Vergleich zur Ärzteliste 2018 hat das Jenaer Klinikums<br />

sogar um weitere sehr gute Bewertungen zugelegt:<br />

Nun sind <strong>UKJ</strong>-Experten auch in den Kategorien<br />

Akutgeriatrie, Infektiologie, Implantologie, Gallenblasen-<br />

und Gallenwegs-Chirurgie, Fettstoffwechsel,<br />

Diabetes bei Kindern sowie Kinderzahnheilkunde<br />

aufgeführt.<br />

Feiern Sie mit uns<br />

und lassen Sie sich für<br />

das Lesen begeistern!<br />

Laut Focus spielen für die Bewertung der Mediziner<br />

vor allem die Einschätzung von Fachkollegen, niedergelassenen<br />

Ärzten, Patienten und Selbsthilfegruppen<br />

eine wichtige Rolle. Zusätzlich fließen die Zahl der veröffentlichten<br />

Fachbeiträge, Studien und Zertifikate in<br />

die Bewertung ein, die gemeinsam mit dem Münchner<br />

Rechercheinstitut Munich Inquire Media erstellt wird.<br />

Seit 1993 ist die Focus Ärzteliste eine wichtige Orientierungshilfe<br />

für Patienten.<br />

(boe)<br />

Foto: Schroll<br />

Jenaer Universitätsbuchhandlung Thalia<br />

»Neue Mitte Jena«<br />

Leutragraben 1 · 07743 Jena<br />

Tel. 03641 4546-0<br />

03 | 19<br />

43


KURZ UND KNAPP<br />

Ausgezeichnete Biologin<br />

Die Biologin Diane Penndorf forscht seit drei Jahren in<br />

der Arbeitsgruppe Neurodegeneration von Dr. Alexandra<br />

Kretz, Fachärztin in der Klinik für Neurologie. Die Wissenschaftler<br />

untersuchen, wie sich der Proteinstoffwechsel<br />

von Nervenzellen bei Alterungs- und Degenerationsprozessen<br />

ändert. Dabei konnte die Doktorandin ein Protein<br />

identifizieren, das die Maschinerie von Zellwachstum<br />

und Zellteilung, die bei Nervenzellen eigentlich auf Eis<br />

liegt, fehlerhaft wieder in Gang setzt und damit letztlich<br />

zum Absterben der Nervenzelle führt. Dieser Prozess ließ<br />

sich sowohl bei der normalen Alterung als auch in einem<br />

Modell der Amyotrophen Lateralsklerose beobachten.<br />

Ihre Ergebnisse stellte Diane Penndorf jetzt auf dem<br />

renommierten Workshop der Europäischen Fachgesellschaft<br />

für Molekularbiologie, EMBO, in Tel Aviv vor.<br />

Für die Teilnahme an der Tagung in Israel erhielt sie<br />

ein Reisestipendium und war als eine von nur zwei<br />

Nachwuchswissenschaftlern zum Vortrag eingeladen<br />

worden. „Es war beeindruckend, international führende<br />

Wissenschaftler des Fachgebietes kennenzulernen und<br />

im Gespräch einen Einblick in die Arbeit anderer Forschungsgruppen<br />

zu erhalten, der viel intensiver ist als<br />

das Lesen der Fachartikel“, so Diane Penndorf. (vdg)<br />

Stipendium zur Promotion<br />

22 Studierende erhalten im Sommersemester <strong>2019</strong><br />

ein Stipendium, um sich in dieser Zeit der Anfertigung<br />

ihrer Dissertation widmen zu können. Die Stipendien<br />

werden vom Interdisziplinären Zentrum für Klinische<br />

Forschung, vom Else-Kröner-Promotionskolleg und<br />

vom Zentrum für Sepsis und Sepsisfolgen gefördert.<br />

Beste Nachwuchswissenschaftler<br />

Alena Gschwind, Maximilian Bley, Pirmin Killinger und<br />

Julia Friederike Fritsch sind die Preisträger des 16.<br />

Nachwuchswettbewerbs im Forschungszentrum am<br />

<strong>UKJ</strong>. Im traditionell von den Masterstudenten und<br />

Doktoranden der klinisch-experimentellen Arbeitsgruppen<br />

gestalteten Symposium konnten sie mit ihren<br />

Vorträgen und Postern die Fachjury überzeugen. Insgesamt<br />

beteiligten sich 32 Nachwuchswissenschaftler<br />

am Wettbewerb mit der Präsentation der Ergebnisse<br />

ihrer wissenschaftlichen Arbeit und stellten ihre<br />

Diskussionsfertigkeit mit Kollegen aus anderen Fachrichtungen<br />

und Themengebieten unter Beweis. „Die<br />

Veranstaltung gibt die Möglichkeit, sowohl eigene<br />

Ergebnisse vorzutragen und zu verteidigen, als auch<br />

über den Tellerrand zu blicken und den interdisziplinären<br />

Austausch zu pflegen“, so die Koordinatorin des<br />

Forschungszentrums in Lobeda, Dr. Katrin Hoffmann.<br />

Die Jurymitglieder Jutta Bleidorn, Professorin für Allgemeinmedizin,<br />

der Fachbereichsleiter Gynäkologische<br />

Molekularbiologie Professor Matthias Dürst und der<br />

forensische Toxikologe PD Dr. Frank Peters hatten keine<br />

leichte Entscheidung. Den ersten Vortragspreis vergab<br />

die Jury an Alena Gschwind, die in der Onkologischen<br />

Forschungsgruppe der Kinderklinik den Lebenszyklus<br />

von Leukämiezellen erforscht. Für seinen Vortrag über<br />

die Regulation bestimmter Immunzellen nach Verletzungen<br />

erhielt Maximilian Bley aus der Forschergruppe<br />

der Herz- und Thoraxchirurgie einen zweiten Preis. Als<br />

beste Poster wurden die Beiträge von Pirmin Killinger<br />

aus der Arbeitsgruppe Hämatologie und Internistische<br />

Onkologie und Julia Friederike Fritsch aus der<br />

Forschergruppe Gynäkologische Molekularbiologie<br />

ausgezeichnet.<br />

(vdg)<br />

44 03 | 19


KURZ UND KNAPP<br />

Was ist das?<br />

Erkennen Sie, was auf diesem Foto<br />

zu sehen ist?<br />

Schreiben Sie uns Ihre Antwort (unbedingt<br />

mit Angabe Ihrer Postadresse) bis<br />

zum 1. September <strong>2019</strong> an die Redaktion<br />

<strong>Klinikmagazin</strong>, Bachstraße 18,<br />

07743 Jena oder per Mail an presse@<br />

med.uni-jena.de. Unter den Einsendern<br />

mit der richtigen Antwort verlosen<br />

wir unter Ausschluss des Rechtswegs<br />

einen Büchergutschein im Wert von<br />

40 Euro sowie drei Büchergutscheine<br />

im Wert von je zehn Euro, die von<br />

der Jenaer Universitätsbuchhandlung<br />

gesponsert werden.<br />

Auflösung<br />

In Heft 131 suchten wir:<br />

Petrischalen<br />

Gewinner des 40-Euro-Gutscheins:<br />

Kerstin Bohring<br />

Gewinner der 10-Euro-Gutscheine:<br />

Dieter Wilhelm, Elisa Hanemann,<br />

Steffen Riechmann<br />

Foto: Schroll<br />

Impressum<br />

Ausgabe: 3|<strong>2019</strong>, Nummer 132<br />

Herausgeber:<br />

V.i.S.d.P.:<br />

Redaktionsleitung:<br />

Redaktionsteam:<br />

Layout:<br />

Druck:<br />

Auflage:<br />

Universitätsklinikum Jena | Bachstraße 18 | 07743 Jena<br />

<strong>UKJ</strong> Förderverein | Am Klinikum1 | 07747 Jena<br />

Annett Lott, Stabsstelle Unternehmenskommunikation<br />

Anke Schleenvoigt<br />

Katrin Bogner (kbo), Anne Curth (boe), Dr. Uta von der Gönna (vdG), Annett Lott (ane),<br />

Anke Schleenvoigt (as), Katrin Zeiß (zei)<br />

Klinisches Medienzentrum des Universitätsklinikums Jena<br />

Druckhaus Gera<br />

8 000 Exemplare<br />

Erscheinungsweise: 4 Ausgaben pro Jahr / Die nächste Ausgabe erscheint im Oktober <strong>2019</strong><br />

Kontakt:<br />

Tel.: 03641 9-39 11 81, E-Mail: presse@med.uni-jena.de<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird keine Gewähr übernommen.<br />

Nachdruck von Inhalten nur mit Genehmigung der Unternehmenskommunikation des Universitätsklinikums Jena (<strong>UKJ</strong>) gestattet.<br />

03 | 19<br />

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TERMINE & KONTAKTE<br />

Veranstaltungen Juli bis September <strong>2019</strong><br />

17.7.<strong>2019</strong><br />

16 Uhr Neue Hüfte, neues Knie?<br />

Endlich wieder schmerzfrei<br />

bewegen – das wünschen sich<br />

zahlreiche Betroffene, die unter<br />

chronischen Schmerzen an Hüfte<br />

oder Knie leiden. Ein Weg zu<br />

diesem Ziel ist der Gelenkersatz,<br />

medizinisch: Endoprothetik. Die<br />

Spezialisten des EndoProthetik-<br />

Zentrums am <strong>UKJ</strong> informieren<br />

in einer Patientenveranstaltung<br />

über ihr Behandlungsspektrum<br />

vom Teil- bis zum<br />

Voll-Gelenkersatz.<br />

Die Teilnahme ist kostenfrei, eine<br />

Anmeldung ist nicht notwendig.<br />

Klinikum Lobeda<br />

Am Klinikum 1<br />

07747 Jena<br />

Seminarraum 3<br />

Gebäude A<br />

05.08.<strong>2019</strong><br />

18 Uhr Infoabend: Unerfüllter<br />

Kinderwunsch<br />

Nicht immer klappt es mit der<br />

Schwangerschaft ohne Hilfe.<br />

Medizinisch unterstützt das<br />

Team im Kinderwunschzentrum<br />

mit allen Möglichkeiten der<br />

modernen Reproduktionsmedizin.<br />

Und auch finanziell gibt<br />

es Fördermöglichkeiten, seit<br />

diesem Jahre auch für unverheiratete<br />

Paare. Das Team des<br />

Kinderwunschzentrums lädt alle<br />

Interessierten, die Fragen zu den<br />

Themen „Ursachen für unerfüllten<br />

Kinderwunsch, Diagnostik,<br />

Behandlungsmöglichkeiten und<br />

Kosten" haben zu einem Infoabend<br />

ein. Auch ein Rundgang<br />

durch das Zentrum ist möglich.<br />

Voranmeldung ist möglich unter:<br />

kinderwunsch@med.uni-jena.de<br />

Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde<br />

und Fortpflanzungsmedizin<br />

Am Klinikum 1<br />

07747 Jena<br />

Gebäude E<br />

Ebene 1<br />

Seminarraum 8<br />

28.08.<strong>2019</strong><br />

19 Uhr Jenaer Abendvorlesung:<br />

Multitalent Leber<br />

Im Anschluss an den Vortrag<br />

gibt es die Möglichkeit Fragen zu<br />

stellen und mit den Referenten<br />

ins Gespräch zu kommen. Die<br />

Teilnahme ist kostenfrei, eine<br />

Anmeldung ist nicht notwendig.<br />

Hörsaal 1<br />

Klinikum Lobeda<br />

Am Klinikum 1, 07747 Jena<br />

Referent:<br />

Dr. Andreas Stallmach<br />

Direktor der Klinik für Innere<br />

Medizin IV<br />

02.09.<strong>2019</strong><br />

18 Uhr Infoabend: Unerfüllter<br />

Kinderwunsch<br />

Voranmeldung ist möglich unter:<br />

kinderwunsch@med.uni-jena.de<br />

Klinik und Poliklinik für<br />

Frauenheilkunde und<br />

Fortpflanzungsmedizin<br />

Am Klinikum 1, 07747 Jena<br />

Gebäude E, Ebene 1<br />

Seminarraum 8<br />

04.09.<strong>2019</strong><br />

16 Uhr Neue Hüfte, neues Knie?<br />

Endlich wieder schmerzfrei<br />

bewegen – das wünschen sich<br />

zahlreiche Betroffene, die unter<br />

chronischen Schmerzen an<br />

Hüfte oder Knie leiden. Ein<br />

Weg zu diesem Ziel ist der<br />

Gelenkersatz, medizinisch:<br />

Endoprothetik. Die Spezialisten<br />

des EndoProthetikZentrums<br />

am <strong>UKJ</strong> informieren in einer<br />

Patientenveranstaltung über ihr<br />

Behandlungsspektrum vom Teilbis<br />

zum Voll-Gelenkersatz.<br />

Die Teilnahme ist kostenfrei, eine<br />

Anmeldung ist nicht notwendig.<br />

Klinikum Lobeda<br />

Am Klinikum 1, 07747 Jena<br />

Seminarraum 3<br />

Gebäude A<br />

07.09.<strong>2019</strong><br />

14.45 Uhr<br />

Patientenforum: Myelomtag<br />

Ein Forum für Betroffene,<br />

Angehörige und Interessierte.<br />

Friedrich-Schiller-Universität,<br />

Universitätshauptgebäude,<br />

Fürstengraben 1<br />

07737 Jena<br />

12.09.<strong>2019</strong><br />

18 Uhr Patientenforum:<br />

Was ist Tiefenpsychologische<br />

Psychotherapie?<br />

Einmal im Monat lädt die Klinik<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

mit der Reihe „Patientenforum“<br />

Interessierte zu Vorträgen<br />

zu unterschiedlichen Aspekten<br />

der psychischen Gesundheit ein.<br />

Hörsaal der Klinik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie<br />

Philosophenweg 3<br />

07743 Jena<br />

Referenten:<br />

Dr. Susanne Mohr,<br />

Dr. Anna Hauswedell<br />

25.09.<strong>2019</strong><br />

19 Uhr Jenaer Abendvorlesung: Nutzen<br />

und Risiken von Narkosen<br />

Im Anschluss an den Vortrag<br />

gibt es die Möglichkeit Fragen zu<br />

stellen und mit den Referenten<br />

ins Gespräch zu kommen. Die<br />

Teilnahme ist kostenfrei, eine<br />

Anmeldung ist nicht notwendig.<br />

Hörsaal 1<br />

Klinikum Lobeda<br />

Am Klinikum 1<br />

07747 Jena<br />

Referent:<br />

Prof. Dr. Michael Bauer<br />

Direktor der Klinik für<br />

Anästhesiologie und<br />

Intensivmedizin<br />

bei Redaktionsschluss<br />

vorliegende Termine,<br />

Änderungen vorbehalten<br />

46 03 | 19


TERMINE & KONTAKTE<br />

Wegweiser für Patienten<br />

ZENTRALE<br />

RUFNUMMERN<br />

KLINIK-<br />

SOZIALDIENST<br />

KLINIK-<br />

SEELSORGE<br />

Zentrale Klinikum<br />

Tel.: 03641 9-300<br />

Empfang Haupteingang<br />

Tel.: 03641 9-32 08 50<br />

Empfang Haus E<br />

Tel.: 03641 9-32 80 20<br />

Beratung u.a. zu Anschlussheilbehandlung<br />

und Rehabilitation,<br />

häuslicher Krankenpflege, Pflegestufen,<br />

Schwerbehindertenausweis;<br />

pychosoziale Beratung<br />

Kontakt:<br />

Alexander Benthin (komm. Leiter)<br />

Tel.: 03641 9-39 51 60<br />

alexander.benthin@med.uni-jena.de<br />

EVANGELISCHE KLINIKSEELSORGE:<br />

Pfarrer Heinz Bächer<br />

Tel.: 0151-17 10 14 92<br />

Seelsorgerin Babet Lehmann<br />

Tel.: 0151-17 10 14 93<br />

KATHOLISCHE KLINIKSEELSORGE:<br />

Pfarrer Michael Ipolt<br />

Tel.: 0151-17 10 54 60<br />

FÖRDERVEREIN<br />

WIR FÖRDERN PROJEKTE<br />

für Patienten und Mitarbeiter – in<br />

Forschung und Lehre – zur Vernetzung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Spendenkonto:<br />

Sparkasse Jena-Saale-Holzland<br />

IBAN: DE89830530300000028010<br />

BIC: HELADEF1JEN<br />

Vorsitzender:<br />

PD Dr. Dr. Michael Kiehntopf<br />

foerderverein@med.uni-jena.de<br />

Tel.: 03641 9-32 50 01<br />

BESUCHSDIENST<br />

DER<br />

KLINIKSEELSORGE<br />

Die ehrenamtlich Tätigen nehmen<br />

sich Zeit zum Zuhören, Plaudern,<br />

Spielen, Vorlesen & erledigen<br />

kleine Besorgungen.<br />

Kontakt:<br />

Babet Lehmann<br />

Tel.: 0151 17 10 14 93<br />

PATIENTENFÜR-<br />

SPRECHERINNEN<br />

Ansprechpartner für Anregungen<br />

und Beschwerden von Patienten<br />

KLINIKUM LOBEDA, Mitarbeiterservice<br />

in der Magistrale<br />

Christine Börner | 0170-45 89 890<br />

Maria Lasch | 0151-12 211 605<br />

Sprechzeit: Mi. 13.30 – 15.00 Uhr<br />

Klinik für Psychiatrie<br />

Dr. Edgar Becker<br />

Antje Standau-Gröschner<br />

Kontakt über Tel. 03641 9-390101<br />

KLINISCHES<br />

ETHIKKOMITEE<br />

Beratung und Hilfestellung<br />

für Patienten, Angehörige und<br />

medizinisches Personal bei<br />

ethischen Konflikten in Therapie<br />

und Pflege<br />

Kontakt:<br />

Dr. Ulrike Skorsetz<br />

(Leiterin Geschäftsstelle)<br />

Tel.: 03641 9-33 775<br />

Mobil: 0151-16 35 93 41<br />

ulrike.skorsetz@med.uni-jena.de<br />

CAFETERIA<br />

Cafeteria Klinikum Lobeda<br />

„SCHNAPPHANS“<br />

Mo bis Fr: 8.00 bis 10.30 Uhr und<br />

11.00 bis 16.30 Uhr<br />

(Mittagstisch von 11.00 bis 15.30<br />

Uhr)<br />

Cafeteria Klinikum Lobeda<br />

„HANFRIED“<br />

Mo bis Fr: 10.30 bis 16.30 Uhr und<br />

17.00 bis 20.00 Uhr<br />

Sa bis So: 12.00 bis 16.30 Uhr<br />

PATIENTEN-<br />

BIBLIOTHEK<br />

KLINIKUM LOBEDA<br />

Erdgeschoss der Magistrale<br />

(bei Gebäudeteil B4):<br />

Mo – Fr: 10.00 – 13.00 und<br />

14.00 – 17.00 Uhr<br />

03 | 19<br />

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Wir küssen<br />

nicht wach,<br />

sondern wecken<br />

sanft auf!<br />

Erwecke Dornröschen:<br />

Komm zu uns als<br />

ANÄSTHESIST!<br />

DARUM ZU UNS:<br />

• Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

• Abwechslungsreiche und anspruchsvolle Tätigkeit<br />

• Motiviertes Team, interdisziplinäres Arbeiten<br />

• Internationale Forschungsprojekte<br />

• Zulage für Intensivmediziner<br />

Bewerbung@med.uni-jena.de | www.uniklinikum-jena.de/Stellenangebote

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