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104. Auktion - Einzellose

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Baden 1863: Ein Viererblock für Notar „Z. in Z.“!<br />

Der Kauf eines teuren Sportwagens, die Übertragung eines Wertpapierdepots oder der Abschluss einer<br />

Lebensversicherung bedürfen sämtlich keiner notariellen Beurkundung, egal um welche Summen<br />

es dabei geht. Doch beim Verkauf des kleinsten Ackers läuft ohne Einbeziehung eines Notars gar<br />

nichts, denn das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch von 1896 (Inkrafttreten zum 1.1.1900) ist noch dem<br />

Denken verhaftet, dass Grund und Boden das wichtigste und wertvollste Gut darstellen und deshalb<br />

dessen Übertragung in die Hände eines Notars gelegt werden muss. Doch wurde und wird der Notar<br />

auch häufig für Beglaubigungen, Legitimationen oder als Treuhänder eingeschaltet, auch im Verkehr<br />

mit dem Ausland, was wohl der Hintergrund des nachstehenden Badenbriefs aus dem Jahre 1863 war:<br />

Die hellblaugraue Faltbriefhülle (der eingelegte Brief ist nicht mehr vorhanden) stammt von der Firma<br />

Johann Weigold, einem Freiburger Lederhändler, und ist an „Rud(olf) Fr(ie)d(rich) Zimmerly, Notar, Zofingen,<br />

Schweiz“ gerichtet. Die Kleinstadt Zofingen, die heute knapp 11.000 Einwohner zählt, liegt im<br />

Kanton Aargau nur 9 km südöstlich von Olten. Den Namen des Notars Zimmerly findet man noch heute<br />

mit Hilfe des Internets in der langen Liste sämtlicher Gemeinderäte Zofingens seit 1803 unter lfd. Nr.<br />

63, allerdings unter „Zimmerli“, also hinten mit „i“ geschrieben. Dort ist vermerkt, dass er von 1833<br />

bis 1893 lebte und von 1861 bis 1875 Gemeinderat in Zofingen war. Besonders bemerkenswert ist die<br />

Frankatur dieses dekorativen Kabinettbriefs, die aus 4 Exemplaren der 3 Kreuzer rosakarmin besteht.<br />

Diese 1862 verausgabte Marke der Wappenausgabe, die das badische, von zwei Greifen gehaltene<br />

Wappen unter der Großherzogtumskrone vor weißem Hintergrund zum Motiv hat, ist zwar nichts<br />

Besonderes, da sie als „Massenmarke“ das Standardbriefporto von 3 Kr bediente, so dass sie selbst<br />

auf Brief als Einzelfrankatur nur einen niedrigen Katalogwert besitzt. Auch Paare oder Dreierstreifen<br />

werten höchstens dreimal so hoch. Doch musste in die Schweiz die Auslandsfrankatur von 12 Kreuzern<br />

entrichtet werden, was üblicherweise mit 2 Exemplaren der 6 Kr blau geschah. Hier gelangten<br />

aber stattdessen 4 Marken der 3 Kr zum Einsatz und das sogar als Viererblock, so dass der Hinweis<br />

im Michel- Katalog einschlägig ist: „Größere Einheiten als Dreierstreifen [sind] auf Brief sehr selten.“<br />

Demgemäß wertet ein Viererblock mit dem 500fachen Katalogwert der Einzelmarke und auf Brief<br />

(ohne Bewertung im „Michel“!) wohl nochmals das Doppelte. Der Brief wurde am 7.6.1863 in Freiburg<br />

aufgegeben, wobei die Marken mit Freiburgs Fünfringstempel „43“ sauber entwertet wurden,<br />

nahm den Kurszug in die Schweiz und erreichte noch am gleichen Tag Olten. Einen Tag später traf er in<br />

Zofingen bei Notar Zimmerly ein, somit bei „Z. In Z.“!

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