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STAHL + TECHNIK 04/2019

- STAHLINDUSTRIE: Salzgitter optimiert die Steuerung der Kontibeize mit Lasermesssystem - STAHLVERARBEITUNG: Lösungen für Industrie 4.0 – die smarte Zukunft der Metallverarbeitung - STAHLHANDEL: Klöckner & Co steigert den Anteil des digitalen Umsatzes auf 25 Prozent - METEC-VORSCHAU: Etablierte Unternehmen und Startups zeigen Beispiele erfolgreicher digitaler Transformation

- STAHLINDUSTRIE: Salzgitter optimiert die Steuerung der Kontibeize mit Lasermesssystem
- STAHLVERARBEITUNG: Lösungen für Industrie 4.0 – die smarte Zukunft der Metallverarbeitung
- STAHLHANDEL: Klöckner & Co steigert den Anteil des digitalen Umsatzes auf 25 Prozent
- METEC-VORSCHAU: Etablierte Unternehmen und Startups zeigen Beispiele erfolgreicher digitaler Transformation

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Ausgabe April <strong>2019</strong><br />

<strong>04</strong><br />

19<br />

<strong>STAHL</strong>INDUSTRIE<br />

<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />

<strong>STAHL</strong>HANDEL<br />

METEC-VORSCHAU<br />

Salzgitter optimiert die Steuerung<br />

der Kontibeize mit Lasermesssystem<br />

Lösungen für Industrie 4.0 –<br />

die smarte Zukunft der Metallverarbeitung<br />

Klöckner & Co steigert den<br />

Anteil des digitalen Umsatzes<br />

auf 25 Prozent<br />

Etablierte Unternehmen und<br />

Startups zeigen Beispiele erfolgreicher<br />

digitaler Transformation


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EDITORIAL | 3<br />

Mit Innovationen auf dem Weg zu „Stahl 4.0“<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> stellt in der aktuellen Ausgabe eine der führenden europäischen<br />

Forschungseinrichtungen im Stahlbereich vor: Salzgitter Mannesmann Forschung ist das<br />

zentrale Forschungsunternehmen des Salzgitter-Konzern. Rund 280 Mitarbeiter forschen<br />

an zwei Standorten, Duisburg und Salzgitter, sowohl an klassischen Werkstoffentwicklungen<br />

als auch an neuen Stahlprodukten und Herstellungsprozessen, Oberflächen- und<br />

Anwendungstechniken sowie an Prüfverfahren. Die beiden Forschungsstandorte habe<br />

dabei ganz unterschiedliche Arbeitsfelder. Duisburg widmet sich beispielsweise den<br />

Bereichen Rohr, Profil und Grobblech, während der Standort Salzgitter seinen Forschungsschwerpunkt<br />

bei Warm- und Kaltband hat.<br />

Ein innovatives Lasermesssystem, das wir ebenfalls in dieser Ausgabe präsentieren,<br />

wurde nicht zufällig ebenfalls gemeinsam mit Salzgitter Flachstahl entwickelt, erprobt und<br />

in den Produktionsbetrieb eingeführt. Das neue Messsystem ermittelt den sogenannten<br />

Querbogen von Stahlband – einen kritischen Qualitätsparameter, der nicht zuletzt bei der<br />

Steuerung der Bandverarbeitungsanlagen berücksichtigt werden muss. Der Querbogenwert<br />

ist ein Parameter für die Ebenheit des Bandes und kann durch Streckbiegerichten<br />

verbessert werden. Mit dem neuen Lasermesssystem kann der Querbogen automatisch<br />

ermittelt und der Messwert unmittelbar zur Steuerung der Richtmaschinen genutzt werden.<br />

Die Messung kann sowohl am Einlauf wie auch am Auslauf der Bandanlage erfolgen,<br />

im konkreten Fall an einer Kontibeize bei Salzgitter Flachstahl. Mit den Messwerten<br />

stehen jetzt kontinuierlich Qualitätsparameter zur Verfügung, die dokumentiert und für<br />

die nachfolgenden Verarbeitungsprozesse genutzt werden können. Damit schließt sich<br />

eine weitere Datenlücke bei der Digitalisierung der Produktion.<br />

Arnt Hannewald, Dipl.-Ing.<br />

verantwortlicher Redakteur<br />

Die Vernetzung der Prozessketten ist rasant auf dem Vormarsch, auch in der Lagertechnik<br />

und Logistik. Manuelle und voneinander isolierte Prozesse weichen immer mehr<br />

einem durchgängig gesteuerten, intelligenten Material- und Datenfluss. Der Säge- und<br />

Lagertechnikspezialist Kasto stellt in dieser Ausgabe einige Lösungen vor, mit denen<br />

die Metallverarbeitung in Zeiten von Industrie 4.0 leistungsfähiger, flexibler und kosteneffizienter<br />

gestaltet werden kann. Das Unternehmen realisiert für seine Kunden kombinierte<br />

Lager-Säge-Roboter-Systeme, in denen vom Einlagern des Materials bis zur<br />

Kommissionierung der Abschnitte sämtliche Lager-, Handling-, Säge-, Markier-, Palettierund<br />

Bündelungsprozesse vollautomatisch ablaufen. Besonders wichtig ist dabei eine<br />

reibungslose Kommunikation und die Möglichkeit, auch mobile Geräte einzusetzen.<br />

Darüber hinaus bietet die aktuelle Ausgabe von <strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> wieder ein vielfältiges<br />

Angebot an aktuellen Nachrichten und Beiträgen zu den Trends in Stahlindustrie,<br />

Stahlhandel und Stahlverarbeitung.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


4 | INHALT<br />

METEC <strong>2019</strong> – Vorschau<br />

24 Unternehmen und Startups<br />

zeigen Beispiele erfolgreicher<br />

digitaler Transformation<br />

28 8. Fachforum Thermische<br />

Energiespeicher<br />

29 Aussteller und Exponate<br />

Neues aus der Industrie<br />

31 Salzgitter und Sunfire starten<br />

Projekt für eine CO 2<br />

-arme<br />

Stahlproduktion<br />

32 Mechanische Verfestigung als<br />

alternatives Verfahren zum<br />

Härten<br />

33 Schoeller Werk erweitert<br />

Induktivglühkapazitäten<br />

34 Deutsche Stahlerzeugung <strong>2019</strong><br />

weiter rückläufig<br />

Technik<br />

36 Salzgitter optimiert Beize mit<br />

Lasermessung<br />

39 Saarstahl: Fertigstellung der<br />

neuen Stranggießanlage S1<br />

im Zeitplan<br />

41 Salzgitter Flachstahl:<br />

Mannesmann-Großrohr-Projekt<br />

„Zeelink“<br />

42 Baosteel nimmt zweigerüstiges<br />

Kaltwalzwerk in Betrieb<br />

43 Neue Stranggießanlage bei<br />

China Steel, Taiwan<br />

44 Severstal: Endabnahme für<br />

Pfannenofen in Tscherepowez<br />

45 Aceros Arequipa bestellt<br />

Stahlwerk und Knüppelstranggießanlage<br />

39<br />

46 Salzgitter Mannesmann<br />

Forschung – Forschen für die<br />

Zukunft des Werkstoffs Stahl<br />

48 Kaltumformen statt Zerspanen<br />

49 Prozesstechnische<br />

Lösungen für die Wärmebehandlung<br />

von Elektroband<br />

52 ABB und Dassault Systèmes<br />

vereinbaren Softwarepartnerschaft<br />

für digitale Industrien<br />

54 hpl-Neugnadenfelder optimiert<br />

die Bearbeitung der Kanten von<br />

Schmalband<br />

56 Hybride Karosseriebauteile<br />

aus Stahl und faserverstärkten<br />

Kunststoffen<br />

58 Gestenbasierte Mensch-<br />

Maschine-Interaktion<br />

in Echtzeit<br />

Stahlverarbeitung<br />

60 Kasto – Die smarte Zukunft der<br />

Metallverarbeitung<br />

63 Deutsche Edelstahlwerke<br />

stellen in Nashville/USA neuen<br />

Spezialstahl vor<br />

64 transfluid Maschinenbau stellt<br />

Lösungen für Verrohrung und<br />

Verbindungssysteme vor<br />

65 Datenanalyse bis ins kleinste<br />

Detail für gezielte Prozessoptimierung<br />

66 GERRI-Netzwerk fordert<br />

Stärkung der Metallurgiekapazitäten<br />

in Europa<br />

67 Fraunhofer-Institut bündelt<br />

Technologien für die Additive<br />

Fertigung unter einem Dach<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


INHALT | 5<br />

45<br />

79<br />

Wirtschaft<br />

68 Handelsblatt Jahrestagung<br />

„Zukunft Stahl“<br />

80 thyssenkrupp bringt Schülern<br />

Technikberufe näher<br />

80 Nachwuchstüftler stellen in<br />

Duisburg ihre Ideen vor<br />

Stahlhandel<br />

72 Klöckner & Co steigert Anteil<br />

des digitalen Umsatzes auf<br />

25 Prozent<br />

74 Digitalisierung im Stahl- und<br />

Metallhandel – Stand, Bedarfe<br />

und Anwendungen<br />

Karriere<br />

76 Mit Projektcoaching die<br />

Projektmanagement-<br />

Kompetenz erhöhen<br />

79 Kasto geht neue Wege in<br />

Ausbildung und Studium<br />

Panorama<br />

84 Die Schweizer Stahlindustrie<br />

im Ersten Weltkrieg<br />

90 Countdown zu den „voestalpine<br />

European Races“<br />

Rubriken<br />

3 Editorial<br />

6 Personalien<br />

9 Kurznachrichten<br />

15 Internationale News<br />

89 Terminkalender<br />

91 Inserentenverzeichnis<br />

91 Vorschau, Impressum<br />

Titelbild: © Primetals Technologies<br />

Der AOD-Konverter bei Outokumpu<br />

Stainless Oy in Tornio, Finnland, wurde von<br />

Primetals Technologies modernisiert<br />

• Primetals Technologies Germany GmbH<br />

Internet: www.primetals.com<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


6 | PERSONALIEN<br />

Michael H. Müller (Foto: SHS − Stahl-Holding-Saar)<br />

Michael H. Müller verstorben<br />

Dr. Michael H. Müller, Vorsitzender des<br />

Kuratoriums der Montan-Stiftung-Saar<br />

und Vorsitzender des Aufsichtsrates der<br />

Aktien-Gesellschaft der Dillinger Hüttenwerke<br />

und der Saarstahl AG, ist am<br />

22. Februar <strong>2019</strong> plötzlich verstorben.<br />

Dr. M. H. Müller hat sich seit Jahrzehnten<br />

unermüdlich für die Neustrukturierung der<br />

saarländischen Stahlindustrie eingesetzt<br />

und hat mit Weitblick und Beharrlichkeit<br />

die Stärkung und die Zukunftsfähigkeit des<br />

Stahlstandortes Saar vorangetrieben. Es<br />

war sein Lebenswerk.<br />

Bereits seit Ende der 1980er-Jahre war<br />

Dr. Michael H. Müller als Justiziar und in<br />

den Folgejahren als beratender Rechtsanwalt<br />

für Saarstahl tätig. Seit 1. Juli 1998<br />

war er Mitglied des Aufsichtsrates der<br />

AG der Dillinger Hüttenwerke und seit<br />

23. September 20<strong>04</strong> dessen Vorsitzender.<br />

Seit 10. Juli 2008 hatte er den Vorsitz<br />

des Aufsichtsrates der Saarstahl AG inne.<br />

2001 wurde er Mitglied der Geschäftsführung<br />

der SHS – Stahl-Holding-Saar, deren<br />

Vorsitzender er in den Folgejahren bis zu<br />

seinem Austritt aus der Geschäftsführung<br />

am 1. September 2018 war. Als Vorsitzender<br />

des Vorstandes des Kuratoriums der Montan-Stiftung-Saar<br />

war Dr. M. H. Müller seit<br />

7. September 2007 tätig.<br />

„Die gesamte saarländische Stahlindustrie,<br />

ihre Mitarbeiter, Vorstände, Betriebsräte<br />

und Aufsichtsräte, trauern um<br />

eine herausragende Persönlichkeit, die die<br />

Geschichte der saarländischen Stahlindustrie<br />

in den letzten Jahrzehnten maßgeblich<br />

geprägt und den Weg für die Zukunftsfähigkeit<br />

unserer Unternehmen bereitet hat“,<br />

erklärt Reinhard Störmer, stellvertretender<br />

Vorsitzender des Vorstandes des Kuratoriums<br />

der Montan-Stiftung-Saar. „Wir werden<br />

sein Werk in Kontinuität und Besonnenheit<br />

zur Stärkung des Stahlstandortes<br />

fortführen.“<br />

• SHS – Stahl-Holding-Saar<br />

Neue Spitze der Montan-Stiftung-Saar und neuer Technischer Vorstand der saarländischen<br />

Stahlindustrie<br />

Reinhard Störmer wurde im März zum<br />

Vorsitzenden des Kuratoriums der Montan-Stiftung-Saar<br />

als Nachfolger des<br />

plötzlich verstorbenen Dr. Michael H.<br />

Müller gewählt. Reinhard Störmer ist<br />

seit 14. November 2010 Mitglied des Kuratoriums<br />

und seit August 2016 stellvertretender<br />

Vorsitzender des Kuratoriums.<br />

Der Aufsichtsrat von Dillinger hat in seiner<br />

Sitzung am 19. März Martin Baues<br />

(59) mit sofortiger Wirkung für die Dauer<br />

von fünf Jahren zum Mitglied des Vorstandes<br />

in der Funktion des technischen<br />

Vorstandes von Dillinger ernannt. Der Aufsichtsrat<br />

der SHS – Stahl-Holding-Saar hat<br />

Martin Baues mit sofortiger Wirkung für<br />

die Dauer von fünf Jahren zum Mitglied<br />

ihrer Geschäftsführung ernannt. Baues ist<br />

seit 2012 zudem Mitglied des Vorstands<br />

von Saarstahl.<br />

Von April 2016 an war er Sprecher<br />

der Geschäftsführung der Saarschmiede<br />

GmbH Freiformschmiede, aus der<br />

er Ende Februar ausgetreten ist. Baues<br />

verantwortet zukünftig in Personalunion<br />

den Bereich Technik von Dillinger und von<br />

Saarstahl.<br />

Dr. Bernd Münnich (56) scheidet aus<br />

dem Vorstand von Dillinger sowie als Geschäftsführer<br />

der SHS – Stahl-Holding-Saar<br />

(SHS) mit sofortiger Wirkung aus.<br />

Reinhard Störmer (Foto: Dillinger)<br />

Martin Baues (Foto: Dillinger)<br />

• SHS – Stahl-Holding-Saar / Dillinger /<br />

Saarstahl<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


PERSONALIEN | 7<br />

Veränderungen im Verwaltungsrat bei Schmolz + Bickenbach<br />

Die Schmolz + Bickenbach AG, Hersteller<br />

von Speziallangstahl, hat Mitte März die<br />

Nominierungen für die Wahl in den Verwaltungsrat<br />

bekannt gegeben.<br />

Der ordentlichen Generalversammlung<br />

am 30. April <strong>2019</strong> werden Jens Alder,<br />

Alexey Moskov und Adrian Widmer als<br />

neue Mitglieder des Verwaltungsrats vorgeschlagen.<br />

Jens Alder wird zudem als<br />

neuer Präsident nominiert. Edwin Eichler,<br />

der derzeitige Verwaltungsratspräsident,<br />

und Marco Musetti stellen sich nicht zur<br />

Wiederwahl.<br />

Die Nominierung von Jens Alder als<br />

Verwaltungsratspräsident erfolgt, da Edwin<br />

Eichler mit der Generalversammlung<br />

<strong>2019</strong> aus dem Verwaltungsrat ausscheiden<br />

wird. Alexey Moskov wird als neues<br />

Mitglied des Verwaltungsrats vorgeschlagen<br />

und wird den Großaktionär Liwet<br />

Holding AG vertreten. Mit der Wahl von<br />

Adrian Widmer als unabhängiges Mitglied<br />

soll der Verwaltungsrat um ein Mitglied erweitert<br />

werden. Die bisherigen Mitglieder<br />

Michael Büchter, Martin Haefner, Isabel<br />

Corinna Knauf und Dr. Oliver Thum stellen<br />

sich zur Wiederwahl.<br />

Jens Alder ist seit <strong>2019</strong> Delegierter des<br />

Verwaltungsrats und seit 2015 Verwaltungsratspräsident<br />

der Alpiq Holding AG in Lausanne,<br />

Schweiz. Alexey Moskov ist seit 2018<br />

Inhaber und exekutiver Präsident der Witel<br />

AG in Zürich, Schweiz. Daneben amtet er als<br />

Vizepräsident des Verwaltungsrats von PJSC<br />

T+ und als Verwaltungsrat der OC Oerlikon. Adrian<br />

Widmer ist seit 2014 Group CFO der Sika<br />

AG, einem weltweit tätigen Spezialitätenchemie-Unternehmen<br />

mit Sitz in Baar (Schweiz).<br />

• Schmolz + Bickenbach<br />

Änderungen in der Geschäftsführung der SMS group GmbH<br />

Die SMS group GmbH, weltweiter Anbieter<br />

im metallurgischen Anlagenbau,<br />

hat ihre Führungsmannschaft erweitert:<br />

Prof. Dr. Hans Ferkel wird Chief Technology<br />

Officer, Michael Rzepczyk wird Chief<br />

Operating Officer, Dr. Guido Kleinschmidt<br />

scheidet aus der Geschäftsführung aus.<br />

Mit dieser Erweiterung wird eine funktionale<br />

Ausrichtung der Geschäftsführung mit<br />

Fokus auf innovative Produkte, effiziente<br />

Projektabwicklung sowie digitale Prozesse<br />

umgesetzt.<br />

Prof. Dr. Hans Ferkel ist derzeit Bereichsleiter<br />

Technologie und Innovation bei<br />

thyssenkrupp Steel Europe AG. Zuvor war<br />

er in leitenden Positionen im Bereich Forschung<br />

und Entwicklung bei Volkswagen<br />

tätig. Prof. Ferkel tritt der Geschäftsführung<br />

als Chief Technology Officer zum nächstmöglichen<br />

Termin bei.<br />

Seit 1. März <strong>2019</strong> übt Michael Rzepczyk<br />

die Rolle des Chief Operating Officer in der<br />

Geschäftsführung der SMS group GmbH<br />

aus. M. Rzepczyk war bei SMS bislang als<br />

Geschäftsbereichsleiter Metallurgie insbesondere<br />

für die Abwicklung von Großprojekten<br />

zuständig.<br />

Neben Prof. Dr. Hans Ferkel und Michael<br />

Rzepczyk gehören Torsten Heising (Finanzen)<br />

und Prof. Dr. Katja Windt (Digitalisierung)<br />

zum fünfköpfigen Führungsteam,<br />

dem der langjährige Vorsitzende Burkhard<br />

Dahmen vorsteht.<br />

Burkhard Dahmen, Vorsitzender der Geschäftsführung:<br />

„Ich freue mich, Prof. Dr.<br />

Ferkel und Michael Rzepczyk in unserem<br />

Führungsteam zu begrüßen. Sie sind erfahrene<br />

Branchenexperten und werden SMS<br />

dabei unterstützen, die Marktführerschaft<br />

im metallurgischen Anlagenbau weiter auszubauen.<br />

Als Geschäftsführung sind wir nun<br />

optimal aufgestellt, um unsere Wachstumsstrategie<br />

zu realisieren und Wunschpartner<br />

der anspruchsvollsten Kunden zu bleiben.“<br />

Dr. Guido Kleinschmidt wird zum<br />

28. Februar auf eigenen Wunsch aus der<br />

Geschäftsführung ausscheiden, um sich<br />

einer neuen Herausforderung außerhalb<br />

der SMS group GmbH zuzuwenden.<br />

Prof. Dr. Hans Ferkel (Foto: thyssenkrupp Steel)<br />

Michael Rzepczyk (Foto: SMS group)<br />

• SMS group<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


8 | PERSONALIEN, KURZNACHRICHTEN<br />

Finanzvorstand Marcus A. Ketter verlässt Klöckner & Co<br />

Der derzeitige Finanzvorstand der Klöckner<br />

& Co SE, Marcus A. Ketter, scheidet auf<br />

eigenen Wunsch mit Ablauf der Hauptversammlung<br />

am 15. Mai <strong>2019</strong> im besten<br />

gegenseitigen Einvernehmen aus der Gesellschaft<br />

aus, um eine andere berufliche<br />

Herausforderung anzunehmen. Marcus A.<br />

Ketter war am 1. Januar 2013 als Mitglied<br />

des Vorstands in die Gesellschaft eingetreten<br />

und verantwortete seitdem das Finanzressort.<br />

Das Ressort von Marcus A.<br />

Ketter übernimmt Gisbert Rühl zusätzlich<br />

zu seiner Funktion als Vorsitzender des<br />

Vorstands.<br />

• Klöckner & Co<br />

Rolf Heddrich weiterer Geschäftsführer bei bauforumstahl<br />

Dr. Rolf Heddrich ist neuer Sprecher der<br />

Geschäftsführung von bauforumstahl<br />

(Foto: bauforumstahl)<br />

Dr. Rolf Heddrich ist zum 1. Januar <strong>2019</strong><br />

als neuer Geschäftsführer bei bauforumstahl<br />

angetreten. Gemeinsam mit Gregor<br />

Machura bildet er die Führungsspitze des<br />

Verbandes für das Bauen mit Stahl und<br />

übernimmt die Funktion des Sprechers.<br />

Das große Potenzial des Verbandes möchten<br />

die beiden Geschäftsführer in Zukunft<br />

noch besser nutzen, innovative Verbandsaktivitäten<br />

entwickeln und im Sinne ihrer Mitgliedsunternehmen<br />

bei Politik und Behörden<br />

mit einer Stimme sprechen. Und: Der<br />

Verband soll weiter wachsen. Aktuell steht<br />

bauforumstahl mit 350 Mitgliedern für 2/3<br />

der Stahlbaubranche. „Bis 2020 möchten<br />

wir die 400-Mitglieder-Marke erreichen“,<br />

erklären die beiden Geschäftsführer.<br />

Seine Karriere begann der diplomierte<br />

Bauingenieur 1992 als Geschäftsführer<br />

bei der Claus Queck GmbH in Düren.<br />

Seit 1995 verantwortete Heddrich als<br />

Geschäftsführer Verkauf und später Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung bei Stahlbau<br />

Plauen GmbH das operative Geschäft. Im<br />

Oktober 2001 folgte der Wechsel zur Geschäftsführung<br />

der Goldbeck Gruppe, wo<br />

er bis zu seinem Ausscheiden im Dezember<br />

2018 verschiedene Geschäftsbereiche<br />

vorantrieb.<br />

Rolf Heddrich prägte und entwickelte<br />

die Stahlbaubranche als Schatzmeister<br />

des Deutschen Stahlbauverbandes (DStV),<br />

Vorsitzender des Fachausschusses Technik<br />

im DStV und Mitglied des Deutschen Ausschusses<br />

für Stahlbau entscheidend mit.<br />

Darüber hinaus ist R. Heddrich als Mitglied<br />

der IHK Bielefeld sowie des Industrie und<br />

Handelsclubs engagiert.<br />

• bauforumstahl<br />

Georgsmarienhütte nimmt Vollprofilmessgerät in Betrieb<br />

Das Kocks 4D EAGLE Profilmessgerät im<br />

Einsatz bei der Georgsmarienhütte (Foto:<br />

Friedrich Kocks)<br />

Georgsmarienhütte (GMH), Spezialstahlhersteller<br />

aus Deutschland, hat das<br />

neue Vollprofilmessgerät 4D EAGLE ®<br />

von der Friedrich Kocks GmbH & Co<br />

KG aus Hilden erfolgreich in Betrieb<br />

genommen. Das neue Messgerät ersetzt<br />

ein bestehendes Profilmessgerät,<br />

das auch auf dem Lichtschnittverfahren<br />

basiert.<br />

Alle Fertigabmessungen des bestehenden<br />

Kocks RSB ® 370/6 im Durchmesserbereich<br />

19,5 bis 82,3 mm w,erden mit<br />

diesem Profilmessgerät gemessen. Der<br />

4D EAGLE ist auf alle Temperatur- und<br />

Verschmutzungsgrade in einem Walzwerk<br />

vorbereitet und liefert somit während des<br />

gesamten Walzbetriebs vom ersten bis<br />

zum letzten Stab genauste Profilmessungen.<br />

Weiterhin liefert das Qualitätsmessgerät<br />

detaillierte Angaben für die<br />

vollautomatische Walzspaltanstellung<br />

und die autonome Fertigabmessungsoptimierung.<br />

Ein weiteres Highlight des Messgeräts<br />

ist die integrierte Walzfehlererkennung.<br />

Hier werden nicht nur vollautomatisch<br />

Profilabweichungen analysiert, sondern<br />

auch mögliche Walzfehler, zum Beispiel<br />

durch Walzenbrüche oder Führungsrollen,<br />

identifiziert.<br />

Mit dem neuen Profilmessgerät 4D<br />

EAGLE wird GMH die Prozesstransparenz<br />

verbessern und die Qualität ihrer Produkte<br />

weiter optimieren.<br />

• Friedrich Kocks<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


KURZNACHRICHTEN | 9<br />

SHW High Precision Casting Technology GmbH steht vor der Stilllegung<br />

Die SHW High Precision Casting Technology<br />

GmbH in Königsbronn wird<br />

voraussichtlich ihren Betrieb einstellen<br />

müssen. Das hat der vorläufige Insolvenzverwalter<br />

Martin Mucha von der<br />

Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger den<br />

162 Mitarbeitern im Februar in einer<br />

Mitarbeiterinformation mitgeteilt. Das<br />

Unternehmen befindet sich im dritten<br />

Insolvenzverfahren innerhalb von fünf<br />

Jahren.<br />

SHW High Precision Casting Technology<br />

hat sich als Gießerei auf die Produktion<br />

von Walzen u.a. für die Papierindustrie,<br />

die Lebensmittel- und Beschichtungsindustrie<br />

sowie auf Verschleißgussteile für<br />

die Zermahlungsindustrie spezialisiert. Die<br />

gefertigten Gussteile wiegen zwischen<br />

100 kg und 120 t. Zum Leistungsportfolio<br />

gehören auch technische Dienstleistungen<br />

wie Walzenberechnung, -auslegung<br />

und -konstruktion, Werkstoffauswahl und<br />

Simulation.<br />

Bereits im April 2013 und im Juli 2017<br />

war das Unternehmen in eine wirtschaftliche<br />

Schieflage geraten und musste Insolvenz<br />

anmelden. Im Juni 2018 übernahm die Rheinische<br />

Mittelstandsbeteiligungs GmbH das<br />

Werk in Königsbronn. Im Verlauf des Sommers<br />

zeichnete sich bereits ab, dass der<br />

neue Gesellschafter nicht über ausreichend<br />

Finanzmittel verfügte, um den Geschäftsbetrieb<br />

erfolgreich zu betreiben. Im Oktober<br />

2018 wurde deshalb der Gießereibetrieb in<br />

Königsbronn wegen fehlender finanzieller Mittel<br />

eingestellt. Die Geschäftsführung startete<br />

daraufhin gemeinsam mit dem Voreigentümer<br />

eine Rettungsaktion unter Einbeziehung<br />

der Hauptkunden, die jedoch Anfang Dezember<br />

2018 scheiterte. Die Geschäftsführung<br />

stellte daraufhin Insolvenzantrag.<br />

Der vorläufige Insolvenzverwalter informierte<br />

daraufhin im Februar die Belegschaft,<br />

dass man nicht mehr von einer langfristigen<br />

Unterstützung der Hauptkunden ausgehen<br />

könne und der Betrieb aller Voraussicht nach<br />

eingestellt werden müsse.<br />

• SHW High Precision Casting Technology<br />

Schmolz + Bickenbach öffnet neuen Standort in Buenos Aires<br />

Das Netzwerk der Schmolz + Bickenbach<br />

International Sales & Services<br />

baut seine Präsenz auf dem südamerikanischen<br />

Markt aus: Kürzlich wurde<br />

eine neue Niederlassung in Argentinien<br />

eröffnet. Von Buenos Aires aus<br />

wird Schmolz + Bickenbach Argentina<br />

künftig Speziallangstahlprodukte landesweit<br />

vertreiben.<br />

Mit diesem strategischen Schritt weitet<br />

die Gruppe ihr Vertriebsnetz bereits auf<br />

das vierte Land in Südamerika aus. Neben<br />

Argentinien bestehen Büros, Lager<br />

und Service-Center in Brasilien, Chile und<br />

Kolumbien.<br />

Das komplette Sortiment an Werkzeug-,<br />

Edelstahlprodukten und Edelbaustählen der<br />

Schmolz + Bickenbach-Tochterunternehmen<br />

Ascometal, Deutsche Edelstahlwerke,<br />

Finkl Steel, Steeltec, Swiss Steel und<br />

Ugitech ist nun auch für den argentinischen<br />

Markt verfügbar. Mit ihrem Portfolio spricht<br />

die Gruppe vor allem Unternehmen aus der<br />

Automobil-, Kunststoff-, Lebensmittel- und<br />

Getränke- sowie Öl- und Gasbranche an. Auf<br />

die unterschiedlichen Anforderungen ihrer<br />

Zielgruppe zugeschnitten, bietet Schmolz<br />

+ Bickenbach eine Fülle aus verschiedensten<br />

Speziallangstahlprodukten, zum<br />

Beispiel hochlegierte oder nichtrostende<br />

Langstähle.<br />

Ein erfahrenes Team hat die Arbeit mit<br />

dem neuen Sales-and-Services-Center<br />

in Buenos Aires bereits aufgenommen.<br />

Dort stehen Schneidemaschinen für die<br />

kundenindividuelle Abwicklung von Aufträgen<br />

und ein erster Lagerbestand an<br />

Werkzeugstahlprodukten zur Verfügung.<br />

In Südamerika ist Schmolz + Bickenbach<br />

International bereits in Brasilien, Chile<br />

und Kolumbien vertreten. Mit der neuen<br />

Niederlassung in Argentinien erweitert<br />

sie in einem strategischen Schritt ihr<br />

Auch in Argentinien ist die Schmolz<br />

+ Bickenbach Gruppe jetzt mit einem<br />

vielfältigen Angebot von Speziallangstahlprodukten<br />

vertreten (Foto: Schmolz + Bickenbach<br />

Gruppe)<br />

Vertriebsnetz auf dem Kontinent um ein<br />

viertes Land.<br />

• Schmolz + Bickenbach<br />

Ugitech präsentiert neuen Werkstoff mit besserer Zerspanbarkeit<br />

Hohe Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsvorteile<br />

dank besserer Zerspanbarkeit:<br />

Diese Grundidee steckt hinter<br />

den Stahlentwicklungen der Ugitech<br />

S.A. aus Ugine Cedex in Frankreich.<br />

Das Unternehmen der Schmolz +<br />

Bickenbach Gruppe möchte mit seinen<br />

Spezialstahlprodukten stets einen konkreten<br />

Marktvorteil für seine Kunden<br />

ermöglichen.<br />

Dazu forscht Ugitech und entwickelt seine<br />

Produkte stetig weiter, woraus in diesem<br />

Jahr die Einführung des neuen UGIMA ® -X<br />

resultiert. Den neuen Werkstoff hat das<br />

Unternehmen erstmals zur Markteinführung<br />

auf den europäischen Branchentreffs<br />

Midest Anfang März in Lyon und Mecspe<br />

Ende März in Parma präsentiert. UGIMA-X<br />

weist beste Eigenschaften für hohe Zerspanungsleistungen<br />

auf.<br />

Bei Maschinenteilen aus Stabstahl sind<br />

die mechanischen Eigenschaften, Korrosionsbeständigkeit<br />

und die Zerspanbarkeit<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


10 | KURZNACHRICHTEN<br />

entscheidende Faktoren für die Lebenszykluskosten.<br />

Je besser sich ein Werkstoff<br />

bearbeiten und bohren lässt, desto<br />

wirtschaftlicher ist er für fertigende Betriebe.<br />

Mit der Entwicklung von UGIMA-X<br />

möchte Ugitech die exzellente Zerspanbarkeit<br />

des Vorgängerwerkstoffs nochmals<br />

übertreffen. Durch die Einführung<br />

sehr feiner Oxideinschlüsse in einer<br />

kontrollierten Zusammensetzung in das<br />

flüssige Metall behält der nichtrostende<br />

Stabstahl seine Korrosionsbeständigkeit<br />

und wird deutlich besser zerspanbar. So<br />

erfüllt die dritte UGIMA-Generation die<br />

Anforderungen modernster CNC-Maschinen<br />

mit Drehzahlen bis zu 10.000<br />

min -1 . Bei hohen Schnittgeschwindigkeiten<br />

entfalten die im Stahl vorhandenen<br />

Einschlüsse somit ihr volles Potenzial<br />

bei geringem Werkzeugverschleiß.<br />

Ugitech-Kunden profitieren so von verlängerten<br />

Werkzeugstandzeiten, besserer<br />

Spanfragmentierung und erhöhter Sicherheit<br />

in der Produktionsplanung.<br />

• Ugitech<br />

Tarifabschluss für die westdeutsche Stahlindustrie<br />

Mitte März fand in Düsseldorf die fünfte<br />

Verhandlung der diesjährigen Tarifrunde<br />

für die ca. 72.000 Beschäftigten der<br />

Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen,<br />

Bremen und Niedersachsen statt. Nach<br />

ca. 16-stündigen schwierigen Verhandlungen<br />

einigten sich die Tarifvertragsparteien<br />

auf ein Verhandlungsergebnis.<br />

Der Tarifabschluss umfasst die Eckpunkte:<br />

• Für die Monate Januar und Februar <strong>2019</strong><br />

eine Pauschalzahlung in Höhe von insgesamt<br />

100,00 €.<br />

• Mit Wirkung ab 1. März <strong>2019</strong> Anhebung<br />

der Löhne und Gehälter um 3,7 %.<br />

• Ab 1. Januar <strong>2019</strong> überproportionale Anhebung<br />

der Ausbildungsvergütungen in<br />

zwei Stufen.<br />

• Mindestlaufzeit der Entgeltabkommen<br />

bis zum 28. Februar 2021 (26<br />

Monate).<br />

• Mit Wirkung ab 1. März 2020 für die<br />

Arbeiter und Angestellten Zahlung<br />

einer zusätzlichen tariflichen Vergütung<br />

in Höhe von 1.000 € pro Kalenderjahr,<br />

gestaffelt umwandelbar in<br />

freie Tage.<br />

• Verlängerung der Tarifverträge über Altersteilzeit,<br />

zur Beschäftigungssicherung<br />

und zur Einführung von Arbeitszeitkonten<br />

sowie über den Einsatz von Werkverträgen.<br />

Andreas J. Goss, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes<br />

Stahl, erklärte dazu:<br />

„Diese Tarifrunde war außergewöhnlich<br />

komplex und wurde dementsprechend<br />

intensiv geführt. Insbesondere die Forderung<br />

nach einem in Freizeit umwandelbaren<br />

Zusatzentgelt hat uns vor eine<br />

Zerreißprobe gestellt. Die Umsetzung<br />

dieser zusätzlichen Freizeitansprüche<br />

der Beschäftigten wird den Unternehmen<br />

nicht leicht fallen. Dank der dazu<br />

gefundenen Tarifregelungen sollte dies<br />

aber gelingen. Bei der prozentualen<br />

Anhebung der Tabellenentgelte hat das<br />

Bemühen um eine Beendigung des Tarifkonflikts<br />

eine nicht unerhebliche Rolle<br />

gespielt. Hilfreich für den Abschluss<br />

war auch die relativ lange Laufzeit der<br />

Abkommen.“<br />

• Arbeitgeberverband Stahl<br />

Ratgeber „Kosten im Stahlbau“ als Neuauflage erschienen<br />

Die 6. Auflage der Publikation „Kosten im<br />

Stahlbau“ ist erschienen (Foto: bauforumstahl)<br />

Mit der 6. Auflage der Broschüre „Kosten<br />

im Stahlbau <strong>2019</strong>“ bietet bauforumstahl<br />

Bauherren, Architekten und Ingenieuren<br />

einen kompakten Ratgeber zur Kostenkalkulation.<br />

Der Kalkulationshelfer bündelt alle relevanten<br />

Daten für Planung, Fertigung, Korrosionsschutz,<br />

Brandschutz, Lieferung und<br />

Montage. Die Neuauflage enthält erstmals<br />

auch eine Darstellung der Gesamtkostenverteilung.<br />

Der seit 2009 alle zwei Jahren<br />

erscheinende Leitfaden „Kosten im<br />

Stahlbau“ beinhaltet Preisindikationen<br />

zum Tragwerk inklusive Deckensystemen<br />

oder Treppen sowie zur Oberflächenbehandlung<br />

und Brandschutzmaßnahmen.<br />

Zusätzlich informiert die Broschüre über<br />

die grundlegenden, technischen Zusammenhänge,<br />

die zur korrekten Einordnung<br />

und Abschätzung der eigenen Kalkulation<br />

benötigt werden.<br />

„Ein Gebäude bereits in der frühen Planungsphase<br />

kostentransparent darstellen<br />

zu können, bietet für die Planer einen<br />

großen Mehrwert, wenn es um die Realisierung<br />

alternativer Lösungsvorschläge<br />

geht“, so Dr. Rolf Heddrich, Sprecher von<br />

bau forumstahl. Der Verband für das Bauen<br />

mit Stahl erhofft sich auf diesem Weg, mehr<br />

Architekten, Ingenieure und Bauherren für<br />

die kosteneffiziente und planungssichere<br />

Bauweise mit Stahl zu gewinnen.<br />

Der kompakte Ratgeber ist ein Gemeinschaftsprojekt<br />

des Instituts für Bauökonomie<br />

der Universität Stuttgart, unterstützt<br />

durch die Council of Construction Economists<br />

(CEEC), herausgegeben von bauforumstahl<br />

e.V. Die 6. Auflage steht unter<br />

https://bauforumstahl.de/wirtschaft-undpolitik/baukosten/<br />

zum Download bereit.<br />

• bauforumstahl<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


metec.de<br />

tbwom.de<br />

Neue Umwelt-<br />

Produktdeklaration (EPD)<br />

für Baustähle veröffentlicht<br />

Die Stahlhersteller ArcelorMittal,<br />

Dillinger, Peiner Träger sowie Stahlwerk<br />

Thüringen veröffentlichen unter Federführung<br />

von bauforumstahl ihre neue<br />

EPD „Baustähle: Offene Walzprofile<br />

und Grobbleche“. Mit der dritten Auflage<br />

der Verbands-EPD signalisieren die<br />

Mitglieds unternehmen ihren hohen Qualitätsanspruch<br />

in Sachen Nachhaltigkeit.<br />

10. INTERNATIONALE METALLURGIE-<br />

FACHMESSE MIT KONGRESSEN<br />

Umwelt-Produktdeklarationen wie die EPD<br />

für Baustähle haben sich etabliert. „Und das<br />

aus gutem Grund“, weiß Dr. Rolf Heddrich,<br />

Geschäftsführer und Sprecher von bauforumstahl<br />

e.V., Düsseldorf. „Architekten,<br />

Auditoren, Stahlhändler, Bauunternehmen<br />

und Immobiliengesellschaften, die Wert<br />

auf eine Gebäudezertifizierung legen, benötigen<br />

die Umwelt-Produktdeklarationen<br />

bereits während der Planungsphase als<br />

Nachweise. Gebäude, die mit Produkten<br />

unserer Verbands-EPD errichtet werden,<br />

lassen sich problemlos auf ihre Nachhaltigkeit<br />

hin bewerten, da alle für die Gebäudezertifizierung<br />

notwendigen Daten enthalten<br />

sind“, so Heddrich.<br />

Die bauforumstahl-EPD (Umwelt-Produktdeklaration)<br />

wurde im Oktober 2018<br />

durch das unabhängige Institut Bauen<br />

und Umwelt (IBU) geprüft und ist in deutscher<br />

und englischer Sprache erschienen.<br />

Neben den Ökobilanzergebnissen für<br />

Herstellung und Recyclingpotenzial enthalten<br />

sie auch Produktdefinitionen und<br />

bauphysikalische Angaben, Angaben zu<br />

Grundstoffen, Stoffherkunft, Beschreibungen<br />

zur Produktherstellung, Hinweise<br />

zur Produktverarbeitung und Normung,<br />

Angaben zum Nutzungszustand, zu außergewöhnlichen<br />

Einwirkungen und der<br />

Nachnutzungsphase.<br />

Einbezogen sind Stahlbauprofile, Stabstähle<br />

und Grobbleche der Güte S235 bis<br />

S960. Die Ökobilanz ist nach DIN ISO 14025<br />

und nach den Anforderungen der EN 158<strong>04</strong><br />

abgebildet und somit auch zu 100 % konform<br />

mit der EN 15978, der Norm zur Bewertung<br />

der Nachhaltigkeit von Bauwerken.<br />

Die EPD mit der Deklarationsnummer<br />

EPD-BFS-20180116-IBG2 steht unter https://<br />

bauforumstahl.de/wissen/nachhaltigkeit/<br />

kostenfrei zum Download zur Verfügung.<br />

Metals<br />

EFFICIENT PROCESS SOLUTIONS<br />

Schlüsseltechnologie Metallurgie<br />

Die METEC mit dem Bereich Schmiede technik<br />

ist das global führende Event für die Herstellung und<br />

Verarbeitung von Roheisen-, Stahl- und NE-Metallen.<br />

Theorie trifft Praxis<br />

Rahmenveranstaltungen wie die 4th European Steel<br />

Technology and Application Days (ESTAD) sind<br />

Diskussionsforen für neue Stahltechnologien und<br />

-anwendungen auf weltweit höchstem Niveau.<br />

Willkommen in Düsseldorf!<br />

• bauforumstahl<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4<br />

Messe Düsseldorf GmbH<br />

Postfach 10 10 06 _ 40001 Düsseldorf _ Germany<br />

Tel. +49 211 4560-01 _ Fax +49 211 4560-668<br />

www.messe-duesseldorf.de


12 | KURZNACHRICHTEN<br />

Kasto-Fernwartungssystem mit Intec-Preis <strong>2019</strong> ausgezeichnet<br />

Der Säge- und Lagertechnik-Spezialist<br />

Kasto Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />

mit Sitz im badischen Achern hat für sein<br />

innovatives Fernwartungssystem „Visual-<br />

Assistance“ den Intec-Preis <strong>2019</strong> erhalten.<br />

Anwender und Techniker können sich mit<br />

„VisualAssistance“ per Video- und Audio-Stream<br />

verbinden und teilen in Echtzeit<br />

den gleichen Blickwinkel (Foto: Kasto<br />

Maschinenbau)<br />

Bei der Auszeichnung, die am 5. Februar<br />

auf der Leipziger Messe verliehen wurde,<br />

belegte das Unternehmen in der Kategorie<br />

„Unternehmen über 100 Mitarbeiter“ den<br />

dritten Platz. Besonders positiv bewertete<br />

die Jury das Zukunftspotenzial und den<br />

hohen praktischen Nutzen des Systems,<br />

das Anwendern per Augmented Reality<br />

Hilfestellung bei Wartung und Instandhaltung<br />

bietet.<br />

Herzstück des Systems ist eine interaktive<br />

App für Tablets, Smartphones oder<br />

Smart Glasses. Kunden können sich damit<br />

per Video- und Audio-Stream mit den<br />

Servicemitarbeitern verbinden. Anwender<br />

und Techniker teilen in Echtzeit das gleiche<br />

Blickfeld. Das erleichtert das gegenseitige<br />

Verständnis und hilft, einzelne Anlagenkomponenten<br />

und eventuelle Störungen<br />

schnell zu identifizieren. Die Kasto-Experten<br />

haben über die App auch die Möglichkeit,<br />

visuelle Hilfestellung zu leisten und zum<br />

Beispiel Markierungen im Live-Video einzublenden.<br />

Während der Kunde vor Ort<br />

die Wartung oder Reparatur an der Säge<br />

oder dem Lager durchführt, bekommt er<br />

alle nötigen Informationen per Augmented<br />

Reality direkt in seinem Display angezeigt.<br />

Nutzt er die Smart Glasses, hat er dazu<br />

noch die Hände frei – das erleichtert die<br />

Arbeit zusätzlich. Die Servicetechniker von<br />

Kasto sind virtuell mit vor Ort und leiten die<br />

Mitarbeiter entsprechend an. Aufwendige<br />

Schulungen oder teure Anfahrten sind damit<br />

überflüssig. Gleichzeitig profitieren Anwender<br />

von minimalen Stillstandzeiten sowie<br />

einer hohen Verfügbarkeit und Produktivität<br />

ihrer Maschinen und Anlagen.<br />

Der Intec-Preis wird alle zwei Jahre im<br />

Rahmen der gleichnamigen Fachmesse<br />

für Werkzeugmaschinen, Fertigungs- und<br />

Automatisierungstechnik in Leipzig verliehen.<br />

Bewertet werden dabei u.a. der Innovationssprung,<br />

technologische Effekte und<br />

Zukunftspotenziale, der Beitrag zur Energieund<br />

Ressourceneffizienz, Marktpotenzial<br />

und Entwicklungsaufwand.<br />

• Kasto Maschinenbau<br />

Günther + Schramm optimiert Materiallogistik mit neuem Regalbediengerät<br />

Am Standort Königsbronn investiert die<br />

Günther + Schramm GmbH aus Oberkochen<br />

zurzeit in die Modernisierung ihrer<br />

Materiallogistik. Der Systemlieferant<br />

für Stahl, Edelstahl und Aluminium hat<br />

daher ein neues Regalbediengerät (RBG)<br />

mit Doppelspiel angeschafft.<br />

Mehr als 25.000 Positionen hat das neue<br />

Regalbediengerät seit seiner erfolgreichen<br />

Inbetriebnahme im August letzten<br />

Jahres bereits abgewickelt: Das Ergebnis<br />

ist eine Beschleunigung der logistischen<br />

Abläufe. Im Hochregallager stehen<br />

rd. 1.800 Lagerplätze für Blankstahl und<br />

Edelstahlstäbe zur Verfügung. Einen<br />

vollständigen Überblick über die Bestände<br />

erhalten die Kunden von Günther +<br />

Schramm außerdem über ein Onlineportal<br />

in Echtzeit.<br />

Durch die Investition in den Standort<br />

Königsbronn erhöht Günther + Schramm<br />

die Prozesseffizienz. Auf 20.000 m² lagert<br />

der Systemdienstleister in Königsbronn<br />

unterschiedlichste Materialien. Mit dem<br />

neuen Regalbediengerät konnte das<br />

Unternehmen die Geschwindigkeit der<br />

Lagerprozesse bereits verdoppeln. Das<br />

Regalbediengerät kommissioniert im<br />

Hochregallager vollautomatisch vor allem<br />

Blankstahl und Edelstahlstäbe. Bis<br />

zu 300 Positionen fährt das Gerät dabei<br />

täglich an. Das Ergebnis sind kurze Reaktionszeiten<br />

und effiziente Fertigungs- und<br />

Versandprozesse. Eine schnelle Prozessabwicklung<br />

ist in Zeiten von zunehmenden<br />

Bestellungen in Losgröße 1 und<br />

Das Regalbediengerät kommissioniert im<br />

Hochregallager mit rd. 1.800 Lagerplätzen<br />

vollautomatisch vor allem Blankstahl und<br />

Edelstahlstäbe (Foto: Günther + Schramm)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


KURZNACHRICHTEN | 13<br />

Just-in-time-Lieferungen gefragter denn<br />

je. Via Onlinebestellsystem gewährleistet<br />

Günther + Schramm Kunden höchste<br />

Bestandstransparenz und Liefersicherheit.<br />

Eine Ampelfunktion signalisiert, ob<br />

das Produkt in der gewünschten Menge<br />

verfügbar ist. Um permanent aktuelle<br />

Bestände sicherzustellen, ist das Portal<br />

direkt an das SAP-System von Günther<br />

+ Schramm angebunden. So erhalten<br />

die Nutzer zudem die Informationen zum<br />

Lagerbestand in Echtzeit.<br />

• Günther + Schramm<br />

Besichtigung der neuen Produktionsstätte bei 247TailorSteel<br />

Der Metallbearbeitungsspezialist<br />

247TailorSteel öffnete Mitte Februar<br />

die Tore seiner modern und großzügig<br />

gestalteten Produktionshalle in Oyten<br />

für die Ratsmitglieder der Gemeinde.<br />

Am 11. Februar wurden die Besucher<br />

durch die nagelneue Produktionshalle im<br />

Gewerbepark Oyten geführt, die erst im<br />

September 2018 offiziell eingeweiht wurde.<br />

Eine „klassische“ Fabrikhalle erwartete die<br />

Besucher bei dem Metallbearbeitungsbetrieb<br />

aus den Niederlanden allerdings nicht:<br />

Das erklärte Ziel des Geschäftsführers Carel<br />

van Sorgen war bei der Planung der neuen<br />

Deutschland-Niederlassung nämlich,<br />

neben einem Hightechproduktionsablauf<br />

auch einen „Wohlfühlarbeitsplatz“ für seine<br />

Mitarbeiter zu schaffen.<br />

Die rd. 6.000 m 2 große Produktionshalle<br />

ist deshalb nicht nur mit modernsten Laserschneideanlagen<br />

ausgestattet, sondern lässt<br />

den Mitarbeitern durch die weitläufige Maschinenanordnung,<br />

große Fenster und – für<br />

Fabrikhallen doch eher ungewöhnlich – grüne<br />

Bepflanzung inmitten der technischen Anlagen<br />

„Raum zum Atmen“ und sorgt für eine<br />

angenehme Arbeitsatmosphäre. Die moderne<br />

Gestaltung der Halle begründet sich vor<br />

allem im Führungsverständnis des niederländischen<br />

Geschäftsführers, der das Unternehmen<br />

2007 gründete: „Mir ist wichtig, dass<br />

Die Oytener Regionalpolitiker begutachteten den Maschinenpark des Blechbearbeitungsspezialisten<br />

247TailorSteel bei einer Führung durch die Produktionshalle (Foto:<br />

247TailorSteel GmbH)<br />

die Mitarbeiter ihren Freiraum haben. Sie<br />

können bei uns viel bewegen und die Firma<br />

aktiv mitgestalten. Wir wollen 247TailorSteel<br />

gemeinsam nach vorne bringen.“<br />

Das niederländische Unternehmen ist<br />

spezialisiert auf lasergeschnittene Bleche,<br />

Kantteile und Rohre nach Maß. Mit dem<br />

Umzug der deutschen Niederlassung<br />

von Bremen in die neue Produktionshalle<br />

nach Oyten erhöhte 247TailorSteel seine<br />

Produktionskapazität um das Dreifache.<br />

Der Ausbau der Produktionskapazitäten<br />

schließt neben der Neuinstallation von<br />

Laserschneid anlagen auch die Suche nach<br />

qualifiziertem Personal ein.<br />

Der Bürgermeister und seine Ratsmitglieder<br />

erhielten bei 247TailorSteel einen<br />

Einblick in die Welt der Metallbearbeitung<br />

– vom komplett digitalen Bestellvorgang bis<br />

hin zur Fertigung individueller Blech- und<br />

Kantteile.<br />

• 247TailorSteel<br />

Über 247TailorSteel<br />

247TailorSteel wurde 2007 von Carel van Sorgen gegründet und fertigt an drei Standorten in den Niederlanden und<br />

Deutschland lasergeschnittene Bleche und Rohre nach Maß. Das Unternehmen, das zurzeit insgesamt über 370<br />

Mitarbeiter beschäftigt, hat den kompletten Angebots- und Bestellprozess digitalisiert und bietet seinen Kunden so<br />

eine schnelle, unkomplizierte Abwicklung. Damit ist 247TailorSteel in der Blech verarbeitenden Industrie ein Vorreiter<br />

im Bereich Digitalisierung beziehungsweise Industrie 4.0. Mittelfristig plant 247TailorSteel, europaweit zu expandieren.<br />

Weitere Standorte in Deutschland sind dabei bereits in Planung.<br />

• www. 247tailorsteel.com/de<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


14 | KURZNACHRICHTEN<br />

Altair Enlighten Award <strong>2019</strong> für Leichtbau ausgeschrieben<br />

Der einzige Preis der Automobilindustrie<br />

für Innovationen im Leichtbau, der Altair<br />

Enlighten Award <strong>2019</strong>, wird Anfang<br />

August <strong>2019</strong> in den USA verliehen.<br />

Altair, ein globaler Technologieanbieter<br />

von Lösungen für die Produktentwicklung,<br />

High-Performance Computing und Datenintelligenz,<br />

und das Center for Automotive<br />

Research (CAR) rufen dazu auf, Beiträge für<br />

den Enlighten Award <strong>2019</strong> einzureichen. Die<br />

Gewinner werden während des CAR-Management-Briefing-Seminars<br />

(MBS) in Traverse<br />

City, Michigan, USA, ausgezeichnet.<br />

Der Altair Enlighten Award <strong>2019</strong> wird in<br />

vier verschiedenen Kategorien verliehen:<br />

Full Vehicle, Module, Enabling Technology<br />

und Future of Lightweighting. Der Award<br />

in der Kategorie Full Vehicle wird für herausragende<br />

Leichtbau-Errungenschaften<br />

im Gesamtfahrzeug vergeben. Unter den<br />

bisherigen Gewinnern dieser Kategorie<br />

sind FCA, General Motors, Ford Company<br />

und Jaguar Land Rover. Die Kategorie<br />

Module zeichnet Innovationen im Leichtbau<br />

von automobilen Komponenten und<br />

Subsystemen aus, zu den Gewinnern der<br />

letzten Jahre gehören hier BMW, Toyota,<br />

Faurecia, BASF und ContiTech. Der Award<br />

für Enabling Technology ist Entwicklungen<br />

vorbehalten, die Leichtbau-Innovationen<br />

für Automobile ermöglichen, wie z.B.<br />

Material-, Prozess- und Verbindungstechnologien.<br />

In der Kategorie Future of<br />

Lightweighting werden innovative Materialien,<br />

Prozesse und Technologien ausgezeichnet,<br />

die ein großes Potenzial für den<br />

Leichtbau aufweisen, jedoch bisher nicht<br />

in der Fahrzeugproduktion zum Einsatz<br />

kommen.<br />

Interessierte Hersteller und Zulieferer<br />

können auf www.altairenlighten.com/award<br />

einen Beitrag einreichen, mehr über die<br />

Award-Kriterien erfahren sowie weiterführende<br />

Informationen zum Prozess erhalten.<br />

• Altair Engineering<br />

Messeduo maintenance und PUMPS & VALVES schließt mit Rekord<br />

Bei Toresschluss in den Westfalenhallen<br />

Dortmund verzeichneten die Fachmessen<br />

maintenance und PUMPS & VALVES<br />

am 21. Februar <strong>2019</strong> Aussteller- und Besucherrekorde.<br />

Mit rd. 300 Ausstellern und 5.336 Besuchern<br />

– 32 % mehr als im Vorjahr – konnten die<br />

beiden Fachmessen mit ihrem gemeinsamen<br />

Auftritt überzeugen. Die maintenance<br />

Dortmund untermauert zu ihrem zehnten<br />

Jubiläum einmal mehr ihre Position als<br />

Deutschlands Leitmesse für Instandhaltung.<br />

Auch die PUMPS & VALVES unterstreicht<br />

mit 14 % mehr Besuchern ihre wachsende<br />

Bedeutung als wichtiger Treffpunkt der<br />

Pumpen- und Armaturentechnik. Besucher<br />

und Aussteller zeigen sich gleichermaßen<br />

beeindruckt von der Vielfalt und Qualität des<br />

Wissensangebotes. Die beiden Fachmessen<br />

fanden in diesem Jahr zum zweiten Mal parallel<br />

in den Westfalenhallen Dortmund statt.<br />

Die übereinstimmend positive Resonanz<br />

von Ausstellern und Fachbesuchern bestätigt<br />

den Erfolg des Messekonzeptes. Neben<br />

den Ausstellern lobten die zahlreichen Fachbesucher<br />

auch das umfangreiche Rahmenprogramm.<br />

Die vielfältigen Optionen, sich<br />

über topaktuelle Themen, wie die digitale<br />

Transformation der Instandhaltung, Predictive<br />

Maintenance, Digitaler Zwilling, Condition<br />

Monitoring oder Ersatzteilmanagement<br />

zu informieren, überzeugten die Besucher.<br />

Die Vorbereitungen für die Folgeveranstaltung<br />

im kommenden Jahr laufen beim<br />

Veranstalter Easyfairs Deutschland GmbH<br />

bereits jetzt an. Das Messeduo zeigt sich<br />

vom 12. bis 13. Februar 2020 wieder in den<br />

Westfalenhallen Dortmund.<br />

• Easyfairs Deutschland<br />

Seminar zur Digitalisierung im Presswerk<br />

Mit einem Tageskurs an der Forming<br />

Academy der Schuler AG in Göppingen<br />

lassen sich die nötigen Weichen für Industrie<br />

4.0 und die intelligente Fabrik<br />

der Zukunft stellen.<br />

Wie verändert der Megatrend Digitalisierung<br />

die Prozesse, aber auch die Menschen<br />

im Presswerk? Welche Facetten<br />

bringen Anwender wirklich weiter, was<br />

wird sich verändern und was ist heute<br />

schon digital möglich? Antworten auf<br />

diese Fragen gibt das Seminar „Digitalisierung<br />

im Presswerk“ der Forming<br />

Academy am 11. April oder am 17. Oktober<br />

im Schuler Innovation Tower am<br />

Hauptsitz in Göppingen.<br />

Innerhalb eines Tages erhalten Verantwortliche<br />

aus dem Presswerk, Geschäftsführer,<br />

Controller, Technische Einkäufer<br />

und Planer einen Überblick über wichtige<br />

Themen wie Industrie 4.0 in der Umform-<br />

Ein Seminar zur Digitalisierung im Presswerk<br />

bietet die Forming Academy am<br />

11. April und 17. Oktober im Schuler<br />

Innovation Tower (Foto: Schuler)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


KURZNACHRICHTEN, INTERNATIONALE NEWS | 15<br />

technik, Vernetzung im Presswerk und<br />

Machine Monitoring. „Auf diese Weise<br />

können die Seminarbesucher rechtzeitig<br />

die Weichen für die digitale Transformation<br />

rund um ihr Presswerk stellen“,<br />

sagt Schuler-Geschäftsführer Dr. Martin<br />

Habert.<br />

Darüber hinaus bietet die Forming Academy<br />

viele weitere Seminare zur Qualifizierung<br />

von Beschäftigten im Presswerk.<br />

Grundlagen- und Technologieseminare<br />

vermitteln das nötige Fachwissen für den<br />

Einstieg, maßgeschneiderte Bedienerund<br />

Instandhalterschulungen qualifizieren<br />

die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch<br />

vor Ort an der Umformanlage.<br />

www.schulergroup.com/Forming_Academy<br />

• Schuler<br />

38. Stahlbauseminar findet im Mai <strong>2019</strong> statt<br />

Das Stahlbauseminar wird seit 1981 in Zusammenarbeit<br />

mit den Kooperationspartnern<br />

– bauforumstahl e.V. (ehem. DSTV),<br />

Deutscher Verband für Schweißen und<br />

Verwandte Verfahren (DVS), Bundesvereinigung<br />

der Prüfingenieure für Bautechnik<br />

(vpi) – jährlich im Mai durchgeführt. Es ist<br />

eine der traditionsreichsten Veranstaltungen<br />

der Fachhochschule Münster.<br />

Auf der ganztägigen Veranstaltung werden<br />

verschiedene Themen aus dem<br />

Spektrum des konstruktiven Ingenieurbaus<br />

mit dem Schwerpunkt Stahlbau behandelt.<br />

Die praxisnahen Vorträge richten<br />

sich an Ingenieure aus Stahlbaufirmen,<br />

Glasbaufirmen, Ingenieurbüros sowie<br />

Prüfämtern für Baustatik und anderen<br />

Behörden. Zudem können Studierende<br />

erste Eindrücke von der beruflichen<br />

Weiterbildung gewinnen. Begleitend zum<br />

Seminar stellen Firmen, EDV-Hersteller<br />

und Verlage ihre Produkte aus.<br />

• FH Münster<br />

China<br />

Angang Iron & Steel erteilt Endabnahme für modernisierte Brammenstranggießanlage<br />

Die Angang Iron & Steel Group Co. in<br />

Anshan erteilte im Dezember 2018 die<br />

Endabnahmebescheinigung (FAC) für die<br />

modernisierte zweisträngige Stranggießanlage<br />

CCM1 im Stahlwerk Nr. 3 an Primetals<br />

Technologies. Die Gießanlage wurde Ende<br />

Oktober 2018 angefahren und verarbeitete<br />

in weniger als zwei Monaten in über<br />

1.700 Abstichen etwa 348.000 t Stahl. Die<br />

Zielsetzungen des Projekts bestanden darin,<br />

die Produktqualität und Produktivität<br />

ebenso wie die Flexibilität bei der Verarbeitung<br />

unterschiedlicher Stahlsorten und<br />

Gießformate zu verbessern. Die Gießanlage<br />

ist mit modernen Ausrüstungen und<br />

Technologiepaketen ausgestattet, zu denen<br />

auch DynaGap Soft Reduction zählt, ein<br />

System zur Verbesserung der Innenqualität<br />

der Brammen. Um die Stillstandszeiten<br />

zu minimieren, wurde bei der Projektplanung<br />

besonderer Wert auf eine schnelle<br />

Durchführung gelegt: Die Erneuerung der<br />

Gießanlage dauerte nur 30 Tage.<br />

Angang Iron & Steel Group Co. hat ihren<br />

Sitz in Anshan in der Provinz Liaoning.<br />

Mit einer Jahresproduktion von etwa 35,8<br />

Mio. t (2017) zählt das Unternehmen zu<br />

den führenden Stahlproduzenten in China.<br />

Im Stahlwerk Nr. 3 in Anshan wird beim<br />

Umwandlungsprozess auf einen Sauerstoffblaskonverter,<br />

einen Pfannenofen<br />

und eine Ruhrstahl-Heraeus-(RH-)Anlage<br />

gesetzt. Das Werk hat eine Jahreskapazität<br />

von 5 Mio. t und speist zwei Gießanlagen.<br />

Die Stranggießanlage CCM2 wurde früher<br />

bereits von Primetals Technologies modernisiert<br />

und ist seit Juli 2015 wieder in Betrieb.<br />

Die zweisträngige Stranggießanlage<br />

CCM1 im Stahlwerk Nr. 3 hat eine Produktionskapazität<br />

von jährlich 2,5 Mio. t. Der<br />

Maschinenradius beträgt 9 m, die metallurgische<br />

Länge 36 m. Die Anlage erzeugt<br />

Brammen mit einer Dicke von 230 mm und<br />

einer Breite zwischen 990 und 1.550 mm.<br />

Die maximale Gießgeschwindigkeit beläuft<br />

sich auf 2,1 m/min. Die Anlage gießt Stähle,<br />

deren Kohlenstoffgehalt zwischen ultraniedrig<br />

bis hoch liegt, peritektische, tiefgezogene<br />

und HSLA-Stähle ebenso wie mikrolegierte,<br />

niedriglegierte und Siliziumstähle.<br />

Im Modernisierungsprojekt wurde die<br />

Stranggießanlage CCM1 mit einem neuen<br />

Verteilerwagen und einem neuen Verteiler<br />

mit LevCon-Gießspiegelregelung ausgerüstet.<br />

Die gerade Smart-Mold-Kassettenkokille<br />

ist mit Mold-Expert-Durchbruchfrüherkennung,<br />

DynaWidth zur automatischen Breiteneinstellung<br />

und DynaFlex-Kokillenoszillator<br />

ausgestattet. Im Strangführungssystem<br />

kommen eine Biegemaschine und Smart<br />

Segments sowie I-Star-Rollen zum Einsatz.<br />

Das Dynacs-Sekundärkühlsystem berechnet<br />

das Temperaturprofil und regelt es über die<br />

gesamte Stranglänge dynamisch.<br />

Olaf Schwarze, Baustellenleiter von<br />

Primetals Technologies, Zhang Yong, Leiter<br />

des Stahlwerks Nr. 3, und Novica Mitic,<br />

Inbetriebnahmeleiter von Primetals<br />

Technologies (von l. nach r.) im Stahlwerk<br />

Nr. 3 der Angang Iron & Steel Group Co. in<br />

Anshan (Foto: Primetals Technologies)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


16 | INTERNATIONALE NEWS<br />

Daye Special Steel setzt Bodenelektrode im Elektrolichtbogenofen ein<br />

Daye Special Steel Co. Ltd. modernisiert<br />

einen 75-t-Gleichstrom-Elektrolichtbogenofen<br />

DC EAF (Direct Current Electric Arc<br />

Furnace) am Standort Xinyegang. Die Inbetriebnahme<br />

ist für <strong>2019</strong> geplant.<br />

Den Auftrag hat die SMS group aus Düsseldorf<br />

erhalten.<br />

Im Rahmen der Modernisierung wird<br />

der bestehende Ofen dreidimensional<br />

gescannt und das Gefäßunterteil des<br />

Elektrolichtbogenofens modifiziert. SMS<br />

group liefert zwei neue Pin-Type-<br />

Bodenelektroden<br />

sowie<br />

ein Hochstromsystem<br />

mit einer<br />

optimierten<br />

Anordnung<br />

zur Reduzie-<br />

DC-Elektrolichtbogenofen der SMS<br />

group mit effizienter Pin-Type-<br />

Bodenelektrode (Foto: SMS group)<br />

rung der Lichtbogenablenkung. Das Unternehmen<br />

wird darüber hinaus die Montage<br />

und Inbetriebnahme überwachen.<br />

Ziele der Modernisierung sind die Reduzierung<br />

von Betriebskosten und eine<br />

Steigerung der Produktivität. Die Pin-Type-<br />

Bodenelektrode ist wartungsfrei, der Zustand<br />

der Elektrode wird kontinuierlich<br />

über Thermoelemente überwacht. Die<br />

nadelförmige Ausführung der Elektrode<br />

hat eine hohe Lebensdauer, ebenso sorgt<br />

die optimierte Anordnung des Stromschienensystems<br />

für eine längere Lebensdauer<br />

der Feuerfestausmauerung. Durch den Anschluss<br />

des Stromschienensystems sind<br />

die Wechselzeiten für das Ofengefäß kurz.<br />

Für die Ausmauerung kann kostengünstige<br />

Stampfmasse anstelle von teuren, leitfähigen<br />

Steinen genutzt werden. Da die<br />

Bodenelektrode mit Luft anstatt Wasser<br />

gekühlt wird, ist ein sicheres Arbeiten für<br />

die Bedienmannschaft gewährleistet.<br />

Dongfeng Forging bestellt 5.000-Tonnen-Exzenterschmiedepresse<br />

Die zum Nutzfahrzeughersteller Dongfeng<br />

Motor Group gehörende Dongfeng Forging<br />

Auf der neuen MP 5000 der SMS group will<br />

Dongfeng Forging zukünftig Kurbelwellen<br />

schmieden. (Foto: SMS group)<br />

Co., Ltd. hat SMS group mit der Lieferung<br />

einer Exzenterschmiedepresse vom Typ MP<br />

5000 mit einer Presskraft von 5.000 t für<br />

das Werk in Shiyan in der Provinz Hubei<br />

beauftragt. Die 1969 in Shiyan gegründete<br />

Dongfeng Forging Co., Ltd. betreibt insgesamt<br />

26 Schmiedelinien an diesem Standort,<br />

darunter eine 12.000-t-Keilpresse der<br />

SMS group.<br />

Mit der neuen Schmiedepresse wird<br />

Dongfeng Forging Kurbelwellen für Leicht-<br />

Lkw mit einem maximalen Fertigteilgewicht<br />

von 21,5 kg herstellen. Die neue<br />

Exzenterschmiedepresse schmiedet vollautomatisch,<br />

präzise und hocheffizient.<br />

Die nominale Presskraft beträgt 50 MN.<br />

Zum Lieferumfang gehören neben der<br />

Presse auch die Verfahrensentwicklung,<br />

die getakteten Zu- und Abführbänder,<br />

eine elektrisch angetriebene Hubbalkenautomatik<br />

zum Teiletransport sowie eine<br />

integrierte Sprüheinrichtung zur Gesenkpflege.<br />

Außerdem liefert die SMS group<br />

eine Liniensteuerung zur Anbindung der<br />

übrigen Aggregate, wie zum Beispiel für<br />

die Erwärmung.<br />

Die MP 5000 gehört zur modernen<br />

Baureihe von Exzenterschmiedepressen<br />

der SMS group. Außerordentlich große<br />

Pressenfenster des FEM-optimierten<br />

Pressenständers ermöglichen eine gute<br />

Automatisierbarkeit und vereinfachen den<br />

Gesenk- und Halterwechsel.<br />

Die Inbetriebnahme der neuen Gesenkschmiedepresse<br />

MP 5000 ist für das zweite<br />

Quartal 2020 geplant.<br />

HBIS Laoting Steel implementiert Produktionsmanagementsoftware<br />

Der Stahlhersteller HBIS Laoting Steel<br />

Co. Ltd. hat nach einer zweijährigen<br />

Evaluierungsphase die PSI Metals mit<br />

der Implementierung der Produktionsmanagementsoftware<br />

PSImetals Planning,<br />

Quality Management, Production<br />

and Logistics im neuen Stahlwerk in<br />

Tangshan Laoting beauftragt.<br />

Mit dem Einsatz der Lösung<br />

PSImetals sollen im Einklang mit den<br />

chinesischen Initiativen „Industrie 4.0“<br />

und „China 2025“ die Projektziele der<br />

HBIS Laoting optimal umgesetzt werden.<br />

Diese umfassen neben der Digitalisierung<br />

der Produktionsprozesse<br />

für mehr Transparenz die Systemintegration<br />

für die Harmonisierung der Informationsbasis<br />

sowie die Unterstützung<br />

der Geschäfts- und Datenflüsse durch<br />

Big-Data-Anwendungen.<br />

In der neuen Produktionsanlage sollen<br />

zukünftig hochwertige Stähle mit einer<br />

Kapazität von rd. 10 Mio. t produziert<br />

werden. Bereits zu Beginn der Planung<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


INTERNATIONALE NEWS | 17<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


18 | INTERNATIONALE NEWS<br />

des neuen Werks bildete das neue<br />

Informationssystem einen entscheidenden<br />

Bestandteil im Gesamtprojekt.<br />

Zhang Chi, General Manager bei HBIS<br />

Laoting Steel, erläuterte dazu: „Gemessen<br />

an den relativ geringen Investitionen<br />

spielt das Informationssystem als zentrales<br />

System eine wesentliche Rolle.“<br />

Der PSI-Partner Primetals Technologies<br />

Germany GmbH liefert die Ausrüstung für das<br />

neue Stahl- und Kaltwalzwerk. Die Inbetriebnahme<br />

ist für Februar 2020 geplant.<br />

HBIS Laoting wurde 2017 gegründet,<br />

um Produktionskapazitäten aus der Kernstadt<br />

Tangshan zu verlagern. Das Unternehmen<br />

gehört zur HBIS Group Co., Ltd,<br />

einem der größten chinesischen Hersteller<br />

von Eisen- und Stahlwerkstoffen.<br />

Henan Jiyuan I&S bestellt Reduzier- und Sizing-Block<br />

Der Spezialstahlhersteller Henan Jiyuan<br />

Iron & Steel Co.,Ltd. hat die Friedrich Kocks<br />

GmbH & Co. KG aus Hilden mit der Lieferung<br />

eines RSB ® 300 ++/4 beauftragt. Es<br />

ist der 25. Kocks-Reduzier- und Sizing Block<br />

(RSB), der in China installiert wird.<br />

Schon seit 2008 betreibt Jiyuan I&S<br />

erfolgreich einen Drei-Walzen-Block des<br />

Unternehmens und auch für die neue<br />

SBQ-Walzstraße kommt ein RSB der<br />

neuesten 5.0-Generation zum Einsatz.<br />

Er produziert stufenlos alle Fertigabmessungen<br />

vom Durchmesser 12 bis 42 mm.<br />

Der RSB 5.0 ist für thermomechanisches<br />

Walzen bei niedrigen Walztemperaturen<br />

ausgelegt. Neben dem Reduzier- und Sizing-Block<br />

liefert Kocks auch die Werkstatteinrichtungen<br />

für die Vorbereitung<br />

der Drei-Walzen-Gerüste und Rollenführungen<br />

sowie Überwachungsleistungen<br />

zum Aufbau und der Inbetriebnahme des<br />

RSB 5.0.<br />

Die Inbetriebnahme des RSB 5.0 ist für<br />

das zweite Quartal 2020 geplant.<br />

Hunan Valin Xiangtan I&S installiert neue Walzentechnologie<br />

Der Spezialstahlhersteller Hunan Valin Xiangtan<br />

Iron & Steel Co.,Ltd. hat die Friedrich<br />

Kocks GmbH & Co. KG aus Hilden mit der<br />

Lieferung eines RSB ® 370 ++/5 beauftragt.<br />

Xiangtan betreibt schon seit 2006 erfolgreich<br />

einen Reduzier- und Sizing-Block (RSB) und<br />

vertraut auch bei der neuen Walzstraße auf<br />

die Drei-Walzen-Technologie von Kocks.<br />

Der Drei-Walzen-RSB der neuesten<br />

5.0-Generation kommt in der neuen<br />

Stabstahlwalzstraße Nr. 3 zum Einsatz<br />

und produziert stufenlos alle Fertigabmessungen<br />

vom Durchmesser 16 bis 100 mm.<br />

Der RSB 5.0 ist für thermomechanisches<br />

Walzen bei niedrigen Walztemperaturen<br />

ausgelegt.<br />

Neben dem Reduzier- und Sizing-Block<br />

(RSB) liefert Kocks auch die Werkstatteinrichtungen<br />

für die Vorbereitung der<br />

Drei-Walzen-Gerüste und Rollenführungen<br />

sowie Überwachungsleistungen zum Aufbau<br />

und der Inbetriebnahme des RSB 5.0.<br />

Die Inbetriebnahme des RSB 5.0 ist für<br />

das erste Quartal 2020 geplant.<br />

Tisco bestellt Walzenblock<br />

Der Rostfreihersteller Shanxi Taigang Stainless<br />

Steel Company Co. Ltd. (Tisco) hat<br />

einen Reduzier- und Sizing Block RSB®<br />

in 5.0-Design bestellt. Die Friedrich Kocks<br />

GmbH & Co KG aus Hilden hat den Auftrag<br />

erhalten.<br />

Tisco ist der weltweit viertgrößte Hersteller<br />

von Rostfreiprodukten und ist unter<br />

den TOP 500 der meist geschätzten Marken<br />

in China. Der in der Provinz Shanxi<br />

angesiedelte Rostfreihersteller produziert<br />

sowohl Flach- als auch Langprodukte für<br />

verschiedene Industrien mit höchstem<br />

Qualitätsanspruch.<br />

Der neue Kocks-RSB 5.0 ist Teil einer<br />

Modernisierung der bestehenden Rostfreiwalzstraße.<br />

Der RSB 5.0 wird Sorten aus<br />

dem Bereich der austenitischen, martensitischen<br />

und ferritischen, duplex- und nickelbasierten<br />

Stähle im Abmessungsbereich von<br />

Durchmesser 16 bis 100 mm walzen. Die<br />

Inbetriebnahme ist für Anfang 2020 geplant.<br />

Der Einsatz des Kocks-RSB ermöglicht<br />

Tisco eine zuverlässige und gleichbleibende<br />

Produktion in Topqualität mit perfekter<br />

Oberfläche und engsten Toleranzen. Der<br />

RSB 5.0 ist die neuste Generation der<br />

Kocks-Reduzier- und Sizing-Blöcke für SBQ<br />

und Rostfreiprodukte und bietet neben einer<br />

hervorragenden Stabqualität, erhöhter<br />

Produktivität, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

des Walzwerks einen vereinfachten<br />

und sicheren Betrieb der Anlage.<br />

Italien<br />

Arlenico integriert Maßwalzblock in bestehende Anlage<br />

Arlenico, der am Comer See gelegene<br />

Hersteller von Walzdraht in Sondersorten,<br />

nahm den neuen viergerüstigen MEERdrive<br />

® PLUS-Block in der bestehenden<br />

MEERdrive ® PLUS-Maßwalzblock der SMS<br />

group in Betrieb bei Arlenico<br />

(Foto: SMS group)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


INTERNATIONALE NEWS | 19<br />

Caleotto-Drahtstraße in Lecco in Betrieb.<br />

Arlenico ist nun in der Lage, den Markt mit<br />

Produkten mit deutlich engeren Toleranzen<br />

als jemals zuvor zu bedienen. Dank der von<br />

der SMS group aus Düsseldorf gelieferten<br />

technischen Ausstattung, wie einer hochmodernen<br />

Hightech-Wasserkühllinie und<br />

der Level-2-Automatisierung, kann das<br />

Unternehmen in Zukunft auch thermomechanisch<br />

walzen.<br />

Noch im Dezember stellte Arlenico der<br />

SMS group das vorläufige Abnahmezertifikat<br />

aus. Danach folgten Leistungstests<br />

mit der Produktion von Walzdraht im Durchmesserbereich<br />

von 5,5 bis 27 mm in verschiedenen<br />

Stahlsorten und bei der Maximalgeschwindigkeit<br />

von 115 m/s sowie bei<br />

niedrigen Temperaturen von 750 °C. Direkt<br />

bei den ersten Testwalzungen wurden die<br />

spezifizierten Toleranzen von nur 0,05 mm<br />

und 50 % Ovalität bei 5,5-mm-Draht erfüllt.<br />

Feralpi-Gruppe bestellt Knüppelschweißsystem für die Drahtstraße Lonato<br />

Feralpi Siderurgica S.p.A. hat ein<br />

EBROS-Schweißsystem für den Einbau<br />

in die Drahtwalzstraße Lonato in Brescia<br />

bestellt. Den Auftrag für die Lieferung<br />

hat die SMS group erhalten. Mit der<br />

EBROS-Technik werden die heißen Knüppel<br />

beim Auslaufen aus dem Aufwärmofen<br />

aneinandergeschweißt. Dies ermöglicht das<br />

Endloswalzen, ein Verfahren, mit dem die<br />

Produktivität, das Materialausbringen und<br />

die Anlagenausnutzung deutlich verbessert<br />

werden können − bei gleichmäßig hoher<br />

Produktqualität.<br />

Bei Feralpi wird durch den Einsatz dieser<br />

Technik in der bestehenden Drahtstraße<br />

eine Steigerung der Anlagenproduktivität<br />

um bis zu 8 % erwartet. Außerdem können<br />

so Hochgeher und Schopfschnitte vermieden<br />

und dadurch das Ausbringen um mindestens<br />

3 % gesteigert werden.<br />

Das neueste System verfügt über eine<br />

weiter verbesserte Transformatorlösung,<br />

mit der der Schweißvorgang noch effektiver<br />

gesteuert werden kann. Außerdem<br />

wurde das Reinigungssystem vereinfacht,<br />

der Wartungsaufwand reduziert, das Funkenverhalten<br />

verbessert und das Abgraten<br />

durch einen schnell wechselbaren Sammelbehälter<br />

effizienter gemacht. Teil der Gesamtlieferung<br />

ist ein 2-MW-Induktionsofen<br />

von SMS Elotherm, einem Unternehmen<br />

der SMS group, der den Temperaturausgleich<br />

innerhalb der Knüppel beim Einlauf<br />

in das erste Gerüst der Walzstraße sicherstellt.<br />

Dadurch liegen die Walztemperaturen<br />

sicher innerhalb des vorgeschriebenen Bereiches,<br />

was sich positiv auf die Toleranzen<br />

der fertigen Produkte auswirkt.<br />

Die Schweißanlage nutzt die Ofenkapazität<br />

von 130 t/h voll aus. Sie kann Quadratknüppel<br />

mit Kantenlängen bis 150 mm<br />

und 12 m Länge zusammenschweißen. Die<br />

Inbetriebnahme ist für das erste Quartal<br />

2020 geplant.<br />

EBROS-System während des Schweißvorgangs<br />

im Einsatz in der Produktion (Foto:<br />

SMS group)<br />

Feralpi Siderurgica: Modernisierte Knüppelgießanlage in Betrieb<br />

Kürzlich nahm eine modernisierte sechssträngige<br />

Knüppelgießanlage im Werk des<br />

Stahlerzeugers Feralpi Siderugica S.p.A., Teil<br />

der italienischen Feralpi-Gruppe, am Standort<br />

Lonato del Garda in der Provinz Brescia<br />

den Betrieb auf. Ziel des Projekts war, die<br />

Produktionskapazität von 1,1 auf 1,2 Mio. t/a<br />

Knüppel zu erhöhen, Knüppel mit einem<br />

größeren quadratischen Querschnitt von<br />

150 mm · 150 mm zu produzieren, die Anlage<br />

auf Querschnitte bis 160 mm · 160 mm<br />

vorzubereiten und die Anlagenverfügbarkeit<br />

zu verbessern. Die Modernisierung wurde<br />

von Primetals Technologies durchgeführt.<br />

Bevor Feralpi Siderurgica die sechssträngige<br />

Gießanlage modernisieren ließ, belief<br />

sich die installierte Jahreskapazität auf<br />

1,1 Mio. t Knüppel mit einem Querschnitt<br />

von 140 mm · 140 mm. Die Anlage produziert<br />

Stähle mit mittlerem Kohlenstoffgehalt,<br />

Kohlenstoffstähle und niedriglegierte<br />

Stähle für die Bauindustrie. Im Rahmen<br />

des Modernisierungsprojekts wurde die<br />

Gießanlage mit neuen DiaMold-Schnellgießkokillen<br />

ausgestattet, die sich durch<br />

eine konische Form der Kokillenrohre und<br />

offene untere Kokillenecken zur Reduzierung<br />

der Strangreibung auszeichnen. Der<br />

hydraulische Oszillator DynaFlex mit online<br />

einstellbaren flexiblen Parametern für die<br />

Feralpi-Gruppe<br />

Die Feralpi-Gruppe ist einer der wichtigsten Stahllieferanten für die europäische Bauindustrie. Die Gruppe betreibt vier<br />

Tochtergesellschaften in Italien und verfügt über Produktions- und Vertriebsstandorte in Europa und Nordafrika. Feralpi<br />

Siderurgica wurde 1968 gegründet und ist damit das älteste Mitglied der Feralpi-Gruppe. Das Unternehmen ist heute<br />

einer der führenden Anbieter von Betonstahl, Walzdraht, Bewehrungsmatten und davon abgeleiteten Produkten in Italien.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


Kokillenoszillation dient zur Verbesserung<br />

der Oberflächenqualität.<br />

Zum Lieferumfang zählen die neue Sekundärkühlung<br />

und ein Kaltstrangkopf. Die<br />

vorhandene Richtanlage wurde gemäß dem<br />

Modell von Primetals Technologies für das<br />

kontinuierliche Richten geändert, um die<br />

auftretenden Belastungen zu optimieren.<br />

Primetals Technologies war für das Basisund<br />

das Detailengineering sowie für die<br />

Lieferung der genannten Komponenten<br />

verantwortlich.<br />

Diese Knüppelstranggießanlage von Feralpi<br />

Siderurgica im Werk Lonato del Garda wurde<br />

von Primetals Technologies modernisiert<br />

(Foto: Primetals Techologies)<br />

Kanada<br />

Karmax Heavy Stamping investiert in weitere Warmumformlinie<br />

Die kanadische Firma Karmax Heavy Stamping,<br />

eine Division von Magna Cosma International<br />

mit Sitz in Milton, Ontario, erteilte<br />

der Ebner Industrieofenbau Gesellschaft<br />

m.b.H. mit Sitz in Leonding, Österreich,<br />

einen Auftrag über die zweite gasbeheizte<br />

Rollenherdofenanlage inklusive schlüsselfertige<br />

Montage und Inbetriebnahme. Die<br />

Anlage dient wie Linie 1, die im Sommer<br />

2018 in Betrieb gegangen ist, zum Anwärmen<br />

von beschichteten und unbeschichteten<br />

Stahlplatinen für die Automobilindustrie.<br />

Der Ofen hat eine nutzbare Breite von 2.500<br />

mm und eine beheizte Länge von 38.200<br />

mm. Maximaler Durchsatz beträgt 4,8 t/h<br />

bei einer minimalen Zykluszeit von 10 s.<br />

Produktionsbeginn der neuen Anlage ist für<br />

Dezember <strong>2019</strong> vorgesehen.<br />

Kolumbien<br />

Ternium Barranquilla bestellt VCC-Linie für Stabstahlstraße<br />

Ternium del Atlántico SAS hat den Auftrag<br />

für die Lieferung und Montage einer<br />

VCC ® -Linie (Vertical Compact Coiler) für<br />

seine Stabstahlstraße in Palmar de Varela,<br />

Barranquilla, erteilt. Ausführendes<br />

Unternehmen wird die SMS group sein.<br />

Die VCC-Technologie der SMS group<br />

ist eine hochmoderne Lösung bei der<br />

Produktion von kompakten, verwindungsfreien<br />

Coils und wird heute von<br />

Betonstahlverarbeitern nachgefragt.<br />

Kompakte Coils sind ein wichtiger<br />

Schritt nach vorn im Bestreben, die<br />

Verpackungsqualität des Endprodukts<br />

zu verbessern. Sie haben vordefinierte<br />

Abmessungen, die dank VCC für alle auf<br />

derselben Linie hergestellten Produkte<br />

konstant bleiben. Die Größe der kompakten<br />

Coils ist außerdem ideal für die Lagerung,<br />

den Transport und das Handling.<br />

Dies ist besonders vorteilhaft bei der<br />

VCC-Coils im Lager (Foto: SMS group)<br />

Verarbeitung der Coils auf Baustellen,<br />

wo die Ansammlung von Armierungsbügeln<br />

und anderer Bewehrungskonstruktionen<br />

platzmäßig stark eingeschränkt ist,<br />

insbesondere in Stadtgebieten. Diese<br />

Voraussetzungen veranlassten Ternium,<br />

die VCC-Technologie in die vorhandene<br />

Stabstahlstraße zu integrieren.<br />

Die Linie wird zukünftig Betonstahl im<br />

Durchmesserbereich von 8 bis 16 mm<br />

mit einer Geschwindigkeit von bis zu<br />

35 m/s herstellen und pro Stunde 120 t<br />

Material bei einem Coilgewicht bis zu 3 t<br />

ausbringen.<br />

Eine der wichtigsten Eigenschaften<br />

der VCC ist die Art der Coilbildung direkt<br />

in vertikaler Position. Anlagenbetreiber<br />

können somit auf Drehmanipulatoren<br />

verzichten und gleichzeitig die<br />

Prozessdurchlaufzeit reduzieren, da<br />

alle Coils bereits in der Endausrichtung<br />

gehaspelt werden. Nach dem Wickeln<br />

und Abkühlen können die Coils sofort<br />

gelagert werden.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


INTERNATIONALE NEWS | 21<br />

Südkorea<br />

POSCO Gwangyang modernisiert Gasreinigungsanlagen<br />

POSCO modernisiert die Gasreinigungsanlagen<br />

der drei BOF-Konverter (Blast Oxygen<br />

Furnace) im integrierten Hüttenwerk am<br />

Standort Gwangyang. Den Auftrag dazu<br />

haben die SMS group gemeinsam mit der<br />

Firma AERIX Co., Ltd., Südkorea, erhalten.<br />

Im Rahmen einer Produktionserhöhung<br />

im Konverterstahlwerk werden die Gasreinigungsanlagen<br />

an die höheren Prozessgasmengen<br />

angepasst. Die Primärgasreinigung<br />

erfolgt mit wartungsfreundlichen<br />

Elektro-Trockenfiltern (ESP: Electro Static<br />

Precipitator), die nun um ein weiteres Feld<br />

ergänzt werden. So können die Anlagen<br />

eine erhöhte Menge Prozessgas handhaben<br />

und zudem die Reinigungsleistung verbessern.<br />

Die Gasreinigungsanlagen sind<br />

jeweils für eine Kapazität von über 108.000<br />

m³(STP)/h (trocken) ausgelegt.<br />

Der Lieferumfang der SMS group umfasst<br />

das Basisengineering und die Lieferung<br />

der Elektroden. Die ersten zwei Elektrofilter<br />

wurden bereits erfolgreich erweitert,<br />

das Abschlusszertifikat für die erste Phase<br />

Die von SMS group modernisierte Primärgasreinigung bei POSCO Gwangyang (Foto: SMS<br />

group)<br />

wurde SMS group direkt nach erfolgreicher<br />

Inbetriebnahme erteilt. Die Erweiterung des<br />

dritten Filters ist für Ende <strong>2019</strong> geplant.<br />

POSCO (ehemals Pohang Iron and<br />

Steel Company) ist ein südkoreanisches<br />

Unternehmen mit Sitz in Pohang und ist<br />

der viertgrößte Stahlhersteller der Welt.<br />

POSCO betreibt derzeit in Südkorea zwei<br />

integrierte Stahlwerke in Pohang und<br />

Gwangyang.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


22 | INTERNATIONALE NEWS<br />

Tschechische Republik<br />

Trinecké železárny: Roboter zum Spritzen von Feuerfestmaterial installiert<br />

Ein Roboter übernimmt zukünftig das Auftragen<br />

von Feuerfestmasse auf die Ausmauerung<br />

der Verteilerpfannen und ersetzt<br />

körperlich schwere Arbeit beim Stahlhersteller<br />

Trinecké železárny, a.s. aus Trinec. Die<br />

Verteilerpfannen sind für den Strangguss<br />

unentbehrlich. Das komplette Leitsystem<br />

der sogenannten Pfannenwirtschaft einschließlich<br />

der Steuerung des Roboters<br />

wurde von den Mitarbeitern des Stahlwerks<br />

entwickelt.<br />

und eine hohe Gleichmäßigkeit des Sprühnebels<br />

auf der gesamten Innenfläche zu<br />

erreichen. Dies erhöht die Lebensdauer<br />

der Verteilerpfanne erheblich und spart<br />

Feuerfestmaterial.<br />

Die feuerfeste Ausmauerung ist ein<br />

wesentlicher Bestandteil jeder Verteilerpfanne<br />

und macht die Verteilung der-<br />

Schmelze auf die einzelnen Gießrohre erst<br />

möglich. Die innere Oberfläche bildet eine<br />

Schicht aus feuerfester Masse, die nach<br />

Roboter übernehmen in der Pfannenwirtschaft bei Trinecké železárny zukünftig das Spritzen von Feuerfestmaterial (Foto: Trinecké železárny)<br />

„Es ist einzigartig, den Roboter unter<br />

den rauen Bedingungen des Hüttenbetriebs<br />

einzusetzen“, erklärt Ceslav Marek,<br />

Produktionsleiter von Trinecké železárny.<br />

Der Vorteil der Anwendung liegt in erster<br />

Linie darin, die Arbeitsbedingungen der<br />

Mitarbeiter zu verbessern, mühsame Arbeit<br />

beim manuellen Spritzen zu beseitigen,<br />

den Applikationszyklus zu verkürzen<br />

dem Auftragen regelmäßig wieder erneuert<br />

wird. „Die Einspritzzeit aller Schichten<br />

wird von mehreren Faktoren beeinflusst<br />

und liegt im Durchschnitt bei drei Stunden.<br />

In dieser Zeit werden ungefähr 2 t Masse<br />

auf die Wände der Verteilerpfanne aufgebracht“,<br />

erklärt Libor Kuca, Leiter der Produktionslogistik<br />

des Unternehmens. Mit<br />

seinem Team arbeitet er an der Einführung<br />

von Automatisierung und der Vorbereitung<br />

anderer Roboterlösungen.<br />

Die Versiegelung der Pfannen mit dem<br />

feuerfesten Material hat einen direkten<br />

Einfluss auf die Qualität des Rohstahls,<br />

da die so aufgebrachte feuerfeste Masse<br />

nicht mit der Schmelze reagieren soll. Eine<br />

schlechte Feuerfestversiegelung kann zu<br />

Durchbrüchen oder anderen Störungen im<br />

Stranggießprozess führen, im Extremfall<br />

auch zur Beschädigung der Stranggießanlage.<br />

Die Automatisierung in der Metallurgie<br />

zielt hauptsächlich darauf ab, körperlich<br />

anstrengende Arbeit zu eliminieren, die<br />

Produktion zu rationalisieren und die Sicherheit<br />

zu erhöhen. Automatische Steuerungssysteme<br />

sind mittlerweile Teil jeder neuen<br />

Investition in die Fertigungstechnologie.<br />

USA<br />

Nucor Marion hat Hubbalkenofen in Betrieb genommen<br />

Nucor Steel Marion, Inc. mit Sitz in<br />

Marion, Ohio, hat der SMS group kurz<br />

nach der erfolgreichen Inbetriebnahme das<br />

Endabnahmezertifikat (FAC) für den gelieferten<br />

Hubbalkenofen erteilt. Der Grund<br />

für die rasche Abnahme durch Nucor war,<br />

dass die zugesicherten Leistungen nicht<br />

nur erreicht, sondern weit übertroffen<br />

wurden. Damit betreibt Nucor den ener-<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


gieeffizientesten Ofen mit den niedrigsten<br />

Emmissionswerten in der Nucor-Gruppe.<br />

Der NO x<br />

-Anteil dieses Ofens liegt bei etwa<br />

25 Anteilen pro Mio. Der Ofen wurde mithilfe<br />

moderner Vorfertigungsverfahren hergestellt<br />

und ist mit speziellen, von SMS<br />

entwickelten ZERO-Flame-Brennern ausgestattet.<br />

Der Ofen bedient die vorhandene Stabstahlstraße<br />

und kann pro Stunde rd. 109 t<br />

heiße Knüppel mit einer Temperatur von<br />

1.235 °C liefern. Dazu benötigt er eine<br />

Energie von weniger als 1,<strong>04</strong> Mio. BTO<br />

(British Thermal Units)/t. Bemerkenswert<br />

ist auch die Einsparung beim Zunderverlust,<br />

der bezogen auf das Gewicht unter<br />

0,5 % liegt und damit unter dem garantierten<br />

Wert von 0,75 %.<br />

„Wir sind sehr stolz auf die Ergebnisse<br />

mit diesem Ofen. Er setzt neue<br />

Knüppelausstoß am Aufwärmofen bei<br />

Nucor Marion (Foto: SMS group)<br />

Maßstäbe bei der Reduzierung von<br />

Emissionen in den USA und insbesondere<br />

innerhalb der Nucor-Gruppe”, sagte<br />

Simone Zussino, Vice President Reheating<br />

Furnaces and Heat Treatments bei<br />

SMS group S.p.A.<br />

Nucor Steel Tuscaloosa modernisiert Grobblechwalzwerk<br />

Der Power Coiler von Primetals Technologies wickelt dicke und hochfeste Stähle<br />

(Foto: Primetals Technologies)<br />

Der Walzwerkbetreiber Nucor Steel<br />

Tuscaloosa, Inc. modernisiert sein<br />

Grobblechwalzwerk in Alabama. Im Rahmen<br />

des Projekts wird u.a. eine neue<br />

Haspelanlage des Typs Power Coiler in<br />

einer Ausführung mit vier Wickelrollen<br />

geliefert. Dank dieser Haspel kann das<br />

Walzwerk größere Leitungsrohrdicken<br />

für die Energiebranche herstellen. Der<br />

Projektabschluss ist für das erste Quartal<br />

2020 geplant. Den Auftrag hat Primetals<br />

Technologies erhalten.<br />

Die Haspelanlage handhabt Bleche<br />

aus niedrig gekohltem Stahl mit einer<br />

Dicke von 30 mm und Leitungsrohrsorten<br />

mit einer Dicke von 25 mm und einer<br />

Breite bis 260 mm. Der Lieferumfang<br />

umfasst weiterhin Auslaufrollgänge,<br />

einen neuen Manipulationsbereich für<br />

Coils, eine Inspektionslinie mit Schere,<br />

Hydraulik, Umreifungsmaschinen und<br />

Markierern sowie die Modernisierung<br />

des bestehenden Level-1-Automatisierungssystems.<br />

Nucor Steel Tuscaloosa, Inc. ist eines<br />

von drei Grobblechwalzwerken, die<br />

von der Nucor Corporation betrieben<br />

werden und Grobblech für Hersteller<br />

von Binnenschiffen, Brücken, Schwermaschinen,<br />

Tanks, Schiffen, Windenergieanlagen<br />

und sonstigen Produkten<br />

erzeugen. In Anbetracht der Produktionsressourcen<br />

von Nucor und des<br />

Mixes der vermarkteten Grobblechprodukte<br />

wird die Kapazität der Grobblechwalzwerke<br />

auf etwa 2.825.000 t/a<br />

geschätzt. Nucor und Tochterunternehmen<br />

sind Hersteller von Stahlprodukten<br />

mit Werken hauptsächlich in den<br />

Vereinigten Staaten und Kanada. Das<br />

Produktspektrum umfasst Kohlenstoffund<br />

Legierungsstähle. Nucor ist über<br />

The David J. Joseph Company auch als<br />

Zwischenhändler für Eisen- und Nichteisenmetalle,<br />

Roheisen und HBI/DRI<br />

tätig, liefert Ferrolegierungen und verarbeitet<br />

Eisen- und Nichteisenschrott.<br />

Nucor ist der größte Wiederverwerter<br />

in Nordamerika.<br />

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<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


24 |<br />

Etablierte Unternehmen und Startups zeigen Beispiele erfolgreicher digitaler Transformation<br />

Digitalisierung bedeutet Dematerialisierung<br />

Das größte Potenzial der digitalen Transformation steckt in den etablierten Unternehmen. Doch zu einseitig<br />

richten traditionelle Industriebetriebe ihre Digitalisierungsstrategie auf die Prozessoptimierung des bestehenden<br />

Geschäfts aus. Experten beobachten, dass die Etablierten noch zu selten neues Wachstum durch neue<br />

Dienstleistungen im Fokus haben. Dabei können gerade hier Traditionsunternehmen und Startups erfolgreich<br />

voneinander lernen, wie Beispiele aus der Metallbranche deutlich machen. Auf der Metallurgiefachmesse<br />

METEC im Rahmen der „Bright World of Metals“ vom 25. bis 29. Juni <strong>2019</strong> wird u.a. der Branchenverband<br />

VDMA Metallurgy Beispiele erfolgreicher digitaler Transformation vorstellen.<br />

I<br />

m Zeitalter der digitalen Transformation<br />

rücken neue Ansätze aus der Startup-Welt<br />

in den Fokus auch der etablierten Unternehmen<br />

wie das als Inbegriff der Kreativität<br />

geltende Design Thinking – zum Beispiel<br />

beim metallurgischen Anlagenbauer SMS<br />

group. Das traditionsreiche Unternehmen<br />

ist weltweit Synonym für technische Perfektion<br />

bei Maschinen und Anlagen zur Herstellung<br />

und Verarbeitung von Eisen, Stahl<br />

und NE-Metallen. Technologien wie Virtual<br />

Reality, Augmented Reality oder digitale<br />

Zwillinge sind bei Planung, Konstruktion und<br />

Fertigung neuer Stahlwerke längst feste Bestandteile<br />

des Werkzeugkastens, mit dem<br />

SMS aus deutscher Ingenieurskunst feinste<br />

Maschinentechnik einschließlich Elektrik<br />

und Automation schafft, neuerdings auch<br />

mithilfe innovativer Produktionsmethoden<br />

wie additiver Fertigung.<br />

Neu allerdings ist, dass der Maschinen-<br />

und Anlagenbauer zunehmend digitale<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

entwickelt. Mit der Gründung der SMS<br />

Digital im Mai 2016 hat sich das Technikunternehmen<br />

ein Startup an die Seite<br />

gestellt, das den Kunden der Stahl- und<br />

NE-Metallindustrie die passenden Instrumente<br />

für die digitale Transformation in<br />

die Hand gibt. Beispielsweise Software<br />

für Industrie-4.0-Lösungen und Apps für<br />

die Metallindustrie, die über die eigene<br />

Plattform „mySMS group“ zur Verfügung<br />

gestellt werden. Neue digitale Dienstleistungen<br />

und Produkte will die SMS group<br />

auf der kommenden Metallurgiemesse<br />

METEC <strong>2019</strong> vorstellen.<br />

Als Softwareentwickler mit digitalem<br />

Mindset wollen, dürfen (und müssen)<br />

die Beschäftigten der SMS Digital in der<br />

Rheinmetropole Düsseldorf eine andere<br />

Unternehmenskultur leben, als die Techniker<br />

der mechanischen Werkstatt der SMS<br />

im Siegerland, wo geregelte Arbeitszeiten,<br />

Stechuhr und Betriebsrat für den Arbeitsalltag<br />

des Industriezeitalters stehen.<br />

Die Vorgehensweise der Softwareentwickler<br />

unterscheidet sich deutlich von der klassischen<br />

Arbeitsweise der Ingenieure. Statt<br />

dem penibel ausgearbeiteten Pflichtenheft<br />

steht nach dem Design-Thinking-Ansatz der<br />

Kunde mit seinem Problem am Anfang der<br />

Entwicklung. In einer nutzerzentrierten<br />

Vorgehensweise validiert die Digitaleinheit<br />

dialogisch mit dem Kunden die Ideen,<br />

bevor ein ausgewählter Prototyp zur Serienreife<br />

perfektioniert wird. Ist die Idee in<br />

eine marktfähige Lösung übersetzt, kann<br />

sie vom Mutterunternehmen ins Sortiment<br />

übernommen werden. Ganz aus eigener<br />

Kraft kam die Gründung der Digitaleinheit<br />

indes nicht zustande. Behilflich beim Aufbau<br />

der SMS Digital und der erfolgreichen Hochzeit<br />

von „Old“ und „New“ Economy war<br />

quasi als Heiratsvermittler die Münchner<br />

Unternehmensberatung etventure.<br />

VDMA Metallurgy: Digitale<br />

Gesamtstrategie des<br />

Unternehmens rückt in den Fokus<br />

Auf der Metallurgiefachmesse METEC werden im Rahmen der „Bright World of Metals“<br />

vom 25. bis 29. Juni <strong>2019</strong> Beispiele erfolgreicher digitaler Transformation vorgestellt<br />

(Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann)<br />

Kathrin Delcuve verantwortet Innovation<br />

und Technologieentwicklung beim Bran-<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


| 25<br />

chenverband VDMA Metallurgy. Spricht<br />

die Fachfrau von Industrie 4.0 und IoT,<br />

dann meint sie Werkzeuge der digitalen<br />

Transformation der (und in der) Industrieproduktion.<br />

„Für die prozesshaften<br />

metallurgischen Produktionstechnologien<br />

war zunächst entscheidend, Big-Data-Methoden<br />

für eine bessere Prozessund<br />

Qualitätskontrolle nutzen zu können“,<br />

erläutert die Expertin. Das klare Ziel sei<br />

gewesen, dem Kunden Energie- und Kosteneinsparungen<br />

im Produktionsprozess<br />

anbieten zu können, und das hat auch<br />

immer noch seine Gültigkeit. Beispielhaft<br />

erwähnt die VDMA-Expertin die Nutzung<br />

von Data-Mining-Verfahren zur besseren<br />

Korrelation von Maschinendaten und<br />

Prozessparametern. Damit lassen sich<br />

Vorhersagemodelle entwickeln, in den<br />

Metallbranchen etwa für Temperaturregelungen,<br />

präzisere Chargierung oder<br />

Vorhersage von Schmelz endpunkten.<br />

Während anfangs Projekte zur Prozessoptimierung<br />

klar im Mittelpunkt der Industrie-4.0-Aktivitäten<br />

standen, so rückt zunehmend<br />

das gesamte Unternehmen in den<br />

Fokus, wie Delcuve präzisiert. „Entscheidend<br />

für eine erfolgreiche unternehmerische<br />

Nutzung der Industrie-4.0-Potenziale sind<br />

mittlerweile nicht mehr allein Produkt- und<br />

Anwendungsoptimierungen im Produktionsprozess,<br />

sondern wie sich einzelne<br />

datenbasierte Innovationen in eine digitale<br />

Gesamtstrategie des Unternehmens einfügen“,<br />

sagt die VDMA-Expertin. Lösungen<br />

zur Steuerung und Optimierung von Produktionsprozessen<br />

wie z.B. Sensortechnik,<br />

Data Analytics, VR oder AR-Technologien ermöglichen<br />

sogenannte „Smart Operations“<br />

und damit datenbasierte Services und eigenständige<br />

Produkte. Die Durchführung<br />

erfolge häufig inhouse und angelehnt an<br />

Produktentwicklungsprozesse in Startups.<br />

Aber auch in Kooperationen mit Startups,<br />

die ihre Geschäftsmodelle auf internetbasierten<br />

Anwendungen und Softwareleistungen<br />

aufbauten. So hat der VDMA beispielsweise<br />

im September 2018 im Technologiezentrum<br />

Dortmund ausgewählte Startups mit Unternehmen<br />

des metallurgischen Maschinenund<br />

Anlagenbaus zusammengebracht.<br />

„Mittlerweile umfasst die Digitalisierung<br />

alle Ebenen der Produktion und Wertschöpfung<br />

– die Produktentwicklung, Kundenbeziehungen<br />

und die Wettbewerbspositionen<br />

in den Lieferketten und im B2B-Geschäft“,<br />

wie Kathrin Delcuve zusammenfasst. Auf<br />

der GIFA, METEC, THERMPROCESS,<br />

NEWCAST wird der Branchenverband VDMA<br />

Metallurgy u.a. mit einer Neuauflage der Broschüre<br />

„Industrie 4.0 im metallurgischen Anlagenbau“<br />

zahlreiche Applikationsbeispiele<br />

der Mitgliedsfirmen vorstellen.<br />

Klöckner: Pionier mit<br />

Geburtswehen<br />

Als Pionier unter den Digitalisierern in den<br />

Metallbranchen gilt der Stahlhändler Klöckner<br />

& Co. CEO Gisbert Rühl hatte ausgiebig die<br />

Erfolgsmodelle der Plattformökonomie studiert<br />

und vor Ort im Silicon Valley Startups<br />

inspiziert. Insbesondere Amazon wurde unter<br />

die Lupe genommen. Zurück in Deutschland<br />

baute der Stahlhändler in Berlin die Digitaleinheit<br />

„kloeckner.i“ auf. Rühl erinnert sich<br />

an die Anfangsschwierigkeiten, als es an die<br />

Umsetzung der Digitalstrategie ging: „Als eine<br />

größere Hürde stellte sich der notwendige<br />

Starke Geschäftsideen und hohes Wachstumspotenzial von Startups in 2018<br />

(Grafik: Messe Düsseldorf)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


26 |<br />

„Industrie 4.0 heißt Digitalisierung. Und<br />

Digitalisierung bedeutet Dematerialisierung. Mit<br />

der Digitalisierung eröffnet sich die Chance, mit den<br />

Daten zu den Bauteilen Geld zu verdienen und die<br />

Wertschöpfungskette zu verlängern.“<br />

Franz-Josef Wöstmann, Fraunhofer-Institut IFAM, Bremen<br />

Aktuelle Herausforderungen von Startups in 2018 (Grafik: Messe Düsseldorf)<br />

Wandel in unserer Unternehmenskultur heraus.<br />

Schließlich wollten wir von Anfang an<br />

alle unsere Mitarbeiter mitnehmen und für<br />

den Wandel motivieren. Nur so kann digitale<br />

Transformation gelingen.“<br />

Rühl baute die Barrieren der internen<br />

Kommunikation ab und beendete den hierarchisch<br />

organisierten Nachrichtenfluss. Heute<br />

kommunizieren Mitarbeiter und Chefs laut<br />

Rühl hierarchiefrei über das interne soziale<br />

Netzwerk Yammer. „Zu den größeren Schwierigkeiten<br />

zählte sicher auch eine anfängliche<br />

Skepsis gegenüber den von der Digitaleinheit<br />

in Berlin entwickelten digitalen Tools.<br />

Wir mussten kloeckner.i also besser in den<br />

Konzern integrieren, sodass unsere klassische<br />

Unternehmensseite die Einführung der digitalen<br />

Tools aktiv unterstützt. Hier haben unsere<br />

Austauschprogramme zwischen Mitarbeitern<br />

aus den klassischen Bereichen und unserer<br />

Digitaleinheit volle Wirkung gezeigt und geholfen,<br />

ein Digital Mindset in der Kernorganisation<br />

zu etablieren.“<br />

Inzwischen hat die Digitalisierungsstrategie<br />

alle Bereiche des Konzerns erreicht,<br />

wie Rühl versichert. „Wir digitalisieren nicht<br />

nur die Front-Ends zu den Kunden, sondern<br />

zunehmend auch die internen Prozesse von<br />

Klöckner & Co, um noch schneller und effizienter<br />

zu werden. Richtig ist aber auch, dass<br />

unsere Digitaleinheit kloeckner.i in Berlin die<br />

Keimzelle der Digitalisierung des Konzerns ist.<br />

Dort arbeiten Digital Natives standortübergreifend<br />

und in enger Abstimmung mit Kollegen<br />

aus dem Konzern und Kunden an unseren<br />

Lösungen für die Digitalisierung der gesamten<br />

Liefer- und Leistungskette von Klöckner & Co.“<br />

Die Strategie ging auf. „Aktuell erzielt<br />

Klöckner & Co rd. ein Viertel des Umsatzes<br />

über digitale Kanäle. Das entspricht einem<br />

jährlichen Digitalumsatz von rd. 1,5 Mrd. €“,<br />

wie Christian Pokropp ergänzt, Managing<br />

Director von kloeckner.i. Im Vergleich mit Wettbewerbern,<br />

aber auch Unternehmen anderer<br />

Branchen ist das bereits ein hoher Anteil, mit<br />

dem sich Klöckner aber nicht zufriedengeben<br />

will. „Bis 2022 wollen wir den Anteil weiter<br />

auf 60 % steigern“, verspricht Pokropp.<br />

Aus der Digitalisierung ist ein eigenes<br />

Geschäftsfeld mit digitalen Beratungsdienstleistungen<br />

hervorgegangen. Neue Digitalisierungsprojekte<br />

stehen auch auf der Agenda.<br />

„Derzeit bauen wir die Onlineshops von<br />

Klöckner & Co, die mittlerweile in sechs Ländern<br />

live sind, zu Marktplätzen aus“, sagt Pokropp.<br />

Klöckner habe Händler komplementärer<br />

Produkte vom Nutzen seiner Plattformen überzeugt.<br />

Diese Unternehmen handeln Produkte,<br />

die das Produktportfolio von Klöckner & Co<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


| 27<br />

ergänzen, nun über die Klöckner eigenen Onlineshops<br />

mit Marktplatzfunktion. „Aufgrund<br />

der guten Fortschritte bei der Digitalisierung<br />

von Klöckner & Co und vermehrten Anfragen<br />

bietet kloeckner.i zukünftig auch digitale<br />

Beratungsdienstleistungen für externe Unternehmen<br />

an. Über die Integration in den<br />

proprietären B2B-Marktplatz von Klöckner &<br />

Co ermöglichen wir Beratungskunden zudem<br />

einen einfachen Einstieg in den E-Commerce“,<br />

wie Pokropp ausführt.<br />

Digitalisierung bedeutet<br />

Dematerialisierung<br />

wegkommen. „Industrie 4.0 heißt Digitalisierung“,<br />

betont der Gießereiexperte. Und<br />

Digitalisierung bedeute Dematerialisierung.<br />

„Mit der Digitalisierung eröffnet sich die<br />

Chance, mit den Daten zu den Bauteilen<br />

Geld zu verdienen und die Wertschöpfungskette<br />

zu verlängern.“<br />

Doch leider sei der Trugschluss der meisten<br />

Gießer, dass sie immer noch zu sehr<br />

in der Materie, in dem Gussteil denken<br />

würden. Eine bedenkliche Sicht der Dinge,<br />

wie Gießereiexperte Wöstmann findet:<br />

„Erfolg wird in den nächsten Jahren nicht<br />

mehr über die Kilos erzielt, sondern über<br />

die Funktion.“<br />

• Messe Düsseldorf<br />

Was Traditionsunternehmen oftmals falsch<br />

machen bzw. falsch verstehen: „Digitalisierung<br />

bedeutet nicht, die alten Stärken<br />

aufzugeben, die das Unternehmen groß<br />

gemacht haben“, wie Philipp Depiereux,<br />

Gründer und Geschäftsführer der Digitalberatung<br />

etventure, festhält. In den deutschen<br />

Unternehmen seien das vor allem<br />

Ingenieurskunst, Präzision und Perfektion<br />

sowie langjährige Branchenerfahrung und<br />

ein gewachsener Kundenstamm. „Das Gütesiegel<br />

„Made in Germany“ hat auch im<br />

digitalen Zeitalter Bestand“, sagt der Digitalexperte.<br />

Die Unternehmen müssten sich<br />

aber weiterentwickeln und sich auch die<br />

Erfolgsrezepte der digitalen Player zu eigen<br />

machen: Schnelligkeit, Datenkompetenz<br />

und unbedingte Kunden- bzw. Nutzerzentrierung.<br />

„Wem es gelingt, alte mit neuen<br />

Stärken zu verbinden, wird auch im digitalen<br />

Zeitalter erfolgreich sein“, lautet das Urteil<br />

des Experten für digitale Transformation,<br />

der als Berater für Klöckner und SMS mit<br />

der Schwerindustrie bestens vertraut ist.<br />

Mit der konsequenten Verfolgung ihrer<br />

Digitalstrategie bilden Unternehmen wie<br />

Klöckner und SMS so etwas wie die digitale<br />

Avantgarde in der Metallbranche. Wie<br />

zurückhaltend viele Industrieunternehmen<br />

dem Thema digitale Transformation noch<br />

begegnen, zeigt das Beispiel der Gießereiindustrie.<br />

„Die meisten Gießer haben zu sehr<br />

die Produktion im Fokus“, sagt Franz-Josef<br />

Wöstmann, Abteilungsleiter Gießereitechnologie<br />

und Leichtbau am Fraunhofer-Institut<br />

IFAM in Bremen. Natürlich sei<br />

es richtig, mithilfe neuer Technologien die<br />

eigenen Prozesse zu stärken. Doch ein zu<br />

stark verengter Fokus auf die Verbesserung<br />

der Prozessabläufe verstelle den Blick auf<br />

das Potenzial und die Chancen der Digitalisierung.<br />

Wolle man Industrie 4.0 als Basis<br />

für weitere, neue Aktivitäten nutzen, dann<br />

müsse man von diesem Grundgedanken<br />

Mitarbeiter- und Gründerzahlen von Startups im Vergleich (Grafik: Messe Düsseldorf)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


28 |<br />

8. Fachforum Thermische Energiespeicher<br />

ENERGY STORAGE EUROPE kooperiert mit<br />

internationalem Messequartett GMTN <strong>2019</strong><br />

Die enge Zusammenarbeit zwischen ENERGY STORAGE EUROPE, Internationale Fachmesse für die<br />

globale Energiespeicherindustrie mit Anwendungen und Energiesystemen (12. bis 14. März <strong>2019</strong>), und den<br />

internationalen Metallurgie- und Gießerei-Leitmessen GIFA, METEC, THERMPROCESS und NEWCAST<br />

stellt auf dem 8. Fachforum Thermische Energiespeicher (FTE) (24. bis 25. Juni <strong>2019</strong>) die Möglichkeiten von<br />

Energiespeichern in der Metallerzeugung und -verarbeitung in den Fokus. Damit leistet das FTE einen wichtigen<br />

Beitrag, die Energieeffizienz und Wettbewerbsfähigkeit in diesen Industriesegmenten zu steigern.<br />

R<br />

und 25 % des Endenergiebedarfs in<br />

Deutschland entfallen auf Prozesswärme<br />

und -kälte. Ein Schlüssel zur<br />

Verbesserung der Energieeffizienz liegt hier<br />

in der Abwärmenutzung, die durch thermische<br />

Speicher entscheidend verbessert<br />

werden kann. Pilotprojekte und bereits im<br />

Betrieb befindliche Speicher zeigen, was<br />

Energiespeicher für die Flexibilisierung im<br />

Stromsektor und industriellen Bereich von<br />

morgen bereits heute leisten können.<br />

„Energieeffizienz und Sicherheit bei<br />

Nachfrage und Angebot spielen für unsere<br />

Partner eine wichtige Rolle. Durch die<br />

Kooperation mit der ENERGY STORAGE<br />

EUROPE bringen wir die Anwender mit den<br />

Herstellern von Speicherlösungen zusammen<br />

und schlagen damit eine Brücke für<br />

unsere Branche, um sich für eine zukunftsfähige<br />

Energieversorgung von morgen aufzustellen“,<br />

unterstreicht Gerrit Nawracala,<br />

Deputy Director Global Portfolio Metals and<br />

Flow Technologies Messe Düsseldorf.<br />

Schwerpunkte des FTE <strong>2019</strong><br />

Bereits zum achten Mal treffen sich<br />

Experten aus Forschung, Entwicklung<br />

und Industrie im Rheinhotel „Vier Jahreszeiten“<br />

in Meerbusch (Düsseldorf),<br />

um sich über die relevanten Themen von<br />

der Materialentwicklung bis hin zur Rolle<br />

thermischer Speicher in zukünftigen<br />

Energiesystemen auszutauschen. Zu den<br />

Themenschwerpunkten in diesem Jahr<br />

gehören:<br />

• Abwärmenutzung durch thermische<br />

Speicher<br />

• Thermische Speicher in industriellen<br />

Prozessen – Hindernisse und Potenziale<br />

• Power-to-Heat-to-Power, Carnot-Batterien,<br />

Hochtemperaturspeicher<br />

Das 8. Fachforum Thermische Energiespeicher wird vom 24. bis 25. Juni <strong>2019</strong> von der Fachmesse<br />

ENERGY STORAGE EUROPE in Zusammenarbeit mit den Metallurgie- und Gießerei-Leitmessen<br />

GIFA, METEC, THERMPROCESS und NEWCAST durchgeführt (Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann)<br />

• Chemische Reaktionen zur Speicherung<br />

thermischer Energie<br />

• Poster Session für „Junge Wissenschaftler“.<br />

Veranstalter sind das ZAE Bayern, (Bayrisches<br />

Zentrum für angewandte Energieforschung<br />

e.V.) und der Bundesverband<br />

Energiespeicher e.V. Organisator ist die<br />

Messe Düsseldorf und mit ihr die Teams der<br />

ENERGY STORAGE EUROPE und der GIFA,<br />

METEC, THERMPROCESS, NEWCAST.<br />

Tickets für das 8. Fachforum Thermische<br />

Energiespeicher sind unter diesem Link abrufbar:<br />

www.eseexpo.de/fte<strong>2019</strong>. Frühbucher<br />

sowie Aussteller und Besucher der beiden<br />

Messen können bis zum 3. Juni <strong>2019</strong> vergünstigte<br />

Tickets für die zweitägige Veranstaltung<br />

im Rheinhotel „Vier Jahreszeiten“ beziehen.<br />

• Messe Düsseldorf<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


| 29<br />

METEC<br />

Metallurgische Komplettanlagen<br />

Die Entwicklung und der Bau verschiedenster<br />

metallurgischer Komplettanlagen<br />

ist die Spezialität der Küttnergruppe aus<br />

Essen. Dies geht von kleineren Anlagen<br />

für Sondermetalle über Lösungen für die<br />

Non-Ferrous-Industrie bis hin zu Großanlagen<br />

der Eisen- und Stahlindustrie.<br />

In Kooperation mit den verschiedensten<br />

langjährigen Partnern bietet die Küttnergruppe<br />

komplette Lösungen aus einer<br />

Hand. Die hausinterne Küttner Automation<br />

sowie Küttner Montage-, Inbetriebnahmeund<br />

Servicekapazitäten schaffen dabei die<br />

Basis für leistungsstarke Gesamtlösungen<br />

nach den Qualitätsgrundsätzen der Küttnergruppe.<br />

Die von Dr. Carl Küttner 1949 gegründete<br />

Küttnergruppe versteht sich als ständiger<br />

Partner seiner Kunden. Dies umfasst Lieferung<br />

kompletter schlüsselfertiger Anlagen,<br />

Umbauten zur Leistungserhöhung sowie<br />

Verbesserung der Produktqualität, Engineering<br />

studies, Erneuerung und Relocation<br />

bestehender Anlagentechnik bis hin zu den<br />

verschiedensten Betreibermodellen.<br />

Küttners Spezialität ist der metallurgische<br />

Anlagenbau. Dazu gehören<br />

auch die Gruppen der Sondermetalle,<br />

Ferro-Alloys, Nichteisenmetalle und<br />

Guss produkte.<br />

Küttners Prozessexperten unterstützen<br />

dabei ihre Kunden bei der individuellen<br />

Prozessentwicklung und -optimierung.<br />

Dieser Service wird durch eine<br />

schnelle und zuverlässige Unterstützung<br />

beim Ersatzteilmanagement abgerundet.<br />

Die Realisierung bis zur Heißinbetriebnahme<br />

inklusive der Begleitung<br />

im laufenden Betrieb erfolgt durch ein<br />

interdisziplinär besetztes hausinternes<br />

Küttner-Team.<br />

Die in privater Hand befindliche sowie<br />

eignergeführte Küttnergruppe ist weltweit<br />

vertreten.<br />

• Küttner GmbH & Co. KG<br />

Halle 4 / C28<br />

Kokillen und Zuberhörteile<br />

Die Lintorfer Eisengießerei GmbH aus<br />

Ratingen liefert Kokillen und -zubehörteile<br />

(Platten, Untersätze, Trichter und Hauben)<br />

im Stückgewichtsbereich bis zu 20 t in den<br />

Materialqualitäten:<br />

Gusseisen mit Kugelgrafit. Diese Materialqualität<br />

hat sich für die meisten Einsatzbedingungen<br />

der Kokillen und Gießtrichter der Lintorfer<br />

Eisengießerei GmbH bestens bewährt.<br />

Gusseisen mit Lamellengrafit. Für<br />

Zubehörteile wie Gespannplatten und Untersätze<br />

sowie spezielle Kokillenformate<br />

ist die Verwendung dieses Gusseisens<br />

zweckmäßig.<br />

Spezialgusseisen. Dieser Werkstoff<br />

mit einer speziellen Analyse (u.a. erhöhter<br />

Kohlenstoffgehalt) kommt aufgrund der<br />

besseren Wärmeleitfähigkeit bei Brammenkokillen<br />

und bestimmten Gespannplatten<br />

zum Einsatz.<br />

• Lintorfer Eisengießerei GmbH<br />

Halle 3 / A45<br />

Walzblockkokillen (Foto: Lintorfer Eisengießerei)<br />

Kennzeichnung in schwierigen Umgebungsbedingungen<br />

S+P Samson GmbH aus Kissing bei Augsburg<br />

ist ein modernes Technologieunternehmen<br />

in der industriellen Kennzeichnung<br />

und gilt seit 40 Jahren als Spezialist für<br />

Kennzeichnungslösungen bei besonders<br />

schwierigen Umgebungsbedingungen. Die<br />

in diesem Umfeld zum Einsatz kommenden<br />

Etiketten bestechen durch hohe Robustheit<br />

gegenüber verschiedenen Einflüssen. Sie<br />

sind beständig gegen Temperaturen von bis<br />

zu 580 °C, chemische Reinigungsprozesse,<br />

Laugen, UV-Bestrahlung und Lösungsmittel.<br />

So werden etikettenbasierte Identifikationskonzepte<br />

in über 65 Ländern auf der<br />

ganzen Welt umgesetzt. Branchenführer<br />

wie z.B. ArcelorMittal, thyssenkrupp, Evonik<br />

oder Ashland vertrauen seit vielen Jahren<br />

den hochwertigen Kunststoffetiketten, der<br />

kompetenten und partnerschaftlichen Beratung<br />

sowie dem gewachsenen Know-how<br />

und Innovationsgeist des Traditionsunternehmens.<br />

S+P Samson nimmt Trends auf und setzt<br />

diese in neue Produkte um. So ist es nur<br />

folgerichtig, dass Entwicklungen wie Industrie<br />

4.0 und das „Internet der Dinge“<br />

Einzug in die strategischen Überlegungen<br />

des Unternehmens gehalten haben.<br />

In der Zukunft werden Computer zur<br />

Steuerung der Prozesse in den Hintergrund<br />

geraten und durch „intelligente Gegenstände“<br />

ersetzt. Mit immer kleiner werdenden<br />

Computern<br />

„gekennzeichnet“,<br />

übernehmen diese<br />

die Steuerung<br />

selbst und können<br />

auch mit anderen<br />

Gegenständen interagieren.<br />

Grundvoraussetzung:<br />

eine absolut sichere und<br />

dauerhafte Kennzeichnung, die zu jeder<br />

Zeit und in jedem Prozessschritt einen<br />

reibungslosen Datenaustausch garantiert.<br />

Dauerhafte Kennzeichnung ist hier<br />

das Stichwort, speziell in Verbindung mit<br />

RFID-Technologie zur automatisierten Identifikation.<br />

Denn diese wird in Fachkreisen<br />

als Grundlage für das „Internet der Dinge“<br />

angesehen. Hier kann S+P Samson als Spezialist<br />

gleich zweimal punkten. Seit 2013 mit<br />

Structobond ® , der innovativen und paten-<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


30 |<br />

S+P Samson bietet Etiketten für die Kennzeichnung<br />

bis +580 °C (Foto: S+P Samson)<br />

tierten Technik auf Epoxidharzbasis in der<br />

dauerhaften Kennzeichnung. Und mit einer<br />

ausgewiesenen Expertise für RFID-Lösungen.<br />

Hier zeichnete das deutsche Unternehmen<br />

bereits im Jahre 2010 für die weltweit<br />

größte Umsetzung im industriellen Umfeld<br />

verantwortlich.<br />

S+P Samson gilt in der industriellen<br />

Kennzeichnung als innovativer und lösungsorientierter<br />

Partner für anspruchsvolle Herausforderungen.<br />

Die individuellen Identifikationskonzepte<br />

zeichnen sich durch das<br />

optimale Zusammenspiel von Etikett und<br />

Drucksystem aus und kommen meist in der<br />

Produktions- und Prozesssteuerung sowie<br />

der Lager- und Versandlogistik zum Tragen.<br />

Aus der hohen Beratungskompetenz, der<br />

partnerschaftlichen Zusammenarbeit und<br />

dem umfangreichen Portfolio an spezifisch<br />

entwickelten Etiketten haben sich langjährige<br />

Kundenbeziehungen entwickelt. Mit der<br />

weltbekannten Marke Graphiplast ® wurde<br />

das Unternehmen zum Marktführer. Denn<br />

diese extrem widerstandsfähigen Kunststoffetiketten<br />

setzten neue Maßstäbe als<br />

Klebe-, Anhänge- oder multifunktionales<br />

Kombietikett.<br />

Genauso wichtig wie die Qualität sind<br />

die Funktionalität und das einfache Handling<br />

der Etiketten. Auch hier können die Etiketten<br />

des Unternehmens glänzen, denn sie<br />

sind mit konventionellen Drucksystemen<br />

wie Laser- und Thermotransferdrucker zu<br />

beschriften. Aber auch Solid-Ink-Druckverfahren<br />

können zur Anwendung kommen.<br />

Eine eigene Abteilung „Systeme“ im Hause<br />

S+P Samson sorgt für eine reibungslose<br />

Implementierung des optimalen Drucksystems<br />

bei den Kunden.<br />

• S+P Samson GmbH<br />

Halle 4 / C36<br />

Drehmomentbegrenzende Kupplungen<br />

Drehmomentbegrenzende Kupplungen von<br />

Voith GmbH & Co. KGaA aus Heidenheim<br />

schützen alle Komponenten im Antriebsstrang.<br />

Im Falle eines unzulässig hohen<br />

Drehmoments unterbrechen die Kupplungen<br />

den Leistungsfluss im Antriebsstrang. Folgeschäden<br />

und Produktionsstillstände bleiben<br />

minimal. Spezielle Ausführungen bieten zusätzliche<br />

Vorteile für den Produktionsprozess.<br />

Das Produktportfolio des Unternehmens<br />

umfasst SafeSet-, SmartSet-, Slip-Set und<br />

AutoSet-Kupplungen. Die Auslösedrehmomente<br />

liegen im Bereich zwischen 1 und<br />

20.000 kNm.<br />

Voith-Verbindungskupplungen verbinden<br />

Wellen mit Wellen, Flansche oder Naben.<br />

Sie übertragen das Drehmoment kraftschlüssig<br />

und spielfrei. Die Kupplungen<br />

werden einfach hydraulisch gespannt und<br />

gelöst. Die übertragbaren Drehmomente<br />

reichen von 1 bis 20.000 kNm.<br />

• Voith GmbH & Co. KGaA<br />

Halle 5 / C02<br />

Hochelastische Kupplungen<br />

Hochelastische Kupplungen der Voith<br />

GmbH & Co. KGaA aus Heidenheim<br />

verschieben in einem Antriebsstrang<br />

Resonanzfrequenzen außerhalb des<br />

Betriebsdrehzahlbereichs. Sie dämpfen<br />

gleichzeitig kritische Drehschwingungsamplituden<br />

und Drehmomentstöße.<br />

Das Produktportfolio des Unternehmens<br />

umfasst:<br />

• Elastische und hochelastische Kupplungen<br />

• Drehschwingungsberechnungen (TVC)<br />

• Drehschwingungsmessungen und deren<br />

Auswertung (TVM/TVA)<br />

• Engineering und kundenspezifische Lösungen.<br />

Die Kupplungen erhöhen die Verfügbarkeit<br />

aller Antriebskomponenten und senken<br />

dadurch die Lebensdauerkosten für die<br />

Anlage. Die übertragbaren Drehmomente<br />

reichen bis über 500 kNm.<br />

• Voith GmbH & Co. KGaA<br />

Halle 5 / C02<br />

Hochleistungs-Gelenkwellen<br />

Die Gelenkwellen von Voith GmbH & Co.<br />

KGaA aus Heidenheim übertragen selbst<br />

bei großem Achsversatz das Drehmoment<br />

von der Antriebsmaschine zur Arbeitsmaschine.<br />

Zuverlässigkeit und ein hoher Wirkungsgrad<br />

stehen dabei an erster Stelle.<br />

Das Unternehmen liefert Standardgelenkwellen,<br />

kundenspezifische Anpassungen,<br />

Sonderausführungen, Mittelteile,<br />

Anschlusstechnik und Gelenkwellenunterstützungen.<br />

Technische Beratung, Drehschwingungssimulationen<br />

und Betriebsmessungen<br />

runden das Leistungsspektrum<br />

ab. Voith-Gelenkwellen sichern die Produktivität<br />

und reduzieren Instandhaltungskosten.<br />

Die Drehmomentkapazität reicht bis über<br />

20.000 kNm.<br />

Voith FlexPad ist der intelligente Verschleißschutz<br />

für Verbindungskupplungen<br />

von Gelenkwelle zu Arbeitswalze (Treffer) in<br />

Walzwerksantrieben. Durch nichtmetallisch<br />

eingebettete Verschleißleisten (FlexPads)<br />

wird eine Abnutzung des Treffergrundkörpers<br />

weitestgehend vermieden und dadurch<br />

die Lebensdauer in hohem Maße<br />

gesteigert.<br />

• Voith GmbH & Co. KGaA<br />

Halle 5 / C02<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


NEUES AUS DER INDUSTRIE | 31<br />

GrInHy2.0-Projektkonzept der Wasserstoffproduktion aus erneuerbarem Strom und Dampf aus Abwärme (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />

Salzgitter und Sunfire starten Projekt GrInHy2.0<br />

Wasserstoff für eine CO 2<br />

-arme Stahlproduktion<br />

Der Salzgitter-Konzern und die Sunfire GmbH bauen und betreiben mit internationalen Partnern den weltweit<br />

größten Hochtemperatur-Elektrolyseur (HTE) für eine energieeffiziente Wasserstofferzeugung.<br />

I<br />

m Hüttenwerk der Salzgitter Flachstahl<br />

GmbH ist das Projekt GrInHy2.0 gestartet<br />

worden. Es knüpft nahtlos an die bereits<br />

erfolgreich in Salzgitter betriebene erste<br />

Stufe von GrInHy an. Gemeinsam mit<br />

den Partnern Sunfire GmbH, Paul Wurth<br />

S.A., Tenova SpA, dem französischen Forschungszentrum<br />

CEA und der Salzgitter<br />

Mannesmann Forschung GmbH wird die<br />

weltweit leistungsstärkste Hochtemperatur-Elektrolyse<br />

(HTE) zur energieeffizienten<br />

Wasserstofferzeugung errichtet.<br />

Das GrInHy2.0-Projekt (Green Industrial<br />

Hydrogen via steam electrolysis) verfügt<br />

über ein Gesamtbudget von 5,5 Mio. €.<br />

Mit GrInHy2.0 wird erstmals im industriellen<br />

Umfeld eine Hochtemperatur-Elektrolyse<br />

mit einer elektrischen Anschlussleistung<br />

von 720 kW realisiert. Sie soll bis<br />

Ende 2022 mindestens 13.000 h in Betrieb<br />

sein und insgesamt etwa 100 t Wasserstoff<br />

von hoher Reinheit (99,98 %) liefern. Dieser<br />

wird für Glühprozesse im integrierten<br />

Hüttenwerk genutzt und ersetzt dabei auf<br />

Basis von Erdgas erzeugten Wasserstoff.<br />

Wasserstoff als Reduktionsmittel ist<br />

auch das zentrale Element von SALCOS<br />

(Salzgitter Low CO 2<br />

Steelmaking), dem<br />

neuartigen Konzept des Salzgitter-Konzerns<br />

für eine CO 2<br />

-arme Stahlproduktion. Dabei<br />

ersetzt Wasserstoff, der idealerweise mit<br />

Strom aus regenerativen Quellen erzeugt<br />

wird, den bislang für die Verhüttung von<br />

Eisenerzen erforderlichen Kohlenstoff.<br />

SALCOS basiert auf Einzelbausteinen erprobter<br />

Technologien und ermöglicht eine<br />

zeitnahe industrielle Realisierung.<br />

Mit der Maßstabsvergrößerung des<br />

Hochtemperatur-Elektrolyseurs kann beim<br />

Projekt GrInHy2.0 die Einbindung von „grünem“<br />

Wasserstoff in die Prozesse des<br />

Hüttenwerks umfangreich getestet und<br />

erprobt werden. Dazu wird das gasförmige<br />

Produkt des Elektrolyseurs vom Typ<br />

Sunfire-HyLink zunächst in einem Aggregat<br />

von Paul Wurth, Anlagenbauer für die Stahlindustrie,<br />

verdichtet und getrocknet. Den<br />

Betrieb der Anlagen und die Einspeisung in<br />

das eigene Wasserstoffnetz übernimmt die<br />

Salzgitter Flachstahl. Parallel führt das französische<br />

CEA mehrjährige Versuche mit<br />

Elektrolyse-Stacks durch, die die zentralen<br />

Elemente der HTE-Technologie darstellen.<br />

Tenova, ein weiterer Anlagenbauer für die<br />

Stahlindustrie, erstellt projektbegleitend<br />

eine technisch-ökonomische Studie zur<br />

Umstellung der heutigen europäischen<br />

Stahlindustrie auf eine CO 2<br />

-arme, wasserstoffbasierte<br />

Stahlherstellung. Die<br />

Salzgitter Mannesmann Forschung ist für<br />

die Projektkoordination und -leitung verantwortlich.<br />

Obwohl die derzeitigen energiepolitischen<br />

Rahmenbedingungen eine wirtschaftliche<br />

Umsetzung noch in Frage stellen,<br />

sind die Projektpartner entschlossen,<br />

diese für die Zukunft bedeutsame, klimaschonende<br />

Technologie konsequent weiterzuentwickeln.<br />

Weitere Informationen: www.green-industrial-hydrogen.com<br />

• Salzgitter Flachstahl<br />

Wenig erfreulicher Jahresauftakt für die deutschen Maschinenbauer<br />

Der Start ins Jahr war für die Maschinenbauer<br />

aus Deutschland wenig erfreulich:<br />

Im Januar verfehlte der Auftragseingang<br />

sein Vorjahresniveau um real 9 %, berichtet<br />

der Verband Deutscher Maschinenund<br />

Anlagenbau e.V. (VDMA).<br />

Während sich der Rückgang der Inlandsbestellungen<br />

(−5 %) noch in Grenzen hielt, gab<br />

es herbe Einbußen bei den Bestellungen<br />

aus dem Ausland (−11 %). Insbesondere die<br />

Orders aus den Euro-Partnerländern (−22 %)<br />

enttäuschten. Im Dezember 2018 hatten die<br />

Aufträge aus diesen Ländern dagegen noch<br />

um 22 % zum Vorjahr zugelegt. „Das zeigt,<br />

wie stark die Monatswerte schwanken können“,<br />

sagt VDMA-Konjunkturexperte Olaf<br />

Wortmann. Auch war das Vorjahresniveau<br />

der Bestellungen aus dem Euro-Raum im<br />

Januar 2018 hoch. Die Bestellungen aus<br />

den Nicht-Euro-Ländern blieben im Berichtsmonat<br />

um 6 % unter dem Vorjahreswert.<br />

„Der Maschinenbau spürt die konjunkturelle<br />

Abflachung“, sagt Wortmann. Im Drei-Monats-Vergleich<br />

November 2018 bis Januar<br />

<strong>2019</strong> lagen die Bestellungen um real 6 %<br />

unter dem Vorjahreswert. Während die Inlandsorders<br />

um 6 % sanken, gingen die<br />

Auftragseingänge aus dem Ausland um<br />

5 % zurück.<br />

• VDMA<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


32 | NEUES AUS DER INDUSTRIE<br />

Förderung durch Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />

Mechanische Verfestigung als<br />

alternatives Verfahren zum Härten<br />

Im Rahmen eines Förderprojektes arbeitet die Firma econsteel an einem mechanischen Verfahren zur<br />

Oberflächenverfestigung für einen neuen, von ihr entwickelten Stahl. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt erhofft<br />

sich einen Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasen.<br />

„Ein neues Verfahren der Firma econsteel<br />

kann einen wichtigen Fortschritt für den<br />

Umweltschutz bedeuten.“<br />

Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)<br />

I<br />

n einem von der Deutschen Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU) geförderten Projekt<br />

entwickelte die Firma econsteel aus<br />

Rottweil einen neuen Stahlwerkstoff. Dabei<br />

wurde entdeckt, dass sich die Oberfläche<br />

im Unterschied zu herkömmlichen<br />

Stählen durch eine spezielle mechanische<br />

Bearbeitung – dem sogenannten Rollieren<br />

(Glattwalzen, Anmerkung der Redaktion) –<br />

so gut verfestigen lässt, dass dadurch konventionelle<br />

Härteverfahren ersetzt werden<br />

können. Diese Erkenntnis griff die Bundesstiftung<br />

auf und fördert nun mit fachlicher<br />

und finanzieller Unterstützung in Höhe von<br />

125.000 € ein Folgeprojekt zur Entwicklung<br />

des mechanischen Bearbeitungsverfahrens<br />

zum Verfestigen der Oberfläche.<br />

Potenzial für Treibhausgas-<br />

Einsparungen<br />

Wenn sich dies als erfolgreich erweist,<br />

könnte die Kombination aus dem neuem<br />

Werkstoff und Oberflächenverfestigen<br />

zukünftig Treibhausgase gegenüber dem<br />

bisherigen Produktionsprozess einsparen.<br />

„In dem Vorläuferprojekt haben wir – auch<br />

dank der Förderung der DBU – erfolgreich<br />

einen neuen Stahlwerkstoff entwickelt und<br />

erprobt, dessen Produktion weniger Energie<br />

und Rohstoffe benötigt. In dem Folgeprojekt<br />

wollen wir nun mithilfe eines speziellen mechanischen<br />

Bearbeitungsverfahrens für diesen<br />

Werkstoff noch mehr einsparen“, sagt<br />

econsteel-Geschäftsführer Ralf Schaaf.<br />

Beim Härten werden Stähle unter sehr<br />

hohem Energieaufwand bei hohen Temperaturen<br />

thermisch behandelt. Weil sie sich<br />

beim Glühen und Erkalten häufig verziehen,<br />

müssen die Werkstücke danach zudem meist<br />

aufwendig in Richt- und Schleifprozessen<br />

nachbearbeitet werden. Diese energieaufwendige<br />

Prozesskette und die dabei entstehenden<br />

Späne würden beim neuen Verfahren<br />

vollständig entfallen, sodass die Ressourceneffizienz<br />

gesteigert werde. Kann das Verfahren<br />

erfolgreich umgesetzt werden, könne es<br />

in Kombination mit dem neuen Werkstoff<br />

aufgrund der breiten Anwendbarkeit in der<br />

Industrie einen maßgeblichen Beitrag zur<br />

Einsparung von CO 2<br />

leisten, so Schaaf.<br />

econsteel-Geschäftsführer Ralf Schaaf (l.) freut sich über die Förderzusage für das neue<br />

Projekt durch DBU-Generalsekretär Alexander Bonde (Foto: econsteel)<br />

• ralf.schaaf@econsteel.de<br />

Ralf Schaaf, Geschäftsführer,<br />

econsteel GmbH, Rottweil<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


NEUES AUS DER INDUSTRIE | 33<br />

Schoeller Werk erweitert Induktivglühkapazitäten<br />

Induktivgeglühte Edelstahlrohre für<br />

anspruchsvollste Aufgaben<br />

Das Schoeller Werk erweitert seine Inline-Induktivglühkapazitäten beim Laserschweißen. Der Spezialist für<br />

längsnahtgeschweißte Edelstahlrohre wird damit der weiterhin steigenden Nachfrage nach induktivgeglühten<br />

Edelstahlrohren für Versorgungsleitungen im Industrie- und Automobilbereich gerecht.<br />

U<br />

m den zunehmenden Bedarf an längsnahtgeschweißten<br />

und induktivgeglühten<br />

Edelstahlrohren langfristig zu decken,<br />

hat das Schoeller Werk in Hellenthal in<br />

der Eifel eine bestehende Laserschweißlinie<br />

um das neu entwickelte Funktionsmodul „Induktivglühen“<br />

ergänzt. Insgesamt verfügt das<br />

Unternehmen über 105 Schweißmaschinen.<br />

Darunter befinden sich ab sofort elf statt zehn<br />

Laser- und 36 WIG-Linien, um Rohre nach dem<br />

Schweißen „inline“ induktiv zu glühen. Möglich<br />

wurde die Erweiterung durch das vom<br />

Schoeller Werk entwickelte Baukastensystem<br />

zum Aufbau der Schweißlinien. So können<br />

die Anlagen zukünftig beliebig um weitere<br />

Bearbeitungsschritte erweitert werden. Die<br />

neue 330-kW-Induktivglühanlage erreicht im<br />

Betrieb Temperaturen von bis zu 1.200 °C. Die<br />

induktivgeglühten Rohre kommen in unterschiedlichen<br />

Industriezweigen zum Einsatz,<br />

unter anderem im Automobilbereich und bei<br />

Versorgungssystemen in der Industrie.<br />

Höchste Qualitätsansprüche<br />

Inline induktivgeglühte Edelstahlrohre sind<br />

Premiumprodukte, die besonders in Hochleistungsbranchen<br />

wie der Automobilindustrie<br />

stark nachgefragt sind. Durch den Erwärmungsprozess<br />

beim Induktivglühen werden die<br />

Werkstoffeigenschaften des Rohres zielgerichtet<br />

optimiert. So stellt das Schoeller Werk nach<br />

dem Schweißen die durchgehende Homogenität<br />

des Materials sicher. Das Unternehmen<br />

aus Hellenthal (Eifel) setzt in der Produktion<br />

und Materialbeschaffung höchste Maßstäbe,<br />

um eine durchgehend hohe Prozessqualität<br />

zu erreichen. Dafür wurde der Spezialist für<br />

längsnahtgeschweißte Edelstahlrohre kürzlich<br />

vom nordamerikanischen Automobilverband<br />

AIAG mit dem renommierten CQI-9-Zertifikat,<br />

einer Wärmebehandlungsrichtlinie, prämiert.<br />

• Schoeller Werk GmbH & Co. KG<br />

Um den zunehmenden Bedarf an längsnahtgeschweißten und induktivgeglühten Edelstahlrohren<br />

langfristig zu decken, hat das Schoeller Werk eine bestehende Laser-Schweißlinie<br />

mit dem neu entwickelten Funktionsmodul „Induktivglühen“ ergänzt (Foto: Schoeller)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


34 | NEUES AUS DER INDUSTRIE<br />

RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Deutsche Stahlerzeugung <strong>2019</strong><br />

weiter rückläufig<br />

Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erwartet, dass die Inlandsnachfrage nach Stahl in diesem<br />

Jahr um 1,8 % zurückgehen wird. Entsprechend dürften auch Roh- und Walzstahlerzeugung im zweiten Jahr in<br />

Folge sinken. Die Kapazitätsauslastung der deutschen Stahlwerke wird voraussichtlich weiter leicht abnehmen,<br />

mit gut 84 % aber im internationalen Vergleich hoch bleiben.<br />

W<br />

ährend die Beschäftigung in der<br />

deutschen Stahlindustrie im vergangenen<br />

Jahr trotz ungünstiger<br />

Rahmenbedingungen sogar zunahm, dürfte<br />

sie in diesem Jahr um 1,8 % zurückgehen.<br />

Die weltweite Rohstahlerzeugung wird in<br />

diesem Jahr voraussichtlich nur noch um<br />

1,8 % steigen, womit das Problem der<br />

Überkapazitäten ungelöst bleibt.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse:<br />

• Das RWI erwartet in seinem aktuellen<br />

Stahlbericht, dass die weltweite Rohstahlerzeugung<br />

im Jahr nur noch um rd.<br />

1,8 % zunehmen wird. Im vergangenen<br />

Jahr war sie noch um 4,7 % gewachsen.<br />

Die Kapazitätsauslastung wird in diesem<br />

Jahr voraussichtlich trotzdem leicht ansteigen,<br />

weil die Produktionskapazitäten<br />

kaum ausgeweitet werden. Sie dürfte<br />

aber mit etwas weniger als 75 % im längerfristigen<br />

Vergleich immer noch recht<br />

niedrig bleiben. Es bestehen weiterhin<br />

Überkapazitäten, in die die Erzeugung<br />

aller Voraussicht nach nicht „hineinwachsen“<br />

kann.<br />

• Die konjunkturellen Rahmenbedingungen<br />

für die deutsche Stahlindustrie sind<br />

derzeit ungünstig. Die Produktion der<br />

wichtigsten Stahlverwender nimmt nur<br />

verhalten zu. Dämpfend wirken dabei die<br />

aktuellen Probleme der Automobilindustrie.<br />

Zugleich ist das Auslandsgeschäft<br />

durch die Zunahme protektionistischer<br />

Maßnahmen im Stahlbereich belastet.<br />

Daher dürfte in diesem Jahr der Stahlbedarf<br />

um 0,6 % sinken, die am Markt<br />

realisierte Nachfrage nach Stahl aufgrund<br />

voller Lager sogar um 1,8 % zurückgehen.<br />

• Die deutsche Walzstahlerzeugung dürfte<br />

<strong>2019</strong> um 1,4 % abnehmen, nachdem sie<br />

bereits 2018 um 2,6 % gesunken war.<br />

Die Rohstahlerzeugung dürfte um 1,7 %<br />

Das RWI erwartet, dass die Inlandsnachfrage nach Stahl in diesem Jahr um 1,8 %<br />

zurückgehen wird (Foto: Stahl-Zentrum / Georgsmarienhütte)<br />

zurückgehen, sie war 2018 ebenfalls<br />

bereits um 2 % zurückgegangen. Die<br />

Kapazitätsauslastung der deutschen<br />

Stahlwerke dürfte weiter leicht sinken,<br />

mit gut 84 % aber im internationalen<br />

Vergleich hoch bleiben.<br />

• Die rückläufige Rohstahl- und Walzstahlerzeugung<br />

hat bisher nicht auf die Beschäftigung<br />

durchgeschlagen, sie nahm<br />

im vergangenen Jahr sogar zu. Für <strong>2019</strong><br />

zeichnet sich aber ein Beschäftigungsrückgang<br />

von 1,8 % ab.<br />

• Die Prognose des RWI ist mit einem<br />

Abwärtsrisiko behaftet. Eine Simulationsrechnung<br />

mit drei Szenarien (höhere<br />

außenwirtschaftliche Risiken, mehr handelsbeschränkende<br />

Maßnahmen, schwächerer<br />

Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen)<br />

zeigt, dass die Konsequenzen einer<br />

schwächeren gesamtwirtschaftlichen<br />

Dynamik für die Stahlindustrie zwar spürbar,<br />

aber überschaubar wären, da bei<br />

schwächerer Nachfrage auch weniger<br />

importiert würde. Ein Abschwung der<br />

Weltwirtschaft hätte hingegen deutlich<br />

gravierendere Auswirkungen, weil die zyklischen<br />

Ausschläge in der Stahlerzeugung<br />

erfahrungsgemäß ausgeprägter sind als<br />

in der gesamtwirtschaftlichen Produktion.<br />

Zur Situation der deutschen Stahlindustrie<br />

sagt RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn:<br />

„Trotz schwächelnder Stahlkonjunktur hat<br />

sich die deutsche Stahlindustrie bisher gut<br />

behauptet. Die sinkende Kapazitätsauslastung<br />

dürfte in diesem Jahr aber auf die Beschäftigung<br />

durchschlagen.“<br />

• RWI – Leibniz-Institut für<br />

Wirtschaftsforschung<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


NEUES AUS DER INDUSTRIE | 35<br />

Deutsche Konjunktur zeigt noch keine Anzeichen für Rezession<br />

Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung<br />

senkt seine Prognose<br />

für das deutsche Wirtschaftswachstum<br />

im Jahr <strong>2019</strong> auf 0,9 %, für 2020 von 1,6<br />

auf 1,5 %. Inlands- und Weltkonjunktur<br />

dürften sich zwar abschwächen, aber<br />

nicht in eine Rezession abgleiten.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse lauten: Das<br />

RWI senkt seine Prognose des deutschen<br />

Wirtschaftswachstums für <strong>2019</strong> gegenüber<br />

Dezember vergangenen Jahres von 1,4 auf<br />

0,9 %. Für 2020 erwartet es 1,5 statt 1,6 %.<br />

Die höhere Rate für 2020 beruht vor allem<br />

auf deutlich mehr Arbeitstagen. Obwohl die<br />

Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2018 mehr<br />

oder weniger stagnierte, ist dies kein Hinweis<br />

auf eine Rezession. Ausschlaggebend<br />

waren Sonderfaktoren, insbesondere die<br />

Probleme der Automobilindustrie bei der<br />

Umsetzung der Abgas- und Verbrauchsnorm<br />

WLTP und Produktionsausfälle in der<br />

Chemischen Industrie aufgrund des Niedrigwassers.<br />

Allerdings dürfte die Entwicklung<br />

in der Industrie auch in diesem Jahr nicht<br />

allzu dynamisch sein, worauf auch die im<br />

März veröffentlichte Industrieproduktion<br />

hinweist.<br />

Am Arbeitsmarkt wird sich der Beschäftigungsaufbau<br />

voraussichtlich fortsetzen,<br />

aber im Einklang mit der schwächeren<br />

gesamtwirtschaftlichen Expansion etwas<br />

an Tempo verlieren. Die Arbeitslosenquote<br />

dürfte damit auf 4,8 % in diesem und 4,6 %<br />

im kommenden Jahr sinken.<br />

Die Inflation dürfte mit 1,4 % in diesem<br />

und 1,6 % im kommenden Jahr moderat<br />

bleiben. Der Rückgang des Ölpreises<br />

seit Herbst vergangenen Jahres wirkt in<br />

diesem Jahr dämpfend. Die Kerninflation<br />

(Preise ohne Energie) wird sich im Prognosezeitraum,<br />

bei anhaltend hoher Kapazitätsauslastung<br />

der Wirtschaft, leicht<br />

beschleunigen.<br />

Der staatliche Budgetüberschuss dürfte<br />

nach einem Höchststand von 58 Mrd. €<br />

im vergangenen Jahr in diesem Jahr auf<br />

gut 36 Mrd. € und 2020 auf knapp 30<br />

Mrd. € zurückgehen. Damit dürfte die<br />

Überschussquote des Staates auf 1,0 %<br />

des BIP in diesem und 0,8 % im kommenden<br />

Jahr sinken. Insbesondere in diesem<br />

Jahr, aber auch 2020 ist die Finanzpolitik<br />

expansiv ausgerichtet. Zudem nehmen<br />

die Staatseinnahmen aufgrund der nachlassenden<br />

konjunkturellen Dynamik langsamer<br />

zu.<br />

Die Expansion der Weltwirtschaft dürfte<br />

im Prognosezeitraum weiter an Tempo verlieren.<br />

Das weltweite BIP dürfte in diesem<br />

Jahr mit 3,0 % und im kommenden Jahr<br />

mit 2,8 % wachsen. Der Welthandel wird<br />

sich voraussichtlich um 2,5 % in diesem<br />

und 3,0 % im kommenden Jahr ausweiten.<br />

Zu den Risiken einer Rezession sagt<br />

RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn: „Die<br />

deutsche Wirtschaft entwickelt sich derzeit<br />

zwar nicht allzu dynamisch, es deutet<br />

jedoch nichts auf eine Rezession hin.<br />

Dies gilt auch international: Die Konjunktur<br />

schwächelt zwar, sie wird aber durch eine<br />

Reihe von Faktoren gestützt.“<br />

• RWI<br />

Politiker besuchten ArcelorMittal Eisenhüttenstadt<br />

Beim Besuch einer Delegation der Bundestagsfraktion<br />

von Bündnis90/Die<br />

Grünen in Eisenhüttenstadt standen<br />

aktuelle Themen zur Industrie- und Handelspolitik<br />

sowie zum Klimaschutz im<br />

Mittelpunkt.<br />

Zu Gast waren Anfang März die Fraktionsvorsitzende<br />

Katrin Göring-Eckardt sowie<br />

Claudia Müller, wirtschaftspolitische Sprecherin<br />

der Fraktion, und Clemens Rostock,<br />

Vorsitzender des Landesverbandes Brandenburg.<br />

Nach ausführlichen Gesprächen<br />

besuchten die Politiker die Verzinkungsanlage<br />

im Kaltwalzwerk.<br />

Zu Beginn des Besuches betonte Pierre<br />

Jacobs, CEO des Eisenhüttenstädter<br />

Werks: „Wir sind uns der Bedeutung des<br />

Werkes, als einer der größten Arbeitgeber<br />

der Region und der daraus resultierenden<br />

Verantwortung für die Erhaltung<br />

der guten Positionierung und Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Werkes, bewusst.”<br />

Allerdings bestehen aktuell zahlreiche<br />

Risiken für den Standort wie auch für die<br />

gesamte europäische Stahlindustrie. Hoher<br />

Importdruck und Kostenbelastungen<br />

aus der aktuellen Energie- und Klimapolitik,<br />

die Produzenten in anderen Regionen<br />

der Welt nicht haben, bedrohen die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der europäischen<br />

Stahlindustrie.<br />

Mit seinen innovativen und hochwertigen<br />

Produkten trägt das ArcelorMittal<br />

Eisenhüttenstadt wesentlich dazu bei,<br />

die klima- und energiepolitischen Herausforderungen<br />

zu meistern. Arcelor-<br />

Mittals Country Manager André Körner<br />

hob hervor: „Das Werk in Eisenhüttenstadt<br />

ist sehr wettbewerbsfähig. Es ist<br />

ein Eckpfeiler der regionalen Wirtschaft<br />

und eine wichtige Basis für die überregionalen<br />

Wertschöpfungsketten. Aktuell<br />

bereiten wir Investitionen vor, um noch<br />

umweltfreundlicher zu produzieren und<br />

CO 2<br />

-Emissionen weiter zu senken.“<br />

Katrin Göring-Eckardt zeigte sich von den<br />

Aktivitäten des Eisenhüttenstädter Stahlunternehmens<br />

beeindruckt und machte<br />

deutlich, dass die vereinbarten Klimaziele<br />

nur gemeinsam mit der Industrie erreicht<br />

werden können.<br />

Bereits am 11. Februar <strong>2019</strong> besuchte<br />

Brandenburgs neuer Wirtschaftsminister<br />

Jörg Steinbach ArcelorMittal Eisenhüttenstadt.<br />

Auf dem Gesprächsprogramm<br />

standen aktuelle politische Themen zur<br />

Industrie- und Handelspolitik sowie zum<br />

Klimaschutz. Neben dem persönlichen<br />

Gespräch mit Frank Schulz, CEO Arcelor-<br />

Mittal Germany, und Dr. Ralf-Peter Bösler,<br />

COO des Eisenhüttenstädter Werks, an<br />

dem auch Country Manager André Körner<br />

teilnahm, gab es Gelegenheit für eine<br />

Werksführung. Außerdem waren Hasso<br />

Düvel, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender,<br />

Arbeitsdirektor Axel Krause und<br />

Betriebsratsvorsitzender Holger Wachsmann<br />

anwesend.<br />

Wirtschaftsminister Steinbach sagte<br />

bei seinem Besuch in Eisenhüttenstadt:<br />

„Für unsere Industrie ist ArcelorMittal ein<br />

wichtiger Partner, der Arbeitsplätze sichert<br />

und die Region attraktiv macht. Damit der<br />

Standort eine Zukunft hat, wollen wir die<br />

politischen Rahmenbedingungen weiter so<br />

gestalten, dass Stahl in Ostbrandenburg<br />

produziert wird.“<br />

• ArcelorMittal<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


36 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Salzgitter optimiert Beize mit Lasermessung<br />

Querbogen-Messsystem optimiert den<br />

Richtprozess<br />

In der Kontibeize 2 der Salzgitter Flachstahl GmbH messen Lasermesssysteme den Querbogen des<br />

Bandes sowohl am Einlauf als auch am Auslauf des Beizteils. Die Messergebnisse werden dazu genutzt,<br />

den Richtprozess des vor dem Beizteil angeordneten Streckbiegerichters zu optimieren. Dadurch wird eine<br />

bestmögliche Planlage sowohl für die Kontibeize 2 als auch für die nachgelagerten Prozesse erreicht.<br />

I<br />

n der Kontibeize 2 der Salzgitter Flachstahl<br />

GmbH wird das Band vor dem Beizen in<br />

einem Streckbiegerichter gerichtet und<br />

vorentzundert. Bei diesem Vorgang soll<br />

auch der Querbogen des Bandes minimiert<br />

werden, um möglichst ebene Bänder an die<br />

nachfolgenden Prozesse zu liefern. Die Beize<br />

behandelt Bänder mit Breiten zwischen 800<br />

und 1.920 mm und einer Dicke von 1,5 bis<br />

6 mm; die Geschwindigkeit am Einlauf des<br />

Beizteils beträgt bis zu 265 m/min, die am<br />

Aufwickelhaspel im Auslauf bis zu 500 m/min.<br />

Die Einstellung des Streckbiegerichters<br />

erfolgt anhand einer Sollwerttabelle. In ihr<br />

sind die Vorgaben für die Eintauchtiefen der<br />

Richtrollen in Abhängigkeit von den mechanischen<br />

Kenngrößen und den Abmessungen<br />

des Bandes hinterlegt. Basis dieser<br />

Tabelle bildeten Werte, die im Rahmen von<br />

Versuchsprogrammen für unterschiedliche<br />

Bandsorten empirisch ermittelt wurden. Die<br />

Bewertung konnte dabei aber stets nur<br />

durch Abschätzung des vorhandenen Querbogens<br />

erfolgen. Dadurch berücksichtigte<br />

diese Tabelle ausschließlich die bei diesen<br />

„Momentaufnahmen“ gewonnenen Ergebnisse.<br />

Sonderfälle, zum Beispiel aufgrund<br />

abweichender technologischer Werte, wurden<br />

weder erkannt, noch konnte auf diese<br />

reagiert werden.<br />

Außerdem mussten die Werte aufwendig<br />

eingepflegt werden und die Einstellung<br />

Das System am Einlauf der Kontibeize ist zwischen dem S-Rollensatz und dem Prozessteil<br />

installiert (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />

des Streckbiegerichters konnte nur mit erheblichem<br />

Zeitversatz optimiert werden.<br />

Um bei unterschiedlichen technologischen<br />

Werten der Bänder eine Planlage<br />

zu erzielen, die hohen Ansprüchen genügt,<br />

suchte das Team nach einer Lösung, die alle<br />

für den Richtprozess relevanten Parameter<br />

– auch für neue, höherfeste Stahlsorten<br />

– reproduzierbar berücksichtigt und so zu<br />

einer zuverlässigen Sollwerttabelle führt.<br />

Informationen für das Richten<br />

und nachfolgende Prozesse<br />

Ziel war es deshalb, den Querbogen aller<br />

Bänder am Einlauf der Beize kontinuierlich<br />

zu messen, die Messergebnisse für die Optimierung<br />

der vorhandenen Sollwerttabelle<br />

zu verwenden und sie in einem weiteren<br />

Schritt für die automatische Regelung der<br />

Eintauchtiefen zu nutzen.<br />

Außerdem sollte der Querbogen der<br />

Bänder mit einem zweiten Messsystem<br />

am Auslauf der Beize gemessen werden,<br />

um zum einen die Produktqualität zu dokumentieren<br />

und zum anderen die Messwerte<br />

an nachfolgende Prozesse zu übermitteln<br />

– zum Beispiel an das Tandemgerüst, um<br />

die Bedienmannschaft zu informieren, dass<br />

einzelne Bänder schwierig einzufädeln sind.<br />

Wegen der hohen Messgenauigkeit und<br />

der einfachen Integrierbarkeit lag es nahe,<br />

optische Systeme zu installieren. Für das<br />

System am Einlauf der Beize ergab sich<br />

aufgrund der örtlichen Gegebenheiten als<br />

einziger möglicher Einbauort nur der Bereich<br />

zwischen einer Umlenkrolle hinter<br />

dem Streckbiegerichter und dem Einlauf<br />

des Beizteils. An dieser Stelle läuft das<br />

Christian Belde, Betriebsingenieur Kontibeize 2, Salzgitter Flachstahl GmbH, Salzgitter; Dr. Patrick Overath, Senior<br />

Software Application Engineer, Nokra GmbH, Baesweiler<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>TECHNIK</strong> | 37<br />

Band in etwa 9 m Höhe über Hüttenflur.<br />

Aus Gründen der Arbeitssicherheit sollte die<br />

Messanlage kompakt sein, um Mitarbeitern<br />

bei Wartungsarbeiten ein möglichst sicheres<br />

Umfeld zu bieten. Hinzu kam, dass der<br />

Bauraum nach oben durch den Hallenkran<br />

begrenzt ist.<br />

Weiterhin musste die Messanlage<br />

schnell demontierbar sein, um die darunterliegende<br />

Revisionsöffnung des Einlaufspeichers<br />

bei Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />

nicht zu versperren.<br />

Laserlichtschnittverfahren als<br />

Lösung<br />

Auf der Suche nach einem geeigneten<br />

Lieferanten stieß das Projektteam auf<br />

Nokra. Die Spezialisten aus Baesweiler<br />

bei Aachen schlugen für beide Messorte<br />

Laserlichtschnittsysteme mit jeweils zwei<br />

Kameras vor.<br />

Der von Nokra vorgeschlagene Messrahmen<br />

hat auf der einen Seite eine so niedrige<br />

Bauhöhe über dem Band, dass es den Krantransport<br />

nicht behindert, auf der anderen<br />

sind die optischen Komponenten so weit<br />

von der Bandoberfläche entfernt, dass kein<br />

Risiko einer mechanischen Beschädigung<br />

besteht. Sende- und Empfangsoptik sind<br />

etwa 1.900 mm über der Passline angebracht.<br />

So entspricht das System deutlich<br />

besser den Anforderungen als Anlagen mit<br />

einer einzigen, weit entfernten Kamera oder<br />

solchen mit mehreren, die sehr nah an der<br />

Bandoberfläche hätten montiert werden<br />

müssen.<br />

Das System erfasst einen Messbereich<br />

von 500 mm Höhe über der Passline. Die<br />

Messunsicherheit der Höhenmessung liegt<br />

bei ±0,3 mm. Mit rd. 3.200 Pixel über die<br />

Breite der bis zu 1.920 mm breiten Bänder<br />

beträgt die Auflösung des Systems quer zur<br />

Bewegungsrichtung von 0,6 mm.<br />

Doch im Auswahlprozess spielten auch<br />

andere Aspekte eine wichtige Rolle: Die<br />

einfache Integration in das vorhandene Umfeld,<br />

das Projektmanagement und natürlich<br />

die Kosten.<br />

Bei der Medienversorgung hat das System<br />

von Nokra im Vergleich mit anderen<br />

Anbietern deutliche Vorteile, denn es benötigt<br />

weder Druckluft noch eine Wasserkühlung,<br />

was sowohl bei den Investitions- als<br />

auch bei den Betriebskosten einen deutlich<br />

spürbaren Kostenvorteil mit sich bringt. Ein<br />

gekapseltes Gehäuse schützt die Optik vor<br />

Staub, Spritzwasser und Wärmeeinwirkung.<br />

Das System am Auslauf der Kontibeize (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />

Schmalbandige Filter in der Empfangsoptik<br />

schirmen Fremdlicht ab.<br />

Bei der elektrischen Integration zeigte<br />

Nokra schon in der Angebotsphase Flexibilität.<br />

Das Projektteam hatte die Absicht, Infrastrukturelemente<br />

wie Schaltkästen entsprechend<br />

den im Werk üblichen Standards selbst beizustellen.<br />

Da Nokra schon in der Angebotsphase<br />

die detaillierte Beschreibung der Schnittstellen<br />

geliefert hat, war der Leistungsumfang jedes<br />

Projektpartners zu einem sehr frühen Zeitpunkt<br />

klar definiert. Unter anderem wegen<br />

der einfachen mechanischen und elektrischen<br />

Integrierbarkeit, der hohen Kompetenz von<br />

Nokra mit optischen Systemen in der Hüttenindustrie<br />

und der damit einhergehenden geringen<br />

Projektkosten fiel die Entscheidung<br />

schließlich zugunsten von Nokra.<br />

Die Technik im Detail<br />

Nach der erfolgreichen Werkstattvorabnahme<br />

bei Nokra in Baesweiler hat das Unternehmen<br />

die Systeme zum vereinbarten<br />

Zeitpunkt geliefert. Die Montage des Messrahmens<br />

nahm lediglich zwei Schichten<br />

während eines geplanten Stillstandes der<br />

Beize in Anspruch, denn im Wesentlichen<br />

waren lediglich der Messrahmen auf vorbereitete<br />

Fundamente aufzusetzen und Kabel<br />

anzuschließen.<br />

Da die Schnittstellen lange Zeit vor dem<br />

Liefertermin im Detail abgestimmt waren,<br />

hatte das Projektteam bei Salzgitter bereits<br />

vor der Lieferung der Messanlage die Einbindung<br />

in die Prozesssteuerung programmiert<br />

und sowohl die gesamte Elektrotechnik als<br />

auch die Schnittstellen im Vorfeld umfassend<br />

getestet. So ging das Messsystem<br />

Beim Lichtschnittverfahren projiziert ein lotrecht montierter Laser eine<br />

Laserlinie auf das Band. Eine in der Sensoreinheit enthaltene, unter einem<br />

Winkel angeordnete Kamera „sieht“ diese Linie. Ist kein Querbogen<br />

vorhanden, erkennt die Kamera eine gerade Linie. Ist die Oberfläche<br />

gekrümmt, sieht sie stattdessen eine Kurve, aus der die Höhenlage jedes<br />

Oberflächenelementes errechnet wird.<br />

An der Kontibeize 2 sind wegen der Breite des Bandes von bis zu 1.920 mm<br />

zwei Laserkamerasysteme angeordnet, die jeweils etwa die Hälfte der Breite<br />

abdecken. So wird die geforderte Auflösung quer zur Walzrichtung erzielt. Die<br />

Linien sind in Bandlaufrichtung leicht versetzt, um ein Übersprechen zwischen<br />

beiden Kameras zu vermeiden. Die Systemsoftware korrigiert den Versatz der<br />

Linien in Walzrichtung rechnerisch.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


38 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Die Laserlinien sind in Bandlaufrichtung leicht versetzt, um Übersprechen zwischen beiden<br />

Kanälen zu vermeiden (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />

unmittelbar nach dem Ende der Montage<br />

in Betrieb.<br />

Da Nokra die Laserquelle und die Kamera<br />

in einem gemeinsamen Gehäuse fest miteinander<br />

verbindet, brauchte die werkseitige<br />

Kalibrierung bei der Inbetriebnahme lediglich<br />

mit einem Messlineal überprüft zu werden.<br />

Erste Betriebserfahrungen<br />

Das System am Einlauf misst den Querbogen<br />

kurz hinter dem Streckbiegerichter. Es<br />

erfasst jedes einzelne Band über seine gesamte<br />

Länge; die Messergebnisse werden<br />

angezeigt und gespeichert. Diese Daten<br />

bilden die Grundlage der Optimierung der<br />

Tabelle der Eintauchtiefen im Streckrichter.<br />

Die Anlage am Auslauf dokumentiert den<br />

Querbogen des gebeizten Bandes. Sie ist<br />

Beim Lichtschnitt-Verfahren projiziert ein lotrecht montierter Laser eine Laserlinie auf<br />

das Band. Eine in der Sensoreinheit enthaltene, unter einem Winkel angeordnete Kamera<br />

„sieht“ diese Linie (Grafik: Nokra)<br />

erforderlich, weil das Band zwischen dem<br />

Beizbecken und der Aufhaspel noch zahlreiche<br />

Umlenkungen und Verformungen erfährt, die<br />

das ursprüngliche Richtergebnis verändern und<br />

einen Einfluss auf die Ebenheit haben können.<br />

Diese vollständige Dokumentation ist<br />

insbesondere für Bänder wichtig, die nach<br />

dem Beizen direkt an externe Endkunden<br />

ausgeliefert werden. Mithilfe der Daten<br />

können aber auch interne Kunden wie die<br />

Tandemstraße über Bänder mit ausgeprägtem<br />

Querbogen informiert werden.<br />

Außerdem erlaubt dieses zweite System<br />

die weitere Verfeinerung der Tabelle der<br />

Eintauchtiefen, denn es können nicht nur<br />

die Werte vom Einlauf der Beize einfließen,<br />

sondern auch die vom Auslauf.<br />

Die Messwerte werden dem Anlagenpersonal<br />

im Steuerstand angezeigt. Außerdem<br />

werden sie per Telegramm an das<br />

vorhandene Level-2-System gesendet und<br />

in das firmenweite Level-3-Qualitätssystem<br />

weitergeleitet. Die Fernwartung ermöglicht<br />

es den Ingenieuren von Nokra, von Baesweiler<br />

aus in das System einzugreifen.<br />

Das Ziel, den Richtprozess zu optimieren,<br />

wurde erreicht: In die Tabelle der Eintauchtiefen<br />

gehen jetzt nicht nur Stichproben ein,<br />

sondern Daten aller Bänder. Da das neue<br />

System die Ergänzung der Tauchtiefentabelle<br />

außerdem erheblich vereinfacht und<br />

beschleunigt, kann diese jetzt sehr zeitnah<br />

aktualisiert werden. So kann sie schnell<br />

auch an das Verhalten neuer Stahlsorten<br />

angepasst werden. Das Ergebnis ist ebenes<br />

Band für die nachfolgenden Anlagen wie die<br />

Tandemstraße, die Verzinkungslinien oder<br />

die organische Bandbeschichtung.<br />

Das System läuft seit dem Abschluss der<br />

Inbetriebnahmephase stabil, es gab bisher<br />

keine ungeplanten Ausfälle, es arbeitet auch<br />

ohne Druckluft und Wasserkühlung zuverlässig.<br />

Der in sich gekapselte und mit einem<br />

Schutzgehäuse versehene Messbalken hat<br />

sich unter den Umgebungsbedingungen an<br />

der Beize bewährt. Die einzige Wartungstätigkeit,<br />

die erforderlich ist, ist die gelegentliche<br />

Reinigung der Glasscheiben.<br />

Ganz wesentlich zum Erfolg hat beigetragen,<br />

dass Nokra schon in der Angebotsphase<br />

sehr detaillierte Informationen zum Interfacing<br />

geliefert und bei der Integration<br />

in das bestehende Umfeld hohe Flexibilität<br />

bewiesen hat. Ein weiterer wichtiger Aspekt<br />

war die umfassende Erfahrung der<br />

Mitarbeiter von Nokra bei der Integration<br />

optischer Messsysteme in Hüttenwerksumgebungen.<br />

So war der Aufwand der Projektgruppe<br />

für Planung und Inbetriebnahme<br />

gering.<br />

Für die Zukunft plant das Projektteam,<br />

die Messergebnisse des Systems am Einlauf<br />

der Beize für die Inlineregelung des<br />

Streckbiegerichters zu verwenden und auf<br />

die Tabelle der Eintauchtiefen zu verzichten.<br />

Ebenso ist es denkbar, die Ergebnisse<br />

der Querbogenmessung auch in die<br />

Optimierung der vorgelagerten Prozesse<br />

– zum Beispiel beim Warmwalzen – einfließen<br />

zu lassen und etwa zu analysieren,<br />

welche Abkühl- oder Wickelprozesse das<br />

Entstehen von Querbögen begünstigen.<br />

Ein erster Schritt in diese Richtung ist, die<br />

Topographie vom Einlauf der Beize mit den<br />

Heat Maps der Warmbreitbandstraße zu<br />

überlagern, um zum Beispiel den Einfluss<br />

der Abkühlkurven auf das Entstehen des<br />

Querbogens zu analysieren.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>TECHNIK</strong> | 39<br />

Die Saarstahl AG investiert am Standort Völklingen rd. 100 Millionen<br />

Euro in eine neue fünfsträngige Stranggießanlage (Foto: Saarstahl)<br />

Saarstahl investiert 100 Millionen Euro<br />

Arbeiten für die Fertigstellung der neuen<br />

Stranggießanlage S1 im Zeitplan<br />

Beim Stahlhersteller Saarstahl in Völklingen laufen seit Mitte November 2017 die Bauarbeiten für die neue<br />

Stranggießanlage S1 im Stahlwerk auf Hochtouren. Das Projekt entspricht einer Gesamtinvestitionssumme von<br />

100 Mio. € und erfordert eine maßgenaue Abstimmung aller Arbeiten, damit die Anlage planmäßig Ende <strong>2019</strong><br />

ihren Betrieb aufnehmen kann.<br />

A<br />

uch in den Umweltschutz fließen<br />

hierbei 10 Mio. € (z. B. Maßnahmen<br />

zur Schallreduzierung der Anlagenausführung,<br />

geschlossene Wasserkühlkreisläufe,<br />

Reduzierung Frischwasserverbrauch,<br />

Wasserreinigung etc.)<br />

Saarstahl betreibt im Stahlwerk insgesamt<br />

vier Stranggießanlagen. Auf ihnen<br />

wird der flüssige Rohstahl in sogenannte<br />

Knüppel vergossen. Dieses Vormaterial<br />

wird dann in den Walzwerken weiterverarbeitet.<br />

Die neue, fünfsträngige Anlage<br />

mit der Kurzbezeichnung S1 ersetzt eine<br />

bestehende Anlage. Mit dieser Investition<br />

stärkt Saarstahl seine Position in den Geschäftsfeldern<br />

Federstahl (z.B. Fahrwerksund<br />

Kupplungsfedern), Kaltstauchdraht<br />

(z.B. Schrauben, Gewindebolzen) und Automatenstahl<br />

(z.B. für Erzeugung von Ventilen,<br />

Injektorkörper) – Produkte, die vor allem in<br />

der Automobilindustrie und im Maschinenbau<br />

eingesetzt werden.<br />

Bei der neuen Stranggießanlage S1 handelt<br />

es sich um eine fünfsträngige Kreisbogenmaschine<br />

mit sich daran anschließender<br />

umfangreicher Soft-Reduction-Zone. In<br />

dieser Zone wird der teilerstarrte Strang<br />

mittels Ober- und Unterrollen definiert verformt<br />

und dadurch das innere Gefüge des<br />

Stahls entscheidend verbessert.<br />

Martin Baues, Vorstand Technik von Saarstahl,<br />

hat Medienvertretern einen seltenen<br />

Blick hinter die Kulissen der laufenden Baustelle<br />

gewährt: „Diese Baustelle ist eine<br />

besondere Herausforderung für uns, da die<br />

neue Stranggießanlage als erste Anlage<br />

weltweit mit der Technologie der mechanischen<br />

Soft-Reduction (MSR) in dem Gießformat<br />

180 mm · 180 mm ausgelegt und<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


40 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Die neue Stranggießanlage wird als erste Anlage weltweit mit der mechanischen Soft-<br />

Reduction (MSR)-Technik in dem Gießformat 180 mm · 180 mm ausgelegt und zudem mit<br />

modernster Automatisierungs- und Kommunikationstechnik ausgestattet (Foto: Saarstahl)<br />

Technische Daten der Stranggießanlage S1:<br />

Format: 180 mm · 180 mm<br />

Knüppellänge: 6 m – 13,5 m<br />

Gießleistung: ca. 180 t/h<br />

Knüppelleistung: ca. 60 Stück/h<br />

Gießradius: ca. 10 m<br />

Anzahl Stränge: 5 Stück<br />

Kühlbettlänge: 100 m<br />

zudem mit modernster Automatisierungsund<br />

Kommunikationstechnik ausgestattet<br />

wird. Wir sind froh und stolz, dass wir mit<br />

den Bauarbeiten genau im Zeitplan liegen.“<br />

Die Anlage wird im Bereich der 2010 stillgelegten<br />

„alten“ S1 errichtet. Nach Abschluss<br />

der Demontagearbeiten der alten Anlage und<br />

der Arbeiten zum Bau der Funktionsgebäude<br />

und im Bereich der Anlagengrube laufen derzeit<br />

die Montagearbeiten für die Hauptkomponenten<br />

an, d.h. Stranggießanlage selbst<br />

und Wendekühlbett sowie die Montage der<br />

Nebenaggregate und Infrastruktur. Bis heute<br />

haben ca. 125 Partnerfirmen auf der Baustelle<br />

gearbeitet. Davon stammen rd. 70 % aus<br />

dem Saarland und der nahen Umgebung.<br />

Gleichzeitig auf der Baustelle arbeiten maximal<br />

rd. 200 Personen, in Summe werden 800<br />

Personen an der Fertigstellung des Projektes<br />

beteiligt gewesen sein.<br />

„Wir statten die neue Stranggießanlage<br />

S1 mit modernster Automatisierungs- und<br />

Kommunikationstechnik aus und haben bereits<br />

bei der Konzeption die Ansätze von Industrie<br />

4.0 verfolgt. Dadurch wird es möglich<br />

sein, die Prozesse an der neuen Anlage noch<br />

besser zu überwachen und ein Maximum<br />

an Qualitätssicherung zu gewährleisten.<br />

Im Ergebnis können wir zukünftig unseren<br />

Kunden noch flexibler und schneller maßgeschneiderte<br />

Stahllösungen nach individuellen<br />

Wünschen fertigen“, unterstreicht Baues<br />

die Auslegung und Bedeutung der Anlage.<br />

• Saarstahl AG<br />

Kurznachricht<br />

Universeller Sensor-Controller für induktive Wegsensoren<br />

Der Controller induSENSOR MSC7401<br />

von Micro-Epsilon Messtechnik, Ortenburg,<br />

wird für Weg- und Abstandsmessungen<br />

in der Automatisierungstechnik<br />

und im Maschinenbau eingesetzt.<br />

Er ist mit den induktiven Messtastern<br />

und Wegsensoren der Reihen LVDT und<br />

LDR des Unternehmens kombinierbar.<br />

Der Controller verfügt über ein robustes<br />

Aluminiumgehäuse und ist für industrielle<br />

Anwendungen prädestiniert. Neben<br />

der einfachen Handhabung bietet dieser<br />

Miniatur-Sensor-Controller ein attraktives<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit dem<br />

MSC7401 hat Micro-Epsilon einen Controller<br />

entwickelt, der sich mit den induktiven Messtastern<br />

und Wegsensoren der Baureihen<br />

LVDT und LDR kombinieren lässt. Die Sensoren<br />

werden überwiegend zur Messung<br />

von Weg, Abstand, Position, Verschiebung,<br />

Schwingung und Vibration eingesetzt. Daraus<br />

eröffnet sich eine große Anwendungsvielfalt<br />

vor allem für Messaufgaben in den<br />

Bereichen Automation, Qualitätssicherung,<br />

Prüffeld, Hydraulik und KFZ-Technik.<br />

Die Kombination aus dem Controller<br />

MSC7401 und induktiven Sensoren ist nach<br />

Unternehmensangaben auch für den Einsatz<br />

in Serienapplikationen attraktiv.<br />

Die Parametrierung des Controllers ist<br />

über Tasten oder das mitgelieferte Softwaretool<br />

möglich. Seine Vorteile zeigen<br />

sich besonders in industriellen Umgebungen.<br />

Ein nach IP67 klassifiziertes Aluminiumgehäuse<br />

schützt den MSC7401<br />

vor Staub und Wasser. Die hohe Auflösung,<br />

die in Abhängigkeit vom angeschlossenen<br />

Sensor und der gewählten<br />

Frequenz bis zu 13 bit beträgt, und die<br />

hohe Linearität von 0,02 % d.M zeichnen<br />

ihn ebenfalls aus. Zur Anbindung in die<br />

jeweilige Umgebung steht ein konfigurierbarer<br />

Strom- und Spannungsausgang<br />

zur Verfügung.<br />

• Micro-Epsilon<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>TECHNIK</strong> | 41<br />

Salzgitter Flachstahl: Mannesmann-Großrohr-Projekt „Zeelink“<br />

Warmbreitbandvormaterial für Großrohre<br />

im Gasleitungsbereich<br />

Salzgitter Flachstahl ist als qualifizierter Lieferant von Warmbreitbandvormaterial für Großrohre im Gasleitungsbereich<br />

weltweit bekannt. Das Großrohrwerk der Mannesmann Röhrenwerke ist für die Salzgitter Flachstahl der wichtigste<br />

Kunde und Abnehmer derartiger Spezialstähle. Für unter Wasser verlaufende Gasleitungsrohre (offshore) sind<br />

überwiegend dickwandige Grobbleche im Einsatz, für Überlandleitungen (onshore) hingegen werden vielfach<br />

Warmbreitbänder eingesetzt. Einige von diesen werden spiralförmig geschweißt.<br />

Verlegearbeiten am Loop Schwandorf-Forchheim (Foto: Open Grid Europe)<br />

L<br />

eitungsnetze werden weltweit permanent<br />

neu gebaut, instandgesetzt<br />

oder modernisiert. Aktuell wird u.a.<br />

die zweite Nordstream-Leitung für die<br />

Versorgung Westeuropas mit russischem<br />

Erdgas verlegt. Von der Haupttrasse durch<br />

die südliche Ostsee abgehend sind zahlreiche<br />

Verzweigungsleitungen notwendig,<br />

um das Gas zum Endkunden zu bringen.<br />

Gasrohrqualitäten sind in speziellen<br />

Standards genormt wie z.B. der ISO 3183;<br />

der API 5L oder EN10208. Für die Salzgitter<br />

Flachstahl besteht hierbei die Besonderheit,<br />

dass die Warmbandeigenschaften nicht<br />

genormt sind, sondern das Vormaterial<br />

so produziert und geliefert werden muss,<br />

dass die durch das Einformen während des<br />

Schweißvorgangs zwangsläufig veränderten<br />

Eigenschaften den Vorgaben für die<br />

Rohre sicher entsprechen.<br />

Typische API-Stahlsorten sind der X70M<br />

als thermomechanisch gewalzter Stahl mit<br />

Zugfestigkeiten um 600 MPa am Rohr oder<br />

der in der EN 10208 genormte adäquate<br />

L485MB/ME. Die Bezeichnung der Stähle<br />

ergibt sich aus deren Mindeststreckgrenze:<br />

70.000 ksi, also ca. 483 MPa. Die jeweiligen<br />

Projektanforderungen führen stets zu<br />

individuellen Anforderungen an den Röhrenstahl.<br />

Aufgrund der großen Walzmenge mit<br />

fast 10.000 t/Monat ist auch für das Projekt<br />

„Zeelink“ eine speziell ausgelegte Walzstrategie<br />

notwendig, um eine möglichst gute<br />

Materialhomogenität über den gesamten<br />

Lieferzeitraum zu gewährleisten. Grundvoraussetzungen<br />

sind neben dem Walzen auch<br />

die exakte Einhaltung der vorgegebenen<br />

chemischen Zusammensetzung des Materials<br />

sowie konstante Verrohrungsprozesse.<br />

Für diese Erdgasleitung in Nordrhein-Westfalen,<br />

die sich von der belgischen Grenze bis<br />

nach Ahaus erstreckt, werden gegenüber der<br />

Norm höhere Mindestfestigkeiten bei gleichzeitig<br />

anspruchsvollen Zähigkeiten gefordert.<br />

Dazu müssen die im Stahl üblichen Begleitelemente<br />

auf ein Minimum reduziert werden.<br />

So beträgt z.B. für Bor die maximal zulässige<br />

Grenze 0,0005 % – das sind gerade einmal<br />

160 g auf ein 32 t schweres Coil. Typische<br />

Warmbanddicken sind 15 bis 25 mm sowie<br />

-breiten von 1.250 bis 1.650 mm.<br />

Der Name Zeelink ergibt sich aus der Tatsache,<br />

dass die ca. 600 Mio. € teure Fernleitung<br />

das belgische Erdgasnetz und damit<br />

auch das Flüssiggasterminal in Zeebrügge<br />

an das deutsche Netz anbindet. Zeelink ist<br />

mit einer Streckenlänge von etwa 215 km<br />

das größte Einzelprojekt im nationalen<br />

Entwicklungsplan der Bundesnetzagentur<br />

2015. Die Pipeline soll ab Mitte 2021 die<br />

Erdgasversorgung im Westen Deutschlands<br />

sichern. Darüber hinaus soll eine schrittweise<br />

Umstellung auf Gas mit einem höheren<br />

Brennwert gewährleistet werden.<br />

• Salzgitter Flachstahl<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


42 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Optimierung der Weißblech-Produktstruktur<br />

Baosteel in Schanghai nimmt<br />

zweigerüstiges Kaltwalzwerk in Betrieb<br />

Im Werk Schanghai des chinesischen Stahlproduzenten Baoshan Iron & Steel Co. Ltd. (Baosteel) hat ein<br />

neu errichtetes zweigerüstiges Kaltwalzwerk (Double Cold Reduction, DCR), das von Primetals Technologies<br />

geliefert wurde, den Betrieb aufgenommen. Die Anlage ist für die Verarbeitung von 205.000 t Kaltband pro<br />

Jahr ausgelegt und Bestandteil des Projekts zur Optimierung der Weißblech-Produktstruktur von Baosteel. Sie<br />

kann sowohl im kombinierten Reduktions-/Dressierbetrieb als auch im reinen Dressierbetrieb gefahren werden.<br />

Das verarbeitete Band wird beispielsweise verwendet, um Getränkedosen, Metallverschlüsse und elektrische<br />

Bauteile zu erzeugen. Primetals Technologies hatte den Auftrag im Dezember 2016 erhalten.<br />

B<br />

aoshan Iron & Steel Co. Ltd. gehört<br />

zur neu gebildeten China Baowu Steel<br />

Group Corp. Ltd., die mit einer Jahresproduktion<br />

von etwa 65,4 Mio. t (2017)<br />

der zweitgrößte Stahlproduzent weltweit ist.<br />

Baosteel erzeugt hochwertige Produkte sowohl<br />

für den Inlands- als auch für den Weltmarkt.<br />

Die von Primetals Technologies<br />

gelieferte zweigerüstige Kaltwalzstraße<br />

hat eine jährliche Produktionskapazität<br />

von 205.000 t bei einer max. Liniengeschwindigkeit<br />

von 1.500 m/min. Ihre zwei<br />

UCM-Gerüste können wahlweise eine doppelte<br />

Kaltreduktion oder einen Dressierwalzvorgang<br />

in einem Gerüst durchführen.<br />

Beim doppelten Kaltwalzprozess wird das<br />

geglühte Band nach der Reduktion in einer<br />

Tandem-Kaltwalzstraße im Walzgerüst Nr. 1<br />

reduziert und im Gerüst Nr. 2 dressiert. Dieser<br />

Prozess verleiht dem Band die vorgegebene<br />

mechanische Festigkeit. In Gerüst Nr. 1 können<br />

Arbeitswalzen mit zwei unterschiedlichen<br />

Durchmessern eingesetzt werden. Beim Dressieren<br />

mit nur einem Gerüst wird das Band in<br />

Gerüst Nr. 2 auf das vorgegebene Längungsverhältnis<br />

gewalzt, um die gewünschten mechanischen<br />

Eigenschaften zu erzielen.<br />

Im zweigerüstigen Kaltwalzwerk wird Band<br />

verarbeitet, das aus einer gekoppelten Beiztandemstraße<br />

(PLTCM) stammt. Die Dicke des<br />

einlaufenden Bands liegt zwischen 0,17 und<br />

0,55 mm, die Dicke des auslaufenden Bands<br />

zwischen 0,12 und 0,36 mm. Die Breite des<br />

Bands reicht von 700 bis 1.230 mm. Bei einem<br />

Coildurchmesser von 2.000 mm beläuft sich<br />

das max. Coilgewicht auf 24,15 t. Verarbeitet<br />

werden die Stahlsorten DR7 bis DR10.<br />

Vorderansicht des neuen zweigerüstigen Kaltwalzwerks von Primetals Technologies<br />

(Foto: Primetals)<br />

• Primetals Technologies<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>TECHNIK</strong> | 43<br />

Taiwan<br />

China Steel startet neue<br />

Brammenstranggießanlage<br />

Im Dezember 2018 nahm die Brammenstranggießanlage S6, die Primetals Technologies beim taiwanischen<br />

Stahlproduzenten China Steel Corporation (CSC) modernisiert hatte, im Werk Kaohsiung des Unternehmens den<br />

Betrieb auf.<br />

Brammenstranggießanlage S6 im Werk Kaohsiung des taiwanischen Stahlerzeugers China<br />

Steel Corporation (CSC). Die Stranggießanlage wurde von Primetals Technologies<br />

modernisiert (Foto: Primetals Technologies)<br />

I<br />

m Rahmen des Projekts wurden durch<br />

die Modernisierung der Kokillen und die<br />

Installation bewährter Technologiepakete<br />

veraltete oder redundante Komponenten<br />

und Funktionen ersetzt. Ziel war, die Flexibilität<br />

und Produktqualität zu erhöhen und<br />

Durchbrüche zu minimieren. Die Modernisierung<br />

berücksichtigt auch die Möglichkeit<br />

zukünftiger Funktionserweiterungen. Die<br />

neuen Technologiepakete arbeiteten von<br />

Beginn an im Automatikbetrieb.<br />

Primetals Technologies rüstete die Gießanlage<br />

mit drei neuen Technologiepaketen<br />

aus. Dies sind die hydraulische Kokillenbreitenverstellung<br />

DynaWidth, die eine<br />

präzise Änderung der Brammenbreite<br />

während oder zwischen den Gießvorgängen<br />

ermöglicht, das Durchbruchfrüherkennungs-<br />

und Kokillenüberwachungssystem<br />

Mold Expert, das die Gefahr von Durchbrüchen<br />

minimiert, und der hydraulische<br />

Kokillenoszillierer DynaFlex, der mit einem<br />

neuen Oszillationssystem in Rahmenbauweise<br />

völlige Flexibilität der Oszillationssteuerung<br />

beim Gießvorgang ermöglicht,<br />

um die Oberflächenqualität des gegossenen<br />

Produkts zu optimieren. Primetals<br />

Technologies war für die Projektierung und<br />

die Lieferung verantwortlich und außerdem<br />

bei der Errichtung und Inbetriebnahme beratend<br />

tätig. Die neuen Kokillenkomponenten<br />

und ein neuer DynaFlex-Oszillator in Rahmenbauweise<br />

wurden in Taiwan von der<br />

CSC-Tochterfirma China Steel Machinery<br />

Corporation (CSMC) hergestellt.<br />

Die zweisträngige Brammenstranggießanlage<br />

S6 wurde 1996 in Betrieb genommen<br />

und mit einer geraden Doppel-Gießkokille<br />

ausgerüstet. Der Maschinenradius<br />

beträgt etwa 9 m, die metallurgische Länge<br />

etwa 44,7 m. Die Anlage erzeugt Brammen<br />

mit 250 mm Dicke und 750 bis 1.880 mm<br />

Breite. Zu den Gusssorten zählen Stähle<br />

mit niedrigem, ultraniedrigem, mittlerem<br />

und hohem Kohlenstoffgehalt sowie peritektische,<br />

mikrolegierte und siliciumreiche<br />

Stähle.<br />

Die China Steel Corporation (CSC) ist der<br />

führende Stahlerzeuger in Taiwan mit einer<br />

jährlichen Produktionskapazität von etwa<br />

10 Mio. t. Etwa zwei Drittel der Produktion<br />

sind für den taiwanischen Inlandsmarkt<br />

vorgesehen, der Rest geht in den Export.<br />

Die CSC-Anlage in Kaohsiung umfasst zwei<br />

Konverterstahlwerke mit insgesamt sieben<br />

zweisträngigen Brammengießanlagen und<br />

drei viersträngigen Vorblockstranggießanlagen.<br />

Die Brammengießanlagen verarbeiten<br />

hauptsächlich Kohlenstoffstähle und niedriglegierte<br />

Stähle.<br />

• Primetals Technologies<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


44 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Doppelpfannenofen für das russische Konverterstahlwerk Tscherepowez von PAO Severstal (Bild: Primetals Technologies)<br />

Russland<br />

Severstal: Endabnahme für Pfannenofen in<br />

Tscherepowez<br />

Der russische Stahlproduzent PAO Severstal hat die Endabnahmebescheinigung für einen neuen<br />

Doppelpfannenofen ausgestellt, der von Primetals Technologies an das Konverterstahlwerk in Tscherepowez<br />

geliefert wurde.<br />

Der Pfannenofen kann Chargen von<br />

375 t Flüssigstahl in nur 45 min verarbeiten<br />

und hat eine Jahreskapazität<br />

von 4,8 Mio. t. Damit erhöht sich die Produktion<br />

von Konverterstahl vom bisherigen<br />

Maximalwert von 9,5 auf fast 10,3 Mio. t/a.<br />

Der zusätzliche Pfannenofen schafft auch<br />

die Möglichkeit, die gesamte Stahlbehandlung<br />

in einem einzigen Anlagenabschnitt<br />

zusammenzuführen. Dadurch reduzieren<br />

sich die jährlichen Betriebskosten um rd.<br />

10 Mio. €.<br />

Das Hüttenwerk Tscherepowez in der<br />

Region Wologda gehört zum Unternehmensbereich<br />

„Severstal Russian Steel“<br />

von PAO Severstal und ist einer der<br />

größten integrierten Eisen- und Stahlkomplexe<br />

der Welt. 2017 wurden hier<br />

rd. 11,65 Mio. t Flüssigstahl produziert.<br />

Aus dem Stahl wird eine Vielzahl von Endprodukten<br />

hergestellt, darunter warmund<br />

kaltgewalzter Flachstahl, ver zinkte<br />

und beschichtete Produkte sowie Langerzeugnisse.<br />

Das Konverterstahlwerk<br />

Tscherepowez verfügt über drei Konverter<br />

mit einer Kapazität von je 350 t.<br />

Bisher stand für die Verarbeitung des<br />

Flüssigstahls nur ein – von Primetals<br />

Technologies in der Vergangenheit gelieferter<br />

– Pfannenofen zur Verfügung.<br />

Primetals Technologies war für das<br />

Engineering des Doppelpfannenofens,<br />

des Legierungssystems und der Entstaubungsanlage<br />

sowie für die Lieferung<br />

von Schlüsselkomponenten verantwortlich.<br />

Der Lieferumfang umfasste<br />

auch die zugehörige elektrische Ausrüstung<br />

und Automatisierungstechnik.<br />

Das installierte Level-2-System wurde nahtlos<br />

in das Anlagensystem integriert und<br />

ermöglicht durch den Einsatz vorberechneter<br />

Prozessmodelle einen hohen Automatisierungsgrad.<br />

Darüber hinaus überwachte<br />

Primetals Technologies die Montage und<br />

Inbetriebnahme und übernahm die Schulung<br />

des Personals.<br />

Severstal war für die Erstellung der<br />

technischen Dokumentation und für die<br />

Durchführung der Baumaßnahmen verantwortlich.<br />

Das Unternehmen investierte<br />

rd. 43 Mio. € in den Ausbau seiner Verarbeitungskapazität.<br />

Severstal und Primetals<br />

Technologies blicken auf eine langjährige<br />

enge Zusammenarbeit zurück.<br />

• Primetals Technologies<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>TECHNIK</strong> | 45<br />

Energieeffiziente Stahl- und Knüppelproduktion für Peru<br />

Aceros Arequipa bestellt Stahlwerk und<br />

Knüppelstranggießanlage<br />

Corporación Aceros Arequipa S.A. (CAASA) mit Sitz in Arequipa, Peru, hat die SMS group aus Düsseldorf<br />

mit der mechatronischen Lieferung eines neuen Stahlwerks und einer Knüppelgießanlage mit sechs<br />

Strängen für den Standort Pisco beauftragt. Das Werk ist für eine Jahreskapazität von 12 Mio. t ausgelegt;<br />

produziert werden Knüppel mit 130, 160 und 180 mm im Querschnitt. Die Inbetriebnahme ist für Frühjahr<br />

2020 geplant.<br />

F<br />

ür das Stahlwerk liefert SMS group<br />

einen 120-t-Wechselstrom-Elektrolichtbogenofen<br />

(AC EAF, Electric<br />

Arc Furnace), der mit innovativen Technologien<br />

zur Absicherung einer hohen<br />

Produktivität ausgestattet ist. Mit der<br />

automatisierten Schlackentür Condoor<br />

kann die Abschaltzeit reduziert und damit<br />

die Effizienz des Prozesses erhöht<br />

werden. Das Injektionssystem Conso in<br />

Verbindung mit dem Elektrodenregler<br />

Aereg ermöglicht eine gleichmäßige und<br />

durchgängige Stahlproduktion von über<br />

180 t/h. Im Lieferumfang der SMS group<br />

ist ebenfalls ein Pfannenofen enthalten,<br />

der die Anforderungen an die entsprechende<br />

Stahlzusammensetzung erfüllt.<br />

Das Stahlwerk wird mit einer Gasreinigungsanlage<br />

ausgestattet, die mehr<br />

als 2,2 Mio. m 3 /h Prozessgas verarbeiten<br />

kann: Die Absaughaube Frustum<br />

der SMS group bewirkt, dass die beim<br />

Chargieren und Abstich des Ofens entstehenden<br />

Gase deutlich effektiver erfasst<br />

und abgesaugt werden können. Die<br />

Gasreinigungsanlage erfüllt strengste<br />

Umweltauflagen.<br />

SMS Concast, ein Unternehmen der<br />

SMS group, liefert eine Knüppelstranggießanlage<br />

mit sechs Strängen. Die<br />

Anlage mit einem Gießradius von 9 m<br />

wird mit der Convex-Kokille ausgerüstet,<br />

einer im Markt stark verbreiteten<br />

und etablierten Technik. Die besondere<br />

Innengeometrie der Kokille ermöglicht<br />

über die gesamte Kokille einen erhöhten<br />

Wärmeübergang mit einer gleichmäßigen<br />

Erstarrung in den Ecken. Mit der<br />

effizienten Führung der Strangschale in<br />

der Kokille bei maximal symmetrischer<br />

Abkühlung wird die Gießgeschwindigkeit<br />

erhöht und gleichzeitig die Qualität des<br />

gegossenen Produkts verbessert. Der<br />

Conflow Tundish Stopper wird für einen<br />

stabilen Stahlfluss und einen zuverlässigen<br />

Gießprozess eingesetzt. Constir,<br />

ein elektromagnetischer Rührer, der als<br />

Kokillen- und Finalrührer eingesetzt wird,<br />

sorgt für die geforderte metallurgische<br />

Qualität. Ein neuer Wechseloszillator ermöglicht<br />

eine hohe Flexibilität und damit<br />

eine erhöhte Produktivität.<br />

Eine erhebliche Senkung der Betriebskosten<br />

wird durch die direkte Verbindung<br />

zu den Walzwerken erreicht. Je nach<br />

Qualität können Knüppel direkt gewalzt<br />

oder nach einem langsamen Abkühlen<br />

zum Walzwerk gebracht werden.<br />

Der Lieferumfang der SMS group umfasst<br />

das Basis- und Detailengineering,<br />

die Lieferung der mechanischen und<br />

elektrischen Komponenten, das gesamte<br />

Elektro- und Automatisierungssystem<br />

einschließlich eines integrierten<br />

Prozessleitsystems (Level 2), das die<br />

Qualität des Stahls vom Schrottplatz<br />

bis zum Blocklager überwacht, sowie<br />

die Überwachung der Montage und der<br />

Inbetriebnahme.<br />

Aceros Arequipa stellt Lang- und<br />

Flachstahlprodukte her, darunter Wellblech,<br />

Drähte, Stahlprofile, Stabstahl und<br />

Rohre sowie Stahlwerkzeuge und -teile<br />

für die Bau-, Tief- und Bergbauindustrie.<br />

Das Unternehmen beliefert den lokalen<br />

Markt und exportiert nach Kolumbien,<br />

Ecuador und Bolivien.<br />

Mit der neuen Anlage kann Aceros<br />

Arequipa seine Präsenz auf dem lokalen<br />

Markt und in Südamerika verstärken<br />

und qualitativ hochwertigere Produkte<br />

anbieten.<br />

• SMS group<br />

Elektrolichtbogenofen der SMS group:<br />

hochproduktiv und energieeffizient<br />

(Foto: SMS group)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


46 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Die Schlüsselbereiche der Salzgitter Mannesmann Forschung<br />

Forschen für die Zukunft des Werkstoffs Stahl<br />

Die Salzgitter Mannesmann Forschung GmbH (SZMF) ist eines der führenden Stahl-Forschungsinstitute<br />

in Europa. Rund 280 Mitarbeiter entwickeln an den Standorten Salzgitter und Duisburg die Zukunft dieses<br />

einzigartigen Werkstoffs. Der Beitrag stellt die Konzernschwester der Salzgitter Flachstahl vor.<br />

D<br />

ie Salzgitter Mannesmann Forschung<br />

GmbH (SZMF) ist das zentrale Forschungsunternehmen<br />

des Salz gitter-<br />

Konzerns. Sie ist entstanden aus dem<br />

Zusammenschluss der Forschungsaktivitäten<br />

des Mannesmann Forschungsinstituts<br />

(MFI) und des Werkstoffzentrums der<br />

Salzgitter Flachstahl GmbH und gehört zu<br />

den führenden europäischen Forschungseinrichtungen<br />

im Stahlbereich. Am Standort<br />

Salzgitter liegt der Schwerpunkt der Forschung<br />

im Bereich Warm- und Kaltband.<br />

Der Standort Duisburg widmet sich den<br />

Bereichen Rohr, Profil und Grobblech. Das<br />

Kompetenzspektrum für Rohre reicht von<br />

geschweißten oder nahtlosen Präzis- und<br />

Leitungsrohren bis hin zu großformatigen<br />

Pipelines. An beiden Standorten werden<br />

mit experimentellen Versuchen und numerischen<br />

Simulationen neue Stähle und<br />

Verarbeitungstechnologien entlang der<br />

komplexen Prozessketten entwickelt.<br />

Die SZMF ist in Deutschland und<br />

Europa eng mit Hochschulen, Forschungsinstituten<br />

und Unternehmen<br />

vernetzt. Hauptaufgaben sind neben der<br />

klassischen Werkstoffentwicklung die<br />

Produkt- und Prozessentwicklung, die Oberflächen-<br />

und Anwendungstechnik sowie die<br />

Konzeption und der Bau von Prüfanlagen<br />

sowie viele Dienstleistungen.<br />

Entwicklung neuer Werkstoffe<br />

Eines der Arbeitsfelder ist die Entwicklung<br />

neuer Werkstoffe und Anwendungsbereiche.<br />

In Duisburg wie in Salzgitter wird an<br />

innovativen Werkstoffen bzw. Stählen für<br />

die jeweiligen Schwerpunkte des Standorts<br />

geforscht. Hier spielen computergestützte<br />

Simulationen eine wachsende Rolle,<br />

bei denen die Forscher immer feiner auflösende<br />

Methoden und leistungsfähigere<br />

Simulationen auf Basis werkstoffbezogener<br />

und thermodynamischer Datenbanken einsetzen.<br />

„Diese Simulationen dienen nicht<br />

als Ersatz, sondern als Ergänzung zur experimentellen<br />

Forschung“, stellt SZMF-Geschäftsführer<br />

Dr. Benedikt Ritterbach klar.<br />

„Unser Ziel ist, das Verhalten unserer Produkte<br />

bei der Weiterverarbeitung oder die<br />

Eigenschaften eines aus unserem Material<br />

gefertigten Bauteils exakt vorherzusagen.“<br />

So bleibt erfolgreiche Forschung immer<br />

ein Miteinander von Experiment und Simulation.<br />

Dies gilt für das Technikum in Salzgitter,<br />

wo die komplette Prozesskette für<br />

sämtliche Lieferformen der Salzgitter Flachstahl<br />

(SZFG) im Labormaßstab effizient und<br />

effektiv nachgebildet werden kann, ebenso<br />

Mit der High-Speed-Umformpresse im<br />

Technikum Salzgitter können die Materialforscher<br />

neue Werkstoffe quasi unter den<br />

Produktionsbedingungen des Kunden<br />

testen (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>TECHNIK</strong> | 47<br />

wie für den Standort Duisburg. Dort geben<br />

oft Zukunftstechnologien die Zielsetzung<br />

vor, wie zum Beispiel die Entwicklung neuer<br />

Rohrstähle für den Energiesektor. Denn<br />

hochmoderne Kraftwerke mit regenerativen<br />

Brennstoffen wie Biomasse oder Abfall werden<br />

bei Temperaturen von mehr als 700 °C<br />

betrieben. Nicht nur diese Hitze müssen in<br />

den Wärmetauschern verbaute Stahlrohre<br />

mehr als 25 Jahre aushalten, auch 300 Bar<br />

Druck, Dampf, Rauchgase und Ascheablagerungen<br />

dürfen ihnen nichts anhaben. Solche<br />

Anforderungen erfordern die Entwicklung<br />

hochspezialisierter Sonderstähle mit komplexen<br />

Legierungskonzepten, wofür man<br />

in Duisburg bestens gerüstet ist. Ähnlich<br />

stark beansprucht werden Präzisrohre in<br />

Solarkraftwerken, da dort mehr als 600 °C<br />

heiße, aggressive Salzschmelzen als Energiespeicher<br />

eingesetzt werden.<br />

Bei Letzterem spielen Kunden aus dem<br />

Automobilbau eine große Rolle. Hier leistet<br />

die High-Speed-Umformpresse im<br />

Technikum Salzgitter wertvolle Dienste.<br />

Sie erlaubt es, die Umformeigenschaften<br />

eines Werkstoffes an realen Bauteilen wie<br />

etwa einem Kotflügel zu bewerten. Ihre<br />

Presskraft von 1.000 t ermöglicht es, die<br />

Neuentwicklung höchstfester Stähle durch<br />

Bauteilversuche und spezielle Kennwertaufnahmen<br />

zu unterstützen. Mit Pressgeschwindigkeiten<br />

von 1 bis 500 mm/s kann<br />

dabei die Charakteristik der Kundenpressen<br />

nachgeahmt werden. Und auch das<br />

Presshärten, bei dem die Stahlbleche in<br />

speziellen Öfen aufgeheizt und mit einer<br />

Temperatur von 950 °C aus dem Ofen<br />

direkt ins Werkzeug gelegt werden, lässt<br />

sich mit der High-Speed-Umformpresse<br />

nachbilden.<br />

Oberflächentechnik<br />

Ein vierter Schlüsselbereich der SZMF<br />

sind Forschungs- und Entwicklungsarbeiten<br />

zur Oberflächentechnik mit Veredelungssystemen<br />

und ihrer Charakteristik<br />

vom Erscheinungsbild bis zur Korrosion.<br />

Da 80 % des kaltgewalzten Materials,<br />

das die Salzgitter Flachstahl GmbH herstellt,<br />

oberflächenbeschichtet ausgeliefert<br />

wird, ist das Technikum Salzgitter<br />

auch hier aktiv. So werden dort etwa in<br />

einem Schmelztauchsimulator die Produktionsprozesse<br />

der kontinuierlichen<br />

Feuerverzinkungsanlagen der SZFG im<br />

Labormaßstab abgebildet, um das Verfahren<br />

produktionsbegleitend zu analysieren<br />

und zu optimieren, neue Verfahrensschritte<br />

zu erproben und Produktentwicklungen<br />

durchzuführen.<br />

Weitere Schlüsselbereiche sind die<br />

Material- und Bauteilcharakterisierung einschließlich<br />

Prüfverfahren und die Automatisierungs-<br />

und Prüftechnik sowie der Bau<br />

zerstörungsfreier Prüfanlagen. Schließlich<br />

nutzt das Forschen und Entwickeln nichts,<br />

wenn das Material nicht zuverlässig geprüft<br />

und Ergebnisse nicht zweifelsfrei bewertet<br />

werden können.<br />

Optimierung von Ökobilanzen<br />

In Durchfluss-Röhrenöfen können Vorgänge der Hochtemperaturkorrosion realitätsnah<br />

simuliert werden (Foto: Salzgitter Flachstahl)<br />

Anwendungstechnik<br />

Zwei weitere Schlüsselbereiche der SZMF<br />

sind die Arbeit an den Prozessen zur Herstellung,<br />

Verarbeitung und Anwendung metallischer<br />

Werkstoffe sowie die an der Anwendungstechnik<br />

– von der Bauteilauslegung<br />

über die Umformtechnik bis zur Fügetechnik.<br />

Ein weiteres Beispiel für Anwendungstechnik<br />

ist die YAG-Laser-Versuchsanlage<br />

in Salzgitter, mit der Bleche von<br />

bis zu 18 mm Dicke geschweißt werden<br />

können. Als die Anlage 2012 in Betrieb<br />

ging, war sie eine der wenigen, die von<br />

industriellen Forschern eingesetzt wurde.<br />

Neben Verbesserungen an Material und<br />

Prozessen legen die Forscher ihren Fokus<br />

auf die Optimierung ökologischer Kennzahlen.<br />

So konnte etwa die Ressourceneffizienz<br />

der Herstellungsprozesse von<br />

Stahl verbessert werden. Und um die<br />

Umweltverträglichkeit von Produkten und<br />

Prozessen der Stahlproduktion zu bewerten,<br />

wurden bei der SZFG Primärdaten<br />

aus der Stahlproduktion erhoben und<br />

ökobilanziell bewertet. Die daraus resultierende<br />

Ökobilanz wird bei der Salzgitter<br />

Flachstahl auch zum Vergleich alternativer<br />

Produktionsprozesse eingesetzt.<br />

Dass diese Tätigkeiten kein Arbeiten<br />

im Wolkenkuckucksheim sind, darauf legt<br />

Dr. Ritterbach Wert: „Wir stellen immer<br />

einen Bezug zwischen Unternehmenszielen<br />

und Marktanforderungen, Produkten<br />

und Technologien und den benötigten<br />

Ressourcen her. Denn am Ende muss<br />

immer ein verbesserter Kundennutzen<br />

entstehen. Das ist Sinn und Zweck der<br />

Übung.“<br />

• Salzgitter Flachstahl<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


48 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Die neue All-in-one-Maschine fertigt pro Minute<br />

mehr als 100 bis zu 300 mm lange Schrauben in<br />

einem Durchgang (Foto: Amba)<br />

Vom Drahtcoil zur 300 mm langen Vollgewindeschraube mit 10 mm Gewinde in einer einzigen Maschine<br />

Kaltumformen statt Zerspanen<br />

Eine neue All-in-one-Maschine der Aachener Maschinenbau GmbH (Amba) fertigt Vollgewindeschrauben von<br />

300 mm Länge mit einem Außendurchmesser von 10 mm direkt vom Coil. Während bisher beim Walzen der<br />

Gewinde allein 30 bis 40 Stück/min branchenüblich waren, fertigt die neue Maschine mehr als 100 Stück/min<br />

und formt dabei gleichzeitig auch den Kopf der Schrauben.<br />

D<br />

ie Maschine für die Herstellung<br />

von Vollgewindeschrauben, die im<br />

konstruktiven Holzbau verwendet<br />

werden, wird in Kürze an einen Kunden in<br />

Deutschland ausgeliefert. Sie ist die weltweit<br />

erste Anlage, die derart lange und dicke<br />

Schrauben direkt vom Drahtcoil in einem<br />

Durchgang zum fertigen Produkt formt.<br />

Sie arbeitet nach dem von Amba entwickelten<br />

All-in-one-Prinzip: Alle Prozessschritte<br />

vom Abwickeln, Ablängen und Richten<br />

des Drahtes über das Formen des Kopfes<br />

bis zum Walzen des Gewindes erfolgen in<br />

derselben Maschine. Dabei erzielt Amba<br />

eine Taktzahl von mehr als 100 Stück/min<br />

– sie arbeitet mehr als dreimal so schnell<br />

wie marktübliche Maschinen, die lediglich<br />

das Gewinde walzen.<br />

Das Rezept: Kaltumformen statt<br />

Zerspanen<br />

Die neue Maschine ist ein Beispiel für einen<br />

Trend bei der Herstellung langer Bauteile,<br />

deren Querschnitt sich über die Länge ändert:<br />

Das Kaltumformen ersetzt mehr und<br />

mehr das Zerspannen.<br />

Manfred Houben, einer der drei Geschäftsführer<br />

von Amba, erläutert diese<br />

Entwicklung: „Beim Kaltumformen ist<br />

der Durchlauf deutlich höher als beim<br />

Zerspanen, denn die Teile müssen nicht<br />

mehr einzeln zugeführt, eingespannt,<br />

bearbeitet und ausgeworfen werden.<br />

So geht die diskontinuierliche Fertigung<br />

in eine quasi kontinuierliche über. Das<br />

bringt in einigen Anwendungen eine<br />

Steigerung der Produktivität um eine<br />

Größenordnung.“<br />

Das All-in-one-Prinzip lässt sich auch auf<br />

andere Produkte übertragen. Ein Beispiel:<br />

Felgenstifte, die die Profile von Fahrradfelgen<br />

verbinden, wurden bisher mit hohem<br />

Zeitaufwand einzeln gedreht. Mit der Kaltumformung<br />

stellt eine neue Maschine von<br />

Amba im Wachstum<br />

Amba bis zu 100 Stück/min her. Zurzeit plant<br />

Amba ein Projekt, bei dem drei Maschinen<br />

von Amba eine dreistellige Anzahl von<br />

Drehautomaten mit Stangenlader ersetzen<br />

sollen.<br />

• Dipl.-Ing. Manfred Houben, Aachener<br />

Maschinenbau GmbH, Alsdorf<br />

houben@amba.de<br />

Die Aachener Maschinenbau GmbH (Amba) wurde im Jahr 1908 im Umfeld<br />

der Aachener Nadelindustrie gegründet, die seinerzeit weltweit renommiert<br />

war. Seitdem hat sich das Unternehmen mehr und mehr zum international<br />

anerkannten Spezialisten für Maschinen zur Kaltumformung von Bauteilen<br />

aus Metall entwickelt. Heute stellt Amba vorwiegend Spezialmaschinen für<br />

die Produktion von langen Bauteilen her, deren Querschnitt sich über die<br />

Länge verändert – so zum Beispiel von Schrauben mit einer Länge zwischen<br />

60 und 2.500 mm sowie von Rohren und Speichen. Zu den Kunden zählen<br />

fast alle international renommierten Hersteller von Schrauben, zum Beispiel<br />

Spax, die Würth-Gruppe, Heco oder die Fischerwerke.<br />

Seit mehreren Jahren steigt der Auftragseingang stetig. Schon in 2018<br />

hat Amba die Produktionsfläche mehr als verdoppelt und die Belegschaft<br />

von rd. 50 auf jetzt mehr als 70 Mitarbeiter verstärkt. Außerdem hat das<br />

Unternehmen die „Klinken Automation“ übernommen, um Mechanik und<br />

Automatisierungstechnik aus einem Guss zu liefern.<br />

In einer neuen, kürzlich eingeweihten Halle werden bis zu drei Anlagen, die jeweils<br />

bis zu 12 m lang und bis zu 35 t schwer sind, parallel montiert und unter realen<br />

Bedingungen in Betrieb genommen, bevor sie an die Kunden geliefert werden.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>TECHNIK</strong> | 49<br />

Zwei DCL-Linien (GO) installiert bei Shougang Qian’an, China (Foto: Tenova LOI Thermprocess)<br />

Verarbeitung von Elektroband<br />

Prozesstechnische Lösungen für die<br />

Wärmebehandlung von Elektroband<br />

Die weltweit führenden Elektrobandproduzenten vertrauen bei den meisten Neubau- und<br />

Modernisierungsprojekten auf die bewährten Wärmebehandlungsanlagen von Tenova LOI Thermprocess.<br />

S<br />

eit etwa 15 bis 20 Jahren ist ein regelrechter<br />

Boom beim Neubau bzw.<br />

bei der Modernisierung von Elektroband-Produktionslinien<br />

zu verzeichnen.<br />

Begründet ist dies durch mehrere Faktoren:<br />

Ein wichtiger Punkt ist sicher der E-Mobility-Trend,<br />

wodurch Investitionen im Segment<br />

nicht kornorientiertes Elektroband<br />

(Dynamoband, NGO) einen Aufschwung<br />

erleben. Dazu kommt die Entwicklung hin<br />

zu dünneren Bändern, wodurch höhere Produktionskapazitäten<br />

notwendig werden. Im<br />

Segment kornorientiertes Elektroband (Trafoband,<br />

GO) steigt zusätzlich die Nachfrage<br />

durch das Bestreben, die Energieeffizienz<br />

durch Minimierung der Ummagnetisierungsverluste<br />

zu steigern.<br />

Einzelne Regionen bzw. Länder – zum<br />

Beispiel China – steigern ihre Produktionskapazitäten<br />

überproportional durch die starke<br />

Entwicklung der Infrastruktur. In China<br />

wurden mehrere Produktionsanlagen für<br />

Elektroband komplett neu aufgebaut, so<br />

zum Beispiel bei der Baosteel-Group und<br />

der Shougang-Group, aber auch Wuhan<br />

Iron & Steel und Angang New Steel haben<br />

ihre Kapazitäten erweitert. In Indien hat die<br />

JSW-Gruppe neue Kapazitäten aufgebaut<br />

und thyssenkrupp Electrical Steel hat die<br />

eigene Fertigung in Indien erweitert und<br />

modernisiert. In Europa wurden viele bestehende<br />

Anlagen modernisiert und einige<br />

wenige Anlagen komplett neu gebaut,<br />

zum Beispiel bei voestalpine in Linz (KGL-2)<br />

oder bei Stalprodukt (Polen), thyssenkrupp<br />

Electrical Steel oder bei der NLMK-Group an<br />

den Standorten in Lipezk und Jekaterinburg.<br />

Bekanntlich ist das Herzstück jeder Behandlungslinie<br />

für Elektroband der Wärmebehandlungsteil,<br />

das heißt der Ofen.<br />

Die mechanischen Ausrüstungen sind bei<br />

diesen Produktionsanlagen weniger technologierelevant<br />

und weniger kompliziert in der<br />

Ausführung, weil sie mit vergleichsweise<br />

geringen Bandgeschwindigkeiten (bis zu<br />

200 m/min) betrieben werden. Wichtig ist<br />

der Ofenteil mit einer speziellen und exakten<br />

Temperaturführung, wechselnden<br />

Gaszusammensetzungen und Taupunkten<br />

innerhalb einer Ofenanlage, mit einer exakt<br />

arbeitenden Langsam- und Schnellkühlung<br />

sowie einer möglichst modellgeführten automatisierten<br />

Arbeitsweise. Verschiedene<br />

Moderne ACL-Linie für die Wärmebehandlung von NGO-Elektroband (Foto: Tenova LOI<br />

Thermprocess)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


50 | <strong>TECHNIK</strong><br />

DCL-Linie bei thyssenkrupp Electrical Steel (Foto: Tenova LOI Thermprocess)<br />

thermochemische Behandlungsschritte wie<br />

zum Beispiel Entkohlen und Aufsticken erfolgen<br />

innerhalb einer Bandbehandlungslinie<br />

in Ofensektionen, die durch mehrere<br />

Separatoren voneinander getrennt sind.<br />

Seit dem Jahr 2000 hat Tenova LOI<br />

Thermprocess insgesamt 59 Aufträge für<br />

Wärmebehandlungslinien für Elektroband<br />

erhalten. Bei 33 Aufträgen handelt es sich<br />

um komplette Neuanlagen, bei 16 Aufträgen<br />

um umfangreiche Modernisierungsaufträge<br />

und 10 Anlagen wurden bisher noch nicht<br />

aufgebaut bzw. noch nicht realisiert.<br />

In allen Fällen wurde der Ofenteil der<br />

Wärmebehandlungsanlagen von Tenova LOI<br />

Thermprocess geliefert. Die Lieferung der<br />

Bandmechanik erfolgte bei den Neuanlagen<br />

durch führende Mechaniklieferanten wie<br />

Tenova Strip Processing, Andritz Sundwig<br />

oder die SMS group. Dabei wurden mit verschiedenen<br />

Kunden unterschiedliche Vertragskonstellationen<br />

realisiert. Bei einigen Kunden<br />

gab es unabhängige Lieferantenverträge für<br />

Ofenteil und Bandmechanik. Bei anderen Kunden<br />

wurde konsortial zusammengearbeitet.<br />

In einigen Fällen agierte Tenova LOI Thermprocess<br />

als Konsortialführer, wie zum Beispiel<br />

bei der Lieferung der ACL-2-Linie für China<br />

Steel Corporation (Taiwan) oder für mehrere<br />

Bandbehandlungsanlagen beim chinesischen<br />

Kunden Wuhan Iron & Steel Co. Ltd.<br />

Die neue ACL für JSW in Indien wurde<br />

vollständig von Tenova realisiert, wobei<br />

LOI Thermprocess als Konsortialführer<br />

und Ofenlieferant und Tenova Italimpianti<br />

(Tenova Strip Processing) als Lieferant der<br />

Bandmechanik auftrat.<br />

In anderen Fällen haben sich führende<br />

Elektrobandhersteller wie z.B. voestalpine,<br />

Österreich, ausdrücklich für die Kooperation<br />

mit Tenova LOI Thermprocess in einem direkten<br />

Vertragsverhältnis entschieden. Der<br />

Auftrag für den Bau der in Europa aktuell<br />

modernsten und leistungsfähigsten ACL-<br />

Linie wurde 2011 vergeben. Die KGL-2 kann<br />

Bandbreiten bis zu 1.650 mm verarbeiten.<br />

Im Einsatz ist ein mathematisches Modell<br />

zur Ofensteuerung unter Berücksichtigung<br />

von vor- und nachgeschalteten Aggregaten.<br />

Eine der größten Neuinvestitionen für<br />

Elektroband wurde vom chinesischen Kunden<br />

Shougang in Qian’an realisiert. Sämtliche<br />

sieben Linien zur Wärmebehandlung<br />

(Öfen, einschließlich Steuerungstechnik und<br />

Automatisierung) wurden von Tenova LOI<br />

Thermprocess geliefert. Der mit Shougang<br />

direkt abgeschlossene Vertrag sah das Engineering,<br />

die Lieferung sowie Montageund<br />

Inbetriebnahmeüberwachung folgender<br />

Ofenanlagen vor:<br />

• zwei kombinierte Glüh- und Beizlinien<br />

(APL) für Dynamo- und Trafoband (NGO<br />

bzw. GO) mit einer Durchsatzleistung<br />

von jeweils über 60 t/h,<br />

• drei Entkohlungs- und Beschichtungsanlagen<br />

(DCL) für Trafoband (GO) mit einer<br />

Durchsatzleistung von jeweils mehr als<br />

9 t/h,<br />

• zwei Schlussglüh- und Beschichtungslinien<br />

(FCL) für Trafoband (GO) mit einer<br />

Durchsatzleistung von jeweils mehr als<br />

15 t/h.<br />

Komplettiert wird der LOI-Ofenpark für<br />

die Elektrobanderzeugung von Shougang<br />

am Standort Qian’an durch eine<br />

Mehrstapel-Haubenglühanlage für das<br />

Hochtemperaturglühen von Trafoband<br />

(GO) mit insgesamt drei Mehrstapelsockeln.<br />

Alle Ofenanlagen gingen zwischen<br />

2011 und 2013 in Produktion. Im ersten<br />

Halbjahr 2012 wurde das erste hochpermeable<br />

Material (HGO) geglüht und nach<br />

einer Hochlaufkurve konnte man 2015<br />

die projektierte Leistung von 150.000 t/a<br />

erreichen.<br />

Nach Kundenaussagen produziert man<br />

aktuell zu 100% hochpermeable Sorten<br />

mit der Niedrig-Temperatur- plus Aufstickungs-Glühroute<br />

(low-temperature plus<br />

nitriding technology).<br />

• Tenova LOI Thermprocess<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>TECHNIK</strong> | 51<br />

WELTMARKTFÜHRER FÜR ELEKTROBLECH<br />

WÄRMEBEHANDLUNG (GO & NGO)<br />

Andere sprechen davon, wir haben die Referenzen!<br />

Mehr als 175 Referenzen im Zeitraum 2000 – 2018:<br />

Zu unseren namhaften Kunden gehören u. a.:<br />

AK Steel (USA) – Angang Iron & Steel (China) – ArcelorMittal / Aperam (div. Länder) –<br />

Baoshan Iron & Steel (China) – China Steel Corporation (Taiwan) – GO Steel<br />

Frýdek Místek (Tschechien) – JSW Steel (Indien) – NLMK & VIZ Steel (Russland) –<br />

Shougang Iron & Steel (China) – Stalprodukt (Polen) – thyssenkrupp Electrical<br />

Steel (div. Länder) – voestalpine (Österreich) – Wuhan Iron & Steel (China)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4<br />

LOI Thermprocess GmbH<br />

Am Lichtbogen 29 | 45141 Essen (Germany)<br />

Tel. +49 201 1891 1 | Fax +49 201 1891 321<br />

loi@tenova.com | www.loi.tenova.com


52 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Kundennutzen durch Kombination der Angebote<br />

ABB und Dassault Systèmes vereinbaren<br />

Softwarepartnerschaft für digitale Industrien<br />

ABB und Dassault Systèmes haben Ende Februar eine weitreichende globale Partnerschaft bekannt gegeben,<br />

um Kunden aus der digitalen Industrie ein Software-Lösungsportfolio anzubieten. Das Angebot reicht vom<br />

Produktlebenszyklus-Management bis hin zu Investitionssicherheit. Die beiden Unternehmen werden ihren<br />

Kunden ein umfassendes Angebot an fortschrittlichen, offenen digitalen Lösungen bieten: Diese verbessern die<br />

Wettbewerbsfähigkeit von Industrieunternehmen und erhöhen die Flexibilität, Geschwindigkeit und Produktivität<br />

der Produktlebenszyklen, der Fertigung und des Betriebs ihrer Produkte.<br />

D<br />

ie Partnerschaft führt die Stärken der<br />

digitalen ABB-Ability TM -Lösungen und<br />

der 3DEXPERIENCE ® -Plattform von<br />

Dassault Systèmes zusammen, gestützt<br />

auf die installierte Basis, die umfassende<br />

Branchenkenntnis und den weltweiten Zugang<br />

zu Kunden beider Unternehmen. ABB<br />

nutzt die 3DEXPERIENCE-Plattform bereits<br />

für die Modellierung und Simulation ihrer<br />

Lösungen, bevor diese an Kunden geliefert<br />

werden. Mit dieser Partnerschaft wird ABB<br />

fortschrittliche digitale Zwillinge entwickeln<br />

und ihren Kunden zur Verfügung stellen,<br />

sodass diese die Lösungen von ABB und<br />

ihre Arbeitsprozesse mit verbesserter Effizienz,<br />

Flexibilität und Nachhaltigkeit betreiben<br />

können.<br />

Die Unternehmen werden sich in einem<br />

stufenweisen Ansatz auf Lösungen für die<br />

Fabrikautomatisierung und Robotik, Prozessindustrieautomatisierung<br />

sowie Elektrifizierung<br />

für intelligente Gebäude konzentrieren.<br />

Die ersten gemeinsamen Lösungen<br />

werden vom 1. bis 5. April <strong>2019</strong> auf der<br />

Hannover Messe gezeigt.<br />

„Diese wegweisende Partnerschaft<br />

ermöglicht unseren Kunden Innovationsund<br />

Wachstumssprünge. Mit unserem<br />

Angebot können sie ihre gesamte Wertschöpfungskette<br />

grundlegend verändern,<br />

um die großen Chancen der industriellen<br />

Digitalisierung zu nutzen. Zusammen bieten<br />

wir ein offenes, durchgängig digitales<br />

Portfolio – vom digitalen Zwilling bis hin zu<br />

Investitionssicherheit. So verschaffen wir<br />

unseren Kunden einen Wettbewerbsvorteil,<br />

der auf unserem kombinierten Angebot,<br />

unserer Branchenkenntnis und unserer globalen<br />

Reichweite aufbaut“, sagt ABB-CEO<br />

Ulrich Spiesshofer. „Mit Dassault Systèmes<br />

erweitert ABB ihr starkes Partnernetzwerk<br />

für die industrielle Digitalisierung, dem u.a.<br />

„In der Industrie des 21. Jahrhunderts geht es nicht mehr<br />

nur um die Fähigkeit, Waren herstellen zu können. Die<br />

Marktführer von heute zeichnen sich durch profundes<br />

technisches Know-how aus, damit differenzieren sie sich<br />

von ihren Wettbewerbern. Dies geschieht heute infolge<br />

der Konvergenz digitaler Technologien, die jeden Aspekt<br />

des Industriegeschäfts verändern.“<br />

Microsoft, HPE und IBM angehören. Wir<br />

freuen uns sehr darauf, mit dem gesamten<br />

Team von Dassault Systèmes weltweit<br />

zusammenzuarbeiten, um Innovation und<br />

Kundennutzen voranzutreiben.“<br />

„In der Industrie des 21. Jahrhunderts<br />

geht es nicht mehr nur um die Fähigkeit,<br />

Waren herstellen zu können. Die Marktführer<br />

von heute zeichnen sich durch profundes<br />

technisches Know-how aus, damit<br />

differenzieren sie sich von ihren Wettbewerbern.<br />

Dies geschieht heute infolge der Konvergenz<br />

digitaler Technologien, die jeden<br />

Aspekt des Industriegeschäfts verändern“,<br />

sagt Bernard Charlès, Vice Chairman und<br />

CEO von Dassault Systèmes. „Im Zeitalter<br />

der Industrie-Renaissance ermöglicht der<br />

Plattformansatz, dass sich reale und virtuelle<br />

Welten gegenseitig informieren und<br />

stärken können. Unsere Partnerschaft mit<br />

ABB wird auf jahrzehntelange kombinierte<br />

Expertise zurückgreifen und Kunden dabei<br />

unterstützen, von diesem enormen, dynamischen<br />

Trend maximal zu profitieren.“<br />

In der hoch automatisierten Industrie<br />

von heute helfen digitale Fabrikationsmodellierung<br />

und flexible, robotergestützte<br />

Fertigungssysteme den Unternehmen dabei,<br />

mehr Design-Iterationen schneller und<br />

Bernard Charlès, Vice Chairman, CEO, Dassault Systèmes<br />

mit solideren Designs zu erstellen. Dies<br />

wiederum trägt dazu bei, die Verlagerung<br />

von der Massenproduktion hin zur individualisierten<br />

Fertigung in großer Stückzahl<br />

zu beschleunigen, bei der Waren in einer<br />

größeren Vielfalt und in kleineren Chargen<br />

sowie in kürzeren Produktlebenszyklen hergestellt<br />

werden. Für viele Hersteller sind<br />

die Kosten für Ausfallzeiten in den letzten<br />

Jahren dramatisch gestiegen, da die Justin-time-Lieferung<br />

zur Norm geworden ist.<br />

Eine Stunde Ausfallzeit an einem modernen<br />

Produktionsstandort kann mehr als<br />

1 Mio. US-$ kosten.<br />

ABB verfügt mit ABB Ability bereits<br />

über ein digitales Lösungsangebot für die<br />

Industrie. Es wurde 2017 auf den Markt<br />

gebracht und bietet mehr als 210 digitale<br />

Lösungen für die Planung, den Aufbau<br />

und den Betrieb von Industrieprozessen<br />

mit höherer Produktivität und Sicherheit<br />

zu niedrigeren Kosten.<br />

Dassault Systèmes arbeitet mit Unternehmen<br />

aller Größen in elf Branchen<br />

zusammen, um sie dabei zu unterstützen,<br />

den neuen Herausforderungen im aktuellen<br />

Zeitalter der Industrie-Renaissance zu<br />

begegnen. Die 3DEXPERIENCE-Plattform<br />

integriert alle Technologien und Fähigkeiten,<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>TECHNIK</strong> | 53<br />

um Wissen und Know-how in einer zusammenhängenden<br />

digitalen Innovationsumgebung<br />

zu nutzen, damit digitale Kontinuität<br />

vom Konzept über die Fertigung bis hin<br />

zum Endanwender und zurück möglich<br />

wird. Industrieunternehmen können die<br />

3-D-Anwendungen der Plattform integrieren,<br />

um einen digitalen Zwilling zu schaffen:<br />

Dieser holt Erkenntnisse und Know-how<br />

aus ihrem gesamten Ökosystem ein, misst,<br />

bewertet und prognostiziert die Leistung<br />

industrieller Maschinen und Anlagen und<br />

hilft dabei, deren Betrieb auf intelligente<br />

Weise zu optimieren.<br />

Die Partnerschaft von ABB und Dassault<br />

Systèmes fokussiert sich im ersten Schritt<br />

auf folgende Themen:<br />

Fabrikautomatisierung und Robotik.<br />

Erfahrungen durch digitale Zwillinge zur<br />

durchgängigen Optimierung von Prozessen<br />

und Systemen in Kombination mit der Flexibilität<br />

der Roboterautomatisierung werden<br />

Unternehmen die Agilität geben, sich an<br />

immer dynamischere Märkte anzupassen.<br />

Dazu gehören betriebsfertige Produktionslösungen<br />

und -dienstleistungen sowie eine<br />

gemeinsame Beratung bei der Transformation<br />

von Industrieunternehmen, um die<br />

Einführung neuer Produkte zu optimieren<br />

und zu beschleunigen. Elektronikhersteller<br />

können die Produktion neuer, aber kurzlebiger<br />

Produkte schnell steigern, während<br />

Lebensmittelverarbeiter zwischen lokal<br />

zugeschnittenen saisonalen Angeboten<br />

wechseln können und gleichzeitig mit hoher<br />

Geschwindigkeit weiter produzieren.<br />

In hochautomatisierten Branchen wie der<br />

Automobilindustrie ermöglicht der digitale<br />

Zwilling von Fabriken eine integrierte Konstruktions-<br />

und Fertigungsumgebung, um<br />

neue Montageprozesse mit flexiblen und<br />

rekonfigurierbaren Zellen zu unterstützen.<br />

Er ermöglicht auch die Verbindung separater<br />

Systeme, z.B. die Anbindung von Systemen<br />

für die Logistikautomation an Fertigungsroboter,<br />

die für eine optimale Produktionsleistung<br />

auf eine exakte Teilezustellung<br />

angewiesen sind.<br />

Intelligente Gebäude. Die digitale Partnerschaft<br />

zwischen Dassault Systèmes und<br />

ABB rund um digitale Zwillingssysteme<br />

wird einen nahtlosen Arbeitsablauf bei der<br />

Planung, dem Engineering und dem Betrieb<br />

von Gebäuden sowie vernetzte nachhaltige<br />

Transportlösungen ermöglichen. Die verfügbaren<br />

Informationen in Kombination mit<br />

dem virtuellen Universum 3DEXPERIENCE<br />

von Dassault Systèmes ermöglichen auch<br />

eine stärkere Interaktion der Kunden während<br />

der Entwurfsphasen sowie während<br />

des Betriebs.<br />

Prozessindustrie: Beispiel Bergbau. Der<br />

Wettbewerbsdruck in verarbeitenden Industrien<br />

wie beispielsweise dem Bergbau<br />

erfordert, dass Unternehmen ständig nach<br />

neuen Wegen suchen, um die Sicherheit,<br />

Produktivität und Energieeffizienz von<br />

Standorten zu erhöhen und gleichzeitig<br />

die Kosten und das Risiko des täglichen<br />

Betriebs zu senken. Ein digitales Modell<br />

der Untertageumgebung in Verbindung<br />

mit Minenplanungs- und -steuerungssystemen<br />

würde den Energieverbrauch und die<br />

Minenautomatisierung optimieren sowie<br />

Minenbetreibern ermöglichen, die Produktion<br />

in Echtzeit zu überwachen und zu optimieren,<br />

während sie virtuelle Simulationen<br />

zukünftiger Szenarien durchführen können.<br />

• ABB<br />

Kompakter Luftmengenregler steigert Produktivität<br />

Der kompakte Luftmengenregler des<br />

Fluidikspezialisten Bürkert Fluid Control<br />

Systems aus Ingelfingen ist eine praxisgerechte<br />

Lösung, da er sich in praktisch<br />

allen Branchen sowohl für den Einbau<br />

in Neuanlagen als auch fürs Nachrüsten<br />

eignet.<br />

Pneumatische Fördersysteme für unterschiedlichste<br />

Schüttgüter stehen unter<br />

dem Druck, kostengünstiger zu werden,<br />

aber gleichzeitig auch zuverlässiger und<br />

produktiver. Für eine gleichbleibende Förder-<br />

und Transportgutqualität bei hoher Anlageneffizienz<br />

ist es deshalb unabdingbar, die<br />

Menge der Förderluft zu regeln, z.B. um sie<br />

an das jeweilige Transportgut anzupassen,<br />

auf Veränderungen im Prozess zu reagieren<br />

oder Leckagen auszugleichen.<br />

Der Luftmengenregler besteht aus<br />

einem Stellventil mit einem kompakten<br />

Prozessregler auf der Oberseite und<br />

zwei Drucktransmittern. Ein separater<br />

Durchflussmesser ist nicht erforderlich.<br />

Gemessen wird der Druckabfall über<br />

dem Regelventil als „Messblende“. Aus<br />

der Druckdifferenz kann der nominale<br />

Volumenstrom des Gases für eine gegebene<br />

Dichte und Temperatur berechnet<br />

werden. Hierfür ist die Durchflusskennlinie<br />

des Regelventils im Prozessregler<br />

hinterlegt. Der Volumenstrom lässt sich<br />

dann über die Öffnung des Ventils regeln.<br />

Damit ist die gesamte erforderliche Regelungstechnik<br />

in einem kompakten System<br />

integriert, was Montage und Inbetriebnahme<br />

erleichtert. Zudem zeichnet sich<br />

der Luftmengenregler durch die hohe<br />

Wiederholgenauigkeit bei Durchfluss-Sollwerten<br />

sowie einen großen Mess- und<br />

Stellbereich aus. Letzteres ist der Tatsache<br />

zu verdanken, dass das Regelventil<br />

gleichzeitig als verstellbare Blende genutzt<br />

wird. Dadurch ist der Druckverlust<br />

geringer als bei konventionellen Lösungen<br />

mit separater Blende. Alles in allem führt<br />

das zu einem größeren Regelbereich als<br />

beispielsweise bei Lavaldüsen.<br />

Eine Besonderheit des Luftmengenreglers<br />

ist die automatische Leckluftkompensation,<br />

die erheblich dazu beitragen kann,<br />

die pneumatische Schüttgutförderung effizienter<br />

zu gestalten, z.B. in Systemen mit<br />

Zellenradschleusen, die zur Dosierung, Einspeisung<br />

oder Austragung der Schüttgüter<br />

im Einsatz sind. Die rotierende Zellenradschleuse<br />

leitet das Förderprodukt in den<br />

Förderstrom ein und sorgt dadurch auch<br />

in einem Nebeneffekt für einen Verlust von<br />

Förderluft, der sogenannten Leckluft. Die<br />

Leckluftkennlinie jeder Zellenradschleuse<br />

kann im Regler hinterlegt werden. Dieser<br />

„kennt“ dann bei jedem gegebenen Einlassdruck<br />

die erforderliche Zusatzluftmenge,<br />

um den Luftverlust im System durch<br />

die Zellenradschleuse zu kompensieren.<br />

Genauso lässt sich auch der eventuelle<br />

Teilstromverlust in Bypassleitungen ausgleichen.<br />

• Bürkert Fluid Control Systems<br />

Kurznachricht<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


54 | <strong>TECHNIK</strong><br />

hpl-Neugnadenfelder optimiert die Bearbeitung der Kanten von Schmalband<br />

Präzises Monitoring der Bandkantenkontur<br />

in Echtzeit<br />

Das neue lasergestützte Onlineinspektionssystem ConScan der hpl-Neugnadenfelder Maschinenfabrik<br />

visualisiert die Ausprägung der Kantenkontur von Schmalband und ermöglicht es so, bei kleinsten<br />

Abweichungen von der Sollkontur sofort in den Produktionsprozess einzugreifen.<br />

B<br />

ei der Bearbeitung der Kanten von<br />

Schmalband, zum Beispiel nach<br />

dem Längsteilen, spielt die Ausprägung<br />

der Kanten für viele Anwendungen<br />

eine entscheidende Rolle. Zum<br />

einen sollen keine Schneidgrate entstehen.<br />

Zum anderen müssen für spezielle<br />

Anwendungen vorgegebene Radien und<br />

die Lage ihrer Scheitelpunkte exakt eingehalten<br />

werden.<br />

Erfahrene Bediener erkennen bei der<br />

Bearbeitung der Kanten am Fluss der<br />

Späne, ob die Kontur die Spezifikationen<br />

in etwa erfüllt. Dabei ist der subjektive<br />

Einfluss jedoch sehr hoch. Deutlich objektiver<br />

kann die Kante bewertet werden,<br />

wenn am Ende des Coils ein Probestück<br />

geschnitten wird, das zum Beispiel in einem<br />

Durchlichtmikroskop geprüft wird.<br />

Diese Methode ist sehr genau, hat aber<br />

den Nachteil, dass erst geprüft wird, wenn<br />

der gesamte Ring bereits bearbeitet ist.<br />

Da die Anforderungen an die exakte<br />

Ausprägung der Bandkonturen beständig<br />

Jede Bandkante wird von zwei Laser-Triangulationssensoren<br />

gescannt (Foto: hpl-Neugnadenfelder)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>TECHNIK</strong> | 55<br />

In der 2-D-Ansicht wird die Kontur beider Kanten dargestellt (Foto: hpl-Neugnadenfelder)<br />

In der 3-D-Darstellung wird die Entwicklung der Kontur über die Länge des Bandes visualisiert (Foto: hpl-Neugnadenfelder)<br />

steigen, trugen mehrere Kunden die Frage<br />

nach einer präzisen Onlinekonturmessung<br />

an hpl-Neugnadenfelder heran. Dies hat zur<br />

Entwicklung von ConScan ® geführt, einem<br />

lasergestützten System zur Visualisierung<br />

der Kantenkontur.<br />

Es stellt die Kontur aller Bandkanten<br />

grafisch auf einem Monitor in Echtzeit<br />

dar. Das System visualisiert typische<br />

Defekte – zum Beispiel Grate, Kantenausbrüche<br />

oder verschobene Radien<br />

oder Kanten. Tests zeigen, dass selbst<br />

kleinste Abweichungen, zum Beispiel<br />

minimale Ausbrüche an der Bandkante,<br />

detailgetreu und übersichtlich wiedergegeben<br />

werden.<br />

So können Korrekturen der Spanabnahme<br />

während der laufenden Produktion<br />

erfolgen: Die Ausbringung hochwertiger<br />

Bänder steigt, Produktionsausfälle werden<br />

vermieden.<br />

Das System stellt Abweichungen von<br />

der Sollkontur ab etwa einem Hundertstel-<br />

Millimeter dar. In einer weiteren Entwicklungsstufe<br />

sollen die Abweichungen vermessen<br />

und die Messwerte unmittelbar<br />

in die Regelung der Messerpositionen<br />

eingebunden werden.<br />

ConScan ® arbeitet pro Bandseite mit jeweils<br />

zwei Laser-Sensoren. Sie projizieren<br />

Linien auf die Kante, die von schräg angeordneten<br />

Kameras erfasst werden. Ihre<br />

Auflösung liegt bei wenigen µm. Aus dem<br />

Verlauf der Linien errechnet eine Software<br />

die Kontur der Kante und stellt sie auf einem<br />

Monitor dar.<br />

hpl-Neugnadenfelder hat ConScan<br />

für Bänder von 2 bis 200 mm Breite und<br />

von 0,3 bis 4 mm Dicke entwickelt, die<br />

zum Beispiel vorher in Längsteilanlagen<br />

geschnitten wurden. Da das System in<br />

Laufrichtung des Bandes nur etwa 300<br />

mm lang ist, kann es auch nachträglich<br />

in vorhandene Linien zur Bandkantenbearbeitung<br />

integriert werden.<br />

• daniel.moss@hpl-group.de<br />

Daniel Moss, hpl-Neugnadenfelder<br />

Maschinenfabrik GmbH, Ringe/<br />

Neugnadenfeld<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


56 | <strong>TECHNIK</strong><br />

Fraunhofer-Institute für Produktionstechnologie IPT und für Lasertechnik ILT<br />

Hybride Karosseriebauteile aus Stahl<br />

und faserverstärkten Kunststoffen<br />

Anwendungen in Mobilität und Transport verlangen heute immer öfter nach Leichtbauteilen, um Gewicht<br />

und damit Energie und Ressourcen einzusparen. Hybride Bauteile aus Stahl, lokal funktionalisiert durch<br />

Faserverbundkunststoffe, kombinieren diese hohe mechanische Belastbarkeit mit optimaler Masse.<br />

D<br />

er Bedarf an großserientauglichen<br />

Fertigungsverfahren, die solche<br />

Bauteile kosteneffizient herstellen<br />

können, wächst. Im EU-Forschungs projekt<br />

„ComMUnion“ entwickeln die beiden<br />

Aachener Fraunhofer-Institute für Produktionstechnologie<br />

IPT und für Lasertechnik ILT gemeinsam<br />

mit 14 weiteren Partnern aus Industrie<br />

und Forschung solche industriellen<br />

Prozesse für den hybriden Leichtbau aus<br />

Metall und Faserverbundkunststoffen für<br />

die Automobil- und Luftfahrtbranche.<br />

Das neue hybride Fertigungsverfahren<br />

setzt auf eine Kombination von Laserstrukturieren<br />

und laserunterstütztem Tapelegen:<br />

Dafür werden die Metallbauteile zunächst<br />

mit dem Laser vorbearbeitet und mit einer<br />

speziell entwickelten und genau definierten<br />

rauen Oberflächenstruktur versehen. Durch<br />

die Strukturierung lassen sich die Leichtbauelemente,<br />

die später zur Verstärkung<br />

dienen sollen, direkt mechanisch auf das<br />

Stahlbauteil fügen, ohne dass weitere<br />

Mittel zur Verbindung eingesetzt werden<br />

müssen.<br />

Die Verstärkungen aus thermoplastischem<br />

Faserverbundkunststoff, die gezielt<br />

an die zu erwartenden Belastungen<br />

angepasst sind, werden durch das automatisierte<br />

Tapelege-Verfahren auf das Bauteil<br />

aufgebracht. Dazu erwärmt der Laser die<br />

aufgelegten faserverstärkten Tapes lokal<br />

unmittelbar vor der Fügezone auf dem Metall,<br />

sodass das Matrixmaterial schmilzt. Es<br />

dringt dadurch in die Oberflächenstrukturen<br />

ein und bewirkt, dass die Tapes mit den<br />

eingebetteten Fasern auf der aufgerauten<br />

Oberfläche des Stahlbauteils haften.<br />

Kombiniertes Verfahren, geeignet<br />

für die Großserie<br />

Die Kombination dieser beiden Laserverfahren<br />

zur Strukturierung und zur Erwärmung<br />

spielt ihre Vorteile genau dann aus,<br />

wenn die mechanischen Eigenschaften<br />

des Bauteils lokal verbessert werden sollen,<br />

ohne dass das Bauteilgewicht dabei<br />

deutlich steigt. Der Prozess eignet sich<br />

besonders für die Großserienfertigung,<br />

da nach dem Ablegen der thermoplastischen<br />

Tapes keine weiteren Nachbearbeitungsschritte<br />

zur Konsolidierung<br />

des Werkstoffs erforderlich sind. Die<br />

punktgenaue, lokale Erwärmung verringert<br />

darüber hinaus den Verzug und<br />

die Eigenspannungen beim Fügen der<br />

beiden unterschiedlichen Materialien.<br />

Die Strukturierung mit dem Laser, eingesetzt<br />

durch das Fraunhofer ILT, unterliegt<br />

zudem keinerlei Werkzeugverschleiß und<br />

lässt sich reproduzierbar und punktgenau<br />

auf dem Metallbauteil einsetzen.<br />

Um die Einsatzfähigkeit des Verfahrens<br />

in Form eines „Proof-of-Concept“ zu zeigen,<br />

haben die Forschungspartner nun<br />

ein erstes Demonstratorbauteil aus hochfestem<br />

Stahl und Faserverbundkunststoff<br />

gefertigt: Anhand eines hybriden Leichtbau-Seitenschwellers,<br />

einem Karosseriebauteil<br />

für den Automobilbau, haben die<br />

beiden Fraunhofer-Forscher Kira van der<br />

Straeten vom Fraunhofer ILT und Tido<br />

Peters vom Fraunhofer IPT im Rahmen<br />

des „ComMUnion“-Projekts die Funktionsfähigkeit<br />

der Verfahrenskombination<br />

getestet und belegt.<br />

Die Projektpartner haben das Bauteil<br />

auf der Leichtbau-Messe JEC World Mitte<br />

März in Paris dem Fachpublikum bereits<br />

vorgestellt.<br />

Teil eines hybriden Seitenschwellers lokal funktionalisiert durch laserunterstütztes<br />

Tapelegen (Fraunhofer IPT)<br />

• Fraunhofer IPT und ILT<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>TECHNIK</strong> | 57<br />

Fraunhofer: Leichtbau von Fahrzeugen<br />

Smarte Verbindungstechniken für CFK und<br />

Metall<br />

Beim Leichtbau von Fahrzeugen gilt es, funktionstragende Metallteile mit leichten, hochfesten<br />

kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen zu verbinden. Fraunhofer-Forscherinnen und -Forscher haben<br />

verschiedene Möglichkeiten für eine solche Verbindung entwickelt. Auf der Hannover Messe stellen sie die<br />

Techniken anhand eines E-Rollers vor.<br />

S<br />

ei es bei Bussen, Autos, Rollern oder<br />

Fahrrädern: Die Elektromobilität gilt<br />

als Antrieb der Zukunft. Eine große<br />

Herausforderung liegt momentan in der<br />

Reichweite der Gefährte. Um diese zu erweitern,<br />

müssen die Fahrzeuge möglichst<br />

leicht sein. Denn es gilt: Je leichter das<br />

Fortbewegungsmittel, desto länger reicht<br />

die gespeicherte Energie. Kohlenstofffaserverstärkte<br />

Kunststoffe, kurz CFK, sind hier<br />

der Werkstoff der Wahl: Sie sind ähnlich<br />

stabil wie Stahl, aber rd. achtmal leichter<br />

und sogar dreimal leichter als Aluminium.<br />

Bislang fertigt man einzelne Komponenten<br />

aus CFK, etwa einen Fahrzeugrahmen, und<br />

verbindet diese dann über Schrauben oder<br />

Klebstoffe mit den funktionstragenden Metallteilen.<br />

Sprich: Die Teile, die lange Strecken<br />

verbinden und die Lasten übertragen,<br />

können aus CFK gefertigt werden, die Funktionsbauteile<br />

– etwa Anbindungspunkte für<br />

das Lenkrad – bestehen aus Metall.<br />

Gewichtseinsparungen um bis<br />

zu 50 %<br />

Forscherinnen und Forscher der Fraunhofer-Einrichtung<br />

für Gießerei-, Compositeund<br />

Verarbeitungstechnik IGCV am Technologiezentrum<br />

in Augsburg haben nun<br />

verschiedene neuartige Möglichkeiten entwickelt,<br />

herkömmliche Gießtechnik-Bauteile<br />

mit solchen aus CFK zu verbinden. Neben<br />

der tief verankerten Gießereitechnologie<br />

bieten moderne Fertigungsverfahren, wie<br />

die additive Fertigung bzw. der 3-D-Druck,<br />

großes Potenzial. „In einem Elektroroller<br />

haben wir die verschiedenen Verbindungsansätze<br />

zusammengeführt. Das Ziel: Wir<br />

wollen die mechanischen Anbindungspunkte<br />

reduzieren und die Prozessschritte<br />

beim Anbinden minimieren“, erläutert Dr.<br />

Daniel Günther, zuständiger Projektleiter<br />

am Fraunhofer IGCV. „Denn das Potenzial<br />

durch eine Kombination von Metall und CFK<br />

ist erheblich: Je nach Bauteil lassen sich bis<br />

zu 50 % Gewicht einsparen.“<br />

Verbindung durch Klemmtechnik<br />

Der Hinterradträger des E-Rollers ist ein<br />

Bauteil mit hoher Funktionsdichte und<br />

besteht somit aus Metall. Um auch diesen<br />

möglichst leicht zu gestalten, hat das<br />

Forscherteam ihn aus hochfestem Stahl<br />

hergestellt und die Topologie optimiert –<br />

es befindet sich also nur an den Stellen<br />

Material, wo es für die Funktion erforderlich<br />

ist. Zur Herstellung des Bauteils nutzten<br />

die Forscherinnen und Forscher eine additive<br />

Fertigungstechnik, bei der die Bauteile<br />

durch die Bestrahlung mit einem Laser aus<br />

Metallpulver hergestellt werden. Der Hinterradträger<br />

ist über eine Verschraubung mit<br />

dem Trittbrett aus CFK verbunden: So lässt<br />

er sich leicht zerlegen und warten.<br />

Geklebtes Hybridbauteil<br />

Der Lenkkopf des Rollers ist ein Hybridbauteil:<br />

Das Grundgerippe besteht aus Aluminiumsandguss,<br />

es übernimmt hinten das<br />

Trittbrett und vorne die Lenkstange. Dieser<br />

Bereich weist eine dichte Funktionalität auf,<br />

während dazwischen ein größerer Raum<br />

überbrückt werden muss. CFK-Elemente<br />

sorgen für die nötige Steifigkeit. Verbunden<br />

werden die beiden Materialarten über<br />

Klebtechnik. „Als Belastungsgrundlage sind<br />

wir von einer 100 kg schweren Person ausgegangen,<br />

die mit dem Roller springt. Mit<br />

einem reinen Aluminiumgussteil würde<br />

man hier sehr viel mehr Material verbauen<br />

müssen, um die notwendige Steifigkeit<br />

hinzubekommen“, sagt Günther. Für die<br />

Entwicklung des Bauteils analysierten der<br />

Ingenieur und sein Team zunächst, welcher<br />

Bauraum zur Verfügung steht. Denn je mehr<br />

Raum genutzt wird – also je größer der<br />

Querschnitt des Bauteils ist –, desto besser<br />

ist die Biegesteifigkeit. Allerdings muss das<br />

Material dann sehr dünn sein, damit das<br />

Bauteil nicht zu schwer wird. Dies lässt sich<br />

über CFK in Kombination mit Guss lösen.<br />

In einem nächsten Schritt errechneten die<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,<br />

an welchen Stellen das Bauteil wie stark belastet<br />

wird. Die Klebestellen sind genau dort<br />

angebracht, wo wenig Belastung auftritt.<br />

Die Steifigkeit kommt aus der Formgebung<br />

des CFK-Bauteils.<br />

Die Verbindungstechnik der<br />

Zukunft<br />

Die hohe Belastbarkeit und Festigkeit von<br />

CFK wird durch die darin enthaltenen Fasern<br />

erreicht. Die Herausforderung liegt vor<br />

allem darin, die Kraft, die auf das Bauteil<br />

Laminierhülse mit neuartiger Pinstruktur für<br />

die formschlüssige Verbindung mit den vorimprägnierten<br />

CFK-Fasern (Fraunhofer IGCV)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


58 | <strong>TECHNIK</strong><br />

einwirkt, in die Fasern zu übertragen. Dazu<br />

müssen die Teile aus Metall möglichst gut<br />

an die CFK-Bauteile angebunden sein,<br />

also ohne Spalten und Hohlräume. Die<br />

Forscherinnen und Forscher haben daher<br />

eine gänzlich neuartige Verbindungstechnik<br />

entwickelt. Um diese zu erklären, ist zunächst<br />

ein Schwenk zu den Bauteilen vonnöten.<br />

Das zylindrische Verbindungsstück<br />

zum Lenker ist über additive Fertigungstechnik<br />

aus Stahl hergestellt. Unten hat es<br />

eine Platte, quasi eine Art Fuß, an dessen<br />

Oberfläche kleine Pins herausstehen. Über<br />

diese Fußplatte legen die Wissenschaftler<br />

die Ausgangsplatten für die CFK, die aus<br />

mit Kunstharz ummantelten Fasern bestehen.<br />

Nun legen sie Vakuum an und erhöhen<br />

die Temperatur. Das Harz umfließt die Kohlenstofffasern,<br />

fließt nach unten, schließt<br />

die Lücke zur Metallplatte und härtet in<br />

dieser Konstellation wie ein Kleber aus.<br />

Zum einen klebt das Harz an der Platte,<br />

zum anderen werden die hochstehenden<br />

Pins von den Fasern umschlossen und<br />

festgehalten. Das Ergebnis: Die Bauteile<br />

sind formschlüssig und fest miteinander<br />

verbunden – gänzlich ohne Schrauben und<br />

zusätzliche Klebtechnik. „Das Verfahren<br />

lässt sich unkompliziert auf große Serien<br />

übertragen, ist schnell und industrietauglich“,<br />

fasst Günther zusammen.<br />

Auf der Hannover Messe vom 1. bis 5.<br />

April <strong>2019</strong> stellen die Forscherinnen und<br />

Forscher den E-Roller und die beschriebenen<br />

Verbindungstechniken vor (Halle 17,<br />

Stand C24).<br />

• Fraunhofer Gesellschaft<br />

Fraunhofer IOF: Ausgefeilte 3-D-Messtechnik<br />

Gestenbasierte Mensch-Maschine-<br />

Interaktion in Echtzeit<br />

Mensch und Maschine werden einander bei der Arbeit zunehmend unterstützen. Damit Abläufe effizient sind,<br />

muss die Maschine ohne Zeitverzögerung auf den Menschen reagieren. Dank ausgefeilter Highspeed-3-D-<br />

Messtechnik und -Sensorik ermöglichen Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Instituts für Angewandte<br />

Optik und Feinmechanik IOF diese Echtzeitinteraktion. Wie dies in der Praxis funktioniert, demonstrieren sie<br />

auf der Hannover Messe am Beispiel einer interaktiven Kugelwand, die dreidimensional, berührungslos und<br />

umgehend auf jede Bewegung einer davorstehenden Person reagiert.<br />

G<br />

estensteuerung steht für die nahtlose<br />

Schnittstelle von der Maschine<br />

zum Menschen – immer mehr<br />

Maschinen, Roboter und Geräte reagieren<br />

auf einen Fingerzeig. Forscherinnen<br />

und Forscher des Fraunhofer IOF in Jena<br />

heben die Mensch-Maschine-Interaktion<br />

auf eine neue Stufe: Die im Forschungsvorhaben<br />

3-D-LivingLab entwickelte Highspeed-3-D-Messtechnik<br />

und -Sensorik<br />

ermöglicht sogar die Erfassung und Steuerung<br />

von komplexen Bewegungen – und<br />

das in Echtzeit. Auf der Hannover Messe<br />

<strong>2019</strong> demonstriert das Forscherteam die<br />

gestenbasierte Mensch-Maschine-Interaktion<br />

am Beispiel einer Wand aus 150<br />

Kugeln, die jede Kopf-, Arm- und Handbewegung<br />

eines davorstehenden Menschen<br />

in 3-D kopiert.<br />

Die Kugelwand formt quasi ein Abbild<br />

der Körperbewegungen. Sie reagiert in<br />

Echtzeit dreidimensional, berührungslos,<br />

verzögerungsfrei und für den Menschen<br />

irritationsfrei. Die Entwicklung der Kugelwand<br />

entstand im Rahmen des Projekts<br />

„3-D-LivingLab“.<br />

Die Kugeln reagieren ohne Zeitverzögerung auf die Bewegungen<br />

der davorstehenden Person (Foto: Fraunhofer IOF)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>TECHNIK</strong> | 59<br />

Arbeitsabläufe werden<br />

vereinfacht<br />

Das System setzt sich aus mehreren Modulen<br />

zusammen: 3-D-Sensorik, 3-D-Datenverarbeitung<br />

und Bildfusion sowie dem Aktorsystem<br />

– der eigentlichen Kugelwand, die<br />

aus 150 Einzelaktoren besteht. „Hinter dem<br />

vermeintlichen Spielzeug steckt Cutting-<br />

Edge-Technologie. Die 3-D-Echtzeiterfassung<br />

und -steuerung multipler Gesten ohne<br />

Tracking-Sensoren kann Arbeitsabläufe radikal<br />

vereinfachen – von Produktionsszenarien<br />

bis zur Gesundheit und Sicherheit“, sagt<br />

Dr. Peter Kühmstedt, Wissenschaftler und<br />

Gruppenleiter am Fraunhofer IOF.<br />

Das Demonstratorsystem reagiert auf<br />

das Verhalten des Menschen, erfasst<br />

komplexe Bewegungen wie Gestik und<br />

körperliche Aktionen und gibt in Realtime<br />

ein Feedback durch technische Aktorsysteme,<br />

die die elektrischen Signale in eine<br />

Bewegung der Kugelwand umsetzen. Die<br />

Steuerung der Aktorik erfolgt durch die<br />

Körperhaltung. Eigens entwickelte spezielle<br />

Algorithmen ermöglichen es, aus der<br />

menschlichen 3-D-Bewegung eine Steuerung<br />

der Aktorik anzustoßen und damit die<br />

Bewegung der Kugeln auszulösen. „Wir<br />

zeigen damit sehr schnelle Messtechnik:<br />

Die Daten werden durch eine neue Generation<br />

von 3-D-Sensoren aufgenommen –<br />

sehr schnelle latenzarme Verarbeitung –,<br />

3-D-LivingLab<br />

Ziel des Forschungsvorhabens 3D-LivingLab ist es, ein transportables und<br />

modular erweiterbares Demonstratorsystem aufzubauen, in dem eine<br />

intuitive Interaktion zwischen Mensch und Technik repräsentativ ermöglicht<br />

wird und das für weitergehende Forschungszwecke zur Verfügung steht.<br />

Die auf der Hannover Messe präsentierte Kugelwand ist ein solches<br />

Demonstratorsystem. Beteiligte Partner von 3-D-LivingLab sind neben<br />

dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF das<br />

Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, das<br />

Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, HHI, die<br />

Technische Universität Chemnitz, die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die<br />

SICK AG und die FusionSystems GmbH.<br />

die Daten werden sofort interpretiert und<br />

umgerechnet – schnelle Reaktion in Echtzeit<br />

– und die Kugelwand spiegelt anhand<br />

der Berechnungsergebnisse sofort die Bewegung<br />

der davorstehenden Person“, so<br />

der Forscher. In Produktionsumgebungen<br />

lässt sich die Technologie beispielsweise<br />

einsetzen, um einen Werker zu überwachen,<br />

der mit einem Roboter interagiert<br />

und ihm Bauteile reicht. Sie kann auch<br />

auf andere Anwendungsfelder wie die<br />

der Gesundheit und Sicherheit übertragen<br />

werden und die dortigen Abläufe sicherer<br />

und effizienter gestalten. Denkbar ist der<br />

Einsatz der 3-D-Sensorik und der Interaktionskomponenten<br />

in Montageassistenzund<br />

Qualitätskontrollsystemen, sie qualifiziert<br />

sich zudem für die Überwachung<br />

biometrischer Zugänge.<br />

Die Forscherinnen und Forscher präsentieren<br />

ihre Highspeed-3-D-Technologie, die<br />

eine Symbiose von Mensch und Maschine<br />

möglich macht, vom 1. bis 5. April <strong>2019</strong> auf<br />

der Hannover Messe am Fraunhofer-Gemeinschaftsstand<br />

in Halle 2, Stand C22.<br />

• Fraunhofer IOF<br />

Inspektionssystem erhöht die Kapazitäten beim fotochemischen Ätzen<br />

Precision Micro, München, ist ein Spezialist<br />

für fotochemisches Ätzen in Europa.<br />

Um auf die steigende Nachfrage nach<br />

präzise geätzten Teilen mit sehr engen<br />

Toleranzen in hohen Stückzahlen zu<br />

reagieren, setzt das Unternehmen im<br />

Rahmen seines laufenden Investitionsprogramms<br />

auf eine weitere Maschine<br />

zur automatisierten optischen Inspektion<br />

(AOI).<br />

Das neue Inspektionssystem wird künftig die<br />

Qualitätsüberprüfung der Teile und die Automatisierung<br />

derselben verbessern. Es unterstützt<br />

Materialdicken von bis zu 0,2 mm. Die<br />

neue AOI kann beide Seiten des Produkts<br />

einer vollständigen Sicht- und Maßprüfung<br />

unterziehen und fehlerfreie Komponenten<br />

automatisch versandfertig abpacken.<br />

Mit HD-Kameras und verschiedenen Lichtquellen<br />

scannt und fotografiert die Maschine<br />

die geätzten Teile und vergleicht die erfassten<br />

Bilder mit den hinterlegten CAD-Daten. So<br />

werden alle Unterschiede zwischen der ursprünglichen<br />

Konstruktion und dem tatsächlich<br />

gefertigten Teil sofort entdeckt. In 48 h können<br />

so bis zu einer Million Teile geprüft werden.<br />

Das reduziert die Abhängigkeit von der bestehenden<br />

AOI-Technik und menschlichen<br />

Eingriffen. Dank der fehlerfreien Erkennung<br />

durchlaufen die Komponenten den gesamten<br />

Fertigungsprozess bedeutend schneller,<br />

wodurch zusätzliche Kapazitäten entstehen.<br />

„Precision Micro liegt die Zusammenarbeit<br />

und Partnerschaft mit den Kunden<br />

sehr am Herzen“, erklärt Carl Smith, Qualitätsmanager<br />

bei Precision Micro. „In enger<br />

Zusammenarbeit mit OEMs entwickeln wir<br />

Inspektionslösungen. Das zeigt auch dieser<br />

neueste Kauf, mit dem wir den prognostizierten<br />

wachsenden Bedarf unserer Kunden<br />

nach kleinen Teilen abdecken wollen.“<br />

Mithilfe des neuen AOI-Systems wird<br />

die Qualitätsprüfung der fotochemisch<br />

geätzten Teile noch weiter optimiert<br />

(Foto: Precision Micro)<br />

Im Lauf des Jahres sind weitere Investitionen<br />

des Unternehmens in automatisierte<br />

Inspektionssysteme geplant.<br />

• Precision Micro<br />

Kurznachricht<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


60 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />

Lösungen für Industrie 4.0 und Vernetzung in der Metallverarbeitung<br />

Die smarte Zukunft der Metallverarbeitung<br />

Digitalisierung und Vernetzung sind in der Metallverarbeitung rasant auf dem Vormarsch – auch in der Lagerund<br />

Sägetechnik. Manuelle und voneinander isolierte Prozesse weichen immer mehr einem durchgängig<br />

gesteuerten, intelligenten Materialfluss, in dem alle beteiligten Komponenten autonom miteinander<br />

kommunizieren. Bei Kasto ist dieses Thema schon längst keine Zukunftsmusik mehr: Der Säge- und<br />

Lagertechnik-Hersteller hat bereits zahlreiche Lösungen im Portfolio, um die Metallverarbeitung in Zeiten von<br />

Industrie 4.0 leistungsfähiger, flexibler und kosteneffizienter zu gestalten.<br />

O<br />

b im Stahlhandel, der Automobil-<br />

und Zulieferindustrie oder<br />

im Maschinen- und Anlagenbau:<br />

Metallverarbeitende Unternehmen quer<br />

durch sämtliche Branchen sehen sich seit<br />

Jahren steigenden Anforderungen gegenüber.<br />

Kunden erwarten eine immer höhere<br />

Fertigungs-Flexibilität, von Losgröße Eins<br />

bis zur Großserie. Die Vielfalt an Materialien<br />

und Abmessungen nimmt stetig zu,<br />

Die Digitalisierung und Vernetzung von<br />

Produktions- und Logistikprozessen ist<br />

in der Metallverarbeitung auf dem<br />

Vormarsch (Foto: Kasto)<br />

gleichzeitig wachsen die Ansprüche an die<br />

Qualität und der Kostendruck. Um im weltweiten<br />

Wettbewerb langfristig bestehen<br />

zu können, sind Lösungen gefragt, die unterschiedliche<br />

Produktionsaufgaben variabel<br />

und leistungsfähig, aber auch effizient<br />

umsetzen können.<br />

Fertigung organisiert sich selbst<br />

Ein Schlüssel dazu ist die Digitalisierung und<br />

Vernetzung von Produktions- und Logistikprozessen<br />

– auch bekannt unter dem Begriff<br />

Industrie 4.0. In der modernen Metallverarbeitung<br />

sind Maschinen, Anlagen, Waren<br />

und Ladungsträger über das Internet der<br />

Dinge verbunden und können miteinander<br />

kommunizieren. Intelligente Sensorsysteme<br />

liefern dazu aktuelle Statusinformationen in<br />

Echtzeit. Sämtliche prozessrelevanten Daten<br />

werden erfasst und analysiert. Das ermöglicht<br />

Anwendern, ihre komplette Wertschöpfung<br />

dezentral, autonom und bedarfsorientiert zu<br />

optimieren. Der Weg von der Rohware zum<br />

fertigen Produkt wird damit schneller, flexibler,<br />

ressourcenschonender und kosteneffizienter.<br />

Dies beginnt bereits bei der Lagerung:<br />

Anstelle der früher weit verbreiteten Boden-<br />

oder Kragarmlagerung setzen metallverarbeitende<br />

Unternehmen vermehrt auf<br />

vollautomatische Langgutlager. Die softwaregesteuerten<br />

Systeme überzeugen<br />

durch eine deutlich höhere Lagerdichte,<br />

durch schnelle Zugriffszeiten und maximale<br />

Bestandstransparenz. Auch die Sägetechnik<br />

– oftmals die erste Bearbeitungsstation nach<br />

dem Auslagern – ist immer häufiger mannlos<br />

organisiert. Sägemaschinen können mit<br />

Manipulatoren und Fördertechnik nahtlos an<br />

das Rohwarenlager angeschlossen und darüber<br />

mit den benötigten Materialien versorgt<br />

werden. Der Sägevorgang selbst läuft bei<br />

entsprechender Ausstattung der Maschine<br />

ebenfalls autonom ab. So entstehen hoch<br />

integrierte Systeme, die nahtlos in einen<br />

durchgängigen Materialfluss eingebunden<br />

sind – die intelligente Fabrik.<br />

Vollautomatisch vom<br />

Rohmaterial bis zum fertigen Teil<br />

Ein führender Anbieter von Industrie-4.0-<br />

Lösungen für die Metallverarbeitung ist<br />

Kasto Maschinenbau. Das Unternehmen<br />

realisiert für seine Kunden kombinierte Lager-Säge-Roboter-Systeme,<br />

in denen vom<br />

Einlagern des Rohmaterials bis zur Kommissionierung<br />

der Abschnitte sämtliche<br />

Lager-, Handling-, Säge-, Markier-, Palettierund<br />

Bündelungsprozesse vollautomatisch<br />

ablaufen. Besonders wichtig ist dabei eine<br />

reibungslose Kommunikation: Alle beteiligten<br />

Komponenten müssen, vereinfacht<br />

In der intelligenten Fabrik sind sämtliche<br />

Prozesse in einen durchgängig gesteuerten<br />

Materialfluss integriert. Alle beteiligten Komponenten<br />

kommunizieren autonom über das<br />

Internet der Dinge miteinander (Foto: Kasto)<br />

ausgedrückt, die selbe Sprache sprechen.<br />

Möglich wird dies über durchgängige Steuerungssysteme<br />

und passende Schnittstellen.<br />

Kasto bietet etwa mit KASTOlogic ein modulares<br />

Warehouse Management System<br />

(WMS), das speziell auf die Anforderungen<br />

in der Langgut- und Blechlagerung abge-<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 61<br />

stimmt ist. Es bildet sämtliche Prozesse<br />

zwischen Wareneingang und Versand übersichtlich<br />

und transparent ab und sorgt für<br />

eine effiziente Steuerung des gesamten<br />

Materialflusses – inklusive des Lagers, daran<br />

angeschlossener Fördertechnik sowie<br />

Bearbeitungsmaschinen mit dem dazugehörigen<br />

Materialhandling.<br />

Die Software optimiert die Prozesse im<br />

und um das Lager und macht die Intralogistik<br />

damit schneller, zuverlässiger und<br />

leistungsfähiger. Zum Beispiel gestaltet<br />

sie die Fahrwege von Regalbediengeräten<br />

effizienter, indem sie Leerfahrten vermeidet<br />

und häufiger benötigte Artikel näher<br />

an Ein- und Auslagerstationen platziert als<br />

solche, die seltener nachgefragt werden.<br />

Die Verwaltung von Aufträgen, Chargen,<br />

Restteilen und Anschnitten, eine permanente<br />

Inventur sowie die Möglichkeit,<br />

flexi bel verschiedene In-Out-Strategien<br />

und Kommissionierprinzipien anzuwenden,<br />

sind weitere hilfreiche Funktionen<br />

von KASTOlogic. Die umfangreichen<br />

Statistik- und Analysetools überwachen<br />

sowohl die Auslastung des Gesamtsystems<br />

als auch die einzelner Komponenten.<br />

Somit lässt sich das Potenzial der<br />

Intralogistik voll ausschöpfen: Überflüssige<br />

Fahrwege oder unnötige Wartezeiten<br />

werden vermieden, mögliche Veränderungen<br />

können vorab simuliert und ohne<br />

Risiko ausprobiert werden.<br />

Passende Schnittstelle für jedes<br />

System<br />

Über maßgeschneiderte Schnittstellen<br />

lassen sich das WMS KASTOlogic, aber<br />

auch einzelne Maschinensteuerungen von<br />

Kasto mühelos an ein übergeordnetes Host-<br />

System im Unternehmen anbinden – von<br />

SAP über Infor oder Microsoft Dynamics<br />

bis hin zu kundenspezifischen Softwarelösungen.<br />

Die so entstehende einheitliche<br />

Kommunikationsstruktur erhöht die Transparenz<br />

und Effizienz erheblich. Aufträge lassen<br />

sich bequem und benutzerfreundlich<br />

steuern und die in den Lagern und Sägemaschinen<br />

erhobenen und erfassten Daten<br />

können übergreifend genutzt und analysiert<br />

werden. Dies ermöglicht beispielsweise<br />

eine durchgängige Rückverfolgung<br />

bestimmter Waren und Werkstücke, eine<br />

gleichmäßige Auslastung des Maschinenparks<br />

mit kurzen Nebenzeiten, eine bessere<br />

Qualitätskontrolle oder eine bessere<br />

Planung von Wartungsmaßnahmen. Auch<br />

Reststücklängen und Lagerbestände lassen<br />

sich mit den entsprechenden Informationen<br />

nachhaltig optimieren – das verringert die<br />

Fertigungskosten deutlich.<br />

Auch manuell bediente Lager lassen sich<br />

mithilfe von KASTOlogic verwalten. Dafür<br />

hat Kasto die App KASTOmobile entwickelt:<br />

Die Anwendung ist für alle mobilen<br />

Endgeräte mit Android-Betriebssystem<br />

geeignet und ermöglicht dem Benutzer,<br />

sämtliche Vorgänge wie Ein- und Umlagerungen,<br />

Kommissionierungen, Versand- und<br />

Bestandsinformationen per Smartphone<br />

oder Tablet an das WMS zu übermitteln.<br />

Besonders leicht ist dies mit einem von<br />

Kasto erhältlichen Handheld-Gerät, das<br />

neben einem gut lesbaren Display und einem<br />

robusten Gehäuse auch über einen<br />

integrierten Barcode-Scanner verfügt. Der<br />

Mitarbeiter erfasst einfach die benötigten<br />

Informationen für die jeweilige Auftragsposition<br />

mit seinem Gerät, das diese drahtlos<br />

an das Management-System überträgt.<br />

Transparenz und Nachverfolgbarkeit sind<br />

damit genauso hoch wie in automatischen<br />

softwaregesteuerten Lagern. Auch ein sogenanntes<br />

„Pick-by-Crane“-System lässt<br />

sich mit KASTOmobile mühelos umsetzen:<br />

Dabei steuert der Anwender mit der App<br />

einen angebundenen Hallenkran, der die<br />

gewünschten Ein- und Auslagervorgänge<br />

mithilfe der entsprechenden Koordinaten<br />

selbstständig erledigt.<br />

Effizienter Sägen mit<br />

Roboteranbindung<br />

Mit der Roboter-Anbindung KASTOsort hat<br />

Kasto zudem eine Lösung im Portfolio, mit<br />

der sich dem Sägevorgang vor- und nachgelagerte<br />

Fertigungsprozesse automatisieren<br />

und gemeinsam in einen einheitlich gesteuerten<br />

Materialfluss integrieren lassen.<br />

Industrie roboter können die Sägeabschnitte<br />

selbstständig entnehmen und zahlreiche weitere<br />

Aufgaben übernehmen: von Entgraten<br />

und Anfasen über Zentrieren und Gewindeschneiden,<br />

Markieren und Bedrucken bis hin<br />

zum Sortieren, Abstapeln und Kommissionieren.<br />

Mit einem Behälter management<br />

oder fahrerlosen Transport systemen lässt<br />

sich die Roboter-Säge- Lösung weiter verketten.<br />

Kasto integriert die Robotersteuerung<br />

je nach Bedarf des Kunden in die Sägesteuerung,<br />

das WMS KASTOlogic oder in ein<br />

bestehendes ERP-System. Der Anwender<br />

kann damit auch diesen Arbeitsschritt über<br />

eine zentrale Schnittstelle steuern und überwachen<br />

und profitiert von einer optimal abgestimmten<br />

Prozesskette.<br />

Lagersysteme, angeschlossene Fördertechnik<br />

sowie Bearbeitungsmaschinen mit dem<br />

dazugehörigen Materialhandling lassen<br />

sich mit KASTOlogic einheitlich steuern<br />

und verwalten (Foto: Kasto)<br />

Maschinen jederzeit im Blick<br />

Auch der Einsatz mobiler Devices hält in<br />

der industriellen Produktion immer mehr<br />

Einzug. Kasto hat dazu mit der KASTOapp<br />

eine Anwendung für die übersichtliche<br />

Visualisierung seiner Sägemaschinen auf<br />

den Markt gebracht. Sie bietet eine Statusübersicht<br />

aller im Netzwerk vorhandenen<br />

Kasto- Maschinen, die mit den Steuerungssystemen<br />

SmartControl, AdvancedControl,<br />

ProControl oder ExpertControl ausgestattet<br />

sind. Der Name jeder Säge sowie die<br />

Maschinennummer und der Maschinentyp<br />

sind dabei auf einen Blick ersichtlich. Läuft<br />

eine Säge im Automatikbetrieb, kann die<br />

KASTOapp außerdem auf die in der jeweiligen<br />

Maschinensteuerung hinterlegten<br />

Informationen zugreifen. Damit erhält der<br />

Mit der Roboter-Anbindung KASTOsort<br />

können die Entnahme der Sägeabschnitte<br />

und zahlreiche weitere Aufgaben von Entgraten<br />

und Anfasen über Zentrieren und<br />

Gewindeschneiden, Markieren und Bedrucken<br />

bis hin zum Sortieren, Abstapeln<br />

und Kommissionieren automatisiert<br />

werden (Foto: Kasto)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


62 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />

Glasses. Kunden können sich damit per<br />

Video- und Audio-Stream mit den Service-Mitarbeitern<br />

verbinden. Anwender<br />

und Techniker teilen in Echtzeit das gleiche<br />

Blickfeld. Das erleichtert das gegenseitige<br />

Verständnis ungemein und hilft, einzelne<br />

Anlagenkomponenten und eventuelle Störungen<br />

schnell zu identifizieren.<br />

Die Kasto-Experten haben über die App<br />

auch die Möglichkeit, visuelle Hilfestellung<br />

zu leisten und zum Beispiel Markierungen<br />

im Live-Video einzublenden. Während der<br />

Kunde vor Ort die Wartung oder Reparatur<br />

an der Säge oder dem Lager durchführt,<br />

bekommt er alle nötigen Informationen direkt<br />

in seinem Display angezeigt. Nutzt er<br />

die Datenbrille, hat er dazu noch die Hände<br />

frei – das erleichtert die Arbeit zusätzlich.<br />

Die Servicetechniker von Kasto sind virtuell<br />

mit vor Ort und leiten die Mitarbeiter entsprechend<br />

an. Aufwändige Schulungen oder<br />

teure Anfahrten sind damit überflüssig.<br />

Intelligente Lösungen mit<br />

praktischem Kundennutzen<br />

Das Assistenzsystem VisualAssistance ermöglicht dem Anwender, per Tablet, Smartphone<br />

oder Smart Glasses Live-Videos an die Service-Experten von Kasto zu senden und in Echtzeit<br />

visuelle Hilfen und Informationen bei Störungen oder Instandhaltungsarbeiten zu<br />

erhalten (Foto: Kasto)<br />

Benutzer genaue Auskünfte über alle relevanten<br />

Parameter wie etwa Artikel, Abschnittlänge,<br />

Soll- und Ist-Stückzahl sowie<br />

die Vorschub- und Schnittgeschwindigkeit.<br />

Kommt es zu einem Fehler im Betriebsablauf,<br />

visualisiert die App die anstehende<br />

Fehlermeldung und der Anwender kann<br />

schnell reagieren. Ausfallzeiten lassen sich<br />

so auf das Minimum reduzieren.<br />

Fernwartung mit Augmented<br />

Reality<br />

Noch einen Schritt weiter geht Kasto mit<br />

seinem Assistenzsystem VisualAssistance:<br />

Dieses nutzt das Konzept der Augmented<br />

Reality (Erweiterte Realität), um die Fernwartung<br />

von Maschinen und Anlagen zu<br />

vereinfachen. Herzstück ist eine interaktive<br />

App für Tablets, Smartphones oder Smart<br />

In Zukunft will Kasto sein Portfolio weiter<br />

deutlich in Richtung Industrie 4.0 ausbauen.<br />

Die Erfassung und Analyse anfallender<br />

Prozessdaten bietet dabei ein besonders<br />

großes Potenzial – etwa für vorbeugende<br />

Instandhaltungsmaßnahmen. Bei jeder<br />

Neu- oder Weiterentwicklung steht der<br />

praktische Nutzen für den Anwender im Mittelpunkt.<br />

Und der ist schon jetzt immens:<br />

Mit den Industrie-4.0-Lösungen von Kasto<br />

können metallverarbeitende Unternehmen<br />

ihre Fertigung deutlich flexibler und effizienter<br />

gestalten. Sie profitieren unter anderem<br />

von einer idealen Auslastung ihrer Maschinen,<br />

kurzen Nebenzeiten, einem geringeren<br />

Wartungsaufwand und niedrigeren Produktionskosten.<br />

Da sich die intelligente Fabrik<br />

permanent selbst überwacht und optimiert,<br />

ist auch die Qualität der gefertigten Teile<br />

gleichbleibend hoch, Bedienfehler sind quasi<br />

ausgeschlossen. Das sorgt wiederum für<br />

zufriedene Kunden und einen guten Stand<br />

im Wettbewerb.<br />

• press@kasto.com<br />

Stephanie Riegel-Stolzer, Mitglied der<br />

Geschäftsleitung, Kasto Maschinenbau<br />

GmbH & Co. KG, Achern<br />

Kurznachricht<br />

Flexible Lagerlösungen für Gefahrstoffe<br />

Für Gefahrstoffe gibt es strenge Lagerungsvorschriften,<br />

die mitunter spezielle<br />

und teure Lagerräume erfordern. Eine<br />

Alternative sind durchdachte Schutzsysteme<br />

der Cemo GmbH aus Weinstadt mit<br />

Auffangwannen, integriertem Brandschutz,<br />

Absaugung eventueller Dämpfe<br />

oder mitwachsende Flächenschutzsysteme,<br />

die flexibel im bestehenden Lager<br />

aufgebaut werden können und neuesten<br />

Normen entsprechen.<br />

Zahlreiche essenzielle Kleinigkeiten im<br />

Betrieb gelten heute als Gefahrgut: z.B.<br />

Farben, Reinigungsmittel, Bohremulsion,<br />

Schmierstoffe ebenso wie Pflanzenschutzmittel<br />

oder Dichtmittel für Dächer und Wände.<br />

Ob Flasche, Dose, Kanister oder Fass,<br />

Lagerregale sind ein platzsparendes Mittel<br />

für die sichere Einlagerung. Mit Auffangwannen<br />

am Boden oder in den einzelnen<br />

Regalebenen begrenzen sie im Havariefall<br />

den Schaden auf ein Minimum. Für große<br />

Gebinde wie Fässer oder IBC-Behälter<br />

eignen sich robuste Auffangwannen mit<br />

stabilem Gitterrost. Müssen gefährliche<br />

Stoffe in nächster Nähe zum Arbeitsplatz<br />

verfügbar sein, bieten Umwelt- und Chemikalienschutz-<br />

bzw. Sicherheitsschränke eine<br />

Lösung. Je nach Ausführung und Schutzklasse<br />

erlauben sie eine Belüftung nach<br />

außen, sind abschließbar und gewähren<br />

je nach Ausführung Schutz gegen Brände.<br />

Größere Mengen an Gefahrstoffen vorzuhalten<br />

erfordert normalerweise einen<br />

erheblichen Planungs- und Bauaufwand,<br />

vor allem wenn Gebäude dafür nachträglich<br />

erweitert werden müssen. Die schnell verfügbare<br />

Alternative sind Brandschutz- und<br />

Sicherheitsraumcontainer. Sie ersetzen konventionelle<br />

Anbauten und sind bei Bedarf<br />

auch noch flexibel umsetzbar.<br />

Doch nicht nur „klassische“ Gefahrstoffe<br />

gilt es sicher aufzubewahren, denn auch<br />

Abfall und Gebrauchtteile können als gefährlich<br />

eingestuft sein. Da Gesetzgeber,<br />

Berufsgenossenschaften und Versicherungen<br />

auf zahlreichen, oft sehr detaillierten<br />

Bestimmungen bestehen, sind geprüfte<br />

und zugelassene Gefahrstoffstationen,<br />

Sammelbehälter und -boxen, die auch im<br />

Freien aufgestellt werden dürfen, effiziente<br />

Helfer, um den Vorschriften ohne großen<br />

(Bau-)Aufwand zu genügen.<br />

• Cemo<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 63<br />

Deutsche Edelstahlwerke auf der weltweit größten Korrosionsfachmesse<br />

DEW stellen in Nashville/USA<br />

neuen Spezialstahl vor<br />

Die Corrosion Conference & Expo von NACE International ist die größte Veranstaltung zum Thema „Vermeidung<br />

und Verminderung von Korrosion“ weltweit. Als Unternehmen der Schmolz + Bickenbach Gruppe präsentierten<br />

die Deutschen Edelstahlwerke (DEW) auf der diesjährigen Messe in Nashville/USA Ende März ihren neuen<br />

Spezialstahl Corrodur 4418 Mod.<br />

D<br />

er hoch leistungsfähige Stahl, auch<br />

bekannt als Super 13Cr, zeichnet<br />

sich durch eine hohe Festigkeit, eine<br />

hervorragende Zähigkeit und eine gute Beständigkeit<br />

gegen Loch- und Spannungsrisskorrosion<br />

aus. Er übertrifft mit diesen<br />

Eigenschaften konventionelle Chromstähle<br />

in Sachen Leistungsfähigkeit.<br />

Mehr als 6.000 Korrosionsprofis aus 60<br />

Ländern, darunter Wissenschaftler, Forscher,<br />

Ingenieure und Techniker, erwartete<br />

die Corrosion Conference & Expo von<br />

NACE International, die wichtigste Veranstaltung<br />

der Branche in Nashville/Tennessee.<br />

Dazu gehörten selbstverständlich<br />

auch die Stahl- und Korrosionsexperten<br />

der DEW, die auf der Konferenz den<br />

neuen Spezialstahl Corrodur 4418 Mod<br />

vorstellten. Die DEW wurden mit dieser<br />

Stahlsorte als einer der ersten Stahlhersteller<br />

überhaupt durch das führende Ölund<br />

Gasunternehmen Statoil ASA (seit<br />

2018: Equinor ASA) nach NORSOK M650<br />

qualifiziert. Korrosive Medien, wie saure<br />

Gase oder Chloride, greifen im Bereich der<br />

Öl- und Gasgewinnung bei hohen Temperaturen<br />

permanent die Fördertechnik an.<br />

Corrodur 4418 Mod setzt dort an, wo konventionelle<br />

Chromstähle an ihre Grenzen<br />

stoßen, und bietet Anwendern eine sehr<br />

leistungsfähige Werkstofflösung.<br />

Leistungssteigerung bei<br />

gleichbleibenden Abmessungen<br />

Mit Corrodur 4418 Mod haben die Deutschen Edelstahlwerke einen Edelstahl entwickelt, der<br />

die Prozesssicherheit bei der Öl- und Gasförderung erhöht (Foto: DEW / istockphoto-mikeuk)<br />

„Wir freuen uns, dass wir unseren Spezialstahl<br />

auf der Corrosion in Nashville einem großen<br />

Fachpublikum präsentieren konnten.“<br />

Peter Grüneberg, Senior Key Account Manager Specials der DEW<br />

Den Deutschen Edelstahlwerken ist es<br />

gelungen, die Stahleigenschaften durch<br />

eine kontrollierte Wärmebehandlung<br />

zu verbessern. Mit einer Zugfestigkeit<br />

von mindestens 862 MPa, einer Dehngrenze<br />

von mindestens 758 MPa und<br />

mindestens 81 J Zähigkeit bei −10 °C<br />

ist Corrodur 4418 Mod herkömmlichen<br />

13%-Chromstählen überlegen. Die<br />

gute Beständigkeit gegen Loch- und<br />

Spannungsrisskorrosion ist ein hervorzuhebendes<br />

Merkmal. Darüber hinaus<br />

eröffnet die hohe Festigkeit Anwendern<br />

mehr Spielraum bei der Dimensionierung<br />

der Bauteile bzw. geplanten Leistungssteigerungen<br />

bei gleichbleibenden Abmessungen.<br />

„Wir freuen uns, dass wir<br />

unseren Spezialstahl auf der Corrosion<br />

in Nashville einem großen Fachpublikum<br />

präsentieren konnten“, sagt Peter<br />

Grüneberg, Senior Key Account Manager<br />

Specials der DEW.<br />

• Deutsche Edelstahlwerke<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


64 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />

transfluid Maschinenbau stellt Lösungen für Verrohrung und Verbindungssysteme vor<br />

Fokussierte Biege- und Umformvielfalt<br />

für die Hydraulik<br />

Bei den hochdynamischen Belastungen, denen Hydraulikverrohrung und Verbindungssysteme in der Hydraulik<br />

ausgesetzt sind, müssen Technologien für die Rohrbearbeitung saubere, robuste und langfristig dichte<br />

Ergebnisse liefern. Dafür entwickelt die transfluid ® Maschinenbau GmbH aus Schmallenberg bereits seit<br />

30 Jahren immer wieder fortschrittliche Rohrbiegemaschinen.<br />

D<br />

ie Lösungen des Unternehmens reichen<br />

von einfachen Biegemaschinen<br />

für die Verrohrung direkt am Objekt bis<br />

zu CNC-gesteuerten Biegemaschinen. Für<br />

die hydraulische Verbindungstechnik sind<br />

Schneidringvormontagemaschinen verfügbar<br />

– und auch Umformmaschinen, um z. B.<br />

DKOL-Verbindungen oder Schlauchanschlüsse<br />

direkt am Rohr anzubringen sowie einteilige<br />

Schlauchfittings komplett aus einem Rohr<br />

spanlos zu formen.<br />

Einfache, wirkungsvolle Technik auf einer<br />

kompakten Stellfläche von gerade mal 1 m 2<br />

und mit viel Flexibilität im Einsatz: Für das Biegen<br />

direkt am Objekt hat das Unternehmen<br />

seinen Klassiker, die Mobilbiegemaschine<br />

t bend MB 642, in der neuesten Generation<br />

weiterentwickelt. Damit kann am Einsatzort<br />

ein 6 m langes Rohr gebogen werden. Die<br />

Stellfläche bleibt dabei unverändert. Denn der<br />

Biegekopf dreht sich und reduziert so den Arbeitsbereich<br />

auf ein Minimum. Einfach in der<br />

Bedienung, können mit dem MB 642 Rohre<br />

zwischen 6 und 42 mm Durchmesser nach<br />

dem Pressbiegeverfahren gebogen werden.<br />

Die Biegeradien sind dabei relativ eng zwischen<br />

2 · und 2,5 · dem Rohrdurchmesser (D),<br />

bei sehr dünnwandigen Rohren 3 · D.<br />

Als Zusatzausstattungen stehen ein Innenund<br />

Außenentgrater, eine Säge, eine Montagevorrichtung<br />

für alle gängigen Verbindungssysteme<br />

(Bördel- und Schneidringverschraubungen)<br />

und Metallkreissägen zur Verfügung.<br />

Für die Herstellung von Rohrgeometrien<br />

für Einzelstücke oder Kleinserien im<br />

Zieh-Dreh-Biegeverfahren hat transfluid<br />

seine kompakten Dornbiegemaschinen entwickelt.<br />

Sie sind sehr flexibel und erreichen<br />

durch die Bearbeitung per Biegedorn auch<br />

bei dünnwandigen Rohren enge Biegeradien.<br />

So lassen sich beispielsweise mit der<br />

t bend DB 2076K Rohre mit Durchmessern<br />

von 20 bis 76 mm fertigen. Ein Datentransfer<br />

zur Maschine ist bei Bedarf über einen<br />

USB-Anschluss möglich. In der Steuerung<br />

können Biegeprogramme gespeichert werden<br />

und die Maschine verfügt als Standard<br />

über eine Acht-Winkel-Vorwahl. Auch hier gehören<br />

Funktionen, wie zum Beispiel Säge,<br />

Entgrater, Schneidringvormontage und Bördeln<br />

zur Herstellung kompletter Rohrsysteme,<br />

zur optionalen Ausstattung für den<br />

individuellen Anwendungsbedarf.<br />

Über die Hydraulikverrohrung und Verbindungssysteme<br />

hinaus besteht gerade<br />

im Maschinenbau immer häufiger Bedarf,<br />

CAD-Daten aus diversen Programmen<br />

online zu verarbeiten oder komplexere<br />

Rohrsysteme zu fertigen. Das ermöglicht<br />

das Unternehmen über leistungsstarke,<br />

einfache und vollautomatische CNC-Maschinen.<br />

Sie lassen sich schnell umrüsten<br />

und können so flexibel eingesetzt werden.<br />

Aufgrund ihres Preis-Leistungs-Verhältnisses<br />

sind sie gut für kleine Stückzahlen und<br />

hohe geometrische Vielfalt einsetzbar. Diese<br />

Rohrbiegemaschinen arbeiten mitarbeiterunabhängig<br />

und können passend zu den<br />

jeweiligen Anforderungen genutzt werden.<br />

Dafür stehen dann entsprechende Schnittstellen<br />

für Verknüpfungen zur Verfügung –<br />

zum CAD und zu Messmaschinen.<br />

Für verbesserte Prozesse und mehr Sicherheit<br />

bei der Produktion entstand bei<br />

transfluid die eigens entwickelte Software<br />

t project. In zwei Ausführungen sorgt sie<br />

für eine kontrollierte Rohrfertigung und die<br />

Verbindungen zu CAD- und Messsystemen,<br />

BDE- oder ERP-Systemen. Damit sind<br />

CNC-Biegemaschinen oder auch Roboterbieger<br />

flexibler im Einsatz. So können beispielsweise<br />

Biegevorgänge vorab getestet,<br />

kollisionsfrei geplant und umgesetzt werden.<br />

Darüber hinaus dokumentieren verschiedene<br />

Ergänzungsmodule komplette Abläufe zur<br />

besseren Prozesskontrolle und verwalten Prozessdaten<br />

der Umformtechnik. Auch beim<br />

Trennen hilft die Software und minimiert hier<br />

den Verschnitt.<br />

Zusätzlich zu seinen Maschinenreihen in<br />

der Biegetechnik bietet transfluid auch separate<br />

Montagemaschinen für Schneidringe<br />

oder Bördelverbindungen. Diese arbeiten axial<br />

oder rollierend für sichere Verbindungen. So<br />

ermöglicht z.B. das Tischkombinationsgerät<br />

HA 642 die Schneidringvormontage und das<br />

Bördeln von Rohren mit einem Durchmesser<br />

zwischen 6 und 42 mm. Auf der Hannover<br />

Messe <strong>2019</strong> stellen die Experten für Rohrbearbeitungsmaschinen<br />

die Vielfalt ihrer Lösung<br />

für Rohre in Halle 21 am Stand H38 vor.<br />

• transfluid Maschinenbau<br />

Mit Kollisionstests vor dem eigentlichen<br />

Biegevorgang sichert die Software t project<br />

zuverlässige Prozesse (Foto: transfluid)<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 65<br />

Optimierung komplexer Anlagenprozesse<br />

Datenanalyse bis ins kleinste Detail<br />

für gezielte Prozessoptimierung<br />

Prozessoptimierung leicht gemacht: piaOptimum ist eine Applikation, die Engpässe in komplex verketteten<br />

Anlagen ermittelt und dank größtmöglicher Datentransparenz die schnelle und nachhaltige Optimierung der<br />

Produktionseffizienz ermöglicht. Dabei kann sowohl die Leistung von Einzelstationen und Linienabschnitten<br />

als auch der Gesamtanlage für die Optimierung in den Blick genommen werden.<br />

Dank der Kleinteiligkeit der Datenanalysen lassen sich Teiltakte aufzeichnen und detailliert auswerten (Foto: PIA Automation)<br />

p<br />

iaOptimum lässt sich flexibel an alle<br />

Arten von Automatisierungsanlagen<br />

anschließen – bei der Erstausstattung<br />

neuer Anlagen und auch als Retrofit- Version<br />

bei bestehenden Produktionslinien. Das Besondere<br />

an der Applikation ist zum einen<br />

die Kleinteiligkeit der Datenanalysen. Neben<br />

Taktzeitanalysen von einzelnen Stationen<br />

ist es auch möglich, bis zu jeder einzelnen<br />

Bewegung Teiltakte und Subbewegungen<br />

aufzuzeichnen und auszuwerten. Sämtliche<br />

Meldungen und Störungen werden mit erfasst.<br />

So lassen sich Prozessergebnisse im<br />

Detail bewerten und Sequenzvergleiche<br />

erstellen. Mit piaOptimum ist mit wenigen<br />

Klicks ersichtlich, an welcher Station und bei<br />

welcher Teilbewegung sich etwas so verändert<br />

hat, dass es Auswirkungen auf die gesamte<br />

Ausbringung hat. Das Tool stellt dazu<br />

eine Vielzahl von Standardanalysen bereit.<br />

Einfache Konfiguration ohne<br />

SPS-Eingriff<br />

Der zweite entscheidende Vorteil gegenüber<br />

anderen Prozessoptimierungslösungen<br />

ist die unkomplizierte Konfiguration<br />

aller gewünschten Datenpunkte über die<br />

Web-Oberfläche der Software. Es sind dazu<br />

keinerlei Anpassungen im SPS-Programm<br />

nötig, sondern piaOptimum ermöglicht eine<br />

absolut flexible Datenanbindung mittels des<br />

OPC-UA-Protokolls. Flexibel sind auch die<br />

Möglichkeiten des Zugriffs: Die Daten können<br />

sowohl vor Ort als auch per Fernwartungszugriff<br />

durch einen Service-Techniker<br />

ausgewertet werden. Die Rohdaten werden<br />

zudem so komprimiert, dass sie über einen<br />

langen Zeitraum gespeichert werden können<br />

und nachvollziehbar bleiben.<br />

Die Funktionalität der Software ist<br />

sehr umfangreich und ermöglicht für unterschiedliche<br />

Zielgruppen spezifische<br />

Daten und Auswertungen – von der Produktionsleitung<br />

über die Instandhaltung<br />

bis hin zu den Anlagenoptimierern. Für<br />

die Fehlerbehebung und damit Prozessoptimierung<br />

steht eine Anlagen-Wissensdatenbank<br />

zur Verfügung, d. h., es lassen<br />

sich Bedienungsanleitungen zu einzelnen<br />

Stationen hinterlegen und eigene Einträge<br />

erstellen.<br />

Der Einsatz von piaOptimum ist an<br />

einzelnen Stationen, Teilbereichen, der<br />

gesamten Anlage oder einem ganzen<br />

Produktionsstandort möglich. Zunächst<br />

können beispielsweise problematische<br />

Stationen ausgestattet werden, um diese<br />

zu überwachen und zu optimieren. Für<br />

die volle Transparenz und die Identifizierung<br />

aller OEE-Verluste – also allem, was<br />

die Gesamtanlageneffektivität reduziert<br />

– empfiehlt es sich, bei der gesamten<br />

Anlage piaOptimum einzusetzen. PIA<br />

Automation bietet dabei umfassenden<br />

Service, vom Aufbau der Montagelinie<br />

über das Analyse-Software-Paket bis hin<br />

zu Optimierungsdienstleistungen (Datadriven<br />

Services) durch das PIA-Analyse-<br />

Team.<br />

• manfred.hall@piagroup.at<br />

Manfred Hall, Knowledge &<br />

Relationship Management,<br />

PIA Automation Austria GmbH,<br />

Grambach/Graz, Österreich<br />

www.piagroup.com<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


66 | <strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG<br />

German Resource Research Institute (GERRI)<br />

Netzwerk fordert Stärkung der<br />

Metallurgiekapazitäten in Europa<br />

Ende Februar lud das German Resource Research Institute (GERRI) hochrangige Vertreter aus Politik, Forschung<br />

und Industrie zu einer Diskussionsrunde mit dem Thema „Circular Economy in Europa“ in Brüssel ein. Bei<br />

dem vom deutschen Netzwerk für Ressourcenforschung organisierten Runden Tisch diskutierten die Experten<br />

Herausforderungen und mögliche Lösungen zur Etablierung einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft in Europa.<br />

F<br />

ür GERRI sind Rohstoffe und allen<br />

voran Metalle der Schlüssel für eine<br />

Vielzahl an Hightechanwendungen<br />

und spielen daher eine zentrale Rolle für<br />

die Circular Economy. Um die Versorgung<br />

mit diesen Materialien und Elementen<br />

für die europäische Industrie zu sichern,<br />

fordert das Netzwerk die metallurgischen<br />

Kapazitäten innerhalb Europas zu stärken.<br />

„Die Metallurgie ist eine Schlüsseltechnologie<br />

für die meisten zukunftsorientierten<br />

Anwendungen. Wenn umfassende Aufbereitungskapazität<br />

in Europa vorhanden<br />

ist, ist die Metallurgie in der Lage, sich an<br />

verschiedene Inputströme anzupassen und<br />

alle Metalle zurückzugewinnen“, so Prof. Dr.<br />

Markus Reuter, Direktor des Helmholtz-Instituts<br />

Freiberg für Ressourcentechnologie<br />

am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf<br />

und Koordinator des GERRI-Netzwerks.<br />

„Die Metallurgie ist wie ein lebender Organismus<br />

– sie ist flexibel, agil, robust und<br />

kann sich an neue Gegebenheiten der Gesellschaft<br />

der Zukunft anpassen.”<br />

„Metalle gehören nicht nur zu den wertvollsten<br />

Bestandteilen der meisten Geräte<br />

oder Anwendungen, sie sind darüber hinaus<br />

verantwortlich für deren Funktion. Wenn Europa<br />

erfolgreich die Infrastruktur und regulatorische<br />

Basis schafft, um sie zurückzugewinnen,<br />

sind die Weichen gestellt, dass auch andere<br />

Materialien folgen werden“, ergänzte Prof. Dr.<br />

Rudolf Stauber, Geschäftsführender Leiter<br />

der Fraunhofer-Projektgruppe IWKS, Mitglied<br />

im GERRI-Netzwerk und Recyclingexperte.<br />

„Dies wird im Hinblick auf zukünftige Materialien<br />

sogar noch an Bedeutung gewinnen, da<br />

diese oft eine Kombination neuer Materialien<br />

oder Materialverbünde sind. Angefangen bei<br />

den Metallen kann Europa hier der Wegbereiter<br />

sein, um spezifische Recyclingkriterien<br />

zur direkten Rückgewinnung von Legierungen<br />

und effektiven Abtrennung von Metall-Kunststoff-Verbünden<br />

zu etablieren.”<br />

Um dies zu realisieren, ist ein ganzheitlicher<br />

Ansatz nötig, waren sich alle Teilnehmer<br />

einig. Neben der Technologie, die oft bereits<br />

verfügbar oder in der Endphase der Entwicklung<br />

ist, sind neue Geschäftsmodelle und<br />

Strukturen erforderlich, um die Circular Economy<br />

in Europa Realität werden zu lassen.<br />

Nach Meinung der Experten sind demnach<br />

alle Stakeholder entlang des gesamten Produktlebenszyklus<br />

gefordert – von Designern<br />

über Händler, Verbraucher bis hin zur Politik<br />

und nicht zuletzt der gesamten Gesellschaft.<br />

Die Kreislaufwirtschaft war das Thema<br />

eines Runden Tisches in Brüssel, den das<br />

Rohstoffnetzwerk GERRI organisiert hatte<br />

(Foto: GERRI)<br />

„Solch ein drastischer Wandel braucht natürlich<br />

Zeit. Vor allem Metalle und Rohstoffe unterliegen<br />

hohen Preisschwankungen am Markt,<br />

was Investitionen risikoreich macht”, erklärte<br />

Reinhard Bütikofer, Mitglied des Europäischen<br />

Parlaments und Vorsitzender Europäische Grüne<br />

Partei. Gwenole Cozigou, Director for Industrial<br />

Transformation and Advanced Value Chains<br />

at DG GROW bei der Europäischen Kommission,<br />

ergänzte, dass nicht nur die Industrie allein<br />

diese Risiken tragen könne, sondern ebenfalls<br />

Unterstützung von öffentlicher Seite benötige.<br />

Für Christian Hagelüken, Director EU Government<br />

Affairs bei Umicore, könnte die<br />

Elektromobilität ein Test und Vorbild für einen<br />

langfristigen Masterplan in Europa sein, da<br />

dazu neue Lieferketten und Recyclingketten<br />

aufgebaut werden müssen. Die Digitalisierung<br />

spielt laut Hagelüken ebenfalls eine große<br />

Rolle: Mit der Entwicklung digitaler Tools<br />

und Trackingsysteme für End-of-Life-Produkte<br />

und Materialien durch die gesamte<br />

Re-use- und Recyclingkette hinweg können<br />

Prozesse effizienter gestaltet und Verluste<br />

minimiert werden, schloss Hagelüken.<br />

Als Schlussfolgerung brachte die Diskussion<br />

hervor, dass passende Technologien oft<br />

bereits vorhanden sind. Dennoch muss die<br />

metallurgische Infrastruktur gestärkt werden.<br />

Außerdem müssen neue Geschäftsmodelle<br />

und Marktstrukturen etabliert werden,<br />

was wiederum die Einbeziehung weiterer<br />

Stakeholder in die Diskussion erfordert.<br />

GERRI nimmt sich dieser Herausforderung<br />

an und wird weiterhin das Bewusstsein in<br />

Politik und Industrie zur Erarbeitung eines<br />

Masterplans für die Circular Economy der<br />

Metalle schärfen. So könne die Versorgung<br />

der Wirtschaft in Europa und der Erhalt des<br />

Know-hows im Bereich Rohstoffe langfristig<br />

in Europa gesichert werden.<br />

• Helmholtz-Zentrum Dresden Rossendorf<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>STAHL</strong>VERARBEITUNG | 67<br />

Innovation Center Additive Manufacturing am Fraunhofer IFAM in Dresden eröffnet<br />

Fraunhofer-Institut bündelt Technologien für<br />

die Additive Fertigung unter einem Dach<br />

Am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM in Dresden wurde<br />

Anfang März das „Innovation Center Additive Manufacturing“, kurz ICAM, eingeweiht. Hier vereint das<br />

Dresdner Forschungsinstitut verschiedene Technologien für die Additive Fertigung in einer neu errichteten<br />

Technologiehalle, um zukünftig Partnern und Anwendern unter einem Dach vielfältige Möglichkeiten zur<br />

generativen Fertigung von dreidimensionalen Bauteilen demonstrieren zu können.<br />

I<br />

m neueröffneten ICAM finden sich mehrere<br />

Anlagen zum Selektiven Elektronenstrahlschmelzen<br />

(Selective Electron Beam<br />

Melting – SEBM), darunter die Q20plus des<br />

schwedischen Herstellers ARCAM EBM. Dabei<br />

handelt es sich um die Anlage mit dem<br />

größten derzeit verfügbaren Bauraum für<br />

SEBM. Selektives Elektronenstrahlschmelzen<br />

ist ein pulverbasierter Prozess für die generative<br />

Fertigung dreidimensionaler Bauteile. Das<br />

Pulverbett wird schichtweise selektiv durch<br />

den Elektronenstrahl aufgeschmolzen. Für das<br />

Verfahren sind keine zusätzlichen Werkzeuge<br />

oder Formen notwendig und Designs sind nahezu<br />

frei umsetzbar. Ein weiterer Vorteil ist,<br />

dass SEBM besonders rohstoffschonend ist.<br />

Daneben wird in den kommenden Wochen<br />

die sogenannte AMCC-Line (Additive<br />

Manufacturing Complete and Compact) des<br />

Projektpartners Xerion hier aufgebaut, eine<br />

prototypische Fertigungslinie für 3-D-Bauteile<br />

mittels Filamentdruck (Fused Filament Fabrication<br />

– FFF). Während dieses Verfahren für die<br />

generative Fertigung von Kunststoffbauteilen<br />

bekannt ist, erweitert das Fraunhofer IFAM die<br />

Werkstoffpalette nun auf metallische Bauteile,<br />

die bisher nicht möglich waren. Damit ist<br />

ein deutlich größeres Anwendungsspektrum<br />

möglich. Mit dieser entscheidenden Weiterentwicklung<br />

kann das Institut sein langjähriges<br />

Know-how im Bereich der Pulvermetallurgie<br />

in ein bekanntes Verfahren einbringen und so<br />

erprobte Prozesse mit neuen Werkstoffen<br />

kombinieren.<br />

Nicht zuletzt stehen am Fraunhofer IFAM<br />

in Dresden mehrere Anlagen für den dreidimensionalen<br />

Siebdruck von Bauteilen zur Verfügung,<br />

darunter die weltweit modernste im<br />

FuE-Bereich. Bei dieser Weiterentwicklung des<br />

klassischen industriellen Siebdrucks wird eine<br />

auf Metallpulvern basierende Paste schichtweise<br />

übereinander in die dritte Dimension<br />

gedruckt. Im Vergleich zu anderen generativen<br />

Dr. Thomas Weißgärber (l.) und Prof. Dr. Bernd Kieback (r.) eröffnen das Innovation Center<br />

Additive Manufacturing ICAM am Fraunhofer IFAM Dresden (Foto: Fraunhofer IFAM Dresden)<br />

Fertigungsverfahren ermöglicht der dreidimensionale<br />

Siebdruck eine höhere Feinheit und ist<br />

ein echtes Massenfertigungsverfahren. Die<br />

nutzbaren Werkstoffe können hierbei frei im<br />

Bereich der metallischen und keramischen<br />

Werkstoffe gewählt und gegebenenfalls kombiniert<br />

werden.<br />

Ergänzt wird das Portfolio durch den dreidimensionalen<br />

Schablonendruck. Im Unterschied<br />

zum Siebdruck werden statt des Drucksiebes<br />

strukturierte Metallfolien zur Bauteilgenerierung<br />

genutzt. Vorteile des 3-D-Schablonendruckes<br />

gegenüber dem 3-D-Siebdruck liegen in<br />

der potenziell besseren Oberflächengüte und<br />

einer erhöhten Schichtdicke.<br />

Mit der Eröffnung des Innovation Center<br />

Additive Manufacturing hat das Fraunhofer<br />

IFAM Dresden den erfolgreichen Entwicklungen<br />

des Institutes im Bereich des Additive<br />

Manufacturing in den letzten Jahren Rechnung<br />

getragen und baut seine Kompetenz im<br />

Bereich der Additiven Fertigung weiter aus.<br />

Durch die verschiedenen Technologien an einem<br />

Ort können passgenaue Lösungen für<br />

die unterschiedlichsten Fragestellungen aus<br />

einer Hand angeboten werden. Das Institut<br />

bietet Partnern aus Industrie und Forschung<br />

vielfältige Entwicklungsleistungen vom Pulver<br />

bis zum Bauteil, z.B. in Form von Machbarkeitsstudien,<br />

der Bewertung von Pulvern für<br />

die Additive Fertigung und der Qualifizierung<br />

neuer Werkstoffe. Weiterhin ist die Bauteilentwicklung<br />

Bestandteil des Angebotes.<br />

Gemeinsam mit dem Fraunhofer IFAM<br />

am Standort Bremen, das zusätzlich die Additiven<br />

Fertigungstechnologien Metal Binder<br />

Jetting und Laser Beam Melting im Portfolio<br />

hat, verfügt das Fraunhofer IFAM damit über<br />

eine der umfangreichsten Technologiepaletten<br />

im Bereich Additive Manufacturing für<br />

Metalle.<br />

• Fraunhofer IFAM<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


68 | WIRTSCHAFT<br />

Handelsblatt Jahrestagung „Zukunft Stahl“<br />

Die Stahlbranche steht vor großen<br />

Herausforderungen<br />

Fast 200 Teilnehmer trafen sich am 20. und 21. März in Düsseldorf zur Handelsblatt Jahrestagung „Zukunft<br />

Stahl“. Die Konferenz, die als eine der hochkarätigsten Veranstaltungen der Stahlbranche in Deutschland gilt,<br />

stand in diesem Jahr unter dem Motto „Aufbruch in eine neue Ära“.<br />

D<br />

ie gegenwärtigen Rahmenbedingungen<br />

der Stahlbranche sind geprägt<br />

durch Handelskonflikte mit den<br />

USA, Überkapazitäten in China und nicht<br />

zuletzt durch europäische Bemühungen um<br />

eine Wirtschaft, die künftig mit immer weniger<br />

fossilen Energieträgern auskommt. Die<br />

energieintensive Stahlindustrie und mit ihr<br />

die wichtigsten stahlverarbeitenden Industriezweige,<br />

allen voran der Automobilbau,<br />

stehen somit in einem Spannungsfeld voller<br />

großer Herausforderungen. An den beiden<br />

sonnigen Vorfrühlingstagen im März verspürte<br />

man auf der Tagung dennoch viel Optimismus,<br />

dass der „Aufbruch in eine neue<br />

Ära“ gelingen kann. Handelsblatt-Redakteur<br />

Kevin Knitterscheidt und Branchenanalyst<br />

Martin Wocher gaben der Tagung durch ihre<br />

dynamische Moderation zusätzliche Impulse<br />

und einen unternehmerischen Esprit.<br />

Europäischer Welthandel: Die<br />

Handelsströme der Zukunft<br />

Erstes Highlight der Handelsblatt Jahrestagung<br />

war die Eröffnungskeynote von Hans<br />

Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl. Er legte seinen Fokus<br />

auf den Klimaschutz, die interkontinentalen<br />

Schwierigkeiten innerhalb der Stahlbranche<br />

und die Globalisierung.<br />

„Die (deutsche und europäische) Stahlindustrie<br />

bekennt sich zum Klimaabkommen<br />

in Paris. Aber anders als bisher vermutet,<br />

sind die Stahlmärkte immer noch weit entfernt<br />

von einem level playing field“, sagt<br />

Gesprächsrunde (v.l.) mit Dr. Henrik Adam, Kevin Knitterscheidt, Gabriel J. Felbermayr und<br />

Simon Zellberger (Foto: Willi Nothers/Euroforum)<br />

Hans Jürgen Kerkhoff. Die Stahlindustrie<br />

bemüht sich immer, mit Ressourcen so<br />

sparsam wie möglich umzugehen. Das<br />

Recycling des Stahls ist einzigartig und ein<br />

Beispiel für nachhaltige Kreislaufwirtschaft.<br />

Mit der Industrialisierung und Globalisierung<br />

haben die Rohstahlkapazitäten besonders<br />

in China in den letzten Jahrzehnten<br />

zugelegt. Das hat zu Verwerfungen im internationalen<br />

Handel geführt. Deshalb wurde<br />

2006, sehr erfolgreich, das G20-Forum zu<br />

Stahlüberkapazitäten ins Leben gerufen.<br />

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl tritt für die<br />

Fortsetzung dieses Forums ein, weil es eine<br />

wichtige Plattform für Gespräche bietet in<br />

einer Zeit zunehmender Handelskonflikte.<br />

Ein erhebliches Risiko für die Stahlindustrie<br />

ind Deutschland ist der Kurs des US-Präsidenten<br />

im Handelsbereich. Die Erhebung<br />

eines pauschalen Zolls von 25 % auf nahezu<br />

alle Stahlimporte im Rahmen von „US Section<br />

232“ stellt einen protektionistischen<br />

Eingriff in den Handel dar. Dabei sei das<br />

einzige Ziel der US-Regierung, der eigenen<br />

Stahlindustrie Wettbewerbsvorteile gegenüber<br />

den Stahlindustrien der anderen Länder<br />

zu verschaffen. Durch diese Marktabschottung<br />

hat die EU eine Verschlechterung<br />

beim Außenhandel hinnehmen müssen.<br />

Die EU-Mitgliedstaaten mussten auf die<br />

Einfuhrzölle der USA reagieren und haben<br />

inzwischen endgültige Schutzmaßnahmen<br />

beschlossen. Ziel dieser Maßnahmen ist es,<br />

Verwerfungen im internationalen Stahlhandel<br />

einzugrenzen. Denn mittlerweile konzentrieren<br />

Anbieter aus vielen Regionen der<br />

Welt ihre Lieferungen auf die Europäische<br />

Union. Im Vergleich zu 2017 stiegen die<br />

Stahleinfuhren in die EU im vergangenen<br />

Jahr um 10 %. Im Gegensatz dazu sanken<br />

die Stahlimporte der USA um 13 %.<br />

Die Zunahme von protektionistischen<br />

Interventionen im globalen Stahlhandel<br />

unterstrich auch Prof. Gabriel J. Felbermayr,<br />

PhD, Leiter des ifo Zentrums für Außen-<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


WIRTSCHAFT | 69<br />

wirtschaft, Kiel. Die Auswirkungen der von<br />

den USA initiierten Zölle bezeichnete er als<br />

Protektionismus-Karussell, das weiter an<br />

Fahrt aufnimmt. In der anschließenden Gesprächsrunde<br />

mit Dr. Henrik Adam, Chief<br />

Commercial Officer bei Tata Steel Europe,<br />

Prof. Gabriel J. Felbermayr und Mag. Simon<br />

Zeilberger, Kaufmännischer Geschäftsführer<br />

bei Lech Stahlwerke GmbH, moderiert<br />

von Kevin Knitterscheidt, wurden diese<br />

Themen vertieft und Fragen der Besucher<br />

beantwortet.<br />

Alexander Lück, Vertriebsleiter bei VNG<br />

Handel & Vertrieb GmbH, gewährte einen<br />

Einblick in die globalen Energiemärkte, den<br />

internationalen Handel mit Energieträgern<br />

und deren Bedeutung für die Volkswirtschaft<br />

und die Industrieunternehmen. Unter den<br />

fossilen Energieträgern gewinnt verflüssigtes<br />

Erdgas (LNG) an Bedeutung, allerdings<br />

mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen in<br />

den verschieden Regionen der Welt.<br />

Drei Diskussionsrunden an Ländertischen<br />

bildeten den Abschluss dieses ersten<br />

Teils der Tagung. Prof. Dr. Ralph Michael<br />

Wrobel, Professor für Volkswirtschaftslehre<br />

an der Westsächsischen Hochschule<br />

Zwickau leitete die Diskussion über die<br />

Stahlproduktion in China und hinterfragte,<br />

ob ein „ruinöser Wettbewerb“ auch Chancen<br />

oder nur Risiken für Europa in sich birgt.<br />

Dr. Theocharis Grigoriadis, Juniorprofessor<br />

und stellvertretender Direktor des Osteuropa-Institutes<br />

an der Freien Universität<br />

in Berlin, moderierte die Diskussion über<br />

die Herausforderungen und Perspektiven<br />

durch russischen Stahl. „Yes, Turkish steel<br />

is a thing!“ war das Thema des dritten<br />

Gesprächskreises unter Leitung von Frank<br />

Kaiser, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />

der Deutsch-Türkischen Industrie- und<br />

Handelskammer.<br />

Innovation now:<br />

Digitalisierungstrends<br />

Der Nachmittag des ersten Konferenztages<br />

widmete sich den Antworten und Lösungsansätzen,<br />

mit denen die Stahlbranche den<br />

vorher diskutierten Herausforderungen begegnet.<br />

E-Commerce ist dabei ein großes<br />

Thema. Dr. Henrik Adam, Chief Commercial<br />

Officer bei Tata Steel Europe, gewährte Einblicke<br />

in die Prozesse des Unternehmens.<br />

So können Kundenbedarfe mithilfe von Algorithmen<br />

vorhergesagt werden. Trotz des<br />

positiven Feedbacks seitens der Kunden<br />

wird dieser Prozess den Menschen nicht<br />

ganz ersetzen können.<br />

Eröffnungskeynote durch Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl (Foto: Willi Nothers/Euroforum)<br />

XOM Materials ist ein neuer digitaler<br />

Online-Marktplatz für verschiedenste<br />

Stahlprodukte, gegründet von Klöckner<br />

& Co. SE. Gisbert Rühl, Vorsitzender des<br />

Vorstandes hat das Geschäftsmodell vorgestellt.<br />

Bei XOM Materials bieten nicht<br />

nur Klöckner selbst, sondern auch andere<br />

Marktteilnehmer ihre Produkte zum Verkauf<br />

an. In Zeiten der Digitalisierung ist es<br />

wichtig, solch einen offenen Marktplatz für<br />

die Kunden zu schaffen. XOM Materials hat<br />

sich gut im Markt positioniert und ist in 14<br />

Ländern aktiv.<br />

Digitalisierung ist eines der wichtigsten<br />

strategischen Unternehmensziele<br />

beim Anlagenhersteller SMS group, wie<br />

Prof. Dr.-Ing. Katja Windt, Mitglied der Geschäftsführung<br />

eindrucksvoll erläuterte. Mit<br />

künstlicher Intelligenz und eigenem Knowhow<br />

setzt das Unternehmen ganz auf digitale<br />

Produkte und Anwendungen. Ein Beispiel<br />

ist die Prozesskette für das additive Verfahren<br />

(3-D-Druck auf Basis von Metallpulver),<br />

mit der sich innovative Produkte entwickeln<br />

lassen. Die digitale Lösung für die Prozesskette,<br />

die auf die 3-D-Produkte abzielt, beginnt<br />

bei der metallurgischen Erzeugung<br />

des Pulvers und bietet viel Potenzial für<br />

die Anlagen- und Prozessoptimierung. Die<br />

SMS group fokusiert sich ausdrücklich auf<br />

die digitalen Technologien zur Effizienzoptimierung<br />

entlang der gesamten Lieferkette<br />

in der Stahlerzeugung.<br />

Mit digital vernetzter Produktion will<br />

Georgsmarienhütte Holding GmbH das<br />

Innovationspotenzial in der Stahlproduktion<br />

erschließen, wie Frank Koch, Vorsitzender<br />

der Geschäftsleitung ausführte. Data<br />

Management in der Wertschöpfungskette<br />

unterstützt die innovative Umsetzung von<br />

Prozessen, Produkten und Geschäftsmodellen.<br />

Die Devise lautet: „Handeln wie ein<br />

Startup, ohne Angst vorm Scheitern.“<br />

Herausforderungen durch<br />

E-Mobility und Dekarbonisierung<br />

Den zweiten Konferenztag eröffnete Anke<br />

Rehlinger, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit,<br />

Energie und Verkehr und stellvertretende<br />

Ministerpräsidentin des Saarlandes, mit<br />

einer Keynote „Stahl stärken, Zukunft<br />

sichern“. Die Herausforderungen an die<br />

Stahl industrie sind in den zurückliegenden<br />

zwei Jahren noch größer geworden.<br />

Vor einem halben Jahr wurde eine Stahlallianz<br />

gegründet, um einen strukturierten<br />

Arbeitsprozess aufzusetzen. Für effektiven<br />

Klimaschutz sind Innovationen und Investitionen<br />

zwingend notwendig. Handelsschutzmaßnahmen<br />

gegen Dumping, Umleitung<br />

von Handelsströmen und unangemessene<br />

finanzielle Belastungen sollen helfen, die<br />

Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten<br />

und Investitionssicherheit für den Stahlstandort<br />

zu gewährleisten.<br />

Die politischen und technologischen<br />

Herausforderungen für die Stahlindustrie<br />

standen im Mittelpunkt der moderierten<br />

Diskussion mit Anke Rehlinger und Andreas<br />

J. Goss, Vorsitzender des Vorstandes bei<br />

thyssenkrupp Steel Europe AG. Beide waren<br />

sich einig, dass der Stahlgipfel eine<br />

wichtige Initiative ist, um komplexe Fragen<br />

und Ziele der Wertschöpfungskette<br />

zu kommunizieren. Gesellschaftliche He-<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


70 | WIRTSCHAFT<br />

Kevin Knitterscheidt im Doppelinterview mit der saarländischen Wirtschaftsministerin<br />

Anke Rehlinger (links) und thyssenkrupp Steel CEO Andreas Goss (rechts)<br />

(Foto: Willi Nothers/Euroforum)<br />

rausforderung, wie E-Mobilität, sind ohne<br />

Stahl nicht lösbar.<br />

Das Thema Elektromobilität wurde in<br />

zwei Vorträgen weiter vertieft. Mag. Wolfgang<br />

Mitterdorfer, Mitglied des Vorstandes<br />

bei voestalpine Steel Division und Dr. Jan<br />

Kleibrink, Head of Economic Analysis bei<br />

Handelsblatt Research Institute stellten<br />

eine Studie vor, in der die Rolle von Stahl für<br />

die Elektromobilität untersucht wurde. Paul<br />

Brettnacher, Member of the Management<br />

Committee bei ArcelorMittal Automotive,<br />

beschrieb sieben Megatrends, die in sehr<br />

kurzer Zeit zu großen Veränderungen in<br />

der Branche führen werden. Dazu gehören<br />

unter anderem: CO 2<br />

-Reduzierungen,<br />

bedeutende neue Technologien und das<br />

autonome Fahren.<br />

Die Vision einer CO 2<br />

-freien Stahlproduktion<br />

wurde aus Sicht der Stahlindustrie<br />

beleuchtet. Arnd Köfler, Mitglied<br />

des Vorstandes der thyssenkrupp Steel<br />

Europe AG berichtete von dem Ziel, die<br />

CO 2<br />

-Emissionen bei der Herstellung von<br />

Stahl um 80 % zu verringern. Mit dem Projekt<br />

Carbon2Chem, das 2015 gestartet wurde,<br />

wird die Stahlproduktion nachhaltiger. In<br />

den nächsten 30 Jahren ist eine Umstellung<br />

der Produktionsverfahren erforderlich. Ab<br />

2030 soll eine weitere Direktreduktionsanlage<br />

aufgebaut werden, wobei Wasserstoff<br />

als Reduktionsmittel eingesetzt<br />

wird. Das produzierte DRI soll in Elektrolichtbogenöfen<br />

zu Stahl verarbeitet werden.<br />

Diese Prozessroute ist entscheidend<br />

zur Verminderung des CO 2<br />

-Ausstoßes bei<br />

der Stahlherstellung. Allerdings sind dazu<br />

wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen<br />

für eine Wasserstoffstrategie erforderlich.<br />

Ähnliche Ziele verfolgt die Salzgitter<br />

AG mit dem Projekt SALCOS, wie Dr.-Ing.<br />

Dipl.-Phys. Volker Hille, Leiter Corporate<br />

Technology, erläuterte. Auch bei diesem<br />

Projekt besteht die Vision darin, bis 2050 die<br />

CO 2<br />

-Emissionen um über 80 % zu senken,<br />

was mit einer Umstellung der Produktionsverfahren<br />

einher gehen soll.<br />

Die Roundtable-Diskussionsrunden des<br />

zweiten Konferenztages beschäftigten sich<br />

mit einem breiten Themenspektrum, das<br />

von der Energiebeschaffung der Industrie<br />

über die Agilität beim Stahleinkauf bis hin<br />

zur Ressource Stahlschrott reichte. Den<br />

Abschluss bildeten Vorträge über das Potenzial<br />

von Industrial Analytics – künstlicher<br />

Intelligenz in Verbindung mit Big Data in<br />

der Industrie sowie über Ansätze und<br />

Vorgehensweise zur Category Creation –<br />

Marktkategorien, die es bis vor ein paar<br />

Jahren noch gar nicht gab.<br />

Zusammenfassend wurde auf der Handelsblatt<br />

Jahrestagung deutlich, dass die<br />

Stahlbranche vernetzt und digital in eine<br />

neue Ära aufbricht, in der Agilität als Erfolgsfaktor<br />

gilt. Die Stahlbranche sieht sich mit<br />

gravierenden wirtschaftlichen, politischen<br />

und technologischen Herausforderungen<br />

konfrontiert. Es gilt, sich auf diese Herausforderungen<br />

einzustellen und Strategien für<br />

die Unternehmen zu entwickeln. Mithilfe<br />

agiler Prozesse vollziehen bereits heute<br />

Unternehmen die erfolgreiche Transformation<br />

hin zu einer vernetzten und digitalen<br />

Struktur.<br />

Saarlands Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger sieht Handlungsbedarf, um Stahl zu stärken<br />

und die Zukunft zu sichern (Foto: Willi Nothers/Euroforum)<br />

• Hara Paliokosta<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


WIRTSCHAFT | 71<br />

Die wirtschaftliche Lage im März <strong>2019</strong><br />

Die deutsche Wirtschaft ist verhalten in das Jahr <strong>2019</strong> gestartet. Dies<br />

gilt insbesondere für die Industrie, deren Produktion sich im Januar<br />

deutlich verringerte. Auch die Auftragseingänge und Stimmungsindikatoren<br />

für die Industrie sind rückläufig. Insofern dürfte sich die<br />

Schwächephase in der Industrie angesichts einer schleppenden<br />

Auslandsnachfrage fortsetzen. In den übrigen Wirtschaftsbereichen,<br />

insbesondere in den meisten Dienstleistungsbereichen, dürfte sich<br />

das Wachstum hingegen fortsetzen. Dies wurde durch die bis zuletzt<br />

deutliche Zunahme der Beschäftigung insbesondere in den Dienstleistungszweigen<br />

unterstrichen. Die deutsche Wirtschaft wird sich weiter<br />

in dem Spannungsfeld zwischen einer schwachen Industriekonjunktur<br />

und prosperierenden Dienstleistern bewegen. Das Bruttoinlandsprodukt<br />

dürfte daher im ersten Quartal allenfalls moderat zunehmen. Im<br />

zweiten Halbjahr 2018 hatte sich die deutsche Wirtschaft mehr oder<br />

weniger seitwärts bewegt. Die inländische Nachfrage hatte nur verhalten<br />

expandiert. Das Wachstum wurde zusätzlich durch die negativen<br />

Vorratsinvestitionen belastet. Die Exporte hatten sich im vierten Quartal<br />

etwas erholt, aufgrund der ebenfalls deutlich steigenden Importe<br />

ergaben sich von der Außenwirtschaft aber keine Wachstumsimpulse.<br />

Die weltwirtschaftlichen Impulse fallen derzeit gedämpft aus.<br />

Sowohl bei der industriellen Erzeugung als auch beim Welthandel<br />

war zum Jahresende eine verlangsamte Entwicklung zu beobachten.<br />

Zuletzt, Stand Dezember 2018, gingen sie sogar etwas<br />

zurück. Der Stimmungsindikator IHS Markit PMI für die globale<br />

Industrie lag im Februar <strong>2019</strong> auf dem niedrigsten Stand seit Juni<br />

2016. Auch der ifo Index zum Weltwirtschaftsklima gab für das<br />

erste Quartal <strong>2019</strong> eine eingetrübte Stimmung, insbesondere<br />

für die entwickelten Volkswirtschaften, wieder. Angesichts der<br />

Indikatoren und der derzeitigen Ballung globaler Risiken gehen<br />

die internationalen Organisationen in ihren letzten Prognosen von<br />

einer weniger dynamischen, aber weiterhin aufwärtsgerichteten<br />

Entwicklung der globalen Wirtschaft aus.<br />

• Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />

Welt: Rohstahlerzeugung Januar <strong>2019</strong><br />

Land Erzeugung im Gesamterzeugung<br />

Januar Veränd. Jan.-Jan. Veränd.<br />

<strong>2019</strong> 19/18 <strong>2019</strong> 19/18<br />

1.000 t % 1.000 t %<br />

Österreich 685 + 4,1 685 + 4,1<br />

Belgien 570 S − 9,2 570 − 9,2<br />

Bulgarien 55 S + 0,2 55 + 0,2<br />

Kroatien 15 S + 178,8 15 + 178,8<br />

Tschechische Republik 440 + 1,2 440 + 1,2<br />

Finnland 315 S − 16,2 315 − 16,2<br />

Frankreich 1.238 − 9,7 1.238 − 9,7<br />

Deutschland 3.410 S − 7,2 3.410 − 7,2<br />

Griechenland 135 S + 6,3 135 + 6,3<br />

Ungarn 156 + 0,6 156 + 0,6<br />

Italien 1.959 − 3,6 1.959 − 3,6<br />

Luxemburg 170 S − 10,4 170 − 10,4<br />

Niederlande 617 + 5,1 617 + 5,1<br />

Polen 890 S − 2,1 890 − 2,1<br />

Slowenien 58 − 1,8 58 − 1,8<br />

Spanien 1.180 + 5,9 1.180 + 5,9<br />

Schweden 448 − 2,7 448 − 2,7<br />

Großbritannien 520 S − 11,2 520 − 11,2<br />

Andere EU-Länder (28) 940 S + 6,8 940 + 6,8<br />

Europäische Union (28) 13.802 − 3,5 13.802 − 3,5<br />

Bosnien-Herzegowina 80 S + 8,9 80 + 8,9<br />

Mazedonien 18 − 28,1 18 − 28,1<br />

Norwegen 60 + 11,4 60 + 11,4<br />

Serbien 176 − 0,7 176 − 0,7<br />

Türkei 2.565 − 19,5 2.565 − 19,5<br />

Anderes Europa 2.900 − 17,6 2.900 − 17,6<br />

Weißrussland 220 S + 2,3 220 + 2,3<br />

Kasachstan 360 S − 5,5 360 − 5,5<br />

Moldawien 40 S + 25,0 40 + 25,0<br />

Russland 5.790 S − 4,5 5.790 − 4,5<br />

Ukraine 1.850 − 4,9 1.850 − 4,9<br />

Usbekistan 60 S + 13,2 60 + 13,2<br />

G.U.S. 8.320 − 4,3 8.320 − 4,3<br />

Kanada 1.150 S + 0,9 1.150 + 0,9<br />

Kuba 20 S + 8,9 20 + 8,9<br />

El Salvador 10 S + 21,4 10 + 21,4<br />

Guatemala 25 S − 2,0 25 − 2,0<br />

Mexiko 1.660 S − 3,2 1.660 − 3,2<br />

Vereinigte Staaten 7.647 + 11,0 7.647 + 11,0<br />

Argentinien 371 + 7,9 371 + 7,9<br />

Brasilien 2.933 + 2,3 2.933 + 2,3<br />

Chile 90 S − 2,4 90 − 2,4<br />

Kolumbien 90 S + 2,3 90 + 2,3<br />

Ekuador 50 S + 2,3 50 + 2,3<br />

Paraguay 3 S + 44,2 3 + 44,2<br />

Peru 100 S + 0,4 100 + 0,4<br />

Land Erzeugung im Gesamterzeugung<br />

Januar Veränd. Jan.-Jan. Veränd.<br />

<strong>2019</strong> 19/18 <strong>2019</strong> 19/18<br />

1.000 t % 1.000 t %<br />

Uruguay 5 S − 19,7 5 − 19,7<br />

Venezuela 5 S − 54,5 5 − 54,5<br />

Ägypten 670 S + 0,6 670 + 0,6<br />

Libyen 29 − 39,5 29 − 39,5<br />

Südafrika 521 S − 9,6 521 − 9,6<br />

Iran 2.230 S − 2,6 2.230 − 2,6<br />

Katar 221 − 5,0 221 − 5,0<br />

Saudi-Arabien 470 S + 11,1 470 + 11,1<br />

Ver. Arab. Emirate 3<strong>04</strong> + 8,1 3<strong>04</strong> + 8,1<br />

China 75.013 S + 4,3 75.013 + 4,3<br />

Indien 9.180 − 1,9 9.180 − 1,9<br />

Japan 8.141 − 9,8 8.141 − 9,8<br />

Südkorea 6.211 − 1,5 6.211 − 1,5<br />

Pakistan 280 S − 34,9 280 − 34,9<br />

Taiwan 2.010 S + 10,4 2.010 + 10,4<br />

Thailand 300 S − 18,3 300 − 18,3<br />

Vietnam 1.420 + 35,2 1.420 + 35,2<br />

Australien 468 − 5,1 468 − 5,1<br />

Neuseeland 56 − 6,3 56 − 6,3<br />

Alle 64 Länder 146.705 + 1,0 146.705 + 1,0<br />

S: Schätzung; Nach: worldsteel, Brüssel<br />

Die Rohstahlproduktion in Deutschland ist schwach in das neue<br />

Jahr gestartet. Im Januar <strong>2019</strong> belief sich das Minus auf 6 %<br />

gegenüber dem Vorjahresmonat. Ursächlich war vor allem der<br />

deutliche Rückgang der Elektrostahlerzeugung.<br />

Deutschland: Stahlproduktion Januar <strong>2019</strong><br />

Erzeugung im Gesamterzeugung<br />

Januar Veränd. Jan.-Jan. Veränd.<br />

<strong>2019</strong> 19/18 <strong>2019</strong> 19/18<br />

1.000 t % 1.000 t %<br />

Rohstahl gesamt 3.455 - 6,0 3.455 - 6,0<br />

Oxygenstahl 2.549 - 3,0 2.549 - 3,0<br />

Elektrostahl 906 - 13,6 906 - 13,6<br />

Roheisen 2.335 - 3,1 2.335 - 3,1<br />

Warmgewalzte Stahlerzeugn. 2.886 - 7,6 2.886 - 7,6<br />

Nach: Wirtschaftsvereinigung Stahl, Düsseldorf<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


72 | <strong>STAHL</strong>HANDEL<br />

Stahlhandel wird digital<br />

Klöckner & Co steigert Anteil des<br />

digitalen Umsatzes auf 25 Prozent<br />

Im Geschäftsjahr 2018 konnte die Klöckner & Co SE ihr operatives Ergebnis (Ebitda) bei einem erwirtschafteten<br />

Umsatz von 6,8 Mrd. € auf 227 Mio. € (2017: 220 Mio. €) steigern. Das Konzernergebnis lag mit 69 Mio. € zwar<br />

unterhalb des Vorjahreswertes von 102 Mio. €, dennoch wollen die Duisburger für das Geschäftsjahr 2018 ihren<br />

Aktionären wie im Vorjahr eine Dividende von 30 Cent je Aktie zahlen.<br />

Gisbert Rühl, Vorsitzender des<br />

Vorstands der Klöckner & Co SE<br />

(Foto: Klöckner & Co)<br />

B<br />

ei der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf<br />

erklärte Klöckner-Chef Gisbert<br />

Rühl, dass man sich mit dem Ergebnis<br />

noch nicht zufriedengebe. Im Rahmen<br />

der Unternehmensstrategie „Klöckner &<br />

Co 2022“ wolle man durchaus mehr erreichen.<br />

Dabei nannte er die Digitalisierung<br />

der Liefer- und Leistungskette, bei der sein<br />

Unternehmen erneut klare Fortschritte gemacht<br />

habe. „Die von unserem eigenen<br />

Competence Center kloeckner.i entwickelten<br />

Onlineshops sind mittlerweile in<br />

sechs Ländern live geschaltet und wurden<br />

im vergangenen Jahr zu Onlinemarktplätzen<br />

weiterentwickelt. Das bedeutet, dass wir<br />

auf diesem Wege nicht mehr nur unsere<br />

eigenen Produkte verkaufen, sondern auch<br />

komplementäre Produkte von derzeit bereits<br />

rd. 30 Drittanbietern. Damit können<br />

Klöckner-Kunden auf ein deutlich breiteres<br />

Spektrum an Stahl- und Metallprodukten zugreifen,<br />

ohne dass wir in die Verbreiterung<br />

unseres Angebots investieren müssen.“<br />

Der über digitale Kanäle erzielte Umsatzanteil<br />

konnte in immer schneller werdendem<br />

Tempo auf 25 % im vierten Quartal<br />

2018 (Q4 2017: 17 %) gesteigert werden.<br />

Auf Anfrage erklärte Gisbert Rühl dazu, dass<br />

man sich im laufenden Jahr eine weitere<br />

Steigerung des digitalen Umsatzes auf<br />

32 % zum Ziel gesetzt habe. kloeckner.i<br />

in Berlin verfügt mittlerweile über rd. 90<br />

Beschäftigte. In dem Unternehmen treibt<br />

man inzwischen nicht nur die Digitalisierung<br />

des Klöckner & Co-Konzerns weiter voran,<br />

sondern berät seit Jahresbeginn <strong>2019</strong> auch<br />

ausgewählte externe Unternehmen.<br />

XOM Materials öffnet sich<br />

auch für Wettbewerber<br />

„Bei unserer Industrieplattform XOM Materials<br />

sind wir noch einen Schritt weiter<br />

gegangen: Im Gegensatz zu den Klöckner-Marktplätzen<br />

steht diese Plattform<br />

auch unseren direkten Wettbewerbern<br />

offen. Das ist zweifellos ein ungewöhnlicher<br />

Schritt und Sie werden sich fragen,<br />

warum wir das machen. Warum bietet<br />

Klöckner & Co zusätzlich zu seinen Klöckner-Marktplätzen<br />

eine Plattform an, die<br />

unsere Wettbewerber nutzen können?<br />

Nun, wir machen das, weil wir konsequent<br />

auch wie unsere Kunden denken. Wenn<br />

diese bestimmte Produkte oder spezielle<br />

Anarbeitungsservices von Klöckner kaufen<br />

möchten, sind sie mit unserem digitalen<br />

Klöckner-Marktplatz bestens bedient. Was<br />

aber, wenn unsere Kunden bei Standardprodukten<br />

Preise vergleichen möchten? In<br />

dem Fall werden sie bei XOM Materials<br />

besser bedient als anderswo, da sie hier<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>STAHL</strong>HANDEL | 73<br />

Kommissionieren von Stabstahl (Foto: Klöckner & Co)<br />

über einen digitalen Zugang Angebote von<br />

beliebig vielen Distributoren erhalten. Besser<br />

und effizienter geht es nicht.“<br />

Laut Rühl war man bei Klöckner & Co von<br />

Anfang an davon überzeugt, dass beides,<br />

die Klöckner-Marktplätze und XOM Materials,<br />

einen hohen Kundennutzen bietet. Einerseits<br />

werde mit der Implementierung<br />

von XOM Materials im Februar 2018 die<br />

Digitalisierung vorangetrieben und außerdem<br />

erschließe man sich mit diesem Schritt<br />

neue Geschäftsfelder. Zum Ende letzten<br />

Jahres habe Klöckner & Co bereits Transaktionen<br />

von mehr als 5 Mio. € über XOM<br />

Materials getätigt.<br />

Da das Interesse an XOM Materials<br />

sehr groß ist, hat sich Klöckner & Co<br />

entschlossen, ein Viertel der Anteile an<br />

Investoren abzugeben. Laut Rühl steht die<br />

erste Finanzierungsrunde kurz vor dem<br />

Abschluss. Die Duisburger erhoffen sich<br />

damit, die Kosten für die Digitalisierung<br />

decken zu können. In den nächsten zwei<br />

Jahren würde Klöckner & Co auch die<br />

Mehrheit an der Plattform abgeben. Auf<br />

lange Sicht sei für XOM auch ein Börsengang<br />

denkbar. Es sei nicht abwegig,<br />

Prognose für das Geschäftsjahr <strong>2019</strong><br />

Klöckner & Co erwartet im Jahr <strong>2019</strong> für die wesentlichen Absatzmärkte<br />

in Europa und den USA ein überwiegend leichtes Wachstum der realen<br />

Stahlnachfrage und einen entsprechenden Anstieg des Konzernabsatzes.<br />

Für den Umsatz wird – insbesondere vor dem Hintergrund der getätigten<br />

Erweiterungsinvestitionen und eines im Vergleich zum Vorjahr insgesamt<br />

höher erwarteten Stahlpreisniveaus – hingegen ein deutliches Wachstum<br />

prognostiziert. Beim operativen Ergebnis (Ebitda) rechnet Klöckner &<br />

Co unter Berücksichtigung des neuen Standards IFRS 16 (Leasing) mit<br />

einem leichten Anstieg – trotz im Gegensatz zum Vorjahr voraussichtlich<br />

ausbleibender positiver Preiseffekte in den USA.<br />

dass XOM Materials eines Tages höher<br />

bewertet werde als Klöckner.<br />

Aufgrund der umfassenden Erfahrungen<br />

mit digitalen Transformationen bietet<br />

kloeckner.i ab <strong>2019</strong> auch Beratungsdienstleistungen<br />

für externe Unternehmen an<br />

(<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> berichtete in der<br />

März-Ausgabe, 1/<strong>2019</strong>, S. 77). Auch dies<br />

ist für ein traditionelles Unternehmen sicherlich<br />

nicht alltäglich. „Ungewöhnliche<br />

Schritte sind notwendig, um Klöckner &<br />

Co und unseren Aktienkurs weniger<br />

abhängig von konjunkturellen Entwicklungen<br />

zu machen“, erklärte Rühl zum<br />

Abschluss.<br />

• Klöckner & Co<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


74 | <strong>STAHL</strong>HANDEL<br />

Neue Studie des Fraunhofer IPA<br />

Digitalisierung im Stahl- und Metallhandel<br />

– Stand, Bedarfe und Anwendungen<br />

Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart stellt in einer Studie den<br />

aktuellen Stand und künftige Bedarfe sowie Ansätze zur Digitalisierung und Industrie-4.0-Anwendungen im<br />

Metall- und Stahlhandel zusammen.<br />

K<br />

erngeschäft des Metall- und Stahlhandels<br />

ist neben dem Handel auch der Zuschnitt<br />

und die Anarbeitung von Halbzeugen. Bei<br />

Letzterem finden weitere einfache Fertigungsschritte<br />

wie beispielsweise Bohren, Anfasen<br />

oder Planfräsen statt. Der moderne Stahl- und<br />

Metallhandel wird damit immer mehr aktiver<br />

Teil der Wertschöpfungskette, wobei er sich mit<br />

steigenden Anforderungen auseinandersetzen<br />

muss. Industrie-4.0-Anwendungen und digitale<br />

Produkte können dabei unterstützen.<br />

Die befragten Unternehmen konzentrieren<br />

sich bei der Integration dieser Anwendungen<br />

auf bestimmte Anforderungen: Datenauswertung,<br />

Transparenz und Echtzeitfähigkeit von<br />

Systemen sind besonders wichtig, während<br />

Flexibilität in den Produktionsstrukturen, Vernetzung<br />

von Produktionsmitteln und Dezentralisierung<br />

von Informationsspeicherung eher<br />

in den Hintergrund rücken.<br />

Die größte Herausforderung bei der Umsetzung<br />

von Industrie-4.0-Systemen in der<br />

Anarbeitung liegt aus Sicht der Befragten in<br />

der Einbindung von Bestandsmaschinen und<br />

in der Schnittstellenproblematik. Umsetzungsbeispiele<br />

bestehender Produkte von Industrie-<br />

4.0-Anwendungen zeigen große Potenziale,<br />

sind jedoch oft noch nicht in gewünschter Reife<br />

am Markt oder werden nur wenig genutzt. Die<br />

Erfassung von Daten findet bisher größtenteils<br />

schriftlich oder lokal in der Maschinensteuerung<br />

statt. Eine Nutzung von außen ist oft nicht<br />

möglich. Nach eigener Definition gaben 80 %<br />

aller Teilnehmer an, keine Erfahrungen mit<br />

Industrie- 4.0-Anwendungen zu haben. Allerdings<br />

möchten 60 % der Befragten zukünftig<br />

digitale Applikationen nutzen und sind auch zu<br />

Investitionen bereit. Der Automatisierungsgrad<br />

in der Produktion des Stahl- und Metallhandels<br />

zeigt ebenfalls ein hohes Potenzial. 95 % der<br />

Studienteilnehmer gaben einen Grad von unter<br />

50 % an. Alle Unternehmenshierarchien akzeptieren<br />

digitalisierte Produkte im Unternehmen,<br />

die Führungsebene steht dem Thema Industrie<br />

4.0 jedoch offener gegenüber als die Werker an<br />

den Maschinen. Die Akzeptanz ist außerdem<br />

abhängig vom Alter der Mitarbeiter.<br />

Die Studie steht unter www.ipa.fraunhofer.<br />

de/metallhandel_studie zum Download bereit.<br />

• Fraunhofer IPA<br />

Die vorliegende Studie basiert auf der<br />

Befragung von 66 Unternehmen und<br />

neun Interviews mit Branchenexperten<br />

(Foto: Fraunhofer IPA)<br />

Vallourec lanciert neue Online-Verkaufsplattform für den Öl- und Gasmarkt<br />

Mit der neuen E-Commerce-Plattform<br />

„Smartengo“ bietet Vallourec ab sofort<br />

den Onlineverkauf von Röhrenlösungen an.<br />

„Die Smartengo-Plattform ist der erste<br />

Schritt auf der digitalen Reise, die wir gerade<br />

mit Vallourec.smart, unseren intelligenten<br />

Diensten, gestartet haben. Sie wird<br />

Wertschöpfung für unsere Kunden schaffen.<br />

Diese sind jetzt in der Lage, Röhrenlösungen<br />

mit wenigen Klicks einfach und<br />

zuverlässig online zu bestellen, während<br />

sie gleichzeitig von Vallourecs Know-how<br />

und Qualität profitieren“, erklärt Yvan Rivaux,<br />

Director of Global Services und Digitals.<br />

Die Smartengo-Plattform ermöglicht<br />

den Kauf von rd. 15 verschiedenen nahtlosen<br />

OCTG-Röhren (Oil Country Tubular<br />

Goods). Dieses gezielte Angebot ist schnell<br />

verfügbar und gibt den Betreibern mehr Flexibilität.<br />

So können sie beispielsweise ihre<br />

Projekte für die Öl- und Gasbohrungen in<br />

Europa und Afrika schnell ausrüsten.<br />

Vallourec-Kunden und ihre Vertreter können<br />

auf smartengo.vallourec.com gehen<br />

und sofort nachsehen, ob und wie bald<br />

die von ihnen gesuchten Röhren verfügbar<br />

sind. Kunden können online Einkäufe<br />

tätigen oder sich von ihrem bekannten<br />

Vertriebsmitarbeiter beraten lassen. Die<br />

Informationen werden in Echtzeit aktualisiert.<br />

Das Angebot wird sodann automatisch<br />

an das Back-Office gesendet und<br />

die Zahlung wird wie gewohnt ausgeführt.<br />

Dieses Vorgehen bietet ein transparentes<br />

Onlineverfahren und spart durch seine Benutzerfreundlichkeit<br />

Zeit.<br />

Die Smartengo-Plattform wird das<br />

Produkt- und Dienstleistungsangebot in<br />

Zukunft schrittweise auf alle Geschäftsbereiche<br />

von Vallourec und alle Regionen der<br />

Welt ausdehnen.<br />

• Vallourec<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


<strong>STAHL</strong>HANDEL | 75<br />

BMVI-Innovationsprogramm Logistik 2030<br />

Verbändeinitiative begrüßt Aufnahme des<br />

Themas Logistikengpässe und Fahrermangel<br />

Neue Mitglieder schließen sich der Verbändeinitiative an. Verkehrsminister Andreas Scheuer und Staatssekretär<br />

Steffen Bilger betonen dringenden Handlungsbedarf und sichern Unterstützung zu.<br />

D<br />

rohende Versorgungsengpässe aufgrund<br />

des Fahrermangels im Logistiksektor<br />

rücken immer mehr ins<br />

Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit.<br />

Nachdem im Dezember eine breite Verbändeinitiative<br />

aus Transport, Logistik, Industrie und<br />

Handel einen Fünf-Punkte-Plan gegen Logistikengpässe<br />

und Fahrermangel an Bundesverkehrsminister<br />

Andreas Scheuer übergeben<br />

hatte, sagte dieser nun auf der Nationalen<br />

Konferenz Güterverkehr und Logistik offiziell<br />

die Schirmherrschaft für eine Imagekampagne<br />

zu. Der Parlamentarische Staatssekretär und<br />

Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr<br />

und Logistik, Steffen Bilger, lobte die<br />

Verbändeinitiative anschließend ausdrücklich.<br />

Die im Fünf-Punkte-Plan enthaltenen Ansätze<br />

sollen daher Eingang in das Innovationsprogramm<br />

Logistik 2030 finden.<br />

Die Verbändeinitiative begrüßt diesen<br />

Schritt der Politik außerordentlich. Sie wird inzwischen<br />

von weiteren Akteuren unterstützt,<br />

die der Initiative beigetreten sind, um gemeinsam<br />

auf die enorme Bedeutung des Themas<br />

für die gesamte Gesellschaft hinzuweisen.<br />

Weitere Schritte müssen jetzt rasch<br />

folgen. Der Bundesverband Güterkraftverkehr<br />

Logistik und Entsorgung (BGL) e.V.<br />

unterstützt hierzu vor allem den Wunsch<br />

der Verbändeinitiative zur Gründung einer<br />

interministeriellen Arbeitsgruppe.<br />

Teilnehmer der Verbändeinitiative:<br />

• Bundesverband Baustoffe - Steine und Erden (bbs) e.V.<br />

• Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) e.V.<br />

• Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) e.V.<br />

• Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) e.V.<br />

• Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V.<br />

• Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ) e.V.<br />

• Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK) e.V.<br />

• Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) e.V.<br />

• Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) e.V.<br />

• Handelsverband Deutschland (HDE) e.V.<br />

• Pro Mobilität - Initiative für Verkehrsinfrastruktur e.V.<br />

• Verband Deutscher Papierfabriken (VDP) e.V.<br />

• Verband der Chemischen Industrie (VCI) e.V.<br />

• WirtschaftsVereinigung Metalle (WVMetalle) e.V.<br />

Neue Mitglieder:<br />

• Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling und Entsorgungsunternehmen<br />

e.V. (BDSV)<br />

• Bundesverband Deutscher Postdienstleister e.V. (BvDP)<br />

• Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />

• Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (BVSE)<br />

• BGL<br />

Nucor-Yamato Steel modernisiert Profilstraße Nr. 2<br />

Nucor-Yamato Steel Company (NYS) hat<br />

die SMS group damit beauftragt, ihre<br />

Schwerprofilstraße in Blytheville, Arkansas,<br />

zu modernisieren und neue Walztechnik<br />

zu installieren. NYS betreibt insgesamt<br />

zwei Walzstraßen, Mill 1 und Mill 2, die<br />

über eine jährliche Gesamtkapazität von<br />

2,4 Mio. t Fertigprodukte verfügt. Der nun<br />

an SMS group erteilte Auftrag betrifft Mill<br />

2, auf der Breitflansch- und Doppel-T-Träger<br />

produziert werden. Schwerpunkt der<br />

Modernisierung ist der Ersatz der bestehenden<br />

UR-E und UF-Gerüste durch eine<br />

moderne Tandem-Reversierstraße des<br />

Typs CCS 1500. Durch die Modernisierung<br />

erhält Nucor-Yamato zusätzliche Produktionsmöglichkeiten,<br />

unter anderem für die<br />

Verarbeitung neuer hochfester Stahlsorten.<br />

Die SMS group wird die mechanische<br />

Ausrüstung und die Steuerungsautomatik<br />

für die Walzstraße liefern. Die Inbetriebnahme<br />

der neuen Tandem-Reversierstraße<br />

ist für die zweite Jahreshälfte 2020<br />

geplant.<br />

Kurznachricht<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


76 | KARRIERE<br />

Projekte in Unternehmen zielorientiert aufsetzen und durchführen<br />

Mit Projektcoaching die<br />

Projektmanagement-Kompetenz erhöhen<br />

Unternehmen starten oft Projekte, die neue Herausforderungen an die Projektteams stellen – zum Beispiel<br />

aufgrund ihrer technischen Implikationen. Außerdem müssen sie häufig noch recht unerfahrene Projektleiter<br />

und -teams an komplexe Projektaufgaben heranführen. Dann ist ein Projektcoaching nützlich.<br />

I<br />

n den Unternehmen werden immer mehr<br />

Aufgabenstellungen in Projekten gelöst,<br />

um schnell und flexibel zum Beispiel auf<br />

Marktveränderungen reagieren zu können.<br />

Deshalb wird die Fähigkeit, Projekte zielorientiert<br />

aufsetzen, durchführen und<br />

evaluieren zu können, ein entscheidender<br />

Erfolgsfaktor für sie.<br />

Die Praxis zeigt jedoch: In vielen Unternehmen<br />

divergieren schon die Vorstellungen<br />

darüber, was überhaupt ein Projekt ist.<br />

So wird in manchen Betrieben zum Beispiel<br />

jede Sonderaufgabe, die mehrere Mitarbeiter<br />

gemeinsam erfüllen, bereits als Projekt<br />

bezeichnet – unabhängig von ihrer Komplexität<br />

und Relevanz für den Erfolg des<br />

Unternehmens.<br />

Ein weiterer Schwachpunkt ist: In vielen<br />

Unternehmen fehlen geeignete Projektmanagement-Strukturen.<br />

Das heißt, es sind<br />

weder die notwendigen Rollen definiert noch<br />

existieren die erforderlichen Gremien für<br />

ein funktionierendes Projektmanagement.<br />

Zudem gibt es kein Projektmanagement-<br />

Handbuch, in dem die Regelungen stehen,<br />

die im Unternehmen für das Planen und<br />

Durchführen von Projekten gelten.<br />

Die Projektleiter sind oft<br />

„Projekt-Unternehmer“<br />

Häufig sind auch die Projektleiter nicht<br />

ausreichend qualifiziert. Denn viele Unternehmen<br />

unterschätzen, wie hoch die<br />

fachlichen, persönlichen und kommunikativen<br />

Anforderungen an Projektleiter bei<br />

bereichs-, standort- oder gar unternehmensübergreifenden<br />

strategischen Projekten<br />

sind. Bei diesen Projekten sind die<br />

Projektleiter faktisch meist „Projekt-Unternehmer“<br />

– so groß ist ihre Verantwortung,<br />

da auf ihren Schreibtischen fast alle Fäden<br />

Der Autor Hans-Peter Machwürth stellt fest: Wie erfolgreich ein Projektcoaching verläuft,<br />

hängt stark davon ab, ob der Coach die richtige Balance zwischen Fachberatung und Prozessbegleitung<br />

findet (Foto: Die Profilberater)<br />

zusammenlaufen, und so komplex sind oft<br />

die Entscheidungen, die sie treffen oder<br />

herbeiführen müssen.<br />

Deshalb empfiehlt es sich bei vielen Projekten<br />

– speziell solchen, bei denen das<br />

Unternehmen Neuland betritt – den Projektleiter<br />

und das Projektteam durch ein<br />

Projektcoaching zu unterstützen, insbesondere<br />

wenn diese noch wenig Erfahrung mit<br />

komplexen strategischen Projekten haben,<br />

in die in der Regel auch viele Annahmen<br />

über die Zukunft einfließen.<br />

Die Projektleiter und<br />

Projektteams unterstützen<br />

Ein solches Projektcoaching muss zweierlei<br />

leisten:<br />

• Das Klientensystem fachlich beraten.<br />

Das heißt: Der Projektcoach muss den<br />

Projektbeteiligten das erforderliche<br />

Know-how zum Beispiel in Sachen agiles<br />

Projektmanagement, Komplexitätsmanagement<br />

und Changemanagement<br />

zur Verfügung stellen bzw. vermitteln.<br />

• Das Klientensystem bei der Projektarbeit<br />

begleiten und beim Entwickeln von<br />

(neuen) Lösungsansätzen unterstützen.<br />

Das heißt: Der Projektcoach muss den<br />

Projektbeteiligten als Feedback- und Impulsgeber<br />

zur Seite stehen und ihnen<br />

durch seine Interventionen zum Beispiel<br />

neue Sichtweisen eröffnen und Handlungsperspektiven<br />

aufzeigen – auch damit<br />

sie mit den begrenzten Ressourcen,<br />

seien diese personeller, finanzieller oder<br />

zeitlicher Art, effektiv umgehen.<br />

Darüber hinaus dient das Projektcoaching<br />

dazu, bei den Projektbeteiligten die nötigen<br />

Kompetenzen und im Unternehmen<br />

die erforderlichen Strukturen aufzubauen,<br />

um künftig ähnlich komplexe Projekte ohne<br />

externe Unterstützung initiieren und kontrolliert<br />

abwickeln zu können, denn in den<br />

meisten Unternehmen gilt: Erfahrene und<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


KARRIERE | 77<br />

mit allen Wassern gewaschene Projektleiter<br />

und -manager sowie eingespielte Projektteams,<br />

bei denen auch das „Performing“<br />

stimmt, sind rar. Diese werden jedoch in<br />

der von rascher Veränderung und sinkender<br />

Planbarkeit geprägten VUKA-Welt (Volatilität,<br />

Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität)<br />

dringend benötigt.<br />

Die Interaktionen bedenken und<br />

berücksichtigen<br />

Beim Projektcoaching werden Unternehmen<br />

als soziale, interagierende Systeme<br />

betrachtet. Das Projektumfeld und die<br />

Interaktionen im System Unternehmen<br />

werden also in die Überlegungen einbezogen.<br />

Entsprechend erfolgt die Auswahl der<br />

Interventionen. Das heißt, beim Planen des<br />

Vorgehens wird u.a. berücksichtigt:<br />

• Welche Ziele möchte das Unternehmen<br />

mit dem Projekt erreichen?<br />

• Welche Vorerfahrung hat neben den<br />

Projektbeteiligten die Organisation mit<br />

solchen Projekten?<br />

• Welche weiteren Projekte und Veränderungsprozesse<br />

laufen im Unternehmen?<br />

Und:<br />

• Mit welchen Reaktionen seitens der<br />

Betroffenen ist im Projektverlauf zu<br />

rechnen?<br />

Dabei lässt der Projektcoach die Projektbeteiligten<br />

bewusst an seinem Fachwissen<br />

teilhaben – denn es geht auch darum,<br />

diese in Sachen Projektmanagement und<br />

oft auch Prozess- und Changemanagement<br />

zu schulen. Dabei trägt der Projektcoach<br />

jedoch stets nur die Verantwortung für den<br />

Beratungs- und Begleitprozess – nie für die<br />

inhaltlichen Ergebnisse der Projektarbeit.<br />

Hierfür zeichnen die Projektbeteiligten in<br />

ihren verschiedenen Rollen und Funktionen<br />

verantwortlich. Denn nur durch das gemeinsame<br />

Entwickeln von Lösungsansätzen<br />

entsteht bei ihnen das Commitment, das<br />

langfristig den Erfolg garantiert.<br />

Das Projekt: ein Subsystem im<br />

Unternehmen<br />

Das Projekt als soziales System: die vier Säulen und Beispiele für relevante Maßnahmen<br />

Auch das Projekt selbst wird beim systemischen<br />

(Projekt-)Coaching als ein soziales<br />

(Sub-)System verstanden mit folgenden vier<br />

Grundpfeilern: Projektziele, Projektkultur,<br />

benötigte Skills und (Projekt-)Struktur. Zu<br />

welchen Interventionsmethoden beim Projektcoaching<br />

gegriffen wird, hängt davon ab,<br />

in welchen der vier genannten Bereichen<br />

ein Entwicklungsbedarf besteht. So können<br />

zum Beispiel (Projektmanagement-)<br />

Trainingssequenzen beim Coachen eine<br />

wichtige Rolle spielen, wenn Wissensdefizite<br />

bestehen. In anderen Projekten kann der<br />

Fokus auf Organisationsentwicklungs- oder<br />

Changemanagement-Maßnahmen liegen,<br />

wenn Defizite auf der Struktur- oder Kulturebene<br />

bestehen. Und in wieder anderen<br />

kann der Schwerpunkt auf der Einstellungsund<br />

Verhaltensebene liegen – zum Beispiel,<br />

wenn auch die Mitglieder des Projektteams<br />

einen mentalen Turnaround vollziehen müssen,<br />

um Erfolg zu haben.<br />

Der Projektcoaching-Prozess<br />

Ein Projektcoaching startet stets mit einer<br />

Analyse der Istsituation. Das heißt, mit den<br />

relevanten Beteiligten (zum Beispiel Projektleiter,<br />

Programmmanager, Personalentwickler,<br />

Abteilungsleiter, erfahrene Projektteammitglieder)<br />

wird eine Bestandsaufnahme<br />

durchgeführt und eine SWOT-Analyse<br />

(Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen),<br />

Opportunities (Chancen) und Threats<br />

(Risiken)) erstellt. Dies kann durch Telefoninterviews<br />

geschehen, wenn der Zeitaufwand<br />

für die Beteiligten gering sein soll. In<br />

der Regel wird jedoch ein mehrstündiger<br />

Workshop durchgeführt. Dies hat den Vorteil,<br />

dass das Gemeinsamkeitsgefühl und<br />

Commitment bereits in einer frühen Phase<br />

gestärkt wird.<br />

Im nächsten Schritt werden die Ziele<br />

des Projektcoachings definiert. Das<br />

geschieht mittels einer strukturierten<br />

Befragung der Key-Stakeholder, wie sie<br />

den Ideal- oder Wunschzustand beschreiben<br />

würden. Über einen Vergleich der<br />

Ergebnisse mit dem Istzustand werden<br />

die Schwachstellen ermittelt, für die anschließend<br />

ein Interventionsdesign definiert<br />

wird. Das Definieren der Ziele und<br />

Maßnahmen sollte im persönlichen Gespräch<br />

erfolgen, um Klarheit zu schaffen<br />

und unterschiedliche Erwartungshaltungen<br />

zu vermeiden. Auf Basis der definierten<br />

Maßnahmen erfolgt dann eine erste zeitliche<br />

Abschätzung des Aufwands. Außerdem<br />

werden Qualitätskriterien festgelegt<br />

und wird der Kostenrahmen bestimmt. Ein<br />

Projektcoaching-Prozess kann abhängig<br />

vom Charakter des Projekts und vom Reifegrad<br />

des Projektteams zwischen einem<br />

Monat und einem Jahr dauern – vereinzelt<br />

bei hochkomplexen Projekten sogar Jahre.<br />

Flexibel auf akuten Bedarf<br />

reagieren<br />

Nach Vertragsabschluss werden die vereinbarten<br />

Maßnahmen umgesetzt. Der<br />

Projektcoach ist nun in regelmäßigen<br />

Abständen vor Ort beim Kunden, um<br />

Coaching gespräche zu führen, Sitzungen<br />

zu moderieren, Schulungen durchzuführen,<br />

Dokumentationsstrukturen anzulegen,<br />

Tools einzuführen, den Projektstatus<br />

zu erheben und vieles mehr – abhängig<br />

davon, was die Situation beim Kunden<br />

erfordert.<br />

Während der Durchführungsphase finden<br />

regelmäßig Review-Meetings mit den<br />

Auftraggebern des Projektcoachings statt.<br />

In ihnen wird überprüft, ob die Zwischenziele<br />

erreicht wurden und die Qualitätskriterien<br />

erfüllt sind. Gegebenenfalls werden<br />

Kurskorrekturen vorgenommen. Diese Review-Meetings<br />

werden von Anfang an in<br />

den Coachingprozess eingeplant.<br />

Sind die Maßnahmen abgeschlossen,<br />

folgt die Evaluierungs- und Transferphase.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


78 | KARRIERE<br />

Fazit<br />

Projektcoaching bei einem Technologieunternehmen – Anlass: Initiieren eines Projekts zur<br />

Entwicklung und Einführung eines neuen Produkts<br />

Für den Transfer werden Vereinbarungen zur<br />

eigenständigen Umsetzung und weiteren<br />

Entwicklung getroffen. Danach ist es die<br />

Aufgabe der Kundenorganisation, also des<br />

Unternehmens, das Umsetzen der Vereinbarungen<br />

zu monitoren.<br />

Aus der Erfahrung für die<br />

Zukunft lernen<br />

Bei der Evaluation werden auch die Geschehnisse<br />

der letzten Wochen oder Monate<br />

reflektiert:<br />

• „Was lief gut, was weniger gut?“<br />

• „Was sollten/werden wir beim nächsten<br />

Projekt anders machen?“<br />

• „Wo besteht noch Entwicklungsbedarf<br />

auf der personalen und organisationalen<br />

Ebene?<br />

Wechselseitiges Feedback rundet<br />

das Projektcoaching ab. Nicht nur der<br />

Coachee, also zum Beispiel der Projektleiter,<br />

erhält ein Feedback, sondern<br />

auch der Projektcoach vom Coachee<br />

und seinem Auftraggeber, sodass sowohl<br />

im System Unternehmen als auch<br />

im Coaching system ein Lernen für die<br />

Zukunft erfolgen kann.<br />

Durch ein systemisches Projektcoaching<br />

können auch in Unternehmen mit wenig<br />

Projekterfahrung komplexe Projekte auf die<br />

Erfolgsspur geführt werden. Zudem können<br />

die Kompetenzen sowie die personellen<br />

Ressourcen im Bereich Projektmanagement<br />

in Unternehmen gezielt ausgebaut<br />

werden. Das ist im digitalen Zeitalter, in<br />

dem die Kernleistungen vieler Unternehmen<br />

in bereichs- und funktionsübergreifender<br />

Team- und Projektarbeit erbracht<br />

werden, extrem wichtig.<br />

Wie erfolgreich ein Projektcoaching verläuft,<br />

hängt stark davon ab, ob der Coach<br />

die richtige Balance zwischen Fachberatung<br />

und Prozessbegleitung findet. Er muss sich<br />

bei seiner Arbeit stets einen neutralen Blick<br />

bewahren und darf sich nicht in inhaltliche<br />

Projektfragen verwickeln lassen. Durch<br />

Wertschätzung aller Projektbeteiligten<br />

muss es ihm gelingen, festgefahrene und<br />

nicht zukunftsfähige Muster in der Zusammenarbeit<br />

der Beteiligten zu erkennen und<br />

sie zu neuen Sicht-, Verhaltens- und Vorgehensweisen<br />

zu ermutigen.<br />

• Hans-Peter Machwürth,<br />

Geschäftsführer des international<br />

agierenden Trainings- und<br />

Beratungsunternehmens Machwürth<br />

Team International (MTI Consultancy),<br />

Visselhövede<br />

Studie zu Frauen in Führungspositionen<br />

Der Anteil von Frauen in den Aufsichtsräten<br />

börsennotierter Unternehmen ist<br />

gestiegen. Das ist der Geschlechterquote<br />

zu verdanken. Um breiter zu wirken,<br />

müsste sie allerdings für viel mehr Unternehmen<br />

gelten als die lediglich 107, die<br />

derzeit unter das Gesetz fallen, so eine<br />

Studie des Instituts für Mitbestimmung<br />

und Unternehmensführung (I.M.U.) der<br />

Hans-Böckler-Stiftung.<br />

Die Frauenquote für Aufsichtsräte greift.<br />

Doch sie sorgt nicht unmittelbar für einen<br />

nachhaltigen Schub in Richtung Gleichstellung<br />

bei Führungspositionen. „Die Mehrzahl<br />

der Unternehmen, die die Quote bereits<br />

erfüllen müssen, stellt nur so viele weibliche<br />

Aufsichtsratsmitglieder, wie unbedingt<br />

erforderlich“, erklärt Studienautorin Marion<br />

Weckes vom I.M.U. Eine Wirkung auf den<br />

Frauenanteil in den Vorständen sei zwar<br />

vorhanden, eine darüber hinaus gehende<br />

Strahlkraft entfalte das Gesetz aber nicht.<br />

Insgesamt lag der Frauenanteil in den<br />

Aufsichtsräten der 160 Unternehmen aus<br />

den Börsenindizes Dax, MDax und SDax im<br />

Jahr 2018 bei 30,4 % – und damit höher als<br />

im Jahr zuvor (28 %). 2005 waren es lediglich<br />

10,2 %. Einen Beitrag dazu hat die sogenannte<br />

Geschlechterquote geleistet, die seit 2016<br />

gilt: Seitdem müssen 30 % der Aufsichtsratsmandate<br />

von Frauen übernommen werden,<br />

allerdings nicht in allen Kapitalgesellschaften,<br />

sondern nur in jenen, die börsennotiert<br />

und zugleich paritätisch mitbestimmt sind.<br />

Das betrifft aktuell 107 Unternehmen. Von<br />

diesen 107 Firmen bleiben 22 noch unter<br />

der 30%-Quote. Bei einem Teil von ihnen<br />

haben noch keine Neu- oder Nachwahlen<br />

des Kontrollgremiums stattgefunden, sie<br />

müssen also demnächst nachziehen. 85<br />

Unternehmen weisen einen Frauenanteil<br />

entsprechend der Mindestquote auf. Aber<br />

gerade einmal 38 der 107 Unternehmen<br />

haben einen höheren Frauenanteil, als gesetzlich<br />

erforderlich.<br />

Die Studie ist im Mitbestimmungsreport<br />

Nr. 48 vom März <strong>2019</strong> zu finden: www.<br />

boeckler.de/pdf/p_mbf_report_<strong>2019</strong>_48.pdf<br />

• Hans-Böckler-Stiftung<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


PANORAMA | 79<br />

Der Säge- und Lagertechnikhersteller Kasto aus Achern bietet mit dem StudiumPLUS ab<br />

sofort ein neues kombiniertes Studien- und Ausbildungsmodell an (Foto: Kasto Maschinenbau)<br />

Vorteile von akademischer und betrieblicher Ausbildung verbinden<br />

Kasto geht neue Wege in Ausbildung und<br />

Studium<br />

Der Säge- und Lagertechnik-Spezialist Kasto Maschinenbau GmbH & Co. KG geht neue Wege in der<br />

Nachwuchsförderung: Gemeinsam mit der Hochschule Offenburg und der Industrie- und Handelskammer (IHK)<br />

Südlicher Oberrhein bietet das Unternehmen aus Achern ab sofort das sogenannte StudiumPLUS an. Innerhalb<br />

von nur 4,5 Jahren können junge Menschen damit sowohl eine anerkannte Berufsausbildung als auch einen<br />

Bachelor-Studiengang absolvieren – ideale Voraussetzungen für einen gelungenen Start ins Arbeitsleben.<br />

I<br />

mmer mehr Schüler entscheiden sich für<br />

Abitur und Studium anstelle einer klassischen<br />

Berufsausbildung. Gleichzeitig<br />

sind Unternehmen händeringend auf der<br />

Suche nach qualifizierten Fachkräften. Die<br />

Hochschule Offenburg hat deshalb mit<br />

dem StudiumPLUS ein Modell entwickelt,<br />

das die Vorteile von akademischer und<br />

betrieblicher Ausbildung verbindet. In der<br />

4,5-jährigen Lehr- und Studienzeit erlangen<br />

Absolventen sowohl einen Facharbeiterbrief<br />

der IHK als auch einen Bachelor-Abschluss.<br />

Das theoretische Wissen erlernen die jungen<br />

Menschen an der Hochschule, die<br />

praktischen Fähigkeiten in ihrem Ausbildungsunternehmen.<br />

Zu Letzteren zählt auch Kasto Maschinenbau.<br />

Das Unternehmen aus Achern ist ein<br />

führender Hersteller von Metallsäge- und Lagertechnik<br />

und bietet ab sofort gemeinsam<br />

mit der Hochschule Offenburg verschiedene<br />

Ausbildungs- und Studienkombinationen<br />

an. Voraussetzung ist das Abitur oder die<br />

Fachhochschulreife. Zur Auswahl stehen<br />

die Studiengänge Angewandte Informatik,<br />

Elektro- und Informationstechnik, Maschinenbau<br />

sowie Mechatronik und Autonome<br />

Systeme in Verbindung mit den jeweiligen<br />

Ausbildungsberufen. „StudiumPLUS ist für<br />

uns eine tolle Möglichkeit, um akademische<br />

und praxisnahe Ausbildung miteinander zu<br />

vereinen und jungen Menschen damit eine<br />

fundierte Perspektive für die Zukunft zu<br />

bieten“, erklärt Armin Stolzer, geschäftsführender<br />

Gesellschafter des Familienunternehmens<br />

und Vizepräsident der IHK.<br />

Kurzweilige Ausbildung<br />

zwischen Hörsaal und Betrieb<br />

Mit dem StudiumPLUS können junge<br />

Menschen bei KASTO innerhalb von<br />

nur 4,5 Jahren sowohl eine anerkannte<br />

Berufsausbildung als auch einen<br />

Bachelor-Studiengang absolvieren (Foto:<br />

Kasto Maschinenbau)<br />

Das erste Jahr verbringen die angehenden<br />

Fachkräfte als Auszubildende im Unternehmen.<br />

In dieser Zeit schreiben sie sich auch für<br />

den entsprechenden Bachelor-Studiengang<br />

ein. Die folgenden 3,5 Jahre verbringen sie<br />

abwechselnd an der Hochschule Offenburg<br />

und in ihrem Betrieb – das sorgt für eine<br />

spannende und kurzweilige Ausbildung. Am<br />

Ende stehen die Abschlussprüfungen der IHK<br />

sowie das Erstellen einer Bachelor-Thesis<br />

als Projektarbeit im Unternehmen auf dem<br />

Lehrplan. „Die künftigen Absolventen des<br />

StudiumPLUS bekommen nicht nur das für<br />

ihren Beruf erforderliche theoretische und<br />

praktische Fachwissen vermittelt, sie haben<br />

auch bereits einen sehr starken Bezug zu ihrer<br />

Ausbildungsfirma“, ist sich Armin Stolzer<br />

sicher. „Sie haben damit ideale Voraussetzungen<br />

für eine spätere Übernahme und einen<br />

gelungenen Start ins Arbeitsleben.“ Dass das<br />

StudiumPLUS von Anfang an vergütet wird,<br />

schafft zusätzlich einen finanziellen Anreiz.<br />

Möglich ist dieses neue Angebot durch eine<br />

enge Vernetzung von Hochschule, Unternehmen<br />

und den beteiligten Berufsschulen. Diese<br />

ermöglicht es, die Ausbildungsinhalte kompakt<br />

und praxisbezogen zu vermitteln. Auch die Firmen<br />

in der Region dürften vom StudiumPLUS<br />

profitieren, meint Armin Stolzer: „Das Modell<br />

gibt uns die Chance, junge Talente von uns<br />

als Arbeitgeber zu überzeugen, sie zu fördern<br />

und frühzeitig in unser Team zu integrieren.“<br />

Angesichts des herrschenden Fachkräftemangels<br />

biete das StudiumPLUS daher ein großes<br />

Potenzial für die Gewinnung neuer Mitarbeiter.<br />

• Kasto Maschinenbau<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


80 | KARRIERE<br />

thyssenkrupp bringt Schülern Technikberufe näher<br />

Fräsen, Schweißen, Schrauben: Schülerinnen<br />

und Schüler der Marie-Sibylla-<br />

Merian-Gesamtschule haben in der Ausbildungswerkstatt<br />

am Bochumer Standort<br />

des Stahlherstellers mit angepackt.<br />

Im Rahmen des Berufeparcours der Stahlsparte<br />

von thyssenkrupp konnten Schülerinnen<br />

und Schüler einen Tag lang in<br />

technische Ausbildungsberufe hineinschnuppern<br />

(Foto: thyssenkrupp Steel Europe)<br />

Im Rahmen des Berufeparcours der Stahlsparte<br />

von thyssenkrupp konnten sie einen<br />

Tag lang in technische Ausbildungsberufe<br />

wie Verfahrenstechnologen oder Zerspanungsmechaniker<br />

hineinschnuppern. Auszubildende<br />

haben ihnen in verschiedenen<br />

Workshops direkt am Arbeitsplatz gezeigt,<br />

wie der Alltag beispielsweise von Industriemechanikern<br />

oder Elektronikern aussieht,<br />

und alle Fragen beantwortet – auch die nach<br />

dem Gehalt.<br />

Getreu dem Motto „Schweiß deinen Namen“<br />

soll Jona Lenz (14) in ihrem ersten<br />

Workshop die scharfen Kanten einer Metallplatte<br />

abfeilen. In diese Platte schweißt sie<br />

dann unter Anleitung von Nazzareno Ceccarelli,<br />

angehender Konstruktionsmechaniker,<br />

und mit spezieller Schutzkleidung – Jacke,<br />

Schürze und Schweißhelm – ihren Namen.<br />

Von allen Workshops gefällt ihr das Schweißen<br />

am besten. „Es war spannend, in so<br />

einen Beruf mal reinschauen zu können<br />

und selbst auszuprobieren, ob es etwas<br />

für mich ist“, sagt sie. Auch Davud Eryildiz<br />

(15) findet, der Berufeparcours sei eine<br />

gute Möglichkeit, die technischen Berufe<br />

kennenzulernen. Im Zerspanungsmechaniker-Workshop<br />

fräst er ein Bild in einen<br />

flachen Messinganhänger. Vom Auswählen<br />

des Bildes über die Bedienung der Maschine<br />

bis zum Abschleifen des Anhängers darf<br />

er mitarbeiten. „Ich möchte Zerspanungsmechaniker<br />

werden“, sagt er danach, „die<br />

Arbeitsschritte waren total interessant und<br />

es hat mir echt Spaß gemacht.“<br />

Technikberufen mehr<br />

Aufmerksamkeit schenken<br />

Roland Krain, Ausbilder am Standort Bochum,<br />

will interessierte Schülerinnen und<br />

Schüler für diese Berufssparte begeistern:<br />

„Wir arbeiten immer an neuen Formaten,<br />

mit denen wir Schülern zeigen können,<br />

wie spannend die Jobs bei thyssenkrupp<br />

Steel sein können. Viele streben kaufmännische<br />

Berufe an, dabei ist Technikaffinität<br />

so wichtig.“ Der Parcours ermöglicht einen<br />

Einblick in fünf Berufe und fand dieses<br />

Jahr zum dritten Mal statt. Mehrere<br />

Schulen nehmen daran teil und kommen<br />

mit Schülern der achten bis zehnten Klasse<br />

ins Bochumer Technikzentrum. Volker<br />

Grigo, Leiter Vocational Training der Stahlsparte<br />

von thyssenkrupp, findet es wichtig,<br />

bereits früh auf Schüler zuzugehen: „Wir<br />

wollen junge Menschen und vor allem junge<br />

Frauen für die Technik begeistern und<br />

sind froh, mit dem Berufeparcours dies zu<br />

ermöglichen. Wir brauchen qualifizierten<br />

Nachwuchs und bieten mit zwölf technischen<br />

Berufen eine große Bandbreite an<br />

Möglichkeiten.“<br />

• thyssenkrupp Steel Europe<br />

Nachwuchstüftler stellen bei „Jugend forscht“ in Duisburg ihre Ideen vor<br />

Innovative Ideen, verblüffende Lösungsansätze<br />

und viele qualmende Köpfe: „Jugend<br />

forscht“ öffnet jungen Menschen<br />

erfolgreich die Tür zu Naturwissenschaften<br />

und Mathematik. Der Wettbewerb<br />

bewirkt immer wieder, dass junge Nachwuchstüftler<br />

auf pragmatische Weise<br />

den Reiz entdecken, Neues zu erfinden.<br />

In diesem Jahr sind es 44 Projekte, die bei<br />

Jugend forscht am 20. Februar <strong>2019</strong> im<br />

Technikzentrum von thyssenkrupp in Duisburg<br />

einer Fachjury präsentiert wurden.<br />

Die Stahlsparte war bereits zum 37. Mal<br />

Gastgeber für die Tüftlerwettbewerbe.<br />

Insgesamt haben 86 Schülerinnen und<br />

Schüler, Auszubildende und Studierende<br />

aus dem Ruhrgebiet eigene wissenschaftliche<br />

Fragestellungen entwickelt, für die<br />

bislang keine Lösungen existierten. Eingeteilt<br />

war der Wettbewerb in Kategorien<br />

wie Biologie, Chemie oder Informatik. Der<br />

Fantasie waren kaum Grenzen gesetzt<br />

und angesichts der Fülle von eingereichten<br />

Arbeiten zeigte sich: Die Motivation<br />

Nicolas Lenzmann (16) aus Meerbusch gewann<br />

mit seinem selbst entwickelten neuartigen<br />

Sicherheitssystem für Motorsägen<br />

den ersten Preis in der Kategorie Arbeitswelt<br />

(Foto: thyssenkrupp Steel Europe)<br />

zur Teilnahme war auch in diesem Jahr<br />

ungebrochen.<br />

Von sicheren Motorsägen und<br />

hoher Mathematik<br />

Getreu dem diesjährigen Motto „Frag<br />

nicht mich. Frag dich.“ arbeiteten die<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigenständig<br />

an Lösungen für ihre Fragestellungen.<br />

Nicolas Lenzmann (16) aus<br />

Meerbusch gewann mit seinem selbst<br />

entwickelten neuartigen Sicherheitssystem<br />

für Motorsägen den ersten Preis in<br />

der Kategorie Arbeitswelt. Der erste Preis<br />

in der Kategorie Mathematik/Informatik<br />

ging an Jasmin Winz (18) aus Duisburg.<br />

Die jungen Tüftler sollen mit Experimentiergeist<br />

in ihre Projekte eintauchen und<br />

unkonventionelle Ansätze verfolgen. Auch<br />

Auszubildende von thyssenkrupp Steel<br />

waren wieder dabei. Sie gewannen den<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


KARRIERE | 81<br />

zweiten und dritten Preis in der Kategorie<br />

Arbeitswelt, unter anderem mit einem<br />

Projekt zur Sauberkeit und Sicherheit am<br />

Arbeitsplatz.<br />

„Jedes Jahr aufs Neue zeigt ‚Jugend<br />

forscht‘, wie junge Menschen aus anfangs<br />

kleinen Ideen tolle und praktikable<br />

Lösungen entwickeln. Für unsere<br />

Auszubildenden ist dies eine wertvolle<br />

Erfahrung, eine Idee bis zum Prototypen<br />

eigenständig zu entwickeln und umzusetzen.<br />

Wenn Schülerinnen und Schüler<br />

ihre Freizeit mit diesem Herzblut in ihre<br />

Forschungen investieren, merke ich, wie<br />

großartig unsere Zukunft werden kann“,<br />

sagt Volker Grigo, Leiter der Ausbildung<br />

von thyssenkrupp Steel.<br />

thyssenkrupp als Gastgeber des<br />

Regionalwettbewerbs „Jugend<br />

forscht“<br />

Neben vielen anderen Förderprogrammen,<br />

Kooperationen mit Partner- und Hochschulen<br />

sowie Projekten für Schülerinnen und<br />

Schüler engagiert sich thyssenkrupp seit<br />

37 Jahren im Rahmen des Wettbewerbs<br />

„Jugend forscht“ bzw. „Schüler experimentieren“<br />

für junge Menschen. Am<br />

diesjährigen Regionalwettbewerb im Bildungszentrum<br />

Duisburg nahmen 86 Kinder,<br />

Jugendliche und junge Erwachsene<br />

aus Alpen, Bochum, Dinslaken, Dortmund,<br />

Duisburg, Essen, Gladbeck, Heiligenhaus,<br />

Herne, Hünxe, Lünen, Meerbusch, Moers,<br />

Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Ratingen<br />

und Xanten teil. Die Siegerteams<br />

der regionalen Runde treten Anfang April<br />

beim Landeswettbewerb in Leverkusen<br />

an. Abschließend geht es ins Finale auf<br />

Bundesebene, deren Preisträger im Mai<br />

<strong>2019</strong> gekürt werden.<br />

• thyssenkrupp Steel Europe<br />

„Bitte nennen Sie Ihre Gehaltsvorstellung“<br />

Wenn Stellensucher ihre Gehaltsvorstellung<br />

nennen sollen, geraten sie ins<br />

Schwitzen. Meist unbegründet. Denn mit<br />

dieser Frage wollen Unternehmen in der<br />

Regel nur checken: Schätzt ein Bewerber<br />

seinen Marktwert realistisch ein?<br />

„Bitte senden Sie Ihre Bewerbung mit Angabe<br />

Ihrer Gehaltsvorstellung an: ...“ Dieser Satz<br />

steht am Ende vieler Stellenanzeigen. Und<br />

regelmäßig bringt er Bewerber ins Schwitzen,<br />

weiß Klaus Scholbeck, Vergütungsexperte<br />

bei der Personalberatung Conciliat,<br />

Stuttgart. Denn kaum haben sie den Satz<br />

gelesen, beginnt in ihrem Kopf ein Karussell<br />

zu kreisen: „Soll ich ein eher hohes Gehalt<br />

nennen, um Selbstbewusstsein zu zeigen?<br />

Oder katapultiere ich mich damit aus dem<br />

Bewerbungsrennen?“ Und weil sie auf diese<br />

Frage keine befriedigende Antwort finden,<br />

gehen Bewerber auf die in der Stellenanzeige<br />

formulierte Bitte oft überhaupt nicht ein.<br />

Das ist laut Scholbeck die „falscheste<br />

Reaktion“. Denn dann sind die Bewerbungsunterlagen<br />

unvollständig. Also beginnt<br />

nun bei den Personalverantwortlichen das<br />

Kopfkarussell zu kreisen: „Warum nennt<br />

der Bewerber keine Zahl? Kann er seinen<br />

Marktwert nicht einschätzen?“ Und: „Wie<br />

reagiert er sonst auf Wünsche? Negiert er<br />

diese ebenfalls?“<br />

Scholbeck rät im Anschreiben zumindest<br />

zu signalisieren: Ich habe Ihren Wunsch registriert.<br />

Zum Beispiel mit einer Formulierung<br />

wie: „Mein aktuelles Jahresgehalt beträgt<br />

40.000 €.“ Besser ist es aber, sich im Vorfeld<br />

– zum Beispiel bei einer Person mit einer<br />

vergleichbaren Position – darüber zu informieren,<br />

was eine angemessene Forderung ist.<br />

Firmen erwarten eine Antwort:<br />

früher oder später<br />

Das tun die meisten qualifizierten Bewerber,<br />

berichtet Maike Unger, Personalreferentin<br />

beim Versicherungskonzern Allianz Deutschland.<br />

Dort bittet man zum Beispiel die Hochschulabsolventen,<br />

die sich für ein Trainee- oder<br />

Vorstandsassistenten-Programm bewerben,<br />

stets, auch ihre Gehaltsvorstellung zu nennen.<br />

„Denn wir wollen, dass die Bewerber sich<br />

mit der Frage befassen, welches Gehalt bei<br />

vergleichbaren Positionen üblich ist und sich<br />

eine eigene Meinung bilden“, erklärt Unger.<br />

Fast alle Bewerber gehen auf den Allianz-Wunsch<br />

ein. Und wenn ein Bewerber<br />

dies nicht tut? Dann wird er in dem Telefoninterview,<br />

das sich meist an das erste Sichten<br />

der Bewerbungsunterlagen anschließt, nach<br />

seiner Gehaltsvorstellung gefragt.<br />

Ähnlich agieren die meisten Unternehmen.<br />

Nennt ein interessanter Bewerber<br />

seinen Gehaltswunsch nicht, dann muss<br />

er spätestens im Bewerbungsgespräch eine<br />

Zahl nennen. „Warum diese also nicht gleich<br />

ins Bewerbungsschreiben schreiben und<br />

so verhindern, dass man beim Sichten der<br />

Unterlagen einen Minuspunkt erhält?“, fragt<br />

Scholbeck. Zumal die Angst, bei einem zu<br />

hohen Betrag aus dem Rennen zu fliegen,<br />

meist unbegründet ist.<br />

Das Gesamtpaket entscheidet<br />

Maike Unger von der Allianz berichtet zum<br />

Beispiel: „Die Bewerber für unser Traineeund<br />

Vorstandsassistenten-Programm nennen<br />

tendenziell eher ein zu hohes Gehalt.“<br />

Eine Absage erhalten sie deshalb nicht. Denn<br />

Unger weiß: Gerade Topbewerber pokern oft<br />

bewusst etwas hoch, um Selbstbewusstsein<br />

zu signalisieren und Verhandlungsspielraum<br />

zu schaffen. Und: Ob sich ein<br />

Bewerber für die Allianz entscheidet, hängt<br />

nicht davon ab, ob das Unternehmen ihm<br />

im Monat 200 € mehr oder weniger bezahlt.<br />

„Entscheidend ist das Gesamtpaket, das die<br />

Allianz dem Bewerber bietet; außerdem die<br />

Entwicklungsperspektive, die er in unserem<br />

Unternehmen sieht.“<br />

Ähnlich äußern sich Vertreter kleinerer<br />

Unternehmen – zum Beispiel Rudolph<br />

Welcker, Geschäftsführer der Weseler<br />

Teppich GmbH, die Teppichböden produziert<br />

und vertreibt. Welcker fragt in Stellenanzeigen<br />

nie nach der Gehaltsvorstellung der<br />

Bewerber. Doch beim ersten Treffen stellt er<br />

diese Frage. Und dann erwartet er eine Antwort,<br />

die zeigt, dass der Bewerber seinen<br />

Marktwert realistisch einschätzt. Das heißt:<br />

Die Gehaltsvorstellung muss der Qualifikation<br />

und vakanten Stelle „angemessen“ sein.<br />

Ist dies nicht der Fall, fliegt der Bewerber<br />

in der Regel aus dem Rennen. Ist die Vorstellung<br />

hingegen einigermaßen realistisch,<br />

dann notiert sich Welcker diese zunächst –<br />

ohne Kommentar. Dann wird das Auswahlverfahren<br />

fortgesetzt. Und nach dem ersten<br />

Bewerbungsgespräch folgt meist noch ein<br />

zweites und drittes, bis das Unternehmen<br />

sicher ist: Das ist die richtige Person. Erst<br />

dann unterbreitet Welcker dem Bewerber<br />

ein Gehaltsangebot – „und dieses ist zuweilen<br />

höher als der Gehaltswunsch, den<br />

der Bewerber formulierte“.<br />

• Bernhard Kuntz, Darmstadt<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


82 | KARRIERE<br />

Bei der Mitbestimmung in der Arbeitswelt fehlt es an konkretem Wissen<br />

Die meisten Menschen in Deutschland<br />

wollen am Arbeitsplatz nicht nur Anweisungen<br />

befolgen, sondern eigenverantwortlich<br />

arbeiten und beteiligt werden.<br />

Damit sie Mitspracherechte auch wirklich<br />

wahrnehmen können, braucht es aber<br />

mehr Unterstützung und mehr konkretes<br />

Wissen über die Mitbestimmung, zeigt<br />

eine aktuelle, von der Hans-Böckler-Stiftung<br />

geförderte Studie.<br />

Mitbestimmung schätzen die meisten Deutschen<br />

als sehr positiv ein. Wenn es um die<br />

Beteiligungsrechte von Beschäftigten geht,<br />

tun sich allerdings große Wissenslücken<br />

auf. Das zeigt die repräsentative Befragung,<br />

die ein Forscherteam um Prof. Dr. Werner<br />

Nienhüser von der Universität Duisburg-<br />

Essen ausgewertet hat.<br />

Die Wirtschaftswissenschaftler wollten<br />

herausfinden, was die Menschen von<br />

Arbeitnehmermitbestimmung halten und<br />

ob sie überhaupt an diese denken, wenn<br />

sie den Begriff Mitbestimmung hören.<br />

Grundlage war eine Telefonbefragung von<br />

3.203 zufällig ausgewählten Personen im<br />

erwerbsfähigen Alter. Dabei wurden nicht<br />

nur konkrete Fragen gestellt, sondern auch<br />

solche, bei denen die Befragten zu bestimmten<br />

Begriffen – Mitbestimmung, Mitbestimmung<br />

der Arbeitnehmer, Betriebsrat<br />

– ohne Antwortvorgaben assoziieren<br />

konnten. Zusätzlich führten die Forscher 41<br />

ausführliche Interviews durch, um speziell<br />

die Einstellungen von jüngeren Menschen<br />

genauer erfassen zu können.<br />

Zunächst fällt auf, dass die meisten Menschen<br />

mit dem Begriff Mitbestimmung eher<br />

allgemeine Zusammenhänge verbinden wie<br />

„anderen helfen“, die Mitwirkung in einem<br />

Verein oder aber Volksabstimmungen. Nur<br />

rund ein Viertel denkt an etwas, das mit<br />

der Arbeitswelt zu tun hat. Direkt gefragt<br />

nach der Mitbestimmung der Arbeitnehmer,<br />

denkt rund ein Viertel der Befragten<br />

an den Betriebsrat, ein weiteres Fünftel<br />

nennt Gewerkschaften. Fast die Hälfte aller<br />

Assoziationen entfällt auf diese beiden<br />

Kategorien. 14 % denken an Sachverhalte,<br />

die mit Arbeitszeit zu tun haben. Weitere<br />

rd. 9 % kritisieren zu wenig oder nicht vorhandene<br />

Mitbestimmung.<br />

Die Befragten sollten außerdem ihre eigenen<br />

Assoziationen bewerten. Der Anteil<br />

positiver Aussagen fällt dabei mit knapp<br />

70 % sehr hoch aus – und zwar weitgehend<br />

unabhängig von Alter, Geschlecht oder<br />

Erwerbsstatus der Befragten. Der Anteil<br />

der negativen Bewertungen ist dagegen<br />

gering, beim Begriff Mitbestimmung der<br />

Arbeitnehmer beträgt er knapp 7 %.<br />

Beschäftigte wollen Einfluss<br />

Immerhin sind rd. 65 % der Befragten der<br />

Auffassung, Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />

sollten gleich viel Einfluss haben, 3 %<br />

sprechen sich dafür aus, dass Arbeitnehmer<br />

einen größeren Einfluss als die Arbeitgeber<br />

haben sollten. Unter Arbeitern ist der<br />

Wunsch nach Mitsprache sogar noch deutlich<br />

weiter verbreitet. Die Forscher haben<br />

nur eine Gruppe gefunden, die der Mitbestimmung<br />

skeptischer gegenübersteht: die<br />

Selbstständigen, die zugleich Arbeitgeber<br />

sind. Vor allem bei der Frage, ob Arbeitnehmer<br />

mindestens ebenso viel Einfluss<br />

haben sollten wie die Arbeitgeber, sind sie<br />

die einzigen, die mehrheitlich ablehnende<br />

Antworten geben. „Solange Arbeitgeber<br />

sich Mitbestimmung als reine Mitwirkung<br />

vorstellen, sind sie durchaus positiv eingestellt“,<br />

schreiben die Wissenschaftler.<br />

„Wenn es jedoch um eine echte Mitbestimmung<br />

und die Einflussnahme auf die<br />

Verteilung der betrieblichen Wertschöpfung<br />

geht, ist die Einstellung deutlich weniger positiv<br />

und bei denjenigen, die von Mitbestimmung<br />

direkt betroffen sind, den Inhabern<br />

betriebsratsfähiger Betriebe, sogar negativ.“<br />

Die Analyse der Wissenschaftler zeigt,<br />

dass die Idee der Mitbestimmung zwar<br />

insgesamt breite Zustimmung findet, aber<br />

gleichzeitig viele nicht genau wissen, was<br />

konkret damit gemeint ist. Beispielsweise<br />

gibt nur rd. ein Drittel der Befragten an,<br />

dass sie gut darüber Bescheid wissen,<br />

was ein Betriebsrat macht. Gut 40 % der<br />

aktuell oder früher Erwerbstätigen sagen,<br />

sie hätten im Betrieb noch nie oder selten<br />

davon gehört – was damit zu tun haben<br />

könnte, dass die Mehrheit der Beschäftigten<br />

in Unternehmen arbeitet, in denen<br />

Mitbestimmung nicht etabliert ist.<br />

Junge haben wenig Kontakt zur<br />

Mitbestimmung<br />

Besonders überrascht hat die Forscher,<br />

wie wenig junge Menschen über die Idee<br />

der Mitbestimmung und ihre Institutionen<br />

wissen. Die jüngeren Befragten, die<br />

mehrheitlich Schüler oder Studenten sind,<br />

assoziieren Mitbestimmung fast gar nicht<br />

mit Betrieb und Unternehmen, sondern<br />

allenfalls mit Demokratie in einem allgemeineren<br />

Sinne. Zum einen liege das daran,<br />

dass den Jüngeren praktische Erfahrungen<br />

und persönliche Betroffenheit fehlen. Zum<br />

anderen komme Mitbestimmung in der<br />

schulischen und hochschulischen Bildung<br />

sowie in der Berufsausbildung zu kurz.<br />

„Die Mehrheit der Bevölkerung, dafür<br />

sprechen unsere Befunde sehr deutlich,<br />

hat bereits eine positive Einstellung zur<br />

Mitbestimmung in einem generellen Sinne“,<br />

schreiben die Wissenschaftler. Der Begriff<br />

Mitbestimmung könne – ähnlich wie etwa Demokratie<br />

oder Gerechtigkeit – als ein „Hochwertwort“<br />

verstanden werden, als ein Begriff,<br />

bei dem sich positive Assoziationen geradezu<br />

von selbst aufdrängen. Was allerdings fehlt,<br />

sei das Wissen: über konkrete Mitbestimmungsrechte,<br />

ihre alltägliche Praxis und ihre<br />

Folgen sowie darüber, was Mitbestimmung<br />

für die Erreichung der gemeinsamen und der<br />

eigenen Interessen bedeutet.<br />

Mitbestimmung muss gelebt<br />

werden<br />

Wie lässt sich das Wissen verbessern?<br />

Eine naheliegende Voraussetzung dafür<br />

ist, dass überhaupt mehr Menschen an<br />

ihrem Arbeitsplatz mitbestimmen dürfen.<br />

Durch die praktische Erfahrung mit Mitbestimmung<br />

würde sich auch das Wissen<br />

darüber erweitern. Darüber hinaus sollte<br />

das Thema nach Meinung der Forscher<br />

schon an den Schulen und Hochschulen<br />

mehr Gewicht bekommen. Denkbar seien<br />

außerdem Aufklärungskampagnen in den<br />

Medien: „Warum nicht Werbespots für Mitbestimmung<br />

im Kino, TV beziehungsweise<br />

im Internet?“, fragen die Forscher. Damit<br />

die Mitbestimmung ein „konstitutives Element<br />

des deutschen Modells der Arbeitsbeziehungen“<br />

bleibt, müsse sie nicht nur<br />

rechtlich abgesichert, sondern auch „gelebt<br />

werden“. Dies geschehe nicht zuletzt durch<br />

aktive Beteiligung, aber auch in der Kommunikation<br />

mit Freunden, Kollegen, Nachbarn,<br />

Mitschülern und Mitstudierenden.<br />

Die Studie „Was Menschen über Mitbestimmung<br />

denken. Empirische Analysen“<br />

finden Sie hier: www.boeckler.de/pdf/p_study_hbs_408.pdf<br />

• Hans-Böckler-Stiftung<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


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84 | PANORAMA<br />

Die Schweizer Stahlindustrie im Ersten Weltkrieg<br />

Alle Kriegsparteien beliefert<br />

Im Ersten Weltkrieg war die Schweiz von kriegführenden Mächten eingeschlossen, aber nicht direkt in den<br />

Konflikt involviert. Die Schweizer Stahlindustrie nutzte diese neutrale Stellung, wie andere Branchen, um alle<br />

Kriegsparteien zu beliefern. Sie sah sich bei dieser Gratwanderung aber mit Eingriffen sowohl der Alliierten als<br />

auch der Mittelmächte konfrontiert. Die gravierendsten Probleme bereitete die Rohstoffversorgung: Mit der<br />

Einführung des Elektrostahlgussverfahrens konnten sie etwas entschärft werden.<br />

W<br />

ir haben gleich zu Beginn der<br />

Feindseligkeiten (...) die ausländischen<br />

Fabrikanten von Lastautomobilen<br />

telegraphisch auf unsere Lieferungsfähigkeit<br />

aufmerksam gemacht und<br />

nun haben wir seit Kriegsausbruch für über<br />

2 Mio. Franken Aufträge für die Automobilindustrie<br />

erhalten“, schrieb Ernst Homberger,<br />

Generaldirektor der Aktiengesellschaft<br />

der Eisen- und Stahlwerke vormals Georg<br />

Fischer in Schaffhausen (im Folgenden GF),<br />

am 14. Oktober 1914 an die Mitglieder des<br />

Aufsichtsrats, und er wies auf den „außerordentlich<br />

großen“ Verschleiß an Fahrzeugen<br />

auf den Kriegsschauplätzen hin [1].<br />

Die Schweizer Unternehmen versuchten<br />

also von Beginn weg ihre Position<br />

als „Neutrale“ auszunutzen, und<br />

sie taten dies während des Krieges mit<br />

Erfolg, wenn auch unter zunehmenden<br />

Schwierigkeiten. Die Zahlen für die Periode<br />

1914 bis 1918 sprechen eine deutliche<br />

Sprache: Die Exporte von Eisen- und<br />

Stahlwaren (Guss- und Schmiedewaren<br />

sowie Eisenbahnmaterial) erfuhren 1915<br />

gegenüber 1914 mehr als eine Verdoppelung<br />

und nahmen 1916 um weitere 62 %<br />

zu. 1917 waren sie dann leicht und 1918<br />

massiv rückläufig. Auch die Exporte der<br />

Position Eisen (Erze, Eisen, Stahl) verdoppelten<br />

sich im ersten vollen Kriegsjahr.<br />

Sie gingen bereits 1917, als die Kriegskonjunktur<br />

in der Schweiz nachzulassen<br />

begann, stark zurück [2].<br />

Traugott Geering fasst die Entwicklung<br />

in seiner großen Rückschau auf „Handel<br />

und Industrie der Schweiz unter dem Einfluss<br />

des Weltkriegs“ zusammen: „Der<br />

relativ bescheidenen Vorkriegsindustrie<br />

der Schweiz in Eisen- und Kupferwaren<br />

hat der Krieg eine mächtige Bereicherung<br />

und ganz außerordentliche Beschäftigung<br />

in vielen ihrer bisherigen Betriebsrichtungen<br />

gebracht. Darüber hinaus aber<br />

Bild 1. Lastwagenräder waren im Ersten Weltkrieg, dem ersten in diesem Ausmaß mechanisierten<br />

Krieg, äußerst gefragt (Foto: Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen, GFA<br />

1/2811.5)<br />

hat er durch seinen unermesslichen<br />

Munitionsbedarf den Kreis dieser Industrien<br />

hauptsächlich nach drei Seiten<br />

hin in ungeahnter Weise erweitert:<br />

1. durch den gewaltigen Bedarf an Stahlmänteln<br />

für Artilleriegeschosse: Granaten-,<br />

Haubitzen-, Schrapnellhülsen etc.<br />

und anderseits 2. an genau tempierten<br />

Schrapnellzündern und andern Geschossteilen<br />

aus Kupfer, Zink, Aluminium etc.<br />

3. Sodann durch die mächtige Förderung<br />

der Herstellung von Elektrostahl in der<br />

Schweiz.“ [3]<br />

Die Schweizer Stahlbranche war bei<br />

Kriegsausbruch vergleichsweise überschaubar.<br />

Neben einer Reihe von Eisengießereien<br />

existierten nur wenige Stahlgießereien,<br />

wobei GF beim Stahlformguss<br />

„beinahe das Monopol“ besaß, nachdem<br />

die Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) 1903<br />

ihren noch jungen Stahlformgussbetrieb<br />

eingestellt hatte und ihren Bedarf künftig<br />

bei GF deckte [4]. Von Roll in Gerlafingen<br />

wiederum verfügte beim Walz- und<br />

Schmiedestahl über eine Monopolstellung.<br />

1914 importierte die Schweiz 95.400 t<br />

Roheisen in Masseln, hauptsächlich aus<br />

Deutschland und Frankreich, in kleineren<br />

Mengen aus Großbritannien, Österreich-Ungarn<br />

und Schweden. Sie bildeten<br />

nur einen Teil der weit umfangreicheren<br />

Versorgung mit Erzen, Eisen und Stahl<br />

[5]. Die Kohle kam fast vollständig aus<br />

Deutschland. 1915 waren die Exporte<br />

für die Stahlwerke lohnender als der Inlandabsatz.<br />

Man habe es sehr begrüßt,<br />

heißt es im Jahresbericht des Vereins<br />

schweiz. Maschinen-Industrieller (VSM),<br />

„dass es uns möglich war, unsere Ausfuhr<br />

in alle die Länder, die wir schon vor<br />

dem Kriege bearbeitet hatten, aufrechtzuerhalten,<br />

und zwar zu Preisen, die uns<br />

besseren Nutzen ließen als das nationale<br />

Geschäft.“[6] Im Jahr darauf wurde neben<br />

der schwierigen Rohstoffversorgung ein<br />

weiteres Dauerproblem angesprochen:<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


PANORAMA | 85<br />

„Mancherorts bereitete die Erhaltung und<br />

Vervollständigung des nötigen Arbeiterstockes<br />

große Schwierigkeiten“. [7] Durch<br />

die Abreise zahlreicher Ausländer und die<br />

Mobilisierung der Schweizer Männer war<br />

den Unternehmen ein beträchtlicher Teil<br />

ihrer Arbeiterschaft ganz oder temporär<br />

entzogen worden.<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

In 1000 Zentnern, 1 Zentner = 100 kg<br />

Eisen- und Stahlwaren Exporte/Importe 1892-1959<br />

Elektrostahlguss bringt<br />

Entspannung<br />

800<br />

600<br />

Auf den immensen Bedarf und die zunehmenden<br />

Versorgungsschwierigkeiten antwortete<br />

die Branche mit einer Erweiterung<br />

der Kapazitäten und mit Innovationen. Von<br />

Roll nahm 1918 in Gerlafingen eine eigene<br />

Stahlproduktion auf, um die Walzwerke<br />

und Schmieden des Unternehmens mit<br />

Flusseisen und Stahl zu versorgen und<br />

die Stahlautarkie der Schweiz zu verbessern<br />

[8]. Oehler in Aarau, der 1908 von<br />

der Tiegelgießerei zum Elektrostahlguss<br />

übergegangen war, setzte die Elektro öfen<br />

1916 neu auch für die Fabrikation von Roheisen<br />

aus Drehspänen ein, die von den<br />

zahlreichen Munitionsdrehereien – auch<br />

viele Uhrenfabriken produzierten Munition<br />

– in größeren Quantitäten anfielen [9].<br />

1917 errichtete Oehler dazu ein spezielles<br />

Roheisenwerk [10]. Für die Schweiz mit<br />

ihren fehlenden Rohstoffen erwies sich das<br />

Elektrostahlgussverfahren als besonders<br />

wichtig. Es war von den Brennmaterialien<br />

Kohle und Koks sowie vom Einsatzmaterial<br />

Roheisen unabhängig. Statt Letzterem<br />

konnte ausschließlich Alteisen (Eisenabfälle<br />

und Schrott) verwendet werden, ein<br />

Material also, das auch in der Schweiz<br />

vorhanden war.<br />

„Auch der elektrisch erzeugte Rohstahl<br />

hat sich gut weiter entwickelt“, schreibt<br />

Geering. „Die Großbetriebe der A.-G. von<br />

Roll, Gebrüder Sulzer, Georg Fischer haben<br />

sich dadurch vom Stahlimport emancipiert.<br />

Kleinere Betriebe für Elektrostahl wurden<br />

in Wil, Zürich, Mels und Aarau aufgetan.“<br />

[11] Von Moos in Emmenbrücke, die seit<br />

1852 Stahl herstellte, hatte ihre beiden<br />

Siemens-Martin-Öfen 1911 während einer<br />

Unternehmenskrise, die vor allem mit der<br />

starken Konkurrenzierung durch die riesigen<br />

deutschen Stahlwerke begründet wurde,<br />

stillgelegt. 1919 nahm das Unternehmen<br />

seinen ersten Elektrostahlofen in Betrieb,<br />

gab diesen aber 1924 bereits wieder auf,<br />

weil wegen des Preisverfalls „ausländisches<br />

Halbzeug in der Schweiz billiger zu<br />

haben war als Schrott“ [12].<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1892 1894 1896 1898 1900 1902 19<strong>04</strong> 1906 1908 1910 1912 1914 1916 1918 1920 1922 1924 1926 1928 1930 1932 1934 1936 1938 1940 1942 1944 1946 1948 1950 1952 1954 1956 1958<br />

Exporte<br />

Bild 2. Der Außenhandel mit Eisen- und Stahlwaren spiegelt die Kriegskonjunktur und die<br />

Ausnahmesituation des Ersten Weltkriegs deutlich wider (Quelle: Historische Statistik der<br />

Schweiz)<br />

Bild 3. Gussputzerei des Elektrostahlwerks Schaffhausen, das ebenfalls stark von der<br />

Kriegskonjunktur profitierte und 1917 von Georg Fischer übernommen wurde (Foto:<br />

Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen, GFA 16/3089)<br />

Importe<br />

Georg Fischer interessierte sich für das<br />

anfänglich mit Kinderkrankheiten behaftete<br />

Elektrostahlgussverfahren erst im Krieg. In<br />

der Schweiz eingeführt hatte es 1907/08<br />

neben Oehler in Aarau ihr früherer, anlässlich<br />

der Krise von 1901 ausgeschalteter<br />

Besitzer Georg Fischer III, der zu diesem<br />

Zweck in Schaffhausen und später in Giubiasco<br />

(Tessin) zwei neue Gießereien errichtete.<br />

1917 übernahm GF diese Werke,<br />

die zu den großen Lieferanten der Kriegstechnischen<br />

Abteilung in Bern gehörten.<br />

Mit der Übernahme, die das Unternehmen<br />

mit einem Schlag von einem Teil seiner<br />

Rohstoffversorgungsprobleme befreite,<br />

konnte GF die Produktionskapazität praktisch<br />

verdoppeln. 1918 entfielen von der<br />

Stahlgussproduktion 48 % auf die neu<br />

erworbenen und 52 % auf die bisherigen<br />

Werke.<br />

Der Stahlgussabsatz von GF ging ganz<br />

überwiegend an die Automobilindustrie,<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


86 | PANORAMA<br />

Bild 4. Kriegsgefangene Franzosen, die bei Georg Fischer in Singen arbeiten mussten<br />

(Foto: Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen, GFA 24/147.11, Foto Jos. Ott, Singen)<br />

diewährend des Krieges zu einem guten<br />

Teil auch die Abnehmerin der Kategorie „übriger<br />

Temperguss“ war. Nach Deutschland<br />

lieferte GF von 1914 bis 1918 für 26 Mio.<br />

Franken Stahl- und Temperguss, und für<br />

weitere 2 Mio. ging Ware an Schweizer<br />

Firmen mit Endbestimmung Deutschland.<br />

Dabei handelte es sich fast ausschließlich<br />

um Rüstungsgüter: „Zusammenfassend<br />

haben wir Teile geliefert für: U-Boote, M.-<br />

S. Boote, Lokomotiven, Kriegsschiffe, Haubitzen,<br />

Maschinengewehre, Pulver-Pressen,<br />

Teleskopmasten, Feldküchen, Kraftwagen,<br />

Richtmittel, Minenwerfer, Feldbäckereien,<br />

Flugzeuge, Motoren, Wasserkasten.“<br />

Hauptabnehmerin war die Artillerie-Werkstätte<br />

München für die bayerische Armee<br />

[13]. Der Boom kam auch in den Beschäftigtenzahlen<br />

zum Ausdruck: Von Anfang 1915<br />

bis Anfang 1918 stieg die Zahl der Arbeiter<br />

der Schaffhauser VSM-Mitglieder (GF, Aluminium-Industrie-Aktien-Gesellschaft<br />

AIAG,<br />

Schweizerische Industrie-Gesellschaft SIG<br />

und andere) von 3.968 auf 6.470 [14]. Auch<br />

die SIG passte während des Krieges ihre<br />

Produktion den Verhältnissen an, indem sie<br />

diese von der Waggon- zur Waffenherstellung<br />

verlagerte [15].<br />

1918 errichtete GF, die ihre Anlagen in<br />

Schaffhausen bis zum äußersten strapazierte,<br />

eine Stahlgießerei in Singen, wo das<br />

Unternehmen seit den 1890er-Jahren mit<br />

einem Fittingswerk (Temperguss) präsent<br />

war. Dass GF über zwei nur 26 km voneinander<br />

entfernte Produktionsstandorte<br />

dies- und jenseits der Grenze verfügte,<br />

war schon vor dem Krieg ein Vorteil. Die<br />

Stahlgießerei in Singen, deren Zahlen<br />

selbstverständlich nicht in der Exportstatistik<br />

der Schweiz erscheinen, wurde auf<br />

Verlangen der deutschen Behörden errichtet.<br />

„Als zu Beginn 1916 noch eine gewisse<br />

politische Spannung zwischen der Schweiz<br />

und Deutschland eintrat, verlangten unsere<br />

Auftraggeber die Herstellung ihrer Bestellungen<br />

auf deutschem Boden.“ Die Leitung<br />

des neuen Stahlwerks war nicht autonom,<br />

sondern unterstand der Kontrolle des deutschen<br />

13. Armeekorps [16].<br />

„… wie wenn wir selbst im<br />

Kriege stünden“<br />

Vorangetrieben wurde die Verbreitung des<br />

Elektrostahlgusses insbesondere dadurch,<br />

dass die Rohstoffversorgung wie erwähnt<br />

bald einmal zum dominierenden Problem<br />

der Schweizer Betriebe wurde. „Dementsprechend<br />

haben wir uns in den für uns<br />

hauptsächlich in Frage kommenden Rohmaterialien:<br />

Kohlen und Roheisen eingedeckt,<br />

und zwar reichlich und in verschiedenen Produktionsgebieten“,<br />

heißt es im Jahresbericht<br />

1914 des Vereins schweiz. Maschinen-Industrieller<br />

(VSM) im Abschnitt Stahlwerke.<br />

„Allerdings unterliegen sämtliche Kontrakte<br />

der Kriegsklausel, und es bildet somit für uns<br />

die Frage der Versorgung mit Rohmaterial andauernd<br />

eine ernste Sorge.“ [17] Profitierten<br />

die Schweizer Unternehmen vom neutralen<br />

Status ihres Landes, so waren sie andererseits<br />

bald massiven Interventionen seitens<br />

der Kriegsparteien ausgesetzt.<br />

Ab 1915 schränkten die kriegführenden<br />

Mächte mit ihren – unter schweizerischer<br />

Leitung stehenden! – Kontrollorganisationen<br />

Société Suisse de Surveillance Economique<br />

(S.S.S., Alliierte) und Treuhandstelle Zürich für<br />

die Einfuhr deutscher Waren in die Schweiz<br />

(ab 1918 Schweizerische Treuhandstelle für<br />

Überwachung des Warenverkehrs S.T.S.,<br />

Mittelmächte) die Bewegungsfreiheit der<br />

Schweizer Industrie zunehmend ein. Die<br />

Schweizer Wirtschaft wurde mit einem<br />

dichten Netz von Regulierungen und einem<br />

ziemlich pompösen Überwachungsapparat<br />

überzogen. Dabei versuchten die Alliierten,<br />

auch den Verkehr der Schweiz mit den<br />

Mittelmächten zu kontrollieren. Ziel war zu<br />

verhindern, dass in die Schweiz exportierte<br />

Rohstoffe oder Zwischenprodukte dem<br />

Feind zugutekamen. Wie weit die Reglementierungen<br />

gingen, zeigt ein Zirkularschreiben<br />

des Roheisen-Verbandes, „wonach auch mit<br />

Bezug auf den bei der Verarbeitung entstehenden<br />

Schrott, wie Gussbruch, Spähne etc.<br />

die Bestimmung Gültigkeit habe, dass diese<br />

Abfälle weder ausgeführt werden dürfen,<br />

noch Verwendung finden dürfen für die Herstellung<br />

von Einrichtungen, die zur Ausfuhr<br />

ins Deutschland feindliche Ausland bestimmt<br />

sind“. Damit war auch der weitere Verkauf<br />

der Abfallmaterialien an von den Deutschen<br />

gesperrte Firmen verboten [18]. Neben dem<br />

Krieg mit Waffen habe sich „in nie geahnter<br />

Weise ein Wirtschafts- und Blockadekrieg<br />

der beiden großen Mächtegruppen entwickelt<br />

und die ganze privatwirtschaftliche Tätigkeit<br />

der kriegführenden Staaten mit sich<br />

gerissen“, stellt der VSM-Bericht 1916 fest.<br />

„Es war natürlich, dass die Volkswirtschaft<br />

der neutralen Staaten und ganz besonders<br />

diejenige unseres kleinen Binnenstaates<br />

dem Strom nicht widerstehen konnte.“<br />

Man merke den Wirtschaftskrieg fast so<br />

intensiv, „wie wenn wir selbst im Kriege<br />

stünden“. [19]<br />

Waren anfänglich bei den Kontrollen<br />

die Alliierten führend, so holte die deutsche<br />

Seite, für deren Kriegswirtschaft die<br />

Schweizer Lieferungen wichtig waren,<br />

auf. „In eine neue Phase trat die Verwendungskontrolle<br />

deutscher Waren dadurch,<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


PANORAMA | 87<br />

dass Deutschland im Laufe des Jahres<br />

1916 doch nicht mehr gar zu weit hinter<br />

der sehr viel strengeren Kontrolle und der<br />

Kontingentierung der Ententewaren durch<br />

die S.S.S. zurückbleiben wollte“, bilanziert<br />

Geering. Das schweizerisch-deutsche<br />

Wirtschaftsabkommen vom 2. September<br />

1916 brachte hauptsächlich die Kontingentierung<br />

von Eisen und Stahl und ihren<br />

Hauptfabrikaten sowie von Brennstoffen.<br />

Weiter enthielt es eingehendere Bestimmungen<br />

für die strenge Untersuchung<br />

der Ausfuhr von Kriegsmaterial aus der<br />

Schweiz in die Entente auf die „etwaige<br />

Herstellung aus deutschen Stoffen“. Diese<br />

Vorschriften wurden in einem neuen<br />

Abkommen 1917 nochmals verschärft.<br />

„Verstöße dagegen waren hinfort ebenso<br />

wirksam zu ahnden, wie es durch die<br />

S. S. S. und ihre Syndikate geschah.“ [20]<br />

Wie sich die Gewichte im Verkehr mit den<br />

Kriegsparteien in etwa verteilten, zeigt der<br />

Aussenhandel der Schweiz mit Maschinen,<br />

Maschinenteilen und Eisenkonstruktionen<br />

im Jahr 1917. Sie gehörten neben Textilien<br />

und Uhren zu den Schweizer Hauptexportgütern.<br />

Bei den Importen kamen 66,6 % aus<br />

Deutschland, 2,7 % aus Österreich, 5,5 %<br />

aus Frankreich, 0,8 % aus Italien, 4,4 %<br />

aus England sowie 20 % aus anderen Ländern.<br />

Von den Exporten entfielen 26,5 %<br />

auf Deutschland, 4,3 % auf Österreich,<br />

38,8 % auf Frankreich, 8 % auf Italien, 2,4 %<br />

auf England und 20 % auf andere Länder<br />

(Russland, Spanien, Südamerika u.a.) [21].<br />

„Unser Wirtschaftsleben musste sich unter<br />

dem Zwang der internationalen Verhältnisse<br />

fast vier Jahre dem Regime der S.S.S. anpassen,<br />

welche sich nach und nach zu einer<br />

fast vollständigen Kontrollstelle unserer ganzen<br />

Fabrikateausfuhr nach den Mittelstaaten<br />

erweiterte“, hielt der Verband schweiz.<br />

Maschinen-Industrieller rückblickend, nur<br />

die Kontrollen der Alliierten erwähnend, in<br />

seinem Jahresbericht 1919 fest [22]. Die<br />

Schweizer Industrie ist dabei allerdings in<br />

weiten Teilen nicht schlecht gefahren.<br />

Auf der schwarzen Liste<br />

Bild 5. Großer Zahnkranz aus der Stahlgießerei von Georg Fischer, 1916 (Foto: Konzernarchiv<br />

der Georg Fischer AG, Schaffhausen, GFA 16/1474.2)<br />

Wie riskant es für Schweizer Firmen war,<br />

wenn sie zu sehr mit einer der Kriegsparteien<br />

verbandelt waren, zeigt das Beispiel<br />

der Aluminiumproduzentin AIAG (später<br />

Alusuisse). Deren ganze Produktion, vom<br />

Schweizer Inlandbedarf abgesehen, ging<br />

ausschließlich nach Deutschland, ihre deutschen<br />

Betriebe standen unter der Kontrolle<br />

der Kriegsmetall AG. Der Export von Aluminium<br />

und Aluminiumwaren stieg von 7.500 t<br />

1914 auf 11.400 t 1916. Weil die AIAG aber<br />

den riesigen Bedarf der Heeresverwaltung<br />

nicht allein decken konnte, entstand noch<br />

während des Kriegs, als neue Konkurrenz,<br />

eine deutsche Aluminiumindustrie. Aluminium<br />

wurde u.a. auch als Desoxidationsmittel<br />

in der Stahlindustrie gebraucht.<br />

In Frankreich habe man eine förmliche<br />

Jagd auf deutsches Besitztum und die deutschen<br />

Gesellschaften unternommen „und<br />

dabei auch unsere Gesellschaft als ‚deutsche´<br />

erklärt“, wurde im AIAG-Verwaltungsrat<br />

am 6. Februar 1915 geklagt [23]. Frankreich<br />

setzte die Firma auf die schwarze Liste und<br />

beschlagnahmte ihre Anlagen in Frankreich,<br />

darunter die für die Rohstoffversorgung<br />

wichtigen Bauxitgruben. Dies, weil der<br />

Aufsichtsrat der AIAG, bei deren Gründung<br />

Walther Rathenau und deutsche Bankiers<br />

eine wichtige Rolle gespielt hatten, nach wie<br />

vor zur Hälfte mit Deutschen besetzt war. Im<br />

Ausschuss stellten die Deutschen sogar die<br />

Mehrheit. Erst als die deutschen Aufsichtsratsmitglieder<br />

1919 zurücktraten, erhielt die<br />

AIAG die Verfügung über ihre Betriebe in<br />

Südfrankreich zurück, wobei erst Ende 1922<br />

festgestellt werden konnte, „dass unsere<br />

Gesellschaft ihren Besitz in Frankreich nun<br />

wieder vollständig in Händen hat“. [24] Dass<br />

man bei der AIAG nicht früher reagierte und<br />

die Situation offensichtlich falsch einschätzte,<br />

hatte wohl auch damit zu tun, dass man in<br />

der deutschsprachigen Schweiz anfänglich<br />

mit einem kurzen Krieg und einem schnellen<br />

Sieg der Deutschen gerechnet hatte. Mit<br />

ihren Lieferungen an die Mittelmächte, von<br />

denen die Schweiz in Bezug auf Kohle und<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


88 | PANORAMA<br />

Eisen praktisch vollständig abhängig war,<br />

leistete die AIAG einen entscheidenden<br />

Beitrag zur Sicherung der Rohstoffversorgung<br />

des Landes. Die unentbehrlichen Stoffe<br />

wurden nämlich „hauptsächlich aus den Guthaben<br />

für Aluminium bezahlt“. [25]<br />

„Rückbau“ nach dem Krieg<br />

Nach Kriegsende wurden zahlreiche kriegsbedingte<br />

Entwicklungen rückgängig gemacht.<br />

Die Stahlgießerei in Singen hatte<br />

Georg Fischer noch während des Kriegs<br />

geschlossen. Der Stahlgussabsatz von GF<br />

beschränkte sich wieder weitgehend auf<br />

das Inland, und das Umsatzschwergewicht<br />

verlagerte sich zurück zum „Friedensartikel“<br />

Fittings. Eine ähnliche Rückverschiebung erfolgte<br />

bei der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft<br />

SIG. Definitiv durchgesetzt hatte<br />

sich hingegen der Elektrostahlguss: Die von<br />

GF übernommenen Elektrostahlgießereien<br />

in Schaffhausen und Giubiasco wurden nach<br />

dem Krieg – 1919 und 1924 – zwar stillgelegt,<br />

doch deren Öfen verwendete man<br />

fortan in den anderen Schaffhauser Werken,<br />

wo sie Siemens-Martin-Öfen und Bessemer-<br />

bzw. Thomas-Konverter ersetzten.<br />

Das Elektrostahlgussverfahren war vor<br />

dem Krieg oft belächelt und bisweilen auch<br />

verunglimpft worden. „Jede kleine Schwierigkeit<br />

wurde aufgebauscht und weiter verbreitet,<br />

und neben dummem Geschwätz<br />

gab es leider auch Urteile kompetent zu<br />

nennender Fachleute, die dem Elektro ofen,<br />

soweit er der Herstellung von Stahlformguss<br />

diente, jede Existenzfähigkeit absprachen“,<br />

heißt es in einer Publikation der Firma<br />

Oehler, die zu den Pionieren des Elektrostahlgusses<br />

gehörte. „Die Folge solcher<br />

Urteile war die Kreditkündigung vonseiten<br />

einer heute nicht mehr bestehenden Bank,<br />

mit welcher man vorwiegend verkehrte.“<br />

[26] Der basische Elektrostahl konnte auch<br />

qualitätsmäßig mithalten, wies der doch<br />

gegenüber dem sauren Stahl aus dem<br />

Martin- und Konverterofen den Vorteil auf,<br />

dass sein Phosphor- und Schwefelgehalt<br />

geringer war, was zu weniger Rissen in den<br />

Gussstücken führte. [27]<br />

Enttäuscht wurden Erwartungen, dass<br />

man in der Nachkriegszeit (weiterhin) vom<br />

neutralen Status der Schweiz profitieren<br />

könne. 1921 stellte der GF-Techniker Fritz<br />

Stämpfli in einem Bericht fest, dass „auch<br />

die Entente-Staaten heute schon wieder als<br />

Käufer in Deutschland auftreten und also<br />

aus der Schweizerischen Drehscheibe,<br />

die wir uns zwischen den siegenden und<br />

besiegten Mächten gedacht haben, nichts<br />

geworden ist“. [28]<br />

• Adrian Knoepfli, Wirtschaftshistoriker,<br />

Zürich<br />

LITERATUR<br />

[1] Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen,<br />

GFA 1, 11/1. WK 3, Brief Homberger<br />

an die Verwaltungsratsmitglieder, 14.10.1914.<br />

Zur Entwicklung bei Georg Fischer im Detail<br />

siehe Knoepfli, Adrian: „... das äusserste herausgeholt“:<br />

Die Eisen- und Stahlwerke Georg<br />

Fischer im Ersten Weltkrieg. In: Rossfeld, Roman;<br />

Straumann, Tobias (Hrg.): Der vergessene<br />

Wirtschaftskrieg. Schweizer Unternehmen im<br />

Ersten Weltkrieg. Zürich 2008, S. 171/199.<br />

[2] Historische Statistik der Schweiz, HSSO, 2012. Tab.<br />

L.11a. hsso.ch/2012/l/11a.<br />

[3] Geering, Traugott: Handel und Industrie der Schweiz<br />

unter dem Einfluss des Weltkriegs, Bd. 3, Basel<br />

1928, S. 574.<br />

[4] Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen,<br />

GFA 2, Protokoll Aufsichtsrat Nr. 68, 21.6.1905.<br />

[5] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />

(VSM) 1914, S. 102. Geering, S. 134/142.<br />

[6] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />

(VSM) 1915, S. 101.<br />

[7] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />

(VSM) 1916, S. 105.<br />

[8] Kienzle, André: „Es gibt nur ein Gerlafingen!“<br />

Herrschaft, Kultur und soziale Integration in einer<br />

Standortgemeinde des Stahlkonzerns Von<br />

Roll, 1918-1939, Zürich 1997, S. 32/33. Geering,<br />

S. 137.<br />

[9] Rossfeld, Roman: „Rechte hat nur, wer Kraft hat.“<br />

Anmerkungen zur Schweizer Wirtschaft im Ersten<br />

Weltkrieg. In: Rossfeld, Roman; Buomberger,<br />

Thomas; Kury, Patrick (Hrg.): 14/18. Die Schweiz<br />

und der Grosse Krieg, Baden 2014, S. 152/161.<br />

[10] Lienhard-Rüsch, Gottlieb: 75 Jahre Eisen- und<br />

Stahlwerke Oehler & Co Aktiengesellschaft Aarau,<br />

1881-1956, Aarau 1956, S. 18.<br />

[11] Geering, S. 717.<br />

[12] Lussy, Hanspeter: Die von Moos'schen Eisenwerke<br />

in Luzern – ein möglicher Modellfall für<br />

die Historiographie der Eisen- und Stahlindustrie<br />

in der Schweiz. In: Ferrum 74/2002, S. 74/78. Von<br />

Moos: Bewahrung und Veränderung am Beispiel<br />

der Industriegeschichte. Hrg. zur Erinnerung an<br />

die Aufnahme der industriellen Stahlverarbeitung<br />

durch von Moos in Luzern vor 150 Jahren, Bern<br />

1992, S. 189.<br />

[13] Konzernarchiv der Georg Fischer AG Schaffhausen,<br />

GFA 1, 2/V 1/W 1, Lieferungen in den Jahren<br />

1914–1918 nach Deutschland, 1.2.26 Si; GFA 1, 2/V<br />

1 A-Z, Aufstellung derjenigen Firmen, an welche<br />

wir Abgüsse aus Stahlguss und Weichguss liefern,<br />

12.2.1917; GFA 1/738, Sieber, E.: Zum Jubiläum<br />

1802–1952, Erinnerungsschrift, Schaffhausen 1950,<br />

S. 11 f.<br />

[14] Jahresberichte Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />

(VSM) 1914, S. 23, und 1917, S. 15.<br />

[15] Koller, Christian: Kriegs- oder Friedensgewinnler?<br />

Die Schweizerische Industrie-Gesellschaft Neuhausen<br />

in den Jahren 1910–1925. In: Rossfeld/<br />

Straumann, S. 225/257.<br />

[16] Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen,<br />

GFA 1/1580, Waeffler, Heinrich: Der Kleinstahlguss<br />

+GF+ 1900–1950, S. 93.<br />

[17] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />

(VSM) 1914, S. 80.<br />

[18] Archiv für Zeitgeschichte, Zürich, IB VSM-Archiv,<br />

1.2.2.1.3395 Protokoll Vorstand Verein schweiz.<br />

Maschinen-Industrieller, 4.7.1916, S. 4/5.<br />

[19] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />

(VSM) 1916, S. 87.<br />

[20] Geering, S. 20.<br />

[21] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />

(VSM) 1918, Tabelle im Anhang.<br />

[22] Jahresbericht Verein schweiz. Maschinen-Industrieller<br />

(VSM) 1919.<br />

[23] Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel, Privatarchive,<br />

CH SWA PA 600 b D 2-1 I, Protokoll Aufsichtsrat<br />

6.2.1915.<br />

[24] Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel, Privatarchive,<br />

CH SWA PA 600 b D 2-1 II, Protokoll Aufsichtsrat<br />

22.12.1922.<br />

[25] AIAG 1888–1938, Bd. 1, Chippis 1942, S. 154. Zum<br />

Kohlenimport Geering, S. 89-108. Zur Kohle- und<br />

Eisenversorgung während und nach dem Krieg:<br />

Die Gesellschaft der L. von Roll’schen Eisenwerke<br />

und die Entwicklung der jurassischen Eisenindustrie.<br />

Geschichtliches und Statistisches, 1823–1923,<br />

Gerlafingen 1923, S. 161/188. Zum globalen Wirtschaftskrieg<br />

Tanner, Jakob: Geschichte der Schweiz<br />

im 20. Jahrhundert, München 2015, S. 135/141.<br />

[26] Lienhard-Rüsch, S. 18.<br />

[27] Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen,<br />

GFA 1/738, Schneckenburger, Alfred: Erinnerungen<br />

eines alten Betriebsleiters, 1892–1936,<br />

Oberstammheim 1944, S. 18.<br />

[28] Konzernarchiv der Georg Fischer AG, Schaffhausen,<br />

GFA 2, Protokoll Aufsichtsrat Nr. 140, 6.4.1921, Beilage<br />

Fritz Stämpfli, Technische Erwägungen über ein Projekt.<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


PANORAMA | 89<br />

BFI-Kolloquium <strong>2019</strong><br />

Am 8. Mai <strong>2019</strong> geht es im BFI wieder um aktuelle Themen der<br />

angewandten Forschung für die Stahlindustrie. MitarbeiterInnen<br />

des Instituts werden neue Technologien und aktuelle Forschungsthemen<br />

aus den vier Arbeitsfeldern des BFI vorstellen:<br />

CO -Reduktion und Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft, Prozess-<br />

und Prozess¬kettenoptimierung sowie Industrie 4.0 und<br />

2<br />

Messtechnik. Anschließend werden aktuelle Forschungsideen<br />

in Kurzvorträgen vorgestellt.<br />

Der Besuch der Veranstaltung ist an eine Einladung gebunden. Anfragen hierzu bitte an: kolloquium@bfi.de<br />

4. ESTAD <strong>2019</strong> – European Steel Technology and Application Days<br />

Vom 24.-28. Juni <strong>2019</strong> findet, neben der METEC, die vierte<br />

ESTAD statt. Die ESTAD wird vom Stahlinstitut VDEh in Kooperation<br />

mit der Austrian Society for Metallurgy and Materials,<br />

Jernkontoret (Schweden) und der Associazione Italiana di Metallurgia<br />

veranstaltet. Das Programm ist in fünf Themenbereiche<br />

gegliedert:<br />

• Eisenherstellung,<br />

• Stahlherstellung,<br />

• Walzen und Schmieden,<br />

• Stahlwerkstoffe und ihre Anwendung; additive Fertigung;<br />

Oberflächentechnologien<br />

• Umwelt- und Energieaspekte.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.metec-estad<strong>2019</strong>.com.<br />

Tagungen und Konferenzen<br />

BFI-Kolloquium<br />

8. Mai <strong>2019</strong><br />

Düsseldorf<br />

VDEh-Betriebsforschungsinstitut GmbH (BFI)<br />

www.bfi.de/de/bfi-kolloquium-<strong>2019</strong>-save-the-date<br />

11th Tooling <strong>2019</strong> – Conference & Exhibition<br />

12. – 16. Mai <strong>2019</strong><br />

Aachen<br />

Stahlinstitut VDEh<br />

www.tooling<strong>2019</strong>.com<br />

ICASP <strong>2019</strong> – International Conference on<br />

Advances in Solidification Processes<br />

17. – 21. Juni <strong>2019</strong><br />

Salzburg<br />

ASMET - Austrian Society for Metallurgy and Materials<br />

www.icasp5-csscr5.org<br />

4. ESTAD <strong>2019</strong> – European Steel Technology<br />

and Application Days<br />

24. – 28. Juni <strong>2019</strong><br />

Düsseldorf<br />

Stahlinstitut VDEh<br />

www.metec-estad<strong>2019</strong>.com<br />

62. Internationales Feuerfest-Kolloquium<br />

25. – 26. September <strong>2019</strong><br />

Aachen<br />

ECREF European Centre for Refractories gGmbH<br />

www.ecref.eu/index.php?id=kolloquium<br />

Messen und Ausstellungen<br />

aaa – all about automation<br />

Moskau Wire Russia<br />

MSR-Spezialmesse Nord<br />

GIFA, METEC, THERMPROCESS, NEWCAST<br />

5. – 6. Juni <strong>2019</strong><br />

Essen<br />

18. – 20. Juni <strong>2019</strong><br />

Moskau<br />

19. Juni <strong>2019</strong><br />

Hamburg<br />

25. – 29. Juni <strong>2019</strong><br />

Düsseldorf<br />

untitled exhibitions GmbH<br />

www.automation-essen.com/de<br />

Messe Düsseldorf GmbH<br />

www.wire-russia.com<br />

MEORGA GmbH<br />

www.meorga.de<br />

Messe Düsseldorf GmbH<br />

www.gifa.de<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


90 | PANORAMA<br />

voestalpine stellt Formel-E-Auto in Linz vor<br />

Countdown zu den „voestalpine European<br />

Races“<br />

Die „ABB FIA Formel E Saison 2018/19“ ist mit drei spannenden Rennen außerhalb Europas bereits angelaufen.<br />

Mit einem Boxenstopp in der voestalpine Stahlwelt in Linz hat nun der offizielle Countdown zu den „voestalpine<br />

European Races“ begonnen. Formel-E-Pilot Maximilian Günther, eines der derzeit größten Motorsporttalente<br />

mit österreichischen Wurzeln, und voestalpine-CEO Wolfgang Eder enthüllten beim Warm-up am Hauptsitz<br />

des Konzerns auch das neue voestalpine-eigene „FIA Formel E Gen2 Auto“. Die voestalpine beliefert von Linz<br />

ausgehend alle wichtigen Automobilhersteller mit hochwertigem Elektroband und Komponenten für E-Motoren<br />

sowie ultraleichten Karosseriebauteilen.<br />

B<br />

is zum Auftakt der „voestalpine European<br />

Races“ in Rom sind es nur<br />

noch wenige Tage. Erstmals in der<br />

Geschichte der vollelektrischen Motorsportserie<br />

wird <strong>2019</strong> der Sieger der fünf<br />

europäischen Rennen in Rom (13.4.), Paris<br />

(27.4.), Monaco (11.5.), Berlin (25.5.) und<br />

Bern (22.6.) – also des „Grand Slams der<br />

Formel E“ – gekürt. Er erhält beim Schweizer<br />

Abschlussrennen eine eigens von voestalpine<br />

konzipierte und im 3-D-Druck<br />

gefertigte Trophäe. Maximilian Günther,<br />

aktuell Fahrer beim US-amerikanischen<br />

„GEOX DRAGON Formel E Team“, und<br />

voestalpine-CEO Wolfgang Eder gaben Anfang<br />

Februar im Rahmen der Präsentation<br />

des neuen FIA Formel EGen2 Autos der<br />

voestalpine in Linz einen Ausblick auf die<br />

bevorstehenden Europa-Rennen.<br />

voestalpine-Auto geht auf Tour<br />

„In etwas mehr als zwei Monaten wird<br />

die Startampel für das erste Rennen der<br />

„voestalpine European Races“ auf Grün geschaltet.<br />

Die Formel E und die voestalpine<br />

sind schon jetzt auf der Überholspur, wenn<br />

es um innovative und nachhaltige Lösungen<br />

für die Mobilität der Zukunft geht. Gemeinsam<br />

möchten wir diesen Drive nutzen,<br />

um den Technologietransfer im Bereich der<br />

Elektromobilität aktiv voranzutreiben“, so<br />

Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der<br />

voestalpine AG. „Das neue voestalpine-eigene<br />

FIA Formel E Gen2 Auto wird in Kürze<br />

eine Tour durch voestalpine-Werke und zu<br />

Veranstaltungen in Österreich und Deutschland<br />

starten – wir wollen so unseren Mitarbeitern,<br />

Kunden und Partnern die Formel<br />

E und das technologische Potenzial, das in<br />

ihr steckt, näherbringen.“ Das Auto – eine<br />

exakte Kopie des aktuellen Formel-E-Rennboliden<br />

„Gen2“ – wird in diesem Jahr auch<br />

regelmäßig in der voestalpine Stahlwelt in<br />

Linz zu sehen sein.<br />

Europa-Trophäe als weiteres<br />

sportliches Highlight<br />

Maximilian Günther, aktuell jüngster Formel-E-Fahrer<br />

und zuvor bereits Sieger in der<br />

Formel3- und Formel2-Serie, sieht den europäischen<br />

Läufen mit Spannung entgegen:<br />

„Die Formel E verkörpert längst die Zukunft<br />

des Motorsports und bietet mit ihren Rennen<br />

inmitten europäischer Metropolen auch<br />

Unterhaltung für ein breites Publikum. Die<br />

„voestalpine European Races“ stellen für<br />

uns Fahrer eine zusätzliche Herausforderung<br />

und gleichzeitig die Chance auf einen<br />

weiteren prestigeträchtigen Preis dar. Als<br />

einziger Pilot mit österreichischem Pass bin<br />

ich besonders stolz, dass mit der voestalpine<br />

nun auch ein heimisches Topunternehmen<br />

in der Formel E an den Start geht.“<br />

Innovationstreiber bei<br />

Elektromobilität<br />

Mit einem Anteil von 48 % am Konzernumsatz<br />

ist die Zukunftsbranche Mobilität<br />

ein wesentlicher Innovationstreiber<br />

und das internationale Wachstumsfeld<br />

der voestalpine. Speziell für Elektrofahrzeuge<br />

wird am Standort Linz anspruchsvollstes<br />

Elektroband als Vormaterial für<br />

immer effizientere Elektromotoren hergestellt.<br />

Auch die hier gefertigten höchstfesten<br />

automobilen Leichtbaukomponenten<br />

tragen durch Gewichtsersparnis<br />

Formel E-Fahrer Maximilian Günther (links)<br />

und voestalpine-CEO Wolfgang Eder präsentieren<br />

das neue voestalpine-eigene<br />

FIA Formel E Gen2 Auto (Foto: voestalpine/<br />

APA-Fotoservice/Greindl)<br />

wesentlich zur Reichweitensteigerung<br />

solcher Autos bei.<br />

voestalpine und die Formel E<br />

Der österreichische Technologiekonzern<br />

voestalpine wird ab der Saison 2018/<strong>2019</strong><br />

für zunächst zwei Jahre Partner der ABB-<br />

FIA-Formel-E-Meisterschaft. Das Unternehmen<br />

wird allen europäischen Rennen<br />

seinen Namen geben und die „voestalpine<br />

European Races“ präsentieren. Der Fahrer<br />

mit den meisten Punkten aus allen fünf<br />

europäischen Rennen erhält am 22. Juni<br />

<strong>2019</strong> in Bern eine von voestalpine in einem<br />

speziellen 3-D-Druck-Verfahren hergestellte<br />

Trophäe.<br />

• voestalpine<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


VORSCHAU/IMPRESSUM/INSERENTENVERZEICHNIS | 91<br />

Herausgeber/Verlag<br />

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Aachener Straße 172, 40223 Düsseldorf<br />

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Internet www.dvs-media.eu<br />

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Geschäftsführung<br />

Dirk Sieben<br />

Redaktion<br />

Dipl.-Ing. Arnt Hannewald (verantwortlich)<br />

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Gültig ist derzeit Preisliste Nr. 1<br />

vom 1. Januar <strong>2019</strong>.<br />

Vertrieb<br />

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Druck<br />

Kraft Premium GmbH<br />

Industriestraße 5 – 9<br />

76275 Ettlingen<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> wird auf chlorfrei<br />

gebleichtem Papier gedruckt.<br />

Abonnementbezug<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> erscheint monatlich. Jahresbezugspreis<br />

(Inland) inkl. Versandkosten<br />

und MwSt. 170,00 €, Jahresbezugspreis<br />

(Ausland) inkl. Versandkosten, exkl. MwSt.<br />

220,00 €. Der Abonnementpreis gilt bei einer<br />

Mindestbezugszeit von 12 Monaten, Abonnementkündigungen<br />

sind möglich mit einer<br />

Frist von 6 Wochen zum Ende des Bezugszeitraums,<br />

andernfalls verlängert sich das<br />

Abonnement um weitere 12 Monate.<br />

Einzelheft:<br />

25,00 € zzgl. Versandkosten<br />

Urheber- und Verlagsrecht<br />

<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> sowie alle in dieser Zeitschrift<br />

enthaltenen Beiträge, Bilder und Tabellen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme<br />

der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />

Verwertung ohne Einwilligung der DVS Media<br />

GmbH strafbar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte wird keine Haftung übernommen.<br />

In der Mai-Ausgabe lesen Sie unter anderem:<br />

Technik<br />

ArcelorMittal Hamburg setzt mit neuem Hubbalkenofen auf mehr<br />

Effizienz und besseren Kundenservice<br />

AIST Association for<br />

Iron & Steel Technology 21<br />

BOBE Industrie-Elektronik 23<br />

CS Additive GmbH 29<br />

Deutscher Fechter-Bund<br />

DVS Media GmbH 17, 83<br />

LOI Thermprozess GmbH 51<br />

Messe Düsseldorf GmbH 11<br />

Primetals Technologies GmbH<br />

SMS group GmbH<br />

Mit der strategischen Investition von<br />

mehr als 15 Mio. € sichert ArcelorMittal<br />

die Zukunft seines Produktionsstandorts<br />

im Hamburger Hafen weiter ab. Nach drei<br />

Jahren Bauzeit ging der neue Ofen nun in<br />

Betrieb. Neben den im Markt gefragten höheren<br />

Bundgewichten der Drahtprodukte<br />

erreicht ArcelorMittal auch Steigerungen<br />

bei Energieeffizienz und CO 2<br />

-Bilanz. Mit<br />

dem neuen Ofen können die CO 2<br />

-Emissionen<br />

um 3.800 t oder rd. 7 % pro Jahr<br />

reduziert werden.<br />

METEC-ESTAD – European Steel Technology and Application Days<br />

Vom 24. bis 28. Juni dreht sich auf dem<br />

internationalen Fachkongress ESTAD –<br />

European Steel Technology and Application<br />

Days – alles um den Werkstoff Stahl, dessen<br />

Herstellung und Anwendungen sowie umwelttechnische<br />

und energetische Aspekte.<br />

Für Stahlhersteller, Zulieferer und Anwender<br />

Stahlhandel – Stahlverarbeitung<br />

ist der fünftägige Kongress ein absolutes<br />

Muss. Veranstaltet wird die 4. ESTAD in<br />

bester Tradition vom Stahlinstitut VDEh in<br />

Kooperation mit seinen Partnern ASMET<br />

aus Österreich und AIM in Italien. Detaillierte<br />

Informationen zum Konferenzprogramm<br />

gibt es schon in unserer Mai-Ausgabe.<br />

Ästhetisch und funktional: Bandbeschichteter Flachstahl überzeugt seit<br />

60 Jahren<br />

Die Marke Pladur von thyssenkrupp Steel<br />

feiert im Bauhaus-Jahr Geburtstag. Im Jahr<br />

1959 sorgte ein neuer Werkstoff bei Architekten<br />

und Bauherren für Begeisterung:<br />

ein organisch beschichteter Flachstahl, der<br />

ungeahnte Möglichkeiten für die Gestaltung<br />

von Außenfassaden und beim Innenausbau<br />

eröffnete. Der bandbeschichtete Flachstahl<br />

dieser Produktfamilie erfüllt seit 60 Jahren<br />

höchste Ansprüche an Ästhetik, Qualität,<br />

Umformbarkeit, Farbvielfalt und Wirtschaftlichkeit.<br />

Heute gibt es das Produkt in über<br />

8.000 Farbtönen, in unterschiedlichen Beschichtungen<br />

und zahlreichen Stahlsorten.<br />

U4<br />

Titelseite<br />

U2<br />

Inserentenverzeichnis<br />

ISSN (Print) 2627-9665<br />

<strong>STAHL</strong> ISSN (Online) + <strong>TECHNIK</strong> 2627-9673 1 (<strong>2019</strong>) Nr. 4


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Unterstützt das deutsche Team! Die EUROPEAN FENCING<br />

CHAMPIONSHIPS – made of steel <strong>2019</strong> sind das wichtigste<br />

Qualifikationsturnier für die Teilnahme an den Olympischen<br />

Spielen in Tokio 2020. 450 Spitzen-Athleten aus 49 Nationen<br />

treten in der fechtstärksten Region Deutschlands an. Erlebt mit,<br />

wer sich in Düsseldorf qualifiziert! Viele emotionale Momente,<br />

Nervenkitzel pur und atemberaubende Spannung sind<br />

garantiert. Sichert Euch jetzt Eure Tickets.<br />

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