Festspielprogramm 2019
Programmheft der Scherenburgfestspiele 2019
Programmheft der Scherenburgfestspiele 2019
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Wilhelm Jacoby<br />
Wilhelm Jacoby wurde am 8. März 1855 als Sohn eines Verlagsbuchhändlers in<br />
Mainz geboren. Er arbeitete zunächst im Buchhandel, begann eine Buchhändlerlehre,<br />
die er abbrach und wurde bereits im Alter von 20 Jahren Redakteur des Niederschlesischen<br />
Anzeigers in Glogau.<br />
Pension Schöller<br />
1878 übernahm er die Redaktion des Mainzer Tageblatts. In Mainz war Jacoby als<br />
Karnevalist tätig, war Mitglied des Mainzer Carneval-Vereins und 1884 bis 1889 sogar<br />
dessen Präsident. Im MCV lernte er auch Carl Laufs kennen, mit dem zusammen<br />
er in den Folgejahren eine Reihe karnevalistischer Texte und Stücke schrieb. Aus dieser<br />
Zusammenarbeit entstand auch Jacobys bekanntestes Stück „Pension Schöller“.<br />
„Voll eigenartiger, abstruser Ideen“ ist er: Großgrundbesitzer Philipp Klapproth. Er will „Leben“<br />
auf seinen Gutshof in Kyritz bringen, ein Kurhaus für Verrückte dort eröffnen. Und vor allem am<br />
Stammtisch mit verrückten Geschichten brillieren.<br />
Von der Idee besessen, die Soirée einer Irrenanstalt zu erleben, reist er nach Berlin. Dort trifft<br />
er sich im Café der Pension Schöller mit seinem Neffen Alfred, den er bittet, ihn in ein solches<br />
Haus einzuführen. Als Gegenleistung würde er ihm das Geld borgen, das Alfred zur Eröffnung<br />
eines eigenen Cafés benötigt. Nur leider kennt Alfred keine Irrenanstalt. Die raffinierte Kellnerin<br />
Hanna hilft ihm. Kurzerhand geben sie die Soirée der Pension Schöller als Soirée eines Privatsanatoriums<br />
aus.<br />
Klapproth amüsiert sich zunächst prächtig über die illustren Bewohner der angeblichen „Klapse“:<br />
einem Großwildjäger, einem Major, einer erfolgsgierigen Schriftstellerin und dem Neffen<br />
der Pensionsdirektorin, der sich trotz eines Sprachfehlers einbildet, Schauspieler zu werden.<br />
Der Spaß wandelt sich indes bald zu einem bizarren und beängstigenden Panoptikum. Klapproth<br />
reist ab. Heilfroh wieder daheim in Kyritz zu sein, hält das Chaos gänzlich Einzug in die scheinbar<br />
„heile“ bürgerliche Welt, als die „Irren“ ihn zuhause aufsuchen.<br />
Carl Laufs<br />
Carl Lauf wurde am 20. Dezember 1858 in Mainz geboren. Er arbeitete als Autor von<br />
Lustspielen und Schwänken und war damit sehr erfolgreich.<br />
Gemeinsam mit Wilhelm Jacoby war er im Mainzer Carneval-Verein tätig und vollendete<br />
1889 die überaus erfolgreiche Posse „Pension Schöller“, die nach einer Idee von<br />
Jacoby entstanden war und 1890 in Berlin uraufgeführt wurde. Zum Text selbst hatte<br />
Jacoby nichts beigetragen, dennoch überließ ihm Laufs die Hälfte der laufenden<br />
Einnahmen.<br />
Hier tummeln sich Irre, die normal sind und Normale, die kurz davor sind, irre zu werden.<br />
Die „Pension Schöller“ gehört seit ihrer Uraufführung 1890 zu den komödiantischen Dauerbrennern.<br />
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