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Reich an Erfahrung Für Ingo Herbst hat sich Franchise nicht bewährt – heute setzt Contigo auf Filialen.<br />

Das Franchise wird durch Filialen ersetzt –<br />

Contigo<br />

Als der Fair-Trade-Händler Contigo vor 25 Jahren gegründet<br />

wurde, sollte das Göttinger Muttergeschäft ein<br />

Pilotprojekt werden, um es als Franchise kopieren zu<br />

können. „Unser Konzept hat mit sozial- und entwicklungspolitischem<br />

Engagement zu tun. Hinter diesem Gedanken<br />

müssen die Mitarbeiter und Franchisenehmer<br />

stehen“, erklärt Unternehmensgründer Ingo Herbst. Das<br />

habe anfangs auch gut funktioniert – bis die Finanzkrise<br />

kam. Danach sei der Einzelhandel für Banken nicht<br />

mehr so interessant gewesen. Entsprechend schwieriger<br />

wurde es für potenzielle Franchisenehmer, Kredite für<br />

eine Gründung zu erhalten. Gleichzeitig gab es aber<br />

auch ausgerechnet an Orten, die für Contigo sehr interessant<br />

waren, keine Interessenten. Und die, die Interesse<br />

hatten, scheiterten manches Mal an anderer Stelle. „Auf<br />

den Franchisegeber und seine Erfahrungen hören, ist ein<br />

wichtiger Punkt für den Erfolg“, so Herbst. „Manche<br />

Nehmer haben zum Beispiel gegen unseren Rat zu kurzfristige<br />

Mietverträge abgeschlossen. Nach fünf Jahren<br />

funktionierte das Konzept dann nicht mehr, weil der<br />

Vermieter plötzlich ein paar Tausend Euro mehr haben<br />

wollte.“ Am Ende fiel dann der Entschluss, eigene Filialen<br />

zu er öffnen – das führte zu einer Umkehr in der<br />

Wachstumsstrategie: Seit zehn Jahren bietet Contigo das<br />

Unternehmenskonzept nicht mehr als Franchise an.<br />

Heute ist Contigo an 23 Standorten präsent, von denen<br />

nur noch Dresden und Oldenburg als alte Franchise-<br />

Betriebe weitergeführt werden, die auch bereits zum<br />

zweiten Mal ihren Franchisevertrag verlängert haben –<br />

der jeweils über zehn Jahre läuft. „Damals war Franchise<br />

alternativlos“, betont Herbst, weil dem frisch gegründeten<br />

Unternehmen das Kapital für die Filialen fehlte. Das<br />

ist inzwischen anders.<br />

„UNSERE ERFAHRUNG MIT DEM RÜCKZUG aus dem<br />

Franchisesystem ist gut“, sagt Herbst. Die Befürchtung,<br />

dass Angestellte weniger engagiert seien als selbstständige<br />

Unternehmer, habe sich als unbegründet herausgestellt.<br />

Zudem lasse sich ein Filialsystem besser steuern,<br />

so Herbst, „da Selbstständige sehr auf ihre Individualität<br />

Wert legen.“ Es habe sehr viel Energie und Überzeugungskraft<br />

gekostet, eine gemeinsame Linie zu halten.<br />

„Unterm Strich bleibt für mich die Erkenntnis, dass sich<br />

Unternehmenskonzepte mit einem sehr hohen Anspruch<br />

und mit hohen Wissensanforderungen an die Mitarbeiter<br />

nicht als Franchisesystem eignen.“ Der Aufwand für<br />

den Franchise geber sei zu hoch, meint Herbst.<br />

80 2 |<strong>2019</strong>

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