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faktor Sommer 2019

faktor - Das Entscheider-Magazin für die Region Göttingen

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wissen<br />

In Deutschland sind derzeit rund 1.000 Unternehmen<br />

in Form eines Franchise systems organisiert<br />

– die Zahl ist konstant, allerdings nehmen nach<br />

Auskunft des Deutschen Franchiseverbands die<br />

Zahl der Franchisenehmer und auch deren Umsätze<br />

zu. Entsprechend gibt es auch Konzepte,<br />

die aus unserer Heimat stammen und ihren Weg über die<br />

Stadtgrenze hinaus gemacht haben. Das Aushängeschild<br />

der lokalen Franchisegeber war lange Zeit Contigo, bis<br />

sich das Fair-Trade-Unternehmen jedoch aus verschiedenen<br />

Gründen vom Franchise abgewandt hat und heute<br />

auf Filialen setzt – aber dazu später mehr.<br />

Filialen oder Franchises – was steckt hinter den verschiedenen<br />

Unternehmenskonzepten? Von außen ist der<br />

Unterschied kaum zu erkennen, denn beide arbeiten mit<br />

einer einheitlichen Coporate Identity. Der Unterschied<br />

wird erst hinter den Kulissen sichtbar: Filialen gehören<br />

zum Mutterunternehmen, die Mitarbeiter und Geschäftsführer<br />

sind dort als Angestellte tätig. Das Franchise<br />

hingegen stellt eine Form der Selbstständigkeit dar,<br />

der Franchisenehmer ist auf eigenes Risiko tätig, operiert<br />

aber unter teils engen, teils lockeren Vorgaben des<br />

Mutterunternehmens, das wiederum eine Umsatzbeteiligung<br />

erhält.<br />

„In seiner Ausgestaltung hat jedes Franchisesystem eine<br />

eigene Philosophie, und entsprechend groß ist die Vielfalt“,<br />

erklärt Torben Leif Brodersen, Hauptgeschäftsführer<br />

des Deutschen Franchiseverbands. Doch zwei<br />

Dinge haben alle gemein: „Einen einheitlichen Markenauftritt<br />

und die Arbeitsteilung – der Geber unterstützt<br />

bei der Weiterentwicklung des Unternehmens, schult, ist<br />

Ansprechpartner bei Fragen und Problemen, während<br />

der Nehmer dafür zuständig ist, den Markt vor Ort auszurollen.“<br />

Entsprechend langfristig können die vertraglichen<br />

Beziehungen zwischen beiden Seiten sein. Die Verträge<br />

laufen häufig über fünf, zehn oder in der Gastronomie<br />

auch über 20 Jahre. „In diesem Zeitraum vereinbaren<br />

die Parteien eine Arbeitsteilung“, so Brodersen.<br />

„Für die Unterstützung des Franchisegebers zahlt der<br />

Nehmer eine anteilige Gebühr. Die bewegt sich je nach<br />

Branche zwischen ein bis zehn Prozent vom Nettoumsatz.“<br />

Aus Unternehmenssicht spreche für ein Franchise,<br />

dass durch den hoch motivierten Selbstständigen, der<br />

sich vor Ort auskennt, eine schnelle Ausbreitung und<br />

Bekanntheit der Marke und eine gute lokale Platzierung<br />

möglich werden. Anders ist es insbesondere im Einzelhandel.<br />

Aufgrund der Verschiebung von Marktanteilen<br />

zwischen dem stationären Handel hin zum Onlinehandel<br />

stellt sich für viele Franchisenehmer die Frage der<br />

Rentabilität, da die Kunden wegbleiben. „Diese Frage<br />

muss vom Franchisegeber dahingehend geklärt werden,<br />

den Nehmer an den Onlineumsätzen partizipieren zu<br />

lassen. Sonst gefährdet das letztlich dessen Existenz“, erklärt<br />

der Experte.<br />

Ganz besonders stark sind Franchises im Dienstleistungsbereich,<br />

wie etwa Fitnessstudios, Nachhilfeinstitute,<br />

Reisebüros oder in der Physiotherapie. Stark vertreten<br />

sind natürlich auch Gastronomieunternehmen. Aber auch<br />

im Handwerksbereich tummeln sich schon einige Franchisekonzepte.<br />

„Bekannte Marken sind beispielsweise Portas<br />

oder Treppenmeister“, sagt Brodersen, der gerade viel<br />

künftiges Potenzial sieht, „wenn man kleine Unternehmen<br />

zusammenschließt, eine professionelle Struktur einzieht<br />

und Dienstleistungsstandards gegenüber dem Kunden vereinheitlicht.<br />

Man kann über solche Kooperationen den<br />

Anforderungen der heutigen Märkte besser begegnen.“<br />

Natürlich ist das Prinzip von Copy und Paste auch im<br />

Südniedersächsischen in Vielfalt vorhanden: vom jungen<br />

Start-up direkt von der Hochschule bis hin zu alten<br />

Hasen im Geschäft. Von Franchisegebern – getrieben<br />

vom schnelleren Expansionsgedanken und Markenstärkung<br />

– und Franchisenehmern, die die andere Seite der<br />

Medaille vertreten – mit anderen Ansichten. Was sie alle<br />

eint? Ein starker Unternehmergeist.<br />

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