faktor Sommer 2019
faktor - Das Entscheider-Magazin für die Region Göttingen
faktor - Das Entscheider-Magazin für die Region Göttingen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
wissen<br />
kleiner Wert, aber wir wissen, dass über die gesamte Belegschaft<br />
von SAP ein Prozent Employee Engagement<br />
60 bis 80 Millionen Dollar Umsatz wert ist.<br />
Eine genaue Datenanalyse von 4.800 Teilnehmern<br />
zeigt, dass wir – sehr konservativ betrachtet – mehr als<br />
200 Prozent ROI machen. Wir tragen deutlich mehr<br />
zum finanziellen Unternehmenserfolg bei, als wir selber<br />
kosten. Das ist schon phänomenal.<br />
Was bringt das Programm konkret für die Teilnehmer?<br />
Die Menschen, die das Programm durchlaufen, werden<br />
in ihrer mentalen Klarheit stärker. Sie können Beziehungen<br />
besser gestalten. Sie empfinden subjektiv weniger<br />
Stress und erleben mehr Freude und Wohlbefinden. Diese<br />
Menschen fragen sich erst einmal, was sie sinnhaft finden<br />
und können sich dann noch mehr darauf ausrichten.<br />
Ich lerne, weniger reaktiv zu sein. Achtsamkeit ist<br />
Nichtreaktivität. Es gibt ein Zitat von Viktor Frankl,<br />
was das einfach sehr schön zusammenfasst. ,Zwischen<br />
Reiz und Reaktion liegt ein Raum.‘ Und in diesem<br />
Raum gibt es Freiheit und Wachstumsmöglichkeiten für<br />
uns. Wenn Reaktion direkt auf Reiz folgt, dann ist das<br />
ein Automatismus. Wenn ich aber lerne, das aufzuweiten,<br />
komme ich in eine Reaktionsflexibiliät. Und ich<br />
merke: Da ist eine Reaktion, aber ich habe genug<br />
Raum. Es geht nicht darum, dass man bei Achtsamkeit<br />
alles wegmeditiert und jetzt nur noch total high ist,<br />
sondern darum, dass man mit allem, was ist, in Kontakt<br />
steht. Man kann auch wahrnehmen: Ich empfinde gerade<br />
starken Ärger. Es gibt so populäre Mythen, dass<br />
Achtsamkeit bedeutet: ,Ich werde nicht mehr ärgerlich.’<br />
Good luck with that. Es geht vielmehr darum, dass ich<br />
wahrnehme, dass ich gerade ärgerlich werde – ich nehme<br />
es früher wahr.<br />
Astrid Böttger: Bewusster?<br />
Ja, sich selbst kennenzulernen. Wo passiert es bei mir?<br />
Bauch, Brust, Hals, Arme, Gesicht. Atmung ist eigentlich<br />
das Stärkste, weil die Atmung bei jedem flacher<br />
wird. Und dann zu sehen: Oh, der Ärger steigt auf, und<br />
zu wissen, das macht was mit mir. In der Evolution war<br />
es von Vorteil, neurotisch und hyperreaktiv zu sein.<br />
Heute ist es beim Umgang mit Kollegen und Kunden<br />
eher hinderlich. [lacht]<br />
Und das funktioniert?<br />
Novak Djokovic ist hier ein sehr schönes Beispiel. Einer<br />
der besten Tennisspieler der Welt, der auch sehr, sehr<br />
offen ist und in vielen Interviews darüber spricht, dass<br />
er meditiert. Und Tennis ist ja ein mentales Spiel. Ich<br />
versuche, den Gegner in seine rote Zone zu bringen, ihn<br />
also so unter Druck zu setzen, dass er anfängt, reaktiv<br />
zu werden – dass die Amygdala anfängt zu steuern, sodass<br />
er überreagiert. Und Djokovic nimmt das halt<br />
durch seine lange Praxis relativ früh wahr – seine<br />
Selbstwahrnehmung ist gesteigert. ,Oh, ich fange an,<br />
griffig zu werden.“ Und was er dann macht, ist, sich<br />
durch seine Atemtechnik wieder zu beruhigen und sich<br />
sehr schnell wieder zu erden. Und dann wieder mit einem<br />
ruhigen, kühlen Kopf sein Spiel zu machen. Man<br />
kennt das, wenn man ihn beobachtet – dass er bei den<br />
Aufschlägen den Ball immer mehrmals auftippt.<br />
Wir wissen, dass wir unter Druck keine guten Entscheidungen<br />
fällen. Wie schaffe ich es, wahrzunehmen,<br />
wo Druck ist, und ihn zu regulieren? Oder auch wahrzunehmen:<br />
Jetzt ist gerade Druck, lass uns eine Pause<br />
machen und nicht im Autopiloten weitermarschieren.<br />
Astrid Böttger: Es geht im Grunde um innere Entwicklung?<br />
Ja, wir alle versuchen permanent, die Welt im Außen zu<br />
optimieren, damit wir uns gut fühlen. Das ist so, als ob<br />
ich über ein Feld mit vielen Dornen gehe und sage: Das<br />
ist mir zu dornig hier, ich lege mal das ganze Feld mit<br />
Leder aus. Ich möchte das Feld ändern, damit es gut für<br />
mich ist. Es wäre vielleicht einfacher, meine Haltung<br />
zum Feld zu ändern, sprich, mir einfach Schuhe anzuziehen,<br />
die Ledersohlen haben. Dann kann ich über das<br />
Feld gehen. Es ist viel schwerer, die Welt so zu drehen,<br />
dass ich sie aushalte, und viel einfacher, meine Reaktion<br />
auf sie wahrzunehmen und gegebenenfalls zu ändern.<br />
Achtsamkeit ist die Selbstregulierung der Aufmerksamkeit<br />
– mit einer Haltung der Offenheit, der Neugierde<br />
und des Wohlwollens.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
ENTSPANNT ERFOLGREICH MIT SIY<br />
Im Rahmen der <strong>faktor</strong>Akademie wird Astrid Böttger am<br />
22. August <strong>2019</strong> einen Vortrag zum Erfolgsprogramm<br />
Search Inside Yourself (SIY) halten, das bei Google gestartet<br />
wurde.<br />
Wann? 18 bis 21 Uhr.<br />
Wo? In der Privaten Hochschule Göttingen (PFH)<br />
Astrid Böttger ist Trainerin und Coach in Göttingen und<br />
wurde vom Search Inside Yourself Leadership Institut<br />
(SIYLI) in San Francisco als ‚Search Inside Yourself<br />
certified teacher‘ zertifiziert.<br />
Weitere Infos zu den Themen Achtsamkeit, Meditation &<br />
SIY gibt es hier: www.<strong>faktor</strong>events.de<br />
66 2 |<strong>2019</strong>