faktor Sommer 2019
faktor - Das Entscheider-Magazin für die Region Göttingen
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Dieser Tage wirkt Northeim – wenn<br />
man sich von der A7 her nähert – wie<br />
eine große Baustelle. Der dreispurige<br />
Ausbau lässt grüßen. Die Baumaßnahmen<br />
an Straßen und die damit verbundenen<br />
Einschränkungen sind allerdings<br />
in den vergangenen Jahren auch im Stadtgebiet ein<br />
Dauerthema. Was die Geduld strapaziert, kann man auch<br />
symbolisch betrachten: Northeim wächst und kratzt bei<br />
der Einwohnerzahl stark an der 30.000er-Marke. Man<br />
merkt einen deutlichen Zuzug aus anderen Teilen der<br />
Region und darüber hinaus – südlich der Kernstadt<br />
Northeims sowie in den Ortschaften werden neue Wohngebiete<br />
erschlossen, die infrastrukturell gut angebunden<br />
sind. „Die Nachfrage ist da, auch gerade von jungen<br />
Familien“, erklärt Bürgermeister Simon Hartmann.<br />
DIE STADT ERLEBT EINEN AUFWÄRTSTREND: Der städtische<br />
Haushalt ist ausgeglichen, es werden Jahresüberschüsse<br />
erwirtschaftet, die Gewerbesteuern sind stabil.<br />
Altlasten, die es abzuarbeiten gilt, gibt es allerdings genügend,<br />
der Investitionsstau hat auch vor Northeim nicht<br />
haltgemacht – vor allem im Bereich der Straßen und<br />
öffentlichen Gebäude. Die Infrastruktur in Northeim<br />
kennt einige Sorgenkinder: den Ausbau der Kita- und<br />
Krippenplätze, die Förderung des Radverkehrs, die Umsetzung<br />
des Klimaschutzplans der Stadt und vor allem ein<br />
Konzept, wie die Innenstadt wiederbelebt werden kann.<br />
„Ein wichtiges Thema ist für uns ganz klar die Kinderbetreuung“,<br />
sagt Nina Peilert, Geschäftsführerin des<br />
Northeimer Agrarunternehmens Tribodyn. „Bei uns<br />
arbeiten viele Mütter mit kleinen Kindern, ich selbst<br />
bin alleinerziehend und wohne auf dem Dorf. Da sind<br />
die Kinderbetreuungsmöglichkeiten miserabel – hätte<br />
ich meine Mutter nicht oder die Möglichkeit, dass ich<br />
gelegentlich vom Homeoffice aus arbeite, ginge das<br />
nicht.“ Verbesserungen in der Kinderbetreuung mahnt<br />
auch Andreas Wolf, einer der beiden Geschäftsführer<br />
des Modeunternehmens Wilvorst an – da der Northeimer<br />
Traditionsbetrieb einen hohen Frauenanteil hat.<br />
„Gerade, wenn Frauen nach dem Mutterschutz wieder<br />
anfangen wollen zu arbeiten, brauchen sie diese Infrastruktur.<br />
Wir versuchen natürlich, das mit flexiblen<br />
Arbeitszeitangeboten zu unterstützen, aber die Stadt<br />
ist hier auch ganz klar gefordert.“ Insbesondere fehlten<br />
Betreuungsangebote, die über 14 Uhr hinausgehen,<br />
so Peilert. „Dass es hier an Angeboten mangelt, ist<br />
zum einen nicht arbeitnehmerfreundlich, zum anderen<br />
erschwert es uns zusätzlich, gute Leute in die Region<br />
zu bekommen.“<br />
Bei der Zahl der Kita- und Krippenplätze sei die Stadt<br />
zwar gut gerüstet, sagt Bürgermeister Hartmann, einen<br />
Nachholbedarf sehe er aber auch, vor allem bei der Erweiterung<br />
der Betreuungszeiten – wohl wissend, dass<br />
auch der Markt für Erzieherinnen nahezu leergefegt ist.<br />
Und nicht nur der.<br />
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