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faktor Sommer 2019

faktor - Das Entscheider-Magazin für die Region Göttingen

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Fassen gemeinsaem<br />

Tabuthemen an:<br />

Marla Neuschaefer<br />

und Pia Roddewig<br />

(v.l.) vom Projekt<br />

Once a Month<br />

Binden aus Bananenstauden<br />

Mit ihrem Projekt Once a Month will Enactus Frauen in<br />

Drittweltländern unterstützen und gewann beim Lift-off<br />

2018 damit den Publikumspreis.<br />

„Mit den Damenbinden vor allem für Schulmädchen verfolgen<br />

wir verschiedene Ziele“, erklärt Projektleiterin Pia<br />

Roddewig. In Afrika kosten Binden teilweise rund zehn<br />

Prozent eines Monatseinkommens – mit der Folge, dass<br />

sich viele Familien diesen Luxus nicht leisten können<br />

und die Mädchen während ihrer Periode nicht in die<br />

Schule gehen. „Das sind mehrere Tage pro Monat, darunter<br />

leidet der Abschluss und die Lebensqualität. Es ist<br />

ein Teufelskreis, der relativ weitreichende Folgen hat“,<br />

so Roddewig.<br />

Da sollen die neu entwickelten Binden ansetzen: Sie<br />

sollen kostengünstig, wiederverwendbar und biologisch<br />

abbaubar sein. Und um der Idee der Nachhaltigkeit noch<br />

gerechter zu werden, soll die Produktion und der Vertrieb<br />

in den Nutzerländern stattfinden. Damit sollen zudem<br />

Arbeitsplätze vor Ort entstehen, die dann wieder<br />

Frauen zugutekommen und ihnen so zu einem Stückchen<br />

Selbstständigkeit verhelfen.<br />

Genutzt werden für die Binde die biologischen Reste,<br />

die nach der Ernte von der Bananenstaude übrigbleiben.<br />

Daraus werden Fasern extrahiert, die zu einem saugfähigen<br />

Schwamm weiterverarbeitet und dann in Stoff eingenäht<br />

werden. „Da sind wir noch am Rumtüfteln“, sagt<br />

Roddewig – privat in der Küche. Doch das Produkt ist<br />

schon so weit fortgeschritten, dass sich das siebenköpfige<br />

Projektteam inzwischen um Kooperationspartner bemüht.<br />

Das Pilotprojekt soll zunächst in Indien stattfinden, und<br />

auf diesen Markt soll das Produkt – etwa in Farbe und<br />

Form – noch genauer ausgerichtet werden, um die Akzeptanz<br />

zu erhöhen.<br />

Denn gleichzeitig geht es bei dem Projekt auch um<br />

Aufklärung. „In vielen Ländern ist Menstruation noch<br />

ein extremes Tabuthema. Daher wollen wir auch mit<br />

Schulen zusammenarbeiten, damit die Lehrer das Prinzip<br />

so gut wie möglich erklären.“ So sollen sowohl Mädchen<br />

als auch Jungen möglichst früh über das Thema aufgeklärt<br />

und die kulturellen Hürden nachhaltig überwunden<br />

werden.<br />

Wer ist Enactus e. V.?<br />

Enactus ist eine weltweite Organisation, in den USA gegründet<br />

und inzwischen in 36 Ländern aktiv. In Göttingen<br />

gibt es den Verein seit 2015. Der Verein ist sowohl<br />

für Mitglieder als auch für Studierende offen, die an der<br />

Realisierung von Start-up-Projekten arbeiten. Deren Fokus<br />

liegt auf Social Entrepreneurship – es sollen Unternehmen<br />

gegründet werden, die soziale Probleme aufgreifen.<br />

Die Unternehmen sollen dabei wirtschaftlich, sozial<br />

verantwortlich und nachhaltig arbeiten, um die Umsetzung<br />

der Projektideen langfristig von Spenden unabhängig<br />

zu machen. Enactus hat in Göttingen derzeit 55 aktiven<br />

Mitglieder und betreut vier Projekte: SIGNfind,<br />

Once a Month, Gö to go (eine Smartphone-App für die<br />

Göttinger Einzelhändler) sowie das Magazin Zatar<br />

(Kochen als Brücke zwischen Geflüchteten und einheimischen<br />

Göttingern).<br />

www.enactus.de<br />

LIFT-OFF-WETTBEWERB<br />

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