faktor Sommer 2019
faktor - Das Entscheider-Magazin für die Region Göttingen
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leben<br />
GIN WAR SCHON IMMER EIN KREATIVES GETRÄNK,<br />
das seine Hersteller zum Experimentieren mit Kräutern<br />
und Gewürzen anregte, da außer bei der Zugabe des<br />
Wacholders der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind.<br />
Wobei, wenn man die Geschichte des Gins bis ins<br />
17. Jahrhundert zurückverfolgt, zeigt sich, dass gerade<br />
auch diese Kreativität ungeahnte negative Folgen hatte:<br />
Nachdem der holländische Arzt Franciscus Sylvius de la<br />
Boe den Genever (Wacholderschnaps niederländischer<br />
Herkunft) als Medizin zur Bekämpfung von Fieber entwickelte,<br />
erfreute er sich schon recht bald allgemeiner<br />
Beliebtheit. Englische Soldaten brachten im 17. Jahrhundert<br />
den Genever mit nach England, wo er einfach zu<br />
‚Gin‘ abgekürzt wurde. Seine kostengünstige und relativ<br />
einfache Herstellung machten ihn zu einem erschwinglichen<br />
alkoholischen Getränk vor allem der armen Bevölkerung.<br />
In Folge des ständigen Konsums und des Rausches<br />
arbeiteten sie allerdings nicht mehr, sondern waren<br />
stattdessen permanent betrunken, erblindeten zum Teil<br />
an selbst gebranntem Fusel und wurden somit zu einem<br />
gesellschaftlichen Problem. Erst ein Erlass im Jahr 1751<br />
brachte eine spürbare Verbesserung der Lage, da von nun<br />
an die Qualität des Gins reguliert wurde und eine steigende<br />
Qualität folglich zu erhöhten Preisen führte.<br />
„Wir haben derzeit 57 Gin-Sorten zusammengetragen,<br />
von fruchtig bis zitronig, leichte und auch stärkere Sorten“,<br />
erzählt der Barchef Yannick Bertram, der zu den<br />
besten Barkeepern Deutschlands zählt, während er lässig<br />
am Tresen der Herbarium Bar lehnt. Im vorigen Jahr<br />
schaffte er es mit einer seiner Eigenkreationen ins Halbfinale<br />
der World Class Bartender Competition. Und gerade<br />
erst im April dieses Jahres holte er bei der Westdeutschen<br />
Cocktailmeisterschaft der Deutschen Barkeeper Union<br />
für Niedersachsen den Sieg. Sein Siegercocktail ,Don’t<br />
call it Ceviche‘ wurde vom Ceviche, einem Gericht aus<br />
rohem Fisch inspiriert. „Für mich spielt Kreativität eine<br />
entscheidende Rolle“, sagt Bertram. „Wenn ich einen<br />
neuen Cocktail kreiere, ist das eine Mischung aus Knowhow<br />
und Spontanität – dabei habe ich immer eine Geschichte<br />
im Kopf.“ So wie an dem Abend, als die Gin-<br />
Hersteller von G&J bei ihm an der Theke saßen und<br />
nach einem besonderen Cocktail fragten. „Auf dem Weg<br />
in den Keller, um Zutaten zu holen, kam ich an der<br />
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