faktor Sommer 2019
faktor - Das Entscheider-Magazin für die Region Göttingen
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mensch<br />
» Was mich an dem Vorstandsposten gereizt hat, ist vor allem,<br />
dass die Sparkasse auf Wachstumskurs und Digitalisierung setzt und nicht<br />
ausschließlich auf: Kosten sparen, Kosten sparen, Kosten sparen. «<br />
Im Auswahlverfahren für den Vorstandsposten setzte<br />
sich Birlin auch deshalb gegen insgesamt 50 Mitbewerber<br />
durch, weil er über die Jahre besonders im Vertrieb<br />
und in der Mitarbeiterführung wertvolle Erfahrungen<br />
gesammelt hatte und seine Kompetenz unter Beweis<br />
stellen konnte. „Mein Motto ist: In Chancen denken<br />
anstatt in Risiken – auch wenn man als Banker natürlich<br />
immer das unternehmerische Risiko mit im Blick hat“,<br />
sagt Birlin.<br />
IN CHANCEN ZU DENKEN, hat ihm schon oft geholfen,<br />
gute Entscheidungen für seinen weiteren Karriereweg zu<br />
treffen. Wie damals als er, 24 Jahre alt, nach New York<br />
flog, um Urlaub zu machen. Er hatte seine Ausbildung<br />
abgeschlossen und ein BWLStudium begonnen, um seinem<br />
beruflichen Ziel, dem Private Banking und Wertpapierhandel,<br />
näher zu kommen. „Ich war an der Wallstreet<br />
und kam an der Commerzbank vorbei. Da ging<br />
ich kurzentschlossen hinein und fragte, ob sie nicht zufällig<br />
einen Praktikanten suchten …, und ich bekam tatsächlich<br />
diesen heiß begehrten Job“, erzählt Birlin sichtlich<br />
zufrieden.<br />
Auch als er nach dem Studium bei der HypoVereinsbank<br />
in München als Trainee anfing, fragte man ihn dort<br />
nach kurzer Zeit, ob er sich vorstellen könne, für diese<br />
Bank auch in Dresden zu arbeiten. Er sagte sofort Ja. Es<br />
war das Jahr 1993 – die erste Euphorie der Grenzöffnung<br />
verflüchtigte sich, aber es war dennoch eine<br />
Zeit, in welcher sich in den neuen Bundesländern vieles<br />
bewegte. Heute sagt Birlin, dies sei eine der besten Entscheidungen<br />
seines Lebens gewesen. „Da hat niemand<br />
gefragt, wie viel Erfahrung man hat. Man hat einfach<br />
alles gemacht: Ob Sanierungsfälle, junge Existenzgründer<br />
– auch eine riesige Finanzierung über 2,7 Milliarden<br />
für den Bau eines ComputerchipWerkes habe ich mitarrangiert.<br />
Für einen jungen Menschen waren die<br />
eigenen Entscheidungs und Verantwortungsräume unvorstellbar“,<br />
sagt er und erinnert sich an die Zeit, als er<br />
noch nicht einmal dreißig Jahre alt war.<br />
MICHAEL BIRLIN BLICKT BEREITS AUF EIN – im wahrsten<br />
Sinne des Wortes – bewegtes Leben zurück. Immer<br />
mit an seiner Seite: seine Frau Andrea. Sie folgte ihrem<br />
Mann von Köln nach Dresden und von dort nach Berlin,<br />
wo Michael Birlin Großkundenberater und Leiter der<br />
Firmenkundenabteilung bei der HypoVereinsbank wurde.<br />
Dann zog sie mit ihm und den drei Töchtern weiter<br />
nach Hannover, wo er zehn Jahre für die HSH Nordbank<br />
die Region Nordost verantwortete, im Anschluss<br />
nach Mainz, wo er 2014 Verhinderungsvertreter des<br />
Vorstandes der Sparkasse wurde und das FirmenImmobilien<br />
und gehobene Privatkundengeschäft übernahm,<br />
und zu guter Letzt nach Göttingen. Hier zeigt sich der<br />
Familienmensch Birlin. „Ich bin meiner Frau unendlich<br />
dankbar dafür“, so der dreifache Vater, der weiß, dass dies<br />
keine Selbstverständlichkeit ist. „Meine Frau hatte von<br />
Anfang an gesagt, ich kann überall hingegen, aber sie<br />
möchte keine Wochenendehe.“ Neben der Familie, die an<br />
den freien Tagen immer im Mittelpunkt steht, interessiert<br />
er sich für Sport und im Besonderen für den FC Köln.<br />
Aber auch für kulturelle Themen ist er zu begeistern.<br />
HEUTE SITZT DER MANN aus dem Rheinland zwar im<br />
SparkassenForum an einem Besprechungstisch, sein humorvolles<br />
und geselliges Naturell verliert er aber auch<br />
hier nicht. Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Vertrauen<br />
entstehen schließlich nicht dadurch, dass man den Krawattenknoten<br />
geraderückt. „Was mich an dem Vorstandsposten<br />
gereizt hat, ist vor allem, dass die Sparkasse auf<br />
Wachstumskurs und Digitalisierung setzt und nicht ausschließlich<br />
auf: Kosten sparen, Kosten sparen, Kosten<br />
sparen.“<br />
Er erzählt, ist interessiert und aufgeschlossen, möchte<br />
mehr über die Erfahrungen seines Gegenübers wissen.<br />
Authentisch ist er und eben auch glaubwürdig, wenn er<br />
sagt: „Ich stehe hier für Offenheit und Klarheit.“ Dabei<br />
bezieht er seinen Standpunkt nicht nur auf die Kundenbetreuung,<br />
sondern ebenso auf das Verhältnis zu den<br />
rund 620 Angestellten der Sparkasse Göttingen. „Jeder,<br />
der hier arbeitet, trägt zum Erfolg und zur Gestaltung<br />
der Sparkasse mit bei“, sagt er. Das ist seine Vorstellung,<br />
aber auch seine Erwartungshaltung. „Wenn ein Teil der<br />
Mitarbeiter sich auf dem Spielfeld tummelt und andere<br />
sich bereits auf die Tribüne oder die Zuschauerplätze gesetzt<br />
haben – da habe ich ein Thema mit.“[Anm. d. Red.<br />
Rheinländisch für: Damit habe ich ein Problem.] Er<br />
scheint ein echter Teamplayer zu sein, der an der richtigen<br />
Stelle aber durchaus ein – wie er es nennt – „stotterfreies<br />
Nein“ aussprechen kann. Klare Worte und ein<br />
klarer Blick in die Zukunft.<br />
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