Branchenspiegel GastroSuisse 2019
Kennzahlen, Statistiken, Gastromarkt, jährlich
Kennzahlen, Statistiken, Gastromarkt, jährlich
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2.3 Das Label «Fait Maison» in der Westschweiz<br />
Transparenz, Know-how, Geschmacksvielfalt und Authentizität sind Werte, welche die Konsumentenschutzorganisationen<br />
mit den Gastronomen teilen. Aufgrund dessen haben der Westschweizer Konsumentenverband<br />
(FRC), <strong>GastroSuisse</strong>, Schweizer Genusswoche und Slow Food Schweiz<br />
gemeinsam das Label «Fait Maison» lanciert, mit dem Restaurants ausgezeichnet werden,<br />
die Hausgemachtes den Fertigprodukten vorziehen. Betriebe mit diesem Label müssen<br />
Fertiggerichte gemäss einem von FRC- und Gastronomie-Vertretern gemeinsam erstellten<br />
Pflichtenheft auf ihrer Karte mit einem Sternchen kennzeichnen.<br />
2. Spezialthema<br />
Mithilfe der finanziellen Unterstützung<br />
der Loterie Romande,<br />
Schweizer Lunch-Check und<br />
den Städten Lausanne und Genf<br />
konnte sich das im September<br />
2017 lancierte Label schnell<br />
etablieren. Nahezu 300 Westschweizer<br />
Betriebe sind heute<br />
bereits mit dem Label ausgezeichnet<br />
oder werden es in Kürze<br />
sein – dies entspricht dem<br />
ursprünglichen Ziel einer Zertifizierung von mindestens<br />
5 % der <strong>GastroSuisse</strong>-Mitglieder.<br />
Ein integrativer und positiver Ansatz<br />
Die Beteiligung von <strong>GastroSuisse</strong> an diesem Pilotprojekt<br />
hatte einerseits zum Ziel, das Know-how der Köche<br />
wertzuschätzen, andererseits, ein freiwilliges Branchenlabel<br />
zu lancieren, um damit neuen hinderlichen Normen<br />
durch die Politik entgegenzuwirken. Nachdem die<br />
verschiedenen Parteien über mehrere Jahre auf ihrer<br />
meist gegensätzlichen Position beharrten – und verharrten<br />
–, fördert dieses fakultative Label, dem sich jeder<br />
Westschweizer Gastronom anschliessen kann, nun<br />
auch endlich einen Dialog mit den Konsumentenorganisationen.<br />
Die Verbandsmitglieder haben schnell ihr Interesse bekundet.<br />
Um das Label zu erhalten, müssen folgende<br />
Bedingungen erfüllt sein:<br />
• Die angebotenen Speisen müssen vollständig oder<br />
hauptsächlich im eigenen Betrieb zubereitet werden.<br />
• Fertiggerichte und Industrieprodukte müssen gemäss<br />
Pflichtenheft mittels Sternchen auf der Karte gekennzeichnet<br />
sein.<br />
• Es muss eine Jahresgebühr von 250 Franken entrichtet<br />
werden.<br />
• Die von den Mitgliedern des FRC unentgeltlich, jedoch<br />
unangemeldet durchgeführten Kontrollen müssen<br />
akzeptiert werden – die Kontrolleure werden von der<br />
OIC (Organisme Intercantonal de Certification) geschult.<br />
Ausser diesen Bedingungen gibt es für interessierte<br />
Gastronomen keine weiteren Beitrittshürden wie Art<br />
der Küche, Herkunft der Lebensmittel oder gastronomisches<br />
Niveau; denn das Ziel besteht weder darin, eine<br />
neue Auszeichnung wie GaultMillau zu schaffen, noch<br />
darin, ausschliesslich lokale Produkte zu versprechen –<br />
der Schwerpunkt liegt auf der Transparenz in der Zu -<br />
be reitung der angebotenen Speisen. Neben den vielen<br />
traditionellen Restaurationsbetrieben wird das Label<br />
auch an internationale Küchen (asiatische, italienische<br />
usw.), Feinkostgeschäfte, Food-Trucks und Betriebsrestaurants<br />
vergeben. Sie alle teilen das gleiche Knowhow,<br />
die gleiche Bereitschaft zur Transparenz und verfolgen<br />
dasselbe Ziel, nämlich sich von der Konkurrenz<br />
abzuheben.<br />
Erste positive Bilanz für die<br />
gelabelten Betriebe<br />
Werden die Betriebsleiter nach ihren Erfahrungen mit<br />
dem Label befragt, kommt häufig die Einfachheit der<br />
Abwicklung zur Sprache: «Für uns war es nicht sehr<br />
schwierig, das Label zu erhalten, da wir schon immer<br />
nach der Hausgemacht-Philosophie gearbeitet haben»,<br />
sagt Ludovic Roy, Chefkoch und Inhaber des Genfer<br />
Restaurants «La Table des Roys». «Wir haben also einfach<br />
weiterhin das getan, was wir schon immer taten.<br />
Wir mussten lediglich ein Sternchen neben den Speisen<br />
anbringen, die nicht hausgemacht sind.» Für die<br />
Gäste bringt das Label ausserdem einen Mehrwert.<br />
Jonathan Saber, Geschäftsführer des Restaurants<br />
«Oh My!» in Yverdon, das auf Burger spezialisiert ist,<br />
betont: «In meinem Bereich arbeiten viele Restaurants<br />
mit Fertig- oder Industrieprodukten. Um das von den<br />
schlechten Erfahrungen und den Schlagzeilen erschütterte<br />
Vertrauen der Konsumenten wiederzugewinnen,<br />
muss man sich von den anderen abgrenzen.» Ähnlich<br />
tönt es in einem Restaurant ganz anderer Art, dem<br />
«Escale» in Châbles (VS): «Das Label zeigt den Gästen,<br />
dass wir die Karten auf den Tisch legen. Die Gastronomen<br />
haben grosses Interesse daran, sich hier einzureihen<br />
– insbesondere, da dadurch Konflikte mit den<br />
Konsumenten vermieden werden können.»<br />
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