ocean7 4/2019
Griechenland: Segelrevier Korfu und umliegende Inseln von Erikousa bis Paxos im Ionischen Meer. Burgund: Vinophile Erfahrungen mit dem Hausboot entlang der Yonne. Exclusive Line: Dufours Flaggschiffe 56 und 63 im Vergleichstest in Kroatien. Galeon 500 Fly: Die neue Motoryacht aus Straszyn, probegefahren in Danzig. Sea Ray: Europas erste SLX 400 Outboard, getestet in Linz. E-Scooter im Trend: Die E-Twow Booster V im Redaktionstest. Ladies only: Skippertrainings mit Hildegard Etz. Kärnten Sail: Jugend-Ausbildung unter einem Dach. Wissenschaftliche Diagnose im Korallenriff: Gesund, krank oder tot?
Griechenland: Segelrevier Korfu und umliegende Inseln von Erikousa bis Paxos im Ionischen Meer.
Burgund: Vinophile Erfahrungen mit dem Hausboot entlang der Yonne.
Exclusive Line: Dufours Flaggschiffe 56 und 63 im Vergleichstest in Kroatien.
Galeon 500 Fly: Die neue Motoryacht aus Straszyn, probegefahren in Danzig.
Sea Ray: Europas erste SLX 400 Outboard, getestet in Linz.
E-Scooter im Trend: Die E-Twow Booster V im Redaktionstest.
Ladies only: Skippertrainings mit Hildegard Etz.
Kärnten Sail: Jugend-Ausbildung unter einem Dach.
Wissenschaftliche Diagnose im Korallenriff: Gesund, krank oder tot?
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Sailing Poetry<br />
Fin de Siècle<br />
Wir laufen Rogoznica an, Zadar, Mali Lošinj und stoßen in der alten<br />
k. u. k. Sommerresidenz Abbazia wieder auf Penelope, die Dichterin<br />
vom Berg, die sich auf die Suche nach Odysseus gemacht hat.<br />
ALFRED ZELLINGER<br />
ist Schriftsteller und<br />
erlernte das Segeln in<br />
der O-Jolle des Vaters<br />
auf dem Traunsee. Dort<br />
segelt er heute einen<br />
30er-Schärenkreuzer,<br />
auf dem Meer eine 46er<br />
Grand Soleil.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Seglertweet. Das Beste am Segeln sind die Zeiten im Hafen.<br />
Katawa<br />
vor Zadar.<br />
FOTO: GINDLFOTO<br />
Wovon soll ich euch erzählen,<br />
sagt Penelope, die<br />
Dichterin vom Berg; ihr<br />
Segler seit ja gut informiert; eure<br />
Magazine bringen Revierberichte<br />
für jedes Meer und jeden Hafen.<br />
Soll ich euch vom alten Fischerdorf<br />
Rogoznica erzählen, seiner<br />
prächtigen Marina Frapa mit dem<br />
riesigen Pool und der Badebucht<br />
hinter dem Pinienwald, wo ich für<br />
die Segler des Business-Cups einst<br />
einen Wettlauf erfand, um einen<br />
Flautetag zu nutzen – von der<br />
Marina aus über den Damm, nach<br />
links rund um die Insel, durchs<br />
Dorf zurück zur Marina?<br />
Oder soll ich von der schönen alten<br />
Stadt Zadar berichten, mit ihren<br />
römischen, venezianischen und<br />
österreich-ungarischen Mauern?<br />
Oder von der eleganten Marina<br />
Olive Island gegenüber auf Ugljan,<br />
mit ihrer ambitionierten Architektur?<br />
Oder von der alten k. u. k. Urlaubsdestination<br />
Mali Lošinj, deren<br />
Osteria Odisej an der Westseite des<br />
Hafens wir schon ihres Namens<br />
wegen stets bevorzugen?<br />
Oder von Martinscica auf Cres,<br />
das bei meinem ersten Besuch in<br />
den 70ern aus kaum 50 Häusern<br />
bestand, samt Kloster, in dem ich<br />
übernachten durfte, dem „Haus<br />
Salzburg“ für Jugendgruppen und<br />
der einzigen Bar am Kai, deren Tische<br />
man zur Seite stellen musste,<br />
wenn mal ein Auto passieren wollte,<br />
was aber selten vorkam.<br />
Oder von Abbazia, heute Opatija,<br />
der eleganten Sommerresidenz der<br />
Monarchie, wo man heute wieder<br />
in der Bar Hemingway, im Club<br />
Lord Byron oder im Cafè Wagner<br />
bei den internationalen Blättern<br />
seine Zeit verbringen kann? Hier<br />
wurde 1887 der Union Yachtclub<br />
Quarnero gegründet, als Zweigverein<br />
des in Wien gegründeten Union<br />
Yacht Clubs. Als ich zuletzt hier<br />
war, machte Opatija den Eindruck<br />
des Niedergangs und Verfalls, aber<br />
die Stadt ist weitgehend restauriert<br />
und wieder lässig-elegant, die titoischen<br />
Plattenbauten sind weggeräumt,<br />
die alten österreichischen<br />
Villen und Hotels renoviert. Die<br />
Marina ist klein, wir hatten es deshalb<br />
vorgezogen, am Kai der nahen<br />
Stadt Rabac festzumachen – eine<br />
belebte Riva, jedes zweite Lokal<br />
heißt hier „Cocktailbar“.<br />
Anderntags nehmen wir ein Taxi<br />
nach Opatija; unser Taxifahrer ist<br />
sich der Historie der Stadt bewusst:<br />
allein die Namen der Frauen<br />
seiner Familie, erzählt er, stünden<br />
für Istriens Geschichte der<br />
letzten Dezennien: er selbst führt<br />
den tadellos kroatischen Namen<br />
Nikola, seine Mutter, aus der italienischen<br />
Epoche heißt Gloria<br />
und seine Großmutter, noch aus<br />
der Zeit der Monarchie, Elisabeth.<br />
Im Café Wagner treffen wir<br />
wieder auf Penelope, die Dichterin<br />
vom Berg, die klagt, Odysseus<br />
sei noch immer nicht heimgekehrt,<br />
der Kerl ist wieder hängen<br />
geblieben, bei einer Kalypso<br />
diesmal. Ovid habe inzwischen,<br />
erzählt sie, aus ihrem Brief an<br />
Odysseus ein Kapitel gemacht für<br />
seine Heroides und ein Amazonenschiff<br />
habe Ithaka angelaufen,<br />
an Bord Penthy, die Tochter jener<br />
Penthesilea, die von Achill vor<br />
Troja erschlagen wurde, was nicht<br />
besonders heldenhaft gewesen sei<br />
für jemanden, der selbst unverwundbar<br />
ist. Penthy habe ihr erzählt<br />
was man von Odysseus so<br />
erzählt in den Häfen des Mittelmeers,<br />
worauf die beiden neuen<br />
Freundinnen ein Schiff gerüstet<br />
hätten und nun auf ihrem Weg<br />
durch die mediterranen Hafenkneipen<br />
nach dem Herumtreiber<br />
Odysseus Ausschau halten, um<br />
ihn in den Hintern zu treten,<br />
sollten sie ihn treffen … <br />
Im nächsten Sailing Poetry, meine<br />
Damen und Herren, laufen wir<br />
Pola an, mit seinem altösterreichischen<br />
Zentralkriegshafen, dem<br />
k.u.k. Marinecasino und dem Cafè<br />
Uliks, wo wir mit James Joyce eine<br />
Flasche Absinth leeren werden.<br />
74 4/<strong>2019</strong>