FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2019
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DIE 4 DA!?<br />
DI 2.7. 21.00 UHR<br />
ASTOR EVENT<br />
FR 5.7. 22.00 UHR<br />
ASTOR KINO<br />
WER 4 SIND<br />
Deutschland <strong>2019</strong> • Regie Thomas Schwendemann • Mit Michi Beck,<br />
Smudo, Thomas D, And.Ypsilon • Länge 95 Min. • OF<br />
SPOTLIGHT<br />
74<br />
Das filmfest münchen begrüßt die Fantastischen Vier zur<br />
Weltpremiere des Dokumentarfilms wer 4 sind<br />
Die Couch ist zu klein. Smudo muss gegenüber<br />
Platz nehmen. Aber so funktioniert<br />
das nicht für die Fantastischen Vier.<br />
Prompt tragen Smudo und Thomas D<br />
eine längere Couch hinein, Michi Beck<br />
dirigiert den Transport ins Studio und<br />
And.Ypsilon beobachtet das Spektakel<br />
rauchend, über seinen Bildschirm<br />
hinweg. Jetzt können alle nebeneinandersitzen.<br />
Alle in einer Reihe, alle in der<br />
ersten. Und das seit 30 Jahren.<br />
Die einen nennen es Arbeitsteilung,<br />
die anderen Freundschaft. Was genau es<br />
ist, was die vier sehr unterschiedlichen<br />
Musiker seit so langer Zeit zusammenhält,<br />
darüber reflektieren sie selbst in<br />
dem Dokumentarfilm wer 4 sind von<br />
Thomas Schwendemann. Der Regisseur<br />
wagt den Blick ins Studio, in dem<br />
sie gemeinsam mit anderen Musikern,<br />
unter anderem Clueso beim Song „Zusammen“,<br />
ihr neuestes Album „Captain<br />
Fantastic“ (2018) aufnehmen.<br />
Hier wird viel geblödelt, gelacht und<br />
vor allem gerappt. Es scheint, als wären<br />
die vier immer noch dieselben Jungs, die<br />
1995 bei Bravo TV auf Heike Makatschs<br />
Couch saßen und Fragen zu ihrem neuen<br />
Song „Sie ist weg“, dem Makatsch<br />
„Hitpotential“ zusprach, beantworten<br />
mussten. Damals: Thomas D mit schnittiger,<br />
knallroter Sonnenbrille, Michi Beck<br />
mit gleichsam schnittigem orangenem<br />
Haar, Smudo mit tiefen Augenringen und<br />
And.Ypsilon im lockeren Pulli.<br />
Als sie 1992 mit ihrem Hit „Die da!?“<br />
groß wurden, steckte die deutsche Hip-<br />
Hop-Szene noch in den Kinderschuhen.<br />
Die Fantastischen Vier mussten sich aus<br />
dem „Underground“ viel Kritik für ihre<br />
lockere Musik anhören und wurden sogar<br />
mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Zum<br />
Glück ließen sie sich davon nicht beirren,<br />
sahen sich nie als reine „Spaßrapper“ und<br />
machten so Hip-Hop und Rap hierzulande<br />
erst richtig groß.<br />
Heute sehen sie weniger wild aus<br />
als damals, haben aber noch lange nicht<br />
genug von der Musik. In ihren Anfängen<br />
versuchten sie, nicht so „teenagermäßig“<br />
zu wirken – heute nicht zu „rentnermäßig“,<br />
wie sie meinen. Dabei sind sich<br />
sowieso alle Generationen einig: Sie sind<br />
fantastisch. Sie füllen die Hallen; die<br />
große Krise, die viele Bands irgendwann<br />
heimsucht, gab es bei ihnen eigentlich nie.<br />
Vielleicht liegt es daran, dass sie sich<br />
immer, ganz nach dem Motto einer ihrer<br />
Hits, „Troy“ geblieben sind. Teilweise<br />
sind ihre Texte zwar politischer geworden,<br />
an dem typischen Fanta-Wortwitz<br />
mangelte es aber nie. Vor allem sind die<br />
Schwaben bodenständig geblieben. Ganz<br />
offen, selbstironisch und sehr sympathisch<br />
sprechen sie in wer 4 sind über<br />
ihre Bandgeschichte, aber auch über die<br />
unterschiedlichen Wege, die sie gegangen<br />
sind.<br />
Gemeinsam mit Thomas Schwendemann<br />
kurven sie dann auch mal wieder<br />
durch ihre Heimatstadt Stuttgart – im<br />
roten Cabrio, das an „Die Da!?“-Zeiten<br />
erinnert. Hier gründeten Smudo und<br />
And.Ypsilon in den 1980ern das „Terminal<br />
Team“. Schnell stießen Michi Beck<br />
und Thomas D dazu und machten aus<br />
zweien die Fantastischen Vier. In Stuttgart<br />
hielt es sie nicht. Michi Beck lebt in<br />
Berlin, Smudo in Hamburg und Thomas D<br />
„in der Superpampa“ in der Eifel auf<br />
einem Bauernhof. Nur And.Ypsilon hat<br />
es nach Ausflügen in andere deutsche<br />
Städte wieder zurückgezogen. Stuttgart<br />
bleibt dennoch etwas ganz Besonderes<br />
für die Band.<br />
So stehen die vier dann auch irgendwann<br />
wieder über der Stadt und blicken<br />
auf die Dächer, unter denen ihre Wurzeln<br />
liegen. „Nach 30 Jahren wollten wir eigentlich<br />
aufhören“, sagt Thomas D nachdenklich.<br />
„Naja“, meint er und steigt mit<br />
den anderen wieder in den roten Flitzer,<br />
der auf die nächsten Hits zurast.<br />
Maike Müller