FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2019

BAUHAUS
RELOADED
DIE NEUE ZEIT
Das filmfest münchen zeigt
das Serien-Event die neue zeit von Regisseur Lars Kraume
als Binge-Watching-Session in drei Kinosälen gleichzeitig
140
Im Jahr 1963 lässt sich einer der
bedeutendsten Architekten des
20. Jahrhunderts in Massachusetts
auf ein Interview ein –
und muss sich gleich einem
harten Vorwurf stellen: „Wie
leben Sie mit der Lüge, dass
Männer und Frauen am Bauhaus
gleichberechtigt behandelt
wurden?“, fragt die dänische
Journalistin Stine Branderup
gleich zu Beginn der sechsteiligen
Serie die neue zeit. Der
gealterte Walter Gropius erstarrt
für einen kurzen Moment.
Dann lacht er. Ihm gefalle
ihre Art, „wie ein Mann“ direkt
zur Sache zu kommen,
entgegnet er der Vanity-Fair-
Autorin. Doch Branderup, deren
Figur in diesem fiktiven Gespräch
an die Frauenrechtlerin
Betty Friedan angelehnt wurde,
lässt nicht locker: „Haben Sie
Frauen unterdrückt?“, fragt sie
erneut und fordert den Erfinder
und Gründer der Bauhaus-
Schule auf, von Dörte Helm zu
erzählen.
Helm war eine der weniger bekannten
Bauhaus-Studentinnen
während der Weimarer Zeit.
Ihre Biografie und ihre umstrittene
Liaison mit Gropius stehen
im Mittelpunkt von Lars Kraumes
Serie, die zum 100. Jubiläum
des Bauhaus erscheint und
auf dem filmfest münchen
Premiere hat. Kraumes eigene
Frau, von Beruf Kunsthistorikerin,
hat ihn auf die Idee gebracht,
sich mit den Frauen zu
beschäftigen, die am Bauhaus
studierten. „Sie waren innerhalb
dieser Aufbruchsbewegung
die rebellischsten unter
den Kulturavantgardisten, weil
sie zusätzlich ihre eigene Rebellion
gegen die Männer führten“,
so Kraume. Bei seinen Recherchen
stieß er auf die Biografie
der Grafikerin und Malerin Dörte
Helm, die sich während ihrer