FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2019

’S LEBEN IS WIAR
A TRAUM
SO 30.06 17.00 UHR
ASTOR EVENT
MO 1.7. 22.00 UHR
ASTOR KINO
Obiger Satz trifft auf wenige Musikkarrieren
zu – auf jene der Spider Murphy
Gang schon. Ende der 1970er schuf die
Münchner Band Klassiker des bayerischen
Rock ’n’ Roll; Partyhits, die heute
noch genauso alle zum Mitsingen animieren
wie damals. In dem neuen Dokumentarfilm
von Jens Pfeifer spider
murphy gang – glory days of rock ’n’
roll blicken alle ehemaligen und aktuellen
Mitglieder der Band zurück auf ihre
Anfänge, auf ihre Erfolge, aber auch die
schwierigen Zeiten.
Die Instrumente werden noch einmal
gestimmt. Barny Murphy zieht an
seiner Zigarette, Günther Sigl gibt letzte
Anweisungen. Die letzten Minuten
vor den Auftritten sind bei der Spider
Murphy Gang schon zu einer Art Ritual
geworden – und nirgendwo fühlen sich
die Bandmitglieder so wohl wie auf der
Bühne. Als perfekt eingespieltes Team
sind Lead-Gitarrist Murphy und Sänger
Sigl die einzigen, die seit den Anfängen
der Bandgeschichte dabei sind. Zusammenschnitte
von altem und aktuellem
Konzertmaterial zeigen, dass die Stimmung
bei den Musikern und ihren Fans
sich über die Jahre nicht verändert hat.
Zuvor noch nie veröffentlichte Demo-
SPIDER MURPHY GANG –
GLORY DAYS OF ROCK ’N’ ROLL
Deutschland 2019 • Regie Jens Pfeifer • Buch Jens Pfeifer, Stefan Donaubauer
Mit Spider Murphy Gang • Länge 87 Min. • OmeU
aufnahmen geben einen Einblick in die
Entstehung einiger ihrer größten Erfolge
wie „Schickeria“ oder „Skandal im
Sperrbezirk“. Doch auch ganz privat sieht
man sie: Barny bei der Tomatenpflege,
Günther beim Betrachten seiner Plattensammlung.
Angefangen hat alles in den Kult-
Kneipen Schwabings. Als der Bayerische
Rundfunk sie zur Hausband ihres
neuen Programms „Rockhouse“ macht,
wird die Musikgruppe auch jenseits der
Grenzen Münchens bekannt. Die einzige
Forderung des BR: Die Lieder müssen
auf Deutsch sein. Glücklicherweise ist
bald klar: Das Bayerische und der Rock
’n’ Roll passen gut zusammen. 1981 erscheint
„Skandal im Sperrbezirk“ und
katapultiert die Spider Murphy Gang an
die Spitze der Charts. Als eine der erfolgreichsten
Acts der Neuen Deutschen
Welle eilt die Gruppe von Ort zu Ort,
von Fernsehstudio zu Fernsehstudio. Im
November 1983 folgt eine ausschweifende
DDR-Tour mitsamt Filmteams und einem
großen Aufgebot an Presse.
Doch der Erfolg lastet mitunter auch
schwer auf der Gruppe. Bei den Studioauftritten
darf nicht live gespielt werden,
die Mitglieder werden immer unzufriedener.
Mit dem Abklingen der Neuen Deutschen
Welle wird es dann auch stiller
um die Band. Doch ganz weg ist sie nie.
Bierzelte werden bespielt, Firmenfeiern
gerockt, denn ihr neuer Leitsatz lautet:
„Wenn die Leute nicht zu uns kommen,
müssen wir zu ihnen gehen.“ Das Konzept
geht auf: Sie spielen auch heute in
großen Stadien und die Texte ihrer Lieder
sind im kollektiven Gedächtnis so präsent
wie die Gruppe selbst.
Regisseur Jens Pfeifer begleitet die
aktuelle Besetzung der Musikgruppe auf
Konzerte, streift mit Günther und Barny
durch München und trifft die ehemaligen
Gründungsmitglieder, den Pianisten
Michael Busse und den Schlagzeuger
Franz Trojan. Jedem wird Raum gelassen,
seine Geschichte zu schildern. So
ist es gelungen, ein Porträt der bayerischen
Kultgruppe zu schaffen, das allen
Fans einen intimen Einblick in die Bandgeschichte
gewährt. Eine rockige Rückschau,
die hoffen lässt, dass die „Glory
Days of Rock ’n’ Roll“ noch lange nicht
vorbei sind.
Barbara Oswald
NEUES DEUTSCHES KINO
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