Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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Rirchliche Gedenktag«
Missionar, der die entscheidende Auseinandersetzung zwischen Heiden- und
Judenchristentum führen sollte, lernte von Anfang an beide Welten kennen,
in denen er daheim zu sein hatte. Der fromme Sohn frommer Eltern (Phil.
3, s. ö; Ap. Gesch. rr, 3), der eifrige Schüler des besten Lehrers seines Volkes
(vgl. Ap. Gesch. s, 34 ff.) wird selbst ein gewissenhafter Pharisäer und «in
Eiferer um Gottes Gesetz. Er muß ganz in der Welt leben, die er überwinden
soll. Gerade so wird er später wissen können, daß keiner gerecht wird durch
des Gesetzes Werke, sondern durch den Glauben allein (Röm. 3, rs). Gerade
so wird er später aus eigenster Erfahrung bezeugen können: „Christus hat
uns erlöst vom Fluch des Gesetzes" (Gal. 3, -3). Gerade so wird er „die
herrliche Freiheit der Linder Gottes" (Röm. r, ri) vollmächtig bezeugen
können.
In der Synagoge, zu der auch die cilicischen Iuden gehörten (Ap. Gesch. ö, g),
mag Paulus aus dem Mund des Stephanus zum erstenmal in aller Llarheit
und Schärfe die „Gotteslästerung" gehört haben, daß der Hingerichtete Jesus
von Nazareth der erwartete Heilskönig Seines Volkes und der ganzen Welt
sei. Da steht er auch schon inmitten der leidenschaftlichsten Verfolger dieser
verruchten Sekte. Saulus von Tarsus führt den Haufen, der Stephanus steinigt
(Ap. Gesch. 7, 37). Er sieht das merkwürdige Sterben dieses ersten Blutzeugen
Jesu Christi. Er sieht in diesem Tode seinen ersten Sieg. Er organisiert
die Verfolgung der Christen (Ap. Gesch. 4, l. 3; q, l. r). Mit Haussuchungen
und mit Verhaftungen betreibt er die Sache. Aus den Verstecken holt er die
Jünger Jesu hervor, weil er aber damit wider willen die Sache dieses verhaßten
Jesus nur ausbreitet, so sucht er Jesu Anhängern auch außerhalb Jerusalems
das Handwerk zu legen.
Aber Jesus siegt über ihn, nicht indem Er ihn vernichtet, sondern indem Er
ihn gewinnt! Vor Dainaskus überwältigt Er ihn durch Seine wunderbare Erscheinung
(Ap. Gesch. g, 3 ff.). Die Gemeinde in Damaskus durfte als erste
erleben, daß Gott Sich nicht nur aus Seinen Lindern, sondern auch aus Feinden
Sein« treusten Zeugen erwecken kann (Ap. Gesch. g, ri).
w ie man auch die Berichte Ap. Gesch. g, r>3—3l und Gal. >, zb—r, - mit
einander zusammenbringen mag, gewiß ist, daß eine lange Zeitspanne verging
— vielleicht r—;e> Jahr« —, ehe Paulus in Antischien führend hervortrat.
In Arabien und in Tarsus l:bt er wohl mit nur kurzen Unterbrechungen
in der Stille. Er lebt von seiner Hände Arbeit als Teppichweber. Er durchforscht
gewiß die Heilige Schrift unter dem Gesichtspunkt der Offenbarung
Jesu, die ihm geworden ist, und wartet still und gehorsam auf Gottes Stunde
und den Auftrag, den Christus für ihn hat. Menschen anderer Zeiten mögen
das schwerer verstehen. Paulus wußte, daß Gottes Zeitmaß anders ist als
das unsere. Sein junger Glaube konnt« warten. Er wußte zugleich: wenn
Gottes Stund« kommt, dann müssen sich ihr auch die Jahrhunderte der Menschen
beugen.