Das Kirchenbuch für die Gemeinde

Letzter Sonntag im Kirchenjahr
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Neuerung der Kirche durch Seinen Geist etwas zu sehen ist. w a s
geschieht? Alle werden müde und schlafen ein. Merke wohl! Der
Herr sagt: Alle ohne Ausnahme. Der Unterschied zwischen den
zehn Jungfrauen besteht nicht darin, daß die eine oder die andere
bessere Nerven hatte und deshalb länger als die andern wach bleiben
konnte. Ihnen allen geschieht, was menschlich ist. Denn wer kann
sich auf die Dauer gegen Müdigkeit wehren? Daraus wird ihnen
auch kein Vorwurf gemacht. Der Unterschied besteht darin, daß die
einen Öl auf Vorrat mitgenommen haben und die andern nicht, w a s
ist damit gemeint?
Das kannst du an der Zeit der Reformation sehen. Als Luther gegen
den Papst auftrat, haben viele Evangelische gemeint: Man muß
ein großes Kirchcnkonzil einberufen und alle Gegensätze bereinigen,
w aru m soll das nicht möglich sein? E r hat doch in vielen Punkten
recht vor Gott und dem Gewissen. Der Kaiser dachte: Hätte ich
nur einmal freie Hand vor den Türken und meinen andern Hemden,
dann sollte mit der neuen Ketzerei schnell ein Ende werden. — Es
ist ganz anders gekommen, als beide dachten. Deshalb sind später
viele wieder von Luther abgerückt, die ihm anfangs zujubelten.
W arum ? — Sie hatten nicht Ö l genug für ihre Lampen. Als es
nicht so kam, wie sie dachten, fehlte es ihnen an Glauben. Ist das
heute anders? Sind nicht auch heute oftmals gerade die Begeistertsten
am schnellsten mit ihrem Glauben am Ende, so wie die fünf törichten
Iungfrauen mit ihrem Öl? Diese fünf sind sicher im Ansang voller
Eifer gewesen. V o r lauter Eifer haben sie vergessen, Öl auf
Vorrat mitzunehmen. E s geht merkwürdig zu im menschlichen Leben
und erst recht im Leben der Kirche, w ie oft werden da aus Ersten
Letzte und aus Letzten Erste! Bedenke also wohl! Glaube ist etwas
anderes als Begeisterung. Begeisterung trägt für eine kleine Zeit,
danach geht ihr das Öl aus. Der Glaube weiß, daß er nichts erzwingen
kann. E r bewährt sich in der Geduld; er rechnet nicht
mit dem, was Menschen tun, sondern hofft auf das, was Gott tut.
w a s für einen Schluß sollen wir daraus ziehen? — Nicht den, daß
wir uns gegenseitig Vorwürfe machen, wenn dieser oder jener müde
wird. Das geschieht den Besten, und niemand kann es hindern. W ohl
aber den, daß w ir in Stunden des Zweifels und der Anfechtung
immer wieder zu Christus und Seinem W ort zurückkehren und aus
ihm neuen Glauben schöpfen, w enn sich der Kampf in lauter Einzel-