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Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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E ____________ W oche des 24. S onntags nach Trinitatis<br />

und eingeführt sind, überzeugt, und mein Gewissen in Gottes Wort<br />

gefangen sei, so kann und will ich nichts widerrufe», weil es weder<br />

sicher noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu tun". So<br />

Luther in Worms und <strong>die</strong> protestierenden Fürsten in Speyer: „So sind <strong>die</strong>ses<br />

doch solche Sachen, <strong>die</strong> Gottes Ehre und unser jedes Seelen Heil und Seligkeit<br />

angehen und betreffen, darin wir aus Gottes Befehl unseres Gewissens<br />

halben denselben unseren Herrn und Gott als höchsten König und<br />

Herrn aller Herren in der Taufe und sonst durch Sein heiliges göttliches Wort<br />

vor allem anzusehen verpflichtet und schuldig sind".<br />

So wurde vor <strong>die</strong>se» Reichstagen nicht gesprochen, wen» man von, Glauben<br />

redete, vorher galt <strong>die</strong> Autorität der Vater und Konzilien, der Tradition,<br />

d. h. Überlieferung, w er mit ihr übereinstimmte, stand in der «Ordnung, wer<br />

ihr widersprach, galt als Rebell. Luthers Einspruch war nicht Aufruhr. In<br />

ihm erhob sich das Zeugnis <strong>für</strong> den Anspruch Gottes. Denn Gottes Macht<br />

und Herrlichkeit darf nicht gefangen gehalten werden in Gesetzen, Ordnungen<br />

und Einrichtungen, <strong>die</strong> Menschen bestimmen. Es gilt, Gott zu folge»,<br />

nicht dem, was Menschen als göttlich bezeichnen. Gott aber kann man nicht<br />

anders bezeugen als in einer Entscheidung, <strong>die</strong> aus dem Innersten<br />

kommt, <strong>die</strong> von Menschen selber ganz und gar und darum auch allein getragen<br />

wird, <strong>die</strong> „gewissenhaft" geschieht. Hier kann keiner <strong>für</strong> den andern<br />

sein Ja oder Nein sprechen. Hier ist jeder <strong>für</strong> sich aufgerufen. S o meint es<br />

der Protestant, wenn er vom Gewissen spricht. So weiß er sich im Gehorsam<br />

des Evangeliums. Er ist von Gott persönlich aufgerufen, und darum<br />

weiß er sich in der Gemeinschaft derer, <strong>die</strong> sprachen: „Man muß Gott mehr<br />

gehorchen denn den Menschen" (Ap.Gesch. s, rg), und in der Nachfolge des<br />

Herrn, der gefordert hat, <strong>die</strong> Gebote Gottes heilig zu halten und sie sich<br />

nicht verdecken zu lassen durch <strong>die</strong> „Aufsätze der Ältesten" (Mark. 7, zs).<br />

So weiß er sich als Glied der einen, heiligen christlichen Airchc; denn <strong>die</strong><br />

Kirche Jesu Christi entsteht dadurch auf Erden, daß sich der Mensch vor<br />

Gott stellen läßt, der durch Sein Wort den Menschen vor Sein Angesicht<br />

ruft. So mächtig <strong>die</strong> Bindung ist, in der wir durch unser Blut zu einer<br />

Sippe und durch sie hindurch zum Volke gefügt werden, so bedeutsam und<br />

wichtig <strong>die</strong> Bindung, in der uns Recht und Gesetz, Geschichte und Sitte zum<br />

Staate binden, <strong>die</strong> eigentliche Entscheidung ist damit keinem abgenommen. Sie<br />

fällt dort, wo wir unmittelbar vor Gott gestellt sind, im Gewissen.<br />

Nun ist aber unser Gewissen nicht als solches <strong>die</strong>w 0 hnnng Gottes.<br />

wer sich <strong>die</strong>s einbilden und in solchem Wahne gegen Herkommen, Sitte,<br />

Recht, Blut, Geschichte sich erheben wollte, würde nicht zur „herrlichen Freiheit<br />

der Kinder Gottes" (Röm. r, rz> eingehen, sondern sich in eitles und<br />

willkürliches Abenteurertum verwirren. Nein, „Gottes heiliges Wort und<br />

unser aller Seelen Heil" haben <strong>die</strong> Protestanten von Speyer neben das „gute<br />

Gewissen" gestellt. Auch Luther selber hat mehr denn «iinnal davor gewarnt,

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