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Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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Rechtfertigung aus dem Glauben<br />

Ob uns <strong>die</strong>ser Schatz heute und allezeit ebenso teuer und wert ist?<br />

Viele fragen nicht nach dem gnädigen Gott, sondern nach Gott schlechthin.<br />

Wo bist Dei, Gott? w o bist Du offenbar? Scheint damit nicht <strong>die</strong> Lutherfrage<br />

nach der Rechtfertigung aus ihrer beherrschende» Stellung herausgerückt<br />

und zu einem Anliegen zweiten Grades geworden zu sein?<br />

Gewiß, wem Gott überhaupt fraglich geworden ist, der macht sich auch keine<br />

Sorge mehr um den Richterspruch Gottes am Ende der Tage. Ist Gott nur<br />

ein« religiöse Idee, nur eine Verkörperung menschlicher Ideale, — was braucht<br />

man sich dann viel zu quälen, ob man einmal gerechtfertigt und selig wird<br />

oder nicht. Gott ist ja nur solang«, als der Mensch, der Träger des Göttlichen,<br />

da ist. Mit dem letzten Menschen stirbt auch Gott. Es gibt höchstens<br />

eine Rechtfertigung vor der Geschichte oder vor dem eigenen Gewissen. Aber<br />

das Zittern vor dem heiligen Auge des allwissenden Gottes und vor Seinem<br />

letzten Urtcilsspruch fällt dahin. Für viele ist <strong>die</strong> „Lutherfrage nach dem gnädigen<br />

Gott" «in überwundener Standpunkt.<br />

Ist man damit wirklich dem lebendigen Gott entflohen? Hat man damit dem<br />

letzten Schrei seiner Seele Ruhe geboten? Wer jemals an dem Bett eines<br />

Sterbenden gestanden hat, oder wer selbst einmal hart an der Todeslinie hat<br />

stehen müssen, der wird doch anders urteilen. Luther jedenfalls hat solchem<br />

pochen auf sein Eigenwerk geantwortet: „Ach, lieber Herr Gott, das sind<br />

eitel kalte Gedanken und Träume müßiger, heilloser unerfahrener Leute, <strong>die</strong><br />

gar nicht wissen und erfahren, wie einem Sünder ums Her; ist, was Anfechtung<br />

des Teufels und des Todes ist, <strong>die</strong> gar nicht wissen, wie rein alles<br />

Ver<strong>die</strong>nstes, aller Werke wir sind, wenn das Herz Gottes Zorn fühlet und<br />

das Gewissen in Ängsten ist. Da ist aller Scherz und alle Spielgcdanken<br />

aus, bis wir das Wort sagen: Lieber Mensch, Lhristus ist <strong>für</strong> dich gestorben.<br />

<strong>Das</strong> hat in Ängsten erquicket und erkühlet, Fried und Trost allein<br />

gegeben". Ob <strong>die</strong> Menschen inzwischen anders geworden sind wie in Luthers<br />

Tagen?<br />

Gewiß, der Lutherweg demütigt zunächst unsern Stolz. <strong>Das</strong> Wort des<br />

Römerbriefes: „Es ist hier kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder und<br />

mangeln des Ruhms, den sie bei Gott haben sollten" (Röm. 3, rs) ist ein<br />

hartes Wort und will dem alten Adam nicht gefallen. Da muß schon das<br />

Äreu; Christi seinen aufrüttelnden Dienst tun: Sieh, deine Sünde hat den<br />

Sohn Gottes an das Fluchhol; gebracht. Du und deine Brüder haben den<br />

Lönig der Wahrheit ausgestoßen. Der Orientale Äaiphas und der Europäer<br />

pilatus sind hier gleich schuldig. Und jede folgende Generation liegt und bleibt<br />

in denselben Banden der Finsternis, w ie oft wird unter unseren Augen in<br />

unseren von Lhristus gesegneten Landen dem Herrn Lhristus Trotz geboten!<br />

Aber wir können uns vor unserem Gott nicht mit unseren Taten rühmen,<br />

vor dem Äreuz Christi sind wir alle gerichtet.<br />

Um so herrlicher ist <strong>die</strong> Botschaft: w a s wir nicht haben können, das hat<br />

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