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Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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_____________ W oche des rr. Sonntags nach Trinitatis<br />

waltung einer ganzen Provinz übertragen ist. Die Prüfung der Abrechnung<br />

ergibt einen Fehlbetrag von -oooo Talenten. <strong>Das</strong> sind<br />

recht und schlecht etwa so Millionen Mark. Der „Lnecht" kann nicht<br />

bezahlen und soll nun, wie es das antike Recht in solchen Fällen<br />

gestattete, mit Weib und Lind in <strong>die</strong> Sklaverei verkauft werden.<br />

Auf <strong>die</strong>se weise soll er <strong>die</strong> Schuld „bezahlen". Den so Verurteilten<br />

packt <strong>die</strong> Angst. E r bittet seinen Herrn, den Lönig, um Geduld und<br />

verspricht, seine Schulden nach und nach abzutragen. Der gibt ihn<br />

frei, weil er Mitleid mit ihm hat, und erläßt ihm außerdem seine<br />

Schulden. Denn er sieht wohl, daß der „Lnecht" eine so hohe Summe<br />

unmöglich abzahlen kann. S o großzügig und königlich ist er.<br />

Aber was tut der „Lnecht"? Laum hat er das Haus des Lönigs verlassen,<br />

da trifft er einen seiner Mitknechte, der ihm etwas schuldig<br />

ist. E s handelt sich <strong>die</strong>smal um roo Denare; das sind etwa 7s Mark.<br />

Laum sieht er ihn, da springt er ihm an <strong>die</strong> Gurgel, würgt ihn und<br />

schreit: „Bezahle mir, was du mir schuldig bist!" Der Mitknecht<br />

fleht ihn fußfällig an und braucht dabei <strong>die</strong>selben W orte, <strong>die</strong> er<br />

selber eben noch dem Lönig gegenüber gebraucht hat: „Habe Geduld<br />

init mir, ich will dir alles bezahlen!" Aber der Gläubiger, dem eben<br />

noch so Millionen geschenkt worden sind, kennt kein Erbarmen. E r<br />

läßt seinen Schuldner wegen der 7s Mark ins Gefängnis sperren.<br />

Die Mitknechte sind empört. Sie zeigen den Schurken an, und der<br />

Lönig gibt ihm <strong>die</strong> wohlver<strong>die</strong>nte Strafe. — Nicht wahr, auck) w ir<br />

sind empört und geneigt zu sagen: S o ein Schuft! w i r finden es<br />

richtig, daß <strong>die</strong>s unsoziale Verhalten öffentlich an den Pranger gestellt<br />

wird und daß danach <strong>die</strong> Gerechtigkeit ihren Lauf nimmt. <strong>Das</strong><br />

ist einhellige Volksmeinung.<br />

Aber w ir haben vergessen, daß <strong>die</strong> Geschichte ein Gleichnis ist. w ürde<br />

uns in ihr nur ein irdischer Vorgang geschildert, so fänden w ir ihn empörend.<br />

<strong>Das</strong> hat Iesus wohl gewußt. Darum hat E r uns ja <strong>die</strong> Geschichte<br />

erzählt. E r will, daß w ir uns erst über <strong>die</strong>sen schuftigen<br />

„Lnecht" entrüsten sollen, damit wir gleich nachher merken, daß w ir<br />

uns über uns selbst entrüstet haben. Denn wenn w ir <strong>die</strong> Schuld,<br />

<strong>die</strong> andere uns gegenüber haben, mit dem vergleichen, womit w ir<br />

vor Gott in Schuld sind, stehen wir dann nicht ebenso da wie jener<br />

Schalksknecht? w a s ist das wenige, das w ir mit Recht unserem<br />

N ächsten vorwerfen können, im vergleich zu dem, was Gott<br />

uns vorwerfen kann? verhält sich beides nicht zueinander wie

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