Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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?oo Woche des ) S. Sonntags nach Trinitatis Rektor Mathesius war er ein Zreund M artin Luthers. Außer den Liedern „Lobt Gott, ihr Christen allzuglcich", „Erschienen ist der herrlich Tag", deren Melodie er auch schuf, „Die helle Sonn' leucht' jetzt Herfür" und „Hinunter ist der Sonne Schein" schenkte er unserer Lirche dieses Lied mit der Überschrift: „Die vierte B itt, ums täglich Brot", ein anschauliches Gebetslied, das den Lampf ums liebe B rot im Gebet vor G ott bringt und dabei das Evangelium des ;s. S onntags nach Trinitatis mit anklingen läßt. w o das Lied nicht im Gesangbuch steht, singen w ir: V Gott, von Dir wir altes haben E s spricht in ähnlicher weise das Gebetsanliegen der vierten Bitte des Vaterunsers aus. D a s Gebet der W oche Allmächtiger, ew iger G ott, ein Beschützer aller, die auf Dich hoffen, mehre über uns Deine Barmherzigkeit, auf daß w ir im Gehorsam D eines heiligen W o rtes also durch die zeitlichen G üter w andeln, daß w ir darüber die ew igen nicht verlieren, um Iesu Lhristi, D eines lieben S o h n e s, unsers Herrn, w illen. Amen. -l- Zufall — Schicksal Es muß zu denken geben, daß in der ganzen Heiligen Schrift sehr zurückhaltend geredet wird von dem, was wir bei der Beurteilung des alltäglichen Geschehens „Zufall" und „Schicksal" nennen. Zufall — damit ist ein« Betrachtung der Ding« gemeint, bei der alles Geschehen sich in lauter einzelne, unzusammenhängende, unberechenbare und damit auch unerklärliche „Hülle" auflöst. Schicksal — darunter begreift man eine Ansicht der Welt, in der sich alles nach unabänderlichen, unbarmherzigen und ebenso unergründlichen Gesetzen einer ehernen Notwendigkeit vollzieht. Gibt das Zufallsdcnken dem Menschen ein Gefühl vollkommener Unsicherheit, so ist dem Schicksalsglauben das Merkmal der völligen Unfreiheit

Zufall — Schicksal 70- cigen. In beiden Auffassungen aber kommt der Mensch nicht zur Ruhe und zum Frieden: Was ihm fehlt, ist der Glaube an den allmächtigen und barmherzigen Gott. Der christlich« Glaub« ist aber daran zu erkennen, daß er an die Stelle des Zufalls die göttlich« Führung und an die Stelle des Schicksals den Namen des Dreieinigen Gottes zu setzen vermag. Weder gibt es für den Christen eine zusammenhanglose Reihe von Ereignisse» ohne jeden Sinn und Segen, noch steht ihm eine unberechenbar« Gesetzlichkeit in Natur und Geschichte wie ein unaufhcbbarer Bann entgegen. Der Christ darf vielmehr der fröhlichen Gewißheit leben, die das Evangelium von der Stillung des Sturmes verkündigt (Matth. r, rs—r?), daß „weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes »och keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Iesu ist, unserem Herrn" (Röm. r, rr f.). Während das Zufallsdenken und der Schicksalsglaubc von Gott scheidet, ist der Christ mit seinem Glauben an den Herrn Iesus Christus aller «Orten un g e­ schieden von der Liebe Gottes. Alles muß zu seinem Besten, d. h. zum zeitlichen und ewigen Heil dienen; alles geschieht nach dem Vorsatz einer göttlichen Berufung in Christo Iesu, deren Grund die Rechtfertigung und deren Ziel die Herrlichkeit ist. Christlicher Lrwählungsglaube darf in allen Lagen getrost sein: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein)" (Röm. r, 31—3g). So ist nun die Tief« des christlichen Heilsglaubens daran zu erkennen, daß er sich nicht nur mit dem ersten Artikel zur gnädigen Vorsehung Gottes des Schöpfers bekennt, der das, was Er geschaffen hat, auch erhält, so daß auch unsere Haar« auf dem Haupte alle gezählt sind (Matth. -o, rg ff.). Vielmehr findet dieses Bekenntnis erst seine Verwurzelung im Zeugnis des zweiten Artikels, der von unserer Erlösung handelt, da die Versöhnung der Sünder der Welt das letzte und höchste Ziel des göttlichen Heilsrates ist. Unter diesem Gesichtspunkt wird erst offenbar, daß alles menschliche Zufallsdenken und aller menschliche Schicksalsglaube im letzten Grunde der Ausdruck eines unversöhnten Gewissens ist, das unter der Wolke des göttlichen Zorns weder Licht noch Klarheit, noch Frieden und Gerechtigkeit zu finden vermag, weil hinter dieser Wolke Gottes Angesicht verborgen und Sein« in Iesus Christus offenbarte Hilfe von dem lebendigen Glauben ferne ist. Solch «in« Entpersönlichung, wie sie dem Zufallsgedankcn und dem Schicksalsglaubcn entspricht, muß darum als ein Zeichen der Entgöttlichung der Welt und des Menschen angesehen werden, die in der Entziehung der persönlichen und gnädigen Näh« Gottes, wenn es Sein Wille ist, bis zur Verstockung erfahren werden kann. Aber auch in solchen Erfahrungen kann unter dem Wort, das die Versöhnung predigt, der Gnadcnrat Gottes erst ganz groß werden: „Gott hat alle beschlossen unter dem Unglauben, auf daß Er sich aller erbarme" (Röm. 3r ff.). Die Unbegreiflichkeit Seiner Gerichte und Unerforschlich-

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cigen. In beiden Auffassungen aber kommt der Mensch nicht zur Ruhe und<br />

zum Frieden: Was ihm fehlt, ist der Glaube an den allmächtigen und barmherzigen<br />

Gott.<br />

Der christlich« Glaub« ist aber daran zu erkennen, daß er an <strong>die</strong> Stelle des<br />

Zufalls <strong>die</strong> göttlich« Führung und an <strong>die</strong> Stelle des Schicksals den Namen<br />

des Dreieinigen Gottes zu setzen vermag. Weder gibt es <strong>für</strong> den Christen eine<br />

zusammenhanglose Reihe von Ereignisse» ohne jeden Sinn und Segen, noch<br />

steht ihm eine unberechenbar« Gesetzlichkeit in Natur und Geschichte wie ein<br />

unaufhcbbarer Bann entgegen. Der Christ darf vielmehr der fröhlichen Gewißheit<br />

leben, <strong>die</strong> das Evangelium von der Stillung des Sturmes verkündigt<br />

(Matth. r, rs—r?), daß „weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer<br />

noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes<br />

noch Tiefes »och keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes,<br />

<strong>die</strong> in Christo Iesu ist, unserem Herrn" (Röm. r, rr f.).<br />

Während das Zufallsdenken und der Schicksalsglaubc von Gott scheidet, ist der<br />

Christ mit seinem Glauben an den Herrn Iesus Christus aller «Orten un g e­<br />

schieden von der Liebe Gottes. Alles muß zu seinem Besten, d. h. zum<br />

zeitlichen und ewigen Heil <strong>die</strong>nen; alles geschieht nach dem Vorsatz einer göttlichen<br />

Berufung in Christo Iesu, deren Grund <strong>die</strong> Rechtfertigung und deren<br />

Ziel <strong>die</strong> Herrlichkeit ist. Christlicher Lrwählungsglaube darf in allen Lagen<br />

getrost sein: „Ist Gott <strong>für</strong> uns, wer mag wider uns sein)" (Röm. r, 31—3g).<br />

So ist nun <strong>die</strong> Tief« des christlichen Heilsglaubens daran zu erkennen, daß er<br />

sich nicht nur mit dem ersten Artikel zur gnädigen Vorsehung Gottes des<br />

Schöpfers bekennt, der das, was Er geschaffen hat, auch erhält, so daß auch<br />

unsere Haar« auf dem Haupte alle gezählt sind (Matth. -o, rg ff.). Vielmehr<br />

findet <strong>die</strong>ses Bekenntnis erst seine Verwurzelung im Zeugnis des zweiten Artikels,<br />

der von unserer Erlösung handelt, da <strong>die</strong> Versöhnung der Sünder<br />

der Welt das letzte und höchste Ziel des göttlichen Heilsrates ist.<br />

Unter <strong>die</strong>sem Gesichtspunkt wird erst offenbar, daß alles menschliche Zufallsdenken<br />

und aller menschliche Schicksalsglaube im letzten Grunde der Ausdruck<br />

eines unversöhnten Gewissens ist, das unter der Wolke des göttlichen<br />

Zorns weder Licht noch Klarheit, noch Frieden und Gerechtigkeit zu<br />

finden vermag, weil hinter <strong>die</strong>ser Wolke Gottes Angesicht verborgen und<br />

Sein« in Iesus Christus offenbarte Hilfe von dem lebendigen Glauben ferne<br />

ist. Solch «in« Entpersönlichung, wie sie dem Zufallsgedankcn und dem Schicksalsglaubcn<br />

entspricht, muß darum als ein Zeichen der Entgöttlichung der Welt<br />

und des Menschen angesehen werden, <strong>die</strong> in der Entziehung der persönlichen<br />

und gnädigen Näh« Gottes, wenn es Sein Wille ist, bis zur Verstockung<br />

erfahren werden kann. Aber auch in solchen Erfahrungen kann unter dem Wort,<br />

das <strong>die</strong> Versöhnung predigt, der Gnadcnrat Gottes erst ganz groß werden:<br />

„Gott hat alle beschlossen unter dem Unglauben, auf daß Er sich aller erbarme"<br />

(Röm. 3r ff.). Die Unbegreiflichkeit Seiner Gerichte und Unerforschlich-

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