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Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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-4- Sonntag nach Trinitatis 645<br />

gleichen verkehren. Äam ein Gesunder in seine Nähe, mußte er durch<br />

den Ruf: Unrein! vor sich selber warnen.<br />

Ls ist einem gesunden Menschen nicht zu verdenken, daß er solchen<br />

oder ähnlichen Kranken aus dem Wege geht. Aber bei manchen sind<br />

<strong>die</strong> Angst vor der Ansteckung und der Ekel vor ansteckenden Krankheiten<br />

so stark, daß das Mitgefühl mit den Erkrankten gar nicht zu<br />

W orte kommt. Darunter leiden solche unglücklichen Menschen sehr.<br />

Sie sind aus der Gemeinschaft -er „Reinen" ausgestoßen, fühlen<br />

sich deshalb als Menschen zweiter Ordnung. Ist schon ihr körperliches<br />

Leiden schwer zu tragen, wieviel mehr <strong>die</strong>s seelische! Denn<br />

wenn's mit der Krankheit lange hingeht, so leiden schließlich auch<br />

Gemüt und Gewissen. Einige werden davon trübsinnig, andere bösartig.<br />

S o hängt in unserem Leben das Äußere und das Innere, das<br />

Körperliche mit dem Seelischen zusammen. Selbst unser Gewissen<br />

ist nicht frei von unseren körperlichen Zuständen, viel Reizbarkeit<br />

und Bedrücktheit, Schuldgefühl und Ärger hat im Körperlichen seine<br />

Ursache.<br />

Hieran kannst du sehen, daß man unter Sünde nicht bloß <strong>die</strong> absichtlich<br />

böse Tat eines Menschen verstehen darf. Der Teufel hat<br />

Macht nicht nur über unseren Geist und unseren w illen, sondern auch<br />

über unseren Leib. Sieh' doch, wie es in der Wirklichkeit des Lebens<br />

zugeht! Bleiben w ir bei dem Beispiel der ansteckenden Krankheit,<br />

plötzlich bricht sie aus. Keiner kann etwas da<strong>für</strong>. Sie überträgt sich,<br />

ohne daß man weiß, wie. Aber schon ist mit dem Übel zugleich das<br />

Böse da. Denn nun heißt's: w e r ist schuld, daß so etwas kommen<br />

kann? Ls mag noch gehen, wenn <strong>die</strong> Krankheit bald vorübergeht,<br />

w ie aber, wenn sie unheilbar ist wie meistens der Aussatz? — w ie<br />

bei den Krankheiten, so ist es in allen andern Fällen, denen <strong>die</strong><br />

Menschen ein schweres Unheil trifft. Man sagt zwar zu dir: Du<br />

mußt es bloß als Unglück nehmen, dir und andern keine Vorwürfe<br />

machen, dich nicht grämen und ärgern usw. — Ia , versuch' das<br />

einmal! Du wirst bald merken, wie der Teufel das Übel und das<br />

Böse immer durcheinander rührt.<br />

Iesus hat das gewußt. Darum war E r nicht bloß ein Arzt der Seele,<br />

sondern auch des Leibes. Ls hat nicht vieler W orte bedurft, Ihm<br />

<strong>die</strong> Not <strong>die</strong>ser Aussätzigen klarzumachen. E r sah sie nur an und<br />

sagte dann: „Geht hin und zeigt euch den Priestern!" Die Kranken<br />

taten das, „und während sie hingingen, wurden sie rein".

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