Das Kirchenbuch für die Gemeinde
SSs Woche des §3. Sonntags nach Trinitatis Dreizehnter Sonntag nach Trinitatis W a s ihr getan habt einem unter diesen M einen geringsten B rüdern, das habt ihr M ir getan. Matthäus 25, 40 Das Evangelium 2 3. Und Er wandte Sich zu Seinen Jüngern und sprach insonderheit: Selig sind die Augen, die da sehen, das ihr sehet. 24. Denn Ich sage euch: viel Propheten und Könige wollten sehen, das ihr sehet, und haben'» nicht gesehen, und hören, das ihr höret, und haben's nicht gehöret. 25. Und siehe, da stund ein Schriftgelehrter auf, versuchte Ihn und sprach: Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererb«) 2b. Er aber sprach zu ihm: w ie stehet im Gesetz geschrieben? w ie liesest du? 27. Er antwortete und sprach: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzen, Geinüte und deinen Nächsten als dich selbst." 2 4. Lr aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue das, so wirft du leben. 2g. Lr aber wollt« sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesu: w er ist denn mein Nächster? 30. Da antwortete Iesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab gen Jericho und fiel unter die Mörser; die zogen ihn aus und schlugen ihn und gingen davon und ließen ihn halbtot liegen. 3 ?. Es begab sich aber ohngefähr, daß ein Priester dieselbige Straß« hinabzog; und da er ihn sah, ging er vorüber. 32. Desselbigenglcichcn auch «in Levit; da er kam zu der Stätte und sah ihn, ging er voüberr. 33. Lin Samariter aber reiste und kam dahin; und da er ihn sah, jammerte ihn sein, 34. ging zu ihm, verband ihm sein« Wunden und goß drein Äl und wein lind hub ihn auf sein Tier und führt« ihn in die Herberge und pflegt« sein. ss. Des andern Tages reift« er und zog heraus zween Groschen und gab sie dem Wirt« und sprach zu ihm: pfleg« sein; und so du was mehr wirst dartun, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme. 3b. welcher dünkt dich, der unter diesen dreien der Nächste sei gewesen dem, der unter die Mörder gefallen war? 37. Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: S o gehe hin und tu desgleichen! Luk. ?S, 23— 37 Das Evangelium vom barmherzigen Samariter beginnt mit einem vorspruch. Iesus nimmt Seine Iünger beiseite und sagt zu ihnen: „Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. Denn Ich sage euch: Viele Propheten und Lönige wollten sehen, was ihr seht, und haben's nicht gesehen, und hören, was ihr härt, und haben's nicht gehört".
- 3. Sonntag nach Trinitatis Sbg Mancher von uns denkt: Ach, wäre ich doch an der Jünger Stelle! Lönnt« ich Ih n doch auch mit eigenen Augen sehen! Ader jener Schriftgelehrte, von dem gleich nachher die Rede ist, w a r ein Zeitgenosse Jesu. E r stellte persönlich eine Frage an den Herrn, und dieser hat ihn einer persönlichen Antwort gewürdigt, w ird er etwa deswegen selig gepriesen? Ist er deswegen zu einem Jünger Jesu geworden? — Das bloße äußere Sehen und Hören macht es also nicht. Der innere Ruf des Heiligen Geistes muß hinzukommen. Sonst wird niemand zu einem rechten Jünger Jesu. also Zeitgenosse des Herrn oder nicht, darauf kommt nicht viel an. Auch uns Nachgeborenen ist der auferstandene Christus gegenwärtig in Seinem W ort, das die Rirche verkündigt, und in Seinem Sakrament, das sie spendet. Darum gilt die Seligpreisung auch uns: „Selig die Augen, die sehen, was ihr seht". Höre also Christi W ort vom barmherzigen Samariter! Das Gleichnis ist die Antwort auf eine Frage und muß deshalb von der Frage aus erklärt werden. Der Mann, der sie stellt, wird im griechischen Text „ein Gesetzlicher" genannt, vielleicht war er ein schriftgelehrtcr Ausleger des Gesetzes. Vielleicht will der Evangelist aber auch nur sagen: E s war ein Mensch, der „gesetzlich" dachte und lebte, weil er auf diesem Wege das ewige Leben zu ererben hoffte. E r nahm es ernst, aber er stieß dabei auch aus große Schwierigkeiten. Zwar ist ihm bekannt, was s. Mose 6, s und 3. Mose ;g, geschrieben steht, und daß die Schriftgelehrten seiner Zeit diese beiden Stellen als die „Summe des Gesetzes" bezeichnen. Darum gibt er auf Jesu Frage: „ w ie steht im Gesetz geschrieben? w ie liesest du?" ohne Zögern die richtige Antwort. Hergesagt ist das leicht, aber nicht so leicht gelebt. Denn in der Praxis stößt man auf lauter Schwierigkeiten. w o soll man anfangen mit der Nächstenliebe? w a n n ist man mit ihr fertig? Deshalb fragt der „Gesetzliche" weiter: „ w e r ist denn mein Nächster?" E s heißt im Text, daß er damit sich selber rechtfertigen wollte, w a s für eine Antwort mag er also vom Herrn erwartet Haben? — Sicherlich, daß dieser ihm bestimmte Personen oder personenkreise nennen würde. Hätte die Antwort nicht so lauten können? Deine Nächsten sind in erster Linie deine Eltern, Geschwister und nahm Anverwandten, dann deine Freunde und Nachbarn und drittens deine Volks- und Blutsgenossen, wahrlich kein kleiner personrnkreis und sicher eine deutliche Antwort auf eine deutliche Frage.
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- 3. Sonntag nach Trinitatis Sbg<br />
Mancher von uns denkt: Ach, wäre ich doch an der Jünger Stelle!<br />
Lönnt« ich Ih n doch auch mit eigenen Augen sehen!<br />
Ader jener Schriftgelehrte, von dem gleich nachher <strong>die</strong> Rede ist, w a r<br />
ein Zeitgenosse Jesu. E r stellte persönlich eine Frage an den Herrn,<br />
und <strong>die</strong>ser hat ihn einer persönlichen Antwort gewürdigt, w ird er<br />
etwa deswegen selig gepriesen? Ist er deswegen zu einem Jünger<br />
Jesu geworden? — <strong>Das</strong> bloße äußere Sehen und Hören macht es<br />
also nicht. Der innere Ruf des Heiligen Geistes muß hinzukommen.<br />
Sonst wird niemand zu einem rechten Jünger Jesu.<br />
also Zeitgenosse des Herrn oder nicht, darauf kommt nicht viel<br />
an. Auch uns Nachgeborenen ist der auferstandene Christus gegenwärtig<br />
in Seinem W ort, das <strong>die</strong> Rirche verkündigt, und in Seinem<br />
Sakrament, das sie spendet. Darum gilt <strong>die</strong> Seligpreisung auch uns:<br />
„Selig <strong>die</strong> Augen, <strong>die</strong> sehen, was ihr seht".<br />
Höre also Christi W ort vom barmherzigen Samariter! <strong>Das</strong> Gleichnis<br />
ist <strong>die</strong> Antwort auf eine Frage und muß deshalb von der Frage<br />
aus erklärt werden. Der Mann, der sie stellt, wird im griechischen<br />
Text „ein Gesetzlicher" genannt, vielleicht war er ein schriftgelehrtcr<br />
Ausleger des Gesetzes. Vielleicht will der Evangelist aber auch nur<br />
sagen: E s war ein Mensch, der „gesetzlich" dachte und lebte, weil<br />
er auf <strong>die</strong>sem Wege das ewige Leben zu ererben hoffte. E r nahm<br />
es ernst, aber er stieß dabei auch aus große Schwierigkeiten. Zwar<br />
ist ihm bekannt, was s. Mose 6, s und 3. Mose ;g, geschrieben<br />
steht, und daß <strong>die</strong> Schriftgelehrten seiner Zeit <strong>die</strong>se beiden Stellen<br />
als <strong>die</strong> „Summe des Gesetzes" bezeichnen. Darum gibt er auf Jesu<br />
Frage: „ w ie steht im Gesetz geschrieben? w ie liesest du?" ohne<br />
Zögern <strong>die</strong> richtige Antwort. Hergesagt ist das leicht, aber nicht so<br />
leicht gelebt. Denn in der Praxis stößt man auf lauter Schwierigkeiten.<br />
w o soll man anfangen mit der Nächstenliebe? w a n n ist<br />
man mit ihr fertig? Deshalb fragt der „Gesetzliche" weiter: „ w e r<br />
ist denn mein Nächster?" E s heißt im Text, daß er damit sich selber<br />
rechtfertigen wollte, w a s <strong>für</strong> eine Antwort mag er also vom Herrn<br />
erwartet Haben? — Sicherlich, daß <strong>die</strong>ser ihm bestimmte Personen<br />
oder personenkreise nennen würde. Hätte <strong>die</strong> Antwort nicht so lauten<br />
können? Deine Nächsten sind in erster Linie deine Eltern, Geschwister<br />
und nahm Anverwandten, dann deine Freunde und Nachbarn und<br />
drittens deine Volks- und Blutsgenossen, wahrlich kein kleiner personrnkreis<br />
und sicher eine deutliche Antwort auf eine deutliche Frage.