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Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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öso W oche des ; Sonntags nach Trinitatis<br />

kein Räuber, Ungerechter ober Ehebrecher sei, wenn ihn einer deswegen<br />

zur Rechenschaft gezogen oder angeklagt hätte. Aber vor Gott<br />

darf er das nicht sagen. Denn Gott sieht ins Herz, und w a s sieht<br />

E r darin? Umgekehrt hätte der Zöllner vermutlich wenig oder gar<br />

nichts zu seiner Verteidigung erwidern können, wenn er unter Menschen<br />

zur Rechenschaft gezogen worden wäre. E r hätte dann beschämt<br />

schweigen müssen. Aber hier vor Gott tut er sein Herz auf und bekennt<br />

seine Sünde. Darum ging e r gerechtfertigt in sein Haus, während<br />

das Gebet des Pharisäers unerhört blieb, w a s w ar daran auch<br />

zu erhören? L s ist ja eine einzige Selbstrechtfertigung.<br />

Von der Art und weise, wie w ir im Gebet Gott gegenüberstehen,<br />

hängt stets <strong>die</strong> Art und weise ab, wie w ir nachher über andere Menschen<br />

urteilen, w e r überhaupt nicht betet oder so wie der Pharisäer,<br />

wird immer <strong>die</strong> Neigung haben, sich selbst dadurch zu erhöhen, daß<br />

er andere kritisiert und herabsetzt. Den wird Gott dereinst erniedrigen,<br />

w e r im Gebet Vergebung seiner eigenen Sünde empfangen hat, ist<br />

milde in seinem Urteil über andere Menschen. Am liebsten urteilt<br />

und „richtet" er überhaupt nicht, w enn er aber um seine Meinung<br />

gefragt wird und nicht umhin kann, sie zu äußern, läßt er nach<br />

Möglichkeit <strong>die</strong> Personen ganz aus dem Spiele, lenkt den Blick auf<br />

<strong>die</strong> Sache und sucht zu raten, wie sie zu bessern sei. Da<strong>für</strong>, daß er<br />

so bescheiden ist, wird Gott ihn dereinst erhöhen, w o also unter<br />

Christen Älatsch und Splitterrichterei anzutreffen sind, handelt es<br />

sich uni solche, <strong>die</strong> entweder gar nicht oder nicht recht beten. Sind das<br />

wirkliche Iünger Iesu?<br />

Ob w ir betende Menschen sind, um was und wie w ir beten, das<br />

geht nur Gott und uns an. L s ist nicht gut, viel davon zu reden.<br />

L s ist auch nicht gut, häufige Sündenbekenntnisse abzulegen, w o­<br />

möglich sogar öffentlich vor andern Leuten, um sie dadurch <strong>für</strong><br />

Christus zu gewinnen. Dazu hat uns Jesus das Gleichnis vom<br />

Pharisäer und Zöllner nicht erzählt. Denn ob w ir beten und ob wir<br />

richtig beten, das kommt ganz unfehlbar heraus, ohne daß w ir viel<br />

davon reden. Die Menschen merken es irgendwie an uns, mögen sie<br />

manchmal auch gar nicht wissen, warum betende Menschen so sind.<br />

wie sie sind. Sie merken es an -er Sammlung, der Älarheit, Milde<br />

und Sachlichkeit -es Urteils. S o ragt <strong>die</strong> ewige W elt, mit der w ir<br />

im Gebet F ü h lu n g haben, in <strong>die</strong>se W elt hinein. M an sieht sie nicht;<br />

aber man spürt wohl, daß sie da ist. <strong>Das</strong> ist genug.

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