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Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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? !. Sonntag nach Trinitatis 64g<br />

man sündigt offen darauf los? w e r wird soviel Aufhebens davon<br />

machen! I n einigen Monaten oder Iahren ist alles vergessen. S o<br />

schlägt <strong>die</strong> an sich wohl berechtigte Ablehnung falscher christlicher<br />

Heuchelei bei vielen ins Gegenteil um.<br />

Ls besteht also bei <strong>die</strong>sem Gleichnis <strong>die</strong> Gefahr eines argen Mißverständnisses.<br />

M it ihm hat <strong>die</strong> Botschaft der Lirche immer zu kämpfen,<br />

verkündigt sie Gottes Gesetz und zieht sie dadurch <strong>die</strong> Sünde der<br />

Menschen aus Licht, dann heißt es: Ih r Christen seid ja selber nicht<br />

besser, sondern lauter Heuchler, verkündigt sie aber <strong>die</strong> Botschaft<br />

von Gottes Gnade und Vergebung der Sünde, dann meinen einige,<br />

Gottes Heiligkeit und der Ernst Seines Gerichts seien nicht gar so<br />

wichtig zu nehmen. Sie sagen dann: Sünde? Ia , wenn ihr das so<br />

nennen wollt, das kommt vor. Aber wer wird sich darüber graue<br />

Haare wachsen lassen? W ir wollen jedenfalls lieber Zöllner als<br />

Pharisäer sein.<br />

Achte nun darauf, daß Icsus uns keinen von beiden an sich als Idealfiguren<br />

vor Augen stellt, <strong>die</strong> wir nachahmen sollen. Denn daß der<br />

Pharisäer niemand seines Gutes beraubt hat, daß er immer gerecht<br />

zu sein sich bemühte, daß er kein Ehebrecher war, das ist an sich nicht<br />

böse, sondern gut. Und umgekehrt: Daß der Zöllner andere übervorteilt<br />

hat, auf <strong>die</strong>se weise viel Geld ver<strong>die</strong>nte und es wer weiß<br />

wo<strong>für</strong> ausgab, das ist an sich nicht gut, sondern böse. w e r <strong>die</strong>s<br />

verdreht, der sucht <strong>die</strong> Maßstäbe Gottes umzukehren. <strong>Das</strong> ist -er<br />

Gipfel der Lüge und Bosheit.<br />

Iesus hat uns vielmehr den Pharisäer und den Zöllner in einer<br />

ganz bestimmten Haltung und Lage vor Augen gestellt. Sie kommen<br />

beide als Betende in den Tempel. E s geht Ihm also darum, wie<br />

sie vor Gott, nicht wie sie vor Menschen dastehen. Denn unter<br />

uns Menschen, — wer will da entscheiden, wieweit einer mit Recht<br />

sagen darf, er habe sich stets bemüht, als ein anständiger Mensch zu<br />

leben und Gottes Gebote zu halten! w e r will sagen, wie tief bei<br />

ihm selbst oder bei einem andern <strong>die</strong> Reue über <strong>die</strong>se oder jene Sünde<br />

gegangen ist! w i r können weder das eine noch das andere wissen.<br />

Aber darauf kommt's auch gar nicht an, sondern darauf, wie uns<br />

zumute ist, wenn w ir Gott anrufen. Der Pharisäer nahm sein gutes<br />

Gewissen, das er außerhalb des Tempels im Vergleich mit andern<br />

Menschen vielleicht haben durfte, auch vor Gott mit. Unter Menschen<br />

hätte er wahrscheinlich mit Recht antworten dürfen, daß er

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