Das Kirchenbuch für die Gemeinde

». Sonntag nach Trinitatis dog
Gottes seiner persönlichen Streitlust, seinem Unmut und Ärger auf
der Ränzel Raum gibt. L s mag viel Wahrheit sein in dem, w as
er sagt; aber die Art, wie er es sagt, ist doch nicht aus der W ahrheit
Christi. S ie zeugt nicht davon, daß er sich selber mit unter
die Sünder rechnet, daß er erst sich selbst gepredigt hat, bevor
er andern predigt. S ie zeigt vielmehr, daß er nicht nur die Sünden,
sondern daß er diesen oder jenen Sünder persönlich treffen wollte.
Lr hat wohl M ut zur Wahrheit, aber keine Äraft zur Liebe. Darum
hat er nicht die volle Wahrheit. Solche Prediger des W ortes Gottes
sind auch falsche Propheten. Du kannst sie daran erkennen, -aß sie
meist ins Gegenteil verfallen, sobald sie sich ihre Hörner abgestoßen
haben. Hüte dich vor ihnen ebenso wie vor den andern!
Die wahren und die falschen Propheten sind oft schwer auseinanderzuhalten.
Darum gibt dir der Herr ein untrügliches Merkmal: „An
ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!" w a s meint Lr mit den
„Früchten"? Meint Lr damit, daß wir nicht so sehr auf die W orte
als vielmehr auf die Werke des Predigers achten sollen? — Das
mag sicherlich manchmal ein gutes Rennzeichen sein. Denn wenn einer
ganz anders handelt, als er redet, so ist er sicherlich ein schlechter und
wenig überzeugender Prediger des W ortes Gottes. Aber kannst du
alles Tun und Lassen eines andern Menschen kennen, und ist es deine
Aufgabe, hinter ihm her zu spionieren und dein Urteil davon abhängig
zu machen, w as die Leute sagen? Sicherlich nicht! Also ist
mit den Früchten etwas anderes gemeint.
Die Früchte eines Predigers des W ortes Gottes sind das, w as er
bei seinen Hörern bewirkt. D as merkst du zuerst an dir selber, w en n
er richtig gepredigt hat, dann hat er dir eine Wahrheit über dich
selbst gesagt. S ie tut dir vielleicht weh; -u mußt dir überlegen,
ob du sie annehmen oder ablehnen willst. Denn du kannst beides.
Nimmst du sie aber an, dann kommst du einen Schritt weiter und bist
ihm am Lnde dankbar. — Oder du bist traurig und verzagt in die
Lirche gegangen und hast ein Trostwort vernommen. W enn dieser
Trost wirklich von Gott kam, dann machst du dir klar, für w ieviel
du zu danken hast, läßt danach -eine Traurigkeit und Verzagtheit
fahren und glaubst an Den, der dich durch einen Menschen
so wunderbar getröstet hat. Du wirst dann bald an andern merken,
daß es ihnen ebenso ergangen ist wie dir. Du wirst mit ihnen darüber
sprechen, w as euch unter der predigt geschehen ist. Ih r werdet