Das Kirchenbuch für die Gemeinde

Das Bekenntnis der Lirche
sög
w ie ist es zu weiteren Bekenntnissen gekommen) Der Widersacher Gottes
sucht ständig die Einheit der Lirche, die Einheit des Leibes Christi zu zerstören.
Es schleichen sich Irrtümer und Irrlehren in die Lirche ein — wie
sollte es anders sein unter sündigen Menschen —, das Verständnis der Heiligen
Schrift wurde verdunkelt, Spaltungen in der Gemeinde drohten and traten
ein, weil eben das alte Bekenntnis nicht mehr in der gleichen weise verstanden
wurde. In solcher Not weiß sich die Gemeinde an die Heilig« Schrift gewiesen.
Sie ist gegenüber aller Lehre und allen Bekenntnissen der Lirche Norm
und Richtschnur. Das Forsche» in der Schrift steht unter der Verheißung des
Heiligen Geistes. Spaltungen und Irrtümer können nur überwunden werden
durch ernstes Forschen in der Schrift unter Anrufung des Heiligen Geistes.
So entstehen in Zeiten des Irrtums und der Jerspaltung aus dem neugefundenen
Verständnis der Heiligen Schrift neue Sätze des Bekenntnisses.
Die Christenheit erklärt in Stunden der Anfechtung: „S o und nicht anders
verstehen wir die Heilige Schrift". Aus diesem „So und nicht anders"
entstand in den Auseinandersetzungen um die Lehre von der Person
Christi das nicänische und das athanasianische Bekenntnis. „So und nicht
anders" lehrt die Christenheit auf Erden über die Person ihres Heilandes, wie
in diesen „Symbolen" oder Bekenntnissen niedergelegt. „So und nicht anders
verstehen wir die Heilige Schrift" erklärten die Väter der Reformation, als
sie vor Laiser und Reich zur Rechenschaft gefordert wurden über ihren Glauben
(„Augsburgische Lonfession" , 5 30). Aus diesem „So und nicht anders"
erwuchsen die Anweisungen Luthers zum Unterricht der Gemeinden, die Latechismen
(isry), die wir zu den Bekenntnissen unserer Lirche» zählen, —
erwuchsen die Schmalkaldischen Artikel (jssy), die auf einer Reichssynodc
das Schriftverständnis der Reformation bezeugen sollten, „so und nicht anders"
erklärt die Lonkordienformel (,577) gegenüber allerlei Irrtümern und
Verkürzungen der Heiligen Schrift, die auch im eigenen Lager eintraten. Bekenntnisse
sind Zeichen der Wachsamkeit der Lirche über dem ihr
anvertrauten Schatz des lauteren Evangeliums. In den Schmalkaldischen Artikeln
finden wir auch jenen Fundamentalsatz der Reformation, der für alle
Bekenntnisse und Bekenntnisbildungen gilt: „Das Wort Gottes begründet
die Artikel des Glaubens, und außerdem niemand, und käme ein Engel vom
Himmel!"
Bekenntnisse entstehen also in Abwehr des Irrtums und als ein Zeugnis vor
der fragenden Welt. Sie sind das Feldzeichen der Lirche: „Das lehren,
glauben und bekennen wir". Das Bekenntnis ist also ein öffentlicher
Glaubensakt der Lirche. Es ist gewirkt vom Heiligen Geist. Als der
Apostel Petrus auf die Frage des Herrn, wer Er sei, antwortet: „Du bist
Christus, des lebendigen Gottes Sohn", da antwortet Iesus: „Fleisch und
Blut hat dir das nicht offenbart, sondern Mein Vater im Himmel". Das Bekenntnis
ist also eine Glaubensaussage, nicht menschlicher Vernunft entstam-