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Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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4rd<br />

Woche des Sonntags Ran täte<br />

Gegner wiederum brachten überall dort, wo sie durchdrängen, auch das Singen<br />

zum Schweigen, sie machten <strong>die</strong> Menschen mundtot. Die Bibel konnte im<br />

Geheime» gelesen werden, aber Singen ist stets lautes und darum öffentliches<br />

Bekenntnis. Die Hugenotten, <strong>die</strong> viel zu nächtlichen Gottes<strong>die</strong>nsten in heimliche<br />

Schluchten des Gebirges schlichen, sangen — leise, andeutend, und doch<br />

war es, als schickten sie ihr Bekenntnis, an den «Ohren der versteckten Häscher<br />

vorbei, in den freien weltenraum hinein, bis vor den Thron Gottes und zu<br />

den Herzen der fernen Glaubensverwandten in anderen Landen. «Oder sie<br />

sangen laut, zumeist ihre tapfer gläubigen Psalmen, wenn sie von den Hängen<br />

ihres Waldgebirges herunterstürzten auf <strong>die</strong> Soldateska eines widerchriftlichen<br />

Bönigs und Landesherr«, der sie mit 8euer und Schwert auszurotten<br />

suchte.<br />

„Gott steht nur auf, der 8«ind entweicht<br />

und Seine Hasser vor Ihm flieh'n",<br />

so sangen sie in ihren Schlachten. Ia, auf dem Scheiterhaufen haben sie gesungen,<br />

ganz laut, bis ihnen der Rauch <strong>die</strong> Stimme erstickte. Als man den<br />

treuen Salzburger Dekennern <strong>die</strong> 8rage stellte, was sie lassen wollten, Glauben<br />

oder Heimat, da trennten sich viele blutenden Herzens von Haus und Hof<br />

und stimmten an Bord des Auswandererschiffes tränenvoll, aber voll trutzigen<br />

Glaubens an ihren Heiland, «in:<br />

Nehmen sie den Leib,<br />

Gut, Ehr', Lind und Weib,<br />

Laß fahren dahin,<br />

Sie haben'« kein' Gewinn.<br />

<strong>Das</strong> Reich muß uns doch bleiben!<br />

So ist es geblieben und so hat es sich wiederholt in den blutigen Verfolgungen<br />

baltischer Christen in neuester Zeit. von der strahlenden Lraft und stählernen<br />

Härte haben unsere Gesangbücher mehr aufbewahrt, als in den <strong>Gemeinde</strong>n<br />

selbst lebendig geblieben ist. Aber immer helfen Notzeiten, das wertvolle<br />

wieder zu sehen und <strong>die</strong> echten Lieder zu entdecken. Luther als ihr Dichter und<br />

Sänger zugleich steht an vorderster Stelle. Sein tvstcrlied „Christ lag in<br />

Todesbanden" können wir nur mit tiefstem verwundern singen, w a s hat<br />

<strong>die</strong>ser Mann an Lühnheiten und gedanklichen Härten gewagt!<br />

Es war ein wunderlich Lrieg,<br />

da Tod tind Leben rungen,<br />

das Leben behielt den Sieg,<br />

es hat den Tod verschlungen.<br />

Die Schrift hat verkündet das,<br />

wie «in Tod den andern fraß.<br />

Ein Spott aus dem Tod ist worden.<br />

Hallelusa!

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