Das Kirchenbuch für die Gemeinde
8g4 Woche des Sonntags Misericordias Domini bindet das Verwundete und wartet des Schwachen, geht ins Gericht mit den Selbstgerechten. W er ist aber die Herde, die zu diesem Hirten gehört) Die Propheten des Alten Bundes dachten dabei an das israelitische Volk, Iesus Lhristus denkt an Seine Gemeinde, wodurch ist Christus zum guten Hirten der Gemeinde geworden) — Dadurch, daß E r für sie Sein Leben ließ. Das «Opfer, das E r auf Golgatha dargebracht hat, ist „die rechte Tür in den Schafstall". Es ist der w e g zum Herzen der Gemeinde, w e r durch diese Tür kommt, dem tut der „Türhüter" auf, dem öffnet sick das Herz der Gemeinde von selbst, w e r anderswo einsteigen will, ist ein Dieb oder Mörder. Der will nicht dienen, sondern herrschen. Das spüren die Schafe sofort. Sie werden unruhig und wollen nicht gehorchen. Der gute Hirte hält bei den Schafen aus, mag es ihn auch das Leben kosten. Der für Geld gemietete nimmt Reißaus, sobald der W olf kommt, w a s ist mit dem „W olf" gemeint) — Not, Drangsal und Anfechtungen, unter denen die Gemeinde zu leiden hat. Also kann in der Gemeinde Jesu Christi nur der Hirte sein, als Hirte führen und leiten, der durch Dienen ihr Herz gewonnen hat, wie Lhristus selber. Alle andern sind entweder Mietlinge, die, was sie tun, um des Lohnes willen tun, oder gar Diebe und Mörder. „Ich kenne die Meinen und bin bekannt den Meinen, wie Mich Mein Vater kennt, und Ich kenne den Vater". Ein rechter Hirt kennt jedes einzelne Tier seiner Herde, Iesus Christus jedes einzelne Glied Seiner Gemeinde. E r kennt sie genau so gut, wie der Vater Ih n kennt und E r den Vater. Die Schafe einer Herde horchen auf, wenn sie die Stimme ihres Hirten hören. E r ruft sie mit einem besonderen Ruf. S o kennt auch die Gemeinde Ruf und Stimme Christi. Ih r Gefühl sagt ihr, ob es der rechte Hirte ist, der sie ruft. Ruft ein anderer mit einer fremden Stimme, dann spürt sie das Fremde. S o sind Hirt und Herde, Lhristus und Seine Gemeinde auf eine geheimnisvolle weise miteinander verbunden. E s ist das Geheimnis der göttlichen vorherbestimmung. Die Gemeinde ist nicht durch einen willkürlichen menschlichen Entschluß entstanden, nicht dadurch, daß Seine Iünger sich eines Tages absichtlich und planmäßig zu einer Rirche vereinigten; sie wird auch nicht durch menschliche Willkür erhalten, wodurch denn) — Durch Lhristi W ort und Stimme. Denn obwohl der irdische Iesus von Nazareth längst tot ist, sind Sein W ort und Seine Stimme doch nicht gestorben. Sie reden zu
Sonntag Misericordias Domini sgs uns durch das, was heute von Ihm gepredigt wird, und die Gemeinde spürt, ob es Lhristi Stimme ist, die zu ihr redet, oder die eines Menschen. Hat die predigt einen falschen Ton, dann fragt die Gemeinde: Hat Lhristus so geredet? Trifft der Prediger aber den rechten Ton, dann sagt sie: Gesehen haben wir nur einen Menschen, aber gehört haben w ir — Ihn. Das machen nicht wir, das macht Lhristus Selber. Denn der Hirt sticht Sich Seine Herde, nicht sucht sich die Herde ihren Hirten. S o ist es auch Lhristus Selbst, der uns in Seine Gemeinde beruft; so sammelt E r sie, so erleuchtet E r sie mit Seinem Geist und Gaben, w i r brauchen das nicht mit dem Ropfe zu begreifen. Denn das Geheimnis der göttlichen Vorherbestimmung kann niemand mit dem Ropfe begreifen, w en n er's nur mit dem Herzen faßt und getrost glaubt! „Meine Schafe hören Meine Stimme, und Ich kenne sie, und sie folgen Mir, und Ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus Meiner Hand reißen". „Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stalle; und dieselben muß Ich herführen, und sie werden Meine Stimme hören, und wird ein Hirt und eine Herde werden", w i r sehen nur die Gemeinde, zu der w ir selber gehören, und denken: Ach, wie klein ist sie! Aber Lhristus sagt: Ich habe noch andere, die M ir auch gehören. Ih r kennt sie nicht; denn sie sind „aus einem andern Stalle". Sie wohnen weitab von euch, gehören einem andern Volke an oder gar einer andern Rasse. Ih r versteht weder ihre Sprache noch ihr Denken. Aber I ch weiß, daß sie M ir zugehören. Einmal kommt der Tag, an dem sich die ganze Gemeinde vereinigen wird, dann soll ein Hirt und eine Herde werden. w a s ist das für eine herrliche Verheißung! w enn die Gemeinde, die w ir vor Augen haben, unter Not und Anfechtung leidet, sich zerstreut und immer kleiner wird, so denken w ir: w a s soll aus der Rirche Lhristi werden? Aber Lhristi Stimme reicht über die ganze W elt. w enn w ir's wüßten, wie weit, wie würden w ir staunen! I n wieviel Sprachen ertönt sie, und in wieviel Ohren und Herzen klingt sie wieder! w e il dem so ist, darum steigen zu allen Zeiten und von allen Orten die Gebete der Gläubigen zu Ihm empor. Ist es nicht ein Gebet, das sie beten, und ist es nicht ein Herz, das da betet? w i r fehen's jetzt noch nicht. Aber Lhristus sagt: Einmal sollt ihr's erfahren. Dann wird alles, was euch trennt, zu Boden sinken,
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Woche des Sonntags Misericordias Domini<br />
bindet das Verwundete und wartet des Schwachen, geht ins Gericht<br />
mit den Selbstgerechten. W er ist aber <strong>die</strong> Herde, <strong>die</strong> zu <strong>die</strong>sem<br />
Hirten gehört) Die Propheten des Alten Bundes dachten dabei an<br />
das israelitische Volk, Iesus Lhristus denkt an Seine <strong>Gemeinde</strong>,<br />
wodurch ist Christus zum guten Hirten der <strong>Gemeinde</strong> geworden) —<br />
Dadurch, daß E r <strong>für</strong> sie Sein Leben ließ. <strong>Das</strong> «Opfer, das E r auf<br />
Golgatha dargebracht hat, ist „<strong>die</strong> rechte Tür in den Schafstall". Es<br />
ist der w e g zum Herzen der <strong>Gemeinde</strong>, w e r durch <strong>die</strong>se Tür<br />
kommt, dem tut der „Türhüter" auf, dem öffnet sick das Herz der<br />
<strong>Gemeinde</strong> von selbst, w e r anderswo einsteigen will, ist ein Dieb<br />
oder Mörder. Der will nicht <strong>die</strong>nen, sondern herrschen. <strong>Das</strong> spüren<br />
<strong>die</strong> Schafe sofort. Sie werden unruhig und wollen nicht gehorchen.<br />
Der gute Hirte hält bei den Schafen aus, mag es ihn auch das Leben<br />
kosten. Der <strong>für</strong> Geld gemietete nimmt Reißaus, sobald der W olf<br />
kommt, w a s ist mit dem „W olf" gemeint) — Not, Drangsal und<br />
Anfechtungen, unter denen <strong>die</strong> <strong>Gemeinde</strong> zu leiden hat. Also kann in<br />
der <strong>Gemeinde</strong> Jesu Christi nur der Hirte sein, als Hirte führen und<br />
leiten, der durch Dienen ihr Herz gewonnen hat, wie Lhristus selber.<br />
Alle andern sind entweder Mietlinge, <strong>die</strong>, was sie tun, um des Lohnes<br />
willen tun, oder gar Diebe und Mörder.<br />
„Ich kenne <strong>die</strong> Meinen und bin bekannt den Meinen, wie Mich Mein<br />
Vater kennt, und Ich kenne den Vater". Ein rechter Hirt kennt jedes<br />
einzelne Tier seiner Herde, Iesus Christus jedes einzelne Glied Seiner<br />
<strong>Gemeinde</strong>. E r kennt sie genau so gut, wie der Vater Ih n kennt und<br />
E r den Vater. Die Schafe einer Herde horchen auf, wenn sie <strong>die</strong><br />
Stimme ihres Hirten hören. E r ruft sie mit einem besonderen Ruf.<br />
S o kennt auch <strong>die</strong> <strong>Gemeinde</strong> Ruf und Stimme Christi. Ih r Gefühl<br />
sagt ihr, ob es der rechte Hirte ist, der sie ruft. Ruft ein anderer mit<br />
einer fremden Stimme, dann spürt sie das Fremde.<br />
S o sind Hirt und Herde, Lhristus und Seine <strong>Gemeinde</strong> auf eine geheimnisvolle<br />
weise miteinander verbunden. E s ist das Geheimnis<br />
der göttlichen vorherbestimmung. Die <strong>Gemeinde</strong> ist nicht durch einen<br />
willkürlichen menschlichen Entschluß entstanden, nicht dadurch, daß<br />
Seine Iünger sich eines Tages absichtlich und planmäßig zu einer<br />
Rirche vereinigten; sie wird auch nicht durch menschliche Willkür<br />
erhalten, wodurch denn) — Durch Lhristi W ort und Stimme.<br />
Denn obwohl der irdische Iesus von Nazareth längst tot ist, sind<br />
Sein W ort und Seine Stimme doch nicht gestorben. Sie reden zu