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Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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r. Woche im Advent<br />

Darum findet sich im Alten Testament der Ausdruck „Reich" als Dingwort<br />

verhältnismäßig selten, w o seine Wirklichkeit bezeugt oder verheißen wird,<br />

wird in Tätigkeitswörtern von Gottes gegenwärtigem oder zukünftigem<br />

Handeln geredet: „Der Herr kommt gewaltig, und Sein Arm wird herrschen"<br />

(Ics. 4H ?o). Nirgends tritt <strong>die</strong>ser Tatbestand deutlicher zutage, als in den<br />

zahlreichen Gleichnissen, <strong>die</strong> das Lcrnftück der Verkündigung Jesu bilden. In<br />

ihnen allen geschieht etwas: Der Dauer bestellt das Held, <strong>die</strong> Saat wächst<br />

oder verdirbt, das Senfkorn entfaltet sich, der Laufmann geht seinem Geschäft<br />

nach, <strong>die</strong> Äscher lesen ihren Hang aus (Mattb. -3). Oder: Der Hirt sucht<br />

nach dem verlorenen Schaf, <strong>die</strong> Hrau nach dem Groschen, der Vater bereitet<br />

dem mißratenen Sohn eine» merkwürdig herzlichen Empfang (Luk. zs). Der<br />

Weinbauer mietet Arbeiter und entlohnt sie (Match, ro, , ff.), er zieht seine<br />

Lnechte über den Mord seines Sohnes zur Rechenschaft (Match, ri, 3Sff.).<br />

Der Lönig hält <strong>die</strong> Abrechnung mit seinen Lncchten (Match. r;ff.), er<br />

rüstet seinem Sohn <strong>die</strong> Hochzeit zu und lädt <strong>die</strong> Gäste (Match, rr, f ff.). Der<br />

Bräutigam trifft ein (Match, rs, 1ff.). Nie wird <strong>die</strong> Herrschaft Gottes mit<br />

einem toten Gegenstand verglichen. Stets wird eine Geschichte, ein bewegtes<br />

Schicksal berichtet. So wie <strong>die</strong>se Menschen handeln, handelt Gott. w ie in<br />

<strong>die</strong>sen Geschichten etwas „passiert", so ähnlich geht es dort zu, wo Gottes<br />

Herrschaft anbricht. Gott handelt königlich.<br />

r. Die „Lönigsherrschaft Gottes" ist ausschließlich Gottes Angelegenheit. Der<br />

Anteil des Menschen an Gottes Herrschaft besteht darin, daß er unter Gottes<br />

Handeln gerät und so sich unter Seine Befehle und Seine Fürsorge gestellt<br />

sieht. Darum stiftet das „Reich Gottes" wohl Gemeinschaft: <strong>die</strong> Lirchc.<br />

Aber es selbst ist von Haus aus keine solche. Ls ist weder ein örtlicher Bereich,<br />

ein Bezirk, noch eine Art Staatswesen, das <strong>die</strong> Gemeinschaft seiner<br />

Bürger ausmacht. Ls besteht allein in Gottes königlichem willen. Gottes<br />

Reich kann nicht von Menschen gebaut werden. Gott selbst läßt es anbrechen.<br />

Menschen können seiner warten, es im Glauben hinnehmen, sich von<br />

ihm «fassen lassen. Die Lirche wird auferbaut — Gottes Herrschaft kommt!<br />

3. Gottes Herrschaft trifft den Menschen dadurch, daß Jesus Christus ihm<br />

<strong>die</strong> Sünden vergibt (Match. ,z, rzff.; Ioh. rz, ,sff.) und ihm damit<br />

<strong>die</strong> neue Lebendigkeit schenkt. „Denn wo Vergebung der Sünden ist, da<br />

ist auch Leben und Seligkeit". <strong>Das</strong> Markus-Lvangclium sagt: „In das Leben<br />

eingehen" (Mark. g, 47). Dadurch, daß Jesus <strong>die</strong> Sünden vergibt, erweist Lr<br />

Seine göttliche Vollmacht: Lr tut, was nur Gott kann (Mark. r, zr).<br />

In Seiner Verkündigung gewinnt Gottes Herrschaft Gewalt. Sie ist keine<br />

Idee, keine Lehre im Sinne eines Systems, keine fromme Weltanschauung,<br />

sondern: wirkliches Geschehen, das sich, gleich anderen Geschehnisse», innerhalb<br />

der öffentlichen Welt ereignet, w ie in der alt«, Welt der Regierungsantritt<br />

eines Herrschers durch Herolde ausgerufen wurde, so wird Gottes<br />

Herrschaft durch den Heroldsruf der Apostel und Evangelisten proklamiert.

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