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Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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Die stille Woche<br />

wirst du es verstehen". Doch Petrus bleibt bei seiner Weigerung. Da<br />

stellt ihn der Herr vor <strong>die</strong> Entscheidung: „w en n Ich dir nicht <strong>die</strong> Küße<br />

wasche, so hast du kein Teil an M ir". Sofort schlägt <strong>die</strong> Meinung des<br />

Petrus um: w en n 's so ist, dann nicht nur <strong>die</strong> Küße, sondern auch <strong>die</strong><br />

Hände und das Gesicht. Ich möchte gerne ganz rein sein". E r meint<br />

also, das Küßewaschen Iesu habe denselben Sinn, wie <strong>die</strong> vielen anderen<br />

Waschungen, <strong>die</strong> er von Iugend auf gewöhnt war. Aber der<br />

Herr gibt ihm zu verstehen, daß er mit seiner Deutung auf dem I r r ­<br />

wege ist. „ w e r gebadet ist, bedarf keiner Waschung mehr!" w a s Er<br />

tut, hat mit den im Alten Bunde vorgeschriebenen Waschungen und<br />

Entsündigungen nichts zu tun. Denn Seine Iünger sind Glieder des<br />

Neuen Bundes. Als solche haben sie das Bad der Wiedergeburt hinter<br />

sich und brauchen keine Waschungen mehr. Sie sind durch den Glauben<br />

an Christus von innen her gereinigt und deshalb „ganz rein", —<br />

freilich nicht alle.<br />

Als <strong>die</strong> Kußwaschung vollzogen ist, folgt <strong>die</strong> Deutung. „Ein Beispiel<br />

habe Ich euch gegeben, daß ihr tut, wie Ich euch getan habe". Er,<br />

der Meister, hat Seinen Iüngcrn <strong>die</strong> Küße gewaschen. <strong>Das</strong> ist das genaue<br />

Gegenteil von dem, was w ir in der Regel tun, wenn w ir irgendwo<br />

Autorität haben und in Anspruch nehmen. Denn dann lassen<br />

w ir uns meist von anderen be<strong>die</strong>nen und sind schnell verletzt, wenn sie<br />

es an Ehrerbietung fehlen lassen. Iesus kennt <strong>die</strong> Menschen. Er<br />

weiß, daß auch Seine Iünger oft genug miteinander darüber gestritten<br />

haben, wer unter ihnen der Größte sei. Solch menschlicher<br />

Ehrgeiz soll aber unter ihnen nicht aufkommen. Darum gibt Er<br />

ihnen kurz vor Seinem Tode <strong>die</strong>s Beispiel. „Der Rnecht ist nicht größer<br />

als der Herr, noch der Apostel größer, denn der ihn gesandt hat.<br />

S o ihr solches wißt, selig seid ihr, wenn ihr's tut",<br />

w ie der Herr bei der Einsetzung des Heiligen Abendmahles Seinen<br />

Iüngcrn B rot und w ein dargereicht hat mit den W orten: Nehmt<br />

hin und eßt, das ist Mein Leib; trinkt alle daraus, das ist Mein<br />

Blut, so ist <strong>die</strong> Kußwaschung eine Handlung an ihrem Leibe. Sie<br />

sollen leiblich spüren, wcs Geistes Linder sie sind, damit sie's nicht<br />

vergessen, w ie sie im Essen und Trinken Anteil haben sollen an<br />

Seinem Sterben und Auferstehen, so heißt es hier: „w enn Ich dir<br />

nicht <strong>die</strong> Küße wasche, so hast du kein Teil an M ir". Darum steht<br />

<strong>die</strong> Geschichte von der Kußwaschung im vierten Evangelium nicht zufällig<br />

an der Stelle, wo in den drei ersten Evangelien der Bericht vom

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