Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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270 Gedenktag der Gefallenen E r b etet la n g e u n d k o m m t z w isc h e n d u rc h m e h r m a ls zu den d reien zurück. S i e sehen, w ie I h n d a s B e te n a n s tr e n g t; d er S c h w e iß r in n t I h m v o n d e r S t i r n , dick w ie B l u t s t r o p f e n . S i e h ö re n S e in e W o r t e — er b etet l a u t u n d jed es M a l d asselb e. D a r ü b e r w e rd e n sie g a n z t r a u r i g . M ü d e , ü b e r v o ll v o n L in d rü c k e n u n d v o r la u te r L u m m e r v e rm ö g e n sie n ic h t die A u g e n o ffe n zu h a lte n , w e n n d er H e r r zu ih n e n zu rü c k k o m m t, fin d e t L r sie je d e sm a l schlafen d. S o lassen I h n auch die näch sten M en sch en in S e in e m L eiden u n d S te r b e n a lle in . D a s a lle s h a b e n die I ü n g e r schlicht u n d ein fach e rz ä h lt. S i e schäm en sich n ic h t, v o n ih re n eig en en S c h w ä c h e n zu b eric h te n . S i e v ersc h w e ig e n n ic h t, d a ß I e s u s S e lb e r g e z itte rt u n d g e z a g t h a b e . L s g in g a lle s g a n z m enschlich z u . E b e n s o ist bei d en en , die im Ä rie g e g e fa lle n sin d , a lle s g a n z m enschlich z u g e g a n g e n . D a ist au ch v ie l Z itte r n u n d Z a g e n g ew esen . E s w a r e n in d e r R e g e l die T a p fe rs te n , die, w ie d er H e r r , v o r h e r b e te te n ; an d ere ta te n e s, w e n n sie ir g e n d w o s c h w c rv e rw u n d e t liegen b lieben. E s ist auch v ie l M ü d ig k e it d a g e w e s e n ; d en n die k ö rperliche u n d seelische A n s tr e n g u n g w a r g r o ß . M a n c h e r v e r g a ß die G e f a h r u n d schlief ein , w o er h ä tte w a c h e n so llen . A n d ere v e rlo re n im T o b e n d er S c h la c h t jede Ü b e rle g u n g u n d liefen dem T o d e g e ra d e w e g s in die A rm e . S o sieht d a s S t e r b e n in W irk lic h k e it a u s . L s k o m m t d a n n d er A u g e n ­ blick, in dem au ch d e r w illig s te G e is t s p ü r t, d a ß d a s Hlcisch schw ach ist. w e r d a s n ich t g la u b e n w i l l , w e iß n ic h t v ie l v o m S te r b e n . D e r H e r r w u ß te e s. D a r u m h a t L r S e i n e J ü n g e r g e m a h n t: „ B e te t, a u f d a ß ih r n ic h t in A n fe c h tu n g f a lle t" ! B e te t v o r h e r ! I e s u s betet d re im a l dieselben W o r t e : „ V a t e r , ist es m ö g lic h , so gehe dieser Ä clch v o n M i r . D o c h n ic h t M e in , so n d e rn D e in W i l l e geschehe", w a r u m ) H a tte L r S e in e n I ü n g c r n n ich t v o r a u s g e s a g t, d a ß L r leiden u n d sterben m ü s s e ) w u ß t e L r n ic h t, d a ß L r a m d r itte n T a g e a u fe rste h e n w e r d e ) G e w i ß ! L r h a tte s o g a r S e l b e r S e i n e G e g n e r g e z w u n g e n , ih re P lä n e in s W e r k zu setzen. L r w a r feierlich in I c r u s a le m e in g ezo g en . L r h a tte die G e ld w e c h s le r u n d V e rk ä u fe r a u s d em T e m p e l g etrieb en . L r h a tte I u d a s , den V e r r ä te r , a u s dem I ü n g e r k r e is e n tlassen m it d er W e i s u n g : „ w a s d u t u n w ills t, d a s tu e b a l d ! " A lle in d a s h in d e rt n ic h t, d a ß L r jetzt b e te t: „ V a t e r , is t's m ö g lic h , so gehe dieser L elch v o n M i r ! " D e n n w e n n d e r T o d w irk lic h a u f u n s z u k o m m t, so stellt er die 8 r a g c : B is t d u dessen g e w iß , w a s d u g e g la u b t h a s t) M u ß es w irk lic h s e in ) B i s t d u b e re it, d ein en G la u b e n d u rc h die H in g a b e deines

Gedenktag der Gefallenen -77 Lebens zu beweisen) Der Tod hat eine unheimliche Macht. Lr braucht sie, um alles in Zweifel zu ziehen, was wir für ganz gewiß halten und bereit sind, auf jede weise zu bezeugen. Diese Macht des Todes hat auch Lhristus gespürt. Lr hat mit ihm gerungen und ihn im Gebet überwunden. . Mancher unserer gefallenen Bruder ist leichten Herzens in den Arreg gezogen. L r wußte wohl, daß auf dem Schlachtfcldc der Tod der größte Herr ist, der hüben und drüben regiert. Ader er nahm es nicht so ernst. Gab es nicht gute Gründe, weshalb man gehen mußte) Aber als das Sterben Wirklichkeit wurde, als man mit eigenen Augen sah, wie es ist, kam ungerufcn und unausweichlich die Frage: M uß das sein) Müssen so viele Menschen, darunter die besten der Freunde und Lameradcn, diesen Reich trinken) w a r u m müssen sie es) w a s ist jenseits des Todes) Solche Fragen kommen in jedem Äriege; niemand kann sie zum Schweigen bringen, w a s nützen dann menschliche Überlegungen und Gründe) Sie zerbrechen an der Wirklichkeit des Todes. Nur eine einzige Antwort hält stand. Sie lautet: L s muß nach G o tte s w illen so sein. w e r diese Gewißheit nicht hat, hat auch nicht die Lraft zum Sterben, sondern wird schwach in der Stunde der Versuchung. Iesus Lhristus hätte auch in dieser Nacht noch fliehen können. Lr hatte Freunde genug in der Stadt, und man fürchtete sich, Ih n bei Tage, mitten aus der Fcstmenge heraus, zu verhaften. Aber das wollte L r nicht. Lr blieb, wo Lr war, und nahm in Gehorsam auf Sich, was Gott Ihm zu tun befohlen hatte. Gottes Antwort auf Sein Gebet kam in doppelter weise. Ihm trat ein Bote aus der ewigen W elt zur Seite, in die L r durch Seinen Tod und durch Seine Auferstehung eingehen sollte. Das stärkte Ih n körperlich und geistig. Das tröstliche Bild dieses Himmelsbotcn mag Ih n bis in Seinen Tod hinein begleitet haben. „Heute noch wirst du mit M ir im Paradiese sein", hat L r zu dem Schächer gesagt. L r hat während der folgenden Stunden in jedem Augenblick der quälenden Nachtverhandlungcn, ja noch am Rreuze selbst Seine volle Geistesgegenwart behalten. Nur die Last des Rreuzes ward Seinem geschwächten Lörper zu viel. Die andere Antwort auf Sein Gebet war das Erscheinen des Verräters. — S o ging alles ganz menschlich zu, und doch leuchtet uns gerade vom Beten Icsu im Garten Gethsemane die Herrlichkeit des Sohnes G ot­

Gedenktag der Gefallenen -77<br />

Lebens zu beweisen) Der Tod hat eine unheimliche Macht. Lr braucht<br />

sie, um alles in Zweifel zu ziehen, was wir <strong>für</strong> ganz gewiß halten<br />

und bereit sind, auf jede weise zu bezeugen. Diese Macht des Todes<br />

hat auch Lhristus gespürt. Lr hat mit ihm gerungen und ihn im<br />

Gebet überwunden. .<br />

Mancher unserer gefallenen Bruder ist leichten Herzens in den Arreg<br />

gezogen. L r wußte wohl, daß auf dem Schlachtfcldc der Tod der<br />

größte Herr ist, der hüben und drüben regiert. Ader er nahm es nicht<br />

so ernst. Gab es nicht gute Gründe, weshalb man gehen mußte) Aber<br />

als das Sterben Wirklichkeit wurde, als man mit eigenen Augen<br />

sah, wie es ist, kam ungerufcn und unausweichlich <strong>die</strong> Frage: M uß<br />

das sein) Müssen so viele Menschen, darunter <strong>die</strong> besten der Freunde<br />

und Lameradcn, <strong>die</strong>sen Reich trinken) w a r u m müssen sie es) w a s<br />

ist jenseits des Todes) Solche Fragen kommen in jedem Äriege; niemand<br />

kann sie zum Schweigen bringen, w a s nützen dann menschliche<br />

Überlegungen und Gründe) Sie zerbrechen an der Wirklichkeit des<br />

Todes. Nur eine einzige Antwort hält stand. Sie lautet: L s muß nach<br />

G o tte s w illen so sein. w e r <strong>die</strong>se Gewißheit nicht hat, hat auch<br />

nicht <strong>die</strong> Lraft zum Sterben, sondern wird schwach in der Stunde<br />

der Versuchung.<br />

Iesus Lhristus hätte auch in <strong>die</strong>ser Nacht noch fliehen können. Lr<br />

hatte Freunde genug in der Stadt, und man <strong>für</strong>chtete sich, Ih n bei<br />

Tage, mitten aus der Fcstmenge heraus, zu verhaften. Aber das wollte<br />

L r nicht. Lr blieb, wo Lr war, und nahm in Gehorsam auf Sich,<br />

was Gott Ihm zu tun befohlen hatte. Gottes Antwort auf Sein<br />

Gebet kam in doppelter weise. Ihm trat ein Bote aus der ewigen<br />

W elt zur Seite, in <strong>die</strong> L r durch Seinen Tod und durch Seine Auferstehung<br />

eingehen sollte. <strong>Das</strong> stärkte Ih n körperlich und geistig. <strong>Das</strong><br />

tröstliche Bild <strong>die</strong>ses Himmelsbotcn mag Ih n bis in Seinen Tod<br />

hinein begleitet haben. „Heute noch wirst du mit M ir im Para<strong>die</strong>se<br />

sein", hat L r zu dem Schächer gesagt. L r hat während der folgenden<br />

Stunden in jedem Augenblick der quälenden Nachtverhandlungcn, ja<br />

noch am Rreuze selbst Seine volle Geistesgegenwart behalten. Nur <strong>die</strong><br />

Last des Rreuzes ward Seinem geschwächten Lörper zu viel.<br />

Die andere Antwort auf Sein Gebet war das Erscheinen des Verräters.<br />

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S o ging alles ganz menschlich zu, und doch leuchtet uns gerade vom<br />

Beten Icsu im Garten Gethsemane <strong>die</strong> Herrlichkeit des Sohnes G ot­

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