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Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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Woche des Sonntags Lstomihi<br />

Der „Nächste ist jeder Mensch, der meiner Liebe bedarf, und zwar an dem<br />

(Ort, an dem ich ihm gerade begegne. Lein Mensch ist darum so wenig zu<br />

verkennen und so wenig zu verfehlen, wie der Nächste: es ist wirklich „der<br />

erste, beste", der auf meine Hilfe angewiesen ist. <strong>Das</strong> pharisäische Judentum<br />

sah den Nächsten allein im Volksgenossen. Die „Liebe", <strong>die</strong> <strong>die</strong> Synagoge lehrte,<br />

erreichte an den Grenzen der Blutsgcmeinschaft auch ihre Grenze. Erst mit<br />

Jesu Lommen wird <strong>die</strong>ser Grundsatz zerbrochen. Nicht aus Zufall ist im<br />

Gleichnis Lukas ;o, rs—27 der, der dem unter <strong>die</strong> Räuber Gefallenen zum<br />

Nächsten wird, der fremdstämmigc Samariter. Christliche Liebe gilt „jedermann"<br />

(j. Thcss. 3, zr; s, zs).<br />

s. Christliche Liebe bewährt ihre Echtheit in der Feindesliebe (Matth. s,<br />

42—45). Denn Christi Liebe war Feindesliebe (Röm. s, )0; Luk. 43, 34).<br />

Lr selbst gebietet uns:<br />

Liebet eure Feinde;<br />

segnet, <strong>die</strong> euch fluchen;<br />

tut wohl denen, <strong>die</strong> euch hassen;<br />

bittet <strong>für</strong> <strong>die</strong>, so euch beleidigen und verfolgen!<br />

Matthäus s, 44.<br />

Mit dem Worte „Feind" ist hier nicht der öffentliche Feind eines Volkes<br />

oder Staates gemeint, sondern der persönliche Gegner, mit dem ich im engsten<br />

Lcbenskrcise zu tun habe, sowie der Feind der <strong>Gemeinde</strong> Christi. Hier hat <strong>die</strong><br />

christliche Liebe ihre Besonderheit zu erweisen: „So ihr euch zu euren Brüdern<br />

freundlich tut, was tut ihr Sonderliches) Tun nicht <strong>die</strong> Zöllner auch also)<br />

(Matth. s, 47)-<br />

ö. Christliche Liebe ist verlorene Liebe. Denn Christi Liebe war es zuvor. Lr<br />

starb <strong>für</strong> alle Menschen (z. Ioh. 3, ;ö). Aber nicht alle ließen sich Seine Gabe<br />

gefallen oder dankten Ihm da<strong>für</strong> (Matth. ;s, 3rf.; ro, zsf.; Luk. -7, )7s.).<br />

Darum darf auch <strong>die</strong> Liebe der Christen nicht darnach fragen, ob sie sich lohne<br />

(z. Lor. ?3). Christliche Liebe freut sich wohl des Dankes; aber sic darf nicht<br />

mit ihm rechnen: „Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch!"<br />

(Matth. zo, 5). Im Unterschied zur allgemein menschlichen Liebe beruht sie<br />

nicht auf Gegenseitigkeit: „So ihr liebet, <strong>die</strong> euch lieben, was werdet ihr <strong>für</strong><br />

Lohn haben) Tun nicht dasselbe <strong>die</strong> Heiden" (Matth. S, 4S). Darum schenkt <strong>die</strong><br />

christliche Liebe besonders dort gern, wo man sie nicht erwidern kann: Lukas<br />

l4, —-4! Sic wird nicht bitter, wenn <strong>die</strong> Menschen mit Feindschaft antworten<br />

(;. Lor. ;3, s u. 7). Denn cs ist ihre Lust, sich zu verschenken und zu<br />

verlieren, wie sich Christus verschenkte und verlor — an uns! So sagt Luther:<br />

„Die Liebe denkt von jedem stets das Beste, sic ist nicht argwöhnisch, sie glaubt<br />

und hofft vom Nächsten alles Gute. Ls schadet nicht, wenn sie irrt. Die Liebe<br />

erträgt es, betrogen zu werden! Ls ist ihre Art, sich von allen gebrauchen<br />

und mißbrauchen zu lassen. Sie <strong>die</strong>nt allen ohne Unterschied: den

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