Das Kirchenbuch für die Gemeinde

11.06.2019 Aufrufe

.,1Z. Woche im Advent w i r achten vorerst nicht auf Jesus, sondern darauf, was die anderen Menschen tun, von denen in dieser Geschichte die Rede ist. Da sind zunächst Seine Jünger. Sie hatten, wie w ir oftmals aus den Evangelien hören, weltliche Hoffnungen in ihren Herzen. Ais Icsus ihnen darum sagt: Nun geht hin und holt mir den Esel, da wissen sie: Jetzt ist der große Augenblick da, jetzt wird unser Herr als Messias einziehen! Darum beeilen sie sich, Seinen Befehl auszuführen. Es kommt ihnen gar nicht in den Sinn, zu fragen, was wohl daraus werde. W as soll denn anders daraus werden als ein großer Triumph ? Auch Judas w ar damals noch dabei. Dann ist da der Mann, dem die Eselin gehört. Ist der Befehl Jesu nicht seltsam? „Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: „Der Herr bedarf ihrer!" Sofort wird man sie euch lassen", w aru m war das selbstverständlich? w e il damals viele Gläubige auf Den warteten, der sie vom Joch der Römer erlösen sollte. Sie hätten gerne alle ihren Esel hergegeben, wenn es hieß: Der Messias braucht ihn zu Seinem Einzug! Schließlich ist da die Volksmenge. Sie kannten alle die Stelle aus dem Propheten Sacharja, in der von dem Messias die Rede ist, der auf einem Esel sitzt. Sie wußten: W enn einer auf solche Weise seinen Einzug hält, dann ist das ein Zeichen, daß der Hriedenskönig gekommen ist! Dann werden die Weissagungen der Propheten W irklichkeit, dann kommt das Reich Gottes, auf das die Gläubigen hoffen! Darum reißen sie sich fast die Äleidcr vom Leibe, um sie wie einen Teppich auszubreiten, darum brechen sie Zweige von den Bäumen, jubeln und schreien: Hosianna! Das heißt: G ott hilft! Sie meinen, jetzt sei die Erfüllung aller wünsche nahe. Und nun Jesus Selbst. E r reitet schweigend inmitten der erregten Menge über eine Straße, die mit Gewändern und grünen Zweigen wie mit einem Teppich geschmückt ist. E r allein weiß, wohin E r reitet. E r reitet dein Tode entgegen. Dieselben Menschen, die jetzt Hosianna rufen, werden bald Lreuzige schreien. Dann wird alle Begeisterung vergessen sein. Die Augen, die jetzt vor Erwartung aufleuchten, werden dann vor Enttäuschung und Haß glühen. Denn Jesus Christus erfüllt zwar die Verheißung vom kommenden Gottesreich, aber anders, als die Menschen es sich denken, die Ih n jetzt umjubcln. Er erfüllt sie durch G:inen Tod und Seine Auferstehung.

,»> Kok >r tag LM A d v e n t E s gibt zu allen Zeiten solche falschen Advcntghoffnungen unter den Menschen. E s ist Mcnschcnart, sich eine schöne w e it der Zukunft vor Augen zu malen, wenn die wirkliche W elt Leib und Seele drückt. w i r träumen alle zu gern von dem, was w ir wünschen, und je lebhafter wir träumen, um so ungeduldiger und unzufriedener werden wir. Aber das heißt aus einen falschen Advent hoffen. Denn die wahre E r­ neuerung der W elt kommt allein aus dem Glauben an Icsus Christus. Sie fängt an mit der innere» Erneuerung der Menschen. Sie kommt aus der Stille und führt in die Stille, bis Gott ihre scgensvollcn Früchte auch vor den Augen der W elt offenbar werden läßt. S o hoffen auch wir auf eine Erneuerung der Äirche durch die Ankunft Christi im Geist. D ie Epistel 11. Und weil w ir solches wissen, nämlich die Zeit, daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf (sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn da w ir gläubig wurden; >2. die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen): so lasset uns ablegen die Werke der 8insternis und anlegen die W affen des Lichtes. Lasset uns ehrbarlich wandeln als am Tage; nicht in Fressen und Saufen, nicht in Lämmern und Unzucht, nicht in Hader und Neid; z4. sondern ziehet an den Herrn Jesus Christus und wartet des Leibes, doch also, daß er nicht geil werde. Röm. , 3 , - 4 Das Licht, das vom Schmuck der Adventskerzen erstrahlt, ist Sinnbild der in Christus erschienenen Wahrheit. E s macht alle Unsaubcrkcit offenbar, die in uns und unter uns ist. w e r Christus liebt, liebt den Tag und haßt alles, was nur im Dunkel der Nacht gedeiht. E r kämpft nur init den Waffen des Lichts, d. i. die W affe der Wahrheit, w ie kann er die Ankunft seines Herrn erwarten und für Ih n und mit Ihm kämpfen, wenn sein Herz voll ist von unreinen Gedanken, Hader und Neid) Ic lebendiger wir an Christus glauben, je gewisser wir Sein Rommen erwarten, um so mehr macht E r uns äußerlich und innerlich zu Seinem Eigentum. Das ist schmerzlich für unser „Fleisch" und doch zugleich so tröstlich. D a s Lied der Woche Macht koch die Tür, die Tor macht weit Dies Lied klingt wie ein Heroldsruf. E s kündigt der wartenden Gemeinde das Nahen des Heilandes an und fordert sie auf, Ih n als den königlichen Gesandten Gottes würdig zu empfangen. E s ist in Anlehnung an Psalm 24, 7 gedichtet: „Machet die Tore weit und die

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Woche im Advent<br />

w i r achten vorerst nicht auf Jesus, sondern darauf, was <strong>die</strong> anderen<br />

Menschen tun, von denen in <strong>die</strong>ser Geschichte <strong>die</strong> Rede ist. Da sind zunächst<br />

Seine Jünger. Sie hatten, wie w ir oftmals aus den Evangelien<br />

hören, weltliche Hoffnungen in ihren Herzen. Ais Icsus ihnen<br />

darum sagt: Nun geht hin und holt mir den Esel, da wissen sie:<br />

Jetzt ist der große Augenblick da, jetzt wird unser Herr als Messias<br />

einziehen! Darum beeilen sie sich, Seinen Befehl auszuführen. Es<br />

kommt ihnen gar nicht in den Sinn, zu fragen, was wohl daraus<br />

werde. W as soll denn anders daraus werden als ein großer Triumph ?<br />

Auch Judas w ar damals noch dabei.<br />

Dann ist da der Mann, dem <strong>die</strong> Eselin gehört. Ist der Befehl Jesu<br />

nicht seltsam? „Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht:<br />

„Der Herr bedarf ihrer!" Sofort wird man sie euch lassen", w aru m<br />

war das selbstverständlich? w e il damals viele Gläubige auf Den<br />

warteten, der sie vom Joch der Römer erlösen sollte. Sie hätten gerne<br />

alle ihren Esel hergegeben, wenn es hieß: Der Messias braucht ihn<br />

zu Seinem Einzug!<br />

Schließlich ist da <strong>die</strong> Volksmenge. Sie kannten alle <strong>die</strong> Stelle aus<br />

dem Propheten Sacharja, in der von dem Messias <strong>die</strong> Rede ist, der<br />

auf einem Esel sitzt. Sie wußten: W enn einer auf solche Weise seinen<br />

Einzug hält, dann ist das ein Zeichen, daß der Hriedenskönig gekommen<br />

ist! Dann werden <strong>die</strong> Weissagungen der Propheten W irklichkeit,<br />

dann kommt das Reich Gottes, auf das <strong>die</strong> Gläubigen hoffen!<br />

Darum reißen sie sich fast <strong>die</strong> Äleidcr vom Leibe, um sie wie einen<br />

Teppich auszubreiten, darum brechen sie Zweige von den Bäumen,<br />

jubeln und schreien: Hosianna! <strong>Das</strong> heißt: G ott hilft! Sie meinen,<br />

jetzt sei <strong>die</strong> Erfüllung aller wünsche nahe.<br />

Und nun Jesus Selbst. E r reitet schweigend inmitten der erregten<br />

Menge über eine Straße, <strong>die</strong> mit Gewändern und grünen Zweigen<br />

wie mit einem Teppich geschmückt ist. E r allein weiß, wohin E r reitet.<br />

E r reitet dein Tode entgegen. Dieselben Menschen, <strong>die</strong> jetzt Hosianna<br />

rufen, werden bald Lreuzige schreien. Dann wird alle Begeisterung<br />

vergessen sein. Die Augen, <strong>die</strong> jetzt vor Erwartung aufleuchten,<br />

werden dann vor Enttäuschung und Haß glühen. Denn Jesus<br />

Christus erfüllt zwar <strong>die</strong> Verheißung vom kommenden Gottesreich,<br />

aber anders, als <strong>die</strong> Menschen es sich denken, <strong>die</strong> Ih n jetzt umjubcln. Er<br />

erfüllt sie durch G:inen Tod und Seine Auferstehung.

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