11.06.2019 Aufrufe

Das Kirchenbuch für die Gemeinde

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

-rs<br />

Woche des letzten S o n n ta g s nach E p ip h a n ia s<br />

Dankgcbet (Matt!). rs. rö), ebenso <strong>die</strong> Tischgebete und das Gebet am Grade<br />

des Lazarus. Aber das Merkwürdigste an <strong>die</strong>sem Reichtum ist: wie Jesus<br />

dankt. Der Jubelruf ist ein Dank — <strong>für</strong> den Mißerfolg! „Ich preise Dich,<br />

Vater und Herr Himmels und der Erde, daß Du solches den weisen und<br />

Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbaret. Ja, Vater,<br />

denn es ist also wohlgefällig gewesen vor Dir" (Match, i l, rs. rö). Jesus<br />

kann da danken, wo wir es nicht können. Er kann <strong>für</strong> den Mißerfolg, <strong>für</strong><br />

den Kreuzcsweg danken! Ebenso gewaltig ist das Danken Jesu in der<br />

Lazarusgcschichtc. Noch liegt Lazarus im Grabe, und doch kann Jesus sagen:<br />

„varcr, Ich danke Dir, daß Du Mich erhöret hast" (Ioh. -z, 4?). Jesus kann<br />

da danken, wo wir bitten. Er kann es, weil Sein Leben eins ist mit dem<br />

willen des Vaters, und weil in Seinem Beten <strong>die</strong> vollendete Welt Gottes,<br />

in der es nur noch Dank und Anbetung gibt, in <strong>die</strong>se unsere Welt hineinragt.<br />

Diese Einheit mit dem Vater ist das Herzstück des Betens Jesu. Außerhalb<br />

der Lreuzesgcschichte haben uns <strong>die</strong> drei ersten Evangelien nur zwei Gebete<br />

Jesu erhalten: den Jubelruf und das Gethsemancgebet. Scheinbar sind <strong>die</strong>se<br />

zwei Gebete ganz gegensätzlich, der Jubelruf ein Gebet aus höchster Höhe, das<br />

Gethsemanegcbet ein Gebet aus der Tiefe der Not. In Wahrheit stehen beide<br />

Gebete ganz nahe bei einander. In der Stunde des Jubelrufes ist scheinbar<br />

Jesu Lebenswerk gescheitert, nachdem <strong>die</strong> maßgebenden Männer des Volkes<br />

Seine Botschaft abgewiesen haben; aber in jubelndem Dankgebet unterwirft<br />

Sich Jesus im Gehorsam dem unbegreiflichen willen des Vaters und beugt<br />

Er Sich unter das Geheimnis der Erwählung der Unmündigen und Verachteten.<br />

Und Gethsemane zeigt uns denselben w eg zur Einheit mit dem Vater.<br />

Jesu Seele ist betrübt bis in den Tod. Er bittet, daß der Reich, wenn es möglich<br />

sei, a» Ihm vorübergehe. Aber Er widerruft sofort <strong>die</strong>se Bitte: „Nicht<br />

wie Ich will, sondern wie Du willst" (Matth. rd, sg). Betend hat Er Gehorsam<br />

gelernt. Aus solchem Gehorsam heraus hat Jesus das hohepriesterliche Gebet<br />

gebetet; weil Er ganz eins ist mit dem willen des Vaters, kann Er im Angesicht<br />

des Lreuzes <strong>für</strong> Sich selbst <strong>die</strong> Verklärung (Ioh. -7, ;—s), <strong>für</strong> Seine<br />

Jünger <strong>die</strong> Bewahrung der Heiligung (ro—rd) erbitten.<br />

Ihren tiefsten und schlichtesten Ausdruck hat <strong>die</strong>se Einheit Jesu mit Seinem<br />

Gott gefunden in der Gebctsanrcde: Vater. <strong>Das</strong> Wort Abba ist in der<br />

aramäischen Muttersprache Jesu ein trauliches ssamilienwort; es ist <strong>die</strong> zärtliche<br />

Anrede des Llcinkindes: „Du lieber Vater". Es ist kein Zufall, daß uns<br />

in der Gebctsliteratur der Zeit Jesu sonst nirgendwo <strong>die</strong>ses Abba als Anrede<br />

Gottes begegnet; den Menschen der Umwelt Jesu wäre es unehrerbietig erschienen,<br />

ein so alltägliches Wort auf Gott anzuwenden. Jesus denkt darüber<br />

anders. Mit alleiniger Ausnahme von Markus -s, 34 („Mein Gott, Mein<br />

Gott") redet Er Gott in allen Gebeten „Vater" an. w ir sehen daraus, daß<br />

Er ganz buchstäblich so zu Seinem himmlischen Vater redet, wie das Kleinkind<br />

zu seinem lieben Vater, so schlicht, so innig, so kindlich, so geborgen. In

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!