Das Kirchenbuch für die Gemeinde

?74 Woche des s. Sonntags nach Epiphanias
s. Die Bibel zerfällt in das Alte und das Neue Testament. Beide gehören
zusammen wie Vorbereitung und Erfüllung. Wenn man die Vorbereitung
wegläßt, nimmt man das Neue Testament aus dem großen endgeschichtlichen
Rahmen heraus, in dem es sich selber versteht. Dann wird Jesus eine zeitgeschichtliche
Größe, die mit der Zeit vergeht. Sein Werk ist aber die Wiederherstellung
des ursprünglichen Sinnes der Schöpfung und die Aufrichtung der
Lönigshcrrschaft Gottes, wie sie von den Propheten des Alten Bundes erschaut,
von den frommen psalmsängcrn erdetet wurde, wie sie dem alten
Bundesvolk als Gesetz und Verheißung vor Augen schwebt (r. Mosc zg, Kf.)
und in seinem Gottesdienst als Sinnbild und Hinweis zur Darstellung kam.
Aber das Alte Testament ist nur insoweit Gottes Wort, als es „Christum treibet",
so Luther. Und es ist nur ein „Schatten von dem, das zukünftig war; aber
der Körper selbst ist in Christus" (Lol. r, ;y). Jesus ist nicht gekommen, das
Gesetz oder die Propheten aufzulösen (Match, s, -7). Er sagt vom Alten Testament:
„Suchet in der Schrift, denn sie ist's, die von Mir zeuget" (Joh. s, sg).
Das Alte Testament war Jesu Bibel. Aber mehr: Er ist gekommen, zu erfüllen.
Er selber ist die Erfüllung; denn in Ihm wohnet die Hülle der Gottheit leibhaftig
(Lol. r, g). von dieser Hülle zeugen die Evangelien, zeugen die Apostel
in ihren Briefen und in ihren Taten (Apostelgeschichte). Dieses Zeugnis ist bald
schlichter Bericht, wie in den drei ersten Evangelien, bald tiefsinnige Versenkung,
wie im vierten Evangelium, bald scharfgeschliffene wehr und Waffe für den
Kämpf der jungen Gemeinden, wie bei Paulus. Aber in all dieser Mannigfaltigkeit
spiegelt sich nur die Hülle des Reichtums der Gnade und Wahrheit,
die in Jesus Christus erschienen ist.
Es hat längere Zeit, beim Alten Testament sehr lange Zeit, gebraucht, bis die
Hrage entschieden war, welche Schriften nun wirklich Heilige Schrift und
damit Kanon (Richtschnur) des Glaubens sein sollten, bis also die Bibel in
ihrer heutigen Gestalt abgegrenzt war. Maßgebend war im Neuen Testament
vor allem der apostolische Ursprung. Man mag bei einzelnen Schriften sich
fragen, ob sie mit Recht in die Bibel kamen (z. B. bei den Apokryphen des
Alten Testamentes). Aufs Ganze gesehen kann man in dem Zustandekommen
der Bibel nur anbetend die göttliche Leitung erkennen. Die Richtigkeit der Auswahl
ist tausendfach bestätigt durch das Zeugnis des Heiligen Geistes, der den
Samen dieses Wortes Gottes in den Herzen hat aufgehen und Hrucht bringen
lassen. Es gilt von der Bibel, was Petrus schreibt (r. pctr. 1, ib—lg):
„w ir sind nicht klugen Habcln gefolgt, da wir euch kundgetan haben die Kraft
und Zukunft unseres Herrn Jesu Christi, sondern wir haben Seine Herrlichkeit
selber gesehen.
Und haben desto fester das prophetische Wort,
und ihr tut wohl, daß ihr drauf achtet
als auf ein Licht, das da scheinet in einem dunkeln «Ort,