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Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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w ach« des 4. S o n n ta g s nach E p ip h a n ia s<br />

Lrankheit des Leibes und der Seele, durch Sünde und Niedertracht, durch Not<br />

und Tod als großer allgemeiner Druck auf uns lastet. Mensch sein heißt: In<br />

der Welt der Angst stehen. „Angst" ist ein bestimmtes Merkmal unseres<br />

Menschentums.<br />

„Angst" ist nicht zu verwechseln mit „Furcht". Furcht richtet sich auf<br />

etwas Bestimmtes: Der Mensch <strong>für</strong>chtet <strong>die</strong>sen oder jenen Menschen, <strong>die</strong>ses<br />

oder jenes Ereignis, <strong>die</strong>se oder jene Latastrophe. Aber <strong>die</strong> „Angst" überfällt<br />

ihn und hält ihn gefangen auch da, wo kein besonderer Anlaß ist, wo es ihm<br />

aber zum Bewußtsein kommt, daß er eingekerkert ist in ein <strong>Das</strong>ein, das aller<br />

mutigen menschlichen Hoffnung zum Trotz <strong>die</strong> Merkmale von Tod und Sünde<br />

an sich trägt. <strong>Das</strong> Unbestimmte und Unheimliche, das damit auf uns liegt,<br />

macht uns zu „Menschen der Angst".<br />

r. w o h er <strong>die</strong>ser Zustand, der sich nicht nur etwa bei schwachen Naturen, sondern<br />

überhaupt in der Menschheit findet? Der <strong>für</strong> Heiden — das sind meist<br />

goktes<strong>für</strong>chtigc Menschen und Völker, nur ohne Christus — geradezu katastrophal<br />

ist! Ist doch sprichwörtlich auch bei uns das Wort von der „Heidenangst"!<br />

Lein Mensch kann uns da<strong>für</strong> <strong>die</strong> Erklärung geben. Luther entnahm<br />

sie der Heiligen Schrift und fand sie bald in eigener Erfahrung bestätigt. Die<br />

Heilige Schrift sagt, daß <strong>die</strong> Engigkeit unseres <strong>Das</strong>eins ihren Grund darin<br />

habe, daß wir in einer „gefallenen Schöpfung" leben, <strong>die</strong> unter dem<br />

Zorn G ottes stehe. Darum wußte er, daß <strong>die</strong> Mächte, <strong>die</strong> den Menschen<br />

danicderhaltcn, — Sünde, Tod und Teufel — ihm immer mehr <strong>die</strong> „Welt<br />

enge machen", so daß er sich am liebsten „verkriechen" möchte, um nicht durch<br />

den Gesamtdruck zerpreßt zu werden. <strong>Das</strong> Gleiche gilt <strong>für</strong> solche Menschen, <strong>die</strong><br />

zwar das Gesetz (<strong>die</strong> ;o Gebote) gelten lassen, aber nicht an das Evangelium<br />

in Christus glauben, das dem Gesetz den Fluch der Unerfüllthcit und <strong>die</strong> Macht<br />

des Todesurteils über uns genommen hat. w a s Luther außerhalb der lichten<br />

Offenbarung in Christus vom walten Gottes in Natur und Geschichte spürte,<br />

nannte er: w irken des „verborgenen Gottes". Diesen „verborgenen<br />

Gott" nahm er als unheimliche Macht wahr. w ie solcherlei Angst keinen wirklichen<br />

Gegenstand hat, sondern gleichsam aus dem „Nichts" entsteht, war Luther<br />

an der Stelle 3. Mose rb, Ab deutlich geworden, wo Gott spricht: „Denen, <strong>die</strong><br />

von euch übrig bleiben, will Ich ein feiges Herz machen in ihrer Feinde Land,<br />

daß sie soll ein rauschendes Blatt jagen, und sollen fliehen davor, als jagte sie<br />

ein Schwert, und fallen, da sie niemand jagt!" So kann nur Gottes Zorn das<br />

Gewissen in <strong>die</strong> Enge treiben. Dagegen fand Luther in dem Psalter, als dem<br />

Buche der angefochtenen <strong>Gemeinde</strong> und des angefochtenen Einzelnen, <strong>die</strong> reichste<br />

Zurüstung, im Gebet seine Angst auszuschütten vor dem lebendigen Gott.<br />

3. Diese Schule des Gebetes konnte er deswegen so getrost durchlaufen, weil<br />

er um <strong>die</strong> Menschwerdung Christi wußte. „<strong>Das</strong> Wort ward Fleisch" bedeutete<br />

ihm: Gott Selbst ist in <strong>die</strong> Angst unseres Lebens hinabgestiegen. Er hat<br />

<strong>die</strong> „Enge" — unsere Enge! — auf Sich genommen, als Er sich in <strong>die</strong>

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