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Das Kirchenbuch für die Gemeinde

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Vom Wunder !4S<br />

änderte <strong>die</strong> Welt". Haben wir mehr als solch heimliches verlangen nach der<br />

Wahrheit . . . wenn wir nicht ganz einfach spotten?<br />

Ich lege <strong>die</strong> Bibel beiseite und greife zur Zeitung. Es geht mir seltsam dabei.<br />

Denn hier begegne ich allen Worten und Begriffen, <strong>die</strong> mir in der Bibel so<br />

fremd geworden sind, sie scheinen gleichsam ausgewandert zu sein und stehen<br />

vor mir — allen Problemen entladen — als ganz selbstverständliche werte<br />

des Alltags. „Ein Wunder der Technik", so lautet <strong>die</strong> Überschrift, und der<br />

Verfasser schreibt, daß nur der unbeirrbare Glaube an das Wunder zum Ziel<br />

führte. Oder ich lese vom Wunder in der Geschichte, das <strong>die</strong> Zeitgenossen mit<br />

gläubigem Herzen miterleben, w ie war es doch? Ich stieß mich am Wunder,<br />

um ohne Bedenken vom Wunder zu reden? Liegt hier ein Widerspruch vor<br />

oder ein innerer Zusammenhang? welches Wunder wird hier gepriesen?<br />

<strong>Das</strong> Wunder, das der Mensch tut, das <strong>die</strong> höchste Steigerung und Vollendung<br />

der im Menschen ruhenden Fähigkeiten jg- „Ich kann Alles und lasse mir<br />

nichts schenken" — das ist der selbstbewußte Ton des Menschenwunders.<br />

„Ich vermag nichts und muß mir Alles schenken lassen von Gott" — so rede<br />

ich von dem Wunder G ottes in Christus. „Herr, gehe hinaus von mir,<br />

ich bin ein sündiger Mensch" (Luk. S, 8). Darum ist hier ein notwendiger Zusammenhang<br />

zwischen Wunderscheu und W underpreis — wir füllen<br />

<strong>die</strong> wagschale des Menschen und seiner Möglichkeiten, und wir bemessen umso<br />

geringer <strong>die</strong> freie Tat Gottes.<br />

Gott ist der Herr, und Seinem Reich fallen <strong>die</strong> Erde und ihre Reiche einst<br />

zu; im Wunder aber bricht jenes Reich herein, w ie im Bannkreis eines<br />

Scheinwerfers sehe ich im Wunder in einem kleinen Ausschnitt: <strong>Das</strong> will<br />

Gott, und so, wie Er hier handelt, ist einst der neue Himmel und <strong>die</strong> neue<br />

Erde. <strong>Das</strong> Wunder ist ein heimliches Geschehen in der Welt, zu Iesu Zeiten<br />

und zu unserer Zeit; der Glaubende schaut es und hält daran fest, und er<br />

nährt daran <strong>die</strong> Flamme einer lebendigen Hoffnung auf Gottes Reich.<br />

Freilich scheint nun eben der Gegensatz Natur und Gottesreich unser Denken<br />

unerträglich zu belasten, denn wir leben im Bann der unverständlichen Gesetze<br />

der Natur. Aber wie? Ist es dir nie begegnet, daß du vor der Natur<br />

und ihrem Ablauf standest mit der geballten Faust und dem bitteren Ausruf<br />

„Unnatur"!? Da standen wir am Sarg eines ,4jährigen Iungen, der ertrunken<br />

war, und Tränen, nicht nur der Trauer, sondern der Empörung wurden<br />

geweint. Oder: vernichtete Ernte! Der Hagel war „Natur" und doch —<br />

ich möchte aufbegehren und sagen: Er war Zerstörung der Natur, Unnatur!<br />

Die Natur ist grausam — wie ertrüge ich ihre Macht, wenn ich nicht darüber<br />

ein Neues sähe, wenn ich nicht auch über der Natur das erbarmende Antlitz<br />

Iesu Lhristi sähe! Die Natur steht unter dem Zeichen der Sünde. Um des<br />

Menschen willen, der aus der Gottesgemeinschaft fiel, seufzt auch sie mit nach<br />

dem Tag der Erlösung.<br />

<strong>Das</strong> Wunder lehrt mich ein neues verstehen der Natur. Natur, wahre Ord-

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