11.06.2019 Aufrufe

Das Kirchenbuch für die Gemeinde

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gesetz und Evangelium 105<br />

den der Urteilsspruch des Gesetzes ihn erst empfänglich gemacht hat. Dieser Zuspruch<br />

ist das Evangelium , <strong>die</strong> Lraft Gottes, <strong>die</strong> da selig macht alle, <strong>die</strong><br />

daran glauben (Röm. ;, ;ö). w a s uns Menschen nachhängt, weil wir es<br />

nicht erfüllt haben, das hat Icsus Christus an unserer Stelle erfüllt, durch<br />

Sein sündloscs Leben und Sein Sterben. Im Lichte <strong>die</strong>ser 8rohcn Botschaft<br />

bat nun <strong>für</strong> den Christen das Gcsetz seinen Schrecken verloren: Es ist nicht<br />

mehr gleichsam das Tor, durch das wir in den ewigen Tod eingehen, sondern<br />

ein Tor, durch das wir auf den w eg zu Jesus Christus gekommen sind.<br />

Indem Christus <strong>für</strong> uns <strong>die</strong> von uns unerfüllt gelassenen Gesetzcsvorschriften<br />

Gottes erfüllte, hat Er uns auch <strong>die</strong> Strafe abgenommen. Er hat uns befreit<br />

von der Verzweiflung, <strong>die</strong> das Gesetz bei uns übrig ließ. Damit ist<br />

Christus des Gesetzes Ende, jedoch in dem Sinne, daß Er Selbst das Ziel<br />

des Gesetzes ist:<br />

Christus ist des Gesetzes Ende;<br />

wer an Den glaubet, der ist gerecht.<br />

Römer ;o, 4.<br />

Diese geistliche Erkenntnis des Gesetzes bewirkt einen so vollständigen Wandel,<br />

daß das Gcsetz in den Händen des Herrn Christus geradezu <strong>die</strong> Art des Evangeliums<br />

annimmt. Dieselben Worte, <strong>die</strong> zunächst mit der ganzen Wucht des<br />

Gesetzes aus uns einstürmen und alle Selbstvergötzung bei uns Menschen zertrümmern,<br />

gewinnen nun durch <strong>die</strong> Sendung des Heilandes <strong>die</strong> Bedeutung<br />

einer gnädigen persönlichen Zusage: „Ich bin der Herr, dein Gott". Wie „der<br />

Tod verschlungen ist in den Sieg" (;. Lor. ?5, 8 5), so wird hier das Gesetz<br />

in gewisser Beziehung aufgehoben durch das Evangelium. Aus dem schrecklichen:<br />

„Du sollst!" wird das selige: „Du darfst (unter Christi Leiten)!"<br />

s. a) Es ist verständlich, daß infolgedessen seit den Zeiten, da der Apostel Paulus<br />

den Römerbricf geschrieben hat, immer wieder <strong>die</strong> 8rage erhoben worden<br />

ist, ob denn <strong>für</strong> einen Christen im Stande des Evangeliums das Gesetz überhaupt<br />

noch nötig sei) Die Lirche hat <strong>die</strong>se 8rage bejahend beantwortet. Die<br />

Lirche weiß wohl, daß im Neuen Testament gelegentlich <strong>die</strong> ganze Lehre des<br />

Herrn Christus mit dem Wort „Evangelium" bezeichnet wird (Mark. 1, -).<br />

Aber sie liest wenige Verse weiter als Inhalt der ersten predigt des Herrn<br />

Iesu: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium" (Mark. ), -5). In der<br />

ewigen Seligkeit wird es zwar keine Buße, d. i. Sinnesänderung, mehr zu geben<br />

brauchen; damit wird auch der Unterschied zwischen Gesetz und Evangelium<br />

aufgehört haben. Aber auf <strong>die</strong>ser Welt ist <strong>die</strong> Unterscheidung schon deshalb unaufhcbbar,<br />

weil ja auch <strong>die</strong> Christen an all dem menschlichen Wesen Anteil<br />

haben, dem der erste und der zweite Gebrauch des Gesetzes gilt. Der Apostel<br />

Paulus bekennt es ja von sich selbst:<br />

Nicht, daß ich's schon ergriffen habe<br />

oder schon vollkonimen sei;

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!