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KULINARIK - SPEZIAL<br />

56<br />

Ein Aperitif im<br />

Der Aperol Spritz gilt als einer der besten Drinks für die Terrassensaison.<br />

Buchautor und Gastro-Kritiker Peter Maybach hat<br />

sich unter die „Weiber“ der Wiener Vorstadt und den betuchten<br />

Damen Mallorcas gemischt und etliche Aperol verkostet.<br />

Hier sein nüchternes Resümee.<br />

Von den Brüdern Barbieri 1919 entwickelt ist der Aperol<br />

später im Hause Campari gelandet. Aber erst seit<br />

ein paar Jahren ist er so richtig am internationalen Siegeszug<br />

mit monumentalen Zuwachsraten. In Italien<br />

zählte der „S-prit -s“ schon länger zu den Standards.<br />

Ursprünglich für einen Aperitif matte 11 % Alkoholgehalt,<br />

mittlerweile 15 % - ein Campari hat etwa das Doppelte aufzuweisen.<br />

Angereichert mit Orangenaromen, zahlreichen Kräutern und Wurzelextrakten.<br />

Genaueres wussten einst die Barbieris und wissen jetzt die Camparis.<br />

Inzwischen oft kopiert aber nie wirklich erreicht.<br />

Früher unterschied man zwischen „Veneziano“ mit Prosecco und den<br />

„Spritz“mit Weißwein. Die Unterscheidungen verschwimmen heute zusehends<br />

bis auf einige Ausnahmen. Am besten man fragt den Kellner, womit<br />

man es zu tun hat. Die Originalrezeptur: 2 Teile Aperol, 3 Teile Wein oder<br />

Prosecco, 1 Teil Soda werden nach dem Eis in dieser Reihenfolge ins Glas<br />

gefüllt. Ich behaupte, es gibt einen persönlichen goldenen Schnitt. Darunter<br />

= fad und dünn, darüber = zu süß.<br />

Mit dem Siegeszug bekamen die Gastronomen und ihre Mitarbeiter die<br />

Sache zusehends in den Griff. Die Zeiten, wo ich einem Kellner in einem<br />

Beisl am Wiener Naschmarkt die Flasche erst im Regal zeigen musste, weil<br />

er behauptet hatte „Hamma net!“, sind vorbei. Selten auch, dass die Orangenscheibe<br />

fehlt oder zur Zitronenscheibe mutiert. Eis lasse ich ohnehin<br />

oft weg. Meist wird dann etwas mehr eingeschenkt …<br />

Was aber nicht heißt, dass bestimmte Schwankungen hinsichtlich Mixtur<br />

und Preisgestaltung noch immer Alltag sind. Deshalb ein paar, durchaus<br />

auch internationale, Stichproben, die einzuholen wahrlich keine große<br />

Überwindung erforderten. Wertungen von 1 bis 10 Gläser. Doch zunächst<br />

treten wir mal vor die eigene Haustür und ins ...<br />

Schutzhaus am Hackenberg, 1190 Wien<br />

Vor längerer Zeit als ich mit dem Hund spazieren ging, wurde ich an einem<br />

zuerst hellen, dann immer dunkler werdenden Mittag, von einem<br />

Gewitter überrascht. Gott sei Dank genau vor jenem Schutzhaus, das einst<br />

den ursprünglich unbehausten Schrebergärtnern des hiesigen Kleingartenvereins<br />

bei Unwettern als Unterstand diente und in dem diesmal auch<br />

ich Schutz suchte und fand. Der Wirt hatte wegen des Wetters nichts zu<br />

tun und plauderte mit mir, der Hund bekam ein Stück Brot und ich trank<br />

Aperol Spritz, deren zwei, weil es ein längeres Gewitter war. Dies stellt allerdings<br />

auch die höchste von mir je konsumierte, nie wiederholte Spritz<br />

Menge für mich dar. Ein Spritz ist im Normalfall – ohne Gewitter also - genug.<br />

Dieser Wirt damals war der Vor-, Vorgänger des Jetzigen. Die Sache<br />

ist verjährt, der Spritz war gut.<br />

Spritz gibt‘s hier auch heute noch. Er kommt mit schwarzem Trinkhalm, den<br />

ich nicht brauche, halber Orangenscheibe, ohne - weil abbestelltem - Eis,<br />

schwächelt etwas im Aperolgehalt. Er ist somit auf der leicht sauren Seite<br />

angesiedelt, was zum Teil vielleicht auch dem verwendeten Weißwein zu<br />

verdanken ist. Erfrischend jedoch! Mit € 3.80 absolut erschwinglich, weil<br />

ein Gespritzer allein ja auch schon was kostet. Essen tut man da sowieso<br />

hervorragend. Der Erdapfelsalat zu goldbraunen Backfisch am Nebentisch<br />

schaut nach „gutem Wirten“ aus.<br />

Cafe Central, Sóller, Mallorca<br />

Wenn du gegen Mittag mit der Ferrocarril in Sóller eintriffst, ist es nicht<br />

weit zur Plaza de la Constitución. Zeit für einen Aperitif. Wenn du nicht<br />

gleich hier verweilen willst, machst du einen Gang durch die vielen duftenden<br />

Orangenhaine in Richtung Port. Dann kehrst du zurück unter die<br />

Platanen auf der „Constitución“. Rundum belebte Cafe-Terrassen. Auf ei-<br />

Nr. 2-19 JUNI I HOTELMAGAZIN OFFLINE

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