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HOTELmagazin offline 02-2019

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MR. WHO<br />

35<br />

Sprechen Sie niemanden an, nur weil sie glauben, dass er es ist. Sie werden ihn doch nicht erkennen.<br />

Unser geheimnisvoller Mr. Who treibt sich in der Hotellerie und Gastronomie herum, schnüffelt diskret zwischen<br />

Lobby- und Sky-Bar herum, ermittelt verdeckt aus der Besenkammer heraus, spürt jedes noch so<br />

unbekannte Detail auf und bringt es pointiert und nicht immer ernst gemeint zu Papier.<br />

Der gute Wirt und woran man ihn dingfest machen kann.<br />

Es geht um den guten Gastgeber<br />

- Gastwirt, Hotelier etc. und seine<br />

kompetenten Vertreter. Die<br />

Betonung liegt auf kompetent.<br />

Denn ein schlecht motivierter,<br />

schlecht bezahlter, mit schlechten<br />

Arbeitsbedingungen Kämpfender ist das nicht.<br />

Das hat schon Anna Sacher um die vorletzte<br />

Jahrhundertwende herum erkannt und war,<br />

was Sozialleistungen dem Personal gegenüber<br />

betrifft, ihrer Zeit weit voraus. Klar, dass dergleichen<br />

auch eine kaum vorhandene Personalfluktuation<br />

erzeugt und das ist heutzutage<br />

nicht allzu häufig. Damit hätten wir schon mal<br />

was Charakteristisches für den guten Wirten.<br />

Klar auch, dass sich das in der innerbetrieblichen<br />

Hierarchie von oben nach unten fortpflanzt.<br />

Ein von den überbordenden bürokratischen<br />

Hürden bei der Betriebsausübung oder den<br />

Finanzierungsbedingungen seiner Geldgeber<br />

geknechteter Inhaber wird es kaum bringen.<br />

Stichwort Registrierkassen: Seit mein kleiner<br />

Lieblingsheuriger in Stein, bei dem es eine ganz<br />

ausgezeichnete Rindszunge mit Schwarzwurzeln<br />

und einen hervorragenden Riesling gegeben<br />

hat, wegen der Kassenpflicht das Handtuch<br />

geworfen hat, bin ich mit den Registrierkassen-<br />

Jungs im Finanzamt auf Kriegsfuß!!<br />

Ein guter Laden erfordert im Normalfall immens<br />

viel Investition im Vergleich zu anderen<br />

Branchen, wie etwa bei H&M, DM, Müller,<br />

Aldi und Co, wo keiner nächtigt - zumindest<br />

nicht freiwillig - oder länger sitzt!<br />

Höchstens ein paar Lampen und Regale<br />

müssen‘s halt hinstellen. Aber es gibt begnadete<br />

Ausnahmen.<br />

Ein gutes Hotel/Restaurant oder beides<br />

ist beim Eintreten schon am Geruch zu<br />

erkennen - vorausgesetzt man verfügt über<br />

ein entsprechend geeignetes Organ. Es riecht<br />

nicht nach Küche, nicht nach eventuell sogar<br />

minderwertigen Zutaten, die dort selbst verarbeitet<br />

werden, so wie in Nepal wo sie sogar<br />

manchmal vergammeln. Es riecht nicht muffig,<br />

schlecht gelüftet, nach beim Putzen vergessenen,<br />

mit Altstaub verbrämten, versteckten<br />

Winkeln, die ein mit den Grundprinzipien des<br />

zielführenden Housekeeping vertrauter Chef<br />

natürlich auch höchst selbst überwacht, oder<br />

nach unsauberen Wäschekammern, uralten, nie<br />

gereinigten Strängen von Belüftungsanlagen(!!).<br />

Nein, es besteht ein angenehmer, frischer, keineswegs<br />

unmittelbar von Duftspendern hervorgerufener<br />

Duft. Ein Zeichen, das sich die<br />

Leute, die ständig hier sind auch wohlfühlen,<br />

ja hier daheim sind, auch wenn sie es gar nicht<br />

wirklich sind. Die eventuell präsentierten Mehlspeisen<br />

stehen nicht im Raucherbereich, man<br />

muss den auch nicht queren, wenn man aufs<br />

„Häusl“ (dt: WC/Toilette) will. Womit wir im<br />

Zentrum des Miefs angekommen sind. Nicht<br />

allzu selten findet man eine Luftqualität vor,<br />

wie sie das alte Affenhaus in Schönbrunn aufgewiesen<br />

hat. Wobei ich nichts gegen die Affen<br />

sagen will. Aber nicht erst einmal habe ich als<br />

Sofortmaßnahme alle vorhandenen Fenster<br />

aufgerissen. Gleiches widerfuhr auch unangenehmen<br />

Luftstaulagen in Gängen wo sich der<br />

alte gemischt mit dem frischen Küchengeruch<br />

– oder einem noch unangenehmeren Dunst<br />

sammelte. Kurz – ein gutes Haus ist so, wie Eines<br />

in dem man<br />

als Gastg<br />

e -<br />

b e r<br />

selbst gerne wohnt, isst und sich aufhält.<br />

Hier möchte ich gleich einmal die anfangs<br />

erwähnten diversen Behördenabteilungen<br />

beim Kragen nehmen, auf deren Konto sehr<br />

wohl dutzende Auflagen, Vorschriften, Gesetze<br />

und deren Kontrollen gehen, die aber<br />

nicht imstande sind dergleichen Missstände<br />

zu unterbinden. Nicht gleich mit horrenden<br />

Strafen – nein, mit klaren Richtlinien, wenns<br />

nicht klappt mit Aufklärung und freundlicher<br />

bis energischer Ermahnung fürs Erste. Diese<br />

diversen Kontrollabteilungen sind ja sonst<br />

etwa in Hotels nicht immer feinfühlig im Umgang.<br />

Da kommt`s schon vor, dass während<br />

des normalen Geschäftsbetriebes ein halbes<br />

Dutzend Leute den Betrieb stürmt, alle Ausgänge<br />

besetzt und sperrt und nicht weicht,<br />

bevor nach etlicher Zeit - während der jede<br />

normale Geschäftstätigkeit und Fluktuation<br />

unterbunden sind – die diversen Kontrollen<br />

beendet. Ich würd‘s nicht beschreiben, wenn<br />

ich`s nicht erlebt hätte.<br />

Ihr von der Gästeseite vergesst aber nicht, dass<br />

ihr dem routinierten Gastronomen fast nackt,<br />

zumindest was Eurem Persönlichkeitskonstrukt<br />

angeht, gegenüber steht. In der Minute,<br />

nach ein paar gewechselten Sätzen, ist das Gegenüber<br />

erkannt, alles Unechte entlarvt, alles<br />

Echte wohlgeschätzt. So gibt es schon bei der<br />

Reservierung eine Häufung von Doktoren,<br />

Diplomingenieuren, Professoren, die dem<br />

tatsächlichen Bevölkerungsaufbau in keiner<br />

Weise entsprach. Viele alten Kellner aber umgingen<br />

das Dilemma, in dem sie alle mit „Herr<br />

Baron“ und „Gnä Frau“ ansprachen...<br />

Ein guter Wirt – macht meiner Meinung nach<br />

unter anderem, respektive serviert auch einen<br />

guten Erdäpfelsalat oder anderen guten Salat,<br />

aber im Besonderen den sehr guten Erdäpfelsalat<br />

– wie auch gute Petersilerdäpfel, eine<br />

perfekte Schnittlauchsoße. Weitere solche<br />

positiven Knackpunkte sind: frittierte Röstis,<br />

Kartoffelprinzessinentaler, -dukaten etc.<br />

Ich meine: Auch an den (scheinbar!)<br />

geringen Dingen sollt Ihr ihn messen<br />

und erkennen ...<br />

Nr. 2-19 JUNI I HOTELMAGAZIN OFFLINE

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