04.06.2019 Aufrufe

GemNova Magazin Sonderausgabe Gemeindetag 2019

Viele spannende Themen im neuen GemNova-Magazin Anlässlich des Gemeindetages 2019 in Kaunertal stellte sich der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Fragen der Redaktion des GemNova-Magazins. Äußerst lesenswert sind seine Gedanken über Tirol und die Probleme der Gemeinden. Zwei Experten-Runden beschäftigen sich mit zwei brennenden Themen im kommunalen Bereich: Prof. Dr. Helmut Schuchter, Dr. Klaus Kandler und Mag. Christian Lechner diskutieren über die VRV 2015 und kommunale Finanzen, Georg Keuschnig, Mag. Jochl Grießer und Magnus Gratl über Gemeindekooperationen. Abgerundet wird das Angebot durch Hintergrundberichte aus den Bereichen Infrastruktur, Personalmanagement, Gemeindeentwicklung und vieles mehr, jetzt im neuen GemNova Magazin.

Viele spannende Themen im neuen GemNova-Magazin
Anlässlich des Gemeindetages 2019 in Kaunertal stellte sich der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Fragen der Redaktion des GemNova-Magazins. Äußerst lesenswert sind seine Gedanken über Tirol und die Probleme der Gemeinden. Zwei Experten-Runden beschäftigen sich mit zwei brennenden Themen im kommunalen Bereich: Prof. Dr. Helmut Schuchter, Dr. Klaus Kandler und Mag. Christian Lechner diskutieren über die VRV 2015 und kommunale Finanzen, Georg Keuschnig, Mag. Jochl Grießer und Magnus Gratl über Gemeindekooperationen. Abgerundet wird das Angebot durch Hintergrundberichte aus den Bereichen Infrastruktur, Personalmanagement, Gemeindeentwicklung und vieles mehr, jetzt im neuen GemNova Magazin.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FORTSETZUNG VON SEITE 05<br />

Volksschule,<br />

Gymnasium und<br />

Uni-Ausbildung<br />

in Innsbruck<br />

Beinahe 18 Jahre, von 1994<br />

bis 2012, war Alexander Van<br />

der Bellen Abgeordneter zum<br />

österreichischen Nationalrat.<br />

Von 2012 bis 2015 war er<br />

Abgeordneter zum Wiener<br />

Landtag und Mitglied des<br />

Wiener Gemeinderates.<br />

Seit dem 26. Jänner 2017<br />

ist er österreichischer<br />

Bundespräsident.<br />

Seine schulische Ausbildung<br />

genoss Van der Bellen<br />

in Innsbruck. Nach der<br />

Volksschule folgte das<br />

Akademische Gymnasium,<br />

anschließend das Studium<br />

an der Universität Innsbruck,<br />

wo auch sein beruflicher<br />

Werdegang 1968 begann.<br />

Die Innsbrucker Uni<br />

verließ der Ökonom 1980<br />

als Außerordentlicher<br />

Universitätsprofessor.<br />

Als Ordentlicher<br />

Universitätsprofessor für<br />

Volkswirtschaftslehre folgten<br />

19 Jahre an der Universität<br />

Wien, wo er u.a. auch als<br />

Dekan der Sozial- und<br />

Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultät tätig war.<br />

ganz besonders den Herausforderungen<br />

der Zeit stellen.<br />

Beruflich haben Sie Ende der<br />

1970er-Jahre an der Verwaltungsakademie<br />

des Bundes<br />

in Wien gewirkt und tiefen<br />

Einblick erhalten. Wie stark<br />

hat sich aus Ihrer Sicht die<br />

Situation der Gemeinden in<br />

punkto Verwaltungsherausforderungen<br />

seit dieser Zeit<br />

geändert?<br />

Alexander Van der Bellen: „Ich<br />

bin kein Kommunalpolitiker,<br />

der täglich Einblick in die Geschehnisse<br />

und Entwicklungen<br />

in seiner Gemeinde hat. Aber<br />

ich komme viel in Österreich<br />

herum, habe mit vielen Bürgermeisterinnen<br />

und Bürgermeistern<br />

gesprochen und sehe<br />

natürlich, wie stark sich die<br />

Gemeindestrukturen verändert<br />

haben. Früher waren die Verwaltungsaufgaben<br />

sicher einfacher<br />

zu managen. Heute klagen viele<br />

Gemeindevertreterinnen und<br />

Gemeindevertreter über die<br />

wachsenden gesetzlichen Vorgaben,<br />

die komplex gewordene<br />

Abwicklung von Projekten, das<br />

Anspruchsdenken bei der Versorgung<br />

mit Infrastruktur, von<br />

den Krankenhäusern bis zu den<br />

Kinder- und Altenbetreuungsstätten.<br />

Es gibt inzwischen ja<br />

auch Schwierigkeiten, politische<br />

Positionen zu besetzen. Die Jungen<br />

wandern ab, interessieren<br />

sich für Anderes. Das erfordert<br />

schon viel Anstrengung hinter<br />

den Kulissen eines Gemeindeamtes.<br />

Und natürlich ist für<br />

alle Wünsche und Bedürfnisse<br />

immer zu wenig Geld da. Dazu<br />

kommen auch neue Entwicklungen<br />

wie die Digitalisierung oder<br />

der Klimawandel und die damit<br />

verbundenen Aufgaben.“<br />

Wo sehen Sie denn ganz generell<br />

die großen zukünftigen<br />

Herausforderungen?<br />

Alexander Van der Bellen:<br />

„Dass wir auf die vorhin aufgezählten<br />

Entwicklungen gut,<br />

entschlossen und adäquat<br />

reagieren müssen. Der Klimawandel<br />

zum Beispiel: er geht<br />

uns alle an, da darf niemand<br />

wegschauen und hoffen, dass<br />

seine Gemeinde oder Region<br />

davon verschont bleibt. Wir<br />

müssen das Heft selbst in die<br />

Hand nehmen, statt in diffuser<br />

Hoffnung zu verharren, dass<br />

vielleicht eh alles irgendwie<br />

nicht so schlimm wird. Mut und<br />

Zuversicht statt Ängstlichkeit<br />

und Abwarten. Ich bin auch<br />

zuversichtlich, dass die Tirolerinnen<br />

und Tiroler das wissen und<br />

danach handeln.“<br />

Um Aufgaben zufriedenstellend<br />

erledigen zu können, benötigt<br />

es genügend finanzielle<br />

Mittel. Deren Bereitstellung<br />

wird gerade für kleine Gemeinden<br />

immer schwieriger.<br />

Was könnten Lösungen aus<br />

ihrer Sicht als Ökonom sein?<br />

Alexander Van der Bellen: „Die<br />

Bürgermeisterinnen und Bürgermeister<br />

von kleinen Gemeinden<br />

haben mir erzählt, dass es<br />

unbedingt notwendig ist zusammenzuarbeiten,<br />

wo immer das<br />

möglich ist, um damit Kosten<br />

zu sparen. Zugleich lässt sich<br />

offenbar nicht alles nach Effizienzgesichtspunkten<br />

lösen. Bei<br />

einem Treffen mit Bürgermeisterinnen<br />

und Bürgermeistern hat<br />

mir einer einmal erzählt, seine<br />

kleine Gemeinde habe zwei<br />

Feuerwehren, aber eine Zusammenlegung<br />

sei nicht durchzubringen.<br />

Daneben sind vier, fünf<br />

Bürgermeisterinnen und Bürgermeister<br />

beieinander gestanden,<br />

und die haben einvernehmlich<br />

erzählt, dass sie sich ständig<br />

austauschen und über Gemeindegrenzen<br />

hinweg sehr gut<br />

zusammenarbeiten. Das war in<br />

diesem Gespräch auch richtig<br />

spürbar, dass sie sich oft treffen<br />

und austauschen.“<br />

Sehr sympathisch hat Sie in<br />

Tirol eine sehr ungewöhnliche<br />

Geschichte gemacht.<br />

Als ein Silzer Pensionist Sie<br />

im Rahmen der Bundespräsidentenwahl<br />

ins Silzer Altenwohnheim<br />

auf eine Zigarette<br />

eingeladen hat, sind Sie<br />

wirklich in Silz aufgetaucht<br />

und haben mit dem Pensionisten<br />

bei einer Zigarette geplaudert.<br />

Damit hatte keiner<br />

gerechnet, das Dorf war in<br />

Aufregung. Abseits des Bildes<br />

von Alexander Van der Bellen,<br />

das in den Medien skizziert<br />

wird – wie würden Sie sich als<br />

Mensch selbst beschreiben?<br />

Alexander Van der Bellen: „Ich<br />

hatte damals meiner Erinnerung<br />

nach in Tirol zu tun und hab‘ mir<br />

gedacht, ein kurzes Plauscherl<br />

geht sich jedenfalls aus. Ich war<br />

dann ganz überrascht, dass<br />

der halbe Ort mich empfangen<br />

hat. Damit hatte ich nicht im<br />

entferntesten gerechnet. Aber<br />

es war ein wirklich schönes<br />

Treffen. Und unser Gespräch bei<br />

einer Zigarette habe ich in guter<br />

Erinnerung.“<br />

Bundespräsident Alexander Van<br />

der Bellen ist bei den Tirolerinnen<br />

und Tirolern sehr beliebt und ein<br />

gern gesehener Gast. Landeshauptmann<br />

Günther Platter lässt<br />

es sich nicht nehmen, ihn immer<br />

persönlich zu begrüßen.<br />

Fotos: Peter Lechner/HBF, Carina Karlovits/HBF, Peter Lechner/HBF (von oben)<br />

6 │ GEMNOVA MAGAZIN<br />

GEMNOVA MAGAZIN │ 7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!